9 d n PF ..]%—Eẽ n e PCC De e * Jahrgang 191 Mannheimer Illustrierte Zeitun Mochen⸗Chronik des„Mannheimer General⸗Anzeiger, Badiſche Neueſte Nachrichten“ Abonnementspreis monatlich 1s Pfg. für die Abonnenten des 11 i „Hlannheimer General⸗Anzeiger, Badiſche Neueſte Nachrichten“, 8 5 Freitag. 20 Pfg. für die Nichtabonnenten. verlag: Dr. H. Haas ſche Buchdruckerei G. m. b. B., Mannheim 05 0 1 5 Kriegszuſtand! Ein Offizier, begleitet von Soldaten und Trommlern, macht Anter den Linden in Berlin die„Erklärung des Kriegszuſtandes“ öffentlich bekannt. puot Gabe. kaeckel.) 2 nnn. ĩ ·˙ ˙¹:——— 1— — m— E CCC ¼ ͤVyJTTVG00TTuTGTTGGTGTbTTTbTbbTbTbTbTbTTbTbTbTbTbTbTbTbb—. . r 8 7 2 Die Brücke von Semlin nach Belgrad, der Schauplatz der erſten Kämpfe zwiſchen Oeſterreich und Serbien.(Phot. Branger.) 3.— Der deutſche Turbinenkreuzer„Augsburg“, der den ruſſiſchen Kriegshafen Libau bombardierte. Errichtung von Anterkunftszelten durch das Militär auf dem Tempelhofer Felde in Berlin. N„ Der Gottesdienſt am Bismarck. Denkmal in Berlin. Hunderttaufend Menſchen ſingen nach Beendigung der Predigt die deutſche Nationalhymne. Oben: Hofprediger Lie. Doehring be dem Gottesdienſte auf der Freitreppe des Reichstagsgebäudes. (Phot. Hohlwein& Giercke und A. Grohs.) e Generalfeldmarſchall a l Helgoland, N Herzog Bernhard Freiherr v. d. Goltz, die für die deutſche Flotte wichtige Inſel in der Nordſee. von Sachſen⸗ Meiningen, (Phot. Gebr. Haeckel.) v. Tirpitz, Großadmiras Eingezogene Berliner Neſerviſten in der feldgrauen Generaloberſt v. Keſſel, der deutſchen Flotte. Aniform auf der Fahrt zum Bahnhof. Oberbefehlshaber in den (Photothek.) Presse-Photo.) Marken.(Fhotothek.) 1 „ 1 Verhaf tung verdächtiger Nuſſen in Berlin. In der Montag-⸗Nacht wurde eine Razzia veranſtaltet, bei der eine große Anzahl f von Ruſſen aller Stände in polizeilichen Gewahrſam genommen wurde.(Photothek.) E 5 c N a N 5 a 5 f . ve c PPTP A 0 S ..,. FP * E C. ιιιιιννιννε PPP . Petersburger Garde⸗ Regiment. (in den Oſtſeeprovinzen), Kowno, Grodno(in Weſtrußland), Breſtlitowsk, Lutzk(in Polen) Kiew, Tiraspol und Nikolajewsk(in Südrußland). Letztere vier Feſtungen bilden den Grenzſchutz gegen Oeſterreich, während die erſtgenannten gegen einen deutſchen Angriff errichtet ſind. Vor dieſem Feſtungsgürtel liegen noch in dem Teil von Nuſſiſch⸗Polen, der ſich in das preußiſche und öſterreichiſche Gebiet hineinſchiebt die Feſtungen Warſchau, Iwangorod(das alte Modlin der Polen) und Bjeloſtok. Hinter dieſem Feſtungswall ſoll ſich, wie geſagt, im Kriegsfall der Aufmarſch der ruſſiſchen Truppen vollziehen. Rußlands Heer beſteht augenblicklich aus 41 Armeekorps, von denen jedoch ſechs in Sibirien und zwei in Turkeſtan(Aſien) ſtehen. Aber auch von den übrigbleibenden 33 Korps ſind noch die vier kaukaſiſchen abzuziehen, weil die türkiſche und perſiſche Grenze nicht entblößt werden kann. Es bleiben mithin für einen europäiſchen/ Krieg 29 Armeekorps zur Verfügung. Von denen ſtehen zwei in