Freitag, 21. lopember Ur. 47.— Jalirgang 1913 Mannheimer Illustrierte Zeitung Wochen⸗Chronik des„Mannheimer General⸗Anzeiger, Badiſche Neueſte Nachrichten“ Abonnementspreis monatlich 15 Pfg. für die Abonnenten des Erſcheint jeden Freitag, Mannheimer General⸗Anzeiger, Badiſche Neueſte Nachrichten“ 5 5 5 8 6 20 Pfg. für die Vicht e N Verlag: Dr. H. Baas'ſche Buchdruckerei G. m. b. B., Mannheim — S A CC c 85 eee 2 n n 7 r e S Von der Hubertusjagd des Weſtpreußiſchen Reiter⸗Vereins. Rechts: Das Kronprinzenpaar. Aus dem ſich anſchließenden Auslauf ging Leutnant Graf von Kaiſerlingk(I. Leibhuf.) vor dem Kronprinzen als Sieger hervor. Die Kronprinzeſſin konnte 124 Brüche verteilen. Gutnahme Phot. Böhm-Dauzig) 7. 1 44 49 . — e N * n Ni „ — 8 7 8 * 8 . . P 6 Zur Ausſtellung der deutſchen Spitzenſchule in Berlin. Schneeberg. 3. Decke von Leni Matthai⸗Hannover. Vor kurzem veranſtaltete die deutſche Spitzenſchule in Berlin eine Ausſtellung im Abgeordnetenhauſe, die außerordentlich inter⸗ eſſant und anregend war. Die Leitung der Ausſtellung lag in Händen der Frau Exzellenz von Hausmann und der Frau Dr. Beyer, Leiterin der deutſchen Spitzenſchule, die alles getan hatten, um einen möglichſt vollſtändigen Aeberblick über den gegen⸗ wärtigen Stand der deutſchen Spitzenkunſt zu geben. Die 5. Seltenes Stück der Kgl. Sächſ. 6. Biedermeiertiſchdecke von Frau Labioda⸗Neukölln. 1, 2 und 4. Spitzen der Kgl. Sächſ. Muſter⸗Klöppelſchule in Muſter⸗Klöppelſchule in Schneeberg ſeltenſten Muſter wurden gezeigt, Spitzenarbeiten von ſolcher Vollendung und Feinheit, daß man verſtehen lernt, warum ſich deutſche Fürſten und Damen und Herren der vornehmſten Geſellſchaft ſo außerordentlich für die Entwicklung der Spitzen⸗ kunſt intereſſieren. Sehr viel zur Hebung dieſer Kunſt trugen auch die Muſterſchulen bei, ſo die Kgl. Sächſiſche Muſterſchule in Schneeberg und die Schleſiſche Spitzenſchule. „ Zum Kampf gegen die Opiumſucht. Im chineſiſchen Parlament kam es vor kurzem zu einer erregten Debatte gegen die Art, in der die Japaner den Opiumhandel in China betreiben. Man forderte die Regierung zu energiſchen Gegenmaßregeln auf. Anſer Bild zeigt die japaniſche Opium⸗Faktorei in Taihoku, Formoſa, in der faſt ausſchließlich Chineſen beſchäftigt werden. . Schachmeiſter Capablanca, der der Melly Beeſe, Der erſte weibliche Profeſſor kubaniſchen Geſandtſchaft in Petersburg die bekannte Fliegerin, arbeitet an der der Medizin in Deutſchland, Frl. attachiert wurde, damit er an Schach⸗ Konſtruktion eines neuen Flugzeuges. Dr. Rahel Hirſch, Profeſſor der Medizin wettkämpfen teilnehmen kann. Phot. B. I. G.) an der Charité, Berlin. chen. 775 Un M Der Huldigungsakt vor dem Rathaus auf Auf der Fahrt zur Frauenkirche. (Phot. Hoffmann, München.) „ önung in skr ruppen. Mitte: ks und rechts 77 S Zur Kön digung der dem Marienplatz. Anten l hrend der Verei Wã 2 Oben E— Rekrutenvereidigung in Potsdam. Is war ein Weihnachtsabend, und Hildegard Walter ſaß weinend in ihrem Zimmer allein. Immer und immer wieder las ſie den Brief, den ſie ſoeben von ihrem Mann empfangen hatte. „Ich kann leider nicht zur Zeit kommen, kleine Frau. Schade, gerade heute. Muß im Klub zu Mittag eſſen. Habe dort eine geſchäftliche Verabredung, die ſich nicht aufſchieben läßt. Inzwiſchen herzliche Grüße für meine Hilde. Karl.