zeniag u, Schriftleitung: Mannheim, k 3, 14/15. Fernſpr.⸗Sammel⸗Nr. 35421. Das„Hakenkreuz⸗ kanner“ Aus—. A er cheint wöchtl. 12mal. Bezugspreiſe: Frei Haus monatl..20 RM. u. 50 Pf. Trägerlohn; durch die Poſt 2. 9255 W3 n 63,6 Pf. Poſtzeitungs 72 Pf. Beſtell⸗ * Ausgabe B erſch. wöchtl 7 04.40 Spreiſé: Frei Haus monatl f. Träger⸗ hn; durch die Poſt.70 RM. Keiniſch 28 Pf. Poſtzeitungsgebühr) zuzügl. 42 Leſtengeld⸗ Mdie Zeitung am Erſcheinen hob. Gewalt) verhind., beſteht kein Mnſpr. auf fitichlbigung. Anzeigen: Die 12geſpalt. Millimeterzeile 10 Pf. Die 4geſpalt. Millimeterzeile im Textteil 45 Pf. Schwetzinger und Weinheimer Ausgabe: Die 12geſpalt. Millimeterzeile 4 Pf. Die 4geſpaltene Millimeterzeile im Textteil 18 Pf. Bei Wiederholun gemäß Preisliſte. Schluß der An 83.14½15 15. Seinſb Frühausgabe 18 Uhr, Abendausg. 12.30 Uhr. Anzeigen⸗Annahme: Mannheim, Fernſprech⸗Sammel⸗Nr. 35421. Zahlungs⸗ und Erfüllungsort Mannheim. Ausſchließl. Gerichtzſiande Mannheim. Poſtſcheckkonto: Ludwigshafen 4960. Verlagsort Mannheim. MANNHEIM A/Nr. 591 B/Nr. 352 6. ljohrgong Mannheim, 20. Dezember 1936 cklicge, Sfunden! scher 5Sprache cK Holt u. q. zonnkag⸗Ausgabe mit süßer Gräzie istert. Wie dieses nd Gefühle àus- hinreißend.“ ner ill. Nachtausgabe nm: Kulkurfilm ronweche gelässenl 5015.208. 5⁰5.505.7 IIIIII bendrf — Paris, 19. Dezember An der Madrider Front hat am Freitag ge⸗ hen 21 Uhr ganz plötzlich ein ſchweres Artil⸗ lenefeuer eingeſetzt, woraus man auf die Vor⸗ 0 hereitung eines neuen entſcheiden⸗ den Angriffs dernationalen Trup⸗ pen ſchließt. Die roten Verteidiger von Ma⸗ f drid können dieſes Feuer nicht erwidern, da it undurchdringlicher Nehel jede Möglichleit kimmt, den Standort der nationalen Batterien E*. auch nur annähernd zu beſtimmen. In einem Madrider Bericht heißt es, daß dieſe Beſchie⸗ ung die ſchwerſte ſei, die man ſeit zehn 5 agen erlebt habe. Alle anderen militäriſchen Zachini 1* LLE * Pperationen ſind augenblicklich unmöglich; die Vorstellung Eindt liegt in einem undurchdringlichen Nebel⸗ ſhleier, die Sicht iſt kaum 10 Meter, und die rten in den Straßen von Madrid kön⸗ ſen nur im Fußgängertempo fahren. f General Queipo de Llano erklärte am §. eitagabend im Sender von Sevilla, daß die Reiſten im Verlauf der letzten Kämpfe gefangen⸗ genommenen Roten ſich in vollkommen ausge⸗ mgertem Zuſtand befunden haben. Man habe bei ihnen Banknoten gefunden, auf denen kine Unterſchrift fehlte und die infolgedeſ⸗ ſen wertlos waren. General de Llano er⸗ hhen ſodann Bericht über verſchiedene finan⸗ ielle Zuſchüſſe, die die Nationaliſten von pri⸗ ter Seite erhalten haben und kritiſierte in dieſem Zuſammenhang ſehr ſcharf das Ver⸗ halten gewiſſer reicher Familien, die nur geringfügige Beträge für die Soldaten geſpendet hätten, die für die Erhaltung ihres eſitzes kämpften. Früher oder ſpäter, ſo er⸗ Hlärte der General, werde man dieſer Haltung Rechnung tragen müſſen. Nkintritt 55 5f. 14 1 5 5 1 ung n: Fernruf 22000 4 bannen ſpiele hunger in den roten Linien Seme inscha Die Ausführungen Queipo de Llanos werden Fre u denbeſtimmter Hinſicht von dem Sonderbericht⸗ 4 erſtatter des„Jour“ beſtätigt. Seinem Be⸗ 3 icht zufolge haben zahlreiche belgiſche Frei⸗ willige der Internationalen Roten Diviſion in iel ber belgiſchen Botſchaft in Madrid Zuflucht ge⸗ ſucht und ſich geweigert, an die Front zurückzu⸗ Henbühneg mber 190½ lehren. Die belgiſchen Marxiſten erklärten, daß ſie von den bolſchewiſtiſchen Machthabern in gemeinſter Weiſe getäuſcht worden ſeien. fein einziges Verſprechen ſei von den Roten eingehalten worden. Die Freiwilligen glaub⸗ ten, große Vorräte von Kriegsmaterial vorzu⸗ 0f ſinden. Man habe ihnen ferner eine regel⸗ mäßige und ausreichende Verſorgung mit Le⸗ 5 Brückl bensmitteln und Munition verſprochen. Seit hrem Eintreffen in den erſten Verteidigungs⸗ Ünien ſeien ſie jedoch niemals abgelöſt worden x2 2 Fund⸗hätten ſchwer unter Hunger und Kälte zu kiden. Die Truppen General Francos ſeien nz und Geseſi den roten Horden in jeder Hinſicht überlegen. ½5 Uhr Enttäuſcht und verbittert fordern die belgiſchen Freiwilligen ihre Rückbeförderung in die Hei⸗ rwacht. 50 pPfg jen KkdfF-Geſchaßh -und Ortsweſten miat. enspiell Schwere Schlappe der Bolſchewiſten General Queipo de Llano erklärte weiter, da die Bolſchewiſten verſucht hätten, die von den Rationaliſten eroberte Ortſchaft Bayena zu überrumpeln, ſie ſeien jedoch blutig abgewieſen worden. Die nationalen-Truppen⸗ hätten in dieſem Frontabſchnitt in den beiden letzten Ta⸗ gen die Bolſchewiſten um 24 Kilometer zurück⸗ gedrängt. Ein Flüchtling aus Madrid, dem es gelungen war, Portugal zu erreichen, beſtätigte, daß die Lage in Madrid tatſächlich hoffnungslos iſt. Selbſtmorde ereignen ſich täglich in erſchreckender Zahl. Der Anteil der Zivilbevölkerung an den vorhandenen Lebens⸗ mitteln iſt erneut herabgeſetzt worden. Soweit man in Madrid davon unterrichtet iſt, ſoll auch die Lage in Malaga und Almeria ebenſo troſtlos ſein. Ein bezeichnender Zwiſchenfall Bezeichnend für die Verfaſſung der bolſchewi⸗ ſtiſchen Truppen iſt die Zahl der täg⸗ lichen Ueberläufer. Die Tatſache, daß ein großer Teil von ihnen nur unter ſchärfſtem Zwang für Madrid kämpfte, geht auch aus fol⸗ gendem Vorfall hervor: Anläßlich der Verfol⸗ gung der Bolſchewiſten bei den Kämpfen in den letzten Tagen kamen einmal nationale Le⸗ gionäre ſo nahe an ihre Gegner heran, daß ſie für Rotarmiſten gehalten wurden, die herbei⸗ geeilt waren, um die Flüchtlinge für das Ver⸗ laſſen ihrer Stellungen zu beſtrafen. Die Flüch⸗ tenden baten verzweifelt, nicht zu ſchießen, da ſie bis zum letzten Augenblick Widerſtand gelei⸗ ſtet hätten und erſt geflohen wären, als ihre Stellungen unhaltbar geworden ſeien. Als ſie jedoch erkannten, daß es ſich nicht um eine bol⸗ ſchewiſtiſche Racheabteilung, ſondern um natio⸗ nale Legionäre handelte, ſtreckten ſie erleichtert die Waffen. ird ftuemreif geſchoffen Ein neuer Seopangril der Lee Tkuppen ſteht bevor 4 Lolen Horden moramch rmürbt Taclich mehrem ſich die Deſernonen Bulreunderträume von alter Herrichkeit Es ſoll hier nicht die Rede ſein von jenen Träumen, die alte Herren nach dem reichlichen Genuß von gutem Burgunderwein haben mögen. Es hat genug berufene Dichter gegeben, die die blaue Burgundertraube beſungen haben bis hinauf zu dem unſterblichen Wilhelm Buſch in ſeiner Feſtſtellung:„Rotſpon iſt für alte Knaben,— eine von den beſten Gaben!“ Die Burgunderträume, von denen hier zu ſprechen iſt, haben politiſchen Charakter. Zweimal in der Weltgeſchichte beſtand zwiſchen Frankreich und dem Deutſchen Reich ein merk⸗ würdiges Zwiſchenreich. Einmal als die karo⸗ lingiſche Enkelgeneration im Jahre 843 Kaiſer Karls großes Reich teilte, wurde, begrenzt öſt⸗ lich vom Rhein, weſtlich von der Saöne, Rhöne und Maas, von der Nordſee bis nach Mittelita⸗ lien ſich erſtreckend, das„Lotharingiſche Reich“ geſchaffen. Dieſes Reich war geographiſch, be⸗ völkerungsmäßig und wirtſchaftlich ein Unding. Alle Lande, die dazu gehörten, hatten miteinan⸗ der weniger zu tun, als mit ihrem Grenznach⸗ bar. So wurde es ſchon 870 im Vertrag von Merſen bis auf Reſtbeſtände geteilt. Friesland, Lothringen und Elſaß kamen an das Deutſche Reich, die überwiegenden romaniſchen Teile an Frankreich; lediglich in den Weſtalpen hielt ſich eine Art von Staatsweſen, das 888 den Namen Burgund annahm. Das germaniſche Volk der Burgunder war damals ſchon lange ausgeſtor⸗ ben, jedenfalls ſprachlich verſchwunden. Aber der Gedanke Burgund, irgendwie umwittert Hie Kommunismus- hie chinesische Tradition Marschall fs chiongkaische K(rechts), der fatkräffige Erneuerer Chinos, der in diesen Tagen in Sianfu von dem jungen Generol Tschangshvueliong(links) gefongengenommen worde vom Traum der Nibelungenſage, geiſterte wei⸗ ter an den fruchtbaren Hängen der Rhönetäler wie am Rauen Jura und hinauf bis in die ge⸗ ſegneten Gefilde der Moſel und Maas,— ja, es entſtand das merkwürdige Bild, daß im Mittelalter, obwohl es keinen einzigen Men⸗ ſchen burgundiſcher Sprache mehr gab, das Wort Burgund wanderte, eine Freigrafſchaft Burgund und Beſancçon, ein Herzogtum Bur⸗ gund im eigentlichen romaniſchen Gebiet Frank⸗ reichs ſich bildete,— und als das Deutſche Reich ſchwach wurde, da ſtieg Burgund in inner⸗ franzöſiſchen Kämpfen auf. Um 1420 bemäch⸗ tigte ſich Philipp der Gute, Herzog von Burgund, bereits im Beſitze anſehnlicher deut⸗ ſcher Reichslehen, der Grafſchaften Holland, Seeland, Hennegau, Luxemburg,— ein völlig uneinheitliches Zwiſchenreich entſteht hier, deſ⸗ ſen Schwergewicht aber in ſeinem romaniſchen Teile liegt und das darum auch verwelſchend auf die zu ihm gehörigen Landſchaften wirkte. Dieſes Reich iſt ſo ſtark, daß Karl der Kühne von Burgund den offenen Kampf mit dem Deut⸗ ſchen Reiche aufnimmt, die Schweizer Eidgenoſ⸗ ſenſchaft unter ſeine Herrſchaft zwingen will, mit ſchwerer Mühe von den Eidgenoſſen bei Granſon und Murten 1476 abgeſchlagen wird, und dann 1477 gegen den reichstreuen Herzog von Lothringen bei Nancy fällt. Seine Tochter, das„Fräulein von Burgund“, die ſchöne Maria, heiratet den deutſchen Kaiſer Maximilian und über die„burgundiſche Erb⸗ ſchaft“ brechen die deutſch⸗franzöſiſchen Kriege aus, die ſeitdem Europa das Geſicht gegeben haben. Die Wirkung dieſes zweiten Burgund, das noch nicht einmal 100 Jahre beſtanden hat, war ſo nachhaltig, wie die böſen Dinge in der Welt leider meiſtens nachhaltig zu ſein pflegen; Ver⸗ weſtlichung und Verwelſchung auch der deutſch⸗ ſprachigen Landſchaften, die zu Burgund gehör⸗ ten, Beginn der inneren Abwendung der Nie⸗ derländer von der Reichseinheit, ſchließlich das Wirrſal der deutſch⸗franzöſiſchen Gegenſätze. Aus der Tradition von Burgund iſt dem Reich nie etwas Gutes gekommen. Aus dem erſten Burgund in ſeinen Klöſtern erwuchs die mön⸗ chiſche Bewegung von Cluny, die den ganzen Kampf zwiſchen Papſt und Kaiſer im Mittelalter zum Schaden des Reiches verſchul⸗ dete. Aus dem Burgund Karls des Kühnen er⸗ wuchs die ſeeliſche Verwelſchung und innere Entfremdung weiter germani⸗ ſcher Weſtlande, die Spuren ſind, von Frank⸗ reich immer wieder aufgefriſcht, in einem Un⸗ terwertigkeitsbewußtſein der germaniſchen Ei⸗ genart gegenüber der franzöſiſchen Kultur über Flandern, Luxemburg und der Schweiz ſpürbar. Und jetzt beginnt das alte burgundiſche Ge⸗ ſpenſt wieder umzugehen,— entſprechend der Zeit der Druckerſchwärze erſt einmal in litera⸗ riſcher Form, aber doch ſchon mit ſchwarz⸗ma⸗ giſcher Faſzination für größere und kleinere politiſche Baewegungen. In Flandern begann nach dem Weltkriege der überzeugte Flame Joris van Severen, Unteroffizier im bel⸗ giſchen Heere des Weltkrieges, durchaus volks⸗ bewußter Flame, eine Erneuerungsbewegung, die durchaus groß⸗niederländiſch⸗germaniſch orientiert war, die„Dietſchen Nationalſolida⸗ Mannheim „Hakenkreuzbanner 20. Dezembe riſten“. Die Bewegung breitete ſich aus, aber ſie verfiel immer mehr der Magie von Bur⸗ gund. Jetzt iſt Joris von Severen ſo weit, daß er einen„Dietſchen Volksſtaat“ fordert, der nicht nur die ſtammverwandten Reichsnieder⸗ länder und Flamen ſamt den niederländiſchen und belgiſchen Kolonien Oſtindien und Kongo, ſondern auch die Wallonen Belgiens, die Luxem⸗ burger, und vielleicht noch mehr uneinheitliche Elemente umfaſſen möchte. Der übervölkiſche burgundiſche Staat taucht bei ihm wieder auf, und es iſt bei dieſen Vorausſetzungen gar kein Zufall, daß ſeine Zeitung„Hier Dinaſo“ plötzlich davon redet, man brauche gegen das Deutſche Reich eine„reſervierte Nachbarſchaft“, — England ſei eines ſolchen„Dietſchen Volks⸗ ſtaates“ gegebener Freund. Es iſt, als ob man die burgundiſchen Herzöge des 15. Jahrhun⸗ derts reden hörte! Sein Konkurrent Degrelle, der walloni⸗ ſche Rexiſtenführer in Belgien, redet neuerdings von einem Friedensblock, der Belgien, Luxem⸗ burg und die Schweiz umfaſſen ſoll, bezieht ſich dabei auf ein altes, nie recht praktiſch gewor⸗ denes Wirtſchaftsabkommen mit den ſkandina⸗ viſchen Staaten, denkt jedenfalls an eine Art Mittelreich zwiſchen Frankreich und dem Deut⸗ ſchen Reich,— anders kann man dieſen„Frie⸗ densblock“ kaum auffaſſen. Bis in den fran⸗ zöſiſch⸗ſprachigen Teil der Schweiz iſt die Bur⸗ gunderei gedrungen; in einzelnen Zeitſchriften findet ſich offen ausgeſprochen:„In der Weſt⸗ ſchweiz iſt die nationalempfindende junge Ge⸗ neration,— in die Mitte zwiſchen Deutſchland, Frankreich und Italien geſtellt,— tief vom bur⸗ gundiſchen Bewußtſein und Sendungsſtreben erfüllt.“ Wer dieſes alte Geſpenſt des toten Burgund wieder beſchworen hat, wird man kaum feſt⸗ ſtellen können. In der politiſchen Literatur aller dieſer Lande aber beginnt es eine Rolle zu ſpielen, die immer auffälliger wird. Wer hat Intereſſe an Burgund? Burgund iſt einfach eine Verwelſchungsparole; das Schwergewicht des alten Burgund der Ge⸗ ſchichte lag im romaniſchen Teil, ſeine Front⸗ ſtellung lag gegen das Reich. Burgund iſt nicht Vermittlung und Ausgleich, ſondern ſo, wie es an die Tradition Karl des Kühnen an⸗ knüpft. Gegenſatz zum Deutſchen Reiche. Es iſt auch Gegenſatz zur deutſchen Lebensform innerhalb der Eidgenoſſenſchaft, und es dient dazu, das Niederländertum ſeiner germaniſchen Grundwerte zu berauben. Welche Gruppe hat ein Intereſſe daran, dieſen Gedan⸗ ken vorwärtszutreiben? Der Marxismus iſt an ihm wahrſcheinlich ziemlich unbeteiligt, denn die burgundiſche Idee taucht nur in nationalen Gruppen auf. Sicher mögen manche bürgerlichen Kreiſe aus der großen Geld⸗ und Geſchäftswelt von Ant⸗ werpen bis Genf, eine wirtſchaftliche und poli⸗ tiſche Zuſammenarbeit der Niederlande, Bel⸗ giens, Luxemburgs und der Schweiz als Grund⸗ lage einer ſolchen Kombination begrüßen, um zwiſchen dem autoritären nationalſozialiſtiſchen Deutſchland und dem ihnen immer unheim⸗ licher werdenden Treiben der Entwicklung in Frankreich, eine„liberale Inſel“ zu ſchaffen. Im weſentlichen aber verbindet ſich die bur⸗ gundiſche Idee mit klerikalen Strö⸗ mungen. Sie taucht nur in betont katholi⸗ ſchen Gruppen auf,— ſie verſucht, ganz entſpre⸗ chend klerikale Politik, die völkiſchen Verſchie⸗ denheiten durch einen mehrere Völker umfaſ⸗ ſenden Staats⸗ oder Bundesgedanken zu über⸗ höhen, der dann ſeinerſeits ſich wieder auf die Kirche ſtützen muß. Im Gedränge zwiſchen der Das Beiſpiel Surien verdirbt flrabiens Sitte Ueberall werden Forderungen nach Gleichherechſigung laui Nor dafrika in steter Il (Von unſerem Pariſer Korreſpondenten) Paris, 19. Dezember. Die monatelangen Unruhen in Paläſtina, der Freiheitskampf in Syrien, die langwierigen und ſchwierigen Verhandlungen zwiſchen England und Aegypten und in den jüngſten Tagen der Staatsſtreichin Bagdad, haben es deut⸗ lich genug gemacht, daß ſich die Staaten des arabiſchen Orients wieder einmal in einer tiefen inneren Unruhe befinden, die ihre Aus⸗ wirkungen in den ganzen arabiſchen Raum aus⸗ ſtrahlt. Der beſte Beweis für dieſe letztere Feſtſtellung ſind die Unruhen, die vor einigen Wochen in den beiden marokkaniſchen Städten Fez und Caſablanca zum Ausbruch kamen. Auch dieſen Vorgängen iſt in der europäiſchen Preſſe im großen und ganzen die notwendige Beachtung zuteil geworden. Weniger beachtet wurde da⸗ gegen eine Bittſchrift, die dieſer Tage der italieniſchen Regierung in Rom von verſchie⸗ denen Gruppen tripolitaniſcher Flüchtlinge überreicht wurde, die in ſtändiger Fühlung⸗ nahme mit der Bevölkerung der italieniſchen Kolonie Libyen ſtehen, und in der auf die Ent⸗ mündigung des arabiſchen Bevölkerungsteils dieſer Kolonie hingewieſen wurde. Zweifellos weiſt dieſer Vorgang darauf hin, wie ſtark tatſächlich die innere Unruhe auch in Nordafrika iſt. Rom hat daräufhin auch, wie aus Senouſſikreiſen bekannt wird, eine ver⸗ ſchärfte Ueberwachung des Perſonenkreiſes an⸗ geordnet, den man in Verdacht hat, daß er mit den Emigrantengruppen in Verbindung ſteht und dieſen die Informationen geliefert hat. Dieſe Gruppen ſind organiſiert in der„Liga zur Verteidigung von Tripolitanien“, in der Senouſſis führenden Einfluß haben und in deren Namen die erwähnte Petition überreicht wurde. Es werden darin die Forderungen der nationalen Kreiſe Tripolitaniens und Cyrenai⸗ kas wie folgt fixiert: Ausarbeitung einer Ver⸗ faſſung, Wahl einer geſetzgebenden Körperſchaft, Anerkennung des Arabiſchen als einziger Natio⸗ nalſprache, Achtung der religiöſen Riten und Traditionen des Iſlam, Generalamneſtie und Rückgabe der beſchlagnahmten Güter. Schließ⸗ lich Abſchluß eines Vertrages zur Regelung der Beziehungen zwiſchen Italien und Tripolita⸗ nien. Man ſieht, insbeſondere in der letzten For⸗ derung, wie der ſoeben zwiſchen Frankreich und Syrien zuſtande gekommene Vertrag hier die Wünſche diktiert hat. die Wünſche der deſturpartei in Tunis Auch in Tunis wurden in den letzten Mo⸗ naten die Wellen der Unruhe, die von den ara⸗ biſchen Kernlanden gen Weſten ſtrömten, wie⸗ der deutlicher ſpürbar. Hier iſt es die ſeit Jah⸗ ren aktive Deſturpartei, die Organiſation der arabiſchen Nationaliſten, die ſeit Monaten die Oeffentlichkeit in Atem hält. Man fordert größeres Entgegenkommen Frankreichs gegen⸗ über den tuneſiſchen Unabhängigkeitswünſchen. In der Deſturpartei iſt zwar zahlenmäßig eine Minderheit organiſiert, aber ihre Mitglieder bilden zweifellos die geiſtige und wirtſchaftliche Oberſchicht. Auch hier werden Forderungen for⸗ muliert und ein politiſches Programm entwor⸗ fen, das zweifellos weitgehend von Sy⸗ rien herinſpiriertiſt. Wahl einer geſetz⸗ gebenden Körperſchaft, Zulaſſung der Araber zu allen öffentlichen Aemtern, Schutz des arabi⸗ ſchen Unterrichts und Iſlam. Intereſſant war eine Kontroverſe zwiſchen der Einrichtungen des dem franzöſiſchen Reſidenten und dem arabi⸗ ſchen Nationaliſtenblatt„La Charte Tuni⸗ ſienne“. Der Reſident General Guillon hatte das Verhältnis zwiſchen Frankreich und Tunis mit dem Begriff„Konſouveränität“ um⸗ riſſen. Gegen dieſe Definition proteſtierte das Nationaliſtenblatt aufs ſchärfſte und betonte, daß ſich eine Konſouveränität nur auf außen⸗ politiſche Fragen beziehen könne, während die innere Souveränität ausſchließlich An⸗ gelegenheit der tuneſiſchen Bevöl⸗ kerung ſein müſſe, und von einer ihr Ver⸗ trauen genießenden Regierung ausgeübt wer⸗ den müſſe. Seit dem Weltkrieg kämpfe die tune⸗ ſiſche Bevölkerung um dieſes Recht innerer Sou⸗ veränität, die Frankreich wider Verſprechen hin⸗ tertreibe, um die politiſche Fortentwicklung, die zur Selbſtändigkeit dränge, zu hemmen. Es kann, tein Zweifel beſtehen,daß gerade in Tunis der franzöſiſch⸗ſyriſche, Vertrag vor⸗ bildhaft für alle politiſchen Wünſche gewirtt einheitlichen Weltanſchauung des Nationalſo⸗ zialismus auf der einen Seite, den noch gar nicht abzuſchätzenden Wirrſalen religiöſer Auf⸗ löſung, wie ſie mit der kraß⸗laiiziſtiſchen, zum Teil gottloſen Volksfront in Frankreich herauf⸗ ziehen, ſcheint hier weitſichtige kle⸗ rikale Politik ſich eine Inſel er⸗ richten zu wollen. Darum werden die toten burgundiſchen Herzöge aus ihren Gräbern beſchworen,— und hinter ihnen wird der Geiſt von Cluny ſichtbar!— Das alles geſchieht ſelbſtverſtändlich immer noch literariſch,— aber wenn man die Zeitungen und Zeitſchriften der in Frage kommenden Bewegungen und Grup⸗ pen aufmerkſam lieſt, wenn die flämiſchen Na⸗ Heidelberger Kulturbrief Vorweihnacht In den erſten Dezemberwochen werden auch die künſtleriſchen An en von einem Zug feſtlicher Erwartung beherrſcht. Dem ſchön⸗ ſten deutſchen Feſt geht es entgegen. Da zeigen uns zuerſt die bildenden Künſtler, was ie uns zu Weihnachten zu beſcheren haben; denn ein wahres Kunſtwerk iſt immer ein Ge⸗ ſchenk, Ein Gang durch die Weihnachtsausſtel⸗ lung im Heidelberger Kunſtverein macht Freude und gibt Zutrauen zu mancher künſtleriſcher Kraft unſerer Landſchaft. Einige Maler ſollen beſonders erwähnt werden, an der Spitze Karl Schropp, der ſeine maleriſch forſche Art, ſeine packende Realiſtik, überhaupt ſein kühnes, tem⸗ peramenwolles, eigenwilliges Künſtlertum in eigenartig erfaßtem, großzügig angelegtem Selbſtbildnis und in zügigen, nüchtern geſchau⸗ ten, aber dabei wieder flott komponierten und atmoſphäriſch glänzend gemeiſterten Landſchaf⸗ ten zeigt, zugleich auch eine prächtige Farben⸗ ſprache für ſehr gediegene Blumenſtücke findet. Einer ſachlichen Richtung der Malerei neigt auch Willi Vogt zu, der wohl aus der Schule Alexander Kanoldts kommt und Begabung mit eigenem Kompoſitionswillen paart. Arthur Grimm zeigt reizvolle Frühlingslandſchaften, während Friedrich Köhler, vielleicht von Oſt⸗ deutſchen beeinflußt, in harter Malweiſe klar, prägnant und eindrucksvoll ſeine Landſchaften arakteriſiert. Das Ehepgar Walter und Lotte 5 ckh zeigen in liebevoller Art teils bei inter⸗ eſſanter Holzmaltechnik feine Motive(Kinder⸗ köpfe und Tiere). Das Ehepaar Winkler⸗ Denz beweiſt ſeine maleriſchen Inſtinkte in gleichen Landſchaftsmotiven, die er mehr expreſ⸗ ſto, ſie empfindſamer bietet. Ernſt Georg Mos⸗ ler löſt die Form in Licht und Farbe auf, ohne das Gegenſtändliche preiszugeben. Alles iſt gelockert, atmoſphäriſch bewegt, verfließt in weiter, gedämpfter, künſtleriſcher Schau und wird ſo zu Landſchaften wundervoller Stim⸗ mungsgehalte, überraſchender maleriſcher Im⸗ pulſe und delikater, feſſelnder Art. Der bedeutende Porträtiſt Herbert Graß iſt leider nur mit einem Bildnis vertreten. Igor von Jakimow, der Bildhauer und der Maler, lockt von den wenigen Proben dieſer Ausſtellung ins Atelier, wo wir den Meiſter griffiger Kleinplaſtiken, den mit Formproble⸗ men ſtets neu ſich auseinanderſetzenden vitalen Geſtalter, den aus ſtarkem Erkenntnisdrang und Aeußerungswillen ſtrebenden Monumen⸗ talmaler kennenlernen, der mit Großzügigkeit der Kompoſition, dynamiſcher Erfaſſung des Themas, Rhythmus der Linie, Einfachheit und Weſentlichkeit der Farbe zum wirklichen Fresko ſtrebt. Nennen wir noch kräftige, friſche, humorvolle Holzſchnittkunſt, Ludwig Würtels Porträts, Oskar Schepps ſen⸗ ſible, kleinmotiviſche, mit Stift und Pinſel weich und apart gegebene Bilder, Karl Oechſlers zeichneriſch klare, in packender kubiſcher Gliede⸗ rung komponierte und markant gemalte Werke, Auguſt Grohs gute Badener Tradition und köſtlichen Humor weiter noch Heinrich Franz, Albrecht Krauskopf, Hermann Biegert, Werner vom Scheidt, Margarete Kellner, ſchließlich Hilde Schnabel als gediegene Plaſtikerin, ſo iſt die Reihe der er⸗ ffeniithen Leiſtungen noch nicht erſchöpft. Die im Konzert⸗ ſaal zeigte ſich ſinn in kleineren Veranſtal⸗ tungen: dem feinſinnigen Abend, an dem die Gedok alte Lieder zu alten Inſtrumenten bot (Olga Schwind und Corry de Rijk gingen bis ins 13. Jahrhundert zurückl), der gelungenen Hausmuſik des Gymnaſiums, dem ihnachts⸗ liederſingen, Kirchenkonzerten und auch Schüler⸗ konzerten des Städt. Orcheſters unter Kurt Overhoffs Leitung. Das bedeutendſte Ereignis aber blieb wohl das herrliche Weihnachtsora⸗ torium von Johann Seb. Bach, mit dem Prof. Poppen— vom Städt. Orcheſter und Bach⸗ verein eifervoll und hingebend unterſtützt— bei kluger Auswahl der Soliſten(ein kultivier⸗ ter, ſchöner, klarer, in feiner Lyrik geſungener Tenor: Willi Lorſcheider, Baß: Hans Loſch, K. tionalſolidariſten im Gegenſatz zu den Natio⸗ nalſozialiſten der Niederlade ſich in recht paſſablen Verhältniſſen zur katholiſchen Kirche befinden Léon Degrelles Rexiſten mit dem Ruf „Chriſtus⸗König“ aufmarſchieren, und begabte junge Geiſtliche der Weſtſchweiz am meiſten lite⸗ rariſch„burgundern“,— dann merkt man, was die Glocke geſchlagen hat. Soweit alle dieſe Bewegungen antimarxiſti⸗ ſchen Charakter tragen, kann man ſie nur be⸗ grüßen,— man muß ſich aber darüber klar ſein, daß ſie noch eine ganze Anzahl anderer Charakterzüge tragen, auf die wir im Reiche zu achten verpflichtet ſind! Dr. Johann von Leers. Alt: Margarethe Langen, Sopran: Sofie Hoep⸗ fel) ein feſtliches Erlebnis vermittelte. Er be⸗ nügte ſich mit den erſten vier(durchaus abend⸗ ſünenden) Kantaten, in deren Mitte ſich die einzigartige, beſeligende Hirtenmuſik befindet. Das Städtiſche Theater bot einen köſt⸗ lichen Einfall mit der Operette„Dichter und Bauer“ von Suppe. Wie bekannt und wie beliebt iſt die Ouvertüre. Neufaſſung des Text⸗ buches und muſikaliſche Bereicherung aus an⸗ deren Melodien Suppes erobern dem alten Singſpiel neu die Bühne. Fritz Bohne als Dirigent bringt Schmiß und frohe Laune, Em⸗ merich Noſeda ſorgt für nettes Spiel, Tatiana Sawizkaja für Tanzfreude, Alf Erit Ronald für einen ſympathiſchen, ſchön ſingenden Peter Werſchitz, Iy Brühl für eine liebe, gute Jella, Erna Hübſchmann für eine drollige Juliſchka, Paul R. Henker und Paul Belak für ſpaſſige Typen. Weiter ſetzte unſere Bühne den altbe⸗ währten„Waffenſchmied“ aufs Pro⸗ gramm, wobei Richard Heime muſikaliſch und Noſeda regielich reizvoll, friſch und humor⸗ voll dieſe komiſche Oper Lortzings boten. Für viele Volksgenoſſen wurde die große —— der HI zu beglückender Kraft. Spielſchar und HJI⸗Orcheſter, Fanfarenbläſer und Trommler, Einzelſprecher der HJ und des Jungvolks ſetzten ſich voll und ganz für dieſe Feierſtunde ein, die den Weg der Nation aus Schande und Not durch Sehnſucht und Kampf zur erſten Erfüllung und zu neuer Verpflich⸗ tung in Inſtrumentalſätzen, Liedern und Dich⸗ tungen Erlebnis werden ließ. Solche Feier⸗ ſtunden bezeugen am beſten, wie künſtleriſches Geſtalten, kulturelles Leben in Deutſchland neuen Sinn und neuen Anſporn erhalten hat. H. H. Reeder. „Schöne Möbel für Empfänger von Ehestandsdarlehen“ Der von der Fachgruppe Innenraumgeſtalter der Reichskammer der bildenden Künſte für das ganze Reichsgebiet ausgeſchriebene Möbelweit⸗ hat, weil hier die inneren Vorausſetzu eine relativ breite, geiſtig führende Schich ſtärker noch als in Syrien gegeben ſind. Et allerdings intereſſant, daß man bis heute rade in tuneſiſchen Kreiſen, keineswegs Forderung nach voller Souveränität erhebt.“ für ſchätzt man ſcheinbar die Gefahren, dann von der ſtarken italieniſchen Mind und einem expanſtonswilligen Italien für zu. hoch ein. Arabiſche Abgeordnete in parisꝰ Beldeutungsvoll für die ſchon ſeit den ren der wirtſchaftlichen Kriſe in voller Gürung befindliche Entwicklung in Algier iſt ein Enh ſchluß, der im Sommer dieſes Jahres auf dem Kongreß der franzöſiſchen Sozialiſten gefaßt wurde, wonach der arabiſche Bevölterungsteil Algiers hinſichtlich des Wahlrechtes der fran zöſiſen Bevölkerung dieſer alten und ſtark eurd päiſierten Kolonie gleichgeſtellt werden ſoll Daraufhin hat der bekannte algeriſche Agita und Politiker Ben Djelloul die in Entſchluß der ſozialiſtiſchen Partei verkündete Gleichſtellung bei der Wahl als politiſche Programmpunkt der algeriſchen Nationaliſtei verkündet, und es kann kaum mehr ein Zweiſel beſtehen, daß dieſe Gleichſtellung in Kürze vei⸗ wirklicht wird und arabiſche Abgeordnete in der franzöſiſchen Kammer ihren Einzug halten werden. Damit wird zweifellos ein neues Band zwiſchen der unruhigen und Unabhängigeeit fordernden Kolonie und dem Mutterland ge⸗ knüpft, und die algeriſchen Polititer um Ben Djelloul können auf dem Parkett der Pariſer Kammer auf legalem Wege ihre Forde⸗ rungen vorbringen und vertreten. Ob dadurch dem latenten Unfrieden der ſtart proletariſter⸗ ten arabiſchen Bevölterung Algiers wirtlich ein Ventil geſchaffen iſt, bleibt abzuwarten. Den hinter dieſer politiſch führenden Schicht, die ſich geſtützt auf die Volksmeinung, ihre Sitze in der Kammer erobern wird, ſtehen heute ſchon Maſ⸗ ſen, die nur noch bedingt dieſer Führung ge⸗ horchen und in denen religiöſer Fanatismuz eine ernſte wirtſchaftliche Notlage und ein von öſtlichen Brudernationen inſpirierter Nationg⸗ lismus eine fataliſtiſche Kampfbereitſchaft ge⸗ fährlichſter Art erzeugt haben. e politiſchen? ize Geſchick s politiſche nahm den Die Dardane ſeb es beim ieg zwiſchen ud im Jahre feſtigung der rde durch pe ſentlich erleic mmelte man eugliſche Bevol lonsfield ſagte rck iſt ein ge er ſagt, und ſag field bei einem it welchem ur den vielen guter etzt:„Aber, Ez hr!“ Worau Feanzüſiſche Frontſoldaten proteſtier gegen die„Freiwilligen“⸗Werbungen Ve,„Paris, 19.⸗Dezemb Der Landesverband ehemaliger franzöf Frontkämpfer proteſtiert erneut gegen die Am werbung franzöſiſcher Staatsangehöriger für diz Kämpfe in Spanien. Trotz der Verſicherungen die der franzöſiſche Miniſterpräſident und der Außenminiſter in der Kammer abgegeben hüß ten, werde dieſe Anwerbung überall fortgeſetzt Der Verband fordert deshalb von der Regit⸗ rung entſchiedene Maßnahmen, die es jedem franzöſiſchen Staatsangehörigen unmöglich machten, nach Spanien einzureiſen, ſobald e verdächtig erſcheine, auf der einen oder anderen Seite die Waffen zu ergreifen; er fordert fernet die ſofortige Verabſchiedung eines Geſetzes, daz jede Propaganda zugunſten der Anwerbung ver⸗ bietet und ſtreng beſtraft. bewerb hat eine über Erwarten ſtarke Beteili gung gefunden. Dem Preisgericht lagen insge⸗ ſamt 376 wettbewerbsfähige Vorſchläge für dit Löſung vorbildlicher Einrichtung in Zwei⸗ oder Dreiraumwohnungen vor. Den 1. Preis voh RM. 500.— erhielt der Innenraumgeſtalter M A. Schmidt, Leipzig, den 2. Preis von 400 RMh. Kurt Didden, Celle/ Hannover, den 3. Preis von RM. 300.— Fritz Rötter, Mannheim(in Ge meinſchaft mit Heinz Dietrich, Hamburg un Erica Götz, Leipzig), den 4. Preis von Reich mark 200.— Hellmut Weber, Stuttgart und den 5. Preis von RM. 100.— Werner Kollax, Ben lin. Außerdem wurde eine größere Anzahl Ent⸗ würfe angekauft. Die große Bedeutung dieſes Wettbewerhß liegt in dem durch die Reichskammer der bil⸗ denden Künſte erbrachten Nachweis, daß auh Kleinwohnungen unter Aufwendung geringel Koſten mit vorbildlich geſtalteten und gut ge⸗ arbeiteten Möbeln ausgeſtattet werden könne Die Kammer wird dieſes Ergebnis für di Möbelherſteller und Verbraucher, insbeſonden für die Käufer auf Eheſtandsdarlehen auswen ten. Eine intereſſante Auswahl der Wetthe⸗ werbsarbeiten wird vom 5. Dezember bis 1 Januar als Sonderſchau im Rahmen der Auß ſtellung„Schöne Dinge für Dein Heim“ in dei Ausſtellungsräumen der Reichskammer der bil denden Künſte in Schloß Schönhauſen, Berliß Pankow, gezeigt. Mond überm Eis Von Mox Dofthendey per Wintermond, der öber floßbeft schelhf Hat sich gofs Eis gelegt, wie gof ein Breft, Wie eine goldne Säge, die dort sägt. Der grave Flouß stand Tag und Nacht schon 8f Und ſingst sein Spiegel uvnterm łis verschwond So doß er nichts mehr sieht noch weißß. Porzel! dem fbhrenc poradeplotz riſchakow ſoll aben, von einer hen Datum, zun b es dabei. ie dem auch Wie unfer seiner Liebsten Augenkreis Könf sich der rote Fluß zur Nacht, 4 arwe s wörd ihm jetzt die Br 5. 1 J ust zu eng und a fe ſeiner Ste „Hakenkreuzbanner“ 20. Dezember 1936 16 Dezember 19380 itten ter Unruhe . 3 0 orausſetzungen— hrende S geben ſind. Es iſt an bis w keineswegs die änität erhebt. Da⸗ e Gefahren, die iſchen Minderheit Italien drohen, arisꝰ on ſeit den Jah⸗ in voller Gärung lgier iſt ein En Jahres auf dem ozialiſten gefaßt Bevölkerungsteil rechtes der fran⸗ in und ſtark euro llt werden ſol. lgeriſche Agitator dul die in den Reichskanzler kommen— Reichskanzler gehen. Staatsſekretäre und Geheimräte wechſeln. Nur einer bleibt: Friedrich von Holſtein, die Graue Eminenz“ oder der Mann mit den hyänenaugen. In ſeiner Hand, die unſichtbar die politiſchen Fäden knüpft, liegt jahrelang das ganze Geſchick des Deutſchen Reiches. Der junge Kaiſer Wilhelm II. war nicht Mann genug, die kalten Weiſungen des Geheimrates Partei verkündeie zu durchkreuzen, ja mehr als einmal ſchiebt ihn als politiſchen pie Hand Holſteins ſelbſt als Schachfigur über den Rationaugg das politiſche Brett. Bismarck hatte anderes vor. 2 un u Er nahm den jungen Kronprinzen bereits in Abgeordnete in en Einzug halten s ein neues Band d Unabhängigeeit Mutterland ge⸗ zolitiker um Ben rkett der Pariſer ege ihre Forde⸗ eten. Ob dadurch hark proletariſter⸗ giers wirklich ein . Die Dardanellenfrage wurde erörtert, jedoch blieb es beim Pariſer Vertrag, der den Krim⸗ ozuwarten. Denn Krieg zwiſchen England, Frankreich und Ruß⸗ n Schicht, die ſich land im Jahre 1856 beendigt hatte und jede ihre Sitze in dei! Befeſtigung der Dardanellen werbot. beute ſchon Maß Die Erledigung der ſchwierigſten Fragen —0 Tuhrung wurde durch perſönliches Eingreifen Bismarcks 'ſſer Fanatismuß peſentlich erleichtert. Bei jeder Gelegenheit ver⸗ age und ein duße fammelte man ſich bei Bismarck zu Tiſch. Der rierter Nationte engliſche Bevollmächtigte Lord Disraeli Bea⸗ pfbereitſchaft ge ſonsfield ſagte einmal ſeinem Setretär:„Bis⸗ marck iſt ein gefährlicher Mann. Er meint, was er ſagt, und ſagt, was er meint“. Als Beakons⸗ field bei einem Diner in der Reichskanzlei ſah, mit welchem ungeheuerlichen Appetit Bismarck den vielen guten Speiſen zuſprach, ſagte er ent⸗ ſetzt:„Aber, Exzellenz, es gibt doch ſicher noch mehr!“ Worauf der gaſtfreundliche Hausherr iger franzöſiſchet ſchmunzelnd erwiderte:„Das will ich hof⸗ it gegen die A fen!“ Werſherima kußlands Freundſchaft erkaltet räſident und det Nachdem ſämtliche Beſchlüſſe in einem Ver⸗ r abgegeben hä trag von 64 Artikeln endgültig redigiert waren, berall fortgeſeht wobei viele Einzelheiten der Regelung durch von der Regieß beſondere noch einzuſetzende Kommiſſionen vor⸗ n, die es jeden behalten wurden, ward der Vertrag am 13. gen unmöglich! Zuli von ſämtlichen Bevollmächtigten unterzeich⸗ reiſen, ſobald er net, womit der Kongreß ſein Ende nahm. Fürſt ien oder anderen er fordert ferner nes Geſetzes, daz Anwerbung ver⸗ n proteſtieren Werbungen 19.Dezember —— n ſtarke Beteili⸗ icht lagen 1 orſchläge für die ig in Zwei⸗ oder en 1. Preis voh raumgeſtalter M eis von 400 R den 3. Preis voy nnheim(in Ge „ Hamburg und reis von Reichs tuttgart und den ner Kollax, Ben zere Anzahl En es Wettbewerb kammer der bihe hweis, daß auth ndung geringer ten und gut ge werden können gebnis für die er, insbeſondet arlehen auswer ahl der Wetthe ſezember bis 1 ahmen der Auß in Heim“ in dei kammer der hil thauſen, Berliß lhir sind entochlossen Weihnachten nur proktische Dinge zu schenken. Speise- U. Kaffeeservice, Glä- ser, Kristall v. Schleif- lack-Kleinmõöbel kav- fen Sie bei dem föhrenden fachgeschäft oimn poradeplatz und im Rothavus Gortſchatow ſoll Bismarck flehentlich gebeten haben, von einer Unterzeichnung an einem ſol⸗ chen Datum, zumal der Kongreß ſchon an einem Dreizehnten begonnen hatte, abzuſehen. Der Eiſerne Kanzler wollte aber die Befürchtungen ſeines ruſſiſchen Kollegen nicht teilen und ſo blieb es dabei. Wie dem auch ſei: Durch den Berliner Kon⸗ is greß wunde die traditionelle Freundſchaft zwi⸗ ſchen Rußlaerd und Deutſchland in der Tat ge⸗ führdet. Die ruſſiſche Regierung kam zu der heberzeugung, daß man der Armee des Zaren nach dem blutigen Türkenfeldzug ein ſchweres Unrecht zugefügt hatte. Freilich hatte Bismarck zunächſt ein Ziel vor Augen: den drohenden Ausbruch des europäiſchen Krieges zu verhin⸗ dey loßbett scheiſi azof ein Brett, t sägt. 4 lacht schon sfil Eis verschwiand och wieiß. dern, um ſpäter eine Wiederannäherung an Rußland einzuleiten und ſogar die Einverlei⸗ A bung Konſtantinopels in das ruſſiſche Rieſen⸗ We reich zu befürworten. Der Kanzler hoffte, mit eng vnd heſſ Hilfe ſeiner Staatskunſt dieſes wichtige poli⸗ Ce/ 945 * ſeine Schule, lehrte ihn die notwendigen zwi⸗ ſchenſtaatlichen Zuſammenhänge verſtehen. Und dennoch war es verlorene Liebesmüh! Die ſtarke Politik des Reiches vertändelte ſich in aufge⸗ bauſchten Einzelaktionen, während große Dinge mit frevelhaftem Leichtſinn behandelt wurden. Die Wilhelmſtraße hat bis zum Jahre 1933 viel an internationaler Geltung verloren. Heute iſt es anders geworden. Heute nach dem Einzug des Führers kann es ſich keine Weltmacht mehr leiſten, Entſchlüſſe zu faſſen, ohne deren Wir⸗ kung auf die Wilhelmſtraße genaueſtens zu über⸗ legen. ber lebensroman der Wilhelmstraße Ein Tatsachenbericht von Dr. von Andre evsky tiſche Ziel zu erreichen. Feindſchaft mit Ruß⸗ land zu haben, lag ihm fern. So war ein wichtiges Kapitel der Weltpolitik abgeſchloſſen. Die Reichskanzlei, die Arbeits⸗ ſtätte Bismarcks, war dem Kanzler ans Herz gewachſen. So berührte es ihn ſehr ſchmerzlich, als er nach ſeinem Rücktritt erfahren mußte, daß einige ihm wohlvertraute alte ſchöne Bäume in dem Garten gefällt werden mußten. Während zu den übrigen Paläſten der Wil⸗ helmſtraße eine Auffahrtsrampe führte, um den ſchweren Staatskaroſſen die Anfahrt zu ermög⸗ lichen, hatte das Radziwillſche Palais einen Ehrenhof, in dem die Wagen bis vor die Ein⸗ Scht 1 SolitiK gangspforten gelangen konnten. Bei dem Um⸗ bau im Jahre 1875 wurde das Palais moderni⸗ ſiert. Hinter dem Haus erſtreckte ſich bis zur ehemaligen Stadtmauer ein ausgedehnter Gar⸗ ten. Jahre vergingen. Die Leute, die im Hauſe Wilhelmſtraße 77 ſaßen, wechſelten ſchnell. Der größte Tag der Reichskanzlei wurde der 30. Ja⸗ nuar 1933. Ein Fackelzug, vom Jubel der Ber⸗ liner Bevölkerung umbrauſt, marſchierte vor der Reichskanzlei vorbei. Adolf Hitler, ſo⸗ eben zum Reichskanzler ernannt, nahm an der Seite des altehrwürdigen Reichspräſidenten Hindenburg die ſtürmiſchen Huldigungen einer unüberſehbaren Menſchenmenge entgegen. Heute hat der Führer, deſſen Arbeitsſtätte die Reichskanzlei iſt, die deutſche Außenpolitik feſt in der Hand. Von hier leitet er die ſchwierige Arbeit des Auswärtigen Amtes, deſſen Aufgabe es iſt, die deutſche Außenpolitik nach den vom Führer und Reichskanzler gegebenen Richtlinien in allen Einzelheiten durchzuführen. Von hier ſpannen ſich die Fäden der deutſchen Außen⸗ politik um den ganzen Erdball. In der Reichs⸗ kanzlei werden die außenpolitiſchen Ideen des Führers geboren, während einige Häuſer wei⸗ ter, im Auswärtigen Amt, die Ideen des Füh⸗ rers Leben erhalten und zur Tat werden. So arbeiten Reichskanzlei und Auswärtiges Amt, heute die wichtigſten Zentren der Welt⸗ politik, in der Wilhelmſtraße Hand in Hand. Deutſche Diplomaten eilen nicht mehr, wie es in den vierzehn Jahren des Verfalls war, von einer europäiſchen Konferenz zur anderen. Das damals zur Geltungsloſigkeit verurteilte Wort „Was meint die Wilhelmſtraße da⸗ zu?“ iſt wieder zu einem ſinnvollen politiſchen Begriff geworden. Das Gebäude, das Deutschland mit der Welt verbindet Auch das Haus Wilhelmſtraße 76— das heu⸗ tige Auswärtige Amt— iſt gegen Ende der Regierung Friedrich Wilhelm I. gleichzeitig mit den zahlreichen Paläſten, denen die Nord⸗ hälfte der Straße ihr perſönliches Gepräge ver⸗ dankt, entſtanden. Der Erbauer, Oberſt Panne⸗ witz, hat im Jahre 1735 die Erlaubnis erhal⸗ ten, das Grundſtück zu bebauen. Nach ſeinem Tode erwarb Barbara von Coccei— ſo hieß durch ihre Heirat die berühmte Tänze⸗ rin Barberina— das Grundſtück und ver⸗ kaufte es nach der Verſetzung ihres Gemahls nach Glogau an den Staatsminiſter Graf von Eyckſtedt. Die Tochter des neuen Beſitzers ver⸗ äußerte es wiederum an den Finanzrat Johann Crelinger aus Hannover, aus deſſen Hände es in den Beſitz des ruſſiſchen Geſandten von Aloppeus überging. Seitdem blieb das Haus eine Stätte der Diplomatie. Der ruſſiſche Geſandte ließ das Palais zunächſt umbauen, und ſo gewann es die Form, wie wir ſie heute kennen. Im Jahre 1819 erwarb es der preußiſche Außenminiſter Graf von Bernſtorff für 80 000 Taler und bewohnte es bis zu ſeinem Tode. Aber auch nach dem Ableben des Grafen von Bernſtorff blieb das ehemalige Palais der Tänzerin eine Amtswohnung des jeweiligen Außenminiſters. Als ſolcher zog auch am 10. Oktober 1862 Otto von Bismarck in das Haus ein und be⸗ wohnte es bis zu ſeiner Ueberſiedlung in das benachbarte Radziwill⸗Palais, das dann zur Reichskanzlei wurde, während im umgebauten Barberina⸗Palais ſich das Auswärtige Amt endgültig niederließ, um bis zum heutigen Tag dort zu bleiben. Das zweiſtöckige Gebäude be⸗ ſteht heute aus einem Mittelbau und zwei die Front nach beiden Seiten verlängernden Flü⸗ geln. Seit Dezember 1742 hatte Berlin eine neue Sehenswürdigkeit, die es mit anderen europäi⸗ ſchen Hauptſtädten auf den gleichen Fuß ſtellte: ein Opernhaus. Es war ſeit früheſter Ju⸗ gend ein ſehnlicher Wunſch Friedrich des Gro⸗ ßen, in ſeiner Reſidenz eine ſolche Stätte der Kunſt ins Leben zu rufen. Am 7. Dezember An des führers Geburtstag stehen die Grotulanten immer„Schlunge“ vor der Relchskonzlel in der Wilhelmstraße Bildarchiv konnte die feierliche Eröffnung des Opernhauſes vor ſich gehen. Das von Knobelsdorff entwor⸗ fene Haus war freilich noch nicht fertig, Außen⸗ mauern ſtanden da, ein Säulenportal und eine Freitreppe waren noch nicht vorhanden, und auch die Deckenmalerei fehlte. Trotzdem ver⸗ ſammelte ſich ein glänzendes Hofpublikum im Parkett. In den Proſzeniumslogen ſchmetterten beim Eintritt des Königs Trompeter eine feſt⸗ liche Fanfare. „Die widerſpenſtige Creatur verhaften..“ Zur größten Attraktion des neuen Opern⸗ hauſes wurde neben Virtuoſen und italieniſchen Sängern, die Tänzerin Barberina, in Wirklichkeit Fräulein Barbara Campanini. In Venedig hatte dieſe in ganz Europa gefeierte Tänzerin mit einem Beauftragten des Königs einen Vertrag abgeſchloſſen und ſollte im Jahre 1744 in Berlin eintreffen. Sie weigerte ſich zu⸗ nächſt, in ein Liebesabenteuer mit einem eng⸗ liſchen Lord verſtrickt, ihr Engagement anzu⸗ treten, jedoch befahl der König, von der vene⸗ zianiſchen Regierung unterſtützt,„die wider⸗ ſpenſtige Creatur zu verhaften und mit Gewalt nach Berlin abzuliefern.“ Bald lag die ganze Stadt zu den Füßen der ſchönen und begabten Tänzerin, die ſogar den König ſelbſt zu bezaubern verſtand und die von Friedrich mit koſtbaren Geſchenken überſchüttet wurde. Vier Jahre dauerte der Bühnentriumph der fremdländiſchen Tänzerin in Berlin. Im Jahre 1748 fiel die Barberina beim König we⸗ gen ihrer Intriguen, und fortgeſetzten Liebes⸗ affären in Ungnade und wurde gezwungen, die Hauptſtadt Preußens zu verlaſſen. Aber ein Jahr ſpäter kehrte die ſchöne Frau nach Berlin zurück und bezog ein Palais in der Wilhelm⸗ ſtraße— das heutige Auswärtige Amt. Sie nannte ſich jetzt Barbara von Cocceji und war die Gattin des Sohnes des Großkanzlers von Cocceji, den ſie heimlich geheiratet hatte. Sie führte in der Wilhelmſtraße ein gro⸗ ßes Haus, arrangierte prunkvolle Feſte im Ge⸗ ſchmack der Rokokozeit und machte viel von ſich reden. Als der König von der heimlich geſchloſſenen Ehe mit dem Sohn des Großkanzlers erfuhr, verſetzte er den Mann der Barberina— wie man erzählte, auf Wunſch deſſen Eltern— nach Glogau. Der Großkanzler wollte nämlich von dem„lüderlichen Weibsbild“, ſeiner Schwiegertochter, nichts wiſſen. In Glogau machte ſich die ehemalige Tänzerin wegen ihrer Wohltätigkeit außerordentlich beliebt und ſtarb dort, zur Gräfin Campanini erhoben, im Alter von 75 Jahren. Das Palais in der Wilhelmſtraße hatte ſie vor ihrer Abreiſe für 11 500 Taler an den Staatsminiſter Graf von Eyckſtedt verkauft. Ein zukünftiger Kaiſer lernt Diplomatie Nach mehrmaligem Beſitzwechſel wurde das ehemalige Palais Cocceji am 10. Oktober 1862 vom Reichskanzler Bismarck bezogen, der es bis zu ſeiner Ueberſiedlung in das Palais Radziwill bewohnte. Bismarck hing mit gro⸗ ßer Liebe an ſeinem Regierungsſitz, auch wenn er ſich manchmal beklagte, daß man in Berlin, ſtatt auf dem Lande, in„einer Wüſte von Mau⸗ ern, Pflaſterſteinen und Zeitungen zu wohnen Wäsche Speci pdrõdeplatz, C 1. 7 Schenken leicht gemoͤcht bei gezwungen ſei“. Dennoch pflegte Bismarck zu ſagen, daß er ſich als halber Berliner fühle und in dieſer Stadt ſo gut Beſcheid wüßte, daß er ebenſo gut Droſchkenkutſcher wie Staatsmann hätte werden können. In der Bismarck⸗Zeit waren die Geſchäfts⸗ räume im Auswärtigen Amt ſtets bis in die ſpäteſten Abendſtunden erhellt. Auf jedem Tiſch ſtand eine brennende Oellampe mit grün⸗ lackierter Blechkappe— eine Beleuchtung, die wegen ihres gleichmäßig milden, die Augen ſchonenden Lichtes, jeder anderen Beleuch⸗ tungsart von Bismarck vorgezogen wurde. Amtsſtunden gab es zu jener Zeit im Aus⸗ wärtigen Amt nicht. Die höheren Beamten mußten ſtets darauf gefaßt ſein, von Bismarck zu einer Auskunft gerufen zu werden. Die Herren Hohen Räte pflegten, wie man im Auswärtigen Amt damals ſagte, wenn ſie zu Bismarck beſtellt wurden,„ſo zu fliegen, daß ihnen die Rockſchöße waagerecht vom Körper ſtanden“. Unter Bismarck wurde die Loſung des Auswärtigen Amtes, die heute mehr denn je Bedeutung hat, ge⸗ prägt:„Bereit ſein für alles!“ Der kaiſerliche Schüler In den 8her Jahren wurde das Auswärtige Amt vom Grafen Herbert Bismarck, dem Sohne des Reichskanzlers, geleitet. Auf An⸗ trag des Fürſten Bismarck wurde dem Aus⸗ wärtigen Amt Prinz Wilhelm von Preußen, der ſpätere Kaiſer Wilhelm II., zu⸗ geteilt, um dort Außenpolitik zu lernen. Dem kaiſerlichen Diplomatenſchüler wurde ein eige⸗ nes Zimmer zur Verfügung geſtellt, wo er alle Aktenſtücke von Bedeutung, die ſich auf die Ge⸗ ſchichte des Deutſchen Reiches bezogen, ſtudie⸗ ren konnte. Fortſetzung folgt. ſchen Se Mannhbeſm „Hakenkreuzbanner“ Bemerkungen Im Pariſer Diplomatiſchen Korps wird fol⸗ hende Geſchichte herumgeflüſtert und mit viel Spaß erzählt: Ein hoher Beamter der Sow⸗ jetbotſchaft in Paris hatte einen Die⸗ ner eingeſtellt. Der Mann war Mitglied der Kommuniſtiſchen Partei Frankreichs, aber er wurde vom Lebensſtil ſeines Genoſſen auffäl⸗ lig überraſcht und berichtete folgendes:„Ich glaubte, mit einem Kommuniſten zu tun zu haben. Er aber weihte mich in meine Dienſt⸗ obliegenheiten ein. Ich ſollte ihm das erſte Frühſtück machen, es ans Bett bringen, dann das Badewaſſer in die Wanne laufen laſſen, ihn einſeifen und abreiben, ihm beim Antlei⸗ den helfen, das Telefon bedienen, ſeinen Wa⸗ gen ſteuern, die Mahlzeiten ſervieren und ſchließlich ſeinen Drahthaarfox ſpazieren füh⸗ ren. Nachdem er mir dies alles lang und breit erklärt hatte, ſah ich ihm ſcharf ins Auge:„Iſt das eine Tagesarbeit oder etwa ein neuer Fünfjahresplan? Und Sie wollen Kom⸗ muniſt ſein?“— Der Diener aber flog auf dieſe Bemerkung hin, ohne daß man ihm erſt noch den Fallſchirmabſprung beigebracht hätte. * Die tſchechiſche Preſſe tut ſehr erregt darüber, daß in deutſchen Zeitungen u. Büchern die Stadt Preßburg immer noch Preßburg und nicht „Bratiſlava“ geſchrieben wird. Sie behauptet, daß in Norwegen das alte Chriſtiana doch auch ſchon ſeit Jahren Oslo hieße und die Deut⸗ ſchen ſich an dieſen neuen Gebrauch gewöhnt hätten. Warum wollten ſie dies nicht gleich⸗ falls bei Städtenamen in der Tſchechoſlowakei tun? Hierauf kann man mit Recht anworten, daß Oslo und Chriſtiania Städte ſind, die uns im⸗ mer ganz fremd geweſen ſind, in denen es nie eine irgendwie nennenswerte deutſche Volks⸗ gruppe gegeben hat. Preßburg aber liegt dirett in der Grenze, nicht an der Grenze des deut⸗ ſchen Volkstumsgebietes, und iſt mit ſeinem Namen Preßburg in das deutſche Bildungs⸗ ſbuch und in die deutſche Geſchichte eingegangen. Mit Eger iſts genau ſo. Wir wiſſen, daß die Tſchechen Eger heute„Cheb“ nennen,— aber für uns iſt Wallenſtein immer noch in Eger ermordet worden, und wir haben keinen Grund, eine deutſche Stadt mit überwiegend deutſcher Bevölkerung, bloß weil ſie heute zu einem fremden Staatsweſen gehört, mit einem künſt⸗ lichen fremden Namen zu nennen. Wir nennen ja auch Bozen nicht„Bolzano“, den Brenner nicht„Brennero“. Die Franzoſen nennen Aachen immer noch weiter„Aix— la— Cha⸗ pelle“, die Italiener Stuttgart„Stoccardo“, — warum ſollen wir nicht weiter auch von Mailand(ſtatt von Milano) und von Prag (ſlatt von„Praha“) ſprechen? Außerdem darf man den Dichechen eines ver⸗ raten: Sie haben ſicher eine ſehr ſchöne Sprache. Jedenfalls für ihre eigene Empfindung,— aber ſoviel Konſonanten nacheinander können andere Menſchen nicht ausſprechen. Wir ſagen darum ruhig weiter„Pilſen“ und nicht Plzn, ſagen weiter„Brünn“ und nicht Brno,— das liegt offenbar an unſeren Sprachwerkzeugen. Wir haben auch in unſerer Sprache keinen Satz, der nur aus Konſonanten beſteht, wie man ſolche im Tſchechiſchen mit viel Vergnügen im⸗ mer wieder finden kann.. Muſſolini ſprach am Jahrestag der Grün⸗ dung der Provinz Littoria und erklärte, daß der Faſchismus zwar das Märchen vom ewigen Frieden verwerfe, daß er aber eine möglichſt lange Friedensperiode wünſche. Kleine Zeitschriftenschau Die der der Hanſeatiſchen Verlagsanſtalt, Ham⸗ burg, erſcheinende Monatsſchrift„Deutſches Volkstum“, die Wilhelm Stapel und Al⸗ brecht Erich Günther herausgeben, bringt ne⸗ ben einer Neuüberſetzung von Huttens Toten⸗ eſpräch„Arminius“ einen Beitrag von Dr. ſehen⸗ Stapel:„Das Chriſtenium, politiſch geſehen“, in dem ſich der Verfaſſer mit jenen auseinanderſetzt, die das Chriſtentum angreifen und ſich nicht geſcheut haben, es mit dem Bol⸗ ſchaft lber zu vergleichen.