Oeſelſſchaht. Die Mutter des Generalfeldmarſchalls v. Mackenſen, Frau Oekonomierat Marie Mackensen 0οꝰ⁰ iſt auf ihrer Beſitzung Geglenfelde bei Hammerſtein in Weſtpreußen im Alter von 90 Jahren geſtorben. PPP ä.. — 292% 2 22% bees sees eee e ee ese ves eeeeeeee eee eg g-“dE οναοε e Und hätte der Liebe nicht.!, e„6% 1 h JJ ũ 1 5 Skizze aus dem Leben von Richard E. Thyrnau.(Nachdruck verboten) 5 ſrau Es war ein recht ärmliches Zimmer, an nie vom Leben mehr als es aber für ein Leben, das ſie führte! dent deſſen Fenſter Frau Hanne Schmidt ſaß, einem bieten ka hinaus für Tag und manche Nacht in nervenauf m deren fleißige Finger mit der Nadel ſo raſt⸗ will, macht ſich lächerlich.“ reibender Haſt und Mühe hinter der Näte n 8 los auf und ab flogen. Ein kleiner Herd, Und da hatte Diehl ſehr ernſt, mit zit⸗ maſchine, dabei gerade genug, um nicht zu. ein wackeliger Tiſch, zwej Stühle, in der ternder Stimme gefragt: verhungern, und obendrein die ſtete Sorge 09 Ecke eine Bettſtatt, die einſt beſſere Tage„Und Sie finden alſo, daß ich einem zu ſogar dies käugliche Brot noch zu verloren. Per geſehen: das war alles; aber die berhärmte hohen Ziel nachſtrebe, das mir verſagt Denn die Zeiten waren ſchlecht, und das Pa, junge Fran in ihrem dünnen Kattunkleid bleiben muß?“ große Konfektionsgeſchäft, für das Frau Ia. paßte nur zu aut in dieſe Umgebung hin⸗ Hanne hatte die Achſeln gezuckt und war Hanne arbeitete, würde, wie man munkelte, 91 ein. Und lachte auch draußen eine frohe trällernd fortgelaufen. Dabei war ihr aber in Bälde gezwungen ſein, die Zahl ſeinen an Maienſonne auf die im jungen Grün pran⸗ gar nicht wohl zu Mute geweſen. Wenn Arbeitskräfte zu verringern. Und zun 0 gende Erde herab, ſo drang doch nicht viel ſie den Freund nun ernſtlich erzürnt hätte? dritten Mal ſeuſzte Hanne Schmidt ſchwar. von dem luſtigen Sonnengold in den engen Ach was, er würde doch wiederkommen, und bitter. Ja, was dann? Was dann? A4 Hof, auf den das Feuſter Die blaſſe Frau erhob ao von Frau Hannes Zim⸗ ſich von ihrem Platz und s mer blickte. Und gar das veckte die müden Arme. los Zimmer ſelbſt! Das Wahrhaftig ſchon 12 fig ſchien Mutter Soune Uhr vorbei! Da galt es, l jahraus, jahrein zu mei⸗ ſich zu ſputen, damit den den, um nicht fortgeſetzt Fritzel nicht gar auf fn. ſo viel tapfer ertragene ſein Milchſüppchen war- u d Armut zu ſchauen. Die ten mußte. Bald u H einſame Frau am Fen⸗ ſlammte im Herd das ſter konnte es ſelber kleine Feuer und warf ſer nicht begreifen, daß ſie beinen flackernden Schein un; einmal ein ausgelaſſe⸗ auf die nackte Bretter- u se nes junges Ding gewe⸗ diele. Aber da polterte 0 tu es ſchon die Treppen poll. ſen, wie ſo viele andere, aber freilich, das war auch ſchon ſo lange her! Als junges Mädchen hatte ſie keine Sorgen ums tägliche Brot ge⸗ kannt. Ihr Vater hatte auf dem Lande als wohlhabender Gutspäch⸗ ter gelebt,— ach, der hätte ſicher im Grabe nicht Ruhe, wüßte er, wie es ſeinem Lieb⸗ ling erging. Schlecht, ſehr ſchlecht erging's der armen Frau Hanne, und ſie ſann vor ſich hin, wie das eigentlich alles ſo furcht⸗ bar gekommen war. Wenn Hanne ihre Gedanken in die Ver⸗ gangenheit ſchweifen ließ, fand ſie, daß ihr Unglück eigentlich mit dem Tag begann, da ſie als blutjunges törichtes Ding die Hand des braven Lehrers Diehl ausgeſchlagen hatte. Sie ſah ſich beide noch im elterlichen Garten ſtehen. Es war auch ſo ein lieblicher Maitag geweſen wie heute. Karl Diehl hatte ſich eingefunden, um Hanne beim Erbſen⸗Säen zu helfen— ſo ſagte er wenigſtens. Sie hatte ihn ausgelacht, und er hatte dann halb lachend und halb ärger⸗ lich gefragt: „Sie freuen ſich immer ſo über mich, Fräulein Hanne, erſcheine ich Ihnen denn gar ſo komiſch?