Jahrgang 10916. 27 Keneſte Nachrichten Mische Anztiger. B 7 rr General 1 J Manne age de Seneraloberſt von Moltke 7 Auf dem Wege vom Dierwaldſtätterſee zum Gotthard, bei dem kleinen Schwetzer⸗ dörfchen Amſteg, wo die Gotthardbahn auf hohem Diadukt den Caleinſchnitt überquert, liegt. wohl den meiſten Schweizfahrern un⸗ bekannt, das einſame, friedliche„Made⸗ 3 ranertal“. Bud das etwa 800 m hoch gelegene Tal nur durch Kraxeln an der rechten Briſtenſtock⸗ wand zu erreichen, und wenn auch in den Felſen geſchlagene Serpentinen das Steigen erleichtern, ſo iſt doch das Maderanertal in- folge der Felsengen gewiſſermaßen wie von der Welt abgeſchnitten und dadurch ſo recht ein„Veilchen das im Derborgenen blüht“. Bald nach Erklimmen der Calhöhe und kurz hinter dem Gertchen Briſten(797 m) führt unſer ſchmaler Fußpfad wieder an den über Felsblöcke ſtürzenden und tobenden Kärſtelenbach heran und eröffnet uns an ſeiner rechten Seite anſteigend(Bild 2 und 5) ben erſten Blick auf das Schneefeld eines Gebirgsrieſen, des„Düſſiſtocks“(3200 m). Nach etwa einhalbſtündiger Wanderung wei⸗ Bild 2 Das erſte Bild zeigt uns den Taleingang, der rechts von dem Jannen bewachſenen Maſſiv des Briſtenſtocks(3070 m) links von den Ausläufern der Dindgällengruppe 100 m) faſt vollkommen eingeſchnürt wird, nur der wilde Kärſtelenbach hat es vermocht, ſich einen Weg durch dieſen Eng- paß zu bahnen. Für Fußſteige oder gar Straßen boten dagegen die ſchroff zum Bach abfallenden Felſen aeinen Platz, iſt denn tet ſich das Cal und auf dem vierten Bild ſehen wir dieſen eigentümlichen Berg, merk⸗ würdig durch die in ſeinem oberen Schnee⸗ feld deutlich ausgeprägten Geſichter, in ſeinem ganzen Maſſiv vor uns liegen. Im Hintergrunde links ſchließt ſich an ihm das nur wenig höhere(3290 m) Scheerhorn an. Bild 6 Ein Blick nach rückwärts zeigt uns(Bild 5) im Dordergrunde den hurtig talabwärts ſpringenden Kärſtelenbach, dem auch von der rechten ſteilen Felswand noch ein ande⸗ rer Bach(Husfluß des 1400 m hoch ge⸗ legenen Golzerer-Sees) zufließt, dann den Felſenengpaß und dahinter als Abſchluß das Reußtal, in dem gerade eine ſonnen⸗ beſtrahlte Wolke ſchwebt. kuf unſerer Weiterwanderung erreichen Gr. in ſei geſtat teilte Alſ Egger ſtzune änder noch l Berlin auch im f hatte. Hei nann hetzen tunge beſſer hauſe konn geſell halte vorſck keits UE Bild terk⸗ mee⸗ Im an. in rieſigen Kaskaden ſchier ſitzung der Kohlenunion. Na, ändern. Tags darauf das langweilige Wohl- tütigkeitsfeſt bei der Frau v. d. Mühlen. wir jetzt eine Cichtung(Bild 6) wo uns die Schönheit des Maderanertales ſo recht vor Augen tritt: Wir befinden uns auf einer friſchgrünen blumigen kilm, braunfarbige Kühe mit leiſe bimmelnden Glocken ziehen weidend durch niederes Geſtripp, links klet⸗ tern dunkelgrüne Uadelwälder den Hang hinauf, rechts erhebt ſich die wuchtige Hoch⸗ wand des Düſſiſtockes mit ſeinen grau und ſmaragdgrün ſchillernden Felſen, an denen unzählige Waſſerbäche unter donnerndem Getöſe zu Lale ſtürzen, um ſich dort mit dem Tlärſte⸗ lenbach zu vereinen. Einen wirkungs⸗ vollen Abſchluß des Ganzen bildet das jetzt breit vorgelagerte Scheerhorn mit ſeinen querlaufenden Schneefeldern, dem wir uns nun mehr und mehr, jetzt an der linken Bachſeite aufwärtsklimmend, nähern und damit das Jalende— den hüfigletſcher— (Bild 7) erreichen. Das