Finnland und um Petersburg, fünf im Wilnaſchen Militärbezirk, ſechs im Warſchauer, fünf im Kiewſchen, zwei im Odeſſaer, fünf im Moskauer und vier im Kaſanſchen. Von dieſen kommen die Wilnaer und die Warſchauer Truppen in erſter Linie für den Beginn des Krieges gegen Deutſchland in Betracht, während die Kiewer und Odeſſaer Truppen gegen Oeſterreich marſchieren dürften. In zweiter Linie würden dann die fünf Moskauer und die vier Kaſaner Korps Verwendung finden, von denen man meint, daß erſtere zur deutſchen Grenze, letztere zur öſter⸗ reichiſchen geſandt werden würden, während die beiden Petersburger zum Schutze e αα CCC C e ee v Rußlands lit Die Situation, in der ſich päiſcher überſtehen, lenkt unwillkürlich die auf un und auf die Macht, die ſein Heeiſtge dark über das ruſſiſche Heer ſind äußßfer zu geſamte Militärweſen mit einen Schleie geben iſt. Das geht ſo weit, daß huma n der jedes Jahr einzuſtellenden Ann öffent wird. In die Preſſe darf natür ſolch, nichts gelangen. Dazu kommt, diſugenblie in einem Stadium der Neorganiſſudet, di ſich im japaniſchen Kriege nur zuſgezeigt Da Nußlands rieſige Entfennſn wenig netz und das Zerſtreutwohnen der aug eine r ein ſchnelles Zuſammenziehen ſeinſn verhin gürtel angelegt worden, hinter denflufmarſ⸗ ſoll. Am finniſchen Meerbuſen liegſorg, Wil Inſel vor Petersburg). Dann folgenpach Süd 8 RNuſſiſche Artillerie im Felde. r 4 —— Ruſſiſche Grenzſoldaten vor einen e dee de dee eee eder ee N D e e e Ct CEE EU——“ dea Cc C P„ 8 8 7 7 8 llitär ˖ 5 tar macht. 5 4 * e ſich ppäiſchen Großmächte jetzt gegen⸗ 9 1 70 4 ich die auf unſeren Nachbarn im Oſten 5 8 9 9 A U 1 n Heelſege darſtellt. Zuverläſſige Daten 8 85 1 nd äußfer zu erhalten, weil dort das 7 einen Schleier des Geheimniſſes um⸗ 1 it, daß huma nicht einmal über die Höhe 1 den An öffentlicher Sitzung verhandelt ſolchen Amſtänden ſo gut wie Entferin wenig ausgebildetes Eiſenbahn⸗ 8 ü 3 en der aug eine raſche Mobilmachung und— 5 ee 5*— 5 5— en ſeinſ verhindern, ſo iſt ein Feſtungs⸗ Das Leibkoſaken⸗Regiment. ufmarſch der Truppen vollziehen der Hauptſtadt verbleiben würden. Zahlenmäßig iſt das ruſſiſche Heer jedem anderen ſtark überlegen, aber der japaniſche Krieg hat zur Genüge bewieſen, daß es auch im modernen Kriege mehr auf Geiſt, Führung und techniſche Ausbildung ankommt, als nur auf die Zahl. Es ſind ſich nun alle Kenner des ruſſiſchen Heeres einig, daß in ihm ſchwere Mängel vorhanden ſind. Gewiß bilden die genüg⸗ ſamen ruſſiſchen Bauern ein gutes Soldatenmaterial. Je mehr jedoch die Technik in das Militärweſen eindringt, um ſo weniger kann der oft noch gänzlich ungebildete ruſſiſche Bauer den Anforderungen genügen. Dazu kommt, daß bisher noch ſtets nicht nur die Intendantur verſagt hat, ſondern daß ſich auch die techniſchen Hilfsmittel niemals auf der Höhe erwieſen haben. Es iſt gewiß ſehr falſch, einen möglichen Gegner zu unterſchätzen. Andererſeits iſt es ſehr bezeichnend, daß unſer Militärwochenblatt die Anſicht