“ Da hatte Hanne nachdenken müſſen und gefunden, daß Diehl ein gar ernſter und ſympathiſcher Menſch und durchaus nicht ko⸗ miſch war. Im Grunde hatte ſie ihn ſogar recht gern. Aber nicht um die Welt hätte ſie ihm das eingeſtanden. Sie gab daher die ſchnippiſche Antwort: „Wiſſen Sie, lieber Herr Diehl, man ſoll ............. Prof. Dr. Emil v. Behring, d Tetanus⸗Serums tritt von tröſtete ſie ſich damals. Hanne mußte ſchwer aufſeufzen, wenn ſie daran dachte. Ach, er war nie, nie mehr wiedergekommen ſeit jener unſeligen Stunde, hatte Hannes väterliches Haus ängſtlich gemieden und ſich bald darauf verſetzen laſſen. Nach einer großen Stadt, ſo hieß es, Frau Hanne ſeufzte noch einmal bitter auf. Ja und dann war es eben Schlag auf Schlag gekommen, das Unglück. Ihre Ehe mit dem luſtigen Muſikus, die wohl ſehr glücklich, aber doch nur ſehr kurz geweſen war. Nach einem halben Jahr kam der Gatte ſchwer krank nach Hauſe, eine Lun⸗ genentzündung raffte ihn binnen wenigen Tagen fort. Und als der kleine Fritz zur Welt kam, hatte er keinen Vater mehr. Hannes Eltern verloren daun ihr ganzes Vermögen dutch eine Bürgſchaft, bei der ſie die Betrogenen waren, ſtarben beide bin⸗ nen wenigen Wochen und Hanne ſtand mit ihrem Kindchen allein in der kalten, grau⸗ ſamen Welt. Da war die junge Frau von wilder Verzweiflung ergriffen worden und hatte ihren Lieben in den Tod nachfolgen wollen. Aber dann blickte ſie in die lachen⸗ den Blauaugen ihres Sohnes und wußte, daß ſie würde leben müſſen, um ihres Fritzchens willen. Leben! Was war das Berliner Illuſte.⸗Geſellſchaft. er weltberühmte Entdecker des Diphtherie-Heiſſerums und des einem Lehramte in Marburg zurück. herauf, und ein friſcher gen achtjähriger Jungeſteckte rer den lachenden Blond im kapf durch die Tit Fritzel ſpalte. de. „Grüß Gott, Mütter„O E chen! O du, ich hab' cheſſen! nen fürchterlichen Hulher bei ger!“ „Ja, gleich gib; wie war's in d was, mein Kind. Nun Schule?“ Nun erplodierte der kleine Burſch lodernder Begeiſterung. „Ach ja, denk mal, Mütterchen, wir hab einen neuen Lehrer bekommen! Herr Mul mann iſt ja ſchon lange krank, und da g tritt ihn jetzt ein anderer Lehrer. Du, d iſt aber lieb! Wir mußten ihm alle von! Hauſe erzählen, und ich ſagte, wie du i mer ſo fix arbeiten mußt, und da meint er, ich ſollte Gott für ein ſolches Mütter recht innig danken und es von Herzen f haben. Wahrhaftig, das ſagte er! f das brauchte er doch gar nicht. Ich hab dh doch ſo furchtbar, furchtbar Lieb!“ f Und der Kleine kletterte eilig auf g Schoß der blaſſen Mutter und fiel ihr fi miſch um den Hals. Frau Hanne muß lächeln. „Das ſcheint ja ein prächtiger! ſein, dieſer neue Herr Lehrer, ſo flink in eure Herzen hineingeſtohlen! Wie heißt er denn?