Scheerhorn hat ſich inzwiſchen, wie die Schweizer ſagen, etwas „betrübt“, man erkennt es aber noch an den charakteriſtiſchen querziehenden Schnee⸗ feldern. Zwiſchen ſchroffen und zerklüfte⸗ ten Felswänden zieht ſich der Gletſcher em⸗ por, Gießbäche ſtürzen aus den Wänden und bilden mit dem Schmelzwaſſer des Glet⸗ ſchers den Urſprung des Kärſtelenbaches und damit gewiſſermaßen auch eine der vie⸗ len unzähligen Guellen unſeres Dater Rhein's, denn der Kärſtelenbach ergießt ſich in die Reuß, dieſe in die Kare und die Hare bei Waldshut in den Rhein. Janschens Geburtstagswun Gr.— Kommerzienrat Wehrmann ging im ſeinem mit behaglicher Vornehmheit aus- geſtatteten Arbeitszimmer auf und ab. Er teilte ſich das Penſum der nächſten Cage ein. Alſo morgen Faſanenjagd beim Hrafen Egger. Schön. Uebermorgen Auſſichtsrats⸗ nicht zu Leider nicht zu umgehen. Dann kam die noch langweiligere Generalverſammlung des Berliner Handelsinſtituts. Die konnte er auch nicht ſchwänzen, da er die Direktion im Auftrag der Aktionäre zu interpellieren hatte. Alſo auch dieſer Tag war hin. Herr Wehrmann lächelte bitter. Und das nannte ſich nun Rentner! Dieſe jagende und hetzende Kette unabweislicher ODerpflich⸗ tungen! Da war er ja wahrhaftig noch beſſer dran, früher, als er noch dem Bank⸗ hauſe Enz u. Wehrmann vorſtand. Da konnte er ſich doch wenigſtens die läſtigen geſellſchaftlichen Derpflichtungen vom halſe halten, indem er berufliches Derhindertſein vorſchützte. Aber jetzt war er den Wohltätig⸗ keits-, Geſelligkeits- und Wichtigtuerei⸗ Hyänen rettungslos ausgeliefert. herr Wehrmann ſeufzte. Ein wahres Glück, daß er wenigſtens den Sonntag freihatte. Den wollte er ſich aber ordentlich zu Gemüte führen! Der Dielge⸗ plagte trat zum Schreibtiſch und blätterte in dem dicken Blockkalender, der alle die ominöſen Eintragungen enthielt, durch die herrn Wehrmanns Caune ſo umdüſtert wurde. Ha, was war das? Enttäuſcht fuhr er zuſammen. Auch der Sonntag war ſchon beſetzt. Ein einziges Wort ſtand auf dem Blättchen Papier: Hans. Hans? hans?? Donnerwetter ja, ſein Bübchen hatte Geburtstag! Dier Jahre alt wurde der kleine Mann, deſſen Geburt der Mutter das Leben gekoſtet hatte, und der nun von einem heer weiblicher Dienſtboten betreut und— leider— auch erzogen wurde. Aber natürlich, den ag mußte herr Wehrmann doch ſeinem Jungen wid⸗ 1 men! Und ſchenken wollte er ihm ſelbſtver⸗ ſtändiich auc etwas. Aber was? Hm. Am Gkige von Nicharò E. Thyrnau. beſten telephonierte er wohl an irgend einen Spielzeugladen und ließ einen Haufen Krimskrams herſchicken. Oder, halt, noch beſſer: er fragte Hänschen ſelbſt, was er ſich wünſche. Mit fünf Jahren konnte der junge Mann als herrn Wehrmanns Sohn bereits einen ganz ausgeſprochenen eigenen Willen haben. Der Herr Papa lächelte(und er ſah mit ſeinen 40 Jahren noch ſehr jung aus, wenn er das tat) und drückte auf den Knopf der elektriſchen Klingel. Ein Diener erſchien.„Herr Kommerzien⸗ rat befehlen?“ „Sagen Sie mal, Franz, wo iſt denn der junge herr?“— herr Wehrmann hielt dem Perſonal gegenüber auf Form. „Im Park, herr Kommerzienrat. mutlich mit Fräulein paulſen.“ „Er ſoll gleich zu mir kommen. Aber allein.“ a Der Diener verſchwand. Dann wurde nach einer kurzen Pauſe draußen ein tempera- mentvolles Getrappel hörbar, die Türe flog auf, und ehe noch der Diener gravitätiſch melden konnte:„Der junge Herr!