A 6 X Mannhe imer Feikunt Num. Ll. Montag, den 26. Jun. 1775. Biberich, den 22 Jun. zeſtern Abends wurden wir und das ganze Land durch einen plszlichen Todesfall unſers regierenden Fuͤrſten Karls zu Naßau⸗ Uſingen, eines ſeinen getreuen Uuterthanen unvergeßlichen Regenten, in die tiefeſte Trau⸗ er verſetzet. Bekanntlich war derſelbe den 1 Jaͤnner 17 12 gebohren und ſchon 1718 unter der Vormundſchaft ſeiner Frau Mut⸗ ter, einer gebohrnen Prinzeßin von Naßau⸗ Dillenburg, zur Regierung gelangt. So lang dieſelbe auch gedauert hat, ſo wuͤrde ſie uns doch zu kurz geweſen ſeyn, wann wir nicht an Hoͤchſtdeßen Nachfolger, unſerm nunmehrigen Fuͤrſten, Karl Wilhelm, ei⸗ nen andern Landesvatter ganz gewiß zu hof⸗ fen haͤtten. Das Seniorat des Fuͤrſtlichen Geſammthauſes aber faͤllt nun auf Naßau⸗ Weilburg⸗ Paris, den 16. Jun. Seine Koͤnigl. H. der Graf von Artois werden von Reimns aus nach Ryßel und Duͤnkirchen abreiſen. Es iſt nun alles wieder ruhig in dem Kdͤ⸗ nigreich. Demohngeachtet werden in den meiſten Staͤdten die großen Fruchtmagazinen noch immer von Truppen bewachet. Ein gleiches geſchiehet auch, wann Markt gehal⸗ ten wird. Uebrigens bittet und flehet jeder⸗ mann offentlich in den Kirchen um Regen, der ſchon eine gar lange Zeit ausgeblieben. Zu Gien an der Loire iſt neulich in zwei Getraidhaͤuſern Feuer ausgekommen, wel⸗ ches ſolche bis auf den Grund vergzehret, Dei der Unterſuchung fand man, daß Boͤswich⸗ te, die nach dem lezten Tumult noch gern ihre Bosheit ausgeuͤbet haͤtten, dieſes Feuer angeleget. Der Herzog von Aiguillon findet an dent Ort ſeiner dermaligen Verweiſung ein altes unwohnbahres Schloß, das erſt wieder ge⸗ baut und ausgebeßert werden muß, weswe⸗ gen ſeine uͤber dieſe harte Ungnade untroͤſt⸗ bare Gemahlin ihm nicht gleich dahin fol⸗ gen kann. Seine leztere Verweiſung iſt ihut muͤndlich angekuͤndiget worden: Denn Ludwig XVI hat noch keinen Gebrauch von den ſo⸗ genannten und ſo verhaßten Lettres de cachet gemacht, welche dem Parlement gar oft ei⸗ ne Urſache zu klagen geweſen ſind. Man hat nachgerechnet, daß wann die Koͤnigliche Kroͤnung dahier waͤre vollzogen worden, vier bis fuͤnf Millionen dadurch haͤt⸗ ten erſpahret werden koͤnnen. Hier folget eine kurze Beſchreibung dieſer in Reims ge⸗ ſchehenen feyerlichen Handlung. Nachdem am 11. dieſes Morgens um 7 Uhr in der daſigen Domkirche alle dieje⸗ nige, welche der Kroͤnung beiwohnen mu⸗ ſten, in außerordentlichem Pracht ſich ver⸗ ſammelt hatten, ſo wurden Se. Maj. aus dem Erzbiſchoflichen Pallaſt von der geſam⸗ ten Geiſtlichkeit in die Kirche abgeholet. Hoͤchſtdieſelbe beſtiegen einen mitren im Chor errichteten herrlichen Thron. Indeßen brach⸗ te der Gros⸗Prior von der Abtey des heil. Remigius die darinnen verwahrte heil. Oeyl⸗ flaſche. Er hatte ein Chorgewand von Gold⸗ Stoſf an und rutt auf einem weißen Pferd. 