Nr. 29. Jahrgang 1916. Fortſetzung aus Nummer 27 und Schluß.) Don unſerer Wanderung zum hHüfigletſcher nach dem Calörtchen Briſten zurückgekehrt, wo wir uns vielleicht in der„Penſion“ oder bei Mutter Epp in der Kriſtallhandlung von unſeren Strapazen erholen, lohnt es ſich der Mühe, in der Nähe der Wehre-Brücke ein wenig zum Kärſtelenbach hinunterzu⸗ Kraxeln. Der Bach hat ſich hier—„Bild J und 2“ — ein ſehr tiefes Bett gegraben, unter ohrenbetäubendem Brauſen, Toben und Siſchen ſtürzen ſeine Gewäſſer über und unter rieſenhaften Felsblöcken hinweg und donnern zu Tal, bisweilen wahrhafte bro⸗ delnde Hexenkeſſel bildend. In ſchwindel⸗ hafter, luftiger höhe überbrückt ihn ein ſchmaler Holzſteg, die Wehre-Brücke, über Bild die unſer Weg nunmehr zu unſerer Höhen- wanderung führt. Auf Bild 5 unſerer erſten Wanderung iſt bereits an der ſteilen nördlichen Talwand (rechts in der Anſicht) der abſtürzende und aus dem Golzererſee fließende Bach zu er⸗ kennen: In der Nähe dieſes Seebaches ſteigen wir in ganz beiznemen, teils auch von hohen Hadelwäldern beſchatteten Ser⸗ pentinen an, und erreichen in einigen Stun⸗ den die Seehöhe(1400 Meter). Etwa 200 Meter oberhalb des Sees überſchauen wir, rückwärts blickend, denſelben in ſeiner gan⸗ zen Ausdehnung(Bild 5), in ihm ſpiegeln ſich kleine Tannenwäldchen, die das „Geſchel“, eine kamelsrückenartige Er⸗ hebung, bewachſen, und darüber hinweg er⸗ blicken wir nun als ein farbenprächtiges Panorama, die das Uaderanertal umſchlie⸗ zenden Berge und in nächſter Nähe, breit⸗ 555 DAS NAD E RANER TAL VON ING. H. A. NI. Bild 3 Bild 4 ſpurig vorgelagert, den„Briſtenſtock“, der wieder mal arg„betrübt“ iſt. Zwi⸗ ſchen ihm und der acht- bis neunhundert Meter ſchroff abfallenden Geſchelwand liegt nun tief unten das Maderanertal. Wieder aufwärts ſchreitend bietet ſich (Bild J) nunmehr wieder ein Blick auf un⸗ ſeren Geſichterberg, den Düſſigſtock, deſſen breite Schneefelder von der rechts abziehen. den Wolke ſoeben mit Ueuſchnee belegt ſind. Daß es dort oben auch mitunter wohl ein wenig luftig zugehen mag, davon erzählt uns der arg zugerichtete Wetterbaum rechts im Dordergrunde. Auf etwa 900 Meter gelangen wir auf ſchmalen Saumpfaden, die uns mitunter hart an den Jalabgrund führen, zur 5tü. felalp(Bild 5), wo wir, ſei langem zun Vild 2 erſtenmal wieder ebenen Boden unter den Füßen ſpürend, inmitten einer Candſchaft ſtehen, die wohl manchem Maler. der die Strapazen des Anſtieges nicht ſcheute, als Motiv gedient haben mag. Und ein Maler, „und zwar ein„Ganzer“, mit einer recht vielfarbigen palette gehört ſchon dazu, un ein, wenn auch nur elendes Nachbild dieſe gewaltigen Formen und mannigfaltigen Farben zu ſchaffen.— Die photographiſche platte löſt ja dieſe Aufgabe in leider ſeht einſeitiger Weiſe, ſie verſchluckt ſchier die im ſatten Grün der Alpenwieſe eingeſpren⸗ kelten vielen und bunten Blumen, die tief blaue Farbe des Enzians, das reine Gelb des Hahnenfußes, das leuchtende Rot der Alpenroſe, das Graugrün der Felſen und ſchließlich gar den blaugrünen Himmelsdon der mit blendendem Glanze das Fanz krönt. In der Mitte des Hintergrundes er — r den oſchaft er die e, als Haler, recht u, un dieſer tigen phiſche r ſeht r die, ſpren. e tief- i Gelb. yt der n und sdom, Ganze es ek blicken wir den oberen Leil des hüfi⸗ gletſchers, links davon das Scheerhorn, daran anſchließend die ſteilen Schroffen des Großen Ruchen(5140 Meter) und rechts Bild vom Gletſcher wiederum unſeren Düſſiſtock. Uach einem weiteren Anſtieg auf 2600 Meter, bei dem wir ſchon die Schneefelder der Windgälle paſſieren, gelangen wir nun, Bild 7 Beatus Menjch. Novelle von Kurt Morech. Wir ſtanden auf der hauptſtraße von Jſaje und ſchauten nach Oſten, wo die Däm⸗ merung glaſig wie Starrkrampf den him⸗ mel überkroch. Das Dorf lag als eine aus- gekohlte Schlackenhalde um uns herum. Nur die kalkigen Mauern einer Fabrik ragten unverſehrt noch, und dort hatten wir unſer Lazarett eingerichtet. Die zerſchoſſenen Dorfhäuſer zackten traurig in die Cuft und die düſtere Säule eines Kamins ſtieß lan⸗ zenſteil in den wundroten himmel. Aus dem Getrümmer dunſteten die verlohten Brände; Dachſtühle ſpreizten wie brandige Rippen aus dem Geröll und der Abend fleckte blutig über dieſem Brei der Der⸗ weſung. Die dürre Straße war ausgefurcht vom ſchweren Rollen der Wagenzüge, zerriſſen wie ein Flußbett nach der Frühjahrsflut. Wir ſtanden in ihrem weichen Staube und ſahen oſtwärts, wo die Schlacht ging. Dort lagen die