8 5 Tiefdruk⸗Beilage des Mannheimer General⸗Anzeiger. Badiſ .—— 8 ö 2 2 8 K„ 8 8 0 . 14 e e ee 8 OMWinter im Agau. Vartie bei der Gnielmaunsau.. G eee ee hee fannt 80 von H. bo. Mühlenfels. Seen ee, eee 1 8 eneeher Der Grollvater. Saadet bund nflümeltfünfdüufſtfanfmghenff nail Draußen ſtürmte und ſchneite es; Schneeflocken, ſo groß wie die weißen Roſen, die im Sommer im Garten blüh⸗ ten, ſchwirrten durch die Cuft. Die ganze Welt war weiß. Manchmal kam ein Windſtoß und trieb eine gewaltige Horde dieſer Flocken gegen die Fenſter, die nach Oſten lagen, von wo der Sturm dahergeraſt kam, und dann wurde es dunkel im Zimmer. Der alte reiche herr Uun mit dem Alter war der nagende Schmerz ſtiller und milder geworden; alte Ceute leiden ſo ganz anders als die Jugend. Ja, als der alte herr Felten an die⸗ ſem Wintertag ſo ſtill und in ſich ſelbſt verſunken am Kamin ſaß, ſchien er es nicht zu ahnen, nicht zu merken, daß ſeine blonde Enkelin, die am Fenſter des großen, mit prächtigen Dingen ge⸗ iir ſnedſſendiſceſdſdeſddſſſndſiſdasdüd adams crdſudnſcdcchmöſ henna ihn oft haſſen konnte— ihn, der iht Geſchick in händen hielt! Ach nein, nein, nein! Uicht ihn haſſen, er konnte ſo gut ſein, ſo mild— unſäglich fein und liebevoll! Ihre junge Seele war ganz zerriſſen und zerfetzt; ſie wußte nicht mehr den Unterſchied zwiſchen Haß und kindlicher Dankbarkeit— ſie wußte jetzt nur, daß der Großvater ihr Glück oder ihre Oer zweiflung in händen Felten ſaß in der Kamin- ecke; ihn quälte die Gicht, die immer dann ſehr ſchlimm wurde, wenn der böſe, kalte, naſſe Wind ſein Spiel trieb. Seit einer Stunde hatte er kein Wort ge⸗ ſagt; er ſchlief aber nicht, denn ſeine Augen waren weit offen vielleicht träumte er. Das Leben hatte ihm viel Gutes gebracht, und es gab Menſchen, die ihn beneideten; dieſe Menſchen wußten aber nicht, wie ſchwer der alte reiche Herr, der früh ſeine Frau hatte her⸗ geben müſſen, an dem bitteren Leid trug, das ihn betroffen hatte, als er ſchon nicht mehr jung war. Die einzige Tochter hatte er hergeben müſſen. Gegen ſein Gewiſſen, gegen viel warnende Stimmen, die ſich in ihm ſelbſt und die ſich auch von außen her er⸗ hoben hatten, war er ſchwach geworden und hatte nach langen Kämpfen„ja“ geſagt, als die Tochter krank hielt. Seit einem Jahre war dieſer große, heiße Schmerz in ihr, der zu Zeiten ſtiller wurde un! dann plötzlich wieder zu raſen begann. Heute war der letzte Tag im Jahr— heute pflegten die Menſchen, die überhaupt zum Grü beln und Sinnieren ge⸗ neigt ſind, über das, was das Jahr ihnen brachte, nachzudenken. Der blonden Hann hatte es nur Kummer und Sehnſucht und viel heiße Herzensangſt ge⸗ bracht. Im vergangenen Jahr, auch an dieſen letzten Cag des Jahres, hatte der Großvater an Morgen einen Brief er⸗ halten, und hannas Augen hatten in banget Gual an ihm gehangen, während er las, hatten mit Entſetzen wahrge⸗ nommen, daß das Ant litz des Großvaters erf ſehr ernſt wurde, dan einen düſteren Ausdruc annahm und daß ſchließ⸗ lich die Zornesader auf ſeiner Stirne ſchwoll. Ach, ſie hatte es je vor Leid, ihm erklärt hatte, daß ſie ſterben Auf Vorpoſten in den Alpen. gleich geahnt— gleich müſſe, wenn ſie nicht die Frau des Man⸗ nes, den ſie über alles in der Welt liebe, werden könne. Es war dann alles ſo gekommen, wie er es vorausgeſehen hatte; er hatte den Mann richtig eingeſchätzt— er hatte gewußt, daß dieſe Ehe nicht in gute Wege gelangen