zeſellſchaft. I Berliner Illuſtr.-Geſellſchaft. Der Sieger in der Nordſeeſchlacht: Vizeadmiral Scheer — eee neuem eme Mn eſchibe Mor alte Birul aum n herber e lee, An der Amtshofmauer ſteht ſeit unvor⸗ denklichen Zeiten ein uralter Birnbaum. Er hat ſeit Menſchenerinnern weder Blätter noch Blüten getragen... geſchweige denn Früchte— und wenn er anderswo ge⸗ ſtanden, hätte man ſeinem unnützen Daſein ſicher ſchon längft ein Ziel geſetzt und ihn eines ſchönen oder unſchönen Tages abgeſägt oder gefällt. Aber der herr Amtmann iſt eine durch und durch beharrliche Natur. Er liebt es nicht, ſich oder anderen unnötige Gemütsbewegungen oder ſonſtige Schwierigkeiten zu verur⸗ ſachen. So iſt denn auch der alte Birnbaum, der niemanden etwas in den Weg gelegt, all die Jahre her unbehelligt geblieben. Am CTag vor Pfingſten iſt's. Ein prachtvoller Frühlingsmorgen. Das Amts⸗Everl, des herrn Amtmanns bildhübſches Töchterl, ſchaut zum Fenſter hinaus, ob etwa gar der junge Gutspraktikant vorüberreitet, zu deſſen wichtigſten Berufsange⸗ legenheiten es gehört, Tags über ſo oft, als nur irgend möglich, am Amtshof vorbeizureiten. Da auf einmal ſchlägt das Everl die hände zuſammen und wieder ineinander und ruft:„Ah!“ Bei den Leuten im hof, die dort zuſammen⸗ räumen, was der Lenzſturm nachts an morſchen Schindeln und dürren Aeſten heruntergebeutelt, entſteht darob eine lebhafte Aufregung. „Schaut nur grad! Schaut nur grad!“ ruft ſie in hellem Entzücken und deutet mit beiden händen zu⸗ gleich zum Fenſter hinaus.„Ja, was iſt denn los? Der alte Birn⸗ baum blüht!“ „Warum ſoll er denn auch nicht blühen?!“ denkt ſich der junge Praktikant, der zufällig grade wieder einmal in dringenden Angelegen⸗ heiten vorbeireitet. Wo es ihm doch das Fräulein Everl in ſo reizender und verlockender Weiſe vormacht! Jeden Tag blüht ſie herrlicher und kräftiger auf— das reinſte Pfingſt⸗ röſerl— juſt zum Hineinbeißen!“ Die Leut' im Hof aber, die keine ſo kühnen Vergleiche anſtellen und nicht wiſſen, daß man eventuell ſogar in ein Pfingſtröſerl hineinbeißen kann, ſchauen mit offenem Munde den Bünbaumgreis an und können ſich gar nicht genug darüber wundern, daß wirklich und wahrhaftig der uralte Stamm gerade an der unmöglichſten Stelle, wo es hundert Profeſſoren für ausgeſchloſſen erklärt hätten, an einem morſchen, moos⸗ bezogenen Zweiglein ein Dutzend wunder⸗ bare, zum Malen ſchöne Blüten trieb. Eine ſitzt prächtiger und farbenfroher neben der anderen, wie ſie der allerübermütigſte, aller⸗ jüngſte Birnbaum nicht ſchöner, friſcher und geſünder hätte zutage fördern können. f h ‚‚ e οο⏑τ¼f¼.j§ e e e e ö 27 2 3 F 25283 Ein ſchu äbiſcher held. 21 ſcſeſdeedſuen stan und sind ſueßſſtdſſedlſceßſſcalſſicnſſſcadſſtund sind dien ſuddiſuenſſudſciſundſſſſiſſſniſindiſſnadmnſiſinaiſſundſſiadiſundſſnedſ d mne dite tn „Ja, die Natur halt!“ meinen von den Leuten die einen. „Und das Frühjahr!“.. die anderen. „Und die Pfingſtzeit!“.. die dritten. „Und die wundertätige Näh' von dem Fräul'n Everl!“ fügte der Praktikant in Gedanken hinzu. Ueber all dem Gered' und Spektakel in dem ſonſt um dieſe Seit ſo feierlich ſtillen Amtshof wird aber auch der Herr Amtmann auf das ſeltſame Vorkommnis aufmerkſam und erhebt ſich von ſeiner Zeitung und ſeinem Morgenkaffee. „Was gibt's?“ fragte er und tritt zu ſeinem Kind ans Fenſter. „Schau nur, Vater, ſchau nur!“ jubelt ſie.„Der alte Birnbaum blüht. Da kriegen wir heuer am End' ſo Gott will, noch Birnen auch von ihm!