“ Endlich legte ſie den grauſam proſaiſchen Zettel beiſeite und begann zu grübeln. Wie verſchieden, ach wie unendlich verſchieden war dieſer Brief von einem andern, den ſie auch zu einem Weih⸗ nachtsabend erhalten hatte— vor nun drei Jahren— von ihrem damaligen Freunde Heinrich Nord. Vielleicht wäre ſein Bild in ihrer Erinnerung heute völlig verblaßt, beſäße ſie nicht dieſe Briefe— doch ſo, ach! ſo warfen ſie einen beſtändigen roſigen Schatten zwiſchen Hilde und ihr wirkliches Leben. Der liebe, gute, ſonnengebräunte Karl, ihr derber, breitſchultriger Mann war ihre Wirklichkeit. Wieder nahm ſie ſeinen Brief vor.„Meine Hilde!“ Sehr freundlich, ſehr herzlich, aber ach, ſo furchtbar alltäglich! Heinrich dagegen, Heinrich, o, der hatte ſie ſtets ſeine„Prinzeſſin“ genannt. Sie wollte alte Erinnerungen wieder für eine Weile zum Leben erwecken und las wie ſchon hundertmal Heinrichs Brief: „O, meine Prinzeſſin! Ich hatte eine ſchlafloſe Nacht— eine holde ſchlafloſe Nacht— und dachte Dein! Das unbarmherzige Vergeſſen des Schlafes blieb mir gnädig verſagt; der Schlaf kann grauſam ſein, wenn er uns lichtumſtrahlte Gedanken raubt. Während der ganzen Nacht ſah ich Dich vor mir. Dein Bild in dem duftigen Balllleid, mit Deinem ſchneeweißen Hals, Deinen ſchneeweißen Armen, ſtrahlte wie reine Lilien in einem Roſenbett und verließ mich nicht einen Moment, Geliebte! Die heimliche, uneingeſtandene Liebe, von der Hofphot. Ernst Eichgrün, Potsdam.) Briefe. Von Hans Günther. die Dichter ſingen, iſt matt und arm im Verhältnis zu der Glückſeligkeit der geſtandenen Liebe. Denke ſtets, ſtets daran, meine kleine Prinzeſſin mit den Amethyſtaugen, daß ich Dich liebe, Dich liebe! Bis Gottes Sterne erlöſchen der Deine. Heinrich.“ „Wenn Karl nicht ſo unſäglich nüchtern wäre, würde ich ja nicht ſo ausſchließlich auf mich ſelbſt und auf—„meine Vergangenheit“— angewieſen ſein“, murmelte ſie.„Könnte er doch einen ſolchen Brief ſchreiben!“ „Guten Abend, Hilde!“ rief eine muntere Stimme. Karls rieſenhafte Geſtalt mit dem ſchönen, guten Geſicht beugte ſich zu ihr herab. „Haſt du meinen Brief bekommen, liebes Kind?“ fragte der Rieſe, indem er Mantel und Handſchuhe ablegte. „Ja, Karl, ich habe ihn bekommen— aber—“ „Aber— liebe Kleine, was gibt's denn?“ fragte er be⸗ ſtürzt.„Tränen, Tränen? So erzähl' doch...“ And zärtlich umfing er ſie mit ſeinen muskulöſen Armen. „Ich— ich— ach Karl— ich— es iſt— ſehr— ſehr dumm. aber ich— ich wünſchte, du ſchriebeſt nicht ſo pro.. proſaiſche Briefe— wenigſtens nicht am Weih Weihnachtsabend!“ „Liebling, kleiner dummer Liebling, das iſt ja zu komiſch!“ „Ich— ich weiß— daß ich ſehr töricht bin, Karl,“ murmelte die mißverſtandene Frau mit Würde und milder Ergebung. „Nein, nein, Liebling, ſüß biſt du, wie eine geliebte kleine Frau ſein ſoll. And was den Mangel an ſchönen, zierlichen Phraſen in meinen Briefen betrifft, ſo kann ich als Ent. ſchuldigung nur meine Erfahrung aus früheren Zeiten an⸗ führen. Vor drei Jahren, als ich dich, Liebchen, noch nicht kannte, brachte ich das Weihnachtsfeſt bei Freunden auf dem Lande zu, und da traf ich einen Jüngling, der eben ſeine neunundneunzigſte Liebelei hatte und mich Liebesbriefe an ſeine angebetete Göttin ſchreiben ließ.“ „Briefe Due“ 28 d * 2 Das erſte Oſtaſiatiſche Mu⸗ anſicht und Innenraum des vor Muſeums in Cöln. „Ja! Scheint dir unmöglich, nicht wahr? O, ich bin ungeheuer poetiſch, wenn ſich nur der rechte Anlaß findet, das zu beweiſen. Ich erinnere mich des armen Jungen— wie hieß er denn gleich— Nord— ja, ja, Heinrich Nord. Alſo der Aermſte brachte beim beſten Willen keinen Liebes⸗ brief zuſammen. And ſo gab ich mich dazu her, ſeine glühenden Ergüſſe an ſeine„Prinzeſſin“ in die ent⸗ ſprechende Form zu bringen. Iſt das nicht drollig? Doch durch dieſe Humbugs⸗ Der erſte öffentlich 0 e Fernſprechkiosk in Berlin. Phot. B. I. 6 ſeum in Deutſchland. Außen⸗ kurzem eröffneten Oſtaſiatiſchen (Phot. Salter.) korreſpondenz habe ich mich ſeit⸗ dem wohl unwillkürlich daran gewöhnt, meine eigenen Emp⸗ findungen und Mitteilungen mög⸗ lichſt ſchlicht und kurz auszu⸗ drücken, wie tief ich auch fühlen mag. So mußt du deinem Ehe⸗ gemahl ſchon huldvollſt verzeihen, mein Liebling, meine—„Prin⸗ zeſſin“, nein, beſſer— meine kleine Frau.