würde. Uach zwei Jahren hatte er die Tochter als ein armes gebrochenes Geſchöpf wieder in ſeinem hauſe gehabt. Sie gab einem Kinde das Leben und mußte dabei das ihre laſſen. Das Kind der Tochter war bei dem Großvater geblieben— war ein liebes, strahlendes Tichtlein für den Mann ge⸗ worden, deſſen Seele ſich verdüſtert hatte. füllten Erkerzimmers ſaß, den Kopf tief auf die Bruſt geſenkt hielt— daß ſie weinte, daß ſie ganz verzweifelt war und die hände wie im Schmerz ineinander rang. Es koſtete ſie unſägliche Mühe, ſtill hier zu ſitzen— ſie hätte toben mögen — laut aufſchreien. heulen, wie der Sturm, der da draußen wütete— oder ſich zur Erde werfen und das zarte feine Gewebe des Teppichs mit den Füßen mißhandeln und zerſtören! O, wie ſie den alten Mann, der dort am Ofen ſaß, haßte! Wie glühend ſie mit aller Beſtimmtheil gewußt—, daß der Großvater„nein“ ſagen würde. ö Aber warum? warum? War es, weil der junge Menſch, der da mit der großen Bitte zu ihm kam, arm war? War es, weil dieſer Sohn des Pfarrers vom klei. nen Uachbarort— der mit Mühe und tauſend Entbehrungen ſein Studium durchgeführt hatte und nun, weil es i abſehbarer Zeit keinen Derdienſt gab, noch nachträglich den Offiziersberuf wählen und in die Kolonien hinaus wollte, weil er dort bald zu Gelde kan und den Dater, der noch acht Kinder zu verſorgen hatte, unterſtützen konnte? Hielt der Großvater ihn wegen der Alb⸗ „ Photetel Berlin 5 katklmtuin N eee, mee 2 zlib, „ der iht un hassen ild— so zerriſſen mehr den kindlicher nur, daß ihre Der⸗ Händen em Jahre oße, heiße r, der zu vurde und wieder zu der letzte — heute Menſchen, zum rü. nieren ge. über das, ihr ihnen udenken. en hann Kummer und viel angſt ge⸗ rgangenen an dieſen s Jahres, ßvater an Brief er⸗ Hannas in banger gehangen, as, hatten wahrge⸗ das Ant⸗ aters ert irde, dann 1 Ausdruch aß ſchließ sader auf ſchwoll. tte es j — gleich ſtimmtheit er„nein“ r es, weil der großen 2 War es vom klei mühe und Studium weil es in ienſt gab, ziersberuf en hinaus pelde kan ht Kinder n konnte? n der Ab botetek Berlin. ä Deutſche Schneeſchuh Soldat beſchießen eine feindliche Patrouille Seldgraue Ski-Laufer auf einem Erkundnugsgang in verſchneitem Gelände ſicht, die Laufbahn zu verändern, viel⸗ leicht für unbeſtändig? Hannas Augen hatten flehend an dem alten Mann gehangen, aber der war aus vater das Leben verſchönen und er⸗ heitern. Bis vor einem Jahr hatte ſie dieſe Pflicht gern und froh erfüllt— hatte Baperiſche Schneeſchuh⸗Cruppen deim Aufſtieg in die Stellungen an der Vogeſenfront dem Zimmer gegangen und hatte nicht ein einziges Wort für ſie gehabt. Mehrere Tage nachher hatte er kurz geſagt:„Schlag Dir die Sache aus dem Kopf, Kind!“ und auf ihr Jammern und ihr Fragen war ihr keine Antwort ge⸗ worden. Ja, ſie haßte ihn doch— er war ein kalter, harter Menſch, der an ſeinem Gelde hing, dem es gleichgültig war, ob ein anderer an ſeinem Schmerz ver⸗ blutete. 5 Ernſt Winter war nicht in die Kolo⸗ nien gegangen—— vom Pfarrer wußte ſie, daß er in Berlin weilte und nun doch ſeinem alten Beruf treu geblieben war. Don ihm ſelbſt hatte ſie nichts wie⸗ der gehört. Sie ſtöhnte auf; die Erinnerungen ſtürmten auf ſie ein. Ihr junges Leben hier auf dem einſamen Gut verlief ſo ſtill— ſo traurig. Für die Wirtſchafts⸗ führung war ein ganzes Heer von be⸗ zahlten Ceuten da; ſie ſelbſt hatte nur eine pflicht und die hieß: dem Groß⸗ gar nicht gewußt, daß es überhaupt eine Pflicht war—; nun aber geſchah es oft, daß ſie ſich gewaltſam zuſammenraffen mußte, um ihm ein frohes Geſicht zu zeigen. Wieder ſtöhnte ſie auf; der Schmerz wütete in ihr; er biß ſie ordentlich. Aus der Ecke am Kamin tönte des Großvaters Stimme: „Komm einmal Kind!