. N ellſchaft. 8 Berliner ölluftr.-Ge Vom Beſuche des Zaren von Bulgarien im deutſchen Hauptquartier. Der Kaiſer in bulgariſcher, der Jar in deulſcher Uniform. 1 8 N eee wieder die Frühlingsſtürme. Frei⸗ * 25 lich, drei Tage lang peitſcht ſcharfer Regen durch das kahle Geſtrüpp und nur einen Tag verſucht zager Sonnenſchein die dunkelbraunen Baumkronen zu koſen. Als wage die Sonne des neuen Lenzes nicht, die geſchlagenen Wunden der beiden letzten Jahre zu beſtrahlen, als habe die Früh⸗ lingsbotſchaft von der Auferſtehung zu neuem Leben für dieſen zerſplitterten Geiſterwald keine Geltung. In ſeinen Winterfarben, ſchwarz und braun, ſteht der Wald trotzig und ſtumm noch da, indeß in den Tälern ver⸗ ſtohlen hier und da ein Fleck⸗ chen Grün ſich regt, unter ge⸗ fallenen morſchen Stämmen und zerknicktem Gebüſch ein Schnee⸗ glöcklein ungehört ein ſtilles Frühlingsliedlein läutet. Zu tiefe Wunden ſchlug hier der Krieg dem Leben der Natur, als daß ſie leicht und fröhlich dem neuen Lenze entgegenjubeln könn e. Wie ein tiefes Stöhnen geht es durch den gebrochenen Wald, als ſuche ein Schwer⸗ wunder ſich von ſeinem Kranken⸗ lager zu erheben, ein Stöhnen, das zuſammenklingt aus dem Aechzen der vom Stamm ge⸗ brochenen und vom Sturm ruhe⸗ los hin⸗ und hergeworfenen ſchweren Baumäſte. Nicht viele der großen Baum⸗ rieſen ſtehen noch, die ſtolz das dichte Unterholz überragten, als zum erſten Male deutſche Truppen, den fliehenden Feind vor ſich hertreibend, ſchnellen Fußes den Wald durchmaßen. Den einen, der allzu breit mit ſtarkem Leib die Bahn der Ge⸗ ſchoſſe ſperrte, wirbelte eine Vollgranate, ihn einmal um ſich ſelbſt drehend, zu Boden. Durch die zerſpellten und zerriſſenen Holz⸗ fehnen ſtrömt kein Lebensſaft mehr von der Wurzel in die auf dem braunen lehmigen Erd⸗ reich hinſiechende Krone. Den anderen zerfetzte eine Mine derart, daß er, ſämtlicher Aeſte und Zweige beraubt, nur noch mit abgebrochener Spitze in den Himmel ſtarrt. Um ihn herum hat der Luftdruck eine Zentnerladung Ge⸗ ſträuch und Gezweig bis auf die Wurzeln hin⸗ weggefegt. Aufgefangen von kahlen Aeſten ſiecher Stämme dorren die durch die Luft ge⸗ wirbelten Büſche und Zweige ohne Wurzel und Erdenkraft dahin. Wieder andere ſtolze Baumhelden ſtürzte das Beil und machte ſie für Freund und Feind nutzbar. Wer aber trotzte und noch ſeine ſtolze Krone aufwärts ſtreckt, dem liegen ſeine Hauptäſte, von Gra⸗ natſplittern heruntergeſchlagen, wie abge⸗ hauene Glieder eines alten Recken aus der Sage neben ihm am Boden, oder Splitter und Kugeln aus glühendem Eiſen haben ſich in 9 — 25 ———— . 25 22 — 1 Un * e 2 —ů— 0 Das hat mir heut' so wohl getan, le bass schon der Schnee zerschmolzen auf den Strassen c And in dem Dorn die Finken wieder sassen. Ein Stückchen warmer Märzensonnenschein. Der alle Sinne mir umschmeichelt. mich umholdet. Und stin die ane heimat neu vergoldet ſein Lebensmark eingebohrt, wie die vielen zerkratzten und angeſplitterten wunden Stel⸗ len des Stammes zeigen. Es iſt ein rechter düſterer, toter Wald ge⸗ worden, dieſer Urwald, der einſt voll ſtrotzen⸗ der Kraft mit ſeinem undurchdringlichen Ge⸗ ſtrüpp jeden Schritt vorwärts verſperrte. Wie um Gräber rankt als einziges belebendes Grün der Efeu ſich um die nackten Stämme und Aeſte. Hier und dort auch täuſcht das gif⸗ tige Grün einer in kahler Baumkrone einge⸗ niſteten Miſpel ein ſcheinhaftes neues Leben vor. Ein kleiner gefiederter Sänger flattert auch wohl aufgeregt durch den Wald, aber kaum, daß er ſeine Stimme ertönen läßt, iſt er — —— eee Need: (Nachdruck verbol über den Geſpenſterwald. Schwer iſt es). im Widerſpiel des tiefen Dunkels und blitzartigen Helle den Pfad durch den des Schreckens zu finden. Metertiefe Gr und Minenlöcher, bis oben an den Rand trügeriſchem, ſchlammigem Waſſer gefüllt, in Schlick und Lehm ertrunkene alte Guß haben ſchon manchen Fehlſchreitenden zu hinabgezogen. Aber ſchreitet man am Tage, wenn ein ſich ſchüchterner Sonnenſchein durch Geäſt totes Gezweig hindurchſtiehlt, etwas ah der begangenen Wege in den Wald hinein beginnt dieſer todſtumme Wald wie mit ſend Zungen zu erzählen. Welcher Fleck Erde hat auch in den le Jahren auf engen Raum i Uieder Frühling! Von Fritz Alfred Zimmer. 6916 jedem Busch lacht mich der Frühling an. Die Heimat! Dank dir. starker d schimmernd ſiegt auf jedem Haus und ain Hlüht märchensam ein bunter Die unserm Volk den Lenz des SSS YS RTTTT——————T—.