eschehen im Bilde Tiſruk⸗ Bella a Mamba Jentl⸗Müzge Bcdiſhe Naefe Juri — Welte N . 2* 5 b „„ 2 1— 4 . r e * Der Großherzog von. anläßlich ſeiner Nagel des„Hart euz“ in Neuenburg a. Rh. Großherzogin Droßherzogin hilda von Baden beim„Zartmannsweilerkreuz“ in Neuenburg a. Rh. Hilda,„* Hürgermeiſter Witz von Neuenburg Com kegen in die Traufe Eine ganz zeitgemäße Geſchichte von J. Bock. B tTT—— Was habe ich über die„Tücke des Ob⸗ jekts“ gejammert in jenen märchenhaft ſchönen Tagen, in denen ich„nur“ meinen Schlüſſelbund juſt dann immer nicht finden konnte, wenn ich ihn am nötigſten brauchte! Oder mir natürlich die Elektriſche vor der Uaſe davonfuhr, auf die ichs abgeſehen hatte— oder—— ach Gott, wer will ſie alle aufzählen die kleinen boshaften Tücken, von denen man ſich„damals“ ſo leicht die Taune verderben ließ! Was iſt das Derlegen des Schlüſſelbundes gegen das wonnige„Kartenſpiel“, das uns armen, bedauernswerten hausfrauen jetzt unſer ohnedies ſo wenig leichtes Tagewerk würzt! Man hat in allen Tonarten über die Ce⸗ bensmittelkarten geſchrieben: anerkennend und ablehnend, ſpöttiſch, luſtig und tragiſch — aber Worte vermögen kaum zu ſchil⸗ dern, was für abgefeimte kleine Teufel in dieſen ſo harmlos ſcheinenden diverſen „Cebensmittelkarten“ ſteckhen und einem das Daſein verleiden. Was habe ich alles verſucht, um die Plagegeiſter, Lebensmittelkarten genannt, dieſe ſtete Ouelle der Aufregung und des Kergers in die nun einmal notwendigen Uebel meines jetzigen Lebens einzuordnen und mit ihnen fertig zu werden! Die auf⸗ fälligſten plätze für ihre Aufbewahrung ſann ich aus—— und fand ſie dann doch niemals! Ließ ſie beſtimmt immer dann zu Hauſe, wenn ich ſie am nötigſten brauchte, und hatte ſie totſicher in der Taſche, wenn ich irgend einen Beſuch unternahm. Beſon⸗ dere Kennzeichen erdachte ich, um ſie von⸗ einander zu unterſcheiden—— und ver- wechſelte ſie ſtändig! Hatte die Fleiſchkarte mit, wenn ich die Zuckerkarte brauchte, und ſtatt der fälligen Butterabſchnitte—— eine unrichtige Brotkarte! Die abzuliefernden Scheine ſtimmten nie, ſtets fehlten ein paar, trotz meines heißen Bemühens, Ordnung in dieſes neue Geſellſchaftsſpiel zu bringen! Mitten in der Uacht trieb mich oft der Schreck vom Cager auf:„wo haſt du geſtern die Brotkarten hingelegt!“ Einige Male entging ich mit knapper Mühe dem Ueber- fahrenwerden, weil ich mitten am Fahr- damm, gelähmt vor Schrecken, meine Taſche unterſuchte, ohne mich beſinnen zu können, ob ich denn die Cebensmittelkarte an mich genommen oder ſie in dem Geſchäft, in dem ich eben eingekauft, hatte liegen laſſen! Ich beſorgte mir eine der angeprieſenen, gewiß ſehr ſchönen„Caſchen“, in die ich alle dieſe lieben Karten einordnete—— aber—— nun blieb eben dieſe ganze Jaſche mit ihrem Inhalt immer dann zu Hauſe, wenn man ſie mithaben wollte, fand ſich ſtets we anders, als dort, wo ich ſie verwahrt zu haben vermeinte. hauptmann Kalau v. Hofe erhielt den Orden pour le mérite Berl. S.