“ Ein Schreck fuhr ihr durch die Glieder. „Ja, Großvater?“ und mit ſchleppen⸗ dem, müdem Gang, der gar nicht im Derhältnis zu ihrer jung⸗ſchlanken Ge⸗ ſtalt ſtand, ſchritt ſie zu ihm hin. „Ja, Großvater?“ Sie beugte den Kopf, ſo daß ihre Wange ſein weißes Haar berührte. Er ſtrich ihr mit der Hand über die Schulter. „Der wird denn ſo den Kopf hängen laſſen, hanna?“ fragte er mit leiſem Dorwurf. Da ward die Erregung in ihr ſo mäch⸗ tig, daß ſie ſich dem alten Nann entzog, daß ſie ihm die Hände, die er in den ſei⸗ nen hielt, entriß und aufſchluchzte:„Ich ertrage es nicht mehr!“ i Um ſeine Lippen flo Cächeln. 0 „Das erträgſt Du nicht mehr, liebe Hanna?“ Sie ſah ihn zuerſt empört und dann tottraurig an. her zu mir, mein ein leiſes Schneeſchuh- Patrouille raſtet im verſchneiten Vogeſenwald „Leipz. Preſſe- Büro.“ r . 1 nenen 54 4 9 0 Sonniger Wintermorgen am Citlis „Du weißt es!“ ſagte ſie leiſe, hielt aber nun die hand vor die Augen, ſo daß ſie das ſtärker werdende Tächeln in ſeinem Geſicht nicht gewahrte. „Hol' das Schachbrett, Hanna!“ bat er. „Der Jag iſt lang— wir haben beide Schmerzen— Du haſt junge, heiße Schmerzen der Seele und ich habe die böſen Schmerzen des Alters. Du weißt, über dem Spielen vergeht die Zeit.“ Ihr Mund wollte ſich zu einer ableh- nenden Antwort öffnen, aber die große Ehrfurcht vor ihm ſiegte. Sie ſpielten, bis draußen der weiße Tag grau wurde, bis die Dämmerung immer tiefer ins Zimmer kroch, bis ſie endlich die Figuren auf dem Brett nicht mehr erkennen konnten. Ein Mädchen brachte den Cee ins Zimmer; feines, friſchduftendes Gebäck lag in der ſilbernen Kuchenſchüſſel. „Iß doch, Hanna,“ redete der Groß- vater zu, aber ſie ſchüttelte den Kopf. Er lächelte wieder leiſe vor ſich hin; ſie ſpielten ihre Partie zu Ende— ſie ſchnell und ſtürmiſch, weil ſie nicht bei der Sache war— er aber bedächtig und bei jedem Zug lange und vorſichtig ab· wägend. Ihr bebten die Finger in nervöſer Un⸗ geduld; die Figuren fielen ihr nun ſchon zu wiederholten Malen aus der Hand. Die große Standuhr ſchlug in die Stille des Jimmers hinein. Sechs Uhr. Hun lachte der Großvater ganz vergnügt. „Schach, ſagte er und Hanna ſeufzte befreit auf. „Ich will eine halbe Stunde ſchlafen, Kind!“ ſagte er dann.„Wir wollen heute Silveſter feiern, wollen aufbleiben, bis das neue Jahr eingezogen iſt!“ Sie ſah ihn beſtürzt an. Kufbleiben? In dieſer verzweifelten Stimmung das neue Jahr, das doch nur wieder Kummer bringen würde, ab⸗ warten? „Ja, Hanna, und zieh Dir ein nettes, helles Kleid an! mir zuliebe, Kind. Ich habe Sehnſucht, etwas Helles, Feſtliches zu ſehen!“ f Sie ſchlich aus dem Zimmer; ſie war ganz verzweifelt. Trieb der Großvater denn hohn mit ihrem Schmerz? Der alte Mann ſchlief nicht, er lächelte immer freudiger vor ſich hin— ſeine Tippen bewegten ſich und ganz leiſe mur⸗ melte er: „Ein lieber, prachtvoller Junge! Hat Wort gehalten— hat ihr nicht ein ein⸗ ziges Mal geſchrieben! Und auch ſie iſt treu und beſtändig!“ Dann ſchmunzelte er. Drückte auf die elektriſche Klingel und ſagte dem Mäd- chen, ſie möge ihm Frau Hillmann, die Haushälterin, ſchicken. Als dieſe alte, treue Seele, die nun bald 40 Jahre im hauſe war, vor ihm ſtand, tauſchte er ein verſtändnisinniges Tächeln mit ihr. „Wird alles gut?