“ Der herr Amtmann rückte die Brille hoch auf die Stirn und betrachtet den wundertätigen, doch zugleich aber auch ſehr deſpektierlichen Baum, der ſich da unter⸗ ſteht, auf einmal ohne jede vorherige An⸗ zeige und Bitte um Genehmigung das Ge⸗ ſchäft des Blühens wieder aufzunehmen P v 4 4 3 2 4 0 JV%%CCCCCGò0à( Taſchentuch herausholen und ſich die Der Unteroffizier Ferd. Binz aus Schorn⸗ dorf wurde für hervorragend tapfere Leiſtungen mit dem Eiſernen Kreuze J. Kl., ſowie der gold. Militärverdienſtmedaille ausgezeichnet. u EI Und plötzlich gibt es dem herrn Amt⸗ mann einen Stich, daß er zuſammenſchrickt „Das haſt du denn?“ fragt ſein Kind beſorgt. i „Ah nix!“ meint er.„Ah nix!“ Es iſt aber doch etwas, und zwar etwas ſehr Schlimmes, was äußerſt Unangenehmes. Bei der Bemerkung von den Birnen iſt ihm ein Gedanke jählings durch ſein Gehirn gefahren und eine Sorge zentner⸗ 7: ſchwer auf ſein gewiſſenhaftes Amts. herz gefallen. Ja, was wär' denn das? Wenn wirklich der uralte Eſel, der dürre Birnbaum, von dem warmen Früh⸗ lingswind ſo berauſcht und von dem ganzen Lenzrummel um ihn her derart angeheitert worden iſt, daß er gegen alles herkommen und gegen jede Erwartung auch noch Blüten zu treiben herausnimmt, dann iſt es demſelben übermütigen Burſchen auch noch zuzutrauen, daß er im Herbſt wahrhaftig hergeht und tat⸗ ſächlich Birnen trägt.„Da kriegen wir heuer am End', ſo Gott will, noch Birnen auch von ihm!“ meinte die Evi. Ja, das junge, dumme, ganz unwiſſende Dirndl tut ſich gar leicht mit einer ſolchen Red'] Sie glaubt wahrſcheinlich. daß es da dann vielleicht nichts anderes braucht, als auf den alten Birnbaum hinauf zuſteigen, die Birnen herunterzu⸗ pflücken und ſie in ihr rotes, un⸗ vernünftiges Goſcherlhineinzuſtecken? Davon hat ſie ja anſcheinend gar keine Ahnung, daß das Amtsbirnen ſind, auf Amtsgrund mit kmts⸗ kräften von einem Amtsbirnbaun getragene Amtsbirnen? Dem Herrn Amtmann wird, wie er den Gedanken weiter verfolgt, trotz des lauen Frühlingswindes, ſo heiß, daß er ſein großes, ſeidenes 2%%%,%j∘,j eee e eee eee eee eee KS SS ar 5 eee eee e eee ee eee eee e eee eee e e e e e e e eee ee eee eee eee e eee eee eee Stirne wiſchen muß. Jeſſes! Jeſſes! So was!— Was das für Schwierig keiten machen wird, für Schreibereien, für Berichte! Davon hat natürlich die Evi und der leichtſinnige Birnbaun keine Ahnung, daß das ganz neue, noch nie vorgekommene Dinge ſind, von denen ſelbſt ein erfahrener und im Dienſt ergrautel Beamter, wie der herr Amtmann, nicht weiß, wie ſie behandelt werden müſſen Er kennt ſich im Rugenblick abſolut nicht aus, ob darüber ſchon Dorſchriften und weiſungen vorhanden ſind, wie es mit den Amtsbirnen gehalten werden muß, ob Präze⸗ denzfälle dageweſen, ob der Birnbaum früher vor undenklichen Zeiten unter ſeinen kms vorgängern ſchon einmal Früchte getragen, was damals berichtet worden und was darauf für Beſcheide ergangen ſind. In ſchweren Sorgen geht er in die Regiſtratur, ordnet an, daß alle andere III tte re. eee Da c en Amt⸗ nſchrickt. in Kind 120 tr etwas nehmes. rnen iſt Gehirn zentner⸗ s Amts- ? Wenn er dürre n Früh⸗ bon dem ihn her iſt, daß 1d gegen lüten zu t iſt es Burſchen er im und tat⸗ kriegen ott will, meinte dumme, ſich gar ed'! Sie es da braucht, hinauf unterzu⸗ tes, un⸗ iſtecken? end gar tsbirnen Amts- irnbaum ird, wie verfolgt, indes, ſo ſeidenes d ſich die