Ar.. Weihnachten im Schützengraden. Berliner Illuſtr.-Geſellſchaft. Jugenòbild König Ferdinands von Bulgarien(1877). Weihnacht. Novelle von Jens Lornſen. (Nachdruck verboten.) Wie lange ſie um die Inſel ſtritten? Dierk Sleevogt wußte es nicht. Das ging wohl, ſo⸗ lange die Erde ſtand oder Menſchen um den Ilgenſee wohnten, die däniſchen Fiſcher auf der Nordſeite und die Sleevogts im Süden. Wie der Sturm von allen Seiten durch den Wald fährt, ſo kämpften die Menſchen um das Eiland, riſſen und ſtritten daran und ließen ihren Haß zwiſchen den uralten Buchenſtäm⸗ men wogen und brauſen. Dierk Sleevogt wußte noch genau, wie er die erſte Menſchenjagd auf der Inſel begon⸗ nen hatte. Mit ſeinem Vater war er hinüber geſegelt, als ſie das Boot der Jörgenſens vom Norden hatten kommen ſehen. Den Kahn der Feinde hatten ſie verſenkt, als ſie ihn fanden, dann hatten ſie Jagd gemacht nach den Rude⸗ Seel, be Söhne und der Tochter Jörgenſens. Und während ſein Vater die Männer ver⸗ folgte, hatte er Marie Jörgenſen verfolgt, wohl ein oder zwei Stunden, bis er ſie an das Ufer getrieben hatte. Da war er keuchend vor Zorn mit erhobenen Fäuſten auf ſie zugegangen. Aber als das Mädchen ſchweigend vor ihm ſtand, und ihn erwartete, wie man ein Schick⸗ ſal kommen ſieht, mit geſenktem Kopf und ver⸗ kniffener Lippen, da war Dierk Sleevogt rat⸗ los vor ihr ſtehen geblieben. Und während ſein Mut ſich ſelbſt zuſchrie, ſie ins Waſſer zu werfen und zu ertränken, waren ſeine Arme ungelenk und ſchlaff. Er wollte das Mädchen aufheben und niederwerfen, aber als er ſie anpackte, war ein hämmernder Schreck über ihn gekommen, er hatte aufgeſchrien vor ſon⸗ derbarer Angſt und war zurückgeſprungen, zwei, drei Schritt, als hätte er Feuer berührt. Das Mädchen war ſtehen geblieben ohne ihn anzublickern, nur ihre weißen Zähne hatte er geſehen ind er wußte nicht, hatte ſie gelacht oder gedroht damit. Da hatte er einen ſchwe⸗ ren Stein genommen, hatte nach ihr geworfen und war geflohen. Nach liger Zeit hatte er ſie draußen auf dem Dorfinarkt wiedergeſehen. Sie hatte eine tiefe Narke im Kinn und ſchaute von Weitem auf ihn rait ſonderbaren Augen voll Haß. Aber ſeine Freunde neckten ihn, obs ſeine Liebſte ſei, ſo ſehr folgte ſie ihm mit ihren Blicken. Se ttdem hatte Dierk Sleevogt ſich nicht wieder auf den Markt gewagt, und wenn Holſteiner und Dänen ſich abends um die Herrſchaft ſchugen, und er hörte ſie in der Frühe prabhler, ſchlich er beiſeite, Dierk Slee⸗ vogt hatte Furcht. Der Rechtsſtrit ging vor den Gerichten weiter, ohne Ende, war wohl auch ſeit Anfang der Welt. We. dreißig Jahre auf der Inſel geſeſſen hätte, den gehörte ſie, ſagten die wei⸗ ſen Menſchen. Da gingen ſie beide mit Freun⸗ den hinüber, Din en und Holſteiner, um ein⸗ ander zu verjagen. Bis man die beiden Fiſcher eines Tages zwiſ hen ihren Booten ertrunken fand. So furchtta hatten ſie miteinander ge⸗ rungen, daß ſio auch im Waſſer nicht vonein⸗ ander ließen. Berliner Illultr.-Geſellcha“t Typen aus einem öſterr. Internierungslager für Spionageverdächtige. R———————— 5— Berliner Illuſtr.-Geſellſchaft. Jar Ferdinand von Bulgarien, Ritter des Eiſ. Kreuzes. Drei Jahre vergingen und die Kinder be⸗ traten nur ſcheu das Land. Aber eines Tages ſtieß Dierk Sleevogt wieder auf die Jörgen⸗ ſens und er ſchlug ſich mit ihnen. Aber ſie waren übermächtig, vertrieben ihn und legten eine Hütte an auf dem Holm im Ilgenſee. Als der Krieg kam, waren die Jörgenſens die erſten, die fort mußten und die erſten, die fielen. Da nahm Dierk Sleevogt wieder Be⸗ ſitz von der Inſel und fiſchte bis auch ſeine Zeit kam und er einberufen wurde. Ein Jahr lang ſtand er im Oſten und kämpfte alle Schlachten unter dem großen preußiſchen Feldmarſchall. Ein paar Mal wurde er verwundet, es war indes nicht viel und er blieb bei der Truppe. Aber wenns zum Nahkampf ging, und Dierk Sleevogt mit dem erhobenen Kolben in die ruſſiſchen Gräben ſprang, war der uralte Stammeshaß wieder in ihm wach und es war, als ſeien es Dänen, lauter Dänen rund um ihn, die ſeine Keule droſch und ſein Eiſen fraß. Einmal traf er einen von den Freunden der Jörgenſens abends im Unterſtand, und ſie ſprachen von der Heimat. Der Däne war erſt jüngſt von oben gekommen, ſchüttelte ihm die Hand und ſprach von einem gemeinſamen Feind der Dänen und Holſteiner, den's