“ fragte er und ſie berichtete ihm aus Küche und Keller. „Sorgen Sie nur, daß unſere Kleine nichts merkt; die Tafel im großen Saal darf wohl erſt gedeckt werden, wenn— er lachte leiſe auf. „Ja, ja, ich weiß, und die zwei alten menſchen lachten nun beide ganz glück. lich vor ſich hin. Hanna hatte ein weißes Kleid ange⸗ zogen, aber ihr hübſches, helles Geſicht paßte heute nicht zu dem Kleide. Es ſah tiefernſt und verweint aus. Der Großvater war in ſein Schlaf⸗ zimmer gegangen; auch er zog ſich an. „Aber Großvater, ſagte Hanna, als er herauskam und ſah ihn faſt entſetzt an. Er trug den Geſellſchaftsanzug und ſeine zwei Orden blitzten an der Bruſt. Er nahm ihren Kopf zwiſchen die Hände. „Weißt Du, mein Kind, daß Dein Dater und Deine Mutter ſehr unglück⸗ lich zuſammen waren? Ja— Du weißt es, denn ich habe es Dir erzählt. Weil ſie nicht beſtändig in ihrer Ciebe waren. Kind. Er nicht, aber auch ſie nicht! Sie war wohl noch zu jung geweſen.“ Sie ſah ihn faſſungslos an. Was wollte er denn? „Wahre Liebe muß eine Prüfung über⸗ dauern können, Hanna!“ Draußen ſchlug die Glocke an ihr Geſicht war plötzlich wie in Glut ge⸗ taucht. „Großvater— o Großvater!“ „Du hast die Prüfung beſtanden Hanna, und er auch!“ „Großvater,“ ſchrie ſie da auf und lag in ſeinen Armen und weinte, und nach einer Weile wurde ſie aus den Armen des Großvaters in zwei andere Arme ge⸗ ſchoben und eine unſäglich geliebte, gute, tiefe Stimme ſprach zu ihr. Dem alten Mann waren die Tränen gekommen; er wandte ſich ab und ſchlich zu ſeinem Seſſel. —————ç—ç—=— —— . Part ie bei Oberſtdorf — und ſie Leller. Kleine en Saal enn—“ hei alten iz glück. id ange s Geſicht . Es ſah 1 Schlaf⸗ ſich 0 t entſetzt nna, als zug und er Bruſt. chen die aß Dein unglück⸗ Du weißt hlt. Weil de Waren. nicht! Sie en.“ an. Das ung über⸗ m i Glut ge⸗ —— 40 beſtanden, — f und lag und nach n Krmen Arme ge⸗ ebte, gute, de Tränen und ſchlich — Nupp, Saatblüt „Großvater, lieber Großvater— wie ſoll ich Dir danken?“ Sie kniete vor ihm Er küßte ihre klare Stirn.„Du warſt das Glück meines Lebens. Hanna, bleibe es weiter!“ Wieder tönte die Klingel draußen. Der Pfarrer kam und mit ihm ſeine zahlreiche Familie. Der Großvater be⸗ grüßte ſie alle herzlich und warm. Um Mitternacht, als die Glocken läuteten, erhob ſich der Großvater und klopfte ans Glas.„Du haſt mir gezeigt, daß Du be⸗ ſtändig ſein kannſt“, ſagte er zum zu⸗ künftigen Schwiegerſohn, und nun richte ich die Bitte an Dich, auf einmal unbe⸗ ſtändig zu ſein! Caß Dein Studium fah⸗ ren und komm zu uns heraus. Unſer altes Erbgut ſoll mein Geſchenk für Euch an dieſem Silveſterabend ſein!“ 5 5* Ein Pflug für Kriegsinvaliden. Unter den Ueukonſtruktionen von Ackerbaugeräten für den Gebrauch durch Kriegsbeſchädigte wird von der Deut⸗ ſchen Candwirtſchaftlichen Preſſe beſon⸗ ders ein ſoeben von der Deutſchen Tand⸗ wirtſchaftsgeſellſchaft erprobter Pflug der oberbayeriſchen Pflugfabrik zu Landsberg am Lech genannt. Dieſer mit zwei Scharen ausgeſtattete Pflug kann von dem Führerſitz in Geſtalt eines Jahrradſattels faſt genau wie ein Fahr⸗ rad mit der Hand geſteuert werden, eben⸗ ſo läßt ſich vom Sitz aus auch der Cief⸗ gang leicht regulieren. Der Sattel iſt, entſprechend der Größe des Arbeiters, horizontal und vertikal verſtellbar. Zur