-G. Ach, und die ewige Spannung, die täglich aufs neue einſetzt, und nur jeweils den Gegenſtand wechſelt! Wird es wohl Fleiſch geben! Wird der liebe gute Schlächter⸗ meiſter die große Gnade haben und dir für dein teures Geld auch einmal ein Stückchen Schweinefleiſch gewähren, oder wirſt du, weil du„nur“ zwei Stunden geſtanden haſt, wieder das entſetzliche Rindfleiſch ergattern, das vor dem Kriege ſelbſt für unſern Foxl eine Beleidigung und Zumutung geweſen wäre! Wird es Fett, Kartoffel, Eier, Mehl geben in dieſer Woche— mit oder ohne Kampf! Uervenberuhigend kann man die⸗ ſes Frage- und Antwortſpiel nicht nennen! Leben muß man, eſſen auch! Und ſatt machen ſollen wir hausfrauen nun einmal die knurrenden Mägen derer, die von uns ihr heil erwarten! Gb wir ſelbſt auch ſatt werden, jemals wirklich ſatt— das iſt allerdings eine Gewiſſensfrage, die ich jetzt an ſo manche hausfrau und Mutter lieber nicht ſtellen möchte! Und darum lachte ich auch nur ein wenig ſpöttiſch, als unſer Hausarzt mir energiſch ins Gewiſſen redete, verlangte, daß ich nun etwas für mich tun müſſe! Mein Mann hatte ihn, beunruhigt durch mein immer elender werdendes Aus- ſehen gerufen. g „Husſpannen muß die Frau Gemahlin, auf ein paar Wochen Ruhe haben und tüch⸗ tig futtern! Unterernährt, nervös iſt ſie!“ „Möchten Sie mir nicht auch gleich ein Rezept verſchreiben, nach welchem ich Ruhe bekommen könnte und mir ſagen, wo ich „futtern“ ſoll?“ ſagte ich ärgerlich. Die übliche diplomatiſche Antwort, daß es eben nur auf die richtige Wahl des Aufenthaltes ankäme, imponierte mir nicht ſehr— aber — wir begannen doch Umſchau zu halten, wohin ich eventuell meine— ach ſo wirt⸗ ſchaftsmüden Schritte lenken ſollte. Hatte ich mich früher nach friſcher Luft, Berg und Wald und duftenden heuwieſen geſehnt, ſo beherrſchte mich jetzt nur ein Gedanke, nur ein Wunſch:„Ein paar Tage ohne alle „Cebensmittelkarten“ wieder meines Ce- bens froh werden, mich an einen gedeckten Tiſch ſetzen zu dürfen, für deſſen Beſchickung nicht ich zu ſorgen hatte.“ Und hinein in dieſen alles überflutenden hauptwunſch ſtahl ſich dann freilich auch ganz leiſe und heimlich der kleine Uebenwunſch: aber— keine Erzeugniſſe der Kriegsküche ſolllen drauf ſtehen, auf dieſem Jiſch! Keine Kunſt⸗ gerichte aus Reſten, Pulvern, Gras und Kräutern! Ach, nur einmal wieder ein rich⸗ tig gebratenes Stück Fleiſch! Wie eine Fata Morgana umgautkkelte mich dieſe VDorſtellung ——— Wo aber dieſes gelobte Land fin⸗ den! Ich traute allen Derſicherungen und Proſpekten nicht! Wir ſchrieben dahin und dorthin— da platzte in meine Unent⸗ ſchloſſengeit ein Brief meines Onkels Klaus: ob ich denn nicht für ein paar Wochen zu ihnen kommen wollte! Ich ſei doch lange nicht dageweſen und Tante Mal- wine würde ſich auch ſehr freuen, mich zu ſehen! Onkel Klaus— das war eine Idee! Der war ein großer Feinſchmecker all ſein Lebtag geweſen. Ich überlegte alſo gar nicht lange, ſagte freudig zu und reiſte hoff⸗ nungsfreudig ab. Mein Mann behauptete, ich hätte in der Erwartung der mir bevor⸗ eee ſtehend lich ru Fahrt Lenden Hugen dun Klaus lich ge freute meiner ihnen ziemli. wine! wähnt „Na 8 fr — ——— 3 .. ſtehenden lukulliſchen Genüſſe ſchon ordent⸗ lich rundere Backen bekommen. Auf der Fahrt gaukelten die herrlichſten Schnitzel, Lendenſtücke und Geflügel vor meinen Augen umher, ſo daß mir das Waſſer im unde zuſammenlief———— Onkel klaus erwartete mich. Ich fand ihn reich⸗ lich gealtert und recht mager geworden. Er freute ſich ſehr mit mir, verhielt ſich aber meinen erregten Fragen gegenüber, wie es ſühnen denn nun ginge und wie ſie lebten, ziemlich ſchweigſam. Bloß daß Tante Mal⸗ vine nicht ſo recht auf dem Poſten ſei, er⸗ wähnte er. „Ha, da verwöhnt ſie eure Julie wohl tüchtig mit ihren Kochkunſtſtücken?“ ſagte ſich mich nach der Julie ſehne, Onkel!“ hat ſich was, mit Kochkunſtſtücken und ich faſt neidiſch:„Du ahnſt gar nicht, wie 1 Julie!“ brummte nkel Klaus un- irſch:„Iſt längſt nimmer bei uns, die ulie! Die und Kriegsküche!“ Ich fühlte, ie das bei meinen lukulliſchen Träume⸗ reien hochgeſchwellte Kraftgefühl langſam zuſammenſank wie ein häufchen Aſche. böllig ſauer zog es mir den Mund zuſam⸗ nen:„Ja—— wer kocht denn dann jetzt bei euch?“ fragte ich ganz zaghaft. „ante Malwine!“ „oh Gott!“ tehen!“ ſagte Onkel Klaus kläglich.„gut gekocht hat ſie nie, aber jetzt! Aus Blättern nacht ſie Buletten— aus geronnener Milch I buddings— und dann behauptet ſie, das Jleiſch ſei ungeſund, das man jetzt bekommt und ſo leben wir ganz vegetariſch! Fürch⸗ eerlich iſt es, ſag' ich dir! Dabei dieſe ewige Jagd mit den Cebensmittelkarten, die ſie halb wahnſinnig machen und mich mit dazu!“ „das iſt ja entſetzlich!“ „Ja, nicht wahr! Oh ich habe gewußt, du biſt ein vernünftiges Ulenſchenkind, und 1 als Nalwine nun ganz zuſammenklappte, da hatte ich die famoſe Idee, dich einzu⸗ laden, damit du uns ein bißchen hilfſt, was Dernünftiges kochſt und die arme Malwine für eine Zeit von dem ſchrecklichen Kampf n biſt ja jung und hälſt das alles eher aus, als wir Alten!“ Ich habe geſchwiegen, weil der arme Onkel mir noch mehr leid tat, als ich mir ſelbſt mit all meinen getäuſchten Hoffnun⸗ een! Ich habe vierzehn Tage den Kampf mit fremden Lebensmittelkarten gekämpft, der auch nicht bequemer war als der mit neinen daheim— nur ungewohnter und ] daher noch unbequemer! Ich habe Salat ge⸗ J geſſen, immer Salat— warm, kalt, mit Mehlſchwitze und OGelerſatz—— und kein Fleiſch! Gar kein Fleiſch, weil Tante an der fixen Idee litt, es gäbe jetzt nur Pferde⸗ I fleiſch! Uach vierzehn Tagen fuhr ich heim, und als mein Gatte mich in Empfang nahm, da ſchwor er, daß ich jetzt augenblick lich in ein Sanatorium käme, ganz gleich, was es koſten würde und ganz gleich, ob ich wollte oder nicht, denn man ſolle ihm um jedes einzelne Cebensmittel befreiſt! ſterben ließe. Ich hatte nämlich in den vier⸗ zehn Cagen meiner„Erholung“ zwanzig Pfund abgenommen! Das Kaiſer Wilhelm⸗Haus für Kriegsbeſchädigte in Berlin 7 Kriegsverletzte bei der Arbeit am Schraubſtock „Ja, nicht wahr—— du kannſt das ver- — 177157 5 N 2— In der Werkſtatt für Sewehrbau nicht nachſagen, daß er ſeine Frau Hungers Voerſſner Jiiuſſrafſens-Geſellſchafk. 