erſt zu ſchlagen gälte. Solange wollten ſie Freunde bleiben. Aber dann ſollts wieder der Grenz⸗ kampf werden wie vordem. Und Dierk Slee⸗ vogt wars recht, er nickte dazu und ſie kamen wieder auseinander. Als dem Holſteiner Arm und Bein zer⸗ ſchoſſen war, ſchickten ſie ihn um Weihnachten nach Haus, obſchon's ihm noch nicht recht war, und er gern noch draußen geblieben wäre. Als Dierk Sleevogt heimkam, war Schnee über die Welt gebreitet. Ein weites, bräunlich ſchimmerndes, endloſes Feld lag unter den tiefhängenden Wolken. Wie Rieſen, die ſich aus einem halboffenen Grab heben, lagen die dunklen Höfe der Heimat unter der weißen Decke. Und der Ilgenſee war eine einzige glänzende Fläche mit Windlöchern und Wehen. Wie eine Diele ſo glatt, wenn man am Rand ſtand. Aber von der Inſel ſtieg Rauch. Als drei Tage vergangen waren, hielts Dierk Sleevogt nicht mehr aus. Im Dorf war das Feſt des Friedens gefeiert, aber er war einſam, und wollte nichts davon hören. Seine Zähr Sinn rung. jedes delun tag a ren h und b die ſeit hauſt. Hand um ſi Als lich a genſe wiede er zu ren einm drüb⸗ We ſen u zu di ihn k Vo ö durch der zwiſc den Di wie Eiche brül konn M und wie ſtan; derb ein. D kehr über es 1 ſchre Er ſah ſie wortlos an und ſtützte ſich gegen die Wand. Sein wundes Knie ſchmerzte vom weiten Gang. „Biſt Du zurück, Dierk Sleevogt?“ Es klang faſt freudig und mitleidig. Er wollte etwas ſagen, aber die Erregung erſtickte ihn faſt. Da wollte er ſie ſchlagen vor Zorn über ſich ſelbſt. „Meine Brüder ſind tot, Dierk!“ Sie wich zurück mit funkelnden Augen, in der Hand trug ſie einen langen eiſernen Haken. Er ſah, ſie traute ihm nicht, und das machte ihn jäh⸗ zornig. „Geh von der Inſel, Marie!“ „Die Inſel iſt mein, Du!“ Sie nahm die Stange mit beiden Händen und trat dicht vor ihn. Aber als er ſie anſchaute, weinten ihre Augen und flehten.„Du haſt mich ſchon ein⸗ mal freigelaſſen, der Streit iſt aus, geh, Dierk Sleevogt!“ 5 Er ſah erſtaunt auf, aber er kannte ſein Recht zäh und mitleidslos.„Jetzt bin ich der es. Stärkere, geh von der Inſel, Marie!“ drohte be⸗ er.— ges Das Weib biß die Zähne zuſammen und n⸗ ſtand hochatmend vor ihm. ſie Berliner Illuſtr.-Geſellſchaft. Geh fort, Du!“ Und als er blieb, hob ſie ten Ankunft griechiſcher Reſerviſten in den militärbaracken Salonikis. plötzlich den Haken und ſchlug zu, daß er tau⸗ ü.. a 1 8— b. ns Sinne waren auf Kampf gerichtet, auf Erobe⸗ 5 die rung. Er hatte Rußland durchwandert und ze jedes Tal nach Höfen ausgemeſſen. Ein Sie⸗ ne delungskrieg war ihm die Zeit und um Mit⸗ tag am Weihnachtstag ſchnallte er die ſchwe⸗ nd ren hölzernen Schuhe mit dem Eiſenreif unter zen und begann übers Eis zu wandern. Sein war die Inſel, ſein Nachbarfriede war gebrochen, dar ſeit eine Jörgenſen wieder auf der Inſel pe. hauſte. Und den Krückſtock trug er in der erk Hand. Vielleicht hatte er ihn nötig, nicht nur die um ſich darauf zu ſtützen. lte Als er auf der Inſel landete, mußte er plötz⸗ ar, lich an die Zeit denken, wo er vor Marie Jör⸗ um genſen geflohen war. Das ſollte ihm nicht aß. wieder zuſtoßen. Er ſtapfte auf als ſchritte der er zu einer Kampfmuſik, mit der er marſchie⸗ ſie ren gelernt hatte. Er pfiff ſie ſelbſt, ſang ſie rſt einmal laut, um nicht die Feiertagsglocken von die drüben zu hören. ten Wer wohl auf der Inſel war? Ein Jörgen⸗ zu ſen wars, woher kamen denn noch Jörgenſens ide zu dieſer Zeit? Ach ſo, es war das Weib, das nö⸗ ihn damals verjagt hatte. Er biß vor Wut die ee-⸗ Zähne zuſammen. en Von der Kate kam Rauch und ſchlug nieder durch den Wald, durch die Tannen, die unter er-—der weißen Laſt knirſchten, bläulich ſtand er ten zwiſchen dem ſtarren Geäſt, das rührlos gegen ar, den grauen Himmel ſtand. ä Dierk Sleevogt ſchlich ſich um die Hütte, die lee wie ein großes warmes Neſt zwiſchen drei ich Eichen klebte. Im Stall ſtand Vieh und en brüllte. Durch eine mühſam verklebte Scheibe ich konnte er ſchräg in die Diele ſchauen. 5 Marie Jörgenſen ſtand vor dem Herd, kochte 75 und briet. Für wen arbeitete ſie? Es war 8 wie eine Eiferſucht, die plötzlich in ihm auf⸗ 115 ſtand, er wußte nicht gegen wen. Mit einem derben Stoß ſchlug er die Tür auf und trat ein. Its Das Mädchen hatte ſich blitzſchnell umge⸗ 5 kehrt und ſtand ihm mitten vorm Herd gegen⸗ a über. Faſt gleichgültig oder froh, er wußte 85 es nicht und wunderte ſich, daß ſie nicht er⸗. 