X 0 ꝛ Mannheimer Seitun Num. XXVI. Montag, den 31. Maͤrz 1777. Venedig, den 21 Maͤrz. Nrach den leztern Brieſen aus Conſtantt⸗ nopel entfernet ſich die Hoffnung, die veuen Miehelligkeiten mit Rußland in der Guͤre beigeleget zu ſehen, je laͤnger je weiter, da der Weg biezn durch unerwartete Trrun⸗ gen, die wegen der Krimm auf das neue enſtanden ſind, immer mehr erſchweb⸗ ret wird. Es iſt zwar noch nicht bekannt, worinn der neue Streit eigentlich beſtehe; man weiß aber, daß der Kaiſerl. Rußiſche Miniſter dem Grosvezier eine ſehr nachdruͤck⸗ Uiche ſchriftliche Erklaͤrung deswegen zugeſtel⸗ let habe, welche eine auſſerordentliche Ver⸗ ſammlung des Divans in dem Pallaſt des Mufti veranlaſſet hat, und woruͤber lange ſehr geheime Berathſchlagungen gehalten worden ſind. Ferner iſt man daſelbſt wegen der ohnunterbrochenen Fortdauer des bekann⸗ ten dreifachen Buͤndniſſes in großer Verle⸗ genheit, das zwar nur wegen der Zerglie⸗ derung Polens ehemals geknuͤpfet worden, bei gewiſſen Umſtaͤnden aber gar leicht auch auf andere Gegenſtaͤnde erſtrecket werden kann. Was die Pforte gegenwaͤrtig einiger maßen wieder troͤſtet, ſind erfrenliche Nachrichten, welche ſie aus Aſien von neuen Vorthetlen ih⸗ rer Kriegsvoͤlker uͤber die Perſer erhalten hat. Der Tuͤrkiſche Heerfuͤhrer, heißt es, habe die Feinde unvermuthet uͤberfallen, und gaͤnzlich geſchlagen. Es iſt abermahls ein ſtarker Haufen Ja⸗ nitſwaren mit Kanonen und uͤbrigen erfor⸗ derlichen Eriegbruͤſtung nach einem ſichern Orte an der Graͤnze aufgebrochen, woſelbſt er weitere Befehle wegen ſeiner Beſtimmung empfangen ſoll. tern aus Aſten gebuͤrtig. Er hat ſich durch Der neue Grosvezier iſt von geringen El⸗ Verdienſte empor geſchwungen. Er wird be⸗ ſonders als ein ſehr leutſeeliger und ordentli⸗ cher Mann geruͤhmet. Der alte muß von Gallipoli, wohin er verwieſen worden, wek⸗ ter nach der Inſel Eppern ins Elend wan⸗ dern. Genna, den 21. Maͤrz. Der toͤdliche Hintrler des Koͤnigs von Per⸗ tugal kann das Zeichen zum Ausbruche der ſchon lang unter der Aſche geloderten Felnd⸗ ſeeligketten ſeyn, welche Spanien gegen dieſe Krone im Schilde fuͤhret, und welche ſich, wie bekannt, in Amerika entzuͤndet haben. Die unaufhoͤrlichen Ruͤſtungen, welche in Spa⸗ nien zu Land und zur See gemacht werden, bes ſtaͤrken dieſe Vermuthung. Alle in Madrit befindliche Kriegsvoͤlker, die Koͤniglichen Gar⸗ den ausgenommen, ziehen zu Felde. Ihre Stelle wird durch 8 bis 10 tauſend Mann Land⸗ miliz wirder beſezet. Auch in Amerika iſt eine große Menge Krlegsvoͤlker angeworben wor⸗ den. Ganze Schiffe voll Unterofficiere wer⸗ den dahin abgeſchicket, um ſolche im Kriegs⸗ dienſt zu unterrichten. Se. Siciltaniſche Maj. verwenden große Koſten auf die Wiederherſtellung des ganz verfallenen Seehafens zu Brindiſt, woran mit vielem Fleiß gearbeiret wird. Dieſer Hafen war zu den Zeiten der alten Roͤmer einer der veſten und deruͤhmieſten in Xralien. 105 X 0 Paris, den 21. Maͤrz. K einige hundert Quacker, welche ſich nicht ent⸗ ſchließen wollten, die Waſſen zu ergreifen, Geſtern ſtarb hier ploͤzlich der Cardinal ins Gefaͤngniß geworſen worden, und hierauf Franz Joſeph von Rochechouart, Biſchoff habe man beſchloſſen, daß kuͤnftighin alle von Laon. Er ward den 23. Nov. 1761 diejenige, von dem 15. bis 50. Jahre an, von Elemens XIII zur Cardinalswuͤrde er⸗ welche zum Kriegsdienſt aufgefordert werden, hoben. Sein Alter erſtrecket ſich auf 69 ſich aber deſſen weigern wuͤrden, einer mo⸗ Jahre und einige Monate. natlichen Abgabe von a0 Schilling auf den Endlich iſt der beruͤchtigte bei drei Jrabre Mann unterworfen ſeyn ſollten. gedauerte Rechtsſtreit zwiſchen dem Herzog Gemeidter General Wasbington hat den⸗ von Guines, ebmaligen Grosbothſchafter zu jenigen Amerikanern, welche zufolge der Londen, und deſſen damaligen Secretaͤr, Koͤnigl. Gnadenerklaͤrung, die in dem Lande Mamens Tort, welcher leztere gewiße fal⸗ ausgekundet worden, zu dem Gehorſam der ſche Beſchuldigungen gegen den Herzog ange⸗ Krone zuruͤck gekehret ſind, und deswegen bracht hatte, von dem Parlement entſchie⸗ von den Koͤnigl. Oberbevollmaͤchtigten einen den worden: Tort ward fuͤr einen ſchaͤndli⸗ Begnadigungsſchein empfangen haben, an⸗ chen Verlaͤumder erklaͤret, ins Gefaͤngniß kuͤndigen laſſen, daß ſie binnen 30 Tagen be⸗ verurtheilet und in alle Koſten verdammet; ſagte Scheine in ſeine Haͤnde liefern, und die Advocaten aber, welche ihm gedienet, den vereinigten Staͤnden den Eid der Treue bekamen ſcharfe Verweiſe. Verſchiedene vor⸗ leiſten, widrigenfalls aber gewaͤrtigen ſollten, nehme Engellaͤnder ſollen beſagten Tort mit daß man ſie als Feinde des Staats behan⸗ Geld unterſtuͤzet haben, um den Proceß trei⸗ deln und beſtrafen wuͤrde. ben zu koͤnnen. Es iſt in dem Parlement die Frage, wie und auf was Weiſe eine Anlehne von 6 Mil⸗ Londen, den 21. Maͤrz. lionen Pf. Steri. als ein auſerordentlicher Nach gewiſſen eingegangenen Berichten Beitrag zu den Kriegskoſten aufgebracht wer⸗ den koͤnne, ohne dem Vatterlande beſchwer⸗ iſt der General Washington, der zum Pro⸗ lich zu fallen. Vielleicht doͤrfte ſolches durch tector der vereinigten Amerikaniſchen Provin⸗ den Weg einer Leibrente zu Stande kommen zen ernannt worden, mit einem auserleſe⸗ nen Krirgsheere, das 17 Feldſtuͤcke bei ſich Die Krone wird naͤchſtens hundert rauſend fuͤhret, gegen Morriſtown vorgerucket, um Mann mit Inbegriff der Hilfsvoͤlker auf den die Koͤnigl. Poͤlker bei Neu⸗Braunſchweig, Beinen haben. Hievon werden a0 tau⸗ Amboy ꝛc. anzugreiſen. Der Congreß habe ſend unter den Befehlen des General Howe einen Ritterorden der Unabhaͤngigkeir errich⸗ ſtehen, und 12 tauſend die Provinz Kanada tet, und ſuche ſeine Gewalt uͤber die abtruͤn⸗ bedecken. nigen Kolonien auf alle nur moͤgliche Weiſe Der Graf von Holderneß iſt in einem wich⸗ zu befeſtigen. Doch ſchwaͤche er zuweilen tigen Anferag nach FTrankreich abgeſchicker ſein Anſehen durch innere Uneinigkeiten, wel⸗ worden. che nicht ſelten unter den Gliedern entſtehen, und in gefaͤhrliche Thaͤtlichkeiten ausbrechen. In voriger Woche empfieng die Oſtindi⸗ ſche Handlungsgeſellſchaft die unangenehme Meulich ſeye gar ein Giied deſſelbigen, Na⸗ Nachricht, daß ihr Oberaufſeher zu Madras. mens Dikinſon, von den uͤbrigen in gefaͤng⸗ Lord Pigot, von dem daſigen Rath ins Ge⸗ liche Haft gezogen worden, weil er gegen die von ihnen eingefuͤhrte Unabhaͤngigkeit ihrer faͤngniß geworfen worden ſeye, ein Verfah⸗ ren, welches große Bewegungen auf der Kuͤ⸗ Meynung nach viel anzuͤgliches geredet 4 und geſchrleben habe. Zugleich ſeyen ſie von Coremandel verurſachet habe. A 107 In den Kleidungen des hingerichteten be⸗ K tel uͤberſieht er mit fluͤchtigen Blicken; ver⸗ kannten Mordbrenners fand man einen Brief von aͤußerſter Wichtigkeit. Er wurde ſogleich muthlich uͤberfiel ihn bei dieſen heilſamen Be⸗ trachtungen die ſeinem Geſchlecht erbtheilige dem Staatsſecretaͤr uͤberſchicket, worauf nach Furcht, der Obrigkeit zu neißſfallen. Sonder⸗ Portsmouth der Befehl ergangen, eine ge⸗ bar iſt jener Ausdruck, wo er an der 9o wiſſe Perſon daſelbſt in gefaͤngliche Haft zu Seite ſagt:„, Eine mit geringen buͤrgerlt⸗ nehmen. Dieſer Befehl wurde am 13. die⸗ ſes Abends wuͤrklich vollzogen, da gedachte „ chen Vorzuͤgen begnadigte Judenſchaft iſt Perſon im Begrif war, mit einem Schiſſe „ ein ergiebiges Bergwerk, wo das Fuͤrſtli⸗ abzureiſen. „ che Rentamt aus jeder auch unſcheinbaren Der erſte Miniſter, Lord North, iſt von „ Ader Goldeund Silberſtuffen brechen kann.,⸗ ſ einer ſchweren Krankheit wieder vollkommen Segnen ſollten den Verfaſſer ſeine Mitbruͤ⸗ der, und jeder vernuͤnſtige Jud muß ihm vergeſtellet. Dank wiſſen. Dieſes kleine und nuͤzliche Werkgen koſtet nur 18 kr. G elehrre Nachricht. Eican Jſak Wolf, der Weltweisheit und Arz⸗ 1. neiwiſſenſchaft Doctor in Mannheim, von Kuͤnftigen Mitwoch, als am 2. April. den Krankheiten der Juden, ſeinen Bruͤ⸗ wird im geiſtlichen Concert allhier ein Deut⸗ dern inDeutſchland gewidmet. 8v0 1777bet ſches von Herrn Vogler nen in Muſik geſez⸗ Schwan. tes Singſtuͤck aufgefuͤhret werden, betitelt: Dieſer ſanftmuͤthige Woif ſcheinet ein fuͤb⸗ Die Aufer ſt ehung JE ſu. Die Buͤcher kender Menſchenfreund, und redlicher ein⸗ davon ſind bei szerrn EUlbracht im Comoͤdien⸗ ſichtvoller Arzt zu ſeyn; keine nieverrraͤchtige haufe zu haben. Gewinnſucht, fondern aufrichtige Neben⸗ Menſchenltebe blicket faſt aus allen Stellen dieſer kleinen Schrift hervor. Nachdem Kurfaͤrnt. hochloͤsliche Hoſtam. Gleich in der Vorrede ſpricht er dem be⸗ mer gnaͤdigſt beſchloſſen hat, die zum Flor⸗ truͤgenden Uringucker ein beugendes Urtheil, machen ſehr bequeme Anlage, oder das ſo⸗ und leget ihm den Ehrentitel eines medici⸗ genannte Alluvium hinter derMuͤhlau, naͤchſt⸗ niſchen Haſenfuſes bei. Er theilet das gan⸗ kommenden Freitag, als den a. April mit⸗ ze in 2 Abhandlungen ein. In der erſten be⸗ teiſt oͤffentlicher Verſteigung auf 6 Jahre rrachtet er die koͤrperliche und ſitrliche Erzie⸗ begeben zu laſſen; Als wird ſolches zu dem hung der Judenkinder, die Jugend, das Ende andurch bekannt gemacht, damit ſich mannbare, und graue Alter der Juden; die Steigungsltebhaber an bemerktem Tag, auch Chriſtenaͤltern koͤnnen hier nuͤzliche An⸗ Nachmittags um 3 Uhr in dem Wirthshaus merkungen in Abſicht auf die Erziehung ih⸗ auf der Muͤhlau dahier einfinden, ihr Ge⸗ rer Kinder, beſonders die Fehler der fuͤſen bot zu Protocoll geben, und den Zuſchlag Schleckerei finden. In der zweiten Abhand⸗ ſalwn elemenritkima ratiſicatione gewaͤrtigen lung ſchreibt er ſehr aufrichtig eine gute Le⸗ ronnen. Mannheim, den 28. Maͤrz 1777. bensordnung gegen die Mißbraͤuche der Nah⸗ Kurpſalt Zeliſchreiberei. rungsart. Die Vorſchrift fuͤr die Schwan⸗ Steinberger. gere iſt beſonders merkwuͤrdig. Er iſt ein Tobſeind von den Arkanen, weil eine Dem Publico wird andurch ohnverhalten, ſchaͤndliche Gewinnſucht die Gebaͤhrerin ſol⸗ daß Montag als den 7. naͤchſtkuͤnftigen Mo⸗ cher Geheimniße iſt.Dierolltiſchen⸗Mit⸗ nats Anrl nach Mittags 2 Uhr mit Verſtei⸗ X 0 1 108 gung verſchledener von dem verlebten hieſigen H lichen gncbigſten Privileglt vor berrſchafelt⸗ Burger, und Grosurmacher, Chriſtian Muͤl⸗ ler ruckgelaſſen wordenen Kunſteund ſonſtigen chen Zoll drei Jahr hindurch befreiet, und Standuhren, auch andere Meubles und Ef⸗ faͤr das beſte Stuck Viehe von jeder Gattung auf jedem Markt eine anfehnliche Denkmuͤnz fecten in der Behauſung des hieſigen Bur⸗ beſtimmet ſeye. Neckargemuͤnd, den 1a. gerund Uhrmachermeiſters, Simon Schmidt, der Anfang gemacht, und die folgende Taͤg Maͤrz 1777. in der beſtimmten Stund damit fortgefahren werde. Mannheim, den 29. Maͤrz 1777. Kurpfalz Stadtrath. 1. ⸗ Gerber. ⸗ 14. Eckarth.„. Die Frohniſche Erben allhier ſind geſon⸗ Lupvi. nen ihre vorraͤthige Weine, beſtehend in 8 Fnder 1727, 23 Fuder 1738, 4 Fuder 7 Demnach man von hieſigz gemeiner Stadt 1748 ⸗ 2 Fuder 1762, 3 Fuder 1772 und 10 Fuder 177ger, auf den 1a. kuͤnftigen wegen entſchloſſen iſt, beide hieſige Mahl⸗ Monars April nach Mittag um 2 Uhr in ih⸗ muͤhlen, wovon die eine 11 Mahlgaͤnge und rer Behauung an die Meiſtbiethende gegen 2 Gerbgaͤnge, und die andere 5 Mahlgaͤnge baare Bezahlung verſteigern zu laſſen, wozu und 1 Gerbgang hat, und in deren beiden ſie die Herren Liebhaber hiermit einladen und das Milter auf den 16. Theil beſtimmet iſt. denenſelben am naͤmltchen Tage des Morgens jede beſonders, auf drei Jahr lang an den die Proben an den Faͤßern geben werden. Meiſtbiethenden zu verpachten, und hierzu Mannbeim, den 12. Mard 1171. der Verſteigerungs⸗Termin auf Montag den 7. Aprtl naͤchſthin angeſezet iſt; Als wird ſolches ſowohl hieſigen, als auswaͤrtigen Lieb⸗ In dem Roͤmiiſchen Kaiſer dahier iſt ein habern hierdurch bekannt gemacht, damit Mann mit ſehr ſchoͤnen Papagayen angekom⸗ ſelbige der Pachtbedingungen bei dem verord⸗ men, welche er um billigen Preiß zu verkau⸗ neten Steueramt dahler ſich erkundigen, und fen Willens iſt. Unter andern hat er zwei weiſe am bemeldten Tag vor Mittags um 9 Uhr ſehr ſchoͤne Papagayen, mit gelben und wei⸗ bei der Verſteigerung auf hiefigem Rathhaus ſen Kronen. Auch. fuͤhret er eine ſo genann⸗ ſich einfinden moͤgen. Wobei zugleich nach⸗ te rothe Lora, mit gelbem Kranz, nebſt ei⸗ richtlich angefuͤget wird, daß keine andere, nem Afſen, bei ſich. als welche ſich des tuͤchtig erlernten Muͤller⸗ handwerks, und uͤbrigen Wohlverhaltens hal⸗ 6. ber, durch glaubwuͤrdige Zeugniße legitimi⸗ Da der auf den 20. Aprik ausgeſchriebene ren, auch die erforderliche Caution von 1500 Neckargemuͤnder zweitere Viehmarkt wegen fi. leiſten koͤnnen, bei dieſer Verſteigerung der auf dieſen Tag ſich endigenden Ju⸗ zugelaſſen werden. Wo im uͤbrigen die ein⸗ denoſtern auf Donnerſtag den 1. Mai verle⸗ trettende Pachter des Vortheils genießen, get worden; als wird ſolches dem ehrſamen daß ſelbige, nebſt denen in guten Stand her⸗ Publico, beſonders denen Viehhaͤndlern, be⸗ geſtellten Muͤhlwerken und Wohnungen, auch. kannt gemacht, mit dem wiederholten Ver⸗ zugleich den ganzen Vorrath an Muͤhlgeſchirt, ſichern, daß fuͤr Kaͤnfere ſo wohl als Verkaͤu⸗ ſammt Pferd und Fuhrwerk nach dem In⸗ fere alle moͤgliche Beguemlichkeit verfuͤget, ventario antretten koͤnnen. Signatum den 8. und das auf dieſen Neckargemuͤnder⸗Markt Maͤrz 1777.. aufe und abtreibende Wiehe vermbg Furfuͤrſt⸗ Reiceſcde Hellbrerniiche Sanlel. X 6 X