6 0 X Maͤnnheimer Zeitun: Num. 1lIHl. Donnerſtag, den 29. Jun. 1775. Muͤnchen, den 23. Jun. Tzorgeſtern Abend ſind Ihro Hochf. Durch⸗ laucht Pfalzgraf Karl von Zweybruͤcken ſamt Hoͤchſtderoſelben Frau Gemahlin in Nymphenburg angelangt, um Sr. Kurfuͤrſt⸗ lichen Durchl. in Baiern ſowohl als Ihrer Koͤnigl. Hoheit der verwittibten Frau Kur⸗ fuͤrſtin aus Sachſen noch vor hoͤchſtdero Ab⸗ reiſe von hier nach Dreßden, welche auf naͤchſtkuͤnftigen Sonntag in der Nacht den 25. dieſes feſtgeſtellt iſt, einen Beſuch ab⸗ zuſtatten. Heute in der Nacht gehen aber ermelt Ihre Hochfuͤrſtliche Durchl. von Nym⸗ Phenburg ſchon wieder nach Neuburg ab, von wannen Sie ſich ohnverweilt nach Sulzbach begeben werden, um hoͤchſtgedachte ver⸗ wittibte Frau Kurfuͤrſtin daſelbſten auf ihrer Ruckreiſe nach Dreßden nochmals zu ſehen, und von Hochſtderſelben zaͤrtlichſten Abſchied zu nehmen. Paris, den 19. Jun. Wenn Ihre K. H. Frau Graͤfin von Ar⸗ tois einen Prinzen zur Welt bringt, wird ſolcher den Titul eines Herzogs von Angou⸗ leme erhalten. Der Graf von Maurepas hat den Auftrag, in Abweſenheit Sr. Maj. des Koͤnigs bei dieſer Entbindung die gewoͤhn⸗ liche Fuͤrſorge zu tragen, im Fall dieſelbe vor der Zeit erfolgen ſollte. Die Prinzeßin Adelhaid hat ſchon ſeit ei⸗ niger Zeit das dreitaͤgige Fieber. Hoͤchſtdie⸗ ſelbe ſoll große Luſt bezeigen, nach ihrer Wie⸗ dergeneſung, ihren beſtandigen Wohnſiz in Lothringen zu nehmen. Madame Victoire iij werden, hingegen will, wie verlautet, ſich nach dem Vorgang der Mad. Louiſe, welche dermalen geiſtliche Vorſteherin der Kloſterfrauen des Carmeliter⸗Ordens zu St. Denis iſt, ſich auch ins Kloſter begeben, ſo daß von den vier Ko⸗ niglichen Muhmen, die Prinzeßin Sophie allein bei Hof verbleiben wuͤrde. Fuͤr die verſtorbene Koͤntgin von Dane⸗ mark wird hier nur als wie fuͤr eine Prinzeſ⸗ ſin von Engelland getrauert werden, nach dem Beiſpiel des Daͤniſchen Hofs, welcher auch nicht anderſt fuͤr ſie trauert, ausgenom⸗ men ihre Kinder, welche fuͤr ihre Frau Mut⸗ ter tiefer trauern. Man ſpricht ſchon wieder von einer Ver⸗ aͤnderung im Miniſterium, und daß der alte Herzog von Vrilliere daſſelbe verlaſſen wolle. Indeſſen iſt der Herzog von Choiſeul, wel⸗ cher ſich ein Zeitlang hier aufgehalten, im Begriff wieder nach Chanteloup zuruck zu kehren. Ueber die weitere Entfernung des Herzogs von Aigutllon von Hof wird unterſchiedlich gemuthmaſet. Einige behaupten, daß ſolche deswegen befohlen worden, weil man gefun⸗ den, daß ſich derſelbe einfallen laſſen, naͤcht⸗ liche Beſuche bei der bekannten Graͤfin dn Barry, ſeiner ehmaligen guten Freundin an Hof, abzuſtatten. Heut kommen der Koͤnig, die Koͤnigin und der ganze Hof wieder in Verſailles an. Und naͤchſtens werden Se. Maj. ihren oͤffentlichen Einzug in hieſiger Hauptſtadt halten, zu welchem ſchon große Vorbereitungen gemacht 207 208 X 0 X Alle diejenige, welche bei dem neulichen K welche bei Erloͤſchung des Ordens noch zu Tumult ins Gefaͤngniß geſezt worden, ha⸗ keinen Prieſtern geweihet waren, einen ge⸗ ben nach und nach ihre Freiheit wieder erhal⸗ wißen Unterhalt, den ſie bisher noch nicht ten, ein Beweiß, daß man eben keine be⸗ genoßen, angedeihen laßen. ſondere boſe Abſichten unter ihnen entdeckt habe. Rom, den 12. Jun. So iſt nun der