X 0 K Keannheimer Zeitun Num. XXV. Donnerſtag, den 27. Maͤrz 1777 Rom, den 11. Maͤrz. Hris der neulich verſtorbene Paoſtltche Al⸗ moſenier, Herr Boccapaduli, zur Erde beſtattet wurde, haben die Bettler mit dem uͤbrigen gemeinen Poͤbel die Leiche, ohngeach⸗ tet des Widerſtandes der doppelten Wache, die bei dem erſten Laͤrmen herbei kam, durch ein wuͤſtes Heulen, Schreyen, Ziſchen und Pfeifen, beſchimpfet. Herr Boccapadult war bei ſeinem Amte nicht freigebig genug, ſo wie es der unverſchaͤmte Bettler gewuͤn⸗ ſchet. Man erinnert ſich, daß als Eſemens XIV. nach ſeiner Wahl zum erſten mahl of⸗ fentlich erſchien, und den Boccapadull bei ſich hatte, das Volk aus vollem Halße hochſt⸗ vermeſſener Weiſe ſchrye: hinweg mit die⸗ ſem. Er mußte ſich auch wuͤrcklich aus dem Staube machen, um noch groͤßerer Be⸗ ſchimpfung zu entgehen. Die durch ſeinen Hintritt erledigte Stelle iſt zu Gunſten des Herrn Conteſini, Stiftsherrn von St. Jo⸗ hann im Lateran und Biſchofs von Athen, eines Venettaners von Geburt, und ſehr gutherzigen Mannes, ſchon wieder vergeben. Seine erledigte Stiftspfruͤnde hingegen iſt dem geheimen Kaͤmmerer, Herr Bandi, et⸗ nem Anverwandten Sr. Heiligkeit, zu Theil geworden. Hoͤchſtdieſelbe haben auch den juͤngern Bruder des Spaniſchen Miniſters, Grafen von Munino, zum Biſchof von Va⸗ lenza, ernannt, den jungen Herrn Alerius von Falconieri aber, einen Bruder der Prin⸗ zeßin von Santa Eroce, zu andern anſehn⸗ lichen Wuͤrden erhoben. Vergangene Woche iſt in einer hieſigen Vorſtadt eine Mißigeburt zur Weir gekommen, welche bei einem ſonſt natuͤrlichen Koͤrper zween Koͤpfe hatte, davon der eine gewiſſe Lebenszeichen von ſich gab. Der Paͤbſtliche Lelbarzt, Herr Salicerl, hat eine Zergliede⸗ rung mit derſelbigen vorgenommen. Turin, den 7. Maͤrz. Ein gelehrter Barnabtt, Namens Gerdil. ein Piemonteſer, bielt ſich lange Zeit hier auf, und erwarb ſich durch ſeinen unermuͤ⸗ deten Fleiß als Verfaſſer verſchiedener theo⸗ logiſchen Streirſchriften allgemeinen Beifall. Vor einiger Zeit verließ er uns, und gleng nach Rom, wo er ein groͤßeres Gluͤck zu fin⸗ den hoffete, und zwar durch Vorſchub des hieſigen Hofes, bei dem er in großier Gnade ſtehet. Se. Paͤbſtl. Heiligkeit haben ihm auch wuͤrklich ſchon die Biſchoͤffliche Wuͤrde ertheilet, und ihn als Beiſtzer bei dem In⸗ guiſitionsgericht erklaͤret, eine doppelte Be⸗ fdͤrderung, wodurch ihm der Weg zur Car⸗ dinalswuͤrde eroͤfnet wird, zu welcher er ge⸗ wiſſen Umſtaͤnden nach große Hoffnung ha⸗ ben kann. Se. Sardiniſche Maj. hat dieſen neuen Biſchofſen indeſſen mit einer Abtey von 3000 Thaler jaͤhrlicher Einkuͤnften be⸗ gnadiget. Paris, den 17. Maͤrz. Der Koͤnigl. Grosbothſchafter bet dem Kaiſerl. Hof zu Wien, Freiherr von Breteuil. hat ſich bei Ihren Majeſtaͤten beurlaubet, um nach gedachlem Wien wieder abmgchen. 101 1. 