X 0 1 Mannheimer Seitun Num. LIV. Montag, den 7. Jul. 1777. Venedig, den 20. Jun. has Krlegsheer, welches die Ottomanni⸗ ſche Pforte gegenwaͤrtig auf den Beinen hat, belauft ſich auf 105 tauſend Mann. So gros dieſe Zahl iſt, ſo ſind dennoch kaum 45 kauſend ſtreithare Maͤnner darunter, naͤmlich die Janirſcharen und Albanier. Das uͤbrige iſt lauter zuſammen geraffres Volk. fuͤr welches eine unbeſchreibliche Menge von neuen Waffen, Kleidungen und andern Be⸗ duͤrfnißen verfertiget worden iſt. Die Ruſ⸗ ſen an den Graͤnzen haben ſich ebenfalls in ſolche Verfaßung geſezet, daß der Krieg alle Stunde ſeinen Anfang nehmen kann. Sie ſind mit ſehr vielen Gelagerungsgeraͤthſchaf⸗ ten verſehen. Auf dem ſchwarzen Meer be⸗ ſizen ſie die vortheilhafreſten Poſten, aus welchen ſie den Tuͤrken empfindlichen Scha⸗ den zufuͤgen koͤnnen. Kurz ſie ſcheinen bei den vorwaltenden Streirigkeiten nicht das mindeſte nachgeben zu wollen. Der Gros⸗ fultan ſoll hieruͤber ſehr unruhig, und ſchon eine Zeit lang nicht mehr offentlich erſchienen ſeyn. Das Volk, welches bei einem neuen Bruche ſeinen Untergang ſiehet, geraͤth beiden kriegeriſchen Bewegungen, welche da und dort gemacht werden, bald in Verzweifelung. Troͤſtlich iſt dagegen einiger Maaßen die lezt⸗ hin aus Aſien eingegangene Nachricht, daß die Perſer in ihren Feindſeeligkeiren keine große Schritte mehr thun, nachdem ſie ei⸗ nige mal von den Oetomannen derbe Schlaͤge bekommen. Man hofft die gute Stadt Baſ⸗ ſora bald wieder in Tuͤrkiſchen Haͤnden zu ſehen. Tag zu Tag hoͤher. Die Spanier auf den Die Raubſucht der Afrikaner ſteiget von Kuͤſten ſo wohl, als auf der See empfinden ſolche am meiſten. Die Alglerer haben be⸗ reits eine Menge Schiffe im Lauf, und ruͤ⸗ ſten deren noch taͤglich mehr aus. Spa⸗ nien hat ſich durch ſeinen großen Seezug nach Amerika entkraͤftet, und dieſen Zeitpunkt wiſſen die Feinde zu benuzen. Ferrara, den 20. Jun. Das ſich die große Tardlnalebeſoͤrderung zu Gunſten der Kronen ſo lange verzoͤgert. ſoll die noch immer hangende Sache wegen der Seeligſprechung des Span. Biichofs Pa⸗ lafor verurſachen. Denn die Krone Spanien ſcheinet deswegen mit ihrem Vorſchlag zu jener Beſoͤrderung zuruͤck halten zu wollen. Man verſichert, daß der Koͤnig beider Sicilten die Entſcheidung der bekannten An⸗ gelegenheit wegen der weiſen Stute der Ko⸗ nigllchen Kammer von Si. Elara uͤberlaſſen habe. Paris, den 27. Jun. Se. Konigl. Hoheit der Graf von Artois wird mit dem Herzog von Chartres kuͤnftigr Woche zn Nanzig eintrefſen. Se. Kaiſerl. Maj. ſind am 16. dieſes zu Saumur in der Landſchaſt Anfou angekom⸗ men, woſelbſt Sie die Kriegsuͤbungen des ſchoͤnen Karabinier ⸗ Regiments angeſehen, und bernach uͤber Tours nach Rochelle Der Neiſe forigeſezet haben. 225 226 A 6 A Londen, den 2a. Jun. K ſchafter, als er von einenr Beſuch nach Haus Noch iſt es nach den lezten Berichten aus fahren wollte, auf einem großen Plaz von Amerlka nicht ganz gewiß, ob der Gen. Ho⸗ Raͤubern angegriffen und gepluͤndert worden⸗ we ſeine Macht gegen Potladelphia wenden, Ein gleiches wiederfuhr am Samſtag nach oder in die Provinz Connecticut eindringen Mitternacht einer ſichern Dame, welche in werde, um die Vereinigung der Carletont⸗ einer naͤchtlichen Geſellſchaft ſtark geſpielet ſchen Armee, welche aus Canada uͤber die und uͤber drei tauſend Pfund Sterling darinn Seen ankommen ſoll, zu erleichtern. Indeſ⸗ gewonnen hatte. Solche ſind ihr von einem ſen hat er verſchiedene Kriegsſchiſfe in den Raͤuber in der Weſtmuͤnſter Straße wieder Delaware⸗ Strom legen laſſen, um gedach⸗ abgenommen worden. ter Stadt alle Gemeinſchaft mit der offen⸗ Aus Spanien iſt die gewiſſe Nachricht ein⸗ baren See abzuſchneiden, und die aus Euro⸗ gelauffen, daß Se. Kathol. Maj. am 10. die⸗ pa mit Kriegsbeduͤrfniſſen fuͤr das Washing⸗ ſes Monats einen Befehl zu Aufhebung aller koniſche Kriegsheer ankommende Schiffe auf⸗ Feindſeligkeiten in Suͤdamerika unterſchrie⸗ zufangen. Der Lord Cornwallis befand ſich ben, und daß die Krone Portugal ſich gleich⸗ mit den Seinigen immer noch in der Provinz falls dazu verſtanden hatte, ſo daß alles in Jerſey. dem Stand, worin es bei Ankunft dieſes Be⸗ Geſtern iſt von der Inſel Jamaika die fehls in gedachtem Welttheil zwiſchen beiden Nachricht eingegangen, daß die Kauffarthei⸗ Partheien ſtehen werde, bis zu weiterer guͤt⸗ Flotte, welche neulich von hier, Briſtol und lichen Auskunft verbleiben ſolle. Uebrigens andern Orten nach Weſtindien abgefahren, hat ein heftiges Erdbeben in Neu⸗ Spanien gluͤcklich daſelbſt angekommen ſeye, ohnge⸗ abermals außerordentlichen Schaden gethan⸗ achtet die daſigen Gewaͤßer mit Amerlkant⸗ Warſchau, den 21. Jun. ſchen Raubſchiffen angefuͤllet ſind, die aufs beſte pluͤndern, was ihnen vorkommt. Zu Der hierher beſtimmte Tuͤrkiſche Geſandte Martinique, woſelbſt alles auſerordentlich wird ſich einige Tage zu Jaßy aufvalten, hoch im Preis ſteiget, befinden ſich zwanzig um daſelbſt von ſeiner Reiſe auszuruhen, und den Engellaͤndern abgenommene Schiffe. Da⸗ ſein Geſolg in Ordnung zu bringen, welches gegen haben dieſe in daſiger Gegend auch 13 zwar nicht zahlreich, aber in anſehnlichen Amerikaniſche Schiffe ſeit einiger Zeit auf⸗ Perſonen beſtehen ſoll. gebracht. Irn der Ukraiue ſind uber 6000 Rugen be⸗ Benjamin Hughes, welcher ohnlaͤgſt ein ſchaͤftiget den Nieper zu reinigen, und haupt⸗ Freibeuter Patent gegen die Koloniſten erhal⸗ ſaͤchlich die vielen Felſen, welche ſich in die⸗ ken, war bereits ſo gluͤcklich, ein Karolint⸗ ſem Strom befinden, und denſelben faſt gaͤnz⸗ ſches Schiff, die drei Schweſtern genannt, lich unſchiffbar machen, zu ſprengen und zu erhaſchen. Bei dem Vorgebuͤrge St. Vin⸗ wegzuſchaffen. Auch Polen wird von der cent hat eine Koͤnigliche Fregate ſechs Ameri⸗ neuen Schiffahrt, welche hierdurch zu Stand kaniſche Kaper weggenommen. Dergleichen kommt, betraͤchrlichen Nuzen ziehen koͤnnen. Raͤuber wagen ſich ohngeſcheut bis an die Petersburg, den 2. Jun. Irlaͤndiſchen Kuͤſten, in den Canal, und an das Deutſche Meer, weswegen noch einige Es wird hier ſehr ernſtlich mit Ruͤſtungen tuͤchtige Kriegsſchifſe gegen ſie ausgeſchicket zur See fortgefahren. Außer denjenigen worden ſind. Kriegsſchiffen, welche zur Cronſtadt, Reval und Archangel ganz neu erbauet werden, ar⸗ Am verwichenen Donnerſtag um Mitter⸗ beitet man gegenwaͤrtig hier an fuͤnf gleichen nacht iſt der Koͤnigl. Sleiltanſſche Grosboth. Schifſen, die mit naͤchſtemſin volltommenem ſi 0 X 2 27 Stande ſeyn koͤnnen. Auch iſt man mit Er⸗ K Der Preußiſche Medailleur Abramſon hat banung verſchiedener Galeren beſchaͤftiger, auf die Erbauung des neuen Koͤnigl. Biblio⸗ davon morgen drel in die