2 7 2. Der Reichs kkamler im Geſpräch mit dem Unterſtaatsſelkretär von Iimmermann 0 . und des Staatsſekkretärs von Jagow() vor dem Reichstagsgebäude nach einer Ausſchußſitzung „Berl. neee eee eee Eine Skizze Ein Prachtkerl von Hans Neis ec 21 5 Generalleutnant Krafft von Dellmenſingen der Führer der ſiegreichen bayeriſch. Truppen am Noten- Churm⸗Paſſe Auguſt Rogatzki war ein Prachtkerl. Als Kurt Roſen, der junge Infanterieoffizier, ihn ſich zum Burſchen wählte, hatte der Unteroffizier zwar gemeint: „Herr Ceutnant, das iſt das größte Rind- vieh aus der ganzen Kompagnie.“ Allein trotz dieſer mehr ehrlichen als gerade liebe vollen Beurteilung blieb Roſen bei ſeinem Entſchluß, und er ſollte ihn nicht bereuen. Schon Rogatzkis erſte Cat gewann ihm das Herz ſeines herrn. Als Roſen am Vor- mittag, nachdem der Burſche ſeinen Dienſt angetreten hatte, vom Exerzieren heim⸗ kehrte, hörte er vor der Tür ſeiner Woh- nung einen lebhaften Streit. Die rauhen Kehllaute des Burſchen miſchten ſich mit einer kreiſchenden Fiſtelſtimme. „Jahlt ſich kein feiner herr am 28. ſeine Stiefel!“ hörte er Rogatzki energiſch ſagen. „Wird ſich zahlen Leutnant am erſten— beſtimmt! hat er geſagt.“ „Und ich ſage Ihnen, wenn Ihr feiner Leutnant nicht heute zahlt, geh ich zum Oberſt!“ Die Fiſtelſtimme des Schuſters war ganz heiſer vor Put. Rogatzki ſagte nichts mehr. Roſen ſah nur, wie die mächtigen Fäuſte des Bur⸗ ſchen den kleinen Schuſter umdrehten, und . Oberſtleutnant Schwerk wurde der Orden Pour le Merite verliehen wie ſein dickſohliger Stiefel ſich einen Mo⸗ ment mit der weichſten Stelle am Körper des Schuſters vermählte. Im nächſten Augenblick kollerte der kleine Rann zu ſeinen Füßen, Als Roſen darauf ſeinem Burſchen wegen ſeines etwas draſtiſchen Vorgehens ſanfte Vorwürfe machte, riß Rogatzki ſeine run⸗ den Augen vor Staunen weit auf. „Konnte ich doch nicht anders, Herr Ceut⸗ nant,“ meinte er treuherzig.„Mußte ich den Mann doch beruhigen.“ Wenige Wochen darauf waren Herr und Burſche zuſammen in den Krieg gezogen. Zuerſt kämpften ſie auf Frankreichs blut⸗ getränkter Erde, jetzt waren ſie ſchon über ein Jahr tief im Innern Rußlands. Treu wie ein hund folgte Rogatzki ſeinem Leut⸗ nant. In keinem Gefecht, in keiner Gefahr wich er von ſeiner Seite. James W. Gerard der amerikan. Heſandte in Berlin zu ſeiner Urlaubsteiſe nach Amerika Augenblicklich befanden ſich beide in einer zwar vorgeſchobenen, aber verhält nismäßig gefahrloſen Stellung. Der junge Offizier lag mit zirka 30 Mann auf einem der Hauptſtellung des Regiments um einige Kilometer vorgelagerten Hügel. Wenn ſich in der Ebene feindliche Soldaten zeigten, kämmte ein Maſchinengewehr von Zeit zu Zeit das Gelände ab. Im ganzen aber war der Ruſſe friedlich. Die grimmige Kälte hielt auch ihn in Bann. Roſens Leute wohnten in ſelbſtgebauten Unterſtänden. Er ſelbſt hauſte mit ſeinem Burſchen in einem elenden Bauernkaten. Die beiden Kühe, die die kleine Schar mit friſcher Milch verſorgten, waren