2 e ee N e 0 ee e e eee Dr v. e e.. n ee ä— ̃—— Badenweiler. in 2 Cheater — — 2 6 2 ö 2 f 2 0 2 f 2 0 2 2 2 2 2 ö 2 1 E f 2 0 2 f 2 9 1 f 2 2 2 5 2 2 Vom Natur — „ D ee e eee e eee e e eee e e eee e. eee e h eee eee e eee, eee Ein Sterben im Walde Don Ing. h. A. M. Auch gewiſſermaßen ein„Weltgeſchehen im Bilde“ veranſchaulicht nebenſtehende kin⸗ ſicht. Der Wanderer, dem ſich auf ſeinen Streifzügen entlang den höhenwegen des Schwarzwaldes der Anblick bot, wird ſich gewiß des tiefen Eindruckes erinnern, den der dargeſtellte„ſterbende Wald“ auf ihn machte. Aus der Naturgeſchichte und dem Leben der Pflanze iſt uns ja bekannt, wie ſich im Walde aus fallenden Caubblättern, Keſten, Exkrementen und Ueberreſten von Tieren durch die mechaniſche Einwirkung niederer Tiere und die chemiſche Arbeit unzähliger Bodenbakterien der„Humus“ bildet, den Pflanzen und Bäume zum Weiterleben be⸗ nötigen. In dieſer chemiſchen Serſetzungs⸗ arbeit werden die Bakterien nun durch Bodenpilze unterſtützt, die leider nicht immer zum Wohle des Waldes arbeiten. Es gibt eine Art Bodenpilze, die, wenn ſie ſich in großen Maſſen anſammeln, den Waldboden in dunkelbraunen Fäden durch⸗ ziehen, ſie machen ihn nach und nach filzig und torfig und„verſauern“ ihn ſchließlich. In der Regel wird ſo ein ſolcher, ur⸗ ſprünglich geſunder Waldboden im Laufe der Zeit in einen Moorboden verwandelt, die Erika, das heidekraut, fängt an zu wachſen und zu wuchern und damit be⸗ ginnt zwiſchen ihm und dem Hochwald ein Kampf auf Leben und Cod, der ungleiche Kampf der Zwerge mit Rieſen, in welchem aber am Ende die Rieſen der unermüd⸗ lichen„Unterminierarbeit“ der Zwerge unterliegen— der Kiefernwald geht zu⸗ grunde. ö Der Beginn dieſes, anſcheinend fried⸗ lichen, aber doch faſt ſchauerlichen Kampfs ums Daſein wird eben in unſerem Bilde dargeſtellt. * r e e d ee e eee eee eee, eee Humoriſtiſche Skizze DER NEUE KITT von E. Hildebrandt Auna Allee Es war ein glühend heißer Sommertag. Unerträglich heiß fanden es diejenigen, die in einem überfüllten Abteil des von Berlin nach Frankfurt a. M. fahrenden Zuges ſaßen und auf dieſe Weiſe die Wirkungen eines Dampfbades kennen lernten. „Don der Stirne heiß, rinnen muß der Schweiß, ſummte der große Blonde, der einen Eckplatz inne hatte. Sein Gegenüber, ein rundlicher kleiner Herr mit ſchwarzem Haupt- und Barthaar, nickte verſtändnisvoll vor ſich hin. Von Station zu Station wurde es voller in dem Abteil und die Rauchwolken, die von allen Seiten die Luft verdickten, ver⸗ minderten die Hitze keineswegs. Der„kleine Schwarze“ trug ſchon ſeit Beginn der Fahrt viel dazu bei, daß die Stimmung gemütlich blieb. Beim jedes⸗ maligen Erſcheinen eines neuen Fahrgaſtes machte dieſer Herr irgend eine trockene Be⸗ merkung, die bei den anderen ein Schmun⸗ zeln hervorrief. Als auf einer Station, Minute Aufenthalt war, der Schaffner ge⸗ rade in dieſes Abteil wiederum zwei neue Jahrgäſte wies, erhob ſich der„kleine Schwarze! und jagte: „Erlauben Sie mal, Herr Schaffner, kön⸗ nen Sie zählen?“ „Was ſoll das heißen?