“ Hildegard anwortete nicht. Doch Karl wurde in den ſiebenten Himmel verſetzt durch den längſten und innigſten Kuß, den ſeine Frau ihm je gegeben hatte. Eine neue Garniſon. Holzminden iſt infolge der Neuformation unſeres Heeres Garniſonſtadt geworden, da das aus vier Kom⸗ pagnien des X. Armeekorps neugebildete dritte Bataillon des 164. Infanterie⸗Negiments dort ſeinen Standort erhielt. Anſer Bild zeigt die Empfangsfeierlichkeiten auf dem Platz vor der Baugewerksſchule. ß r.. ß 8 N 8 5 F re rr rr Die Königin⸗Mutter von Siam mit ihrer Perlenkette, die einen Wert von Millionen Mark hat. Wandelhalle im Chakri⸗Palaſt in Bangkok. Schloß wache und Eingang zum Chakri⸗Palaſt. König Vajirawudh von Siam im Krönungs⸗Ornat. Speiſezimmer im Chakri⸗Palaſt in Bangkok. (Phot. Haeckel) Das neue Siam. Die Reſidenz des Königs in Bangkok, inmitten der Stadt ſelbſt hinter dem Grün weitkroniger Bäume gelegen, iſt mit den vielen ſpitzen Türmen und Dachfirſten und in bunt⸗ ſchillernder Moſaik erglänzenden Säulen und goldenen Kuppeln eine Stadt für ſich, ein in die Wirklichkeit überſetztes orientaliſches Märchen mit modernem Anſtrich. Wir betreten ſie durch eins der Tore, welche die die Reſidenz umgebende weiße Mauer unterbrechen. Allerdings muß man ſich zuvor mit Hilfe ſeines Konſulats reſp. Ge⸗ ſandtſchaft eine Erlaubnis von dem königlichen ſiameſiſchen Hofmarſchallamt erwirkt haben. Zu gleicher Zeit gibt man die Zeit an, zu welcher man den Palaſt zu beſuchen wünſcht. Die Erlaubnis läuft für gewöhnlich prompt nach 1 bis 2 Tagen ein. Ein engliſch ſprechender Hofbeamter nimmt uns dann am Tor in Empfang, um den Führer durch den Schloßhof uſw. zu machen. Man ſchreitet zunächſt richtige Straßen entlang, von niedrigen hellgeſtrichenen Steinbauten gebildet, in denen ſich die Wohnungen der zahlreichen Hofbeamten und deren Kanzleien befinden, die aber auch als Gefängnis dienen können und zwar für Edelleute oder höhere Beamte, welche ſich eines Vergehens ſchuldig gemacht haben. s Eine der Straßen führt direkt zu dem Palaſt, welcher ſich hinter einem blumenbepflanzten Platze ſehr ſtattlich und dabei doch anmutig erhebt, in modernem Renaiſſanceſtil, das Dach aber mit den drei ſpitzen Türmchen völlig ſiameſiſch gehalten. Der Palaſt iſt im modernſten europäiſchen Stil eingerichtet. e EF JJJ!!!...kãͤũͤũũ P 1 8 — 8 — 8 SSS r ee d — 8 8 * Die Hängefähre über den Tees River, die wichtigſte Waſſerſtraße des nordöſtlichen Englands. Die originelle Fähre wurde konſtruiert, weil der Bau einer Brücke durch die verſchiedenen Höhenlagen der Afer erſchwert worden wäre.(Phot. Haeckel) f Schnellpoſtbeförderung in Amerika. 1 Die Poſtſäcke werden aus dem mit unverminderter Schnelligkeit Die Poſtſäcke hängen an Stahlmaſten und werden durch die Greifer fahrenden Zug in die Empfangsgrube geworfen. des Poſtwagens(ſiehe nebenſtehendes Bild) heruntergeriſſen. *(Phot. Haeckel.) rr rr rr reer rere Nachdruck fämtlicher Bilder und Artitetl vervoten. Verantwortlicher Redakteur: Hans Vodenſtedt, Berlin⸗Schöneberg. Druck: Paß& Garteb G. m. b. H., Berlin.