in einem noch elenderen, noch baufälligeren Stallge⸗ bäude untergebracht. Zweimal in der Woche ſchickte das Regi⸗ ment Proviant in ihre vorgeſchobene Stel⸗ lung, ebenſooft erhielten ſie Poſt. ee eee eee See ee ce case cr eee Fee, Gitte Kasten Dörr TinmitinuulädnttnanMmtlütnntlineatnmtluumnltthuhnnulltuuntifflüadtlnuukIttunmnftsnattituit˙Ittanktffnuntttttituklttuumftiutiffr⸗ Dr. Friedrich Noſen der neue deutſche Geſandte im Haag(Holland) Rogatzki war, wie immer, zufrieden mit ſeinem Daſein.„Is ſich nett hier— recht nett“, ſagte er häufig mit vergnügtem Schmunzeln. Roſen war anderer Meinung. Ihn dünkte nichts ſchrecklicher als dies tatenloſe Ausharren, das ſich nun ſchon durch Monate hinzog. Heute morgen hatte er einen Brief er⸗ halten, der ihn teils erfreute, teils auch verſtimmte. Keine Meile von ihm entfernt befand ſich ſeine Braut, Edith Mach. Sie war das hübſcheſte, tapferſte und klügſte Mädchen der Welt. Keine konnte ſich ſeiner Meinung nach mit ihr meſſen. Bei Ausbruch des Krieges war ſie als Johanniterin mit ins Feld gezogen. Das Cazarett, dem ſie als Schweſter zugeteilt war, wurde nach einem mehr nördlich be⸗ findlichen Ort verlegt. Heute raſtete es in dem Dorf, das Roſens Regiment beſetzt hielt. Eine Stunde nur war man voneinander entfernt und konnte ſich doch nicht ſehen! Er durfte ſeinen Poſten nicht verlaſſen, und für ſie gab es bei dem unſicheren Gelände und den jammervollen Wegen keine Mög⸗ lichkeit, zu ihm zu gelangen. Oberſt Johow ein neuer Nitter des Ordens Pour le Mérite „Berl. Illuſtr.-Gel. Hindenburg auf dem weſtlichen Kriegsschauplatz. Der Kronprinz trifft in Begleitung Hindenburgs in Charleville ein Durfte er wirklich ſeinen Poſten nicht verlaſſen? um Morgen hatte er die Frage mit einem prompten„Vein“ beant⸗ wortet, je mehr aber der Tag vorſchritt, deſto mehr kamen ihm Zweifel. Faſt täglich hatte er allein mit einigen ſeiner Leute das nach der ruſſiſchen Stellung zu gelegene Gelände durchforſcht. Und vor 14 Cagen erſt hatte er für einen auf eine vierfach überlegene ruſſiſche Abteilung toll⸗ kühn ausgeführten Ueberfall das Eiſerne Kreuz erſter erhalten. Wie, wenn er auch heute ſcheinbar einen Rekognoſzierungsritt nach der ruſſiſchen Stellung zu unternahm, und dann auf Um⸗ wegen das rückwärts gelegene Dorf, in dem ſeine Braut weilte, zu erreichen ſuchte. Das Cazarett würde er an der Roten-Kreuz-⸗ flagge leicht erkennen. a geweſen. Einige Augenblicke ſchwankte er noch, dann aber ſiegte die Sehnſucht. lich was, er wollte es wagen. Seit Tagen hatte ſich in der Umgegend kein Ruſſe ſehen laſſen, ſein Hauptmann war zur Inſpizierung erſt da⸗ Auch von dort drohte alſo keine Gefahr. Er ließ ſich das ruppige, aber aus⸗ dauernde Koſakenpferd, das er bei ſeinem Ueberfall erbeutet hatte, ſatteln und befahl Nogatzki, treu das Haus zu hüten. Diejenigen ſeiner Leute, die ſich nicht bei dem hundert Schritt entfernt gelegenen Ma⸗ ſchinengewehr auf Wachtpoſten befanden, bauten an ihren Unterſtänden