tgescheh 0 S i 3 5 Aer Bodiſhe Neuste Nachrichten 1 * 5 3 5 — 1 75* 85 13 5 *. 0 n* Sum goldenen Alilitärjubiläum Feldmarſchalls von Hindenburg am 7. April 1016 0 7 Ou tralſt hervor aus dem beſcheiònen Beben And waròſt mit einem Gqhlage unſer Helo. Was Ou dem Vaterlanòe haſt gegeben, Das dauert bis zum Enòe dieſer Melt. Heil Dir Num unſer Jubeln, unſer Danken Für Gieg undo Nuhm, die uns Dein Geiſt gewann, 8 2——— Heil ind enbiurg! Der Moskomiter ũbermàcht ge Gcharen, Gie inen hin vor deiner Ciſenfauſt. Gott mage Dir Dein gutes Gahwert bewahren, Das ſo gewaltig in die Feinòe qauſt. And laß von unſrer Piebè biq umranken, Du herrlich ſlarker, echter oeulſcher Mann Ottomar Euking. N Aus dem Leben des Generalfeldmarſchalls 5910 Hindenburg. Am 7. April begeht Generalfeldmarſchall von Hindenburg ſein goldenes Militärjubildum. Wir vergegenwärtigen uns zu dieſem Cage gern das Bild des großen Siegers, des Befreiers von Ostpreußen, deſſen geniale Feldherrnkunſt ein gütiges Schickſal Deutſchland im Augenblick der Not offenbarte. Wir folgen dem Lebensbild, das der Bruder in ſeinem„Paul von Hindenburg“ gezeichnet hat(bei Schulter& Loeffler-Berlin). Zum erſten Mal tritt uns hier Hindenburg in ſeiner ganzen Größe und Tiefe nahe. Wir erfahren in poeſievoller, kulturgeſchichtlich gelten e ede von Hand 15 ür 1 Vorfahren, von Eltern und von ſeinem ſpäteren Leben. in dem ie Vorliebe fürs Wilitäriſche überall, ſelbſt im Schoß der ili leuchtet, prächtigen kraftvollen Weſens immer breiter bis zu dem ſtrahlenden ade 2555 Teen Albers 85 und Jugend, von den Heldentaten des Leutnants, und ſo entfaltet ſich der Eindruck ſeines 5 Die Familien Beneckendorff und Hindenburg. Der Doppelname des Feldmarſchalls erklärt ſich aus der Geſchichte ſeiner Vorfahren. Er entſtammt einem uralten märkiſchen Geſchlecht, das ſchon zur Zeit der Askanier in der Altmark ſaß, wo die Be⸗ neckendorffe um 1130 zum erſten Mal erwähnt werden. Die erſte noch vorhandene Urkunde aus dem Jahre 1280, deren krauſes Kloſterlatein einen Johannes de Benekendorpe nennt, gibt den Stamm⸗ ſitz der Familie Benekendorp an, der in der Alt⸗ mark ſüdweſtlich von Salzwedel lag. Die Familie, deren Name auf die alte„Gerichts⸗Eiche“, Ben⸗ Ecke hindeutet und ein altadliges Richteramt kenn⸗ zeichnet, führte als Wappen auf blauem Hinter⸗ grunde einen ſchwarzen Büffelkopf mit goldenem Ringe durch die Naſe und über dem Wappen einen gekrönten Helm mit zerſpaltener Helmdecke, ein frühes Sinnbild kriegeriſcher Tüchtigkeit. Dies Heldentum haben denn auch die Beneckendorffe immer bewahrt, nachdem ſie ſchon um 1300 in die Neumark hinübergezogen waren. Von dem tra⸗ giſchen Zweikampf eines Ritters des Deutſchen Ordens Hans von Biendorp kündet ein altes Lied; unter den Fahnen der Kurfürſten von Branden- burg und der Könige von Preußen fochten ſie in allen Kriegen bis in die neueſte Zeit. 23 Benecken⸗ dorffe fielen im 18. Jahrhundert auf den Schlacht⸗ feldern in Ungarn, in den Niederlanden, in Böhmen, Schleſien, Polen und Frankreich. Ein be⸗ deutender Feldherr war jener ſächſiſche General Ludwig Ernſt von Benckendorff, der 1757 den Sieg der Oeſterreicher bei Kollin entſchied. Unterdeſſen aber hatte der alte Stamm, der mehr als ein halbes Jahrtauſend in der Neumark geblüht, ſeine Kraft verloren. Eine Linie nach der anderen ſtarb aus, bis auf die älteſte, die von Altenklücken. Der im Jahre 1670 geborene Hans Heinrich vermählte ſich mit Scholaſtika Katharina von Hindenburg aus dem Hauſe Falkenberg und war der letzte, der noch das Familiengut feſthielt. Sein einziger Sohn ging nach Oſtpreußen, und deſſen Sohn Johann Otto Gottfried erbte von dem Bruder ſeiner Groß— mutter Scholaſtika, dem Oberſten Otto Friedrich von Hindenburg, 1772 die beiden Güter Limbſee und Neudeck in Weſtpreußen, wobei er zugleich die Verpflichtung einging, Namen und Wappen des mit ihm ausſterbenden Geſchlechts der von Hindenburg mit dem ſeinigen zu verbinden. Dieſer erſte Be— neckendorff-Hindenburg iſt der Urgroßvater des Feldmarſchalls; ſein Vater Robert waltete auf dem Gut Neudeck, auf dem Paul von Hindeuburg in Jugend und Alter ſeine ſchönſten Tage verlebt hat. Kindheit und Kadettenzeit. Das„muntere und kräftige Söhnchen“, deſſen Geburt der Leutnant Beneckendorff von Hinden⸗ burg am 2. Oktober 1847 in Poſen anzeigt, iſt in echtem ſoldatiſchem Geiſte aufgewachſen und er⸗ zogen worden, und damit wurde unfreiwillig ſchon ſehr frühzeitig der Anfang gemacht. Die junge Mutter, die für ihren Erſtgeborenen eine alte recht erfahrene Kinderfrau haben wollte, wählte in der Dunkelſtunde eine aus, die ihr ſehr reſolut und umſichtig ſchien. Aber bald machte die Alte einen ſonderbaren Eindruck. Oft, wenn das Kind ſchrie, rief ſie barſch:„Ruhe in der Kompagnie!