Stütze des verletzten Fußes iſt eine eben ⸗ falls verſtellbare Hülſe vorhanden, die je nach Bedürfnis rechts oder links am Pfluge angeſchraubt werden kann. Um die Stoßkraft für den Kriegsverletzten ſo gut wie ganz zu beſeitigen, iſt der Sattel auf einer Federung befeſtigt. Winter in Oberſtdorf: Partie an der Hoffmannsruhe Wie der japaniſche und der franz ſiſche Bolſchafter einander beſtahlen. Daß in Rußland Stehlen nichts Kußer⸗ gewöhnliches iſt, weiß jedermann, und die hübſche Geſchichte von der Zigaret⸗ tendoſe, die der Jar für einen General anfertigen und durch irgendeine hoch- ſtehende Perſönlichkeit überbringen ließ und die dann auf dem Wege ihre echten Edelſteine— verlor, dürfte nicht nur hübſch erfunden, ſondern wirklich wahr ſein. Ueẽn und originell dagegen iſt, daß in Rußland etwas Geſtohlenes wieder zurückgebracht wird und das iſt in dieſer Geſchichte, die wahr ſein ſoll und die trotz Zenſur den Weg über die Grenze nahm, wirklich paſſiert. Eines der ſchön⸗ ſten Diertel in der Stadt Petersburg iſt das ſog. Diplomatenviertel, wo ſich dicht nebeneinander— leider, wie man ſehen wird, zu dicht— ein Botſchafterpalais neben dem anderen erhebt. In den letz- ten Wochen hat ſich dort ein Diebſtahl Aus Oberſtdorf: Bergftiedhof im Winter ereignet, der in den Kreiſen der Diplo⸗ maten großes Aufſehen erregte. Nicht. daß eine Wohnung ausgeraubt worden wäre— nein, im Gegenteil, nichts iſt von der Stelle entfernt, nichts demoliert worden, nur ein einziges Aktenſtück hat den Weg aus dem Botſchafterpalais ge- nommen Aber wie es ſcheint, hat gerade dieſes Aktenſtück beſonderen Wert, denn der franzöſiſche Botſchafter tat alles, um das Geheimnis aufzuklä⸗ ren. Und mittels eines großen Aufge⸗ bots von Detektiven kam man ſchließlich auf die Spur, und die führte über das Dach nach dem Uachbarhauſe, und dort wohnte— der japaniſche Botſchafter! Dieſer iſt ja wohl der Dertreter einer be⸗ freundeten Macht— aber auch Freunde ſollen vor einander Geheimniſſe haben — ſo meinte wenigſtens der franzöſiſche Botſchafter, und wahrſcheinlich hat er recht damit gehabt, wenigſtens von ſei⸗ nem Standpunkt aus. Kurz darauf wurde der japaniſche Botſchafter abbe⸗ rufen. Monotono, ſo hieß der Japaner, lud vor ſeiner Abreiſe alle ſeine Kollegen noch einmal ein, auch den franzöſiſchen Geſandten. Es wurde natürlich wieder von dem Diebſtahl geſprochen, wieder die Geſchicklichkeit des Diebes beſtaunt. Monotono beteuerte, wie ſehr es ihn freuen würde, wenn der Dieb erwiſcht würde. Paliologue, der franzöſiſche Bot- ſchafter, ſchien ſich aber allmählich mit dem Derluſt abgefunden zu haben, er meinte, daß die Akten chiffriert geweſen wären, daß mindeſtens 5 Wochen ver- gehen müßten, bis man ſie entziffert hätte—, und bis dahin kann ſich viel ereignet haben! Der Japaner bedauerte ſehr, daß es ihm nimmer vergönnt wäre, das Ende der Geſchichte zu erleben, da er ſich bis dahin längſt auf der heimreiſe befände. Mit verbindlichem Cächeln ſoll darauf der Franzoſe geſagt haben: Be⸗ dauern Sie mich nicht zu ſehr— bei den Aug. upp, Saarbrücken. P 2 7 5 3 Die Nebenprodukte der Kohle legt, und zwar in Geſtalt verborgener, „Berl. Illuſtr.-Geſ.