oder beſſer⸗ 222 ten die nach der deutſchen Stellung führende Straße aus. e Einige Stunden ſpäter ritt Roſen wieder auf ſeine elende Behauſung zu. Sein Ge⸗ ſicht trug einen nachdenklichen, faſt fin⸗ ſteren Ausdruck. Er hatte zwar ſein Ziel erreicht, ſeine Braut trotzdem aber nicht ge⸗ ſehen. Im Lazarett war ſie nicht geweſen, und niemand vermochte ihm über ihren Verbleib Auskunft zu geben. Rogatzki war ſeinem herrn eine ganze Strecke entgegengegangen. Roſen ſtieg vom Pferd, um wieder etwas Bewegung in die erſtarrten Glieder zu bringen. Der Burſche führte den Gaul am Zügel. „Nun— iſt alles gut gegangen?“ fragte der Offizier, halb noch in Gedantzen. N „Jawohl, Herr Leutnant,“ erwiderte Ro⸗ gatzki freundlich.„Is ſich gegangen alles ſehr gut.“ f Roſen nickte. ſeine Braut. Er dachte immer noch an 9 77777F((C(ͤã ³ðV;vĩ ——— Vize-Kamler Dr. Helferich(&) u. der daperiſche Heſandte Graf Lerchenfeld(e) verlaſſen das Neichs tugsgebäude „Haſt du meine Sachen geklopft?“ fragte er nach einer Weile. Rogatzki kratzte ſich verlegen den Kopf. „Nein,“ geſtand er zögernd.„Hab' ich ge⸗ habt keine Zeit.“ „Nanu? Was haſt du denn gemacht?“ „War viel Beſuch da, Herr CTeutnant— bei uns. Derwandtenbeſuch, und— noch andere.“ „Wa— was?!. KRoſen ſtarrte den harmlos lächelnden Rogatzki entſetzt an. War der arme Menſch plötzlich irrſinnig ge⸗ worden? Was faſelte er da? Jetzt— im Kriege— mitten in Rußland in dieſer entſetzlichen Einöde konnte er doch um Gotteswillen keinen Derwandtenbeſuch bekommen „Wer war denn da?“ fragte er endlich— beinahe ſcheu. Der Shen des eee Admiral v. 1 verläßt das R nach einer Flitung. „Na— zuerſt waren doch die Ruſſen da,“ fuhr Rogatzki wie ſelbſtverſtändlich fort. „Die Ruſſen?!... Der junge Offizier packte den Burſchen bei der Schulter. „Mlenſch, du träumſt! Die Ruſſen können doch nicht dageweſen ſein?!“ Rogatzki nickte eifrig.„Doch, doch. Sind ſich noch da, Herr Ceutnant!“ berichtete er triumphierend. Roſen wurde es ſchwarz vor den Augen. Alſo während er treulos ſeinen Poſten ver⸗ ließ, um eigenen Angelegenheiten nachzu- gehen, hatte der Feind ſeine Leute über fallen. Jetzt war es mit ſeiner Karriere, ſeiner Zukunft, vorbei. „Waren ſich ganz nett, die Ruſſen,“ er⸗ zählte Rogatzki indes weiter.„Suerſt woll⸗ ten ſie mich. Er machte die Bewe⸗ gung des Kufhängens.„hab' ich aber Ruſ⸗ ſiſch mit ihnen geſprochen.“ „Kannſt du doch nicht.“ Rogatzki grinſte. „Doch, Herr Ceutnant. Hab' ich ihnen ge⸗ geben Wein. das verſtehen Muſchiks immer. Haben ſie gelacht und geſagt„Erſt trinken, dann aufhängen.“ hjaben ſie ge⸗ trunken— und ſind ſie geworden müde und krank „Krank? Dom Wein?? Der Burſche nickte eifrig.„Hab' ich ge⸗ tan alle Schlafpulver vom herrn Ceutnant hinein und große Flaſche Rizinus, die Kuh⸗ doktor verordnet hat für unſere Bleß Cie⸗ gen ſie jetzt im Stall und ſchnarchen und ſchlafen, und ſind ſie krank— immerzu. Roſen atmete auf. Ein Cächeln ſtahl ſich um ſeine Tippen. Dann fiel ſein Blick auf ein Fahrrad, das an der Hauswand lehnte. „Gehört Fräulein Braut,“ erklärte Ro⸗ gatzki gleichmütig. „Edithl Sie iſt hier?! Un möglich Rogatzki nickte wieder.