Jeſſes! hwierig⸗ ibereien, natürlich irnbaun ue, noch in denen rgrauter n, nicht müſſen lut nicht ten und mit den b Präze⸗ m früher n Amts⸗ jetragel, nd was d. in die andere Arbeit liegen zu bleiben habe, und läßt einen Uktenſturz und eine eingehende Fahn⸗ dung nach einem etwa je einmal erwachſenen Faszikel„Amtliche Birnbaumfrüchte betref⸗ fend“ vorzunehmen. Eber die Suche, die ſchon des intereſſanten Gegenſtandes halber den ganzen Morgen über mit dem aller⸗ größten Eifer betrieben wird, fördert nichts zutage, rein gar nichts. Auch nicht eine einzige Zeile, kein Buchſtabe wird aufge⸗ funden, woraus man irgend etwas darüber entnehmen könnte, ob jemals ſchon vordem der alte unfruchtbare Birnbaum aus der Rolle gefallen und. Amtsvorgänger u ſchaffen gemacht hatte. f 3 beunruhigte den herrn Amt⸗ mann immer mehr Er nahm ſein Mittags⸗ mahl förmlich geiſtesabweſend im tiefſten Grübeln zu ſich und hatte kaum die Gabel aus der Hand gelegt, als er auch ſchon ein altes, ſchweres Schlüſſelbund ergriff und ſich damit auf den Speicher begab, in deſſen düſterem Halbdunkel ganze Berge uralter Akten aufgeſtapelt waren, an deren Inhalt ſich in Zeiten beſonderer Hungersnot zu⸗ weilen die dort heimiſchen Ratten und Mäuſe gütlich taten. Nach allen Richtungen fuhren die ſelten geſtörten Kobolde aus⸗ einander, wie das alte Schloß krächzte und der Herr Amtmann die geheimnisvolle Stätte betrat. ... Ganz ſtill iſt's im Haus und rund um dasſelbe herum. Klles pflegt Mittags⸗ ſieſta oder trifft die letzten Vorbereitungen für den morgigen Pfingſttag. Evi aber hat das Wunder des Birnbaums noch nicht vergeſſen, und ſie kann es noch immer nicht recht begreifen und glauben. So kommt ſie denn in den hof und träumt, die Arme hinter dem Kopf über den dichten, goldenen Flechten verſchränkt, zu dem zarten, märchen⸗ haften Pfingſtſchmuck hinauf, den ſich der uralte Schelm über Nacht beigelegt. Ganz in der Nähe ſehen, mit ſachten Fingern be⸗ rühren möchte ſie das Lenzgeheimnis, das da droben über Nacht geworden. Da ſieht ſie plötzlich die Leiter, die einer der Arbeiter morgens in der Nähe hat ſtehen laſſen. Im nächſten Augenblick lehnt das Sproſſengefüge an dem alten Anorrſtamm, und flink wie ein Wieſel huſcht das übermütige Mädchen die ſchmalen Holzlatten hinauf und ſteht gleich darauf mit glühenden Wangen über das Sweiglein mit den Blüten gebeugt, die ſo in unmittelbarer Nähe noch viel reizender und zauberiſcher anzuſehen ſind. Seltſame Gedanken bewegen ihr Gemüt, während ſie die kleinen Blumenſterne betrachtet. Ihre Gedanken ſuchen plötzlich den jungen kecken Praktikanten, der hier ſo oft vorüberreitet, und in ihrer Mädchenſeele bricht mit einem Mal die ſchon längſt dort heimlich Knoſpende Neigung zur vollen, heißen Pfingſtblüte auf. Da— während ſie an dem Geäſt lehnt — wird plötzlich unten am anderen Bord der Mauer ein flüchtiger Hufſchlag hörbar; ein lachendes, leuchtendes Geſicht taucht unter ihr zwiſchen den Zweigen auf; zwei Lippen grüßen ſie mit überraſchtem, jubeln⸗ dem Gruß. ſie gerät ins Schwanken, greift, Halt ſuchend, mitten in den Baum hinein und fällt im nächſten Augenblick ſamt dem ganzen, morſchen Blütenzweig, der ſofort abknickt, über die Mauer gerade in die ausgebreiteten Arme des jungen Mannes, der dieſe Pfingſtgabe mit dem glückſeligen Entzücken deſſen in Empfang nimmt, der von ſeiner Berechtigung dazu längſt durch und durch überzeugt iſt. Der Herr Amtmann hat droben auf dem Speicher, über alte Bücher gebeugt, einen ſeltſamen, halblauten Schrei gehört, in dem er die Stimme ſeines Kindes erkennt. Im nächſten Nu ſteht er an der Dachluke und ſieht ſtaunenden Auges die ſeltſame Pfingſt⸗ mär zu ſeinen Füßen. ſein Uind eng umſchlungen in den Armen eines jungen Mannes, beide anſcheinend ganz in die Ein Heim für mißhandelte Kinder in Hermsdorf bei Berlin . Das Wohnhaus 2. Beim Spiel. 