—B—— ſchon wieder vorüber und ſcheu geflogen. Vögel und Wild ſind lange verſcheucht, nur einige Raubvögel kreiſen in großen Ringen über das Revier des Todes. Sie ſpähen nach den zahl⸗ reichen Mäuſen und Ratten, die in den zer⸗ fallenen und waſſergefüllten Gräben, welche auf alle hundert Schritt wie tiefe Wundennar⸗ ben den Waldboden durchfurchen, von den Stoffen der Verweſung ein nahrungsreiches Leben führen. Doch kein Frieden lagert über dem toten Wald. In kurzen Pauſen dröhnen die dumpfen harten Einſchläge der ſchweren Geſchoſſe, ver⸗ miſcht mit dem ohrzerreißenden, erſchütternden Krach berſtender Minen von der Stellung her weithin durch den bebenden Wald. Tagüber und auch Nachts, wenn erbarmungs voll die Nacht ihren dunklen Schleier über den wunden Wald ausbreiten will. dauert das ſchwere Ringen an. Leuchtkugeln zerreißen das Dunkel und werfen für Sekunden magiſchen Schein Der sie beschirmt. in lest. Ost, Süd und Nord! Ach. könntest du. wenn Früpweltwunder blauen. In frischer Jungnatur dein Deutschland schauen! Nus jedem Kriegergrab und Heldendaum Drin Nachtigallen schon von Tagen singen. Grauſiges erlebt? Wer Kampf unſerer Tage kennt, vermögen die kleinſten Syn ganze Geſchichten zu erzih Und hier Schritt auf Sch eine neue Spur, ein neues! von Kampf und ſtillem Hel! tum! Hier der verroſtete, einer Maſchinengewehrgn durchſiebte Schutzſchild, der von einem Volltreffer trümmerte Unterſtand und gl daneben, auf kahlem Aſt geſpieſt, ein durch den D einer Mine hochgewirbelter, . heerespon. fetzter Helm; hier ſchlieſ ragt an klitſchiger Lehmm die notdürftig aus Aſtwerk 9e zimmerte Sturmleiter noch brauchsfertig empor, auf unſere Braven den immer wic neu notwendigen ſiegreit Sturmlauf begannen. Der Frühlingsſturm harft wuchtige Melodie zu all die ſtummen Heldenliedern, ben 5 Frühlingstraum. Friedens bringen. — — 2 F und raunt durch das ächzu 2 Geäſt. Wenn er es auch nicht neuem Leben erwecken kann, werden doch jene Taten, denen der zerwühlte und zerſtampfte Boh ſchrittweis zeugt, fortleben ewiglich. Denn das Schönſte, das Heiligſte, was ſer Trümmerwald birgt, ſind die Gräber u. ſerer Helden! Dicht bei den Lagern der lebenden meraden ruhen ſie aus, von dieſen tägſ mit fürſorgender Liebe inmhegt. Hier hat treuer Kameradenſinn die Koſtbarkeil, dieſes Waldes gebracht und ſie zur Verſchön rung der letzten Ruheſtätten nutzbar gemal⸗ Aus dem gelben, harten Geſtein wurden“ redte Denkmalsſteine, aus den gefallen Stämmen kündende Kreuze. Und was J. Frühlingslüfte doch noch an zarten Blum! und grünendem Moos aus dieſem geſchlagen⸗ Wald hervorzauberten, hier findet es ſich d. treuen Händen zuſammengeſucht wieder 1 kündet mit ſeinem Blühen und Grünen, d doch noch an einer Stelle dieſes toten Wall lichter Frühling iſt. . oe Slizze und dre ſetzen d gefallen „Ant äugige Stuhl darf n klang e ſchwan⸗ Englär ſind kl wohl z mit eit baren Der berde. ſchwatz jedenfe unſere droht, werder Sicher fuhr Bruſt. fühlen ewiger Er Zured bringe nes K dünkte Cent! noch k Virgin reicher Boden „He um di dern der F und r ſeit di hinein Ihre uns, Vater Denkt klein, weiten klang Herze blutet doch Anfa⸗ eee enen verboh es d und den J e Grg⸗ Rand füllt, e Gill en zu in ein Beäſt 8 ahl hinein mit Fleck en leß aum ſo⸗ Wer kennt, ſtete, wehrgſ ild, reffer und gl. Aſt a en D elter, ſchließ ehm werk noch auf zer wi iegreii hart all die fallen vas J. Blum lagen ſich vo der u en, d Walde — Slizze von Anny v. Pan huys. eonard Degraecve betrat mit allen 98852 Zeichen großer Erregung das nied⸗ 5 rige Zimmer:„God van bermhertig⸗ bheid, Virginia, du ſitzeſt hier ſo ruhig und draußen ruft einer dem anderen mit Ent⸗ ſetzen die Schreckenskunde zu: Antwerpen iſt gefallen!“ i „Antwerpen gefallen?“ Die junge dunkel⸗ äugige Frau am Fenſter haſtete von ihrem Stuhl empor.„Das iſt nicht wahr, kann und darf nicht wahr ſein.“ Sie lachte. Aber es klang erzwungen und ein Unterton von Angſt ſchwang mit.„Antwerpen iſt ſtark, und die Engländer, die unſerem Belgien beiſtehen, ſind klug, die werden die gut befeſtigte Stadt wohl zu verteidigen und zu halten wiſſen und mit ein paar ordentlichen Ausfällen die Bar⸗ baren aus unſerem Lande jagen.“— Der Mann machte eine ungeduldige Ge⸗ berde.