„Seit einer hal ben Stunde, Herr Leutnant. Sie ſitzt in mei⸗ ner Stube.“ „Schafskopf! Warum denn nicht in mei- ner? Schön iſt ſie ja auch nicht; aber „Konnt' ich doch nicht!“ verteidigte ſich Rogatzki beinahe entrüſtet.„Da ſaß doch ſchon Exzellenz General drin— der unſer Regiment inſpiziert hat.“ Beide hatten jetzt das Haus betreten. Ehe der junge Offizier noch antworten konnte, fühlte er ſich ſchon von zwei weichen Armen umfangen. Gleichzeitig ſchlug ihm eine kräftige hand auf die Schulter und die la⸗ chende Baßſtimme ſeines Onkels ſagte: „Da is er ja endlich, der Ausreißer! Haſt vielleicht wieder Ruſſen mitgebracht?“ „Befehl, Exzellenz,“ antwortete da Ro⸗ gatzki ſtrahlend für ſeinen herrn.„Stücker zwanzig ſind bei uns im Stall.“ „Prachtkerl!“ Ueffen auf die Schulter. Als der ihm aber ſpäter bei einer Taſſe Kaffee die Wahrheit berichtete, ließ er ſich den Burſchen kommen. „Hier alſo ſteht der wahre Prachtkerl!“ redete er den Polen wohlwollend an.„Haſt deine Sache famos gemacht, mein Sohn!“ Der Belobte wurde vor Freude dunkelrot. „Dar ſich ganz leicht— herr General,“ ſtotterte er verlegen.„Ich glaube— ſogar Exzellenz hätten's auch gekonnt.“ Der General ſchlug dem Sum Erfolge unſerer 5. Kriegsanleihe. Staatsſektelär des Neichsſchatzamtes, Graf v. Roedern. Vom Leben auf einem Kriegsſchiffe berichtet in überaus anſchaulicher Weiſe ein Aufſatz im Oktoberheft von Delhagen u. Klaſings Monatsheften. Es iſt ſtockdunkle Uacht, heißt es da, man kann die Hand nicht vor Augen ſehen.— Hundewache! Ob die Wache von 12—4 Uhr morgens den ſchönen amen hundewache führt, weil man zu dieſer Zeit keinen Hund ins Freie treiben würde, iſt ſchwer zu ſagen. Jedenfalls iſt hundewache kein Der⸗ gnügen.— An Deck kein Licht, nicht ein mal ein gedämpfter Cichtſchein, der taſtende Fuß ſtößt an zahlreiche Ecken, Kanten und Bolzen; alles aus Eiſen und härter als die eigenen Schienbeine. Einzelne ganz ſchwache Lichtpünktchen, klein wie die Flühwürm⸗ chen in der lauen Sommernacht, werden Exz. Geheimrat Dr. Nitter v. Orteter, Präſident der baperiſchen Kammer der Abgeordneten, ſtarb im Alter von 67 Jahren. „Berl. Oiniftr.- Gel. ſichtbar, fürs Auge geben ſie ſo wenig An⸗ halt, daß man ſich in dieſer Finſternis beſſer mit der Uaſe zurechtfindet, zumal die ſchwach leuchtenden Pünktchen von deckelloſen kurzen Cabakspfeifen und ein⸗ zelnen Ciebesgabenzigarren herrühren. Zu jedem Pünktchen gehört demnach ein Menſch. Doch wozu hat man eigentlich ſeine elektriſche Caſchenlampe bei ſich, doch nicht, um im Dunkel herumtaſtend, ſich dauernd ſtoßen und zu ſtolpern. Das geſchulte Auge hat bei einem einzigen Aufblitzen ſofort ein ganzes Bild erſchaut: zahlreiche, in dicke, ſchwere Wachmäntel gehüllte Geſtalten ſtan⸗ den an allen Plätzen, die einen einiger⸗ maßen freien Ausblick auf die See gewäh⸗ ren; um die