Herr Erzbiſchof von Reims, Cardinal von la Roche Aimond, wuͤrklich des Vor wenig Tagen iſt der neue Venetiant⸗ hoͤchſten Vergnuͤgens theilhaftig worden, Se. ſche Grosbothſchafter, Hr. Renier, ein Sohn Maj. den Koͤnig mit eigenen Haͤnden zu ſal⸗ des gegenwaͤrtigen Miniſters der Repubiick ben und zu kroͤnen. Der Monarch wird bei zu Conſtantinopel, hier eingetroffen. dieſer Gelegenheit, wie gewoͤhnlich, große Am 7. gegen Mittag kamen auch Se. K. Gnadenbezeigungen austheilen. H. Erzherzog Marimiltan von Oeſterreich, Izn einem unſerer Seehaͤven ſind neulich in dem ſtrengſten Incognito, in einer zwei⸗ auf die verſprochene Belohnung fuͤr die Ein⸗ ſpaͤnnigen Chaiſe unter Vorausreitung eines einigen Couriers hier an. Sie haben ſich fuhr auswaͤrtigen Getraids wuͤrklich zwei Hol⸗ laͤndiſche Schiffe mit 3300 Saͤcken, oder am Thor als einen Seeretaͤr von dem Erz⸗ herzog angegeben, und Dero Gefolg, in 5 ohngefaͤhr 8200 Centner eingelaufen. Man Wagen beſtehend, außer der Stadt einen an⸗ erwartet ein gleiches in den uͤbrigen Seehaͤ⸗ ven. dern Weg nehmen laßen. Nach gewechſel⸗ ten Pferden auf der Poſt ſezten Gie Dero Viterbo, den 10. Jun. Reife nach Neapel ohnverweilt weiter fort, woſelbſt Sie den Z. Abends erwartet worden. Man fangt nun wieder an, ſehr ſtark da⸗ Hoͤchſtdieſeibe wollen vor Peter und Paut ran zu zweifein, daß weder der General der wieder hier eintreffen, und ſodann drei Wo⸗ ehmaligen Jeſuiten, noch die uͤbrigen auf der chen lang ſich bet uus aufhalten. Einige Engelsburg gefangen ſizende Mitbruͤder deſ⸗ vornehme Haͤuſer, welche in gewißer Ner⸗ felbigen jemals ihre Freiheit erhalten werden, bindlichkeit mit dem Kaiſerlichen Hof ſtehen, ſo gerne auch Seine Paͤbſtl. Heil. hierzu die machen große Zubereitungen zu herrlichen Haͤnde bieten wuͤrde. Feſtivitaͤten. Die General⸗ Schatzmeiſterey iſt gegen⸗ waͤrtig beſchaͤftiget, den Aufwand zu berech⸗ Perugla, den 10. Jun. nen, welchen die Portugieſiſchen Erjeſuiten aus der Apoſtoliſchen Kammer bisher bezogen Seine Majeſtaͤt der Kaiſer beſinden ſich zu haben. Denn es ſoll nun zwiſchen beiden Florenz, ohne nur den geringſten Kaiſerli⸗ chen Glanz von ſich ſehen zu laßjen. Aller⸗ Hoͤfen gaͤnzlich berichttget ſeyn, daß die Kro⸗ ne Portugal nicht nur dieſe Gelder dem Paͤbſt⸗ hoͤchſtdieſelbe leiden nicht, daß eine einige lichen Schatz wieder erſtatten werde, ſondern Feyerlichkeit angeſtellet werde, und nehmen kemne Complimenten an. Nach ſichern Brie⸗ auch zu dem kuͤnftigen Unterhalt gedachter Jeſuiten jaͤhrlich 5O tauſend Roͤmiſche Tha⸗ fen dorften Sie ſich von Livorno uͤber Meer ker wuͤrklich beſtimmet habe. nach Neapel begeben, und alsdenn auch auf der Ruckkehr die Stadt Rom wieder Da die Einkuͤnften von den in dem Kir⸗ beſuchen. chenſtaat eingezogenen Guͤtern der Geſell⸗ Die Wahl des P. Timenez, welcher als ſchaft uͤber das zu ihrem Unterhalt Benorig⸗ General des Carmeliten⸗Ordens beſtaͤttiget te ſich erſtrecken, ſo wollen Seine Heilig⸗⸗ worden, war außerordentlich glaͤnzend. Se, leit von dem Ueberſchuß guch denjenigen, 9 Paoſtliche Heiligkeit, und die Eardindle⸗ ⸗ 1 0 I6 209 welche Hofaͤmter beglelten, ingleichem der K Gott der allmaͤchtige unſer Gebaͤt, welches Cardinal Corſini, Protector des Ordens, damahlen offentlich in allen Kirchen fuͤrdau⸗ haben derſelben perſoͤnlich beigewohnet. Der rete, erhoͤrt, ſo erforderte es die Pflicht, dem⸗ Koͤniglich Spaniſche Hof hatte ſich auch fuͤr ſelbigen dafuͤr den demuͤtigſten Dank zu er⸗ dieſe Beſtaͤttigung ſehr verwendet. ſtatten. Solches iſt geſtern auf das feyer⸗ lichſte in allen Kirchen des Oberamts unter Wien, den 1a. Jun. Loszuͤndung des Geſchuͤtzes geſchehen. Da⸗ Nach Briefen aus Conſtantmnopel befinden hier in der Stadt wurde morgens 7 Uhr ſich zwei Gemahlinen des Grosſultans in ge⸗ ſchon denen Hausarmen Brod ausgetheilet, ſegneten Umſtaͤnden. Der Reis Effendi hat um 9 Uhr nahm der Gottesdienſt in allen deswegen allen auswaͤrtigen Miniſtern be⸗ Kirchen feinen Anfang, worunter die junge deuten laſſen, daß ſie den Schiffen ihrer Na⸗ Mannſchaft und das Geſchuͤtz wechſelweis tion bei dem Einlaufen in den Seehaven das abfeuerten, nach 11 Uhr bekamen die ge⸗ gewoͤhnliche Losbrennen der Kanonen unter⸗ meinen Armen wiederum retchlich Brod, wo⸗ ſagen ſollten. Nach eben dieſen Briefen ſol⸗ durch das Dankfeſt zu dem gutigſten Erhal⸗ len Tartariſche Abgeſandten unter Wegs ſeyn, ter unſeres theuerſten Fuͤrſten beſchloßen und welche dem Grosſultan die neue Wahl ihres ſo den Tag uͤber die herrſchende Freude alk⸗ Chans bekannt machen, anbei Se. Hoheit gemein, und verſchieden geweſen. Die bitten ſollen, die Crimm wieder in ihren Kurfuͤrſtliche Dienerſchaft fpeißete in der Schuz zu nehmen. Landſchreiberey zu Mittag, wohin bei Gele⸗ genheiten der unter Abfenerung des Geſchat⸗ Moskau, den 28. Mat. zes getrunkenen hochſten Geſundheiten der Die Grundfeſten des neuen Kaiſerl. Pal⸗ Carmeliten Subprior P. Conradns Schmitt laſts, an welchem ſeit ohngefaͤhr 18 Mona⸗ folgendes Chronographicum uͤberſchickte: then gebauet wird, ſind neulich bei 7 Ru⸗ rot annos Carolo Theoboro Consanato, then gewichen. Dem bisherigen Rußiſchen Baumeiſter wird alle Schuld deswegen bei⸗ gVot anXla sVoplrla Intlrdlato. gemeſſen, weil er den unterſten Grund nicht Ita genug mit Pfaͤlen verſehen. Nun laͤßt man serenltatl sVe ConCors preCatVr Car einen auswaͤrtigen Baumeiſter, welcher in Kaiſerlichen Dienſten ſtehet, von Petersburg MlelV., 8 wr kommen. Drei hundert tauſend Rubel, wel⸗ PrinCIpl oprlMlo aCCcinlt arCnllo. che die Fundamente ſchon gekoſtet haben, trapla&r popVLV⸗ 1ou⸗ find allſo verlohren. Eben ſo viel doͤrfte auch die Aushebung der Grundſteine koſten, um Nachmittags 7 Uhr ware Comoͤdie von ein neues Fundament zu legen. Monſieur Eſcherig aufgefuͤhret, darauf auf dem Rathhaus Bal, womit dieſer Freuden⸗ Creutznach, den 19. Jun. Tag beſchloſſen, und unſeren Jahrbuͤcheren einverleibet worden. Da die Enadenbezeugungen, welche unſer Durchlauchtigſter Kurfuͤrſt bei hoͤchſter Anwe⸗ staVrone⸗VM(7) relaneto Carolo Theo. ſenheit im verfloßenen Fruͤhjahr jedem Stand Doro patrla patre reVIVlecit. und Alter erwieſen, denen hieſigen Oberamts Unterthanen zu ewigem Gedaͤchtnis eingepraͤ⸗ 17) Primigenium Crucingci nomen. get ſind, ſo ware bei der Krankheit die Furcht Trichem. in chron. Sponh. 8⸗ dee Verleſtes deſo grsſer. Nachdeme nnn Il Herien in Trpograph. Falarin. 2 10 I. 0 1 Schwezingen, den 26. Jun. 6 lung, platten narbigten Angeſichts, ſchwar⸗ Geſtern hatten wir das unbeſchreibliche ze Haar, und große ſtarre Augen habend, in Vergnuͤgen, Ihre Kurfuͤrſtliche Durchlaucht dem abgewichenen Jahr puncto Falſorum Durchl. unſere gnaͤdigſte Landesherrſchaft bei verdaͤchtig geworden iſt, durch die ergriffene einem in ſeiner Art ganz beſondern Schau⸗ Flucht aber der wohlverdienten Straf zu ent⸗ ſpiel in hoͤchſtem Wohlſeyn zu ſehen. Nam⸗ gehen Gelegenheit gefunden hat: als wird lich ein Italiaͤniſches Singſpiel: Das er⸗ nicht nur jedermann vor dieſem beſchriebenen re ttete Arkadie n, wurde unter freiem Falſario hierdurch gewarnet, ſondern auch Himmel, in dem großen Luſtgarten, auf ei⸗ alle Orts Obrigkeiten werden andurch gezie⸗ nem lebendigen und gruͤnen Theater mit der mend erſuchet, denſelben auf allenfalfiges fuͤrtreflichſten Vocal⸗ und Inſtrumental⸗Mu⸗ Betretten zu gefaͤnglichen Haften zu brin⸗ ſik aufgefuͤhret, und eine außerordentliche gen, und gegen gewoͤhnliche Reverſales, auch Menge Zuſchauer hatte ſich von allen Sei⸗ Erſtattung deren etwaigen Koͤſten anhero ten her eingefunden. Die Luͤfte erſchallten auszulieferen. Man iſt in aͤhnlichen Faͤllen von dem anhaltenden Vivatgeſchrey des froͤ⸗ zu gleichmaͤſiger Willfaͤhrigkeit bereit. Op⸗ lichen Volks bei dem erſten Anblick ſeines penheim den 9. Jun. 1775. wieder neu lebenden theuerſten Landesvatters. Nach dem Schauſpiel war das ſogenanute Kurpfalz Oberamt. Badhaus mit allen dahin fuͤchrenden Gaͤngen Wueſt. und Gebuͤſchen auf das herrlichſte erleuchtet, und nach gehaltener offentlichen Tafel erfolg⸗ Suſanna Barbara Eloßmaͤnnin Wittib, te auf dem obgedachten Theater und Parterre eine gebohrne Sinnin, iſt ohnlaͤngſt dahier To⸗ eine allgemeine Beluſtigung mit Tanzen, des verfahren, und hat in der ruckgelaſſenen welches bis nach Mitternacht in eben ſo qu⸗ lezten Willens⸗Diſpoſition jedem Kind des ter Ordnung als Munterkeit fortgeſetzet Georg Chriſtian Sinn 100 fl. verſchaffet; worden. wie nun ebengedachter Georg Chriſtlan Sinn 1 vor bereits geraumen Jahren in neu Ameri⸗ Montags den 1oten einſcheinenden Mo⸗ ka gezogen ſeyn ſolle, bis anhero aber von naths Julii, und die darauf folgende Taͤge, deſſen wuͤrklichem Aufenthalt, Leben oder Morgends 9 und Nachmittags 3 Uhr wer⸗ Tod nichts in Erfahrung gebracht werden den dahier in dem Waldhorn, die von ver⸗ koͤnnen; als werden deſſen allenfalls ruckge⸗ kebten Kurfuͤrſtlichen Hof⸗Galanterie⸗ Stein⸗ laſſene eheliche Kinder zum Bezug deren ei⸗ ſchneider Zimmernann ruckgelaſſene aller⸗ nem jeden, von ihrer Tante der Erblaſſerin, hand Seegewaͤchs, Schnecken, Naturalien, vermachten 100 fl. lub Termino von 8 Wo⸗ Criſtallen, Jaspis, Agat, Calcedons, Ama⸗ chen entweder in Perſona, oder per Manda- tiſt, verſteinert Holz, auch aus ſolchen ver⸗ tarium fufkicienter inſtructum dahier zu er⸗ fertigte Schachtlen, Doſen, Etui und ſcheinen, unter dem Prejuchieio vorgeladen, Stockknoͤpf, oͤffentlich verſteiget werden, wel⸗ daß im Ausbleibungs⸗ Fall die von den uͤbrt⸗ ches denen Herrn Liebhaberen hiemit bekannt gemacht wird. Mannheim den 27ten Jun. gen Erben fuͤr ſothane Vermaͤchtniß zu ſtel⸗ tende Cautton lediglich auf 1000 fl. beſtim⸗ 1775⸗ met werden ſolle. Mannheim den 26ten 2. Mai 1775. Nachdeme der Burger und Aukerwirth von Kurpfalz Stadtrath. Nierſtein Jacob Mayer, 36 Jahr alt, mit⸗ Zenrner. telmaſiger Große, zimlich magerer Stel⸗ Leers.