„Verliere dich nur nicht darin, nachzu⸗ ſchwatzen, was man uns einreden möchte. Ich jedenfalls will vor der Tatfache, daß auch umſerem Stückchen Erde hier bald Gefahr droht, nicht länger die Augen ſchließen. Wir werden noch Holland fliehen, dort ſind wir in Sicherheit.. Er brach ab und ſeine Rechte fuhr mit einer ſuchenden Geberde über die Bruſt. Nach einem kurzen haſtigen Herum⸗ fühlen nickte er aufatmend:„Ich bin in ewiger Angſt wegen der ſchönen Steine.“ Er trat auf die Frau zu.„Virginia, viel Zureden hat es mich gekoſtet, dich ſo weit zu bringen, Antwerpen zu verlaſſen, unſer klei⸗ nes Heim hier an der flandriſchen Küſte dünkte uns ſicher. Jetzt aber gebe ich keinen Cent mehr dafür, daß die Deutſchen nicht auch noch bis hierher an die See kommen, auf, Virginia, beſinne dich nicht lange, noch er⸗ reichen wir ſicher und raſch holländiſchen Boden.“ „Haſt du ſolche Angſt um dein Leben oder inn die Glitzerſteine, die du unter deinen Klei⸗ dern verborgen trägſt?“ über die feinen Züge der Frau rann eine Blutwelle.„Dein Leben und deine Brillanten, darum dreht ſich alles, ſeit diefer unſelige Krieg unſer Vaterland mit hinein geriſſen in den großen Herenſtrudel.“ Ihre Schultern hoben ſich.„Was liegt an uns, was liegt an den toten Edelſteinen, dem Vaterland gebührt der erſte Platz in unſerem Denken und Fühlen, alles andere wird dagegen klein, erbärmlich klein.“ Und wie ſie erregt weiterſprach, brachte ihre Stimme einen Bei⸗ klang von heimlichem Weinen mit, das aus Herzenstiefen emporquoll:„Meine Seele blutet, wenn ich ſo nachgrübele, wie ſich alles doch ſo ganz anders gewendet hat als wir im Anfange glaubten Leonard Degraeve ſtand beinahe gelangweilt da.„Erzähle mir doch nicht immer wieder dasſelbe, jondern ſei vernünftig und höre mir u. In ſeinem Tone lag beinahe etwas Väterliches, da er nun fanft und überzeugend auf die Frau einredete. „Wollen uns doch nicht wie Kinder oder Bhantaſten geberden, Virginia Sieh, ſeit ich knapp den Knabenichuhen entwachſen, bin ich emer der fleißigſten Diamantſchleifer Antwer⸗ dens geweſen, und als ich mir mit bieſem Fleiß einige Tamſende erſpart. da fonnte ich amangen, mich dem einträglichen Handel mi edlen Steinen zu widmen. Der Krieg brach aus, wir fühlten uns mit unſerer Habe nicht mehr ſicher in Antwerpen und ließen unſere kleine Wohnung im Stiche Sie fuhr auf.„Habe ich es gewünſcht?“ Er winkte ihr beſchwichtigend zu.„Nein, Virginia, nein, aber es war gut, daß wir rechtzeitig Antwerpen hinter uns ließen. Ich wollte nach Holland, du aber meinteſt, hier in dem alten Häuschen an der Küſte, das du in vorigen Jahre von deiner Mutter erbteſt, ſeien wir ſicher, ſoweit kämen die Deutſchen nimmer⸗ mehr und nun—— Die Frauenaugen brannten in düſterer Glut.„Und ich wiederholte dir, Leonard, bis hierher werden die Deutſchen niemals kommen, Marie von Ebner Cjchen bach die bekaunte Schriftſiellerin iſt im Alter von 6e Jahten in Wien geſtorben. die Küſte werden ſie nie erreichen, niemals die breiten, mächtigen Meereswogen, die auf unjere Dünen anrollen, als Sieger grüßen.“ Leonard Degraeve ſchüttelte den Kopf.„Du redeſt zuweilen ſo ſeltſam, Virginia. Du lieſt zu viel in Büchern, und das gibt ſchwere unge funde Gedanken. Sei lieb und klug, wir wollen morgen nach Holland abreiſen. Seine Hände ſingerten wieder an der Stelle herum, wo er die Brillanten unter dem Rocke verborgen trug. Sie erhob ſich brüsk.„Hier ſind wir voll⸗ kommen ſicher und es iſt lächerlich, vor Ge⸗ ſpenſtern zu fliehen. Da ſeufzte der alternde Leonard Degraeve, der das ſchöne dunkeläugige Weib ſein Eigen nammte, tief auf, aber er beugte ſich dem Frauenwillen. a ö Und Tag auf Tag ging hin, in Stille ein- gebettet lag das kleine flandriſche Ortlein. „Hier vergißt uns der Krieg“, ſagte Bir- ginia Degraeve und auch ihr Mann glaubte (Nachdruck verboten.) Bis dann eines Morgens Geſchützdonner die Erde erbeben ließ. Virginia Degraeve horchte, wie aus ſchwerem Traume empor⸗ fahrend, auf. „Unſere Kanonen ſenden den Deutſchen wahrſcheinlich einen Abſchiedsgruß nach“, lächelte fie. Totenblaß aber ward ſie, als dann eine für ſie böſe Kunde nach der anderen kam. Oſtende in deutſchen Händen, und durch Brügge, das ſchöne alte Brügge, ritten deutſche Soldaten und lachten den hübſchen Mädchen dort ein keckes Siegerlachen ins Geſicht. „Virginia, es iſt die höchſte Zeit, wir müſſen fliehen“, bat Leonard Degraeve und ſein Geſicht ſah mager und verfallen aus vor lauter Angſt. Die Frau lachte nur.„Angſthaſe, was ſollen die Barbaren in unſerem Neſte!“ Wie feige er war, dieſer Mann, zu dem ſie doch aufſehen ſollte, laut den Worten des Prieſters, der ſie beide vor zwei Jahren zuſammengegeben.