Geſchütze herum bemerkte man eine dunkle, ſchwere Maſſe, nicht unähnlich durcheinander geworfenen Tartoffelſäcken, die im Augenblick des Aufblitzens der Ta⸗ ſchenlampe ſich polypenartig bewegte und am Geſchütz aufrichtete, ſofort klar zum Feuern, klar zur Abwehr gegen einen ver⸗ muteten Feind. Die Nacht iſt bekanntlich zum Schlafen da, und wenn man durchaus wachbleiben will, ſo ſoll man es ſich wenig⸗ ſtens ſo gemütlich wie möglich machen. Cei⸗ der iſt hiervon aber auch keine Spur zu bemerken. Auf der Brücke, auf Oberdeck, im ganzen Schiff iſt alles denkbar unge⸗ mütlich. Oben iſt es zugig und bitter kalt, der lange Wachmantel ſchützt nur eine ge⸗ wiſſe Zeit. Wenn der Wind um die eiſernen Ecken und Kanten der Aufbauten in alle Winkel pfeift, dann halten auf die Dauer weder der Wachmantel noch der dickſte Cie⸗ besgabenſchal warm. Nur ganz dicht an den Schornſteinen iſt es einigermaßen mollig. Unter Deck dagegen iſt eine Tuft zum Er⸗ ſticken. Das Schiff iſt abgeblendet, d. h. nach außen licht- und luftdicht verſchloſſen. Keſſel und Maſchinen ſtrömen eine ölduftende Brathitze aus. Ein Kriegsſchiff ſieht übri⸗ gens im Kriege anders aus als im Frieden. Alle wohnlichen, gemütlichen Einrichtungen ſind verſchwunden, kein Bild,, kein hölzer⸗ ner Gegenſtand ſchmücken mehr eine nKam⸗ mer oder einen Wohnraum. Ciſche, Stühle, alles iſt aus Eiſen. Die Sitzplätze der Mann⸗ ſchaft ſind eingeſchränkt, nichts darf vor- handenſein, was die Brandwirkung und Splitterwirkung feindl. Geſchoſſe erhöhen könnte. Kleiderſchränke ſind nicht vorhan⸗ den, die Mannſchaft hat ihr Zeug in Säcken, die unter Schutz von panzer verpackt ſind, der Offizier lebt aus dem Hoffer. Dabei iſt die freundliche weiße Oelfarbe von den Wänden abgekratzt, weil ſie im Feuerſtrahl krepierender Granaten ſich entzünden und ſchmelzen könnte und Farbenſplitter, die Augen gefährden. Uur nacktes, kahles Eiſen umgibt alle, vom Matroſen bis zum Kommandanten. Trotzdem Friſche, Frohſinn, Mut zum gusharren, Mut zum Kampfe! 8 Bilò er aus Gieleuburgeu- 3 — ber den Preis der Ware d urch Fingerzeichen Idyll aus Siebenbürgen Phbododel Verſin. 5 3 Vom weſtlichen Kampfgebiete, Einſchlag einer 15 em Haubitze Oeſterr.⸗ungar. Heliographen, im Hintergrunde das Ortle rpanorama 1 2 Die Beurteilung der Soldatenſprache als Der Gtiſt det deutſchen Solpatenſpruche. Ser ufsſprache erſcheint ſchon dadurch be Es iſt ſehr natürlich, daß durch das Mit- gründet, als die ſtändige Waffenübung erleben des Krieges das Intereſſe für die unter den mit ihr Beſchäftigten genauere deutſche Soldatenſprache in allen Kreiſen Bezeichnungen verlangt als der Alltag ge⸗ der Bevölkerung außerordent⸗ lich lebhaft wurde. Dieſes In⸗ tereſſe ſetzte nahezu gleichzei- tig mit dem Kriege ein, und die erſten neuartigen Worte der Soldatenſprache wurden faſt noch ſchneller heimgebracht als die erſten, dem Feinde ab- genommenen Beuteſtücke. Doch wenn das Intereſſe verhält⸗ nismäßig neu iſt, ſo iſt die Soldatenſprache an