3. Ein Schlafraum. Wonnen dieſes märchenhaften Begebniſſes verſunken, beide umrankt von den Blüten des alten Birnbaums, der ſelber wieder kahl und dürr und tot daſteht, als hätt' er nie etwas im Leben von der jungen Frühlingsliebe und ihren Blüten gewußt. „Gott ſei Dank!“ iſt das Allererſte, was der Herr Amtmann zu ſagen weiß. Denn die zwei da drunten haben ihn einer ſchweren Sorge überhoben. Mit dem„Birnen betreffs“ iſt's aus. Das macht ihm das Herz ſo leicht, daß ihm die Augen heller und feuchter werden, je länger er ihnen zu⸗ ſchaut, die ſich's nun ſchon bequemer herge⸗ richtet haben. Denn der junge Burſch hat mit ſtarken Armen das Mtädchen über die Mauer gehoben, die Zügel des Pferdes um den nächſten Stamm geſchlungen— und jetzt ſitzen ſie beide an der Mauer im Moos und haben offenbar eine ungemein inter⸗ eſſante und emſige Zwieſprache, die nur hie und da, wenn ſich ihre Höpfe dabei gar zu nahe kommen, für einen Augenblick durch eine andere, aber anſcheinend nicht minder angenehme Beſchäftigung unter⸗ brochen wird. Dazwiſchen hinein aber lieb⸗ koſen ſie abwechſelnd mit zarter Hand den Blütenzweig, der das Stelldichein beſorgt, und bald prangt auf ſeinem Hütl ebenſo wie an ihrer Bruſt je ein kleines Sträußchen der ſeltenen, glückbringenden Pfingftblüte. Leiſe ſchleicht der herr Amtmann vom Cenſter weg, leiſe ſchließt er die Akten, ſchließt den Speicher und kommt vorſichtig die Treppe herab, über den Hof, aus dem Cor, um die Mauer, bis er plötzlich wie aus der Erde gewachſen vor den Zweien hält. Aber ihr erſter Schreck löſt ſich bald in Jubel auf, als ſie ihm in die gütigen, verſtehenden Augen ſchauen. und es währt nicht lange, ſo geht durch alle die grünen Wipfel, durch alle Geſinde⸗ und Frauenſtuben im Dorf, durch das ganze Amtsgebäude das Raunen und Tuſcheln von einer jungen Pfingſtbraut, über die das Glück wie ein Traum gekommen juſt, da die erſten Vorabendglocken das Feſt des Frühlings auf der Erde einläuteten. Der alte Birnbaum aber ſteht wieder kahl, teilnahmslos und duckmäuſeriſch da, als wenn er, ſo zu ſagen, nicht bis drei zählen könnte und nichts wüßte von der ganzen Geſchichte. Und doch hat er den ganzen ſüßen Pfingſtblütenſchwindel nur veranſtaltet, um die zwei zuſammenzuführen. Ums Birnenbringen war's ihm wahrhaftig nicht mehr zu tun! f rr E 3 T)J) Mingſtüberraſchung. Kriegserzählung von Fritz Egon Bauer. Sie zählten ſchon die Tage bis zum Pfingſt⸗ urlaub, Kurt von Mühlen, der ſchneidige Dragoner⸗ leutnant, und ſein nicht minder forſcher öſterreichi⸗ ſcher Waffenbruder Benno Höfner, die nun ſeit langen Wochen manche abenteuerliche„Ruſſenjagd“ gemeinſam erlebt hatten. Sie zählten die Tage und freuten ſich wie Kinder im voraus auf die Ueberraſchungen, die Reiſe und Aufenthalt in der Heimat bringen würden. Und keiner von ihnen ahnte, was das Schickſal, das des Kriegers Los nach ſeiner Laune zieht, ihnen zum Feſte beſcheren wollte. Als die beiden eben daran dachten, außer den Tagen auch noch die Stunden