„Mythiſche Land⸗ 45 überſchreibt Hans Schomerus einen Ar⸗ tikel über Werner Bergengruen, in dem er ge⸗ rade das Mythiſche in dem Werk dieſes Dich⸗ ters heraushebt. Das Dezemberheft des„Inneren Rei⸗ ches“ vom Albert⸗Langen/ Georg⸗Müller⸗Verlag wird durch einen intereſſanten Aufſatz des Freiburger Philoſophen Martin, Heidegger: „Hölderlin und das Weſen der Dichtung“ ein⸗ eleitet. Der ſiebenbürgiſche, in letzter ſtark — Dichter Heinrich Zillich ſchreibt über„Deutſches Volk und Buch in der Welt“, ein Auſleiz der der Weckung eines geſamtdeut⸗ bſtbewußtſeins über alle Grenzen hinaus dienen will. Rein dichteriſche Beiträge liefern: Georg Britting, Friedrich Biſchoff, Curt Langenbeck, Paul Alverdes u. a. n der„Weſtmark“ ſchreibt Hermann Schwarz über„Ekkehart der Deutſche“, den Myſtiker, der uns das Geheimnis offenbarte, daß die weſende Gottheit die Geburt in menſch⸗ lichen Seelen gefunden hat. Erwin Metzner be⸗ handelt das Thema„Volksbrauchtum im Jah⸗ res⸗ und Lebenslauf“, während Karl Lohmeyer „Die romantiſche Malerei in Heidelberg“ be⸗ ſchreibt, und Hans Weyland dem Kolmarer Schulmann und Schriftſteller„Gottlieb Konrad Pfeffel“ einen kurzen Artikel widmet.„Propa⸗ ganda und Kultur“ iſt eine Arbeit, die Rudolf rampler beiſteuert. 4 Aus der Zeitſchrift„Der Schlüſſel“, Bremer Beiträge zur deutſchen Kultur und Dasdunide Geheimmis von Glamis Castl Ein neuer Eerl auf Schoiilands berũhmtestem Gespenstersciloß/ Der Klatsch rũhrt sich London, im Dezember. Nur eine kurze Zeitungsnotiz Die engliſchen Blätter beſchäftigen ſich ſoeben mehr oder weniger ausgiebig mit einer Tat⸗ ſache, welcher der gewöhnliche, zumal der kon⸗ tinentale Sterbliche zunächſt wenig Intereſſe abzugewinnen vermag: „Lord Strathmore, Earl of Forfarſhire, iſt geſtorben. Lord Glamis iſt der Erbe und führt fortan den Titel eines Earl of Forfarſhire.“ Die Aufmerkſamkeit auch der Allgemeinheit wird erſt leiſe geweckt durch eine Frage der vielwiſſenden Zeitungsleute: „Wie wird der neue Earl ſich abfinden mit der düſteren Erbſchaft, als die der Stammſitz des Geſchlechis, Schloß Glamis, ſeit langem verſchrien iſt?“ Forſcht man nun genauer nach, ſo erfährt man zum großen Erſtaunen, daß Glamis Caſtle das merkwürdigſte und berüchtigſte— Geſpenſterſchloß von ganz Schottland iſt.. Wir lachen, natürlich! Aber dennoch laſſen wir uns von den„Eingeweihten“, denen wir hart⸗ näckigen Zweifler mit Vergnügen alle Verant⸗ wortung überlaſſen, die Vorgänge auf dieſem ſchottiſchen Herrenſitz erzählen. Das jahrhundertealte Geheimnis In den Mauern von Glamis Caſtle, ſo ſa⸗ gen die Umwohnenden, liegt ſeit jeher ein un⸗ gelöſtes Geheimnis begraben. Dies Geheim⸗ nis iſt immer nur dem jeweiligen Haupt der Familie, ſeinem Erben und einer dritten Per⸗ ſon bekannt und ſo grauenhaft und ſchrecklich, daß es das ganze Leben derer, die es erfahren, beeinflußt und ſie anders macht als die üb⸗ rigen Menſchen. Keine Löſung des Rätſels iſt je von einem der drei Männer gegeben wor⸗ den; aber viele Gerüchte ſind darüber im Um⸗ lauf. Einer Dame, die den ſoeben verſtorbe⸗ nen Lord Strathmore einmal anflehte, ihr das Geheimnis anzudeuten und zu löſen, ſoll er erwidert haben: 5 „Wenn Sie auch nur die Art des Geheim⸗ niſſes vermuten könnten, würden Sie ſchon Gott auf den Knien danken, daß Sie nicht mehr von ihm wiſſen!“ Obſchon das Schloß zu Lebzeiten dieſes Earl der Schauplatz fürſtlicher Gaſtlichkeit war, hat angeblich doch jeder Gaſt, der in ſeinen Mauern weilte, das Vorhandenſein eines furchtbaren Rätſels geſpürt. Pflicht ſoll es ſein, den je⸗ weiligen Erben bei ſeiner Volljährigkeit in das Geheimnis einzuweihen— der neue Earl kennt es alſo ſchon ſeit längerem. „Halb Menſch— halb Tier“ Alles, was man von dieſem furchtbaren Erbe weiß, iſt, ſo berichten die„Eingeweihten“, die natürlich beſtenfalls auch nur Gerüchte vermit⸗ teln können, daß es mit einem geheimen Zim⸗ mer in Verbindung ſteht; keiner außer den je⸗ weiligen drei Hütern des Geheimniſſes hat dieſes je betreten. Unter dem Volk iſt die Be⸗ hauptung verbreitet, daß ſich darin ein ſelt⸗ ſames Weſen, halb Menſch, halb Tier, von ſchrecklichem Ausſehen und unglaublich hohem Alter befindet—:„... die Inkarnation des Fluches, der auf dem Geſchlecht laſtet!“— An⸗ dere behaupten, daß hier und auch in den Gängen des Schloſſes die Geſtalt einer„wei⸗ ßen Frau“ ſpuke— der einzigen Frau, die je das Geheimnis entdeckte, und die... plötzlich Condon und Rom ſind einig Die Regelung für Abessinien London, 19. Dezember. Wie Broadbent in der„Daily Mail“ meldet, iſt zwiſchen England und Italien eine grundfätzlüche Einigung erziel wor. den. Es wird hinzugefügt, daß in den Beſpre⸗ chungen zwiſchen Eden und Botſchafter Grandi gute Fortſchritte gemacht worden ſeien und daß man hoffe, Anfang nächſten Jahres in Rom und London eine gemeinſame Verlautbarung zu veröffentlichen, in der die Uebereinſtimmung der beiden Regierungen dahingehend zum Aus⸗ druck gebracht werde, daß die Intereſſen Eng⸗ lands und Italiens im Mittelmeer nicht zu⸗ einander in Widerſpruch ſtünden, und daß der Status quo aufrechterhalten werden müſſe. Außerdem werde die Verlautbarung klar⸗ machen, daß ſich die Mittelmeereinigung nicht gegen dritte Mächte richte. Alle ſchweben⸗ den Fragen zwiſchen England und Italien ſeien bei den in Gang befindlichen Beſprechungen ge⸗ trennt behandelt worden. So werde beiſpiels⸗ weiſe in der Frage der Anerkennung der Er⸗ Wirtſchaft, die der Regierende Bürgermeiſter Otto Heider herausgibt, ſeien die Beiträge von SS-⸗Standartenführer Senator Dr. v. Hoff: „Heimat, Raſſe, Kunſt“,„Der Menſch im alten deutſchen Recht“ von Prof. Dr. G. A. Löning, „Bauer im Moor“ und„Der erſte deutſche Kaufmann“ erwähnt. Die Keucen für Germanenkunde zur Er⸗ kenntnis deutſchen Weſens„Germanien“ ſind in ihrem Dezemberheft faft ausnahmslos auf Weihnacht abgeſtellt. An eine Betrachtung der Julzeit als heiliger Zeit ſchließen ſich Bei⸗ träge über„Herkunft und Sinn des Lichter⸗ baums“,„Die Springerle, eine alte Backwerk⸗ ſitte in Süddeutſchland“,„Die volkstümlichſten Geſtalten der deutſchen eihnachtszeit“ und „Neues vom alten Wodan“ an. Intereſſant iſt auch der Bericht über die vom Reichsführer S eingeleiteten ſelbſtändigen Ausgrabungen der SS zur Förderung der Germanenkunde und zur Erkenntnis deutſchen Weſens. Rutulf Dohmel. Neuer Film in Mannheim ALHAMBRA: „Port Arthur“ Der Streifen ſpielt zur Zeit des Ruſſiſch⸗ Japaniſchen Krieges zu Beginn dieſes Jahr⸗ f und wirft ein ſehr intereſſantes und pannendes menſchliches Problem auf. Ein ruſ⸗ ſiſcher Offizier heiratet die Schweſter eines japaniſchen Militärs, die dadurch in ſchwere Gewiſſenskonflikte gerät: Soll ſie zu ihrem Bru⸗ der, zu dem ſie blutsmäßig gehört, halten, oder zu ihrem fremdraſſigen Gatten, mit dem ſie die Liebe verbindet? Sie vermag es nicht, ihren Bruder zu verraten, obgleich ihr die Liebe zu ihrem Mann mehr gilt. So gerät ſie— im letzten Augenblick immer vor der Entſcheidung zurückſchreckend— in große Schuld. Erſt ganz am Schluß, als ihr nichts mehr übrig bleibt, opfert ſie ihr Leben, um gemeinſam mit ihrem Mann vor den japaniſchen Schiffen den See⸗ mannstod zu finden. 2 Nicolaus Farkas und Joſef Gielen „ Ein Ninelmeer-Ahbkommen oberung Aethiopiens durch Italien ein indivi⸗ duelles Problem geſehen. In dieſer Frage ſei, wie verlaute, eine befriedigende Regelung ge⸗ troffen. Die Umwandlung der britiſchen Ge⸗ ſandtſchaft in Addis Abeba in ein Generalkon⸗ ſulat und eine Mitteilung über den Inhalt die⸗ ſer Regelung würden in Kürze bekanntgegeben 70jühriger Poliziſt lüuft amok Neuyork, 18. Dezember. Wie aus Pittsburgh berichtet wird, lief dort ein 70jähriger Polizeibeamter amok und erſchoß ſeinen 53jährigen Schwiegervater, deſſen Ehe⸗ frau, zwei weitere Frauen und einen 19jährigen Jungen. Das Motiv der Tat ſoll in Eiferſucht gegen ſeine 40 Jahre jüngere Ehefrau zu ſuchen ſein. Die Inhaber der Metallinduſtrie⸗ werke von Lille haben am Freitagabend dem Präfekten mitgeteilt, daß ſie bereit ſind, den Schlichtungsvorſchlag des Miniſterpräſiden⸗ ten anzunehmen. aben aus dem Ganzen eine ſpannende Hand⸗ ung gemacht, die in jagendem Tempo an uns vorüberrauſcht. Zahlreiche, recht anſchauliche und in der Fotografie gut herausgekommene Schlachtenbilder geben dem Werk einen beſon⸗ deren Reiz. Daneben wirken die Szenen in den japaniſchen Quartieren oft ſehr unheim⸗ lich. Es liegt eine ſpannungsreiche, iber dieſer zuweilen ſtark geladene Atmoſphäre über dieſer Welt, die Atten vom Kriegsgeſchrei und von nervenaufrüttelnden menſchlichen Konflikten be⸗ ſtimmt wird. „Die Hauptrolle der liebenden, ehrlichen, aber innerlich doch etwas zwieſpältigen Japanerin zeichnet Karin Hardt mit ſehr on Strichen. Adolf Wohlbrücks Boris iſt von edler, Art, ebenſo der Ivamoura René Deltgens. In weiteren Rollen Paul Hartmann als gerechter Hauptmann Woſ⸗ ſidlow, Werner Pledath, Claſ⸗ ſen und Hugo Werner⸗Kahle. Die G11 untermalende Muſik ſtammt von Prof. Ottokar Loſchakoff. Helmut Schulz. * PALAST und GLORIA: „VIVA VIIIe“ Es iſt keine Geſchichte, und doch ein Leben und Schickſal, wie es dem heißen Boden Mexikos und der ſüdamerikaniſchen Republiken oft möglich iſt, wie es zum Helden⸗ ideal der ha errſchaft feid unter ſteter Unruhe und Gewaltherrſchaft leidenden Völker werden mußte. Pancho Villa iſt mehr als etwa ein Michael Kohlhas der Mexikaner, er iſt ihr Heldenbild ſchlechthin. Die Spanier wurden aus Mexiko vertrieben, aber das Land blieb im Beſitz der weißen Adelskaſte, die ein M gewalttätiges Regiment führt. Pancho Villas Eltern ſind kleine Bauern, Vater und Mutter werden von den Herren zu Tode geprügelt. Da bäumt ſich der Stolz des Kindes auf, in einer dunklen Gaſſe ſticht es den Mörder des Vaters nieder Dinge zeigt. ſtumm wurde, damit ſie es nie verraten könne Ein weiterer Bericht beſagt, daß in dem g heimen Zimmer die Gebeine einer Gefang nenſchar lagern, die in der ſtürmiſchen Ge⸗ ſchichte Schottlands eingemauert wurden und des Hungertodes ſtarben. Das Erlebnis mit der Falltür In neuerer Zeit hat ſich hier ein Vorfall ab⸗ geſpielt, der lebhaft dazu angetan war, da Vorhandenſein eines Geheimniſſes in Glami Caſtle wahrſcheinlich zu machen. 3 Ein junger Arzt, der bei dem Earl, dem verſtorbenen Lord Strathmore, ſich zu Gaſt he⸗ fand, kehrte von der Jagd zurück und betra ſein Schlafzimmer, um ſich zu ſäubern un umzukleiden. Da bemerkte er zufällig, daß de Bodenteppich ein wenig ſeine Lage verändert hatte, ein Zeichen alſo, daß an ihn gerü worden ſein mußte. Seine Neugier erwa er hob den Teppich auf und— fand unter ih eine Falltür, von der eine Treppe abwä führte. Der Arzt ſtieg hinunter und gelangn in einen langen Gang, der nach vielen Win⸗ dungen vor einer Mörtelmauer endete... und dieſer Mörtel war noch naß! Der A kratzte ihn ein wenig mit den Fingern weg, ſchmierte ihn dann aber ſorgfältig wieder au kehrte in⸗ſein Zimmer zurück und ſchwieg be⸗ harrlich von ſeiner ſeltſamen Entdeckung.— Am nächſten Morgen aber ſchon wurde ihm durch ein höfliches Billett von Lord Strath more bedeutet, daß ein Wagen zur näch Bahnſtation ſür ihn bereitſtände— er wurd „hinausgeworfen“.. Dolksmär oder Kolportage— Jetzt ſtarb Lord Strathmore, Lord Glami trat an ſeine Stelle, übernahm die Erbſchaf des Namnes und des Schloſſes, von deſſen an⸗ geblichem Geheimnis anläßlich des Todesfal⸗ les zur Zeit in England überall geſprochen wird. Volksmär oder ausgeſprochene phantaſie iſt, läßt ſich nicht feſtſtellen. Imm hin iſt es intereſſant, zu erfahren/ daß gera das nüchterne Albion anſcheinend immeren eine bemerkenswerte Schwäche für„okkul Weihnachten krank ſein? Nein! Deshalb: Wer erkältet iſt, bereite ſich rechtzeitig einen Kloſterfrau⸗Meliſſengeiſt⸗Ge⸗ ſundheitsgrog.(Rezept in jeder Packung.) Oder hat zu gutes Eſſen(insbeſondere auch den Kin⸗ dern) den Magen verdorben, ſo trinke man ein Medizingläschen Kloſterfrau⸗Meliſſengeiſt mit 75 Waſſer verdünnt, und die Verdauungsſtörun⸗ gen ſind behoben. Dann feiern Sie ein wirk geſundes, frohes Feſt. Alſo: Haben Sie Kloſterfrau⸗Meliſſengeiſt noch in Ihrer Hausapotheke? Sonſt holen Sie ihn bitte ſofort bei Ihrem Apotheker ode Drogiſten. baren Kriegsluſt und flieht. Aus der Einſamkeit der Berge dringt fünf, zehn Jahre ſpäter der Ruf des gro⸗ ßen Banditen Pancho Villa in alle Häuſer, an alle Lagerfeuer. Die weißen Herren fürchten ihn, der ſchneller iſt als der Wind und jede Un⸗ gerechtigkeit furchtbar rächt, die Bauern ver⸗ ehren ihn als ihren Retter und Befreier. Sein Werk aber iſt planlos, ein anderer ſteht auf im Lande, der ſyſtematiſch gegen die Gewalthaber vorgehen will. Er ruft Villa zu ſich, und ohne recht zu verſtehen, um was es geht, aber von der Vaterlandsliebe dieſes anderen, Franziseg Maderos, entflammt, ſtellt er ſich in den Dienſt ſeiner Sache. Ihm ſtrömen die Landleute zu, Pancho Villas Ruf läßt keinen zurückbleiben. Auch ſie wiſſen nicht, um was es geht, ſie folgen dem, den ſie als ihren Befreier verehren. Villas Anordnung:„Jetzt kriegt ihr eine hübſche Fahne und ſeid Soldaten, keine Banditen mehr!“ wird befolgt, und der Fanatismus gibt den undiſ plinierten Soldaten die Kraft, im verblüff den Angriff die zu über⸗ rennen. Jetzt braucht Madero Villa nicht me der ſelbſt erkannt hat, daß ihm das Gelingen der Revolution zu verdanken iſt. In die Hau ſtadt zieht der Präſident Madero an der Sp der regulären Armee ein. Und Pancho Vi durchkämpft den ſchwerſten Kampf ſeines bens, er verzichtet aus der Liebe zum Vater⸗ lande, die ihn Madero gelehrt hat, auf alles, er gibt den Befehl, heimzukehren und als Bauern weiter dem Lande zu dienen, und er war der einzige, von dem das Volk auch dieſen Befehl annahm. Zum letzten Mal klingt brau⸗ ſend der Ruf„Viva Villa!“ über das Heer, und er ſelbſt gibt den Befehl für alle Zukunft: „Viva Madero!“ 1 Daß dieſe Geſtalt vom rächenden Banditen bis zu letzten heldiſchen Größe des Verzichtes konſequent durchgeführt wurde, darf vielleicht als größte bisherige Charakterleiſtung Wallace Beerys angeſehen werden. Bis ins Letzte glaubhaft gibt er den kindlichen, bei aller ſchein⸗ innerlich guten Menſche Dr. Carl J. Brinkmai W/as u Wer einmal Aber das w iſten. Er ge rucksintenſitä s nicht in d indruck verſt en Technikerr uf ankommen erdeutlic lich Köhler⸗ blick an einig. der Bühne de Verwandlunge ausgeführt we rigkeiten zeigen ngeſtrebten E Das Theater d —.— werder leriſchen Bedin Verſuche übe „Vernünftige dern“, ſagt Hei Weyl und Fri nisvoll dazu. —3 Leider längſt nicht ſo nenmeiſter der fekte in ihren können ihre tee der Bühne au Generalprobe, dem Boden des Effekte in Mir die Bühne aus Bleiben ſollt und die Ueb Akt, die bei faſt gen fortfielen. des Lebens“, d ſes in ein fürf des Kaiſers a Schlußbildes, völlig verdeckt Problem war wahrſcheinlich z Bild die Atmof erkennen laſſen. der ausgez Kalbfuß aus gnn B die Kaiſerin u nen. Hinter u Geiſterlandſchaf Der Falke, der wurde kinen und wird als 7 erſten Bildes w Die Perſonenen ſam im Rhythr hrend ein S rchenhafte G ſtärkte, aufſt. fe und Wolk Lehmhütten un! tbar. Wenn äne bei den rer Bühne dur jeden Fall wird . bhar gemacht. 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Dezember 1936 237 Was uns die Techniker des Nationaltheaters von der„Frau ohne Schalten“ erzählten Wer einmal in das Textbuch oder in den Kla⸗ vierauszug der„Frau ohne Schatten“ ſieht, wird ſich wundern, wenn er hört, daß man wirklich daran gehen will, die wie für einen Film gedachten techniſchen Schwierigkeiten zu überwinden. Es ſei nicht verheimlicht, daß man tatſächlich bei faſt ſümtlichen früheren Auf⸗ führungen der Oper weniger die Löſung der techniſchen Probleme als die Menge der Striche erwogen hat, es blieb am Ende eine Oper wie ale mit mehreren iſolierten Bildern. Aber das war niemals das Ziel des Kompo⸗ niſten. Er gab eine Muſik von hoher Aus⸗ drucksintenſität, nichts geſchieht auf der Bühne, as nicht in der Muſik ſein unmittelbares, den Eindruck verſtärkendes Abbild hat. Es konnte den Technikern des Nationaltheaters nur dar⸗ auf ankommen, die Partitur optiſch zu verdeutlichen, darin waren ſich der lech⸗ niſche Direktor Hans Weyl, der Bühnenbildner FriedrichꝑKKalbfuß und der Regiſſeur Hein⸗ lich Köhler⸗Helffrich vom erſten Augen⸗ blick an einig. Es war klar, daß ſich gerade bei fand unter ihm der Bühne des Nationaltheaters, auf der alle Verwandlungen ohne Hinter⸗ und Seitenbühne gusgeführt werden müſſen, beſondere Schwie⸗ rigkeiten zeigen würden. Eigentlich ſind ja die angeſtrebten Effekte geradezu filmiſch erfunden. Das Theater darf aber nicht ein Zerrbild des Filmes werden, beide haben ihre eigenen künſt⸗ leriſchen Bedingungen. Verſuche über Verſuche „Vernünftige Männer wurden zu Spielkin⸗ dern“, ſagt Heinrich Köhler⸗Helffrich und Hans Weyl und Friedrich Kalbfuß lachen verſtänd⸗ nisvoll dazu. Nur ſtändiges Verſuchen konnte . Leider ſind unſere Theatertechniker ängſt nicht ſo gut daran, wie die großen Büh⸗ nenmeiſter der Barockzeit, die phantaſtiſche Ef⸗ fekte in ihren Opern zu erzielen wußten. Sie können ihre techniſchen Einfälle nur ſelten auf der Bühne ausprobieren, meiſt zeigt erſt die Generalprobe, was eigentlich noch fehlt. Auf dem Boden des Direktorzimmers wurden ſo die Effekte in Miniaturen verſucht und dann für die Bühne ausgearbeitet. Bleiben ſollten vor allem der Erdenflug und die Ueberſchwemmung im zweiten Akt, die bei faſt ſämtlichen früheren Aufführun⸗ gen fortfielen. Bleiben mußten das„Waſſer des Lebens“, die Verwandlung des Färberhau⸗ ſes in ein fürſtliches Gemach, die Verſteinung des Kaiſers und der große Waſſerfall des Schlußbildes, wenn der Sinn der Oper nicht völlig verdeckt bleiben ſollte. Ein beſonderes Problem war der Erdenflug. Aber um ihn wahrſcheinlich zu machen, mußte das ganze erſte Bild die Atmoſphäre des Geiſterreiches deutlich erkennen laſſen. In gemeinſamer Arbeit konnte der ausgezeichnete Entwurf von Kalbfuß ausgeführt werden, der eine große, hochgelegene Bombusterraſſe vorſieht, auf der die Kaiſerin und die Amme Platz finden kön⸗ nen. Hinter und über der Terraſſe wird die Geiſterlandſchaft mit dem ſilbernen See ſichtbar. Der Falke, der hier flügelſchlagend erſcheint, wurde kinematografiſch aufgenommen und wird als Film vorgeführt. Am Ende des erſten Bildes wird der Erdenflug bewerkſtelligt. Die Perſonen werden mit der Verſenkung lang⸗ ſam im Rhythmus der Muſik heruntergelaſſen, während ein Schleiervorhang, der vorher das märchenhafte Geheimnis um die Landſchaft noch verſtärkte, aufſteigt. Auf ihm werden Wolken⸗ lpotheker oder köpfe und Wolken und ſchließlich die Köpfe der ſichtbar. Wenn auch nicht alle urſprünglichen Lehmhütten und die Hütten der Menſchen ſelbſt Pläne bei den beſchränkten Verhältniſſen unſe⸗ ker Bühne durchgeführt werden konnten, auf Ein Königreich für— Bambus Ein Kapitel für ſich war die Bambus⸗ terraſſe und die unzähligen Bambusſtützen uſw., die bei einer Oper, deren Schauplatz ein zum mindeſten mit dem Oſten verwandtes Reich iſt, notwendig ſind. Da es aber kaum einen zweiten Stoff gibt, auf den wir zur Entlaſtung des Deviſenverkehrs ſo bequem verzichten kön⸗ nen, wie auf den Bambus, wird er heute nicht mehr eingeführt, und beim beſten Willen konnte im Handel keiner aufgetrieben werden. Aber ein tüchtiger Theatertechniker läßt ſich durch eine Deviſenplanwirtſchaft nicht aus der Faſſung bringen, denn in Mannheim mußte für ſeine Zwecke genug Bambus aufzutreiben ſein, es ine Bambushamſterer zogen los, und beſchaff⸗ . nur richtig zu— hamſtern. Und e ten bald das nötige Material. Wenn ſie einen Bambusknüppel fanden, wanderte er ins Thea⸗ ter und mancher Neunmalkluge wird ſicher ſchon bei dieſer„Konjunktur“ bedauert haben, daß er ſich nicht rechtzeitig eingedeckt hatte. Er mag ſich. die Konjunktur am Mann⸗ heimer Bambusmarkt iſt vorbei, die „Frau ohne Schatten“ iſtausreichend ver⸗ ſorgt. Wunder der Beleuchtungstechnik Es iſt beinahe ſelbſtverſtändlich, daß alle mög⸗ lichen Lichteffekte ausgenutzt wurden. Zur Vervollkommnung der Beleuchtung werden für dieſe Oper auch in die Logen der„Prominenz“, beim Oberbürgermeiſter und bei den Stadt⸗ räten Scheinwerfer eingebaut. Hinter der Bühne aber muß wegen der Projektionen alles dunkel bleiben und die mächtig verſtärkte Be⸗ legſchaft wird ſich an dieſem Abend mit Lämp⸗ chen ausgerüſtet vorkommen, wie in einem Bergwerk. Aber auch zur Unterſtützung des Märchenhaften wird das Licht herangezogen. Wenn z. B. das Motiv des düſteren Geiſter⸗ fürſten Keikobad anklingt, macht ein Flimmern in der Luft darauf aufmerkſam, daß die Geiſter⸗ welt jetzt das Wort hat. Auch die Fiſchlein fliegen leuchtend in den Zuber, der im Augen⸗ blick in allen Regenbogenfarben phantaſtiſch auf⸗ glänzt. Noch nicht geklärt aber iſt das funken⸗ ſprühende Schwert. Es ſei verraten, daß Weyl den genialen Einfall hatte, an die Spitze ein ſchönes Bündel der bekannten Chriſtbaumwun⸗ derkerzen zu hängen und auf Stichwort los⸗ ſprühen zu laſſen. Aber da hat die löbliche Brandpolizei ein Veto eingelegt. Es wird ſich ſicher auch ein anderes Mittel finden laſſen. Ein beſonderes Problem brachte auch die Umgeſtaltung des ganzen Betrie⸗ bebes auf elektriſche Kraft mit ſich. Das Gebälk fährt jetzt mit unveränderlicher Ge⸗ ſchwindigkeit. Bei hydrauliſchem Antrieb konnte eine Mehrbelaſtung nicht ſchaden, beim elektri⸗ ſchen Antrieb ſpringen bei einer Ueberlaſtung die Sicherungen aus, und die Geſchloſſenheit der Aufführung iſt zerriſſen. Da konnte auch die Vermehrung der Belegſchaft nichts nützen, und es waren viele Berechnungen und vor allem auch Umſtellungen notwendig, um die Verwand⸗ lung während der oft ſehr kleinen Zwiſchen⸗ muſiken doch ausführen zu können. Die Bühne unter Waſſer Die Scheinwerfer in den Logen dienen vor allem der Ueberſchwemmung. Zu dem Lichter⸗ ſpiel tritt noch eine Waſſerprojektion, das Sauerſtoffgebläſe macht das Geräuſch, das an den Höhepunkten noch durch die mit dem Beſen geſchlagene Trommel verſtärkt wird und am Ende werden die Kuliſſen auseinandergeſchoben, ſo daß das Haus abſchwimmt. Bei dieſer Ueber⸗ ſchwemmung wird manchem angſt und bange ſie geht in erſtaunlicher Realiſtik vor ſich. Der Verfaſſer eines Märchens fragt nicht da⸗ nach, ob ſeine Idee auch wirklich möglich iſt. Der tüchtige Theaterpraktiker muß im Dienſte des Märchens der Natur ein Schnippchen zu ſchlagen wiſſen. In dieſem Zuſammenhange iſt jene Szene intereſſant, in der die Färbersfrau in dem zum Fürſtengemacht verwandelten Raum ſich ſelbſt zuerſt als Fürſtin und ſpäter den Jüngling, das Wunſchbild ihrer heimlich⸗ ſten Träume, im Spiegel ſieht. Man half ſich einfach damit, daß man Marlene Müller-Hampe fotografierte und projizierte, im geeigneten Au⸗ H. M. Barchfeld:„Inntal mit Salzburger Alpen“ Aus der Weihnachtsausstellung Mannheimer Maler in der Kunsthalle Auin.: Städt. Kunsthalle Carl Maria von Weber in Mannheim Eine Sonderveranſtaltung des Städtiſchen Theatermuſeums Zum 150. Geburtstage des Meiſters behan⸗ delt das Theatermuſeum in einer Sonderver⸗ anſtaltung Carl Maria von Webersbe⸗ ſonders enge Beziehungen zu Mann⸗ heim. Für den erkrankten Direktor Dr. Jacob ſprach Dr. Hans Arnold. Er ſtellte in den Vordergrund ſeiner Ausführungen die Tatſache, daß der Aufenthalt in Mannheim entſcheidend wurde für Webers geſamte künſtleriſche Ent⸗ wicklung, daß er erſt durch die Berührung mit Mannheim auf den Weg zum bahnbrechenden Erneuerer gewieſen wurde. 1810 kam er mit guten Empfehlungsbriefen nach Mannheim. Vorher war er bekannt⸗ lich Geheimſekretär beim Prinzen Franz von Württemberg, wegen ſeiner Schulden und ſei⸗ nes Lebenswandels war er gemaßregelt und lebenslänglich ausgewieſen worden. Mannheim, das für die Welt noch im Glanz der Carl⸗ Theodor-Zeit erſtrahlte, zog ihn an, hier glaubte er zur Muſik finden zu können. Aber es war von dem einſtigen Glanz nicht mehr viel übrig. Zudem lag die Not und Bedrücktheit der Na⸗ poleoniſchen Zeit ſchwer auf den Menſchen. Zwei kleine Geſellſchaften waren vor allem Träger des muſikaliſchen Lebens: Das„Mu⸗ ſeum“ und das„Caſino“. Durch die Empfehlungsbriefe des Stuttgarter Kapellmeiſters Danzi fand Weber raſch Ein⸗ gang in dieſe beiden Geſellſchaften, und er fand dort auch zwei Freunde, die ihn uneigennützig förderten und ſeinem Genie großzügige Anre⸗ 15 und Helfer wurden, Gottfried Weber und Alexander von Duſch. Beide waren Juriſten, aber auch hervorragende Muſiker. Es wurde ihm ermöglicht, ſchon nach wenigen Tagen ein Konzert zu geben, das ein ebenſo großer künſt⸗ leriſcher Erfolg wie finanzieller Mißerfolg wurde. Trotzdem wurde das Konzert auf Drän⸗ gen ſeiner Freunde wiederholt, andere folgten, und bald war Weber beherrſchend im Muſik⸗ leben des„Muſeums“. Er ſetzte das Leben der Stuttgarter Zeit teilweiſe fort, und machte viele tolle Streiche, aber auch das ernſthafte Muſizie⸗ ren wurde nicht vergeſſen. Der Wunſch ſeiner Freunde war es, ihn durch eine Anſtellung an Mannheim zu feſſeln. Aber nach ſcheinbar beſten Ausſichten wurde dieſer Plan durch die Arbeit des Theaterkapellmeiſters Peter Ritter ‚der wohl das Genie des jun⸗ gen Muſikers erkannte, vereitelt. Wir haben darüber in einer Abhandlung Dr. Arnolds in der Frühausgabe vom Freitag bereits aus⸗ führlich berichtet. Ungern, nur dem wirtſchaftlichen Zwang ge⸗ horchend, verließ Weber Mannheim, um ſeinen alten Lehrer aus Wien, Abt Vogler in Darm⸗ ſtadt aufzuſuchen. Aber er hat„Das Klümp⸗ chen Mannheim“ immer im Herzen getragen, wie er in einem ſpäteren Briefe geſteht, und er war ſich ſelbſt auch klar darüber, daß er hier die entſcheidenden Anregungen für ſeinen Le⸗ bensweg und ſein Lebenswerk genblick abblendet und unmittelbar anſchlie⸗ ßend das neue Bild des Jünglings projiziert. Das Waſſer des Lebens Es wäre unrecht, ſchon jetzt alle Geheimniſſe der Bühnentechnik zu verraten, aber einige der verblüffendſten, weil einfachſten Löſungen ſol⸗ len doch noch erwähnt werden. Das„Waſſer des Lebens“ im dritten Akt war bei den bis⸗ herigen Aufführungen faſt immer nur ein ziem⸗ lich klägliches„Wäſſerle“, ein primitiver Haus⸗ gartenſpringbrunnen. Auch beim Nationalthea⸗ ter plante man erſt dieſe Löſung, aber bald ſah man ein, daß dabei kein„Waſſer des Le⸗ bens“ herauskam. Verſuche mit beleuch⸗ teten Glasröhren führten dann zum richtigen Ergebnis. Ein Bündel von Glasröhren, durch die hell beleuchtetes Waſſer flutet, ſteigt auf einer eigenen Verſenkung auf und nieder, wo⸗ bei Waſſerſtärke und Lichtapparatur gleichzeitig einheitlich geregelt werden müſſen. Noch ein⸗ facher erſcheint die Löſung beim Waſſerfall des grandioſen Schlußbildes. Nach vielen Verſu⸗ chen ging man hier zu dem altbewährten Trick der Barockoper über, und läßt jetzt ein endloſes Band von ſtark angeleuchtetem Goldſtoff über verſtellbare Walzen 4 Meter weit laufen. Die Illuſion glückt bei beiden Löſungen reſtlos. „Verſteint“ nicht„verkalkt“ Mit viel Humor wurde die Verſteine⸗ rung des Kaiſers aufgefaßt. Der Vor⸗ ſchlag, einen verkalkten Tenor als prominenten Gaſt zu verpflichten, wurde nur erwogen, aber als unpraktiſch abgelehnt. Vor allem Kalbfuß ſoll bei dieſem Problem unerſchöpflich in Einfäl⸗ len geweſen ſein, aber er murmelt nur von „Mannemer Kalk“ und weigert ſich entſchieden, über ſeine Ideen etwas zu verraten. Der Kai⸗ ſer wird jetzt einen Gipspanzer haben, aus dem er langſam aufſteht. Da ſeine Augen beſonders leuchten müſſen, und man von keinem Tenor verlangen kann, daß er ſeine Augen ſichtbar blitzen läßt, wenn er acht Meter zurück und vier Meter hoch ſitzt, wurden Lichtbrauen in den Gipspanzer eingebaut. Mit beſonderer Sorg⸗ falt wurde auch die offene Verwandlung des dritten Aktes von der Höhle zum Tor des Le⸗ bens geſtaltet. Nur keinen Schatten. Das beſondere Weihnachtsvergnügen der Be⸗ leuchter wird es ſein, die Kaiſerin ſtets ſo anzuleuchten, daß ſie niemals einen Schatten wirft. Der Schatten der Färberin dagegen wird rieſengroß herausgehoben. Am Ende aber, wenn die Kaiſerin wirklich einen Schatten wirft, läßt man ihn rieſengroß auf eine Tempelſäule fallen. Der Chor hat beſonders zahlreiche Aufga⸗ ben. Auf der Bühne iſt er verhältnismäßig we⸗ Die beljebtesten Herren-deschenke Oberhemden, Schlafanzuge, Krawatten, Schals, Hondschuhe, Hüte Delteneile K 8 LLE 5, 8 neue planten Herrensusststte: nig beſchäftigt, aber er hat hinter der Bühne, im Orcheſter und auf der Galerie zu ſingen. Hinter der Bühne ſind außer den Choriſten viele Muſiker uſw. beſchäftigt. Es gehört ſchon ein ganz beſonderes Organiſationstalent dazu, hier jede Verwirrung zu vermeiden. Und wir dür⸗ fen ſchon heute ſagen, daß ſich die Vorſtellung reibungslos abwickeln wird; die liebevolle und ſorgfältige Vorarbeit der Techniker hat alles ge⸗ tan, was notwendig war, und auch die mitwir⸗ kenden Künſtler haben ſelten ſo viel Arbeit auf ein Werk gewandt. Trotzdem es oft genug „Geiſterregie bei Blindproben“ gab, wie Köhler⸗-Helffrich das vergnüglich nennt, wenn der Barak, der in Zivil Walter Groß⸗ mann heißt und die beiden Kaiſerinnen, Paula Buchner und Erika Müller, krank zu Bett lagen, und Karl Elmendorff alles perſön⸗ lich und allein ſingen mußte, ſichert die Vorbe⸗ reitungsarbeit ein bedeutendes künſtleriſches Er⸗ lebnis. Wer als Weihnachtsgeſchenk einen Gut⸗ ſchein für den Beſuch der„Frau ohne Schat⸗ ten“ oder beſſer noch gleich die Karte ſelbſt gibt, hat beſtimmt nicht fehlgegriffen. B. 14jähriger Schüler vermißt Vermißt wird ſeit 15. Juli 1936 in Mann⸗ heim der Volksſchüler Werner Rieger, geb. am 1. 8. 1922 in Schwetzingen. Es wird vermutet, daß der vermißte Knabe ſich bei einem Bauern im Allgäu aufhält. Beſchreibung: 1,60 Meter groß, kräftig, hell⸗ blonde Haare, ſpitze Naſe, ovales, geſundes Geſicht, auf der Stirn eine kleine runde Narbe. Bekleidung: ohne Kopfbedeckung, grauer Gummimantel, ohne Rock, dunkelbraune Knie⸗ hoſen, graue Sportsſtrümpfe, braune Halb⸗ ſchuhe und rötliches Sporthemd. Um ſachdienliche Angaben über den Aufent⸗ halt des Vermißten erſucht die Staatliche Kri⸗ minalpolizei— Kriminalpolizeiſtelle— in Karlsruhe. Frsi recht an fesmagen werBiyſfrich-Saz 1009rm nur.25 Jableſfen nur 020 „Hakenkreuzbanner“ ——— ch nicht leicht, die irrenden See⸗ len vor den böſen Einflüſſen der Umwelt zu Es iſt dew 55f bewahren. Vor allem in der Herz⸗Jeſu⸗ Gemeinde iſt man aus tiefſtem Herzen be⸗ ſorgt, daß kein Schäflein vom rechten Wege ab⸗ komme. Eine religiöſe Familienwoche iſt ſo der rechte Rahmen, hier ein übriges zu tun und auf die Schlechtigkeit dieſer Welt mit allem Nachdruck hinzuweiſen. Der Herr Pfarrer machte deutlich„Winke, winke!“. Es möge ſich niemand vom rechten Wege abbringen laſſen, vor allem nicht durch die ſo verdammenswerten weltlichen Veranſtal⸗ tungen. Das Wort„verdammenswert“ hat der Herr Pfarrer jedoch nicht gebraucht; das wollen wir gleich feſtſtellen, auf daß man uns nicht nachſagen kann, wir hätten hier etwas behaup⸗ tet, was dem Herrn Pfarrer niemals in den Sinn gekommen wäre. Nun, Hochwürden wollen offenbar mit welt⸗ lichen Dingen gar nichts mehr zu tun haben. Wir verſtehen das und— er möge das ausle⸗ gen wie es ihm am beſten paßt— wir wiſſen es zu würdigen. Der weltliche Arm der katholiſchen Kirche war die Zentrumspartei. Und dieſe Zentrums⸗ partei hatte einen noch weltlicheren Arm, das war das Reichsbanner und die Judenrepublik mit den neckiſchen Farben ſchwarz⸗rot⸗gelb. Es eſchah offenbar in einer Abſchieds⸗ und Ge⸗ denkſtimmung, daß der Herr Pfarrer die Uhren⸗ Zifferblätter ſeiner Herz⸗Jeſu⸗Kirche ſchwarz⸗ rot⸗gelb anſtreichen ließ. Wir können uns vor⸗ ſtellen, daß den Herrn Pfarrer immer eine wehmütige Stimmung der Erinnerung über⸗ kommt, wenn er hinaufſchaut B Kirchturm und dort erkennen muß, wie die gold⸗gelben Zeiger und Ziffern auf ſchwarzem und rotem Untergrunde anzeigen, daß verſunkene Zeiten der Zentrumsherrlichkeit immer mehr ins Meer des Vergeſſens hinabſinken und daß Stunde um Stunde verrinnt, die uns der Vollendung des neuen Deutſchland immer näherbringt. Hochwürden mögen nicht erboſen; wir wiſſen, daß es ſeltſame Zufälle gibt auf dieſet Welt und daß es Farben gibt die ſich wandeln, wenn ſie ans Tageslicht kommen. Vielleicht iſt es auch nur ein vorläufiger Anſtrich von Mennige, der ſich ſo jeltſam, disharmoniſch ausnimmt und die endgültige Färbung kommt erſt noch. Hierzu noch eine kleine Erinnerung: Am 25. Oktober gab es eine Chriſtus⸗Königsfeier der katholiſchen Kirche in Mannheim, die uns aus verſchiedenen Gründen unvergeſſen bleiben wird. Der Herr Weihbiſchof weilte an dieſem Tage in den Mauern unſerer Stadt. Wir haben dazu unſere Meinung ſchon geſagt. Aber wenn wir ſchon bei weltlichen Rückfälligkeiten ſind, dann möchten wir doch auch regiſtrieren, daß es bei dieſer Gelegenheit einige ſehr tiefſchwarze Schäfchen gegeben hat, die nichts beſſeres zu tun wußten, als bei einem geiſtlichen Lied nach —5 Zentrumsbonzenart drei Finger zu er⸗ eben. Hochwürden, ſehen Sie, auch darüber erboſen wir nicht, denn wir wiſſen, daß diejenigen, die die ganze Hand erhoben und den anderen ihre Meinung ſagten, die wahren Gläubigen waren. Denn ſie trugen ihr Deutſchland im Herzen wie es lebt und kämpft und nicht das vermo⸗ dernde der Vergangenheit. Und mit dieſen überwinden wir auch das letzte ſchwere Wegſtück und bauen mit ſtarkem Glauben unſer junges Reich. H. lim einen jtirtenbriof Es iſt noch gar nicht ſo lange her, da hat ein Gauleiter der NeSidAp vor einer großen Ver⸗ ſammlung in unſerer Gegend mit einfachen, kla⸗ ren Worten auseinandergeſetzt, warum der Voltsmund zwiſchen Prieſtern und Pfaffen unterſcheidet. Und die Tauſende ſtimmten ihm mit voller Ueberzeugung zu, weil er den Na⸗ gel auf den Kopf getroffen hatte. Fürwahr, es gibt Geiſtliche, die die Trennung nach dem Jeſuswort„Gebt Gott, was Gottes iſt, und dem Kaiſer, was des Kaiſers iſt“ ſehr gut durchführen und in ihrem Tun und Laſſen nicht nur Diener ihrer Kirche ſind, ſondern auch helfen, die Autorität des Staates zu wah⸗ ren und die deutſche Volksgemeinſchaft an die kirchengläubigen Menſchen heranzutragen. Leider gibt es aber auch noch zahlreiche Pfar⸗ rer, die der Volksmund mit Recht„Pfaffen“ nennt, weil ſie nicht die raſſegebundene Volks⸗ ſeele, ſondern ihr eigenes Prieſtertum als Maß der Dinge anſehen, und die deshalb alles tun, Staat, Bewegung und Kirche in einen Gegen⸗ ſatz zu einander zu bringen. Wir haben uns ſchon mehrfach mit ſolchen Vertretern, einer volksfremden Prieſterherr⸗ ſchaft befaſſen müſſen. Oft ſind es dieſelben Typen, die früher in dem politiſierenden Prä⸗ laten des Novemberſtaates auch dann nichts Sündhaftes ſahen, wenn gute Grundſätze in der Gemeinſchaft mit dem Marxismus vor die Hunde gingen. Und außer dieſen Ueber⸗ bleibſeln einer überlebten Zeit iſt unter den Pfaffen, wie ſie oben charakteriſiert wurden, heute leider auch manch' junges Kaplänchen, das gerade noch das zweifelhafte Glück gehabt hat, nicht mehr durch die Schule der Volksge⸗ meinſchaft in Arbeitsdienſt und Wehrdienſt gehen zu müſſen. Statt deſſen wurden dieſe jungen Kanzelredner hinter Kloſtermauern von ſolchen Domherren und Prälaten infiziert, die einſt von ihren Biſchöſen gelernt hatten, ſelbſt⸗ * ſdden Staat zu betämpfen, wenn er römiſchen Intereſſen nicht dienſtbar war. Da der Staat Adolf Hitlers nur ein Haupt⸗ intereſſe anerkennt— das Wohl des Volkes— und weil die römiſche Kirche heute keine poli⸗ tiſchen Organiſationen mehr hat, die ihr über⸗ all den„weltlichen Arm“ ſichern, meint ſo ein kleiner Kaplan, er müſſe nun mit anmaßendem Vorweihnachtliches Leben in Seckenheim Wirkliche Nuhe gibt es auf dem Bauernhof nicht/ Allerlei Kleinigkeiten Still iſt es in Wald und Flur geworden, kahl ſtehen die Bäume und Ruhe iſt im Bauernhof eingekehrt. Aber eine wirkliche Ruhe gibt es nicht. Andere Arbeiten ſind zu verrichten. So wird nun der Reſt des Getreides ausge⸗ droſchen, was im Spätſommer nicht bewältigt werden konnte, die Dreſchmaſchine ſummt noch⸗ mals ihr Lied. Der Landwirt hatte im Drange der Ernte nicht die Zeit, alles Getreide auszu⸗ dreſchen, ſondern nur das, was er in gewiſſer Zeit benötigte, und auch um wieder Platz zu Zu PVeihnachten den OECCL-Hendschuh in allen Qualitàten und Preislagen SscHAlS- KEAWVWATTEN 9 1, 2 am Paradeplatz ſchaffen für andere Erzeugniſſe, wie Tabak uſw. Auch die Düngung der Grundſtücke und das Nachſehen und Ausbeſſern der Geräte erfordert Arbeit. 5 Der Tabak hat ſeinen Käufer gefunden. Er brachte in dieſem Jahre eine gute Qualität, und auch mit der Quantität ſind die Erzeuger zufrieden. Nachdem auch verhältnismäßig gute Preiſe erzielt wurden, können die Pflanzer mit diefem Jahr zufrieden ſein, iſt doch der Erlös für den Tabak einer der Haupteinnahmepoſten der hieſigen Landwirte, auf den ſie angewieſen ſind. Für die Saaten iſt das verhältnismäßig milde Wetter nicht günſtig, da dieſe zu ſehr ins Wach⸗ ſen geraten und dann bei eintretendem Froſt ſtarken Schaden erleiden, wenn nicht nennens⸗ werter Schneefall eintritt, der die Winterſaat ſchützt. Die in den Mieten untergebrachten Rü⸗ ben faulen ſtark, da der Sommer zu naß war. Eine ſchlechte Zeit iſt nun auf dem Lande für die Schweine angebrochen. Die Haus⸗ ſchlachtungen haben begonnen und ſo manches feiſte Tier muß mit ſeinem Leben abſchließen, um in den Rauchfang und in die Konſervenbüchſen zu wandern. Reges Leben herrſcht nun auch in den Ver⸗ einen. So hielten beide Turnvereine am ver⸗ gangenen Sonntag Nikolausfeiern ab, verbun⸗ den mit Kinderbeſcherungen, die einen außer⸗ ordentlich guten Beſuch aufzuweiſen hatten. Man ſah freudeſtrahlende Kindergeſichter, die mit größter Aufmerkſamkeit den Geſchehniſſen auf der Bühne folgten, wo der Nikolaus dann ſeinen Einzug hielt. Privatmuſiklehrerprüfung 1937 Im März und April 1937 findet in Karlsruhe eine ſtaatliche Privatmuſiklehrerprüfung nach Maßgabe der Verordnung des Miniſteriums des Kultus und Unterrichts vom 19. April 1928 und vom 25. Auguſt 1936 ſtatt. Meldungen zu dieſer Prüfung ſind bis ſpä⸗ teſtens 15. Januar 1937 unter Beifügung der in s 3 der Verordnung über die Privatmuſiklehrer⸗ prüfung bezeichneten Angaben, Nachweiſe und Zeugniſſe an das Miniſterium des Kultus und Unterrichts einzureichen. Bruſtton des Phariſälismus ſeinen Bannfluch ſprechen über alles, was nicht römiſchen Inter⸗ eſſen dient. Dabei verſuchen dieſe ſeltſamen Seelſorger auch noch mit unerhörter Rabuliſtit, ſich den Schein eines gehorſamen Dieners des Staates zu geben. Ein Beiſpiel dafür iſt der Fall des Pfarrers von Neckarhauſen. Stellt ſich dieſer Pfaffe da am vorigen Sonntag auf die Kanzel und verkündet u..:„Ich mache ausdrücklich darauf aufmerkſam, daß das, was ich Ihnen jetzt ver⸗ leſe, der Hirtenbrief Nr. 36 und Nr. 38 iſt und nicht der Hirtenbrief Nr. 40, der von den Kreuzen in den Schulen handelt. Dieſer Hir⸗ tenbrief wurde heute morgen durch Funkſpruch von Berlin verboten.“ 2 Möchte der Herr Pfarrer vielleicht behaupten, daß es der Zweck des polizeilichen Funkſpruchs war, die„gläubigen Schäfchen“ auf dieſe Weiſe davon in Kenntnis zu ſetzen, daß der neueſte Hirtenbrief bedauerlicherweiſe grobe Unrichtig⸗ keiten und Entgleiſungen enthält?! Oder hat der Herr Pfarrer nur dafür ſorgen wollen, daß die„geliebte Gemeinde“ auch ja erfährt, wie gut unſer neuer Staat über alles wacht, was ſich in Deutſchland abſpielt, und wie er alles zu verhüten verſucht, was Unfrieden ſtiften könnte? Verzeihung, oder wollte der Herr Geiſtliche mit ſeiner eigenartigen Kanzelverkündigung gar nur erreichen, daß in dieſen Wochen ſein Pfarr⸗ haus viel Beſuch bekommt, wobei vielleicht der eine etwas Weihnachtsgebäck, der andere ein Kiſtchen Zigarren oder ſonſtige Gaben mit⸗ bringt. In der Rührung über ſolche Anhäng⸗ lichkeit würde dann ſicherlich dem Pfarrkinde ganz privatim natürlich; denn auf der Kanzel befolgt der Herr Pfarrer das Gebot des Staates— der ſo reizvoll angekündigte Hirten⸗ brief Nr. 40 zu leſen gegeben und vielleicht io⸗ gar noch etwas interpretiert werden. War es doch ſchon ſeit jeher die erfolgreiche Methode der alleinſeligmachenden Kirche, jeden einzelnen ihrer Gläubigen ins Gebet zu nehmen und„in⸗ dividuell“ zu behandeln. Es könnte natürlich auch ſein, daß de Pfarrer ſeiner Dorftirche nur weiteren Z ſichern wollte; denn wir wiſſen ja von anſcheinend ſchon recht erfolgreichen Spe tion auf jene ſchwächlichen Naturen, die ſich Sonntagmorgens vor dem Frühſchoppen gern in aller Gemütsruhe daran weiden, wie von dem geweihten Platz einer Kanzel aus in mehr oder weniger verſteckter Form über das ge⸗ meckert wird, was dem Nationalſozialiſten hei⸗ lig iſt. Und damit alles Geſagte auch ſeſ glaubt wird, erhebt der Herr Pfarrer von zu Zeit drohend den Finger und malt teufliß den Verluſt der ewigen Seligteit an die Wanb, Doch genug! Was den Herrn Pfarrer im elſ Vom Je Die ſtarke S deutſchland ſe fau 2 Yr wahi eiwa auf ſogar etwas r zelnen bewegt hat, ſeine Gläubigen von der—— Tatſache und dem Thema des Hirtenbrieſer Nr. 40 in Kenntnis zu ſetzen, wiſſen wir alſo den we nicht genau. Es iſt ja auch recht ſchwer, durch nen geſteiger das Prieſtergewand hindurchzuſchauen in teigerung 1 Zentrum ſeiner„ſchwarzen“ Seele. Aber rade darum war es ſicherlich ſchon gut, ih Margarine einmal die Schäbigkeit ſeiner Geſinnung eine ha einem klaren Spiegel zu zeigen. 5 egen nur 230 ine Steig hen von de er Kaufkraft, pon Fett 1 nd Speiſeöle her außerder eiteres ſehr ärung für utſchland a Die unget me notwendi⸗ ſondern auch e r werdenden a der Arb t zur weite on Arbeitern rüh ſt ü cks der überwi utter, einem eſtrichen ſind. der Verbrauch iſt, als bei ein ndes ſtellt konzentrie ———— — Volksweihnachtsfeiern der NSSDAp Am Montag, den 21. Dezember, in ſämtlichen Ortsgruppen des Kreiſes Mannheim Am Montag, 21. Dezember, werden in ſämt⸗ lichen Ortsgruppen des Kreiſes Mannheim Weihnachtsfeiern durchgeführt, bei de⸗ nen bedürftige Kinder vom Winterhilfswerk beſchenkt werden. Im Nibelungenſaal findet eine Feier mit größerem Programm ſtatt, an der 7 Orts⸗ gruppen teilnehmen. Die Feiern beginnen alle pünktlich 19 Uhr. Sie finden überall in ge⸗ ſchloſſenen Räumen ſtatt. Nachſtehend geben wir die Liſte der Ortsgrup⸗ pen mit Angabe des Ortes der Feiern bekannt: Deutſches Eck Nibelungenſaal Friedrichspark 3 Horſt⸗Weſſel⸗Platz 1 Neuoſtheim Plankenhof 40 Strohmarkt Waſſerturm 2 Almenhof Schillerſchule Bäckerweg Turnhalle der Albrecht⸗ Dürer⸗Schule Bismarckplatz„Zähringer Löwe“, Schwetzinger Str. 103 Die keſcheinungsweiſe des fib an den Feſttagen Das„Hakenkreuzbanner“ wird zu den bevorſtehenden Feſttagen wie folgt er⸗ ſcheinen: Am Donnerstag, 24. Dezember, um die Mittagszeit erſcheint unſere Weih⸗ nachtsausgabe mit der feſtlich ausge⸗ ſtalteten Beilage„Deutſches Leben“. Am Sonntag, 27. Dezember, kommt die Telegramm⸗Ausgabe zur üblichen Zeit heraus. Die Montag⸗Ausgabe erſcheint dann ebenfalls zur bekannten Stunde. Am Donnerstag, 31. Dezember, wird nur eine Ausgabe herausgegeben, und zwar bereits in den Vormittagsſtunden. Am Neufahrstag erſcheint keine Ausgabe. Dafür bekommen unſere Leſer am Samstag, 2. Januar, die übliche Früh⸗ ausgabe und am ſpäten Nachmittag die erſte Sonntagsausgabe im neuen Jahr. Nahrungsfett zuführen und ie zweite Hä Erlenhof„Kaiſergarten“ Butterbrote k wiſchendurch riedrichsfeld Humboldt Neckarſchule(Turnhalle) Amſtellung n Jungbuſch K 5⸗Turnhalle Da nun ein Neckarſpitze n entſtanden iſt Rheintor den—, die eir Küfertal„Schwarzer Adler“ runa vom Fe Lindenhof„Rheinpark!k mittel erforder Neckarau⸗Rordv Ev. Gemeindehaus aufcetaucht, d Neckarau⸗Süd ee 3 4 der Belegſcha Neckarſtadt⸗Oſt Kali Chemie(Kaſino) Kantinen und Wohlgelegen 5 Neu⸗Eichwald 1. Siedlerheim 2. Bopp u. Reuther 2 Schlachthof(Kaſino)/ Pp3 Rhein⸗Neckar⸗Hallle Platz d. 30. Jan.„Schlachthof“— „Badiſcher Hof“— 11—— andhofen Turnhalle d. TV 1887 1 Seckenheim Schulturnhalle—10 Waldhof Geſellſchaftshaus„Brücl“ aufzuſuchen. Waldpark„Harmonie“, Tunnelſtraße Bei der Ver Wallſtadt„Pflug⸗ eſen iſt es n: mittel, di e u Verfügun⸗ wären hauptf 3 n Mehlſpeiſen 1 uſw. die. Speiſenfolgen zur Verfügun, oß, daß von Rede ſein k und Fette alle nug da ſind verbrauch des muß ja nicht oder Filet eſſe Der Preis ſſ Sehr weſer reisſtell! ſinos der Kar iſt, denn daß Der Kreisleiter: gez.: Dr. R. Roth, Gabenkiſche für das WyHW. In der Zeit vom 20. bis 22. Dezember witd das Winterhilfswerk bei den großen Weih⸗ nachtstannen, die an verſchiedenen Stellen der Stadt errichtet werden, wieder Gabentiſche auf⸗ ſtellen. Dies wird auf dem Bahnhofsplaß, mefeldt onner. ſee Jdas beliebte Weihnochtgeschenb Friedrichsplatz(Waſſerturm), Paradeplatz, in t i Marktplatz und an der Friedrichsbrücke(Deul⸗ fang dabei ſches Eck) der Fall ſein. Dadurch iſt den Volls⸗ als das warm bezweifeln. A tageſſen g kung der man Achtſtundenarb kauerei. Im übrigen nittags von Mahlzeit ein vielmehr, wen das läſtige H die Leiſtun ten bleibt. 2 genoſſen, die bei der Weihnachtspaketeſammlung aus irgendwelchen Gründen ihrer Pflicht nicht genügen konnten, noch Gelegenheit geboten, Liebesgabenpakete für die Weih nachtsbeſcherung bedürftiger Volksgenoſ⸗ ſen niederzulegen. 