ſich keines- wegs nur eine aktuelle Er⸗ ſcheinung und darum erſcheint es verfehlt, in ihr mehr eine Senſation als eine ſprachliche Uotwendigkeit zu erblicken. Die deutſche Soldatenſprache iſt, wie Walter Heynen in der Deutſchen Rundſchau in einer ſehr gründlichen Unterſuchung des weſentlichen Geiſtes dieſer Sprache ausführt, keineswegs bloß eine ſprachliche Derſinn⸗ lichung des Kriegshandwerks, ſie iſt an ſich überhaupt nicht unbedingt ein Erzeugnis die⸗ ſes oder eines anderen Krie⸗ ges, ſondern muß vor allem als Berufs- und Standes- ſprache betrachtet werden. Cei⸗ der läßt ſie ſich aber nicht ſo genau und ſo weit in ihrer Bildung zurückverfolgen, wie die Berufsſprachen verſchiede⸗ ner Handwerker, und die ger⸗ maniſtiſchen Forſchungen auf dieſem Gebiete waren bisher noch zu gering, um viel Be⸗ ſtimmtes über die Bildung der Soldatenſprache in ihren ur⸗ ſprünglichen Anfängen mitzuteilen. Die währt. erſten originalen Wendungen den und eigenartigen Konſtruktion wie der des 42 em-Geſchützes, die Taufe leicht und ſchnell vollzogen. Die eigenen Waffen aber werden erſt genau erprobt, ehe ſie ſowie auch die Munition beſondere Namen er⸗ Franzöſ. Beobachter rettet ſich aus ſeinem Seſſelballon vermittels Fallſchirmes Darum beſchäftigt die Soldaten⸗ einer Solda- ſprache ſich vor allem mit den Waffen. Im tenſprache ſind uns ſeit dem Auftreten der allgemeinen ſetzt die Uamengebung für Landsknechte bekannt und laſſen bereits Waffen einen längeren Umgang und eine auf das Dorhandenſein einer beſonderen ſol- gewiſſe Vertrautheit mit dem Geſchütz vor⸗ datiſchen Redeweiſe in jener Zeit ſchließen. aus. Uatürlich wird bei einer ſo auffallen halten. Dann aber wird nicht mehr aus 7,5= oder 15 oder 21 em-Geſchützen gefeuert, ſon⸗ dern„der Feind ſchmeißt mit Sechſertöppen“ oder„der kleine Gustav fliegt durch die Luft“. Der Geiſt der deutſchen Sol⸗ datenſprache wird beſonders durch die Dorliebe für gut⸗ mütige und kameradſchaftliche Selbſtironie gekennzeichnet. So nennt der Artilleriſt, der ſelbſt nur„Bumskopf“ heißt, den Infanteriſten einen„Sand- haſen“. Dieſe Jronie wird zum direkten Witz, wenn es gilt, ſich über verſchiedene Unbe⸗ quemlichkeiten und Unan⸗ nehmlichkeiten im Felde hin⸗ wegzuhelfen. Nicht nur unſere Feldgrauen, ſondern ſchon die Soldaten des Dreißigjährigen Krieges prägten aus dieſem Grunde humoriſtiſche Rede wendungen über die Cäuſe⸗ plage. So lautet ein Soldaten⸗ gedicht aus der Zeit des Drei⸗ ßigjährigen Krieges: „Jetzund will ich von Herzen ſingen eine Tageweis, Uf meiner linken kchſel, da gehen bei tauſend Cäus, Und auf der rechten noch viel mehr, Da hinten auf dem Buckel, da ſteht das ganze Heer.“ „Da ich anfing zu ſchlachten, die Nägel werden rot, Sprach eine Caus zu der andern: O wie ein bittrer Cod! 0 daß er nicht herkommen wär', So wär' unmoleſtiert unſer hoch⸗ betrübtes Heer.