ꝶũõ0; 3 eee eee e see„„ TTTTTCTCCT—T—T—T—T—T—T—T—T 2 2 —— S I 2 S S 80 8 = 2 2 A S . — S 0 2 O 8 2 * — . 5 2 2 — 2 0 „Stille Nacht, heilige Nacht.“ lage oͤes Mannheimer Bei 2. Tiefoͤruck 3. Jahrgang. C T 30 chriftlei⸗ 2 — N — 2 1 — E — — 2 innheimet Duisburg. zee 2— 2 2 — Oden im Himmel in der Kinderſtube ging es recht laut und lebhaft zu, heller Aufruhr und Empbrung herrſchten In höchſter Aufregung, ſtanden all die kleinen Weihnachtzengelchen um Petruz herum, zap⸗ pelten vor Ungeduld mit Händen und Beinen und redeten durcheinander, ſo daß man ſein eigenes Wort nicht verſtehen konnte. Er ſelber ſtand rot und ver⸗ ärgert zwiſchen ihnen, ſah ingrimmig umher, und man merkte ihm die innere Enkrüſtung an über die ungebärdige Geſellſchaft. g Ei war beute Heiligabend, und er hatte ſich die kleinen Geiſterchen zuſammengeſucht, um ihnen ſo wie alle Jabre, ihre Aufträge unten für die Erde zu geben. Da war er diesmal aber ſchön angekommen. „Laß uns mit der ekligen Erde zufrieden“. hatte der eine geſagt. Da hauen ſie und prügeln und morden und ſtechen. Nirgends iſt man vor ihnen ſicher. Nicht nẽnr daß ſie das feſte Land verwüſten und in eine Einöde verwandeln Auch unter dem Waſſer toben ſie herum. Die Luft durchſchwirren ſie; nächſtenz werden ſie wohl noch zu uns herauf⸗ kommen. Es iſt überall höchſt ungemütlich. Du ſollteſt nur mal Poſeidon hören, wie der ſchimpſt. Ich war doch neulich bei ihm wegen der Perlenkette ſür die Jungfrau Maria, da hat er ſchön loßgelegt. Sie treiben's aber auch wirklich zu arg Dicht an der Naſenſpitze iſt ihm ein Torpedo vorheigeflogen, wie er bochgekommen iſt, um ſich die Welt mal wieder anzuſehen. Seine Untertanen trauen ſich überhaupt nicht mehr aus den Tiefen bervor Ganz nervös ſind ſie alle geworden. Die Seskuh, die doch immer jo dämlich und friedlich war, fängt jetzt mit allen Streit an. Neulich dat ihr die Robbe ver⸗ fehentlich auf die Hinterfloſſen getreten, da iſt ſie gleich hochgegangen und hat ſpiße Redenzarten ge⸗ macht, obgleich ſich die Robbe ſehr entſchuldigt hat. Der Walfisch krittelt und zankt ſich den ganzen Tag mit feiner Frau, ſeit er vor einiger Zeit einen Schuß in die oberſte Speckſchicht bekommen hat. ſagt, an Harpunen wäre er ſo allmählich gewöhnt aber daß ſie ihm mit dieſen neumodiſchen Geſchichten zu Leibe gingen, wäre eine Unverſchämtheit und rege ihn ſehr auf. Er ſah auch ganz angegriffen aus „„Na, und in der Luft iſt es erſt recht ungemüt⸗ lich“, warf ein anderer ein.„Die Vögel ſind alle empört. Früher waren ſie ſo ſchön unter ſich und konnten ſich nach Herzensluſt tummeln. Jetzt kom⸗ men alle Augenblicke mit furchtbarem Getbſe die ſchrecklichen Maſchinen an, und es beißt immerzu aufpafſen, damit man nicht mal überrannt wird.“ „Und ſtinken tut es da unten“, viepſte ein kleines, feines Engelchen und hielt ſich in Erinnerung daran noch ordentlich die Naſe zu.„Da laſſen ſie aus ſo ekligen Spritzen große Wolken los, aber nicht etwa zarte filbergraue oder duftige weiße wo man ſo fein drauf ſegeln kann, ſondern ſo gräßliche gelbe und schwarze. Menn man da aus Verſehen dazwiſchen⸗ gerät, das iſt ſchlimmer, als wenn unten Teufels Großmutter ihre Suppe kocht. Nein, Petrug, ez iſt zu ſchrecklich auf der Erde laß uns dfesmal oben bleiben“ „Ja, ja,“ ſchrien die anderen,, das iſt recht.“ Und ſie warfen die Köpſe zurück und ſtampften mit den Füßchen von all den Tränen, die darauf auf.„Das kann niemand von uns verlangen, und wir gehen nicht runter, und wir wollen nicht.— „Jetzt kann ich wohl auch mal reden, ſagte Petru. Seine Stimme klang 10 aber die Adern auf ſeiner Stirn waren geſchwollen und er ſah gefährlich rot aus. 15901 0 verſtummten die Plappermäul⸗ chen, und etwas ſchen ſahen ſie zu ihm in die Hbhe. „Ibr ſeid mir ja eine ſchöne Geſellſchaft“ fuhr er mit erhobener Stimme fort. Wie könnt ihr euch unterſtehen, hier ſolchen Lärm zu machen. Daß 28 auf der Erde ſchlimm außſieht, weiß ich ſelber, das braucht ihr mir nicht erſt zu ſagen. Aber das iſt doch kein Grund, daß ihr euch von der Arbeit drücken önnt. Haht ihr nicht die Helden geſehen, die im Norden und Süden und Osten und Weſten gewappnet ſtehen, um ihre Heimat vor dem übermächtigen Feind zu ſchützen. Wäret ihr wirklich imſtande, etzt kam ein leichtes Zittern in ſeine Stimme, dieſen Männern ihre Weihnachts freude zu rauhen? Da möchte ich euch nur geraten haben, euch nicht wieder in den Ehren⸗ ſaal zu wagen, wo der alte Fritz oben an der Taſel ſitzt und die Neuankommenden begrüßt. Der würde ench mit ſeinen blauen Augen ſchön anblitzen, wenn ihr das übers Herz dringen könntet.