München. Vofphotogr. B. Dittmar, Kronprinz Rupprecht von Bauern wurde zum Generalfeldmarſchall ernannt 2 * 278 um r... * — * 355 Aeeneeeeeeeeeeeeeeeeeheeeeeeeeeeeeebeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee E =„ee ee bene, e eee re, ſauuinun Wacht hinter der Front Aus dem Alltag der Ariegsgefaugenen von Egon Follberg Susis eee Bundesbrüder. Die ganz junge Morgenſonne ſchüttet Gold über die grauen Ruſſenbarackhen. Dort, wo der Turm mit den Maſchinengewehren ihr im Wege ſteht, bildet ſich ſoeben eine kleine Gruppe. Die Bajonette der Candſturmleute blitzen.. ſporenklirrend naht ein Offizier — aha, Derhör unter freiem Himmel. Der erſte Angeklagte wird herbeigeführt. Er ſieht aus wie ein Gnom. Klein, häßlich u. ſchmutzig ſteht er da und guckt an der Rieſengeſtalt des blondbärtigen Haupt⸗ manns herauf. Mit einem ſchielenden Lächeln, von dem man nicht recht weiß, ob es dummſchlau oder neugierigfrech ſein ſoll. Zwiſchenher zupft er ſich an den ſackartigen Hoſen⸗ beinen und verſucht ver⸗ geblich, einen Augenblitz des Einverſtändniſſes mit dem zur Seite ſtehenden Dolmetſcher zu tauſchen. Die Sache dieſes kleinen Tartaren ſteht ſchlecht. Tätlicher Hngriff auf den Wachtpoſten, fortgeſetzte Widerſetzlichkeit u. ſ. w. heißt es im Bericht. Ein merkwürdiges Faktum: man mußte dem Kultur⸗ träger aus fernem Oſten gewaltſam die Miefer aus⸗ einanderzerren, ſo hatte er ſich damals in den Arm des angegriffenen Soldaten verbiſſen. Ein wildes Tier alſo. Vorläu⸗ ſige Entſcheidung: Kriegs gericht. Der Angeklagte quit⸗ tiert mit einem hohn⸗ vollen Cächeln. Als ihn der blondbärtige Haupt⸗ mann zurechtweiſt und ſchließlich fragt, warum er, ohne im geringſten gereizt worden zu ſein, die Tat begangen habe, grinſt er dumm⸗ dreiſt:„Oh, Ruski ſtark, ſehr ſtam Rußland unbeſiegt, alles rächen!“ Kehnliche Antworten, die„nichts ſagen“ und doch viel verraten, kann man häufig von dieſem Abſchaum der Gefangenen lein paar Dutzend auf tauſendl) hören. Sie ſind charak⸗ teriſtiſch für den Tiefſtand der halbaſiatiſchen Horden, deren gefährlichſten Teil unſere braven Landſturmleute gegenwärtig hinter dem Stacheldrahtzaun der Tager bewachen.— . Tan stan dime ſſndal e ſnſiſnenneeſinanüſnninnaümaſnnadmuamlügaftadwatünuuldnifnnmuftnniili Der nächſte im Verhör iſt ein Engländer, Hafenarbeiter aus den Chemſedocks. Ein Prachtkerl mit Stiernacken und breitaus⸗ ladenden Schultern, deren Muskulatur durch die ſtraffe Jacke ſpielt. Will nicht arbeiten. Warum? Weil er gezwungen iſt, mit den Ruſſen denſelben Steinkarren beim Wegebau zu ziehen. Das Kriegs⸗ Wahrzeichen der Stadt Mainz Alle Vorſtellungen haben nichts gefruchtet; der Engliſhman ſpuckt vor Verachtung und wiederholt nur immer wieder ſein eigen⸗ ſinniges„no, no, no!“ Nichts zu machen. Der protokollführende Feldwebel notiert: Strafkompagni. Sie be⸗ ſteht zu neun Zehnteln aus faulem, ſchmutzi⸗ gem, nichtswürdigem Ruſſengeſindel. Der Engländer iſt demnach zum„Inferno“ ver⸗ donnert! * 2* eee eee eee. wulſtaſtſtangſennimnftſaaninanafdanedkündngdttagfſlunnafldsdggddnanddnenaniatinunaldtuuntlinnnifinnut r Alſenntmultuun „Waruſchka, Braut gelibbtes!