2 M 0 N Neulich iſt die Gemahlin des Engliſchen K Grosbothſchafters, Myladi Stormont, von einem jungen Sohn gluͤcklich entbunden worden. Suleiman Aga, Geſandter des Bey von Tunis, hatte in vergangener Woche ſeine erſte Audienz bei Sr. Maj. dem Koͤnige. Er erwartet Arabiſche Pferde, Loͤwen und an⸗ dere fremde Thiere, welche zum Geſchenk fuͤr unſern Hof beſtimmet ſind, von welchem er indeſſen dahier frei gehalten wird. Er be⸗ ſuchet taͤglich mit 4 ſeiner vornehmſten Be⸗ gleiter und, einem Oollmerſcher die effentlichen Schauſpiele. Marſeille, den b. Maͤrz. So ungern die Tuͤrken Nußiſche Schiſfe in hhren Haͤfen einlaufen ſehen, ſo große Freu⸗ de bezeigen ſie, wenn wir ihre Handeleſtaͤt⸗ ten befuchen. Sie errichten mit der groͤßten Aufrichtigkeit Vertraͤge mit uns, wir treffen fehr vortheilhaften Tauſch, und ſeit vielen Jahren iſt unſer Handel mit den Untertha⸗ nen der Pforte nicht ſo ſtark getrieben wor⸗ den, als gegenwaͤrtig. Auf einem großen Theil der Afrikaniſchen Kuͤſte hat eine lang angehaltene Trokene großen Schaden gethan. Tripoli und die umliegen⸗ den Gegenden haben ſo ſehr gelitten, daß alle Hoffnung zur Ernde verlohren iſt. Sonſt zogen wir eine Menge Getraids aus Afrika; jezt koͤnnte es ſehr teicht geſchehen, daß wir welches dahin liefern wuͤrden. Unſere Han⸗ delsleute denken ſchon ſtark darauf, und die Barbaren doͤrften uns wohl unſern Ueberſluß theuer abkauffen. In den naͤmlichen Gegen⸗ den herrſchen anſteckende Krankheiten, an welchen ſchon viele Leute geſtorben ſind. Das Vieh aber iſt noch nicht angeſtecket worden. Den Wiuter uͤber ſtuͤrmete es gewaltig auf dem Mittellaͤndiſchen Meer. Faſt taͤglich erhalten wir traurige Nachrichten von neuen widrigen Zufaͤllen. Viele Schifſe ſind zu Grunde gegangen, Londen, den 14. Maͤrz⸗ Man vernimmt aus Rohde⸗Island, daß der Schiffsbefehlshaber Hotham von da mit drei Kriegsſchiffen nach Virginien abzu⸗ ſegeln im Begriff ſeye. Er hat ſein Geſchwa⸗ der auf vier Monate mit Lebensmitteln ver⸗ ſehen. Am verwichener Montag ſind Befehle nach Chatam ergangen, ohne Verzug 100 Scharf⸗ ſchuͤzen daſelbſt nach Amertka einzuſchiffen. Ein Spaniſches Kriegsſchiff ſoll im ver⸗ gangenen Monat Jaͤnner diejenigen Ameri⸗ kaner, welche der Congreß im vorigen Jahr in gewiſſen Geſchaͤften nach Madrit geſchickt hatte, wieder nach Philadelphia zuruͤck ge⸗ bracht haben. Der Kapitaͤn des Schiffes habe ſich mit beſagtem Congreße unterhalten und ſeye hierauf mit mehrern Officieren nach Boſton abgefahren. Am 10. dieſes iſt der verruchte Mordbren⸗ ner Hill, nachdem er die Greuelthat einge⸗ ſtanden, und mehrere wichtige Geheimniße entdecket hat, zu Portsmouth an einem ſehr hohen Galgen mit dem Strang hingerichtet und ſein Koͤrper zur Schau ausgeſezet wor⸗ den. Berlin, den 11. Maͤrz. Unſer bisheriger Miniſter in Polen, Herr von Benoit, hat von Sr. Koͤn. Maj. die Er⸗ laubniß erhalten, fuͤr ſeine Geſundheit eine zwei jaͤhrige Reiſe in fremde Lande zu thun, welchem zufolge er erſtlich Frankreich, und ſo dann auch Italien, Engelland ꝛc. zu durche reiſen entſchloſſen iſt. In der Stadt Croßen an der Oder ſind ſowohl Fremde als Einheimiſche allerhand Fabriken und Manufakturen anzulegen offent⸗ lich eingeladen worden. Allen, welche ſich in dieſer Abſicht daſelbſt niederlaſſen wollen, wird der Weg dazu auf die vortheilhafteſte Weiſe erleichtert. Se. Koͤnigl. Maj. ſuchen dieſer und andern durch den vorigen Krieg ſehr geſchwaͤchten Staͤdten mit allem Nach⸗ dmc wieder auſseheiſen. Seloſt große Geld⸗ X 0 X 103 ſummen, welche ſich auf Millionen Thaler A Kurz vor dem toͤdlichen Hintritt Sr. Por⸗ belaufen, werden dazu verwendet. tugleſiſchen Maj. welcher ſich in der Nacht vom 22. auf den 23. Hornung zugetragen hat, Sulzbach, den 15. Maͤrz. iſt zu Lißbonn das geſchloſſene Ehebuͤndniß Dieſen Morgen nach 6 Uhr ſtarb der hie⸗ des jungen Prinzen von Beira mit der Prin⸗ ſige wegen ſeines friedfertigen und leutſeligen zeßin Maria Franciſca Benedicta von Portu⸗ Betragens geliebte und verdienſtvolle Evan⸗ gal, ſeiner Frau Mutter juͤngſten Schweſter, geliſch⸗Lutheriſche Inſpektor und Stadtpfar⸗ offentlich bekannt gemacht worden. Sie iſt rer, Herr Georg Leonhard Meinel, in einem ſchon uͤberj 30 Jahre, der Prinz aber noch Alter von 83 Jahren ganz unvermuthet an keine 16 alr. einem Schlagfluß. Im Jahr 1773 feierte Gedachter Portugieſiſche Hofhat den Herrn dieſer wuͤrdige Greis ſein 50 jaͤbriges Amts⸗ ven Horta als ſeinen bevollmaͤchtigten Mi⸗ jubilaͤum. Er bekieidete nur allein die Stelle niſter bei der Republick Holland abgeſchicket, eines Inſpektors der Kirchen und Schnlen in welcher auch bereits ſchon in dem Haag ein⸗ und um Sulzhach 36 Jahre lang mit allge⸗ getroffen iſt. meinem Beifall. Von Seiten der Republick Venedig iſt Herr Forſcarini zum Grosbothſchaftar nach Mannheim, den 26. Maͤrz. Wien, und Herr Andreas Memo zum Bailo nach Conſtantinopel beſtellet worden. Sr. Kurfaͤrſtl. Durchlaucht, unſerm and⸗ digſten Landesherrn, gefiel es, den Pfalz⸗Sulz⸗ Am 5. dieſes iſt Se. Durchl. der Landgraf bachiſchen Regierungsrath, Herrn von Oe⸗ von Heſſen⸗Caſſel von Rom zu Modena ein⸗ getroffen, und hat ohne den rtindeſten Aufent⸗ ſele, unterm 26. Hornung lezthin zum Ober⸗ halt ſeine Ruͤckreiſe nach Deutſchland fort⸗ appellationsgerichtsrath der Kur⸗ und Fuͤr⸗ ſtenthuͤmer Pfalz, ingleichem am 1a. dieſes geſezet. Monats den Herrn Wilhelm von Weinbach Am 6. genoß die Stadt Halle in Sachſen zum wuͤrklichen Pfalz⸗ Sulzbachiſchen Regie⸗ des Gluͤckes, den Prinzen Ferdinand von Braunſchweig in ihren Mauern zu ſehen. rungsrath gnaͤdigſt zu befoͤrdern. Er erfreute den daſelbſt befindlichen Prinzen Ferner haben Hoͤchſtdieſelbe am naͤmlichen von Anhalt⸗Bernburg mit einem Beſuch, Tag den Herrn Georg Friederich Zentner zum und reiſete den folgenden Tag weiter nach Profeſſor zuris publici, der DeutſchenReichs⸗ Magdeburg. geſchichte und der Praxis bei den hoͤchſten Reichsgerichten, auf der Unwverſitaͤt zu Hei⸗ 1. delberg zu ernennen geruhet. Da der auf den 20. April ausgeſchriebene Genealogiſche und andere ver⸗ Neckargemuͤnder zweitere Viehmarkt wegen miſchte Nachrichten. der auf dieſen Tag ſich endigenden Ju⸗ denoſtern auf Donnerſtag den 1. Mai verle⸗ Am 22. dieſes hat die Durchlauchtigſte get worden; als wird ſolches dem ehrſamen Fuͤrſtin Frau Friderika Charlotte, Vatters Publico, beſonders denen Vieshaͤndlern, be⸗ Schweſter des regierenden Herrn Landgrafen kannt gemacht, mit dem wiederholten Ver⸗ von Heßen⸗Darmſtadt und Wittwe des Prin⸗ ſichern, daß fuͤr Kaͤufere ſo wohl als Verkau⸗ zen Marimilians von Heßen⸗Caßel, in einem Alter von y8 Jahren, 6 Monaten und 13 Ta⸗ fere alle moͤgliche Bequemlichkeit verfuͤget, und das auf dieſen Neckargemuͤnder⸗Markt gen das Zeitliche mit dem Ewigen verwech⸗ auf⸗ und abtreibende Viehe vermoͤg Kurfaͤrſt⸗ ſelt. Sie ward geboren den 8. Sept. 1698 lichen gnaͤdigſten Privilegii vom herrſchaftli⸗ und Witmwe den 8. Mal 1758⸗ chen Zoll drei Jahr hindurch