2 Berliner Sllultr.-Geſellſchaft. „Aufnahme des Az Erdekes jag' Die kleine Samariterin. Cut's weh lieber Onkel? B——— 8 einmal verlangte, war Vorzůgliche Verpflegung Strand- Humoreske von Georg Perſich Dem bewölkten Himmel glich das Antlitz der behäbigen Dame, die mit einem ſchlanken jungen Mädchen aus einem der Hotels kam und durch den Vorgarten, in dem ein paar lebensmüde Geranien den ſommerlichen Blumenflor vorzutäuſchen hatten, auf den Strandweg hinausſchritt. -Cächerlich!“ grollte ſie.„Einfach lächer⸗ lich, ſo etwas ein Mittageſſen zu nennen! Biſt du ſatt geworden? Ich bin genau ſo hungrig wie ich mich hingeſetzt hatte. „iber der Fiſch war zum Kaffee kommen und die Pfannkuchen waren geſtern auch ſchon wieder alle.“ Und ſie lenkte ihre Schritte der Strand⸗ Konditorei zu, in der ſie geſtern den Schmerz erlebt hatte, daß bei ihrer Nachfrage die Pfannkuchen ausverkauft geweſen waren. Die Tochter ſah noch einmal nach dem Segelboot zurück. Dort flatterte im Winde ein weißes Taſchentuch. Das Zeichen galt ihr, und ihr würden die Pfannkuchen ſicher nicht ſchmecken. falls müßte dir doch erinnerlich ſein, bei wen N du angefragt haſt!“ 5 Lisbeth blickte zerſtreut und ſchien ver geblich nachzudenken. f Das Kind war auch wohl ſchon gan verwirrt— eine Nachwirkung der häuslichen Pflege mit den Fleiſch⸗ Butter⸗, Eier-, Kar toffel⸗ und ſonſtigen Karten und den wöchen⸗ lich wechſelnden Gewichts und Stückzahlen Sie war der Anſtrengung nicht gewachſen geweſen und hatte die Sorgenlaſt der Tocheag übertragen, die auch fam doch gut „Gut— 2 Zu Hauſe haben wir die Rotzungen friſcher. Und das winzige Stückchen. Als ich noch wieder nichts mehr da. fiber das demũſe „Kind, du bift hier ja von einer unglaublichen Anſpruchs loſigkeit! Die grünen Erbſen waren doch zu zählen, und daß du für Mohr ⸗ Rüben ſchwärmſt, iſt mir neu.“ „ber der Nachtisch, Muttchen, der war „Das gewöhnlichſte Puddingpulver! Davon durfte man zweimal neh⸗ men. Aber ſättigt das? Nur für den Augenblick. Nein, es iſt und bleibt liche Reiſe vorbereitungen einſchließlich der Schre bereien nach den ber ſchiedenen Kur⸗ und Bade orten, erledigt hatte. Und Cisbeth hatte gerade dieſen Strand p gelobt und immer wiede auf die verſprochene vor⸗ zügliche Verpflegung hin gewieſen. Und konnte jetz nicht einmal ſagen, woher die Auskunft ſtammiel Welch eine Zeit! Ein Herr grüßte in Vorbeigehen, ein noch junger Mann mit den Bande des Eiſernen Kreu⸗ zes im Zivilrock— det Kapellmeiſter der Mur kapelle mit dem man zu⸗ fällig bekannt war. Er trug ein ſo glück ſtrahlendes Geſicht zur ee eine edle Dreiſtigkeit, ſo was als vorzügliche Ver⸗ Blumen- und Gemüſemarktt in Oſtende im Kriegsſommet 196 Der 38 Schau, daß Frau Köppen pflegung anzupreiſen Das Abendbrot wird auch wieder nicht beſſer ſein als geſtern: ein Spiegelei als warmer Gang, ein trockener Bůckling und eine Scheibe harte Wurft.“ Die Gedanken der Tochter waren an⸗ ſcheinend noch nicht beim Kibendbrot. „Muttchen, wir wollten doch heute die Segelpartie mitmachen. Muttchen blieb ſtehen. Beĩ dem Schwãche⸗ gefühl, das ich in mir habe? Das Vergnügen iſt nur für kräftige Ceute. am liebſten würde ich wieder nach Hauſe ſegeln. Zu ſchade, daß die Mama ſo unzufrieden war! ficht Tage war man ſchon an der See und noch an keinem war ſie des Aufenthalts recht froh geweſen. Das Wetter ließ zu wünſchen, aber noch vielmehr ihre Stimmung. Und daran hatte das Eſſen ſchuld. An einem der Bootsftege lag ein Segel⸗ kutter. Mehrere Badegäſte beſtiegen ihn. „Nun, Mutichen 2 „Ein ander Mal!“ lehnte Frau Höppen die Aufforderung beſtimmt ab.„Es könnte ja verhãngnĩs voll werden, wenn man draußen in der Seeluft den fppetit noch ſtärker reizen wollte. Ich bewundere den Mut der Herr⸗ ſchaften. Oder ſie haben's beſſer getroffen als wir. Uebrigens würden wir auch zu ſpãt Die ſchwieg, als Muttchen allerlei daran auszuſetzen fand.