“, hatte ſich ein weißgekleidetes blondlockiges Büb⸗ chen an ihm vorbeigedrängt und war auf den Vater losgeſtürzt.„Hier bin ich, Papi, was willſt Du denn?“ „Schon gut,“ winkte herr Wehrmann dem würdevollen Franz ab. Der Diener verließ das Zimmer, und die beiden waren allein. Herr Wehrmann vergrub ſich in einen der Klubſeſſel und nahm ſeinen Sprößling auf den Schoß.„Hör mal, mein Jung. Du haſt nächſtens Geburtstag. Weißt Du das?“ Das Geſicht des Kleinen verklärte ſich. „burtstag? Weiß ich ſchon. Cena hat's mir geſagt.“ „So, ſchön. Alſo Du darfſt Dir zum Ge⸗ burtstag etwas wünſchen. Denk nach. Was möchteſt Du gern?“ Hans grübelte. Dann meinte er:„Einen fliegenden Holländer.“ „Das,— iſt der von Weihnachten ſchon kaput? Ja? Uraurig, ſehr traurig, mein Sohn. KAlſo gut, ſollſt Du haben. Das noch? „Eine rieſig große Sandbahn.“ Der- „Genehmigt. Was weiter?“ Das Geſicht des Kleinen wurde ernſt. Er dachte nicht mehr nach, ſondern ſah ſeinem Dater gerade in die Augen und ſagte:„Und dann— dann— möchte ich noch— eine Mutti!“ „Das möchteſt Du?“ „Eine Mutti, wie ſie alle andern Kinder haben. Cena hat mir ſo viel davon erzählt.“ Herr Wehrmann war etwas faſſungslos. Er vergaß, daß da vor ihm ein vierjähriger kleiner Dummbart ſtand und wollte logiſche Gründe ins Treffen führen:„Aber, Kind, ich kann Dir doch nicht binnen fünf Tagen eine Mutter beſorgen!“ „Ich will aber eine.“ „Ja, wen willſt Du denn als Mutti?“ fragte herr Wehrmann halb im Scherz, halb im Ernſt. Ob der Kleine vielleicht eine Dame aus ſeinem Bekanntenkreiſe nannte? Die ſich etwa gar an den Jungen heran⸗ gemacht hatte? 5 Der junge Witwer wußte es, er galt als glänzende Partie, und er hätte ſich nicht einmal, ſondern ein Dutzend Mal wieder vermählen können, wenn er nur gewollt hätte. Aber die Richtige war eben noch nicht erſchienen. Und nun ſpielte Hänschen ein wenig Dorſ eh Uatürlich hatte der Kleine inſtinktiv recht. Seine Erziehung konnte wirklich nicht auf die Dauer all den Weibsleuten überlaſſen bleiben, die ſie gegenwärtig beſorgten. Uun, wenn Hans gar ſchon eine Mutter in Bereitſchaft hatte, — näher anſehen konnte er ſich ja die Frau, die es verſtanden hatte, das Herz ſeines insgeheim vergötterten Jungen zu erobern. Aber ordentlich vorſehen mußte man ſich doch. Wie,— wenn der Bengel nun die Auf⸗ waſchfrau nannte? herr Wehrmann wurde plötzlich nervös.„Alſo fix, mein Sohn, wen möchteſt Du denn als Mutti?“ „Ja, ja, bitte, lieber Papi,— Cena ſoll meine Mutti ſein!“ Zum Kuckuck noch einmal: ſchon wieder Cena! Wer war denn eigentlich dieſe Cena? Herrn Wehrmann fiel's heiß aufs Herz, daß er ſich die Frage nicht ſelber beantworten (Fortſetzung auf Seite 6.) eulſche Anterfechbog e 5 Berl. J.. Seh. Juſtizrat Prof. Dr. Jacob Rießer der Präſident des Hanſabundes, iſt von dem Wahlkreis Heidelberg in den Reichstag gewählt worden und wird daſelbſt der national⸗ liberalen Sralction angehören. konnte. So wenig war er mit den kleinen Freuden ſeines Sohnes vertraut! Wer war Cena? Die Erzieherin, die alte Schach⸗ tung aufzublicken.