vertritt, daß. die Kampfkraft der ruſſiſchen Armee meiſtens überſchätzt wird. Es ſchreibt: „Daß die ruſſiſche Armee der Zahl nach von außerordentlicher Stärke iſt, kann niemand beſtreiten, die Zahl entſcheidet aber, wie uns die Kriege Friedrichs des Großen lehren, im Kriege glücklicherweiſe nicht; als wichtigere Faktoren treten hier noch hinzu die Moral des Heeres, höhere Führung, Bewaffnung, Ausrüſtung, Lage und Ausdehnung des Staatsgebietes, deſſen Eiſenbahnnetz, Geſinnung der Bevölkerung und dergleichen mehr.“ Dieſe Worte ſcheinen um ſo beachtenswerter, als die deutſche militäriſche Leitung bisher niemals in den Fehler verfallen iſt, den Gegner gering zu achten. f 1 8 dd ed dd eee dd 8 N NN eee end. ſchiebeſhen Regimentern ſehr beliebt ſind. — ND N Nn eee n 7 7 . 7 1— Nr, i 7 inen an der deutſch- ruſſiſchen Grenze. Ruſſiſche Infanterie im Gefecht. 1 eee e SA FP i 5 Eine Woche ſchon befand man ſich in der Mobiliſierung, vor zehn Stunden war die Kriegserklärung erfolgt. Tnapp an der Straße mit den ſchwarzgelben Grenzpfählen lagert eine Kompagnie des Gebirgsregiments. Ernſte, ver witterte Geſtalten, von Kraft und Selbſtbewußtſein ſtrotzend, die kurze Pfeife zwiſchen den weißen geſunden Zähnen. Nur ſelten ſpricht einer ein Wort, nur die ſcharfen blauen Augen ſpähen ſorgſam in die Nunde, nach den Poſten, die wie wach ⸗ ſame Schäferhunde die Abteilung umkreiſen, in die Ferne, wo man lange graue Linien vorbeiziehen ſieht, aus denen es von Zeit zu Zeit aufblitzt, wie gleißendes Gold. Es iſt die feind · liche Armee, deren einzelne Teile in die Räume marſchieren, von denen ſpäter das allgemeine Vorrücken beginnen ſoll. Langſam ſenkt ſich die Dämmerung nieder. Noch einmal glüht der feurige Sonnenball auf, dann verblaßt er und ver⸗ ſchwindet— es wird Nacht. Wenige Schritte ſeitwärts der Kompagnie liegen zwei Offiziere. In ihre lichten ſchweren Mäntel gehüllt, die Lagerdecke über das kalte, feuchte Gras gelegt, liegen ſie da und rauchen ſchweigend ihre Zigaretten. Plötzlich hörte man in unmittelbarer Nähe eilende Menſchenſchritte. Sie kamen von rückwärts, wo das Gros der eigenen Brigade lag. Im Augenblick hallte, mit unterdrückter Stimme und dennoch ſcharf gerufen, ein Wort durch die Nacht:„Halt!“ And dann, als der Schatten ſtehen · blieb:„Wer da?“ Die Geſtalt gab Antwort:„Meldemann der 11. Brigade!“ Der Poſten, der den Mann geſtellt hatte, fragte weiter:„Wohin?“„Mit Meldung an Hauptmann Möller!“ Der Poſten ſchulterte ſein Gewehr, das er bisher auf den Unbekannten gerichtet hatte:„Paſſiert!“ Gleichzeitig ertönte auch die Stimme des Kompagniekommandanten, der ſich halb aus ſeiner ruhenden Stellung aufgerichtet hatte:„Was gibt es?“„Befehl vom Brigadekommando!“ Der feldmarſch mäßig bepackte Infanteriſt griff in die Taſche und brachte ein zuſammengefaltetes Papier zum Vorſchein. Dann wollte er ein Streichholz entzünden, doch der Offizier wehrte ab:„Laſſen Sie nur!