zu zählen, die ſie von der Heimat und den Lieben trennten, tat's mit einmal einen Schlag, daß der Himmel einfiel: alle Urlaubsbewilligungen wurden zurückgenommen. Leutnant Kurt, den die Kameraden auch das„fidele Kurtchen“ nannten, faßte ſich zuerſt. Er brach zu dem verdutzten Geſicht ſeines Waffenbruders in fröhliches Gelächter aus und meinte trocken:„Beſter Benno, das kommt einzig von unſerer Zählerei Du weißt, die Mathematik war ſchon auf der Kadettenſchule eine hals⸗ und beinbrechende Wiſſen⸗ ſchaft. Tröſte Dich an mir— auf mich wartet mein goldblondes Lottchen, während Du einen gänzlich unverlobten Pfingſturlaub antreten wollteſt.“ „Aber mein alter herr und Muttchen, Herrgott.“ „Nix zu machen, alte Herrſchaften ſind abge⸗ härtet und ſtandhaft, verſteht ſich. Aber richtig⸗ gehende Braut— na, greinen wir nicht; vielleicht gibt's ſogar bald Friedensurlaub, und der iſt doch dauerhafter als die paar Tage Zwiſchenaktsmuſik.“ Mit dieſen Worten ſchüttelte Kurt von Mühlen die nicht zu knappe Enttäuſchung wie ein grantiger Dackel die Prügel von ſichsab, reichte dem Kame⸗ raden die Hand und ſchwang ſich aufs Pferd. Gerade tönte das Signal; es ging alſo mal wieder auf einen ausgedehnten Erkundungsritt. „In Gottes Namen“ lachte nun auch Leutnant Höfner, und als ſie wenige Minuten ſpäter zuſam⸗ men ihre Gäule in ſcharfem Trabe über die Chauſſee ſten en, meinte er leichthin:„Wiſſen Sie Mühlen.“ „Ich weiß gar nichts“, krähte der Kamerad hinüber und hob ſich im Sattel,„als daß Ew. Gnaden vor lauter Pfingſturlaubsbelämmerung unſer Schmollis von geſtern abend ſchnöde ver⸗ geſſen haben und alſo bei nächſter Gelegenheit einen Korb Sekt werfen werden. hab' die Ehr'!“ „Na, alſo Du, Kurt, weißt Du: ich hab' Ahnung als ob dieſer Ritt ereignisvoll enden wird. Mein Brauner fletſcht die sähne, man möchte meinen.“ „Daß das tückiſche Bieſt Hunger hat,“ lachte der Leutnant,„aber ſonſt ſollſt Du recht haben. Der Deuwel hole die Ruſſen ſchwadronenweiſe. Wär' mir das liebſte Ereignis, und einen Orden dazu!“ Eine knappe Stunde war. ſeit dem Ausritt vergangen; ſchon dachte man, die Erkundung werde ergebnislos verlaufen, und der Feind ſeine Taktik des vorſichtigen Ausweichens wie an ver⸗ gangenen Tagen beibehalten, als ſich bei Annähe⸗ rung an waldiges Gelände die Cage urplötzlich änderte. Die Truppe wurde mit einem Male heftig be⸗ ſchoſſen. Und jetzt folgten ſich die Ereigniſſe im Eiltempo. Während ein Teil der Reiter alſogleich ausſchwärmte, um den feindlichen, bis jetzt gänzlich unſichtbaren Schützen von der Seite beizukommen, machte die hauptmaſſe der Dragoner einen Angriff gegen eine Gruppe von Gehöften, die von einem ſchloßartigen Bau am Waldrande überragt wurden. Leutnant von Mühlen, von ſeinem öſterreichi⸗ ſchen Kameraden gefolgt, war in erſter Linie der Heranſtürmenden. Mit Windeseile wurde der Raum bis zu den die Gehöfte umſchließenden Hecken durchmeſſen. Ein, zwei waghalſige Sprünge der prächtig geſteuerten Tiere, und man war mitten in der feindlichen Beſitzung. Wie ſich bald zeigte, waren die Ruſſen im letzten Augenblick ausgeriſſen. Die Unordnung, die überall herrſchte, ſprach in beredter Weiſe von der Ueberſtürzung bei ihrer Flucht. Bei näherer Unterſuchung der Gehöfte fand man eine Anzahl Frauen und alter Leute, die beim Anblick der Reiter in ein jämmerliches Tamento ausbrachen, ſich aber bald beruhigien, als ſie ſahen, daß die Feinde ſich keineswegs als Unmenſchen bewieſen. Kurt von Mühlen wurde nebſt ſeinem Waffen⸗ bruder und einigen anderen Offizieren mit der N 227 ĩ2é 0 dT r erTTbTbTPTTbTTTTPTPTTTrTTTTTTTTTTTTTTTTTTTrTcccccc—————————————————————— Die Herſtellunrieg Bilder aus einenſtiefel J. Schleiferei, woſelbſth gegl 2. Das Schneiden derhſohle Lederſtreifen, welchelurch K in Säcken geſamme Das Annageln dels auf links: das Verdichſſchen d Holzſohle und im das d einzelnen Paare. 