“ Heben dem Humor finden wir auch häufig die Vorliebe für Abwechſlung als treibendes Moment. So wird die Cätigkeit des Schie⸗ ßens durch verſchiedene Bezeichnungen um⸗ ſchrieben, wie funken, pinxen, knipſen, tacken, trommeln uſw. Dielfach handelt es — „Verl. Iſſaſtr.- Ge“ C 1 er- nicht oder „ſon⸗ t mii leine Tuft“. Sol⸗- nders gut liche et. Ss. ſelbſt den! Sand.. zum gilt,, Unbe⸗ Inan⸗ hin⸗ inſere in die rigen zieſem Rede- Täuſe-⸗- daten Drei⸗- ſingen gehen mehr f a ſteht , die ö ndern: 5 od! l wär', hoch⸗ häufig hendes Schie⸗ n um⸗ ftipſen, elt es e General von Eben wurde gelegentlich des Beſuches S. Maj. des Kaiſers an der Oſtfront mit dem Orden Pour le Merite ausgezeichnet Oberſt Hell, Chef des Generalſtabes der Heeresgruppe von Linſingen erhielt den Orden Pour le Merite. ſich hierbei aber auch darum, durch den neuen Ausdruck eine größere Bildhaftigkeit und Anſchaulichkeit des Vorganges zu er⸗ langen. Auch ethiſche Probleme ſind in der deutſchen Soldatenſprache zu finden. Wäh⸗ rend unſere Feinde uns mit ihren Aus- drücken zu erniedrigen und darin ihren Haß kundzugeben ſuchen, iſt in unſerer Soldatenſprache in den dem Gegner beige legten Uamen durchaus eine deutliche Gut- mütigkeit zu bemerken. Während die Fran⸗ zoſen uns mit dem Schimpfwort„boche“ beehren, werden ſie von unſeren Soldaten faſt ſtets„‚Franzmänner“ genannt. Bei ver⸗ ſchiedenen Gelegenheiten gibt auch die Soldatenſprache über bedeutſame Juſtände Aufklärung; wenn wir z. B. hören, daß unter den deutſchen Gefangenen in fran⸗ zöſiſchen Tagern die Wendung„Kartoffeln haben“ ſo viel bedeutet wie Glück haben, können wir uns vorſtellen, daß der an die Gefangenen verabfolgte Kartoffelreichtum nicht allzu groß iſt. Sprachtechniſch muß der Soldatendialekt als ein Gemiſch von Kriegs- und Berufsſprache angeſehen wer⸗ den, die Hauptelemente, aus denen ſein Geiſt ſich zuſammenſetzt, ſind Gefühl und Derbheit, Schlagfertigkeit und Witz, hei⸗ matſehnen und Selbſtvertrauen. ** * Der Portier und der Drückeberger. Zu einer ſehr ſonderbaren pariſer Ge- richtsentſcheidung hat, wie das Journal des Debats erzählt, dieſer Cage der Kon⸗ fliht zwiſchen einem hausbewohner und ſeinem Portier geführt. Die Pariſer Por- tierleute ſind ſchon im Frieden durch ihre ausgeſuchte Grobheit bekannt geweſen, ſcheinen aber während der letzten 2 Jahre hierin noch kriegeriſch geſtärkt worden zu ſein. Mit beſonderer Vorliebe bedienen ſie ſich des Wortes„Drückeberger“, das in Frankreich zu einer Art modiſchen Schimpf⸗ namens geworden iſt. Als nun ein Herr X., der zum Militärdienſt angeſetzt, aber noch nicht eingezogen war, aus der Türe ſeines Hauſes trat, rief ihm ſein Portier das Wort Drückeberger zu. Hieraus entwickelte ſich Oberleutnant b. Kofſel und ſein Slugzengſübrer Dßpeſeldwebel Windisch. Oberleutnant v. Coſſel vollbrachte das Heldenſtücklein ſüdweſtlich von Nowno vom Slugzeug aus zu landen u. die Bahnſtrecke Rowno Brody durch Sprengungen zu unterbrechen. ein heftiger Streit, und ſchließlich eilte der Beſchimpfte zu Gericht, um gegen den Por⸗ tier die Beleidigungsklage anzuſtellen. Ge⸗ ſtützt auf ein