“ Hauptmann Möller griff in die Ledertaſche, die an ſeiner Seite hing, und brachte eine elektriſche Taſchenlampe zum Vorſchein. Die Linſe wurde mit einem Taſchentuch bedeckt, daß nur ein blaſſer Schein durchſchimmerte, dann drückte der Hauptmann auf den Knopf und ließ das gedämpfte Licht auf das Papier fallen. Er las:„Senden Sie ſofort eine Offizierspatrouille aus und laſſen Sie von dieſer konſtatieren, ob die Anweſenheit feindlicher Luftſchiffe dortſelbſt auf Wahrheit beruht. Aus · erleſene und kaltblütige Leute. Heger, Generalmajor.“ Möller beſtätigte den Empfang der Meldung und gab dem Infanteriſten den abgetrennten Coupon:„Es iſt gut!“ Der Mann ſalutierte und ging wieder in die tiefe Dunkelheit zurück, aus der er gekommen, der Kompagniekommandant aber wandte ſich an ſeinen Leutnant:„Du mußt marſchieren, lieber Farkas.“ Der Hauptmann las dem jungen Offizier mit flüſternder Stimme den Befehl vor und fügte hinzu:„Wähle Dir die ſechs beſten Leute aus. Wenn du fertig biſt, marſchiere ab. Melden brauchſt Du Dich bei mir nicht. Nur nach dem Einrücken.“ s Er machte nie viel Worte, Hauptmann Möller war ein wortkarger Menſch. Vor Jahren hatte er ſeine Frau verloren, kaum daß er ſie gewonnen hatte. Im Kindbett ſtarb ſie, und mit ihr ſein Sohn, der nicht einmal das Tageslicht geſchaut hatte. And ſeit dieſem Tage war er menſchenſcheu. Er reichte ſeinem Subalternoffizier nur die Hand und nickte ihm freundlich zu. Leutnant Farkas hatte in wenigen Minuten ſeine Wahl getroffen und die Leute inſtruiert. Ein kurzes, halblautes Kommando, mit leiſem Knacken wurden die geſchwärzten Bajonette auf die Gewehre geſetzt, dann erklang der Gleichſchritt der Patrouille und wurde ſchwächer und ſchwächer. Leutnant Farkas marſchierte mit ſechs Mann in die tiefe Dunkelheit hinein, in die Angewißheit der kommenden Stunden. Nur Schritt für Schritt rückte die kleine Abteilung vorwärts. Endlos ſchlich die Zeit dahin. Dem führenden Offizier erſchien ſie wie Stunden, und doch waren kaum zwanzig Minuten vergangen, ſeitdem die Patrouille den ſchmalen Wald ſtreifen betreten hatte. Endlich ſchimmerte es durch die Bäume ganz ſchwach, faſt unmerklich, und die Leute beſchleunigten ihre Schritte. Nur wenige Minuten noch, ſie wußten es, und man befand ſich wieder auf offenem Felde. Knapp hinter den letzten Bäumen, noch gedeckt, blieb die Ab · teilung ſtehen. Die Leute legten ſich nieder, nur Leutnant Farkas nahm ſeinen vorzüglichen Nachttrisder zur Hand und kreiſte aufmerkſam die Amgebung ab. Nichts zu ſehen, ſo ſehr er auch ſeine Augen anſtrengte. Doch halt! Dort, wo der zweite Waldſtreifen begann, auf dem langen, grauen Felde, ſtand dort nicht etwas? Ganz unmerklich hob ſich dort etwas Graues ab, etwas lichter als die Amge⸗ bung. Man konnte nur nicht recht unterſcheiden, was es war. Der junge Ofſizier ſah ſchärfer hin, und plötzlich ſtieß er einen unterdrückten Schrei aus, aus dem es wie Jubel klang. Dann ein kurzes, leiſes Kommando, wieder ſetzte ſich die Patrouille in Bewegung und eilte faſt im Laufſchritt, eine lange