„Sind ſie nicht die reinſte Pappe? Dorgeſtern ſchmeckte man noch ein Atom Fett, heute nichts, gar nichts. Mit dem Zucker hat man auch ſchon geſpart. Das war nun noch mein Troſt, die Pfann⸗ kuchen! Hind, was haben wir getan, als wir uns dieſen ſchrecklichen Ort als Sommer⸗ friſche ausfuchten? Der Weheruf entlockte dem neunzehn⸗ jährigen Kinde nun doch ein Lächeln. „Möchteſt du denn im Ernſt ſchon wieder iſen? „Sofort! Aber wir haben uns auf vier Wochen Penſion verpflichtet. Das heißt ihre Stimme wurde energiſch—„auf Grund der uns gewordenen Ruskunft. Wie ſchrieb man uns doch?„Sie werden nicht überall eine ſo vorzügliche Verpflegung finden!“ Der Hotelwirt ſchrieb uns ſo.“ „Nein, Mama. „Kllſo die Badeverwaltung. Noch beſſer! Sie iſt uns verantwortlich. „Huch nicht die Bade verwaltung. Frau Köppen ſchob den goldenen Kneifer höher den Naſenrücken hinauf.„Aber man hat uns doch geſchrieben! Du wirſt den Brief ja hoffentlich noch haben, Cisbeth! Jeden⸗ Bewerbung um den erſten Kapellmeiſterpoſten ihn aus ihrer eigenen Bekümmernis heraus er⸗ ſtaunt anredete:„Was iſt Ihnen denn Gutes begegnet?“ „In der Tat etwas Gutes, erwiderte er.„Iſt's erlaubt?“ und zog ſich einen Stuhl heran.„Ich war im Begriff, eine Segelfahr zu unternehmen, als mir einer meiner Muſiber dies Telegramm brachte. Er entfaltete ein; Depeſche., Darf ich's Ihnen vorleſen?“ Ihre *— angenommen. Erbitten umgehend Antwort, ob Sie am 1. September antreten können. Direktion des Stadt⸗ Theater- „Himmliſch!“ rief Cisbeth ſo laut, daß die Mama es beinahe zu laut fand. g „Da habe ich auf die Bootsfahrt ver zichtet, um umgehend zu antworten. Es it doch Glück, daß die Direktion unter den gewiß ſehr zahlreichen Bewerbern mich ge⸗ wählt hat. Ich habe ihr nicht verheimlich, daß ich infolge Schuß verletzung im Kriege gezwungen bin, faſt ausſchließlich mit dem linken firm zu dirigieren. 5 „Man kann mit dem linken Arm feine Sache beſſer machen als mit dem rechten, meinte Frau Köppen.„Und das tun Sie. „Danke.“ Er zog einen Bleiſtift aus der Taſche.-u überlegen iſt da wohl nichts mehr? Man depeſchiert: Ja, ich komme zum 1. September!“ Kur-“ an zu i. biderte Stuhl elfahrt uſiker te eine „Ihte posten twort, innen. „ daß t ver. cs iſt r den ch ge⸗ nlicht, kriege t dem ſeine ſten, Sie. is der nichts mme Höhndorf Berl. J.-G. hervortagender Kampfffieger u. Nitter des Ordens Pour le Mẽrite glüc⸗ f zu töppen igenen aus er- Gutes Lisbeth nickte eifrig, zu eifrig, wie der Mama däuchte. Er ſchrieb die Antwort auf die Rückſeite des Telegramms. b Wie ſchön und deutlich man auch mit der linken Hand ſchreiben kann! dachte Frau Nöppen und ſah noch intereſſierter hin. Und plötzlich zog ſie ihm das Blatt mit einem leichten Ruck unter den Fingern weg, betrachtete mit Kennermiene die Schrift, warf einen Blick auf den überraſchten Kapellmeiſter, dann auf die nicht weniger überraſchte Tochter und ſagte im Befehlston:„Bitte, Herr Kapell⸗ meiſter, ſchreiben Sie doch hier mal die zwei Worte:„Vorzügliche Verpflegung!“ „Ach Muttchen! „Gnädige Frau!“ Sie waren beide ungeheuer verlegen. „Darum? Daher?“ Das war zunächſt alles, was Muttchen und die gnädige Frau zu dem Fall zu bemerken hatten. „Otto war doch ſo lange im Kriege—, verſuchte die Tochter zu erklären. „Ihr habt euch ſchon vorher gekannt?“ „Ja, aber erſt im Kriege haben wir uns öfter geſchrieben. Und dann mußte Otto doch dieſen NKapellmeiſterpoſten hier über⸗ nehmen „Und deswegen mußten wir hierher reiſen und mußte mir die vorzügliche Ver⸗ pflegung vorgegaukelt werden? „Eine Kriegsliſt!“ meinte er.„Und ich habe doch nicht mal gelogen: die Verpflegung Mar Näther aus Wiesenthal 8.-. der 1e jahr. Bize · Seldwedel u. Ritter des Eiſernen Kreuzes J. Klaſſe iſt heute nicht überall ſo vorzüglich, ſondern an vielen Orten ſchlechter. Wenn ich Sie bäte, mit mir Frieden zu ſchließen 2 Don ihrem Antlitz waren längſt die Wolken, aus ihrem Herzen die kriegeriſche Stimmung geſchwunden. Er bat nicht ver⸗ gebüich. e nischen ilitärleben Jromen Norddeutsche loud, 2 Zur Schlacht an der Somme Bild 1 u. 2: Nuinen eines zerſchoſſenen Dorfes. Bild 3: Jer⸗ choſſene betonierte Unterſtände.— Bild 4: Ein Sranatwpolltreffer.— Bild 5: Nathaus von Peronne.— Bild o: Verwüfteter Dom zu Note N