franzöſiſches Geſetz, das den Dienſtherrn für alle durch ſeine Dienſtleute begangenen handlungen haftbar macht, verklagte der Beleidigte jedoch nicht nur den Portier, ſondern er verlangte auch von dem ahnungsloſen hausbeſitzer eine Ent⸗ ſchädigung. Dieſer verteidigte ſich damit, daß die Sache ihn nichts anginge, da es ſich um einen völlig privaten Streit handle. Das Gericht jedoch entſchied, daß die Miſſe⸗ tat„im Dienſte“ begangen worden ſei, da der Portier ſich im Augenblick der Belei⸗ digung innerhalb der Grenzen der Portier⸗ wohnung befunden habe, alſo die Beleidi⸗ gung im Amte ausgeſprochen hätte. Uach dieſer ſalomoniſchen Entſcheidung wurde denn auch der Portier zu 50 Frs. Strafe, der Hausbeſitzer jedoch zu 200 Frs. Ent⸗ ſchädigung verurteilt. Journal des Debats meint, daß es angeſichts ſolcher Geſetz⸗ gebung für die hausbeſitzer das Beſte wäre, nur Jaubſtumme als Portiere anzuſtellen. Der vergeſſeue Lazarettzug. Den Gipfel der Dergeßlichkeit hat un⸗ ſtreitig die franzöſiſche Kriegsſanitätsver⸗ waltung erreicht, die nichts Geringeres als einen vollkommen ausgerüſteten Ca- zarettzug einfach vergeſſen hat. Der in Frage ſtehende Zug dampfte, wie C'Oeuvre zu erzählen weiß, zu Beginn der Feind⸗ ſeligkeiten im Auguſt 1914 kühn in den Krieg. Er fuhr von Orſay bis nach dem Städtchen Juviſy und kehrte dann ganz ſacht mit einigen Derwundeten wieder nach Orſay zurück. Dies geſchah Ende Auguſt 1914. Seitdem, alſo ſeit mehr als zwei Jahren, ruht der Cazarettzug ſich in Orſay von den Mühen ſeiner heldenhaften Kriegs⸗ reiſe aus. Das Gras iſt rings auf dem Bahndamm gewachſen, und die Dächer der Waggons könnten nachgerade zur Gemüſe⸗ anpflanzung verwandt werden. Teuvre macht die Sanitätsverwaltung aufmerkſam, daß ſie, um den Jug zu benützen, einige Mäher werde entſenden müſſen, da die Räder durch Gras und Schlingpflanzen ſo⸗ zuſagen an den Erdboden angewachſen ſind. Druck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buchdruckerei G. m. b. H. Tiefdruckanſtalt in Mannheim.— Verant⸗ wortlich für die Redaktion: Dr. Fritz Holdenbaum. „Berl. Iliuſtr.- Gef. 2 AUS ALLER WELT Bild 1: 3 Nitter des Eiſernen Kreuzes 1. Klaſſe eines bayeriſchen Infanterie-Regimentes, in der Mitte des Bides Major von Ade, Nitter des Max Joſef-Ordens. Bild 2: Einweihung des Heldenfried⸗ bofes von Semendria. Bild 5: Eiſendahn-Jufammenftoß bei Namur e Bild 4: Erſter ſchweizeriſcher Armeegepäckmarſch in Zürich, der Sieger(c) Frei aus Muri, Kanton Argau, vom Bataillon 46, welcher die 40 Kilometer-Strecke in 5 Stunden 21 Minuten 30 Sekunden zurücklegte. Bild 3: Beſtattung des Kapitäns eines deulſchen Luftſchiffes, welches bei London abgeſchoſſen wurde, engliſche Offtziere fragen den Sarg m Srebe. Bild 6: Die Brücke von Cernawoda, die einzige Eiſen⸗ dahnline, die Bukareſt mit dem Hafen von Konftanza und dem Schwarzen Meere verbindet, ift durch die wiederholten FIliegerangriſfe ſo ſtark beſchädigt, daß ſie für den Verkehr nicht mehr benutzbar ift.