beſrelet, und 104 1 e fuͤr das beſte Stuck Niehe von jeder Gattung& muͤhlen, wovon die eine 11 Mahlgaͤnge und auf jedem Markt eine anfehnliche Denkmuͤnz 2 Gerbgaͤnge, und die andere 5 Mahlgaͤnge beſtimmet ſeye. Neckargemuͤnd, den 14. und 1 Gerbgang hat, und in deren beiden Maͤrz 1777. das Milter auf den 16. Theil beſtimmet iſt. Kurpfalz Stadtrath. jede beſonders, auf drei Jahr lang an den Gerber. Meiſtbiethenden zu verpachten, und hierzu Eckarth. der Verſteigerungs⸗Termin auf Montag den Luppi. 7. April naͤchſthin angeſezet iſt; Als wird 9. ſolches ſowohl hieſigen, als auswaͤrtigen Lieb⸗ In Gefolg Kurfuͤrſtlichen hochloßt. Hofcam⸗ habern hierdurch bekannt gemacht, damit mer Befehis ſollen auf dahteſigem Frucht⸗ ſelbige der Pachtbedingungen bei dem verord⸗ markt den 2. inſtehenden Monats April die neten Steueramt dahler ſich erkundigen, und Proben von 1775 und 177ber Spelz aufge⸗ am bemeldten Tag vor Mittags um 9 Uhr ſtellet, und 230 Malter Morgens feilgebo⸗ bei der Verſteigerung auf hieſigem Ratyhaus then, hiernaͤchſt nach Mittags um 1 Uhr in ſich einfinden moͤgen. Wobei zugleich nach⸗ dahieſigem Wirthshaus zum ſchwarzen Och⸗ richtlich angefuͤget wird, daß keine andere, ſen, jedoch ſalva rariſicariomne ciemenriſlima als welche ſich des tuͤchtig erlernten Muͤller⸗ parthienweiß, oder uͤberhaupt verſteiget wer⸗ handwerks, und uͤbrigen Wohlverhalrens hal⸗ den, von Kurpfaͤlziſcher Kellerei wegen ladet ber, durch glaubwuͤrdige Zeugniße legirimi⸗ man allſo die Spelzenltebhaber hiermit ein, ren, auch die erforderliche Caution von 1500 hierunter das Kurfurſtliche hoͤchſte Intereſſe fl. leiſten konnen, bei dieſer Verſteigerung mit befoͤrdern zu heifen, zumalen man auch zugelaſſen werden. Wo im uͤbrigen die ein⸗ verſichert, daß die 1775er Speiz ſehr ſeye gut. trertende Pachter des Vortheile genteßen, Weinheim, den 21. Maͤrz 1777. daß ſelbige, nebſt denen in guten Stand her⸗ Von Kellerei wegen. geſtellten Muͤhlwerken und Wohnungen, auch Becker. zugleich den ganzen Vorrath an Maͤhlgeſchirr, ſammt Pferd und Fuhrwerk nach dem In⸗ Daß von den Alzeier Kellereifruͤchten 1500 ventario antretten konnen. Signatum den 8. Malter Spelz 1775 und 102 Malter Wei⸗ Maͤrd 1717. zen 177ber Jahrgangs, ſo dann 29 Malter Reichsſtadt Heilbronniſche Kanzlei. Kohl auf dem Oppenheimer Fruchtmarkt den 3. inſtehenden Monats April mirteiſt aus⸗ 5. ſtellender Probmalter parthieweiß und mit Ein wohlverfertigtes großes Wirthsſchild Einbedingung 6 ſtuͤndiger Fron, lalva rariß⸗ iſt zu verkaufen. Mehrere Nachricht hievon catione offentlich ausgebothen werden ſollen, iſt in der Hofbuchdruckerel zu haben. ſolches wird zu jedermanns Wiſſenſchaft be⸗ kannt gemacht, damit die hierzu Luſt tragen⸗ 6. de mit dem Anfang ermeldten Markttags zu Oppenheim ſich einfinden konnen. Alzei, den Irn dem Roͤmiſchen Kaiſer dahter iſt ein 19. Maͤrz 1777. Mann mit ſehr ſchoͤnen Papagayen angekom⸗ Kurpfalz Kellerei. men, welche er fuͤr Geld ſehen laͤßt und auch Closman. verkaufet. Unter andern hat er zwei weiſe ſehr ſchoͤne Papagayen, mit gelben und wei⸗ ſen Kronen. Auch fuͤhret er eine ſo genann⸗ Demnach man von hieſig gemeiner Stadt te roche Lora, mit gelbem Kranz, nebſt ei⸗ wegen eniſchloſſen iſt, beide hieſige Mahle nem Aſſen, bei ſich. 1