X 0 70 Mannheimer Zeitun Num. Il. Donnerſtag, den 9. Jan. 1777. Zweibruͤcken, den 5. Jaͤn. orgeſtern ſind Se. Herzogliche Durchlaucht und Hoͤchſtdero Durchlauchtigſte Frau Gemahlmn, unſere gnaͤdigſte Landeshverrſchaft, von Jaͤgersburg aus uͤber Nanzig nach Paris abgefahren. Venedig, den 27. Dec. Am verwichenen Montag iſt Se. Durchl. der regierende Landgraf von Heſſen⸗Caßel, welcher Italien bereiſet, hier eingetroffen. Hochſtderielbe wird nach einem kurzen Aufent⸗ halt weiter nach Nom gehen. Nach Briefen aus Matland werden Se. Maj. der Kaiſer auf adlerhochſtdero Reiſe nach Frankreich dem Koͤnige von Sardinten zu Chambery einen Beſuch abſtatten. Sollten Se. Portugieſiſche Maj. drucket ſich ein ſicheres Schreiben aus, uͤber lang pder kurz das Zeitliche verlaßen, doͤrften alsdenn unerwartete Veraͤnderungen viele bisherige Geheimniße entwickeln. Portugal war ſeit der Thronbeſteigung des gegenwaͤr⸗ tigen Koͤnigs, welcher Alters halben noch begluͤckt leben und regieren koͤnnte, indem Hoͤchſtderſeibe kaum 62 Jahre zuruͤck gele⸗ get bat, ein Schauplaz vieler widrigen Ver⸗ haͤngniße, und die Regierung Joſephs mit ſolchen unglucklichen Begebenheiten durch⸗ weber, daß ihm die Krone mehr eine Laſt ais Frende geweſen. Kaum hatte er ſolche 2 Jahre getragen, ſo vegegnete ihm auf der Jans der gefahrliche Zufall, daß er durch einen Schrotſchuß am Auge verwundet wor⸗ den: Worbothen noch groͤſeren Ungluͤdks, 1 das ſich uͤber ſeinem Haupte zuſammen zog. Am 1. Nov. 1755 erſchuͤtterte das ſchreckliche Erdbeben ſeinen Thron und warf mit dem groͤſten Theil ſeiner Reſidenzſtadt ſeinen Pallaſt um. Da vergaß er Koͤnig zu ſeyn: er geſellre ſich als Ungluͤcksgefaͤhrte zu vielen tauſenden ſeiner Unterthanen, und brachte im Elend mirten unter ihnen einige Taͤge und Naͤchre auf freiem Felde zu. Dret Jahre nachher ſchwebte eine andere grauſa⸗ me Art des Todes uͤber ihm. Ein herrſch⸗ fuͤchtiger Herzog dunge Meuchelmoͤrder, ihn zu erſchieſen. Eine Mordkugel erreichte ihn auch wuͤrkltch. Sein Koͤnigliches Blut wur⸗ de veriprizer, aber nicht toͤdlich. Eine Menge hoyer uno mirvr.r. Seupdvrvrrea⸗ i⸗ die⸗ ſen Mreuchelmord verwickelt. Die meiſten mu⸗ ſten zu ihrer Beſtrafung das Blutgeruͤſte betret⸗ ten, des Raͤderns u. Koͤpfens war faſt kein En⸗ de. Dennoch iſt nicht aller Funke des Aufruhres getodet worden. Rache blieb zuruͤck und der fromme Koͤnig ſollte noch erſt vor einigen Jahren ein Opfer derſelben werden. Aber der allmaͤchtige Beſchuͤzer der Geſalbten ließt es auch dismal nicht zu. Er ſproßt aus Deutſchem Blute. Seine Frau Mutter war Kaiſer Leopolds ſittſame Tochter. Er hat keine maͤnnliche Erben. Seine aͤlteſte Prin⸗ zeßin, Maria Franciſca, vermaͤhlte er im Jahr 1760 ſeinem aͤlteſten Herrn Bruder. dem Infanten Peter Clemens, vermuthlich um dadurch den Thron fuͤr ſein Haus mehr zu befeſtigen. Oyngeachtet ſeine Gemahlin eine Infanrin von Spanien iſt, war er den⸗ noch disher immer in Irrungen und Vere 11 12. X 0 K druͤßlichkeiten mit Spanien verwickelt, die A achtet man ſich in einigen vorherigen Brieſen nach ſeinem Tode, wie geſagt, ſich weiter mit der Hoffnung geſchmeichelt hotte, Hoͤchſt⸗ ausdehnen koͤnnen. Als vor zwei hundert dieſelbe baldigſt wieder bei erwuͤnſchter Beſſe⸗ Jahren Johannes IIl ohne maͤnnliche Erben rung zu ſehen. Leztere, wann auch ein verſtarb, griff