9 Goldene Hochzeit. Das Feſt der goldenen Hochzeit feiert am 21. Dezember Wilhelm Hörſt mit ſeiner Ehefrau Maria geb. Häff⸗ ner, Max⸗Joſeph⸗Straße 10. Die beſten Glüch⸗ wünſche. es Jeit Mannheim, O 4, 7 aàm Stronmarkt * die kommenden feſttage durch, noland-Schuhe* verſchönen Ludwigshafen à. Rh., Ludwigstraße 26 — ——3 „Hakenkreuzbanner“ 20. Dezember 1988 in, daß de weiteren, n ja von ſe reichen Spekula⸗ raturen, die ſich ühſchoppen gern delden, kont Die ſtarke Steigerung des Fettverbrauches in iſchland ſeit 1913 von 1,64 Mill. Tonnen ſaur 2 mill. Tonnen im Jahre 1936 iſt eiwa auf ein Anwachſen des Fettverbrau⸗ es der Induſtrie— z. B. Leinöl für die Far⸗ herſtellung— zurückzuführen, denn dieſer iſt gar etwas geringer als früher, ſondern auf immer ſtärkere Verwendung von Margarine nd Kunſtſpeiſefett, die ihrer Billigkeit wegen auch den weniger bemittelten Volkskreiſen nen geſteigerten Verzehr von Fett geſtatten. teigerung von 100 Prozent Margarine und Kunſtſpeiſefett wurden 1936 ſt eine halbe Million Tonnen verbraucht gen nur 230 000 Tonnen im Jahre 1913. Das teine Steigerung von über 100 v..! Ab⸗ geſehen von der natürlich ſehr wichtigen Frage r Kaufkraft, d. h. der Preisgeſtaltung on Fett und Butter, Schmalz, Speck d Speiſeölen, glauben die Fachleute, daß außerdem die Lebensgewohnheiten ein eiteres ſehr wichtiges Moment und eine Er⸗ ung für die Fettverbrauchsſteigerung in eutſchland abgaben. e ungeteilte Arbeitszeit, die nicht allein notwendige Folge des Achtſtundentages iſt, rn auch eine Folge der immer ausgedehn⸗ werdenden Betriebsgrößen und der Entfer⸗ nung der Arbeitsſtätten von den Wohnungen, hat zur weiteren Folge, daß heute Millionen n Arbeitern, Angeſtellten und Beamten ſich rühſtücksſtullen mitnehmen— die der überwiegenden Mehrzahl der Fälle mit utter, einem anderen Fett oder Margarine beſtrichen ſind. Und es wird angenommen, daß der Verbrauch an Fett dadurch weſentlich höher „als bei einem warmen Mittageſſen. Letzten Endes ſtellt ja das„Butterbrot“ ein tonzentriertes Nahrungsmittel DA derart dar, als das Brot zur Grundlage be⸗ nutzt wird, um dem Körper durch den Aufſtrich RNahrungsfett in faſt unvermiſchter Form zu⸗ talſozialiſten gte auch feſt Pfarrer von nd malt teufliß eit an die Wand, Pfarrer im ein⸗ iubigen von der es Hirtenbrieſeß wiſſen wir alſo cht ſchwer, durch uſchauen in 1 Seele. Aber ge⸗ ſchon gut, ihm Geſinnung in ——————————————— —— ————— s Mannheim zuführen und dadurch die Leiſtungsfähigkeit für die zweite Hälfte der Arbeitszeit zu erhalten. en“ Butterbrote können auch ohne Arbeitspauſe urnhalle zwiſchendurch verzehrt werden. (Turnhalle) Amſtellung notwendig! alle Da nun eine Ernährungslage in Deutſchland entſtanden iſt— aus ganz natürlichen Grün⸗ den—, die eine gewiſſe Umſtellung der Ernäh⸗ Adler“ rung vom Fett weg auf andere Nahrungs⸗ mittel erfordert, ſo iſt die fruchtbare Idee isaufgetaucht, daß in allen größeren Betrieben 8 der Velenſchaft entweder in betriebseigenen ie(Kaſfino) Kantinen und Kaſinos warmes Mittageſſen ge⸗ eim Wasche 96 8 moderne Gehhnn e mi Few C of⸗—3 15 5 boten oder Gelegenheit gegeben wird, in der Nähe gelegene Gaſthäuſer in der Mittagspauſe aufzuſuchen. Bei der Verabreichung von warmem Mittag⸗ eſſen iſt es nämlich viel leichter, Nahrungs⸗ mittel, die uns vollauf genügend zur Verfügung ſtehen, zu verwenden. Da wären hauptſächlich zu nennen Kartoffeln, Schweinefleiſch, Fiſch, Gemüſe, Hülſenfrüchte, Mehlſpeiſen mit Kompott oder Fruchtſäften uſw. Die Variationsmöglichteiten für die Speiſenfolgen ſind mit dieſen und den anderen zur Verfügung ſtehenden Nahrungsmitteln ſo groß, daß von Eintönigkeit gar keine Rede ſein kann, zumal ja auch Rindfleiſch und Fette aller Art, Butter und Eier letztlich genug da ſind, wenn es gelingt, den Geſamt⸗ verbrauch des Volkes erfolgreich zu ſteuern. Es muß ja nicht jeder jeden Tag Lendenbeeffſteak oder Filet eſſen und hinterher Eierkuchen. Der Preis ſpielt eine wichtige Rolle Sehr weſentlich iſt natürlich, daß die reisſtellung dieſer Kantinen und Ka⸗ nos der Kaufkraft der Belegſchaft angepaßt *. iſt, denn daß das Butterbrot, zumal bei Mar⸗ Paradeplaß, kineaufſtrich, auch wenn Wurſt⸗ oder Käſe⸗ hsbrücke(Deut⸗ belag dabei iſt, meiſt etwas billiger** wird h iſt den Volls ⸗ als das warme Mittageſſen, iſt wohl nicht zu aketeſammlung bezweifeln. Andererſeits iſt warmes Mit⸗ er Pflicht nicht tageſſen geſünder als die Ueberbrük⸗ nheit geboten lung der mangelnden Nahrungsaufnahme der die Wei n durch die Butterbrot⸗ auerei. er Volksgen m übrigen iſt ja abſolut nicht nötig, daß die müttags von den Kantinen gereichte warme Mahlzeit ein ganzes Menü umfaßt, es genügt bielmehr, wenn durch die Nahrungsaufnahme das läſtige Hungergefühl gebannt wird und die Leiſtungsfähigkeit voll erhal⸗ en bleibt. Da in ſehr vielen Fällen die Be⸗ zhaus„Brüchle „ Tunnelſtraße dr. R. Rot W5i5W Dezember wid der goldenen nber Wilhelm zria geb. Häff⸗ e beſten Glüch⸗ — legſchaftsmitglieder noch nach der Rückkehr von der Arbeit in der Familie und mit der Fa⸗ milie warm eſſen werden, ſo geht ſchon daräus hervor, daß die mittags verabreichte Mahlzeit nicht übermäßig umfangreich zu ſein braucht. Das wird ſich auch günſtig auf die Preiſe der⸗ ſelben auswirken. Es iſt bekannt, daß ſchon eine große Anzahl großer Betriebe ſolche Kantinen und Kaſinos 9 In der Mehrzahl ſind das allerdings Bürobetriebe. Es muß aber erreicht werden, daß auch für die Arbeiterſchaft ſolche Kantinen eingerichtet werden, oder die Gelegenheit er⸗ weitert wird, daß die Arbeiter ihre mitgebrach⸗ ten Suppen und andere Speiſen regelrecht wär⸗ men können. Dazu gehört es, daß die Mit⸗ tagspauſen entſprechend geregellt werden und daß innerhalb des manchmal ſehr ausgedehnten Betriebsgeländes die Kantinen örtlich zweckmäßig angeordnet werden, damit ſie von der Belegſchaft ohne Zeitverluſt er⸗ reichbar ſind. Damit dieſe Frage nicht einſchläft, iſt es not⸗ wendig, daß die Arbeitsfront zuſammen mit armes miragsſen beſer als Buterbret Vom Feitverbrauch und den Lebensgewohnheiten/„Wirtſchaften“ heißt die Parole und nicht„Entbehren“ den Gauwirtſchaftsberatern und der Geſchäfts⸗ gruppe Ernährung für den Vierjahresplan, die Staatsſekretär Backe leitet, zuſammen⸗ wirken, um die Betriebsleitungen bei der Durchführung der„Mittageſſenbewegung“ zu beraten und unter Umſtänden anzuleiten. Bei fachmänniſcher Handhabung kann für die. Verbrauchslenkung etwas überaus Nützliches dabei herauskommen, was auch darum gerade in dieſem Augenblick nicht unintereſſant ſein dürfte, als nicht nur der der Brot⸗ Fettverbrauch, ſondern verbrauch eine Umlenkung auf andere Nah⸗ rungsmittel bedürfen, alſo z. B. auf Kartof⸗ feln und 2 Und jedenfolls iſt es beſſer, den Belegſchaften gute Kartoffel⸗ und Gemüſe⸗ mahlzeiten zu verabreichen, als etwa geſtrecktes Brot. Die Lebensgewohnheiten, die ſeinerzeit durch die ungeheure Indu trialiſierung gewalt⸗ ſam umgeformt wurden, und nicht zu ihrem Vorteil, ſollen ſo wieder unſeren naturgegebe⸗ nen Ernährungsgrundlagen angepaßt werden. „Wirtſchaften“ heißt nämlich die Parole und nicht„Entbehren“. Die Regelung des Fettbezugs Es wird kein Kundenfang einzelner Geſchäfte geduldet Das Vorgehen einiger übereifriger Firmen veranlaßt den Leiter der Wirtſchaftsgruppe Ein⸗ zelhandel, Fachgruppe Nahrungs⸗ und Genuß⸗ mittel, allgemein nochmals darauf hinzuweiſen, daß die von ihm angeordnete Kundenliſte ab 1. Januar 1937 nur Gültigkeit hat, wenn die Ein⸗ tragung auf Grund des Haushaltsausweiſes erfolgt. Der Haushaltsausweis wird in dieſen Tagen ausgegeben, ſo daß die Eintragung in die Kundenliſte am zweckmäßigſten in den Ta⸗ gen zwiſchen Weihnachten und Neujahr beim Kaufmann erfolgt. Es wird noch einmal dringend vor jedem Ver⸗ ſuch des Kundenfangs gewarnt, da ſich dieſer zum Nachteil nicht nur des Betriebes, ſondern auch des einzelnen Verbrauchers auswirken muß. Die Einzelhandelsgeſchäfte haben das ihnen zuſtehende Butterkontingent auf Grund der Anordnung vom 24. November 1936 ord⸗ nungsgemäß ihrer Kundſchaft zuzuteilen. Jeder neu hinzukommende Kunde wird für die bis⸗ herigen Butterbezieher zum Nachteil, da eine rhöhung der Kontingente* einen erweiter⸗ ten Kundenkreis naturgemäß nicht in Betracht kommt. Leider ſah ſich der Leiter der Wirtſchafts⸗ gruppe Einzelhandel, Fachgruppe Nahrungs⸗ und Genußmittel, bereits genötigt, gegen einige Firmen, welchen gewiſſe Verſtöße nachgewieſen wurden, einzuſchreiten. Bunter Abend der Sportflieger. Sonntag, 20. Dez., 19 Uhr, veranſtaltet die Mannheimer Orts⸗ gruppe des Deutſchen Luftſportverbandes in den Sälen des Friedrichspark“ einen großen„bun⸗ ten Abend“ mit reichhaltigem, abwechſlungs⸗ reichem Programm, Tombola und anſchließen⸗ dem Tanz. Bekannte und bewährte Kräfte haben ihre Mitwirkung zugeſagt und bieten die Ge⸗ währ für einen angenehmen und unterhaltſa⸗ men Abend. Anordnungen der NSDAP An ſämtliche Kaſſenleiter des Kreiſes Mannheim Die Mitgliederſtandsmeldungen für Monat Dezember 1936 müſſen in Anbetracht der bevorſtehenden Feiertage bereits am 23. Dezember 1936 der Kreisleitung vorge⸗ legt werden. Dieſer Termin iſt unbedingt einzuhalten. Kreiskaſſenleiter. Politiſche Leiter Rheinau. 20. 12., 9 Uhr, treten ſämtliche Politiſchen Leiter und DAß⸗Walter auf dem Sportplatz der NS⸗ DAp zum Sport an. Waldhof. 21. 12, 18 Uhr: Antreten ſämtlicher Pol. Leiter und DAF⸗Walter an der Geſchäftsſtelle. Neuoſtheim. 21. 12., 18.30 Uhr: Antreten der Pol. Leiter und Pol. Leiter⸗Anwärter in Uniform vor dem Roſengarten. Erlenhof. 21. 12.: Antreten der uniformierten Pol. Leiter um 18 Uhr auf dem Erlenhofplatz. Seckenheim. 21. 12. findet um 19 Uhr in der Schul⸗ turnhalle die diesjährige Volksweihnachtsfeier ſtatt. Die Bevölkerung iſt hierzu eingeladen. Horſt⸗Weſſel⸗Platz. 21. 12., 18.30 Uhr, treten ſämt⸗ liche Pol. Leiter an der Ecke Prinz⸗Wilhelm⸗Straße (Friedrichsplatz) an. Neckarſtadt⸗Oſt. 21. 12., 18 Uhr: Antreten ſämtlicher Pol. Leiter und Anwäürter vor der Geſchäftsſtelle. Dienſtanzug. NS⸗Frauenſchaft Erlenhof. 19. 12., 20 Uhr, kommen ſämtliche Zellen⸗ walterinnen in die Hildaſchule zum Verpacken der Weihnachtspalete. Humboldt. Sämtliche Zellenwalterinnen— auch die neueingeſetzten— melden ſich am Montag, 21. 12., 18 Uhr, in der Hildaſchule zur Mitarbeit bei der Volks⸗ weihnachtsfeier. Käfertal⸗Süd, Bücerweg. 21. 12. nimmt die NS⸗ Frauenſchaft um 19 Uhr an der Kinderbeſcherung im Turnſaal der Albrecht⸗Dürer⸗Schule teil. 95 Gef. 1/171. Betr. Sammeln für das WoW am Sonntag, 20. 12. Die Gefolgſchaft tritt um 10 Uhr auf dem Zeughausplatz an. Die Schar⸗ und Kamerad⸗ ſchaftsführer haben ſich bereits um.30 Uhr im Gef.⸗ Dienſtzimmer einzufinden; desgleichen die Stellenleiter. Bann⸗Muſikzug. Am 20. 12. ſteht der geſamte Muſik⸗ zug um 11.45 Uhr in Uniform und mit Inſtrument und Notenſtänder auf dem Marktplatz(Stadt). Stand⸗ konzert zugunſten des WHW. Standortbefehl der Hitlerjugend Einteilung der WoW⸗Sammlung Sonntag, 20. Dezember. Sammelzeiten: 11—17 Uhr für HJ, DF, BDM und JM. 11.30—12.30 Uhr Standkonzert der Regimentsmuſik IR 110 am Waſſer⸗ turm. Auf allen Plätzen der Stadt luſtige Spiele, Singen uſw. Große luſtige Stafette der HF. Feldſcher Bann 171. Antreten am 20. 12., 10.15 Uhr, am Hofe des Schlageterhauſes. Bann 171. Alle Gefolgſchaften und Fähn⸗ lein holen am 22. 12., 20 Uhr(Zimmer 75), die BDM Wimpelträgerinnen. Alle Wimpelträgerinnen treten am 19. 12., 19.15 Uhr, auf dem Untergau an. Spielſchar und Rundfunkſchar. 19. 12., 19.15 Uhr, Antreten auf dem Untergau zur Sonnwendfeier. 8 u. 9/171. Am 20. 12. treten ſämtliche Mädel zur Sonnwend um 19.30 Uhr auf dem Gabelsberger Platz in Kluft an. 3/171. Antreten ſämtlicher Mädel in Kluft zur Sonnwendfeier am 21. Dez., 20 Uhr, Zeughausplatz. 16 u. 17/171. Antreten am 20. 12., 11 Uhr bzw. 14 Uhr zum Sammeln Käfertaler Straße 162(RSV⸗ Ortsgruppe) nicht Kronprinzenſtraße.— 20.45 Uhr Antreten an der Uhlandſchule zur Sonnwendfeier. 10/171(Oſtſtadt). 20. 12., 10.30 Uhr, tritt die ge⸗ ſamte Gruppe zum Sammeln auf dem Platz vor der Heilig⸗Geiſt⸗Kirche an. 4/171. 20. 12., 10.30 Uhr, Antreten zum Sammeln Schaft Weiland, Tſchierſchke, Brandenburger, Hüther, Reinig, Schubert: Zeughausplatz. 20. 12., 14 Uhr, — zum Sammeln Schaft Weber, Rohrer, Bom⸗ marius. 1/171. 20. 12., 20 Uhr, Antreten der Gruppe zur Sonnwendfeier vor dem Platz der U⸗Schule. Spielſchar und Rundfunkſchar. 19. 12., 19.15 Uhr, Antreten auf dem Untergau zur Sonnwendfeier. 25. 20. 12., 10.30 Uhr tritt die Gruppe in Kluft vor dem BDM⸗Heim zum Sammeln an. 6 u. 7. 20. 12., 10.30 Uhr, treten die beiden Grup⸗ pen in Kluft vor dem Parteiheim zum Sammeln an. 19.45 Uhr am Gontardplatz zur Sonnwendfeier. 19/171. 21. 12. tritt die Gruppe 18 Uhr am Freya⸗ platz an. Ilvesheim. 21. 12., 17.45 Uhr, in Kluft antreten. Unfaldienſt. 21. 12., 20.15 Uhr: Antreten am —+ Uebergang Ecke Viehhof⸗ und Schwetzinger raße Schwetzingerſtadt 8 und 9. Am 21. 12. treten ſämtliche Mädel 18.30 Uhr in Kluft auf dem Gabelsbergplatz an. NSROV Mannheim. 20. 12. Kriegspferdeehrung im Schloßhof. Zur Teilnahme treffen ſich alle Kameraden um 10.15 Uhr am Ballhauseingang. „Kraft durch Freude“ Ortsgruppe Neckarau. Die Kd⸗Geſchäftsſtelle iſt am Montag und Donnerstag geſchloſſen. Am Dienstag und —2 18.30 bis 20 Uhr zur Ausgabe von Kar⸗ en geöffnet. „Volksjugend“ ab. Mordverſuch in Mannheim Am Freitag, gegen 21.15 Uhr, wurde eine Hausangeſtellte, die mit ihrem Fahrrad von Neuoſtheim über den Flugplatz, Richtung Ran⸗ gierbahnhof fuhr, auf der Landſtraße von einem ſie überholenden Radfahrer mit einem Dolch⸗ meſſer in den Rücken geſtochen und gefährlich verletzt. Dem Täter gelang es, in der Dunkel⸗ heit zu entkommen, als einige Perſonen auf die Hilferufe herbeieilten. Der Täter, der die Hausangeſtellte vom Flug⸗ platz bei Neuoſtheim aus eine längere Strecke verfolgte, wird wie folgt beſchrieben: Etwa 17 Jahre alt,.70 Meter groß, kräftig, dunkel⸗ blonde, zurückgekämmte Haare, bartlos, ſchma⸗ les Geſicht, trug grauen, weißgeſprenkelten An⸗ zug, ohne Mantel und Kopfbedeckung. Perſonen, die ſachdienliche Angaben machen können, werden gebeten, ſich bei der Kriminal⸗ polizei oder der nächſten Polizeiwache zu mel⸗ den. Praxis der Schachparkie Die Schachvereinigung Pfingſtberg gibt uns einen abſchließenden Bericht über ihre Werbe⸗ tätigkeit im Monat November. So konnte unter anderem am Mittwoch, 9. Dezember, 20 Uhr, im„Löwen“ in Friedrichsfeld unter Leitung des Pfingſtberger Leiters H. Valt. Schmitt eine Abteilung der Schachvereinigung Pfingſtberg gegründet werden. Dieſelben begannen am Mittwoch, 16. Dezember, bereits mit dem Win⸗ terturnier. Als Kaſſierer wurde Schachfreund Klotz und als techniſcher Leiter K. Heibel be⸗ ſtimmt. Nachdem der Mittwoch als Spieltag und das Lokal„Zum Löwen“ beibehalten wurden, konnte Schachleiter Schmitt befriedigt 45 Gründungsverſammlung um 23 Uhr ſchlie⸗ en. In Seckenheim wurde am Sonntag, 13. Dez., um 15 Uhr, im„Kaiſerhof“ durch den Werbe⸗ leiter und Propagandiſt Schachfreund Traut⸗ wein der Schachvereinigung Pfingſtberg nach mehrjähriger Pauſe die alte Schachvereinigung Seckenheim wieder ins Leben gerufen. Als Leiter wurde Schachfreund Braun, als Kaſſierer H. Walter und als Schriftführer Schachfreund Rothacker beſtimmt, die Spielabende auf mitt⸗ wochs, 20 Uhr, ins Lokal„Pfälzer Hof“, Haupt⸗ ſtraße, verlegt. Dortſelbſt liegt ab 16. bis 30. Dezember eine Einzeichnungsliſte für das Winterturnier auf, das am 6. Januar 1937 unwiderruflich ſeinen Anfang nimmt. Zum Schluß gab noch in freundlicher Weiſe Dr. Müller vom Schachklub Mannheim, der als Gaſt anweſend war, eine Simultanvorſtellung. „Cenausogimtummaibsoqun 2 Kihirmun museruu. ELmennmtbaemem. guume MENKELIN TROCKEN ſenpreis RIſ.50, Aüf Vunach n den Feier· tagen olme jeden Aufschlag in besonders schõner und festlicher Geschenkhülse. Inr Lieferunt hat sie vorrũtig? Er gewann 6, verlor 3 Partien an die alten Kämpen Walter, Braun und Gläſer.— Die noch ſäumigen Schachfreunde von Friedrichs⸗ feld und Seckenheim mögen ſich melden und an den Turnieren teilnehmen. Der Schachllub Waldhof wirbt für das alte Kampfſpiel, indem er die praktiſchen Seiten in einigen Vorträgen behandelt. Als Auftakt dien⸗ ten im Klublolal Bopp u. Reuther Ausführun⸗ gen der Spieler Bickelhaupt, Keller und Kränzle. Das Material boten Partien, die gemeinſam und im Zwiegeſpräch mit den Zuhörern ausge⸗ tragen wurden. Eine wertvolle Ergänzung wer⸗ den am heutigen Donnerstagabend die Ausfüh⸗ rungen von H. Bickelhaupt bilden, der über Tempi im Schachſpiel ſprechen wird. * Der Mannheimer Schachklub ſiegte in der — 3 der Bezirkspokalkämpfe über Käfertal it:1. Einzelergebniſſe: 1. Fleißner ½ Horſt, 2. Dr. Meyer 1 Deininger, 3. Ahr 1 Heß, 4. Beck 1 Gräter, 5. Zettelmeher 1 Wieland, 6. Lützenbürger 1 Borho, 7. Portſcheller 1 Schätzle, 8. Schnepf 1 Schiedermeher, 9. A. Wieland 1 Müller, 10. W. Burger 1 Schnebele. WWEIINACHETEN UNONEUCOAEHR unter Mitwirkung erster internat. VarietéKkräfte. Sinfoniekonzerte · Theater · Tanz BADEN-BADEN 31. Dez. Grofer Salaabend und Sivesterfeler Thermalkuranstahen geöffnet(anser 28. 12. vnd..) Spielbank(Roulette, Baccara) Au-kuntt u. Iischbestellungen an Błde- u. Kurverwaung. Tel. 2151/4 Mannheim „Hakenkreuzbanner“ 20. Dezember 18 6 DEZEMBEf Das iſt los? Sonntag, 20. Dezember Nationaltheater: 11.30 Uhr„Carl Maria von Weber“, zum 150. Geburtstag des Komponiſten./ 15.30 Uhr „Frau Holle“. Weihnachtsmärchen./ 20 Uhr„Luiſe Miller“. Oper von G. Verdi. Miete B. Kleinkunſtbühne Libelle: 16 Uhr Familien⸗Vorſtellung. 20.15 Uhr Kabarett⸗Varieté. Tanz: Libelle, Palaſthotel, Parkhotel. Ständige Darbietungen Städt. Schloßmuſeum: 11—16 Uhr geöffnet. Sonder⸗ ſchau: Deutſche Kunſt. Theatermuſenm, E 7, 20: 10—13 und 15—17 Uhr geöffnet. Sternwarte:—12 und 14—19 Uhr geöffnet. Städt. Kunſthalle: 11—16 Uhr geöffnet. Veranſtaltungen im Planetarium Sonntag, 20. Dez., 16 und 17 Uhr: Vor⸗ führung des Sternprojektors. Dienstag, 22. Dez., 16 Uhr: Vorſührung des Sternprojektors. Mittwoch, 23. Dez., 16 Uhr: Vorführung des Sternprojektors. 4 Donnerstag und Freitag, 24. und 25. Dezember: geſchloſſen. Samstag, 26. Dez., 16 und 17.30 Uhr: Der Sternhimmel der Weihnachtszeit(Vortrag mit Vorführung des Sternprojektors und mit Licht⸗ bildern). Kulturfilm⸗Beiprogramm. Sonntag,. Dez., 16 und 17.30 Uhr: Die Planeten(Lichtbildervortrag mit Vorführung des Sternprojektors). Kulturfilm⸗Beiprogramm. Was sich Vater wünscht vom groben Spezièlhaus Dippel Machf.. fieiner 9 2, 6 planken D 2, 6 Keine Filmvorſtellungen am Heiligen Abend Die Reichsfilmkammer teilt mit: Im Einver⸗ nehmen mit dem Präſidenten der Reichsſilm⸗ kammer hat die Fachgruppe Filmtheater ange⸗ ordnet, daß— ebenſo wie im Vorjahre— ſämtliche deutſchen Filmtheater am 24. Dezem⸗ ber 1936, alſo dem Tag des Heiligen Abends, geſchloſſen zu halten ſind. 4 Durch dieſe Anordnung ſoll ſowohl den Film⸗ thenterbeſitzern als auch den Gefolgſchaften die Möglichkeit geboten werden, den Heiligen Abend im Kreiſe der Familien zu verbringen. m Unklarheiten zu vermeiden, wird beſon⸗ ders darauf hingewieſen, daß am Tage des 24. Dezember keinerlei Filmvorführungen irgend⸗ welcher Art in den Filmtheatern ſtattfinden dürfen. 80. Geburtstag. Peter Schwind, Riedfeld⸗ ſtraße 58, feierte am Samstag ſeinen 80. Ge⸗ burtstag. Wir gratulieren. Rentenzahlung. Die Zahlſtellen der Poſtämter in Mannheim einſchließlich der Vororte begin⸗ nen mit der Zahlung der Militärrenten für Januar 1937 bereits am 28. Dezember. Die Invaliden⸗ und Unfallrenten werden ab 30. Dezember gezahlt. Rundfunk⸗-Programm für Sonntag, 20. Dezember Reichsſender Stuttgart..00 Hafenkonzert,.05 Gym⸗ naſtik,.25 Bauer, hör zu!,.00 Evangeliſche Mor⸗ genfeier, 10.00 Fackelträger deutſchen Glaubens wol⸗ len wir ſein, 10.30 Chorgeſang, 11.00 Weihnachten auf allen Meeren, 11.30 Joh. Seb. Bach, 12.00 Muſik am Mittag, 13.00 Kleines Kapitel der Zeit, 13.15 Muſik am Mittag, 13.50 10 Minuten Erzeugungs⸗ ſchlacht, 14.00 Kaſperle erlebt Weihnachtsüberraſchun⸗ gen, 14.45 Aus Laden und Wertſtatt, 15.00 Am Mor⸗ gen vor der Uraufführung, 16.00 Sonntagnachmittag aus Saarbrücken, 18.00 Kleine Abendmuſik, 18.30 Allerhand aus dem Schobaland, 19.30 Turnen und Sport haben das Wort, 20.00 Die Perlenfiſcher, 22.00 Nachrichten, 22.30 Wir bitten zum Tanz, 24.00 Abendmuſik. Daten für den 20. Dezember 1936 1795 Der Geſchichtsforſcher Leopold von Ranke in Wiehe geb.(geſt. 1886). 1806 Sachſen wird unter Friedrich Auguſt I. Königreich. 1856 Der Schriftſteller Ferdinand Avenarius in Berlin geb.(geſt. 1923). 1921 Der Generaloberſt Hans Hartwig von Be⸗ ſeler in Neubabelsberg bei Potsdam geſt. (geb. 1850). Eine Million bei der Berufsberatung Gegenüber dem Vorjahre wurden 100 000 Ausbildungsſtellen mehr gemeldet Die Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenverſicherung veröffentlicht die vor⸗ läufigen Ergebniſſe der Berufsberatung und Lehrſtellenvermittlung bei den Arbeitsämtern in der Zeit vom 1. Juli 1935 bis zum 30. Juni 1936. Die Berufsberatungsſtellen der Arbeitsämter wurden im Berichtszeitraum von rund 1 078 000 Ratſuchenden in Anſpruch genommen, was ge⸗ genüber dem Vorjahr eine Zunahme um rund 27 Prozent beträgt. Seit 1932—33 hat ſtch die Zahl der Ratſuchenden um faſt 700 000 erhöht. Die Geſamtzahl der Ratſuchenden ſetzte ſich aus 613 602 männlichen und 464 388 weiblichen Rat⸗ ſuchenden zuſammen. Von der Geſamtzahl aller Oſtern 1936 zur Schulentlaſſung gekommenen Jugendlichen ſuchten 368 093 Knaben und 250880 Mädchen die Berufsberatungsſtellen auf. Da nach den Umfragen der Arbeitsämter in' den allgemeinbildenden Schulen 575 776 Knaben und 556896 Mädchen zur Entlaſſung kamen, ſo ergibt ſich eine Erfaſſung als Rat⸗ ſuchende in Höhe von 63,99 Prozent bei den Knaben und in Höhe von 45 Prozent bei den Mädchen. An älteren Ratſuchenden wurden 70 224 männliche und 65874 weibliche beraten. Aus dieſen Zahlen ergibt ſich, daß der Ein⸗ ſatz älterer Arbeitsloſer ſich häufig unter Mitwirtung der Berufsberatung voll⸗ zieht. Gegen dem Vorjahr iſt die Zahl der rat⸗ fuchenden Abiturienten von 30 400 auf 22900 zurückgegangen. Der Abſtieg dieſer Zahlen fin⸗ det ſeine Erklärung zum Teil im Abſinken der Zahlen der Abiturienten überhaupt, bei denen jetzt die Kriegsjahrgänge ins Berufsleben ein⸗ treten. Das Vertrauen zur Arbeit und Arbeitsweiſe der Berufsberatung kommt beſonders auch zum Ausdruck in der Zahl der Lehr⸗ und An⸗ lernſtellen, die den Berufsberatungen zur Beſetzung gemeldet wurden. Es wurden insge⸗ ſamt rund 335 500 Lehrſtellen und rund 59 400 Anlernſtellen gemeldet, alſo zuſammen 394 900 zu beſetzende Ausbildungsſtellen(ohne Pratti⸗ kanten⸗ und ähnliche Stellen). Die Steigerung der Zahl der gemeldeten Lehr⸗ und Anlern⸗ ſtellen gegenüber dem Vorjahre beträgt faſt 100000 Stellen. Da der jährliche Bedarf an Nachwuchs für Berufe mit Lehrlingsſtellen bis⸗ her etwa 350 000 Jugendliche betrug, iſt aus den obengenannten Zahlen erſichtlich, daß die Wirtſchaft ſo gut wie reſtlos ihren Nachwuchs⸗ bedarf den Berufsberatungsſtellen meldet und die Ausleſe und Beſetzung der Lehrſtellen durch ſie vornimmt. Das beweiſen im übrigen auch die Zahlen über die beſetzten Stellen: Es wur⸗ den in der Berichtszeit insgeſamt rund 355 800 Ausbildungsſtellen beſetzt, was gegenüber dem Vorjahr eine Zunahme von rund 95 400 beträgt. Die Ueberſicht zeigt, daß die Bedeutung und der Wert der Berufsberatung vom Volke und von der Wirtſchaft immer mehr anerkannt Die Wetterlage Die Witterung der letzten acht Tage zeigte wiederum ein ſehr unterſchiedliches Gepräge. Zunächſt war ſie als Ausklang der vorausge⸗ gangenen Hochdruckwetterlage neblig⸗trübe und bei einer Tagestemperatur um 0 Grad recht unfreundlich. Daß die höheren Berggipfel hier⸗ bei vielfach heiteres, bei guten Schneeverhält⸗ niſſen ausgezeichnetes Winterſportwetter auf⸗ wieſen, was für die meiſten nur ein ſchwacher Troſt. Die zu Beginn der Woche einſetzende Aufheiterung deutete aber ſchon darauf hin, daß die Witterung jetzt einen lebhafteren Ver⸗ lauf nehmen würde. Und das trat nur allzu bald ein. Wir blieben zwar bei der ſüdlichen 21 Eigenheime auf der Blumenau bezogen Der zweite Bauabſchnitt iſt in Angriff genommen/ Neue Baupläne Wer im vergangenen Sommer der Blumenau einen Beſuch abſtattete, dürfte zweifellos über die dort herrſchende rege Bautätigkeit überraſcht geweſen ſein. Hatte die Errichtung der 52 Sied⸗ lerhäuſer für die Gärtnereiſiedlung und die Umwandlung des Sandtorfer Bruchs in frucht⸗ bares Gartenland bereits in ſtarkem Maße das Bild am nordweſtlichen Waldrand unſerer Stadt verändert, ſo trat eine weitere Veränderung ein, als durch die Gemeinnützige Eigenheim⸗ Baugenoſſenſchaft„Volksgemeinſchaft“, der Bau von Eigenheimen begonnen wurde. Für dieſe idylliſch am Waldrand gelegenen Eigenheime beſtand ſo reges Intereſſe, daß der 21 Häuſer umfaſſende erſte Bauabſchnitt geſchloſſen durch⸗ geführt werden konnte. Erſt im Juni dieſes Jahres erfolgte der erſte Spatenſtich, im Herbſt feierte man für alle Häu⸗ ſer zuſammen das Richtfeſt und nun ſind in den letzten Wochen auch die letzten Häuſer des erſten Bauabſchnittes bezugsfertig gewor⸗ den. 21 Familien haben jetzt in geſunder Lage ein Kleineigenheim, das ſie nicht nur mit ganz geringen Mitteln erhielten, ſondern für das ſie auch ganz geringe finanzielle Belaſtungen haben, Zabſchnitt die in keinem Verhältnis zu der Miete ſtehen, die für eine Stadtwohnung aufgebracht werden muß. Die ſchmucken Häuſer bergen nunmehr glückliche Volksgenoſſen, die allen Berufen und Ständen angehören. Noch gilt es, manches zu tun und noch müſſen die Gärten angelegt werden, die zu jedem Haus gehören. Aber ſchon regt es ſich auf dem neben den jetzt erſtellten Häuſern befindlichem Ge⸗ lände. Hier hat man nämlich weitere 24 Häuſer vorgeſehen, die den zweiten Bauabſchnitt des insgeſamt 45 Kleineigenheime umfaſſenden Pro⸗ jekts bilden. Die meiſten der zum zweiten Bau⸗ 4 gehörigen Häuſer ſind ebenfalls in feſten Händen und nur noch einige wenige Häu⸗ ſer können vergeben werden. Die Pläne für das geſamte Bauvorhaben ſind fix und fertig und nicht lange wird es mehr dauern, bis auch der für die Eigenheime vorgeſehene Platz auf der Blumenau ſeine letzte Ausgeſtaltung erfah⸗ ren hat. Schon munkelt man von noch wei⸗ tergreifenden Bauplänen, nachdem es ſich herumgeſprochen hat, wie ſchön und billig es ſich auf der Blumenau leben läßt und nach⸗ dem allerſeits größtes Intereſſe für dieſes Ge⸗ biet beſteht. Am Waldrand auf der Blumenau sind 21 Kleineigenheime fertiggestellt und bezogen worden. 21 Familien haben dadurch eine billige Heimstätte in gesunder und schöner Lage gefunden. Nun geht es an die Aus— führung des zweiten Bauabschnittes heran, bei dem weitere 24 Häuser errichtet werden Aufn.: Jütte Lage unſeres Bezirkes von dem eigentlichen Anſturm, der ſich über dem Atlantik abſpielen⸗ den Wirbeltätigkeit verſchont, die über England und dem Nordſeegebiet orkanartige Winde ver⸗ urſachte; doch ſtellte ſich auch bei uns ſehr unbeſtändiges und veränderliches Wetter ein, das neben Aufheiterungen wie⸗ derholt zu verbreiteten Regenfällen Anlaß gab. Wir befanden uns hierbei faſt durchweg im Zufuhrbereich milder ozeaniſcher Luftmaſſen, die gegenüber den Tagen zu Anfang des Wo⸗ chenzeitraumes eine Milderung von über 8 Grad im Tagesmittel herbeiführten. Auch auf unſeren Bergen iſt Tauwetter und raſche Verſchlechterung der Schneeſportmöglichkeiten eingetreten. Die unbeſtändige und für die Jah⸗ reszeit ſehr milde Witterung hat nun⸗ aller Vorausſicht nach ihren Höhe⸗ Es ſteht zu erwarten, daß in den nächſten Tagen kühlere Luftmaſſen vom mehr punkt erreicht. Atlantik her ihren Einfluß bei uns geltend W1 W DDeV Wim grmäckr- Sie hoben es ja so einfach, ein nettes persönliches Geschenk für eine Frao 20 wählen. Sie gehen in goter Geber⸗ laune kurzerhond 2⁊v Neugebober denn wer sollte wirklich die kleinen Geschenkwunsche der Ffrau besser kernen als dieses große gepflegte Modehausꝰ Ein intelligentes, liebens- würdiges Personol versfeht es, tref- fend zo raten, hat tousend Anregun- gen und hübsche Geschenkideen, Ge- schmacłk, Erfahrung und eine großé Neugebober-Auswoahl zur Hand. nicht not om Offenen Sonntagl MAN FfOHTT SCHWOHI M M ODOEIesS NEUGEBAUER DEM GROSSEN GEPFLEGTEN TENMITH-SPEZHATHAFZ MANNHEM- AN DEN PLANKEN machen und möglicherweiſe in der nächſten Woche wieder den Uebergang zu mehr winterlichem Wetter bringen. X Die Ausſichten für Sonntag: Anfänglich no bedeckt und regneriſches Wetter, dann Metun bei abflauenden weſtlichen Winden, kühler. Sonntagsdienſt für den 20. Dezember Apotheken: Humboldt⸗Apotheke, Waldhof⸗ ſtraße 33/35, Tel. 50 601; Tatterſallſtraße 26, Tel. 40 164; Löwen⸗Apo⸗ theke, E 2, 16, Tel. 20 610; Stern⸗Apotheke, S 1, 10, Tel. 22 387; Friedrichs⸗Apotheke, La⸗ mehſtraße 21, Tel. 40 612; Lindenhof⸗Apotheke, Gontardplatz, Tel. 22 444; Storchen⸗Apotheke, Neue Schulſtraße 17• Tel. 48 570; Luzenberg⸗ Apotheke, Waldhof Stolbergerſtr., Tel. 53 174. Zahnarzt: Dr. Rudolf Boſſert, Mann⸗ heim,.4, 12, Tel. 25 675. Dentiſt: Friedrich Kiefer, Seckenheim Straße 116. 5 Heilpraktiker: Andr. Wild, P 5, 7. Kronen⸗Apotheke, WEN — Alr2 Em zwelten ZBauabschnitt) 4 Zimmer, Küche, Zubehör, Anbau, 3 Kellerräume, ca. 760 qm Gelände, elektr. Licht, rings vom Wald umgeben, keine Erbpacht. Einfamilienhãuser freistehend „ e eee e Preis pro Haus Reichsmark 6 500.— Interessenten wenden sich an: Germeiemnäziae Eieenlem Baucerossenschaf „Vollsdermeinsck altl eEmbk. Marnkeirm, B1, Ja- Tel. 28 99 82 Erforderliches Eigenkapital RM 905.—. 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Auch und raſche nöglichkeiten ür die Jah⸗ g hat nun⸗ en Höhe⸗ warten, daß maſſen vom ns geltend in nettes ine Frau r Seber- auer. kleinen besser epflegte liebens- es, kref- Anregon- Sen, Ge- e große rick. 91 HL IM EGTEN 1A U5S ANKEN ir nächſten zu mehr . nglich noch Beſſerung kühler. ezember „Waldhof⸗ n⸗Apotheke, öwen⸗Apo⸗ n⸗Apotheke, otheke, La⸗ f⸗Apotheke, ⸗Apotheke, Auzenberg⸗ el. 53 174. t, Mann⸗ ckenheimer ——— Ge bpacht. queme hnen. 189 Nannheim „Hakenkreuzbanner“ 20. Dezember 1936 sttepezlerfähiger Fantel ↄu neſtberer bouclé-Quslität, sof Steppfutter, mit grobem iemmieſi-Schol- 208 Hogen..“. flottes Nochmittagsłleid du bunt. Kotdl 19¹⁵ U. un Rock, Nf-. klegonter Nantel an guter Diogonal/ ore alik Steppfutter, mit per- goner befetzt 40˙⁵ . Sehf opoftes Nachmitta geleĩd in jch/ orZz, bleu u. bfeun mt forbisem 3²⁰⁰ Cloquè-Elns., ari K elz. indermòn — holtbarer——◻— 1230 mſt eſeoiſe.55.Ef 7 350 — over ollen. Fulioms Mrenehedenehd mmuterungen led, wolleleldch 7 D. Katb. 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Man hat offenbar die Abſicht, erſt in den letzten Tagen vor dem Weihnachtsfeſt den Baum einzukaufen, denn weit verbreitet iſt die irrige Anſicht, daß in den letzten Tagen neue Sendungen aus den Wäldern eintreffen würden und daß man dann einen erſt kurz zuvor gefällten„friſchen“ Baum erhalte. Ob es allerdings gut ſein wird, mit dem Kauf des Weihnachtsbaumes zu warten, muß ſtark bezweifelt werden, den es iſt damit zu rechnen, daß in den letzten Tagen vor Weih⸗ nachten die Tannenbäume vollſtändig ausvertauft ſind. Dieſe Vermutung iſt darin begründet, daß für Mannheim eine ge⸗ ringere Anzahl Weihnachtsbäume als in den vergangenen Jahren zugeteilt wurde. 1934 ſtan⸗ den in Mannheim annähernd 70 000 35000 Weihnachtsbü In dieſem Jahre liegen nun ganz beſondere Verhältniſſe vor, die vor allem in dem Wald⸗ ſchaden begründet ſind, der an Oſtern durch die ungewöhnlichen und ſtarken Schneefällen ein⸗ trat. Ganze Waldungen wurden durch den auf den Bäumen laſtenden Schneedruck vernichtet und zwar wurden ſowohl die hohen Schwarz⸗ waldtannen, wie auch die kleinen Tannenbäume in den geſonderten Anpflanzungen in Mitlei⸗ denſchaft gezogen. Gar manche als Weihnachts⸗ baum gepflanzte und aufgeforſtete Tanne büßte unter der Schneelaſt und ihren Nachwirkungen ihren geraden Wuchs ein, der ja bei den Weih⸗ nachtsbäumen die Hauptſache iſt. Andererſeits haben im Schwarzwald die Forſtämter noch ſo viel Holz aus dem Waldſchaden aufzuarbeiten, daß man nicht oder nur in ganz geringem Aus⸗ maße weitere Bäume fällte, deren Gipfel dann für Weihnachtsbäume hätten Verwendung fin⸗ den können. Allein die gebotene Hege des Wal⸗ des verlangte gebieteriſch ein planvolles Fällen der Bäume für die deutſche Volkswirtſchaft, ohne Rückſichtnahme auf den Bedarf an Weih⸗ nachtsbäumen. Mannheim als wichtige Weihnachts⸗ baumzentrale Immerhin hann geſagt werden, daß faſt der ganze Bedarf der in Mannheim benötigten Weihnachtsbäume im Einkauf gedeckt werden konnte. Unter Zugrundelegung des letztjährigen Umſatzes und unter Berüchſichtigung der beſon⸗ deren Verhältniſſe können in dieſem Jahre für Mannheim etwa 35 000 bis 40 000 Weihnachts⸗ bäume zum Verkauf geſtellt werden. Dieſe Zahl dürfte den Mannheimern Veranlaſſung geben, mit dem Kauf der Weihnachtsbäume nicht bis zum letzten Tag zu warten. Sämtliche für den Verkauf in Mannheim beſtimmten Weihnachts⸗ bäume, ſind angeliefert worden, ſo daß ſich niemand der Hoffnung auf Nachlieferungen hin⸗ geben darf. Wenn man jetzt noch Fuhren mit Tannenbäumen durch die Straßen fahren ſieht, dann handelt es ſich um die Ueberführung der in großen Eiſenbahnladungen nach Mannheim gebrachten Bäume von der Lagerhalle zum Verkaufsſtand. In den Wäldern dürfen unter keinen Umſtänden, noch irgendwelche Bäume zur Verwendung als Weihnachtsbäume gefällt werden. Was bis jetzt zum Verkauf geſtellt iſt, muß unter allen Umſtänden ausreichen. Im kommenden Jahre werden die zum Schutze des deutſchen Waldes erlaſſenen Beſtimmungen noch ſchärfer durchgeführt. Jeder Weihnachtsbaum⸗ händler hat in den erſten Wochen des Jahres 1937 über die Zahl der von ihm an Weihnach⸗ ten 1936 umgeſetzten Weihnachtsbäume durch ſeine Organiſation bei der Forſübehörde Mel⸗ dung zu erſtatten. An Hand dieſer Zahlen ge⸗ winnt die zuſtändige Stelle einen Ueberblick über den Bedarf und es wird dann nicht ſchwer ſein, rechtzeitig die erforderlichen Maß⸗ nahmen zu treſſen, daß für Weihnachten 1937 nicht ein Tannenbaum mehr gefällt wird, als unbedingt erſoꝛderlich iſt und im Intereſſe des Waldes verantwortet werden kann. Es dürfte nicht ſehr bekannt ſein, daß Mann⸗ heim die Weihnachtsbaumzentrale für ein gro⸗ ßes Gebiet iſt. Die Händler aus der näheren und weiteren Umgebung unſerer Stadt decken in Mannheim ihren Bedarf an Weihnachts⸗ Menwald u. öchwarzwald die Lieferanten Bäume zum Verkauf, die jedoch nicht reſtlos abgeſetzt werden konnten. Aus mancher⸗ lei Erwägungen heraus, wurden für Weihnach⸗ ten 1935 erheblich weniger Bäume für Mann⸗ heim eingekauft und zwar waren es nur etwas über 45 000 Tannenbäume. Dieſe Bäume deckten nahezu den Bedarf von Mann⸗ heim und nur die Säumigen, die gehofft hatten, am letzten Tage beim„Ausverkauf“ auf billige Weiſe einen Baum erſtehen zu können, mußten ſich mit einigen Zweigen begnügen. Gchonung des Waldes Wenn auch ſchon in den früheren Jahren ſehr ſtreng darauf geachtet wurde, daß die Verſor⸗ gung der Allgemeinheit mit Tannenbäumen er⸗ folgen konnte, ohne daß man am deutſchen Wald ein Raubbau trieb, ſo ſind dieſe Beſtim⸗ mungen durch neue Geſetze doch noch verſchärft worden. Für die ausſchließliche Verwendung als Weihnachtsbäume werden in verſchiedenen Waldgebieten ſtellenweiſe ganze Waldflächen mit Tannen angepflanzt. Das iſt z. B. im Oden⸗ wald bei Mudau in verſtärktem Maße der Fall. Aber auch hierbei wird ſtreng darauf geſehen, daß bei der Auswahl der Bäume nur ſoviel Tannen gefällt werden, daß auf alle Fälle ein geſchloſſener Wald bleibt. Ein weiterer Teil der zum Verkauf gelangen⸗ den Weihnachtsbäume ſtammt aus dem Schwarz⸗ wald, wo in erſter Linie die Gipfel der für die Verwendung als Nutzholz gefällten hohen Schwarzwaldtannen gebraucht werden können. iume für Mannheim bäumen, da Mannheim auch in dieſer Hinſicht ſehr günſtig und zentral gelegen iſt. Kann es ſich doch nicht jeder kleine Händler erlauben, wegen ſeiner Bäume in die Waldgebiete zu fahren und dort die ihm paſſenden Bäume aus⸗ zuſuchen. Der Einkauf iſt aber eine ſehr wich⸗ tige Angelegenheit, bei der man gerne ſelbſt mit dabei iſt, zumal es ſich ja nicht nur um die Aushandlung des Preiſes dreht. Auch die Konkurrenz aus anderen Gegenden hat ihre Wünſche und darüber hinaus iſt es werwoll, die Bäume an Ort und Stelle zu beſichtigen. Wenn es gut geht, genügt eine einmalige Reiſe in das Waldgebiet, aber nicht ſelten ſind meh⸗ rere Reiſen erforderlich, ehe es alles klappt. Die Händler haben in den meiſten Fällen die Auf⸗ gabe, das Verladen der gefällten Bäume zu beſorgen und zu überwachen. Unter acht Tage Aufenthalt kommt man bei dieſer Beſchäftigung nicht weg und daß das allerlei Geld koſtet, braucht wohl nicht beſonders betont zu wer⸗ den. Nicht gerade billig ſind die Fuhrlöhne vom Wald zur Bahnſtation, beſonders wenn die Station nur nach ſtundenlanger Fahrt er⸗ reicht werden kann. Verhältnismäßig teuer iſt die Bahnfracht, die vor Abfertigung des Wagens zu zahlen iſt, nachdem früher die Bahn manchmal Schwierig⸗ keiten beim nachträglichen Erheben der Fracht hatte. Schließlich muß man noch die Rollgelder vom Güterbahnhof zu den Vertaufsplätzen und das Platzgeld für die Verkaufsplätze hinzu⸗ rechnen. Nach getroffener Wahl wird der Welhnachtsbaum nach Hause getragen Auf den Weihnachtsbaummärkten herrscht jetzt Hochbetrieb In dieſem Jahre wurden erſtmals Richt⸗ preiſe für die Weihnachtsbäume, entſprechend ihrer Größe feſtgeſetzt. 120 Weihnachtsbaumhändler ſind es in Mann⸗ heim, die ſich im vergangenen Jahr mit dem Verkauf von Tannenbäumen befaßt haben und die auch in dieſem Jahr wieder zugelaſſen wor⸗ den ſind. Dieſe Händler verteilen ſich auf die ſtädtiſchen Verkaufsplätze in der Bismarckſtraße auf die Zeughaus⸗Planken und auf den Meß⸗ platz, während der Reſt in Vororten uſw. Auf⸗ ſtellung genommen hat. In dieſem Jahre wurde erſtmals aus vertehrstechniſchen Gründen der althergebrachte Weihnachtsbaumvertauf auf dem Gockelsmarkt nicht mehr zugelaſſen und nach der Bismarckſtraße verlegt. Mit dieſer Maß⸗ nahme ſind die Weihnachtsbaumverkäufer nicht gerade einverſtanden, denn ihre anfänglich ge⸗ hegten Befürchtungen trafen, wie ſie ſagen, in vollem Umfange ein. Die Mannheimer, denen der Gockelsmartt als zentraler Platz ſehr ge⸗ legen war, haben bis jetzt noch nicht den„Lauf“ nach der Bismarckhſtraße gefunden. Bei dieſer Gelegenheit mußte man wieder einmal feſt⸗ Zeichnungen: E. John(2) ſtellen, daß Mannheim über wenige Plätze in⸗ nerhalb der Innenſtadt verfügt, die für ſolche Zwecke herangezogen werden lönnen. Weihnachtsbäume für Sachſen aus dem ochwarzwald Der Schwarzwald iſt übrigens nicht nur„Lie⸗ ferant“ für die Mannheimer Weihnachtsbäume. Die ausgedehnten Waldungen bringen auch die Weihnachtsbäume für andere Gaue Deutſch⸗ lands hervor. Zu den Käufern im Schwarz⸗ wald traten vergangenen Jahres bereits die Weihnachtsbaumhändler aus Sach⸗ ſen hinzu, die früher ihren Bedarf in der Tſchechoſlowakei deckten. Stammten doch die Weihnachtsbäume für Sachſen und Mittel⸗ deutſchland aus den Wäldern der Tſchechoflo⸗ wakei, die begreiflicherweiſe nunmehr ausfal⸗ len. Es iſt ganz ſelbſtverſtändlich, daß wir aus volkswirtſchaftlichen Gründen auch bei den Weihnachtsbäumen den Bedarf im Inland dek⸗ ken, denn wir können unſere Deviſen für andere Dinge notwendiger gebrauchen. Fenſeits des Materiellen An dieſe materiellen Dinge denkt der Käufer natürlich nicht, wenn er auf dem Weihnachts⸗ baummarkt zwiſchen den aufgeſtellten Tannen⸗ bäumen und den flankierenden grünen Wänden geht, um ſich den Baum heraus zu ſuchen, der auf ſeinem Weihnachtstiſch ſtehen ſoll. Der Käufer denkt auch nicht daran, daß die Händ⸗ ler bei Wind und Weter auf ihren Plätzen ſtehen und auf die Kundſchaft warten müſſen. baumverkaufes iſt die Sache ziemlich unange⸗ nehm, denn der Handel mit Weihnachtsbäumen iſt ein ausgeſprochenes Riſikogeſchäft, bei dem man nie weiß, ob man die rechtzeitig eingekauf⸗ ten Bäume auch reſtlos abhſetzen kann. Der Händler weiß es genau, daß er nach dem Weih⸗ nachtstag nichts mehr mit den Bäumen an⸗ fangen kann und daß jeder nicht verkaufte Baum einen Teil ſeines nicht allzu reichlich bemeſſenen Verdienſtes verſchlingt. Der Käufer denkt beim Ausſuchen ſeines Weihnachtsbaumes nur an die weihnachtlichen Freuden der kommenden Weihnachtstage und überlegt ſich, wie er am ſchönſten das Tännchen ſchmücken kann, das auf dem Weihnachtsbaum⸗ markt noch ſo vor ihm ſteht, wie es aus dem Wald kam. Aber nicht nur die Käufer lenken ihre Schritte an den grünen Wänden der Tan⸗ nenbäume vorbei, ſondern auch manche, denen es nicht beſchieden ſein wird, einen Weihnachts⸗ baum auf ihrem Tiſche ſtehen zu haben. Aber auch ſie brauchen nicht abſeits der großen Ge⸗ meinſchaft zu ſtehen, denn ihnen werden die großen Lichterbäume auf den öffentlichen Plät⸗ zen angezündet und ihnen werden die Gaben zukommen, die unter dieſen Bäumen nieder⸗ gelegt worden ſind. Hans Jütte. 93 Mannhe bee Sämti Karls Stelle wird Entwicklung pollſtändige 1 bracht. Re⸗ ſtraßen, L. 2 Ordnun nach die ner deutſchen Vet werden bekan men der Den Reichsautobe Die Reichsſtr heren Straſie binzen und hangen— ſir waltung des 1. Ordnung ſi Unterhaltung preußiſchen 9 2 Ordnung den zur Zeit Der Genera ßenweſen iſt d . ft die Fachaufſie 2, Ordnung gaben bedien Länder und ſterialabteilun des Finanz⸗ Mittelsſtelle, baubehörde 1 und der Wa Bezirksſtellen. Werbeſſerune Der neuzeitl des Straßen überall in der Verbeſſerung! ders, als die fungsprogram erſtreckt ſich di⸗ auf den Um⸗ ür die Land aße nicht z auf dieſen St Kreiſe Verbeſſ Verbeſſerung teilweiſer dich verkehr und w mein ſo zahlr daß ſie nur t von Jahrene die Höhe der Zeit auch die! zen die Ausfü Während fü ſernden Stelle Jahre die me loſigkeit der v er war, traßen der U ſache auf ein mengefaßt, da — we ehr den Nutz. erhält. Die in Bauten ſind n auch ſchon al Vergeſſenheit g der Fahrbahn, kiß und geeig Krümmungen, n rtsumgehun der Strecke weiter⸗über Lörrach unt burg über T von Freibu r hier we eiten ſehr ge Schaffhauſen rungen ſehr Bauten ſtehen ſicht. Neues Baup Gerade in den erſten Tagen des Weihnachts⸗ Darüber hin umfangreiches „Radfahrwege, ſowie wegen f für Kraftfahre unmittelbar ne cher Höhe mit ſem Falle durch ſchaffenheit ker breitköpfige Ne Fahrbahn abge Geh⸗ und Rad Fahrbahn zut führt, wo die 2 ßeren Verände: Anpaſſung an! genommen. Gute Verkehr Der Sicherhe einem guten Z zeiliche Regelun überall an den kehrszeichen, ne bots⸗ und Hin weiſer mit der kehrsſtraßen d Kilometerangal Neu und allgen Schrägſtreifen 20. Dezember 1936 Karlsruhe, 19. Dez. Von zuſtändiger elle wird uns geſchrieben: Die ſprunghafte Entwicklung des Kraftwagenverkehrs hat eine ſtändige Umwälzung im Straßenweſen ge⸗ cht. Reichsautobahnen, Reichs⸗ aßen, Landſtraßen 1. Ordnung und „Ordnung ſind ihrer Verkehrsbedeutung nach die neuen Gattungen der Straßen im werden bekanntlich von einem Zweigunterneh⸗ men der Deutſchen Reichsbahn, der Geſellſchaft 0 Die Reichsſtraßen— aus vorhandenen wichti⸗ ſeren Straßen der Länder, preußiſchen Pro⸗ zen und anderen Verwaltungen hervorge⸗ gen— ſind ſeit 1. April 1935 in der Ver⸗ waltung des Reiches. Bei den Landſtraßen 1 Ordnung ſind Träger der Straßenbaulaſt für nterhaltung und Ausbau die Länder und reußiſchen Provinzen, bei den Landſtraßen Ordnung öffentliche Körperſchaften, in Ba⸗ den zur Zeit die Kreiſe. Der Generalinſpekteur für das deutſche Stra⸗ ußenweſen iſt die oberſte Reichsſtelle für die Ver⸗ waltung der Reichsſtraßen; er übt außerdem ie Fachaufſicht über die fib 1. und Ordnung aus. Zur Erfüllung ſeiner Auf⸗ der und Provinzen, in Baden der Mini⸗ krialabteilung für Waſſer⸗ und Straßenbau inanz⸗ und Wirtſchaftsminiſteriums als Mittelsſtelle, die gleichzeitig oberſte Srraßen⸗ baubehörde und Straßenaufſichtsbehörde 18 und der Waſſer⸗ und Straßenbauämter als Bezirksſtellen. Derbeſſerung der Straßen Der neuzeitliche Verkehr und die Neuregelung des Straßenweſens haben begreiflicherweiſe überall in der Oeffentlichkeit den Wunſch nach Verbeſſerung der Straßen entſtehen laſſen, beſon⸗ ders, als die Durchführung der Arbeitsbeſchaf⸗ fungsprogramme einſetzte. Seit deren Abſchluß erſtreckt ſich die Bautätigkeit in großem Umfange auf den Um⸗ und Ausbau der Reichsſtraßen. Für die Landſtraßen ſtehen Mittel in gleichem Maße nicht zur Verfügung, doch finden auch auf dieſen Straßen durch das Land und die Kreiſe Verbeſſerungen ſtatt. Die Wünſche nach Verbeſſerung ſind in Baden, einem Lande mit teilweiſer dichter Beſiedlung, ſtarkem Fremden⸗ verkehr und wichtigen Durchgangsſtraßen allge⸗ mein ſo zabhlreich und oft auch ſo weitgehend, daß ſie nur teilweiſe und erſt in einer Reihe von Jahren erfüllt werden können. Nicht nur die Höhe der Geldmittel, ſondern in neueſter Zeit auch die verfügbaren Arbeitskräfte begren⸗ zen die Ausführung. ige Plätze in⸗ die für ſolche wen n, 4 hſen Während für die Verteilung der zu verbeſ⸗ nicht nur„Lie⸗ ſernden Stellen über das Land noch vor einem hnachtsbäume. Jahre die mehr oder minder große Arbeits· ingen auch die leoſigkeit der verſchiedenen Gebiete oft mitent⸗ zaue Deutſch⸗ cheidend war, wird nunmehr bei den Reichs⸗ Se warz⸗ fraßen der Um⸗ und Ausbau in der Haupt⸗ im Schwarz: fache auf einzelne Straßenzüge zuſam⸗ s bereits die mengefaßt, damit die Bauſtellen nicht zu ſehr aus Sach⸗ n werden und hier zunächſt der Ver⸗ zedarf in der lehr den Nutzen durchgehender Verbeſſexungen iten doch die erhält. Die in den letzten Jahren ausgeführten und Mittel⸗ Bauten ſind weiten Kreiſen bekannt, zum Teil er Tſchechoflo: auch ſchon als eine Selbſtverſtändlichkeit in imehr ausfal⸗ Vergeſſenheit geraten. Es ſind Verbreiterungen daß wir aus der Fahrbahn, Kurvenverbeſſerungen im Grund⸗ kiß und geeignete Ueberhöhungen in ſtarken ruch bei den Krümmungen, Ausgleich ungünſtiger Stei⸗ n Inland del⸗ ſen für andere ——— gungsverhältniſſe, Umbau von Brücken und Ortsumgehungen. Ob der Autofahrer nun auf der Strecke Weinheim— Mannheim, weiter⸗über Karlsruhe, Raſtatt nach Lörrach unterwegs iſt oder von Offen⸗ bu rg ri r%51 en 0 der Käufer von Freiburg das Höllental hinauf— Weion gerade hier werden die jetzt abgeſchloſſenen Ar⸗ llten Tannen heiten ſehr gelobt— oder von Lörrach nach 4— ände Schaffhauſen— überall werden die Verbeſſe⸗ ünen Wänden mungen ſehr angenehm empfunden. Größere zu ſuchen, der Baulen ſtehen für die nächſten Monate in Aus⸗ zen ſoll. Der ſicht. daß die Hän ihren Plätzen varten müſſen. Neues Bauprogramm 5 Weihnachts⸗ ich un fangreiches Bauprogramm vor. Geh⸗ und )nachtsbäume ge, für Fußgänger und Radfahrer chäft, bei owie wegen Freihaltung der Fahrbahn auch itig eingekauf r Kraftfahrer gleich wichtig, werden häufig 'n kann. Der unmittelbar neben der Fahrbahn und in glei⸗ ach dem Weih⸗ er Höhe mit dieſer angelegt. Sie ſind in die⸗ Ba em Falle durch unterſchiedliche Farbe oder Be⸗ memnmeug chaffenheit kenntlich oder werden durch helle icht verkaufte hreitköpfige Nägel, Steine und dergl. von der allzu reichli Fahrbahn abgegrenzt. Erwünſchter iſt es, die t. an W 3 er 4 733 Fahrbahn zu trennen. Dies wird dort durchge⸗ 4 führt, wo die Verhältniſſe es zulaſſen. Bei grö⸗ veihnachtlichen ßeren Veränderungen jeder Art wird auf gule achtstage und das Tännchen ihnachtsbaum⸗ e es aus dem Käufer lenken nden der Tan⸗ manche, denen in Weihnachts⸗ mhaben. Aber er großen Ge n werden Anpaſſung an die Landſchaft beſonders Bedacht genommen. Gute Verkehrsſicherheit Der Sicherheit des Verkehrs dienen außer inem guten Zuſtande der Fahrbahn die poli⸗ eiliche Regelung des Verkehrs, u. a. auch die überall an den Straßen zu beobachtenden Ver⸗ kehrszeichen, nämlich die Warn⸗, Gebots⸗, Ver⸗ ots⸗ und Hinweiszeichen, darunter die Weg⸗ weiſer mit der Kennzeichnung der Hauptver⸗ ehrsſtraßen durch deren Nummer und den Kilometerangaben für die Hauptentfernungen. Neu und allgemein geſchätzt ſind die Baken mit iumen nieder⸗ Schrägſtreifen beiderſeits vor den ſchienenglei⸗ Hans Jütte. Reichsautobahnen“, gebaut und unterhalten. en bedient er ſich der Verwaltungen der chen Bahnübergängen. Sie ſtehen in der Regel auf dreimal 80 Meter Entfernung vom Ueber⸗ gang rechts und links der Straßenfahrbahn, wobei die Zahl der Schrägſtreifen auf jeder Bale von 3 auf 1 nach dem Uebergang zu ab⸗ nimmt, Bei Nacht wirken die Streifen als Rück⸗ ſtrahler. Bis jetzt ſind die Baken an den Kreu⸗ zungen von Reichsſtraßen mit der Reichsbahn und mit Nebenbahnen angebracht; an den Land⸗ ſtraßen wird dies ütſchen Verkehrsnetz. Die Reichsautobahnen 1 Das Bauen an Verkehrsſtraßen Der Sicherheit des Verkehrs auf und an den Straßen dient auch eine beſondere Regelung für das Bauen an Verkehrsſtraßen in Stäpten und Dörfern. Auf dieſem Gebiet ordnend einzugrei⸗ fen, war ein dringendes Gebot der Zeit, Na⸗ mentlich in kleineren und mittlerxen Gemeinden waren im Laufe der letzten Jahrzehnte die Wohnſiedlungen von den geſchloſſenen Ortſchaf⸗ ten ſtrahlenförmig entlang den Verkehrsſtraßen in das glatte Land hinaus gewachſen, weil man Sämtliche Straßen wurden verbeſſert/ Auch im kommenden Jahr werden weikere Arbeiten durchgeführt die Koſten für die Aufſchließung von Bauge⸗ lände mit beſonderen Ortsſtraßen ſcheute. Auf dieſe Weiſe entſtand das Bild des ſogenannten Straßendorfes, wie wir es z. B. in engen Tä⸗ lern oder ſonſt begrenzten Gebieten von alters⸗ her vielfach finden. Die Siedlungen bringen Ortsverkehr, der den Durchgangsverkehr gefähr⸗ det und von dieſem im gleichen Maße ſelbſt ge⸗ fährdet wird. Es darf deshalb außerhalb ge⸗ ſchloſſener Ortſchaften nicht mehr an Verlehrs⸗ ſtraßen mit unmittelbarem Zugang zu dieſen gebaut werden. Entweder müſſen zwiſchen den Gebäuden und den Verkehrsſtraßen beſondere Wohnſtraßen liegen oder die Zuhenge in den Baublöcken müſſen auf der von der Verkehrs⸗ ſtraße abgelegenen Seite nach einer Wohnſtraße führen. Näheres iſt in einem Erlaß des Reichs⸗ und preußiſchen Arbeitsminiſters geregelt und mit ergänzenden Erläuterungen des Badiſchen Miniſters des Innern in deſſen Miniſterial⸗ blatt veröffentlicht. Den Bauliebhabern kann empfohlen werden, vor der Planung neuer Ge⸗ bäude an zuſtändiger Stelle ſich zu unterrichten. bei einem„Urmannemer“ in düſſeldorf Abſchluß der Vortragsfahrt zu den Badenern im Reich (Eigener Bericht des„Hakenkreuzbanner“) * Düſſeldorf, 18. Dez. Mit Mitgliedern des Vereins der Badener zu Hannover, der ſeit Jahren von dem aus Freiburg gebürtigen Eugen mit Verſtändnis und Hin⸗ gabe geleitet wird, verſammelten ſich viele Gäſte zu dem Lichtbildervortrag, der in die„Roman⸗ tiſche Welt am Oberrhein“ führte. Es war ein Sonntagabend. Und bald herrſchte heiteres, oberländeriſches Leben auf niederſächſiſcher Erde. Wie in den meiſten badiſchen Lands⸗ mannſchaften entſtammen weſentlich mehr Ver⸗ einsangehörige pfälziſchen, als alemanniſchen Bezirken. Aber in der Bezeugung ihrer Heimat⸗ verbundenheit ſtehen die ſüdlich von Offenburg Geborenen, den nördlich der Kinzig Beheimate⸗ ten nicht nach. Und, was noch wichtiger iſt: Sind durch die Bank vor allem andern Deutſche! Gute Deutſche! Es läßt ſich bei ſolchen Vorträ⸗ gen in der„badiſchen Diaſpora“ im Reiche nicht vermeiden, daß es ſpät wird. Bisher unbekannte Beziehungen, ja, ſelbſt ſolche verwandtſchaft⸗ licher Art, werden„entdeckt“, und man verab⸗ ſchiedet ſich von einem„Herrn Vetter“ oder einem„Fräulein Bäslein“! Obendrein einem ſehr hübſchen! Unſichtbar ſteht über der Landsmannſchaft der Badener zu Düſſeldorf:„Die ſchönſt' Stadt im Badiſche is halt do Dabei aber wird niemand benachteiligt und keine andere Stadt am Oberrhein etwa zurück⸗ geſetzt. Aber der 4 opferbereite, vieljäh⸗ rige, prächtige Carl Löſch, der die Badener in der ſchönen Stadt am Niederrhein leitet und betreut, iſt ein ſolcher„Urmannemer“, daß man die Stadt am Zuſammenfluß von Rhein und Neckar lieben lernen könnte, ſelbſt wenn man ſie nicht von Angeſicht zu Angeſicht kennen würde! Auch am Abend, der den Lichtbildervortrag übex die Landſchaften am Neckar, im Schwarz⸗ wald und am„See“ auf die Leinwand zau⸗ berte und dann noch eine tüchtige Handvoll von Geſchichten des„Landſchreibers von Liel“, von ihm ſelber erzählt, ausſtreute, ward Mann⸗ heims Ruhm nicht W geſungen. Und ſiehe da: Es kamen alle auf ihre Rechnung, und Tetzte badiſche Heldungen Verkehrserziehung in den Schulen Karlsruhe, 19. Dez. Da von den badi⸗ ſchen Schulen teilweiſe immer noch mangels anderer Möglichkeiten während der Schulpau⸗ ſen und für den Turn⸗ und Sportunterricht öffentliche Plätze und Straßen benützt werden müſſen, hat der Miniſter des Innern mit dem Miniſter des Kultus und Unterrichts folgende Vereinbarunag getroffen: „Der Aufenthalt von Schülern auf Straßen⸗ abſchnitten in den Schulpauſen oder zur Durch⸗ führung ſportlicher Uebungen iſt verboten. Wo Straßen ausnahmsweiſe für dieſe Zwecke in Anſpruch genommen werden müſſen, iſt bei der zuſtändigen ſtaatlichen Polizeibehörde zu veranlaſſen, daß während der Unterrichtszeit und der Schulpauſen ſowie für die Dauer der ſportlichen Uebungen das Straßenſtück geſperrt und der Verkehr umgeleitet wird. Hauptver⸗ kehrsſtraßen dürfen nicht benutzt werden.