“ jetzigen unklaren Derhältniſſen können auch Sie erſt zu hauſe mit Sicherheit ſagen, daß Sie vor einem ſolchen Dieb⸗ ſtahl bewahrt worden ſind. Darauf wurde von anderem geſprochen, und man war bis ſpät in die Uacht beiſammen. am nächſten Morgen gegen 6 Uhr ver⸗ nahm Monotono verdächtige Geräuſche aus ſeinem kirbeitszimmer, und als er herbeieilte, fand er ſeinen Aktenſchrank geöffnet, und auch ihm fehlte ein Akten- ſtück— auch nur ein einziges, aber ſehr wichtiges. Und abermals gelang es mit einem großen Detektivaufwand auf die Spur zu kommen— und die Spur führte über das Dach zum Uebenhauſe, und dort wohnte— der franzöſiſche Botſchafter! Und auch dieſer Diebſtahl ſoll großes Kufſehen erregt haben. Aber die Zeit, die zur Entzifferung der beiden chiffrier⸗ ten Aktenſtücke nötig war, ſoll längſt noch nicht verſtrichen geweſen ſein, als ſich beide Aktenſtücke ganz von ſelbſt bei der richtigen Botſchaft wieder einfanden. Die wiſſenſchaftlichen Ergebniſſe einer britiſchen Strafexpedition. Die wiſſenſchaftlich und vor allem vom Standpunkt der Dolkskunde ſehr intereſſanten Ergebniſſe einer britiſchen Strafexpedition, die im Jahre 1911 mit indiſchen Truppen gegen das in Brahma⸗ putra wohnende Aborvolk geführt wurde, liegen nunmehr in einem Werk des engliſchen Forſchers kingus Hamilton abgeſchloſſen vor. Wie einem Bericht hierüber von Cucian Scherman in peter⸗ manns Mitteilungen zu entnehmen iſt, waren damals nähere Einzelheiten über die Sitten des zur tibetobirmaniſchen Sprachfamilie gehörigen Aborſtammes an der Hordgrenze Aſſams noch ſo gut wie unbekannt. Die Abor, die ein kaum 100 Guadratkilometer umfaſſendes Berg- land bewohnen, bedrückten durch ihr kriegeriſches Huftreten die ihnen benach- barten Stämme und bedeuteten für die Briten einen Guell nicht endenwollender Grenzbeunruhigung. Während eines Vierteljahrhunderts war der Friede durch den in britiſchen Kolonialdienſten ſtehenden Ueedham, dem Mitbegründer der Aborſammlung des Münchner Ethno- graphiſchen Muſeums, nur mühſam auf⸗ rechterhalten worden. Die Ermordung der zur Erforſchung des Brahmaputra⸗ oberlaufs ins Aborgebiet gelangten Rei- putragebiet durch die Abor gefährden ſenden Williamſon und Gregorſon machte endlich einen energiſchen Feldzug not. wendig, der im Oktober 1911 mit einer indiſchen Truppenmacht von 5000 Mann und zwar meiſtens Gurkhas, und 4000 Kulis aus Aſſam unter dem Befehl des Generalmajors Hamilton Bauer unter nommen wurde. Dabei vermochte man endlich Aufſchluß über die Wohnſitze der Abor— zwiſchen dem 28. und 29. Cän⸗ gengrad am Brahmaputra und nord- wärts bis zur Waſſerſcheide des tibeti⸗ ſchen Hochplateaus— zu erlangen. Man ſtellte feſt, daß die Kultur der Abor ſehr viel Gemeinſames mit den ihnen ver⸗ wandten Stämmen zu beiden Seiten der Grenze Aſſam hat. Don beſonderem In⸗ tereſſe war das Derteidigungsſyſtem der Abor, nach welchem jedes Dorf durch eine Menge äußerſt liſtiger Dorkehrun. gen geſchützt war. Die Dörfer ſind mit einem Wall aus Baumſtämmen oder einem Palliſadenzaun aus Bambus um. geben. Der anrückende Feind wird vor allem durch ſcharfgeſpitzte und in Feuer gehärtete Bambusſtäbe bedroht, die ſchräg in die Erde geſteckt ſind und mit ihren Spitzen Gamaſchen, Schuhwerk und Fuß durchbohren. Ueber den Zugangs. pfaden ſind äußerſt kunſtvolle Felsblöcke aufgetürmt, die beim Anrücken des Feindes zum hinabrollen gebracht wer⸗ den. Auch ſind zahlloſe Fußfallen ange⸗ mit vergifteten Bambusſpießen geſpick⸗ ter Gräben. Beſonders bemerkenswert iſt ein Abwehrmittel, das aus einem an der Wegſeite im Dickicht verſteckten Bogen beſteht, der aus einem Bambus rohr den Weg mit vergifteten Pfeilen