Philipp I Koͤnig von Spa⸗ Schein dazu vorhanden, hat niemals langen nien zu, und eroberte das Portugieſche Reich und wahren Beſtand. mit gewaffneter Hand. Es iſt aber nur 60 Jahre mit Spanien vereinigt geblieben. Londen, den 24. Dec. Paris, den 25. Dec. Von den ſernern Vorthenen unſers Kriege⸗ Man fahret fort von fernern ſtarken Ruͤ⸗ heeres unter der Anfuͤhrung des Gen. Howe ſtungen zur See zu ſprechen, welche noch und von den Entweichungen der Koloniſken vor kuͤnfrigem Fruͤhling in unſern Seehaven aus ihren Verſch anzungen bei Neu⸗Dork ſind zu Stand gebracht werden ſollen, ſo daß als⸗ endlich folgende naͤhere Umſtaͤnde bekannt dann wenigſtens aa Schiffe von erſter Groͤf⸗ worden.„ Nachdem vom 12. bis zu Ende ſe, und wenigſtens noch einmal ſo viel klei⸗ des verfloßenen Oct. faſt kein Tag vergangen, nere zum Auslaufen bereit ſeyn werden. ohne daß allerhand Maͤrſche, Angrifſe, Vor⸗ Wenn Dr. Franklin bierher gekommen, rucken, Beſchieſungen und andere vortheil⸗ um ſich und ſeinen Landsleuten Hilfe und hafte Kriegsverrichtungen von Seiten der Beiſtand hier zu verſchaffen, ſo werden ihm Unſrigen unternommen worden, ſezten ſich ſeine Abſichten fehl ſchlagen, indem Se. am 27. die Koloniſten mit einer ſtarken Maj. der Koͤnig allen Miniſtern und Großen Macht auf einer fuͤr ſie ſehr guͤnſtigen Anhoͤ⸗ verblethen laſſen, Gemeinſchaft mit ihm zu he, gleichſam als wenn ſie willens geweſen baben. Auch iſt einem ſichern Herrn, wel⸗ waͤren, einmal etwas entſcheidendes auf cher an den Amerikaniſchen Haͤndein großen freiem Felde zu wagen. Das war fuͤr unſere Antheil genommen, und die Zufuhr der Voͤlker eine erwuͤnſchte GBelegenhait, ihren Kriegsbeduͤrfnigen fuͤr dt⸗ Krokeniſten trncurer Muth zu offenbaren. Ihrer wurden ſo vie⸗ unter der Hand befoͤrdern helſen, ſolches le, als noͤthig waren, aus dem Lager des ſcharf unterſagt worden. Gen. Howe abgeſchicket, um jenen Poſten Der K. Grosbritaniſche Geſandte, Lord zu beſteigen. Bevor ſie nahe genug an den Stormont hat durch einen Eilbothen von Fus der Anhoͤhe kamen, mußten ſie einen ſeinem Hofe die Beſtaͤrtigung der Nachricht ſtarken Kugelregen aushalten, der zwar ver⸗ erhalten, daß die Koͤniglichen Truppen am ſchiedene von ihnen niederſtuͤrzte, den uͤbri⸗ 28. des verfloſſenen Weinmonats das Kriegs⸗ gen aber den Muth im geringſten nicht be⸗ beer der Koloniſten bei der bekannten Koͤntgs⸗ nahm. Es war ⸗am 28. da ſie den Huͤgel bruͤcke an verſchiedenen Orten angegriffen gluͤcklich beſtiegen, im Handgemenge viele und aus ſeinen Verſchanzungen getrieben ha⸗ Koloniſten niedermachten, und die uͤbrigen den, und daß zween Tage hernach alle be⸗ gaͤnzlich zerſtreuten. Leztere entflohen von wafnete Koloniſten aus dafiger Gegend tiefer der andern Seite der Anhoͤhe in die ſo ge⸗ in das Land hinein entwichen und von dem nannte weiſe Ebene, allwo ſie ſich nach er⸗ General Howe, nachdem er die verlaßene haltener Verſtaͤrkung von neuem ſezten. Da⸗ Verſchanzungen in Beſiz nehmen laßen, ver⸗ ſelbſt ſollten ſie am 1. Nov. von dem Gen. folget worden ſeyen. Howe ſelbſt abermals angegriffen werden: Den neuſten Berichten aus Portugal zu⸗ allein die außerordentliche uͤble Witterung har folg iſt ſtuͤndlich der toͤdliche Hintritt Sr. dieſen daran verhindert, und das Vorhaben rorwaleſlſchen Mon wu erwarien, chnrge⸗ der Feinde, ſich in