Linie bildend auf das unbekannte Etwas zu. Jetzt Eine Rekognoszierung. Von Guſtav Holmes. konnte man ſchon die Amriſſe erkennen, und vor den freudig leuchtenden Au en der Soldaten erhob ſich, wie ein rieſiger grauer Vogel, das Ziel ihrer Nekognoſzierung. Ein Zeichen des Leutnants, und die Soldaten nahmen die Gewehre in die Hand und ſtürmten auf den Aeroplan los. Man erwartete jeden Augenblick, daß ſich feindliche Soldaten rrheben, mit einem Hagel von Eiſen und Blei die tollkühnen Angreifer begrüßen würden. Doch nichts geſchah, die Beſorgnis des Offiziers ſchien unbegründet zu ſein. Zwanzig Schritte noch, dann war man am Ziel, noch fünfzehn, jetzt nur zehn. Da erhoben ſich von der Erde zwei Geſtalten, die bisher vom Aeroplan gedeckt waren. Taumelnd, wie ſchlaftrunken, ſtanden ſie da, und ſtarrten mit weit aufgeriſſenen Au en, in denen man das Weiße durch die tiefe Dunkelheit ſchimmern ſah, nach dem näherkommenden Spuk. 5 So mußte ihnen, die ihre Pflicht als Wächter verſäumt und ſich leichtſinnig dem Schlafe hingegeben hatten, die lautlos vorwärtsſtürmende Patrouille auch erſcheinen. Jetzt hob der eine den Arm, wie um einen letzten War · nungsſchrei auszuſtoßen— doch es war ſchon zu ſpät. Das Wort blieb ihm in der Kehle ſtecken, dann boheten drei Bajonette in ſein Herz und ein Blutſtrahl entquoll dem Munde. Sein Kamerad hatte das gleiche Schickſal. Wenige Augen; blicke ſpäter lagen zwei Leichen am Boden und ſtarrten an⸗ klagend zum düſteren Himmel, der ſie ein paar Stunden Schlaf mit dem Tode büßen ließ. Leutnant Farkas ließ erſt den nächſten Amkreis des kurzen Kampfes abſuchen, bevor er den Apparat in Augenſchein nahm. „Syſtem Taube!“ murmelte er. Dann überzog ein blitzſchnelles Leuchten ſein junges friſches Geſicht:„Gerade der einzige Apparat, den ich vom Luftſchifferkurs her kenne.— Korporal Baſtler!“ Der Ge. rufene trat näher. „Hätten Sie Luſt, mit mir eine Fahrt zu machen?“ Der Anteroffizier lachte über das ganze Geſicht:„Jawohl, Herr Leutnant!“ „Keine Angſt?“ „Nein, Herr Leutnant! Herr Leutnant haben den Kurs doch als Erſter abſolviert!“ „Dann iſt es gut!“ Farkas rief den zweiten Anteroffizier und inſtruierte ihn mit kurzen Worten. Dann nahm er ſeinen Meldeblock zur Hand, ſchrieb ein paar Worte auf und gab das Blankett dem Gefreiten:„Das geben Sie dem Herrn Hauptmann! Melden Sie, daß wir ein feindliches Luftſchiff entdeckt, deſſen Bedeckung niedergemacht haben, und ich mit Korporal Baſtler eine Rekognoſzierungsfahrt unternehme. Ich hoffe, noch in der Nacht bei der Kompagnie landen zu können.“ 5 „Jawohl, Herr Leutnant!