“ fragte der Schaff⸗ ner erboſt „Ich frage nur, ob Sie zählen können?“ entgegnete der Schwarze in gemütlichem Tone.„Zählen Sie doch bloß mal wieviel Heringe Sie bereits in dieſe Tonne hier hineingepackt—“ Kracheno flog die Tür des Abteils zu. Die beiden neuen Fahrgäſte waren ein Geſchwiſterpaar, ein Herr und ein ſehr hüb⸗ ſches junges Mädchen. Dieſes fing nach einigen Minuten genau ſo an, ſich die Stirn mit dem Caſchentuch zu wiſchen, wie die männlichen Inſaſſen dieſes Schwitzkaſtens es taten. Der kleine Schwarze hatte längſt ſeinen Rock ausgezogen. Er empfand die Gegen wart der jungen Dame läſtig und dachte insgeheim, die beiden zuletzt Eingeſtiegenen hinauszugruulen. Jetzt wandte er ſich an den Bruder und fragte in mattem Cone: „Geſtatten Sie vielleicht, daß ich meinen Kragen ablege? Es iſt ſo unmenſchlich heiß hier— ich erſticke bald!“ „Bitte, ugte der junge Mann in trocke⸗ nem Tone.„Aber wir ſteigen ohnehin auf der nächſten Station um, vielleicht fahren Sie dann erſt mit Ihrem Coilettenwechſel fort.“ Ein unterdrücktes Gelächter erhob ſich. Die beiden verſchwanden wirklich auf der nächſten Station, aber ſtatt ihrer wurden zwei neue„Heringe“ in die„Tonne“ ge⸗ ſtopft. ö Ein allgemeiner Widerſpruch ward laut, wo nur eine 2 ̃ a aber der brummige Schaffner erwies ſich wieder als ſchwerhörig. „Jetzt wird mirs aber zu toll,“ rief der kleine Schwarze.„Paſſen Sie auf, meine Herrſchaften, dieſem bärbeißigen Schaffner wollen wirs mal ankreiden! Im wahrſten Sinne des Wortes— ankreiden!“ Er holte aus der CJaſche einen weißen Stift und zeichnete quer über die Glas- ſcheibe des Fenſters einen Strich, der wie ein großer Sprung ausſah. Dann entnahm er ſeiner Reiſetaſche eine Schachtel und be⸗ tupfte ſein Kunſtwerk mit einem Pulver, ſo daß die Fenſterſcheibe tatſächlich nicht nur wie zerſprungen ausſah, ſondern ſich auch ſo anfühlte. Die übrigen Reiſenden ſchauten ihm in⸗ tereſſiert zu. „Famos!“ rief der große Blonde.„Ganz famos! Aber was bezwecken Sie eigentlich damit?“ „Das werden Sie gleich ſehen. Paſſen Sie auf, der Schaffner wird auf der nächſten Halteſtelle erſcheinen und uns wieder neue Fahrgäſte reinſtopfen.“ So geſchah es auch. Der Schaffner erſchien an der Derbindungstür, die in den Gang führte und blickte grimmig herein. Seinen Argusaugen entging natürlich nicht der ſchauderhafte Sprung in der Fen⸗ ſterſcheibe. „Was iſt denn das hier, meine Herren?“ rief er, auf den Riß deutend. Hiemand antwortete ihm. „Wer hat die Scheibe zerbrochen?“ fragte der Schaffner mit drohender Mine. Dumpfes Schweigen. Der Schaffner ſah blaurot im Geſicht aus und ließ ſeine Augen wild rollen. „Schon gut, meine herren,“ rief er.„Das wird ſich doch ſchon feſtſtellen laſſen. Ich werde den Zugführer rufen. Keiner von Ihnen verläßt das Abteil, bevor nicht der Schuldige ermittelt iſt.“ „Nanu? Das iſt ja Freiheitsberaubung!“ rief der große Blonde. In dieſem Kugenblick ſetzte ſich der Zug in Bewegung, der Schaffner verließ das Abteil und unter den Fahrgäſten brach eine nicht zu unterdrüchende Heiterkeit los. Der große Blonde ſchlug ſich vor Vergnü⸗ gen auf die Knie. „Famos! Famos!