5 5 Berliner Iltuſtt.-Gefellſchaft. ſchrak. „Dierk Sleevogt, warum kommſt Du hier?“ König Konſtantin von Griechenland bei einer Artillerie · Oeſichtigung. 4 Berliner Illuſtr.-Geſellſchaft. Angariſche Armierungstruppen auf dem Durchmarſch durch eine ſerbiſche Grtſchaft. melte. Er ſchrie auf vor Wut, packte ihre Arme, warf ſie zurück und wollte ihr den Haken ent⸗ winden. Aber ſie hatte Rieſenkräfte, griff ihn und ſuchte den Haken freizubekommen. Dierk Sleevogt fühlte, daß ihm Blut über die Stirn rann, er fühlte ſeine ſiechen Glieder, aber er fühlte auch, daß es um ſein Leben ging, wenn er unterlag. Da rang er mit ihr, wie mit einem Mann und ſie packten ſich mit all dem uralten Haß und Zorn ihrer Geſchlechter. Aber als ihn das Blut einen Augenblick blendete, gelang es dem Weib, ſich frei zu ringen und Dierk Sleevogt fühlte noch einen Schlag, daß er in die Knie brach. Er richtete ſich auf, aber es gelang nur mühſam. Er lehnte ſich gegen die Wand, ſtarrte ſonderbar auf zu dem Weib, als könnte ers nicht faſſen, daß ſie ihn über⸗ wand. Dann packten ſie ſich noch einmal, drängten gegen den Herd, löſten ſich wieder und wollten wieder gegeneinander fahre Aber als das Weib ſchon den Arm erhoben hatte, blieb ſie plötzlich ſtehen, ſchlug die Hände vors Geſicht und lehnte gegen den Pfoſten. Dierk Sleevogt fühlte das Blut in den Augen brauſen, er atmete tief und verſuchte ſich zu beſinnen. Da kam es langſam, halblaut hervor:„Ich hab Dich lieb,— Du— ich kann nicht— ich hab Dich ja lieb!“ Oeſterreichiſche Feld- Kaſſeckliche in Sbrz. Vorm Dorf draußen kamen die Glocken durch die klare Schneeluft. Dierk Sleevogt ſtand noch halb betäubt, er hatte vergeſſen, was früher war, aber er begriff, daß es am beſten ſo war für ſie beide. „Du haſt mich lieb?“ D..S. S.. S. S.. S 2.. Der Bauer vom Eſchenhof. Eine kleine Weihnachtsgeſchichte von K. von der Eider. (Nachdruck verboten.) Der Frühling kam ins Land, und noch immer ſtand die Welt in den Schrecken des Krieges. Die Flammen wichen nicht dem Sonnenſchein, und die Lenzesblumen konnten die Ströme Blutes nicht überwuchern. Der Eſchenhof lag abſeits des Kriegsgetümmels. Hier herrſchte Frieden. Breitſtirnige Rinder graſten auf der Wieſe: dort ging ein Tagelöhner hinter dem Pflug. Im Garten blühten die Apfelbäume roſig⸗ weiß. f Klas Tams, der Bauer vom Eſchenhof, lag auf dem Roßhaarſofa, die Beine auf den runden Sofa⸗ tiſch geſtreckt. Er rauchte und las nebenbei das Itzehoer Wochenblatt. Als er zu Ende geleſen hatte, erzähle er ſeiner Tochter Martjen, die mit ihrer Näherin am Fenſter ſaß, wie weit man jetzt wäre. Klas Tams redete über den Krieg wie über ein Unglück, das vielleicht ſeinem Nachbar paſſierte. Er tat dem Krieg nichts, und der Krieg tat ihm nichts, wie er ſagte. Sein Hof brachte ihm mehr ein wie in Friedenszeiten, Grund und Boden blieb derſelbe; Regen und Sonnenſchein waren umſonſt, und für die Ernte hatte man ſtatt der teuren Tagelöhner die Ruſſen. Außerdem hatte er einen hübſchen Kaſten voll Gold in ſeinem Geldkoffer liegen. Daß die Knechte eingezogen waren und vier Pferde fort mußten, war nicht ſo ſchlimm. Unter der Teuerung litt er auch nicht: es wuchs ihnen ja alles zu. Ja, man hate es gut auf dem Eſchenhof.„Vor meins⸗ wegen kann der Krieg zehn Jahre dauern“, ſagte Klas Tams. 5 Martjen ſeufzte. Das ſtand ihr merkwürdig zu den roten Backen und den blaublanken Augen. Der Vater fuhr unbekümmert fort: man bloß neugierig, was uns Kaiſer noch allens zuwege bringt. Er iſt doch ein helliſche Mann, alle bohnör!“ Martzjen ſeufzte ſtärker. Leipziger Pteſſe- Büro. „Ick bün bree 9 0 „„ nöt! s tiga büſt nich fein Nä, 9 trat Mo trar 45 Eſch gnü i guck ſein 2 den Ick kan. Lrat Jan nei Mu die reick pfer e, locken evogt jeſſen, 2 7 Ann —.— of. d E ten.) immer l nd die nicht nmels. zraſten r dem roſig⸗ ig auf Sofa⸗ ei das hatte, ihrer wäre. ber ein rte. Er nichts, in wie rſelbe; nd für elöhner übſchen Daß de fort lerung zu. Ja, meins⸗ ſagte dig zu n. ck bün allens n, alle Der Vater paffte und redete.„Jaja, der Mann hat was um die Ohren; das muß man ſagen. Er muß doch vor allens ſorgen; vor die Soldaten, vor das Volk, die Stadtsleute vor allem, denn die müſ⸗ ſen ja ſonſt verhungern. Und dann noch die Ver⸗ wundeten und die Gefangenen, all die vielen Mil⸗ lionen von Gefangenen, die allein der Hindenburg fängt.