automatiſch überſchüttet, ſowie die An⸗ marſchierenden ein verſteckt über den weg gelegtes Bambusſeil berühren. Aus diefem Grunde geſtaltete ſich die Expedi⸗ tion ziemlich ſchwierig, als aber einmal dieſe Hinderniſſe überwunden waren, er⸗ wies ſich das Uebrige als eine ziemlich leichte Aufgabe, da die Abor wie iht N Uachbarſtämme wenig Kampfesfähigkeit bezeigten, ſowie ihre Defenſivmittel überwunden waren. dem Nahkampf weicht dieſer Stamm, wie aus dem von Hamilton gelieferten Material hervor, geht, faſt immer aus. Nach der Anſicht Schermans dürfte aber auch in Zukunft trotz der erfolgreichen Expedition die Grenzſtellung der Engländer im Brahma ſein. *. * Der Kampf gegen den Junggeſellen f in Frankreich. Die Erfolgloſigkeit aller bisherigel Bemühungen, um der Bevölkerungs- lb nahme in Frankreich zu ſteuern, hal einen Pariſer Leſer des C' Oeuvre ſo ſet erbittert, daß er dem Blatte den folgen“ den Dorſchlag einer Kriegserklärung al — 1 — — machte 3 not. t einer Mann d 4000 hl des unter e man itze der ). CTän⸗ nord⸗ tibeti 1. Man or ſeht N ver- ten der em In- em der durch zehrun⸗ nd mit oder us um⸗ ird vor Feuer t, die ind mit erk und gangs. Isblöcke en des ht wer⸗ n ange- orgener, geſpick enswert nem an rſteckten ambus. Pfeilen die An. ber den en. Aus Expedi⸗ einmal ren, er⸗ ziemlich vie ihre ähigkeit ſivmittel ahkampf dem von hervor- Anſicht Zukunft tion die Brahma gefährdet geſellen isherigel — „Aufn. d. 2 Erdekes Ujsag“. Serpentinenweg im Gebirge „Berl. Illuſtr.-Geſ.“ hie Junggeſellen ſendet, der wegen ſeiner Draſtik kurz wiedergegeben ſei:„In dieſer Zeit der Kriegsſteuern müſſen wir vor allem den Junggeſellen belaſten, der ein Cuxusartikel im ſchärfſten Sinne des Dortes iſt. Am beſten wäre der fol⸗ gende Plan: Der Junggeſelle vom 25. Jahre ab hat jährlich 500 Frs. Strafe zu zahlen. Wenn er ſich mit 30 Jahren noch immer nicht zur Ehe hat bekehren laſſen, iſt er ins Gefängnis zu ſtecken, um dort über ſein unpatriotiſches Derhalten nach⸗ zuſinnen. Und wenn er ſchließlich auch mit 40 Jahren ſich noch nicht zur hei⸗ rat entſchloſſen hat, möge die Regierung ihn auf geſetzlichem Wege nach der fran⸗ zöſiſchen Strafkolonie in Guyana ver⸗ bannen!“ Das Paradies des Albatros. Die Inſel Cayſan, ein zur Gruppe der Sandwichinſeln gehöriges kleines Ei⸗ land, ruft das beſondere Intereſſe des Ornithologen wach; denn ſie kann mit Fug und Recht das Paradies der Alba⸗ tros genannt werden, jener flugge⸗ wandten Seevögel, die einzeln oder in Gruppen oft tagelang im Gleitflug mit ſcheinbar unbeweglichen Flügeln den großen Ozeandampfern folgen und ſich gierig auf alle über Bord geworfenen Abfälle ſtürzen. Sie ſind ebenſo geſchickte Schwimmer wie Flieger; die Spannweite ihrer Flügel mißt reichlich fünf Meter bei einer Körperlänge von nur etwa 1,20 Meter. Ihr Gang iſt allerdings ebenſo plump, wie der ihrer Raſſe⸗ genoſſen, der Schwäne, Enten und Gänſe. Auf dem von Menſch und Tier ſonſt gänzlich unbewohnten Cayſan leben viele Cauſende dieſer Albatros, und daher wird die Inſel neuerdings durch eine engliſche Geſellſchaft ausgebeutet, und zwar nicht nur wegen des dortigen Guanolagers, ſondern auch der Albatros⸗ eier wegen. Die Vögel halten ſich dort zumeiſt von Hovember bis Januar auf; Sur 3. Kriegsjahreswende. Von Hedda v. Schmid. Zum dritten Mal ſchauen in blutigem Schein Das alte Jahr wir verſin ken Vielclück und viel Hoffnungen ſargten wir ein, Doch