4. Oer fertige„Ke Sh eiſer Sohlenbeſchlag. 1 ſtellulriegsſtiefels us einelſtiefel⸗FJabrik woſelbſtn geglättet werden. iden derhlohle zu nagelnden , welchelurch Kriegersfrauen geſamme geln dels auf dem Bilde) Verdichtſchen dor ſichtbaren ind im das Sortieren der )aare. „Ke Sia eiſernem lag. Unterſuchung des Schloſſes beauftragt. In den unteren Räumen des prunkvollen Herrenſitzes war keiner von den Bewohnern anweſend. Als jedoch die Herren die breite Freitreppe zum erſten Stock⸗ werk hinaufſtiegen, erſcholl plötzlich ein Schrei aus Frauenmund, eine Tür wurde heftig zugeſchlagen und von innen verriegelt. Auf wiederholtes Klopfen erfolgte zunächſt keine Antwort.„Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als die Tür zu erbrechen,“ bemerkte Kurt von Mühlen, und warf mit bedauerndem Achſelzucken einen Blick auf die reiche Schnitzerei der Türfüllung. „Immerhin könnten wir noch ein letztes Mal ver⸗ ſuchen, die Bewohner von ihrer törichten Haltung abzubringen. Als ob wir Diebe und Mordbrenner wären. dieſe Furcht iſt wirklich mehr als lächerlich!“ Während die Worte gewechſelt wurden, ließ ſich von drinnen eine Stimme vernehmen. „ha, der Parlamentär!“ raunte der Leutnant ſeinem Freunde zu.„Es ſcheint, die Ceute werden vernünftig.“ „Eine Parlamentärin ſogar... ſeine Worte wurden in dieſem Augenblick unterbrochen; die Tür tat ſich auf. Vor den erſtaunten Blicken der Offiziere zeigte ſich ein reich und geſchmackvoll eingerichteter Salon, der den Hintergrund zu einem maleriſchen Bilde abgab. In der Mitte des Raumes ſtand, auf Krücken geſtützt, ein weißhaariger Greis, umgeben von einer ganzen Schar ſchwarzlockiger Kinder, die ſich angſtvoll an das Gewand des Alten klammerten. Neben ihnen hielten ſich zwei Frauen, von denen die ältere jetzt auf die Herren zutrat und mit merkwürdig trauriger, aber feſter Stimme um Schonung für ſich und die Ihrigen bat. „Sie haben ſelbſtverſtändlich vonſeiten unſerer Soldaten nichts zu fürchten, ſeien Sie gänzlich un⸗ beſorgt, gnädige Frau,“ entgegnete der älteſte dienſttuende Offizier, und trat auf die Dame zu. Aber dieſe ſchien plötzlich von einer gewaltſamen ſeeliſchen Erregung erfaßt zu ſein. Mit totbleichem Antlitz wandte ſi' ſich dem Sprecher zu, doch ihre Augen ſtarrten nach der Tür, wo der junge Leut⸗ nant von Mühlen neben den Kameraden ſtand. 4 C006 ã6 ⁊ͤ vv ͤ D Dieſer trat plötzlich vor. In ſeinen Zügen malte ſich grenzenloſes Erſtaunen. Ehe noch einer von den Umſtehenden eine Frage tun Konnte, ſtürzte der junge Offizier mit einem Jubelſchrei auf die Dame zu.„Erika! Schweſter. Du hier!?“ Die Geſchwiſter, die ſich ſeit langen Jahren aus den Augen verloren, hatten einander wieder⸗ gefunden.