“ Brandſtifterin in Freiburg verhaftet Freitburg i. Br., 19. Dez. Am 14. Dezem⸗ ber wurde in Genf am Gerichtsgebäude ein Brandſtiftungsverſuch verübt. Eine Frau, die vor Jahresfriſt vom Strafgericht Genf zu zwei Monaten Gefängnis und 14jähriger Landesver⸗ weiſung verurteilt worden war, beſtrich die beiden Türen des Gerichtsgebäudes mit Oel und zündete ſie an. ſung aus dem Kanton Genf in Baſel lebte, in Freiburg i. Br. verhaftet werden. Unter ſchwerem Verdacht verhaftet Lörrach, 19. Dez. Dieſer Tage wurden hier zwei Frauen und ein junger Mann unter dringendem Verdacht des Giftmordver⸗ Mannem!“ Im Laufe dieſer Woche konnte nun die Frau, die nach ihrer Auswei⸗ nicht eine Stadt oder eine Landſchaft wäre ver⸗ geſſen worden! Als auf der weißen Leinwand das Bild von Carl Benz erſchien und die Stadt Mannheim als die Geburtsſtätte des Kraftwa⸗ gens gefeiert ward, da ſchmunzelten allerdings die zahlreichen Mannheimer nicht wenig, Dafür lamen dann zum gleichen Genuß die Heidel⸗ berger, als herrliche Fotos von den Reichsfeſt⸗ gezeigt wurden, die Karlsruher, als die chätze der Muſeen in der Gau⸗Hauptſtadt er⸗ wähnt und gerühmt wurden, die Schwarzwäl⸗ der, als die tannenumrauſchten Höhen in Dia⸗ poſitiven lockten, uſw. Der Abend in Köln erfreute ſich desgleichen eines guten Beſuches. Neben dem Vereinsleiter Hafner macht ſich der Schriftführer Kuner vor allem durch die Wiedergabe von Proben pfälziſchen, wie alemanniſchen Schrifttums ver⸗ dient. In Kob'lenz wurde der Werbevortrag für das Badnerland eingeflochten in eine Weih⸗ nachtsfeier der Badener in der Stadt am deut⸗ ſchen Eck, geführt durch Ingenieur Fleiſch⸗ hauer. Neben den Lichtbildern weckten auch die feſſelnden Werbeſchriften des Landesfrem⸗ denverkehrsverbandes lebhaftes Intereſſe für die oberrheiniſchen Reiſe⸗ und Ferienland⸗ ſchaften. 142 So erfüllte die Vortragsfahrt, die insgeſamt 38* 3 umfaßte, auch im Rhein⸗ and ihre neiſch en vor zahlreicher Zuhörer⸗ und Zuſchauerſchaft. Das Reizvolle ſolcher Ver⸗ anſtaltungen in Landsmannſchaften der Bade⸗ ner im Reich iſt in den wechſelſeitigen Wir⸗ kungsmöglichkeiten für Fremdenverkehrswer⸗ bung und der landsmannſchaftlichen Heimat⸗ pflege zu ſehen. Die Arbeit zur Vertiefung des Gedankengutes nationaler Gemeinſchaft, wie ſie durch ſolche Vorträge geleiſtet werden kann und wird, darf beſonders hoch eingeſchätzt werden. Schon darum iſt eine Fortführung dieſer Vor⸗ tragstätigkeit des Landesfremdenverkehrsver⸗ bandes und ihr Ausbau nach der Seite der Aufklärung über 40 Volks⸗ brauchtum(Trachten, Gebräuche uſw.) durchaus zu empfehlen. jovy. ieee ee eeree ſuchs an einer 56 Jahre alten Frau in Lör⸗ rach⸗Stetten feſtgenommen und ins hieſige Un⸗ terſuchungsgefängnis eingeliefert. Ueber den Sachverhalt kann zur Zeit noch nichts Leſag. werden, da die Unterſuchung noch nicht ab⸗ geſchloſſen iſt. Glimpflicher Sturz aus dem Fenſter * Säckingen, 19. Dez. Einen eigenartigen Unglücksfall erlitt dieſer Tage ein Einwohner in Oeflingen, der ſich zu weit zum Fenſter hinausbeugte, das Uebergewicht bekam und vier Meter abſtürzte, Glücklicherweiſe erlitt er nur äußerliche ungefährliche Verletzungen. Zuchthaus für Brandſtifter Konſtanz, 19. Dez. Der ledige, 27jährige Ferdinand Reichle hatte ſich vor dem Schwurgericht wegen Brandſtiftung zu verant⸗ worten. Der Angeklagte war mit ſeinem Dienſtherrn in Frickingen wegen Lohnauszah⸗ lung in Streit geraten und hatte daraufhin an einem Abend im Oktober das Haus ſeines Ar⸗ beitgebers angezündet. Der Angeklagte wurde für dieſe verbrecheriſche Tat zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Bergſtraße iſt reblausfrei * Wein eim, 19. Dezember. In Weinheim fand die Jahresverſammlung der Rebbeobachter für den Landesökonomieratsbezirk Ladenburg ſtatt, an welcher die örtlichen Rebbeobachter teilgenommen haben. Landesökonomierat Dr. Krumm gab die Beſtimmungen bekannt, die im Jahre 1936 im Intereſſe der Reblausbe⸗ kämpfung neu erlaſſen worden ſind. Er⸗wies insbeſondere auf die Anordnung über die Ent⸗ fernung ſämtlicher Hybriden in Miſchbeſtänden hin, welche bis Ende 1936 durchgeführt ſein muß. Anſchließend berichtete der Bezirksſach⸗ verſtändige Laumann aus Heddesheim über ſeine im Jahre 1936 im Rebgebiet gemachten Beobachtungen. Aus ſeinen Ausführungen war zu entnehmen, daß eine große Anzahl von Reb⸗ gewannen planmäßig auf das Vorhandenſein der Reblaus abgefucht worden ſei und daß ſich K das Rebgebiet der Bergſtraße als reb⸗ ausfrei erwieſen hat. In ſeinen weiteren Aus⸗ führungen behandelte Laumann verſchiedene Fragen aus dem Gebiete des Hybridenbaues, der Pfropfrebenpflanzung und der Schädlings⸗ bekämpfung. Hierbei wies er beſonders darauf hin, daß eine Reihe der vorhandenen Pfropf⸗ rebenanlagen nicht die erforderliche Pflege er⸗ ſahren haben, daß 84 in ſtarkem Maße eine ſogenannte Edelreis⸗Wurzelbildun ſtattfand und daß damit der eigentliche Zwe der Pfropfrebenpflanzung nicht erreicht wurde. Für die Zukunft wird es notwendig ſein, jede Pfropfrebenanlage in den erſten Entwicklungs⸗ jahren beſonders ſorgfältig zu behandeln. Im Anſchluß an die fand eine allgemeine Ausſprache ſtatt, in welcher verſchie⸗ dene noch offene Fragen geklärt wurden. Zum Schluß ſprach Landesökonomierat Dr. Krumm dem Bezirksſachverſtändigen und den anweſen⸗ den Rebbeobachtern den Dank ſür die geleiſtete Arbeit aus und verband damit die Bitte, auch künftighin an den Maßnahmen zur Bekämp⸗ fung der gefürchteten und gefährlichen Reblaus mitzuwirken. Volksweihnacht in Ladenburg Die deutſche Volksweihnacht, die im Zeichen der nationalen und gebefreudi⸗ gen Opferbereitſchaft ſteht, wird in Ladenburg ihren ſchönſten, ſichtbaren Ausdruck bei der Kinderbeſcherung am Montagabend in der Städtiſchen Turnhalle finden. Die Kinder, die beſchenkt werden, treffen ſich um 18.15 Uhr unter dem Volksweihnachtsbaum, wo auch die Jugendorganiſationen und Politiſchen Leiter angetreten ſind. Von hier aus geht es unter Vorantritt der Stadt⸗ und Feuerwehrkapelle mit brennenden Fackeln an die Turnhalle, wo unter den Klängen des Präſentiermarſches die Flaggenparade erfolgt. Zu Beginn der Feier wird Dr. Goebbels durch den Rundfunk an die deutſchen Kinder die Weihnachtsbotſchaft richten. Anſchließend erfolgt dann die Beſcherung der Kinder durch den Weihnachtsmann. Die Teil⸗ nehmer müſſen ihre Plätze um 18.45 Uhr einge⸗ nommen haben. Aus Schriesheim 80. Geburtstag. Am Freitag feierte Frau Gaber, Schriesheim, Talſtraße, in voller gei⸗ ſtiger und körperlicher Rüſtigkeit ihren 80. Ge⸗ burtstag. Der Altersjubilarin unſere beſten Wünſche. flus der Saarpfalz Der Heuwagen im Schaufenſter Meiſenheim, 17. Dez. Mitten in, der Stadt wollte ein Fuhrmann mit einem hochbe⸗ ladenen Heuwagen aus einer Seitenſtraße in die Hauptſtraße einbiegen. Auf dem glitſchigen Pflaſter kam der Wagen ins Rutſchen und ſtürzte ſchließlich um. Dabei fiel der Wagen DORV 609 66, Gut raſiert⸗ gut gelaunt! -BUCHNEEN G. M. B. Ff. öthlM-IMi KRoft ſamt der Ladung in das Schaufenſter eines Elektrogeſchäfts. Es iſt afeiag zu betonen, daß Scheiben und Auslagen vollſtändig zer⸗ trümmert wurden. ſlachbargebiele Siebzehnjährige Handtaſchendiebin Worms, 19. Dez. Im Wormſer Dom wur⸗ den in den letzten Monaten zahlreichen Per⸗ ſonen, die dort zur Beichte gingen, die Hand⸗ taſchen und andere Gegenſtände geſtohlen. Nun iſt es gelungen, die dreiſte Diebin auf friſcher Tat zu ertappen und feſtzunehmen. Es han⸗ delt ſich um eine 17jährige, hier bedienſtete Hausangeſtellte aus Pfeddersheim. Es konn⸗ ten ihr bisher zehn Handtaſchen⸗ und Geld⸗ börſendiebſtähle nachgewieſen werden, die ſie etwa ſeit Auguſt d. J. in Wormſer Kirchen be⸗ gangen hat. Schiffbauer erhielt 3 Jahre Zuchthaus Wiesbaden, 19. Dez. Die Große Straf⸗ kammer Wiesbaden verurteilte heute den Zu⸗ welendieb Schiffbauer zu drei Jahren Zuchthaus und drei Jahren Ehrverluſt. Der Staatsanwalt hatte fünf Jahre Ehrverluſt be⸗ antragt. Schiffbauer hatte bekanntlich am 27. Auguſt d. J. ſeiner Herrſchaft, einem Groß⸗ induſtriellen, Schmuckſtücke im Werte von 400 000 RM geſtohlen und war dann von Köln aus im Flugzeug nach Kopenhagen und von dort nach London geflüchtet. Dort wurde er einige Tage ſpäter beim Verkauf von Schmuck⸗ ſtücken verhaftet. Die geſtohlenen Juwelen konnten wieder herbeigeſchafft werden. Die Verhandlung hat ergeben, daß die in auslän⸗ diſchen Zeitungen teilweiſe gemachten Angaben über die Veranlaſſung zu dem Diebſtahl jeder Begründung entbehren. —— 0 —— 5———————————————— ——————————————————————————————————————————————————————— ——————— ——————— 3———————— —— ———— ————— ————— ———— — ————————————— —————— ———————— Mannheim „Hakenkreuzbanner“ 20. Dezember 1050 Ran nheim Bunte Vochenchronik aus odenwald und Bauland Aufgaben der Bauern beim Vierjahresplan/ Zwei Großkundgebungen * Buchen, 19. Dez.(Eig. Ber.) Den Schluß der Verſammlungen vor den Weihnachtsfeier⸗ tagen bildeten im Kreis Buchen zwei Groß⸗ kundgebungen gegen die rote Oſterburken und Buchen mit dem Reichs⸗ redner Pg. Utendörfer, Gaugerichtsvorſitzender im Gau Köln—Aachen. Sowohl in Oſterburken als auch in Buchen waren die Veranſtaltungen überfüllt. Weltpeſt in Mit dem Geſang der Nationallieder und einem„Sieg Heil!“ auf den Führer wur⸗ den die ſchloſſen. eindrucksvollen Kundgebungen ge⸗ In verſchiedenen Orten waren die Bauern⸗ ſchaften zuſammengekommen, um aus berufe⸗ nem Munde Vorträge über ſchaftliche Fragen zu hören. land wirt⸗ So ſprach in Walldürn Dr. Schmitt(Frankfurt) zu⸗ nächſt über die Bekämpfung von Getreideſchäd⸗ lingen und zeigte an Hand von Filmen ver⸗ ſchiedene Reinigungsanlagen für Getreide und Sagatgut. Ein zweiter Vortrag von Dr. Schmitt behandelte die Mäuſevertilgung durch Zelio⸗ Giftweizen. Landesökonomierat Boos(Bu⸗ neues chen) ſprach in längeren Ausführungen über die Aufgaben der Landwirtſchaft zur Erfüllung des Vierjahresplanes. An der Volksſchule Buchen fand in der Be⸗ richtswoche ein Kurs für Modellbau von Flug⸗ zeugen ſtatt. Zehn Lehrer aus der näheren und weiteren Umgebung von Buchen haben unter Leitung von Hauptlehrer Wagner(Rippberg) tüchtig gearbeitet und große Freude erlebt, als die Modelle dann auch tatſächlich ganz ſchöne Strecken geflogen ſind. Die Gemeinde Heidersbach hat für den zurückgetretenen Bürgermeiſter Hemberger in der Perſon des Landwirts Markus Bönig ein Gemeindeoberhaupt bekommen. Der⸗ ſelbe wurde bereits durch den Landrat auf ſein Amt verpflichtet. Der in den letzten Tagen herrſchende Nebel war die Urſache von zwei Autounfällen. So ſtießen zwiſchen Walldürn und Höpfingen ein Laſtwagen aus Urphar bei einem Perſonenwagen aus Mannheim zuſam⸗ men. Zum Glück war der Schaden nicht groß. Wertheim mit L. 20 hergeſtellt. Dagegen war der Unfall, der ſich zwiſchen Walldürn und Buchen ereignete ſchwerer. Wagen aus Tauberbiſchofsheim ſtieß infolge des Nebels an einen Baum. Leider gab es da⸗ bei außer dem Sachſchaden noch Verletzte. Weihnachten ſteht vor der Türe. das Wetter keineswegs Weihnachtsſtimmung zu machen. Jeden Tag Regen, Sturm, Nebel. Die Folge dieſes Sudel⸗ wetters iſt, daß ſo langſam die Grippe ſich breit macht, beſonders im Walldürner Odenwald, wo in einigen Orten, ſo in Rippberg, Schule geſchloſſen werden mußte B 10 Jahre Leichtflugzeugbau Klemm Böblingen,, 18. Dez. waren zehn Jahre vergangen, ſeit Regierungs⸗ baumeiſter Hans Klemm ſich von den Daimler⸗ Motorenwerke trennte und den Leichtflugzeug⸗ bau auf eigene Rechnung übernahm. Unter be⸗ ſcheidenſten Verhältniſſen wurde das mit dem 20 PS Mercedes⸗Motor ausgerüſtete Baumuſter In raſcher Folge erſchienen weitere Baumuſter, darunter die weltbekannte I. 25, das beliebteſte und verbreitetſte offene Schul⸗ und Sportflugzeug, und die Kl 32 als viel und gern benutztes Kabinen⸗Reiſeflugzeug. Den heute ſehr hohen Stand des Klemm⸗Leicht⸗ dazu angetan, Am 10. Dezember lugzeugbaues verkörpert die Kl 35, ein ebenſo hochwdeniiges wie wirtſchaftliches offenes Uebungs⸗ und Sportflugzeug⸗ Auf der Bauſtelle verunglückt Speyer, 19. Dez. Am Freitagabend er nete hiich auf einer Bauſtelle bei Dudenhof ein ſchwerer Betriebsunfall, dem ein Menſchen⸗ leben zum Opfer fiel. Der nach längerer A beitsloſigkeit ſeit kurzem erſt dort heſchüftt 22 Jahre alte Arbeiter Auguſt Wolf a Speyer geriet unter einen Bagger, wobei ih der Bruſtkorb eingedrückt wurde. 4 ſleues aus Tamperiheim * Lampertheim, 18. Dez. Am Mittwoch⸗ abend fand in Lampertheim eine Verdunke. lungsübung ſtatt. Die Durchführung bewiez eine gute Diſziplin der Einwohnerſchaft elang in allen Einzelheiten vorbildlich. 1 zuftſchutzbeirat fuhr mit Kraftwagen und kons trollierte die Häuſer, und es waren nur un⸗ weſentliche Beanſtandungen zu echnen der nachfolgenden Ausſprache Resg Orts⸗ gruppenführer Moskopp die Uebung als vors bildlich. Auch Polizeikommiſſar Manz gab ſeis ner beſonderen Befriedigung über die Dur führung Ausdruck. 4 100 —* 3— 70 —* Meine 7 Mema, hot reizend 27 Puppe „verehet grob vnd klein die gr. Weih- nochtsfreude. Sie ist obwyoschher, un. zerbrechlich, läoft, sitzt, schläft, sagt röchtige frisur u. is! 1835 ekleidet ſZz. An · u. Auszie preis nur RM..7 O. Dieselbe 62 cm groß RWM..60. 52 cm groß RM. 6. 6 porto u. Verpockun stellen Sie sofori, frei p. Nochn. Be- omit ich rechtzeitig liefern konn. H. Eble, Stuttgort 761 enl. O. 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Dezember 1036 1. 35, ein ebenſo liches offenes nglückt itagabend ereig⸗ hei Dudenhofen nrein Menſchen ⸗ ch längerer Ar⸗ dort beſchäfligte uſt Wolf aus ger, wobei ihm ꝛetheim Am Mittwoch⸗ eine Verdunke⸗ ahnen 1 ohnerſchaft und orbildlich. 5 vagen und lo waren nur un⸗ regiſtrieren. In Orls⸗ ebung als vor⸗ Manz gab ſei⸗ ber die Durch tiſch chers! en? fllbuchj .-. e, .- .-A. geſchenk 60 N. e der 7⁰0. 20 N. .- N .- 5. N. .-M. 4. Ml. 50.• zen die reihen jugend- Schau- „12 „Hakenkreuzbanner“ 20. Dezember 1986 Mannheim Pirmasens ie deutsche Schuhmetropole „Klein-potstam“ in der Südwesteche des Reiches/ Wirtschaft und Leben einer Grenzstadt Kaum zwei Fußſtunden von der Reichsgrenze entfernt liegt die Schuhſtadt Pirmaſens in der Sildweſtecke der Rheinpfalz. Der Vorpoſten⸗ charakter dieſer Stadt wird nur allzu oft deut⸗ lich, wenn von der Feſtung Bitſch unſerer weſt⸗ lichen Nachbarn der Geſchützdonner übender Ar⸗ tillerie und in ſtillen Nächten das Maſchinenge⸗ wehrgelnatter von hart an der Grenze ma⸗ növrierender franzöſiſcher Infanterie herüber⸗ tönt. Beſieht man ſich die Karte und zieht die mißlichen Vertehrsverhältniſſe in Betracht, die jetzt zum Troſte für die Pirmaſenſer eine Ver⸗ beſſerung erfahren, ſo gelangt man zwangsläu⸗ ſig zu der Feſtſtellung, daß die Pirmaſenſer, um mit ihren eigenen derben Worten zu reden, „hinnerm Mond dehäm“ ſind. Und in der Tat, die Lage dieſer Stadt iſt denkbar ungünſtig für ihre Induſtrie, noch ungünſtiger aber für den Fremdenverkehr. Die auf die geographiſche Lage zurückzufüh⸗ renden Unbilden, welche Pirmaſens beſonders in der Nachkriegszeit erleiden mußte, ſind ſo mannigfach, daß es der äußerſten Kraftanſtren⸗ gung, deren die zähe und nie verza⸗ gende Art des Pirmaſenſers fähig iſt, bedurfte, um die Grenzſtadt in wirtſchaft⸗ licher und politiſcher Hinſicht zu dem zu machen, was ſie heute iſt. Nicht unterzutriegende Em⸗ ſigkeit, tatbereite Unternehmungsluſt, die nicht verſagt und immer wieder von neuem beginnt, auf der einen Seite und opferbereite, ja fana⸗ tiſche Vaterlandsliebe ſeiner Einwohner ande⸗ rerſeits befäühigten Pirmaſens, ſich ſelbſt in ſchlimmſten Zeiten wirtſchaftlicher und völkiſcher Not zu behaupten und verſchafften ihm den Ruf einer Stadt von induſtrieller Bedeutung und nationalem Opfergeiſt und Selbſtbehaup⸗ tungswillen. Die Wirtſchaftslage der Stadt Gedeih und Verderb der Stadt Pirmaſens hüngen eng mit der Schuhinduſtrie zuſammen, die Pirmaſens mit faſt 50000 Einwohnern ihren Charatter gibt. Das Auf und Nieder die⸗ ſer Induſtrie iſt das Wirtſchaftsbarometer für die geſamte Stadtbevölterung und wird in je⸗ dem Haushalt und in jeder Familie ſpürbar. Die Schuhinduſtrie in Pirmaſens geht in ihrem Urſprunge auf die Wende des 19. Jahr⸗ hunderts zurück. Heute weltbekannt, leitet ſie ihr Entſtehen aus ganz kleinen Anfängen her. Landgraf Ludwig IX. von Heſſen⸗Darmſtadt erwählte das Dorf Pirmaſens, das vorher durch Religionstriege und nicht zuletzt durch die furchtbaren Wirren des Dreißigjährigen Krieges bittere Zerſtörungen über ſich ergehen laſſen mußte, zu ſeinem Wohnſitz, erhob es einige Jahre ſpäter zur Stadt, warb nach dem Vorbilde ſeines Zeitgenoſſen, Friedrich des Großen,„lange Kerls“ und machte aus dem kleinen Ort durch die Bildung eines„Leib⸗Gre⸗ Huf treuer Schwer hat heute die Pirmaſenſer Schuh⸗ induſtrie um ihren Beſtand zu ringen. So man⸗ cher Sohn der Stadt mit fachmänniſchen Qua⸗ litäten muß ſein Brot draußen ſuchen. Unge⸗ wollt hilft er mit, ſeiner Vaterſtadt Konkurrenz zu machen. Allüberall in deutſchen Gauen wer⸗ den Schuhe ſabriziert. Da gilt es für Pirma⸗ ſens, durch Herſtellung eines preiswerten und gediegenen Schuhes den alten guten Ruf des heimiſchen Fabritates zu wahren. Es wird dann den Voltsgenoſſen im ganzen Reiche nicht ſchwer fallen, durch Kauf von Pirmaſenſer Schuhen der Grenzſtadt in ihrer bedrängten Lage beizuſtehen. Daß die Schuhſtadt einer derart zum Aus⸗ druck gebrachten Hilfe würdig iſt, hat ſie be⸗ wieſen in den Tagen tieſſter Erniedrigung des Deutſchen Reiches. Gleichwie alle Pfälzer wa⸗ ren die Pirmaſenſer durch nichts wantend zu nadier⸗Regiments“ eine Garniſonsſtadt, für die die Bezeichnung„Klein⸗Potsdam“ wohl zutreffend iſt. Die Frauen der Soldaten hatten bereits zu Lebzeiten des landgräflichen Gebieters ſich mit der Herſtellung von Haus⸗ ſchuhen im Nebenerwerb befaßt. 1790 erfolgte der Tod des Landgraſen und damit kehrte die Not ein in den Familien der Grenadiere. Not macht betanntlich erfinderiſch. Nunmehr ſtellten die Pirmaſenſer billige Stoffſchuhe her und die Frauen wanderten, mit dieſer Laſt auf dem Rücken, durch das ganze Land. Der Schuh⸗ macher Joß, dem auf dem Schloßplatze in Pir⸗ maſens in dem Schuſterbrunnen ein Denkmal geſetzt iſt, gilt gewiſſermaßen als Vater der Schuhinduſtrie. Heute iſt die Stadt der Haupt⸗ platz für die geſamte deutſche Schuhiaduſtrie und wohl auch der bedeutendſte Schuhinduſtrie⸗ ort der Welt. L Grenzwacht machen in der Treue zum Vaterlande. Die Tat jenes Februartages im Jahre 1924 gab das Zeichen zur endgültigen Abſchüttelung des von Vaterlandsverrätern der Pfälzer Bevölterung auferlegten Foches. Trotz fremder Beſatzung, trotz Bedrohung mit Waffe, Gefängnis und Ausweiſung entledigte ſich der Pirma⸗ ſenſer in jäh aufbäumender Empö⸗ rung der ſeparatiſtiſchen Gewalt⸗ herrſchaft. Alle guten Deutſchen atmeten auf, der Rame Pirmaſens wurde überall im Vaäterlande mit Achtung genannt, die ganze Welt horchte auf. Der gleiche ſtarke Geiſt, der gleiche entſchie⸗ dene völkiſche Wille ließ die Stadt frühzeitig zur Hochburg des Nationalſozialismus werden. Oft richteten ſich die Blicke aller national und ſozial geſiunten Deutſchen nach Pirmaſens, wo bei allen Wahlen und Volksabſtimmungen in Rekordziffern die heiße Liebe zur engeren und zur großen Heimat zum Ausbruch kam und der Pirmaſenſer ſich bereits zu Zeiten, als das Häuflein der Getreuen Adolf Hitlers noch klein war, als entſchiedener, fanatiſcher und für den inneren Gegner nicht ſelten gefährlicher und recht unbequemer Gefolgsmann des Führers erwies. Stets und immer war ſich der Pirma⸗ ſenſer bewußt, daß er angeſichts der nahen Grenze auf Vorpoſten ſtehe und ihm desz⸗ halb eine ganz beſonders wichtige natih⸗ nale Pflicht auferlegt ſei. Eigenartige Stadt Die Arbeitsſtadt an der Grenze iſt weder reich an bedeutenden Baulichleiten noch an Denkmälern einer großen Vergangenheit. Aber ſo eigenartig der Charakterzug des Pirmaſen⸗ ſers iſt, ſo eigenartig iſt auch ſeine Stadt, die ſchon in ihrem äußeren Ausſehen ſo ſehr von den üblichen Städtebildern abweicht. Das Auf und Ab der Straßen bietet dem Fremden einen ungewohnten Anblick. Nicht bequem ſind die Verkehrsadern dieſer Stadt, ſondern mitunter eng und hügelig. Auch nicht ſchnurgerade ſind ſie wie die Straßen in der Ebene. Wie in allen Städten mit großen Höhenunterſchieden ſind Treppenſtraßen vorhanden und zwel gewaltige Betonbrücken, von denen die größere, Hindenburgbrücke genannt, die anſehn⸗ liche Länge von 200 Meter hat, Überſpannen weite Wieſentäler, um neue Stadtteile zu er⸗ ſchließen. Um eine beſſere Abwicklung des ſich immer mehr ſteigernden Verkehrs zu bewert⸗ ſtelligen, ſind erſt dieſer Tage eine Reihe Sira⸗ ßen, die aneinandergereiht die Durchgangslinie von Oſt nach Weſt bilden, unter erheblichen Köo⸗ ſten von der Stadtverwaltung mit einem Aſphalttleide verſehen worden, ſo daß der auz Richtung Landau nach dem Saarland ſich be⸗ wegende Kraftfahrer angenehmere Eindrüche als bisher aus Pirmaſens mitnimmt. Genau Eesttagsrxrügklahrkerten Ne Sohmtegarüchiehrihriem, Urilaubsfahrien au amii. Preisen im mee 55 2— büro Plankenhof Fernsprecher 34321 SlEMENS ELE Erhältlich in den Fachgeschöften Wer Deutschlend fichtig łennen ſernen will, mubß such einmol LI aaa det deutschen Schuhmetropole. verb nden. in dieſer eigenꝭrtigen Bergsteédt finden Sie gepflegte Göstitötten, interenante Bòuten .d.., und in ihrer Umsebuſ zeigt ihnen die Natuf viel ubefroschendes. bequeſe postlroſt/yagenverbindungen u. 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Aus Türme gen 5 ſtolze Burgen Der Süden deutſame Geb ſtehende, aber kenhaus, in Stadtverwaltu der ſtaatlicher hörden ein haus“ erſteh⸗ Geſundheit de nende, erſt no ſtellte ſtädtiſ ſchwimmb⸗ keit geſagt we ſeinesgleichen bau der D mit ſeinen ge — Vor der Verlangen von gemei r engeren und h kam und der iten, als das tlers noch klein r und für den fährlicher und des Führers ich der Pirma⸗ und ihm des⸗ htige natio⸗ enze iſt weder eiten noch an ngenheit. Aber des Pirmaſen⸗ ine Stadt, die en ſo ſehr von eicht. Das Auf Fremden einen uem ſind die idern mitunter nurgerade ſind bene. Wie in enunterſchieden nden und zwei bon denen die nt, die anſehn⸗ „ überſpannen tadtteile zu er⸗ icklung des ſich yrs zu bewert⸗ ne Reihe Stra⸗ durchgangslinie erheblichen Ko⸗ ig mit einem ſo daß der aus larland ſich be⸗ nere Eindrüce tnimmt. Genau „Hakenkreuzbanner“ 20. Dezember 1936 demſelben Zwecke wird die zur Zeit im Bau hefindliche Umgehunsſtraße am Nord⸗ rande der Stadt mit nahezu vier Kilo⸗ meter Länge dienen. Bemerkenswerte Stätten In ihrem weiteren Verlaufe führt uns die neue Straße an der kilometerweit ſich ausdeh⸗ nenden vorſtädtiſchen Kleinſiedlung für kinderreiche Familien vorbei. Auf der luf⸗ tigen und ſonnenüberfluteten Huſterhöhe leihen ſich die ſchmucken Häuschen mit ihren ſauberen Gärten und dokumentieren ſo, indem ſie 365 früher in dumpfen Stadtwohnungen hauſenden Familien eine ideale Heimſtätte ge⸗ ben, eindrucksvoll nationalſozialiſtiſches Wol⸗ len. Unweit der Siedlung breitet ſich der neue Feſtplatz mit einer Fläche von beinahe einem Duadrattilometer aus. Von dem durch die Siedlung gekrönten Höhenrücken der Huſterhöhe ſieht der Beſucher die Stadt von Norden und gewiſſermaßen in ihrem Rücken. Von Weſten aus geſehen aber hat er das über Berg und Tal verſtreute Häu⸗ ſermeer ſwie eine Theaterbühne vor ſeinen Blicken. Aus dem Gewirr recken Kirchen ihre Türme gen Himmel und Fabriten ragen wie ſtolze Burgen hervor. Der Süden der Stadt birgt gleich drei be⸗ bdeutſame Gebäude: Das ſchon längere Zeit ſtehende, aber trotzdem neuzeitliche große Kran⸗ lenhaus, in deſſen unmittelbarer Nähe die Stadtverwaltung in Kürze zur Unterbringung der ſtaatlichen und ſtädtiſchen Geſundheitsbe⸗ hörden ein ſogenanntes„Geſundheits⸗ haus“ erſtehen laſſen wird; das ebenfalls der Geſundheit des arbeitenden Volksgenoſſen die⸗ nende, erſt nach der Machtübernahme fertigge⸗ ſtellte ſtädtiſche Hallen⸗ und Frei⸗ ſchwimmbad, von dem ohne Ueberheblich⸗ keit geſagt werden darf, daß es weit und breit ſeinesgleichen ſucht, und ſchließlich der Neu⸗ bau der Deutſchen Schuhfachſchule mit ſeinen geräumigen Lehr⸗ und Maſchinen⸗ ſälen, dem Führernachwuchs der geſamten deut⸗ ſchen Schuhinduſtrie eine Stätte der fachlichen Ausbildung bietend. Noch viele ſehenswerte Dinge und Beſonder⸗ heiten wären hier anzuführen, die die Stadt in ſich birgt, wobei auf keinen Fall das ſtädti⸗ ſche Heimatmuſeum vergeſſen werden dürfte mit reichem Material aus der landgräf⸗ lichen Zeit. Es zieht uns aber hinaus in die herrliche Umgebung der Stadt. Unſere Gedan⸗ ken und unſer Sehnen im grauen Einerlei des Arbeitstages wandern hinaus auf den zahl⸗ reichen Straßen, Wegen und Pfaden in das Geheimnis der hochragenden Wälder, über Tä⸗ ler und Höhen, verweilen bei den zahlreichen Felsgebilden und Burgruinen, die von einer bewegten Vergangenheit erzählen. Unſer Blick geht von den Gipfeln der Berge hin über Wipfel des Pfälzer Waldes, über die grünen Täler mit ihren klaren Waſſerläufen. Die Natur offenbart ſich hier in verſchwenderi⸗ ſcher Fülle, an der ſich Seele und Körper, die im zermürbenden Alltagskampfe müde gewor⸗ den ſind, erquicken und ſtärken können. Dem Wanderer und Naturfreund bieten ſich zahl⸗ reiche Ziele: Forſthaus Beckenhof, Felſentor, Schillerwand, Gebrochene Felſen, Kanzel, Bä⸗ renfelſen, Bruderfelſen, Teufels⸗Tiſch, Kugel⸗ felſen mit Eisweiher, der im Sommer Ruder⸗ gelegenheit und im Winter Gelegenheit zum Eislauf bietet. Wer über einen Spaziergang hinaus einen Ausflug vorzieht, hat nicht minder viele Mög⸗ lichkeiten: Rotenſtein, Schloßruine Gräfenſtein, Lemberger Schloß, Altes Schloß, Eppenbrunn mit Weiher, Maiblumenfelſen, Ruppertsfelſen, Hoheliſt, Luitpoldsturm und andere mehr, nicht zu vergeſſen das Dahner Felſenland mit ſeinen zahlreichen Burgen. Wenn die Stadt bisher wenig für ſich und ihre Umgebung die Trommel rührte, ſo zeugt dies von ihren Bewohnern, daß ſie ſich der Schönheit ihrer Heimat nicht bewußt geweſen ſind, weil ſie ſtets ihres Anblicks gewöhnt wa⸗ ren. Erſt wenn der Pirmaſenſer in der Fremde an vielgeprieſenen Punkten ſeine Ferien ver⸗ bringt, wird er des herben und eigenartigen Reizes ſeines Heimatlandes inne. Und er ladet ſeinerſeits, eine unangebrachte Beſcheidenheit abſchüttelnd, den Fremden ein, ſich dieſes Fleck⸗ chen Erde im äußerſten Südweſtzipfel des gro⸗ ßen Vaterlandes anzuſehen. Gutes Pirmasenser Schuhwerk Wohl ſelten hat ſich ein Induſtriezweig auf einem Platz und ſeine nähere Umgebung zu⸗ ſammengedrängt, in ſolch hohem Maße ent⸗ wickelt wie die Pirmaſenſer Schuhinduſtrie. Die Anfänge ſind in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts zu ſuchen, wo in oem damaligen Höhendorf Pirmaſens, heute hart an der franzöſiſchen Grenze gelegen, Frauen der Grenadiere des Landgrafen Ludwigs IX. von Heſſen im Nebenerwerb Wollhaus⸗ ſchuhe herſtellten und verhauſierten. Dieſe Hausinduſtrie entwickelte ſich vor hundert Jah⸗ ren zur Fabrikinduſtrie. Sie baute ſich im Ver⸗ lauf der Jahrzehnte in der Stadt Pirmaſens, die heute nahezu 50 000 Einwohner zählt, und in der Umgebung im Umtreis von 25 Kilo⸗ meter aus. Heute zählt man in Pirmaſens rund 300 Schuhfabrikbetriebe— Groß⸗, Mittel⸗ und Kleinbetriebe, mit etwa 14000 Mann Gefolg⸗ ſchaft und in der Umgebung 150 Betriebe mit über 10000 Gefolgſchaftsmitgliedern. Es gab alſo trotz des ungünſtigen Standortes der Schuhinduſtrie kein Stillſtand in der Entwick⸗ lung. Krieg und Beſatzung, Wirren und Kri⸗ ſen haben zwar immer Schwierigkeiten bereitet, aber dank des Wagemutes, vor allem aber durch Tüchtigkeit, Fleiß und Anpaſ⸗ ſungsfähigkeit der Induſtrie konnten dieſe überwunden und der Aufſtieg weiterge⸗ führt werden. Die letzte Kriſenzeit in den Jahren 1929 mit 1932 machte der Pirmaſenſer Schuhind.elrie viel zu ſchaffen, aber nach der Machtergreiſang durch Adolf Hitler hob ſich die Beſchäftigung und war ganz beſonders 1933 und 1934 gut. Sie ließ zwar im Jahree 1935 durch die vor⸗ herige Ueberproduktion etwas nach, ſteigerte ſich dann aber wieder 1936, ſo daß am Ende dieſes Jahres die Zahl der Vollerwerbsloſen in der Schuhinduſtrie in Stadt und Bezirt Pirmaſens unter 2000 geſunken iſt. Materialbeſchaffung und Arbeits⸗ beſchaffung einerſeits und Abſatzge⸗ ſtaltung und Preisgeſtaltung ande⸗ rerſeits ſind die Probleme, welche die Pirma⸗ ſenſer Schuhinduſtrie zur Zeit bewegen. Das Rohmaterial wird ergänzt dadurch, daß brauch⸗ bare Kunſtſtoffe, die es ermöglichen, einen Qualitätsſchuh alter Güte herzuſtel⸗ len, verwendet werden. Hier kommt der Pir⸗ maſenſer Schuhinduſtrie gerade ihre Anpaſ⸗ ſungsfähigteit, die ſie in allen Konjunkturen be⸗ wieſen hat, zuſtatten. Bei der Arbeitsbeſchaf⸗ fung iſt es aber notwendig, daß durch öffent⸗ liche Aufträge nachgeholfen wird. Hier darf der Standort nahe an der Grenze kein Hindernis bilden; denn man hat immer die Pirmaſenſer Schuhinduſtrie und ihre Gefolgſchaft auf dieſem vorgeſchobenſten ſüdweſtlichſten Poſten des Deultſchen Reiches auf treuer Wacht gefunden. Früher war im Voltsmund Pirmaſens als „Schlappenſtadt“ bekangnt und man ſprach manchmal geringſchätzig von dem Pirmaſenſer Schuh. Heute hat Pirmaſens den Namen„Pir⸗ maſens, die deutſche Schuhmetro⸗ pole“, und jedermann weiß, daß in Pirma⸗ ſens ſtabiles preiswertes Schuhwerk jeder Art, namentlich aber der Damenſchuh, hergeſtellt wird. Wer es noch nicht wiſſen ſollte, dem ſei geſagt, daß in Pirmaſens und Umgebung ſozu⸗ ſagen ein Drittel des deutſchen Schuhwerks hergeſtellt wird. Die Pirma⸗ ſenſer Schuhinduſtrie durchlebt zwar ſchwere Zeiten, aber mit Wagemut und Optimismus geht ſie an die Aufgabe heran, im Rahmen des Vierjahresplanes an dem Wiederaufbau der deutſchen Wirtſchaft mitzuhelfen. R. Die Bezirkssparkasze pirmazens nm rrs 5 ——— — AEG * an 2, zgeräte Büro Mannheim N 7, 5 kelrültlicl. im Faclihandel. Aus Kkunft durch: Allgemeine Elektrizitãts-Gesellschaft Büro Saarbrücken Triarer Straſe 25 Wir v/issen, daß unsere Wirtschòft nicht empor— Kommen könn, wenn nicht eine Synthese gefun- den wird Zzwi— schen der Frei- heit des schöp- ferichen Geiſtes u. der Verpflich- tunę dem Volls- gonzen gegen⸗- über. Aus der RNede zum Tog der notionãlen Arbeit am 1. HHeI1955 —————— ——————————————————— Vorteilhafte Tarifänderungen verlengen Sie näh. Auskünfte b. Fahrkartenschalter und holen Sie Angebote bei Veronstẽltunę von gemeins. Neĩsen.bei Gefolęscheftsausflugen ein. 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Immerhin können Sie ein Geſuch mit eingehender Darlegung aller Gründe, die für die Notwendigkeit eines Führerſcheins ſprechen, an das Polizeipräſidium richten. L. D. Wie lautet das Thema über die Reichsauto⸗ bahnen beim Wettbewerb der Schüler!— Ant⸗ wort: Das Aufſatzthema hieß:„Warum läßt der Führer Reichsautobahnen bauen?“ Der letzte Ein⸗ ſendetermin war jedoch ſchon am 30. November. Fragen aus dem Rechtsleben E. H. Wann verjähren Betrugsfälle, die von 1930 bis 1933 geſchehen ſind, wenn die einzelnen Beträge unter RM. 200.— liegen? Beſteht hierfür eine Am⸗ neſtie? Kann Betrug beſtraft werden, auch wenn die Beträge zurückerſtattet worden ſind?— Antwort: Im allgemeinen verjährt der Betrug in fünf Jahren (§ 67 Abſatz 2 StrGB). Nur da, wo Zuchthausſtrafe angedroht iſt(§ 2653 Abſatz 4 StrGy), verjährt der Betrug in zehn JFahren(§ 67 Abſatz 1 StrGB). Ge⸗ mäß 5§ 2 Ziffer 2 Satz 2 des Geſetzes über die Ge⸗ währung von Straffreiheit vom 23. April 1936 wird ein Verfahren ſolcher Zuwiderhandlungen nicht ein⸗ geleitet, die vor dem 20. April d. J. begangen ſind und keine höhere Strafe als Freiheitsſtrafe von einem Monat und Geldſtrafe, bei der die Erſatzfreiheitsſtrafe nicht mehr als einen Monat beträgt, zu erwarten iſt. Der Beſtrafung unterliegt Betrug auch dann, wenn die Beträge zurückerſtattet wurden. Aus dem Fürſorgeweſen A. A. Almenhof. Meine 67jährige Schweſter lebt ſeit Jahren bei ihrer verheirateten Tochter in Breslau.“ Von der Stadt erhielt ſie bisher RM. 30.— im Monat. Nunmehr wurde dieſe Rente allen Empfängern ge⸗ ſtrichen. Meine Schweſter hat keinerlei Einkommen oder Vermögen. Die Stadt Breslau ſagte ihr, daß der Schwiegerſohn für ſie aufkommen müſſe. Der erklärt, daß ihm das völlig unmöglich ſei und er außerdem ſeine Wohnung verkleinern müſſe, ſo daß er meine Schweſter überhaupt nicht mehr bei ſich haben kann. Ich ſelbſt habe nur eine kleine Penſion, die gerade für meinen Lebensunterhalt reicht, würde jedoch meine Schweſter zu mir nehmen, ſofern ſie nur eine lebensmögliche Unterſtützung erhält. Würde ſte auch von der NSV ebetreut werden? An welche Stelle kann ich mich wenden?— Antwort: Es käme eventuell eine Unterſtützung durch die Fürſorge in Frage. Wen⸗ den Sie ſich an das Fürſorgeamt in kK 5, wo man Ihnen im einzelnen ſagen wird, welche Unterſtützung ihre Schweſter erhalten kann. Wegen der Betreuung durch die NSV empfehlen wir Ihnen eine Vorſprache bei Ihrer zuſtändigen NSV⸗Ortsgruppe. Für Vogelfreunde K. Sch. Zu einer Anfrage unter demſelben Zeichen. über den Vogel Böhammer macht uns ein freundlicher Leſer noch nähere—— Er ſchreibt: Der Böhammer, deſſen Gefieder am Kopf, Rücken und Schwanz ſchwarz iſt, am Rücken unter den Flügeln und an den Flügelbögen vom Weißen zum Ziegelroten übergeht, der am Schnabel dunkel, am Bauch weißlich und nach hinten ſchwarz punktiert. iſt, heißt in, Wixklichteit Bergfink und wird in manchen. Tife Deutſchlands-auch Böhmer, Quäker, Zetſcher, Tüfinenfint uſw. genannt. Sein lateiniſcher Name iſt Fringilla montifringilla L. Seine Heimat iſt Schweden, Norwegen und das nördliche Rußland, ſowie die Rand⸗ ſtaaten daſelbſt. Bei Schnee und Eis kommt er aber auch zu uns nach Deutſchland, insbeſondere in die Rheinebene! Er iſt etwa ſo groß wie der Buchfink, meiſtens dick und fett, weshalb er in der Rheinpfalz als ein Leckerbiſſen erlegt wird. Die Jagd nach dem Böhammer erfolgt in der Regel zur Nachtzeit. Die Böhammer ſitzen dann reihenweiſe auf den Aeſten der Bäume. Die Böhammerjäger rücken deshalb mit Leuchtwerk(gewöhnlich einem eiſernen Gerät mit Brennmaterial) aus, damit ſie die ſchlafenden Böham⸗ mer auch ſehen können. Dann erlegen ſie dieſe mit einem langen Blasrohr. Sobald ein Vogel aus der Mitte heruntergeſchoſſen worden iſt, rücken die anderen Böhammer wieder zuſammen, um ſich zu erwärmen. Das Erlegen der Böhammer muß aber ganz geräuſch⸗ los geſchehen. Das Zuſammenrücken der Vögel nach erfolgter Erlegung eines ihrer Genoſſen bewirken ſie im Schlaf. Bei irgendeinem ſtärkeren Geräuſch fliegen ſie aber auf und davon mit großem Lärm. Der Ge⸗ ſang des Bergfinken(Böhammer) iſt nicht nennens⸗ wert. Böhammerjäger gibt es in Bergzabern, Landau (Pfalz), Edenkoben, Neuſtadt und Umgegend, wie auch in der übrigen Vorderpfalz. Eheſorgen E. D. Iſt es möglich, daß der Sohn eines Juden und einer ariſchen Mutter ein deutſches Mädchen hei⸗ raten kann?— Antwort: Gemäß 35 3 der erſten Verordnung zur Ausführung des Geſetzes zum Schutze des deutſchen Blutes und der deutſchen Ehre vom 14. November 1935 bedürfen ſtaatsangehörige jüdiſche Riſchlinge mit zwei volljüdiſchen Großeltern zur Eheſchließung mit Staatsangehörigen deutſchen oder artverwandten Blutes der Genehmigung des Reichs⸗ miniſters des Innern und des Stellvertreters des Führers oder der von ihnen beſtellten Stelle. Das Geſuch iſt an das badiſche Miniſterium des Innern zu richten, welches es dann dem Reichsausſchuß für Ehegenehmigung in Berlin zur Entſcheidung vorlegt. DTa eine Anzahl Unterlagen dem Geſuch beiliegen müſſen, empfiehlt ſich eine Vorſprache beim Standes⸗ beamten hierwegen. Grundſätzlich iſt dazu zu be⸗ merken, daß ein deutſches, artbewußtes Mädchen von 119 aus auf eine Heirat mit einem Halbjuden ver⸗ zichtet. D. W. Ich war dreimal verheiratet. Zweimal bin ich auf eigenes Verſchulden, das letztemal auf beider⸗ feitiges Verſchulden geſchieden worden. Darf ich jetzt noch einmal eine Ehe eingehen?— Antwort: Ja. A. L. M. 14. Meine Verwandte iſt mit einem Wit⸗ wer mit drei Kindern verheiratet. Aus dieſer Ehe ging noch ein Kind hervor. Von ihrer Seite wurden in die Ehe Möbel, Wäſche, ein Klapier uſw. mitgebracht. Für neu angeſchaffte Möbel bei der Eheſchließung wurden von ihr zwei Drittel der Kaufſumme ge⸗ zahlt. Sie möchte nun die in die Ehe mitgebrachten gerne⸗ Streitigleeiten lei Abæallungegeschäften Die neuére Rechisprechung schützt den wirtschaftlich sdwachen Käufer Das Reichsgeſetz über die Abzahlungsgeſchäfte findet auf die in heutiger Zeit recht häufigen Fälle Anwendung, daß. eine Privatperſon be⸗ wegliche Sachen gegen Teilzahlung kauft. Bei allen dieſen Rechtsgeſchäften pflegt ſich der Ver⸗ käufer das Eigentum an der verkauften Sache bis zur völligen Bezahlung des Kaufpreiſes vorzubehalten. Dieſer Eigentumsvorbehalt bil⸗ det für den Käufer dann eine gewiſſe Gefahr, wenn er ſeinen Verpflichtungen aus irgendwel⸗ chen Gründen nicht ordnungsmäßig nachkom⸗ men kann. Um zu verhindern, daß der Verkäu⸗ fer dann einmal von ſeinem Eigentumsvorbe⸗ halt Gebrauch macht, alſo die verkaufte Sache zurücknimmt, andererſeits aber daneben auf ganz oder teilweiſer Erfüllung des Kauſvertra⸗ ges beſteht, alſo die geleiſteten Raten behält oder ſogar noch weitere Raten verlangt, be⸗ ſtimmt das Geſetz, daß jede Ausübung des Eigentumsvorbehaltes als Rücktritt gilt. Wes⸗ halb ſich die Parteien dann die beiderſeitigen Leiſtungen gegenſeitig zurückzuge⸗ währen haben, allerdings kann der Ver⸗ käufer die Abnutzung der Kaufſache in Anrech⸗ nung bringen. Für den Prozeßfall bedeutet dieſe zwingende geſetzliche Regelung, daß der Verkäufer entweder auf Zahlung oder auf Herausgabe klagen muß, in welchem letzteren Falle der Käufer auch nur Zug um Zug gegen Rückgabe der geleiſteten Anzahlungen zur Her⸗ ausgabe verpflichtet iſt. Der klare Sinn dieſer geſetzlichen Regelung iſt der, den wirtſchaftlich ſchwachen Käufer wiſ⸗ ſen zu laſſen, woran er iſt, und ihm ſür den Fall, daß er doch zahlen muß, auch den Genuß der gekauften Sache zu belaſſen. Gerade im Prozeßwege iſt aber gegen dieſe Abſicht des Geſetzgebers dauernd verſtoßen worden. Die Verkäufer klagten nämlich größtenteils auf Zah⸗ lung oder Herausgabe, wobei der Klageantrag größtenteils dahin geſtellt wurde,„den Bellag⸗ ten zur Zahlung oder nach ſeiner Wahl zur Herausgabe zu verurteilen“. Die Gexichte haben dieſe Anträge größtenteils zugelaſſen, da ſie davon ausgingen, daß dem Sinne des Geſetzes ja dadurch Genüge geſchehe, daß es dem Käufer überlaſſen blieb, ſich eine der zu ſeinem Schutz vom Geſetz geſchaffenen Eventualitäten zu wäh⸗ len. Das iſt aber jedenfalls in der Durchführung der Praxis unrichtig. Gerade in den häufigſten Fällen wird der Beklagte in dem gerichtlichen Termin nicht erſcheinen und es ergeht dann gegen ihn das alternativ gefaßte Verſäumnis⸗ urteil. Dann hat der Verkäufer im Zwangs⸗ vollſtreckungsverfahren die Möglichkeit, auf Grund des Zahlungsurteils den Kaufgegenſtand pfänden zu laſſen und ihn ſchließlich auch zu erſteigern oder ſich erſteigern zu laſſen, wodurch er einerſeits unmittelbar in den Beſitz des Kaufgegenſtandes kommt und andererſeits die Leiſtungen des Käufers, nämlich deſſen Zah⸗ lungen, nicht zurückzugewähren braucht. Mit dieſer nach dem Inhalt des Geſetzes nicht zu billigenden Konſequenz beſchäftigen ſich zwei nunmehr veröffentlichte Entſcheidungen von Landgerichten; eine höchſtrichterliche Rechtſpre⸗ chung gibt es ja zu dieſen für das tägliche Le⸗ ben ungemein wichtigen Fragen wegen der Kleinheit der Objekte ſo gut wie gar nicht. Nach einer dieſer Entſcheidungen ſind die Alternativ⸗ anträge, ganz gleich, wie ſie lauten, unzuläſſig. Der klagende Verkäufer muß ſich alſo bei Er⸗ hebung der Klage darüber ſchlüſſig machen, was er will. Klagt er auf Herausgabe, ſo muß er die geleiſteten Zahlungen unter Anrechnung der Wertminderung zurückgeben. Klagt er aber auf Zahlung und erwirbt er nachher im Zwangs⸗ vollſtreckungsverfahren die Kaufſache auch nur mittelbar, ſo liegt darin nach der anderen Ent⸗ ſcheidung ebenfalls eine Rücktrittserklärung und er muß alſo auch in dieſem Fall mit dem Käu⸗ fer abrechnen. Der Käufer tut alſo gut daran, wenn er ſich auch im Zwangsvollſtreckungsver⸗ fahren um das Schickſal des Kaufgegenſtandes kümmert. 47 e n Vermögenswerte teſtamentariſch für ihr eigenes Kind ſicherſtellen. Kann ſie das unter der Bezeichnung„Vor⸗ behaltsgut“? Wie iſt die Rechtslage bei einer even⸗ tuellen Scheidung?— Antwort: Es iſt nicht not⸗ wendig, daß die, von Ihnen in die Ehe eingebrachten Gegenſtände beſonders zum Vorbehaltsgut erklärt wer⸗ den, denn dieſe eingebrachten Gegenſtände gehören Ihnen zu Eigentum, während der Ehemann das Ver⸗ waltungsrecht hieran beſitzt. Infolgedeſſen erbt Ihr Kind ohne weiteres an dieſen eingebrachten Gegen⸗ ſtänden. Wenn die Ehe geſchieden wird, dann findet eine Auseinanderſetzung unter den geſchiedenen Ehe⸗ leuten ſtatt und dann erbt das Kind dann an dem Teil, der Ihnen bei der Auseinanderſetzung zuge⸗ fallen iſt. B. M. Aus guten Gründen möchte ich mit meinen zwei⸗ Kindern im Vermögen. Mein Mann verdient RM. 56.— netto pro Woche. Was muß er für mich und meine zwei Kinder an Unterhaltungskoſten bezahlen?— Ant⸗ wort: In der Annahme, daß die Ehe aus Verſchul⸗ den Ihres Ehemannes geſchieden wird, iſt Voraus⸗ ſetzung Ihres Unterhaltsanſpruchs gegenüber Ihrem Ehemann Ihre eigene Bedürftigkeit. Dieſer Voraus⸗ ſetzung trägt§ 1578 Abſatz 1 BGB Rechnung, der beſtimmt:„Der allein für ſchuldig erklärte Mann hat »der geſchiedenen Frau den ſtandesmäßigen Unterhalt inſoweit zu gewähren, als ſie ihn nicht aus den Ein⸗ künften ihres Vermögens und, ſofern nach den Ver⸗ hältniſſen, in denen die Ehegatten gelebt haben, Er⸗ werb durch Arbeit der Frau üblich iſt, aus dem Ertrag ihrer Arbeit beſtreiten kann.“ Weitere Vorausſetzung für Ihren Unterhaltsanſpruch iſt aber auch die Lei⸗ ſtungsfähigkeit Ihres für allein ſchuldig erklärten Mannes. Dieſer Vorausſetzung trägt 8 1579 BGB Rechnung, der beſtimmt:„Soweit der allein für ſchul⸗ dig erklärte Ehegatte bei Berüctſichtigung ſeiner ſonſti⸗ gen Verpflichtungen außerſtande iſt, ohne Gefährdung ſeines ſtandesmäßigen Unterhalts dem anderen Ehe⸗ gatten Unterhalt zu gewähren, iſt er berechtigt, von den zu ſeinem Unterhalte verfügbaren Einkünften zwei Dritteile oder, wenn dieſe zu ſeinem notdürftigen Un⸗ terhalte nicht ausreichen, ſoviel zurückzubehalten, als zu deſſen Beſtreitung erforderlich iſt. Hat er einem minderjährigen unverheirateten Kinde oder infolge ſei⸗ ner Wiederverheiratung dem neuen Ehegatten Unter⸗ hält zu gewähren, ſo beſchränkt ſich ſeine Verpflichtung dem geſchiedenen Ehegatten gegenüber auf dasjenige, was mit Rückſicht auf die Bedürfniſſe ſowie auf die Vermögens⸗-⸗ und Erwerbsverhältniſſe der Beteiligten der Billigkeit entſpricht. Der Mann iſt der Frau gegenüber unter den Vorausſetzungen des Abſ. 1 von der Unterhaltspflicht ganz befreit, wenn die Frau den Unterhalt aus dem Stamme ihres Vermögens beſtrei⸗ ten kann.