“ Wenige Minuten vergingen noch, dann ſaß Farkas auf dem Führerſitz, der Anterofſizier ſetzte raſch und energiſch den Propeller in Bewegung, der immer ſchneller zu kreiſen begann, und ſchließlich beſtieg auch Baſtler den Aeroplan und hockte ſich auf den zweiten Sitz nieder, mit beiden Händen das ſtählerne Geſtänge umfaſſend. Ein Sauſen und Brauſen, der Propeller drehte ſich, daß man die Flügel nicht mehr unterſcheiden konnte— und majeſtätiſch wie ein ungeheurer Rieſenvogel ſchob ſich der Apparat erſt nach vorwärts, glitt eine kurze Strecke dicht am Boden dahin und erhob ſich endlich in immer ſteilerer Bahn in die fl 88 Eine intereſſante Reminiſden: e A— 2 8— Ruhig und gleichmäßig ſchwebte der Aeroplan dah'n. Tiefſchwarze Finſternis, durch keinen Laut unterbrochen. Nur das Surren des Propellers, das Knattern des Motors, das wie fernes Maſchinengewehrfeuer klang, begleitete die ſchweig⸗ ſame Fahrt. Der Korporal betrachtete mit angeſtrengten Augen die phosphoreſzierende Platte der Buſſole, die Leutnant Farkas vor ſich liegen hatte, die leiſen Schwingungen des kleinen Zeigers, der ſtändig auf den Nordſtrich gedeckt bleiben mußte. Wich er ab, dann richtete der Korporal den Kompaß, Farkas dreht das Steuerrad und der Flugapparat folgt der Direktion, die ihm die blaue Nadel anzeigt. Denn jede weitere Orientierung iſt ausgeſchloſſen, die pechſchwarze Nacht hüllt die beiden Flieger wie in einen weiten Sarg ein, aus dem kein Entrinnen möglich iſt. Plötzlich ſtockt dem Leutnant für einen Augenblick der Atem. Tief unten, man kann die Entfernung nicht ſchätzen, glühen kleine rote Pünktchen auf. Eine lange gebogene Linie, trotz ihrer zahlreichen Anregelmäßigkeiten einen vollſtändigen Halbkreis bildend. And innerhalb dieſer Linie, in faſt gleichen Abſtänden, noch einige feurige Punkte. „Wachtfeuer!“ Nur noch wenige Minuten gleitet der Apparat weiter, dann beſchreibt er eine große Spirale und nähert ſich langſam, aber ſicher, dem Erdboden. Immer deutlicher wurden die Feuer, jetzt konnte man die Menſchen erkennen, die dichtgedrängt um dieſe ſaßen. Wie kleine ſchwarze Flecke ſahen ſie aus, aber ſie bewegten ſich, und als ſich der Apparat noch mehr ſenkte, blitzte es wie glänzendes Eiſen auf. Die feindlichen Vorpoſten! Farkas ſteuerte den Apparat, daß er immer in gleicher Höhe blieb. Wie ein Geier den Hühnerhof umkreiſte er die feindliche Aufſtellung. Kaum zehn Minuten mochten vergangen ſein, für den aufgeregten Anteroffizier aber ebenſoviel Stunden, als der Leuknant das Schweigen brach: a ö Die Bomben! Baſtler öffnete den ſtählernen Behälter für die adjuſtierten Granaten, die Farkas vor dem Aufſtieg entdeckt und genau unterſucht hatte. Prüfend wog er ſie in der Hand, als die Stimme des Leutnants an ſein Ohr klang: „Sehen Sie die vier Wachtfeuer?“ „Jawohl, Herr Leutnant!“ „Wenn ich„Los“ kommandiere, werfen Sie die Bombe möglichſt ſchwunglos hinab! Verſtanden?“ Zawohl, Herr Leutnant!“ Der Aeroplan ſchwebte noch eine Weile dahin, ſtand ſenk⸗ recht über den vier bezeichneten Wachtfeuern, die dicht neben⸗ einander angezündet waren, dann beſchrieb er noch eine enge Spirale nach abwärts, immer näher zur Erde gelangend. Man konnte ſchon die einzelnen Leute erkennen, wie ſie aufgeregt durcheinanderliefen. Noch tiefer ſenkte ſich der Apparat. Man hörte ſchon Stimmen und dann in lautem Kommandoton ein Wort: „Radfahrer, melden Sie unſerem Aeroplan, er ſoll auf den feindlichen Apparat Jagd machen.