„hören Sie, Fräulein Paulſen, ich finde es ſehr Unrecht von Ihnen, einer wildfremden Perſon Jutritt zu meinem Sohn zu geſtatten. Als ich Sie engagierte, erteilte ich Ihnen die ſtrengſten Derhaltungsmaßregeln.. und nun muß ich feſtſtellen, daß da eine gewiſſe ena Weiter kam Herr Wehrmann nicht, denn ein ſilberhelles Cachen erſcholl aus der Rich; tung, wo er das etwas ſauertöpfiſche Fräu⸗ lein vermuten mußte. Er fuhr auf und ſah ſich— einem anmutigen jungen Mädchen gegenüber, in deſſen Augen es luſtig auf⸗ blitzte. Herr Wehrmann wurde ernſtlich ver- wirrt.„Derzeihung, mein Fräulein, ich verſtehe nicht recht „Ja, ich habe mich zu entſchuldigen, Herr Kommerzienrat. Ich bin Fräulein Paul- ſens Nichte Lena von Karſtädt.“ Donnerwetter! Alſo das war Cena! Nun, wenn auch vorläufig nichts weiter,— Ge⸗ ſchmack hatte der Jüngling hans, fuhr es Herrn Wehrmann blitzſchnell durch den Kopf. als er ſich der ihm von ſeinem Sohn Erkorenen ſo überraſchend gegenüber ſah. Allein das junge Mädchen ließ ihm keine Zeit, ſich in müßige Reflexionen zu ver⸗ lieren. Sie erzählte, daß ſie, eine Waiſe, ſeit einigen Wochen in der Stadt lebe, um ihrer einzigen Verwandten, eben dieſem Fräulein paulſen, nahe zu ſein; wie ſie dieſe beſuchte, anfangs ſelten, dann immer Berl. J.-G. 25 Leutnant Nackow welcher als Führer der erſten Kompagnie des Paderborner In⸗ fanterie-Regiments am 2. Juni die Panzerfeſte Vaux erſtürmte, erhielt den Orden Pour le Merite öfter, und wie ſie ſich mit dem allerliebſten Kerlchen, dem Hans, angefreundet hätte. Dorhin ſpielte ſie mit ihm unten, als tel? Uein, Gottlob, die hieß ja Marga⸗ rete.„Alſo, wer iſt Lena, Hans?“ „Cena iſt Cena, die liebe, ſüße, ein⸗ zige Cena.“ Nein, ſo kam er nicht weiter, der Herr Papa. Aber wenn auch Fräulein — Gott ſei Dank!— nicht Lena war, — ſie, der Hans ſo ſtreng ans herz ge⸗ legt worden war, mußte doch wiſſen, was es mit dieſer rätſelhaften Cena für eine Bewandtnis hatte. Natürlich! „Lauf mal in den park und ſchicke Fräulein her. Du darfſt noch unten ſpielen.“ „Ja, Papa.“ Und fort war der Kleine wie der Blitz. Dann ſteckte er gleich wieder den Kopf zur Cüre herein:„Aber nicht wahr: Cena wird meine Mami?“ „Ja, ja, geh nur. Herr Wehrmann führte ſich eine Zi⸗ garette zu Gemüt und vertiefte ſich in die Zeitung. Aber zum ungeſtörten Genuß der Tektüre kam er nicht, da feine Gedanken unausgeſetzt bei dem tyranniſchen Herrn Sohn weilten, der ihn ſtets ſchon nach Belieben um den Finger gewichelt hatte, und der ihn nun ſo mir nichts dir nichts verhei⸗ raten wollte. Er war bloß neugierig, was dabei herauskam! Zunächſt mußte aber Fräulein„angepfiffen“ werden, daß es eine Art hatte. Es klopfte. „Aha, da war ſie ja ſchon. „Herein,“ ſagte herr Wehrmann, nunmehr ganz Kommerzienrat. Und als ſich die Türe öffnete und das Rau- ſchen eines Frauenkleides hörbar wurde, fuhr er fort, ohne von der Zei- ö 0 4 forms Kirſchenmarket in Freinsheim 1016 Die weinfrohe, ſonnige Vorderpfalz iſt auch an köftlichem Obſt reich geſegnet. Einer der wichtigſien Nirſchenmärkete wird in Freinsheim abgehalten. Von dort gehen gewaltige Mengen irſchen in weniger obſtreiche Fegenden des deutſchen Vaterlandes und in Friedenszeiten auch in das Ausland. der Diener kam und Fräulein herauf⸗ beſtellte, und da ſei ſie eben an Stelle ihrer Tante gekommen, um ſich dem Dater ihres kleinen Freundes einmal vorzuſtellen. Das alles erzählte Lena und herr Dehrmann hatte Zeit, das junge Mäd- chen eingehend unter die Cupe zu neh- men. Eines war ihm bald klar: mit einer berechnenden Schlange, die etwa