“ Was die Frage der gemeinſchaftlichen Kinder betrifft, ſo iſt zunächſt zu ſagen, daß die Un⸗ terhaltspflicht der Eltern gegenüber den Kindern auf der Verwandtſchaft beruht und nicht auf der Ehe, in⸗ folgedeſſen im Verhältnis zu den Kindern dieſe Unter⸗ haltspflicht durch die Scheidung der Ehe weder ge— ändert noch beſeitigt werden kann. Demgemäß haftet den Kindern gegenüber nach wie vor der Scheidung der Vater vor der Mutter. Im Verhältnis der Eltern zueinander tritt jedoch mit der Scheidung eine Aende⸗ rung der Unterhaltspflicht inſofern ein, als die Koſten des Unterhalts der Kinder nunmehr nach Maßgabe des§ 1585 BGy von den Eltern gemeinſchaftlich zu tragen ſind. Dieſer 8 1585 BGy beſagt:„Hat der Mann einem gemeinſchaftlichen Kinde Unterhalt zu ge⸗ währen, ſo iſt die Frau verpflichtet, ihm aus den Ein⸗ künften ihres Vermögens und dem Ertrag ihrer Ar⸗ beit oder eines von ihr ſelbſtändig betriebenen Er⸗ werbsgeſchäfts einen angemeſſenen Beitrag zu den Ko⸗ ſten des Unterhalts zu leiſten, ſoweit nicht dieſe durch die dem Manne an dem Vermögen des Kindes zu⸗ ſtehende Nutznießung gedeckt werden. Der Anſpruch „Alter pon 6 und 12, Jahren von. meinem Manne getrennt werden. Ich ſelbſt habe kein des Mannes iſt nicht übertragbar. Steht der Frau die Sorge für die Perſon des Kindes zu und iſt eine erhebliche Gefährdung des Unterhalts des Kindes zu beſorgen, ſo kann die Frau den Beitrag zur eigenen Verwendung für den Unterhalt des Kindes zurück⸗ behalten.“ Es ſetzt alſo der§5 1585 BGB nur eine Beitragspflicht der Frau, nicht des Mannes feſt, ſo daß bei Anwendung dieſer Geſetzesbeſtimmung die Frage, wer für den ſchuldigen Teil erklärt iſt und wem die Sorge für die Perſon des Kindes zuſteht, bedeu⸗ tungslos iſt. Die geſchiedene Frau iſt gewiſſermaßen zum Ausgleich für die weggefallene Nutznießung des Mannes an ihrem eingebrachten Vermögen verpflich⸗ tet, zum Unterhalt der Kinder einen angemeſſenen Beitrag zu leiſten. In dieſem Sinne beſtimmt denn auch§ 1585 BGB, daß der Mann den Beitrag nur aus den Einkünften des Vermögens der Frau ver⸗ langen kann, ſo daß alſo das Stammvermögen der Frau freibleibt. find, welche Ihr Ehemann Ihnen und den Kindern vorliegendenfalls zu zahlen hat, kann von hier aus nicht geſagt werden. Die Beantwortung dieſer Frage bleibt dem Gericht üherlaſſen, wenn, dieſe zwiſchen Ihnen und Ihrem Ehemanne nicht außergerichtlich ſollte geregelt werden können. Arbeitsreclit und E. M. Welche Ausbildung muß eine NS⸗Schweſter haben und bis zu welchem Alter werden Mädchen in dieſen Beruf aufgenommen? Wo kann man Näheres erfahren?— Antwort: Die NS⸗Schweſternſchaft gliedert ſich in Vollſchweſtern(NS⸗Schweſtern), in NS-⸗Schweſternanwärterinnen„und Lernſchweſtern (Schülerinnen). Unmittelbar als NS⸗Schweſtern finden nur ſolche ſtaatlich geprüften Schweſtern Aufnahme, die ſelbſt Mitglied der NSDaw ſind oder den Nachweis erbringen können, daß ſie ſich vor der Machtübernahme in jeder Weiſe nationalſozialiſtiſch betätigt haben, mindeſtens aber, daß dies für die nächſten Familien⸗ angehörigen zutrifft. Auch dieſe Schweſtern müſſen eine Probezeit von ſechs Monaten in der ASSchwe⸗ ſternſchaft ablegen, in der ſie nach Möglichkeit in be⸗ ſonderen Schulungskurſen für die ſpezifiſchen Aufgaben der Gemeindepflege vorbereitet werden. NS⸗Schweſtern⸗ anwärterinnen ſind gleichfalls ſtaatlich geprüfte Schwe⸗ ſtern, die nicht Angehörige der Partei ſind und auch den Nachweis über ihre frühere Mitarbeit nicht er⸗ bringen können. Sie müſſen ſelbſtverſtändlich weltan⸗ ſchaulich einwandfrei ſein und ſind einer Probezeit von einem Jahr unterworfen. Als NS⸗Schweſternſchülerin⸗ nen werden Volksgenoſſinnen aufgenommen, die deut⸗ ſchen oder artverwandten Blutes ſind, die die deutſche Staatsangehörigkeit und die für den Beruf der Schwe⸗ ſter erſorderliche Leiſtungsfählgkeit beſitzen. Es wird weiterhin verlangt, dah die Schweſternſchüterinnen unverheiratet, politiſch zuverläſſig und nicht vordefoft ſind. Sie ſollen eine gute Schulbildung bzw. eine gut abgeſchloſſene Volksſchulbildung nachweiſen können. Schließlich müſſen noch die Teilnahme am Frauen⸗ arbeitsdienſt, hauswirtſchaftliche Kenntniſſe oder Er⸗ fahrungen in der Säuglings⸗Wochen⸗ oder Kranken⸗ pflege nachgewieſen werden. Zu Beginn der Schüle⸗ rinnenzeit muß das 19. Lebensjahr vollendet, aber das 28. noch nicht überſchritten ſein. Die Schweſtern müſ⸗ ſen ſich verpflichten, nach abgeſchloſſener Ausbildung mindeſtens zwei Jahre innerhalb der NS⸗Schweſtern⸗ ſchaft tätig zu ſein. Weitere Auskünfte geben die Kreis⸗ und Gauamtsleitungen der NSV, die auch Meldungen zur Ausbildung als NS⸗Schweſter entgegennehmen A. Z. Ich habe ſeinerzeit an einer Oberrealſchuie das ſogenannte Einjährige gemacht, das heißt ſechs Klaſſen abſolviert. Habe ich nun nach den neuen Beſtimmungen die Primareife?—, Antwort: Nein, denn der Lehrplan war damals noch auf eine weitere Klaſſe ausgedehnt und rückwirkend können die Beſtimmungen ſelbſtverſtändlich nicht gelten. 8 Wie hoch im zeinzelnen die Beträge Das uneheliche Kind A. H. S. Unſer Pflegekind gehört zum Jugenda Heidelberg. Die Mutter iſt in Ziegelhauſen in Stel⸗ lung, ein Vater iſt nicht vorhanden. Das Kind iſt 6 Jahre alt und mußte in zahnärztliche Behandlung. Der Arzt will nun wiſſen, wer die-Koſten dafür, trägt. Bin ich verpflichtet, die Rechnung für eine noch nicht beendete Zahnbehandlung zu tragen?— Antwo rt: Wenn die Mutter in Stellung iſt, ſo iſt anzunehmen. daß das Kind mit in der Krankenkaſſe verſichert iſt und daher auch von der Kaſſe die zahnärztliche Be⸗ handlung vergütet erhält. Anſonſten wird eventuell das Jugendamt die Koſten übernehmen. Es wird rat⸗ 5 Das hört man Wieder hat eine ſeine geſ⸗ um Rückſchau z floſſenen Jahr es der Tennis⸗ berichten woller ſam fein, ſich auf jeden Fall mit dem Jugendamt Fa eee Heidelberg in Verbindung zu ſetzen. aen H. R. Ich habe das uneheliche Kind meiner Stief⸗ Mitgliedenzahl tochter in Pflege, wofür ich vom Jugendamt monat⸗ ſomit nicht nur lich RM. 10.— erhalte. Wenn ich nun für das Kind Süddeutſchland Schuhe, Wäſche oder ſonſt etwas benötige, ſo muß ich dem Jugendamt jedesmal Angaben über mein Ein⸗ kommen uſw. machen, obwohl ich das Kind nur an⸗ nahm, um ihm eine Heimat zu geben. Hat das Ju.. gendamt das Recht zu einer ſolchen Kontrolle, die mich innerlich bedrückkt?— Antwort: Das Jugendamt hat nicht nur das Recht, ſondern auch die Pflicht, ſich vor Auszahlungen über die Bedürftigkeit des Emp⸗ fängers zu informieren. Sie dürfen dieſe grundſätz⸗ liche Haltung nicht falſch verſtehen: Es muß alles ven.. mieden werden, um einer unberechtigten Ausnützung dieſer ſozialen Einrichtung vorzubeugen. Es mag für Sie ſchwer ſein, ſich dieſer Kontrolle zu unterwerfen. Doch wenn Sie ſich überlegen, daß hiermit nur eine Pflicht erfüllt wird, die keineswegs beſchämend, ſon. dern aus ſozialen Gründen notwendig iſt, ſo werden Sie ſich ſicher damit abfinden. ſeine Stärke e einnimmt. Meif es verſteht, Mi. Verein auch fe Erfolge nicht an Tennis⸗Club a berichtet, daß er nier gegen Ma eine Veranſtalt größten Turnie dleichlkam. Gleichzeitig h tig verſtanden, des Deutſchen? gerecht zu wert —*—— teſter Baſis zu Erbangelegenheiten olich in v⸗ M. H. S. 4. Mein Bruder iſt ſeit Ausbruch des gebwandelt. Leic Weltkrieges in Südamerika, wohin er als 17jährigen Umſtänden die ausgewandert iſt, verſchollen. Wiederholte Schreiben 3 allen Funktione an das deutſche Konſulat in Buenos Aires wurden Für den geſo nicht beantwortet. Wo kann ich mich ſonſt noch hin. iſt es von größ wenden, um eventuell Nachricht über meinen Brudet d 2 fül zu erhalten?— Antwort: Setzen Sie ſich einmal Reihen 18 mit dem Deutſchen Auslandsinfuͤtut in Stuttgart in nmit aller Macht Verbindung. Vielleicht läßt ſich auf dieſem Weg etwas fämtlicher 4 über den Verbleib Ihres Bruders erfahren. eine zur Erft Aufgaben i L. L. Sind wir verpflichtet, unſer Enkellind als rhen Erben einzuſetzen? Das Kind iſt nach dem Tode unſe⸗ Leibesübungen, rer Tochter bei uns acht Jahre lang großgezogen rückſtellung worden. Der Vater des Kindes hat ſich nun wieder. mente anſtreb verheiratet und läßt das Kind nicht mehr zu uns ſonders und mi kommen.— Antwort: Verpflichtet zur Einſetzung LTennisfreund, 1 Ihres Enkelkindes als Erben ſind Sie nicht. Dagegen einer Tat ſchre hat das Enkelkind beim Tode eines von Ihnen einen Groß⸗Mannhein Pflichtteilsanſpruch, der in der Hälfte des Wertes des, lann geſetzlichen Erbteils beſteht. Eine beſonde J. S. Steht bei dem Tode der Mutter den Kindern den Leuten am von dem vorhandenen Vermögen, das während der hrun ines Ehe errungen wurde(die Mutter hat nicht gearbeitett führung ein ein Pflichtteil zu, wenn kein Vertrag oder Teſtamenk denn auch der vorhanden iſt?— Antwort: Da kein Ehevertrag ten Grundſatz, beſteht, gibt es auch kein Errungenſchaſtsvermögen. die Jugend hat Wenn alſo nur der Ehemann während der Ehe Ver⸗ mögen erwirbt, ſo gedört dieſes ihm, ſo daß bei dem Tode der Mutter das Kind hieran keinen Erbteil er⸗ hält. 4 Nr. 100. Können bei einer Erbſchaftsaufteilung unter volljährigen Geſchwiſtern die beſonderen Auſwendungen für einen Miterben(Beſuch des Gymnaſiums, Techni⸗ den genauen 3¹ kum, Schulgeld, Lehrmittel, Fahrgelder uſw.) angerech⸗ groß das Inter net werden“— Andtwort: Gem.§ 2050 Abſ. 2 B63 fſucherzahlen der ſind Una. Aufwendungen für die Vorbildung zu einem, Waldhof iſt, be Beruf inſoweit zur Ausgleichung zu bringen, als ſie das en. Da ein al den Vermögensverhältniſſen des. Erblaſſers entſpre⸗ gen. 75 0 chende Maß überſtiegen haben, während nach Abſatz 3 legt, gaben wir andere Zuwendungen unter Lebenden nur dann zur und können he Ausgleichung zu bringen ſind, wenn der Erblaſſer beit Spiel zwiſchen der Zuwendung die Ausgleichung angeordnet hat. ſucher gezählt 1 Hiernach beantwortet ſich ohne weiteres die geſtellte gangenen Jahr⸗ Rückſpiel, das 1 ſtattfand, faſt g. Frage. welt, lagen bei beeufliche ragen Jabren die Zu Wir glauben nen, daß bei Rückſpiel zwiſch P. Sch. Mein 28jähriger Refſe hat bereits ſeit zwei Tbeſtimmt erreich Jahren ſein Studium hinter ſich, iſt aber nicht dazu zu bringen, das Examen zu machen. Er liegt ſeinen Eltern ſtändig auf der Taſche und iſt, obwohl geſund und kräftig, zu jeder Arbeit zu faul. Gibt es keine Möglichkeit, ihn dazu zu zwingen? Seine Eltern haben keinen Einfluß auf ihn.— Antwort: Die Initia⸗ tive müſſen die Eltern ergreifen. Wenn ihre Ermah⸗ nungen nichts fruchten, ſo können ſie ihren arbeits⸗ ſcheuen Sohn am eheſten durch den Entzug jeglicher Unterſtützung zur Arbeit veranlaſſen. Wenn der junge Mann erſt einmal fühlt was Hunger iſt, ſo wird er ſich wohl zur Arbeit bequemen. Geht er auf das Für ſorgeamt, ſo wird man ſich von dort an die Elt wenden, die bei ſtichhaftigen Gründen die Sorge ſü ſeinen Unterhalt ablehnen können. Weigert er ſich wei⸗ terhin zu arbeiten, ſo wird er in einer Erziehungs⸗ anſtalt ſicher raſch und gründlich gebeſſert werden. 3 Zahlen intereſſi Im Zuſamm⸗ ſportlichen Ver Stadion werden — 5 Böſe Erinnerun Als vor eini der Pfalz die 9 daß ſich der Pfe da wurden in j Geheimnis „Fortſetzung Billy Duffy k. nera nach Eurt gehen. Ein we— mit Maloneynn ſchon machen. Zjwei Monate nien den kleine Entſcheidung wi Der erſte Pa: Rückkehr vom 5 ein können— — wie hätte es Duffy rieb ſich echs Gegner b vom 15. Juni Eun Runden. Carnera zu eine auf. Die Stun nera in ſeine ä ſen. Billy Duffr Weltmeiſterſchaf Bis zum letzter „die großen mehr als das. Was unſere Leſer ſonſt noch intereſſiert F. Sch. Ich habe eine Anzahl Eier in Waſſerglas eingekellert. Das Waſſerglas wurde hart, ſo daß es nunmehr unmöglich iſt, die Eier dem Gefäß zu ent⸗ nehmen. Man ſagte mir, daß das verwendete Waſſer⸗ glas nicht in richtigem Verhältnis zu dem verwende⸗ ten Waſſer ſtand. Auf Rat eines Drogiſten goß ich Waſſer nach, doch iſt nach acht Tagen eine Auflöſung noch nicht erfolgt. Was kann ich tun, um die Maſſe zu löſen, ohne daß die Eier Schaden erleiden?— Antw ort: Die einzige Möglichkeit, das Waſſerglas aufzulöſen, ohne zugleich die Eier zu beſchädigen beſteht darin, mit lauwarmem Waſſer das Waſſergla zu übergießen und etwas ſtehen zu laſſen. Das Waſ⸗ ſerglas wird ſich langſam auflöſen. Stellt ſich der Erfolg beim erſtenmal nicht ein, ſo muß das Auf⸗ gießen wiederholt werden. (Die Auskünfte nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewält In der Zeit zwiſchen Weihnachten und Neujahr hat die Schriftleitug des„Halen⸗ kreuzbanner“ keine Sprechſtunden Drlefkamenanfragen ohne Namen⸗und Rdreſſenangaben können nicht beantwortet werden etzten Atemzug, egitimiert den wieder, trotz t Skandale. Poung Strib Cleveland dem Schmeling Wid war der Titelke Garden fern v Commiſſion hat anſtaltung brack Aber der Siege 3 je Behandlung. en dafür trägt. eine noch nicht —Antwort: ſt anzunehmen, ſe verſichert iſt hnärztliche Be⸗ für das Kind ige, ſo muß ich ber mein Ein⸗ Kind nur an⸗ Hat das Ju⸗ itrolle, die mich das Jugendamt die Pflicht, ſich keit des Emp:⸗ dieſe grundſätz muß alles ver⸗ ſen Ausnützung n. Es mag für zu unterwerfen. ermit nur eine eſchämend, ſon⸗ iſt, ſo werden — 3 —+ Ausbruch des als 17jähriger holte Schreiben Aires wurden ſonſt noch hin⸗ meinen Brudet Sie ſich einmal n Stuttgart in ſem Weg etwas ahren. Enkellind als dem Tode unſe⸗ ig großgezogen ſich nun wieder mehr zu uns zur Einſetzung nicht. Dagegen on Ihnen einen des Wertes des, ter den Kindern s während der nicht gearbeiteth oder Teſtament 4 kein Ehevertrag ſchaftspvermögen. d der Ehe Ver⸗ ſo daß bei dem nen Erbteil er⸗ aufteilung unter Auſwendungen laſtums, Techni⸗ uſw.) angerech⸗⸗ 050 Abſ. 2 BGB0 ildung zu einem igen, als ſie das laiſers entſpre⸗ id nach Abſatz 3 nur dann zur er Erblaſſer beih angeordnet hatt res die geſtellte 4 ꝛ2en. bereits ſeit zwei er nicht dazu zu Er liegt ſeinen obwohl geſund Gibt es keine ne Eltern haben. t: Die Initia⸗ in ihre Ermah⸗ mihren arbeits⸗ Entzug jeglicher Wenn der junge iſt, ſo wird er auf das Für⸗ tan die Eltern die Sorge für gert er ſich wei⸗ ner Erziehungs⸗ ſert werden. ntereſſiert 1 r in Waſſerglas hart, ſo daß es Gefäüß zu ent⸗ wendete Waſſer⸗ dem verwende⸗ rogiſten goß ich eine Auflöſung „F um die Maſſe en erleiden?— das Waſſerglas zu beſchädigen, das Waſſerglas iſſen. Das Waſ⸗ Stellt ſich der muß das Auf⸗ hch ohne Gewahr) hnachten und des„Halen⸗ nden — mit Maloney wachſen. ſchon machen. Sport und Spiel 20. Dezember 1936 Gyort⸗Eelio Mannheim, den 19. Dezember. s hört man immer gern Wieder hat einer unſerer Mannheimer Ver⸗ ne ſeine geſamte Mitgliedſchaft eingeladen, um Rückſchau zu halten über das, was im ver⸗ floſſenen Jahr gearbeitet wurde. Diesmal iſt es der Tennis⸗Club Mannheim, von dem wir berichten wollen, daß er in ſeiner vor einigen ſtattgefundenen Generalverſammlung lſtellen konnte, daß er nun auf die ſtattliche itgliedenzahl von über 350 gekommen iſt und ſomit nicht nur in Mannheim, ſondern in ganz Süddeutſchland als Spezialverein in Bezug auf ſeine Stärke einnimmt. Meiſtens iſt es ſo, daß dort, wo man es verſteht, Mitglieder zu werben und ſie dem eine außergewöhnliche Stellung Verein auch feſt einzuverleiben, auch ſportliche Erfolge nicht ausbleiben. So war es auch beim nnis⸗Club am Ring, der mit Stolz davon berichtet, daß er mit dem Internationalen Tur⸗ nier gegen Mailand, das er allein ausrichtete, eine Veranſtaltung zuwege brachte, die den größten Turnieren der Vor⸗ und Nachkriegszeit fleichkam. Gleichzeitig hat man es im Tennis⸗Club rich⸗ tig verſtanden, ſich den jüngſten Forderungen des Deutſchen Reichsbundes für Leibesübungen recht zu werden. Man hatte ſich vor langem ſchon vorgenommen, den Tennisſport auf brei⸗ teſter Baſis zu pflegen und dieſen Vorſatz auch tatſächlich in vorbildlicher Weiſe in die Tat um⸗ gewandelt. Leicht verſtändlich, daß unter dieſen AUmſtãn den allen Funktionen wieder beſtätigt wurde. die bisherige Vereinsführung in Für den geſamten Mannheimer Tennisſport iſt es von größter Wichtigkeit, daß man in den Reihen des rührigen Clubs im nächſten Jahr mit aller Macht eine ſtärkere Zuſammenfaſſung fämtlicher Mannheimer Tennisver⸗ eine zur Erfüllung ihrer gemeinſamen Aufgaben innerhalb des Reichsbundes für Leibesübungen, und zwar unter bewußter m rückſtellung aller trennenden Mo⸗ mente anſtreben will. Es freut uns ganz be⸗ ſonders und mit uns ſicherlich jeden wirklichen Tennisfreund, daß man hier endlich einmal zu einer Tat ſchreitet, die nur zum Nutzen des Groß⸗Mannheimer Tennisſportes ausſchlagen lann. Eine beſonders glückliche Hand wünſchen wir den Leuten am Ring in Bezug auf die Durch⸗ führung eines ausgedehnten Jugendbetriebs, denn auch der Tennisſport unterliegt dem al⸗ ten Grundſatz, daß dem die Zukunft gehört, der die Jugend hat. * Zahlen intereſſieren immer Im Zuſammenhang mit den großen fußball⸗ ſportlichen Veranſtaltungen im Mannheimer Stadion werden immer wieder die Fragen nach den genauen Zuſchauerzahlen aufgeworfen. Wie groß das Inzereſſe zum Beiſpiel an den Be⸗ fucherzahlen der Lokalſpiele zwiſchen VfR und Waldhof iſt, beweiſen uns verſchiedene Anfra⸗ gen. Da ein allgemeines Intereſſe dafür vor⸗ liegt, haben wir genaue Ermittlungen angeſtellt und können heute mitteilen, daß beim letzten Spiel zwiſchen Vfn und Waldhof 14 800 Be⸗ ſucher gezählt wurden. Im Vorſpiel des ver⸗ gangenen Jahres waren es gar 17 500 und im Rückſpiel, das während der Winter⸗Olympiade ſtattfand, faſt genau 15 000. Wir man uns mit⸗ reilt, lagen bei dieſen Spielen in den letzten Jahren die Zuſchauerzahlen nicht über 18 000. Wir glauben aber, heute ſchon ſagen zu kön⸗ nen, daß bei gleibleibender Spielſtärte beim Rückſpiel zwiſchen VfR und Waldhof die 18 000 beſtimmt erreicht werden. * Böſe Erinnerungen werden wach Als vor einigen Tagen eine Nachricht aus der Pfalz die Runde machte, die davon ſprach, daß ſich der Pfälzer Turnerbund aufgelöſt habe, da wurden in jedem Turner und Sportler, der Geheimnisse und Hintergründe des amerikanischen Boxsports Ditte Gaumeiſtexfchait der Seräteturner Gleichzeitig Prüfungsturnen für die Gauriege der Turner Die badiſchen Gaumeiſterſchaften im Gerät⸗ turnen ſind endgültig auf den 16. und 17. Ja⸗ nuar und werden in Offenburg zur Durchführung kommen. Die Kämpfe ſind offen für Turner, Altersturner und Turnerinnen. Als Altersturner gelten alle die, die vor dem 16. Januar 1904 geboren ſind. Mit den Gau⸗ meiſtevſchaften iſt gleichzeitig das Prüfungs⸗ turnen für die Gauriege der Turner verbunden. Nur Turner, die an den Gaumeiſterſchaften teilgenommen haben, können in die Gauriege aufgenommen und zu den entſprechenden Schu⸗ lungslehrgängen für das Gerätturnen zuge⸗ laſſen werden. Der Wettkampf der Turner beſteht aus einem Neunkampf: Reck⸗Pflicht⸗ und Kürübung, Bar⸗ ren⸗Pflicht⸗ und Kürübung, Pferd⸗Pflicht⸗ und Kürübung, ſowie einem Pferd⸗Kürſprung, einer Kür⸗Freiübung und einer Kürübung an den ruhig hängenden Ringen. Die Altersturner be⸗ ſtreiten einen Siebenkampf und auch für die Turnerinnen iſt ein Siebenkampf vorgeſehen. Die zehn beſten Turner gelten als Anwärter für die Deutſchen Meiſterſchaften in Stuttgart. Sie werden im März nochmals zur endgülti⸗ gen Feſtſtellung der vier Vertreter des Gaues Baden zu einem Ausſcheidungskampfe zuſam⸗ mengezogen. Den Meiſterſchaftskämpfen iſt die⸗ ſes Jahr ein Prüfungsturnen des turneriſchen Nachwuchſes in Form eines Fünfkampfes ange⸗ ſchloſſen, zu dem jeder Kreis drei Jugendtur⸗ ner zu entſenden hat. Die Akademchen Delt⸗Vinterfpiele Die höchſte Altersgrenze für ſämtliche Wettkämpfer bei 28 Jahren Im Gegenſatz zu olympiſchen Wettkämpfen gibt es bei den V. Akademiſchen Weltwinter⸗ ſpielen vom 1. bis zum 7. Februar in Zell am See eine Punktwertung für jede Sportart. In den Einzelkämpfen erhält der Erſte der ſechs Placierten 6 Punkte, die nachfolgenden 5, 4, 3, 2 und 1 Punkte. In den Mannſchaftskämp⸗ fen werden die Punktzahlen verdoppelt. Gewer⸗ tet werden im Länderklaſſement die drei Beſten einer jeden Nation. Ueber die Teilnahmeberech⸗ tigung verlautet folgendes: Die Wettkämpfe ſind für alle Mitglieder der ſtudentiſchen Nationalverbände offen, gleich, ob dieſe Verbände dem Internationalen Studen⸗ ten⸗Verband angehören oder nicht. Teilnahme⸗ berechtigt ſind Studenten und Studentinnen, die an einer höheren Lehranſtalt immatriku⸗ liert ſind und ſolche Studierenden, die ihre Studien zwar abgeſchloſſen haben, ſich aber noch auf Prüfungen vorbereiten. Altatademiker, die ihre Abſchlußprüfung nach dem 1. Februar 1935 beſtanden haben, ſind gleichfalls zugelaſſen. Für ſämtliche Wettkämpfer gilt als oberſte Alters⸗ grenze das 28. Lebensjahr, ſo daß alſo nur ſolche Bewerber ſtartberechtigt ſind, die nach dem 1. Februar 1909 geboren ſiaud. Jeder Wett⸗ bewerb darf mit ſechs Bewerbern beſchickt wer⸗ den, von denen in der Länderwertung die drei Beſten jeder Nation gewertet werden. Die deutſche Mannſchaft wird ihre letzten Ausſcheidungen anläßlich der Deutſchen Hoch⸗ ſchul⸗Meiſterſchaften am 30. und 31. Januar in Oberammergau vornehmen. Italiens Ver⸗ tretung trifft bereits Mitte Januar in Zell am See ein, um an Ort und Stelle das letzte Training zu abſolvieren. Oeſterreich ehrt Dr. Porſche Dem genialen Schöpfer der Auto⸗Union⸗ Rennwagen, Dr.⸗Ing. Ferdinand Porſche, der Ehrendoktor der Techniſchen Hochſchule Wien iſt, wurde eine weitere Ehrung aus Oeſterreich zuteil. In Anerkennung ſeiner großen Ver⸗ dienſte um die Entwicklung des neuzeitlichen Kraftfahrzeuges verlieh ihm der Niederöſter⸗ reichiſche Gewerbeverein die Wilhelm⸗Exner⸗ Medaille. Vacht⸗Elnb von dentſchland Nach der Auflöſung des Kaiſerlichen Nacht⸗ Klubs wird nunmehr der in der Gründung be⸗ findliche Macht⸗Klub von Deutſchland die bis⸗ herigen Aufgaben des Kaiſerlichen Nacht⸗Klubs für Deutſchland übernehmen. Die beſonderen Aufgabengebiete des Klubs liegen in der Pflege und Förderung der internationalen Beziehun⸗ gen des deutſchen Segelſportes und in der Be⸗ treuung und Ausrichtung der„Kieler Woche“. Die weit größere Bedeutung des Md liegt in der Tatſache begründet, daß der Klub nicht mehr örtlich an Kiel gebunden ſein wird, ſon⸗ dern daß Segler aus allen Teilen des Reiches zu ſeinen Mitgliedern zählen, wobei er der Un⸗ terſtützung der Kriegsmarine ſowie der Luft⸗ die traurige Zeit der Rheinlandbeſetzung mit⸗ machen mußte, Erinnerungen lebendig, die nie mehr aus dem Gedächtnis ſchwinden werden. Das ganze linksrheiniſche Gebiet war vom Reich vollkommen abgetrennt und auch der tur⸗ neriſche und ſportliche Verkehr mußte eingeſtellt werden. Mit Stolz denten heute noch alte Pio⸗ niere der Leibesübungen daran, wie gerade in dieſen ſchweren Jahren von den hart geprüften Vereinen links des Rheins, trotz ſtärkſter ſepa⸗ ratiſtiſcher Einflüſſe, dem Reich die Treue ge⸗ halten wurde. Der Pfälzer Turnerbund, be⸗ gründet im Jahre 1920, war eines jener Ge⸗ bilde, die als vaterländiſcher Block allen Schi⸗ kanen der Franzoſen getrotzt und Tauſende gleichgeſinnter deutſcher Männer und Frauen ſelbſt unter fremdem Joch den deutſchen Leibes⸗ übungen zuführten. Seit dieſen Zeiten ſind ſchon viele Fahre ins Land gegangen und nur diejenigen, die dieſe Zeiten wirklich mitgemacht haben, können ermeſſen, was lints des Rheins —— 4. Fortſetzung Billy Duffy kannte dieſe Geſchichte. Als Car⸗ nera nach Europa fahren wollte, ließ er ihn gehen. Ein wenig Gras mußte über die Sache Das andere würde er Zwei Monate ſpäter ſchlug Carnera in Spa⸗ nien den kleinen, bärenſtarken Paolino. Die Entſcheidung war knapp. Aber ſie zählte. Der erſte Partner des Rieſen war nach der Rückkehr vom Kontinent, wie hätte es anders ein können— Jim Maloney. Carnera nahm 1 wie hätte es anders ſein können— Revanche. Duffy rieb ſich die Hände. Für die nächſten ſechs Gegner brauchte Carnera im Zeitraum bom 15. Juni bis zum 6. Auguſt insgeſamt zehn Runden. Mit ſolchen Mitteln züchtete man arnera zu einem ſelbſtbewußten Athleten her⸗ auf. Die Stunde lam, da war der innere Car⸗ nera in ſeine äußeren Konturen hineingewach⸗ en. Billy Duffy hatte bewieſen, daß man einen Aenmeiſter chaftskandidaten„bauen“ kann. Bis zum letzten Atemzug „Die großen Kämpfe gehen geradeaus.“ Ja, mehr als das. Sie werden beſtritten bis zum letzten Atemzug, bis zum Umfallen. Das gerade legitimiert den amerikaniſchen Boxſport immer wieder, trotz trüber Hintergründe und übler Skandale. Poung Stribling leiſtete am 3. Juli 1931 in Cleveland dem überlegenen Weltmeiſter Max Schmeling Widerſtand bis zur Vernichtung. Es war der Titelkampf, den der Madiſon Square Garden fern von Neuyork und der dortigen Commiſſion hatte aufziehen müſſen. Die Ver⸗ anſtaltung brachte keinen finanziellen Erfolg. Aber der Sieger Schmeling, der Stribling in der letzten, der fünfzehnten Runde noch zerbre⸗ chen konnte, war rehabilitiert. Knapp drei Wochen danach hatte Jack Shar⸗ key wieder einen ſeiner ſchwärzeſten Tage. Er traf auf Mickey Walker. Der von Jack Dempſey verlaſſene Jack Kearns hatte ſich des früheren Welter⸗ und Mittelge⸗ wichtsmeiſters angenommen. Mickey Walker war das 110 gewordene Draufgängertum. Der kleine Iriſh⸗Amerikaner träumte immer nur davon, wie er, der David, die Goliaths beſiegen könne. Er wollte die Grenzen, die die Natur ſetzt, durchbrechen. Er erkannte körperliche Ueberlegenheit nicht an. Er war ſchnell, hart und ſchlagſtark. An Mut nahm es keiner mit ihm auf. In ſeiner ganzen Laufbahn hatten ihn drei oder vier Leute geſchlagen, darunter Harry Greb und Tommy Lorghran. Zwei Jahre — blieb Mickey Walker unbeſiegt. Da egte er die Mittelgewichtsmeiſterſchaft nieder und machte einen Pantherſprung hinein in die ſchwerſte Klaſſe. Der 22. Juli 1931 brachte Mickey Walkers — Stunde. Er ſchaffte in Neuyork gegen en, neben Schmeling beſten Schwergewichts⸗ boxer der Welt, Jack Sharkey, ein Unentſchie⸗ den, das faſt nach einem Triumph ausſah. Im Nahkampf verbiß er ſich förmlich in den Boſto⸗ ner, auf Diſtanz duckte er alle ſchweren Brocken Sharkeys ab. Sharkey zog ſämtliche Regiſter, Walker hielt immer mit. Dieſe Leiſtung berech⸗ tigte Sharkey nicht zur Revanche mit Schmeling. Es mußte etwas geſchehen. Entweder zeigte Sharkey was er konnte, oder ein neuer Heraus⸗ forderer wurde gefunden. Primo Carnera ſollte ſeine große Chance bekommen. Der Italiener war nicht mehr der Koloß auf tönernen Füßen. Er hatte Selbſtvertrauen be⸗ kommen. Auch er ſchlug ſich bis zum letzten, alles geſchehen iſt. In der letzten Verſammlung des Pfälzer Turnerbundes in Bad Dürkheim hielten die Männer, die vor 16 Jahren den Bund gegen den Feind errichtet hatten, noch einmal Rückſchau. 1922 in Speyer, 1925 in Lud⸗ wigshafen, 1929 in Zweibrücken und 1932 in Neuſtadt traf man ſich zu machtvollen Kund⸗ gebungen für die Einheit des Reiches. Bei der Gründung waren es 33000 Mitglieder, die bis 1933 auf 54000 angewachſen waren. Zudem verfügte man über ein ſtattliches Vermögen. Die Entwicklung des Deutſchen Reichsbundes für Leibesübungen erforderte die Selbſtauf⸗ löſung des Bundes, der nun ſeinen ganzen Be⸗ ſitz dem„Weſtmark⸗Turnerdant“ übereignete. Aus den Erträgniſſen dieſer Stiftungen ſollen notleidende Vereine und notleidende verdiente Turner unterſtützt werden. Damit hat der Pfäl⸗ zer Turnerbund einen Schlußſtrich gezogen un⸗ ter ein 16jähriges ſegensreiches Wirken für Volk und Vaterland. 12 an jenem kühlen Oktoberabend in Neuyork. Er beſaß das Herz, in der vierten Runde wieder aufzuſtehen, nach einem ſchrecklichen linken Ha⸗ ken, den ihm Sharkey an das Kinn geworfen hatte. Und er ertrug noch weitere elf Run⸗ lnf nur als Punktſieger zurück⸗ aſſend. Bis zum Abſchluß des Kontraktes zwiſchen Schmeling und Sharkey vollzogen ſich noch einige nicht unwichtige Verſchiebungen inner⸗ halb der Machtgruppe, die im Boxſport maß⸗ ebend waren. So wurde Jimmy Johnſton, harkeys Freund, und der erbittertſte Feind von Joe Jacobs, Schmelings Manager, über Nacht Matchmaker der Madiſon⸗Square⸗Garden⸗ Geſellſchaft. Ein Vorgang, der Schmeling den Titel koſten ſollte. Kleine Urſachen. Jimmy Johnſton verfolgte Joe Jacobs mit dem Haß, den der wirkliche Fachmann dem Stümper entgegenbringt. Jacobs verſtand nichts vom Boxrſport, aber deſto mehr von Geſchäften. Das war für Schmeling außerordentlich wichtig. Aber als der Titelkampf des Jahres 1932 herankam, der erſte, der in der neuen Madiſon Square Garden Bowl auf Long Island aus⸗ getragen wurden, zogen ſich Wolken über Schme⸗ lings Haupt zuſammen. Der Chairman der Boxkommiſſion, Farley, weilte aus politiſchen Gründen nicht in Neuyork und der greiſe Wil⸗ liam Muldoon, der einſt mit dem Deutſchen Karls Abs um die Weltmeiſterſchaft gerungen atte, führte die Geſchäfte. Wenn der alie Nann den betriebsſamen Joe Jacobs ſah, be⸗ fielen ihn Zuſtände. Und ſo kam es am 21. Juni in Neuyork wie es kommen mußte. Sharkeys Freund Johnſton, Matchmaker der veranſtaltenden Geſellſchaft. Johnſtons Freund Gunboat Smith Ringrichter. Einer der Punkt⸗ richter Charles F. Matthiſon, der zwei Jahre zuvor den Tiefſchlag Sharkeys nicht geſehen hatte, als er am gleichen Tiſch ſaß, der freilich damals auf dem Nankee Stadium ſtand. Schmeling boxt fünfzehn Runden lang aus⸗ Er griff meiſtens an, aber er ngreifer. Sharkey boxte gezeichnet. war ein„boxender“ waffe ſicher iſt. Wer die Führung des Klubs übernehmen wird, wird in der in Kürze ſtatt⸗ findenden Gründungsverſammlung beſtimmt werden. Die unſere Mannſchaften Jpielen: Die Spielvereinigung Sandhofen empfängt den Tabellenletzten aus Raſtatt und wird ihm mit folgender Elf bekämpfen: Wittemann Michel Metz Müller Wetzel Wehe Fluder Fenzel Dürr Krukuwsti Vogel(Löſch) Waldhof und KFV ſtellen folgende Mann⸗ ſchaften zum Freundſchaftsſpiel: Kỹ V Stadler Immel Bolz Reiſer Wünſch Hohlziegel Krieg Benz Eftle Huber Damminger O Günderoth Pennig Lehmann Siffling III. Weidinger (Walz) Kuhn Kiefer Molenda Siegel Modl SV Waldhof Groh Baden ohne Siffling mit Lutz Zum Spiel um den Reichsbund⸗Pokal der badiſchen Elf in Dortmund ſtehen Siffling und Schwender wegen Krankheit und Verletzung nicht zur Verfügung. Für ſie ſtehen der VfRler Lutz und der Pforzheimer Rau zur ——— Die Elf hat nun folgendes Aus⸗ ſehen: Drayß Konrad Rau Leuvold Kamenzin Heermann Langenbein Fiſcher Lutz Schneider Striebinger Das erſte Springen im Nordſchwarzwald Die ſkiſportlichen Veranſtaltungen im Nord⸗ ſchwarzwald werden am 1. Januar mit dem Neu⸗ Schenkt Sportarklkel Aum kest! Vielseitige Auswahl im Sporthaus Hin& Müller N 3, 11•12 Kunststraße jahrsſpringen auf der neuen„Ochſenſtall⸗ ſchanze“ an der Hornisgrinde eingeleitet, aller⸗ dings muß genügend Schnee vorhanden ſein. Der für den 27. Dezember vorgeſehene Ab⸗ fahrts⸗ und Torlauf im„Ochſenſtall“ fällt da⸗ gegen aus. — HB-Vereinskalender Sportverein Mannheim⸗Stadt. Sonntag. Fußball: Im Stadion: 9 Uhr: Stadt 3.— FV 98 Seckenheim 3. Handball: 10.40 Uhr: Stadt 1.— TVNeckarhauſen 1. Auf dem Herzogenriedpark: 12.45 Uhr: Stadt 2.— FV Brühl.; 14.30 Uhr: Stadt 1.— FV Brühl 1. Sämt⸗ liche Spieler haben eine halbe Stunde vor Spielbeginn da zu ſein. Das Training und Schwimmen fällt in der Weihnachtswoche aus. Ski⸗Club Mannheim e. V. Sonntag. Abfahrt für den Slikurs in Jungholz. Näheres bei Kamerad Bar⸗ tel. Mittwoch: Gymnaſtik im Stadion ab 20 Uhr. Schwimmen fällt aus. Ueber die Weihnachtsfeiertage iſt die Hütte geöffnet. Anmeldungen müſſen noch vor den Feiertagen erledigt werden. vielleicht noch beſſer, aber er, der Herausfor⸗ derer griff niemals an. Die beiden duellierten ſich mit den Linken, die ſie wie Rapiere ge⸗ brauchten. Die Vorgeſchichte des Treffens hatte auf beiden Seiten zu viel Nerven verbraucht, als daß die große Entſchlußfähigkeit noch auf⸗ zubringen geweſen wäre. Die Meinungen dar⸗ über, wer gewonnen hatte, gingen nach Ende des Gefechtes weit auseinander. Die meiſten meinten, daß ein Unentſchieden am Platze ſei. Der Ringrichter, der ja am nächſten bei den Boxern iſt, erkannte auf Sharkeys Sieg. Viele Zeitungen nannten die Entſcheidung ungerecht. Schmeling hat ſich nie darüber beklagt. Er war unzufrieden mit ſich, ein k..⸗Erfolg hätte ihm glücken müſſen. Launen einer Göttin Fortuna entzog ihre Gunſt mit einemmal denen, die bisher ihre Lieblinge geweſen. Als Mickey Walker, der unter den Zufchen ſaß, Sharkey Weltmeiſter werden ſah, den gleichen Sharkey, den er zwölf Monate vorher runden⸗ lang faſt nach Belieben getroffen hatte, ärgerte er ſich derart, daß ihm nur mit einer größeren Ladung Alkohol zu helfen war. Drei Tage ſpä⸗ ter wurde er von Johnny Risko geſchlagen, dem er vorher ſchon zweimal leicht das Nachſehen gegeben, geſchlagen zum erſtenmal in drei lan⸗ gen Jahren! Faſt zur gleichen Stunde unterlag in einem anderen Ring Exnie Schaaf dem polniſchen Amerikaner Stanley Poreda nach Punkten. Ernie Schaaf war der Schützling Jack Shar⸗ keys. Der deutſchſtämmige, blonde Bierbrauer⸗ ſohn kam wie ſein Lehrmeiſter von der Marine. Er war erſt Amateur und hatte als ſolcher gute Erfolge. Seine Profeſſionallaufbahn ſollte mit einer Tragödie enden. Schon lange vor dem zweiten Schmeling⸗ kampf war Jack Sharkey ſeiner Sache ni mehr ganz ſicher. Alle Liebe zum Boxerhand⸗ werk legte er in die Ausbildung von Schaaf, in dem er ſeinen Nachfolger ſah. Konnte er ahnen, daß Schaaf ſein junges Leben im Ring laſſen mußte? (Fortſetzung folgt) —————————— ——————— ——————————— ————— 5 5— Wi e M Anhei——*— eee—————— 34,„Hakenkre u 3 5 anaee————— 5—— 1 4— 1 220. Dezem E 3 N E 5 PI 45 I: Für die empfehlen wir neben uns Womnme RM 2700„Edel-Hlellꝰ(Exportbier) ein Wenn lhre gzuchführung aber eine Abschreibung für kurzlebige 7 naræen-Bier 9 4 Wirtschoftsgöter zuläößßt, bis 30.l2.36. 7 NANe LI UI von gonz besondefer Gute. our noch RM 20355 auch in Fleschen und Siphons zu hoben in unseren und noch woeniger. lolslen, Veræaufslõden u. flaschenblerhendlungeſ. Fernruf Nr. 54061 dos immer beliebie Veihnacuis-Geschenk 6765te Ausvol] geschmadrvolſer Modelle und wie bekannt immer preis wert Leoaliα,]/] en seif J8ð/ bekann für gule hederwaren, Hoffer u. 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Dezember 1936 as wäre wu i traulichem ——— eeee nacht zu gleiten — ſie udiger Skiab OTTO HAEBERLE„»Dreiräder„ 5935., aktisc hn beſorgt und „-Zweiruder, 1450, Kindet— Aſtſhon r ader für. Kleider einmal Kaffee. 4 Knaben und Mädchen möglich, denn i Mannhelm, im Dezember 1936 2205— 3505— 3950 Anzùge chen wir innere schüler-Ballonrad 4230 flaſchen in die —— e pullover hiechen auf. Normalrüder: 2 4 Hand. rü Lbiane JSrr 26.— auf und Rücktrittbremse, 1 Shea fra —— 25½% ½ kompieit.... 28.— 14, malnt in bester Verar- 5 Hessrad 36, kompleit Schlüpfer„Thermometer beitung, neueste und 1 Jahr Garaniie 337³ uns die Magd 1 Formen, mit mo- Unter/oͤsche Ihem Gehöft e Hen-Ham-Ballon- 4050 5 gem, Gehöft auf ——— Rad, 1 Jahr Garantie 39 4 60 mess 4 15 75 ſege zügen und herri. nen Dorfes vorbei. 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III. — lfffſn A e me — — ———— — — —— —— Jahrgang 950 Folge 49 —2 —— ——— I4 „Wollt ihr wirklich noch rauf nach Kansbol?“ Spea ſchüttelt den Kopf, als wir bejahen.„Habe nicht umſonſt in den bayriſchen Alpen' krai⸗ niert“, meint Hanna.„Aber dein Mann?“ Svea ſagt das ſpöttiſch, denn ſie weiß, daß ich mich Af ſeit einigen Tagen in Schweden auf den Brettern verſuche. „Nun?“ Karl kommt in die Küche. Sein „Aun?“ bedeutet nichts anderes als„Wollt ihr wirklich?“ Es hat ſich ſchon herumgeſprochen. Die Deutſchen wollen noch rauf nach Kansbol. Karl und Spea, der Alte, die Magd, das Knecht⸗ lein— alle ſind ordentlich bewegt von unſerem ſeſten Entſchluß. „Hat wieder viel geſchneit. Glaube kaum, daß der Schneepflug bis zum Weg nach Oeſtby ge⸗ kommen iſt. Von dort aus iſt es noch weit ge⸗ nug. Bleibt hier. Das Pferd iſt nicht ganz —355 hätte ich heute abend noch an⸗ geſpannt.“ as wäre wunderbar, jetzt mit dem Schlitten bei traulichem Geläute durch die kalte Winter⸗ nacht zu gleiten. Aber wir wollen heute noch rauf nach Kansbol, dem einſamen Sennhütten⸗ dorf, aus dem wir vor einigen Tagen in vier⸗ ündiger Skiabfahrt hier unten angekommen ſind, um Proviant zu holen. Nun haben wir ihn beſorgt und wollen in die uns liebgewor⸗ dene Einſamkeit zurück. Es iſt ſchon dunkel. Spea reicht uns noch einmal Kaffee. Wir ſchlürfen ihn ſo heiß als möglich, denn in den nächſten Stunden brau⸗ chen wir innere Wärme. Wir packen die Milch⸗ flaſchen in die ſchon ſo vollen Ruckſäcke und brechen auf. „Auf Wiederſehen!“ Wir geben dem Alten die Hand.„Grüßt mir mein Kansbol.“ Er hat ſich damit abgefunden, daß wir nun aufbrechen. Svea fragt erneut„Wirklich?“,„Grüßt Törn⸗ guiſt“, meint Karl,„und gebt ihm den Tabak.“ Thermometer ſteht bald auf 22 Grad“, ruft uns die Magd hinterdrein, als wir ſchon vor dem Gehöft auf den Bretten ſtehen und ab⸗ i⸗ Wir ſegeln an den letzten Gehöften des orfes vorbei. Dicke Rauchfahnen ſteigen aus den Kaminen kerzengerade gen Himmel, ein Zeichen von unerbittlichem Froſt. Aber wir fühlen uns ſo warm und wohlig, und der pralle Ruckſack iſt gar nicht ſo ſchwer. Bald haben wir Wir blicken noch ein⸗ mal ins Tal hinab, wo ſich die dunklen Sil⸗ der Hütten von dem unendlichen Weiß r Winterlandſchaft abheben und hier und doxt ein warmer Lichtſchein aus den Fenſtern fällt. Auf dieſer Straße, die wir ein gutes Stück iu fahren haben, hat der Schneepflug gut ge⸗ nann Shef vom Dienz litik: Dr. Wi : Dr. Wilhelm andel: Wilhelm : Friedrich Karl Beilagen; i. V. Fritz Huas; für rt: Julius Etzz; ohann v. Leers, teiſchach, Berlin itlicher Original⸗ 16 bis 17 uhr zonntag) tz, Mannheim rlag u. Druckerei ktion: 10.30 bis ag): Fernſprech⸗ nmel⸗Nr. 354 21. deberling, Mhm. auflage(einſchl, abe) gültig. 6.. 48530 orbeitet. In der Mitte iſt es zu glatt, aber an der Seite iſt ein breiter Streifen mit einer ganz dünnen gefrorenen Schneeſchicht, auf der wir nur ſo dahingleiten. Wir holen tüchtig aus. Hanna voran, ich folge treulich ihren Spuren. Zu beiden Seiten dunkle Tannenwäl⸗ der. Die Sterne glitzern, als hätte ſie der Win⸗ ter gründlich geputzt und geſchrubbt, glitzern, als wolle hier und da ein Stück abſplittern und zur Erde fallen. „Haſt du geſehen?“—„Was?“—„Eine Sternſchnuppe.“—„Da ſchon wieder!“ erwidere ich. Die Sterne ſcheinen im Froſt zu zerſprin⸗ gen. Eine ſo eigenartige gläſerne Atmoſphäre, in der man ſich ihnen näher fühlt— und wie⸗ der ferner.„Vorwärts!“ ruft Hanna. Sie iſt weit vorne. Ich ſtürme hinterdvein. „Gib nicht ſo an!“ruft mir Hanna zu, als ih ihr wieder unmittelbar auf den Ferſen folge. Wir gleiten auf glitzerndem Schnee die einſame Straße. „Jetzt müſſen wir aufpaſſen. Bald kommt die Stelle, wo wir einbiegen müſſen.“ „Ein Stück hinein iſt linker Hand an einem Waum ein kaum zu erkennendes Wegzeichen.“ Stille weit und breit— und uns beide be⸗ herrſcht nur der Gedanke: ja in den Kansbol⸗ Weg einzubiegen! Denn, verpaßten wir den, die Folgen wären unausdenkbar. Stunden im Umkreis weit und breit kein Dorf, nicht ein einziges Gehöft, nur Wälder— einſame, öde Wälder, in denen der Froſt ein eiſernes Regi⸗ ment führt. Wie atmen wir auf, als Hanna ruft:„Kans⸗ bol⸗Weg!“ Das Wegzeichen wird geſucht und gefunden. Aber— die erſten Schritte, und wir merken, daß es mit den Skiern nicht geht. Knie⸗ hoch liegt friſcher Schnee auf dem ſchmalen Weg. Da ſchnallen wir ab und ſtapfen mutig durch den hohen Schnee bergan, bergab, durch die Stille, die nur vom Knacken und Knittern des Froſtes in Stämmen und Zweigen unter⸗ brochen wird. Es wird uns doch ein wenig ſauer, Stunde um Stunde durch kniehohen Schnee zu ſtapfen. Ja, wenn die Laſt auf dem Rücken und Schul⸗ tern nicht wäre. Wir kommen an die Stelle, wo vor Jahren ein rieſiges Waldgebiet nieder⸗ brannte. Verkohlte Baumſtümpfe ragen aus der Schneedecke heraus. Ein ſchauerliches Bild unterm geſtirnten Himmel. Endlich ſind wir in der zweiten und letzten Straße, die wir zu paſſieren haben. Kurze Raſt an einem Kilometerſtein. Die Ruckſäcke werden abgenommen, Schnee und Eisſtückchen flüchtliche 5kifahrt durch dalarnes Dülder von Schuhen und Beinen abgeklopft. Ohne alles auf freier Fläche herumgehüpft und geſprun⸗ gen— was iſt das für eine Freude! Ein lu⸗ ſtiges Tänzchen führen wir auf, es ermuntert und bringt wieder Geſchmeidigkeit in die ſtei⸗ fen Knochen. Schnell werden die Skier ange⸗ ſchnallt, und wieder geht es wie im Fluge die Straße entlang bis zur zweiten Stelle, in die wir einzubiegen nicht verſäumen dürfen. Aber die iſt leicht und raſch gefunden. Es war nur ein kurzes Vergnügen. Wieder ſchnallen wir ab und ſtapfen durch die Nacht. Es ſcheint dunkler geworden zu ſein, oder ſind Dalarnes Wälder dichter hier oben? „Wie lange werden wir ſchon unterwegs ſein?“—„Ganz gut, daß wir keine Uhr bei uns haben.“ Die Müdigkeit macht ſich bemerk⸗ bar, und der Froſt; alle aufgeſpeicherte Wärme ſcheint verbraucht.„Jetzt müſſen wir ſcharf aufpaſſen“, ſage ich beſorgt.„An der Ecke, du Aufn.: Karl Müller Verkehrsamt Freiburg) Winternacht in Freiburg im Breisgau Don fierbert Barth weißt, wo die alte Fäbodſtuga ſteht, kann man ſich irren.—„Dort können wir in die Sümpfe hineingeraten, die ſelbſt Einheimiſche in jeder Jahreszeit meiden. Erzählte nicht der Alte, Trolle trieben dort ihren Spuk?“—„Sogar Törnquiſt meinte neulich, wenn man dort vor⸗ beiginge, höre man die eigenartigſten Laute, als gäbe ſich das Trollvölkchen ſein Stelldich⸗ ein und treibe die tollſten Dinge.“ Wir kommen an die Fäbodſtuga und ſind uns beide klar: in dieſe Richtung müſſen wir. Aber o weh, nach einiger Zeit merken wir, daß wir vom Wege abgekommen ſind. Wir verſin⸗ ken immer tiefer im Schnee, bis zur Bruſthöhe; es iſt unheimlich, mit jedem Schritt tiefer, und die Angſt raubt den Orientierungsſinn.„Zu⸗ rück!“ rufe ich heftig.„Zurück! Genau dieſelbe Spur, ſonſt gehen wir vollends fehl.“ Wir ar⸗ beiten uns wieder zur Fäbodſtuga hin und gehen nun die andere Richtung, die übrig bleibt, und das iſt Gott ſei Dank die richtige. Bald ſind wir in dem hohen, dichten Wald auf dem ſteil anſteigenden, finſteren Pfade. Rechter Hand liegt der Trollgrund. Durch die dunklen Stämme ſchimmerts und geiſterts herauf. Ein Flittern und Flattern. Ob es nur Einbildung iſt oder Wirklichkeit? Wer weiß es! Ein Flittern und Flattern. Ob es durch Ueber⸗ anſtrengung der Augen geſchieht, die ſeit Stun⸗ den ſcharf geradeaus blicken— die das Steuer unſerer nächtlichen Fahrt ſind? Wer weiß es. „Ich kann bald nicht mehr.“„Und doch, wir müſſen es ſchaffen. Das größte Stück liegt hin⸗ ter uns. Gut zwei Drittel.“ „„aZwei Drittel mit friſchen Kräften! Nicht ſo ſchlimm als ein Drittel völlig ausgepumpt durch höheren Schnee bei ſteilerem Anſtieg. Und meine Ohren, meine Naſe— die werden wohl erfroren ſein.“ „Hilft nichts. Wir müſſen weiter.“ „Raſten. Zehn Minuten. Wenn das ginge.“ „Unmöglich. In zehn Minuten wären unſere Knochen ſteif.“ „Wie kalt wird es ſein?“ „25 Grad, 26, 28 Grad.“ „Um Gottes willen, hör auf.“ „Aber ſieh, jetzt ſind wir ſchon an der Ecke, an der wir mit Törnquiſt Holz geſchichtet ha⸗ ben. Da liegt noch ein Teil, den andern hat Karl ſchon abgefahren.“ Es wird uns ſauer, ſauer wie noch nie. Nur die Hoffnung, in einer halben, in einer Drei⸗ viertelſtunde am Ziel zu ſein, gibt uns unge⸗ ahnte Kräfte. An lichteren Stellen bläſt uns gier oben ein ſcharfer Wind ins Geſicht, kein Wind, ſondern ein Eishauch. „Du, Hanna, iſt dort nicht Licht, Licht, Hanna?“ „Phantaſiere nicht.“ 2 Hanna, ſieh dorthin. Dort liegt Kans⸗ 0* Nach einer Weile:„Jetzt ſehe auch ich...“ „Wo?“ frage ich. „Dort— ſchon wieder weg.“ „Aber jetzt, ſieh dort!“ „Gott ſei Dank, Kansbol!“ „Aus einer Fäbodſtuga wirft hin und wieder die Flamme des Kamines einen Schein über den Weg. Wir ſchreiten mutig, freudig aus. Die Karawane ſchwankt bewegter als bisher, denn die Oaſe iſt ſo nah, ſo greifbar nah! Ich reiße die Tür der Fäbodſtuga auf.„Die Flaſchen!“ mahnt Hanna. Alſo nehme ich den Ruckſack vorſichtig ab und ſpringe zum Kamin. Raſch iſt das Feuer entfacht. Minuten nur und vir ſitzen am Kamin und ſchlürfen den wärme⸗ ſpendenden und exmunternden Kaffee. Minu⸗ en nur— und all die Beſchwerlichkeiten unſe⸗ rer Nachtfahrt ſcheinen wie vergeſſen. Ich trete noch einmal auf die Veranda. Ster⸗ nenklare, eigentümlich helle Nacht hier oben. nd was iſt das, dieſes wogende Farbenſpiel m Nordhimmel? Hört es ſich nicht wie ein knittern und Kniſtern an in der Luft, wenn vundervolle Strahlenbündel hier und dort her⸗ vorſchießen? Ich rufe Hanna; wir ſtehen lange und betrachten das Nordlicht, ſo lange, bis uns die Kälte wieder hineintreibt in unſere Stuga, an den Kamin. Paul Rosentreter; Weihnachtsmarkt in Eisenach Thriſtofer krzänlung von maelin Bauer „Da iſt die heilige Mär von dem kleinen Fluß⸗ fiſcher, der den Herrgott über die Alz getragen hat, Und die Menſchen reden ſo von dem ab⸗ ſonderlichen Geſchehen: Wenn der Herrgott nicht als ein ganz kleines Kind in die Welt gekom⸗ men wäre, hätte der Fiſcher ihn nicht zu tragen vermocht in dem drehwirbeligen Waſſer. Er iſt doch klein, der Fiſcher, und er iſt vielleicht nicht ſehr ſtark. Aber er hat den Herrgott über die Alz getragen. An einem Abend im Winter— das mag ſo geweſen ſein wie jetzt— mußte der Fiſcher in der Hofmark die Häuſer abgehen mit der alten Frage, die ſchon mehr Bitte war: kauft keiner einen Fiſch für die Feiertage? Ich hab' ſchöne Fiſche da, anderthalbpfündige, zweipfündige, Hechten, Forellen, Altwaſſerkarpfen, einen ganz ſchönen Huchen habe ich gefangen— wenn einer davon ein Stück haben will. Kauft wirk⸗ lich keiner einen Fiſch? Wenn die Menſchen den Kopf ſchüttelten, wenn wieder einer nichts kau⸗ fen wollte für die Feiertage, dann rollte das Zugwägerl weiter auf dem Holperpflaſter und die Frage begann am nächſten Haus von vorn: Kauft keiner einen Fiſch? Er trug den Behälter treppauf und treppab, er wurde verdroſſen da⸗ bei, weil die Floſſen im ſchlenkernden Waſſer nur ganz langſam weniger wurden. Aber die Hofmark war groß, und es kam doch allmählich ſo, daß die ſuchende Hand im Waſſer nicht mehr überall auf einen flüchtigen Floſſen⸗ rücken ſtieß. Da war es aber ſchon Nacht und das Dorf war weit weg— was heißt weit weg? Das Dorf lag gleich da drüben, man ſah die paar Lichter in der Nacht, das Dorf war ganz nahe, aber die Alz war dazwiſchen und die Brücke war irgendwo da drunten, wo es kein Licht gab, nur einen langen Weg. Ein paar Ladenglocken wurden noch angeſchlagen, es war ſchon ſpät, aber der Fiſcher brauchte ein Stück Fleiſch für daheim und viel Brot für die Feier⸗ tage, und ein ganz klein wenig von dem mußte er kaufen, was die Kinder ſich erbeten hatten und die Fiſcherin vergeſſen ließ, daß es ſehr kalt war, den ganzen Tag auk den gelben Stein⸗ flieſen im Haus. Dann ging der Fiſcher brückenwärts auf der Straße. Gute Nacht, ſagte irgendwer, der von unten her die gleiche Straße ging, Das Poltern des Zugwägerls war lauter als der Gruß. Ein Kind ſtapfte mit ſchweren Schuhen vorbei. Dann ſagte wieder einer Gute Nacht, und eine Magd ging die Straße, die ſagte es ebenſo. Einer aber kam, der faßte den Fiſcher an der Waſſerjoppe, der ſagte nicht ſtill ſeinen Gruß, denn hinter ihm jagte die Angſt, Biſt du der Fiſcher?— Ja, ich bin der Fiſcher, der Alz⸗ fiſcher, mich lkennt ſchließlich jeder Menſch in der Gegend, du biſt wohl der einzige, der mich nicht kennt!