“ „Das weiß ich nictt,— oder doch, mal, der Otto Müller von der 4. Klaſf der ihn im vorigen Jahr gehabt hat, 0 uns vorhin zu:„Na, ihr ſeid aber pute . —— eee e. 5 r—————ů—ů—ů a deere 5—— 5 5 a 2— . 2 17 5 3 1 „F—— ͤ—W—.——————— N 2%„%%%: 26 10)7%/%/%%%%S%%S%0õ, d ̃..% ͤ M.. xꝶꝗ—ꝗ———Pf8f d A ˙—Ü 3 8, daß ihr jetzt den Diehl habt! Ja, 2— 2 232 2.4 U hl heißt der Herr Lehrer. boten) frau Hanne war zuſarmmengezuckt. möglich? Er— er, an den ſie ſo e! Tag zenken mußte, der Lehrer ihres Buben? rvenauft r nein, der Name war ja nicht eben Vielleicht—— der Nähe. nicht zu r d 1 2 Sag mal, Fritzel, wie ſieht er deun aus, e Sorge, Peer Diehl“ berlieren, 55 5 2. 5 nd 9 3 weißt du, Mutti, zuerſt gefiel er is Fra 0 Er hat einen langen Bart unte guckt ſo ernſt drein— böſe, dachten hl ſeiner anfangs. Aber dann ſah er auf ein⸗ nd zurn wie der Becker noch raſch den letzten dt schwor B ſeines Frühſtüc sbrotes in den „ 5 ſtockte, und da jagte er:„Ja, Kinder, au erhob können, noch nicht anfangen, Der Dicke Platz und hinten iſt noch nicht fertig. Und als 150 Ar losplatzten, lachte er mit und ſagte hon 12 zu Becker:„Na, hat 8 geſchmeckt, mein galt 785 e“ Und dabei zwinkerte er ſo luſtig 5 damit den Augen, daß wir ihn alle gleich lieb gar en. 85 ö hen war- h dieſen luſtigen Augen erkannte ihn Bald u Hanne. Die hatte er immer ſchon ge⸗ derd das. Und die hatten ihr ſo gut gefallen. ind warf ſer Gegenſatz zwiſchen dem ernſten Ge⸗ en Schein und den munteren Seelenfenſtern, die Bretter n ſo tiefen Blick in ein reiches Innen⸗ polterte n tun ließen— er war ganz eigenartig Treppen voll. Frau Hanne fühlte, wie ihre n friſcher gen feucht wurden. Karl Diehl der nge ſteckte ſrer ihres geliebten Jungen! Und er Blonde e immer noch der Alte geblieben! die Tür, Fritzchen machte ihren Betrachtungen ein Ude. Mütter„O Gott, und das hätte ich beinahe ver⸗ h hab' cheſſen! Ich ſoll dir ja den Brief geben, hen Her bei der Gemüſehändlerin gelegen hat.“ gar nicht. J gibt; s in dig 1 Berliner Illuſtr.-Geſellſchaft. zurſch Bulgariſche Häſte in Berlin. 1 wir hab err Meal id da b Du, M lle von ie du da mein Nütteich erzen f er! W ch hab d 707 3 auf N 5 ihr ft ne muß Mann—. enn er f tohlen he doch, 5 4. Klaſfes i ö* t hat, 2 A N 5 0* 88 5 5 2 b aber fe uſſiſche Vänerin, deren Heim durch die Ruſſen bis auf die äußeren Umfaſſungsmauern abgebrannt wurde, quartiert mit ihren Kindern in einem vor dem Haufe aufgeworfenen Unterſtand, wo ſie vor 6... Regen und Nachtbälte geſchützt iſt. Leipziger Preſſe- Bito. Stefan Stefanoff, Dirigent der Philharmonie zu Sofia. 2 Berliner Illustr. ⸗Geſellſchaft. Eidesleiſtung engliſcher Rekruten. Und er kramte in ſeinem Schulränzlein. „Hier iſt er, ſei nicht böſe, Mütterchen!“ Frau Hanne hatte keine Zeit ob der ver⸗ ſpäteten Zuſtellung zu zürnen. Schreckens⸗ bleich ſtarrte ſie den Geſchäftsumſchlag an, der die Aufſchrift trug„Dahmann, Löpp u. Co.“ Da mußte etwas Unheilvolles drin⸗ ſtehen. Herr Löpp, der edle Menſchen freund, war ja ſo rückſichtsvoll! Es ver⸗ ſchlug ihm herzlich wenig, ſeine Angeſtell⸗ ten bis aufs Blut auszuſaugen, aber Un⸗ angenehmes konnte er ihnen nicht ins Ge⸗ ſicht ſagen. Das erledigte er ſchriftlich. Und was hatte er ihr wohl brieflich mitzu⸗ teilen, da ſie ja doch noch am ſelben Abend aufs Kontor mußte, die fertige Arbeit ab⸗ zuliefern? Frau Hanne wurde es dunkel vor den Augen. Sie riß den Umſchlag auf und verſchlang den Inhalt des Schreibens mit fiebrigen Blicken?