dem Jungen den Gedanken einer zwei⸗ ten Heirat des Vaters ſuggeriert hätte, hatte er es nicht zu tun. war offenbar Hanſens alleiniges gei⸗ ſtiges Eigentum. J, da ſieh doch ein⸗ mal einer an! Dieſer Junge! herr Wehrmann mußte ſchmunzeln, und da er dies ausgiebig tat, geriet zur Ab- wechſlung ſein Gegenüber in Derlegen⸗ heit, hörte zu ſprechen auf und guckte den Brotgeber ihrer Tante mit den großen, nußbraunen Augen erſtaunt und etwas miß billigend an. herr Wehrmann lenkte ſofort ein. „Ich bitte um Entſchuldigung, gnädiges Fräulein, aber ich dachte dar⸗ an, wie eigentümlich es ſei, daß mir nun eben dieſes Fräulein Lena, die ich ſo brennend gern kennen lernen wollte 5 Cena lächelte ſpöttiſch, und Herr Wehrmann bekam einen roten Kopf. Er mußte an die Worte denken, die er an das junge Mädchen gerichtet hatte, als er ſie für Fräulein hielt.„Uun, natürlich war mir's im erſten Klugen⸗ blick nicht recht. Konnte ich denn ahnen und überhaupt möchte ich ſagen Dieſe Iden Ja, wenn der herr Kommerzienrat nur gewußt hätte, was er ſagen wollte! Je- doch da kam ihm Hilfe, und zwar gerade von der eite, die ihm die ganze Suppe eingebrockt hatte. Draußen erſcholl wieder jenes rhuthmiſche Getrappel, das ebenſogut das herannahen einer Schwadron huſaren ankündigen konnte, das aber nichts weiter beſagte, als daß der Knabe hans im AUnzuge war. Die Türe flog auf, und das Bürſchchen ſtürzte her⸗ ein,— ſtracks auf Tena los. Im Uu war er auf ihren Schoß geklettert, hatte die Kermchen um den hals der jungen Dame geſchlungen und ſchrie erboſt:„Wo bleibſt du denn, Tena. Ich kann doch ohne dich nicht fertig werden!“— Diesmal mußte er es aber doch, denn Papa hatte noch einiges mit Tena zu bereden. Und dann geſchah etwas ſo Merkwürdiges, daß der Diener vor Derblüffung verſteinerte: der herr Kommerzienrat ging mit in den Park, nahm dort mit ungewohnter Ceutſeligkeit die Ent⸗ ſchuldigungen des mittlerweile aufgetauch⸗ ten Fräulein Paulſen entgegen und ließ ſich ſogar von hans in den Bereich ſeiner kind⸗ lichen Spiele ziehen Im Laufe der nächſten Woche geſchah es immer häufiger, daß herr Wehrmann im Park erſchien. Und einige Zeit ſpäter erhielt Fräulein Tena von Karſtädt von herrn Kommerzienrat Wehrmann einen Hheirats⸗ antrag. Sie lehnte ihn aber ab und fuhr von dannen. Fo lieb ihr auch Hänschen war— ſie wollte um ihrer ſelbſt willen und nicht ſozuſagen als Erzieherin geheiratet ſein. Und herr Wehrmann, deſſen herz bei der ganzen Sache ſchon längſt ſehr ernſtlich engagiert war, mußte nun erſt wie Jakob um die Uahel dienen, und hans mußte noch volle zwei Jahre warten, bis er die heißer⸗ ſehnte Mama bekam. Was lange währt, wird aber gut, und ſo hat im hauſe Wehr- mann bisher noch niemand hänschens Wahl zu bereuen gehabt. (Nachdruck verboten.) .— 2 2 22 — 2 22 Aus aller Melt Eine amerikaniſche Arche Noah für den Auk⸗ werpener Zoo. Da der Tierbeſtand des Soologiſchen Gartens in Antwerpen während der Beſchießung im Herbſt 1914 zum größten Teile vernichtet wurde, wandte ſich der Direktor der Geſellſchaft des Zoo⸗ logiſchen Gartens an die Direktion des New⸗Horker 300, um auch in dieſem Falle um eine Kriegs⸗ unterſtützung zu bitten, die nicht in Geld, ſondern in Tigern, Cöwen, Ceoparden uſw. beſteht. In einer außerordentlichen Sitzung beſchloß darauf die Geſellſchaft des New⸗Horker 