“ Während ſeiner Rede hatte ſich das kleinſte En⸗ gelchen auf Zehenſpitzen näher geſchlichen, letzt bob es ſich leiſe mit ſeinen Flügelchen vom Boden hoch, dis es in Geſichtshöhe von Petrus war Dann ſchlang es die Arme um ſeinen Hals und küßte ihn mitten auf den Mund. Ganz ſprachlos über dieſt Frechheit, hielt er einen Angenblick in ſeiner Straf⸗ predigt inne. Aber ehe er fortfahren konnte, um⸗ drängten ſie ihn von allen Seiten, ſchmeichelten und baten, er ſolle wieder gut ſein. Sie wollten auch alles getreulich ausführen, was er verlangte. Er ſolle nur ſeine Wünſche ſagen. Der gute alte Herr konnte nicht böſe ſein. Ein verföhnliches Lächeln erſchien auf ſeinem Geſicht, als er ſagte:„Nun dört gut zu Mit dem Hallelufa⸗ ſingen und Jauch zen und Froblocken ilt es diesmal nichts. Dazu ſind die Herzen der Yenſchen zu ſchwer f 0 efallen ſind. Alſo übermütig dürft ihr nicht ſein. In der Gegenwart bringen wir keine Feſttagsſtimmung zuftande. Da müſſen die Vergangenheit und die Zukunft herhalten. Führt die Menſchen in ihr Kinderland, laßt ſie la⸗ chen über die Freuden, die ihnen früher blüdten. Führt ſie in die Zukunft, zeigt ihnen, wie ſich ihr Leben geſtalten wird, wenn erſt wieder Frieden und Eintracht herrſchen Und vor allem, zeigt ihnen die Dinge, wie ſie wirklich ſind nicht, wie ſie ſie mit ihren trüben Augen ſehen. Näheres brauche ich euch nicht zu sagen, ihr ſeid ſelber geſcheit genug, um zu wiſfen, wie ihr euch zu benehmen habt. Nun aber fort mit euch, leichtes Federvolk. All⸗ zuviel Zeit haben wir ſchon verſäumt mit dem un⸗ nützen Gerede. Und bleibt nicht zu lange. Ihr wißt. daß bier oben noch viel zu tun iſt dieſe Nacht“ Er ſchloß die Himmelstür auf und wies hinaus. Nun drängten und purzelten ſie durcheinander, jeder wollte der Erſte ſein, keiner wollte zurückbleiben. 5 r 5 5 Mit befriedigtem Lächeln ſchaute Petrus hinter wollen, aber das Endergebnis war, daß die Mutter ibnen her.„Ske ſind doch gute kleine Kerle,“ ſagte ſie am andern Morgen an allen Ecken und Enden ex, man muß ſie nur richtig anfaſfen verbinden mußte. Ein paar Tage ſchmollte ſie mit Wie ſie durcheinandervurzelten und eilten, ſie konn⸗ der Großmutter und wollte nicht wieder hingehen, ten jetzt gar nicht ſchnell genug nach unten kommen. aber am Ende lockten ſie doch die Märchen.“ 1 5*„Die n Fe Ser eech der g 5 1 im⸗ 9 5 mer mein Fall. Der Soldat, der fich in a en Lagen 17 5 8 fiel in dichten Flocken. Dazwiſchen zu helfen wußte, imponterte mir gewaltig, Dem der pfif der Sturm und wirbelte alles durcheinander. Petrus den Ranzen ſchenkte, wo er ſich alles hinein ⸗ „Es ſchüttet wie mit Eimern“, ſagten die Leute, wünſchen konnte. Und da wünſchte er die ſieben wenn auf einmal eine beſonders dichte Ladung her⸗ Teufelchen hinein, die ihn peinigten und ließ ſie vom unterkam. Aber das waren die Engelchen, die bald“ Schmied tüchtig durchklopfen. Zuletzt warf er feinen bier, bald dort herabkugelten und dann wieder weiter⸗ Ranzen in den Himmel und würnſchte ſich felber hin⸗ ſchwebten. Jetzt trennten ſie ſich in einzelne Gruppen ein, weil Petrus ihn nicht durchlaſſen wollte“ und flogen in verſchiedenen Richtungen auseinander— zich mochte immer die Geſchichte vom Geſpenſter⸗ Draußen in Feindesland ſaßen ſie uſammen der schiff ſo gern,“ ließ ſich ein anderer vernehmen,„wie Unteroffizier mit ſeinen Leuten. Ein Bäumchen hat⸗ der Geiſterkapitän, mit dem Nagel durch den Kopf ten ſie ſich aus dem Walde geholt und kleine Kerzen an ſeinen Maſtbaum gebannt, im Sturm daber⸗ darauf geſteckt Im Ofen loderte ein helles Feuer. geſauſt kam. Dabei lief's einem ſo angenehm den te deten waren angezündet. der Grog dampfte in Rücken berunter wenn man felber in Sicherbeit ſaß.“ Sn, Gläſern, aber trozdem herrſchte tane kötliche üer dir Geſchichte pon dem, der auszog, das kammung. Ernſt ſchauten die Leute u ae e en e eee„Ach, und Tauſendundeine „Wie es wohl nächſtes Jahr um, dieſe Zeit aus⸗ Nacht“, rieſen ſie durcheinander—„Sindbad, der ſeben mag? fagte der eine und ſtrich ſich mit der Seefahrer.“ 5 5 Hand über das dichte blonde Haar.„Wer von unz„Wie war das doch noch?“ ſagte der eine.„Ger⸗ iſt dann noch am Leben? Wen— i bard, erzäbl' mal, du kannſt ſowas ſo fein. Ein beitiger Windſtoß ſchnitt ibm die Rede ab. Der Angeredete ließ ſich nicht lange bitten, ſondern Von dem Ungeſtüm flog die Tür auf und eine Wol⸗ begann ſogleich die Geſchichte. Die Wände weiteten ke Schnee wurde hereingeweht. ſe tanzten die ſich und auf dem unendlichen Meer rang der kühne ußboden bin und büpften in das Seeſahrer mit den tauſenderlei Gefarren.„Weiter, 5 Augenblick aͤufuſchte Aergerlich weiter“, baten ſie, als der Erzähler geendet. Und pprang der Redner auf und ſchloß die tür Aber er er kramte in ſemen Kindheitserinnerungen und zog datte es nicht bindern lönnen daß ſich ein ganzer eine Geſchichte nach der andern ans Licht. Die Augen Haufe Engelchen mit hereingedrängt hatte und ſich der Jubörer begannen zu alänzen, und ſie rückten jetzt im Zunmer verteilte. 5 4 immer näber zuſammen. Robert, der Schiffsjunge, „Die döchſte Zeit, daß wir kamen, flüſterte das wurde lebendig und Onnen Viſſer, der Schmugaler⸗ Alteſte,„das ſcheint mir ja eine ganz trübe⸗tümpelige ſohn von Norderney. Old Sbatterhand und Old Geſellſchalt zu ſein. Denen wollen wir mal etwas Sburehand dandhabten die nie fehlende Silberbüchſe. von 1 5 fun Paß zune 1 1 gießen.“ Der Schatz des Inka tauchte auf. 0 8 8 „t, ſeltſam das duftet ſagte plötzlich ein jun⸗ 5 f 1 5 1 N ger Gefreiter, wie getrocknete Roſenblätter und La⸗ 1 der redcat dn dle drogen b* 11 a e vendelblüten. die die Großmutter zwiſchen die Wä⸗ war, ritſchten ſie durch den Sch i e,. 8 5 ö hornſtein, Sz mach⸗ e,. 1 75 So roch es bei ihr, wenn ſie uns Märchen, ten die Flammen 1000 loderten einen Augenblick hell e le Ich finde, es iſt mehr wie Bratäpfel, ſagte ein auf, als die. Geſellſchaſt pelchwänd⸗ 9. anderer,„die ſie immer in der Rödre hatte, wenn i*.. N wir hinkamen. Während ſie erzählte, ziſchten und Draußen ſaßen die Engelchen einen Augenblick auf 1 prugzzelten ſie ſo als wenn ſie ſich mit beteiligen dem Dachfirſt und ratſchlagten. Gerade kam der wollten Und wenn man ſie nachher aß, mußte man Oſtwind dabergedrauſt, und als er ſie wie die Sper⸗ uumerzu puſten und perbrannte ſich krotzdem die linge auf der Stange aufgereiht ſitzen ſab, bielt er Jinger, aber ſchön war's doch“ an und ſagte:„Kommt mit, ich weiß, wo es Arbeit „Meine Großmutter batte ſtets daz Strickzeug in für euch gibt“ Er dreitete ſeinen weiten Mantel den Händen“, hub der erſte wieder an.„Anders ans und ſie ſchlüpften darunter. Während ſie durch kenne ich fie gar nicht. Sie hatte aber auch genug die Luft ſauſten erzädlte er ihnen, was er am Tage zu tun. Wir waren neun Geſchwiſter und den ganzen geſehen hatte, und ſie paßten genau auf. Unter ihnen Tag am Laufen und Rennen. Da mußte ſie fleißig wurde eine große Stadt ſichtbar mit vielen Lichtern. die Hände regen, um alle die Beine zu beſtricken. Gerade ſchwebten ſie über einem unfreundlichen, vier⸗ Meine kleine Schweſter wunderte ſich immer, wie Köckigen Mietsbauſe, da flüsterte der Wind:„Wir ſind ichnell fie mit einem Strumpf fertig war Und da zur Stelle“, öffnete ſeinen Mantel und ließ ſie beraus⸗ erzählte ſie ſie nähme die angefangene Ardeit abends rutſchen. An der Dachrinne landeten ſie und konnten in mit ins Bett, ſtricke im Traume, und am Morgen ein niedriges Manſardenzimmer dineinſchauen. Aerm. Kleine nachmachen lich genug ſah es aus. Die Tapete war verſchoſſen, der NI Nei 42828286202 8202 Se OEC Zee eee gege- ee eee see e- eee m Auen⸗ 2 N 5 55* 9 n 5 B 0 . K N 0 W. 9 7 See- eee ze 928 Der Fund im? een Se * 2 ez e 2 2e 0 . a dt akütda Weber 2 0 5 10 ö 15 e eee 0 N„ falt e nd Nen. 2„ 5 e ten 1 WN 8 . 185 N e- e ee 7 1790 0 6 N de e e eee N U M e— eden eee 0 wa%%%% ns doman von Arthur Winkler Tan. „Ohne Widerſtand? Einen Schuß hätte man doch gehört.“ „Wer weiß!— Die braunen Beſtien aus Indien oder Afrika ſchleichen noch geräuſch⸗ loſer, als unſer Pionier, und ſie arbeiten ſtill.“ „Armer Kerl!“ Da, was war das?! Drüben aus den Schallöchern des Dorf⸗ kirchleins hallte die zweite Stunde, und als die Klangwellen im Nachtfrieden verſchwam⸗ men, blitzte es auf. Wie ein fernes Donnerrollen, Dröhnen aus finſterem Nichts. Die Brücke war geſprengt. Und dann wurde es lebendig drüben. Hauſe zu melden.“ An allen Ecken und Enden glühte es,„So? Dann muß er warten, bis der krachte und ziſchte es! Ein Regen von Eiſen Tod gewiß iſt. Das weiß er doch, und übri⸗ ſtürzte über das Flußufer und wollte nicht enden. gens„. ee 1 Der Hauptmann hatte ungewollt die„Zu Befehl, Herr Hauptmann! Er hat Hände gefaltet und murmelte: einen Brief von Timm, den er abſenden ſoll, „Gott ſei ſeiner Seele gnädig, hier kommt wenn Timm tot iſt.“„Wann bekam er den?“ niemand zurück“ Dann laut und beſtimmt„Unmittelbar vor Eimms Abmarſch.“ N wandte er ſich an den Feldwebel:„Melden„Ahl Alſo doch was Beſonderes.“ e 1 9 1 8 5 1„Der Brief iſt beſchmutzt und zerknittert, 1 FFV ald. der Timm muß ihn ſchon lange mit ſich her⸗ ie beiden Leutnants traten erregt näher. umgetragen haben. Ich glaube, man müßte „Herr Hauptmann, hurral“ ihn öffnen.“ 5 1 „Er batss geschafft!„Schade um den!“ Der Hauptmann ſchüttelte den Kopf. * 202 ene. 8 eee Nachdruck verboten. können. Wo er zu ſuchen iſt, wiſſen wir ja.“ Als Hauptmann von Koſtelwitz ins Quar⸗ tier zurückkam, trat der Feldwebel mit dienſtlicher Meldung vor ihn. Er fragte: „Nun, Feldwebel?“ „Zu Befehl, Herr Hauptmann, die Mel⸗ dung iſt abgegeben— und dann noch etwas.“ „Noch etwas?“ „Der Pionier Habel fragt, ob Timm tot iſt—“ „Ich glaube leider, daß wir's bejahen müſſen, aber wie kommt er zu dieſer dienſt⸗ lichen Frage?“ „Er hat Auftrag von Timm, Fortſetzung 20/21. Er ging mit Timm, Ausrüſtung zu verſchaffen, und eine halbe Stundeſpäter ſchlich ein Mann von dem Rande des dunklen Buchenwäldchens über das vom zunehmenden Monde ſchwach, aber immer noch zu hell beleuchtete Wieſenge⸗ lände des Abhanges. An jede Bodenwelle ſchmiegte er ſich an, in jede Furche kroch er, die Sprengpatronen vorſichtig mitſchleppend. Wo das Gras einmal in höheren Büſcheln ſtand, raſtete er in leidlicher Deckung und kühlte ſein wildpochendes Herz an den nacht⸗ feuchten Halmen. Zu irgendwelchem Denken kam er nicht, wollte er nicht kommen. Huſchte einmal ein Erinnerungsblitz über ſein bisheriges Leben, ſo erloſch er ſofort wieder, denn die eine große gefährliche Aufgabe nahm alle ſeine Sinne in Anſpruch. Das Auge bohrte ſich gierig in die dämmernden Schatten des vor ihm liegenden Geländes, aus dem, noch in weiter Ferne, dann und wann ein Stück⸗ chen Flußlauf blitzte. Die Brücke ſah er nicht. Sie lag ganz verdeckt von einem ſtei⸗ len Abſturz des Ufers, und da dieſer Abſturz wohl einen Kilometer breit war, hatte ſie auch nicht unter Artilleriefeuer genommen werden können, war vielmehr dieſer Zer⸗ um ihm die nötige ZP•,„.» 4«444444„„* wie ein es nach eee. eee-e eee 2 ee ee „Ganzer Kerl!“ 2820 28920 ſtörungsverſuch notwendig geworden. Sein Ohr lauſchte geſpannt in die un⸗ heimliche Stille. Aus dem Schilf des Fluß⸗ ufers klang leiſe, ganz leiſe ein Raunen und Rauſchen, je näher er kam, und jetzt ſchluz drüben vom Kirchturm eines Dörfchens die Uhr. Sonſt kein Laut, keine Regung. Die Grillen ſangen nicht mehr in der ſchon winterlich durchhauchten Flur, kein Vogel rührte ſich im allmählich kühlwerdenden Ge⸗ zweig des Ufers. Er ſchlich und ſchlich. Am Buchenwaldrande aber ſtand der Hauptmann mit ſeinen beiden Leutnants und dem Feldwebel. Sie hatten Nachtgläſer mitgebracht und ſpähten fortdauernd über das Gelände. Keiner hatte ſchlafen können. „Was iſt er vom Beruf?“ fragte einer der Leutnants.„Müller,“ rapportierte Franke. „So, ich dachte ein Mann vom Jorſt. daß er ſich beſonders geeignet zu dieſer Pirſch hielt.“ Waldeinwärts befand ſich die vorgeſcho⸗ benſte Station des Feldtelegraphen, um ſo⸗ fort, wenn vom Flußtal her die Exploſion aufleuchten oder der vorher alarmierte Feind ſich rühren ſollte, ins Hauptquartier die nötige Meldung zu erſtatten. Die Zeit verrann unſäglich langſam. Wieder flüſterten die beiden jungen Offi⸗ ziere. „Den haben ſie längſt abgefaßt—“ „Ja, ſchade um den, aber meine Herren, zur ſchwerſten Aufgabe braucht man die beſten Männer. Wir werden ſein Andenken in Ehren halten, wir von der Kompagnie!“ „Jawohl, Herr Hauptmann!“ ö Im Zuſammenhall der Stimmen ſagten es die beiden jungen Offiziere und es klang feierlich ernſt. Unabläſſig ſchüttete ſich drüben der Ge⸗ ſchoßhagel übers Feld. Die Artillerie griff ein und ihre Kugeln zerfurchten die Erde bis nahe an den Buchenwald. „Geht eine Patrouille nachſehen, Hauptmann?“ „Nein, das iſt gegen den ausdrücklichen Befehl. Unſerer Kompagnie ward die ehren⸗ volle Aufgabe, jene Brücke zu zerſtören, zu⸗ gleich mit dem Befehl, uns aber ſonſt ganz defenſiv zu verhalten und keinen Mann mei⸗ ter zu opfern als den einen freiwilligen.“ Noch einmal ſuchten die Gläſer in das flammendurchſprühte Dunkel, dann ſchritten die drei Männer in den Wald. Der eine der Offiziere mochte ſich noch immer nicht zu be⸗ ruhigen. „Wird ſich weiter nicht um ihn gekümmert?“ Der Hauptmann zuckte die Achſeln. „Ich denke, wenn die Umgehung gelingt, für welche wir hier vorgearbeitet haben, werden wir Sanitätskolonnen vorſchicken Herr 4 20 9 „Das geſchieht nicht. Wir ſind dem Mann noch mehr ſchuldig, als die ſtrikte Befolgung ſeines letzten Willens. Der Brief wird erſt abgeſchickt, nachdem der Tod des Schreibers unzweifelhaft feſtgeſtellt iſt, und er bleibt unangetaſtet.“„Zu Befehl, Herr Hauptmann!“ „Liefern Sie den Brief an mich ab, ich werde ihn befördern, wenn's Zeit iſt, und ihn bis dahin behüten; ich habe dem braven Jungen mein Wort gegeben, daß jedes Ge⸗ heimnis, das er etwa auf dem Herzen hat, bei mir gut aufgehoben iſt. Das Wort wil ich halten.“„Zu Befehl, Herr Hau tmann!“ Fünf Minuten darauf brachte Franke den Brief. Koſtelwitz hatte ein dickes Dokument er⸗ wartet, aber was er da in der Hand hiell war ein völlig zerdrückter, mehrfach durch näßter und beſchmutzter Umſchlag, der höch ſtens ein Blatt enthielt. Die verwiſchte Adreſſe lautete: Herrn Max Kemmler, Kaufmann, Rautenbrück, Webergaſſe 27. Geſchloſſen aber war der Brief mit einem Siegel. Der Hauptmann ſteckte das Schriftſtüc in ſeine Brieftaſche und ging voll ernſten Sinnens fort. So lange er vermochte, wollt er für das Vermächtnis eines tapferen Ka meraden ſorgen. So lange er's vermochte! (JFortſetzung letzte Seite) Sesesesesegeseseses e 982 98620 9802** 9889380 * 932 92892 9 20 ez ezeze zee zee ses — 2. ee ezeze z Gg= erz ege:. rboten. ir ja.“ Quar⸗ mit gte: —— Seger 2 Mel⸗ twas.“ it: bejahen dienſt⸗ nach 8 der übri⸗ b r hat en ſoll, den?“ 7 Y. nittert, ich her⸗ müßte pf. Mann folgung ird erſt hreibers bleibt mann!“ ab, ich ſt, und braven des Ge⸗ zen hat, ort will mann!“ en Brief, 8 nent er⸗ ˖ hielt, durch⸗ r höch in, ſſe 27. it einem riftſtüc ernſten e, wollte ren Ka⸗ ermochte! e Seite) 9 S 2 eee zee Sg eee: OZ eee. SO ZO e zeseseze 20 OOO Geese: SOLO O. Ogg eee enge. Oe ese Er. S 2 e. S= Seesen. . Oos. + SO. Sg nge. 2 92 OOo Oe ,s eres eee ef eee enen Seren nene eee SSG snes see nn ονο,:C⅛ e eg eseseneneses Ses eneneg ses neren enges enen eee eee SZ SEO ese Am weihnachtsabend ne P ˙¹¹ww¹y 2 * 2 2 — 2 S8 — N 2. . I 2 2 2 2 e S 2 — * 2 — —1 E. eee Fw ³· AAA Sg . A A 00000 Jes eg. Teppich abgetreten und die Möbel alt und wurmzer⸗ ſreſſen. Aber auf dem wackligen Tiſch ſtand ein klei⸗ nes brennendes Chriſtbäumchen, und darunter ſaßen zwei glückliche Menſchen. Sie ſahen zwar ebenſo fa⸗ denſcheinig und abgenutzt aus wie ihre Einrichtung. Die Röcke waren ſpeclig an den Näbten und die Ge⸗ ſichter eingeſchrumpft von Sorgen und Entbehrungen Aber die Augen glänzten in einem himmliſchen Feuer, und die beiden alten Männer lächelten ſelig, während ſie ihre Geigen im Arm hielten und ihnen mit den Bogen jute Töne entlockten. b 5 Plötzlich ſchreckten ſie zuſammen und liehen die In⸗ ttumente finten. Hart und klirrend war etwas gegen das Feuſter geflogen, jetzt wieder, und noch einmal wiederholte es fich. Sie ſchauten auf. Die Urſache der Störung war nicht zu entdecken, aber gerade brach tin Strahl dez Mondlichts durch die Wolken und warf einen zauberbaften Glanz auf das gegenüber liegende Haus. Wie flüſſiges Silber wogten und wallten die Nebelſchichten. Mit einem tiefen Seufzer öffnete der eine daz Fenſter und wies hinkder. Da liegen die armen Blinden“, ſagte er leiſe, und kön⸗ nen all dieſe Pracht nie wieder ſeben. Ez iſt lo trau⸗ rig, daren zu denken.“— Feine, leichte Füßchen glitten üder das FJenſterbrett, kleine zarte Hände ſtrichen der die Saiten der Geigen roſige Mündchen flüſterten freundliche Gedanken.—„Die Muſik iſt zine große Tröſterin“ ſagte der andere Geiger.„Wol- len wir nicht verſuchen, den Armen ein dißchen Weibnachtsſreude zu bringen?“ Schon tappten ſie mit ihren Inſtrumenten die Treppen hinunter ſchli⸗ chen durch den dunklen Garten und die Stufen hinan. Licht brauchten ſie nicht, die fänf zungen Menſchen, die in dem ſauberen. freundlichen Zimmer in ihren Betten lagen. Selbſt das bellſte Licht bätte ihnen nicht genützt, jetzt, wo die Sehkraft ihrer Augen für immer exloſchen war. Ewig im Dunleln, ſagte ein blafſfer, ſchmaler Jüngling„nie wieder die Sonnen⸗ ſtraplen ſeben, wie ſie grüngoldig durchs Laub tam zen, nie wieder die bunken Blumen, nie wieder den glitzernden Schnee und das flackernde Feurr. Das Leden liegt dor mir wie eine graue, endloſe Land⸗ ſtraße, anf der ich nun immer wandern muß. Gran und ſtanbig und eintönig, unter einem ſchweren, bleifar⸗ benen Himmel Keine Sonne leuchtet, keine Blume—“ „Still, ſtill,“ flüſterte ein Kamerad,„hörſt du nichts!“ War es der Wind der ſein Toben aufgege⸗ ben batte und nun lziſe durch die welken Blätter ſtrich? Wat es das Bächlein, das über glitzernde kieſelſteine frödlich dabinplätſcherte? Durch die don einer Pflegerin geöffnete Tür traten die beiden alten Geiger über die Schwelle, ihre In⸗ firumente im Arme. Idnen nach drängte die Schar der Engel. Sie verteilten ſich an den verſchiedenen Betten, ſtrichen mit den feinen Händchen über die wunden Augen und flüſterten leiſe Worte zu der Mufik„Id ſeid nicht blind,) klang es, nur dieſe Dinge konnt ihr nicht wabrnebmen, aber dafür ſind ture innerlichen Augen weit aufgetan. weiter als bei denen, die ſie dit Sehenden nennen. Für euch iſt einer der Schleier weggenommen, der das Weſen des Himmliſchen verbirgt. Und während ſie flüſterten, zogen wunder⸗ ſame Töne durch den Raum. Waldvögelein zwit⸗ ſcherten und jubilierten leiſe rieſelnd rannen Wäſſer⸗ lein Über bemooſte 1 Fröhliche Kinder baſch⸗ ten ſich auf blumiger Wieſe. Ernſter und feierlicher wurden die Klänge. Wie eine bittere Klage ſtieg ez dumpf herauf, das ewige, uralte Leid, unter dem die arme Seele zuſammendrichen wollte. Zagbaft ließ ſich eine andere Stimme vernebmen, ſanſte Troſtes⸗ worte ertönten. Weicher und inniger wurde die Fär⸗ bung der Töne Troſt und Zuverſicht hallten daraus. Und es fang und klang und beſchwichtigte die Qua⸗ len des Herzens. Friede herrſchte und Seligkeit. Lei⸗ ſer und leiſer hallte es. Jetzt miſchte es ſich wieder mit dem Klingen dez Windes. Die Männer ſchloſſen die glanzloſen Augen. Immer leiſer tönte es, und der Schlaf ſenkte ſich hernieder Glückliche Träume geleiteten die Armen, und ein ſeliges Lächeln um⸗ ſpielte die blaſſen Lippen. ö Draußen im Garten hatten ſich die Engelchen auf der steinernen Umfaſſung des Brunnens niederge⸗ laſſen, um für einen Augenblick zu ruhen Die Mah⸗ nung des Anführers:„Wir müſſen noch zu den Ge⸗ fangenen“, trieb fie jedoch eilig weiter, und wie eine Schar weizer Tauben erhoben ſie ſich in der Luft. Diesmal batten fie einen langen Weg und ſtändig wechſelnde Bilder glitten unter ibnen vorüber. Brennende Dörfer und Städte loderten wie rieſige Fackeln zum Himmel. Dann erſchien die Küſte und das brandende, brauſende Meer. Nun tauchte wieder das feſte Land unter ibnen auf, und endlich kamen ſie zu einem weiten Barackenlager. Hier gab es eine Menge Axbeit. Viel unglückliche, traurige Menſchen waren beiſammen die voll Sehn⸗ jucht der fernen Heimat gedachten Von Baracke zu Baracke ſchlüpften die feinen Füßchen, und überall wurden die Hoffnungztropfen verſpreugt. Da ver⸗ gaßen die Menſchen die traurige Gegenwart und machten Pläne für die Zeit, wenn ſie wieder frei und glücklich in der Heimat wären. Schmucke Häus⸗ chen, von blühenden Gärten umgeben, erſtanden vor ibren geiſtigen Angen. Die Heimat, für die fie ge⸗ kämpft, ſorgte für ſie wie eine gütige Mutter und wiel jedem ſeinen Platz an. Ob, ſole ſte ſich darauf freuten, wieder in der Freiheit ſchaffen zu können. — Die Nacht war ſchon weit vorgeſchritten, und der Mabnung von Petrus eingedenk wollten die Engel⸗ chen heimkebren. Wieder berührten ſie auf ihrem Flug die Stätten der Verwüſtung, unter ihnen tobte der Donner der Geſchütze.„Halt,“ fluſterte das eine,„hört ihr nichtz?“ Wie eine leiſe wehe Klage ſtieg es in die Höhe, und eilig flogen ſie hernieder. Da lag einſam und verlaſſen neben einer zuſam mengeſchoſſenen Hütte ein junger Menſch, faſt noch ein Knade. Gerade als er vorwärts ſtürmen wollte, hatte ihn eine Kugel getroffen. Sein hübſches Geſicht zwar ſchmerzlich verzogen, und er ſtöbnte uur noch leiſe. Sie umgaben ihn und beuaten ſich zu ihm herunter, ſtrichen ihm das wirre Haar aus der Stirn und küßten ſeinen blaſſen Mund. Seine Augen die ſchon begannen, ſehend zu werden, öffne⸗ ten ſich weit vor grenzenloſem Staunen, als er die r r 8 N 3 * 8 8 r——..——— — 0 3 1 8 5 * n.— leinen weißen Geſtalten ſah, die ihn liebevoll um⸗ ſchwebten und ſich hemübten, ihm leichterung zu ſchaffen. Wer ſeid ihr?“ wollte er fragen, aber das ort erſtarb auf ſeinen Lippen, denn wie ein Nau⸗ Zen und Flüstern ging es durch die Schar:„Der Todesengel“, und ſie wichen ehrfurchtsvoll zur Seite. Eine große ernſte Geſtalt tam langſam näher, un⸗ endliche Güte und Liebe lag auf den ſchönen Zügen. Freundlich neigte er ſich zu dem Leidenden Da ſchrie dieſer auf:„Sei barmherzig, nimm mich nicht mit. Ich weiß, daß ich noch unendlich leiden muß wenn ich hier liegen bleihe. Stunden werden dergehen, bis die Meinigen mich finden, denn noch tobt die Schlacht. Aber ich habe ein Mütterchen zu Hauſe, deren ein⸗ diger Gedanke ich din. Sie würde verzweifeln, wenn ich ihr für immer genommen würde.“ „Ich darf deiner Bitle nicht nachgeden, ſagte der Engel,„aber glaube nicht, daß du deinem Mittter⸗ chen genommen wirſt. Nur eine Zeitlang wird ſie dich körperlich nicht fehen können, ſpäter werdet ihr wieder vereinigt. Und verzweifeln wird ſie nicht, dafür wird ſchon die kleine Schar dier ſorgen.“ „Tiefer neigte er ſich über den Leidenden und küßte ihn mitten auf den Mund. Für einen Augenblick ſchloß der Jüngling die Augen, aber dann öffnete er ſie weit und ſie strahlten in bimmliſchem Glanze. In den Armen des Engels richtete er ſich in die 0 Sein zerſchmetterter Körper war wieder lung ſchön wie zuvor. Schöner noch war er geworden durch den Glanz, der jetzt von ſeinem Antlitz aus⸗ ging. Behutſam nahm ihn der Engel in ſeine Arme, und gemeinſam ſchwebten ſie den Sternen entgegen. „Tröſtet mein Mütterchen“ ſagte er zu den Kleinen, und ſie nickten eifrig. f Nun muten ſie wieder zurück in die große Stadt, Da kam es ihnen entgegengeflogen wie eine weiße Wolke Beim Näherkommen merkten ſie aber, daß es die Gefährten waren, die ihre Arbeit beendet batten und heimkehren wollten. Da gab es zuerſt ein großes Erzählen, und die Zeit verſtrich. b „Ich glaube wahrhaftig, die ſind da unten in ſchönſter Unterhaltung begriffen, brummte Petrus. „Da verbummeln ſie die Zeit und denken nicht daran, daß noch viel in dieſer Nacht geſchehen muß, damit morgen alles fein geſchmückt iſt. Er ergriff eine vorüberſanſende Sternſchnupve und gab ihr einen Beiehl. Im nächſten Augenblick plumſte ein dicker 00 fe Elen 1 be redende Geſellſchaft, aß fie vor Schrecken hochhopſten. 8 „Das kam von Petrus, fagte ängſtlich der Kleinſte,„wir fäumten zu lange, wir müſſen beim.“ —„Nein,“ riefen die andern,„lat Petrus ärgerlich werden, das hilft nichts, zuerſt müſſen wir noch die Mutter tröſten,, und ohne der übrigen Schar Er⸗ klärungen zu geben, eilten ſie hinweg. a Emſam in ihrem beſcheidenen Zimmer ſaß eine alte Frau. Sie hatte kein Tannendäumchen ange ⸗ zündet, aber auf dem Tiſch vor ihr unter der bren⸗ nenden Lampe ſtanden all die Bilder von ihrem Jungen. Hier ritt er ſtolb auf Vaters Schultern, dort war er am erſten Schultag mit dem Ran⸗ zen auf dem Rücken, Das letzte Bild zeigte ihn auf dem Eiſe mit Nachbars Luiſe, ſeiner Tanzſtunden⸗ dame. Immer lachte Glück ſtrahlten aus ſeinem Blick. 5 Die alte Frau faltete ihre Hände.„Sei barm⸗ berzia, du da oben, ſagte ſie, nimm ibn mir nicht; er iſt alles, was ich auf der Welt habe.“ Sie batte manche durchwachte und durchweinte Nacht binter ſich, und ſie ſchloß die müden Augen. Plötzlich börte ſie ein leiſes Geräuſch. Sie wollte den Kopf beben, aber ſchon bockte eine kleine Geſtalt auf der einen Seite des Lehnſtuble, eine andere ſaß gegenüber, eine kauerte auf dem Fußbänkchen zu ihren Aten und eine war auf ibren Schoß geklettert und ſchlang die Arme um ihren Hals.„Wer ſeid ihr und waz wollt ihr? ſagte ſie zaghaft„Wir bringen Grüße don deinem Jungen,“ flüſterte es. zwir kommen von ihm.“— Er iſt geſtorben,“ rief ſie auz.—„Ach nein,“ ſagte das ekleinſte,„das mußt du nicht ſagen. Geſtorden iſt ein Wort, das ihr Menſchen babt, wir kennen das nicht Er lag derwundet auf dem Schlachtfeld, und er litt; da kam der Bote, den Gott gefandt hatte, um ihn zu holen. Wir ſahen wie der Engel ihn in ſeinen Atm nahm, wie die Schmerzen von ihm adfielen, wie Seligkeit auf ſeinem Antlitz lag, als ſie hinaufſtiegen. Nur der Gedanke an deinen Schmerz trübte ſeine Seele. Daß du denken könnteſt, du babeſt ihn verloren Aber dai baſt du doch gar nicht. Jetzt lebt er in demer Erinnerung, und wenn ſpäter deine Zeit hier unten vorbei iſt und Gott dich ruft, dann ſteht dein Junge an der Himmelepſorte und führt dich hinein in das bimmliſche Reich. Weinen wirſt du, arme Mutter, wenn du erwacht und die Nachricht eintrifft. Aber die Tränen ſollen dein Herz erleichtern, du darſſt nicht verzweifeln. Darum kamen wir her, um dir zu ſagen, daß dein Junge nicht geſtorben iſt. Nie⸗ mand ſtirbt, der ſeine Heimat verteidigte.“ Die alte Fran ſchlug die Augen auf, Das Zim⸗ mer war leer, ſie war allein Aber Ruhe und Frie⸗ den waren in ibr Herz eingezogen. Sie dente ans enſter und öffnete es. Am Himmel funkelten die Sterne»Mein Junge.“ ſagte ſie leiſe, ollen meine Gedanken dich jetzt dort oben ſuchen?“ Gleich duftigen Nebeln verſchwand es in dem tief⸗ dunklen Blau des Firmaments. Ellig ſtrebte die kleine Engelſchar in die Höhe, denn Petrus rief nicht gern zweimal, das wußten ſie aus Erfahrung. Oben an der Himmelspforte erſchien ein klemes Stumpf. näschen, und ein feines Stimmchen rief:„Kommt nur schnell. Petrus bat ſchon aufgehört zu ſchelten und ſieht ſo unheimlich feierlich aus, als wenn er waß ganz Beſonderes vorhätte.“ Eins, zwei, drei waren ſie drin bei ihm, und ehe er den Mund auftun konnte, piepſten ſie in größter Aufregung durcheinander:„Es galt eine Mutter zu tröſten, Petrus ihr Junge hatte es uns aufgetragen. Das mußten wir doch erſt tun, nicht wahr, Petrus; Sag', daß du nicht böſe biſt.“ Und ſie chelten ſeinen Bart, bis er während er fie von ſich abwehrte: gut, das mit dem Tröſten war Schwafeln vorher war unnötig.“ ſchmiegten ſich an ſeine Hand und ſtrei⸗ halb verſöhnt brummte, „Schon gut, ſchon richtig, aber das Elſe Steuv 2e ee ee genehm um die ſchweißbedeckte Stirn. Das ſtimmte ihn nachdenklich. Hier war keine Stunde des Lebens hoffnungsfeſt. Ein zum Sterben Bereiter wahrte den Willen eines Verſtorbenen! N Es ging auf drei Uhr. Ein paar Stunden Schlaf, die unerbitt⸗ liche Pflicht des Dienſtes verlangte auch das. Dieſe Pflicht gebot Taten, nicht Grübeleien. XIV. Oskar Timm hatte den ſteilen Abhang erreicht. Er fühlte, wie alle ſeine Pulſe glüh⸗ ten und der kalte Nachtwind wehte ihm an⸗ Jetzt glitt er, durch Ginſterbüſche gedeckt, die ſteile Wand hinunter und ſtand an der Brücke. Der Fluß war breit und die Waſſer gur⸗ gelten wild, hatten doch die anhaltenden Regengüſſe des Oktober alle Flußläufe über⸗ füllt. Im Graben der Landſtraße hielt er an. Er wollte Kräfte ſammeln und die Werk⸗ zeuge für ſeine Aufgabe bereitmachen. Zu Gedanekn an ſich kam er nicht, wollte er nicht kommen. Die Tat, die große, die ruhmvolle Tat be⸗ gehrte er! Gelang ſie und überſtand er das Gelingen, dann war's ihm, als tauchte eine neue, lichte Lebensbahn vor ihm auf, als ließe er mit dem Dumkel dieſer entſcheidungsſchweren Nacht — ſtarb er, dann nahm ihn jenes große Dunkel das auf Steinpfeilern ruhte, bis an die Bruſt Fzerſchnitten ihm die Finger, wenn er ein Büſchel packte, um ſich durchzuwinden. watete er ans Ufer zurück. Leben ergriff ihn, wie er ſie nie gekannt hatte. noch ein anderes Dunkel hinter ſich. Und auf, in dem keine Gedanken, keine Aengſte und Zweifel, kein Kampf um Macht und Glück, kein Neid und keine Demütigung mehr hauſten. 5 Wie eine Schlange im Staube kroch er über die Straße und den Uferrand abwärts. Die Sprengpatronen trug er zu dem Gebälk, watete er im Waſſer. Scharfe Schilfblätter Wo die Waſſer am wildeſten gurgelten, alſo jedes Geräuſch verſchlingen mußten, zog er ein Stemmeiſen hervor und prüfte das Steingefüge. Er hatte Glück. Nach wenigen Minuten fand er eine lockere Stelle. In ihr bohrte er weiter, fachkundig, beharrlich. Die Pfeiler⸗ wand verbarg ihn der feindlichen Seite und endlich waren die Patronen gelegt, die Zün⸗ der in Brand geſetzt und zitternd vor Froſt Haſtig, aufgeregt! Denn der Befehl war ausgeführt, nun mochte das Schickſal ſeinen Weg gehen, das ſeinige ſich entſcheiden. Auf einmal, da die Tat ihm gelungen erſchien, umdrängten ihn Gedanken an ſich. Nun leben, nun davonkommen, nun aus aller Nacht, die ihn peinigte, zurück ins Licht der neuen Lebensbahn! Eine Sehnſucht zum Er, der eben noch alles Glück im Vergeſſen, im Nichtmehrwiſſen geſucht hatte. Wieder riß er ſich die Handflüchen am Schilf blutig, wieder ſank er bis an die Bruſt in ſchwarze, reißende Wellen, aber der Eiſen⸗ laſten leichter, rang, ſtampfte, kletterte und ſchwamm er. Den Hang hinauf, es ging ums Leben! Einen Ginſterbuſch hatte er gepackt, da dröhnte drüben vom Dorfe her, das, wie er wußte, mit feindlichen Schützengräben um⸗ kränzt war, die Kirchenuhr. Sie ſchlug die zweite Nachtſtunde. Eiſiges Grauen packte ihn und zitternd ſank er im Ginſter zuſammen. Zwei Uhr nachts! Die Stunde war wie⸗ der einmal erfüllt, die ihn mit Entſetzen peiſchte, war gerade jetzt erfüllt, wo jede Se⸗ kunde für ſein Entrinnen von unerſetzlichem Werte war! Die Glockenſchläge aber warfen ihn nieder, als träfe der Klöppel ſein Haupt. Zwei Uhr! Er ſtöhnte auf und ihm war, als fräße der Froſt mit doppelter Gewalt an ſeinen naſſen, erſtarrten Gliedern. Dann aber kam die Exploſion. Die Erde unter ihm zitterte, Flammen züngelten zum Himmel und ein Steinregen ſauſte durch das finſtere Rauchgewölk, das plötzlich vom Ufer herſtrich. Der wilde Aufruhr löſte ſeinen Bann. Er konnte ſich erheben und in den Ginſter⸗ büſchen weiterklimmen. Schon wollte es in ihm aufjubeln, da beſann er ſich der eindring⸗ lichen Worte des Hauptmanns: Die Brücke wird geſprengt werden, darauf verlaſſe ich mich, aber wenn ſie geſprengt iſt, weil der tapfere Mann ſie unbemerkt erreichen konnte, ſo wird er nicht unbemerkt zurückkommen. Dann beginnt erſt für ihn die Gefahr. Be⸗ denkt das, Ihr Fünf. Ja, jetzt erſt begann die Gefahr, alles bisher war leicht und ge⸗ fahrlos geweſen gegen das, was nun kam. Als hätte der Feind den Gedankengang gewußt, eröffnete er in dieſem Augenblick ein atembeengendes, ſinnbetäubendes Feuer auf den Schauplatz der Exploſion. Das praſſelte und fauchte, das wirbelte Erdſtücke und Büſche, Steine und Geäſt um ihn her, das ziſchte und ſurrte von einſchla⸗ genden Geſchoſſen. Einen ſtechenden Schmerz fühlte er an der linken Hand und dann einen warmen Strom am Gelenk herunterrinnen. Er ſtieg weiter. Oben, am Abhang, in der Sandgrube, war eine kleine Mulde, wenn er die erreichte, fand er Deckung. Aber die Finſternis ge⸗ ſtattete kein Suchen, ein unerhörtes Glück mußte ihm werden, wenn er auf dieſe Grube ſtieß. 5 Und nun durch eine dichtere Stelle von Gin⸗ ſterbüſchen arbeitete er ſich mit keuchender Bruſt, da flogen Scheinwerferſtrahlen über die Uferwand. Das Glück wollte es, das Glück half ihm. Keine zwanzig Meter links tat ſich die gelbe Senkung auf. Ihr Bild erloſch im Augenblick, da der Strahlenkegel weiter huſchte, aber der Augenblick vorher hatte ge⸗ nügt und ihn mit heißer Zuverſicht erfüllt. Er ſprang auf und lief. f Nahe war er, ganz nahe, der nächſte Schritt mußte ihn in die ſchützende Höhle tragen, da fuhr ihm ein jäher, zerſchmetternder Stoß durch den rechten Schenkel. Er ſtrauchelte, fiel und fiel! Es ſchien ein unendliches Fallen. Die Sinne ſchwanden ihm; Ihm wurde es leicht, ſo frei, ſo ſchlafens⸗ müde, es war vorbei! Das Glück hatte nur gewinkt, dann war es treulos von ihm gewichen. Oder kam es wieder, kam es doch noch? Wie ein Gewitter grollte es von ferne. Es war Nacht, als er, gepeinigt vom Durſt, wieder erwachte. Noch Nacht? Ach nein, wieder Nacht und der Donner der Geſchütze zog ſich weit flußabwärts, dort würde auch ſeine Truppe ſein und er lag hier, um zu dürſten und zu ſterben. In die Kieswandſenkung war er geſtürzt und in ihr lag er. Waſſer, einen Tropfen Waſſer, dachte er. Die Tropfen hingen an Halmen über den Grabenrand und er war zu ſchwach, ſie abzuſtreifen und die heißen Lippen zu befeuchten. Als er verſuchte, ſich zu erheben, fiel er aufſtöhnend zurück. Ein raſender Schmerz 5282820 2820 2820 warf ihn nieder und raubte ihm aufs neue die Beſinnung. 5 Fieber packte ihn und ein wilder Reigen der Gedanken umtanzte ihn. Er wußte nur bruchſtückweiſe, daß er lebte, aber was er bisher gelebt hatte, ſtieg in einer Sekunde Zeitmaß vor ihm auf, wie ein weites Pano⸗ rama, das mit einem einzigen Blicke zu über⸗ ſchauen war. In Träumen hatte er es kennen gelernt, daß in Minutenlänge ein Erleben von Tagen vorüberhuſchte, gehört hatte er, daß in der bewußten Kriſis zwiſchen Sein und Nicht⸗ mehrſein noch einmal die Erinnerung auf⸗ wachen ſoll von allem, was geweſen iſt. Jetzt. erfuhr er's in eigener Uebergewalt der letzten Gedanken. Und an einem Erlebnis haftete der angſt⸗ ſtarre Blick immer wieder, an jener Nacht vom 1. zum 2. Auguſt. Was er nie hätte ſchildern können, weil ihm, dem ungebildeten Manu die Gabe des Ausdrucks mangelte, jetzt las er's im Buche ſeines Schickſals aufgezeichnet: Wort um Wort, Jolge um Folge, Urſache und Wirkung. Das Schickſal nur dichtet Leben. So war's geweſen. Um die Auenmühle knatterte der Sturm und er ſchien die Flügel fortbrechen zu wollen, da wachte der einſame Geſelle auf und ſah nach dem Mahlwerke. Wie er aber noch mit dem Lichte hantierte, vernahm er ein gellendes Rufen. Die Treppe kletterte er eilends hinab und ſtand im Freien. Der Regen peitſchte, der Sturm heulte. Dann und wann glimmte ein leuchten⸗ der Blitz durch die fließenden Waſſerſchleier. Und plötzlich wieder die Stimme! Halb war es ein Fluch, halb ein jämmerliches Bitten, was er hörte und vom See her kam es. Da hielt es ihn nicht, den Uferrand klomm er abwärts und dort wankte und ſchwankte eine Geſtalt durch das ſeichte Waſſer. Matthias Klenke war's der Viehhändler. Die Mütze hatte er verloren im Sturm und ſie aufhalten wollen; in der Dunkelheit war er erſt in einen Graben und dann in den See geraten. Der See war flach und brachte ihm keine Gefahr, aber Waſſer über ſich, Waſſer unter ſich und Waſſer um ſich, war er ins Unbekannte geſtolpert. Gefallen war er, wieder aufgeſtanden und wieder gefallen. Da hatte er zu ſchreien angefangen, ſchreien, zu bitten und zu fluchen. Timm half ihm am Ufer empor und nun wurde der Säufer ſogleich wieder grob. „Warum läßt man einen Chriſtenmenſchen in Gefahr? Bloß um der Faulheit willen. Nicht aus dem Bett kann ſich das faule Ge⸗ ſindel rühren, wenn man's mal braucht.“ Der Müllergeſelle kannte der Sonnabend⸗Sonntagnächte Herrn her. Er nahm nicht leicht etwas übel und hatte ein geſundes Phlegma. Unter den Arm packte er den torkelnden Mann und lud ihn ein, in die Mühle zu Kleider zu trocknen. Da war der Berauſchte noch gröber ge⸗ worden. „Daß du mich abmurckſt, du armer Hun⸗ gerleider! Könnte dir paſſen— gegen die ſiebentauſend Mark habe ich in meiner Geld⸗ katze. Wenn ich ſchlafe, kannſt du mit mir machen, was du willſt. Wieder ins Waſſer ſchmeißt du mich dann und biſt ein gemachter Mann! Kauf du den Matthias Klenke für dumm!“(Fortſetzung folgt.) Herausgegeben von der Druckerei Dr. Haas, Mannheimer General⸗Anzeiger, G. m. b. H. Verantwortlich für die Schriftlei⸗ tung: Fritz Meyer, Duisburg. Druck: Carl Lange, Duisburg. 5207 r ινοοινν,CUe eee eee 989289892 9 22 su die Zuſtände von ſeinem kommen, dort auszuſchlafen und dort ſeine CCC 0 ee ee see