5t a d: 01eh i⸗ M 0nnh o im ic. Nr. 201 Sign. 202 A 0 1 das von zween Koͤniglichen Oberreitknechten K der Kirche und jedermann erblickte ſeinen uͤber am Zuͤgel gefuͤhret wurde, unter einem Trag⸗ alles geliebten Koͤnig in Glanz und Majeſtaͤr. Himmel in Begleitung der vier ernannten Das Geſchuͤz donnerte und die Luft bebte von Geißel dieſer Flaſche, naͤmlich des Vicomten dem Freudengeſchrey des Volks. Die He⸗ von Rochefoucault, des Grafen von Talley⸗ rolde warfen goldene und ſilberne Denkmuͤn⸗ rand, des Marquis von Rochechouard zen aus, mit dem Bruſtbilde des Koͤnigs und und des Marquis von la Roche Aymond, der Ueberſchrift: Ludovicus XVI Ren Chriſkia- welche ebenfalls zu Pferd ſaßen. Gedachter nillimus. Auf der Gegenſeite: die Kroͤnungs⸗ Prior uͤbergab dem Erzbiſchoffen vor der feyer, mit der Umſchrift: Ren cceleſti oleo Kirche die Flaſche mit folgenden Worten: unctas. Auf dem Rand: Kemie die Xl ⸗ Empfanget aus meinen Haͤnden den koſt⸗ Jun. 1775. daren Schatz, welcher vom Himmel dem Londen, den 13. Jun. heiligen Remigius zur Salbuug des Koͤnigs Der Hof hat folgenden Bericht von dem Clodovai und ſeiner Nachfolger geſchickt wor⸗ zwiſchen den Krontruppen und der Amerika⸗ den. Vorher aber bitte ich euch, daß ihr niſchen Miliz ohnweit Boſton am 19 April euch verpflichtet, mir denſelben wieder ein⸗ vorgefallenen Thaͤtlichkeiten bekannt machen zuhaͤndigen, ſo bald die Salbung unſers Koͤ⸗ laſſen. Nachdem der General Gage erfah⸗ nigs Ludwigs XVI vollendet ſeyn wird Der ren, daß man zu Concordia einen großen Praͤlat verſprach ſolches und trug die heil. Vorrath von allerhand Kriegsbeduͤrfniſſen zu⸗ Oehlflaſche auf den Altar. ſammen gebracht, um ſolche unter die Pro⸗ Als Se. Maj. hierauf die gewoͤhnliche Ei⸗ vinzial⸗Truppen zu vertheilen; ſo ſchickte de ablegte, wurden indeſſen alle Reichs⸗Klei⸗ er am 18. April Abends den Obriſtlieutenant nodien und Zierrathen, als die unſchaͤzbare Smith und den Major Pitcairne mit einigea Krone Karls des Groſen, zwo andere Kro⸗ Regimentern dahin ab, um die Magazine zu nen, ein Degen, ein Scepter, die Hand der zerſtohren. Den folgenden Morgen ſtieſſen Gerechtigkeit, Sporn ꝛc. ebenfalls auf den noch 24 Compagnien unter Anfuͤhrung des großen Altar geleget, und von dem Erzbt⸗ Lord Percy dazu. Sie fanden ſchon alles in ſchof eingeſegnet. Hernach geſchahe die Sal⸗ daſiger Gegend unter Waffen, und auf das bung. Mehr gedachter Grosprior oͤffnete die Zeichen einiger Nothſchuͤße und beſtaͤndigen Flaſche, und der Erzbiſchof traͤuffelte das Sturmlaͤutens liefen auch die Bauern Schaa⸗ heilige Oehl auf das entbioͤßte Haupt des renweiß zuſammen. Unſere Kriegsvoͤlker be⸗ vor dem Altar knienden Monarchen mit Aus⸗ ſezten ſogleich einige Bruͤcken, um den Re⸗ ſprechung der hiebei gewoͤhnlichen Worten Un⸗ bellen die Gemeinſchaft abzuſchneiden. Als g0 te&cc. Die uͤbrigen Salbungen geſcha⸗ leztere befraget wurden, weswegen ſie ſich ſo hen auf gleiche Weiße auf dem Magen, zwi⸗ zuſammen rotteten, und warum ſie nicht in ſchen den Schultern und auf beiden Aermen. ihren Wohnungen blieben? ſo gaben ſie, an Nach dieſem wurden Sr. Maj. das Koͤnig⸗ ſtatt einer Antwort, Feuer hinter den Mau⸗ liche Gewand, Mantel ꝛ. angeleat, die lez⸗ ern hervor, wodurch ein Soldat getodet und te Salbung auf den Daumen beider Haͤnde das Pferd des Majors Pitcairne verwundet verrichtet, der Koͤnigliche Ring angeſtecket, worden. Auf dieſen Angriff erſchoſſen die Scepter und die Hand der Gerechtigkeit uͤber⸗ Unfrigen eine Menge von den Rebellen zer⸗ reichet, der Monarch auf den Thron zuruͤck ſtreueten ſolche, und ſezten hierauf ihren Marſch gefuͤhret und Hoͤchſtdemſelben gemeldte koſt⸗ nach Concordia weiter fort. Dort fanden bare Krone aufgeſezet: der Herr Erzbiſchof ſie alles, wie es ihnen beſchrieben