„Er ſoll dein Herr ſein...“ Aber weshalb hei⸗ ratete ſie auch, dem Wunſche der Mutter fol⸗ gend, den um ſo vieles älteren Mann, mit dem ſie entfernt verwandt war, aber zu dem ſie keine Herzensneigung zog!— „God van bermhertigheid“, ſo keuchte Leo⸗ nard Degraeve eines Tages über die Schwelle, „nun geht es hier los, unſere Soldaten ziehen mit engliſchen und franzöſiſchen Hilfskräften heran und verſchanzen ſich hier im Orte. Wir müſſen fliehen, ehe es zu ſpät iſt.“ Sie ſah den Erſchreckten ſtolz an.„Flieh, wenn du magſt, unter dieſem Dache und dem Schutze unſerer Soldaten fühle ich mich ſicher, flieh, bring dein Leben und deine Steine in Sicherheit.“ Die feinen Züge trugen einen fanatiſchen Ausdruck und müde ſchlich ſich Leonard De⸗ graeve in das Stübchen, das einen Ausblick nach den Dünen zu gewährte. Graue Maſſen zogen ferne vorüber, immer neue, immer neue, eine unaufhörliche breite graue Kette. Jetzt ſchwenkten ſie in die Straße ein. Kom⸗ mandoworte ſchallten auf.— Lauſchend bog Leonard Degraeve den Kopf vor und ſeine Augen weiteten ſich vor Schrecken. Das waren keine franzöſiſchen Nommandoworte, das waren deutſche Worte. Er war falſch berichtet, nicht belgiſche Soldaten zogen heran, ſondern deutſche. Und da öffneten ſich auch ſchon Türen rechts und links; mit Bündeln, die wohl die notdürftige Habe enthielten, ſtürzten die Nachbarn aus ihren Häuſern.„Flieht, die Deutſchen ſind da! Flieht!“ „Virginia, die Deutſchen, die Deutſchen!“ atemlos ſtürmte Leonard Degraeve zu ſeiner Frau. Sie erbleichte bis zu den Lippen, wollte ſpötteln, wollte lachen und brachte es doch nut zu einer Grimaſſe. „Meine Steine, meine Steine— man wird ſie mir fortnehmen und dann ſind wir arm, bettelarm!“ ſchrie er auf. Schwere Schritte dröhnten heren. „Gib“, herrſchte ſie ihn an,„ich weiß ein ſicheres Verſteck“, und ſie riß das kleine Beu⸗ telchen, das er mit vor Erregung bebenden Händen von einem langen um den Hals ge⸗ ſchlungenen Bande losknotete, förmlich aus der Hand. Dann eilte ſie zum Bette hin. neben dem eine ſchlicht geſchnitzte Madonna Leipziger Preſſe · Büro. lüberſicht iber die Woerre · Ebene bei Hattouchatel. Im Vordergrund mehrere Straß im Hint. mit dem Jeſusknaben im Arm unter Glas und Rahmen hing, und nahm ſie von der Wand. Raſch war die Rückſeite des Rahmens entfernt und die Steine, zwölf an der Zahl, hinter die Madonna gelegt. Darauf die Rück⸗ wand wieder dagegengedrückt und mit den leichtverroſteten Nagelklammern befeſtigt. Lauter dröhnten die Schritte draußen, aber mit feſter Hand hing Virginia Degraeve das geſchnitzte Muttergottesbild an ſeinen Platz zurück. „Daran denkt keiner“, ſagte ſie zuverſicht⸗ lich. Und dann ſchrie ſie plötzlich auf, gleich⸗ zeitig ſchwiegen draußen die ſchweren Schritte. Ein lauter Knall erſchütterte das Häuschen, die Scheiben klirrten. Schräg gegenüber in die Kapelle war eine Granate eingeſchlagen und dann begann ein Höllenſpektakel, heulend und ſauſend flogen die ſchweren Projektile bald rechts, bald links. Draußen fluchte eine tiefe Stimme:„Die verdammten Engländer haben uns ſchon auf ⸗ geſpürt, ehe wir feſtſitzen, nun wir wollen ihre heißen Grüße ordentlich erwidern.“ Leonard Degraeve verſtand etwas deutſch, er wiederholte ſeiner Frau die Worte und ſein Unterkiefer zuckte dabei in wahnſinniger Angſt auf und ab. Draußen waren die ſchwe⸗ ren Schritte wieder wach geworden, aber ſie verloren ſich in der Richtung, aus der ſie ge⸗ kommen. d die Ausläufer der Cotes-Cortaines. Ein deulſches Zeldlazarett in der Ortſchaft Vigueulles en Woevre. Im Hintergrund die Hügel der Cotes-Lortaine. Berliner Illuſtr.-Seſellſchaft. General der Kavallerie von Moßner ſtolſvertretender General des Je. und 21. Armeekorps und früherer Gou- verneur von Straßburg vollendete kürzlich ſein 70. Geburtsjahr. Leipziger Preſſe-Büto. Eine ſtark befeſtigte deutſche Stellung an der Weſftfront. Leipziger Preſſe Büro. Mann und Frau lauſchten. Und in dien herzbeklemmende, blutaufpeitſchende Lauſch ein abermaliger furchtbarer Kroch, ein Polte und Dröhnen, ein Wanken der Mauern. kreidigen Geſichtern ſtarrten ſich Mann Frau an. Eine Granate hatte ihr eigen Haus getroffen und jede Minute konnte ihn das Dach über dem Kopfe zuſammenſtürzen Leonard Degraeve ergriff ſein Weib bei d. Hand und beide rannten über Steine u kleine Berge von Mörtel und Schutt hinaß ins Freie. Die Mauern bebten wie zittern Menſchen. Ohne ſich noch einmal umzuſchauen, floh Leonard Degraeve und ſein Weib, folgten de vielen anderen, die vor ihnen den Ort be laſſen, in den Nachbarort.