“ Gleichzeitig hörte man ein paar andere Kommandos durch⸗ einanderſchwirren, man ſah die Leute in Abteilungen zuſammen⸗ treten, und dann blitzte es unten auf. Der Feind begann, den Flugapparat zu beſchießen. Farkas lächelte. Abſchied „Los!“ kommendierte er. Der Korporal hielt eine Bombe mit ausgeſtrecktem Arm 120 rechts, dann zog er die Hand weg und ließ die Granate allen. Ein paar Augenblicke vergingen, und ein donnerähnliches Krachen ertönte, ein Vulkan von Feuer und Nauch ſchien ſich unter den Fliegern zu entladen „Famos!“ 4 junge Offizier lächelte und kommandierte dann wieder: „Los!“ 5 Einige Augenblicke und wieder ſprühte es unten auf. Eine Feuergaroe ſchoß zum Himmel, wie ein erſchreckter Ameiſen⸗ haufen krabbelte der Menſchenhaufen bei den Wachtfeuern durcheinander g And in regelmäßigen Pauſen ertönten die Kommandos des Leutnants, mit minutiöſer Genauigkeit fielen die mit einem fremdartigen, Farkas unbekan ten Exploſivſtoff gefüllten Bom⸗ ben zur Erde nieder, um dort krachend und gellend zu berſten. 5 Nur vereinzelt klangen die Schüſſe, mit denen die feindlichen Vorpoſten das geheimnisvolle Luftſchiff herabzuholen ſuchten, und plötzlich verſtummten auch dieſe. Totenſtelle trat ein, doppelt ſcharf und mißtonend klang das Knattern und Surren des Propellers an die Ohren der beiden ꝓlieger, die eben ihre letzte Bombe geſchleudert hatten. Langſam begann Farkas das Steuer zu drehen, um durch einen kleinen Rundflug die Stellung des Feindes etwas näher zu beſehen, als es unten aufblitzte und eine weißglühende Kugel zum Himmel emporſtieg. Ein Ziſchen und leiſes Knattern folgte, als ob ein Waſſerſtrahl ſeine endgültige Befreiung aus enger Röhre gefunden hätte. Leuchtkugeln!“ Nur das einzige Wort ſprach der Offizier, nicht eine Muskel bewegte ſich in ſeinem ſtarren Geſicht, als die Kugel kaum fünfzig Schritte vor ihm platzte, den Flugapparat mit blendendem Weiß umgoß, daß man die kleinſte Stange ſehen konnte, und die Geſichter der beiden Flieger in fahlen Schimmer tauchend. Der Leuchtkörper hatte, noch nicht ſeine Rückkehr zur; Erde an⸗ getreten, als ein zweiter dritter und vierter daher geſauſt kam eine ganze Raketenbatterie ſchien ihre verderbenbringende Tätigkeit gegen den Aeroplan zu entfalten. Vergebens ſuchte Farkas durch kühne Wendungen und Einſchaltung der größten Geſchwindigkeit aus dem unbarm⸗ herzigen Lichtkreis der Leuchttugeln zu kommen. Wie die Jagdhunde das einmal gefaßte Wild nicht mehr loslaſſen, folgten die weißen Kugeln dem Apparat, und gleichzeitig be⸗ gann es unten zu donnern und zu blitzen, mit zornigem Gebrüll kamen rieſige Geſchoße durch die Luft geſauſt, rings um das Luftſchiff in tauſend Stücke zerreißend. Die feindlichen Ballon abwehrgeſchütze hatten ihr Feuer eröffnet. Mit weitaufgeriſſenen Augen ſaß der Korporal in ſeinem Sitz. Keine Spur von Angſt war in ſeinem Geſicht zu leſen, nur das Staunen am Angewohnten, das wie ein Angewitter herangezogen kam. Er wollte ſich mit ſeinem Leutnant ver⸗ ſtändigen, doch das Getöſe ringsum verſchlang jedes Wort. And immer näher kamen die platzenden Artilleriegeſchoße, jeden Augenblick konnte ein Sprengſtück den Apparat treffen, das Schickſal der beiden Flieger beſiegelnd. 