— Menſchenkindersleute, was muß der Mann bloß vor'n Kopp haben, daß er an allens denkt... Jaja, alle bohnör!“ Martjen legte ihre Näharbeit in den Schoß und ſtützte den Kopf in die Hand. Sie hielt nicht länger an ſich. Mit erſtickter Stimme brach ſie aus: „Uebermorgen reiſt Jan Willers fort— ins Feld.“ „Laß ihn man reiſen, mein Dochter! Reiſende Leute ſoll man nicht aufhalten.... Es iſt über⸗ haupt gar nicht recht, daß ſie ſo'n Menſchen erſt noch lang und breit Urlaub geben. Seine Alten haben ja ſelbſt knapp was zu beißen und zu brechen.“ „Jan kommt heute Abend her.“ „So, wat will er denn? Ick hab ihn nicht ge⸗ nötigt.“ „Aber ich— Vatter, Jan— Jan iſt nein Bräu⸗ tigam.“ „Dor ſlah doch Gott den Deubel dot! Deern, büft Du narrſch? Jan Willers, der Hans Habe⸗ nichts und Kriegtauchnichts? Das wär wohl ein feiner Bräutgam vor meine einzige Dochter Nä, laß ihn reiſen, mein Deern!“ Martjen raffte all ihren Mut zuſammen. „Ja, Vatter. Aber vorher möchten wir uns kriegs⸗ trauen laſſen.“ „Wa— at, kommſt Du auch all auf die neue Mode? Wo Du knapp 19 Jahr alt biſt— kriegs⸗ trauen!“ „Vatter, der Krieg——— „Dummzeug! Was geht mich der Krieg an! Auf Eſchenhof iſt kein Krieg. Und Du, ſei Du ver⸗ gnügt, daß Du hier in'n Fettpott ſitzeſt.“ „Vatter, Jan ſagt, das kann leicht ſein, daß Du auch noch rauskommſt. Denn wär' ich wenigſtens ſeine Frau und hätte Anhalt.“ „Ick?— Er thünt. Ick bün 44 Jahr alt gewor⸗ den und bün überhaupt doch nicht Soldat geweſen. Ick bün doch Landſturm. Der bleibt im Lande. Ick kann doch auch gar nicht weg von'n Hof. Nä, da Lrauchſt Du nicht bange vor zu ſein.— Und das mit Jan Willers, das ſchlag Dir man aus dem Kopp. mein Deern. Da würde ſich doch Deine ſelige Mutter in der Kule umdrehen. Sie war dazumal die reichſte Bauerntochter im Koog und ich der reichſte Bauernſohn. Wir waren ein Paar Paß⸗ pferde. Geld gehört zu Geld!“ 1 Unſere Kraflfahrer in Serbien. „Abér es gibt auch viele, die nicht nach Geld hei⸗ raten und die viel glücklicher ſind als die Reichen.“ „Nä, mein Dochter.“ Der Bauer ſtrich ſich den elwas ſtruppigen Bart.„Armut macht mein Dag nicht glücklich. Süh mal, es gibt bloß zwei Schlag Menſchen in der Welt. Das eine, das fünd die Herren, die haben zu befehlen und ſünd obenauf und können allens leiſten. Das andere, das ſünd die Knechte, das ſünd die Arbeitstiere ſozuſagen. Die müſſen ſich ducken und müſſen arbeiten und ſich plagen. Und wer zum Knecht geboren würd, der würd ſein Lebtag kein Herr. Dadrum geb ich mein Jawort nicht dazu, daß Du einen Knecht freiſt. So— nun weiß Du Beſcheid.“ Mit dieſen Worten ſtand Klas Tams auf und ging hinaus⸗übers Feld, um mal nach dem Vieh zu ſehen. Er ging ſehr ſteil und kam ſich gewaltig klug und wichtig vcor. Martjen ſah ihm nach, wie er gemächlich die Werft hinunterſchritt. Sie ſeufzte tief auf. Eines VBerſiner Illuſtr.-Geſellſchaft. Lreilichtbarbierſtude in Serbien. nichts vom Kriege hatte wiſſen wollen. die Hände. Berliner Illuſtt.-Geſellſchaft. war ſicher: aus der Kriegstrauung wurde diesmal nichts. Ein halbes Jahr war ſeither vergangen. In. den Eſchenkronen hingen dicke Samenbüſchel. Die gelben Blätter fegte der Nordwind über die Weerte. Noch immer tobte der Krieg im Oſten und Wetten und im Süden. Jan Willers lag bei Méricourt im Schützengraben. Martjen bewirtſchaftere der Kr mit Hilfe einer Tagelöhnerfamilie, und Klas Teuns, der reiche, große Bauer, war eingezogen als Relr Er ſaß in der Kaſerne zu Itzehoe, rauchte und philoſophierte. i „Was iſt der Menſch? Er iſt rein gar niet! und die ganze Welt iſt umgekrempelt. D. ſchenskindersleute, wie iſt es bloß möglich Ick, der kluge Klas Tams vom Eſchenhof, der beinah dos Gras wachſen hörte, ick bün hier dümmer als der dümmſte Hofjung. Wer hatt' ſich das gedacht daß man mit vierundvierzig Jahr' noch mal umlernen müßt! Ja, wenn es gegen die Franzmänner oder die Engelsmänner geht, da bün ick mit dabei und ick marſchier' auch noch mit runter nach Serhfen. Aber das Lernen, das Lernen. Die Reglements wollen mir nicht mehr in'n Kopp Ja, der gemeine Mann hat es ſchwer. Die vielen Titulatſchonen und Abzeichen— und dann das Grüßen— da würd eim der Kopp ja döſig von. Ja, ein Leutnant hat es leicht— und gar ein General! Der braucht ja bloß zu nickkoppen, wen ihn einer grüßen tut. Kindersleute, was hat es der gemeine Mann doch ſchwer!—... Dann das verflixte Bein! Es tut doch helliſch weh, wo ick da beim Exerzieren hin⸗ geſtürzt bin. Na, ick laß mir nichts merken. Am Ende ſtecken ſie einen noch ins Lazarett und ſchnei⸗ den ein'n an den Fuß herum. Da habe ick hell'ſche Menſchetten vor. Ach— das war doch'ne herrliche Zeit, als ick noch zu Hauſe auf dem Sofa lag und die Beine auf'n Tiſch ſtreckte. Martjen mochte es nicht leiden Aber davor war ick der Herr im Hauſe.“ E ſeufzte.„Dat oll Been!“ Was Jan Willers wohl machte. Von dem hatte er damals nie eine Klage gehört. Ja, dem fiel das Dienen wohl nicht ſo ſchwer. Er war es von jeher gewohnt geweſen. Klas Tams hatte zu lange Herr geſpiel. Das war nun die Strafe dafür, daß er Er faltete „Herr Gott und Vater“, betete er,„laß mich bloß ̃ geſund und heil aus dem Krieg zurückkommen, dann ſoll es auf Eſchenhof auch anders werden. Vor meinswegen kann der Großkecht dann jeden Abend Harmonika ſpielen. und wenn die Deerns mal ver⸗ gnügt ſind, ick will nichts dagegen haben. Der Tag⸗ löhner ſoll ſein Dach ausgeflickt kriegen, and Mart⸗ jen— Gott, ſie iſt mein einziges, und wenn ſie Birliner Illuftr.-Geſellſchaft. Leichenbegängnis eines ruſſ. Kriegsgefangenen in einem Sſterr. Seſangenenlager. abſchluts will— na, vor meinswegen. In dieſer Zeit, wo die Herren Knechte werden, da kann woll ein Knecht auch mal ein Herr werden.“ „Der Kerl hinkt ja,“ ſagte eines Tages der Hauptmann als er über den Kaſernenhof ſchritt. „Ich habe ibn ſchon mehrmals vom Fenſter aus be⸗ obachtet. Was fehlt ihm? „Ick habe mir, zu Befehl, man bloß ein büſchen den Fuß verrenkt.“ 5 „Melden Sie ſich ſofort beim Oberſtabsarzt.“ Er machte kehrt und „Om— ja— zu Befehl! ging. „Ick habe mir an bloß ein büſchen den Fuß ver⸗ renkt, Herr Oberſeldmarſcholl“, ſagte Klas Toms zum Oberſtabsarzt.„Ick nollie man bitten, daß Sie mich nicht ins Lazarett ſchicken. Es iſt ja man bloß der linke.“ „Schmerzen?“ „Ach nä, man bloß n büſchen.“ Der Arz ſah ſich den Fuß, der dunkelblau und rot angelaufen und ſtark angeſchwellen war, nach⸗ denklich an. „Venenentzündung. Vorläufig ins Lazarett. Auf ein Jahr zurückgeſtellt.“ Klas Toms wußte kaum, wie ihm geſchah. Zu ſeinem großen Erſtaunen wurde ihm im Lazarett der Fuß nicht abgeſchnitten. Er bekam kühle Um⸗ ſchläge und mußte, das Bein in erhöhter Lage, mehrere Wochen liegen. Dann durfte er nach Hauſe reiſen. Weihnachen kam. Die Glocken läuteten den Hei⸗ ligen Abend ein. Auf dem Eſchenhof roch es nach Brafäpfeln und Braunkuchen. Martjen ſtand mit glühenden Wangen in der Wohnſtube und putzte ein Tannenbäumchen mit Silberpapier und Lich⸗ tern aus. Der Vater lag auf dem Sofa, die Beine auf dem Tiſch.„Aerztliche Vorſchrift! ſagte er. Als Martien die Lichter anzündete, muckte er auf. „Du kannſt doch mit warten, bis es ganz üſter iſt.“ Sie lächelte vor ſich hin.„Nä, Vatter, es iſt de die richtige Zeit. Um fünf Uhr wollte er men. We: wollt kommen? Jan Willers.“ der Bauer zog die Naſe kraus.„Aeh!“ za, Vatter, und wenn Du noch Soldat wärſt, ißteſt Du vor ihm ſtramm ſtehen. Er iſt Unter⸗ fizier geworden.“ „Soſo. zas will er denn ſchon wieder auf Ur⸗ ib? Er ſol raußen bleiben“ rtjen will er, Vatter.“ ch nicht ſogleich geben. daß er noch Sperenzchen Tams wolle ſich Das war ſein gutes Recht, machte. Da öffnete ſich die Tür, jemand ſagte: „Guten Abend.“ Jan Willers ſtand vor ihnen, friſch, geſund und ſtrahlend, in der hübſchen feldgrauen Uniform, und vorn auf der Bruſt an einem ſchwarz⸗weißen Brande, da hing etwas, vor dem hatte ſelbſt der Bauer Reſpekt. „Das Eiſerne!“ Martjen fübrie den jungen Mann zum Vater, der Schein des Lichterbäumchens fiel auf die beiden blonden Köpfe und ſpiegelte ſich in den blauen Augen. Klas Toms, der große Bauer, war verlegen dem Knecht gegenüber. Nein, das war kein Knecht mehr, der da vor ihm ſtand und ihn ſo ſtolz und ſieges⸗ gewohnt anblickte. f „Na, denn ma to.“ Er räuſperte ſich zu einer längeren Rede, aber er kam nicht weiter. Ueber die Hausdiele klang es: klipp, klapp, klipp, klapp, wie von kleinen Holzpantoffeln. Die Stuben⸗ tür tat ſich wie von ſelber auf. Da ſtanden die granzönſcher Soldatenfriedhof bel Seddul · dahr( Sauipoiij. vier Tagelöhnerkinder, jedes mit einem leeren Korb über dem Arm in Reih und Glied und ſangen. Sie ſangen ſchlecht: aber denen drinnen klang es wie Engelsgeſang. „Ehre ſei Got in der Höehe. Und Friede auf Erden, Und den Menſchen ein Wohlgefallen.“ Die drei reichten ſich mit Tränen in den Augen die Hände. Das walte Gott. . e e S S S S S S e ee e e e Die ſingende Wolle. Ueber die Landſtraße wälzte ſich gen Oſten durch das von der Hochſommerſonne ausgedörrte Land des Feindes eine dichte Wolke weißen Staubes. Ihr Anfang war ebenſowenig zu entdecken wie ihr Ende. Sie hüllte Menſch und Tier auf der Straße in undurchſichtbare Schleier, daß ſie einander vor⸗ ückwärts nur wenige Schritte weit erkennen F, und bedeckte ſie alle mit einer gleich⸗ äßigen grauen Schicht, daß einer dem andern ohne Unterſchied, der gemeinſame Soldat dem ffizier, der Fuchs dem Schimmek. Aber unter der hüllenden Decke ging ein ge⸗ zaltiger Lärm, ein Klirren und Knarren, ein tollen und Rattern, ein Stampfen und Stoßen, als ob eine ungeheure Gewalt ſich vorwärts dränge. Und ein männlich ſtarker Geſang aus rauhen Kehlen kämpfte ſich aus dieſem Lärm empor und ſtieg in rhythmiſchem Wallen über die Staubwolke hinweg in die gleißende Luft des ſommerlichen Himmels. Oft ſchwoll er zu einem koſenden Brauſen an, als wollte er die Wolke ſprengen, wie die Hochflut die engenden Dämme, um den grenzenloſen Raum zu erfüllen. Denn es war der Geſang eines Volkes, das mit hingebender Seele hinein in die feindliche Ferne zu heiligem Streiten zog. Längs der Landſtraße hatte tags zuvor der Kampf gewütet. Verlaſſene Schützengräben gruben ſich in ein leicht anſteigendes Gelände, in dürre, magere Wieſen und zwiſchen breitſtämmigen Eichen in einen alten Park. Von der Wucht der Geſchoſſe war die Erde in tiefe Trichter aufgewühlt, ſtand mancher Baum zerſplittert, lag das einſtöckige Guts. haus mit geborſtenem Firſt wie ein Streiter, dem der Kampf den Schädel geſpalten hatte. Mitten unter die Zerſtörung waren Gräber ein⸗ geſtreut, kleine einander gleichende Hügel aus friſchen Schollen, die geſtern noch feucht geweſen waren. Aus jedem wuchs bereits ein hölzernes Kreuz, als einfaches Zeichen über dem Feind, mit einer Name und Rang kündenden Tafel über dem Freunde. Berliner Illuſtr.-Oelellſchaft. Unter Parkes zehn Ja feindlich regen zu Helm, noch ne davon e heißen! ehüllt wenn ic u dir nan ni über al der erſt neinen aß du u dich daß das Ein z ramm iner j! Scheu k u ſage „Mei ſonnteſt ild al önen ruder⸗ ällt m 5 ge en Ta eiern! Und anderen „Mer Felde ſe gedrillt vie wi müſſen ſolge se ſürfen, bauen orb es gen 2 urch des Ihr nde. ein vor⸗ men eich⸗ dern dem ge⸗ ein zen, inge. hlen g in weg nels. „ als t die n zu kes, dliche ampf ch in agere n in choſſe ſtand Juts⸗ dem ein⸗ aus weſen exnes „ mit dem Unter einem jener Hügel ruhte am Rande des Parkes ein junger Kriegsfreiwilliger. Mit neun⸗ zehn Jahren war hier bei dem Sturm auf die feindliche Stellung ſein junges Leben im Kugel⸗ regen zuſammengebrochen. Helm, Gewehr und der geöffnete Torniſter lagen noch neben dem Grabe, in unmittelbarer Nähe davon ein paar beſchriebene weiße Blätter, vom heißen Winde hin und her bewegt, der in Staub ehüllt in kurzen Stößen von der Landſtraße her über das Kampffeld fuhr. Es waren Briefe und Aufzeichnungen, die ſich er Wind aus dem offenen Torniſter herausgeriſſen tte und in alle Richtungen zu zerſtreuen ſuchte. Da war der Brief einer Mutter aus dem Volke, die mit unbeholfenen und den zittrigen Schrift⸗ ügen des Alters zu dem Sohne ſprach. Und es ar, als ob ſie in Gedanken ſeine junge Hand in ihrer welken, verarbeiteten Hand hielt und ihm jebevoll und aufmunternd über das Haar ſtrich, ls ſie ihm ſchrieb: „Mein lieber Junge, du mußt nicht denken. penn ich dir ſo wenig ſchreibe, daß ich nicht Lieb u dir hatte, das iſt nicht der Fall. Ich hab ja nan nur einen Lieben Sohn und der geht mich äber alles. Jeden Abend und jeden Morgen iſt der erſte Gedanke, bete zum Lieben Gott, daß er keinen Jungen im Felde behüten möge. Aber aß du dir nur keine Gedanken mehr machſt, daß u dich Freiwillig gemeldet haſt. Wir ſagen immer, aß das eine Schickung Gottes wäre Ein zweites Blatt trug ein verſchlungenes Mono⸗ ramm und die friſchen lebendigen Schriftzüge iner jungen Mädchenhand. Noch ſchien ſie die scheu der Jugend zurückzuhalten, in