— Am Ziele, in vol läufiger Sicherheit, blickten ſich beide mit fi bernden Augen an. Die Steine! God van bermhertigheid!“ Der Mann un wie raſend, fluchte und betete und hatte do 2 nicht den Mut zurückzukehren, um die Muti Gottes, der man den koſtbaren Schatz anber nergeſich traut, zu holen. pen. A „Ich wage es“, ſagte Virginia Degraeve fel Soldate und als die Sterne heraufzogen, da eilte ſi denen 1 flüchtig wie eine Hinde dem Heimatsorte zu Blitze „Wer da“, eine kühle laute Stimme rief e chen ſol ihr entgegen, da ſie ſich ſchon nahe an de gutem Haus, das ſie ſuchte, herangepirſcht, und ein mal, S kleine Blendlaterne hob ſich ihr entgegen. D herumſt Frau ſchaute in ein gebräuntes junges Mal beſetzt, den, al Grund unverde Frau“, Haus, „So, bürſte falls bi ſo Wich einmal „Was und de den W. dunklen „In wahrte bemerkt nach ih Mit Hände Sie ſin ra Leipziger Preſſe Büro. Eine von den Srauzeſen geränmte Stellung in den Cotes- orales hinab ittern „flohe⸗ ten de vrt bel in vol mit fi Mute anber eve feſ eilte fi rte zu. rief& an da nd ein m. Di Ma nergeſicht und ein Fluch glitt über ihre Lip⸗ pen. Ah— einer von den verhaßten deutſchen Soldaten, einer von den verhaßten Barbaren, denen nichts heilig war. Blitzende Zähne lachten:„So hübſche Mäd⸗ chen ſollen nicht fluchen“, ſagte der Mann in gutem Franzöſiſch,„aber nun erzählen Sie mal, Sie hübſche Mademoiſelle, was Sie hier herumſpionieren. Der Ort iſt von Deutſchen beſetzt, wir haben die Häuſer alle leer gefun⸗ den, alſo muß Ihre Anweſenheit hier einen Grund haben, na, und er dürfte vielleicht nicht unverdächtig ſein.“ Ich bin eine Frau, bin eines Belgiers Frau“, ſtieß ſie hervor,„und will in mein Haus, wo ich etwas vergaß.“ „So, ſo!“ lächelte er,„und eine kleine Kratz⸗ bürſte ſcheint Madame auch zu ſein. Jeden⸗ falls bitte ich mir mitzuteilen, was Madame o Wichtiges zu holen hat, daß ſie damit nicht einmal bis zum Tage warten kann.“ „Was kümmert das Sie?“ empörte ſie ſich und der junge Offizier, dem ſie zufällig in den Weg gelaufen, ſah deutlich Haß in den dunklen ſchönen Augen auffunkeln. „In dem Tone erreichen Sie nichts“, ver⸗ wahrte er ſich und bog ſich zur Seite, denn er bemerkte noch rechtzeitig, daß ihre Fauſt ſich nach ihm ausſtreckte. 5 re. a g 8 Mit hartem feſten Druck umſpanute er beide Bunde der ſchlanken Frau.„Kommen Sie mit, Sie ſind verdächtig Marine in Flandern Unſere „Heiliger Gott“, Virginia ſtöhnte auf,„nein, nein, ich war von Sinnen vor Angſt, nur meine Madonna wollte ich holen, nur meine Madonna.“ Der junge Offizier ſchüttelte den Kopf. Eine ſonderbare Perſon, die hübſche Wild⸗ katze. Er ſuchte nach Zuſammenhängen zwiſchen der Madonna und dieſer Frau. Und ſeinem Fragen ward Antwort, wenn auch ſchwer und ſcheu und widerwillig. Aha— jetzt verſtand der junge Offizier, und er dachte: Mutig iſt ſie, dieſe hübſche Deutſchenhaſſerin, ſich ſo ganz allein in den von Deutſchen beſetzten Ort zu wagen. — Ein Krach, ein Dröhnen!— Die Frau erbebte. „Die Engländer üben ſich im nächtlichen Schießen“, lachte der Deutſche und dann ge⸗ leitete er die Frau, die ihm den Weg zu den ſtehengebliebenen Mauern wies, die einſt das Häuschen ihrer Mutter geweſen.— So waren ſie dem Ziele nahe, ganz nahe, da krachte es wiederum und ein Teil der Mauern vor den beiden ſchwankte und ſtürzte. „Bleiben Sie zurück“, befahl er herriſch und eilte vorwärts in das wankende Mauerwerk hinein, um ſchon nach Minutenfriſt die Ma⸗ donna in die Hände Virgiania Degraeves zu legen. b Da neigte ſich die trutzige Frau und mit bebenden Lippen küßte ſie die nervigen Männerhände. „Dank, innigen Dank.“ Tiefe Ergriffenheit färbte ihre Stimme dunkel. Nach einem kur⸗ zen Beſinnen ſagte ſie:„Bitte, leuchten Sie mir“, und als er verſtändnislos ſeine Blend⸗ laterne näher ſchob, öffnete ſie die Rückwand des Rahmens und die Steine im ihr Geld⸗ täſchchen werfend, reichte ſie dem Manne das kleine Muttergottesbild.„Behalten Sie es zum Andenken an eine Frau, deren ganzer Deutſchenhaß in dieſer Stunde ſtarb, da ſie er⸗ kannte, welcher großen Güte ein Deutſcher fähig iſt.