5 Da zog Farkas, während er mit der einen Hand das Steuer hielt, ſeinen Meldeblock aus der Taſche. Einen Augen. blick ſah er lächelnd vor ſich hin, dann ſchrieb er auf jede Seite ein einziges Wort. Mit einem Ruck riß er ſämtliche Blätter heraus und warf ſie in die Luft. Wieder glühten ein paar Leuchtkugeln auf, in ihren weißglühenden Schein ſah man die Papiere langſam zur Erde flattern, und jedes von ihnen trug ein ein ziges Wort zum Feinde: „Hurrah!“ Da erzitterte der Apparat in allen Fugen, und den beiden Fliegern war es, als ob haushohe Wellen glühender Lohe über ſie zuſammenſchlügen. Der Apparat ſtellke ſich ſenkrecht auf, ſchwankte einige Male in haltloſem Zickzack hin und her, ſtand einen Augenblick ſtill und fiel dann blitzſchnell zur Erde nieder. Dem Leutnant war es, als greife eine eiſerne Fauſt nach ſeinem Kopfe. Milliarden von Sternen funkelten vor ſeinen Augen, das Donnern und Krachen um ihn verſtummte, und nur eine leiſe Muſik, wie aus weiter, weiter Ferne, klang an ſein Ohr. Dann verſtummte auch dieſes, das kaum eine Sekunde gewährt hatte, und um ihn wurde es tot und ſtill. And langſam rann das Blut aus einem fauſtgroßen Loch auf der Stirn. Noch immer donnerten die Geſchütze, nur die Raketen be⸗ leuchteten eine leere Stelle, wo ſie vor kurzem noch ihren fahlen Schimmer über den Rieſenvogel aus Menſchenhand gegoſſen hatten. Aber auch ſie ſchwiegen ſtill, als ein ungeheurer Schatten durch die Luft geſauſt kam, gerade auf die Batterie zu. Die Kanoniere ſtoben auseinander, mit donnerähnlichem Krachen fiel das Luftſchiff zur Erde, und das ſtählerne Geſtänge bohrte ſich tief in den weichen Boden. Dann verſtummte das Feuer, nur die aufgeregten Stimmen der Soldaten tönten ſeltſam hart und abgeriſſen durch die Stille der Nacht, die langſam dem Morgen zu weichen begann. Denn im Oſten rötete ſich der Himmel und im nahen Walde begannen die aus dem Schlaf geſchreckten Vögel zagend und ſchüchtern ihr Morgenlied. 2———— Abe „M Einberufene 3 Vor dem 5 öſter⸗ f Kriegs 7 reichiſche miniſterium 1 Neſerviſten in Wien. f vor dem 5 Täglich warten 1 ö ſter⸗ 88 hier am 7 reichiſchen f Radetzky⸗ 1 General; Denkmal 1 konſulat Tauſende, in Berlin. 2. 8 um Neues Fhotothek.) a 5 a zu erfahren. ü f 7 7 . 7 7 7 1 7 7 7 7 7 7 1 1 2 reer 1 8 Ausrüſtung engliſcher Kriegsſchiffe mit Torpedo Netzen. Das Netz, das vom Feind abgeſchoſſene Torpedos auf; fangen ſoll, um dieſe außerhalb des Schiffskörpers zur Exploſion zu bringen, wird zu Waſſer gelaſſen. 5 FP nnn eee. e dee r e eee eee, PPC Nachdruck ſämtlicher Bilder und Artitel verboten. Verantwortlicher Redakteur: Carl Rhan, Berlin. Druck: Paß& Garleb G. m. b. H., Berlin. the.———.— 7ꝛ7ꝛ7ꝛ: