ee he die ht Dr. t gärt⸗ ſen ſich hr Le⸗ etwas neiſen⸗ r Ver⸗ ich zu n, an porzu⸗ 872 0 3 5 5 zmpor⸗ i 5 5 8 ht man l 7 N ihrem f n N Rück-. N. Wie tachel⸗ eee jemein⸗ d. 5. 8 2 5 lauter a 1 f chmlos mer General-Anzeiger. Baöiſche Neueſte Nachrichten. nützlich 55. 8 weiter,. 1 ſtbaum f ich das Apfel⸗ d wenn meiſen⸗ fallen as ſich zerren en und ſie in es Ge⸗ Stunde jundert nſchäd⸗ on den tragen ich von hannis⸗ i f g in der 1 5„. 0 1 N 70 f. wächſe, 8 1— 5. i 5 6 N 8 i 5 ſt die fe des manche haben, ihrer Dieſe Blüten, er, die lt ſind 2 rsburg. e ö Auf der verfolgung. Kummer 47/48. Deutſche Artillerie auf dem Vormarſch durch ein erobertes Staäoͤtchen. 3. Jahrgang. a ee 1„See eee zee zee geg gege- zegOgEgZEEOEgG Der Staatsanwalt. Eine Geſchichte von Th. Ebner, Ulm a. D. (Nachdruck verboten.) Es fröſtelte den Herrn Staatsanwalt, als er in ſein Zimmer trat. Kein Wunder, es war das erſte Mal in lan⸗ gen Jahren, daß ihn ſein Amt gezwungen hatte, einer Hinrichtung beizuwohnen! Er trat ans Fenſter und ſah auf die Straße hinab. Der goldene Schein der Sonne lag auf den Dächern. Die drunten vorübereilten, der Arbeit zu, die hatten wohl alle den ſchrillen Klang der Armfünderglocke vor einer halben Stunde gehört und mit Schaudern daran ge⸗ dacht, was in dem hochummauerten Gerichtshof geſchah. Der Staatsanwalt fuhr ſich mit kalter Hand über die Stirne und ſchloß die Augen. Nur nicht mehr denken müſſen an das, was geweſen. Nicht mehr an den, der da vor ihm ſtand, wil⸗ den Trotz der Verzweiflung im bleichen Geſicht, mit dem Blick des todwunden Tieres— nicht Becher der Freude an die Lippen ſetzten und Und wenn er das erreicht hatte, dann— ſein Haar war grau und er war müde geworden im Ringen mit Schuld und Hinterliſt— dann wollte er ſich flüchten in eine weltferne Stille und dort von ſich tun alle Härte und in Milde und Güte Schäden heilen, ohne zu fragen nach Recht oder Unrecht. Er hatte ſeines Amtes ge⸗ waltet in unerbittlicher Strenge gegen ſich und andere. Es gab für ihn keine Möglichkeiten oder Wahrſcheinlichkeiten. Die Tatſachen nur ließ er reden und gelten und unter ſie zwang er alle, deren Geſchicke man in ſeine Hände legte. Hart und grauſam nannte man ihn. Aber da war doch keiner, der ſagen konnte, daß er einmal das Recht gelockert und die Schuld verkleinert habe. ** * ** Ja wohl, ein drängender Ehrgeiz hatte ihn immer beſeelt. Und doch war auch er einmal ein anderer geweſen. Einer von denen, die den ihn leerten in langen, dürſtenden Zügen. Da⸗ nannte ſeinen Namen als den eines Mannes, der eine große Zukunft vor ſich habe. .**** Ja, er war einer, der eine Schuld mit ſich durchs Daſein ſchleppte, die er nicht los wurde. Er hatte geſiegt. Aber an dem Tage, da ihm Elſe Frieſen mitgeteilt hatte, daß ſie übers Meer geflohen ſei, um in der Ferne ihre Schande zu verbergen, da war es ihm geweſen, als ſtünde er vor einem Richter, der keine Gnade und Erbarmen kennt. Er hatte im Stillen nach Elſe geforſcht— vergeblich! Keine Kunde von ihr war je mehr in die Heimat ge⸗ kommen. Und er mochte ſich tkauſendmal ſagen, daß er nicht ſchlechter gehandelt habe, als viele vor ihm und nach ihm— die Stimme ſeines Gewiſſens war mächtiger als alles andere. „Herab von deinem Richterſtuhl!“ ſchrie es in ihm.„Wie darfſt du Recht ſprechen über an⸗ dere, und biſt doch ſelbſt einer der Schuldigen!“ 2 70. War in den vielen Jahren ſeitdem ſein Ge⸗ wiſſen müde geworden nicht auch ſein Richter mehr hören den heiſernen Schrei des letzten Fluches gegen ſeine Richter———1 Wie hatte ſich der Staatsanwalt geſträubt, in dieſem Falle ſeines Amtes zu walten. Es war etwas in ihm, das ihn warnte und mahnte, die Hände davon zu laſſen. Etwas, das er ſich nicht deuten konnte, und das doch Tag und Nacht und Stunde um Stunde vor ihm ſtand, wie ein dunkles, unheilvolles Rätſel. Damals, als er zum erſten Male den Verbrecher vor ſich ſah, als dieſer kalt und hart erzählte von ſeiner Tat, und hartnäckig ſchwieg auf alle Fragen nach ſeiner Vergangenheit, da war es ihm, als ginge ihm ein Schauer durch den Leib, als griffe ein Entſetzen nach ihm, dem er doch nicht entrinnen konnte. Aber als er ſah, daß er ſeine Pflicht erfüllen mußte, daß er es war, nach dem Recht und Ge⸗ rechtigkeit riefen, da war es auch über ihn ge⸗ kommen wie finſterer und unbeugſamer Starr⸗ ſinn. Er wollte den Kampf aufnehmen mit dem Rätſel, das vor ihm ſtand. Er wollte, daß der Mörder, dem ein junges, blühendes Men⸗ ſchenleben zum Opfer gefallen, ſein Verbrechen büße, mit der ganzen Strenge des Geſetzes. Gefangene ſtalieniſche Offiziere. Typiſche mals vor vielen Jahren, als er noch Amtsrich⸗ ter in der kleinen Kreisſtadt war— das war ein Leben geweſen voll Luſt und Liebe! Sie waren ja ohnedem ganz toll geweſen mit ihm. Er war eben nicht wie die anderen. Nicht weich⸗ mütig und geduldig. Hart und raſch hatte er auch das genommen, was ſich ihm bot. Das war es ja gerade, was ihnen an ihm gefiel. So eine Herrennatur! Das war man nicht ge⸗ wohnt in den kleinen Kreiſen bürgerlicher Eng⸗ herzigkeit. Das ſchlug durch und gab zu reden! Er gewöhnte ſich raſch an ſeine Erfolge.— Nur daß doch eine da war, die ihm Trotz bot, das ließ ihm keine Ruhe. Eine, die er begehrte mit allen ſeinen Gedanken, weil ſie kalt war und ſtolz wie keine andere. Daß ſie arm war und ſchutzlos, was kümmerte es ihn! Er wollte nicht weichen! Niemals erfuhr jemand, was ge⸗ ſchehen war. Eines Tages war Elſe Frieſen verſchwunden, Amtsrichter Gelben ließ ſich ſo machte Karriere. Man ſprach in der Kreisſtadt noch eine Zeitlang von ihm und ſeinen Erleb⸗ niſſen. Mit der Zeit vergaß man auch ſeiner. Und er— blieb einſam und allein! Man raſch wie möglich in die Reſidenz verſetzen. Er, Vertreter der italieniſchen Infanterie. verſtummt? Und was war es denn, das heute gerade an ihm gerüttelt hatte? Heute, wo die Sonne ſo⸗helle ſchien und der Gerechtigkeit ein blutiges Opfer gebracht worden war. Warum hatte der Mörder, dem doch nur geſchah, was ihm gebührte, ſeinen Blick förmlich hineinge⸗ krallt in den ſeinigen? Und noch vor dem Schaffot den Kopf nach ihm zurückgewandt, als müßte er ihn durch die ſchwarze Hülle hindurch noch einmal ſuchen und treffen. Der einſame Mann vor dem mit Akten beladenen Tiſch fühlte, wie das kalte Entſetzen nach ihm griff. Es war ihm, als legten ſich eiſerne Fäuſte um ſeinen Hals, die ihm den letzten Atem nahmen. Als wüchſe vor ihm aus dem Boden empor eine düſtere Geſtalt, die ſich zwiſchen ihn und das Sonnenlicht ſtellte. Als ſchrillte wieder der Ton der Armſünderglocke an ſein Ohr, und müßte er noch einmal nach dem Stabe greifen, ihn über dem Leben des Mörders zu zerbrechen. So ſaß er da und ſtarrte hinein ins Leere! Er fühlte: es mußte etwas kommen, ſo grauen⸗ haft und furchtbar, daß es ihn zermalmte wie das Rad ein Sandkorn. Etwas, das ihn dem Hohn und Spott derer preisgab, über deren „eee zes zesse eee zee gez eee eze=e: 0 Seger νενε˙νενοεE%N.%,E wen. 7 272 17 8 4 11 11 8 8 15 1 0 0 11 11 8 1 11 10 8 3 117 90* 9 90 1 8 9 11 11 8 2 15 11 8 2 11 11 8 2 11 11 2 4 11 11* 2 90 11 8 5 11 11 211 2 4 90 8 9 1* 11 8 11 2 er 1 1 31 2 0 1 7 0 1. 11 4 4 1 7 1 1 1 91 2 1 5 1 1 4 1 1 2 9 1 g 7 N 9 7 1 9 0 1 ö 10 90 2 1 0 f 0 2 ! 0 ö 0 * t 0 1 ö 2 d 1 0 i U N E. d i. k. 41 4 11 0 8 ines 1 esegosesegese ses g ον,TVukyez eee s ge SeeZegegesesesegese ges e egesesesesesegegesesesegesese geg 6 e . 4 5 5 2 Geſchick er entſchieden in langen Jahren. Und 1 5 das hängte ſich an ihn mit Zentnerſchwere, das ſich 7 1 bohrte ſich hinein in ſein fieberndes Hirn und rde. 2 peitſchte ſeine Gedanken durcheinander bis zum 1 ihm 3 2 Wahnſinn. Fiel da nicht ein Tropfen warmes bers 3 2 Blut auf ſeine Hand. Und brannte durch bis ihre 5 auf die Knochen, und ging ihm durch die Adern eſen, zz wie glühendes Blei! i keine 7 5 Heiliger Gott! Und das alles, alles, weil er im Z getan hatte, was geſchehen mußte, ob durch ihn deine J] J Toder einen anderen! ge⸗ 4 95 Schwer ſank die Hand herab auf die Platte 1 agen, 2 4 des Tiſches. Das Päckchen Briefe da— ja wohl, viele 3 1 er entſann ſich. Der Gefängnisgeiſtliche hatte eines 5 es ihm gebracht. Die letzte Habe des Mörders, dere. 20 und ſeine Bitte, es erſt nach ſeinem Tode zu 5 8 in leſen. Er ſchleuderte es zurück, als hätte er 90 au, 1 nach heißem Eiſen gegriffen. Aber war es 5 gen! 1 nicht, als ſchöbe und drängte es ſich ſelbſt wieder a J in ſeine Hand? Als ob ihn einer, der neben 8 3 8 0 1 47; 5 Ge⸗ 2 ihm ſtand, zwänge, die Schnur zu löſen, die es. ichter zuſammenhielt. Und da war es, daß über ihn 5 eine große, entſetzliche Ruhe kam. Wie wenn 2 92 2 ein anderer aus ihm herausläſe, was des Mör⸗ 0 2 N 2 * 0. 795 5 3 9 8 1 ders Hand geſchrieben. Wie wenn einer gerade 8 ins Zimmer getreten wäre und nun auf das Die ſiegreiche Offenſive gegen Italien. Bufa 1 ö vergilbte Bild vor ihm ſtarrte. Das Bild eines Eine Vormarſchſtraße in den Auslaufern der Kärntner Alpen. 1 0 des Daſein verſchuldet. Ja wohl, er kam— und als ein Verbrecher, als ein Lump ſtand ich ge⸗ feſſelt vor Ihnen. Der Narr, der mir damals 8 : über den Weg lief und mit ſeinem höhnenden 2 ö 7 Lachen meine Wut zum Wahnſinn ſteigerte— 2 1 er hat ſich gewehrt um ſein Leben. Aber meine 1 1 amerikaniſche Klinge ſaß gut. Ich wollte und ö mußte Geld und Brot haben! Das war es. g Und ſo wurde ich der Mörder und Sie der Rich⸗ ter. Vater und Sohn. Ein nettes Bild, nicht, Herr Staatsanwalt? Und eine Heldentat von Ihnen. Großartig. Schade, daß ſie mich den Kopf koſtet. Aber meine Rache habe ich. Und das genügt. Was meiner wartet, danach frage ich nicht. S'iſt doch eine tolle Welt, nicht wahr? Doch nun genug. Die Nacht kommt. Ich will lange ſchlafen und von meiner Mutter träu⸗ men! Und dann, wenn der Morgen kommt, werden wir uns noch einmal ſehen. Mir bangt nicht vor dieſem Morgen. Aber Ihnen, Herr Staatsanwalt? Freddy.“ **** 5 Niemand hatte den Schuß im Zimmer des Staatsanwalts gehört. Er lag mit dem Ober⸗ körper über der Platte ſeines Schreibtiſches. ——— ———— Die ſiegreiche Offenſive gegen Italien. Bufa Der Fall war tragiſch. Ein paar Tage ſpäter Italiener bringen ihre verwundeten Kameraden hinter unſere Einien.— und man ſprach von anderem! ſchönen, jungen Mädchens mit ernſten, traum⸗ 2 1 1 1 d e N e heute 2 haften Augen! Und er las! 1. 5 1 bo die„Herr Staatsanwalt! Auf ihrem Sterbebett een f 0 it ein hat meine Mutter mir dieſes Bild gegeben und 0 zarum mir Ihren Namen genannt. Drüben habe ich ö was ſie begraben. Wir haben miteinander geſchuftet 0 einge⸗ und gearbeitet. Sie hat nie über ihre Ver⸗ 4 dem gangenheit geſprochen und niemand angeklagt. 7 dt, als Sie war eine ſtolze und ſtarke Frau! Sie hat 0 durch ſich die Hände blutig geſchafft und mich groß ge⸗ name zogen. Ich war ein wilder und heißblütiger 5 b Tiſch 1 Junge. Vor niemanden habe ich mich gefürch⸗ 99 griff. tet. Ich habe in der Wut meines Zornes man⸗ 3 te um chen böſen Hieb und Stich getan! Nur vor ihr N ihmen. und ihrem ſtillen Blick hat mir gebangt. Wie 0 r eine ſie tot war— in der letzten Stunde hat ſie mir 2 d das erzählt, was mit ihr geſchehen— da habe ich 4 er Ton der Welt und den Menſchen geflucht, die ge⸗ 4 ißte er ringe Habe, die unſer war, veräußert und bin 3 n über herübergekommen, Sie zu ſuchen. Wie lange 0 ich hin und her gewandert bin als Strolch, mit N 1 N 2 Leere! wunden Füßen und zerfetzten Kleidern, mit f 3 ö. 0 rauen⸗ nagendem Hunger und gierigem Haß, ich weiß 3 19 r 2 te wie es nicht mehr! Sie mußte ich finden. Was a 3 l 8 0 n dem[ dann geſchehen ſollte, daran dachte ich nicht! Nur 5 5 3 deren immer weiter und weiter. Der Tag mußte Die ſiegreiche Offenſive gegen Italien. Bufa 5 41 kommen, wo ich vor dem ſtand, der mein elen⸗ Oruppe gefangener Italiener auf den Abtransport wartend. 7 25 Lege oo οαεοαοενενανοανν,ẽEl Ros οοοονοοονοννοοοοοονοοοοοοοοοοοοννννονννν,Tasesegezeze Koso οαοοινονννινν eee-e Eee Se eee zegesezeseze zee zee eee eee eee zee eee see ges ονεν,,Hwtöesg egg ˙οενννð,jueοαν. 5 I 15 e Fortſetzung 18/19. r hob mit unſicheren Händen den Krug und goß zuerſt am Waſchbecken vorbei, ſo benom⸗ men war er noch immer. Dann aber, als er in der kühlen Flut Hände und Geſicht gebadet hatte, reckte er ſich erfriſcht und feſt auf. „Wie gelähmt war ich! Das lag mir ſo arg in den Knochen! Und dazu der ver⸗ fluchte Traum. Aber nun wollen wir los⸗ gehen. Losgehen, ſage ich dir, Max, das ſoll eine andere Nacht werden, und was der Kitt koſtet, iſt mir ganz egal, wer weiß, ob ich wiederkomme!?“ „Das mit dem Wiederkommen iſt ja nn Unſinn, aber ſonſt läßt ſich gegen den Vor⸗ ſchlag niſcht ſagen. Gehen wir los, ich bin dabei und du haſt's Moos!“ „Habe ich und ſehe ich heute nicht an!“ Oskar Timm war wie ausgewechſelt. Er dehnte ſich vor Unternehmungsluſt und ſeine Augen blitzten: „Toll ſoll's werden einfach toll!“ „Alſo los!“——— Und es wurde toll. Im braunen Hirſch zogen ſich viele kleine Abteile, von Holzwänden umhegt, unter den Galerien des Tanzſaales entlang. In einem dieſer Abteile trank man, zum Entzücken des Wirtes und zum Neide mancher vorüber⸗ walzenden Schönen, ſtatt Bier Wein. Max Kemmler hatte zwei Freunde gefun⸗ den und begrüßt. Obgleich ſie Oskar Timm nur ganz oberflächlich kannten, wurden ſie ſofort von ihm eingeladen. Und jetzt ſaßen alle vier bei warmem Abendbrot. Frikaſſee von Huhn hatte der Ober mit der ganzen Inbrunſt ſeiner zungenſchmalzenden Ueberzeugung empfohlen, und als ſein weiterer ſachverſtän⸗ diger Rat in Anſpruch genommen wurde, Rotwein als paſſendes Getränk erachtet. „Mein Freund hier,“ hatte Kemmler ge⸗ prahlt,„hat in der Lotterie gewonnen und will Geld loswerden,——— er bezahlt alles—“ Der Kellner neigte ſich in ehrfürchtiger Bewunderung. „Dann alſo was Beſſeres von Wein?“ „Unſinn, das Beſte!“ erklärte Timm, und die Ehrfurcht des Kellners wirkte anſteckend auf die Gäſte des bevorzugten Abteils. Dann brachte der Friſeur Gertz, einer von Kemmlers Freunden, der dann und wann We doman von Ae iner Lanner 5 5 7 11 60 0 62 7 4717 L„N f tanzte und mit der unerwartet feinen Be⸗ wirtung geprahlt hatte, ſeine Tänzerin an den Tiſch. „Das ſchöne Fräulein kommt um vor Durſt, nicht wahr, Herr Timm, ich darf ſte aus meinem Glaſe mittrinken laſſen?“ Der Müllergeſelle fühlte ſich. „Das wär noch ſchöner, Herr Gertz, als ob's darauf ankäme. Ober, ein Glas für die Dame! Wenn Sie ordentlichen Durſt haben, brauchen Sie ein Glas für ſich.“ Das Mädchen legte ein paar rote, arbeits⸗ feſte Hände auf die Magengegend: „Durſt hätte ich ſchon.“ Und dann blieb ſie. Wo Tauben ſind, fliegen Tauben zu. Gertz lieferte neue Tänzerinnen ein. Es hatte ſich wie ein Lauffeuer im Saale ver⸗ breitet, ein Millionär feiere ſeinen Geburts⸗ tag—. Und als gar Gertz, der Tauſendſaſſa, ein ſtolzfriſierter Jüngling von geſellſchaftlichen Talenten, die Muſik aufforderte, daß ſie nach den wenigen paſſenden Worten, die zu reden ihn ſein Herz dränge, einen Tuſch ausbringen ſolle, wofür vorausſichtlich zwei Flaſchen Wein auf die Eſtrade geſchickt würden, da war der Abteil derart gefüllt, daß der immer auf⸗ merkſame Wirt eine Zwiſchenwand heraus⸗ nehmen ließ und Timm ſchließlich eine kleine Volksverſammlung tränkte. Gertz ſprach mit der Begeiſterung, die mehrere Flaſchen Rotwein— Einkaufspreis 80 Pfennig— irgend zu verleihen imſtande iſt. Er feierte den Pionier und Zukunfts⸗ helden Timm und ſchließlich machte die Muſik einen Skandal, der ſich auch nur durch die in Ausſicht ſtehende Weinprämie erklären ließ. Der aber, dem dies alles galt, befand ſich in höchſter Stimmung. Er glühte und trank weil er glühte. Ihn ſtörte es nicht, daß er, mit einem ein⸗ zigen Freunde hier erſchienen, jetzt auf ein⸗ mal ein Heer von Freunden zählte, er über⸗ legte nicht, daß dieſes Heer ein Söldnerheer der Freundſchaft ſei, ſondern war ſtolz, ſich all ſo etwas kaufen zu können. Um ſo ſtolzer, je weniger er's früher ge⸗ konnt hatte. Aber ſeltſam, wer ihn genauer beobachtet hätte, würde bemerkt haben, wie in Pauſen ein Schatten über ſein weindurſtiges Geſicht flog, wie er die Zähne aufeinander biß und Nachdruck verboten. 1 über der Naſenwurzel ſich eine Falte des Grimmes immer tiefer grub. Spürte er ſelbſt, was die anderen nicht ſpürten, dann griff er haſtig zum Glaſe und trank es aus. Ihm gerade gegenüber hing ein großer Regulator an der Saalwand. Erſt hatte er ihn intereſſelos beobachtet und den Fortſchritt der Zeit verfolgt. Dann aber wollten ſeine Augen nicht mehr von dem Zifferblatte und er mußte ſie ſchließen, um es nicht zu ſehen. Das lärmte und fjauchzte um ihn her. Alles freute ſich auf ſeine Koſten, aber nie⸗ mand von den Frohen dachte mehr daran, daß es ſo war. Egoismus des Vergnügens. Max Kemmler nur entſann ſich noch einen Moment. „Du, Oskar, nun wird's aber'ne Zeche! Hat der Onkel Rübenbacher ordentlich ge⸗ blecht, daß es dich nicht reut—?“ „Reut?“— lallte Timm.„Was ſoll mich reuen—?“ Das Wort ärgerte ihn. „Is ja gut, wenn's dich nicht reut. Ich überrechnete nur ſo, über dreißig Mark wird's ſchon machen— und zwei Uhr iſt's auch— 0 „Zwei Uhr!“ Die Augen, welche das Zifferblatt zu meiden gewußt hatten, hefteten ſich mit ſtar⸗ rem Ausdruck darauf. Ja, wahrhaftig zwei Uhr und jetzt hob auch der Schläger aus. In fünf Minuten würde er die Stunde melden. Da ſtand Oskar Timm auf. Wankend ging er. Der gutmütige Kemm⸗ ler war ſofort an ſeiner Seite: „Iſt dir ſchlecht? Du ſiehſt aus. Soll ich mit kommen?“— An der Säule der Abteilswand blieb Timm ſtehen. „Nein,— aber hole mir den Kellner, ich will bezahlen,— gleich—— und dann gehen, 4. ganz grau wir—— 1 Der Kellner wanderte eben vorüber. Kemmler hielt ihn an und bald rechnete er mit der Eilfertigkeit und Sicherheit, die der Beruf anerzieht. Oskar Timm bezahlte. Haſtig, unruhig. Vor dem fürſtlichen Herausgegeben von der Druckerei Dr. Haas, Mannheimer 5 e- es- oe e-e-e: 222=: S e 4 General-Anzeiger, G. m. b. H. Verantwortlich für die Schriftlei⸗ tung: Fritz Meyer, Duisburg. Druck: Carl Lange, Duisburg. 8 9880 989232303690 een 98 Seen 980 9389829880 Seeg eee ee: d eee f voten. des Seeger nicht und oßer te er chritt ſeine und en. her. nie⸗ aran, gens. einen zeche! ge⸗ mich Ich Mark iſt's t zu ſtar⸗ zwei aus. tunde emm⸗ grau blieb r, ich gehen, ete er de der lichen nheimer Hriftlei⸗ uisburg. — dn See ze zee eee neee Trinkgelde knickte der Kellner in Ergebenheit zuſammen. „Der wieder—“ Im Abteil gab es Proteſt. Es wäre ſo gemütlich geweſen; und wie die üblichen Ueberredungsphraſen ſonſt lauten. Sie verfingen ſämtlich nicht. Der Regulator ſchlug zwei Uhr, da flüch⸗ tete Oskar Timm ſo raſch aus dem Saale, daß ihm der Freund kaum folgen konnte. Kemmler war voll Bewunderung neben Timm dahergetrabt.„Wie ein Graf haſt du dich benommen,“ verſicherte er.„So was hat der braune Hirſch noch nicht erlebt und er⸗ lebt es nicht wieder. N großartiger Kerl biſt du, Oskar,'n anſtändiger,'n feiner Kerl! Aber ich hab im⸗ Herr kommen hoffentlich bald Sg: ee 22 Das tat wohl! geſtern Abend auch.. Dann zog er, während Kemmler ſchon, dem erſten Klingelzeichen der Ladenglocke gehor⸗ ſam, nebenan das Geſchäft eröffnete, die Kiſte unter'm Sofa hervor, öffnete das Vorlege⸗ ſchloß, ſchlug den Deckel zurück und nahm ein kleines Paket heraus. Als in dieſem Augenblick Kemmler wieder aus dem Laden trat, ſchrak er zuſammen und ſteckte das Paket unter ſeinen Rock. „Vom beſten Kaffee den ich hab, in ganzes Lot ſoll der Bruno nehmen und die Heringe, das tut Wunder, ſag ich dir—“ Der Wundertrank war eingenommen und es ging zum Scheiden. Ihm wurde beſſer wie „Alſo Max— nu laß dir's gut gehen— und wenn ich wiederkomme——“ N XIII. Das Pionierbataillon war jetzt monate⸗ lang im Felde und es hatte tüchtige Arbeit geleiſtet. Hauptmann von Koſtelwitz trug das Eiſerne Kreuz und brachte jetzt auch eins für den Feldwebel. Beide ſahen ſich ſtrahlend an. „Wohlverdient,“ ſagte der Hauptmann. „Das dürfen wir uns beide ſagen, lieber Franke, und das Gefühl gibt der Auszeich⸗ nung erſt den ganzen Wert! Die anderen zehn werde ich dann verteilen, macht mir ſelbſt die größte Freude.— Schade, mancher der's auch kriegen müßke, liegt eingeſcharrt, man's anders nachſagen könnte; Franke?“ „Jawohl, Herr Hauptmann—“ was, In dieſem Augenblick grüßte ein vorüber⸗ gehender Pionier mer große Stücke Rauf dich gehalten und geſagt: Der Oskar Timm is 'n edler, is'n guter Menſch,— hab ich immer geſagt——“ Daß der über⸗ ſchwenglich Ge⸗ prieſene nichts erwiderte, ſtörte den Lobredner, nicht und er war unerſchöpflich in den Beteuerungen ſeiner dankbaren Freundſchaft. Einen tatſäch⸗ lichen Ausdruck wollte, mußte er ihr geben und ſo beſtand er darauf, daß Timm ſein Bett benutzte und e ſich, wie er ſagte, aufs Sofa krümmte. i Dort ſchlief er mit ſchwerem Schädel, während Oskar auf dem beſſeren Lager noch lange keine Ruhe fand, obgleich auch er der Müdigkeit und des Weines voll war. Um ſieben Uhr weckte Bruno. Kemmler ſtöhnte: „Verdammt, das war zuviel dieſe Nacht! Aber, weißt du Oskar, ich habe in der Tonne delikaten Hering, das hilft, verlaß dich drauf; das hilft und in ner Stunde ſind wir beide geſund.“ Er erſchien auch wirklich bald nachher am Bett und präſentierte einen ſauren Hering. Timm nahm die Medizin und begann ſich anzukleiden. Auf dem Bettrande ſaß er, an allen Gliedern verſchlagen und— an die Auen⸗Mühle dachte er. Was dort geſchah zu dieſer Stunde. f i An die Auen⸗Mühle aber gerade wollte er nicht denken, an die nicht. Er ſtackerte zur Waſchſchüſſel und ſteckte das Geſicht in die * (Brigade Genova und kalte Waſſerfläche. 2020 — zwei gefangene italieniſche Brigade⸗Kommandeure Brigade Etna) werden mit ihren Stabsofffzieren im „Wieder das Gerede, Oskar, gewiß kommſt du wieder.“ 5 „Na ja, hoffentlich, und dann hol ich mir die Kiſte. Wenn nicht, is ſie dein! Du warſt mein einziger Freund—, bloß Geld hatteſt du nich—“ Bei dieſem für Kemmler rätſel⸗ haften Gedankengang brach er ab und ſchloß ohne Spur logiſchen Zuſammenhanges: „Aber'n wirklicher Freund warſt du, armes Luder, und Gott vergelt dir's!“ Zunächſt ging er nach dem Bankhauſe Lämmerhirt& Buch, wo er ſein Paket in Depot gab, wanderte noch ein Stückchen in tifen Gedanken über die die Stadt ring⸗ förmig umgebende Promenade und ſtellte ſich Schlag zehn Uhr zum Militär. Beim Appel ſagte der Pionierfeldwebel Franke zum Hauptmann von Koſtelwitz auf deſſen Frage über Mannſchaftsqualitäten: „Zu Befehl, Herr Hauptmann, alles gut und ſchön, aber der Timm iſt ein elend ſchlap⸗ per Kerl, der kann uns den ganzen Krieg ver⸗ ſchandeln.“ 5 die Vorgeſetzten und ſchritt dann weiter. Koſtelwitz ſchau⸗ te ihm nach. „War das nicht?“ „Zu Befehl, Herr Hauptmann, das war Timm—“ „Ueber den Sie?“ „Jawohl, über den ich meine großen Zweifel hatte, damals, als er eintrat—“ „Nun und—2 Wenn ich mich recht entſinne, war er, als am Donnerstag die Drahtverhaue im tollſten Feuer be⸗ ſeitigt werden mußten, unter den erſten—?“ „War er, Herr Hauptmann. In dem Manne habe ich mich gründ⸗ lich geirrt—“ „Hm, brav, daß Sie das eingeſtehn. Einen Irrtum zu bekennen ehrt den, der's tut, mehr, als das Rechtbehalten.“ i 5 „Zu Befehl, das glaube ich auch. Ein ſonderbarer Menſch iſt er noch heute, der 3 3 33 — 88 5 Auto abtransportiert. Timm. Ich hab ihn noch nicht lachen ſehen, ſelbſt wenn Fiſcher, unſer ſchnoddriger Ber⸗ liner, ſeine Witze macht. Still iſt er und ver⸗ ſchloſſen und, wenn's gilt, doch ein Drauf⸗ gänger, den man bändigen muß! Ein ſonder⸗ barer Kerl!“ f „Sp etwas wie unglückliche Liebe daheim, vielleicht?“ „Das glaube ich nicht. Den Habel, der aus dem Nachbardorf iſt und mit Timm zu⸗ ſammen auf der Schulbank geſeſſen hat, fragte ich auch ſchon, aber der ſagte: Ne Erbſchaft hat er gemacht, der Timm und die drückt ihn, mit den Mädeln hat er's nie viel gehabt—“ „Allerdings ſchnurrig! Von lachenden Erben habe ich gehört, von ſolchen, die das Geld traurig gemacht hätte noch nicht. Aber wiſſen Sie, was ich denke?“ „Nein, Herr Hauptmann—“ „Der holt ſich unſer Kreuz auch noch—“ brave Männer, alle, alle, da iſt keiner, dem Sn 2 8 * 20 4 4 4 5 8 98 es 262 ee: e zezesezezeze zee ze ezezeesezeze z ezezezgezezezeze zee zee zee zee zee ee ze zz: 0 „Wenn er's erlebt, mann, aber man muß ja geradezu auſpaſſen, daß er nicht zu leichtſinnig ins Zeug geht.“ In die Pioniere kam lebhafte Bewegung. Die Feldpoſt war eingetroffen. Jeder nahm ſeinen Heimatgruß in Emp⸗ fang und jeder, der dienſtfrei war, verſenkte ſich in die ſehnſüchtig ungen. „Oskar Timm!“ klang die aufrufende Stimme und der ſchwarzhaarige Pionier fuhr empor. Für ihn etwas aus der Heimat? Für ihn? Wer dachte an ihn? Er trat vor und nahm einer Feldpoſtkarte ſowie eine Druckſache in Empfang. Auf eine Lichtung des ſpät⸗ herbſtlich gelben Waldes ſetzte er ſich, und während die unter⸗ gehende Sonne alles mit Glut übergoß, las er: Lieber Oskar! Da Du doch aus Schwal⸗ bentaler Gegend biſt, denke ich, wird der Artikel was für Dich ſein, den ich Dir in unſerem Anzeiger blau ange⸗ ſtrichen habe. Sonſt iſt hier nichts los. Den Bruno habe ich nun wirklich rausge⸗ ſchmiſſen. Er fraß mehr But⸗ ter als er verkaufte. Womit Dich grüßt Dein lieber Freund Max. Deine Kiſte iſt noch da. Das ſtand auf der Karte. Alſo hatte doch jemand ſeiner gedacht. Max Kemm⸗ ler, die treuherzige Seele. Sonſt kümmerte ſich kein Menſch um ihn und an Lie⸗ besgaben bekam er nur aus den großen Allgemeinſtif⸗ tungen, während faſt alle ſeine Kameraden ihr Sonderpaket⸗ chen fortzutragen pflegten. Ja, er war einſam in der Welt. Ziemlich gleichgültig zerriß er den Umſchlag der Kreuz⸗ bandſendung. Was mochte in der Schwal⸗ bentaler Gegend geſchehen ſein, das ihn intereſſieren ſollte? Und dann intereſſierte es ihn doch und in einem Grade daß er zitterte. i Scheu ſah er ſich um. Hinter einen Buſch zog er ſich zurück und vertiefte ſich in den Ar⸗ tikel der Zeitung. „Schwurgerichtstagung. In der bevorſtehenden Sitzung des Schwurgerichts kommt auch der Mord an dem Viehhändler Klenke zur Verhandlung. Unſeren Leſern wird noch in Erinnerung ſein, daß der wohl⸗ habende Mann am 2. Auguſt ds. Irs. im Auenſee, wo dieſer an Berghammer ſtößt, tot aufgefunden wurde. Feſtgeſtellt iſt, daß Klenke in der Nacht vorher in der Berg⸗ hammerkantine von dem Bauerngutsbe⸗ ſitzer Martin Eilert aus Schwalbental tätlich bedroht worden war und daß beide darnach auf dem Wege nach Schwalbental unter einer Linde zuſammentrafen. Auch andere Er⸗ mittelungen belaſten den wegen ſeiner Ge⸗ walttätigkeit übel beleumundeten Eilert aufs 22 222 erwarteten Mitteil⸗ Seneral Foch, der Oberbefehlshaber jawohl, Herr Haupt⸗ Schwerſte, und auf ſeine völlige Ueberführ⸗ ung wird gerechnet, trotzdem er leugnet. Oder vielmehr leugnete, denn in eigen⸗ ſinnigem Trotz ſoll er ſeit Monaten überhaupt jede Ausſage verweigern. Jedenfalls ſieht man dieſer Verhandlung mit beſonderer Spannung entgegen.“ i Der Leſer war längſt fertig, ſtarrte aber immer noch auf das Blatt. Mit gepreßten Lippen, gefurchter Stirn und finſtern Blicken ſaß er da. Dann ſeufzte er auf, zerknüllte die Zei⸗ tung und hielt ſie als Papierkugel in der Fauſt. „Nanu, Oskar, biſt du verrückt?“ frägte eine Stimme und ein junger, ſommerſproſſi⸗ — ger Pionier kam durch das fahle welke Gras daher.„Kriegt der Menſch eine Zeitung und macht ſie kaputt. Wenn du ſie nicht brauchſt, ich leſe jede Zeile, man erfährt doch was, gib her, die mach ich mir nochmal glatt.“ Timm raffte ſich zurecht. „Ach was, Berthold, was ſoll mir der Klatſch. Ihr alle kriegt was nützliches——“ „Sehr nützliches,“ ſchmunzelte Berthold Habel und biß von einer Schlackwurſt einen ganzen Fetzen ab.„Willſt du'in Stück, ſonſt wird's auch ſo alle——“ „Danke——“ „Na, und du?“ „n Klatſch aus Schwalbental iſt Erfriſchung.“ Habel kaute eilig, um ſprechen zu können. Endlich quetſchte er ein paar Worte hervor: meine 55 der franzöſiſch⸗engliſchen Hilfsarmee für Italien. OZ-e zee eee zee Ge ge zee zee: „Aus Schwalbental! Das iſt gerade was für mich—, gib her, gib her!“ Timm konnte nicht anders, er mußte den zerknüllten Bogen ausliefern, und nun las der Kamerad und Landsmann die Notiz. Sich den Mjuund wiſchend, ſagte er: „Na, da werden ſie's dem Martin ja be⸗ ſorgen—“ 5 Lauernd ſchielte Timm auf den Sprecher. Endlich ſagte er: „Meinſt du?“ „Das iſt doch ſicher—“ „Aber erſt müſſen ſie es ihm beweiſen—“ „Du denkſt, weil er's beſtreitet—“ 70—*9 „Das nutzt ihm niſcht, da machen ſie kur⸗ zen Prozeß, noch dazu, wenn er bockbeinig iſt und über⸗ haupt niſcht ſagt. Aber ſo iſt der Martin, wenn dem was nicht paßt——“ „Aber wenn er unſchuldig wäre—“ „Soll er's Maul aufmachen und Auskunft geben—“ „Aber—, aber—— und 'n Mord ſoll's ſein——“ „Nu ja,'n Mord—“ „Da gibt's Todesſtrafe?“ „Wart mal, ich beſinn mich, grad wie wir ausrückten, hörte ich's noch, es fehlte ja Klenkes Geldkatze?“ Timm krampfte mit beiden Händen ins Gras. „Ja, ich glaube—,“ mur⸗ melte er tonlos. „Dann iſt's Raubmord und da hilft ihm kein Gott, da „Aber— aber——“ „Nee, nee, da is es faul! Aber was haſt du denn? Is dir der Eilert ſo ans Herz gewachſen? Dich hat er doch gerade noch im Waldvorwerk ordentlich vertobackt, acht Tage ehe wir fortmußten—“ „Deshalb glaube ich doch nicht, daß er einen Raub⸗ mord begangen hat. Der nicht, der nicht!“ Habel überlegte: „Recht haſt du, wenn man ſich's ordentlich überlegt, das hätte man dem Eilert nicht zugetraut. Gerade das nich—“ „Na alſo—“ „Aber da kommt's nich drauf an, was man ihm zutraut, ſondern ob die Beweiſe klappen—“ „Einen Unſchuldigen könnte man——— hinrichten?“ „Dann is er eben nich unſchuldig—— „Es geht um ein Menſchenleben—“ Der Sommerſproſſige lächelte bitter. „Du lieber Gott, ich dächt, wir hier ſehen täglich Unſchuldige ſterben, können ſelbſt jeden Tag drankommen. Uns kann doch ſo was nich aufregen!— Alſo das Blatt kann ich mir behalten?“ 8 Habel ging und Timm blieb ſitzen. Der Abend ſank herab, er ſaß und ſann. Berthold Habel hatte recht. Das Men⸗ ſchenleben ſcheint gewaltig im Werte geſun⸗ 4. ken, wenn es täglich tauſendfältig aufs Spiel F A o re heißt's antreten bei Schwietz.“ 20 220 1 9 1 goes eee eee eee o Segesegesgesegese 20 a 2 ogg es-ez-ese ses eze 2== sezeze ze was den 2 las kotiz. be⸗ gez-e es- eee: echer. kur⸗ weun über⸗ ſo iſt was uldig achen und 4 fe„HN mich, kten, te ja eiden mur⸗ und t, da ietz.“ ehen elbſt ch ſo kann in. Nen⸗ ſun⸗ Spiel! 1 Sen 2 σαι 2 20 gege- e S== 2 Seger 9 n ener e degesesesegegesesegegesesesesegegegesesegege gez geſetzt wird, wenn täglich Tauſende von Un⸗ ſchuldigen es hinwerfen müſſen. Und doch! Und doch! Wie anders iſt es, wenn es je⸗ mand hergibt für einen großen, ſtolzen Ge⸗ danken, in heiliger Pflichterfüllung, als Märtyrer des Vaterlandes, oder ob mau ihm das Leben nimmt in Sehimpf und Schande! In Schimpf und Schande einem Unſchuldi⸗ digen! Da nimmt man nicht bloß das arm⸗ ſelige bißchen Leben, da nimmt man das, was dem Leben erſt Weihe und Inhalt gab, die Ehre! Dem ſchlichten Müllergeſellen war das nicht in wohlgeſetztem Wortgefüge geläufig, aber er fühlte es mit bezwingender Allge- walt. Und wie es ihn packte, ſprang er auf und rannte ein Stück waldeinwärts, als feitſchte dies Gefühl auf ihn ein, Er mußte zurück. * OO gez O gez ezezeze Feinde vor Augen liegenden Abhang hinab an die Brücke zu gelangen. Der Schwierigkeit der Ausführung ent⸗ ſpricht der Preis, das Kreus erſter Klaſſe—, ich bin ſtolz auf die zweite und habe keine Hoffnung, die erſte je zu erlangen,— aber der Tod war keinem von uns je näher als dem, der es wagt. Freiwillige vor!“ Eine ruckartige Bewegung ging durch die Truppe. n Blaß und erregt und doch entſchloſſen drängte ein halbes Dutzend von Burſchen vorwärts. 5 Der Hauptmann ſah ſie in bewundernder Liebe an. „Sechs Mann! Wen von Euch wähle ich, oder wollt Ihr loſen?“ Da trat einer noch weiter vor: „Herr Hauptmann——“ z mann!“ beharrte Timm. „Haben Sie Verwandte?“ „Nein, niemanden auf der Welt.“ zurück.“ Nur einer blieb neben Timm ſtehen. Der Hauptmann entſchied: „Gut, Timm, Sie gehen, und iſt ein zwei⸗ ter Verſuch nötig oder möglich, ſo macht ihn Frege. Die Brücke wird geſprengt, der Be⸗ fehl wird ausgeführt, das verſteht ſich von ſelbſt! Kompagnie abtreten!— Timm, neh⸗ men Sie die Patronen in Empfang, in einer halben Stunde gehen Sie los.“ „Zu Befehl, Herr Hauptmann!“ Der Offizier war an Timm herangetre⸗ ten und reichte ihm die Hand: „Kommen Sie einmal, Timm.“ Der Dienſt konnte ihn jeden Augenblick fordern. Daß er's täte. Matt, beklommen ging er ins Quartier. Um Mitternacht gab es leiſen Alarm. Der Hauptmann erſchien und hielt eine Anſprache an die aus dem Schlummer ge⸗ ſcheuchte Mannſchaft: „Pioniere! Von höherer Seite iſt ein Be⸗ fehl gekommen, der ausgeführt werden muß und der dem, welcher ihn ausführt, das Eiſerne Kreuz erſter und zweiter Klaſſe, — oder den Tod bringt. Eine große Be⸗ wegung iſt im Gange, über die Einzelnes nicht mitgeteilt wird und nicht mitgeteilt werden kann. Dieſe Bewegung iſt nur mög⸗ lich, wenn eine Brücke geſprengt wird, die den Feind inſtand ſetzen würde, uns in den Rücken zu fallen. Dieſe Brücke aber liegt in der Talmulde vor uns, hinter dem Buchen⸗ wald. Die Aufgabe muß von einem Einzel⸗ nen ausgeführt werden, da es nur ihm viel⸗ leicht glückt, über den ganz offenen, dem Artillerie-Kampf an der Weſtfront. „Was wollen Sie, Timm?“ „Ich bitte, Herr Hauptmann, laſſen Sie mich gehen. Ich muß gehen, Herr Haupt⸗ mann!“ Die Stimme ſchien in Erregung zu zer⸗ brechen. „Sie müſſen, Timm? Sie wollen doch wohl—?“ „Ja, ich will „Seltſam. Die anderen Fünf haben das gleiche Recht wie Sie, das Eiſerne Kreuz erſter Klaſſe oder den Tod zu erwerben. Das ſehen Sie ein, Timm?“ „Zu Befehl, Herr Hauptmann!“ „Wackere Jungens. Der Tod iſt wahr⸗ ſcheinlicher als das Eiſerne Kreuz. Die Brücke wird geſprengt werden, darauf ver⸗ laſſe ich mich, aber wenn ſie geſprengt iſt, weil der tapfere Mann ſie unbemerkt errei⸗ chen konnte, ſo wird er nicht unbemerkt zu⸗ rückkommen. Dann erſt beginnt für ihn die Gefahr. Bedenkt das, Ihr Fünf!“ 2 eee 9 93* 9 % 0 ogg geg 4 ene 4 80* 8e 62822 (Nach einer engliſchen Zeichnung.) Er führte ihn abſeits in die Nacht hinaus. Dann ſprach er weiter:„Mit Ihnen iſt's was Beſonderes. Ihr ganzes Weſen iſt dem Feldwebel aufgefallen. Haben Sie einen Kummer, der Sie das Leben verſchmähen läßt, haben Sie das Bedürfnis, darüber jetzt, angeſichts des Todes, mit jemandem zu reden? Ich bin verſchwiegen wie das Grab und Ihnen könnte es wohltun.“ Einen Augenblick ſchwankte der junge Mann, aber nur einen Augenblick, dann fagte er in ſtraffſter Haltung: „Zu Befehl, Herr Hauptmann, nein!“ Der Vorgeſetzte ſchüttelte den Kopf. „Alſo nur des Eiſernen Kreuzes erſter Klaſſe wegen. Mögen Sie es erringen! Sie ſind ein ganzer Soldat, dieſen Ehrennamen gibt Ihnen Ihr Hauptmann mit auf den Weg. Gehen Sie und Gott nehme Sie in ſeinen Schutz.“ Der Feldwebel wurde herbeigerufen. Fortſetzung folgt.) Seen ee 922 „Ich bitte um den Befehl, Herr Haupt⸗ „Ihr anderen! Wer Verwandte hat, trete 2 „rg οg greez zee 9 2a 22 ere ea 8 eee eee L 0 U Aae Aae l l Asie 210 Lanòͤbaumotor„Lanz“ beim Pflügen an der Weſtfront. 5 — 475— IN 8 ö 5 7 8 — 10 8 5— 0— N 8 155„ 2 5 8 2 7. 5 g 5— 5 Lanòͤbaumotor„Lanz“ als Tractor mit Seilzugvorrichtung zum Roden an der Weſtfront. 5 i 9 7 1 ü f A Au H ſſaſdrcarpanppr rann Lu