„Geehrte Frau Schmidt— die ungünſtige Konjunktur zwingt uns— langſame Arbeiterinnen— entlaſſen— beſte Wünſche— hochachtend“ Fritzel hatte erſchrocken auf ſeine Mutter geblickt, als er einen ſchwachen Aufſchrei von ihren bebenden Lippen hörte. Dann ſah er entſetzt, wie ſie wankte und, ohne einen weiteren Laut von ſich zu geben, zu Boden ſtürzte. Frau Hanne war in Ohn⸗ macht gefallen. Wohltätiges Dunkel um⸗ fing ihre Sinne, und ſie vernahm nichts davon, wie der Kleine in thränenreicher Troſtloſigkeit zu ihr hinſtürzte und jam⸗ mervoll ſchrie:„Mütterchen, ach liebes Mütterchen, du darfſt mir doch nicht ſter⸗ ben!“ Ihr war wohl. Der Lehrer Karl Diehl hatte noch ein wenig im Konferenzzimmer der Volksſchule verweilt und Erkundigungen über ſeine neue Klaſſe eingezogen. Die Auskünfte waren recht befriedigend geweſen. Nun machte er ſich auf den Heimweg. Diehl J“... ˙ ͤLꝰLL..::... 54000 zute hatte jekt wür! noch D ande ernſt Schl 9 ſchön tenen inne faſt nach Ji J te Jirth of Forth. 5 1 ſah müti glau weil er de er ſi ſein? habe jeder 2 „das dem wirſt tal genz Er nicht ganz ſunke ſeine eine: ſtalt, ſich i Müh nigſt hinde erwif plötzl gefich vorka hin d De gleich 3 ſen Ange ich w gleich ſchluc Junt 6. Atale haben unsere J wichtigen nordengliſchen Meerhuſen mit belegt. et Steth f Sorth it bacguntlich eine große Einbuchtung an der Oſteüſte Schottlands und liegt unter Anderen an ſeinem Ufer auch die ſchottſſche Hauptſtabt So inburg h. Seit anſere Jeppeline der engliſchen Inſelgruppe regelmäßig Baſuche ab. ſtatten, vac der Ileth of Forth eines ihret be⸗ liebteſten Ziele 1. Die ſchoktiſche Haupiſtadr Edin⸗ durgh am Firth of Forth dom Kaſtell aus geſehen. 2. Die berühmte Forty Brücke bei Edinburgh, eines det bedeutendsten techniſchen Bauderke der Welt. 5. Parade eines ſchottiſchen Hoch⸗ lältber⸗Negiments dor dem Faſtell in Fdinburgh Lelp iger Praſſo- Bürs, ͥ0 dd ⁵˙-A.. o ̃]ẽ⁵]⁰˙̃⅛‚ANAAA.̃⅛ EXA wor mit Leib und Seele Lehrer. Für ihn war ſeine Tätigkeit nicht damit beendet, daß er die Tür des Klaſſenzimmers hinter ſich ſchloß, ſondern die Eindrücke der Schul⸗ ſtunden, angenehme wie unerfreuliche, ge⸗ leiteten ihn auch durch ſeine Mußeſtunden. Heute hatte er nur Liebe empfangen; mit leiſem Schmunzeln gedachte er der Abfuhr, die er dem gefräßigen kleinen Becker hatte zuteil werden laſſen. Wie ſie alle gelacht hatten, die kleinen Buben! Na, das Ob⸗ jekt der heutigen pädagogiſchen Exekution würde in Zukunft ſein Butterbrot ſicher noch während der Pauſe verzehren! Dann dachte der Lehrer wieder an etwas anderes und ſein kluges Geſicht wurde ernſter. Da war doch dieſer famoſe kleine Schlingel, der— wie hieß er doch gleich? — Fritze Schmidt— wie ihn der anit den ſchönen blauen Augen und den eingeſchnit⸗ tenen Geſichtchen an ein anderes Geſicht er⸗ innerte!