“ Das Süppchen machte ſie„maulgerecht“, warf mit mili⸗ täriſchen Ausdrücken um ſich, und als ſie dann noch öfters ein Schnäpschen nahm, brachte man heraus, daß ſie— Marketenderin geweſen war. Sie hatte ihre Krieger gewiß in guter Ordnung gehalten, aber für den Säugling war ſie doch nicht die Ge⸗ eignete. Der alſo militäriſch eingeweihte Knabe zeigte von Anfang an das größte Intereſſe für alles Soldatiſche. Die Großmutter mütterlicherſeits, die Gattin des Generalarztes Schwickardt, der in den Befreiungskriegen mitgefochten hatte, wurde immer wieder von Paul gebeten:„Erzähl uns etwas vom Kriege!“ Und dann mußte ſie aus⸗ kramen von 1806, von den Franzoſen und von 1813. 1859 kam er dann in die Kadettenanſtalt in Wahl⸗ ſtatt, und aus den Briefen, die er von hier nach Hauſe ſchrieb, läßt ſich der werdende Mann er⸗ kennen, die Entfaltung dieſes Charakters, in dem ſich Gewiſſenhaftigkeit und Tatkraft, Herzensgüte und Willensſtärke, Treue und Pflichtgefühl har⸗ moniſch paarten. Der Knabe, der bereits vor ſeinem Eintritt in die Kadettenanſtalt ſein Teſta⸗ ment gemacht hatte und darin ſeinem Bruder ans Herz legte, einem unbemittelten Mitſchüler alle Tage die von ihm geſpendete Semmel weiter mit⸗ zunehmen, ließ auch ſpäter niemanden im Stich und zeigte ſich von rührender Dankbarkeit. Die ſchönſte Zeit waren die Ferien in Neudeck, wo er ſich nach Herzensluſt tummeln konnte und alle aterhaus, von ſeiner Kindheit ſeine Lieblingsſpeiſen erhielt. Als ihm einmal die Mutter eine Zitronenſpeiſe vorſetzte, fragte der kleine Kadett zagend:„Wenn ich als Generalleut⸗ nant auf Urlaub komme, wirſt Du mir dieſe Speiſe dann auch wieder machen?“ Doch war er ſtets im Eſſen mäßig und auch im Trinken.„Nie trank er zum zweiten Frühſtück ein Glas Bier: es macht dick und denkfaul.“ berichtet der Bruder aus ſeinen Mannesjahren.„Geraucht hat er ſelten, nur, wo es bei einer Geſellſchaft nicht zu vermeiden war. Karten kannte er kaum, nie hat er Karten geſpielt, Ueberall ſtand ihm ſeine militäriſche Aufgabe vor Augen, und er wäre jetzt nicht ſo leiſtungsfähig⸗ hätte er ſich nicht ſo ſtraff gehalten.“ Aus den Kriegsbriefen des Leutnants. Ungeduldig und ſehnſüchtig ſah der junge Kadett die älteren Kameraden 1864 in den Krieg ſtürmen. Zwei Jahre ſpäter durfte er ſchon ſelbſt dabei ſein; als 18jähriger Leutnant bewies er ſich bei Kö nuiggrätz als unerſchrockener Held und erhielt für ſein tapferes Verhalten den Roten Adlerorden mit Schwertern. Wie ſich damals das Soldaten blut in ihm regte, mit welcher Begeiſterung er ſeinen Beruf erfaßte, wie eruſt und weitſchauend ſeine kriegeriſchen Eindrücke waren, das zeigen uns Stellen aus ſeinen Kriegsbriefen i Eltern:„Es iſt die höchſte Zeit, daß die Hinden— burge mal wieder Pulver riechen. Unſere Familie iſt darin leider ſeltſam vernachläſſigt.“„So leid es mir tut, Euch nicht noch einmal ſehen zu können, ſo freue ich mich doch über dieſe bunt belebte Zu— kunft, für einen Soldaten iſt ja der Krieg der Normalzuſtand und außerdem ſtehe ich in Gottes Hand. Falle ich, ſo iſt es der ehrenvollſte und ſchönſte Tod, eine Verwundung muß ja auch nur zum Beſten dienen, und kehre ich unverſehrt zu- rück, um ſo ſchöner.“„Mein Ziel auf dem Kriegs felde iſt erreicht, d. h. ich habe Pulver gerochen, die Kugeln pfeifen gehört, alle Arten, Granaten, Kartätſchen, Schrapnels, Gewehrkugeln, bin leicht verwundet worden, ſomit eine intereſſante Perſön, lichkeit, habe fünf Kanonen genommen ete. etc. 11! Vor allem aber habe ich die göttliche Gnade und Barmherzigkeit an mir kennen gelernt, ihm ſei Ehre in Ewigkeit, Amen.“ Er ſchildert, wie ihm die Kugel bei Königgrätz durch den Helm fuhr und er beſinnungslos miederſtürzte. Von ſeinen Ge: fühlen vor der Schlacht ſchreibt er:„Zu 1 1 . an die ſic mi ger ein ten Ka Ab Ga Se gar hab mo: not ob teil „W̃ bet weis ſich, enof erla mit knal zünz aus zien nächſt eine gewiſſe Freudigkeit, daß man nun auch einmal Pulver riechen lernt, dann aber auch ein banges Zagen, ob man auch ſeine Schuldigkeit als dann die erſten Kugeln, ſo wird man in eine ge— wiſſe Begeiſterung verſetzt(ſie werden ſtets mit Hurra begrüßt, ein kurzes Gebet, ein Gedanke an die Lieben in der Heimat und den alten Namen, und dann vorwärts! Mit der Zahl der Verwun— deten umher macht die Begeiſterung einer gewiſſen Kaltblütigkeit oder mehr Gleichgültigkeit gegen die gers, 1 der Tiefe idheit ichtet, t die der lleut⸗ peiſe s im nk 15 mach einen 7— r., wo war. ſpielt. e vor Gefahr Platz. Die eigentliche Aufregung kommt fähig⸗ erſt nach dem Gefecht, wo man die Greuel des Krieges in den ſchrecklichſten Geſtalten mit mehr Muße anſehen muß, dies zu beſchreiben vermag ich nuts. nicht.“ 1870 iſt er beim Sturm von St. Pri- Kadett vat im heißeſten Kampfe.„Gottes Gnade hat irmen. ſichtlich über mir gewaltet, ich bin die ganze Zeit iſein; mit meinem Kommandeur nicht vom Pferde geſtie— Kö⸗ gen und hat nur das Pferd meines Kommandeurs erhielt eine Mitrailleufenkugel ins Bein und ich eine Flin— rorden tentugel an den Stiefelſchaft bekommen. Der daten- Kampf im Dorf mit Bajonett und Kolben bei ing er Abend war entſetzlich, Haufen von Leichen, das hauend Ganze in Flammen und raſende Wut auf beiden zeigen Seiten: Ich begreife ſelbſt nicht, wie ich bei der an die ganzen Aktion ſo kaltblütig bleiben konnte. Ich binden be öfter nach der Uhr geſehen und alle Gefechts⸗ familie momente an Ort und Stelle gleich auf dem Pferde 50 lei 0 notiert, zum Eiſernen Kreuz werde ich eingereicht, können, ob ich es bekomme, iſt etwas anderes.“ Sein Ur⸗ te Zu⸗ eil über die Franzoſen und die Schlacht lautet: eg der„Was meine Anſicht über die franzöſiſche Armee Gottes betrifft, ſo erachte ich die Kavallerie kaum einer te und weiteren Erwähnung wert, die Infanterie ſchlug ich nur ſich, ſoweit ich ſie kenne, zähe und brav, feuert hrt zu⸗ enorm weit und ſchnell, natürlich ohne zu zielen, Krieg? erlangt aber doch Reſultate, da ſie die Atmoſphäre erochen, mit einem Hagel von Blei erfüllt, ein rieſiges Ge⸗ anaten, nalle, die meiſten Granaten platzten, da ſie Zeit⸗ n leicht zünder hatten, in der Luft, die Mitrailleuſen durch— Perſön, aus keine zu verachtenden Gegner, ſondern wirken etc. 11! ziemlich bedeutend, ihr Geräuſch iſt leicht erkenn⸗ de und r, es klingt ungefähr wie ein ſchnarrendes Rrrr. ihm ſe! Ich habe nie ein ſo überſichtliches Schlachtfeld wie vie ihm as von St. Privat geſehen, flache Höhenrücken, uhr und mit einigen Dörfern, Chauſſeen, die weder erhöht n Ge: noch eingeſchnitten ſind, kleine und wenige Wald⸗ 2 irzellen, nur am linken Flügel größere Waldun⸗ ore ſo junger Soldat genügend tun wird- Hört man Hindenburgs Geburtshaus in Poſen. gen. Ich habe vom Pferde aus oft die feindlichen Poſitionen ſowie die Bewegungen ganzer Diviſionen überſehen können, es war das reine Paradegefecht.“ Abſchied und Wiederkehr. 1879 heiratete ex als Generalſtabsoffizier und klomm dann die Staffel der militäriſchen Ehren empor bis zum General. Idylliſche Tage ver— brachte er mit Frau und Kindern ſtets in ſeinem alten Neudeck. Mit den Kindern veranſtaltete er hier Kriegsſpiele, von denen man dann mit mili— 5 Lace c d * 5 Berliner Illuſtr.-Geſellſchaft. 1 er ſich in eine Lebensverſicherung ein; als er nach Hauſe kam, fragte ſeine Frau äugſtlich:„Was hat denn der Arzt geſagt?“—„Ich bin keruge ſund“, berichtete er in ſeinem tiefen Baß, halb traurig, halb erfreut. Er nahm den Abſchied, weil er ſchon acht Jahre kommandierender General war und ſtets den Grundſatz vertreten hatte, man ſolle guch dem Nachwuchs Raum ſchaffen und den Zeit⸗ punkt nicht verpaſſen, zur rechten Zeit zu gehen.“ ä Lebensſpruch. Nicht ermüden, nicht verzagen, Groß ſein auch im tiefſten Schmerz; Mutig ſchwere Lasten tragen, Feſt die Treue, ſtark das Herz! Sorgſam wägen, dann erſt wagen, Doch beachte guten Rat: 5 Willſt Du Dich durchs Leben ſchlagen, Hilf Dir ſelbſt durch Wort und Cat! Nicht auf fremde Hilfe bauen, Sie verſagt in größter Not; Stets der eignen Kraft vertrauen, Bleibt im Leben höchſt Gebot! In dem Kreislauf aller Stunden Sei Dein beſter Freund die Pflicht; Haft Du Dich dann ſelbſt gefunden,— Führt Dein Weg durch Nacht zum Licht! Hermann Böning. Als dann der Krieg kam, erwartete der penſionierte General mit größter Spannung den Augenblick, wo man ihn brauchen könnte, und groß war ſeine Freude und der Dank gegen ſeinen König, als Sonnabend, den 22. Auguſt, nachmittags 3 Uhr ein 77 2 * 1 N 777 8 11222 25723 1 Iitziliinnt 2 ita A -. Berliner Illuſtt.-Geſellſchaft. Das Jamiliengut und Wohnſitz derer von Beneckendorj-Hindenburg in Neudeck bei Freyſtadt. täriſchem Geſang nach Hauſe zog, und dann hob er wohl den Sohn empor und ſagte:„Junge, ich freue mich ſchon darauf, wenn ich erſt mit Dir am Biwaffeuer ſitzen werde, im Kampf gegen Rußland!“ Schon meinte er, daß es wohl nie dazu kommen werde.„Er iſt nie ernſthaft trank ge⸗ weſen,“ erzählt der Bruder.„Vor turzem kaufte Telegramm kam, Seine Majeſtät habe ihn zu hoher Kommandoſtelle auserſehen. 12 Stunden ſpäter holte ihn bereits ſein Generalſtabschef Lu⸗ dendorf mit dem Extrazug ab und ſo fuhr er denn in der Nacht fort, bis er Sonntag um 2 Uhr mittags in Marienburg eintraf. Und dann kam die Nachricht vom Siege bei Tannenberg. CCC TPG rr 22222222 2 — 2 2 8822 2 esse 52222 e eue ade Neis und Charaktere 25 ——— 2 Hindenburg im Gotteshauſe zu Beuthen. Auf ſeinem Zuge nach Rußland hielt Hinden⸗ burg mehrere Tage Raſt in Beuthen. Der Sonn⸗ tag brach an. Die Glocken läuteten ernſt und feierlich und riefen zur Kirche. Hindenburg wohnte mit ſeinem Stabe dem Gottesdienſte bei. Andächtig ſang er mit„Ein' feſte Burg iſt unſer Gott“, und aufmerkſam folgte er der Predigt. Tiefergreifend war es dann, als er nach dem Segen mit ſeinen Männern vor den Altar trat und laut betete. Inbrünſtig bat er Gott um Kraft und Hilfe für die neue ſchwere Aufgabe, die ſeiner harrte, und um Sieg im Kampfe gegen die Feinde. — Während der Schlacht bei Tannen⸗ berg ſagte er wiederholt zu ſeiner Um⸗ gebung: Kinder, betet!“ Ja, Hinden— burg gehört zu den Männern, von denen das Wort gilt:„Wer iſt ein Mann? Der beten kann, der glauben kann, der Gott dem Herrn vertrauet.“ Die vier Burgen. Als Hindenburg in den vom 26. bis 30. Auguſt Ruſſenheer vernichtet hatte Kämpfen 1914 das und Oſt⸗ preußen befreit war, atmete das deutſche Volk auf, dankte Gott und jubelte dem Sieger zu. Der Volksmund ſang:„Ortelsburg und Gilgen⸗ burg, dazu als Sieger Hindenburg— das ſind der Burgen drei. Aber die vierte iſt auch dabei, die macht der Feinde Tun zu Spott: Ein' feſte Burg iſt unſer Gott.“ Ein Ausſpruch Hindenburgs am Jahres- ſchluſſe 1015. Welche tiefe Religioſität Hindenburg innewohnt, wie ſehr er wünſcht, daß der Krieg das deutſche Volk läutere, innerlicher und frömmer mache, hat er durch einen Ausſpruch bezeugt, den er in einer bedeutungsvollen Unterredung mit dem Zeitungs⸗ berichterſtatter Artur Brauſewetter am Ausgange des Jahres 1915 tat; der Marſchall ſagte:„Wer Lichte dieſes ernſten 2252 jetzt ſeinen Gott nicht findet, dem iſt nicht zu helfen.“ Lieber Leſer, prüfe dich im Wortes. Haſt du in der harten Schule, durch die jetzt das deutſche Volk geht, deinen Gott, die feſte Burg in allem Sturm, in jeder Not, im tiefſten Leid, gefunden? W 1. Wohnſaal im Hauſe des Familiengutes derer von Benneckendorf⸗Hindenburg zu Neudeck. 2. Gedächtnislinde auf dem Familiengute Neudeck, geyflauzt 1863, und Wohnhaus der Großeltern Hindenburgs. 3. Generalfeldmarſchall v. Hindenburg mit ſeinem Stabe an der öſtlichen Front. 4. Das Hindenburg Ludendorf-Haus in Lötzen, das zu einem Hindenburg⸗Muſeum beſtimmt iſt. — 222 A4. N Hindenburgs Beſcheidenheit. Nach dem großen Siege in Polen, durch den Hindenburg die Ruſſen zwang, für immer den Rückzug anzutreten, wohnte er im Königlichen Schloß zu Poſen. Die Begeiſterung der Bevöl⸗ kerung kannte keine Grenzen. Am Freitag nach ſeiner Ankunft verſammelte ſich die geſamte Schul⸗ jugend auf dem Schloßhofe und huldigte ihm. Auf die Anſprache des Stadtſchulrats erwiderte der 722 ſiegreiche Führer fromm und beſcheiden:„Ich danke Ihnen für die freundlichen Worte des Dankes und der Hoffnung, die Sie an mich gerichtet haben, und danke der Jugend, die ſich hier ſo zahlreich und begeiſtert verſammelt hat. Mir gebührt aber nicht der Dank für die Erfolge, die wir gegenüber den ruſſiſchen Feinden errungen haben. Ich habe nur den Namen dazu herge— geben. Der Dank gebührt Gott dem Herrn, der uns immer gnädiglich be— hütet hat und der uns auch fernerhin behüten wird; denn er kann uns nicht plötzlich von ſeiner Vaterhand loslaſſen. Er gebührt dem Kaiſer, der mix das Vertrauen geſchenkt hat, nach meinen Plänen zu handeln, den Mitarbeitern und Gehilfen, die unermüdlich Tag und Nacht geholfen haben, das ſchwere Wert zu vollenden, vor allem aber unſ— rer tapferen Armee, die in ſeltener Ausdauer mit unvergleichlichem Mun und Tapferkeit meine Gedanken ver— wirklicht hat. Die kühnſten Pläne nützen nichts, wenn ſich der Führer nicht auf ein durchgebildetes, in feſter Manneszucht ſtehendes, von landsliebe und Königstreue erfülltes Heer verlaſſen kann. Ich ſehe getroſt in die Zukunft, Gott der Herr wird uns einen ehrenvollen Frieden ſchenken. Nochmals herzlichen Dank.“ Mäßzigkeit. Hindenburg iſt in leiblichen Genüſſen, beſonders im Eſſen und Trinken, beſcheiden und anſpruchslos. Das Eſſen teilt er ein in„Eiſen, Ballaſt und Gift“. Bier trinkt er wenig, weil es, wie er ſagt, dick und denkfaul macht. Auch raucht ex ſelten, nur dann, wenn er es in der Geſellſchaft nicht gut umgehen kann. Nie hat er Karten geſpielt, nicht einmal Sechs undſechzig, weil er das für Zeitverſchwendung gält. Seiner Mäßigkeit und naturgemäßen Lebens- weiſe verdankt er ein gut Teil ſeiner unverwüſt⸗ lichen Geſundheit und ſeiner Leiſtungsfähigkeit. Aeußerer Glanz und bunter Vater⸗ außerordentlichen S — 4 * l Ven ein die hau Gr. Kin wer beſſ 2 den dem Fei frag Hin 75 ich habe dem Tau deer aum ſond vert. 0 7 r n n rs 3 8. d n, al ng 8. ſt⸗ en D 0 DTand gelten ihm nichts. Jede Art von Luxus und Verſchwendung iſt ihm fern. Bei ihm muß alles einfach, aber gediegen ſein. Der Grund zu all dieſen Charaktereigenſchaften wurde im Eltern— hauſe gelegt. Vater und Mutter huldigten deut Grundſatz:„Je einfacher und anſpruchsloſer die Kinder erzogen, je ſtrenger ſie gehalten und je weniger ihnen Bedürfniſſe angewöhnt werden, deſto beſſer iſt es für ſie.“ Hindenburgs Heimatſtolz. Der Maler Herſch aus Charlottenburg durfte den Generalfeldmarſchall im Hauptquartier nach dem Leben malen. Dabei unterhielt ſich der große Feidherr leutſelig mit dem Künſtler. Dieſer fragte ihn nach ſeiner Heimat. antwortete Hindenburg:„Ich bin Oſtpreuße, und das ſage ich jetzt mit ganz beſonderem Stolze, denn ich habe ja gewiſſermaßen mein eigenes Haus vor dem Feinde geſchützt. Als ich in die Schlacht bei Tannenberg fuhr, kam ich immer an meinen Wäl— deen vorüber, und da kam mir's dann ſtets ſtark zum Bewußtſein, daß ich nicht nur als Feldherr, ſondern auch als Privatmann mein Hab und Gut verteidige.“ Da Berliner Illuſtr.-Geſellſchaft. Generalfeldmarſchall von Hindenburg gelegentlich eines Krankenhausbeſuches. Hindenburg und die Jugendwehr. Generalfeldmarſchall von Hindenburg richtete am Januar 1915 an die über 600 Mitglieder zählende Poſener Jugendwehr, die vor ihm in arade ſtand, eine kurze, packende Anſprache: „Ich freue mich, daß Sie hierhergekommen ſind und ich Gelegenheit habe, die Poſener Jugendwehr u ſehen. Es iſt Ihnen beſchieden, mit Jahren ernſte, aber auch große und erhebende Zeiten zu erleben. Erhalten Sie ſich die Erinnerung an ieſe Zeit für alle Zukunft und erhalten Sie ſich en echten Geiſt der deutſchen Jugend, auf daß der eiſt der Gottesfurcht, der Selbſtloſigkeit, der aterlandsliebe und der Königstreue in den ſpä— eren Jahren nicht verblaßt, ſondern erhalten weit Heute iſt der Geburtstag unſres aller— mädigſten Kaiſers, Königs und Herrn. Wir ala en ihm kein ſchöneres Geſchenk überreichen, ich daß Sie tun, was ich eben geſagt habe, und zundene. das wollen Sie tun. Laſſen Sie uns S u Einverſtändnis deſſen einſtimmen in den Ruf: eine Majeſtät, unſer allergnädigſter Kaiſer: Hurra, hurra, hurra!“ Jo, ο ο ο οοοοοοοοοτ aber nicht an“, meinte Hindenburg. Berliner Illuſtr.⸗Geſellſchaft. Das Hindenburgdenkmal in Chorzelle(Nuſſ. Pol.) Hindenburg hat keine Zeit zum altern. Anfang Januar 1916 erhielt Hindenburg den Beſuch eines 80jährigen Mannes, den er von ſeiner Jugendzeit her gut kannte. War doch der alte Herr ein Gutsnachbar von ſeinem Vater im Dorfe Neu⸗ deck. Der Marſchall war überraſcht und erſtaunt, den alten Bekannten plötzlich rüſtig und geſchmeidig vor ſich zu ſehen, und äußerte ſeine Verwunderung darüber. „Ja freilich“, lächelte der Gutsherr,„und das trotz meiner 80 Jahre!“„Die ſieht man Ihnen „Was haben Sie denn gemacht, um ſo friſch zu bleiben?“„Ver⸗ mutlich nichts anderes, als Ew. Exzellenz zu tun beliebten“, ſcherzte der Landwirt;„denn auch Ew. Exzellenz ſehen ganz trefflich aus, ſo daß kein Menſch auf den Gedanken kommen kann, es mit einem 68jährigen zu tun zu haben. Wenn ich mich als alter Soldat auch gehörig zuſammenreiße, bin ich lange nicht mehr ſo beweglich wie Ew. Erzellenz. Oft muß ich mich zwingen, jung zu ſein!“ l „Sehen Sie, das halte ich auch ſo“, warf der Marſchall ein.„Ich gebe auch nie nach, mag da kommen, was will. Und es iſt erſtaunlich, wie ein großes Ziel, das man vor Augen hat, und an deſſen Verwirklichung man Tag und Nacht immer und ſtets denkt und arbeitet, einen friſch erhält. Man hat einfach keine Zeit, älter zu werden. Man lebt unruhig, man ſchläft weniger, iſt immer und unausgeſetzt beſchäftigt, die Zeit fliegt einem nur ſo fort und mit jedem Tag, den der liebe Gott Verler Illuftr.-Geſellſchaft. Von geneſenden Feldgrauen errichteter Hinden⸗ burgſtein in Krakau b. Magdeburg. 2 2 * 0** 2 5 N — werden läßt, arbeitet man freudiger. Es iſt ganz gleich, ob das Wetter ſtürmt oder lachenden Son⸗ nenſchein ſendet, für Gicht und Podagra hat man kein Verſtändnis, keine Zeit. ungeheure, unberechenbare Erleben, das unüberſehbare Stür⸗ men in der Gegenwart, das zwingt auch uns Alte ins jugendliche Leben zurück. Aber man muß ſelbſtverſtändlich mit ſeinem Wirken und ſeiner Arbeit zufrieden ſein, man muß Freude, Begeiſte— rung und Genugtuung an ihr und mit ihr empfin⸗ den, dann nur kann auch ein alter Mann wieder jung werden. Sie ſcheinen mir, verehrter Freund, übrigens für meine Auffaſſung ein trefflicher Be— weis zu ſein, denn ich ſehe es Ihnen ja an, daß Sie wieder Freude am Leben und an der Arbeit gefunden haben. Sie werden dem Himmel wohl dankbar ſein, daß Sie wieder in die Sielen muß— ten.“ „So iſt es, Exzellenz“, ſtimmte der Gutsherr bei, „tatſächlich, ſo iſt es. Als meine Söhne ins Feld mußten, machte ich mich als alter Mann wieder ans Werk. Unſre Gutsinſpektoren und der Ober— förſter gingen zu den Soldaten, was blieb mir da übrig, als alles ſelbſt zu übernehmen. Früh aus den Federn, ſpät und abgerackert ins Bett, und der 2 Das Hindenburg im Weſten, modelliert in die Saudwand eines Laufgrabens. Erfolg: Exzellenz hatten ſchon die Güte, zu ver⸗ ſichern, wie friſch und jugendlich ich ausſähe. In der Tat, ich fühle mich auch außerordentlich jung, tatenluſtig, denn die Arbeit geht gut.“ Da drückten ſich die zwei alten Männer die Hand, denn ſie verſtanden ſich: der Krieg hat ſie neu geboren, und die Zeit hat ihnen über das Alter, die Jugend und die Arbeit dieſelben Gedan⸗ ken eingegeben.(„Kownower Zeitung“.) „Danket dem da oben! Als Hindenburg am Freitag, den 18. September 1914, nach Graudenz kam, umdrängten Hunderte ſeinen Kraftwagen und jubelten ihm zu:„Hoch! Hurra! Heil Hindenburg! Hoch der Befreier Oſt⸗ preußens! Hoch der Beſchützer Weſtpreußens!“ Viele kletterten auf die Bäume, um ihn beſſer zu ſehen. Andere wollten ihm dankbar die Hand drücken. Der Generaloberſt dankte unausgeſetzt militäriſch grüßend. Dann hob er die Rechte gen Himmel und ſagte mit einer mächtigen Baßſtimme: „Dankt dem da oben! Nicht ich, ſondern Gott im Himmel hat es ſo gemacht!“ und raſch fuhr er nach der Thorner Straße weiter. ——— ——— Gr.— Wie ſie wieder lärmten und ſchrien in der Wirtsſtube! Sofie ging unruhig in dem kleinen im erſten Stock gelegenen Zimmer auf und ab. Sie mußte hinunter, um mitzubedie⸗ nen, ſicher mußte ſie das! Aber dann hatte ſie keinen freien Augenblick mehr und Gregor wartete vergebens auf ſie! Gregor! Sie preßte die Hände an die Augen, in die es heiß auf— ſtieg. Wie ſie an ihm hing, gerade weil man ſie trennen wollte! Dieſer furchtbare, entſet⸗— liche Krieg, der ſo viel Elend ins Land brachte, ſollte der auch ihr Leben zerſtören! Gewiß, auch ſie war gut öſterreichiſch und liebte den alten König wie die meiſten hier in Trebinje, 3 1 . 1 ——*—-A— Berliner Illuftt.-Geſellſchaft. Kardinal Aercier der verschiedentlich von ſich reden machte, erhielt einen Verweis vom Generalgouverneur von Biſſing. aber— Gregor Abunda war ein guter, treuer Menſch und nur weil er ein Albaner, weil ſeine Eltern jenſeits der Planina lebten, dar— um hatte der Vater einen heißen Haß auf ihn geworfen, ihm das Haus verboten! Darum ſah er einen Verräter und Verbrecher in ihm! Faſt kindiſch kam es Sofie vor, daß der Vater allem„von drüben“ mißtraute. Freilich, ſie kamen immer häufiger über das unwegſame Gebirge und warben für die Montenegriner, wiegelten die Trebinjer auf, aber Gregor war der Sohn einer öſterreichiſchen Mutter, hatte faſt ſeit den Kindertagen hier in Trebinje gelebt, warum ſollte er auf einmal zum Feind geworden ſein! Der Vater blieb freilich uner⸗ bittlich:„einem Albaner geb ich mein Kind nicht— baſta“. Und nun mußte ſie ſich ver⸗ ſtecken, mußte ſich heimlich die kargen Minuten des flüchtigen Beiſammenſeins ſtehlen, die den Kopf immer ſo hoch getragen, ſo ſtolz geweſen war auf Gregor Abundas Liebe! Die Feuerprobe Eine Erzählung aus der Herzegowina von Ludwig Mango. Sofie fuhr ſchreckhaft zuſammen: ein Stein— chen war klirrend an die Fenſterſcheibe gefallen. Sie öffnete haſtig und rief leiſe hinab:„Ich komme.“ Dann huſchte ſie über die dunkle Hintertreppe hinab, die nach dem Garten führte. „Gregor, Liebſter!“ Sie hatte ſich dem Un⸗ tenſtehenden in die Arme geworfen, der ſie wie ein Kind hochhob und ihr heißes Geſicht mit Küſſen bedeckte:„Sofitſchka, Einzige— nun biſt du mein, mein,“ ſtammelte er erregt. Sie ſuchte bei dem matten Schimmer des durch Wolken verhüllten Mondes ſein Geſicht, umrahmt von hellen Haaren, mit den ſelt⸗ ſamen grauen Augen, die dem Albanerſtamm der Tosken eigen ſind. „Gregor— was haſt du?“ Angſtvoll um— klammerte ſie ſeinen Arm. „Höre, du!“ Er ſprach abgeriſſen, überſtüröt. „Dein Vater mißtraut mir, wittert den Ver— räter in mir, aber daß einer, der Böſes plant, an ſeinem Tiſch ſitzt und ihn ausholt das ahnt er nicht!“ „Gott— Gregor— wer?“ Er zog ſie um das Haus herum, bis vor die Fenſter der Wirtsſtube.„Schau hinein,“ gebot er, und hob das bebende Mädchen hoch. Noe (Nachdruck verboten.) zum Verräter an dem alten König zu werden, für den er ſich doch vierteilen ließ. Rein das Maul verprügeln hätte er ſich mögen. Und dankte es dem Jungen, daß der ihn mitnahm auf den gefahrvollen Gang in die wilde Pla— nina, hinauf in die ſchwarzen Berge, damit er die Schuld ſeiner dummen Geſchwätzigkeit ab— tragen konnte und dem Joſſip an die Gurgel fahren, dem Erzhallunken, der ſeinen beſten Wein trank, und ihm ſo niederträchtig Honig ums Maul zu ſchmieren verſtand. Kaum zu halten war er, der Alte, als er oben in der Steinhöhle verborgen ſaß und auf den ahn— ungsloſen Joſſip harrte, der da mit dem Gre— „Siehſt du den Schwarzen rechts am Tiſch, dern? die andern im Bann ſeiner Rede hält?“ Joſſip— der ſchwarze Joſſip, der ſeit Tagen dem Vater kaum vom Halſe geht——?“ „Und dem er vertraut, dein Vater, dem er erzählt, wo die Oeſterreicher ſtehen und wie ſie über die ſchwarzen Berge wollen. Der iſt einer der Montenegriner, die hier Anhänger werben ſollen—“ „Und du— woher weißt du— „Da— ſieh her, das Gold!“ Gregor hatte einen Beutel aus der Taſche genommen.„Miß⸗ traut habe ich dem Joſſip, ſeit ich ihn in der Stadt herumſchleichen ſah.“ „Woher kennſt du ihn, Gregor?„ „Ein Verwandter iſt er, vom Vater her und ſo kam er heute zu mir! Daß ich in den Bergen Beſcheid weiß, das iſt ihm bekannt und da ſollte ich die Montenegriner den kür— zeſten Pfad führen, da ich doch wüßte, wo die unſeren ſtehen!“ „Schuft der!“ knirſchte Sofie.„Und du?“ 3 „Ich? Ich nahm das Gold——“ „Gregor!“ „Närrchen! Biſt du kurzſichtig wie dein Vater? Hätte ich ihn argwöhniſch machen ſollen, damit er mir entwiſcht!“ „Was willſt du tun, Gregor?“ „Sie führen, die Montenegriner, ſie ſo ſicher führen, daß ſie den Unſeren nicht entkommen!“ „Gregor, Liebſter— Held du!“ jauchzte das Mädchen. a „Ruf deinen Vater!“ ſagte der Mann heiß, „er ſoll mitgehen, er ſoll mithelfen und dann — dann ſoll er ſelbſt deine Hand in die meine legen!“ Machte der Augen, der alte Thomas Cibo, als er vor dem blonden Albaner ſtand, dem er die Tür gewieſen, und der ihm nun ſagte, daß er, er ſelbſt, Thomas Cibo, in Gefahr war, Berliner Illuſtr.-Geſellſchaft. Zum 30. Militärjubiläum Generaloberſt v. Woyrſch am 5. April 1916. Generaloberſt von Woyrſch mit ſeinem Adjutanten beim Studium det Karten im Jelde. gor heraufkam, um den Montenegrinern das verabredete Zeichen zu geben. Vorher war der Thomas Cibo aber beim öſterreichiſchen Kom- mando geweſen und hatte dort genau ange— geben, wie man die Montenegriner richtig zu umfaſſen hatte. Gregor und Joſſip führten die Söhne der ſchwarzen Berge, führten ſie mitten hinein in das feindliche Lager, daß es kein Entrinnen mehr gab. Und daß es der ſichere Dolchſtoß des alten Thomas Cifo war, der den ſchwar— zen Joſſip vom Leben zum Tode brachte, das ſah in dem Getümmel des wütenden Nah— kampfes nur einer: der Gregor, und der freute ſich. Stolzer Jubel herrſchte im Lande; als Hel— den pries man den blonden Tosken und keiner jubelt ihm freudiger zu als Thomas Cibo, der Reuige, Bekehrte, der ihm jetzt ſelbſt ſeinen koſtbarſten Schatz, die einzige Tochter, die ſchöne ſchwarzhaarige Sofie zuführte. „„en ——— * ——— —— ————ꝛ 5— De Es merk die 8 güſſe einer Kam tung weitf baup ſchein der und r 17 eee 9 e er een— * rene 4 1015 Illuſtr.-Geſellſchaft. Der Erſtürmer von Douaumont Oberleutnant von Brandis(links auf dem Bilde). Neben dem Helden ſeine Brüder, die ebenfalls derwundet wurden. g* l Aus aller Welt Das Märchen vom Regen nach den Schlachten. Es gibt wohl wenige Leute, die noch nicht die merkwürdige Behauptung vernommen haben, daß die Schlachten meiſt heftige und anhaltende Regen⸗ güſſe im Gefolge haben und daß die Regenfälle in einer Gegend um ſo ſtärker ſeien, je ſtärker der Kampf daſelbſt gewütet habe. Und ſolche Behaup⸗ ungen werden nicht nur verbreitet, ſondern auch weitſchweifig begründet, ohne daß man ſich über⸗ haupt von ihrer Richtigkeit überzeugt. Nichts er⸗ ſcheint, ſo meint man, einfacher: durch das Feuern der Geſchütze werden die Luftſchichten erſchüttert, und dann muß eben Regen fallen, wie das Obſt *„— — 2——————— Gibraltar, ein ſpauiſches Gut in engliſchem von den Bäumen fällt, wenn man ſie ſchüttelt. Außerdem iſt vielfach die Anſicht verbreitet, daß der durch die Tätigkeit der Geſchütze erzeugte Rauch und feine Staub die Feuchtigkeit in der Luft an⸗ ziehe, die dann in Geſtalt von Regentropfen auf die Erde herabfalle. In Wirklichkeit aber konnte man gerade im Vexlaufe dieſes Krieges die Beob— achtung machen, daß die Meinung, Kriegszeiten ſeien reicher au Regen als Friedenszeiten, durch— aus irrig und haltlos iſt. Doch davon ganz abge— ſehen muß man feſtſtellen, daß dieſe Anſicht auf Zeiten zurückgeht, in denen es weder Artillerie noch Schießpulver gab, nämlich bis zur Zeit der klaſſiſchen Römer. So erzählt Plutarch, daß Regen⸗ güſſe häufig nach den Schlachten auftreten,„ſei es, weil die Götter auf dieſe Weiſe die befleckte Erde reinigen wollen, ſei es, daß die Luft durch den Dunſt des vergoſſenen Blutes verdickt werde.“ Daß auch heute noch das Märchen vom ſogenannten „Schlachtenregen“ erzählt und geglaubt wird, geht aus den zahlreichen Veröffentlichungen über dieſe Frage hervor, die jetzt noch z. B. in engliſchen Fachzeitſchriften, wie der Monthly Weather Review, auftauchen. Der prophetiſche Londoner Bankier. Der Krieg, der alles verändert, iſt auch auf die vielgerühmte Kühle des engliſchen Gemüts nicht ohne Einfluß geblieben. Während anfangs nur in Frankreich die mehr oder minder zweifelhafte Kunſt myſtiſcher Deutungen und Prophezeiungen gläubige Jünger fand, wurde im weiteren Verlauf der Ereigniſſe auch der kalte Geiſt der Briten von dieſem Fieber angeſteckt. Nun hat auch London ſeinen Kriegs- propheten, und der Excelſior weiß hierzu Näheres zu berichten: Ein Offizier in London, der ſich an die Front begeben wollte, ſtattete ſeinem Bankier mit dem ihm eine perſönliche Freundſchaft verband, vor ſeiner Abreiſe im Herbſt 1915 einen Abſchieds— beſuch ab. Sie werden nicht lange wegbleiben“, bemerkte der Bankier;„in kurzer Zeit werden Sie mit einer leichten Verwundung an der Hand zu⸗ rückkehren.“ reits nach wenigen Wochen an der rechten Hand verletzt. Als er ſich nach der Heilung wieder von dem Bankier verabſchiedete, ſagte dieſer:„Diesmal werden Sie längere Zeit im Felde ſein, dann aber werden Sie ziemlich ſchwer am rechten Bein ver— Als der Offizier, der am rechten wundet werden.“ Veſitze.(Der Felſen von Gibraltar Und wirklich wurde der Offizier be⸗ vom Aleere aus geſehen.) Berliner Ollätr-Gelellchalt Das Neu- Nuppiner Denkmal des ruhmreichen brandenburgiſchen Jufanterie⸗Regiments Ar. 24. Bein von einem Geſchoßſplitter getroffen wurde, zum zweiten Male nach London kam, fragte er den prophetiſchen Geldmann:„Da Sie mir meine Verletzungen ſo richtig vorausſagten, werden Sie mir wohl auch verkünden können, wann der Krieg zu Ende ſein wird?“ Worauf der Prophet er⸗ widerte:„Der Krieg wird am 17. Juni 1916 be⸗ endet ſein. Aber ich werde den Frieden nicht mehr erleben, da ich kurz nach Neujahr ſterben werde.“ Und der Bankier ſtarb auch wirklich am 2. Januar 1916. Seit ſeinem Tode ſpricht man in ganz Lon⸗ don davon, daß der Krieg nur bis zum 17. Juni dauern werde... Der Gaulois aber, der dieſes Geſchichtchen jetzt wiedergibt, fügt mit unfreiwil⸗ liger Offenheit hinzu:„Alſo Gott ſei Dank nur noch drei Monate!“ —— Admiral Eduard v. Capelle der Nachfolger des Staatsſektetärs von Citpitz. Die Schultafel im Dienſte der Kriegsſparſamkeit. Wie ſehr die einſt auf ihren Reichtum ſo ſtolzen Briten ſich genötigt ſehen, jetzt an allen Enden und Ecken zu ſparen, beweiſt ein Bild in der Daily Mail, das engliſche Kinder in der Schule zeigt, die unter Aufſicht der Lehrerin die neueſten Spar⸗ gebote für die Jugend auf die Tafel ſchreiben: Ich ſoll in Zukunft keine Süßigkeiten mehr eſſen!“ beſagt das erſte Gebot, das zweite lautet: „Ich ſoll meinen Tee fortan ohne Zucker trinken!“ Und das dritte heißt:„Ich ſoll meine Schuhe nicht kaput machen!“ Wie dieſer Schultafel zu entnehmen iſt, ſcheint man jenſeits des Kanals auch nicht gerade im Ueberfluß zu ſchwimmen. Der Urſprung der Heirats⸗Annoncen. Die Heiratsannonce, die heute in den verſchiedenſten Tonarten und mit dem Ausdruck mannigfaltigſter Wünſche und Hoffnungen in dem Inſeratenteil unſerer Zeitungen eine ſtändig wiederkehrende Rubrik einnimmt, kann auf ein recht ſtattliches Alter zurückſehen. Denn bereits im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts kann man in Hamburger Berliner Iluftr.-Geſellſchaft. Der holländiſche Paſſagierdampfer„Tubantia“ Sv Oeser g ee eee ss: D s Berliner Illuher.-Geſellſchaft. iſt an der holländiſchen Küſte öſtlich vom Leuchtſchiſf Nordhinder gesunken. Zeitungen von Leuten leſen, die ſich auf dem da⸗ mals noch ſehr ungewöhnlichen Wege nach einer paſſenden Lebensgefährtin umſehen. Dieſes Bei⸗ ſpiel, das im kühlen Norden auftauchte, fand im heiratsluſtigen Oeſterreich ſehr raſche und lebhafte Nachahmung. Während aber die erſten ſich noch ſehr ſchüchtern benahmen und es auf keinen Fall zugelaſſen hätten, daß ihr Name oder irgendeine nähere Bezeichnung ihrer Perſönlichkeit in das Inſerat aufgenommen würde, gab man ſich in Wien bereits unbefangener. So kam es vor, daß ſchon im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts eine Wiener Zeitung das Heiratsgeſuch eines Wit wers veröffentlichte, der es anſcheinend garnicht unpaſſend fand, gleichzeitig ſeinen Namen zu nennen und den eventuell heiratsluſtigen Damen auf dieſe Weiſe den Umweg einer Nachfrage beim Verlag zu erſparen. Mitten unter Inſeraten wie Empfehlungen von Wanzenmitteln uſw. ſteht das Inſerat, das folgendermaßen lautet:„Ehegattin wird geſucht. Ein kürzlich verwitibter Mann, mit Namen Bruderhofer, welcher ſehr gut denkend und Berlinet Illuftr.-Gelellſchaft. Bulgariſche Grenzwacht an der griechischen Grenze. vermöglich iſt, aus Oeſterreich gebürtig, ſeines Al⸗ ters etlich und 30 Jahre, mit zwei exwachſenen Kindern, wohnhaft bei„Aug Gottes“ als Hausin⸗ haber, ſucht, weil er wenig bekannt iſt, durch dieſe Gelegenheit eine Ehegattin. Die Perſon, die aus unbekannter Weiſe ihr Vertrauen zu ihm hätte, möge ſich nach Belieben, entweder perſönlich oder durch Brief erkundigen. Sie mag von hier oder vom Lande ſein, eine Witib oder ledig, nur darf ſie nicht häßlich ſein, auch weder zu jung noch zu alt, muß auch wenigſtens die Halbſcheid ſeines Vermögens mitbringen. Die nähere würde ſich beſſer finden, als man hoffen wird..“ Man ſieht, die Heiratsannonce hat in formeller und in inhaltlicher Beziehung von der Zeit ihrer Urſprünge bis zum heutigen Tage eine ſehr be— merkenswerte Entwicklung durchgemacht. Druck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buchdruckerei Tiefdruckanſtalt in Mannheim. Verantwortlich für die Nedaktion: Dr. Fritz HSoldenbaum. Berliner Illuftr.-Geſellſchaſt⸗ General Noques, der neue franzöſiſche Kriegsminiſter⸗ Auskunft 0