—— 8 Es braucht kaum erzählt zu werden, daß die Kameraden des jungen Leutnants, allen voran ſein Waffenbruder Benno Höfner, an ſeiner Freude den wärmſten Anteil nahmen. Es verſteht ſich gleich⸗ falls, daß die unerwarteten Gäſte auf dem Schloſſe nunmehr nach allen Regeln polniſcher Gaſtfreund⸗ ſchaft bewirtet wurden und es ſich, da man ſowieſo für längere Seit hier Quartier nehmen mußte, in jeder Hinſicht wohl ſein ließen. Durch eine merk⸗ würdige Fügung des Schickſals war die mit einem ruſſiſchen Adeligen, gegen den Willen ihrer Eltern, verheiratete Schweſter des Leutnants ihrem Gatten nicht ins Innere des Landes gefolgt, ſondern hatte ſich juſt vor dem Herannahen der verbündeten Truppen hierher zu deſſen weitläufigen Verwandten begeben. Kls die Geſchwiſter am Abend des erſten Pfingſt⸗ tages wie glückliche ſorgloſe Kinder ſich im ſchönen Park des Schloſſes ergingen, eilte plötzlich der Waffenbruder Kurts mit ſchnellen Schritten herbei. Schon von weitem ſchwenkte er ein Papier in der Luft; eine Depeſche für die beiden Glücklichen, worin die Eltern und Kurts Verlobte tauſend gute Wünſche zum Feſte ſandten. Da leuchtete es beſonders in den Augen der jungen Frau auf.. ſie wußte: die lieben, alten Eltern hatten verſtanden und verziehen. Mit einer ſpeziellen Pfingſtüberroſchung wartete dann der treffliche öſterreichiſche Kamerad noch in ſpäter Stunde auf, als er den zu einer regelrechten Kriegs⸗Pfingſtbowle verſammelten Herrſchaften die auf dem Schloſſe weilende Kuſine ſeines Freundes als ſeine demnächſtige Braut vorſtellte.„Damit unſer dienſtlicher Pfingſturlaub nun meinerſeits nicht gänzlich unverlobt verläuft“, bemerkte Benno, der forſche, öſterreichiſche Leutnant mit lachenden Augen, und trank dem Waffenbruder zu auf Kriegsglück und gute Zukunft.(Nachdr. verb.) In der Bukowina. 5 Oeſterreichiſch⸗ungariſche Soldaten ſchenken an die Dorfſchönen Pfingſt oſen. Berl. G.-G. An der Tiroler Front. Berl, G. Oejterreichiſch-ungariſche Offiziere beim Terrainſtudium auf luftiger Warte. Aus aller Melt Die Katze in der Munitionsfabrik.„In den Kriegswerken von Puteaux an der Seine“, ſchreibt der Gaulois,„herrſcht, wie man weiß, Tag und Nacht eine fieberhafte Tätigkeit. In endloſen Hallen werden unzählige Waffen und Geſchoſſe hergeſtellt, und es gibt keine Viertelſtunde, in der auch nur ein Ceil der Arbeit ruht. Doch in einer der letzten Nächte, es war bereits nach Mitternacht, gingen plötzlich in allen Werkſtätten von Puteaux ohne erkennbaren Grund die Lichter aus. In ſämtlichen Abteilungen herrſchte tiefſtes Dunkel, und man geriet begreiflicherweiſe in keine geringe klufregung. Was konnte der Grund dieſer unvermuteten Lichtloſig⸗ keit ſein? handelte es ſich um eine einfache Be⸗ triebsſtörung, um einen feindlichen Akt oder war ein Seppelinangriff gemeldet worden? Man äußert die verſchiedenſten Beſorgniſſe, man telephoniert von einer Abteilung zur andern, die Arbeiter harren u tätig in der Dunkelheit, und ſo verſtreicht eine volle Stunde. Die Ingenieure unterſuchen die Ceitungen und können keinen Fehler finden. Plötz⸗ lich aber entdeckht man neben dem Hhauptſchal⸗ apparat auf der Erde den Hörper einer toten Naß Jo fand eine höchſt dramatiſche Begebenheit ei faſt lächerliche Erklärung: die Uatze war in u glückſeliger Weiſe auf den Schaltapparat geſprung⸗ und hatte einen Kurzſchluß hervorgerufen, der ſelbſt das Ceben koſtete, die franzöſiſchen Kriegswerß aber zwang, faſt zwei Stunden lang die Anfertiguß von Geſchoſſen zu unterbrechen. Immerhin wolle wir uns diesmal in unſerm kirgwohn nicht zu d Behauptung verſteigen, daß es ſich um eine deut Katze handeln müſſe!