— Ach, lang, lang war's her. Mit faſt ängſtlicher Haſt hatte er den Kleinen nach ſeinen Eltern ausgefragt— Gottlob, ſie konnte es nicht ſein. Fritzchens Mutter war Witwe und eine arme Näherin. Das ſah wahrhaftig nicht nach jener über⸗ mütigen Johanna aus, die vor Jahren ge⸗ glaubt hatte, ihn demütigen zu dürfen— weil ſie reich und er arm war. Wie hatte er das ausgelaſſene Ding geliebt, wie liebte er ſie noch! Was mochte aus ihr geworden ſein! Sie ſollte einen Künſtler geheiratet haben, mehr wußte er nicht. Nun, ſie war jedenfalls glücklich. Und er? Armer Karl,“ nionologiſierte der Lehrer, „das Glück meidet dich gefliſſentlich, nach dem du's haſt nicht feſthalten können. Jetzt wirſt du wohl einſam durch dieſes Jammer⸗ tal pilgern müſſen. Ja, ja, geſchieht dir genz recht, mein Sohn!“ Er ſagte ſich noch einige Wahrheiten, die nicht allzu höflich klangen, und wäre wohl ganz tief in peſſimiſtiſche Gedanken ver⸗ funken, wäre er nicht höchſt unſanft aus ſeinem Grübeln aufgeſchreckt worden. Aus einem Hauseingang ſchoß eine kleine Ge⸗ alt, prallte gegen den Lehrer, verwickelte ſich in den Mantel, machte ſich mit einiger Mühe wieder frei und wollte dann ſchleu⸗ nigſt das Weite ſuchen. Aber Diehl ver⸗ hinderte den Fluchtverſuch. Er packte zu, erwiſchte einen kindlichen Arm und blickte plötzlich in ein thränenüberſtrömtes Buben⸗ geſicht, das ihm ſo bekannt, liebvertraut 4 vorkam. Ja, Schmidt, um Himmelswillen, wo⸗ bin denn ſo eilig?“ Der leine hatte den freundlichen Lehrer gleich wiedererkannt. Ach bitte, bitte, lieber Herr Lehrer, laſ⸗ ſen Sie mich los! Mein Mütterchen iſt umgefallen und liegt nun ganz tot da und ich will raſch zum Onkel Doktor, der hier gleich um die Ecke wohnt!“ Und nun ſchluchzte Fritz wieder los. Den weichherzigen Lehrer wurde es an⸗ geſichts dieſes Schmerzensausbruchs ganz eigen zu Mut. Dann faßte er aber einen Entſchluß. „Ja, itein Junge, lauf nur zum Arzt. Ich will indeſſen nach deinem Mütterchen ſehen. Wo wohnt ihr denn?“ „Vier Treppen, links dritte Tür.“ Der Kleine lief ſchon wieder weiter und warf noch einen dankbaren Blick auf den Lehrer. Ah, dem wollte er aber die Lie⸗ bestat vergelten durch Brapſein und fleißi⸗ ges Lernen! Diehl ſah hinter dem Davoneilender drein und unterdrückte einen flüchtig auf ſteigenden Wunſch:„Wer doch einen ſolchen Prachtbuben ſein eigen nennen dürfte!“ Dann ſchritt er eilig in das Haus. Hoch, ſehr hoch mußte er ſteigen, bis er die Tür Berliner Illuſtr.-Geſellſchaft Graf Georg von Arco 5 der Begründer des Funkentelegraphen⸗Syſtems Staby- Arco, wurde von der Univerſität Straß⸗ burg zum Ehrendoktor ernannt. die ihm Fritz beſchrieben, erreicht hatte. Das Haus war eine armſelige Großſtadt⸗Miets kaſerne, und mit Schaudern gedachte der humane Lehrer der menſchlichen Weſen, die hier ihr Leben verbringen mußten. Welch ein Elend! Nun ſtand Diehl vor der bewußten Tür, an der ein Kärtchen mit der Aufſchrift: „Frau Hanne Schmidt“ befeſtigt war. Da gab es ihm doch einen Riß. Welch ſelt⸗ ſames Spiel des Zufalls. Die Mutter des Kleinen hieß ja genau ſo, wie Doch der Lehrer überlegte nicht lange. Behutſam klinkte er die Tür auf und trat in das düſtere Gemach. Mittlerweile hatte ſich nun doch ein ganz, ganz kleines ver⸗ lorenes Sonnenſtrählchen eingeſchlichen und ſpielte um einen Käfig, der in der Fenſterecke hing, und in dem ein kleiner Matz eben ſein munteres Liedchen unter⸗ brach, um den fremden Mann verwundert anzuäugen. Doch Diehl hatte für nichts Augen als für die regungsloſe Frauen geſtalt am Boden. Mit einem Satz war er bei ihr, hob den Kopf und blickte auf die einſt ſehr ſchönen, jetzt aber von bitteren Harm zerfurchten Züge. Und nun gellte ein Entſetzensſchrei durch das Zimmer. „Hanne, Hannchen, um Gotteswillen, wie 7 7 2. 