“ rief er lachend,„aber was nun weiter?“ Der„kleine Schwarze“ lehnte ſich mit der Miene eines Triumphators zurück. „Uun wollen wir einen neuen Sauber vollführen.“ Er nahm ſein Taſchentuch hervor, befeuch⸗ tete eine Ecke mit Kölniſchem Waſſer und rieb den künſtlich erzeugten Sprung ganz glatt wieder ab. Uach zwanzig Minuten hielt der Zug von neuem. Geſpannt blickten alle Reiſenden auf die Tür; tatſächlich erſchien der ſehr erregte Schaffner mit dem Zugführer. „Ueberzeugen Sie ſich ſelbſt,“ rief der Schaffner,„ich kann es beſchwören, daß die Scheibe vor einer Stunde noch ganz war. Einer der Herren in dieſem kibteil muß fie alſo zerbrochen haben Er ſtockte und ſtaxte auf das„gänglich un⸗ zerbrochene Fenſter. „Nanu?“ knurrte er.„Sollte ich mich in der Richtung geirt haben?“ Er wandte ſich um und zog das andere Fenſter in die Höhe, das ſich aber als eben⸗ ſo ganz erwies, wie das erſte. Der Zugführer ſah den Schaffner an, ſah die Fenſter an, ſah die Reiſenden an— zuckte vielſagend die Achſeln und wandte ſich um. Sie haben wohl geträumt?“ murmelte er dem Schaffner zu. „Das ſoll das heißen, meine herren?“ ſchrie der Schaffner,„wer von Ihnen hat die Scheibe wieder eingeſetzt?“ Jetzt brach ein donnerndes Gelächter los, das den Zorn des Ceſtrengen noch mehr ſteigerte. „Glauben Sie vielleicht,“ fragte der kleine Schwarze mit größter Ruhe,„daß wir Fen- ſterſcheiben in unſeren Rockſchößen herum⸗ tragen?“ „Das iſt mir ganz egal!“ Schaffner.„Dorhin war der Riß da und jetzt iſt er weg. Ich laſſe mir da nichts vor⸗ reden.“ Da klopfte ihm der„kleine Schwarze“ gutmütig auf die Schulter und ſprach: „Ua, regen Sie ſich nicht weiter auf, lie⸗ ber Herr. Ich will Ihnen verraten, wie die Sache zuſammenhängt. Ich bin Reiſender für die weltberühmte Fabrik Kohl und Komp. in hamburg. Wir haben vor kurzem ein Mittel erfunden, welches Sprünge in Glasſcheiben vollkommen beſeitigt, ohne eine Spur zu hinterlaſſen. Mit einer ſelbſtgefälligen Handbewegung zeigte er dabei auf die blanke Fenſter⸗ ſcheibe. Dem Schaffner fuhren allerlei Bilder durch den Kopf, von ſeinen Jungen, ſeiner Frau und ſich ſelbſt und von ſo vielen, vie⸗ len Fenſterſcheiben, die von ihnen allen zu⸗ ſammen im Laufe der Jahre zerbrochen worden waren. Ein ganzes Kapital! Dieſe Erfindung war etwas ganz Großartiges! „Sollte mans denn für möglich halten?“ murmelte er mit plötzlich ſanft gewordener Stimme.„Wenn ich es nicht mit meinen eigenen Augen geſehen hätte, würde ich es nie geglaubt haben. Wo kann man denn dieſes Mittel kaufen?“ Der kleine Schwarze zog eine Cube, die Hautcreme enthielt, aus ſeiner Keiſetaſche und hielt ſie dem Schaffner hin. „Das Mittel iſt eigentlich für das Publi- kum noch nicht käuflich,“ ſagte er ernſthaft, „aber wenn ich Ihnen einen Gefallen damit tun kann— bitte, ich kann Ihnen dieſe Muſtertube ausnahmsweiſe verkaufen.