— Du, Fiſcher, du kennſt das Waſ⸗ ſer da oben, zwiſchen Hofmark und Dorf? Ja, ſag einmal, iſt das Waſſer ſo tief, daß man nicht mehr durchwaten kann? Oder geht es noch?— Nein, das geht nicht, das ſollſt du gar nicht erſt verfuchen. Es geht nicht! Wenn ich dich aber um der Liebe Chriſti willen bitte, daß du mich hinüberführſt! Du weißt die Kiesbetten und die Mulden, du kennſt das Waſſer, wo es Drehwirbel ſetzt. Und es iſt doch nicht ſehr tief? Ach Gott, es iſt nicht ſehr tief, es geht mir gerade bis an die Bruſt, wo dex Schwemmkies liegt, Aber weißt du, wie das kalt iſt und wie es reißt?— Ich will es gar nicht wiſſen, Fiſcher, führ mich hinüber, um der Liebe Chriſti willen bitt ich dich, führ mich hinüber! Wenn den da die große Angſt jagte und wenn er bei allen Heiligen bettelte, dann wollte der Fiſcher nicht hart ſein. Vielleicht hatte es ſehr viel Not mit dem, es mußte wohl ſein, Freilich morgen war Feiertag und heute mußte er den Kindern etwas bringen und der Fiſcherin etwas auf den Tiſch legen, da wollte er die Freude ſelber ſehen. Das war vorbei für heute, wenn er naß und ausgefroren heimkam. Aber weil der fremde Bauernmenſch ſo haſtig redete, und weil die Anaſt aus ihm ſchrie, kehrte der Fiſcher um und ging neben dem anderen auf der Straße zurück. Sie gingen ſchweigend neben⸗ einander, der Fiſcher hatte eine lange Weile Zeit zum Prüfen des Waſſerſtandes, bis der andere das Notwendige in der Hofmark beſorgt hatte, Dann traten ſie beide gleicherzeit hinein, und der Fiſcher hatte jetzt eine heiſere Stimme: Du mußt ganz nahe bei mir bleiben, wer die Kiesbänke nicht weiß, der kann abgetrieben wer⸗ den und für den iſt die Alz dann gefährlich. Haft du alles in die oberen Taſchen geſteckt? — Herrgott iſt das kalt! So kalt iſt es doch ſonſt nicht! Bei dem anderen ſchrie nun auch die Kälte mit, daß ſein haſtiges Reden ins Zittern kam. Er zog Schritt um Schritt ſeinen Körper durchs Waſſer, und dieſer Körper war ſchwer, er lannte das Waſſer nicht ſo wie der Fiſcher es lannte. Dableiben! Bei mir bleiben! Der Fiſcher war flein und ſeine Bruſt war ſchmal, aber er hielt ſich gegen das Waſſer, Der andere, der groß war, verlor die Kraft in der ſchneidenden Waſ⸗ ſerkälte, Ich muß doch hinüberkommen! ſchrie er. Aber ſeine Knie gaben nach. Es geht nicht mehr, Fiſcher, es wird mich wegreißen, die* tragen mich nicht mehr! Ex tappte irr, wie Er⸗ trinkende tun, nach dem Begleiter, und er riß an feinem Gewand, daß auch der unſicher wurde. Auslaſſen! Nein, er giß nicht aus, Er klammerte ſich feſt und der Fiſcher ſpürte auf einmal das Waſſer am Hals, Dann ſchlug der Fiſcher und er ſtieß mit den Knien gegen den anderen, aber der Stoß hatte keine Kraft im Waſſer, er half nicht in dieſer ſonderbaren Wehr, bis der Fiſcher den anderen am Kopf faſſen konnte, daß der ſchlagende Körper unter dem harten Griff nachgab. Willſt du dich ruhig halten!— Er ſchob ſich, eben die Lippen noch über dem Waſſer, unter dem Arm des anderen durch, er drehte den Körper zurück, daß der große Bauernmenſch dann quer über dem watenden Fiſcher lag, faſt regungslos, weil die Kälte und die zweite Anagſt ihn ſtarr gemacht hatten, Haſt du mich erdroſſeln wollen, du Narr?— Nein, gar nicht, aber ich muß doch hinüberkommen. Der Mann keuchte und unter der Laſt ſeines Körpers ſtöhnte der Fiſcher bei jedem Schritt. Jetzt haben wir gerade die Mitte. Halt dich ruhig! Er konnte ihn wohl nicht tragen bis hin⸗ über, die ganze Strecke, noch wenigſtens achtzig Meter. Mußt dich ruhig halten! Sein Mund nahm Waſſer auf, wenn die plumpe Laſt ſich regte. Er ſchlug nun auch ſchon mit den Hän⸗ den, wie der fremde Bauernmenſch geſchlagen hatte, Hat das ſein müſſen, dieſe Narrerei?— Hat ſein müſſen, ja, Fiſcher. Sonſt geht das arme Vieh drauf.— So redet doch kein Chri⸗ ſtenmenſch— Vieh!— Iſt doch ein armes Vieh!— Warum? Iſt's denn wirklich ein Vieh? — Was denn ſonſt? Hab' ich's denn nicht ge⸗ ſagt? Ein Roß iſt krank, es wird draufgehen, wenn ich nicht ſchnell heimkomme. So, ein Roß. Sonſt gar nichts! Und der bäumte ſich auf, er riß an der plumpen Laſt, er wollte den Menſchen hineinſtoßen, der ihm um eines Tieres willen da durch das Waſſer gejagt hatte. Der Bauernmenſch ſpürte, was ſich auflehnte gegen ihn, er bettelte wieder mit dem Wort von der Liebe Chriſti, aber der Fiſcher ſtieß mit den Fäuſten gegen ihn. Da ſah er in dem gehäſſigen Wenden des Kppfes einmal die Augen des anderen, in denen die Sterbensangſt ſtand, er ſah ſie ſo groß und ſo ſtarr wie die Augen eines Pferdes, das auch ſterben mußte und auch dieſe großen Aucen riß, aus denen das ungeheure Leid der Kreatur weinte um die — Liebe. Der mußte ſterben und das.5 mußte draufgehen— aber ſie hatten ſo rieſengroße Augen und nichts ſtand darin als das Betteln um eine kleine Liebe. Hatte der nicht von etſoas ganz Großem geſprochen, als er um dieſes ſon⸗ derbare Weggeleite bat um eines kranken Tie⸗ res willen? Was war denn für ein irrſinniger Tag heute, daß er den Menſchen nicht ins Waſſer rannte! Er ging mit ſeiner Laſt und brach drüben nie⸗ der, wie er ſchon vor ſechzig Metern hätte nie⸗ derbrechen müſſen, wenn er nicht die Augen ge⸗ ſehen hätte und ihre Bitte um Liebe. Und dann, als der Fiſcher wochenlang im Fieber lag, ſchrie er, wie er im Waſſer geſchrien hatte. Nach dem Aufwachen wußte er nichts mehr von dem, was geſchehen war. Er 100 ein paar frohfarbene Dinger in den Tagſchen getragen, und was den Kindern zum Spiel hütte ſein ſollen, war zerdrückt. Der Fiſcher aber, weil er von allem nur noch das Große und Schwere und Ungeheure eines von der ganz ſtillen Liebe geforderten Dienſtes im Erinnern ſpürte, ſagte im fiebrigen Exwachen, er habe den Herrgott getragen in derſelbigen Nacht. Und weil nach dem ſonderbaren Geſchehen kein Menſch mehr nach der Wirklichkeit fragte, erzählen es heute die Kinder noch ſo wunderlich, wie es vielleicht doch die einzige Wahrheit dieſer Nacht iſt: daß —5 Fiſcher den Herrgott getragen hat über die 3. Urſula ſchreibt ans Cheiſtkind kine Weihnochtsgeſchichte von ans Thuriot Ja, das iſt nun ſo in dieſen Wochen: eines Tages kommt der Vater nach Hauſe, hat den Kopf voll mit ſchwierigen und ernſthaften Ge⸗ danken und iſt ganz erſtaunt, auf ſeinem Schreibtiſch zwiſchen allerhand wichtiger und unwichtiger, aber jedenfalls geſchäftlicher Poſt einen Brief vorzufinden, der entſchieden nicht für ihn beſtimmt iſt, denn auf dem Umſchlag ſteht in großen und etwas zittrigen Buchſtaben, ſo wie man ſie ungefähr in der zweiten Klaſſe zu machen pflegt: An das Chriſtkind, im Him⸗ mel. Punkt. Der Punkt ſcheint ein Klecks zu ſein, aber ſo⸗ viel wird dem erſtaunten Vater in ſeinen ernſt⸗ haften und vorerſt gar nicht himmliſchen Ge⸗ danken klar, daß dies unfehlbar die Handſchrift ſeiner kleinen Tochter Urſula iſt, und daß außerdem der Brief mit der poſtaliſch ſo über⸗ aus klaren Anſchrift nicht von ungefähr auf ſeinen Schreibtiſch gekommen ſein kann. Er nimmt alſo den Schrieb, dreht ihn hin und her, beſchnuppert ihn auch mal und guckt ſich um: aber Urſula, die ihm vorhin mit einem ſo verſchmitzten und geheimnisvollen Geſichtel die Tür aufgemacht hat, als er nach Hauſe kam, giſt einſtweilen unſichtbar und hat ſich ins Kin⸗ derzimmer oder zu Mutti in die Küche gemacht, um den Vater bei dieſer unvermuteten und weihevollen erſten Begegnung mit den himm⸗ liſchen Mächten diskret allein zu laſſen. Na, der Vater iſt ja inzwiſchen ein bischen nachdenklich geworden: er hat ſich auf ſeinen Stuhl geſetzt, und es iſt ihm auf einmal und gewiſſermaßen greifbar eingefallen, daß ſo in vier Wochen, ſchlecht gerechnet, Weihnachten ſein muß. Wer hätte das gedacht, Und ſiehe, dieſer Brief hier iſt nicht mal zugeklebt; an Spucke pflegt es, mit Verlaub, ſeiner Tochter Urſula ſonſt nicht zu mangeln, alſo ſteckt am Ende was dahinter, und der gute Vater macht ſich nun wahrhaftig kein Gewiſſen daraus(we⸗ gen Verletzung des Briefgeheimniſſes und ſol⸗ oin Sachen)— das Schreiben behutſam zu öffnen, Sieh mal einer an:„München“, ſteht da, „den ſoundſovielten...“ ſchön und gut, aber dann heißt es gleich, wo ſonſt meiſt„Sehr ge⸗ ehrter Herr“ ſteht—:„Liebes Chriſtkind!“ Und dann iſt da alles zuſammengetragen und ver⸗ trauensvoll abgeladen worden, was die Tochter Urſula ſich ſo ſeit ihrem letzten(ſiebten) Ge⸗ burtstag ausgedacht hat in ihrem kleinen Her⸗ zen und Gemüt. Der Vater, mit großen Augen den etwas krakeligen Sütterlinbuchſtaben fol⸗ gend, lieſt ja nun auch allerhand, was offenbar (e 1 D 7 5 —- 5 W222, 5 7 — 7 —„„7 27 2— 25* 2 Vn— 223+,=————— — 7T4 4 110 nicht bloß allein für das Chriſtkind zu wiſſen wichtig und nützlich iſt, alſo zum Beiſpiel, daß dem armen Bullyhund leider, leider ſchon vor einiger Zeit das linke Schlappohr abgegangen iſt, was der gute Onkel Doktor bis heute no nicht wieder heilzumachen imſtande war,, Da ferner Urſulas Puppenwägelchen ſehr dringen eines neuen Verdecks bedürfe, ſintemalen das alte beklagenswerterweiſe nicht nur entſetzlich ſchmutzig, ſondern auch ziemlich kaputt ſei. (Und auch dieſer Schaden iſt nicht etwa erſt von geſtern!) Ja, und dann hat doch die kleine Urſula neulich auf dem Heimweg in einem he⸗ ſtimmten Schaufenſter ſo ein ſüßes Baby im Körbchen geſehen, ein ganz winziges, klitze⸗ kleines, aber mit„zuen“ Augen und mit einem Aeb Milchfläſchchen und alles ganz in e Urſula iſt ſchon viele Nachmittage daxan vor⸗ beigegangen und hat geguckt und ſich dapon überzeugt, ob es nicht am Ende vom Chriſtlind ſchon abgeholt wäre, denn es könnte ja doch immerhin möglich ſein, obwohl eigentlich nicht ganz auszudenken, daß ein anderes kleines Mädchen, vielleicht ſogar aus Urſulas Klaſſe, ebenfalls ſeine Augen auf dieſes ſüße Roſa⸗ baby geworfen hätte, nicht wahr? Ja, das alles lieſt der Vater mit Staunen und auch mit einem gerührten, kleinen Lächeln —„Viele Grüße“ lieſt er zum Schluß,„Deine Urſula.“(Punkt.) Da macht der Vater, der inzwiſchen Stimme von der Küche her ſich nähern hörie, den Brief behutſam wieder zu und ſteckt ihn, ohne dies für Unterſchlagung zu halten, in die Bruſttaſche, links überm Herzen, und beſchließt, mit einem ebenſo verſchmitzten und geheimnis⸗ vollen Lächeln(wie Urſula vorhin) ſich zu Tiſch zu ſetzen und ſo zu tun, als ob er außer etlichen Geſchäftsbriefen rein gar nichts au ſeinem Schreibtiſch gefunden hätte, Herna aber, wenn die kleine Urſula ſich wieder davon⸗ gemacht hat, wird er ja wohl mit Mutti über die zweckmäßige Weiterbeförderung des himm⸗ miſer Schriftſtückes ein ernſtes Wort reden müſſen. Arbeit ſoll das große Bindeglied uſh ſoll aber auch das große Trennende ſein, Die Drohne iſt unſer aller Feind. Adolf Hiflet 2 * 2 —, T, 1 2 ſ, 5 —* — F 1 15 0 5 41 — F— K—— . Von den Württember ſchwarz⸗rote Maria von Franz Ante 75 Gulden Trotzdem ö Stuttgarter Kapellmeiſte Muſikfreund freunde wer leoniſchen 3 fentlichkeit z ſelligkeit gef des Weggan Stadt geblie zur Aufgab⸗ Tradition de folgreich for ten, das„J eiferten dari ——5 kultur Fröhlichkeit auf, daß e⸗ waren, die ſchweren Au gogen. An mächtig, ſang Fiskalpr Freinsheim, kurpfälziſchen war. Nachd Sproſſen de kvar, konnte juriſtiſchen heimer Muſil dem. Am Kl lernte er da es, daß er fa gel mit der tuoſen beher danken, daß Muſik eine ſti retiſchen We hinein in die fried Weber! res 1810 mit mit Auguſta Traualtar ge Stimmung ei baher Carl 2 treffen in de Webers G ſcheinbar, er larl m Raſcher als ſeines Stuttga Carl Maria chevaleresk⸗lieb die Hilfsbere Mannheimer; und mit Alexc nach wenigen liche Freundſck Leben überdau ihm ſofort mi ihn Danzi an angeſehenen N fohlen, die alle; als möglich di⸗ in Mannheim Tatkraft gelan Tage nach ſei (4. März 1810 denz ankündig Weber wird kü großes Vokal⸗ Mannheim gel Ko⸗mpoſitionen Das Konzert war ſchlecht be nur 65 Gulde— Erfolg und da⸗ ſeinen eigenen phonie“ bezeich das Finale de— „Silvana“ und „Variationen f ſchrieb nach d dieſe Werke, d „Der Styl dieſe aus Beethoven. er iſt gelehrt u gewöhnlich ohn wenigen Ausnc um dieſes es kranken„Von dem verhaßten König Friedrich von Württemberg auf Lebenszeit aus ſeinem ſchwarz⸗roten Ländchen verbannt, trafen Carl Maria von Weber und ſein genialer Vater Franz Anton mit 2500 Gulden Schulden und 5 Gulden Barvermögen in Mannheim ein. Trotzdem öffnete ein Empfehlungsbrief des Stuttgarter Kapellmeiſters Danzi dem jungen Kapellmeiſter Tür und Tor. Die Mannheimer Muſikfreunde ſollten gleichfalls ſeine Lebens⸗ freunde werden. Der politiſche Druck der napo⸗ leoniſchen Zeit hatte die Menſchen von der Oef⸗ iger Tag heut aſſer rannte ach drüben nie⸗ etern hätte nie⸗ t die Augen ge⸗ Liebe. wochenlang im Waſſer geſchrien hußte er nichts war, Erx 104 1 fentlichkeit zurück in die Bezirte häuslicher Ge⸗ in den Taſche ſelligkeit geführt. Mannheim ſelbſt war trotz zum Spiel hätte des Weggangs Carl Theodors eine muſenfrohe iſcher aber, weil ze und Schwere imz ſtillen Liebe rn ſpürte, ſagte e den Herrgott Und weil na n Menſch meh zählen es heut vie es vielleicht Nacht iſt: daß en hat über die Rind tkind zu wiſſen m Beiſpiel, daß 3 vo ohr abgegangen bis heute Stadt geblieben, deren führende Bürger es ſich zur Aufgabe geſetzt hatten, die unterbrochene Tradition des vaterſtädtiſchen Künſtlertums er⸗ folgreich fortzuführen. Zwei Bürgergeſellſchaf⸗ ten, das„Muſeum“ und das„Caſino“, wett⸗ eiſerten darin, ihren Mitgliedern eine Heim⸗ 30 kultureller Geſelligkeit und vergeiſtigter Fröhlichkeit zu ſein. Dabei fällt es beſonders auf, daß es gerade vornehmlich Dilettanten waren, die ſich mit ehrlichem Bemühen der ſchweren Aufgabe der kulturellen Arbeit unter⸗ zogen. An ihrer Spitze ſtand, breitſchultrig, mächtig, ſangesfroh und aller Künſte kundig der Fiskalprokurator Weber. Er kam aus Freinsheim, wo ſein Vater als Amtskeller des kurpfälziſchen Unteramts gleichen Namens tätig ſar. Nachdem er mehr und mehr auf den proſſen des Beamtentums emporgeſtiegen var, konnte er es ſich neben ſeinen wichtigen uriſtiſchen Facharbeiten leiſten, dem Mann⸗ eimer Muſikleben geradezu ein Führer zu wer⸗ den. Am Klavier hatte er angefangen. Flöte lernte er dazu, und mit der Zeit erreichte er es, daß er faſt alle Inſtrumente, ſelbſt die Or⸗ gel mit der Fertigkeit eines arivierten Vir⸗ tuoſen beherrſchte. Seinem Einfluß iſt es zu danken, daß an der Jeſuitenkirche die geiſtliche Muſik eine ſtändige Stätte fand, ſeine muſiktheo⸗ retiſchen Werke trugen ſeinen Namen weit hinein in die Bezirke wahrer Wiſſenſchaft. Gott⸗ fried Weber war in den Januartagen des Jah⸗ res 1810 mit einer ebenſo ſangesfrohen Frau, mit Auguſta von Duſch, zum zweitenmal zum Traualtar geſchritten. Fröhlichſte Flitterwochen⸗ Stimmueig eines kunſtfinnigen Heimes empfing daher Carl Maria von Weber bei ſeinem Ein⸗ treffen in der Rhein⸗Neckar⸗Stadt. Webers Geſtalt war zwar klein und un⸗ ſcheinbar, er wirkte ſchwach und überſchlank, inde war,, Daß n ſehr dringend ſintemalen dgs nur entſetzlich ich kaputt ſei. nicht etwa er doch die kleine eg in einem he⸗ üßes Baby im vinziges, klitze⸗ und mit einem alles ganz in tage daran vor⸗ und ſich davon vom Chriſtlind könnte ja doch eigentlich nicht inderes kleines Urſulas Klaſſe, es ſüße Roſa⸗ r mit Staunen kleinen Lächeln Schluß,„Deine viſchen ) nähern hörie. und ſteckt ihm halten, in die „und beſchließt, und geheimnis/ horhin) ſich zu us ob ex außer gar nichts auf hätte. Hernach )wieder davon⸗ nit Mutti über ung des himm⸗ s Wort reden Gottfried Weber Aufn.: Schloßbibliothek Mannheim(4) was ſein faſt allzu langer Hals nur um ſo mehr betonte. Eine angeborene Schwäche der linken Hüfte gab ſeinem Gang etwas Lahmen⸗ des, aber all dieſe Dinge fielen nicht ſo ſtart auf, wenn man den großen länglichen edelge⸗ formten Kopf betrachtete, aus dem die tieſen blaugrauen Augen leicht verträumt heraus⸗ ſchauten. Ein beſchwingter geiſtiger Ausdruck verklärte das junge Geſicht, Humor und Jovia⸗ lität ſpielten um die ſchmalen Lippen, und eine unverkennbare Schalkhaftigkeit konnte auch die ſchwierigſten Situationen charmant über⸗ brücken. Eine ſparſame Geſtik unterſtrich ein⸗ drucksvoll, was die ſonore Baritonſtimme aus⸗ ſprach. Alles in allem: Der junge Freiherr mit dem Rätſelwappen: dem ſilbernen Mond im goldenen und dem güldenen Stern im blauen Feld gewangn Vertrauen und Anerkennung, wo⸗ hin er kam. Fiskalprokurator Weber führte ihn ſofort in die Muſeumsgeſellſchaft ein und ſtellte ihn dem Kreis vor, der damals in Mannheim„ton“angebend war. Freundſchaft mit G. v. Duſch Die glücklichſte Verbindung aus jenen Tagen neuer Schaffenskraft entſprang aus Webers Zuſammentreffen mit dem Student der Rechte, Alexander von Duſch. Dieſer war ge⸗ rade dabei, das Studium der Paragrapyen und Pandekten drüben an der Heidelberger Ruperto Carola zu beſchließen, als Weber in ſein Leben trat. Sie verſtanden ſich von der Erbgroßherzogin Stephanie von Baden erſten Stunde ab. Fröhliche Abende hinter der Punſchbowle Gottfried Webers oder im tabat⸗ verqualmten Gaſthaus„Zu den drei Königen“ wechſelten mit fröhlichen Serenaden und heite⸗ ren Ständchen, welche die drei Muſenfreunde ihren Frauen und Angebeteten in der Stadt der Quadrate darbrachten. Dieſer Freundſchaft hätte die deutſche Kunſt faſt den„Freiſchütz“ zu verdanken gehabt. Es iſt erwieſen, daß We⸗ ber zuſammen mit Alexander von Duſch bei einem Beſuch im Stift Neuburg, wo die be⸗ klannte Familie Hout Tür und Tor offen hielt für alles, was deutſcher Kunſt und deut⸗ ſchem Geiſt diente, das alte Sagenbuch von Apel und Laun fand, in dem der Freiſchütz⸗ Stoff aufgeſchrieben war. Der romantiſche Vor⸗ wurf erregte die beiden Kunſtgenoſſen ſo ſtart, daß ſie mit dem„ſuperben Text“ noch am ſel⸗ bigen Tag nach Mannheim fuhren, um his zum Grauen des Morgens auf Alexander von Duſchs Sofa raſtlos, mit bleichen Wangen und zitternden Stimmen, aber mit leuchtenden Augen ein Szenarium zu einem Operntext „Der Freiſchütz“ zu entwerfen. Selbſt einige Szenen wurden in jener Nacht vollſtändig fer⸗ tig niedergeſchrieben. Dringende Arbeiten We⸗ jebor⸗ Freundeskreis 7. don fjeineich Köhler-fielffrich bers und Duſchs hinderten die Ausführung des geliebten Planes. Als viele Jahre ſpäter der Freiſchütz Friedrich Kinds mit Webers Muſik die Welt eroberte, bekannte der inzwiſchen zum boadiſchen Miniſter beförderte Freiherr von Duſch, daß ſeine damalige Arbeit weit hinter der Kindſchen zurückſtand. Mit dieſen Freunden zuſammen gründete Weber den„Harmoniſchen Verein“, deſſen Be⸗ deutung als erſter Zuſammenſchluß ſchöpferi⸗ ſcher Menſchen zur gegenſeitigen Förderung ihres Geiſtesgutes einer beſonderen Würdi⸗ gung bedarf. Hatte Gottfried Weber ſich vor allen Dingen dadurch an Carl Maria von We⸗ ber verdient gemacht, daß er ſeinen Werken zur Carl Maria v. Weber Aufführung in den Mannheimer Konzerten verhalf, ſo war es Alexander von Duſch hin⸗ wiederum, der den Liederkomponiſten in Weber ſtart zu beeinfluſſen wußte. Duſchs Vorliebe für das Violin⸗Cello veranlaßte Weber, ihm mehrere Variationen gerade für dieſes Inſtru⸗ ment zu ſchreiben. Ciebhaberkonzerte Neben dieſen beiden Männerfreundſchaften verbanden Weber noch ausgezeichnete Beziehun⸗ gen zu der Stengelſchen Familie, in deren Haus zahlreiche Liebhaberkonzerte ſiatt⸗ fanden. Die Stengels waren hinwiederum ver⸗ ſchwägert mit den Weilers, einer Beamten⸗ familie, die ebenfalls ſtarte Kunſtintereſſen hatte. In all dieſen Häuſern, in A 3, 4, und am Zeughausplatz, wurde eifrig muſfiziert. Duſch erzählt:„Da waren wenig Abende, an denen man ſich nicht zuſammengefunden hätte von ſechs bis neun Uhr zum Tee, Muſik oder Leſen von Dramen“. In dieſem Hauſe ver⸗ kehrte auch Antoinette Hout, die Schloßherrin von Stift Neuburg. Ein Kreis junger Damen verwöhnte den jungen Komponiſten beſonders; Antoinette Hout, Toni von Hertling und Nanne Weiler, die ſpäter Alexander von Duſchs Frau wurde. Dazu kam Fräulein Grua mit einer ſchönen Altſtimme, die takt⸗ feſte Stütze aller Liebhaberaufführungen und der geliebten Singeabende in den Häuſern der vornehmen Bürger. Die fröhliche Art des Mannheimer Lebens entlockte Weber die ſchön⸗ ſten Melodien. Es iſt deshalb nicht verwunder⸗ lich, wenn Frau Auguſte Weber behauptet, der Freiſchütz⸗Komponiſt hätte eines Abends nach einer Heimkehr von einer Wanderung den Grundgedanken zu dem Walzer ſeiner„Auffor⸗ derung zum Tanz“ und die Themen zur Ballett⸗ Muſit des dritten Aktes von„Oberon“ vorge⸗ ſpielt. Sie behauptet ſogar, dieſe vollendeten Alexander v. Dusch Weiſen damals von ihm geſungen gehört zu haben. Ueberſiedlung nach Darmſtadt Kleine Kunſtreiſen, die eine nach Amorbach, die andere nach Aſchaffenburg, erweiterten den Geſichtskreis des Komponiſten, Wagenfahrten nach dem nahen Heidelberg, Kahnpartien auf Neckar und Rhein verliehen ihm ein neues Lebensgefühl. Dazu kam, daß in jenen Tagen in Frantfurt ſeine erſte Oper„Silvana“ auf⸗ geführt wurde, bei deren Premiere ihm zum erſtenmal die Frau erſchien, dieſ päter ſeine Gattin werden ſollte. Durch ſeinen Lehrer, Abt Vogler veranlaßt, mußte Weber nach Darm⸗ ſtadt überſiedeln. Trotz der Nähe der heſſiſchen Reſidenz wurde Weber und ſeinen Freunden der Abſchied ſchwer, was zur Folge hatte, daß jeder einmal gerne ſich eine Nacht um die Ohren ſchlug, um mit der trottenhaften Poſt⸗ kutſche den Freund in ſeiner„fernen“ Behau⸗ ſung aufſuchen zu können. Weber kehrte mehr⸗ fach nach Mannheim zurück, wo ſich die fröh⸗ lichen Nachtwanderungen bei Gitarrenklang, das Spielen von Haydn⸗Trios der Muſeums⸗ geſellſchaft, das Kneipenſchlagen voller Schel⸗ menlieder ſtets wiederholte. Die ſpäteren Le⸗ benswege trennten die Freunde. Gottfried Weber ſiedelte zuerſt nach Mainz, von da nach Darmſtadt über. Alexander von Duſch wurde in Karlsruhe badiſcher Staatsminiſter. Er hat eine Reihe von Schriften veröffentlicht, ſo einen Prolog zu Goethes„Laune des Verliebten“ und eine Reihe Feſtgedichte zu patriotiſchen Anläſſen. Die offiziellen Mannheimer Kunſtkreiſe ſtan⸗ den Weber mit viel mehr Kühle gegenüber: Peter Ritter, der muſikaliſche Leiter, fürch⸗ tete den jungen aufſtrebenden Komponiſten und Dirigenten und ſchickte ihn mit einer Empfeh⸗ lung an den Darmſtädter Hof. Der Intendant von Venningen verhielt ſich zwar höflich, aber zog ſich jeweils damit aus der Affäre, daß er Weber ſtets wieder an den Muſikdirektor Pe⸗ ter Ritter verwies. Es ſcheint, als ob ein ge⸗ wiſſer Gegenſatz zwiſchen der Freimaurerloge „Karl Stephanie zur Harmonie am Morgen“ und ihrer Mutterloge„Carl zur Eintracht“, denen ſowohl der Intendant als auch ſein Muſikdirettor angehörten, zu dem Muſeum und der Caſino⸗Geſellſchaft ſtarken Anteil an dieſer Fernhaltung Carl Maria von Webers aus dem offiziellen Mannheimer Kunſtleben hatte. Carl Maria von Weber empfand dieſe Quertreibe⸗ reien um ſo weniger, als er gerade durch die Freundſchaft Gottfried von Webers und Alexan⸗ der von Duſchs ſoviel wertvolle Anregung fand, als er in dieſem Jahr der Wende bedurfte. In ſeinem in Mannheim begonnenen Tagebuch fin⸗ deꝛ ſich ein Satz weiſer Einſicht und ſtiller Tra⸗ gik, der bis heute nicht zu beantworten iſt. We⸗ ber ſchrieb im GEedenken an die Mannheimer Zeit:„Ob ich ſo gute Menſchen und liebe Freunde jemals wieder finden werde?“ Aeeereee indeglied und rennende ſein, ind. olt Hiter Raſcher als durch die Empfehlungsſchreiben ſeines Stuttgarter Freundes Danzi gewann ſich Carl Maria von Weber durch ſeine eigene chevaleresk⸗liebenswürdige Art die Herzen und die Hilfsbereitſchaft einiger einflußreicher Mannheimer Familien. Mit Gottfried Weber und mit Alexander von Duſch ſchloß er ſchon nach wenigen Stunden der Bekanntſchaft herz⸗ iche Freundſchaft, die ungetrüht ſein ganzes Leben überdauerte. Außer an dieſe beiden, die ihm ſofort mit Rat und Tat beiſtanden, hatte ihn Danzi an Madame Frank, die Frau eines angeſehenen Mannheimer Schauſpielers, emp⸗ fohlen, die alles daran ſetzte, für Weber ſo raſch ls möglich die Veranſtaltung eines Konzertes n Mannheim in die Wege zu leiten. Ihrer atkraft gelang es, daß Weber ſchon wenige age nach ſeinem Eintreffen in Mannheim (4. März 1810) in der Rheiniſchen Korreſpon⸗ denz ankündigen konnte:„C. Maria B. von Weber wird künftigen Freitag den gten d. ein großes Vokal⸗ und Inſtrumental⸗Konzert in Mannheim geben und darin mehrere ſeiner Kompoſitionen aufführen.“ Das Konzert, das im Hoftheater ſtattfand, war ſchlecht beſucht, die Einnahmen betrugen nur 65 Gulden. Dennoch waren der äußere Erfolg und das Echo groß. Weber führte von ſeinen eigenen Werken die als„Große Sym⸗ phonie“ bezeichnete-dur⸗Sinfonie auf, dann das Finale des erſten Aktes aus ſeiner Oper „Silvana“ und außerdem ſpielte er ſelbſt ſeine Variationen für Klavier“. Gottfried Weber ſchrieb nach dem Konzert enthuſiaſtiſch über dieſe Werke, die er als„genial“ bezeichnete. „Der Styl dieſer Compoſitionen nähext ſich dem aus Beethovens früherer oder mittlerer Zeit; er iſt gelehrt und doch fließend, neu und un⸗ gewöhnlich ohne hizarr zu ſein— letzteres mit wenigen Ausnahmen. 1 n Josef Lipp lort Maria v. Debers ſannheimer ſionzerte Vorzügliche Auszeichnung erhielt ſeine große Sinfonie(in), welche, zumal bei wiederhol⸗ tem Anhören, ausnehmend anziehend iſt. Be⸗ ſonders glücklich ſind die Blasinſtrumente be⸗ nutzt, wiewohl zu wünſchen wäre, daß Herr von Weber von Trompeten und Pauken etwas ſpar⸗ ſamer Gebrauch machte. Die an ſich ſo be⸗ ſchränkte und bei aller Beſchränktheit ſo hervor⸗ ſtechende Natur dieſer Lärm⸗Inſtrumente, for⸗ dert dieſes, fordert, daß dieß beißende Gewürz nur zur Bezeichnung der kräftigſten Stellen be⸗ nutzt werde...“ Außerdem erſchien in der Rheiniſchen Corre⸗ ſpondenz vom 11. März eine ausführliche Be⸗ ſprechung des Konzerts, und da dies die ein⸗ zige Kritik iſt, die überhaupt über eines der von Weber hier in Mannheim veranſtalteten Konzerte erſchienen iſt, mag ſie hier im Wort⸗ laut folgen: „Vorgeſtern Abend gab Carl Maria Ba⸗ ron von Weber das in dieſen Blättern vor einigen Tagen angekündigte Konzert, worin er ſich uns als ſehr achtungswürdigen Klavier⸗ ſpieler und zugleich als ſehr gründlichen und genialen Komponiſten zeigte. Durch die Anlage und Durchführung der erſten Symphonie, beſonders des erſten Satzes, bewies er, wie ſehr man von dem gewöhnlichen Zuſchnitte der gewöhnlichen Symphonie abwei⸗ chen könne ohne irgend barok zu werden, und wie gut ſich Originalität mit faßlicher Anmut vaaren laſſe. Das Finale aus einer ſeiner Opern(Sil vana), wenn gleich im Weſentlichen auf Thea⸗ ter⸗Effekt berechnet, macht auch im Konzert viel Wirkung, und läßt, wenn gleich im Ganzen anſpruchslos gehalten, doch den denkenden und gründlichen Tonſetzer nicht verkennen. Rückſichtlich ſeiner Virtuoſität als Klavier⸗ ſpieler heben wir beſonders den richtigen Aus⸗ druck in ſeinem Vortrag, die genaue und auf dieſem Inſtrumente ſo ſchwer zu erreichende deutliche Bezeichnung des geſchloſſenen und ab⸗ geſtoßenen Vortrags und ſeinen klangvollen Anſchlag heraus. Wir wünſchen ffäͤner daß dieſer achtungs⸗ werte Künſtler auf ſeiner eben erſt beginnenden Kunſtreiſe, überall die günſtige Aufnahme fin⸗ den möge, welche er ſo ſehr verdient, und wer⸗ den uns freuen unſer Urteil von anderen Orten her beſtätigt zu leſen.“ Dieſes überaus lobende und wohlwollende Urteil eines anonym gebliebenen Kritikers und der auch ſonſt unbeſtreitbar große Erfolg des erſten öffentlichen Konzerts, das Weber ſeit mehreren Jahren wieder gegeben hatte, mögen nicht wenig dazu beigetragen haben, daß die Wiederholung des Konzerts, zu der Weber von vielen Seiten ermuntert und gedrängt wurde und die am 28. März ebenfalls im Theater ſtatt⸗ fand, ſehr gut beſucht war. Weber befeſtigte und vertiefte den ſtarken Eindruck, den ſein Künſtlertum ſchon beim erſten Auftreten hinterlaſſen hatte. Den für die damalige Mannheimer Muſikwelt entſcheidenden Erfolg brachte ihm aber erſt die Aufführung ſeiner Kantate„Der erſte Ton“ im „Muſeum“ am 2. April. Webers Freude, Gott⸗ fried Weber und Alexander von Duſch, hatten ihren ganzen Einfluß und ihre Tatkraft einge⸗ ſetzt, um dieſe Aufführung zuſtandezubringen. Gottfried Weber, der das muſikaliſche Genie des um 10 Jahre jüngeren Freundes erkannte und freudig anerkannte, hatte in verehrungs⸗ voller Hingabe das Werk Webers bis ins letzte vorbereitet. Duſch, ein hervorragender Cello⸗ ſpieler, übernahm jene Soloſtelle, von der er ſpäter ſelber einmal ſagte:„Nie habe ich ein Violoncelſolo mit mehr Liebe geſpielt, als da⸗ mals das kleine herzige Solo im„Erſten Ton“ mit dem leiſen Echo.“ Viele Freunde aus dem Kreiſe, in den Duſch und Gottfried Weber den Komponiſten eingeführt hatten, beteiligten ſich aktiv an dem Konzert. Der berühmte Helden⸗ ſpieler des Theaters, Eßlair, ſprach das Ge⸗ dicht der Kantate. Der Eindruck der Auffüh⸗ rung war außerordentlich. Nach dem Schluß⸗ chor brach ein Sturm der Begeiſterung los. Weber hatte ſich endgültig in Mannheim die erobert, die ſeiner Bedeutung zu⸗ am. Wichtiger aber für Weber und für ſein Schick⸗ ſal war das letzte Konzert, das er in Mannheim gab. Nachdem er den Sommer über teils in Darmſtadt zuſammen mit den ihm etwa gleich⸗ altrigen Komponiſten Meyerbeer und Gäns⸗ bacher bei dem Abt Vogler muſikaliſche Stu⸗ dien getrieben, teils in Baden mehrere Kon⸗ zertreiſen unternommen hatte, gab er auf den dringenden Wunſch ſeiner Mannheimer Freunde am 19. November noch einmal im„Muſeum“ ein Konzert. Durch die Anweſenheit der Erb⸗ großherzogin Stephanie gewann dieſes Konzert auch für Weber beſonderes Gewicht. Von We⸗ bers Werken wurde die Ouvertüre zu„Peter Schmoll“ aufgeführt, er ſelbſt ſpielte ſein Kla⸗ vierkonzert. Die Hoffnungen auf eine feſte An⸗ ſtellung in Mannheim, die Weber an den Er⸗ folg dieſes Konzertes knüpfte, erfüllten ſich lei⸗ der nicht. Enttäuſcht verließ er junge Kompo⸗ niſt Mannheim wenige Wochen ſpäter für immer. Dr. Hans Arnold. — Jur Befreiung gehört mehr als wirt⸗ ſchaftspolitik, gehört mehr als Fleiß, zum Freiwerden gehört Stolz, Wille, Trotz, haß und wieder Haß. Adolf Hitler. „ In der Hanſeatiſchen Verlagsanſtalt AG, Hamburg, erſcheint ſoeben von Wilhelm Koppen eine umfaſſende Darſtellung der Geſchichte des Rheinbundes unter dem Titel:„Deutſche gegen Deutſchland“. Wir veröffentlichen aus dieſem Werk folgenden Auszug: Dem Judentum in Deutſchland haben die Er⸗ eigniſſe ſeit 1789 eine weſentliche Stärkung ſei⸗ nes Einfluſſes auf allen Gebieten gebracht. Mochten Moſes Mendelsſohn und ſeine deut⸗ ſchen Parteigänger immerhin nach Kräften vor⸗ gearbeitet haben, um die„Emanzipation“ zu erreichen, mochten ſich auch Herrſcher wie der Große Friedrich in Kriegsnöten aus Staats⸗ raiſon jüdiſcher Finanzkünſtler bedienen und ihnen Geheimratstitel verleihen, ſo war doch die öffentliche Meinung dem Juden keineswegs freundlich geſinnt. Außerhalb eines Teiles der Oberſchicht, der unter Führung von Dohm und Michaelis die Judenbefreiung im Geiſte der Aufklärung forderte— Dohm nannten die Berliner Juden den„Menſchenfreund, der dem Volke Judäas ſeine Menſchenrechte verteidigt“, — ſah man allgemein in der Abſchaltung der Juden im Ghetto ein wohlbegründetes Her⸗ kommen. So waren gerade in den Städten, die ſtarke jüdiſche Gemeinden beherbergten, die Be⸗ ſtimmungen ſehr ſtreng, wie in Frankfurt, wo die Juden keine öffentlichen Anlagen betreten durften und wo man auch nach dem Ende der Freien Stadt dem jungen Baruch Löb(ſpäter Börne) 1807 in den Reiſepaß ſchrieb: Juif de Francfort. Die Zahl der Juden dürfte damals im heutigen Reichsgebiet 130 000 kaum über⸗ ſchritten haben. In Berlin, Frankfurt und Dresden zählte man je 4000, in Hamburg 8000, in Königsberg 1000. Das größte geſellſchaftliche Anſehen genoſſen die Juden in Berlin, wo ſie ſchon unter Men⸗ delsſohn mit der Bildung geiſtiger Zirkel be⸗ gannen. Das war ein ſehr kluges Verfahren, denn die Abneigung gegen die Juden beruhte nicht zuletzt darauf, daß ſie ſtrenggläubig an Tracht und Bart feſthielten, als hartherzige Geldwucherer auftraten, ſich auch ſonſt mit ver⸗ achteten Gewerben abgaben und durch liſtig ausgenutzten Zwiſchenhandel die täglichen Be⸗ dürfniſſe in Notzeiten verteuerten. Die Ber⸗ liner Juden zielten nun darauf hin, ſich anzu⸗ gleichen, ſich in jeden Beruf hineinzudrängen, der neben Geld auch Ehre und Einfluß ein⸗ brachte, und die damals am höchſten geachteten Werte für das Judentum zu gewinnen: Geiſt und Geburt. So legten ſie Bart und Kaftan ab, vergaßen über der Judenlehre nicht die Be⸗ ſchäftigung mit Literatur, Kunſt, Philoſophie, Staatswiſſenſchaften und blieben ſehr bald nicht mehr dabei ſtehen, gleich dem Kreis der Berliner„Measfim“ hebräiſche Literatur zu beleben, ſondern, gerüſtet mit neuem Wiſſen, den Kampf mit dem Wirtsvolk aufzunehmen und in deſſen geiſtigen Bereich herriſch und zerſetzend einzufallen. Ueberall aut angeſchrie⸗ bene Männer wie der Philoſoph Friedländer und der Theologe Neander waren ihnen dabei nützlich, weil man außerhalb des Judentums in ihnen verkörpert ſehen wollte, was die Emanzipation aus dem Juden machen könne — mochte er noch Glaubensjude ſein oder nicht. Als Friedrich Wilhelm II. den Thron beſtieg erhielten nur einige reiche Indenfamilien in Berlin und Potsdam ausnahmsweiſe Gleich⸗ berechtigung. Aber man nahm in der Oeffent⸗ lichkeit doch ſchon Rückſichten auf die Juden, die früher unbekannt geweſen waxen, wenn etwa vor einer Aufführung des„Kaufmanns von Venedig“ die anweſenden Juden von dem Hauptdarſteller in einem Vorſpruch gebeten wurden, in dem Stück keine Kränkung ihrer Raſſe ſehen zu wollen. Vor allem aber gelang es durch den literariſchen Salon der Henriette bon Milhelm foppen Herz, wichtige Perſönlichkeiten der Oberſchicht zu gewinnen und die Schaffung weiterer Zir⸗ kel unter jüdiſcher Führung vorzubereiten. Bei Henriette Herz verkehrten Offiziere, Konſiſto⸗ rialräte, Politiker, Literaten, nicht nur der alte Aufklärer Nicolai, ſondern auch der Erzieher des Kronprinzen, Engel, beide Humboldts, Graf Alexander von Dohna⸗Schlobitten, Gentz, Schleiermacher, Friedrich von Schlegel, Mira⸗ beau und Dorothea Mendelsſohn, Rahel Levin und die Schweſtern Meyer fanden bereits in Schlegel und Varnhagen, im Freiherrn von Grotthuß und im Fürſten von Reuß deutſche Gatten. Neben dieſem Salon gab es aber auch noch einen Männerkreis, den Nordſtern⸗Bund, in dem ſich junge Dichter und kunſtbegeiſterte Jünglinge fanden, wie Chamiſſo, Dafay, There⸗ min, La Foye, alſo Sprößlinge der Berliner franzöſiſchen Kolonie oder Emigranten, dazz Varnhagen und die Juden Robert Neumann, Hitzig, Neander, Eberty, vor allem David Ko⸗ reff, ſpäter Hardenbergs böſer Geiſt. Sie gaben den„Grünen Almanach“ heraus, von dem frei⸗ lich Goethe nur die Kupfer beachtenswert fin⸗ den wollte. Gleichzeitig wirkten in Wien die Salons des Barons Eskeles und der Fanny von Arnſtein, einer geborenen Itzig, die mit dem Baron Nathan Adam von Arnſtein ver⸗ mählt war, denn es kam jetzt die Zeit zahl⸗ reicher Nobilitierungen reicher Juden. In Frankreich ſpielten die Straßburger Ju⸗ den eine gewiſſe Rolle. Hier hatte der Bankier Ichnell noch ein Buch für den Weihnachtstiſch Lothar Schreyer, der Verſaſſer des Buches „Die bildende Kunſt der Deutſchen“ hat ſoeben in der Hanſeatiſchen Verlagsanſtalt, Hamburg, ein neues Werk herausgegeben, in dem er ſich mit der deutſchen Volkskunſt, die jetzt allenthalben wieder ſtark gefördert wird, befaßt.„Sinnbilder der deutſchen Volkskunſt“ nennt er ſein Buch und er gibt mit ihm ein Bild von der Vielfalt und der Vielgeſtaltigkeit des deutſchen Lebens, das am ſchönſten immer dann war, als der Gemein— ſchaftswille im Volk ſeinen ſtärkſten Ausdruck fand. Ein Buch für den Kunſtfreund und den Volkskundler, ebenſo aber auch für den Kunſt⸗ handwerker, der hier fruchtbare Anregungen findet.— Der bekannte Freiburger Univerſitäts⸗ profeſſor Dr. Konrad Guenther ſchrieb ein neues Buch:„Deutſches Naturerleben“ (Verlag J. F. Steinkopf, Stuttgart), das gut illuſtriert, die„Naturverbundenheit als den Grundſtrom germaniſch⸗deutſchen Weſens“ auf⸗ zeigt. Guenther bezwingt immer wieder durch ſeinen Plauder⸗Stil, er erzählt uns von Tieren, Pflanzen und Flüſſen, wir meinen, daß er uns nur unterhalten will und merken doch am Schluß, daß er uns unendlich viel gelehrt hat. Das Werk verdient gerade ſeiner Volks⸗ tümlichkeit wegen weiteſte Verbreitung.— Ein einzigartiges Buch von der Schönheit der Land⸗ ſchaft iſt das bei Walter Hödecke, Stuttgart erſchienene Werk von Hermann Gradl:„Der ſchöne deutſche Süden“. Hier erſteht in Wirklichkeit die Seele unſerer Heimat vor uns in Bildern(108 zum Teil mehrfarhige Kunſt⸗ drucktafeln). Gradl hat die ſchönſten Stadt⸗ winkel und Landſchaften in Franken, Bayern, Schwaben und Alemannien ausgeſucht und ſie in ſauberen Zeichnungen oder Gemälden feſt⸗ gehalten, und Ludwig Ankenbrand ſchrieb judentum im Jeikalter apoleons Cerf Berr ſeinen Urſprung, der ſich als poli⸗ tiſcher Geldgeber in der Geſchichte der Revolu⸗ tion einen Namen gemacht hat. Tatſächlich iſt den franzöſiſchen Juden in dieſen Jahren vol⸗ ler Blut und Tränen nichts zugeſtoßen, mochten auch gelegentlich Synagogen zwangsweiſe ge⸗ ſchloſſen werden. In Straßburg und Paris wollte man einigen Juden, die als politiſch verdächtig galten, aufs Schafott ſchicken, aber Cerf Berrs Geld wußte in allen Fällen das Letzte abzuwenden. Napoleon war an ſich durch⸗ aus kein Freund der Juden. Das ergab ſich teils aus ſeiner ſoldatiſchen Auffaſſung aller Dinge, dann auch aus ſeiner ausgeſprochenen Abneigung gegen das Händlertum, die ja auch ſeine Haltung gegen England weitgehend be⸗ ſtimmte. Er hatte erfahren, wie viele Juden ſich als Kriegslieferer, Händler und Vermitt⸗ ler beim Troß der Heere unangenehm bemerk⸗ bar machten. Als nun der Kaiſer vor und nach dem Feldzug von 1805 in Straßburg weilte, wurde er dort von dem Präfekten und einer Abordnung mit Klagen über die Juden be⸗ ſtürmt. Sie unterrichteten Napoleon davon, daß viele Dörfer von jüdiſchen Wucherern über⸗ ſchuldet worden ſeien, daß die Hälfte aller Be⸗ ſitzungen im Elſaß mit jüdiſchen Hypotheken überlaſtet wäre. Dazu kamen Angriffe aus dem katholiſchen Lager gegen die Juden als Religionsgemeinſchaft, die auf Napoleon gleich⸗ falls Eindruck machten, weil er daraus ent⸗ nahm, daß die Juden bewußt ein Sonderdaſein führten. kurz aber umfaſſend einen Text dazu, der nicht lange aufhält, einem aber die Begierde zum Schauen weckt. Aus unſerer Heimat hinaus, zu anderen Völ⸗ kern und Ländern führen uns zwei Bücher: Hans Nevermanns„Der Kopfjäger Geſigen und ſein Weib“(erlag Klinkhardt& Biermann, Berlin) er⸗ zählt die Liebesgeſchichte eines Eingeborenen auf Neu⸗Guineg: ein Roman, deſſen Handlung ſich auf tatſächlichem Geſchehen aufbaut und in dem der Verfaſſer viele Forſchungsergebniſſe eingeflochten und verarbeitet hat; und Emil Heinrich Snethlage vom Berliner Muſeum für Völkerkunde gibt in„Atikony“(ebenfalls bei Klinkhardt& Biermann erſchienen) einen von nicht allzuvielen wiſſenſchaftlichen Ergeb⸗ niſſen überladenen, lehrreichen Bericht über ſeine Ergebniſſe bei den Indianern des Gua⸗ poré, gut illuſtriert mit 66 Aufnahmen des Ver⸗ faſſers und einer doppelſeitigen Ueberſichtskarte. 4 Einen neuen Volks⸗Kleiſt bereitet, wie wir ſchon berichtet haben, das Biblio⸗ graphiſche Inſtitut in Leipzig vor. Der Vorſitzende der Kleiſtgeſellſchaft, Profeſſor Dr. Minde⸗Ponnet, zeichnet als Herausgeber für die hiſtoriſch⸗kritiſche Ausgabe, von der nun die Bände 1 und 2(Briefe) erſchienen ſind. Kleiſt hat immer noch nicht die Anerkennung gefunden, die er als zweifellos genialſter deut⸗ ſcher Dramatiker verdient. Gerade ſeine Briefe geben eingehenden Aufſchluß über ſein Leben, das der größten Tragödie aleicht, die je geſchrie⸗ ben wurde. Schmucke ſchlanke, grüne Ganz⸗ leinen⸗Bände mit anſprechenden Schutzumſchlä⸗ gen zeichnen die Ausgabe äußerlich aus. Der Vreis pro Band RM..90 einzeln käuflich) iſt für ein ſolches Werk äußerſt niedrig. Vielleicht — Graf Beugnot, der ſpäter die Juden in emanzipierte, ſuchte den Kaiſer zu beru aber Napoleon entgegnete heftig, es wäre beſſ in den deutſchen Provinzen Frankreichs höch⸗ ſtens 50 000 Juden zu dulden, ſie im übrigen Frankreich aber zu zerſtreuen und ihnen den Handel zu verbieten, den ſie zum Schacher ent⸗ würdigten. Schließlich ließ er ſich dazu beſtim ⸗ men, eine jüdiſche Notabelnverſammlung zu berufen, die darüber beraten ſollte, wie bei den Juden„das Gefühl der bürgerlichen Moral zu beleben“ ſei. Gleichzeitig wurde ein Geſetz er⸗ n einer klei lebte ein alter Ti Vater und G. ſchon Tiſchler gen laſſen, das einen Sonderſchutz gegen jüdiſche 7 Gläubiger vorſah. Dieſe Verſammlung, de un ſpäter das„Sanhedrin“ folgte, iſt in der zeit⸗ ſühmt, Als der genöſſiſchen liberalen Publiziſtik als ein gro⸗ ßes Ereignis hingeſtellt worden, das gewiſſer⸗ maßen die Emanzipation erſt richtig eingeleitet habe. Das iſt in mancher Hinſicht ſtark üͤber⸗ trieben. Es erſchienen ungefähr 100 Vertreter des Judentums, darunter auch Beobachter aus Frankfurt und Italien; den Vorſitz führte der Straßburger Rabbiner Joſeph Sinzheim. Den Notabeln wurden 12 Fragen vorgelegt, die alle Vorwürfe gegen das Judentum berührten und Verſicherungen für die Zukunft verlangten, wo⸗ Zohn geſagt:„L Kirchhof ſetzen, ie heſetzt, das ſteht 1 der guten Stu den ſiebzig Röbel ausgeſtellt wenn ſie am Vor lud den 8 326 f Religion wollten, am 9 und politiſche Vollrechte in Ausſicht geſtellt ing in der Woh wurden. Dieſe Punkte wurden angenommen, ſollten aber durch ein Sanhedrin beſtätigt wer⸗ den. Inzwiſchen hatte ſich Napoleons Stim⸗ mung gebeſſert, weil die Juden in den polni⸗ ſchen Provinzen Preußens ſich den Franzoſen azine arbeite Adienſt holen m 5 gegenüber äußerſt zuvorkommend gezeigt und kenommen oder ihre bisherigen Herren unbedenklich verraten** das—*— hatten. Das Sanhedrin wurde alſo beſſer be⸗ a: 55 handelt als die Notabeln, und es nahm die 12 Kt, denn das Y ei, Punkte an, darunter auch jenen, der beſagte, das Judentum ſei keine untrennbare Einheit, ſondern bleibe zwar in religiöſen Fragen an das Herkommen gebunden, nicht aber in geſell⸗ ſchaftlichen und politiſchen Anſchauungen. her, wie es der doch keine Ladenn einen Zinsverluf huchen brauchte; a hon dem Laden fe eee duf den Pfennig hotte, von dem g tegendem ſchwa ebenswürdig un ſo merkten ſie den flaubten noch ſehr 10 ſchäft kaufmänniſe gufmann gehöre kr:„Ich habe kein Handſverker, ich bi m b das iſt auch Aber ſo kam es dem andern entla Er hatte einen“ gegangen, h dann in anderen zurück als ein M iun dem Vater be ilten Mann vor, gehen mußte, wen ſchafft es das Bibliographiſche Inſtitut nun und läßt Heinrich v. Kleiſt endlich die ihm gebüh⸗ rende Anerkennung im Volk zuteil werden. Es wäre bitter nötig!— In dieſem Zuſammen⸗ hang ſei auch noch einmal ganz kurz auf das im gleichen Verlag erſchienene Büchlein von Siegfried Wiſch,„Lachende Klaſſiker“, ohne Fußnoten und Kommentar, hingewieſen, das uns einmal unſere erſten deutſchen Dichter als Verfaſſer luſtiger Reime zeigt. — Auch von Hans Thoma, unſerem großen badiſchen Landsmann, ſind weitere Briefe her⸗ ausgekommen. J. A. Beringer hat des Meiſters „Briefe an Frauen“ geſammelt und ſie u gewiriſchaftet ünter dieſem Titel bei Strecker K Schrö⸗ iden nichts entg der in Stuttgart verlegt. Der Herausgeber„ ſchreibt dazu u..:„Erſt dieſer Band gibt im Spiegel der Briefe das Ganze des innerlichen Seins und Weſens von Thoma, ſein hohes und edles Menſchentum, aus dem ſeine große Kunſt rein und ſtark hervorwächſt. Der Band„An Frauen“ iſt die Kulturbotſchaft eines großen Künſtlers und Menſchen an ſeine Volksgenoſ⸗ ſinnen und Nachfahren.“ * Auch eine Reihe kleiner, ſehr preiswerter Bändchen, die ausnahmslos einen bedeutenden wiſſenſchaftlichen Wert haben, ſoll hier zum Kopf, denn, der retter aneinande, um Vorſchein.( ble. Der Sohn er ch heutzutage ni⸗ e Bretter gut mi Hen, und das Fu lten übermannte ihm komme kein N werde ehrliche A hn, all mählich inen A zuſc hb erwähnt 451732 Ger⸗ rach, da wies er ar aumanns Schrift„Jüdiſche und Er hi völtlſche Literaturwiffenſchaft“, Faehien Briefer in der er einen Vergleich zwiſchen dem Juden 4 hirtſchaft hineing. ind Gedichte vorg in gut Eduard Engel und dem Vorkämpfer einer ge⸗ reinigten deutſchen Literatur, Adolf Bartels, zieht. Erſchien im Zentralverlag der NS DAp, Franz Eher Nachf Rutulf Dohmel. fllie Dapiere ,, Lon Miihelm von 5cholz Es wird jetzt mancher, der ſich früher nicht die Zeit dazu nahm, öfters in alten Familien⸗ papieren blättern, in verailbten Tauf⸗ und Trauſcheinen, Schulzeugniſſen, Teſtamenten, Urkunden, über Geſchäfts⸗, Grundſtückskäufe oder Hypotheken, Briefen, Hochzeitszeitungen, Stammbüchern und was ſonſt vom Leben der vergangenen Geſchlechter überbleibt. Und er wird dabei, faſt ohne ſein Zutun, mehr und mehr eine Anſchauung von der Zeit und dem Daſein ſeiner Vorfahren gewinnen. Ehedem beſtand ihm dies Daſein der Ahnen aus ein paar Namen und Daten; und er be⸗ trachtete es, wie eben die meiſten Menſchen das Vergangene anſehen, als länaſt zu Staub Zer⸗ fallenes, Geweſenes, Raumloſes, das nun außer der Zeit liegt, zuſammengeſchrumpft und ver⸗ dorrt, ſo daß es wirklich mit wenig Worten ſich ſagen läßt und auch in der Seele nicht mehr Platz beanſprucht. Kaum daß der Nachfahre neben den Namen noch die Berufe ſeiner Vor⸗ eltern wußte und die Geſchlechter, aus denen die Mütter ſtammten. Es wurde nicht Leben und Anſchauung. Das hat ſich nun geändert. Seit der deutſche Reichsbürger über ſeine Herkunft und Abſtam⸗ mung, die Verſchwägerungen ſeiner Familie, das religiöſe Bekenntnis möglichſt weit in der Zeit zurück Beſcheid wiſſen muß, iſt er froh über jede Urkunde, jedes Auskunft gebende Blatt, jeden Bibeleintrag, der Hinweiſe und Nachrichten enthält. Auch aufbewahrte alte Briefe und Stammbücher gewinnen Bedeutung. Der Urenkel, der die alten Papiere einſt beſtenfalls in ein ihm unbequem zur Hand lie⸗ gendes Schrank⸗ oder Schreibtiſchfach verſchloß, wo er manchmal jahrelang nicht wieder auf ſie ſtieß, verſenkt ſich jetzt in ſie und entdeckt auf einmal, daß er reich belohnt wird, daß die alten Zeugniſſe zu reden und zu erzählen anfangen. Er griff das umſchnürte Bündel, das ſchon ſein Vater kaum geöffnet, ſondern verwahrt und unangeſehen vererbt hat, vielleicht nur her⸗ aus, weil er nach dem Taufſchein ſeiner Groß⸗ mutter oder Urgroßmutter fahndete— und fin⸗ det nun Briefe, ein Stammbuch, ein vaar Schattenriſſe, ein Kinderlöckchen, eine Perlſticke⸗ rei, die der Deckel einer Bruſttaſche war. Es wird ihm bewußt, daß dieſe Dinge ja nur auf⸗ bewahrt worden ſein können, weil der alte Be⸗ ſitzer es nicht übers Herz brachte, ſie fortzutun; weil ſie etwas dem Einſtigen, zu deſſen Leben ſie gehörten, Wichtiges enthielten, woran deſſen Seele hing, das er für ſeine Nachkommen un⸗ verloren ſein laſſen wollte, und das die Nach⸗ kommen dann auch nicht zu vernichten vermoch⸗ ten; das alſo auch ihm, dem Späten, noch etwas ſagen könnte. Vielleicht findet er gerade die Angaben hier nicht, nach denen er ſucht, nach deren Entdeckung er am Ende das Bündel umſchnürt und wieder weggelegt haben würde. Jetzt, wo er ſeinen Zweck zurückſtellen muß, läßt er ſich verlocken, nicht nur zu blättern, ſich oberflächlich klarzu⸗ machen, um was es ſich bei jedem Blatt, jedem alten kleinen ledergebundenen Notizbuch, jeder Rechnungsaufſtellung, die da beieinander lie⸗ gen, handelt— ſondern zu leſen! Und nun wird Schritt für Schritt immer mehr Vergangenheit der Familie— er fühlt bald: ſeiner eigenen Vergangenheit!