300, dem Wunſche der kintwerpener zu willfahren, und wenn man den amerikaniſchen Blättern glauben darf, wird gegen⸗ wärtig ein ganzes Schiff zu dieſem ſeltenen Zweck ausgerüſtet. kille Schiffsräumlichkeiten werden als Käfige umgebaut, um die mehr oder weniger wilden Paſſagiere aufzunehmen, und ſo wird ſich die Ge⸗ ichte von der Arche Noah wiederholen, da das Schiff faſt von jeder Tiergattung wenigſtens ein Exemplar über das große Waſſer bringen ſoll. Bis letzt ſollen 5000, Paſſagiere“ vorgemerkt worden ſein. Die Frauer des„Eismannes“ um Lord Kitchener.(tus den zahlloſen Nachrichten über die rauer um Kitchener, die noch heute alle engliſchen Blätter mit den verſchiedenartigſten Berichten füllen, kann man erſehen, welch ungeheuren und nach⸗ haltigen Eindruck der Tod des Kriegsminiſters in ndon hervorrief. Doch trotz des aufrichtigen Schmerzes kam es in den Straßen auch zu ver⸗ ſchiedenen kleinen Begebenheiten, die nicht ganz einer gewiſſen unfreiwilligen Komik entbehrten. Huf offiziellen Befehl wurden die engliſchen Flaggen auf den öffentlichen Gebäuden auf Halbmaſt geſetzt, und faft alle Wohnhäuſer ſteckten Trauerfahnen heraus. Merkwürdig nahm ſich inmitten dieſer feierlich ernſten Stimmung die Trauer aus, die in einer der belebteſten Condoner Straßen ein Speiſe⸗ eis⸗ händler auf ſeine Weiſe zur Schau trug. Die kleinen Karren dieſer Händler ſind in dieſem Kriegs⸗ ſommer mit engliſchen Kriegsflaggen geſchmückt, und als der Eisverkäufer ſah, wie alle Fahnen plötzlich auf Halbmaſt geſetzt wurden, wollte er auch das Seinige zu dieſer nationalen Ehrenbe⸗ zeugung für Kitchener beitragen, und ſo ſetzte auch er auf ſeiner Karre das kleine Fähnchen über den mit farbigem Eis gefüllten Schüſſeln auf Halbmaſt. Der verkannte Friedeuswächter. Daß das Kriegsfieber in Frankreich heute noch die Volks⸗ gemüter häufig in arge Verwirrung ſetzt und mit einer ſtändigen Angſt vor Spionengefahr oder ſonſtigen feindlichen Umtrieben erfüllt, beweiſt das folgende ergötzliche Geſchichtchen, das im Excelſior wiede gegeben wird:„Ein lärmender Menſchen⸗ auflauf mitten auf dem Boulevard. Die Urſache des allgemeinen Intereſſes bildet ein ſchöner, groß⸗ gewachſener Mann in einer wunderbaren Uniform von blauem Tuch mit militäriſchem Schnitt, mit breiten roten Streifen an den hoſen und goldenen Treſſen auf den kermeln. Das iſt ein ſerbiſcher General murmelten die einen; keineswegs, ein Ruſſe iſt es, verſicherten die anderen; vielleicht ein Mon⸗ tenegriner; nein, ſicherlich ein Portugieſe! So werden von allen Seiten die verſchiedenſten Anſichten ge⸗ äußert, und manche Leute mit weniger beſchwingter Phantaſie ſind ſogar der kinſicht, daß es ſich um den Reklameportier eines Kinotheaters handelt. Da aber erſcheint plötzlich der Mann, der alles weiß und aus beſter Quelle erfahren hat, dem man heute mehr als jemals überall in Paris begegnet, auf der Bildfläche, und ſofort ruft er entrüſtet aus: „Es iſt ein gefangener deutſcher Offizier, dem man gegen Ehrenwort die Erlaubnis zu einem Erholungs⸗ ſpaziergang gegeben hat.“ Das genügt. Im Nu hat ſich die Renge z. T. aus Neugierde, z. T. mit feindlichen und bedrohenden Ausrufen um den prächtigen, aber unglückſeligen Fremden geſchart. Der Mann, der ſich in ſeiner Ruhe geſtört ſieht, flüchtet ſich zu zwei Schutzleuten, die ihn zur nächſten Polizeiwache führen.