“ Beil. Oeſterreichiſche Feldmeſſe hinter der Süd⸗Ciroler Front er Warte, Hauptſchal⸗ toten Naß benheit ei war in u geſprunge tffen, der Kriegswei Anfertigun rhin wolle nicht zu de eine deutſth Berl. J.-G. Das neu enthüllte Nobert Koch⸗Denkmal in Berlin, ein Werk Profeſſor Tuaillon's. Times⸗Anzeigen. Wer gewillt iſt, einen ein⸗ ſamen Offizier in dieſer traurigen Seit durch Beſuche aufzuheitern, möge Namen und Adreſſe bekannt⸗ geben!— Secoffizier, der auf Gallipoli Dienſte getan hat, möchte ein in ſeinem Beſitz befindliches Klavier gut verkaufen, um ſich nach langer Abweſen⸗ heit von England neu ausſtatten zu können.— Die Frau eines in Frankreich ſtehenden Offiziers der Territorialtruppen ſieht ſich genötigt, öffentliche Geldhilfe anzurufen, um die Schulkoſten für ihre beiden Söhne weiterhin bezahlen zu können.— Unterricht in der Herſtellung wirkſamer„Seichnungen vom Uriegsſchauplatz“ gewünſcht. Ergiehung zu a uſchaulicher Gyrache Das Kind will anſchauliche Sprache, es ſträubt ſich gegen alles Abſtrakte. Da wird es oft gewalt⸗ tätig gegen die feinſte Cyrik und gegen die ehr⸗ würdigſten Sprüche. Dahin gehört gleich die knaben⸗ bringende Weihnachtszeit“. Und der Bube vom Nachbar, der zwar Beſitzer einer ſchönen Kanone iſt, irgendwelche Ponnegefühle beim Anblick des Sonnenunterganges aber natürlich noch nie empfand, ſingt gefühlvoll:„Goldne Hbendſonne, wie biſt du ſo ſchön!— Wie— Kanonenwolle!“— Und eine kleine Vierjährige, die das Müllerwanderlied von ihrer großen Schweſter gehorcht hat, flötet:„Die Steine ſelbſt ſo ſchwer ſie ſind— ſie tanzen mit dem unteren Bein! was iſt ſo einem kleinen Dummchen ein„munterer Reihn“? Daß man aber beim Tanz mit den unteren Beinen„noch ſchneller ſein“ könnte, als wenn bloß die oberen Beine in kiktion treten, das iſt einleuchtend.— So gibts manches,„was wir getroſt belachen“ weil wirs nur halb ſehn. Aber es kommen ähnliche Dinge vor, da wird unſer Geſicht ernſter, und wir ſollten dieſe Sachen einmal genau beſehen und gründlich über⸗ legen. So zum Beiſpiel, wenn eine zwölfjährige Lotte die bekannte Strophe aus dem Liede„Befiehl du deine Wege“ wo's heißt: mit Sorgen und mit Grämen und mit ſelbſt eigner Pein läßt Gott ſich gar nichts nehmen— herplappert:„und ſelbſt mit einem Bein läßt Gott ſich gar nichts nehmen“ dann—2 Ja, was dann? U. Berl J.. Aus der Nobert Koch⸗Ausſtellung, welche im Kaiſerin Friedrich⸗Haus zu Berlin eröffnet wurde. Druck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buchdruckerei G. in. b. H. Ciefdruckanſtalt in Mannheim. Verantwortlich für die Nodaktion: Dr. Fritz Holdenbaum. Berl.-. Demir⸗Kapu, das Eiſerne Cor der Bulgaren zwiſchen Slivno und Tirnova Deco o oοοοοοοοοοοοοο οοð,ae οονονοẽ,ỹ,,B OO0οοοοο,Ʒ¶Vu⅛aö̃ooe eee y d O00 OO οοõ,V0opopoOOOOOOOOOOO COO ecocoooooocoooocoooooocoooo ooo oOOOOOOOOOOOOOOOOOOO0 OoOOOOOMOOOOOOOO ooοοοοοοοοσ 5 0 00000000000 OO0O0OOOO Phot. Grasmück, Mannheim 5 55 Das neue Mütterheim des Vereins für Mutterſchutz, Mannheim⸗Neckarau i wurde am J. April d. J. bezogen. Do: Heim kann 24 werdende oder stillende Mütter aufnehmen und ißt für die Aufnahme von 30 Kindern eingerichtet. Auch werden Kurſe abgehalten für junge Mädchen zur Erlernung der Säuglingspflege. Wir geben in den beigefügten Bildern einen Einblick in die außerordentlich wohnlich und traulich ausgeſtatteten Zimmer. 1. Speiſeſaal. 3. Kinderzimmer. 5. Miitterzimmer. 2. Sprech- und Empfangszimmer. 4. Wickelzimme 6. Schweſternzimmer. 77 pp ̃ pp èᷣ ͤ p ꝗòœ dd nf dd