See gelaſſen werden thek⸗Gebaͤudes zu Berlin eine vierloͤtbige Me⸗ ſollen. Solche ſind fuͤr die Cronſtadter Ue⸗ datlle verfertigt. Auf der rechten Seite ſteht das bungsflotte beſtimmt. Dieſe Flotte wird aus Bruſtbild Sr. Maj. und auf der Ruͤckſeite findet 11 Kriegsſchiffen, acht Fregatten, Galeren, man, den Altar Friedrichs mit den Anfangs⸗ ꝛc. und einem Feuerſchiff beſtehen. Der Vi⸗ buchſtaben F. R. B. O. M. Am Altar hangen readmiral Greeg doͤrfte dem Vermuthen nach die Befehlshabung derſelbigen erhalten. der Lorberkranz der Helden und Muſen, Mi⸗ nerven Kranz von Oelzweigen, und der Aehrenkranz der Ceres, wozu ein Genius Mannheim, den 6. Jul. noch die Mauerkrone der Cybele bringt, mit Am 23. des lezt abgewichenen Monats der Ueberſchrift: Dignus&r hac. Im Ab⸗ hat H,r. Joſeph Anton Ehriſtoph von Kug⸗ ſchnitte lieſet man: Bibliotheca regia en. Zel, Pfarrer zu Neukirchen bei Schwan⸗ tructa MDCCLXXVIl. dorf, den Charakter als Kurpfaͤlziſcher geiſt⸗ Der Koͤnig von Schweden kam am 10. licher Rath, und zu gleicher Zeit der Pfleg⸗ Jun. zu Sweaburg in Finland an, ſtieg daſelbſt und Kaſtenamrs Sommiſfarius in Reicherts⸗ an das Land, und ließ indeſſen, da eine an⸗ hoſen, Hr. Joſeph Philip de la Gera, den dere Fregate fuͤr ihn bereitet wurde, das Re⸗ Charakter als Pfalz⸗ Neuburgiſcher Regie⸗ giment Nyland durch die Muſterung gehen. rungsrath erhalten. Hierauf beſtieg er noch ſelbigen Abend das Am 29. geſiel es Sr. Kurfuͤrſtlichen Durch⸗ neue Schiff, der Seraph genannt, um in leucht den Freiherrn von Spiering zu Fron⸗ ſolchem die Reiſe nach Petersburg fortzuſe⸗ berg als Ritter des hohen Pfaͤlziſchen Loͤwen⸗ zen. Ordens und zu Dero Kurpfaͤlziſchen geheimen Am 27. Jon. iſt d. Dodd zu Londen, dn Rath zu ernennen. aller feiner Reue und ſo vielen fuͤr ihn einge⸗ Am 30. wurde Herr Gottfried von Stahl legten Bittſchriften, mit dem Strang hinge⸗ mit dem Charakter als Geiſtlicher Rath, und richtet worden. Herr Johann Friedrich Falk zu Weinheim mit der Eigenſchaft eines Kurpfaͤlgiſchen Mannheim, den 3. Zul. Rathes begnadiget. Bei der anheute mit veſtgeſezten For⸗ malttaͤten vollzogenen 2 12ten Ziehung der Ver mifchte Nachrichten. Kurfuͤrſtlich⸗ Pfaͤlziſchen Lotterle, ſind die Am 21. dieſes kam zu Bruͤßel ein Polack Numern aus Spa an, und ſtieg in dem Gaſthof zum Z4. 24. 86. 18. alten Wolf ab. Nachdem er, ohne etwas zu ſich zu nehmen, und ohne ein Wort zu reden. aus dem Gluͤcks⸗Rade gezogen worden. Die ſchlafen gegangen, horte man Morgens um 213ten Ziehung beſagter Kurfuͤrſtl. Lotterie 6 Uhr einen Schuß, durch welchen er ſich geſchiehet Donnerſtags, den 24. Jul. 1777. mit einer Piſtole das Leben genommen. Da 1 er alle ſeine Papiere vorher verbrannt hatte, tonnte man nicht das geringſte von ſeinem Naͤchſtkuͤnſtigen Dienſtag, den 8. dieſes Stand erſahren, welcher ſeiner koſtbaren nach Mittag um 3 Uhr, werden in der Kur⸗ Kleidung nach, die er an ſich gehabt, nicht fuͤrſtlichen Hofbuchdruckerei die bereits be⸗ gering ſeyn kann. Auch hat man uͤber 100 nannten Bergwerksſtaͤmme ſammt einigen Ge⸗ Sinc Lowleder m Gob vai hm geſunden. maͤhlden beſonders verſteigt werden. Mann⸗ deim den 6. Juh 1711. 