“ Durch ihr Hirn zuckte der Gedanke an ihren Mann, der es ſchweigend geduldet, daß ſie um ſeiner Steine willen in dunkler Nacht auf die gefahrvolle Suche nach der Ma⸗ donna ging, und ſie zog einen Vergleich mit dieſem deutſchen Soldaten, der ſein Leben in dem wankenden Hauſe aufs Spiel ſetzte, um den Beſitz der Feindin zu retten. Und in der Aufwallung eines ſeltſamen, übermächtigen Gefühls ſchlangen ſich ihre Arme um den Hals des Mannes.„O wie be⸗ neide ich die Frau, die dich lieb haben darf, nie werde ich dich vergeſſen, nie.“ Ein heißer wil⸗ der Kuß brannte auf ſeinen Lippen. Einen Herzſchlag ſpäter war er allein, hielt ein Muttergottesbild in der Rechten und lauſchte eilig davonhuſchenden Schritten. Er lächelte verſonnen, weil er im Herzen eigentlich ein Dichter war, dem ſich alles zum tiefen Erleben geſtaltete.— Er lächelte und dachte: Ich will ſie bei mir behalten, ſolange Wirkung einer eingeſchlagenen Granate. aller Welt Erſte Boten. Kling— klang— kling, was klingt da ſo ſilbrig fein über den Gärten hin und durchs Gelände? So denkt der erſte Star, der geſtern erſt nach weiter Reiſe in ſeinem neuen Heim ein⸗ getroffen iſt, nun mit geſpreizten Beinen auf dem Birnbaume ſitzt, ſein Gefieder glättet und verſucht, ob er noch immer bei guter Stimmung iſt. Die Menſchen aber mit ihren ſchlechten Ohren und Augen ſehen und hören wohl Gevatter Star, be⸗ merken aber kaum das zarte, ſchneeweiße Glöckchen, das ſich durch die ſchwere und oft harte Erdkruſte hindurchgekämpft hat und nun als Herold unter den Blumen aller Welt verkündet, daß Ritter Frühling bereits ſeinen Einzug halte— kling— Hang— kling! Und wie Schneeglöckchens Läuten den feinen Ohren hörbar wird, beeilt man ſich allüberall, wie es ſo ſchön heißt,„Toilette zu machen“. Die alte Salweide erwacht aus langem Winterſchlaf, läßt ihre ſaftgeſchwellten braunen Knoſpen ſpringen und behängt ſich über Nacht mit vielen Perlenketten ihrer ſilbernen„Kätzchen Der Birke Franzen ſchaukeln ſpieleriſch im Winde. Der Birnbaum iſt daran, die weißen Blütenman⸗ ſchetten anzulegen Die Wieſe, grau in grau. verbeſſert ihren Teint und zjegt vorläufig leuch⸗ tende Flecken. Goldſtern und Windröschen laſſen ſich vom würzigen Lenzwind umfächeln. Die Leber⸗ blume im Gehölz, das Himmelſchlüſſel auf der Wieſe hat's auf einmal mit dem Blühen eilig. Und das Veilchen an dem zu Tale rauſchenden Bache wagt ſich ſcheu hervor, um ſeine lieblichen Reize zu verſchwenden. Wie ſie da aufwachen, ein Stern nach dem andern, trifft auch ſchon die Legion der gefiederten Frühlingsboten ein und erfüllt iſt die Bitte ſehnſuchtsvoller Menſchenherzen. Schonet die Natur. Frühling iſt's nun geworden in Wald und Feld. Da treibt es den Menſchen mit Gewalt hinaus in die erwachende Natur. Daß er ſie doch immer recht genieße! Wir meinen, mit den Augen— nicht mit den Händen! Sowie die Haſeln und Weiden ihre Kätzchen entwickeln, ſo⸗ wie die Anemonen ihre Köpfchen zeigen, werden ſie auch ſchon geplündert und büſchelweiſe abge⸗ riſſen. Ganze Zweige werden von Sträuchern abar brochen. Nur ein Aeſtchen!“ hört man oft ſagen. Gut, aber man muß wiſſen, daß ſolch ein Aeſichen erſt in drei Jahren wieder nachwächſt. Es gehört ſich auch nicht, Wie und Waldwege auf beiden Seiten abzugraſen“. In ganzen Bün⸗ deln braucht man die Blumen doch nicht heimzu⸗ Photothelt Berlin. tragen! Dem echten Blumenfreund genügt es auch, ſich den Strauß draußen zuſammenzuſuchen mit den Augen. Pflückt er eine Blüte ab, ſo iſt das immerhin noch zu entſchuldigen, da er ſeinen Schatz ſorglich heimträgt. Niemals zu entſchuldigen iſt es aber, wenn viele die hübſchen Frühlingsblüten bündelweiſe und kiloweiſe abreißen, um ſie nach einer Weile— achtlos wegzuwerfen! Eltern und Vormünder müſſen hier verſittlichend auf das Gemüt ihrer Schutzbefohlenen einwirken, nicht nur mit Ermahnungen, ſondern vor allen Dingen mit der Tat, mit dem gutem Vorbild!— In das Ka⸗ pitel von den großen und kleinen Vandalen gehört auch das häßliche achtloſe Wegwerfen von Speiſeabfällen und Papierreſten aller Art, zer⸗ riſſenen und beſchmutzten Zeitungen, leeren Wein⸗ und Bierflaſchen etc. und ebenſo das alberne Be⸗ kritzeln und Beſchreiben der aufgeſtellten Bänke durch Narrenhände. Deshalb die herzliche Bitte: Schonet die Natur und das äſthetiſche Gefühl eurer Mitmenſchen! ich draußen im Kriege bin, vielleicht ſchützt mich, und dann, ſpäter, wenn erſt Frieden werde ich ſie mit heimnehmen nach Deut land, die Madonna aus Flandern. Und ſein Denken fand Worte, Worte, die ih die Madonna zuzuflüſtern ſchien: Wo von der Feldſchlangen glutheißen Küſſh Der heilige