Worten das u ſagen, was jeder Satz dennoch ahnen ließ: „Mein lieber Vetter! Eine größere Freude onnteſt Du mir nicht machen, als uns ein liebes ild als Soldat zu ſenden. Ich will es in einen önen Rahmen neben das Bild meines lieben ruders ſtellen, und wenn ich morgens aufwache, ällt mein erſter Blick auf Euch Lieben. Bleibe 5 geſund! Ich denke immer an Euch und an en Tag, wenn Ihr als Sieger heimkehrt. Dann eiern wir bei uns zuſammen das Wiederſehen And in forſchen Schriftzügen ſchrieb auf einem anderen Blatt der Freund dem Freunde: „Menſch, haſt Du ein Glück ſchon draußen im fie ſein zu dürfen! Wir werden hier noch immer edrillt und beneiden Dich alle. Weißt Du noch, ie wir zuſammen ſprachen, daß wir ſiegen nüſſen Und wie gewaltig ſind nun unſere Er⸗ ſolge ſchon! Wir ſind dankbar, daß wir mithelfen ürfen, an unſerem„größeren Deutſchland“ zu „„ Schweizer Sanitäter und Sanitckshund. Berliner Illuſtr.-Geſellſchaft. Schweizer Infanterie in einer kunſtgerecht angefertigten Felöbefeſtigung. Einen letzten Fetzen Papier hatte der Wind ſchon mehrere Meter weit vom Grabe fortgetragen, ein aus einem Notizbuch herausgeriſſenes Blatt. Einige Verſe bedeckten es, die mit Bleiſtift wohl von dem Toten in einer geweihten Stunde ſeines Lebens ſchnell hingeworfen waren, als einfacher Empfindungsausdruck, ohne Anſpruch auf dichte⸗ riſche Vollkommenheit: Wir liebten des Lebens heiligen Born; Doch wir ergriffen die Waffen im Zorn Und kämpfen alle in ſchwerer Stunde Zu Deutſchlands Ehr' in heiligem Bunde Und ſterben und ſiegen für deutſches Leben Der Wind trug die Blätter allmählich, aber un⸗ aufhaltſam immer weiter fort von dem Grabe, und wo ſie liegen blieben, begrub er ſie unter dichtem weißen Staub.— In weißlichem Glanz flimmerte die heiße Luft. Hinter dem Grabe wölbten ſich zwei mächtige Eichen wie zu einem Dom. Ueber ihm ſpannten ſich die Bogen des Himmels ins Grenzenloſe. Berliner dlluftr- Seleilſchaft. Drüben auf der Landſtraße aber zog dem Feinde auf den Ferſen das Volk in endloſen Kolonnen gen Oſten, in eine Wolke weißen Staubes gehüllt, die den Einzelnen nicht erkennen ließ. Und aus der Wolke ſtieg ein Singen empor, das wie eine Verheißung erſcholl Walter Georgi. Aus aller Welt Ein kerndeutſcher Spruch. jetzt zwei deutſche Soldatenk richtet wurden, forderte ein Vocgefetz freiwilligen Dr. W. Groſſe aus Dresden auf, einen entſprechenden, volkstümlich und dem Soldaten verſtändlichen Spruch zu verfaſſen, der zur Ruhe und Ordnung im Hauſe ermahne. Flugs beſtieg der Beauftragte den Pegaſus und formte kunſt⸗ gerecht einen Vers, der dann bald in allen Räu⸗ nen der beiden Heime ſich an die in ihnen verkeh⸗ enden Feldgrauen alſo wendete: Kamerad, tritt ein Ein Heim ſoll's ſein Und nicht— bedenke!— Eine wüſte Schenke. Nimm ab die Mütz'; Dann geh und ſitz' Gemütlich und friedlich Und ſauf' nicht und rauf' nicht Und ſing nicht und ſpring' nicht Sei ſauber und nett! Spuck' nicht aufs Parkett! Benimm dich genau, Als ob deine Frau Hier ſchalte und walte!— Du kennſt deine Alte! Ein Feuerſchlucker. Wenn man eine größere Geſellſchaft veluſtigen will, ſo iſt folgende Aufgabe dazu geeignet: Man gieße ein Quantum Rum auf einen Teller und lege einige Korkſcheiben von der Größe eines Fünf⸗ oder Zehnpfennigſtückes hinein. Nachdem die Korken ſich ein wenig vollgeſogen haben, zündet man die Flüſſigkeit an und führt die flammenden Stück⸗ chen mittelſt einer Gabel raſch in den Mund. Die Feuchtigkeit der Mundhöhle ſchließt ein Verbrennen rollſtändig aus; ein vorhandener Schnurrbart muß mit Waſſer befeuchtet werden, damit er nicht von den Flammen verſengt wird. Dieſes Kunſtſtückchen kann auf folgende Weiſe noch erhebungsvoller ge⸗ ſtaltet werden. Aus Aepfeln ſchneidet man meh⸗ rere walzenförmige Stücke, denen man das Aus⸗ ſehen von Lichtſtümpfchen gibt. Der Docht iſt aus einem Stückchen ſüßer Mandel zubilden, und mit. Speiſeöl zu beſtreichen. Angezündet brennt ein Laon beſtehen Us ſie einge⸗ 7 den Kriegs⸗ ſolcher Docht aus Mandel wie der einer Kerze. Hat man ſich durch den Verſuch erſt überzeugt, daß die brennenden Korkſtückchen im Munde keinen Scha⸗ den anrichten, ſo wird man nicht das mind en Be⸗ denken tragen, die wohlſchmeckenden Lichtchen breu⸗ nend in den Mund zu nehmen und zu verzehren. Das„Feuerſchlucken“ wird beſonders in einem