erneute Kraft ſoll uns winken. Ueber den Wolken der Engelein Chor— Erbitterter Kampf noch hienieden Wir blicken gläubig zum Himmel empor, Und warten auf ſiegreichen Frieden Wir Deutſche 3 ſchwächlichen Zu Nutz unſren Feinden allen—[Bund Es ſollen in Deutſchlands erhabendſter Stund Die Friedenspofaunen erſchallen. Wir halten durch, bis das Morgenrot Des herrlichſten Sieges uns grüßet, Dann wird der Kampffahre bittere Not Vieltauſendfach uns verſüßet. Der toten Helden gedenken wir ſtill In des dritten Kriegsjahres Wende Ueber uns Gottes allmächtiger Will', Den Sieg, o Vater, uns ſende! Wie ein blankes Schild ſei das neue Jahr Wir wollen nicht klagen, nicht we chen, Von Deutſchlands Größe ſo wunderbar Leuchten die Flammenzeichen. In hehrer ſtiller Silveſternacht Die Hände betend wir falten., Mit uns iſt das Necht— und göttliche Wird ſchirmend über uns walten. Macht ihre Brutzeit iſt Uovember Dezember, und ihre Ueſter ſind bloße CTöcher, die ſie in den Boden ſcharren und mit Gras und Reiſig ausſtopfen. Jede Albatros henne legt nur ein Ei— und wie un⸗ gemein zahlreich die Dögel dort hauſen, läßt ſich daraus erſehen, daß die engliſche Geſellſchaft von ihren zeitweiligen Can⸗ dungen ganze Schiffsladungen von dieſen Eiern nach Honolulu auf den Markt bringen kann. Wenn ſie ſich in dem tro⸗ piſchen Klima auch nicht lange friſch hal⸗ ten, ſo ſcheinen ſie doch dort recht geſchätzt zu ſein. Der vor, bildliche“ Jar. Die franzöſiſche und engliſche Preſſe kann ſich nicht genug darin tun, ihren Teſern immer wieder aufs neue vorzu⸗ führen, wie der Zar von ſeinen Sol⸗ daten vergöttert wird. Kürzlich machte durch die franzöſiſchen Zeitſchriften ein illuſtrierter Aufſatz die Runde, in dem erzählt wurde, daß alle ruſſiſchen Trup⸗ pen, ſelbſt die kleinſten Derbände, ein großes Bildnis Nikolaus II. mit ſich führen, gleichſam wie einen Calisman. Ein beſonders tapferer Soldat habe es in ſeiner Obhut, und auf dem Marſch ſei es auf einem Gefährt befeſtigt und ziehe den Truppen voran; dann halte der Wagen plötzlich am Straßenrande, und leuchtenden Auges und friſchen Mutes marſchierten die Soldaten am Bilde ihres Kaiſers vorbei. In friſch er⸗ oberten Städten werde es ſogleich als Symbol auf dem Marktplatze aufgerich⸗ tet, ehrfürchtig beſtaunt von den feind⸗ lichen Einwohnern und umjubelt von den ſiegreichen Kämpfern. So ſei der Zar ſtets mitten unter ſeinen Tapferen, und ihnen immer vor Augen. ueberall leuchte er ihnen voran: Don Czernowitz nach Bubapeſt, von Budapeſt nach Wien und von Wien nach Berlin— Das Bild wirft ſeinen Schein wirklich etwas arg weit voraus; zunächſt wird Däter⸗ chen ſeinen Koſaken wohl noch ein wenig weiter rückwärts leuchten müſſen. Hof⸗ fentlich wird ſein Bild darum nicht weniger gut behandelt! 8 „Photot. Berlin“ Deutſche Truppen verteidigen ſich von einer Bergſpitze in den Alpen 1 57 nN Druck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buchdruckerei G m. b. H. Ciefdruckanftalt in M.— tlich für die Nedakction: Dr. Fritz Soldenbaum. 2 I IIAUS ALLER WELT II II eipz.— 8 8 1 5 2 Der zam Sonderneut von Dußareft ernannte& v. Heinrich 5 5* 5 2 Derſelde ſtammt aus Marburg u. war bisher eee von Lille. f— ee e,— Aufdruch deniſcher Somme-Rämpfer vom Ousrtier nach der Stellung.„Leiyl bree wur. * hinter 2 1. Deutsche Laltautos then, Releks genomm, die aus— 5 mit 5 3 el Stämmen beſtehen, in Moſſul, türk. Kl.-Aſien) Berl. Jilſtr.-Geſ. * 7