Boden Flanderns zerriſſen, Das Herzblut zu tiefdunklen Roſen gerinnt, Barg ein zerſchoſſen Hüttlein mich und me Kind,. Kein Schmerz, der mir fremd wär, kein h teres Leid, Mein Segen hat Leben und Tod hier geweih „Adieu“ du mein Flandern, du ſtolzes Vraban Der Vater, er will es—„Grüß Gott“, deu ſches Landl Der militärfreie ehrliche Milchmann. Die England eingerichteten amtlichen Entſcheidung höfe, an die der zum Militärdienſt beſtimm Bürger ſich wenden kann, um ſeine Befreim vom Dienſte zu beantragen und die Grün hierfür zur Beurteilung vorzutragen, fällten dit ſer Tage ein höchſt eigenartiges Urteil. Ein Milt mann vom Lande erſchien in Begleitung ſeim Herrn und Gutspächters vor einem Londoner En ſcheidungshof, um ſeine Befreiung zu erbitte In Erwiderung der vom Gerichtshofe ausgeſpr chenen Meinung, daß ein Milchmann ja leicht e ſetzt werden könne, erklärte der Pächter:„Im al gemeinen iſt dies richtig. Aber der Hauptgrum warum ich die Befreiung diefes Milchmannes h. antrage, iſt der, daß er ein durchaus ehrlich Mann iſt. Es iſt ſo ſchwer, in England ein ehrlichen Milchmann zu finden, daß ſolche Leu nicht zu erſetzen ſind. Da die Sachoverſtändige ſich dieſer Meinung anſchloſſen, wurde der ehrlit Milchmann vom Dienſt befreit. — — Ame men ſe Igel Courie: von de Studen tig!“ Kombin „wird Heirat! verlobt dieſe K geſchäft einer? den an In e ſich jed räuſchv diesſeit währen öſtlich nahm i „Tag „Wa mich? „Sag Wo „Nu, warum „Hab „Hal „Nu „Phe „Wie „Sie „Zah „Sag ge mach Gu Se ha Phenaz Aus ſehr de Beſchla „Vor Du au Ich allen 6 Hützt eden Deutſ die ih Küſſer rinnt, id mei Kind, ein 9 eid, eweiß aba % deu Landl N Die heidung eſtimm efreim Grün Iten di n Milt g ſeim ner En erbitten 1sgeſpr⸗ leicht en Im al ptgrun nnes l ehrlich id eine he Leu ſtändige ehrlit uſtige e cc Amerikaniſcher Humor. Deutſchland zu zermal⸗ men ſcheint ebenſo ſchmerzhaft zu ſein, wie einen Igel zu zerdrücken.(Charleſton News and Courier.)— Profeſſor: Welche drei Worte werden von den Studenten am häufigſten gebraucht? Student:„Ich weiß nicht. Profeſſor:„Sehr rich⸗ tig!“(Univerſity of Michigan.)—„Durch welche Kombination, fragte der Profeſſor der Chemie, „wird Gold am leichteſten frei?“„Durch eine Heirat!“ erwiderte der Student, der ſich ſoeben verlobt hatte.(Dallas News.)—„Was koſten dieſe Kragen? fragt ein Mann in einem Wäſche⸗ geſchäft.„Zwei Stück 25 Cents.“„Und was koſtet einer?“„15 Cents.“„Dann geben Sie mir bitte den anderen.(Yale Reko.) 0 In einem Kaffeehaus Unter den Linden trifft ſich jeden Nachmittag eine ebenſo große wie ge⸗ räuſchvolle Geſellſchaft, deren Stammſchlöſſer teils diesſeits, teils jenſeits der Leitha geſtanden haben, während die Ahnen noch viel weiter ſüdlich und öſtlich gewohnt haben. Vor ein paar Tagen ver⸗ nahm ich am Nebentiſch die folgende Unterhaltung: „Tag, Cohn, na, was tut ſich?“— „Was wird ſich tun, heutzutage, fragen Se mich?“ „Sagen Se, Cohn, haben Se Bohnen?“ „Wo ſoll ich Bohnen herhaben?“ „Nu, der Menſch kann doch Bohnen warum ſoll ä Menſch nich Bohnen haben?“ „Haben Se was?“ „Hab ich? Ob ich hab?“ „Nu alſo?“ „Phenazetin.“ „Wieviel?“ „Sieben.“ „Zahl' ich auf keinen Fall— höchſtens ſechs.“ „Sagen Se ſechseinhalb, und das Geſchäft is gemacht.“ „Gut, ſechseinhalb. Schicken Se mer alles, was Se haben. Nu ſagen Se mir aber— was iſt Phenazetin?“(„Simpliziſſimus“.) haben. 8. Aus der Schule. Ein paar Proben davon, wie ſehr der Krieg alles Denken unſerer Buben mit Beſchlag belegt: „Vor einem grauen Hauptmann(Haupt) ſollſt Du aufſtehn—— „Ich glaube, daß mich Gott erſchaffen hat ſamt allen Grenadieren Kreaturen.—“(„Jugend“.) Berliner Jllufr.-Geſelſchaft Seneralfeldmarſchall Karl v. Bülow beging am 24. Mär; ſeinen 70. Geburtstag, Immer Hausfrau. Urlauber(aus dem Leben im Felde erzählend):„Samstags haben wir ge⸗ wöhnlich eine Menge Arbeit!!“— Mutter:„Aha, dann werden wohl die Schützengräben rein ge⸗ macht?“(„Meggend. Bl.“) Der duftende Haſe. Wehrmann Pietſch wandert durch eine kleine franzöſiſche Stadt und entdeckt eine Garküche; lieblicher Duft ſtrömt ihm ent⸗ gegen, und ihm iſt es ſo, als ob der von Haſen⸗ braten herrühre. Das macht ihm den Appetit mäch⸗ tig rege. Die Verſtändigung gerät nicht leicht, aber mit Hilfe von Pietſchens Taſchenlexikon ge⸗ lingt ſie. Der Wirt hat begriffen, daß der Mann Haſenbraten begehrt; vorſichtig und mißtrauiſch will er indes den Mann darauf aufmerkſam machen, daß die Portion 4 Franks koſtet. Hier ſtockt das Verſtändnis wiederum.