— leben⸗ dig. Und wird auch mit dem zunehmenden Leſen immer lebendiger. Denn der Vorfahr hier, ſein Urgroßvater, der eine Liegenſchaft kaufte, zu deſſen Hochzeit ſeine Freunde und Berufsgenoſſen eine ſo luſtige und übermütige Feſtzeitung haben drucken laſſen, der iſt der⸗ felbe, der in der flachen Seitentaſche des violet⸗ ten Notizbuches ein blondes Löckchen bewahrt hat. Dieſes Löckchen iſt in ein gefaltetes roſafarbe⸗ nes Stückchen feinen Velinbriefpapiers einge⸗ ſchlagen:„Evelin“ ſteht auf dem kleinen Um⸗ ſchlag und ein Kreuzchen mit einer Tages⸗ und Jahreszahl dabei. Im Notizbuch aber finden ſich neben den verzeichneten Geldausgaben von einer Ferienreiſe an den Rhein und neben An⸗ ſchriften von Leuten, deren Namen dem Ur⸗ enkel ganz fremd ſind, ein paar Worte der Er⸗ ſchütterung über den Tod dieſes Kindchens und ein Geſangbuchvers darunter, der dem weinen⸗ den Vater vielleicht hat Troſt geben ſollen. Plötzlich ergreift den Leſenden der Gedanke an den Tod dieſes Kindes, das, wäre es da⸗ mals am Leben geblieben und ſelbſt eine Hun⸗ dertjährige geworden, heute doch längſt unter dem grünen Raſen läge. Warum rührt es den Mann? Sieht er ſein Leben geſpiegelt in dem der Vorfahren? Er hält das blonde, ſeiden⸗ weiche Löckchen in der Hand, das ausſieht, als wäre es eben vom Kopf eines ſeiner Kinder abgeſchnitten, und denkt des Ahnen, der um den Tod dieſes Kleinchens trauerte, als hätte er ihn gekannt, als ſtünde der Alte zu dem Ur⸗ enkel etwa ſo, wie ſein eigener Vater zu ihm, dem Sohne, ſtand. Dem Blätternden wird zumute, als knüpfe ſich jetzt und hier zwiſchen ihm und ſeinen Vor⸗ vätern eine neue innige Beziehung— oder es erneuerte ſich ein altes Band, von deſſen Vor⸗ handenſein er nur bisher nichts wußte. Er ſpürte etwas wie Sohnesliebe zu dieſen Alten, die er nie kannte, über die ihm ſein Vater nur flüchtig und ungenau erzählt hatte— und es tut ihm auf einmal faſt leid, daß er ſie nicht kannte; er möchte, ſie wüßten von ihm wenig⸗ ſtens ſo viel, wie er um ſie weiß. Dann lieſt er weiter, ſchon mit ganz anderer, neuer Aufmerkſamkeit: wie dieſer Urgroßvater, der etwa achtzigjährig ſtarb, als übermütiger Student zrohe und ernſte Stammbuchſprüche mit ſeinen Genoſſen tauſchte. Wie ſtrahlte allen die goldene Zukunft! Und der Himmel hing ihnen voller Geigen, Lauten, Zimbeln und was für Muſikinſtrumente man nur erſinnen mag! Dann trat er in den Beruf, heiratete, hatte liebe Kinder, von denen— die Familientafel zeigt es ohne Kommentar, nur mit Jahreszah⸗ len und kleinen Kreuzchen an— außer dem blonden Evelinchen noch drei in ſo früher Ju⸗ gend ſtarben und den tiefen Schmerz des Vaters erregten, der ſchließlich nur den Stammhalter, 4 des ſpäten Enkels, als Sohn ehielt. Wie den Leſenden das alles ergreift! Wie nahe verwandt er doch all den Vorvätern ſich fühlt, die er nie gekannt hat, die bisher nichts als Namen für ihn waren und in deren Schat⸗ tenbildern oder Daguerretypien er jetzt nach Zügen ſucht, aus denen er ſie ſich lebendig und gegenwärtig vorſtellen kann; die er in ſeinen eigenen Zügen oder denen ſeiner Kinder wie⸗ Wir leben in e ind halten ſo gar d Myſtiſchen. V ichen Beſtrebunge chen oft, ihnen mzuhängen und heſtrebungen hera ehrt ich auch di⸗ han ihr irgendwe uſchreibt. Deshal grauf, als exakte ſychologie zu gel Der Einwand, rognoſen ſtellen, en, Partnerſchafts Adurch entkräftet, Graphologen e her mehrerer Schr arakterologiſcher derkehren weiß. öglich, daß der( ichge Prognoſen Beglückt und bereichert, nachdenklich und in: hlechten und nerlich freudiger ſteht er vom Blättern in den alten Papieren auf und fühlt dem Ahnen Dank, der ſie nicht fortwarf oder verbrannte, ſondern in Pappendeckeln feſt umſchnürte und in den Schrank tat. Da haben ſie geduldig gewartet und nun nach hundert Jahren den Leſer ge⸗ funden, für den ſie beſtimmt waren. 4 kürnt. Er verma kophezeiungen re⸗ ch gute und fähige egt, nämlich Pro lürmſtens empfieh nde Graphologe elleicht nie oder b gen Platz gekomm gen entſprechende llfen, und wie här Mangs vergeblick harakteren gewar Aber alle dieſe hrophetie nicht das Auguſtus⸗Büſte gefunden. In dem italieniſchen Städtchen Fondi zwiſchen Rom und Neapel wurde bei Straßenbauarbeiten eine Monumentalbüſte des Kaiſers Auguſtus gefun⸗ den, die große Aehnlichleit mit dem Auguſtus⸗ f1 daß Handſch Koyf des vatitaniſchen Muſeums zeigt. Das Peiſt und ſelbſt au neuaufgefundene Werk der römiſchen Bildhauer⸗ en Wiſſenſchaftler giſt es, daß die( Arieben wird, vor inge weit abrückt kunſt iſt faſt unverſehrt. In Fondi wurden in der letzten Zeit zahlreiche Funde aus der repu⸗ blikaniſchen und der frühen Kaiſerzeit gemacht. den in Berg u beruhigen, wäre beſſer, kreichs höch⸗ im übrigen d ihnen den Schacher ent⸗ dazu beſtim⸗ immlung zu wie bei den in Moral zu in Geſetz er⸗ gen jüdiſche imlung, der in der zeit⸗ As ein gro⸗ has gewiſſer⸗ ig eingeleitet t ſtark über⸗ 00 Vertreter obachter aus tz führte der izheim. Den legt, die alle rührten und langten, wo⸗ rer Religion zſicht geſtellt ngenommen, eſtätigt wer⸗ leons Stim⸗ den polni⸗ n Franzoſen gezeigt und ich verraten ſo beſſer be⸗ nahm die 12 der beſagte, are Einheit, Fragen an er in geſell⸗ uungen. iſch tut nun und ihm gebüh⸗ werden. Es Zuſammen⸗ urz auf das üchlein von laſſiker“, hingewieſen, chen Dichter rem großen Briefe her⸗ des Meiſters nelt und ſie & Schrö⸗ Herausgeber ind gibt im innerlichen n hohes und große Kunſt Band„An nes großen Volksgenoſ⸗ preiswerter bedeutenden hier zum einmal Ger⸗ iſche und nſchaft“, dem Juden er einer ge⸗ f Bartels, r NSDAp, Dohmel. trahlte allen immel hing ln und was innen mag! ratete, hatte amilientafel Jahreszah⸗ außer dem früher Ju⸗ des Vaters tammhalter, ‚ als Sohn ſreift! Wie rvätern ſich isher nichts deren Schat⸗ rjetzt nach ebendig und r in ſeinen tinder wie⸗ lich und in⸗ tern in den lhnen Dank, nte, ſondern und in den ig gewartet n Leſer ge⸗ n. In dem iſchen Rom rbeiten eine iſtus gefun⸗ Auguſtus⸗ zeigt. Das Bildhauer⸗ wurden in s der repu⸗ eit gemacht. parnt. Er 4 lnfangs vergeblich— vor Charakteren gewarnt. In einer kleinen Stodt Mitteldeutſchlands lehie ein alter Tiſchler mit ſeiner Frau. Vater und Großvater des Mannes waren ſchon Tiſchler geweſen und hatten in dem Häus⸗ hhen gewohnt, in welchem nun ihr Enkel hauſte. ie Arbeit der Leute war im ganzen Kreiſe be⸗ nt, Als der Vater ſtarb, hatte er ſeinem ohn geſagt:„Laß mir kein Denkmal auf den firchhof ſetzen, ich habe mir ſelber ein Denkmal ett, das ſteht überall bei den beſſeren Leuten der guten Stube.“ In den ſiebziger Jahren des vorigen Jahr⸗ in kamen auch im Tiſchlerhandwerk neue erhältniſſe und Zuſtände auf. Es wurden Ma⸗ gazine eingerichtet mit großen Spiegelſcheiben iach der Straße hin, in welchen die fertigen Möbel ausgeſtellt waren, ſo daß die Brautpaare, enn ſie am Vormittag ausgeſucht hatten, was wollten, am Nachmittag ſchon ihre Einrich⸗ ug in der Wohnung haben konnten. Für dieſe Magazine arbeiteten die kleineren Tiſchler auf hen Dörfern oder arme Geſellen, die kein Ver⸗ ſügen hatten und jeden Samstag ihren Arbeits⸗ herdienſt holen mußten. Da wurde friſches Holz genommen oder gar Holz von trockenen Stäm⸗ ſen, das Furnier wurde fertig gekauft, in pa⸗ erbünnen Bogen, welche mit der Maſchine ge⸗ ilt waren; da wurde eilige Pfuſcharbeit gelie⸗ it, denn das Möbelſtück ſollte billig ſein, bil⸗ Ager, wie es der Tiſchler herſtellen konnte, der hoch keine Ladenmiete zu bezahlen brauchte und felnen Zinsverluſt für die daſtehende Ware zu huchen brauchte; aber die Leute waren bezaubert bon dem Laden mit Spiegelſcheiben, von den ig eingerichteten Zimmern, von denen jedes auf I Pfennig ſeinen ausgezeichneten Preis e, von dem gewandten Herrn in ehrfurcht⸗ ktregendem ſchwarzen Rock, der ſie führte und ſo merkten ſie denn nicht, wie ihnen geſchah und Haubten noch ſehr verſtändig einzuhandeln. Unſer Meiſter machte die neuen Sitten nicht kit, Wenn ihm geſagt wurde, daß er ſein Ge⸗ ſhäft kaufmänniſch betreiben müßte, denn dem houfmann gehöre die Zukunft, dann erwiderte :„Ich habe kein Geſchäft, ſondern ich bin ein handiverker, ich bin auf meine weiße Weſte ſtolz, und das iſt auch etwas wert.“ Aber ſo kam es, daß er einen Geſellen nach dem andern entlaſſen mußte. Er hatte einen Sohn; der war bei ihm in die kehre gegangen, hatte ſein Geſellenſtück gemacht, hann in anderen Städten gearbeitet; der kam zurück als ein Mann Mitte der Zwanzig, um an dem Vater behilflich zu ſein. Er hielt dem len Mann vor, daß es immer mehr zurück⸗ ſchen mußte, wenn er ſo fortfuhr, wie er. bis iun gewirtſchaftet hatte. Der Vater hielt ſeinen feden nichts entgegen und erlaubte ihm ganz flüſchweigend, einen Verſuch nach ſeiner Art zu achen. Da ſah er, wie der Sohn Bretter für „ Schrank zuſammenſchnitt, Er ſchüttelte den hretter aneinander. Dann kam ein Paket Nägel in Vorſchein. Er fragte, was das werden ſebenswürdig und ſchnell auf ſie einſprach; und jzum Der Sohn erwiderte, das Verzinken mache ſch heutzutage nicht mehr bezahlt; man nagle hie Bretter gut mit ſtarken Drahtnägeln zuſam⸗ nen, und das Furnier decke dann alles. Den Aten übermannte eine heftige Wut. Er ſchrie, ſhm komme kein Nagel in die Werkſtatt, bei ihm erde ehrliche Arbeit gemacht; und als der ohn, allmählich auch heftig werdend, wider⸗ ſn da wies er ihn aus dem Hauſe. Er hörte lange nichts von ihm. Endlich bekam einen Brief, er habe in Berlin in eine Wein⸗ wirtſchaft hineingeheiratet, in welcher Geſänge lund Gedichte vorgetragen würden, und es gehe in gut. ohf, benn der Sohn paßte die unverzinkten So war er denn endlich allein zurückgeblieben in der Werkſtatt: die acht leeren Hobelbänle ſtanden noch, an denen früher die Geſellen ge⸗ arbeitet hatten; er ſelber hatte wohl gelegentlich für einen alten Kunden ein neues Stück zu machen, deſſen Vorfahren ſchon bei ſeinen Eltern hatten arbeiten laſſen; aber das geſchah immer ſfeltener, und ſeine meiſte Zeit mußte er verwen⸗ den auf Ausbeſſern alter Sachen. Manches Stück von Vater und Großvater ging wieder durch jeine Hand; er erlannte manches, das er als Kind geſehen, wie es gearbeitet wurde und er⸗ innerte ſich dabei an die Geſellen, welche damals an den Bänken geſtanden; er freute ſich, wenn die Beſitzer das Stück gut gehalten hatten, er ſtrich mit der Hand über die ſchönen Maſern, die mit Liebe ausgeſucht waren. Es kam ein neuer Rechtsanwalt an das Ge⸗ richt, ein junger unverheirateter Mann. Der hatte eine Liebhaberei für alte Möbel, kaufte bei den Trödlern zuſammen; und da ihm der Meiſter als ein geſchickter Handwerker genannt war, der ſich auf die Arbeit nach der alten Art verſtand, ſo gab er dem das Gekaufte, um es aufzupolieren und ſonſt auszubeſſern. Er ſprach oft mit ihm von ſeiner Arbeit und klagte dar⸗ über, daß das alte Handwerk ausſterbe, daß nur Gang zur Christmette Der ſeiſter/.. noch Pfuſcher übrig ſeien, welche für teures Geld ſchlechte Arbeit liefern, denen man ein gutes Stück nicht anvertrauen könne, das in den frühe⸗ ren Zeiten gearbeitet ſei, als die Leute noch Freude an ihrem Handwerk gehabt haben. Der Meiſter war ein wortkarger Mann; er nickte zu den Reden des Rechtsanwalts und erwiderte wohl gelegentlich einmal, das ſei alles ſchön und gut, was der Herr ſage, aber die Leute wollten eben heute nicht mehr bezahlen, was eine Sache koſte, und der Rechtsanwalt fand ja freilich auch, daß der Meiſter nicht billig war. So ging es denn mit dem Meiſter immer mehr zurück. Er verbrauchte zum großen Teil die alten Erſparniſſe, er verkaufte das Haus, er nahm eine Wohnung in dem Viertel, wo die Tag⸗ löhner und Fabrikarbeiter wohnten; eine eigene Werkſtatte hatte er nicht mehr, die Hobelbank war in der Wohnſtube aufgeſtellt. An einem Vormittag kam ein Handlungs⸗ reiſender eines Geſchäfts, welches Leim ver⸗ kaufte und fragte, ob er nicht Leim beſtellen wolle. Der Meiſter hatte ſeit langen Jahren den Leim immer von derſelben Fabrik bekom⸗ men und lehnte ab; aber der Reiſende ſprach weiter, pries die Billigkeit ſeiner Ware, erzählte Deike(M) von den guten Abſchlüſſen, die ſein Herr ge⸗ macht, wodurch er alle andern Geſchäfte unter⸗ bieten könne, und redete ſo viel, daß der Meiſter nicht wußte, was er ihm antworten ſollte. Er zeigte ihm ſeine Aermlichkeit, verſicherte ihm, daß er nur geringen Bedarf habe und daß der gedeckt ſei; der Reiſende ſprach wieder von der großartigen Gelegenheit, kam dann auf ſich ſel⸗ ber und erzählte, wenn er nicht abends eine An⸗ zahl Beſtellungen nach Hauſe ſchicke, dann fliege er, dann bat er, doch wenigſtens einmal einen Verſuch zu machen, damit er einen halben Kun⸗ den vorweiſen könne; der Meiſter erwiderte, wenn er einen halben Zentner Leim habe, dann reiche er lange, und eine ſolche Beſtellung könne ihm doch gar nichts nützen; der andere griff das Wort auf und ſagte, er werde fünfzig Kilo für ihn vormerken; der Meiſter wollte von fünf⸗ zig Kilo nichts wiſſen und beſtand auf fünfzig Pfund; es wurde noch hin und her geredet, und endlich ging der Reiſende mit der Beſtellung ab. Nach einer Weile kam die Sendung, aber das war nicht ein halber Zentner, ſondern fünfzig. Der Meiſter verweigerte die Annahme, das Ge⸗ ſchäft klagte; die Verhandlung fand an dem Ort ſtatt, wo das Geſchäft ſeinen Sitz hatte, und der Meiſter wurde verurteilt, die fünfzig Zentner zu nehmen und zu bezahlen, denn der Reiſende hatte beſchworen, daß die Beſtellung gemacht war. Der alte Mann hatte noch Geld auf der Spar⸗ kaſſe. Das hob er ab. In der Ecke, wo das armſelige Bett ſtand, in welchem er mit ſeiner alten, gekrümmten Frau ſchlief, denn alle guten Möbel hatte er längſt verkauft, machte er eine Diele locker und verbarg unter ihr das Geld. Nun wartete er ab, was weiter gegen ihn ge⸗ ſchah. Der Gerichtsvollzieher kam, ſah ſich in dem ärmlichen Raum um, fragte, ob er Geld bei ſich trage oder ſonſtwo aufbewahre; er ſchüttelte den Kopf. Der Rechtsanwalt begegnete ihm auf der Straße und rief ihn an. Er entſchuldigte ſich, er müſſe ſeine Pflicht tun, der Leimfabrikant habe ihm die Sache übergeben, er müſſe ſuchen, daß ſeine Auftraggeber ihr Geld erhielten; der Mei⸗ ſter antwortete verloren:„Ja, ſa, das ſagen die Menſchen einem immer, ſie müſſen ihre Pflicht tun.“ Dann fuhr der Rechtsanwalt fort, er müſſe ihn zum Offenbarungseid laden. Er lkenne ihn. Er ſei noch ein Handwerker vom alten Schlage, ein Menſch, wie ſie heute ausſterben, ein Mann, der noch an Gott glaube. Als der Rechtsanwalt dieſe Worte ſagte, da flog ein ſeltſames Lächeln über das Geſicht des Mannes. Er erwiderte:„Ich will Sie ja nicht fragen, Herr Rechtsanwalt, ob Sie an Gott glauben; dieſe Frage kommt mir nicht zu. Ich habe früher geglaubt; ich glaube nicht mehr an Gott.“ Damit grüßte er höflich und ging. Der Rechis⸗ anwalt dachte lange nach über die Antwort. Er erdachte nichts Beſtimmtes, denn er wußte über⸗ haupt nicht, weshalb er nachdachte. Aber es wurde ihm unheimlich zumute. Von losef Magnus Wehner Es segnet jede Hand, die heute schenkt, Es betet, wer der Armut heuf gedenkt. Wer heute gibt, sfeckt on der lLiebe Licht, Abuf ihm roht Gottes ernstes Angesicht. denn nor die Liebe hot die Welt geweiht, Das Opfer nur wirkt ihre Ewigkeit. Drom sei gesegnet, wer sich heof vergißt, Dem Nächsten Vater, Freund und Bruder ist. ln deiner Gabe tönt der Schöpfung Klang, Dein Liebeswort wird Goftes Lobgesong. llicht prophetie ⸗geſundes Tatſachenerkennen! Wir leben in einem aufgeklärten Zeitalter und halten ſo gar nichts von allem Okkulten ud Myſtiſchen. Viele, die ernſten wiſſenſchaft⸗ chen Beſtrebungen nicht recht glauben, ver⸗ chen oft, ihnen einen Schleier des Okkulten zuhängen und haben damit ſchon dieſe erebungen herabzuſetzen verſucht. Deshalb ochrt ſich auch die Graphologie dagegen, daß an ihr irgendwelche okkulten Beziehungen ucchreibt. Deshalb legt ſie beſonderen Wert —3 als exakte Wiſſenſchaft, als Zweig der ochologie zu gelten. ber Einwand, daß die Graphologen auch ognoſen ſtellen, ſo bei Engagementsberatun⸗ , Partnerſchaftsberatungen uſw. wird ſchon urch entkräftet, daß eben alle Folgerungen DIies Graphologen aus dem Vergleichen zweier er mehrerer Schriften rein pſychologiſcher und rakterologiſcher Natur ſind. Es iſt durchaus öglich, daß der Graphologe inſofern abſolut hlige Prognoſen ſtellt, wenn er vor wirklich lahlen und minderwertigen Menſchen vermag auch dann mit ſeinen Pophezeiungen recht zu haben, wenn er wirk⸗ chgute und fähige Köpfe, denen bloß eins nicht egt, nämlich Propaganda für ſich zu machen, Wärmſtens empfiehlt. Wie häufig hat der bera⸗ de Graphologe ſchon Menſchen, die ſonſt eleicht nie oder bedeutend ſpäter an den rich⸗ iigen Platz gekommen wären, zu der ihren An⸗ en entſprechenden Wirkungsmöglichkeit ver⸗ helfen, und wie häufig hat er auch— manchmal minderwertigen Aber alle dieſe Feſtſtellungen haben ja mit ophetie nicht das geringſte zu tun. So wahr i, daß Handſchrift immer Charakter aus⸗ MPeiſt, und ſelbſt auch eine verſtellte Schriftweiſe In Wiſſenſchaftler nicht täuſchen kann, ſo rich⸗ giſt es, daß die Graphologie, ſoweit ſie ſeriös rieben wird, von jedem Weisſagen künftiger ige weit abrückt. Talent und Intuition für Zeige mir deine Schrifi, und ich sage dir, wer du hist! Schriften, die bei einem überdurchſchnittlichen Grapholgen durchaus vorhanden ſein müſſen, haben nicht das geringſte zu tun mit irgend⸗ welchen pythiſchen Fähigkeiten, mit telepathi⸗ ſcher Veranlagung und dergleichen mehr. Manchmal iſt es leicht für den Graphologen, „den Propheten“ zu ſpielen, ſo z. B. dann, wenn er wirklich geeignete Kräfte mit überdurch⸗ ſchnittlicher Intelligenz, Energie und Durch⸗ für leitende Poſten für befähigt hält. . — ◻ 7+ „Die moraliſche und geiſtige Reife des Ur⸗ hebers dieſer Schriftprobe geht weit über das zahlenmäßige Alter von etwa 24 Jahren hin⸗ aus. Hier ſind nicht nur Verantwortungsfreude, ſondern Verantwortungsbewußtſein, nicht Wol⸗ len, ſondern ein Können, das zum Führer im beſten Sinne geeignet macht, hier ſind auch, trotz mancher Nervoſität, trotz mancher inneren Unruhe und Unausgeglichenheit weit über⸗ durchſchnittliche Möglichkeiten für den weiteren Lebensweg vorhanden. Der Schreiber, jetzt ſchon an maßgebendem Poſten, hat die Belaſtungen und die Verſuchun⸗ gen großer perſönlicher Möglichkeiten in gerade⸗ zu beiſpielgebender Weiſe ſublimieren können. Er hat ſie vermöge ſeines außerordentlichen ethiſchen Wollens in gläubige, dienende Tat umzuſetzen gewußt, ohne irgendwie die Aktivi⸗ tät aufzugeben.“ Aus ganz anderem Holz geſchnitzt, wenn auch doch zu den beſten Hoffnungen berechtigend, iſt —— Urheber unſerer zweiten Schrift⸗ robe. Dτι.-. ι- σι απννν⏑νẽalιl οιφ]]φI 17, πιφι⏑ Haula, uιννινν el hec. SL◻L Haell RI Lr- Aaelello XKπU⏑IUι. 7 elT 1UC◻ι ◻⏑ι--◻◻ιI ramο. O. ele ⁊ei el. MνιII-. eCιleiul — HerleUl-αιl eι- οοονιε Das vom Graphologen über dieſe Schrift den Eltern zugeſandte Gutachten hat folgenden Wortlaut(auszugsweiſe): „Der Schreiber iſt trotz ſeiner Jugend faſt eine Perſönlichkeit. Er hat ein außerordentlich gutes, geiſtiges Niveau und iſt darum ſeinen Altersgenoſſen weit überlegen. Geiſtige Fähig⸗ keiten ſind in hohem Maße als Anlage vorhan⸗ den und bereits auch in einer für ſein Alter überdurchſchnittlichen Weiſe entwickelt. Der Schreiber iſt klug und logiſch in ſeinem Denken und verſteht gut zu kombinieren. Dieſe guten und verſtandesmäßigen Anlagen ſpielen aber bei dem Schreiber noch keine große Rolle. Sein Denken und Handeln wird in er⸗ ſter Linie von den Gemütskräften ſeines reichen und tiefen Innenlebens beſtimmt. Er iſt ein gutmütiger, offener Charakter von unbedingter Anſtändigkeit in der Geſinnung. Obhgleich er ziemlich ſenſibel iſt, leidet darunter aber keines⸗ wegs ſeine Zuverläſſigkeit. Mit hellen, klaren Augen und Sinnen ſchaut dieſer Junge ins Leben und iſt außerordentlich empfänglich für alle Lebensfreude. Der Schreiber hat anlagemäßig eine ſehr ſtarke Sinnlichkeit, die zur Zeit ſtark verſtandes⸗ mäßig gehemmt wird und ſich als Kunſtſinnig⸗ keit auswirkt. Seine verſtandes⸗, ſowie ſeine triebmäßigen Kräfte erhalten hier ein weites Betätigungs⸗ feld und ſchaffen eine harmoniſche Syntheſe. Reiche Phantaſie in Verbindung mit einem ausgeſprochen guten Geſchmack geben ihm einen guten Unterbau für jede künſtleriſche Betäti⸗ gung. Dazu kommt ein ausgeſprochen guter Sinn für Farben und Formen und eine nicht zu unterſchätzende Begabung, ſich klug und ge⸗ wandt auszudrücken. Da Phantaſie und Geiſtig⸗Seeliſches durch⸗ aus bei dem Schreiber überwiegen, tritt das Reale und Lebenspraktiſche oft ziemlich ſtark in den Hintergrund. Hier müßte der Schreiber zu größerer Realität angehalten werden. Hier wäre es aller Vorausſicht nach dem Schreiber möglich, Ueberdurchſchnittliches zu leiſten.“ Auf der anderen Seite vermag der Grapho⸗ loge auch die Unmöglichkeit zu erkennen, auch nur Durſchnittliches zu leiſten. Intereſſant iſt, daß eine theoretiſche Vorbildung in dieſer Hin⸗ ſicht nur ſelten eine Rolle ſpielt. So iſt es in; merhin erſtaunlich, daß die nachfolgende Schrift von einem einundzwanzigjährigen Abiturien⸗ W Das Gutachten lautet(auszugs⸗ weiſe): e, 74 amo, ul—.—.. nh. Lhel,. „Die Einſtellung des Schreibers iſt nicht zu empfehlen. Er iſt vollkommen unausgeglichen, faßt ſehr ſchwer auf, von irgendwie geiſtiger Reife kann nicht die Rede ſein. Die Intelligenz des Schreibers liegt unter dem Durchſchnitt; er leidet an Selbſttäuſchungen und vermeidet aus einem durch nichts begründeten Selbſtſchät⸗ zungstrieb heraus das Eingeſtehen von Feh⸗ lern. Es kann hier ſchon bis zu einem gewiſſen Grade von einer pſychopathiſchen Perſönlich⸗ keit geſprochen werden. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß Ehrlichkeit und Zuverläſſigkeit in dieſem Zuſammenhang nicht bejaht werden können.“ Die korſiſche fönigsgroteske Die Theodor von neuhof vor 200 Jahren ein föni zreich fand und verlor Anfang des Jahrhunderts, in dem Napoleon Bonaparte auf Korſika geboren wurde, kämpfte das kleine Volk der Korſen um ſeine Freiheit gegen das mächtige Genua. Halb verhungert, kaum bewaffnet, aber mutig wie die Löwen verteidigten ſie das bißchen Beſitztum und die koſtbare Freiheit gegen die Eindringlinge, die ſie auszubeuten verſuchten. Das Bewußtſein, eines Volkes und eines Blutes zu ſein, hielt ſie zuſammen und ließ ihre Kraft nicht erlahmen. Es iſt jetzt 200 Jahre her. Am 12. März 1736: an der fieberverſeuchten Oſtküſte, wo ſchon die Römer ihre Niederlaſſungen gründeten, lief in Aleria ein großer Segler ein. Die engliſche Flagge wehte vom Heck. Einige Kanonen ſchau⸗ ten drohend an Land und erſchreckten manche der Korſen, die ſchon ſeit einigen Tagen von dem geheimnisvollen Kommen und Gehen, von den heimlichen Verſammlungen und Beſpre⸗ chungen ängſtlich gemacht worden waren, zu⸗ mal auch die Anführer der Volksbewegung auf⸗ tauchten. Auf dem Segler geſchah einſtweilen nichts, man ſah Matroſen auf und ab laufen, hörte Kommandorufe. Da ſtieß vom Land ein Boot ab und näherte ſich dem Segler. 375 „Sieh da, Giafferi und Coſta fahren hinüber und ſogar unſer Paoli. Das muß etwas bedeu⸗ ten, wenn unſere Hauptleute an Bord dieſes Schiffes gehen.“ Ein großer, rätſelhafter Fremdling empfing die korſiſchen Anführer an Bord. Er mochte ge⸗ gen fünfzig Jahre alt ſein, war überaus präch⸗ tig gekleidet mit einem brennendroten ſeidenen Gewand, das pelzgeſchmückt bis an die Knöchel reichte, ſo daß man die gelbſeidenen Beinkleider noch ſehen konnte. Eine ſeidene Schärpe war um die Hüften gewunden, ein langer ſpaniſcher Degen, reich verziert, hing an der Seite. Seine Allüren waren hoheitsvoll, leicht lächelnd nahm er die Willkommensgrüße der Korſen entgegen, und als zukünftiger König betrat er ſein Land. Vor den Augen der ſtaunenden Menge, die ſich nach und nach neugierig eingefunden hatte, wurde dann die Mitgift eines Königs ausge⸗ laden: viertauſend Gewehre, dreitauſend Paar Schuhe, an die zehn Kanonen, einige hundert Säcke mit Weizen, Munition in Mengen, und dann der Königsſchatz: geheimnisvolle Kiſten, die ſo ſchwer waren, daß man Gold und Silber darin vermuten konnte. Es war ein deutſcher Abenteurer, der weſt⸗ fäliſche Baron Theodor von Neuhof, weit her⸗ umgekommen, ein durchtriebener Diplomat, der den Führern des armen, abgekämpften Volkes Hilfe verſprochen hatte und König werden ſollte. * Auf dem weiten Platz vor dem Kloſter von Aleſani hatte man eine große Eſtrade aufge⸗ baut. Drei Treppenabſätze führten empor zu dem Stuhl, der dort als Thron aufgeſtellt und, damit er feierlich wirke, mit einigen prächtig glänzenden Stoffen verziert war. Viel Volk ſtand herum und ſtaunte den neuen König an, der ihnen ins Land geſchneit war, und der, iwie man ſich zuflüſterte, große Hilfs⸗ maßnahmen herbeiführen würde. Zu den mäch⸗ tigſten Staaten ſollte der Fremdling die beſten Beziehungen haben, und wenn er die verſpro⸗ chene Hilfe wirklich herbeiſchafft, warum ſollte er dann nicht auch König ſein? In ruhigem Gang, ſeiner Würde durchaus bewußt, hochaufgerichtet, ſchritt Baron Neuhof die Stufen empor; ſein phantaſtiſches Koſtüm verſtärkte den Eindruck der königlichen Haltung. Die Verfaſſung hatte er ſchon beſchworen, wenn er auch nicht abſoluter Herrſcher war— man Ich wünsche mir hatte ihm einen Landtag beigegeben, ohne den er keine ſchwerwiegenden Entſcheidungen tref⸗ fen konnte—, ſo war er doch mit ſich und ſeinem Titel zufrieden. Unzufrieden war er bloß da⸗ mit, daß die goldene Krone fehlte. Und auch mancher der korſiſchen Bauern mag ſich im In⸗ nern gewundert haben, daß ein König gekrönt wurde ohne eine funkelnde, glitzernde, mit Bril⸗ lanten und Edelſteinen geſchmückte Krone. Aber man wußte ſich zu helfen. Die Krone war vom Feſtland nicht gekommen, die meiſt armen Einwohner hatten keinerlei Schmuck, ſo ſetzte man Seiner Majeſtät, dem König Theo⸗ dor 1. von Korſika, eine Krone aus Lorbeer aufs Haupt, unter dem Krachen der Salven und dem Jubel des Volkes. Alles beugte die Knie und huldigte dem Souverän! — Ein korſiſcher König hat zu kämpfen— er hat die Verpflichtung, beſonders in ſchweren Zei⸗ ten, an der Spitze ſeines Heeres zu ſtehen und Heldentaten zu vollbringen, ſeinen Mannesmut zu beweiſen. Und Theodor I. hatte es übernommen, ſein Volk zu befreien, er verſuchte alſo ſein Glück. Sein Feldherrntalent war allerdings nicht ſehr groß, und wirkliche Siege waren ihm nicht be⸗ ſchieden. Baſtia, der Sitz der von Genua einge⸗ ſetzten Regierung, wurde belagert, aber hier wurde, ebenſo wie beim Anſturm gegen die an⸗ deren Zwingburgen, kein Erfolg erzielt. Es fehlte an allem: an Lebensmitteln, an Geweh⸗ ren, an Pulver, an Kleidung, an Kanonen. Aber Theodor hatte andere Talente: er ſchuf ſich einen Hofſtaat. Grafen und Großmarſchälle wurden ernannt. Generale und Miniſter aller Art eingeſetzt. Er ließ Münzen prägen unter großen techniſchen Schwierigkeiten, da niemand ſich auf dieſes Handwerk verſtand; leider jedoch wollte niemand dieſes Geld in Zahlung neh⸗ men. Und er gründete, als er gar keine Mittel mehr hatte, einen großartigen Ritterorden. Alle Zeremonien waren vorgeſchrieben, ſo der Ritterſchlag, den nur der König als Großmei⸗ ſter vornehmen durfte; vorgeſchrieben war, daß jeder Ritter täglich den vierzigſten und ſiebzig⸗ ſten Pfalm zu ſingen hatte; und beſonders wurde auf die Beſtimmung geachtet, daß jeder beim Eintritt tauſend Scudi zu bezahlen hatte. Aber leider fanden ſich nur ſehr wenige, die ſich um die Ehre, dem Orden angehören zu dür⸗ fen, riſſen. Für Theodor wurde die Sache brenzlich, die Not im Lande wurde immer größer, die ver⸗ ſprochene Hilfe war noch immer nicht einge⸗ troffen. So entſchloß er ſich, ſie zu holen. Im November verließ er ſein Land nachdem er ein dar hochklingendes Manifeſt erlaſſen hatte. * Auf dem Bug des Schiffes„Demoiſelle Agathe“ ſtand Baron Neuhof und ſah ſeine Inſel, ſein Königreich, am Horizont auftauchen. Viele Jahre war er fern von Korſika geweſen, er hatte wie ein Beſeſſener ganz Europa durchreiſt, hatte gekämpft und geſtritten für ſeine Idee, hatte um Unterſtützung für ſein Volk gefleht; zwei⸗ tauſend Goldtaler hatte Genua für ſeinen Kopf ausgeſetzt; ins Amſterdamer Schuldgefängnis war er geſteckt worden, aber er hatte nicht nach⸗ gegeben. Und bei den Holländern war es ihm endlich gelungen, Geld aufzutreiben. Ob er jetzt wirklich an die Macht kam, zu der Macht, von der er träumte? Genua hatte da⸗ von erfahren, daß Theodor I. wieder in ſein Königreich zurückkehren wollte, und die genueſi⸗ ſche Flotte kreuzte in den Gewäſſern um Kor⸗ ſika, um den König zu kapern. 7 Theodor wußte dies— und um Näheres zu erfahren, ließ er ein ſchwediſches Schiff, das zufällig vorbeikam, anhalten. Von dem Kapi⸗ tän hörte er aber ſo wenig Ermutigendes, daß ihm doch Bedenken kamen, an Land zu gehen. In Korſika ſollten die Aufſtändiſchen, ſeine Untertanen. völlig vernichtet ſein, die Haupt⸗ ſtädte der Inſel ſollten ſich in den Händen des Feindes befinden. Und, was das Unangenehmſte war, die Korſen waren auf ihren König nicht ſehr gut zu ſprechen. 2 Theodor verhandelte lange in der Kapitäns⸗ kajüte, dann teilte er ſeinen erſtaunten Leuten mit, daß er ſoeben beſchloſſen habe, einer an⸗ deren, noch wichtigeren Miſſion zu folgen. „Ich muß neue Verhandlungen anknüpfen, obwohl es mich zu meinem Volk zieht, muß ich Foto: Willi Engel doch das Wichtigere zu ſeinem Wohl tun. Mit neuen großen Hilfsmitteln werde ich bald heim⸗ kehren, um an der Spitze meiner Truppen die Fremdlinge aus unſerem Land endlich zu ver⸗ treiben.“ Er befahl, daß die„Demoiſelle Agathe“ ohne ihn nach Korſika fahren ſolle. Er ſtieg, angeſichts der Inſel, auf den Schwe⸗ den über und fuhr ab. -Sein Königreich war damit für ihn auf im⸗ mer verloren. X Der biedere Oelhändler, der in London in einer ziemlich ärmlichen Gegend ſein Häuschen hatte, obwohl er in den letzten Jahren mit ſei⸗ nem Handel ganz gut verdient hatte, wollte zu⸗ erſt das Gerücht nicht glauben, das ihm ſeine Frau ins Haus brachte, das ihm aber dann von verſchiedenen Seiten beſtätigt wurde: Bei dem kleinen Schneider, dem Hunger⸗ leider, der ſich mit ſeiner Familie notdürftig durchs Leben brachte, war in der letzten Nacht ein König geſtorben! Ein König ſoll bei dem Schlucker geſtorben ſein? Zum Lachen— obwohl das Sterben ſonſt eine ſo traurige Angelegenheit iſt. Was war das für ein König— hahaha! Das muß ja ein eigentümlicher König ſein, der ſich bei einem Schneider zum Sterben hinlegt! Und doch war es ſo geweſen: im dichten De⸗ zembernebel Londons wankte ein alter Mann umher, heimatlos, arm und krank. Niemand kümmerte ſich um ihn, der lange im Schuld⸗ gefängnis geſeſſen hatte, niemand wollte ihm helfen— es gab in London ſo viele arme Schlucker. Die abgeriſſene, einſt ſo prächtige Kleidung, vermochte ihn nicht vor der beißen⸗ Es iſt noch gutding nächtig in der Schlaf⸗ kammer vom Einödbauern und ſeiner Hausfrau. Er liegt ſchnarchend und grohnend ſchier überzwerch auf ſeiner Lagerſtatt; die Bäuerin hat noch vom Nachtſegen her die Händ ver⸗ ſchlungen und lehnt ſo ſtill und ehrbar in den hochaufgerichteten Kiſſen und Polſtern, daß man wähnt, ſie wär eine ſelig im Herrn ent⸗ ſchlafene Leich. Draußen vor dem offenen Fenſter in den blühenden Obſtbäumen ducken ſich die Vögel zuſammen, haben die Köpfe tief unter den Fe⸗ dern und tun noch den guten, geſunden Mor⸗ genſchlaf. Da fängt's von der fernen Pfarrkirch her zu läuten an.„ Die Einöderin ſchreckt in die Höh. „Chriſchtoff!— Laitn tuat ma!— Mitten bei der Nacht!“ Der Bauer hört zu ſchnarchen auf und ſagt ſchlaftrunken:„Werd ſcho anorts wo brinna!“ Und dreht ſich um und will weiterſchnarchen. Aber es hört nicht auf zu läuten, ja— es miſchen ſich frei auch noch die Kapellenglöckel ringsum darein. Die Einöderin ſetzt ſich horchend auf. Draußen kreiſchen und zirpen die Vögel ver⸗ ſchlafen; eine Amſel pfeift aufſchreckend. Die Bäuerin reibt ſich die Augen. „Jetzt kann ma do no net früahlaitn!— He, du, Chriſchtoff!“ Der Bauer ſchnarcht wieder. „Du! Chriſchtoff!— Moanſt, daß ma ſcho's Gebet lait'?“ Der Einöder fährt tappend mit dem Arm durch die Luft: der Gockl ſcho kraht?“ „Nachher läut't ma aa's Gebet no net.“ Er wirft ſich brummend wieder herum. Aber es klingt und läutet von überall her, ſo daß er endlich ſcheltend aus dem Bett ſpringt und nach der Wanduhr ſchaut. Die ſchlägt grad im ſelben Augenblick: eins — zwei— drei. „Dees verſteh i net“, ſagt der Einöder kopf⸗ ſchüttelnd,„was die um drei in der Nacht zum laitn ham.“ Und er will ſich wieder hinlegen. Aber da kommt die alte Großmutter über die Stiegen herabgeſchlurft, klopft an die Kam⸗ mertür und knerrt:„Ha, daß's denn gar net aufſtehts!— Jetz is's ſcho viere!— Allweil no fäuler werds!— Dees wenn inſer Vater,— Gott gib eahm an Fried,— ſehan tat...“ Krach! Der Bauer hat den Stiefelzieher an die Kammertür geworfen. „Mein Ruah, ſag i! I brauch koa Predigt in der mitiinga Nacht!“ Die Einöderin legt ſeufzend Kittel und Spenzer an und geht in den Stall zum Melken. Aber— da liegt das Vieh alles noch ſchla⸗ fend auf der Streu und erhebt ſich nur wider⸗ willig und brummend auf ihr grantiges:„He! Auf da, ös Ranka!“ Hinten in der Hühnerſteigen ſitzen die Hen⸗ nen und Gickerl dicht aneinandergeſchmiegt auf der Stange, und der Gockel hockt oben auf ſei⸗ nem Platz— ſchlafend und pipſend. Da ſchreit die Bäuerin ihr: He! Auf da! Erſchrocken fährt alles in die Höhe. Verlegen treten die Hennen von einem Fuß auf den andern,— ſchlagen die Gickel mit den Flügeln — kräht der Gockel ein heiſeres Kickeriki. Aber da öffnet auch ſchon die alte Einödmut⸗ ter den Hühnerſchlag, ruft lockend ihr:„Dihſä! Dihſä! Di di di di!“— und ſtellt den gefüllten Futtertrog vor die Stalltür. Da werden ſie gähnend munter, die Hennen; Stille Winternacht Die näreiſche Jeit/ den Kälte zu ſchützen, er fieberte, und in ſelnes f Not klopfte Baron von weuhof, Theodor J. König von Korſika, in der Littie Chapel Street bei einem armen Schneider an, der ihn auch mitleidig aufnahm. Noch einige Tage lag er matt auf dem Strohlager; am 11. Dezember 1756 ſtarb er nach langem Todeskampf. Der Schneider bahrte ihn in ſeiner Stube auf, ſo gut er konnte. Das Geld zum Begräbnis hatte er nicht. Und der biedere Oelhändler Wright erklärte nach heftigem Kampf mit dem angeborenen Sparſamkeitsſinn, daß es ihm eine Ehre ſein werde, einmal im Leben das Begräbnis eines Königs bezahlen zu dürfen; denn ſchließlich kommt man nicht alle Tage zu einer ſolchen Ge⸗ legenheit. In einem großen Sarg aus Ulmenhol wurde Seine Majeſtät zu Grabe getragen au dem St.⸗Anna⸗Friedhof. Etwas über zehn Pfund hatte der Oelhänd⸗ ler zu bezahlen. Rudolf Skuhra. Archivbild krzühlung aus Bayern von Lena Cheiſt und der Gockel ſchlägt Baß mit den Flügeln und kräht und ſchreit, daß die jungen Gickerl und Hähndl gleichermaßen mit ihrem Frühruf anheben und alſo den Tag melden. Derweil hat der Bauer grohnend und ſcheltend die Lagerſtatt verlaſſen und nimmt ſich ſein Tagwerk für, während er ſeine Sackuhr mit der Wanduhr vergleicht.„Alsdann, weils ſcho gleich is: jetzt miſt' i aus, nachher ſchneid i s Gſott, na tua ino a Stund Holz hacka— und nachher muaß i a ſo auf Bahn; hent is ja der Deixlsprozeß mit dem Hansdampf da drentn,'Reuth!“ Unterm Kaffeetrinken gibts noch eine Zwi⸗ ſtigkeit zwiſchen ihm und der alten Großmut⸗ ter. Es läutet grad wieder; da ſagt die Alt: „Da!— Jetzt lait't ma ſcho in'Kirch!— So guatding ſpat aufgſtanden ſeinds wieder!“ Der Bauer aber erwidert grob:„An Fried will i habn! Du lait'ſt aa in dKirch!—'s Ge⸗ bet laitn tuat ma jetzt!— Daß d' es woaßt!— „Soo,— was hat man na zerſcht glait'?“ „Vo mir aus'Metten!“ „Die Einöderin miſcht ſich drein:„J moan ſcho aa, Muata, daß d' in an Irrtum biſt; es werd halt anorts wo brinnt habn!...“ „Oder mir hat der Muata an Tag'glait'tn ſagt der Einöder ſpöttelnd;„s'blaſen und s'ſinga kaam jetzt'teuer!“ Die Alte brockt zornig ein. „Du brauchſt mi gar net ſo hart'reden! 3 hab mi meiner Lebtag nach'm Gebetlaitm gricht't,— und i tua's heunt no.— Du kannſt es ja anderſcht macha!— Du biſt ja aſo a ganz a Gſcheiter“— im ſelben Augenblick ſchlägt die Stubenuhr fünfmal. „Da,— riecht liaber dei Uhr, daß'net allwei um a Stund'ſpat geht!“ brummt ſie. Und ſie ißt haſtig zu End. Aber der Einöder hält ihr ſeine Sackuhr unter die Naſe:„Du gehſt aa'ſpat!— Fünfe iss und koan Strich net mehra!— Und jetzt will i mein Ruah— ſinſt wer i grob.“ „Worauf er an die Arbeit geht,— die Bäuerin in der Milchkammer werkt,— die Alte aber ſich auf den Weg zur Kirche nach Reuth macht.— Da die Stockuhr der Einöderin auf ſieben zeigt, fällt dieſer ein, daß um acht Uhr in der Reuther Kirch das Seelenamt für die tote Ur⸗ zin von Rieden iſt. Die Urzin aber war die Firmgödin der Einöderin. Alſo legt ſie eilends ihr ſchwarzes Feiertags⸗ gewand an und ſchreit hinaus zum Bauern: „Chriſchtoff!— He, du!— Muaßt net heunt aufs'richt?“ Der Einöder wirft giftig das Hackl weg. Während ährend er ſich anzieht, gibt ſie ihm aller⸗ hand Ratſchläge. „Alſo,— verſtehſt,— zahln tuaſt gar nix!— Koan Pfennig zahlſt net!— Nachweiſn kann er dir ja nix, der Lippe!— Sagſt ganz oafach: Du haſt eahm ſein Zaun net umgfahr,— du biſt zu derer Zeit überhaupt net'Reuth gwen, ſagſt!— Du woaßt nixn, ſagſt!— Und zahln tuaſt gar nixn!“— 35— er gat ihn i doch zahlen müſſen den Zaun.— Denn wie ſie nach Reuth kamen ſchlug's neun Uhr.— 0 Und die Kirche war ſchon aus,— und der Zug ſchon weg,— und man ſchrieb jetzt eine neue Zeit, die preußiſche Sommerzeit.— Alſo hatte die Großmutter recht,— die Bäue⸗ rin Verdruß,— und der Bauer die Koſten— und einen Rauſch. Ein Glück, daß ſie bald wieder abgeſchafft wurde, die närriſche Zeit! Ralt und guf die Ebe Rur für Au iehenden W fauchte der ſ uins liegende Mitternachten chens warten aufgekommen ehen unſe orfes beziel habende gab ſich oben im fände und da natfeuer in e auf dem Hoſe nur ein paar er Abſchied u heißt, zunüchſt —2 f für uns Straße gelege Poſten bereit hem ſie die r ſchoben und keiben konnte et hatten. Di zen nach eine Beſehl herabg Schlitz funtelt ſchrank ſtand. hene Wort ler der im Vo Schleichpoſten über. Früh am 2 fehl entſpreche ten männlichen und verlaſſen men. Die grof zimmern war gller Matratze der offenſtehen derbelichen nu geidenhimmel lockige Puppe ſticten Decke, Auf dem 2 Schornſtein, U einfacher Bod man von der war der Beob ſetzt war, klo lonnte nun, Kopf ins Frei gedeckt waren. durch den bre deckt. In Aug der Schornſtei um ein Fern können. Da ſah ich Stellung, die Striche der S Türme der fei wuchtige, plum drale. Es war frü blaß übers Fe ken tauchte die ſeuerfarben em ner Schein und leuchtenden W dern wie dun weiten Landſch Sonntagsſtill nach— es wai Unter mir la das nicht zerſch heigte die ſchy über; genau d war niedergeſti riſſen. Aber zuy überall in bun aus ungepflegt 242 2 22 27 Ver ES v Nac' Und Ruft Tote Die Und Es is Der Die! Silhe Hocl Löst Nien Dänr Das Uebe Fahl Der deskampf. Der an ſo t und ſcharf warf der Mond ſein Licht Begräbnis die Ebene zwiſchen Freund und Feind. kur für Augenblicke, wenn die Schatten der Wright erklärte lehenden Wolten über den Boden krochen, nangeborene zuchte der ſilberglänzende Kirchturm des vor eine Ehre ſei zegräbnis eines denn ſchließlich iner ſolchen Ge⸗ us Ulmenho he getragen au e der Oelhänd⸗ lolf Skuhra. us liegenden Dorfes in Nacht unter, Faſt bis Mtternacht mußten wir im Schutz eines Wäld⸗ s warten, ehe die große Wolkenwand her⸗ gekommen war, in deren Schatten wir un⸗ ehen unſeren Poſten im erſten Haus des orfſes beziehen konnten. Der bisherige Wacht⸗ habende gab mir einige Erklärungen, ſagte, daß oben im Haus ein Beobachtungspoſten be⸗ de und daß wir uns bei eintretendem Gra⸗ tfeuer in einen tiefen Keller, deſſen Eingang guf dem Hofe gelegen ſei, zurüchziehen könnten; Kein paar Frauen ſeien darin. Dann nahm Abſchied und ich trat meinen Poſten an, Das ißt, zunächſt ſuchte ich die angenehmſte Schlaf⸗ le für uns aus. In der großen nach der traße gelegenen Stube hatten die früheren len bereits eine Lagerſtatt hergerichtet, in ſie die reichgeſchnitzten Möbel beiſeite' ge⸗ hen und alles, was ſie an Bettſtücken auf⸗ kben konnten, auf dem Fußboden ausgebrei⸗ thatten. Die Rolläden vor den Fenſtern wa⸗ nach einem für das ganze Dorf geltenden heſehl herabgelaſſen; nur durch einen ſchmalen ſchlitz funkelte ein blanter Strahl herein. Als hmüde auf meinem Platz unterm Fenſter lag, Ader Strahl gerade auf ein vergoldetes Herz, das mit der Umſchrift:„Gott iſt die Liebe“— iß koſtbarem Rahmen auf dem großen Speiſe⸗ hrank ſtand,„Gott iſt die Liebe“— das gol⸗ Wort leuchtete mir trotz des Gewehrfeuers im Vorgelände ſtreifenden nächtlichen chleichpoſten in einen ruhigen Traum hin⸗ Früh am Morgen durchſuchte ich, einem Be⸗ fehl entſprechend, das Haus nach etwa verſteck⸗ en männlichen Bewohnern. Aber alles war leer und verlaſſen in den reich ausgeſtatteten Räu⸗ men. Die großen Spiegelwände in den Schlaf⸗ Aümmern warfen kalt und ſtarr das Bild der gler Matratzen beraubten, kahlen Betten und der offenſtehenden Schränke zurück. Ein Kin⸗ derbelichen nur ſtand unberührt. Ein blauer idenhimmel ſpannte ſich darüber, eine blond⸗ lockige Puppe mit Schlafaugen lag auf der ge⸗ flickten Decke, Auf dem Dachboden lehnte eine Leiter am Schornſtein. Unmittelbar unterm Dach war ein einfacher Boden aus Brettern eingebaut, den man von der Leiter aus erreichen konnte, Das war der Beobachtungspoſten. Da er noch unbe⸗ t war, klomm ich die Leiter hinauf und onnte nun, auf dem Holzboden ſtehend, den Kopf ins Freie ſtecken, da einige Pfannen ab⸗ gedeckt waren. Gegen den Feind hin war ich durch den breiten Schornſtein vollkommen ge⸗ deckt. In Augenhöhe waren einige Steine aus der Schornſteinwand geſchlagen, gerade genug, um ein Fernglas bequem hineinhalten zu können. Da ſah ich die lange Linie der feindlichen Stellung, die dünnen hintereinander liegenden Striche der Schützengräben, die Mauern und Türme der feindlichen Stadt und darüber die wuchtige, plumpe Macht der gewaltigen Kathe⸗ le. Archivbild aus Bayern 4 den. d und ſcheltend immt ſich ſein e Sackuhr mit in, weils ſcho chher ſchnei Holz hacka— ihn; hent is ja dansdampf da Es war früh. Letzte Morgennebel wehten laß übers Feld: hinter rotdurchglühten Wol⸗ en tauchte die große Scheibe der Herbſtſonne ſeuerfarben empor. Auf den Höhen lag golde⸗ er Schein und die Wälder ſtanden mit gelorot euchtenden Wipfeln und blauen Schattenrän⸗ dern wie dunkelgefaßte Blumenbeete in der weiten Landſchaft. Sonntagsſtille!— Sonntag? Ich rechnete nach— es war wieder einmal Sonntag. Unter mir lag das Dorf totenſtill. Kein Haus, das nicht zerſchoſſen war, Der kleine Kirchturm eigte die ſchwere Schieferhaube müde vorn⸗ über; genau die Hälſte der ſtützenden Mauer war niedergeſtürzt und hatte die Glocke mitge⸗ en. Aber zwiſchen den Häuſern leuchtete es erall in bunter Fülle, glühte und blühte es us ungepflegten Gärten in üppigen Farben ioch eine Zwi⸗ lten Großmut⸗ ſagt die A 'Kirch!— So 3 wieder!“ F rirch!—'s Ge⸗ »es woaßt!—“ ꝛerſcht glaitt?“ ein:„J moan zrrtum biſt; es Bnr hart'reden! J 'm Gebetlaim d.— Du kannſt t ja aſo a ga blick ſchlägt die daß'net allwel —— imt ſie. ſeine Sackuhr ſpat!— Fünfe — Und jett i grob.“ 3 — die Bäuerin e Alte aber Es Wär einmöl. Tote zum Gebet. Der Geliehten. aſt gar nix! tachweiſn kann ſt ganz oafach: Zen— 'Reuth gwen, — Und zahln Sllherne Fische. Niemols Grund. Fähl sein Häupt. Die glösernen Ringe ziehn Und branden ꝭn die brunnenrunden Felsen. Es ist wie ferner, feiner, süßer Herzschlàg auf. Herbſtleuchten— das letzte Aufflammen vorm Sterben! Vorn knatterten ein paar Schüſſe: das ge⸗ wohnte Tagewerk lue an., Rechts vom Dorf begann unſere Artillerie zu reden; weiß ſtan⸗ den die Wölkchen der berſtenden Schrapnells über der feindlichen Stellung, Die unmittelbar neben unſerem Haus ſtehende Feldbatterie ver⸗ hielt ſich noch ruhig; ſie wollte ihre Stellung nicht verraten. Aber daß der Feind ſie geſucht hatte, zeigten die ins Haus geſahrenen ſchiweren Grangten und die neben und hinter der Bat⸗ terie in den Kaltboden geriſſenen Löcher. Wenn es losging, wurde es Zeit, ſich in den Keller zurückzuziehen. Da fiel mir ein, daß ja unterm Hof noch ein Keller ſein ſollte, in dem die Frauen wohnten. Ich ſtieg hinab und fand den Eingang, der dicht mit Tüchern verhängt war. Etwa vierzig Stuſen führten hinunter in einen langgeſtreckten Raum, in deſſen hinterem Winkel ein trübes Lümpchen brannte, Ein Hau⸗ ſen Bettzeug war auf den feuchten Steinen ausgebreitet, und zwei Frauen erhoben ſich erſchrocken, als der Schein meiner Taſchen⸗ lampe ſie ſtreifte. Aengſtlich ſtarrten ſie mir entgegen, Die jün⸗ gere, blaß und verweint, taſtete nach einem Bettſtück, auf dem ein etwa ſiebenjähriges Mäd⸗ chen lag. Die ältere faßte ſich raſch und:am mir mit unterwürfiger Freundlichteit entgegen, die mich unwillkürlich abſtieß. Ich erfuhr von ihr, daß es Großmutter, Mutter und Kind wa⸗ ren, die hier hauſten. Als Beſitzer des Hauſes wohnten ſie in dieſem elenden dumpfigen Win⸗ kel. Warum blieben ſie nicht in den herrlichen Zimmern oben? Es waren ein Beobachtungs⸗ und ein Infanteriepoſten im Haus unterge⸗ bracht, aber es blieb Platz genug oben, Warum alſo? Was fürchteten ſie! O,— die Soldaten nicht, aber die Kanonen! Sie hatten eine ſchreckliche Angſt vor den Granaten,— nicht vor den Eiſenftücken, aver dem Knall! Das ewige Getböſe hatte die Rerven der jungen Frau und des Kindes zerſtört, Bie trauten ſich nicht mehr hinauf in die ſchreckliche Welt dort oben. Dazu die Angſt um den Mann, der irgendwo kämpfte, ohne eine Nachricht en⸗ den zu können, „So blieben ſie mit ihrem Jammer unten. Nur die Alte ſtieg hin und wieder nach oben, um für Nahrung zu ſorgen. Teils bekam ſie Brot von den Soldaten, teils bereiteten ſie ſich aus Weizenkörnern ihr Eſſen. Warum zogen ſie nicht fort! Es waren doch wohlhabende Leute! Ja, wohin ſollten ſie? Den Weg nach Frant⸗ reich hinein ſperrten unſere Schützengräben. Und rüchwärts? Wohin? Sie waren krank und müde— lieber dableiben, ſo waren ſie doch zu Haus. Ich brachte ihnen alles Brot hinunter, was wir irgend entbehren konnten. Die junge Frau direi eiſeene lüren/ Es gilt, einen Gang zu tun vom Tag in die Nacht, vom Verſtand ins Geheimnis, vom Be⸗ richt ins Märchen. Von der erſten der drei eiſernen Türen bis zur dritten. Die erſte, die ich meine, verſchließt etwas, das ſchlimmer iſt, als was das Tor der gluten⸗ den Hölle verſchließt; denn ſie verſchließt die kalte Mechanei eines„Paradieſes“. Dies kann alſo nicht das bibliſche Paradies, der mytiſche Garten Eden ſein, die ſelige Gottesſchöpfung. In der Tat iſt auch nur die Waſſerkunſtanlage an der Friedrichshöhe gemeint, Ihr hat man den verlockenden Namen gegeben. Sie iſt auch anmutig genug. Aber ſchon mit dem herrlichen Gedicht„Der römiſche Brunnen“ iſt ihr doch 25* 27 3 2ꝛ 2r 2 2r 22 22 22 22 22 2 Versunkene Stadt 4 Von Josef Weinheber Nachts, wenn die Sterne in den Abgrund tropfen Und'ͤiſer Mond im dunklen Spiegel badet, Ruft sus der Tiefe lied versunkner Glocken Die flut wird wach, um rurm und Giebel gleiten Hoch oben ẽn dem Rand der hellen Erde Löst sich ein Stein und fällt und fällt und findet Dann sinkt der Mond, ertrinkt. Das schwärze Waässer läuert. VUeber den Abgrund beugt ein früher Wandrer — ie Unterirdiſchen/„, nn nr dankte wortlos, die Alte erging ſich in einem endloſen Wortſchwall. Als ich dem Kind Keks und Schokolade gab, den ganzen Inhalt des geſtern erhaltenen Pa⸗ ketchens, faßte die junge Frau Zutrauen. Sechsunddreißig Tage und ſechsunddreißig Nächte hatten ſie ſchon im Keller verbracht. O, — es war ſchrecklich, und kein Ende abzuſehen! Und das arme Kind wurde täglich blaſſer und ſchmaler! „Es muß hinauf in die Sonne,“ ſagte ich. Sie ſchüttelte den Kopf; es ſehlte ihm nur der Vater. Davon war es krank geworden. Währenddeſſen pflückte die Alte die Körner aus einer Weizengarbe, mahlte ſie in einer Kaſſeemühle und machte dann auf einem Back⸗ ſteinhend Feuer an, auf dem ſie mit Hilfe eines alten, roſtigen Eiſens aus dem gewonnenen Mehl Waffeln buk. Ich mußte koſten, ſie ſchmeck⸗ ten, wenn auch ohne Salz und Butter gebacken, doch nicht übel. Von dieſer Speiſe hatten ſte ſich in der Hauptſache genährt, Draußen ſtreute die warme Sonne ihr Gold in den verwilderten Garten. Die Roſenbüſche ſtanden noch in voller Blüte, wilde Herbſtblu⸗ meai leuchteten überall auf. Vor unſerer Front war es ſtill, Da gelang es mir, Mutter und Kind zu bewegen, einen Augenblick ins Freie zu kommen. Aber ſie ſahen weder Zonnenſchein noch Blüten, die zerſchoſ⸗ ſenen Mauern ängſtigten ſie. Da heulte von drüben langſam eine ſchwere Granate auf und fuhr fauchend weit über uns hin, ſo weit, daß wir ihr Platzen nicht mehr hörten. Aber unſere unmittelbar am Garten ſtehende Feldbatterie mußte die Abſchußſtelle entdeckt haben. Plötzlich begann ein Schnell⸗ feuer aus allen Geſchützen, ein ohrenbetäuben⸗ der ſcharfer Knall, Schlag auf Schlag. Mit einem wahnſinnigen Schrei ſtürzten Mutter und Kind wieder hinunter. Armer Kamerad in der fran⸗ zöſiſchen Armee, wenn du heimkehrſt,— wenn —, ich fürchte, du findeſt weder Frau noch Kind am Leben! Die am runden Gartentiſch Karten ſpielende Wachmannſchaft horchte nur flüchtig auf:„Zu⸗ gang oder Abgang?