228 A 0 X àt Kà ſelbſt einfinden, und darauf fieigern, fort Kuͤuftigen Montag alsden 7. Jzul. wird befindenden Dingen nach den Zuſchlag ge⸗ die auf dem Markt gelegene Scribaiſche Be⸗ waͤrtigen moͤgen. Erbesbuͤdesheim, den 20. haufung nach Mittags um à Uhr in dem Jan. 1777. Wirthshaus zu den 3 Koͤnigen, und Tags Kurpfalz Amt alkda. darauf als den Z. Jul. der uͤber dem Neckar Greber. in der breiten Straß gelegene Seribaiſche Garten in dem Wirthshaus zum Roſengar⸗ Durch den Verlauß von mehreren Jahren ten an den Meiſtbiethenden offentlich verſteigt mag wohl geſchehen ſeyn, daß manche von werden, die hiezu Luſttragende koͤnnen ſich hieſigem Stadtrath ausgefertigte Schuldver⸗ allſo um beſtimmte Zeit und an bemeldten ſchreibungen von den Schuldnern berichtiget Orten einſinden. Mannheim, den 3. Jul. worden, ohne daß ſolche die Schuldner zu 1111. foͤrmlicher Tilgung in dem Verlegungbbuch dahier vorgezeigt haben; und eben ſo haben Betdem Kurfuͤrſtl.Hofbuchhandler Schwan ſich durch die Laͤnge der Jahren die verlegte wird ein neues Buͤcherverzeichnis unentgeld⸗ Grundſtuͤcker in ihren Beforchungen und ſon⸗ lich ausgetheilet. Eins der merkwuͤrdigſten ſtigen Abwechslungen gaͤnzlichen abgeaͤndert. Buͤcher darin iſt wohl ohnſtreitig des Herrn Zu beſter Sicherheit der Glaubiger ſo wohl, Schloͤtzers neue Erdbeſchreibung von Amertka als zu Erzielung einer vollſtaͤndigen Richtig⸗ in 2 Theilen mit Landkarten 5 fl. 30 kr. keit des diesſeitigen Verlegungsbuch hat man Da dem Anſehen nach Herr Buͤſching ſeine daher beſchloßen, ſelbiges zu erneuern, und Erdbeſchreibung noch lange nicht zu Ende alle von hiefiger Stadt ausgefertigte Hipo⸗ bringen duͤrfre, ſo wird dieſes Werk des Hru. theken zn unterfuchen; Es wird daher ſol⸗ Schloͤtzers, deſſen Name ſchon Empfehlung ches allen und jeden, ſo eine von hieſigem genug bei dem Publikum iſt, dieſen Mangel Inwohnern ausgeſtellter Schuloverſchreibung, reichlich erſezen. ein pignus pratorium, oder eine ſonſtige Urkund, ſo die Einſchreibung in das Verle⸗ gungsbuch nach ſich gezogen, und eine ge⸗ Nachdem des Miterbbeſtaͤndern auf dem richrliche Verpfaͤndung genennet werden kann, zur Kurpfaͤlziſchen hochloͤbl. Hoftammer ge⸗ in Haͤnden haben, mit der Auflage andurch hoͤrigen ſo genannten Antoniter Hofgut zu Nack bekannt gemacht, daß ſie ſorhanen Urkund Johann Peter Orth an ſothanen Hofgut be⸗ innerhalb ſechs Wochen in vollſtaͤndiger Ab⸗ ſizendes Antheil beſtehend in 09 Morgen ſchrift anher einſchicken ſollen, damit man Aecker, Wieſen und Weingarten, uebſt Haus, dadurch in Stand geſezt werde, mehr bemeld⸗ Hofraid, Stallungen, Scheuer und Garten tes Verlegungsbuch in die gehoͤrige Ordnung zu Tilgung dringender Schulden in offentli⸗ ſezen, und die inzwiſchen abgetragenen Ooli⸗ che Verſteigerung mit Vorbehalt voͤchſtlehn⸗ gationen behoͤrig ausloͤſchen zu koͤnnen. Wo⸗ herrlicher Befugniß gebracht, und daun ſolche bei diejenige, ſo in dieſer veremptoriſchen Verſteigerung Freitag den 18. naͤchſtinſtehen⸗ Friſte mit dieſer Einfchickung ſaumſelig er⸗ den Monats Jul. zu gedachtem Nack in da⸗ ſcheinen werden, ſich den daraus erwachſen⸗ ſigen Gerichtsſchoͤffen und Wirths Conrad den Rechtsnachtheil ſelbſten werden zuſchrei⸗ Honeckers Behauſung um ein Uhr nach Mit⸗ ben muͤſſen. Frankenthal, den 18. Jun⸗ tags vorgenommen werden ſolle; Ais wird 1111. es zu jedermanns Wiſſenſchaft andurch be⸗ Kurpfal. Stadtratb. kannt gemacht, damit die bierzu Luſttragen⸗ Feraberger. be ſich auf obbeſtimmten Tag und Stund da⸗ Orſoltat.