„Ich verſtehe nich. Wie meine Sie?“—„Quatre! Quatre!“ — Ach ſo: na, da geben Sie mir lieber was an⸗ deres; freſſen Sie Ihren Kater man alleene!“ („Luſt. Bl.“) Der Landwehrmann Schulze kam gerade aus dem Schützengraben auf Urlaub, als ſeine beſſere Hälfte ungeduldig nach dem Storche ausſchaute. Aber der Kerl war unpünktlich, und Schulze mußte ſich wieder zur Abreiſe rüſten, ehe er eingetroffen war. Kurz entſchloſſen telegraphierte er an ſeine Kompagnie:„Bitte ergebenſt um Nachurlaub, da Frau täglich niederkommt.,— Am nächſten Morgen war die Antwort da:„Nachurlaub genehmigt. Ver⸗ fahren im Staatsintereſſe patentieren laſſen!“ „Jugend.“ * Der Handſchuh. Bei der letzten großen City⸗ Verſammlung in London wurde der Beſchluß ge⸗ faßt, die Regierung aufzufordern, daß ſie von der britiſchen Seemacht einen ausgiebigen Gebrauch machen ſolle. Lord Devenport faßte das Ergebnis der Beratungen in den Satz zuſammen:„Nötig iſt weiter nichts, als der Flotte zu geſtatten, daß ſie ohne Handſchuhe kämpft.“ Im„Baralong“⸗Fall mögen ja ſie mit Handſchuhen gekämpft haben. Wie ſollen es die engliſchen Helden aber ohne Hand⸗ ſchuhe anſtellen, ihre Hände rein zu halten? („Simpliciſſimus. * Neues Wort.„Mit der Uhr in der Hand leitete der General den Angriff.“—„Aha, die reinſte Ticktacktaktik.“(„Meggend. Bl.“) * Müller:„Et is doch ſchade, det man von den Faſching, der ſonſt die Menſchen um dieſe Zeit uff de Beene brachte, nu ſchon lange keenen Ton mehr heert.“— Schultze:„Da irrſte Dir, een Ton von die Narrenzeit klingt ooch heute durch die Welt.“ — Müller:„Nanu?“— Schultze:„O Menſch, wie oft erfreut mir ſchon— aus Waſhington een Fa⸗ ſchington!“(„Kladderad.“) * Ein wahres Glück. Karl IX. wußte falſches Geld ſo künſtlich zu prägen, daß er ſelbft Kenner damit täuſchte. Es iſt ein wahres Glück“, äußerte der Kardinal von Lothringen,„daß er ſich ſelbſt be⸗ gnadigen kann“. * Welche Zeit benutzt ſogar der Faule? Antwort: Die Mahlzeit. Druck und Verlag der Dr. H. Haas' ſchen Buchdruckerei Tiefdruckanſtalt in Mannheim. Verantwortlich für die Redaktion: Dr. Fritz Soldenbaum. . N 2 i Das Schilderhaus von Schnee 2 8 2 don Erfſ.-Neſ. Nobert Schank. Rußland, am 29. 2. 101 f Dot macht ernnderisch! Fürwahr, Nuch der Soldatengeist, er weiss Das ist kein leer Gered'. Zu helfen sich im Feld; Der Wenurzeg zeigt es wunderbar. So hat er hier aus Schnee und Eis Wohm der Bh auch späht. Ein Schiderhaus erstellt! Daheim wie hat die Industrie Den lob' ich mir, der es. versteh. Sch in der Not bewährt, Besonnen, fink und keck. Der Feinde schönste Phantasie Zu machen den vorhand' nen Stoff imm einem Schlag zerstört! Sich nutzbar seinem Zweck. Man hat sich dort. man hat sich hier Der ratlos nicht den Ropf verert, Lu heiten schnell gewusst. Wenn das Gewohnte fehl: D für mit Stolz, mein Deutschland. dir, Dein, der Ersatz im andern pürt mm Hornung deine Brust! Und denkend ihn erwählt! 1—— 5 5——— Türkische Denksprüche. * Das iſt nicht der Reiche, welcher die Beutel be⸗ ſitzt, ſondern der, welcher die Beutel zu gebrauchen verſteht. „Wo iſt Gott?“ fragte ein Narr einen Weiſen. „In deinem Herzen nicht“, antwortete der Weiſe, „denn ſonſt könnteſt du mich nicht nach dem Wohn⸗ ſitze Gottes fragen“. Die Myrte bewahrt ihr ſaftiges Grün, auch wenn ſie neben den fahlen Diſtelſtrauch gepflanzt wird. Mit dem Hammer der Reue wird auf dem Am⸗ bos der Zeit die Schlacke der Sünde zerſchlagen. Die Zeit iſt eine Schleuderträgerin, die oft lange zielt, aber endlich den Sünder wohl zu treffen weiß. Du, der du deinen Vater nicht achteſt und hoch⸗ hältſt und deine Mutter nicht ehreſt; an deinem Sohne wirſt du es beklagen, an deiner Tochter wirſt du es bereuen und ſo, früh oder ſpät, für deinen Undank die verdiente Strafe finden. Wie mit der Selbſtbeherrſchung die innere Zu⸗ friedenheit gleichen Schritt hält, ſo folgt dem Aerger auf dem Fuße nach— der Aerger über den Aerger. Zurletzten Kriegserklärung 1. Der Hafen von Liſſabon. 2. Bernardo Machado, Präſident von Portugal. 3. Liſſabon. Blick auf einen Zierplatz der Stadt mit dem Stand- bilde Dom Pedro's IV. 4. Geſamtanſicht von Oporto. Die portugieſiſche Haſenſtadt am Douro, fünf km vor ſeiner Mündung in den atlantiſchen Ozean ge⸗ legen, iſt die zweitgrößte Stadt Portugals und wird offiſiell„a muito nobre e invicta ciudale“(die ſehr edle und unbeſiegte Stadt) genannt. Berliner Illuſtr.-Geſellſchaft. S eee