worden rief dabei aus: Vivat Ren in eternum. In war. Sie zerbrachen und verbrennten die dem Angenblick eroffnete man alle Thoren il Larelen der in groſter Ordnung hingerfiane- I1 0 I1 203 ten Kanonen, zerſtoͤrten die Mehl⸗Magazie 6 aufgetragen, Anſtallten zu machen, daß im Nothfall ſo gleich noch eine Flotte nach Ame⸗ ne, worinen ſie einen großen Vorrath von rika abgeſchicket werden koͤnne. Alle Miltz Mehl fanden, und warfen alles vorraͤthige in dem ganzen Koͤnigreich ſoll aufgebothen Pulver und Kugeln in den Fluß. Die Re⸗ werden. bellen drangen, machdem ſchon alles verrich⸗ Obigen Nachrichten iſt noch hinzu zu fuͤ⸗ tet war, von allen Seiten herbei; es kam gen: daß auch alle Inwohner der Provinz zu neuen Thaͤtlichkeiten, wobei von beiden Pork die Waffen ergriffen haben. Die Hand⸗ Seiten viel Blut vergoſſen worden. Auf dem lung iſt daſeibſt in einem gaͤnzlichen Still⸗ Ruckmarſch wurden die Unfrigen immer be⸗ ſtand. Auch Virginien folgt dieſem Beiſpiel unruhiget: denn die Rebellen waren in Ge⸗ und ſchicker den Grosbritaniſchen Statthal⸗ buͤſchen und Hinterhalten verſteckt, aus wel⸗ ter, Lord Dunmore, nach Engelland zu⸗ chen ſie ihren Mann im Schuß gewiß faß⸗ ruͤck. Nach Briefen von Haltfar befinden ten. Uebrigens lobet der General Gage den Eifer und die Tapferkeit derjenigen Officiere, ſich 40 bis 50 tauſend Amerikaner in der Ge⸗ welche er bei der Verrichtung gebraucht hat⸗ gend von Boſton, um dieſe Stadt mit ſtuͤr⸗ te. Wir haben dabei 62 Mann verlohren mender Hand einzunehmen. Sie wollen und 157 ſind verwundet worden; unter je⸗ unſere Flotte in Brand ſtecken. Die Stadt nen befindet ſich ein Lieutenant, unter dieſen Philadelphia, deren Inwohner bisher noch eine gewiße Neutralitaͤt beobachten haben, zween Obriſtlieutenante, zween Hauptleute und 9 Lieutenante. hat nun auch einige Regimenter Miliz errich⸗ Durch ein von Neu⸗Vorck nach einer 6 tet, welche taͤglich in den Waffen geuͤbet taͤgigen Farth hier angekommenes Schiff ſind werden. Kurz das Kriegsfeuer iſt angezuͤn⸗ nun wieder folgende Nachrichten eingelau⸗ det. Eben werden zu St. James wichtige fen: alles iſt in der groͤſten Unordnung. Nach Berathſchlagungen uͤber dieſe bedenkliche Um⸗ dem Vorgang bei Concordia ſind daſelbſt 12 flaͤnde getaliten. Deputirte ernannt worden, um von Seiten dieſer Colonie dem General Corgreß zu Phi⸗ Vermiſchte Nachrichten. ladelphia beizuwohnen. Herr Tryon, Statt⸗ In dem neulich bekannt gemachten Gene⸗ halter dieſer Provinz, muſte nach Engelland ral⸗Capitul der E. E. P. P. Carmelttern zu zuruͤck kehren, weil man ihn in dieſer Eigen⸗ Rom, welchem Se. Paͤbſtliche Heiligkeit ſchaft nicht erkennen wollte. Jedoch ſeiner perſonlich beigewohnet, iſt die Wahl eines Perſon und ſeinen Angehorigen geſchahe nicht Generals dieſes geiſtlichen Ordens einſtimmig das geringſte Leid. auf den Herrn Joſeph Albert Eimenez, einen Der General Gage hat ſich zwar der Stadt Grand d'Espagne von der erſten⸗ Klaße, und Boſton verſichert; allein er hat alles von den Vettern Semner Eminenz des Grosmeiſters uͤbrigen Colonien, die gemeine Sache mit ihr von Maltha gefallen. haben, zu befuͤrchten. Er darf ſein Kriegs⸗ heer durch Abſchickung einzelner Haufen nicht Zu eben gedachtem Rom ſind am, dteſes ſchwaͤchen; deswegen laͤßt er aus Canada, Seine Konigliche Hoheit Erzherzog