die berachbarte Prorins X 3 X c Connectlent in der Stille zuruͤck zu ziehen, à Vermiſchte Nachrichten. beguͤnſtiget. Nach gewiſſen, jedoch ganz unwahrſchein⸗ lichen Geruͤchten, ſoll abermals eine Ver⸗ Alle Seehaͤven in Amerika ſollen von aͤnderung mit der Landeshoheit der Inſel Sr. Maj. Kriegsſchiffen ſo beſezt ſeyn, daß Eorſika vorgehen. Man beſtimmt ſie dem kein Amerikaniſches Schiff weder aus⸗ noch Grosherzog von Toskana, und der Krone einlaufen kann. Sie konnen ohnmoͤglich ei⸗ Frankreich dagegen das Herzogthnm Luren⸗ nen Handel fuͤhren. Hopkins lag mit zwei burg in den Niederlanden. Ein ſolcher Tauſch Schiffen einige Wochen in Boſton, und da er ſahe, daß er nicht ſicher auslaufen konnte, muͤßte die großen Abſichten des Erzhanſes hat er das Commando aufgegeben und ſich Oeſterreich, ſeine Schiffahrt auf der See zu erweitern, ſehr beguͤnſtigen. ins Land gefluͤchtet. Der General Carleton hat Montreal ſo ſtark befeſtigen laſſen, als Mach andern Nachrichten ſoll eine ſſichere es nur moͤglich, weil die Provinzialen ſel⸗ große Macht den Engellaͤndiſchen Koloniſten biges vor dem Fruͤhling angreifen moͤgten. nicht allein Kriegsbeduͤrfniße, ſondern auch Mannſchaft zu uͤberſchicken im Begriſſe ſeyn. Ein Braunſchweigiſcher Officier vom Prinz Friedrichiſchen Regiment ſchreibt von Dieſe Koloniſten haben fuͤr 137500 Pf. Quebes denj27ten Oct. daß ſie alle noch Sierl. WerthSchiſſe weggenommen. In Bour⸗ keine Briefe aus ihrem Vatterland erhal⸗ deaur ſchreibt man waͤre eine Flotte von 7 ten, und auch wohl jezo keine als bis nach Amerikaniſchen Schiffen vom Congreß ein⸗ geendigtem Winter erhalten werden. gelaufen, jedes hatte einen Hollaͤndiſchen Ein kluger Ruckzug iſt oſrmals mehr als Kapitaͤn am Bord, und gab vor es lade nach Rotterdam. In St. Malo lieſen auch ⸗ Sieg. Dieſes Sprichwort, ſagen die Freun⸗ de der Rebellen, paßet unvergleichlich auf Schiffe vom Congreß mit Pech, Theer, Tabac und Waizen geladen ein, und nahmen die Amerikaniſche Wertheidiger ihrer Frei⸗ Kriegsmunition dafuͤr, ſonderlich große Moͤr⸗ heit. Ehre genug fuͤr ſie, daß ſie im ver⸗ ſer. Sie gaben ſich gleichfalls fuͤr H,ollaͤn⸗ floßenen erſten Feldzuge, ohngeachtet ſol⸗ der nach Curacao aus. cher nicht mit Schlachten und Sieg bezeich⸗ Mehrere Feldzuͤge werden erfordert, dem net iſt, ſo ruͤhmlich verhuͤtet haben, niemals mit Nachdruck geſchlagen worden zu ſeyn. Krieg in Amerika ein Ende zu machen. Die Regierung ſoll entſchloſfen ſeyn die Anfuͤhrer Washingion habe ſein Vorhaben, die En⸗ und Haͤupter der Rebellen mit dem Tod zu gellaͤnder in die Laͤnge herum zu ziehen, ſtrafen, und zwar auf eine ſolche Weiſe, die meiſterlich ausgefuͤhret. Nun habe er den dem ganzen Land Schrecken einjagen wird. Winter zu Hilffe und koͤnne ſich an andern Im Eabinet iſt beſchloſſen, daß wenn Gene⸗ Orten wieder eben ſo feſt verſchanzen, und ral Howe gewinnet, das papierne Geld, wel⸗ ſeinen Gegnern kuͤnſtigen Sommer abermahls ches der Congres ausgegeben, ſogleich abzu⸗ alle Haͤnde voll zu thun geben. Indeſſen ſezen. Dies wird nach maͤßiger Rechnung koͤnne der Knoten an einem andern Orte bre⸗ auf einmal einen Drirtel des Landes zu chen und durch Entſtehung eines auslaͤndi⸗ Grunde richten, und mit dem Ungluͤck des ſchen Krieges, wozu ihre Angelegenheiten Kriegs, des Verluſts der Handlung, uud Stoff genug