“ ſchrie der e A. %% Ver f kotz alle urch Pi legenheit iger ref der hau nende 5 charakte⸗ liger Sti dem Hi Champis gefärbte c hädlich linge— färbten gelten leicht ke tretende tote Mi 1 lan d. köhrenz lich anz bede d 8 2 0 K* 1 5 E. 2 2 9 2 — N 3 f*. 1 5 83 1 0 5 8 7 N 1 5 8 g 2 ö 5 5 Ein Liebesidull im Feindesland „Aufnahme des A; Erdekes Ujſag“ Berl. S.-G. Hocherfreut griff der Schaffner danach. „Was koſtet ſie denn, mein Herr?“ fragte er ſehr höflich. „Mit dem Inhalt der Cube können Sie mindeſtens hundert Fenſterſprünge einrei⸗ ben. Sie koſtet bloß drei Mark.“ „Bloß drei Mark?“ wiederholte der Schaffner, indem er den Beutel zog.„Ich danke Ihnen vielmals, mein herr! Ich werde gleich heute Abend eine Probe machen.“ 5 „Probieren Sie nur! Sie werden ſtaunen, jedesmal werden Sie ſtaunen, ſo oft Sie probieren— mein Wort darauf!“ Hur mit Mühe hatten die Mitreiſenden ihre Haltung bewahrt, ſolange der Schaff⸗ ner anweſend war. Kaum war er jedoch verſchwunden, ſo brach ein tobendes Geläch⸗ ter los. Es war gut, daß man in Frankfurt an⸗ gelangt war und die Reiſenden ſich be⸗ ruhigen mußten. „Die drei Mark kriegt der erſte beſte Feldgraue, dem ich anſehe, daß er ſie ge⸗ brauchen kann,“ meinte der kleine Schwarze.„Der Schaffner war ein ganz böſer Kerl; dem ſchadet's nicht, wenn er dafür, daß er zu hauſe bleiben kann, drei Mark für Ciebesgaben los wird! 5 i Am Ausgangstore eines Verbindungsgrabens „Aufnahme des A Erdelces Ujſag“ Berl. S.-G. 1 — ar 45 05 0 87 9e 572 e eee e 0 2 2 Anus Aller Meli Vergiftungen durch Pilze. Die alljährlich kotz allerzelehrungen vorkommenden Vergiftungen furch Pilze geben zur jetzigen Zeit erwünſchte Ge⸗ kekgenheit, in kurzen Fügen die Hauptmerkmale gif⸗ ger reſpektive ſchädlicher Pilze hier anzuführen. der hauptſächlich als Giftpilz in Betracht kom⸗ nende Pilz iſt der Knollenblätterſchwamm. Die harakteriſtiſchen Merkmale desſelben ſind: Knol⸗ ger Stil ſowie ſtets weiß bleibende Blätter unter dem Hut; der dem Unollenblätterpilz ähnliche (hampignon weiſt ſtets roſa bis ſchokoladenbraun gefärbte Blätter unter dem Hut auf. Klls ſonſtige hädliche Blätterpilze ſind zu erwähnen die Täub⸗ nge— kenntlich an den grün, blau und rot ge⸗ . fürbten Hüten— die hellbraunen gefärbten ſind alten anzutreffen. Die ſchädlichen Reizker ſind leicht kenntlich an der beim Durchbrechen hervor⸗ ketenden weißen milch— der echte Reizker hat dbote Milch. Der giftige Fliegenpilz iſt wohl jeder⸗ Bann durch ſeinen ſcharlachroten Hut bekannt. Von Röhrenpilzen ſind als giftig beziehungsweiſe ſchäd⸗ uch anzuführen: Der Hexen⸗ und der Satanspilz, beide dem Steinpilz durch die braune kjutkappe 5660000 ähnlich, von demſelben aber verſchieden durch rote Schmiſſe am Stiel, ſowie durch das rot bis rotbraun gefärbte Hutpolſter(der Steinpilz und die ſogenann⸗ ten Schwappen oder Kappen haben weißes, graues bis grünlichgelbes Hutpolſter) und durch ſchwarzes Anlaufen nach kurzer Zeit. Der Dickfuß und Hohlfuß ähneln ebenfalls dem Steinpilz und den Schwappen, haben ebenfalls ein gelbes Hutpolſter, ſind aber leicht erkenntlich durch den bitteren Geſchmack, vor allem aber durch rote Schmiſſe am Stiel und durch die bald nach dem