„Wer ſind Sie?“ fragt der polizeikommiſſar.„Mein Herr,“ erwidert der Mann, „ich bin von Beruf Wächter im Haager Friedens⸗ palaſt; und da es gegenwärtig bei uns nicht das Geringſte zu tun gibt, habe ich eine kleine Urlaubs⸗ und Vergnügungsreiſe nach Paris unternommen.“ Allgemeine Verblüffung, bis endlich der Kommiſſar äußert:„Für einen Wächter des Friedens haben Sie wahrhaftig unerwartet viel kriegeriſche Stim⸗ mung erregt. Die Kriegsgefährdung der Wohlgerüche in Fraukreich. Der ſeit einiger Seit in Frankreich zunehmende Glasmangel ſetzt die Pariſer Damen, deren Freuden ohnedies bereits arg durch den Krieg mitgenommen wurden, neuerdings in ernſte Ver⸗ legenheit. Es fehlt an Flaſchen und darum wiſſen die franzöſiſchen Parfümfabrikanten nicht, in was für Gefäße ſie die bisher ſo berühmten franzöſiſchen Parfüms gießen ſollen. 5war wurde vorgeſchlagen, alte Apothekerflaſchen und Holzgefäße zu dieſem Zwecke zu verwenden, aber dies rief einen Sturm der Entrüſtung hervor, indem erklärt wurde, daß die hochberühmten wohlriechenden Eſſenzen Frank⸗ reichs entweder in geſchliffenen Glasbehältern oder überhaupt nicht geſpendet werden könnten. So wird man vielleicht bald von der neueſten Kriegs⸗ erſcheinung— dem duftloſen Paris— ſprechen können. 2 2 22 8.8 2 2 2 Ache unò Reller- Kleine Fleiſchſtücke. Schnitzel, Rippchen, Teber, kleine Fiſche uſw. kann man ohne Fett im eiſernen Tiegel unter fortwährendem Wenden röſten. Jedoch darf man das Fleiſch nicht anſtechen; man bedient ſich am beſten einer kleinen eigens zu dieſem Zwecke angefertigten Zange. Salz darf erſt ganz zuletzt zugefügt werden, da es ſonſt ſchwarz wird. Ju empfehlen ſind Roſte, die in eiſerne Pfannen ein⸗ gelegt werden»nd in verſchiedenen Formen und Größen im Handel ſind. Grünkeruſuppe. Man rechne auf eine Perſon einen Eßlöffel Grünkerngries, den man in Knochen⸗ oder Suppenwürfelbrühe einlaufen und langſam garkochen läßt. Sehr angenehm doch nicht unbe⸗ langt nötig iſt ein Eidotter zum Abziehen. Gefüllter Kohlrabi. Man verwende etwas größere Kohlrabi, ſchält ſie und ſchneidet die oberſte Scheibe ab und hebt das Innere heraus. Dieſes wird fein gehackt, mit einer Zwiebel in Butter ge⸗ dünſtet, gut ausgequollenes Grünkernſchrot mitge⸗ braten. Salz und feingewiegte Peterſilie dazugetan. Die Knollen kocht man vorher 15 Minuten in Waſſer und legt ſie auf ein Sieb zum Abtropfen. Nun füllt man die Kohlrabi, deckt die oberſte Scheibe darauf, bindet ſie kreuzweiſe zu und legt die Knollen in einen Copf, gießt nach und nach ein wenig kochendes Kohlrabiwaſſer dazu. Wenn ſie weich ſind, macht man die Tunke mit Mehl und Sitronen⸗ ſaft ſeimig. 5 Fiſchauflauf. 1% Pfund Seefiſch wird ent⸗ grätet und mit einem eingeweichten Brötchen, einer kleinen gebratenen Zwiebel, 2 Eiern, Salz, Pfeffer, etwas Senf gut vermengt. Dieſe Maſſe wird in eine Huflaufform gefüllt und im Waſſerbade 1 bis 1½ Stunden gekocht. Arme Ritter. Altbackene, nicht zu harte in Scheiben geſchnittene Semmeln oder ganze Zwie⸗ bäcke werden in kalter Milch aufgeweicht. Dann quirlt man in ½ Titer Milch ein Ei, ein Cöffel Mehl, etwas abgeriebene Sitronenſchale eine Priſe Jucker und Salz, taucht in dieſe Flüſſigkeit die Semmel⸗ ſchnitte oder Swiebacke, wälzt ſie in geriebener Semmel und bäckt ſie auf beiden Seiten hellbraun. Auf einer Schüſſel angerichtet, beſtreut man ſie mit Zucker und Simmt. 