geben koͤnnten, ihre Sache ei⸗ ne guͤnſtigere Geſtallr und Wendung bekom⸗ Stiuͤſtand der Geſchaͤfte, das Land auf 20 men, ſo daß ſie vielleicht in den Punkten Jahre zuruͤck ſezen, ebe es ſich wieder erho⸗ kuͤnfriger Friedensſchluͤße in ganz anderer len kann. Geſtalic, als bisher, eingeſchaltef werden Auch die Krone Daͤnemark verbeſſert hhr doͤrſten, u. ſe ſ. Seeweſen und ruͤſtet mehrere Schiſſe aus⸗ 14 A 6 X welche kuͤnſtigbin in verſchledenen Meeren A an, innerhalb ſechs Wochen, wovon ra T4⸗ zu Bedeckung der Daͤniſchen Schiffart beſtaͤn⸗ ge fuͤr die erſte, 1a fuͤr die zweite, und 1a dig krenzen ſollen. Taͤge fuͤr die dritte und lezrliche Friſt hier⸗ In dem Seehaven zu Livorno ſind aber⸗ durch beſtimmet wird, entweder in Perſon mals a Rußiſche Handlungsſchiffe erſchienen, oder durch hinlaͤngliche Bevollmaͤchtigte da⸗ ein Beweiß, daß Rußland auch in der Mit⸗ hier erſcheinen, und ihr vermeintliches Erb⸗ tellaͤndiſchen See ſeine Handlung je laͤnger recht vorbringen und beſcheinigen, ſonſten je weiter auszubreiten weder Muͤhe noch Ko⸗ aber gewaͤrtigen ſollen, daß nach Verlauf ſten ſpare. obiger beſtimmter Friſt ſelbige nicht mehr Se. Preußiſche Majeſtaͤt haben den Ei⸗ gehoret werden ſollen. Geben in unſerer genthuͤmern von Guͤtern in der Mark, eine Haupt⸗ und Reſidenzſtadt Mannheim, den Summe von 200 tauſend Thalern geſchenkt, d. Dec. 1776. um ſie zu ermuntern die Laͤnder zu verbeſ⸗ Kurpfalz Reglerungsraths⸗ Praͤſident, ſern, und eine gleiche Summe zur Ausfal⸗ Wicepraͤſtdent, Wicekanzler, geheime lung der Moraͤſte in gedachter Provinz be⸗ und Regierungsraͤche. ſtimmt. Aus nachſtehenden Staͤdten und Bezirken Karl Phrlipp Freiherr von Venningen ſind foigende Geburt⸗ und Sterbverzeichniße von dem lezverfioßenen Jahre eingegangen: Mezger. geb. geſt. 2. Altona ⸗ ⸗ 587 62 1. Darmſtadt ⸗ ⸗ 19a 213. Da Kurpfalz geiſtliche Adminiſtration ent⸗ Frankfurtam Main ⸗ 900 1168. ſchloſſen iſt, aus dem Vorrath bei ihren Re⸗ Londen ⸗ ⸗ 17280 19048⸗ cepturen des Oberamts Alzei mehrere hun⸗ Rendsburgiſche Gene⸗ dert Malter Fruͤchten, von allen Gatrun⸗ ralſuperintendentur 12040 13014. gen, den 1a. des inſtehenden Monats Jaͤn. Stuttgard ⸗ ⸗ 626. 148 in der Stadt Frankenthal, nach den auf daſigen Markt aufgeſtellten Probmaltern offentlich 1. verkaufen zu laſſen; So wird dieſes zu jeder⸗ 20ir Karl Theodor von Gottes Gna⸗ manns Wiſſenſchaft hierdurch bekannt ge⸗ den Pfalzgraf bei Rhein, des H. R. Reichs macht, damtt diejenige, welche davon zu Erzſchazmeiſter und Kurfuͤrſt, in Baiern, kaufen willens ſind, ſich auf den beſtimmten zu Guͤlich, Eleve und Berg Herzog, Fuͤrſt Tag allda einſinden konnen. Heidelberg, zu Moͤrß, Marquis zu Bergen⸗ Opzoom, den 20. Dec. 1776. Graf zu Veidenz, Sponheim, der Mark und Ravenſperg, Herr zu Kurpfalz Geiſtliche Aominiſtrations Kanzlei⸗ Ravenſtein u. ꝛc. Haudſchrift. machdem Franz Nohles, ein Sohn des verſtorbenen Gecretaͤrs bet unſerm Kurpfaͤlzl⸗ 3 ſchen Hofgericht, ohne Rucklaſſung eheltcher Erben und ohne lezte Willensmeinung dahier Bei Buchbinder⸗ Meiſter Eller, wohn⸗ verſtorben; als laden und fordern Air die⸗ haft im goldenen Herz, ſind die faͤr die jenige, weiche an dieſe Erbſchaft einiges Recht Sradt Mannheim beſtimmte Quartkalender oder Anſpruch zu haben vermeinen, derge⸗ zu haben, ſtallt hiermit offentlich vor, daß ſie von nun