“ Einer ſtellte feſt:„Ab⸗ gang“, und befriedigt ſpielte man weiter. Als ich nachmittags noch einmal das Haus durchſuchte, fiel mir die Puppe in dem ſeide⸗ nen Himmelbettchen wieder in die Augen. Heimlich ſteckte ich ſie unter den Waffenrock— heimlich, denn ich ſchämte mich einer plötzlichen Regung. Die Kleine im Keller, der ich ſie brachte, griff mit einem lauten Schrei nach ihrem Kleinod, aber diesmal wars ein Freudenſchrei. Wunderliches Herz, dachte ich, als ich lang⸗ ſam die vierzig Stufen wieder hinaufſtieg, was brauchtſt du dich eigentlich zu ſchämen? Oft verſteht man ſich ſelbſt nicht mehr in dieſem ſchrecklichen Krieg. eine falſche Geburtsurkunde an die Stirn ge⸗ ſchrieben worden, denn aus dieſer Viſion, die da beginnt:„Aufſteigt der Strahl.“ kann der bauliche Gedanke dieſes Untereinander von Becken und Schalen, welches nur den Fall des Waſſers geſtaltet, nicht entſprungen ſein. Die ſchöne Folge des aufſteigenden Strahles im römiſchen Brunnen darf hier als erfüllt gel⸗ ten. Jedoch— eben die Urgabe des ſpielenden Waſſers, der erſte ſchöpferiſche Strahl fehlt: Wo iſt der? O weh, meine Lieben, ſucht ihn nicht! Fragt nicht darngch, wie ich es tat und wurde vor eine eiſerne Tür geführt, dahinter ein kal⸗ tes und eintöniges Sauſen mir die Maſchine verriet, durch welche die Kunſt dieſes mechani⸗ ſchen Paradieſes lebt. Das Waſſer wird durch eine elektriſche Anlage in Umlauf gehalten und ſo, wie es herabfließt, wieder hinaufagepumpt, Dies darf man nicht wiſſen wollen. Man muß meinen dürfen, daß all dies Strömende, frei hervorgebrochen aus der Tiefe, endlich auch wie⸗ der in einer letzten Tiefe und Stille zur Ruhe komme. Statt deſſen wird es, in eiſerne Röh⸗ ren gepreßt, wieder hinaufgejagt, von wo es herabkam, und muß— dasſelbe immer wieder — denſelben ſcheinbar freien Lauf in der Sonne tun. Freut euch am Schein des Einmaligen und vermeidet die verräteriſche Tür— Anders die zweite der eiſernen Türen. In der Walduna des Frieſenberges drüben geriet ich unverſehens davor, Eine trotzige Quader⸗ front tritt jäh aus der Bergwand heraus und überbaut ein ſtarkes Tor Dahinter ein urtöni⸗ ges Rauſchen von jener warmen und wechſelvol⸗ len Monotonie, die der Natur bei edem Zuſam⸗ menklang ihrer hörbaren Aeußerungen eignet. Hier ſtrömen, nur leicht nach außen geleitet, ihrem Weſen gehorſam, die Waſſer aus dem Innern des Berges zuſammen, alle miteinander immer doch noch eine wahre Quelle. Und man vermag ſich wohl, in der Phantaſie von dem dunklen Rauſchen bewegt, ein mytiſches Weſen vorzuſtellen, das dieſe Quelle hinter dem eiſer⸗ nen Tore inmitten des ſchweigenden Waldes betreut. Freilich iſt der Quaderbau zu nüchtern und zweckmäßig und das Tor zu kahl und vor⸗ dringlich, um der Romantik einen breiteren Raum zu laſſen. Dennoch ſteht ſie beim Hinein⸗ horchen leiſe in uns auf und zieht die Seele ge⸗ gen ihr eigenes ungläubiges Lächeln ein wenig fort vom tagesſchwachen Heute.— Aber endlich die dritte der eiſernen Türen!— Das Gebäude, in dem ſi⸗ ſich befindet, lockte mich mit ſeinem nachläſſigen Abſeits nicht ge⸗ nug, dem verheißungsvollen Worte, das daran geſchrieben ſteht, nachzuſpüren.„Urſprungs⸗ quelle“ ſteht daran geſchrieben. Ich ging eine Dine f Wenn do des Gloobens bist, die Stodf wird leben, aus Meeren tröben Zweifels ragt ihr Dom. Wenn do des Glovubens bist, die Türme beben und widerbeben Mobern, Bröcken, Strom. Nördlich des londs am Ufer moß do stehen, wern schon des Abends rote fockel lischt, donn wirst du weiße Zinnen rogen sehen gus leichter Brondung aufgeworfnem Gischt. Gleich felsenquadern ragt die ferne Stodt zb deinen füßen aus bewegtem Meere, ond v/er sje einmol nur gesehen hat, erspähf sie lebenslang in gleicher Schwere. Und hebt er zv den Sternen auch sein Havpi, er sſehf sje spiegelnd in dem hohen Lichte, ond mit ihr spiegelf sich, froh im Gesichte, der Broder, der am Ufer steht und glabbf. Herbeft Böhme. Die Entſtehung des cChopinchen Trauermarſches Von der Entſtehung des bekannten Chopin⸗ ſchen Trauermarſches erzählt man die folgende Aneldote. Der Maler Ziem war eines Abends bei einem Freunde, als ein Herr gus der Geſellſchaft ſich einen Spaß machen wollte, das Licht auslöſchte und ein im Zimmer hinter einem Schirm ſtehen⸗ des Skelett hervorholte und an das Klavier ſetzte. Von dieſem merkwürdigen Eindruck er⸗ zählte Ziem nun Chopin, als dieſer eines Ta⸗ ges nach ſchlafloſer Nacht zu ihm kam, um ein wenig Ruhe zu finden. Chopin erſchauerte, er ſchien ſich in Träume zu verlieren und fein Blick fiel auf ein Klavier, deſſen Seiten der Maler mit Seebildern und Mondſcheinland⸗ ſchaften bedeckt hatte.„Hahen Sie auch ein See⸗ lett im Hauſe?“ fragte Chopin. Ziem hatie zwar keines, verſprach dem Muſiker jedoch, es für den Abend zu beſorgen. Er ließ das be⸗ rühmte Skelett von ſeinem Beſitzer kommen und lud die Freunde zu ſich ein. Als Chopin das Skelett erblickte, ergriff er es, hüllte es in ein langes, weißes Tuch und ſetzte ſich mit dem unheimlichen Knochenmann an das Piano, Sein Geſicht war bleich und ſeine Augen alüh⸗ ten wie im Fieber. Und in dem düſteren Schwei⸗ gen, das ſich bei dieſem Anblick auf die Geſell⸗ ſchaft gelegt hatte, ertönten zum erſtenmal die getragenen Akkorde des„Trauermarſches“, K.—4 kine Betrachtung von kenſt Bacmeiſter Zeitlang unbetroffen daran vorüber. Aber dann las ich eines Tages den Ramen der alten Gaffe, die hinter dem Gebäude hinführt:„Höllgaffe“. Dieſer verband ſich mir mit dem Namen„Ur⸗ ſprungsquelle“ zu einer ſtärkeren Verlockung, und ich betrat das Gebäude. Und ſo geriet ich vor die dritte meiner Türen. Die genauere Weiſung führt in einen Raum, nicht unſchön in den Maßen, aber ſo verkom⸗ men an den Wänden, ſo frierend kahl und grell voll Licht, doß er gar nichts Urtümliches mehr verſpricht. Doch der Wärter dieſes Raumes mun⸗ terte mir die Erwartung eines beſonderen Be⸗ gegniſſes wieder auf. Er erwies ſich alsbald im Geſpräche als ein ſo andächtiger und kundi⸗ ger Wächter ſeiner Sehenswürdigkeit, daß es mir nachträglich nicht gar zu ſchwer fällt, dieſes ſeiner Sache völlig hingegebene Männlein in einen heimlichen Diener der Unterirdiſchen ſel⸗ ber umzuſchauen: dazu beſtellt, daß er die See⸗ len der Beſucher für das heilige Wunder, das die Tiefe hier nach oben ſendet, empfänglich mache und ihren Geiſt öffne für die Urſprache der gärenden Elemente. Dies tut er und dann erſt öffnet er den eiſernen Verſchluß und gibt den Einblick frei in die damyfende Finſternis der Quellgrotte, die römiſche Ehrfurcht einſt mit Marmor überbaute. Wenn der Geiſt dem Auge fehlt, ſieht es weiter nichts als Waſſer und Dampf. Aber wenn der Geiſt dem Auge hilft, ſtaunt es in einen offenen Abgrund der erarei⸗ fenden Geheimniſſe. Dieſes Waſſer, aus zwei⸗ tauſend Meter Tiefe gufdringend, geladen von zahlreichen mineraliſchen Kräften, die ſich zu einer unauflöslichen Einheit zuſammenſchließen — iſt es nicht wie der heiße Kernſaft der Him⸗ melsfrucht„Erde“? Wen wundert es, daß das feinſtlehendige Weſen der Erde, der Menſch, von dieſer Eſſenz ſeines Sternes Heil erwartet und gewinnt? Mit ſolchen Gedanken von der geheimnisvollen Grotte aufblickend, tat es mir wahrlich leid, dieſe dritte eiſerne Türe mit dem gewaltigen Märchen der göttlichen Machtnatur dahinter, in der verlorenen Ecke eines vernachläſſigten Raumes vorgefunden zu hahen Statt im Blick⸗ punkt einer edlen Tempelhalle die auf das Be⸗ gegnis einſtimmt und die Andacht des Geiſtes erzwingt. die das Auge für ſich allein, äußerlich auf das Wunder blickend, nicht zu erwirken ver⸗ mag. Sollten die Römer uns ſo ſtark beſchämen dürfen? Daß der Zorn der Unterirdiſchen die heilſame Quelle nur nicht eines Tages entkräfte! Der antike Heilsgott, verfärbt und unanſehnſich an der verſchmutzten Wand darüher möchte ſich wohl enthalten, ſeine Gegenmacht für die ehr⸗ furchtsloſen Heutigen aufzubieten— Bedenkt, hier iſt ein Tor zu den„Müttern“ Der Herd in ſeiner kultiſchen Bedeutung als Heiligtum und Hochaltar des Hauſes begriff ich in Weſtfalen. Das Deelentor des alten Bauern⸗ 335 führt in ein Gotteshaus, wo Gottes Statt⸗ halter, der Menſch, mit Furcht und Kreatur un⸗ ter einem Dache hauſt. Aus ſeinem Röpen äugt das Rind, zu beiden Seiten; auf Halmen wan⸗ derſt du hindurch ans offene Feuer, in deſſen Brand der Kupferkeſſel hangt am Hahl, der große Topf kocht, der da Menſch und Tier mit neuem Leben nährt alle Tage ihres Lebens. Im Rauchfang dörrt das Tote, das Geſchla⸗ gene, Kraft und Leben ſpeichernd. Hier, wo die Schwalbe niſtet, die vor Blitzſchlag ſchützt, begegnet ſich das Leben mit dem Tode. Seine Toten bahrt der Bauer an der Feuer⸗ ſtätte: Opfer, Staub und Aſche. Urvätertypen ſind ins eiſene Relief der Brandplatte gegoſſen. Heilig iſt der Herd, Rauchaltar, Schlachtaltar, Hochaltar des Hauſes. Nichts ſpricht deutlicher für die Sachlichkeit dieſer Deutung als die naive Selbſtverſtänd⸗ lichkeit, mit der der bodenſtändige Weſtfale das „Maſchine“ nennt, was wir andern unter Herd verſtehen: den ſeinem kultiſchen Urſinn ent⸗ fremdeten Kochofen. * In Kloſterzellen fand ich die Beſchaulichkeit der Wärme. Der Mönch hat keinen Herd. Er, der nur Pilger iſt auf dieſer Erde, der keine Kinder zeugt, kein Weib ernährt, kein Heim hat und kein Haus hält; er, der nicht erbt und weitererbt, hat keinen Herd. Tod und Leben ſind ihm nur ein Gleichnis. Er kocht ſich keine Suppe, er braut ſich keinen Trank. Er tiſcht an einer Tafel, die er nicht gedeckt, ſtärkt ſich, dankt, und kehrt zurück in ſeinen Frieden. Der Mönch hat keinen Herd. Was in die dringt, bleibt Wärme, Strahlung, labende Geborgenheit. Es ſind die ſchwarzen Gußeiſenöfen, die man in Kloſterzellen findet. Da flackert kein Feuer, brennt kein Brand. Das Element bleibt vor der Tür. Dort kniet der Bruder und ſorgt. Wirft Scheit und Torf ins rote Maul, mißt dem Siedel ſein Teil Wärme. Der bittet nicht und dankt nicht, friert nicht und wird nicht heiß. Er kennt das Spiel der freien Flamme nicht, er rührt nicht an Ruß und Aſche. Abendrot und Morgenrot dünkt ihn das Erröten ſeiner Zelle, das er nimmt aus Gotteshand durch die Hand des Bruders vor der Tür. Unſchuldig bleibend, Gottes Schuldner. ** Am franzöſiſchen Kamin lernte ich die Sen⸗ ſationen des feudalen Feuers. Faſzinierendes Feuerwerk geiſtreicher Züngelei in brillanter Repräſentation. Frivoles Spiel mit dem Feuer zwiſchen wehenden Volants; Feuersbrunſt als Dekoration, Augenluſt vorm Spiegel zwiſchen den galanten Aventüren amouröſer kleiner Götter, im Genuß des Stündchens, Plauder⸗ ſtündchens, Schäferſtündchens, das ein goldenes Pendülchen tickt. Beizend loht die leuchtende Verſchwendung. Was die Wälder wuchſen, praſſelnd wirds ver⸗ praßt. Was die Zinſen zahlten, fährt zum Teufel, zuckend in Verzückung. Leuchtende Geſichter. Erlauchte Köpfe. Ein bißchen Nerv, ein bißchen Pointe. Man frö⸗ ſtelt über einen Witz. Man heizt und hüſtelt, man verbrennt und bleibt ſehr kühl.. Eſprit, dein Name iſt: cheminée! *. Wer je an oberbayeriſchen Kachelöfen den * Rücken rieb, im Forſthaus oder Grenzhaus, im Wirtshaus, unter Bürgern oder Bauern, den hat die derbe Ehrlichkeit des Familienlebens angelacht. Der weiß wohl, wie man Loden trocknet, Kin⸗ derwindeln wärmt, wo man den Apfel brät, den Mehlpapp aufkocht, und wo der Kuchen⸗ michel„geht“. „Einkacheln“ nennt ſich das behäbigſt ſelbſt⸗ bewußte Wort heizen, und Onkel Ofen hat den Schneemann zum Gevatter. Tannenzapfen frißt er„Buzzelküh“, Reiſig, Wurzelholz und Torf, Brilkett und Kohlen, Schuhſohlen, Sardinenbüchſen, Fußlappen und Käspapier. Der Kerl hat einen auten Magen. Aus der Bank drumherum wächſt es wie ein Baum, um den man fangermandeln kann, hinter dem man ſich verſteckt und„Kuckuck!“ durch die Durchſicht ruft. Das iſt aus irden Erde nichts als ein Brok⸗ ken Erdenkloß in heller Selbſtzufriedenheit. Zwiſchen Gamsgeweih und Herrgottswinkel ein Stückchen Lebenswärme. 7* „Heizung“ nennt ſich der Herd der Herrſchaft, die eigenen Eingang für die Lieferanten hat. Man wünſcht den Ofen ſtubenrein. Alles reinlich, peinlich, glatt. Frieren wäre ſo verpönt wie Tranſpirieren; man hat ſeine Temperatur. Das Stubenmäd⸗ chen lieſt ſie korrekt am Thermometer ab. Ein Handgriff: warm, Ein Handgriff: kühl. Kein Wort von animaliſchem Bedürfnis. Die Heizungskörper bleiben anonym, kunſt⸗ gewerblich wie kaſchiert. Ein wenig trocken ſchmeckt die Luft; nun, man lebt ja nicht davon! Manchmal freilich lieſt man in Romanen von Haus und Herd und rotem Feuerſchein. „Romantik!“ ſagt der Fratz. Bruder ofen Nonchalance ſich rekelt. Don Richard kuringee Man hat vielleicht kein Heim. Gott ja, man bewohnt die Räume.. —* Das Myſterium der Glut fand ich im arabi⸗ ſchen Mangal. Da hockte ein Menſch, das bartumkräuſelte Geſicht tieſperſunken in das glimmende Ge⸗ heimnis. Er trinkt die Glut. Wie ſchmerzgewürzten Wein. Seine Naſenflügel wittern einen Duft, der Haſchiſch iſt und Opium, Tabak, narkotiſche Betäubung. Es geht nicht um das bißchen Holzkohle, das ein Waſſerpfeifenraucher auf die Nargilch legt; nicht um das bißchen Schutz vorm Zugriff kal⸗ ter Nächte nach Sonnenorgien des Tages; In⸗ brunſt löſt magnetiſch Glied um Glied vom Leibe, der ins Weſenloſe welkt, wenn die Seele ſich in goldner Schale ſammelt. Magie des ſelbſtwerlorenen Selbſtgenuſſes.: ein Oeſtlicher, Nomade, gekauert übers glutende Mangal. Steckkontakt. Glektrizität als Mädchen für alles. Flirt mit dem Feuer. Feuer? Wieſo?: alles deſtilliert, raffiniert, mechaniſiert. Kontakt ge⸗ nügt. Man ſteckt den Stöpſel, iſt ſo weit. Pa⸗ tent für Junggeſellen beiderlei Geſchlechts. Im⸗ mer zu haben. Verpflichtet zu nichts. Tiſchlein deck' dich als„Herd“. Herd? Wie komiſch patriarchaliſch! Feuer? Wärme? Man knipſt. An. Aus. Epiſode. Möblierter Herr. Dame mit Eigentum. Der Reſt: Annonce und Cafeé. Herd iſt etwas, das überwunden werden will. — Heizer vom Keſſel. Darunten in der Hölle ſchmorend, röſtend, triefend von Schweiß, er⸗ ſtickend in Qualm und Dampf, während oben auf ſpiegelndem Deck die elegante Welt und Internationalität auf blaſierter Luſtfahrt. Erſter Kajüte mit voller Verpflegung und neu⸗ zeitlichem Komfort. Dazu gehört— tief unten irgenwo im Souterrain— ein bißchen Heizer. Bruder Feuer! Bruder Wahnſinn! Bruder Lohe! Ein Heiliger auf ſeinem Roſt, ein Märtyrer in ſeiner ſchreienden Ekſtatik. Narben und Wunden. Zoten und Schnaps. Fluch und Ge⸗ lächter. Zyklopen am Werk. Rieſen bauen die Götterburg dem Götzen Menſch. St. Blasien im Winterkleid 7 Aufn.: Karl Müller(Verkehrsamt Freiburg) Winterwald um Freiburg Aufn.: Rogg Weiß: Ka4, Ta⸗ Schwarz: Kbs, l6, h5. keben und Darten Von 5. Schmidt⸗Ellrich So iſt das Leben: man wartet. Immer war⸗ tet man auf etwas. Man wartet auf die Stra ßenbahn, auf Briefe, auf die Freundin, auf beſſeres Wetter. Man wartet auf den Morgen⸗ kaffee, auf die Zeitung, auf Schluß der Büro⸗ zeit, aufs Eſſen.= Kaufleute warten auf Bareingänge, Ange⸗ ſtellte auf den Erſten, Schriftſteller auf Hono⸗ auf Kredite. Alle warten auf eild. 3 Iſt das Erwartete dann eingetroffen,— war⸗ tet man weiter. Denn inzwiſchen gibt es längſt etwas Neues, das zu erwarten ſteht. Wir war⸗ ten überhaupt immer auf hundert Dinge zu⸗ gleich. Nur daß eines davon ſich jeweils in den Vordergrund drängt— ſo lange, bis wir es endlich erreicht haben oder es uns eine N gedreht hat und aus dem Bereich der Möglich“ keiten verſchwindet. 4 Keine Zeit unſeres Lebens ohne Wartenl Kein Menſch, der nichts erwartete! Kinder warten auf Ferien, auf Geburtstage, auf Schulverſetzung, Mädchen warten auf Hei⸗ ratsanträge, Eheleute auf Scheidung, Silber⸗ hochzeiter auf eine Wohnung. Beamte warten auf Beförderung, Beförderte auf weitere Be⸗ förderung. N Aerzte warten auf Patienten; Patienten„bez 15 warten auf Aerzte. Kohlenhändler warten auf den Winter, Eishändler auf den Son Künſtler warten auf Einfälle, Theaterdirektoren auf den Schlager. Handwerker warten auf Auf⸗ träge; Dienſtboten warten auf Trinkgeld; Hoch verſicherte warten auf Feuer. 1 Matt Weiß: kas, b⸗ e, c4, i6. Schwarz: Kes, Wie löſe Sam Loyd, kiff von der Ar hat, und der ungsverſuchen d die Problem keine ernſtliche( nur den König e Betrüger warten auf Dumme, Einbrecher auf Neumond, Gefangene aufs Urteil, Feſtbeſoldete warten auf Urlaub. Alle warten auf den Sonm 4 t, zu erwart Tiere ſind einfach da und warten auf nichtz erer Zügezah Menſchen warten auf Vorteile. muß hier danach Blumen ſind einfach da und warten auf pieren, daß. nichts. Menſchen warten auf Gelegenheiten, 1 a Erfolg, auf Macht, auf Vergnügen. 4 bdes 5„modus operan Manchmal möchte man mit alledem nichiß Ausgangsſtel mehr zu tun haben, möchte allein auf einer eim achen Aufgabe ſamen Inſel wohnen, wo es kein Warten auf Echwierigkeite irgend eiwas gibt. Wo man ſich Bananen und eht von Angriff Apfelſinen in den Mund wachſen läßt, ſich in in Mattnetz zu ſ die warme Sonne ans Ufer legt und— wartet Es gibt Wartet, daß bald ein Dampfer komme und einen ar'se 31 1 zurückfahre in die ſoeben verlaſſene Welt deß iin Hauderhaften, ewigen Wartens. 4 bhier⸗ und ance erſte prüft jeden einzeln auf ſeiner kuht auf der ana Hilfsmittel, die liegen. Bei letzterer be in der ſich die bei heiße König vor Jedem ſoll der Weihnachtsbaum brennen Gebt reichlich zur Pfundſpende des WHWI 4 Aufn.: Rogg 3 arten llrich t. Immer war⸗ et auf die Stra⸗ Freundin, auf uf den Morgen⸗ chluß der Büro⸗ ingänge, Ange⸗ eller auf Hono⸗ Alle warten auf troffen,— war⸗ en gibt es längſt ſteht. Wir war⸗ idert Dinge zu⸗ h jeweils in den ige, bis wir es uns eine Naſe ich der Möglich“ ohne Wartenl ete! ſuf Geburtstage, warten auf Hei⸗ zeidung, Silber⸗ Beamte warten zuf weitere B ten; Patienten dler warten auf den Sommer, heaterdirektoren warten auf Auf⸗ Trinkgeld; Hoch⸗ „Einbrecher auf eil, Feſibeſoldele mauf den Sonn⸗ irten auf nichtz, 3 nd warten au legenheiten, auf gen. alledem nicht n auf einer eim ein Warten au h Bananen und ſen läßt, ſich in tund— wartet omme und einen ſſene Welt dez daum brennen e des WHWI 7 m 85 5 . m großen Problem⸗Sonnkag⸗ rmittag im Schachklub Waldhof im Kaſino Bopp& Reuther,.30 Uhr inem allgemeinen Vortrag:„Ueber das achproblem“ von Willy May, dem bekann⸗ roblemverfaſſer und Organiſator, folgt öſungsturnier, zu welchem alle Intereſſen⸗ und Freunde des künſtleriſchen Schachs zlich eingeladen ſind. Erfolge Mannheimer Problemkomponiſten Heinrich Mehner (2. Preis im„Schach⸗Herold“, 1936) 1 2 n „in Ri n Matt in drei Zügen 0 „nn Weiß: Ka4, Tas, Lb4, d5, Se7, Ba5,?, dö, h7. Schwarz: Kbs, Th4, Lhs, ha, Ba7, ab, e2, e4, f5, 5. Willy May (. Preis in der„Dortmunder Zeitung“, 1936) Anz I. 2 9 ee, . 7 — 7.3 Matt in zwei Zügen Weiß: Kas, Dal, Tb6, hö, Lbs, Sbs, g7, Bab, c4, f6. Schwarz: Kkos, Ta7, f2, Lhi, Sa2, Be2, f5, 17. Wie löſe ich eine Schachaufgabe? Sam Loyd, der erfindungsreichſte aller poniſten, hat dieſer Frage faſt zehn Seiten ner„Cheß Strategy“(1881) gewidmet. Er reibt u. a. etwa folgendes: Aen der bloße Anblick einer Aufgabe wird t dem Unerfahrenſten einen ungefähren Be⸗ f von der Art der Kompoſition, die er vor 3* f 2 7 ich hat, und der Schwierigkeiten, die ſeiner bei ſungsverſuchen harren, geben. Für Anfänger ſind die Probleme am anziehendſten, bei denen keine ernſtliche Gegenwehr von Schwarz, der nur den König oder noch ein paar Bäuerlein hiet zu erwarten ſteht; ſie laden ſelbſt bei hrößerer Zügezahl zum Löſen ein. Der Löſer muß hier danach ſtreben, ſeine Kräfte ſo zu gruppieren, daß er in der geforderten Zügezahl itſetzen kann, d. h. er muß ein Mattnetz an⸗ en. Iſt dies gefunden, ſo ergibt ſich meiſt „modus operandi“ durch ſchrittweiſe Rückkehr Ausgangsſtellung. Bisweilen geben dieſe achen Aufgaben den komplizierter gebauten Echwierigkeiten nichts nach, weil eine Un⸗ von Angriffschancen oder Möglichkeiten, Mattnetz zu ſpannen, ſich auftut. gibt z wei Hauptſtraßen, um r Löſung zu gelangen: die Pro⸗ hier⸗und analytiſche Methode. Die kſte prüft jeden nur möglichen weißen Zug einzeln auf ſeinen Erfolg hin, die andere be⸗ kuht auf der analytiſchen Durchforſchung aller ſsmittel, die in der Stellung verborgen en. i letzterer betrachtet man zuerſt die Lage, nder ſich die beiden Könige befinden: Iſt der heiße König vor Schachgefahr geſchützt, ſo daß ner Mannheim, 20. Dezember 1936 man frei operieren kann? Wenn nicht, muß man ſcharf angreifen oder erſt den König ſichern!? Muß der weiße König ſich aktiv am Kampf durch Schließen des Netzes uſw. betei⸗ ligen? Iſt der ſchwarze König ſchon eingeſchloſ⸗ ſen oder muß er erſt umſtellt werden? Dies ſind die wichtigſten Fragen. Nach ihrer Prü⸗ fung ſuche man die Wirkſamkeit der übrigen Steine zu ergründen; wenn ihre Poſition be⸗ ſonders dem Angriff oder der Verteidigung zu dienen ſcheint, ſo verrät dies oft ihren Daſeins⸗ zweck und gibt einen Fingerzeig zur Löſung. Jede Aufgabe hat ihre charakteriſtiſchen Kenn⸗ zeichen, doch würde es ins uferloſe führen, ſie alle eingehend zu beſprechen; betont ſei nur nochmals, daß es, wenn überhaupt, ſo nur we⸗ nige Probleme gibt, deren analytiſche Prüfung nicht aufdeckt: warum gewiſſe Steine gerade auf einem beſtimmten Felde ſtehen, warum ge⸗ wiſſe, auf der Hand liegende Züge nicht die Löſung bergen können, warum gewiſſe Flucht⸗ felder dem ſchwarzen Könige unbedingt ver⸗ ſperrt und gewiſſe Gegenangriffe ſorglich unter⸗ bunden werden müſſen. Eine markante ſchwarze Verteidigung deckt oft ein reizendes Mattbild⸗ chen auf! Alle dieſe unzähligen kleinen Merk⸗ male bilden Glieder einer Kette, die, gleich einem Ariadnefaden, ſelbſt bei ſchwierigen Auf⸗ gaben ſicher den Weg durch das Labyrinth gro⸗ ßer und kleiner Irrtümer zum Ziele führt. Vor allem merke man ſich: der beſte Weg Zur Meiſterſchaft iſt das Löſen vom Diagramm! Man übe ſich von Anfang an darin, denn hat man ſich einmal daran ge⸗ wöhnt, erkennt man bald, daß es weitaus die leichteſte und befriedigendſte Methode iſt.“ Lebhafte Fernparkie mit Kurzſchluß zwiſchen V. Matt(Kornweſtheim) und Staab(Mannheim) 1. d2—d4, d7—d5 2. c2—c4, e7—e6 3. Sbl—czs, c7—c5 4. Sg1—f3. Führt zu lebhaften, noch nicht völlig erforſch⸗ ten Wendungen. Sicher und gut iſt ods: eds:, Sis nebſt g3. 4..., cS dd 5. Sfis cdd, e6—e5 6. Sd4—13. Ueblich und recht ſchwere Probleme bietend, iſt?Sbs d5d4, Sdö Sac. Weiß hat aber, wie man gleich entdecken wird, ſeine eigenen Pläne. 6.„ d8—4d4 7. Sia e5lꝰ Ein iie Manöver, das aber in einer Fernpartie gefährlich iſt. Schwarz könnte ſich nämlich einlaſſen auf dos:, Dds-- Kds:, St7 Kes, 3. Jahrgang ——————————— Shs: Leö!(auch ſofortiges 36 nebſt La7 geht an). Zwei gut zu poſtierende Figuren gegen einen Turm und ein bis zwei Bauern ſind hier vor⸗ zuziehen. 7.„„„—16 8. e2—el. Wieder ein kühner Zug! Das Opfer dürfte freilich nicht korrekt ſein. 8..., föeb 9. Ddi—-h5+, Kes—d7 10. Dh5—15+, Kd7—es(Od6, Sb5) 11. Dis es-. Er konnte es noch einmal mit Dns“ verſuchen, Stand nach dem 6. Zug . S 0 d* 2 n Schwarz wird dann mit Ke7, Des- Les ant⸗ worten. 115„„——-2½9 Kes—f7! Der weiße Läufer tut eben nicht mit! 12. e4—c5, Les—eö(ein wichtiges Tempo!) 13. Lel—35, Lis—e7 14. Sc3—b5, Sbs—c6! Der Angriff geht damit an den Schwarzen. 15. De5—14—, Sg8—16 16. eA—e5. Naheliegend, beſchleunigt indes das Ende. 16..., Dds—a5f 17. Kei—di. Leicht zu ſehen, daß DOd? den Bauern es koſten „würde 1f. Leb⸗ 53.VeI8. KüfzE?(falls abs: fo Dal, Kke2 Sba4--) Das—elaß. Schachklub Waldhof Als Auftakt für den Werbemonat begann der Schachklub Waldhof am Freitag, 4. Dezember, 20. Dezember 1986 mit der Austragung von 34 Beratungspar⸗ tien, welche, 4 von den Schachfreunden Bickelhaupt, Keller, Kränzle und Schürz, und dementſprechend gleich nach den Vorſchlägen der Gruppenteilnehmer, Zug um Zug einer be⸗ lehrenden Betrachtung unterzogen wurden. So wurde jede Partie in ihren einzelnen Details, der Eröffnung, Mittelſpiel und Endſpiel, und deren Uebergänge behandelt, ferner demon⸗ ſtrierte man die Raumwirkung der Figuxen und Zeitnützung in der Partieführung. Da die Zeit jedoch zu weit vorgeſchritten war, mußten die Partien abgebrochen werden. Sie werden an einem anderen Abend am Demonſtrationsbrett beratend zu Ende geführt. Am Sonntag, 6. Dezember, hielt Schachfreund Vollmer einen Vortrag über Weſensart und den künſtleriſchen Wert des Schachſpieles. Vie⸗ len der anweſenden Schachfreunden wurde da⸗ durch das Schachſpiel, und ſomit die Partie⸗ führung, von einer 5 anderen Seite dar⸗ gelegt. Schachfreund Vollmer verſtand es, treff⸗ lich der Ueberzeugung Geltung zu verſchaffen, daß nicht die gewonnene Partie S ſein ſoll, ſondern der Inhalt eines Spieles. Nur diejenigen Schachſpieler, die dieſem Grundſa huldigen, würden das Unerſchöpfliche unſere Spieles erkennen, und dieſes Erkennen iſt der Schlüſſel zur Selbſtförderung und Grundlage für einen wahren Schachſpieler. Im weiteren wies Schachfreund Vollmer auf die Zweckmäßig⸗ keit des Schachſpieles hin, deſſen Auswirkung ſich in einer logiſchen Denkweiſe und Handlun in jeder Lebenslage auswirkt, und ſomit wir durch Spiel unſere eigene Weſensart beeinflußt, Durch Demonſtrierung zweier Meiſterpartien lieferte der Redner den Beweis ſeiner Ausfüh⸗ rung, und der reiche Beifall zeugte von der Aufnahme dieſes intereſſanten Vortrages. W. H. Badiſcher Schachverband im GsB Bezirk Mannheim Die Schachvereine, Leiter, Klublokale Mannheimer Schachklub: W. Gudehus, Mannheim. Café Merkur, N 3, 12. Klubabende:; Montag, Mittwoch und Don⸗ nerstag, täglich freier Schachverkehr. „Anderſſen“ Neckarau: R. Reithoffer, Café Zeilfelderz Dienstag. Neckarſtadt⸗Oſt: Spieß: Cafe Vohmann, Clianetplatz; Mittwoch. Schwetzingerſtadt: H. Frei; Reſtaurant„Ludwigshof“, Rheinhäuſerſtraße; Donnerstag. Fendenheim: Leiter Peter Woll; Kaffee Schneiderz Freitag. Käfertal: E. Denzel; Gaſth.„Zum Löwen“; Samstag. Pfingſtberg: Valentin Schmitt;„Zum Pfingſtberg'; Donnerstag. Sandhoſen: J. Herbſt;„Turnerheim“; Dienstag. Waldhof: W. Hild; Kaſino Bopp& Reuther; Freitag. Weinheim: Aſſeſſor R. Geiler; Cafe Rheingold;„ Donnerstag. Schwetzingen: Studienrat Bauſch:„Zum Grünen Baum“; Freitag. Seckenheim: Braun;„Zum Pfälzer Hof“, Hauptſtraße; Mittwoch. Friedrichsfeld: Mittwoch. Zahndentiſt Klotz;„Zum Löwen“; alsei und Silben⸗reuzworkrälſel 3 34 5 2⁰ 77 23 2²⁷ 2⁵ Waagerecht: 1. Stadt in Südtirol. 3. Eingemachtes aller Art. 5. Weiblicher Per⸗ ſonenname. 7. Feldblume. 8. Saatkorn. 9. Griechiſche Göttin. 11. Wiſſenſchaftlicher Verſuch. 12. Sagenhafte Königin von Aſſy⸗ rien. 14. Griechenheld vor Troja. 17. Umge⸗ kehrte Wortfolge. 19. Zahlungsmittel, 20. Alt⸗ riechiſche Hafenſtadt. 21. Weiblicher Per⸗ onenname. 23. Salat⸗ und Gemüſepflanze. 24. Weiblicher Perſonenname. 25. Gottesbote. — Senkrecht: 1. Papageienart. 2. Auf⸗ fahrt zum Verladen von Gütern. 3. See⸗ frachtbrief. 4. Italieniſcher Maler. 5. Weib⸗ licher Perſonenname. 6. Frau der feinen Ge⸗ ſellſchaft. 11. Name eines Sonntags. 13. Chriſt⸗ liche Tätigkeit. 15. Haremsſklavin. 16. Shake⸗ ſpeareſche Heldinnengeſtalt. 17. Zeitungsteil. 18. Italieniſche Mittelmeerinſel. 20. Römi⸗ 22. Hölzerner oder metalle⸗ ift. Löſungen Auflöſung des Magiſchen Kreuz⸗und⸗ Quer⸗Wort⸗Rätſels Waagerecht und ſenkrecht: 1. Pera, 2. Efeu, 3. Reis, 4. Ausnahme, 5a. Otto, 5b, Ob, 6. Tram, 7. Taler, 8. Oma, 9. Braut, 10. Ala, 11. Aga, 12. Haſe, 13. Falun, 14. Emil, 15. Jeu. Auflöſung des Bilderrätſels: In der Hoffnung ſchweben, macht ſüßer das Leben. Schickſalsſchläge „Ich habe mich oft gewundert, Emil, daß du immer eine rote Naſe haſt. Woher kommt das eigentlich?⸗ „Lieber Junge, das Leben hat mir manchen harten Schlag verſetzt...“ „Ja, aber gerade immer auf die Naſe?“h Die Jugend „Die Mitglieder des Vereins haben mich nicht in den Vorſtand gewählt— wegen meiner Jugend!“ „Aber hör mal, du biſt doch ſchon über fünf⸗ 115 und deine Jugend haſt du doch längſt ver⸗ ebt! „Das iſt es ja gerade! Die haben ſich erkun⸗ digt, wie ich die verlebte!“ Die Villa des alten Kapitäns lumor Ach ſo! „Herr Müller iſt wirklich unterhaltend und geiſtreich. Immer ſteckt er voller Witze und Späße. Finden Sie ihn nicht auch ſehr luſtig?“ „Nein— ich halte dasſelbe Witzblatt wie er!“ Schöpfer und Geſchöpfe Ein bekannter 4 beſuchte den Maler Böcklin in ſeinem Atelier. Auf einige Bilder des Meiſters deutend, rief er entrüſtet aus: „Aber, mein lieber Böcklin, dieſe Weſen da haben ja überhaupt keine anatomiſchen Exiſtenz⸗ möglichkeiten!“ Böcklin lächelte:„Lieber Profeſſor— die leben länger als Sie und ich...!“ Kapitalanlage „Was iſt eigentlich aus Ihrem Sohn gewor⸗ den, der als kleiner Junge mal ein Goldſtück verſchluckt hat?“ „Der iſt jetzt auf der Bank!“ „Ach— da bekommen Sie wohl Zinſen für ihn?“(Dansk Familie Blad.) Zeichn. von Bersström Mannheim Unterhaltung und Wiſſen 20. Dezember 1930 Flakbatterien und Flakſcheinwerfer im Rampt Von Wolfgang pPickert, Major im Reichsluftfahrtminiſterium Die nachſtehenden Abſchnitte ſind der inſtruk⸗ tiven Schrift„Unſere Flakartillerie“ entnommen, die ſoeben bei E. S. Mittler& Sohn, Berlin, erſchienen iſt. Wenn auch die Flakartillerie des Weltkrieges auf der Anfangsſtufe ihrer Entwicklung ſtand, wenn ſie auch beſonders 1914— 1916 erſt ge⸗ ringe Wirkung hatte, ſo wurde doch von Offi⸗ zier und Mann mit glühendem Eifer unermüd⸗ lich an der Verbeſſerung dieſer Waffe zur Bekämpfung des neu entſtandenen Luftgegners gearbeitet. Abgeſehen von den 1588 im Welttkrieg durch deutſche Flakartillerie tatſächlich und amtlich beſtätigt abgeſchoſſenen Flugzeugen muß man vor allem die zahlloſen Fälle erwähnen, in denen durch gutliegendes Flakfeuer der Gegner an der Ausführung ſeines Auftra⸗ ges— Bombenwurf, Auftlärung, Lichtbild⸗ aufnahmn, Artillerieeinſchießen— wirtſam be⸗ hindert wurde. Dieſe Fälle laſſen ſich zahlen⸗ mäßig genau ſo wenig erfaſſen, wie die Ge⸗ fechtshandlungen auf der Erde, bei denen Ma⸗ ſchinengewehr⸗ oder Artilleriefeuer den Geg⸗ ner am Angriff, in der Artillerietätigteit, im Nachſchub uſw. ſtörte oder ſeinen Auftrag un⸗ möglich machte. Entſcheidende Fortſchritte Mit Kriegsende wurde durch Feinddiktat die deutſche Flalartillerie faſt vernichtet. Sie ver⸗ ſchwand aus dem kleinen Reichsheer, abgeſehen won den paar ortsfeſten Geſchützen der Fe⸗ ſtung Königsberg. Nur die Reichsmarine durfte dank einer gnädigen Siegerlaune die Flakartillerie weiterführen. Aber trotz dieſer faſt troſtloſen Lage arbeiteten die ſdeutſchen Hirne weiter an der Entwicklung des ſchwie⸗ rigen Problems der artilleriſtiſchen Flugzeug⸗ bekämpfung. Dieſe Arbeit der Köpfe konnte ja kein Feind verwehren. So entſtanden gegenüber der Flakartillerie des Weltkrieges die entſchei⸗ denden Fortſchritte: Geſchütz e mit großer Anfangsgeſchwindig⸗ keit, Reichweite und Beweglichleit, Meßge⸗ räte mit einer gegenüber dem Kriege hoch⸗ ſtehenden Leiſtungsfähigkeit, verbeſſerte Kom⸗ mandogeräte verſchiedener Art zur Er⸗ mittlung der Schußwerte und damit weitgehen⸗ der Steigerung der Wirkung, ſchließlich noch weſentliche Verbeſſerungen an der Muni⸗ tion, dem Scheinwerfergerät und vor allem auch in den leichten, ſchnell ſchießenden Flakwafſen kleinen Kalibers. So iſt in den 18 Jahren nach Kriegsende ein Kriegsinſtrument gewachſen, das trotzdem mit der ungeheuren Entwicklung des Flugweſens im gleichen Zeitabſchnitt nicht nur Schritt ge⸗ halten hat, ſondern dem angreifenden Flug⸗ zeug ein Abwehrmittel wirkungsvollſter Art entgegenſtellt. Der Wettlauf zwiſchen Angriffs⸗ mittel und Abwehr, der ſchon durch Jahrhun⸗ derte zu verfolgen iſt, zeigt ſich auch hier wie⸗ der in bemerkenswerter Form. Der Ernſtſall nur kann zeigen, welches Mittel das wirkſamere iſt. Vermutungen oder Vorausſagen in dieſer Richtung ſind zu vermeiden. Für beide Teile aber, Flakartillerie wie Flieger, iſt gegen⸗ feitige Beobachtung ihrer Kampf⸗ weiſe, ihrer Fortſchritte notwendig, um nüch⸗ tern die Lage zu beurteilen. Ein Fehler iſt es jedenfalls, den Gegner zu unterſchätzen, alſo etwa den Maßſtab von 1918 bei der Beurteilung der Flakartillerie oder der Flieger anzulegen. Ein Kampf um Sekunden Die Arbeit der Flakſcheinwerfer beruht in erſter Linie auf einwandfreiem Horchen. An die Ausbildung der Horcher müſſen daher ähn⸗ liche Forderungen geſtellt werden wie an Ent⸗ fernungsmeßleute. Die Bedeutung der Horcher ſteigert ſich noch aus der Erkenntnis heraus, daß vorausſichtlich nächtliche Luftangriffe in einem künftigen Krieg eine große Rolle ſpielen werden. Ehe nicht die Horcher durch tadelloſes, ſchnelles und genaueres Horchen die Flakſchein⸗ werfer zum Aufleuchten auf das Flugziel ge⸗ bracht haben, können ja die Entfernungs⸗ meßleute der Flatbatterien nicht meſſen. Die Zeiten, die nachts für rechtzeitige Feuereröff⸗ nung zur Verfügung ſtehen, ſind noch viel kür⸗ zer als bei Tage. Vom ſchnellen Arbeiten der Flalſcheinwerferbatterien hängt daher die recht⸗ zeitige Feuereröffnung der ſchweren und leichten Flakbatterien ab. Das bedeutet noch mehr als bei Tage einen Kampf um Sekunden! Flalſcheinwerfer müſſen ebenſo wie Flakbat⸗ terien nach dem Grundſatz aufgeſtellt werden, daß der Luftgegner von allen Richtungen an⸗ fliegen könnte. Natürlich wird er beſonders markante Anflugwege— Flüſſe, Kanäle uſw.— bei Nacht vorziehen, wenn er nicht blind, alſo nach Navigation, anfliegt. Zum eigentlichen Angriff jedoch kann er bei Nacht wie bei Tage aus jeder Richtung kommen. Er wird bei Nacht verſuchen, durch Gleitflug oder durch beſondere Störflugzeuge die Horcher zu täu⸗ ſchen und dem angreifenden Flugzeug das un⸗ bemerkte Herankommen zu erleichtern. Dieſe Möglichkeiten ſtellen an die Aufmerkſamkeit und Wendigkeit der Flakſcheinwerfer⸗ und Horch⸗ gerätbedienung beſonders hohe Anforderungen. Andererſeits kann man aber feſtſtellen, daß ein im Scheinwerferlicht fliegendes Flugzeug, be⸗ ſonders da es von drei bis fünf Flakſchein⸗ werfern gleichzeitig gefaßt wird, nicht mehr dem Scheinwerferlicht ſich entziehen kann und daß der Flugzeugbeſatzung der gezielte Bom⸗ benwurf durch die Blendwirkung ſtart erſchwert wird. Das Scheinwerferlicht verhindert das Er⸗ kennen von Einzelheiten auf der Erde. Wenn der Luftgegner die Wirbſamlkeit der Flakartillerie richtig einſchätzt, wird er voraus⸗ ſichtlich verſuchen, die Flatbatterien während oder vor dem Luftangriff zu lähmen, und zwar durch beſondere Angriffe auf die Flat⸗ batterien ſelbſt, meiſt wohl im Tiefangriff. Dieſes Angriffsverfahren ſtellt an den Angrei⸗ fer hohe Anforderungen— Tiefangriff iſt ein ſchwieriges Verfahren, vor allem, wenn ſtarke Gegenwehr vorhanden iſt—, beſonders aber auch an die Flakartillerie. Dieſe muß trotz und während des feindlichen Tiefangriffs mit ihren ſchweren Flakbatterien unerſchütterlich im Feuer gegen den hoch oben anfliegenden Hauptangreifer bleiben. Nur ganze Männer, eine todesmutige feſt diſziplinierte Truppe, wird dieſe Aufgabe meiſtern können. Neuzeitliche Flakartillerie wird alſo dem Luftgegner ſchärſſten Widerſtand entgegenſetzen. Trotzdem darf kein Zweifel darüber beſtehen, daß, genau wie bei den Kampfhandlungen auf der Erde, auch in der Luft ein entſchloſſen durch⸗ geführter Angriff oft nicht verhindert werden kann. Daß dieſe Angriffe aber dem Gegner ſo hohe Verluſte beibringen, daß ſeine Angriffs⸗ kraft entſcheidend geſchwächt oder gar gebrochen werden kann, iſt Sache gut ausgerüſteter, gut ſchießender Flakartillerie. Eigene Jagdflieger werden hierbei die Flakartillerie durch Angriff auf die feindlichen Kampfflugzeuge unterſtützen. — Ferner iſt die Moral des Angreifers eben⸗ ſo einer Abnutzung ausgeſetzt, wie ſein Mate⸗ rial. Ob und wie lange dieſe beiden Faktoren beim Luftgegener auf der Höhe gehalten wer⸗ den können, hängt ſtart von den Leiſtungen der Flakartillerie ab. Nur der Ernſtfall wird die letzte Klarheit in dieſen Fragen bringen können. Die Flakartillerie wird das menſchenmögliche aus den ihr anvertrauten Waffen herausholen und ihr Teil beitragen zur Verteidigung des deutſchen Luftraums und zum Schutze des Heeres bei ſeinen entſcheidenden Kämpfen zur Niederringung des Feindes. Deutsches Sportilugzeug zewinnt einen internationalen Kunstllugwettbewerb Der rumänische Kunstflieg Bücker-„ Jungmeister“— dritten Platz im Kunstflugwettbewerb in ROMWMAN 5 A60— SRUNNHILOE HOEMANANA C OSν RSᷣ·˖nT o0Wο⏑N ·CKESB- VvERNICAG. 38 8 1 N 4. Fortſetzung Er tut das mit viel Sachverſtändnis und unter Würdigung aller Einwände, die von Edith von Senden und gelegentlich auch von Dr. Arndt gegen den Nationalſport der Spa⸗ nier erhoben werden. Selbſt das Mädchen hängt mit verſtohlener Neugier an den Lip⸗ pen des Weltreiſenden, der über dem Erzäh⸗ len das Eſſen ganz vergißt. Als er dann end⸗ lich bemerkt, daß die anderen auf ihn warten, beeilt er ſich ſehr und bittet um Entſchuldi⸗ gung. „Aber wieſo denn—“, lächelt Frau von Senden.„Sie haben uns ſo intereſſant unter⸗ halten.“ Arndt bemerkt, daß ihre Augen enen tie⸗ feren Glanz bekommen haben. Die Farbe ihrer Augen iſt eine Miſchung zwiſchen Hell⸗ braun und Hellblau, die in der abendlichen Beleuchtung grünlich wirkt, glitzernd und ge⸗ heimnisvoll. Nikolais Blicke haften eine Weile an dieſen ſeltſamen Augen. Dann murmelt er: „Ach, du lieber Gott— landläufige Kon⸗ verſation, was ſonſt?“ Frau von Senden hat unter ſeinem Blick die Augen geſenkt. Sie erhebt ſich haſtig, und die Männer folgen ihrem Beiſpiel. Arndt kommt ſich ein wenig nebenſächlich vor, er ſchlendert den anderen nach ins Herrenzimmer. „Stellen Sie ſich vor, Herr Doktor“, wendet ſich Frau von Senden an ihn,„wenn man in dieſen Räumen viel allein iſt— ſie ſind ſo groß und immer etwas düſter. Man freut ſich dann um ſo mehr über etwas Abwechſ⸗ lung und neue Menſchen—“ Ja, Arndt verſteht das und ſagt ein paar Redensarten, nur um das Geſpräch in Fluß zu halten. Nikolai nimmt keine Zigarre, er ſtopft ſich ſeine Pfeife mit dem Tabak, den Senden in einer getriebenen Büchſe von chine⸗ ſiſcher Arbeit aufbewahrt. Offenbar kannte er dieſe Büchſe und ihren Inhalt. Er iſt plötzlich wortkarg. Arndt findet, daß Nikolai mit einem Male um Jahre älter ausſieht. Sein Geſicht hat einen leeren und faſt melancholi⸗ ſchen Ausdruck. Frau von Senden und Arndt haben ſich in den Seſſeln niedergelaſſen, die um den Rauch⸗ trſch gruppiert ſind. Um die Wände des Rau⸗ mes ziehen ſich Bücherregale. In der Ecke ſteht ein Stutzflügel. Nikolai ſetzt ſich nicht, er geht auf und ab und ſieht ſich die Bilder an, die hier aufgehängt ſind. „Da finden Sie ſicher manche Erinnerung“, bemerkt Frau von Senden,„die Sie und mein Mann gemeinſam haben.“ (Florida). Er hat sich dort gegen 30 Teilnehmer mit weit stärkeren Maschinen durchsetzen können. er Oberleutnant Pa p an a befindet sich zur Zeit mit einem deutschen Sportilugzeug— einem in USA, um dort an verschiedenen internationalen Wettbewerben teilzunehmen. Nach einem Los Angeles wurde Papana jetzt Erster im Kunstflugwettbewerb in Miami Weltbild(M) „Ja“, nickte Nikolai.„Beiſpiel dieſe Auf⸗ nahme hier. Das war der erſte Tiger, den wir gemeinſam erlegten. Da bin ich ſogar mit drauf.“ Edith macht eine Bewegung, als ob ſie auf⸗ ſtehen wollte, ſie bleibt aber ſitzen.„Ja, Horſt erzählte mir davon.“— Nikolai iſt weiter gegangen und ſteht nun vor einem anderen Bild. Er ſieht es lange und aufmerkſam an, und dabei verändert ſich ſein Geſichtsausdruck eigentümlich, ſo als lauſche er auf etwas. „Ich hatte eigentlich gedacht“, ſagt Frau von Senden zu Arndt,„daß mein Mann heute abend noch anrufen würde—“ Sie wirft da⸗ bei einen Blick auf die Standuhr. Es iſt halb zehn. „Vielleicht kommt er noch heute abend zu⸗ rück“, meint Arndt. „Nein, das glaube ich kaum.“— Nikolai ſteht jetzt am Waffenſchrank und verſucht ihn zu öffnen. „Hoffentlich hat er den Schlüſſel nicht mit⸗ genommen?“ fragt er. „Nein, er liegt obenauf“, antwortet Frau von Senden. „Die Treibjagd iſt doch für Mittwoch feſt⸗ gefetzt?“ erinnert ſich Arndt.„Erwarten Sie noch mehr Gäſte, gnädige Frau?“ „Es kommen noch verſchiedene Herren, aber ſie wohnen nicht bei uns, teils beim Förſter, teils auch im Ort.“— „Ich müßte Ihren Mann bitten, mir mit einem Gewehr auszuhelfen.“— „Sie ſind ſicherlich auch ſo ein paſſionierter Jäger?“ „Ach—“ Arndt atmete tief auf.„Das war ich mal. Was die Praxis anbetrifft, meine ich. Innerlich bleibt man das wohl immer. Aber ich hatte in⸗den letzten Jahren ſo wenig Wieltbild 0) Ein Besuch in der Technischen Polizeischule Blick in die Waffenlehrwerkstatt der Technischen Polizel⸗ schule in der Friesenstraße in Berlin. Sie ist dem Chet der Ordnungspolizei, General Daluege, unterstellt und hat die Aufgabe, Polizeibeamte für das Kraftfahr-, Waffen⸗ und Nachrichtenwesen praktisch und Lauf eines Gewehres „philharmoniker“ des Heeres In der Zeitſchrift„Der Soldatenbund“ with geſchrieben: 1 Es iſt mit abſoluter Sicherheit anzunehmen daß nach der endgültigen Aufſtellung der neuen Wehrmacht die Ausſtattung mit Kapellen genau ſo reich ſein wird, wie ſie bereits im alten Heer war. Allerdings beſteht inſofern ein Unterſchied gegen früher, als damals nur die Regimen⸗ ter über eigene Kapellen verfügten, während im neuen Heer auch einzelne Bataillone und Abteilungen eine Muſik und einen Muſik meiſter beſitzen. Darüber hinaus gibt es noch einen muſikali⸗ ſchen Truppenteil für ſich. Das iſt die Kapelle des Wachregiments Berlin, die der Kommandantur Berlin unterſtellt iſt. Sie iſt zugleich die repräſentative Muſik der Wehr⸗ macht. Da das Berliner Wachregiment in jedem Jahr neu zuſammengeſetzt wird, muß dieſe Ka⸗ pelle außerhalb des Regimentsverbandes ſtehen, weil ſich ſonſt auch ihre Zuſammenſtellung ſtän⸗ dig ändern würde. Sie iſt in den einzelnen Inz ſtrumenten ſtärker beſetzt, als es ſonſt in den Regiments⸗ und Bataillonsmuſiken der Fall iſt. Ihr Leiter iſt Obermuſikmeiſter Ahlers, eine nicht nur in Berlin, ſondern im ganzen Reich bekannte und geſchätzte Muſikerperſönlichkeit, der ſeine Kapelle gewiſſermaßen zu den Philharmo⸗ nikern des Heeres gemacht hat und mit ihnen erſt 1934 bei dem Wettſtreit der Militärkapellen in Turin einen großen Erfolg errang. Skiläufer werden bevorzugt eingeſtellt Skiläufer, die ihr ſportliches Können beim Dienſt in der Wehrmacht verwerten wollen, können ſich als Freiwillige beim Infanterie⸗ Regiment 75 in Freiburg i. Br. melden, daß Skiläufer bevorzugt einſtellt. Alles Nähere über Freiwilligenmeldung, notwendige Papiere uſ iſt bei den Wehrmeldeämtern zu erfragen. Gelegenheit. Trotzdem hoffe ich, noch ein leih⸗ lich weidgerechter Schütze zu ſein.“— Nikolai hat ſich an der Unterhaltung nich beteiligt, er iſt an den Flügel getreten und hat ihn aufgeklappt. Jetzt ſitzt er und pro⸗ biert die Taſten. Dann fängt er an zu ſpie⸗ len. Auswendig. Zunächſt ſind es wohl Phan taſien. Wenig ſpäter werden daraus die„Un gariſchen Tänze“ von Brahms. So ganz nebenbei und unaufgefordert, ſpielt er für ſich ſelbſt und ohne darauf zu achten, ob ihm je mand zuhört. Er hat jene Technik, die F ganz eigener Freiheit gereift iſt und ſchon wieder eine gewiſſe Nachläſſigkeit erlaubt. Und er hat Feuer in ſeiner Seele. Die beiden anderen unterhalten ſich nicht mehr, ſie ſchweigen ſtill und hören zu. Ueber Frau Edith iſt eine Unruhe gekommen, ſie ſteht endlich auf und geht langſam durch daß Zimmer und bleibt vor dem Bilde ſtehen, daß Nikolai vorhin andächtig betrachtet hat. Arnht fragt ſich, was wohl darauf zu ſehen ſeit möchte. Im übrigen aber wünſcht er, auch ſh ſpielen zu können wie jener Mann dort am Flügel. „Was ſpielt er eigentlich? Eine Fantaſte über den„Fliegenden Holländer“. „Traft ihr das Schiff im Meere an? Blut rot die Segel, ſchwarz der Maſt—“ 1 Ja, ja. Dieſe Muſik gefällt ihm. Sie ge⸗ fällt ihm immer wieder ſehr gut. „Am hohen Bord ein bleicher Mann— Nikolai bricht ab, ſchwingt ſich auf ſeinen Klavierbock herum und ſchüttelt den Kohf, „Man müßte ihn nicht mehr mit einem Vol⸗ bart auf die Bühne bringen heutzutage— mit ſo einem Fußſack aus ſchwarzem Roßhaar, finden Sie nicht auch?“ wendet er ſich au Arndt.„Den bleichen Mann, meine ich, den Fliegenden Holländer.“ Fortſetzung olg 5 theoretisch aus- zubilden. Auf unserem Bild prüft der Waffenmeister den umſpre 2 77 Aumenſteuer⸗Lim., —1 zu verkauf. e 1 3 3 Aenngeim ———πιιIIIUEuůee jebrau on 21. bi. ur bitt hiher eide Ahode⸗Sit. 21, Fer I Moron- RADER — Laneger krledrleh-Karlstr. 2 Fernruf 41069 .-Repara- lur· Werkstatt kesatztelllager K Fe 10 Ae eit WIe Wonf., für nure We aus Privat⸗ F n vewauſene Mfert, u. 29 761“r. erlag d. B. LIH. 0 1 heſtem Zuſtand ſach bereift, aus hagthand abzug. Fech 420 b3. 6, Rampen⸗ 5 . 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Sie iſt uſik der Wehr⸗ giment in jedem „F muß dieſe Ka⸗ 'erbandes ſtehen, menſtellung ſtän⸗ n einzelnen 3 In⸗ es ſonſt in den iken der Fall iſt. er Ahlers, eine m ganzen Reich erſönlichkeit, der eln den Philharmo⸗ —— I RAbEn Autorisierter Ford-Händler f. Facs Schwokzingertr.30 Fernruf 43865 LAaeiger ledrich-Karlstr. 2 kemruf 41069 Spez.-Repara- lur· Werkestatt atateillager ſponl., Pri nur ir 4 29 76 Fübrik- Vertretung Aelteste, bestens einger. Repatatur- werkstütte a. Platze Fritz Held Mannheim 17, 24-25 Tele fon 24247 0 d. beriao o. 5. und mit ihnen Militärkapellen errang. s Können beim rwerten wollen, eim Infanterie⸗ Br. melden, das lles Nähere übet . gt eingeſtellt Dpel beſtem Zuſtand 50 hereift, au 3. 5495. f0 I Gut erhaltene Dpel-Mabrio- Linonsine 12 Liter 19 0⁰0 Klm. gefah⸗ ren, in denbb. be⸗ ftem Zuſtande bil⸗ lig aus Privathd. W- ab 1395.-fl. Verkauf u. Verleih Fabrikverttetung J. Schind letzt 6 5,2 Seitenstraße Engelh.& Sturm fernrut 28474 Zu verkaufen: 500 com 23ylind. 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