75 muß ich dich wiederfinden! Ein Zucken ging durch den Körper der armen Frau. Sie verſuchte ſich aufzurich ten, die Augen zu öffnen. Nun gelang ihr's. Wo war ſie nur? Was war denn geſchehen? Mit verſchleierten Augen blin⸗ zelte ſie den blondbärtigen Mann an, der tief erſchüttert neben ihr kniete. Ach, Kar! Diehl war da— nun war ja alles wieder gut. Ihm konnte ſie vertrauen. Er würde die Mutter rufen. Frau Hanne wurde plötzlich ganz munter. Sie ſah den zerknit⸗ terten Brief auf dem Boden und entſann ſich deſſen, was geſchehen war. Aber wenn der Traum vom Elternhaus eben nur ein Traum geweſen, dann war es aber doch Wirklichkeit, daß Karl Diehl bei ihr kniete, mit überſtrömenden Augen ihren Kopf an ſeine breite Bruſt zog und immer:„Go⸗ liebte, arme geliebte Hanne!“ ſagte. Dies Rätſel war zuviel für Hannes armen ge⸗ marterten Kopf. Mit einem ſchwachen Laut ſank ſie aufs neus in Ohnmacht. Karl Diehl faßte ſich nun. Aber er wurde in ſeinem Samariterwerk geſtört. Die Tür ging auf, Fritzchen ſtürzte herein, gefolgt von einem ernſt blickenden Greis, der den Lehrer mit erſtauntem Blick ſtumm grüßte und ſich gleich an die Unterſuchung der Kranken machte. Diehl zog den kleinen Fritz vom Bett weg, ſetzte ſich ans Fenſter, wo das Vöglein wieder fröhlich tirilierte, und nahm den Buben auf den Schoß. Auf⸗ atmend drückte er den Kleinen an ſich, als wollte er ihn nie, nie mehr loslaſſen. Bald hatte der Arzt ſeine Unterſuchung beendet. Er räuſperte ſich und meinte: „Die Ohnmacht hat nichts zu ſagen. Aber die Frau iſt überarbeitet und ſchlecht ge⸗ nährt. Sie müßte mal vollkommen aus⸗ ſpannen. Freilich, das wird wohl kaun gehen!“ Diehl geleitete den Arzt zur Treppe. Ein frohes Leuchten war in ſeinen Augen. „Es wird gehen, verlaſſen Sie ſich dar⸗ auf, Herr Doktor, es wird gehen. Dafür laſſen Sie mich nur ſorgen!“— Und wieder verging ein Viertelſtündchen, da ſchlug Hanne abermals die Augen auf — und ein Ausdruck ungläubigen Glücks breitete ſich über ihre abgehärmten Züge. Wirklich ſaß er da an ihrem Bett— er, an den ſie in all den traurigen Jahren ſo oft hatte denken müſſen, hielt Fritzchen in ſeinen treuen Armen und flüſterte eifrig mit ihm. Und als die beiden merkten, daß Mütterchen wieder aufgewacht war, wen⸗ deten ſich ihr zwei freudeſtrahlende Ge⸗ ſichter zz 1 F DDr d Von der großen polnischen Erinnerungsfeier. Am 3. ds. Mts. haben in ganz Polen, insbeſondere in Neichsſtadt ſtattgefunden. Wir bringen zwei Aufnahmen von der Hauptſtadt Warſchau, große Feiern zur Erinnerung an dem großen Feſtzug, der aus dieſem Anlaß durch die Haupt⸗ die vor 125 Jahren genehmigte Vorfaſſung für die polniſche ſtraßen Warſchaus ſtattfand. Leipziger Preſſe- Büro. 1 2 3 1 5 1 1 1 2 N 5 15 des N Preſſe 2—„Fein 1 8 5 Und; 8 85 NCC a— 5 bol d Die Aufftellung der Vereinsabordnungen mit ihren Fahnen auf dem Warſchauer Aarktplatz. um Deutſ ten b den 8 bei un Es m 1870% Brauc nismä betont chen Blume Lande wurde feſtlich tarism N