Kämpfenden unter dem Brüllen von tauſend Geſchützen, deren Dröhnen in ſchweren, maßlofen Wogen an die Düne unſerer Stille rollte. Sie überſchütten uns mit zerreißendem Lärm und ſchwollen über uns hinweg, bis ſie in der Ferne wo die Karpathen wie eine hohe Küſte des Frie- dens ſtiegen, zerſpritzten. Wir hatten einen Blick über das Land, das von der Flanke der Berge abfiel und ſich zum großen Strome hinunterſtufte. Auf dem Gefälle der Wege zogen dunkle Kolon⸗ nen: neues Korn in die Mühle des Krieges, die in der Ferne malmte und immer neue Maſſen ſchlang, während ſie ihren Abfall in kotigen, blutigen haufen brutal auswarf und abſtieß. Die erſten Derwundeten hatten wir verſorgt. Sie waren verbunden und lagen in der ausgeräumten Fabrikhalle Bild die Schneegrenze überſchreitend, Reich der Rieſen(Bild 6 und 7). Unſeren Blick nach links wendend, ſehen wir zunächſt den etwas verſchroben erſchei⸗ nenden, aber an ſeinen„Geſichtern“ ſtets erkennbaren Düſſiſtock(an welcher ſich der nicht bildlich dargeſtellte Oberalpſtock an⸗ ſchließt), dann den pyramidalen, ſtolz em⸗ porragenden Briſtenſtock, weiter rechts diesſeits des Tals— das dachartig geformte „Schwarzſtöckli“(2600 Meter) und daran anſchließend die kleine Windgältle(2990 Meter), im Hintergrunde dürften Furkapaß, Rhonegletſcher, N noch wohl er⸗ kennbar ſein. Alles pflanzliche Ceben hat hier oben im Felſenreich aufgehört, nur Fels und Schnee umgibt uns. und der weit in die Ferne gehende Blick löſt uns von allem Irdiſchen. Wer darum die Sorgen und Mühen des All⸗ tags mit ſeinem haſten unnd Jagen für eine Zeitlang vergeſſen will, der möge, ſo wie der Friede im Lande iſt, dorthin wandern, wo auf fernen höhen ems und Rehe graſen, zum Geſtads der Dergeſſenheit— zum einſamen, aber herrlich ſchönen Maderanertal. in das nebeneinander auf dem Stroh, einer neben dem andern, ganz fachlich geordnet wie Aktenbündel— Aktenbündel zum großen Gerichtstag der Völker Und es ſtan⸗ den, blutig geſchrieben, Anklage um An. klage auf ihren Seiten... Doch das war nicht unſere Sache. Wir hatten an anderes zu denken; auf die neuen warteten wir, die kommen ſollten, und ſchauten gegen Oſten. Und ſie ließen uns nicht lange war⸗ ten. Langſam kamen die Wagen die an⸗ ſteigende Landſtraße herauf; ſie brachten ſchwerere Ernte heim von den grauen Fel⸗ dern der Schlacht. Einen nach dem andern hoben die Träger herab, die Schwerverwundeten lagen auf ihren Bahren wie die gemeißelten Stein⸗ männer auf den Hrabmälern in unſern Kirchen. Die, welche gehen konnten, ſchlepp⸗ ten ſich ſelbſt heran. Noch alle trugen ſie die Geſchoſſe wie Samenkörner ins Fleiſch eingekapſelt. Ein Schorf von Blut und 8 3 — 5 ———ç Staub kruſtete auf ihren Uniformen und den durchbluteten Derbänden. Einigen brach ſchon das lohende Fieber aus den gehöhlten Augen. Und drinnen gliederte ſich die Kette der Derwundeten aneinander. Wir mußten ſie alle dabehalten, konnten ſie nicht weiter zurückbefördern, ſo lange die Züge durch eine geſprengte Brücke gehindert waren, an uns heranzukommen. Die Fabrikhalle bekam da einen neuen, fremden Rhöthmus zu hören. Es brannten einige armſelige Lampen, und die Dämme⸗ rung atmete und röchelte. Die Cungen der Kranken arbeiteten wie feine ſchnarrende Maſchinen; wie weiche Fledermäuſe flogen Seufzer gegen die Wände und Stöhnen ſägte ſchneidend durch das Ruhen der Müden. Unter den letzten, die an dieſem Abend eingeliefert wurden, war ein Hann, der keine Uniform trug. Wie die Ceute des Landes war er gekleidet. Er hatte eine Ku- gel in den Rücken bekommen. Ich fragte ihn nach ſeiner Derwundung, aber er ant⸗ wortete nicht; er ſah mich nur mit weit auf⸗ gebrochenen Augen an, als verſtünde er meine Sprache nicht, und in dieſen Augen war noch das Cicht, das dem Himmel dieſes Abends ſchon lange entglitten war; ſanft verſunken ruhte es zwiſchen den Cidern. Ein Soldat, der dabei ſtand, antwortete für ihn, da der Fremde ſchwieg: Seit Tagen war er ihnen gefolgt, ſuchte die Felder nach Der- wundeten ab, erntete unermüdlich ein, was er zwiſchen die Furchen der zerwühlten Erde geſchleudert fand und ſchied nicht Freund von Feind. Als er in einem erkämpften ruſſiſchen Graben aus einem Leichenhaufen Atmende aufdecken wollte, ſchoß ein mongo⸗ liſcher hund, der mit zerriſſenem Bein ins Stroh verwühlt lag, ihn in den Rücken. Er aber ſchüttelte nur den Kopf und ſchleppte den Aſiaten zum Derbandsplatz. Die Kugel war nicht tief gedrungen, aber ſie hatte die Kraft aus dem Körper entbluten laſſen. Uun lag er mit einem friſchen Derband auf ſeinem Bündel Stroh. Ich beugte mich zu ihm, denn Teilnahme breitete in mir ſich aus, und fragte nach ſeinem Namen; er war Rein Soldat und ich durfte ihn ſtillſchwei⸗ gend nicht aufnehmen. Auch wußte ich über ihn nichts weiter, als was jener Soldat mir erzählt hatte: eines Tages war er dage⸗ weſen und ihnen ſchweigend gefolgt. Er drehte mir langſam ſein in Dämme⸗ rung verſunkenes Geſicht zu, ein Strahl der Lampe umſchnitt mit Glanz ſein Profil.„Ich heiße Ulenſch... ſagte er ernſt. Ich lächelte.„Menſch.. So nennen wir uns wohl alle,“ entgegnete ich. Ja,“ ſagte er,„doch es ſollten nicht alle dieſen Namen tragen.. Ich aber heiße Menſch.. Beatus Menſch Beatus Menſch.“ widerholte ich. „Ja“, erwiderte er.„Erſcheint es Ihnen ſo ſonderbar? Ich trage den Uamen aller und er macht mich namenlos. Er iſt in aller Mund und alle verſchweigen mich, wenn ſie mich nennen „Woher kommen Sie?“ fragte ich weiter. „Aus dem Daſein antwortete er und richtete ſeine heißen Augen wie zwei verſchleierte Sonnen auf mich. Seine Stimme ging wie weiche Muſik in mein Gehör, ſie löſte in ſeinen Worten den Klang des Sonderbaren auf und 1 Widerſtrebendes in mir. „Ich weiß,“ ſagte ich unbeirrt, 0 dar⸗ in ſind wir uns alle gleich,— aus dem Da⸗ ſein kommen wir alle Sein Geſicht öffnete ſich einem großen Derwundern und er ſchüttelte den Kopf. „Der kann mit Gewißheit ſagen, daß er aus dem Daſein kommt?— Es iſt nicht jedes TCeben ein Da— Sein. Mein Leben war Da— Sein.“ „Nun ja,“ lenkte ich ein,„aber ich wollte wiſſen, aus welcher Gegend Sie ſtammen Er machte eine große Bewegung und wies mit der Hand nach Oſten, während er ant⸗ wortete:„Don dort, wo die Sonne aufgeht Daher bin auch ich gekommen Nun, ich war es gewohnt, daß Männer, die monatelang unter dem mürbenden häm⸗ mern der Geſchütze gelegen, durch deren Hirn die Ungewißheit von Cod und Leben ge⸗ kreiſt, in verworrenen und unklaren Wor- 0 e e Seh. Medizinalrat Dr. Junker B. S.-G. Leibarzt J. M. der deutſchen Kaiſerin, beging Kkürz⸗ lich ſein goldenes Doktorjubiläaum ten redeten, aber dieſes Mannes Sprache war in einer andern Weiſe fremd und unge⸗ wöhnlich. Es war nicht Widerhall frommer Legende, der aus ihm klang, nicht berauſchte Frömmigkeit, in ihm war großes Erlebnis und redete in Worten, die wie Strahlen der Frühſonne in den Lauſchenden fielen. An dieſem Manne war Beſonderes, fühlte ich. Ich warf meine Fragen wie ein Netz über ihn; ich wollte ihn endlich irgendwie mit der Wirklichkeit feſt verknüpfen, um ihm menſchlich nahe zu kommen, um die Dorſtel⸗ lung unirdiſcher Sendung, die in ſeinem Hirn zu klammern ſchien, durchdringen zu Rönnen. Aber aus ſeinem Sein und Weſen heraus richtete ſich eine trennende Schranke auf, die ich nicht mit dem Einwand, daß ſeinen Geiſt Fieber durchwirre, zerbrechen konnte. Denn ſein Blut kreiſte fieberrein und ſein Bewußtſein war klar. So grub ich mich weiter mit Fragen an ſein Innerliches heran. Ich forſchte ihn aus nach dem Antrieb und Sinn ſeiner Hand- lung. Und jeder Frage hallte aus ihm Antwort wider, während ſeine Erlöſeraugen tiefern Glanz entſtrahlten. Er ſchien erfüllt vom Bewußtſein einer höheren Berufung, die ſein Wort mit Klar⸗ heit durchbrach. Ich durfte ſein Weſen nicht Krank nennen und mußte mich doch hüten, an Geheimnisvolles zu glauben. Etwas, das ihn über Gewöhnliches hinaus- hob, lebte ſtark in ihm. Es konnte Gläu⸗ bigkeit ſein, Frommheit, Fanatismus. Und ſo tief verſtrickt ſchon war ich in die Ergründung dieſes Schickſals, daß ich den Mann noch nicht verlaſſen konnte. Licht- ſchein fing den ſchwebenden Umriß ſeines Geſichtes ein, das von Erlittenem durch⸗ ackert war und deſſen Furchen von Güte be⸗ taut waren. Schatten flochten ſich dornig um Stirn und Schläfen. Ich beugte mich tiefer an ſein Ohr und fragte leiſe in ihn hinein:„Schmerzt die Wunde?“ 8 „Uichts iſt ohne Schmerz,“ ſagte er;„mich ſchmerzen die tauſend mal tauſend Wunden, die jeder Tag ſchlägt; aus allen aufgeriſſe⸗ nen Adern blutet mein Blut, mich durch⸗ zuckt aller Krampf der Sterbenden, meine Kehle zerreißt der Schrei aller Gemordeten und die Glut der Fiebernden loht mich aus „Sie lieben den Frieden,“ flüſterte ich. „Warum haben ſie ſich in den Kampf be⸗ geben?— Was haben Sie erlebt, Beatus Menſch, daß Sie ſo wund ſind, wund bis an die hirnhaut. 2“ „Meine Seele iſt durch das Leid der Welt gewandert, nun darf ſie heimkehren und Ruhe haben antwortete er. Hheilig⸗ keit war in dieſem Mitfühlen aller Schick ſale und ſtrahlte aus ihm. Unſere Stim- men klangen gegeneinander wie Ruf und Widerhall. Mit einer großen und ruhigen Geſte aber brach er das Geſpräch ab und ließ die Tider ſchwer über den Glanz der Augen fallen. Geſtalt und Weſen dieſes Mannes aber folgten mir, durchdrangen ſelbſt Schlaf und Traum. Huch der neue Tag fand mich nicht williger. Wunderliches zu glauben, Unge⸗ wöhnliches zu verneinen. Ich fand Beatus Menſch am Cager eines Soldaten, den der Tod gezeichnet. Er hatte ſich ſtark genug gefühlt, ſich zu erheben, und als ich ihm ſeine Eigenmächtigkeit verwies, lächelte er ſanft und ſagte leiſe:„Leben kann der Menſch allein, aber allein ſterben iſt ſchwer. Wo ſollte ich ſein, wenn nicht bei den Ster⸗ benden?“ Ich ließ ihn nach ſeinem Willen tun, er ſaß bei den Derwundeten und tröſtete ſie, ihr Schmerz wurde vor ihm ſtumm; er ſprach den Sterbenden vom Leben und ſie glaub⸗ ten, den Sehnſüchtigen zeigte er die Erfül⸗ lung und ſie fanden Aufſchwung, die hoff⸗ nungsloſen ſtählte er mit neuen Verheiß⸗ ungen und vor den Wunden ließ er den Glanz kommenden Friedens warm erſtrah⸗ len. Wunder quollen aus ſeinem Weſen; er gab ſich hin an die Geſchlagenen und ſie empfingen ihn, ſchmachtend nach Stillung und inbrünſtig. Er aber ſtand in dieſem Geſchehen zwiſchen Traum und Wirklichkeit. Cicht durchäderte die laſtende Schwüle des Raumes und es ſpann ſich um ihn wie eine heimliche Glorie. Er war dieſen Männern, die den Staub der Schlacht noch an ſich trugen, nicht fremd Ich befragte dieſen und jenen; irgendwo einmal war er mit ihnen geweſen, ſo ſehr PTT eſen doch hen. lus⸗ äu- die den icht nes rch⸗ be⸗ nig und nich den, iſſe⸗ rch⸗ eine ten nich be⸗ tus an Velt und lig⸗ ick im- und gen ließ gen ber und icht ige tus ug ihm er der ber. ter- er ihr ach ub⸗ ül⸗ off⸗ iß⸗ den ah⸗ er ing em eit. des ine ub nd. Wo ehr die ſtehen; N Gemütliches Plauderſtündchen in einer alt⸗flandriſchen Bauernſtube Am flandriſchen Herdfeuer bereiten Feldgraue ihr Mittagsmahl Berl.=. ſie auch hier ſich aus dem großen Ungefähr der Kampfplätze zuſammengeworfen fanden. Irgendwo einmal hatte er mit ihnen ſein Brot geteilt, neben ihnen in der Ackerfurche geſchlafen, den Derband um ihre Wunden geſchlungen, mit ihnen unter der wühlenden Hand des Codes geſtanden. Und ſie hatten ſeine Macht innig und voll Demut emp⸗ funden. Er war gekommen und gegangen, als ſeien die Kampfplätze Raſtſtätten ſeiner Lebenswanderung. Scheu vor ſeinem Weſen und Ehrfurcht hatte alles Fragen in die Männer zurückgedrängt. und wenn er unter ihnen wieder erſchien, war es, als ſei niemals er wirklich von ihnen fortge- gangen. So war er mit ihnen gezogen auf dem ſchweren Wege des Rückzugs nach der Lemberger Schlacht, mit ihnen im Eis der Karpathen und den raſenden Kämpfen um die Päſſe hatte er geſtanden, war als Cie⸗ bender im Haß und als Helfer auf den Fel⸗ dern gewandert, wo haufen von Menſchen gegen Haufen geſchleudert wurden, die ſich zerrieben. Welcher Geiſt ſtählte ihn auf zu ſolchem Handeln! AKufragend ſtand in ihm dieſer Wille, gütig zu ſein; ſich ganz zu erfüllen in tief begriffener Jendung, zu Haß, Grauſam⸗ keit, od und Schmerz als Gegenſatz zu das Gewicht dieſes ungeheuern Kriegsgeſchehens auszugleichen mit einer maßloſen Gpferliebe zu allem, was lebte. Cangſam begriff ich ihn und erkannte, daß er nicht fanatiſch einer Idee gehorchte, ſondern alles der Uotwendigkeit ſeines Her⸗ zens entſprang, daß nichts an ihm wiſſende Gebärde war, ſondern verzehrende Hingabe an die Not der Welt. Aus dieſer wilden, irrenden Menſchheit ſtrömte alle Güte zu⸗ ſammen in einem Menſchen; ſie bildete ihn zum ſänftigenden Ausgleich gegen Roheit, gegen Baß, gegen Taumel, gegen alle Feind⸗ ſchaft, die die Zeit und die Geiſter über⸗ finſterte; ſie ſtellte in ihm die ausgerottete Friedlichkeit wieder her und erlöſte die Lei; denden von der Brutalität des Krieges. In dieſem Sinne ging er als Erlöſer über die Felder des Blutes und hinterließ auf ſeinem Wege die Spur der Milde; er trug das heilige Feuer der Liebe durch die Nacht von Haß, und ſein Auge verhieß Friede, der kommend war. Das Tun ſeiner Güte über⸗ flog die rohe Gewalttat, die ihn umbrauſte, und ſeine Friedlichkeit gipfelte über Ge⸗ tümmel. Fieber, Rauſch und Feindſeligkeit wie ein Kriſtallenes Gebirge in reineres Licht Ich ſah Beatus Menſch am Abend wieder und fand ihn bleich ruhend auf dämmriges Tager verſunken. Feierlichkeit lag über Geſicht und Geſtalt gebreitet. In ſeinen Augen wachte aller Wille und alle Freudig⸗ keit zur Güte und Ciebe, Demut und jede Bereitſchaft. Ich neigte mich zu ihm hin und ſagte: „Schlafen Sie.. Schlaf heilt und ſtärkt, und ſie müſſen müde ſein Er antwortete leiſe:„Ich muß wachen und warten „Warten? Auf wen?“ fragte ich. „Auf den, der mich heimruft.“ ſagte er und fügte hinzu:„ den Cod „Wer ſpricht hier von Cod?“ rief ich mit Derwundern„An einer ſolchen Wunde ſtirbt man nicht 8 Da hob er ſeine hand in das ſanfte Scheinen des Lichts und ſagte:„Ich ſterbe nicht an meiner Wunde— aber ich ſterbe an den Wunden der Welt. Und er wandte den Kopf ruhig und bedeutſam zur Seite und ſchwieg. Er war fieberfrei und hatte Kraft genug, zu leben, ſeine Wunde war ungefährlich. Woher dieſe Dorausſicht nahen Sterbens? Vielleicht war es nur das geſteigerte, er ſchöpfende Mitfühlen der Not, die Menſchen litten, deren Kreuzträger er ſich fühlte. Und ich war voll Unruhe um das Schickſal, das mir ſo nah ſich vollendete. Am nächſten Morgen unterſuchte ich Bea⸗ tus Menſch und zog einen zweiten Arzt hin⸗ zu, weil ich allein nicht die Derantwortung tragen wollte; doch die Wunde war rein und gut. Aber Veränderung breitete ſich ſchon in ihm aus; er hielt den herben Mund ge⸗ ſchloſſen wie zu ewigem Schweigen und die Augen ſahen nach innen. Gegen Mittag fiel rotes Fieber ungeſtüm über ihn her; ſtumm lag er und glühte, als verzehre der Ceib ſich opfernd in einer letzten Cat der Ciebe für die unſtillbare Not der Menſchheit. In der dritten Nacht ſtarb er. Ich er⸗ Wartete, daß wie durch mich ein Beben und Berl CN. Reißen durch die Erde gehe, aber der alte Planet ſchwieg und hüllte ſich tiefer in die Nacht. Dom Sterbelager traten wir ins Freie hinaus. Finſter finterte Uacht in das zer⸗ trümmerte Dorf. In der Ferne brannten die Erdölquellen und Erde und Himmel ſchmolzen in unermeßlichem Glühen zuſam⸗ men. Ich berührte den Arm des jungen Arztes, der neben mir ſtand, und fragte an ihm vorbei in die brennende Uacht:„Was glauben Sie, woran dieſer Mann geſtorben it? Und ſah, wie er ſein Geſicht mir zudrehte, und unbeirrt und mit einer Nüchternheit, um die ich ihn beneide, antwortete er:„Ich habe Starrkrampf feſtgeſtellt; ſeine Derwun⸗ dung war nicht tödlich.“ „Nein,“ ſagte ich,„an dieſer Wunde konnte er nicht ſterben Und ich dachte darüber nach, daß in der Nacht ſeines Sterbens das Cand brannte. Ich hörte die kühle Stimme des Arztes an mein Gehör tropfen:„Die Ruſſen haben die Oelziſternen von Boryslaw angezündet Houbicz und Modricz brennen. Jetzt wiſſen die in Lemberg, wenn ſie den Him⸗ mel anſehen, daß wir ſiegen Die Erde erbrach Feuer, ſtieß Flammen und Rauch in den himmel und hauchte die Sterne an, daß ſie erblindeten. Glühende Geiſer ſtiegen auf; eine einzige ungeheure Feuerfahne flackerte über das verſunkene Cand; tauſend Coderfackeln durchgrellten die Uacht, ſprengten das Finſtere. Mit wild⸗ gewaltigen Gebärden drohten Flammenarme hinauf in den Raum. „Die Güte aller Dölker und Zeiten war in ihm erſtanden,“ ſagte ich. „Den meinen Sie?“ fragte da mein Be⸗ gleiter befremdet. „Den Mann. der eben ſtarb,“ entgeg⸗ nete ich. Um uns gefror lauſchende Stille wie eine kriſtallene Glocke. Ich fühlte mich einſam und ins Leere geſtellt. Und während mein aufgeſcheuchtes Denken in Uahem einen Halt ſuchte, ſah ich, wie ſich am Horizont aus Rauch und Brand ein gewaltiger Schat⸗ ten erhob und ausgebreiteten Armen in den Himmel ragten, und er neigte ſich und horchte in die ſeufzende Nacht. 3 Das Bunzlauer Wald-Cheater Amateur- Photographien von Willi Lange, Bunzlau. aus dieſer Schlacht, die eine der mörderiſch⸗ ſten des ſiebenjährigen Kriegs war. Fried- rich der Große war als einer der letzten vom Schlachtfelde gewichen, länger noch hielt einzig und allein das Regiment von FLeſtwitz aus. Hur die heldenhafte ODerteidigung ſeiner Leibhuſaren unter Rittmeiſter von Prittwitz ſchützte den König vor einer Ge⸗ fangennahme durch ruſſiſche Koſaken. Eine Kugel war an Friedrichs ſilbernem Caſchen⸗ etui mit den Emblem der Freimaurerloge abgeprallt. Friedrich hatte infolge der Hiederlage den Oberbefehl über das Heer niedergelegt und die Ueberführung der Ber- liner Behörden nach Magdeburg angeordnet. In dieſe Not der Stunde führt uns das Dolksſtück. Die Katen des Dorfes Biſchofs⸗ ſee ſind verwüſtet, ausgeraubt. Kunersdorf ſteht in Flammen. Die Bevölkerung jener märkiſchen Gegend will nach Polen aus- wandern. Da iſt es Hagen, jener Schmied der einſamen Waldſchmiede„Zum eiſernen Schmied Hagen(Kaftner), Stau Koftner-Breitkopf als Hannes in der Hoſenrolle Heiland“, der das entmutigte Dolk zum beim Erſatz-Bataillon Nr. 19 in Bunzlau als„Der alte Fritz“ Leutnant Deubner Aus dem Bunzlauer Waldthea⸗ ter führen wir heute unſeren Teſern einige wohlgelungene Szenen vor. Gegeben wurde „Der ciſerne heiland“ von Axel Debner, ein Stück, das ſeine Beſchauer lehren wollte Durchhalten in der Not der Zeit. Ein Exempel wollte er für Derzagte und Kleinmütige. Am Sonntag, 12. Auguſt 1759, fand die Schlacht von Kunersdorf ſtatt, die nach dem anfänglichen ſiegreichen Dordringen Fried- richs II., durch einen Kurier be- reits nach Berlin als Sieg ge⸗ meldet, mit der faſt völligen Der- nichtung der preußiſchen Armee endete. Die geſchlagenen Trup⸗ pen flohen in voller Auflöſung Die Kuchenbäckern— Siegfried Strauch— Schäfer Haaſe— Muhme Nehlen Bader Schmädicke— Onkel Siebig Durchhalten beſtimmt. Wahrlich, die Uot im ſiebenjährigen Kriege war größer als jetzt. Wo ſind in Deutſchland verwüſtete Dörfer und Städte? Selbſt Oſtpreußen iſt bereits wieder erſtanden, wie ein Phönix aus der Aſche. g Denn ſturmfeſt ſteht der Boden, den wir bauen. Die Flamme brenne unſ're Dörfer nieder, Die Saat zerſtampfe ihrer Roſſe Tritt, Der nene Lenz bringt neue Saaten mit Und ſchnell erſteh'n die leichten Hütten wieder. So preiſt Schiller in ſeinet „Jungfrau von Orleans“ die Bodenſtändigkeit des Landmanns. Wir haben alſo an der Hot der vergangenen Zeit ein Schulbei⸗ ſpiel für die gar nicht in dem Maße vorhandene Not der Jetztzeit. Onkel Fiebig— Bader Schmädicke Schmied Hagen— Frau Kaſtner-Breitkopf als Hannes in der Hoſenrolle Sit — n, den nieder, Critt, en mit Hütten feinen die anns. t der ulbei⸗ tzeit. — hrlich. (riege nd in )örfer eußen „ wie den e eee Aus aller Welt „%%%% 50 Aus der Sprache unserer blauen Jungen. Wie das Landheer, ſo hat auch die Marine ihre eigene Sprache, die ſich durch charakteriſtiſche und eigentümliche Bezeichnungen der einzelnen Schiffs⸗ teile, Berufstätigkeit und Arbeiten an Bord aus⸗ zeichnet, und deren Bedeutung den mit Seemanns⸗ ſprache und Seemannsdialekt nicht vertrauten„Land⸗ ratten“ oft unverſtändlich iſt. Wenn das Schiff ſeinen Kurs ändert, ſo nennt der Seemann dies „Abdrehen“, es treibt dagegen ab, wenn es durch Wind und Wellen aus ſeiner Fahrtrichtung ge⸗ trieben wird. Ein feindliches Schiff„kommt auf“, d. h. es kommt im Horizont auf, wird ſichtbar, es kommt nicht näher. Begegnen ſich zwei Schiffe verſchiedener Nationalitäten, ſo grüßen ſie ſich durch Hoch⸗ und Niederſenken der Flagge; man nennt dies„dippen“. Eine Flotte bildet eine„Dwars (quer)⸗ linie“, wenn ſämtliche Schiffe nebenein⸗ ander mit gleichem Kurs fahren; folgen ſie jedoch hintereinander im Gänſemarſch, ſo bezeichnet dies der Seemann mit„Kiellinie“. Für die an Bord übliche Mahlzeit, die gewöhnlich aus feingehacktem Pöckelfleiſch mit Kartoffelbrei, Swiebeln und Ge⸗ würz beſteht, hat man den eigentümlichen Namen „Labskaus“. Befehle werden auf dem Schiff meiſt durch das Sprachrohr vermittelt, was man„peien“ nennt. Ertönt an Bord der Ruf„Warſchau“, ſo iſt damit keineswegs die Hauptſtadt Polens ge⸗ meint, ſondern der Matroſe weiß, daß dies für ihn ſo viel wie Achtung, Vorſicht! bedeutet. Der Liebesroman des Millionärs. Der kürz⸗ lich in St. Paul im Alter von 78 Jahren verſtorbene Eiſenbahnkönig James J. Hill, einer der reichſten Männer kmerikas, lernte ſeine ſpätere Frau Mary Mahegan als Kellnerin in einer kleinen Wirtſchaft in St. Paul kennen, in der er, damals noch ein blutarmer Krbeiter, ſeine beſcheidene Mahlzeiten einzunehmen pflegte. hill verliebte ſich in das Mädchen und verſprach ihm die Ehe, ſobald er ſich eine angemeſſene Stellung erobert habe, um eine Familie ernähren zu können. Mary glaubte dem jungen Mann und er hat ihr Vertrauen nicht miß⸗ braucht— die ehemalige Kellnerin und Köchin wurde die Gattin des Milliardärs Später erbaute Hill für 700 000 Doll. in St. Paul einen prächtigen Palaſt, von deſſen Fenſter aus er den Fluß, auf dem er einſt als Arbeiter Holz in die Stadt brachte, und das armſelige Gaſthaus überſehen konnte, in dem ſeine Frau als Kellnerin beſchäftigt war. Kriegsallerlei. Daß Staatsſekretär Dr. Helfferich in naher Verwandtſchaft mit einer franzöſiſchen Familie ſteht, hat ein pariſer Journaliſt herausge⸗ bracht. Demnach iſt unſer Vizekanzler der Groß⸗ neffe des berühmten pariſer Konditors Guerre, der aus Mülhaufen i. E. ſtammte. Seine Frau, eben⸗ falls eine Elſäſſerin, hatte eine Schweſter, die im Jahre 1820 einen Papierfabrikanten in Landau heiratete. Eine Tochter aus dieſer Ehe vermählte ſich mit dem Pfälzer Induſtriellen Helfferich und wurde die Mutter des jetzigen Staatsſekretärs. Uebrigens ſoll Helfferich bis kurz vor Ausbruch des Krieges in Verkehr mit ſeinen Pariſer Verwandten geſtanden ſein, die er als junger Mann öfters be⸗ ſuchte.— Eine ruſſiſche Flottenſtation iſt nunmehr auf der Inſel Killen an der Murmanküſte im Eismeer fertiggeſtellt worden. Sie dient kleinen Kreuzern, ſowie einer Torpedo⸗ und Unterſeebootsflotille als Stützpunkt, die von dem das ganze Jahr hindurch eisfreien hafen aus die nördlichen Küſten Rußlands ſchützen fol. Entfernungen auf dem oſtgaliziſchen und wolhyniſchen Kriegsschauplatz. Die feſten Plätze Cuzk, Ddubno und Rowno, die das wolhnniſche Feſtungsdreieck bilden, ſind durchſchnittlich 40 bis 60 Kilometer von einander entfernt und durch Eiſen⸗ bahnlinien verbunden, die eine raſche Herbei⸗ ſchaffung von Truppen aus der Richtung Kiew 345 Kilometer) ermöglichen. Ueber Dubno Brody führt die Bahn nach Lemberg, das mit dem Schnell⸗ zug in 17½ Stunden zu erreichen iſt. Etwas weniger weiter hat man von Lemberg nach Tarnopol, dem Hauptort des noch von den Ruſſen beſetzten Teiles Oſtgaliziens. Czernowitz, die Hauptſtadt der Bu⸗ kowina, iſt von Cemberg 210, von Tarnopol 135 und von Cuzk 280 Kilometer entfernt. Nur 6 Weg⸗ ſtunden trennen es von den ruſſiſchen wie rumä⸗ niſchen Grenzen, die etwa 20 Kilometer unterhalb Czernowitz bei Rowoſeliza am Pruth zuſammen⸗ ſtoßen. Bas heißumſtrittene Sadagora am rechten Pruthufer iſt noch 15 Kilometer von Czernowitz ſelbſt entfernt, während Saleszyki mit dem wichti⸗ gen Dnjeſterbrückenkopf 40 Kilometer in nördlicher Richtung zu ſuchen iſt. Sweierlei Zeiteinteilung beſitzt das kleine, zwiſchen Geſterreich und der Schweiz gelegene Fürſtentum Liechtenſtein. Da das geſamte Eiſen⸗ bahn⸗, Poſt⸗, Celegraphen⸗ und Sollweſen dem öſterreich⸗ungariſchen Syſtem angegliedert iſt, ſo haben dieſe Betriebe im Intereſſe der gleichmäßigen Durchführung des Verkehrs die neue Sommerzeit angenommen. Allein nur auf den Liechtenſteinſchen Bahnhöfen und Poſtämtern hat man die Seit um eine Stunde vorgerückt, alle übrigen Uhren zeigen noch nach wie vor die gute, alte Zeit an, nach der ſich wie bisher alle Geſchäfte, Fabriken und Pri⸗ vatleute richten. In Rückſicht auf die benachbarte Schweiz, mit der LCiechtenſtein in einem engen wirtſchaftlichen Verhältnis ſteht, iſt das kleine, kaum 10 000 Einwohner zählende Cändchen nicht allgemein zur Sommerzeit übergegangen, wohl um auf dieſe Weiſe einen unbeſtreitbaren Beweis ſeiner „Neutralität“ zu erbringen. Die muſikaliſche Lebensrettung eines Kalbes. Einen Beitrag„zu der Theorie der magiſchen Wirkung der Muſik auf Tiere“ liefert das folgende in engliſchen Blättern veröffentlichte Geſchichtchen, in dem man wohl mit mehr Berechtigung einen Beitrag zur Praxis der Reklame ſehen darf. Ein Kalb— ſo erzählen ſie— war mutwillig in einen Teich geſprungen, und trotzdem es nur mit dem Kopf aus dem Waſſer herausragte, ließ es ſich weder durch Zuruf noch durch Schläge bewegen, wieder an Land zu kommen. Die Aufregung des Beſitzers, der fürchtete, daß das Kalb ertrinken würde, lockte zahlreiche Ceute herbei, und unter ihnen erſchien ſchließlich auch der engliſche Violin⸗ virtuoſe John Dunn. Da alle verſuche fruchtlos blieben, kam der Muſiker auf den Gedanken, den Einfluß der Muſik auf die Tiere in dieſem Fall praktiſch zu erproben. Er lief fort, um gleich darauf mit ſeiner Geige wiederzukehren ſtellte ſich dicht an den Rand des Ceiches und begann ein gefühlvolles Cied zu ſpielen. Beim Klang der Töne wurde das ſtörriſche Kalb ſichtlich zahm, es wandte den Kopf dem Geiger zu, machte dann kehrt und ſuchte ſich der Muſik zu nähern, bis es auf dieſe Weiſe glücklich wieder an Land geklettert war. So muß alſo der Vorwurf des geringen Muſikverſtändniſſes, der ſo oft gegen die Engländer gerichtet wurde, wenigſtens den engliſchen Kälbern gegenüber zurückgenommen werden. %,. 7 And ernflege u. Erziehung wird. Wünſcht jemand den abweſenden vater zu ſprechen, ſo kann ſich ſehr wohl ein Kind daran gewöhnen, gewiſſenhaft aufzuſchreiben, in welcher kKingelegenheit der Betreffende kam, ſowie Namen und Wohnung oder die Seit ſeines Wiederkommens Cernt ein Kind auf dieſe Weiſe, hier und da ſeine Eltern zu vertreten oder gelegentlich einfache Un⸗ terhandlungen an ihrer Statt zu pflegen, ſo eignet es ſich mühelos die Gewandtheit im Umgang mit fremden Menſchen an, ein bei aller dem Kinde ge⸗ ziemenden Beſcheidenheit ſicheres Auftreten und anſprechende geläufige Redeweiſe; alles Eigenſchaf⸗ ten, die ihm bei ſeinem ſpäteren Fortkommen von großem Nutzen ſein werden. 5 Ache und Heller Wickelkloß. Reichlich, pfund Rindstalg, 2 Pfund Mehl, 2 gekochte geriebene Kartoffeln, 1 Ceelöffel Backpulver, 1 Teelöffel Salz,/ Liter Waſſer, Pfund Pflaumenmus. Der Talg wird fein gewiegt, mit dem mehl, Backpulver und Salz gemiſcht, mit dem Waſſer gut verknetet. Auf einem Brett wird er gut ausgerollt, mit dem Pflaumen⸗ mus oder anderem Srüchtemus beſtrichen, zu einek Rolle geformt und rund gelegt. Ein in warmes Waſſer getauchtes Tuch wird mit Mehl beſtreut, die Rolle hineingelegt, zugebunden und in Salz⸗ waſſer eine Stunde gekocht. Ein Fiſchgericht in der Form. Eine pudding⸗ form legt man mit Sitronenſcheiben aus, beliebigen Fiſch häutet und entgrätet man, ſchneidet ihn in Stücke, die man mit Salz und Pfeffer leicht einreibt. Die Gräten kocht man mit reichlich Suppengrün aus, ſiebt die Brühe durch, bindet ſie mit Kar⸗ toffelmehl, würzt ſie mit gewiegter Zwiebel und Peterſilie. Nun ſchält man rohe Kartoffeln und ſchneidet ſie in dicke Scheiben, ſchichtet ſie mit den Fiſchſtücken in die Puddingform und füllt die Tunke darüber. Im Waſſerbade eine Stunde gekocht, ſtürzt man das Gericht auf- eine vertiefte Schüſſel. 8.% Ma tſel- C GMe Arithmogriph. e. Wie erziehen wir unſere Kinder zu prak⸗ tiſchen Menschen. Es wird oft behauptet, daß nur die Erfahrung den Menſchen weltklug und weiſe mache, ihn lehre, zu vermeiden, was ihn ſchädigt und ihm die Augen darüber öffne, was zu ſeinem Beſten ſei. Darum können Eltern ihren Kindern keinen größeren Nutzen erweiſen, als wenn ſie ſchon früh damit beginnen, ſowohl die Söhne, als auch die Töchter zu denkenden, umſichtigen menſchen zu erziehen. Dieſes erſtrebenswerte Siel läßt ſich auf denkbar einfachſte Weiſe erreichen, ohne daß das Kind durch übermäßige Belehrung oder Ratſchläge in ſeiner ſorgloſen Fröhlichkeit be⸗ einträchtigt zu werden brauchte. Von wie außer⸗ ordentlich großem Wert iſt es, wenn ein Kind öfter mit einem Auftrag bedacht wird, der es nötigt, ſelbſtändig zu handeln und ſich auf ſich ſelbſt zu verlaſſen, machen ſich die Eltern häufig nicht klar genug. Zwar gedeihen ſowohl körperlich als auch geiſtig die Kleinen nirgends beſſer, als im liebe⸗ warmen NReſtchen des Elternhauſes, aber das iſt die richtige Ciebe dennoch nicht, die die jungen Menſchenkinder gar zu ängſtlich fernhält von allem und jedem das auch nur im geringſten an Lebens⸗ ernſt oder Beſchwerlichkeit erinnert. Im kinfang ſind es ja nur die einfachſten, leichtausführbaren Dinge, die von dem Kinde verlangt werden können, aber wenn es ſich auch vor der hand nur darum handelt, eine Beſtellung an jemand auszurichten und ordnungsgemäß die Rückantwort mitzubringen, ſo lernt der kleine Bote doch ſchon begreifen, daß er ſich hierbei gewiſſenhaft und zuverläſſig zu er⸗ weiſen hat. Oder, wenn die Kleinen für Küche und haus einkaufen helfen ſollen, ſo braucht auch dies nicht ganz mechaniſch vor ſich zu gehen, ſon⸗ dern auch hierbei hat es Augen und Ohren offen zu halten, damit ihm auch das paſſende gegeben Kn Stelle der Siffern in —— 8 143* obenſtehendem Rechteck ſind 2 7105 12] Buchſtaben zu ſetzen. Bei richtiger Cöſung ergeben als⸗ 5 2 2 7 5 dann die ſenkrechten Reihen a folgende Worte: 1) eine 83 1⸗J Frucht, 2) eine amphibie, 1 91413 8 3) einen franzöſiſchen Opern⸗ . komponiſten, 4) eine euro⸗ 5 108 14 1] päiſche Hauptſtadt, 5) einen deutſchen Dichter. Die dritte ſenkrechte Reihe macht im Verein mit der dritten wagerechten einen iriſchen Dichter namhaft. Kuflöſung: 8 E 2 3 1 5 6 7 8 9 10 11 12 153 14 OM EE RS IETI —CThomas Moore * Scharade. Das erſte hat der Füße vier Man ſchilt ſie meiſt ein dummes Tier, Die zweit' und dritte nur entſteht, Wenn's drauß' im Feld zur Ernte geht. kils ſchlichtes Pflänzchen aber kennt Man was das Ganze dir benennt. aqavßops Hunlgjlnpy * Viſitenkartenrätſel. Leo Kneiser Was iſt der Herr von Beruf? Leuben unlgilnz Druck und Verlag der Or. H. Haas'ſchen Buchdruckerei G. m. b. H. Ciefdruckanſtalt in Mannheim.— Verant⸗ wortlich für die Redaktion: Dr. Fritz Soldenbaum. 9 Photothek Berlin. ika fen in Oſtafr amy ilitär-Auto paſſiert einen Wegepoſten R S — 2 e 2 2 Improviſierte Auto-Neparatur⸗Werkſtätte auf afrikaniſcher Straße LE. FFF e e e eee g%,... rr„e ere