matt erleuchteten Zimmer ſeine Wirkung auf die Zu⸗ ſchauer nicht verfehlen Chriſtentum und Iſlam. Mehr als an einem Punkte berühren ſich Chriſtentum und Iſlam. Mo⸗ hammed ſelbſt hat beim Chriſtentum oft Anleihen gemacht, und die chriſtliche Askeſe war für die mo⸗ bammedaniſche vorbildlich. Es werden uns von ara⸗ biſchen Schriftſtellern zahlreiche Erzählungen über⸗ liefert, die auf einen Verkehr der chriſtlichen und mohammedaniſchen Einſiedler ſchließen laſſen. So erzählt uns Abd alwahid Ibn Zaid(lebte um die Wende des 9. Jahrhunderts), daß er einen chriſt⸗ lichen Einſiedler um den Nutzen der Einſamkeit befragt hat. Ihr Nutzen iſt— ſagte der Einſiedler „daß du Ruhe haſt vor den Heucheleien der Menſchen und Friede vor ihrer Bosheit. Und wann— fragte Ibn Zaid weiter— koſtet der Menſch die Schönheit der Vertrautheit mit Gott? Wenn die Liebe zu ihm rein von allem Irdiſchen mend die Handlung rein von jeder Selbſtſucht. wann iſt die Liebe rein? Wenn alles Dichten und Trachten nur auf eins gerichtet iſt, nämlich auf die unbedingte Unterwerfung unter Gottes Willen. r. Uien. Amerikaniſcher Kriegshumor. Es hat den An⸗ ſchein, als ob der König von Griechenland und der König von Rumänien ſich darum ſtreiten, wer von ihnen den Nobel⸗ Friedenspreis erringen wird.(New Dork Morning Telegraph.) Es iſt ſonderbar, daß niemand ſich ſo ſehr über die angeblichen Greueltaten der Zentralmachte und ihrer Verbündeten aufregt, wie die Herren, die die ruſſiſchen Pogrome inſzeniert haben.(Bonſton Tranſcript.) In Anbetracht der Weltlage will Ameri“ jetzt ebenfalls eine große Kriegsflotte bauen, die in 5 Jahren beendet ſein ſoll. Bis dahin müſſen wir allerdings alle etwaigen Kampfgänger um liebens⸗ würdige Geduld bitten.(Waſhington Poſt.) Es gibt heute keine Flüchtlinge mehr, ſondern nur noch ſtrategiſche Rückzügler.(Brooklyn Eagle.) Wir hegen den dringenden Verdacht, daß die Zunahme der Rekrutenmeldungen, die nach jedem Londoner Zeppelinangriff feſtgeſtellt wird, auf den Wunſch zurückzuführen iſt, ſich den Gefahren des Londoner Lebens zu entziehen.(Philadelphia In⸗ quirer.) N Tiefdruck Mannheim Leutnant der Reſerve Robert doſer Bankebeamter bei der Rhein. Creditbank Mannheim, wurde Nitter des bayr. Max- Joſeph- Ordens und damit in den Adelsſtand erhoben. Times⸗Anzeigen. Zwei Offiziere der Darda⸗ nellen⸗Truppen bitten um Ueberſendung eines Grammophons und unterhaltender Platten, um das Leben an der öden Küſte wenigſtens auf dieſe Weiſe etwas anziehender zu geſtalten.— Der Unterzeichnete kauft zu höchſten Preiſen Kriegs. ideen, die zur Verbeſſerung der Lage beitragen können. SSeseeeeeeeeeegeeeseeeee Denkeſpruch. Wenn das Vaterland auf dem Spiele ſteht, gibt es für niemand mehr Rechte, dann hat ein jeder nur Pflichten. Wildenbruch. Kriegsweihnacht. Von Ernſt Theodor Müller. Du Glanz vom Weihnachtsſterne In traumesſtiller Ferne, Ein Suchen quillt nach dir! im Lichterglühen idlein ſüßes Mühen— Waffen ſtehen wir. — Haß lodert in den Gründen! Wann wird der Blutſtrom münden? Wann blüht der Friedenstag? Wir wollen ja nicht klagen, Doch heute wacht ein Fragen, Das niemand dämpfen kann und mag. Wir halten unſre Gaben— Und mancher liegt begraben, Manch lieber Kamerad! Ach, wieviel dunkle Zimmer Darin nur heißer Schimmer Von einſam bittrer Tränenſaat! Herr Chriſt, König der Welten, Aus ew'gen Lichtgezelten Giß deines Sternes Spur! Daß auch des Schmerzes Welle In deiner Liebeshelle Aufleucht' ein Weihnachtsſtündlein nur! Aus dem zweiten Dezemberheft des von J. E. Frhrn. v. Grotthuß herausgegebenen„Tür⸗ mers“(Stuttgart, Greiner u. Pfeiffer). SSSScscsceeseeseeeeeesese Scherzfragen. Welche Aehnlichkeit iſt zwiſchen der Butter und einer Geige? Antwort: Beide werden geſtrichen. Wer hat vom ſchlechten Abſatz nur Vorteile? Antwort: Der Schuhmacher. 5 Rätſel. Zwei deutſche Städte— eine(iegt Am Rhein, du wirſt ſie kennen. Wenn beide man zuſammenfügt, So werden ſie die Hauptſtadt nennen Von einem einſtigen Königreich, Nur muß von einer Stadt man gleich Zum Schluß einen Buchſtaben trennen. Löſung: Liſſa— Bonn.— Liſſabonn. E Auflöſung des Bilder⸗Nätſels in Nr. 10: „Der wachfſende Erfolg der Verbündeten in Serbien“. Druck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buchdruckerei Tiefdruckanſtalt in Mannheim. Verantwortlich i. V.: Julius Weber.