kriegs! auf di nicht 1 1 6 Im geſchoff einigte! zählen, kiſch de die nit den gel Spiegel ſten un dem ut Tant Küchen rinkerze ſchwim! dergrund die polniſchen Veteranen aus dem Jahre 1863. jemand . — Szene aus dem großen Jeſtzug. Im Vor 55... nen von Haupt- Dreſſe- Büro. 2 r— Aus aller Melt CCC ² A ⁊ KK K Das militariſtiſche Maiglöckchen. Die Feier des J. Mai in Frankreich bot der Pariſer Preſſe Gelegenheit, wieder einen neuen „Feind des franzöſiſchen Voltes zu entdecken. Und zwar handelt es ſich diesmal um das Sym⸗ bol der Unſchuld und des Frühlings, nämlich um das Maiglöckchen, deſſen gefährliches Deutſchtum der„Gaulois“ mit folgenden Wor⸗ ten brandmarkt:„Der Maiglöckchenverkauf auf den Straßen, der auch in dieſem Kriegsjahre beſ uns ſtattfand, darf nicht unbeachtet bleiben. Es muß feſtgeſtellt werden, daß wir im Kriege 1870½1 dieſen aus Deutſchland ſtammenden Brauch noch nicht kannten und daß er verhält⸗ uismäßig jungen Datums iſt, und weiter muß betont werden, daß die Vorliebe für Maiglöck⸗ chen aus Deutſchland ſtammt, und daß dis Blumen ſelbſt zum größten Teile aus dem Lande unſerer grimmigſten Feinde bezogen wurden. Wir dürfen nicht verhehlen, daß der ſeſtliche Verkauf dieſer aus dem Reich des Mili⸗ tarismus kommenden Blume wenig am Platze iſt.“ Man ſieht, daß die Franzoſen noch immer irlegsluſtig genug ſind, um den Kampf ſelbſt auf die Blumenwelt auszudehnen. Wenn das nicht wahres Heldentum iſt. Hane riſliſche Ee Im wilden Weſten. In einer der jung auf⸗ geſchoſſenen Arbeiterſtädten im Weſten der Ver⸗ emigten Staaten befindet ſich, wie Tit-Bits er⸗ zablen, in einem Gaſthaus über dem Schank⸗ uiſch das folgende Plakat:„Die herren Gäſte, die mit Revolvern nach dem Wirt ſchießen, wer⸗ den Aebeten, hierbei darauf zu achten, daß die Spiegel nicht getroffen werden, da ſie die ſchön⸗ 3 und größten in der Umgebung und außer⸗ dem noch nicht bezahlt find.“ Tantalusqualen. Küchen ſchüſſel voll rinterze hinein, ſchwimmen jemand Man gieße eine ſaubere Waſſer und lege eine Ste⸗ welche auf dem Waſſer wird. Hierauf bitte man, es möge bon der Geſellſchaft den Verſuch ma⸗ Berliner Illulir.-Heſellſchaft. Neue Siegesbeute im Berliner Seughauſe, engliſche, franzöſiſche und rufſiſche Hranaten. chen, die Kerze mit den Zähnen zu faſſen und aus dem Waſſer zu ziehen. Da die Auf⸗ gabe leicht erſcheinen dürfte, ſo wird ſich gern jemand bereſt finden laſſen, der Aufforderung nachzufoemmen, doch gar bald wird er ſich überzeugt haben, daß die Kerze bei der leiſe⸗ ſten Berührung mit den Lippen ſogleich unter die Waſſerfläche ſinkt, und nur ſehr ſchwer mit den Zähnen zu faſſen iſt. Die fruchtloſen Bemühungen wirken auf die Zuſchauenden außerordenklich fomiſch. Dex vergeſſene Faden. Herr A. hat ſich einen neuen Anzug machen laſſen, der beim erſtmaligen Tragen gebührende Bewunderung findet. Auch Herr B. lobt das Kunſtwerk des Schneiders, doch entdeckt ſein ſcharfes Auge, daß Heftfaden in den Nähten blieb. Er zieht dienſtfertig an dem Faden, um die Un⸗ terlaſſungsſünde gut zu machen, dieſer wird lang und länger und will gar kein Ende neh⸗ bin men. Schließlich merkt Herr B., daß er ge⸗ foppt wurde; Herr A. hatte den vermeind⸗ lichen Heftfaden von mehreren Metern Länge ſelbſt an auffälliger Stelle durch den Stoff gezogen. Selbſtlas. Bei einem Regiment im Weſten, zum größten Teil aus Hamburgern beſtehend, kommt das Geſpräch auf die Urfachen des Krie⸗ ges, und die Wut auf John Bull iſt natürlich groß. Mütend ruft ſchließlich einer der Ka⸗ meraden:„Fief Mark will ik gern utgewen, wenn ik ſo'n Engliſchmann mol to faſſen kree⸗ gen künn.