292„&⸗ 22 2 2* 2 2 2.2 22 2 2 Die Melt des Rindes Der Wirt und die Studenten. Siebzehn Studen⸗ ten beſchloſſen, einem Wirt, bei dem ſie Einkehr gehalten hatten, einen Streich zu ſpielen. Nachdem ſie ihn eingeladen hatten, in ihrem Kreiſe Platz zu nehmen, machte einer den Vorſchlag, man wolle die Seche nicht gemeinſam berichtigen, ſondern ſie von dem bezahlen laſſen, welcher am Ciſch allein ſitzen bliebe, nachdem jeder andere, auf den bei einer vorzunehmenden Abzählung eine 7 gefallen ſei, ſich entfernt habe. Der Wirt, welcher keine Argliſt ver⸗ mutete, erklärte ſich mit dem Vorſchlage einver⸗ ſtanden und blieb allein und als letzter am Tiſche ſitzen. Wie wurde das Ergebnis erzielt? Erklärung: Sunächſt zählte man heimlich vom Platze des Wirtes an bis zur neunten Stelle. An dieſer begann dann die öffentliche Ab⸗ zählung mit 1, ſo daß alſo bei der erſten Runde auf den Wirt eine 2 kam. Die Schluß⸗ wirkung ergibt ſich hieraus von ſelbſt. Sehn Betten für elf Häſte. Ein Wirt hatte in ſeinem Gaſthauſe zehn Betten für die Einkehren⸗ den zur Verfügung. Als eines Tages elf Gäſte gleichzeitig Unterkunft verlangten, jeder aber ein Bett für ſich allein haben wollte, erklärte der Wirt, es ſei ihm unmöglich, die Gäſte unter der geſtellten Bedingung beherbergen zu können. Da erbot ſich ein findiger Geſchäftsreiſender den Beweis anzu⸗ treten, daß bei geſchickter Verteilung auch die elfte Perſon untergebracht und jeder Gaſt ein Bett für ſich allein bekommen könne. Er legte 10 Streich⸗ hölzer auf den Tiſch, welche die Betten darſtellten, und verteilte dieſe auf die Gäſte, die er mit Münzen markierte. Das erſte Bett belegte er zunächſt mit 2 Gäſten, der dritte Gaſt kam in das 2. Bett, der 4. Gaſt in das 3. Bett uſw.; der 10. Gaſt bekam demzufolge das 9. Bett angewieſen, dann holte der Pfiffikus den einen der beiden Gäſte aus dem erſten Bett und überwies ihm als elften Gaſt das zehnte Bett; es lag alſo in jedem Bett jetzt nur einer! Erklärung: Der Reiſende hatte den Wirt mit einem Trugſchluß hineingelegt, der bei der wirklichen Belegung der 10 Betten mit den 11 Gäſten zutage kommen mußte. Der 11. Gaſt im 10. Bett war einer von 10(nicht 11) Gäſten, bei richtiger Verteilung mußte er Bett 1 bekommen. Man wird ſich leicht überzeugen können, daß auch andere Ceute als der Wirt durch den Trugſchluß ſich täuſchen laſſen. Druck und Verlag der Dr. H. Haas' ſchen Buchdruckere! & m. b. H. Fiefdruckonſtaſt in Mannheim.— Verent⸗ wortlich für die Redaktion: Dr. Fritz HSoldenbaum. 3 us aller Welti. N Berliner Jllus ir ges. ee σο e οννονν Der Wehrmann in Eiſen in Drohobyez 5 brachte am Tage der Enthüllung 400000 Kronen für Kriegswitwen und ⸗Waiſen Vom ö ſterreich⸗ ungariſchen Heere Maſchinengewehre in Feuerſtellung an der Süd⸗Weſt⸗ Front ** * 3 4 Von nuſferen weſtlichen Gegnern Joffre überreicht General Balfourier dos Kren der Ehtenlegion Profeſſor Wilhelm Wandſchneider der bekannte Berliner Bildhauer vollendete kürplich lei 60. Lebensjahr Das italieniſche Heer im Hochgebirge Ofſnierspatrouiue bei einer ſchwierigen Nekognos ji Vom jüdöſtlichen Kriegsſchauplatze VBosniſche Truppen bei der Anlage einer Slußbrücke Stimmungsbild aus Oſtende Das Aufehen der Wache, weiches ſtets eine Menge Schauluftige anzieht