Durchſchneiden auftretende Blau- bis Schwarzfärbung. Morcheln und Corcheln enthalten eine Art Giftſtoff, der jedoch durch ſtarkes Ueberbrühen und Weggießen dieſer Brühe voll⸗ ſtändig verloren geht. Die Frau im ruſſiſchen Sprichwort. Man hat vielfach abſprechend auf die untergeordnete und unſelbſtändige Stellung der japaniſchen Frau ver⸗ wieſen— vielleicht iſt demgegenüber nicht unan⸗ gebracht, einmal das ruſſiſche Volksempfinden in dieſer Beziehung zu prüfen, wie es ſich in bekannten ruſſiſchen Sprichwörtern ſpiegelt. Der Ruſſe ſagt: Wer der Frau nachgibt, wird nichts gutes erleben. Eine Frau ohne Furcht iſt kecker als die Siege. Lieb dein Weib wie deine Seele und ſchüttle ſie wie deinen Obſtbaum.— Haſt du morgens dein Weib geprügelt, vergiß es mittags nicht zu tun.— Schlag die Frau mit dem Axtſtiel, ſie iſt kein Topf(der von einem Schlage bricht).— Der Weg des Weibes geht vom Herd zur Türſchwelle.— Zwei Weiber bilden eine Verſammlung, drei eine hölle.— Der Kopf des Weibes iſt(leer wie der Geldbeutel des Tartaren. Der Hund iſt klüger als das Weib; er bellt nicht den Herrn an.— Sieben Hlexte kön⸗ nen an einem Baum arbeiten, aber nicht Spinn⸗ rocken an einem Faden.— Um eine Weiberlüge kannſt du nicht einmal auf einem Schwein herum⸗ reiten.— Beim Weib und beim Säufer ſind Tränen wohlfeil.— Von unſerer Rippe kommt nichts gutes. Wo der Teufel nicht hinkommt, ſchickt er die Weiber.— Er ward wahnſinnig und heiratete, er kam zu Verſtand und erhängte ſich.— Auf dem Felde betrügt dich das Pferd, zu Haufe das Weib. Klopf den Pelz, ſo wird er wärmer, klopf das Weib, ſo wird es treuer.— Je beſſer du die Frau ſchlägſt, deſto beſſer wird das Mittageſſen. 2 Logogruph. Mit d ragt's ſtolz als Stadt empor, mit C entfeſſelt's der Humor, mit u durcheilt's Neptuns Revier mit R iſt's gräulich oft beim Tier. uelpon upon ups uso bund gllng Nebenstehende Abbildung ſtellt einen ſogen. Hungertaler aus der Zeit der Hungersnot von 1816017 dar. Infolge der damaligen Mißernte ſtiegen die Lebensmittelpreiſe ins ungeheilere, wie aus den Zahlen der Gedenkmünze erſichtlich iſt. Man beſchloß die Erinnerung an dieſe teuere Seit durch eine Denkmünze der Nachwelt zu überliefen. Heute nach 100 Jahren find wir durch der Feinde Tücke in ähnliche Verhältniſſe gezwungen worden. Daß wir aber keiner Hungersnot entgegen gehen, das danken wir unſerer Regierung und dem Organiſationstalent das uns Deutſchen eben eigen iſt. Die Gedenkmünze kann von Intereſſenten in Mannheim E 5. 5(Caden) beſichtigt werden. Druck und Verlag der Or. H. Haas' ſchen Buchdruckerei G. m. b. H. Ciefdruckanſtalt in Mannheim.— Verant⸗ wortlich für die Redaktion: Or. Fritz Holdenbaum. 29% 2. . AUS ALLER WELT Berliner Illuſtr.-Geſellſchaft. 0 0 „. 0 0 2 2 „%% ee * * 9 5 Große Cruppenſchau am franz. Nationaltag in Paris 5 er Polnische Nationalfeier am 3. Aug. 19% zur Erinnerung 8. S ee ens 41 . et N . 7 5 Nun Candbeſſce. 2 2 Der Schlüſſel der Feſtung Maubeuge wurde im Berliner Zeughaus den Sammlungen einverleibt SGedenkeſtein in Auto Palanka in Bulgarien