“ Die Gelegenheit bietet ſich; bei einem Skurmangriff kommt der Gegner, Eng⸗ länder und Franzoſen ins Wanken. Unſer Ham⸗ burger ſchlägt einen Franzoſen nieder, läßt ihn aber liegen und eilt in langen Sätzen einem Engländer nach, den er dann auch ſtolz als Ge⸗ fangenen einbringt. Beran Stade. Wahres Geſchichtchen. An der Oſtfront irgend⸗ wo mitten im Winter liegen ſich die deutſche und die ruſſiſche Feldwache ziemlich nahe gegen⸗ über. Die vorgeſchobenen Poſten können ſich ſehen und Landſturmmann Stephan.. ſitzt in ſeinem Horchloch und läßt an Naſe und Bart die Eiszapfen wachſen, daß es eine Art hat. Plötzlich fällt ein Schuß. Stephans Helm hat CCC 5 ˙¹ Ruck b 1 der ruſ⸗ ſich gemacht. Da ſeiner iber?„Wart jetzt ſind wir neſchiedene Curt Winter. (Zeitung der 10. Armee. 7——** Ra tel C Ge Die Erſte iſt der Fünfte immer Voll Blütenpracht und Sonnenſchimmer, Die Zweite iſt Wanderer D beim Das, was auch liebt manch Anderer 2 iu, s Ganze, in der Würze linkt oft im Glas. Was mag das ſein? Auflöſung: Mai— Trank. Maitrank. * Kriegs ⸗Nätſel. Auf ſeinem 1 der Aktuar Denkt ſchmerzlich dran, wie's früher war, Sein Weib war jung, er ſelbſt war friſch, Und 2 kam täglich auf den Tiſch. Jetzt muß er manche Nächte wachen, Um die Familie ſatt zu machen. Wenn er nicht ſo biel 1, 2 hätt'. Sie gingen hungrig oft zu Bett. N. Lüſung: Sitzfleiſch * Sickzack⸗Nätſel. A AA AAT DE FEE FE F JJ NR S5 fr 7 ö Die Buchſtaben im obenſtehenden Rechteck ſind ſo anzuordnen, daß die ſenkrechten Zeilen be⸗ kannte Worte ergeben, wele bezeichnen: 1 eine Stadt in Bayern, 2) ein Gelöbnis, 3) einen Körperteil, 4) einen Kurort, 5) einen weiblichen Vornamen, 6) eine Stimmlage, 7) eine Zahl, 8 einen Monat, 9) eine Kopfbedeckung, 10) einen Schweizer Kanton, 11) Teil des Baumes. Bei richtiger Löſung nennen die Buchſtaben im Zickzack mit dem oberſten Buchſaben der erſten ſenkrechten Reihe begonnen ein ſchönes Feſt. Auflöſung: H E AE E A E MH Ur 0 i R NVL I A UAS FBK SIATFE IF If Auflöſung: Die Erſtarkung der Türkei. Druck u. Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buchdruckerei Cieföruckanſtalt in Mannheim. Verantwortlich für die Redaktion: Dr. Fritz Holdenbaum. ..„700 d A e i f 8 8 f . 8 8 8 8 8 f 7 b 5 i CECE Ein Vater, der 9 ſeiner Söhne gleich- zeitig an der Front hat: Der 62 Je 5 alte Unteroffizier Karl Kriegel aus Trebſen g. ö. Mulde, welcher ſich bei der Modilmach⸗ ung rotz ſeiuos Alters freiwillig zum Heeresdſenſt eldete und gegenwärtig beim Inf.⸗Negt. ſos dient. Die o Söhne und ein Schwiegerſohn Kriegels, welche ſämtlich zur Zeit be der Infanterie im Jolde ſtehen. Veipfiger Preſſe- Bure Beobachtung von Fliegern an der fland⸗ riſchen Küſte. Kirchen- Automobil, Geſchenk der Ank⸗ werpener Bevölkerung für die Königin Eliſabeth don Belgien. Außenanſicht der fahrbaren Kapelle Innenanlicht dor fahrbaren Kapelle. Berliner Illuſtr.-Gofellſchaft.