Mari⸗ milian von Oeſterreich in Geſellſchaft Sr. Florida und andern Orten mehr ſo viel Trup⸗ Ercellenz des Grafen von Wildſeck eingetrof⸗ pen, als moͤglich, herbei kommen, und war⸗ tet indeſſen mit ſehnlichem Verlangen auf die fen, jedoch noch am naͤmlichen Tag weiter von hier aus ihm zugeſchickte Verſtaͤrkung. nach Neapel abgereiſet, von wannen Hochſt⸗ dieſelbe in einigen Wochen wieder nach Rom Bei dieſen bedenklichen Umſtaͤnden hat der Hof dem Grafen von Sandwich, welcher in zuruͤck kehren, und alsdenn einen Monat da⸗ der Muſterung des Seeweſens begriſſen iſt⸗ ſeloſt ſich aufhalten werden. 204 X X Nach Briefen aus Polen hatten die bisher 8 Gerechtigkeit und Fried umgranzet ſein darinnen gelegnen Rußiſchen Kriegsvoͤlker zu Gebiete, Ende des vorigen Monats dieſes Reich zwar Gluͤckſeelig Voit: dem Gott zum Herrſcher verlaßen; ſie waren aber kaum 5 Meilen weit in dem Rußiſchen Gebieth, ſo kant ein Ihn verliehl Befehl von dem G. F. M. Graſen von Ro⸗ Es fuͤhlt den weißen Schutz, und die be⸗ manzow, ploͤzlich Halt zu machen, um auf muͤhte Guͤte, den erſten Wink wieder in das Polniſche Ge⸗: Und fuͤhlt die Laſt des Zepters nie. bieth einruͤcken zu koͤnnen. Herrl unſer Leben haͤngt an Deinem, Neuburg an der Donau, den 18. Jun. Mit fuͤr uns, chun wir fuͤr Dich fiehn. singer Ihr rfelzer, wilcten In eVVIger VVonne; es Lebe Carl Theoborl Ol laß noch lang dein Beiſpiel ſcheiſten, Beſingt ihr Muſenl unſre Triebe, Nach dem gerechte Fuͤrſten ſehn. Du daͤmpfſt des Neids undZwietrachtFeuer, Bringt unſre Freude vor den Thron: Du hebſt, wenn jener Unrecht faͤllt; Miſcht mit der Stimme wahrer Liebe, Oi halt noch lang der Pfaͤlzer Steuert Der tiefſten Ruͤhrung dankbarn Ton. Dein Wohl iſt das Wohl deiner Welt. Karl Theodor lebet, eure Stuͤze, Gott, der den Held noch lang beſchuͤtze, VWVat CarL TheoDor, paLatll ⸗V1, 8r Scheukt euch und unſrer Pfalz die Ruh. noſtrVMl GLorlal Wir aber fuͤhlen gleiches Gluͤcke, VTVat,&r AVgTII soLl ILL1 reNlgor⸗ Er kehrt die ſeegenreichen Blicke CeDantl Auch uns, Karl unſer Vater, zu. Bretten, den 19. Jun. Nuch dahier wurde wegen der gluͤcklichen Von Gott, weit uͤber eignen Wunſch Geneſung unſers theuerſten Landesvatters das erhoben, ſolenne Dankfeſt mit allen denjenigen Aeuſ⸗ ſerungen des lebhafteſtenEifers und bruͤnſtiger Bleibt Ihm der eine Wunſch, das allge⸗ Andacht, ſo nur immer treuen Unterthanen meine Gluͤck: moͤglich, geſtern feyerlich begangen. Fruhe 6 Und allem Eiteln Feind, laͤßt Er das Herz Uhr wurde dieſer frohe Tag durch 12 Schuß aus Boͤllern, und Laͤutung aller Glocken an⸗ Ihn loben, gekuͤndiget, um 9 Uhr ſich von allen Reli⸗ Und haͤlt den lauten Preiß des treuen Volts gions⸗Verwandten zu ihren Kirchen bege⸗ zuruͤck. ben, das Volk durch Anreden und Predigten Jal ruͤhrender, als ſelbſt der Nuſen der erhaltenen großen goͤtrlichen Gnade, fort ihrer ſchuldigſt devoteſten Dankſagung erin⸗ Saiten, nert, von katholiſcher Seits demnaͤchſt eine Toͤnt der verborgne Dank, der aus dem feyerliche Proceßzion aus der allzu engen Pfarr⸗ Herzen quillt: kirch in die der PP. Capuciner gefuhret und alldorten das hohe Amt unter mehrma⸗ Ihn preißt am wuͤrdigſten der Gluͤckſtand liger Abfeuerung einer auf dem Markt aufge⸗ ſeiner Zeiten, ſtellten Burger⸗Contpagnie und des groben An Huld und Macht der Gottheir Geſchuͤ⸗ Bild.