“ Als der Tandſturmmann Dr. Edwin Huber zum Garniſondienſt eingezogen wurde, meinte ſeine Gattin beim Abſchied:„Nicht wahr, Männe, bei dir wird es doch nie zutreffen, daß das Soldatenleben den Menſchen ver⸗ roht... ſo, wie man zu behaupten pflegt“. „Keine Sorge, Adele, ſo weit hinter der Front! Wir bewachen ja nur Kriegsgefangene, Leute, die froh ſind, daß ſie weit vom Schuß das Ende des Krieges abwarten können.“ „Hm, ja.. aber wenn nun die Gefangenen aus⸗ brechen?“ „Kommt ſo gut wie gar nicht vor. Alſo keine Sorge! Ich werde ſicher keinen davon zu erſchie⸗ ßen brauchen.“— Fünf Wochen ſpäter. Dr. Huber hat ſchon aller⸗ lei Erfahrungen beim Militär ſammeln können. Er weiß jetzt z. B. auch, daß einzelne Gefangene, mag auch noch ſo wenig Ausſicht auf Gelingen einer Flucht beſtehen, ihren ungezähmten Hrei⸗ gen können und immer wieder das Weite zu ge⸗ winnen verſuchen. Dieſe Flüchtlinge ſind nicht ein⸗ mal die ſchlechteſten Ele⸗ mente unter den Ge⸗ fangenen, ſondern meiſt phantaſtiſche Köpfe, auch Abenteurer und verein⸗ zelte Haudegen, die in jedem Kriegszeitalter als merkwürdige Figuren von neuem erſcheinen. Dr. Huber hatte einen ſolchen ſpaßigen, intereſ⸗ ſanten Burſchen auf dem Arbeits kommando. Jas man konnte von Dmitri Hopanoff behaupten, daß er eine Art von modernem Don Quichote war, dem es gar nicht darauf ankam, ſeine Umgebung durch gewagte Streiche zu ver⸗ blüffen. Das Arbeitskommando hatte ſeit einigen Tagen Bäume zu fällen und die zerſägten Stämme an den nahegelegenen Fluß zu be⸗ fördern. Gegen zwanzig Gefangene waren vom Morgengrauen bis zum Hbend mit dieſer anſtrengenden Arbeit beſchäftigt. Da man (Fortſetzung auf Seite 7) heitsdrang nicht bezwin⸗ enn Us⸗ wie ine cher hie⸗ ter. ler⸗ eim ien. uch, ene, nig gen hen, rei⸗ vin⸗ mer ge⸗ jieſe ein⸗ Ele⸗ Ge⸗ neiſt auch ein⸗ in als ren inen dem Jas nitri daß cHhote ſeine ver⸗ igen gten be⸗ aren iieſer man A. Nenard-Kiel Geſchütze eines modernen Linienſchiffes A. Renard-Kiel 1 0 man kommt von den lebhaften, menſchenerfüllten Ufern des Rheines vom hellen Coblenz aus an die liebliche Moſel wie in ein Tal des ewigen Friedens, welches ganz durchduftet vom Hauch der Rebenblüte und vom Stem der Koſen. Man wandert an dieſem ſtillen ſmarag⸗ denen golddurchſonnten Fluß entlang, und ſchaut mit immer neuem Staunen und Entzücken auf die ſchnell wech⸗ ſelnden reizenden Land- ſchaften, auf die wei⸗ zen Städtchen und grauen Dörfer, auf die Burgen am Fels, und die Kapellen auf den Höhen. Man horcht in dieſe Stille hinaus und hinein, die ſo tief und ſo ruhig iſt, wie ſonſt nirgends im lieben und ſchönen deutſchen Vaterland! Und fragt ſich, ob denn Krieg iſt, män⸗ nermordender, blutiger von allen Greueln trie⸗ fender Krieg? Es iſt ſo unendlich beruhigend, an den Ufern der Moſel zu wandern und zu rei⸗ ſen. Auf dem Moſel⸗ boot zu fahren, das einmal täglich hinauf und hinab durch dieſe Schönheit führt, die man auf ſeinem Deck ſo geruhſam betrachten kann, wohlverſorgt mit Teibesnahrung und dem köſtlichen Trank, den die Rebe bietet, ſie, die uns auf dieſer Fahrt begleitet, von der Ebene bis zu den höch⸗ ſten Bergſpitzen. Man kann in die reizenden Seitentäler eindringen, 5 die von der Mündung des Fluſſes bis nach Trier hinauf zu beiden Seiten in Hunsrück und Maifeld und Eifel tief ein⸗ ſchneiden und zu impoſanten Fernſichten über die rheiniſchen Gebirge führen. Man kann in den entzückenden kleinen Städtchen mit ihren engen Gaſſen. darin ſich die vielſtöckigen Giebelhäuſer traulich zueinander neigen, und auf den gemüt⸗ lichen Terraſſen ihrer guten und trau⸗ lichen Gaſthäuſern raſten und bei Speis und Crank vergeſſen, was uns alle drückt. Und man kann ſchließlich nach Tagen und Wochen ſolchen Genuſſes in Trier enden, im hunderttürmigen intereſſanten Burg Cochem an der Moſel Trier, deſſen altberühmte„Steib“— das rote haus am Markt— die ſtolze In⸗ ſchrift trägt:„Dor Rom war ſchon Trier“, und kann ergriffen und ſeltſam angeweht vom Hauch viel tauſendjähriger Dergan⸗ genheit die mächtige Porta-Higra. den Kaiſerpalaſt, die römiſchen Bäder betrach- ten, und im Amphitheater die Blutrinnen erblicken, welche das Blut der wilden koſten unwiderſtehlich lockt, liegen dieſe 6 —— ͤ——— ä r-... ä— ä B Tiere, der Gladiatoren, der Chriſten und der beſiegten Völker, das hier in Strömen floß, unterirdiſch fortleiteten. Und man kann dann wie in einem wachen Traume durch desſelben Trier behäbige, gemütliche Straßen gehen und Handel und Wandel heutiger Menſchen be⸗ trachten, und in ſeine köſtlichen, alten Kir⸗ chen treten, und durch ſeine blumendurchduf⸗ teten neuen Straßen ſpazieren. Man wird immer Schönheit fin⸗ den, immer Frieden, immer neue Reize ent⸗ decken. Beginnt man von CToblenz aus, ſo iſt als erſter Ausgangspunkt Cobern- Gondorf zu empfehlen, von wo man die Doppelburgen Cobern mit der Ma⸗ thiaskapelle und einen ganzen Fächer von Tä⸗ lern beſuchen kann, diesſeits und jenſeits der Moſel, auch einen der ſchönſten Ausſichts⸗ punkte der Untermoſel, den„Auſoniusſtein“. mit Cobern beginnt das ſogenannte Ritter⸗ tal der Moſel, faſt jede der zahlloſen Biegun gen des Fluſſes zeigt eine ſtolze Ruine, bei Alken die CThurant, beim weißen Brodenbach die düſtere mächtige Ehren ⸗ burg, weiter hinauf Biſchofsſtein, und von der Moſel aus unſicht⸗ . bar, aber eine Perle 0 der Moſel, die ſtolze Elz und das maleriſche Pyrmont, vom ſchönen Moſelkern aus zu er- reichen. Bis zum wun⸗ ö derſchönem Cochem, das zum Raſten und Aus- Burgen dicht beieinander, dann kommt der zauberhaft idylliſche„Krampen“, die gro⸗ ßen Biegungen des Fluſſes, welche der Cochemer Tunnel abſchneidet. Am Kram N pen liegt Beilſtein, das unvergleichliche Juwel, das unberührt Jahrhunderte überdauerte, herrlich überragt von Ruine, Kloſter und Kirche. Beilſtein von keinem 7 — 2...— 8 7... ̃ ͤ—x—x 0 —— Heubau entſtellt, das wir hüten ſollten als koſtbarſten Schatz und das nun dem ber⸗ derben geweiht iſt. UAiemand hat ſich ge⸗ funden, der wirkſam ſeine Herrlichkeit ſchützte. Die neue Moſelbahn ſoll mitleids⸗ los einen Damm vor ſein Geſtade legen, und all dieſe Unberührtheit zerſtören und verderben. Daß dies geſchehen kann in der Zeit des Heimatſchutzes iſt unerhört und man fragt ſich, wo Behörden und Hei⸗ matſchutz bleiben! Am Krampenende liegt das entzückende Ediger, auch ein Juwel mittelalterlicher Zeit, dann kommt das Schweſterſtädtlein Alf-Bullag mit der weltbekannten Marienburg und dem Eingang zum Cale, das Bad Bertrich birgt. Auch hier raſtet ſichs gut und von hier wanderts ſich herr⸗ lich auf den höhenwegen und in den Tälern. Und weiter gehts, und nun wird der Weg wie eine einzige große Weinkarte mit lauter weltbekannten und berühmten Hamen, denn nach dem ſchönen Städtchen Zell kommt ſchon bald Enkirch und dann das weinfrohe und weinberühmte Doppel- ſtädtchen Traben-Trarbach, des Moſel⸗ weinhandels eigentliches Zentrum, wo es allenthalben gut ſein iſt, und das gleich⸗ ſam das Cor bildet zu den edelſten Wein⸗ lagen der Moſel. Denn nach Erden mit ſeinem berühmten Treppchen folgt Uerzig und dann Seltingen mit ſeinen Edel- gewächſen und Graach mit Joſephshof und dann wieder ein Doppelſtädtchen das lieb⸗ liche Berncaſtel-Tues, beides weltberühmt, das erſte durch ſeinen„Doktor“ und das zweite durch ſeinen großen Sohn Uiko- laus Cuſanus, weiland Kardinal und gro- ßen Aſtronom. Sein Herz liegt begraben in der von ihm erbauten Kirche des großen Hoſpitals, das er ſtiftete. Schön iſt's auf Berncaſtels Brücke zu ſtehen, und moſelaufwärts und abwärts zu ſchauen zur mächtigen Burg Landshut hinauf und in die waldigen Cäler hinein, und in ſeine eng-engen Gaſſen zu wan⸗ dern und von fernen Zeiten zu träumen, die hier ſo nahe und ſo lebendig waren. Weiter moſelaufwärts kommt dann Tieſer mit dem Weingut des Landwirt- ſchaftsminiſters v. Schorlemer, und Mül⸗ heim mit Ruine Deldenz, und Duſemond mit dem Brauneberg berühmten Namens, Nieder-Emmel u. Piesport, lauter Namen vom beſten Klang im Ohr des Kenners. Und mit Ueumagen ſchließt dieſer Teil der Moſel, und bis Trier dehnt ſie ſich in lieblichen Wieſen und obſtbaumreichen weiteren Geländen. Trier als Schluß⸗ ſtein iſt reizend im Cale hingelagert, glän⸗ zend rot leuchten die Sandſteinhöhen jen⸗ ſeits der Moſel, ſmaragogrün erſcheint ihr Wälderkranz. Hundert Türme überragen die ruhende Stadt. 8 An einem Sonntagmorgen muß man auf einer der höhen ſtehen, auf das reiche Stadtbild ſchauen, das ſich aus lichtem Duft hebt, auf den Koloß der Porta⸗ Nigra, auf die weißen Häuschen ringsum auf den Hügeln verſtreut. Darüber ſchwebt Glockenklang,— das Geläut erfüllt das Tal und kommt zurück von allen Höhen, F herrlich iſt Trier—„das ſchon vor Rom war.“ Im weiten deutſchen Lande Zieht mancher Strom dahin; Don allen, die ich kannte, Liegt einer mir im Sinn, C Moſelſtrand; O ſelig Land! Ihr grünen Berge, o Fluß und Tal, Ich grüß euch von herzen viel tauſendmal! . 4 22 —— . N e — e . e. * * eee 7. 5 ee eee 2 Flandriſches Straßenbild. Von der Arbeit heimkehrende Pioniere 6 00 2 Sees: 0% 0. 05 1 2 5 Indiſche Fürsten in englischen Dienſten. Von links nach rechts: Maharadjah Partap- Singh, Nadjah Kanwar Hanwat Singh und Nadjah Sajan Singh Saſonom der rufſiſche Miniſter des Aeußeren trat von ſeinem Amte zurück Schützeufeſt eines Jächſ. Schützenbataillons auf dem weſt⸗ lichen Kriegsſchauplatze. Das Herunterholen der Schützenpreiſe von dem Geſchenkmaſte Ein ſchweres engliſches Geſchütz wird ſchußbereit gemacht Franzöſiſches Nieſengeſchütz, ein Gegenstück zu unſeren 42 em Geſchützen Verſiner Iiſuſtr-Ceſelſſchaft. CCC r/ ß 2 75 22 — N Der Mind ſtreicht übers Aehreufelbò, Daß wiegend ſich oie galme neigen, Mie wenn ins golone Mittags ſchweigen Die Erde eme Vreòigt halt ein Baut ringsum und bennoc; liegt Ein lang im Cauò wie Meeresrauſchen Die weißen Molten ſtehn und lauſchen, Wenn ich bas Roru im Minde wiegt. Das Lieò er Uhren Von Rar l Frank. Mas uns wie feruſte Gage nur Doch Klang, in unſre eil verſchlagen, Als heißes Vieò aus unſern Zagen Gchwebl is flammendò ũber uufrer Flur Das Vieò von Ramnf unò Eròennol, Das einſt den erſten Malò gelichtel, Das immer neu bie Menſchheib bichtel, Das Gchiatſalslieò, das Ciebò vom Brot. V 5 Aus dem zweiten Juliheft des von J. E. Steiherrn von Srotthuß herausgegebenen„Cürmers“(Stuttgart, Greiner& Pfeiffer). e— 2 ä Cortſetzung der Erzählung von Seite 2) es mit lauter gut geſinnten Leuten zu tun hatte, war der Truppe außer dem Doktor nur noch ein Candſturmmann als Wache bei⸗ gegeben worden. Des Nachts wurden die Ge⸗ fangenen, um ein Entweichen zu verhüten, in einen Schuppen eingeſchloſſen, vor dem ein Gendarm aus dem benachbarten Dorfe ab⸗ wechſelnd mit den Landſturmleuten auf Poſten zu ſtehen hatte. Mit Dmitri Kopanoff konnte der Doktor zufrieden ſein. Er war willig und arbeitete für drei. So vergingen die Wochen. Schon dachte huber daran, für den Gefangenen einige Erleichterungen zu beantragen, wie ſie beſonders den gutgearteten Deutſchruſſen gewährt werden, als ſich das Benehmen Dmitris plötzlich änderte. Er wurde zerſtreut und fahrig in ſeinem Weſen, ſchien unluſtig zum Schaffen— mit einem Wort: es war nichts mehr mit ihm anzufangen. lle Ermahnungen fruchteten nichts. Im Gegenteil, der Gefangene blieb unverbeſſerlich. Und was der gute Doktor im Stillen vor⸗ ausgeſehen hatte, geſchah: Dmitri Kopanoff war eines Nachts verſchwunden. Es war gerade zwei Uhr, als die Wache beim Kontroll- gang das Fehlen des Gefangenen bemerkte. Wie er hatte entweichen können, ſchien für den Augenblick rätſelhaft genug. Aber darüber zerbrach man ſich nicht den Kopf, es galt vorerſt, den KHusreißer zu ſuchen und zurückzubringen. Huber und der Gen⸗ darm machten ſich ungeſäumt auf den Weg. Es lag nahe, den Gefangenen im Wald zu ſuchen, der ſich in weiter Ausdehnung hin⸗ zog und manches gute Verſteck bot. Aber der Doktor entſchied, daß man zunächſt das Gelände am Fluſſe abſtreifen ſollte. Eine geheime Ahnung ſagte ihm, daß er ſich dort auf richtiger Fährte befinden müſſe. Zunächſt waren allerdings alle Bemühun⸗ gen, eine Spur des Rusreißers zu finden, vergeblich. Im ſchwachen Schein des herauf⸗ kommenden Tages ſchritten die beiden das Ufer ab, als der Gendarm plötzlich auf die Stelle deutete, wo man am Abend vorher ein Floß angekettet hatte. Es war ver⸗ ſchwunden. „ha, da iſt die Fährte“, lachte der Doktor. „Dieſer Teufelskerl ſcheint alſo auf dem et⸗ was ungewöhnlichen Wege einer Waſſerpartie ausgerückt zu ſein. Ganz ſchlau und doch auch wieder dumm. Wird ſich ja zeigen! Das Notwendigſte iſt jetzt, dem Burſchen den Weg abzuſchneiden!“ Geſagt, getan. Anſtatt dem Ufer weiter zu folgen, ſchlug man ungeſäumt einen Weg quer durch den Wald ein, der nach zwei Stunden ſtrammen Marſches wieder auf den Slußlauf zuführte. Die Verfolger hatten auf dieſe Weiſe einen großen Vorſprung gewon⸗ nen, da der Fluß in dem hügeligen Gelände einen rieſigen, mehrfach gewundenen Bogen beſchrieb. a „Iſt der tolle Dmitri ſeiner Waſſerpartie treugeblieben, ſo können wir hoffen, ihn hier Berl. J.-G. Deutnant Wiuntgens der hervorragende Kampfflieger, welcher kürzlich mit dem Orden Pour le mérite ausgezeichnet wurde zu erwiſchen,“ meinte der Doktor und lachte. „Sonſt allerdings haben wir das Nachſehen. Alſo los!“ Eine günſtige Stelle am Ufer war bald gefunden, von wo aus der Waſſerſpiegel mit Leichtigkeit überblickt werden konnte. Eine gute halbe Stunde mochte vergangen ſein, als der Doktor ſeinen Kameraden, der un⸗ weit poſtiert war, anrief. Vom Waſſerſpiegel her kam ein plätſcherndes Geräuſch: richtig, ein Floß ſchwamm den Fluß herunter und auf ihm ſaß niemand anders als Dmitri Kopanoff. i Den Schreck des Gefangenen, als er plötz⸗ lich die Verfolger ſo unvermutet vor ſich auf⸗ tauchen ſah, kann man ſich denken. Er wollte zunächſt noch gar nicht aufs Ufer zu⸗ halten; als aber die erſten blauen Bohnen ihm um die Ohren pfiffen, ergab er ſich.—— „Warum biſt du ausgeriſſen, du Strolch,“ fragte der gute Doktor, als der Gefangene an Cand ſtieg. Dmitri Kopanoff ſagte zuerſt kein Wort. Dann zog er mit einem Male eine ruſſiſche Poſtkarte und eine Photographie aus der Taſche und ſchluchzte, während ihm die dicken Tränen über die bärtige Wange liefen: „Maruſchka krank. Maruſchka wird ſterben.. Dmitri muß heim. Oh, Ma⸗ ruſchka, Braut gelibbtes!“ Und der arme Menſch heulte vor ſich hin in einem Jammer, der troſtlos war, verzweifelt und ohne Hoff⸗ nung. Doktor Huber, der ein Menſchenfreund war, verſtand. Er riskierte drei Wochen ſtrengen Hrreſt und meldete nichts über die Flucht. Und Kopanoff vergalt es durch Arbeitseifer und eine rührende Anhänglich⸗ keit, die ſicherlich den Krieg überdauern wird. Aus aller VMelt Ein Unterſeeboot für Napoleon I. Um den gefangenen Kaiſer Napoleon von der weltentlegenen Inſel St. Helena zu befreien, entwarf im Jahre 1819 ein engliſcher Cord einen abenteuerlichen plan, deſſen Verwirklichung heutzutage durchaus im Be⸗ reiche der Möglichkeit liegen würde. Der britiſche Napoleonsverehrer wollte nichts anderes, als ein Unterſeeboot konſtruieren, das mehrere Fuß tief unter Waſſer fahren und Raum für 8 bis 10 Menſchen haben ſollte, nachdem ſein erſter Plan, den Haiſer mittels eines Cuftballons, an dem als Gondel ein Schiff befeſtigt war, aus naheliegenden Gründen unausführbar erſcheinen mußte. Ein amerikaniſcher Ingenieur hatte nach den kingaben des Cords ein Modell gebaut, mit dem insgeheim in Condon mehrere zufriedenſtellende Verſuche unter⸗ nommen wurden. Vermittels eines Räderwerkes konnte man das Boot beliebig tief unter die Oberfläche des Waſſers bringen und durch Einhaken das weitere Sinken oder Steigen verhindern, während das Fahrzeug durch ruderartige Räder in hori⸗ zontaler Richtung mühelos und raſch vorwärts be⸗ wegt werden konnte. Mehrere amerikaniſche Han⸗ delsſchiffe wurden gemietet, die mit Waren für Oſtindien beladen, in den Gewäſſern um St. Helena kreuzen und den Kaiſer aufnehmen ſollten, ſobald ihn das Unterſeeboot aus ſeinem Gefängnis ent⸗ führt hätte und außer Sehweite des Landes ge⸗ kommen wäre. Ehemalige franzöſiſche Marine⸗ offiziere, die unter Napoleon gedient hatten, waren mit dieſer Aufgabe betraut worden. Schon hatte der Cord die Abreiſe des geheimnisvollen Fahr⸗ zeuges feſtgeſetzt und alle Vorbereitungen getroffen, da kam die Kunde, daß der Gefangene von St. Helena am 5. Mai 1821 geſtorben ſei. Damit war 29 29 0 der geniale Plan, der, wenn er geglückt wäre, der Geſchichte des 19. Jahrhunderts eine weſentlich andere Wendung gegeben hätte, zu Waſſer ge⸗ worden, und man hat nie wieder etwas von jenem erſten Unterſeeboot gehört. F. W. Druck und Verlag der Or. H. Haas'ſchen Buchdruckerei G. mb. H. Tiefdruckanſtalt in Mannheim.— Verant⸗ wortlich für die Nedaktion: Dr. Fritz Holdenbaum. f FS. den. e, K GN. L I rorfte weites Merttettit P SteatsUienene op pt Ut. CNC. 4 * ——ů ä