* 291 euer ein⸗ 3929 EEFEPEPE Ahonnementspreis: pre Monat 50 Pfg.— Auswärts durch die oſt 65 Pſg. Man abonnirt in Raunheim bei der Expedition E 6, 2, ſowie bei kpeditionen und Trägerinnen.— Auswärks bei allen alten des deutſchen Reiches und den Briefträgern. Die Badiſche Volkszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ allen Zw und Feiertage. Herausgeber Ur. jur, Bermaun Hgas in Mannbeim. Mannheimer Stadt. Anzeig 210. — Organ für Jedermann. Anſertionspreis: Die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 10 Pfg.— Auswärtige Anzeigen 20 Pfg.— Reklamen 30 Pfg. Anzeigen werden von allen Annoncen⸗Expeditionen, von unſeren Agenturen und Träg unen, ſowie im Verlag entgegengenommen 1 Aufträgen Rabatt. Bei Rofationsdruck der Ur. Z. Zaas'ſchen Suchdruckerei E6, 2 neben der katholiſchen Spitallirche in Mannheim, er und Handels⸗Zeitung. Dienſtag, 8. September 1835. ——————— AUuſere heutige Num⸗ mer umfaßt 10 Seiten. Geſchichts⸗Kalender. Am 8. September. 1566. Graf Niclas von Zrini, Feldherr Kai⸗ ſer Ferdinands., ſtirbt den Heldentod bei einem Ausfalle des von ihm gegen die ganze „türkeſche Heeresmacht vertheidigte Szigeth. 1757. Der Herzog von Cumberland ſchließt mit den Franzoſen die Convention von Kloſter Seven ab, wonach ſein Heer von weiterem Kampfe abſtand und ſich zu zer⸗ ſtreuen begann, nachdem vorher das han⸗ növer'ſche Miniſterium, aus ſelbſtſüchtigen Edelleuten und beſchränkten Juriſten be⸗ ſtehend, durch eine Kapitulation das ganze „Land den Franzoſen überliefert hatte. 1793. Treffen bei Bünkirchen. Die Franzoſen unter General Houchard, bereiten den Eng⸗ ländern, unter dem Herzog von Pörk, eine empfindliche Niederlage. 1855. Die Verbündeten erſtürmen während des Krimkrieges das Hauptbollwerk Se⸗ baſtapols, den Malakoff, nachdem die Be⸗ lagerung bereits ſchon 349 Tage angedauert, und beiderſeits unzählige Menſchen und Summen gekoſtet hatte. 1871. Zweite Zuſammenkunft der beiden Kaiſer, Wilhelm J. und Franz Joſeph in Salzburg. Vollſtändige Ausſöhnung der beiden Monarchen. Die Sonntagsruhe vor der Handelskammer in Mann⸗ heim. Wie Recht wir hatten, als wir ſeiner Zeit uns dahin äußerten, daß bei der Enquete über die Sonntagsruhe nichts anders herauskommt, als was Fürſt Bis⸗ marck wiſſen will, das iſt nunmehr durch den Bericht unſerer Handelskammer er⸗ wieſen. 144 Betriebsin haber, welche 90 Branchen(9 vertreten, ſind mit ihren Anſichten über die Sonntagsruhe gehört worden, aber wie viel Arbeiter und Kleingewerbetreibende gefragt worden ſind, das können wir aus dieſem Bericht leider nicht erfahren. Es wäre im Intereſſe der Sache und der unparteiiſchen Dis⸗ kuſſion beſſer geweſen, wenn die Handels⸗ kammer die„umfaſſenden Berichte“ der Induſtriellen ſelbſt veröffentlicht hätte, an Stelle dieſes Muſters von Logik. Es bleibt jetzt dem Publikum nichts anderes übrig, als die„ausführlichen Berichte“ der 144 Betriebsinhaber in Bezug auf ihren inne⸗ ren thatſächlichen Werth ganz erheb⸗ ——— Kleine Mittheilungen. Eine allgemein intereſſirende Ent⸗ ſcheivung, bei welcher es ſich um die Frage handelte, inwieweit ein Hausbewohner bei zu lärmender Luſtigkeit in ſeiner Wohnung poli⸗ zeilich zur Verantwortung gezogen werden kann, wurde heute von der fünften Berufungs⸗ kammer des Landgerichts 1 gefällt. Der Kaufmann R. war im März dieſes Jahres mit einem polizeilichen Strafmandat bedacht wor⸗ den, weil er in der Nacht vom 21. zum 22. Februar c. in ſeiner Wohnung durch Klavier⸗ ſpiel und Geſang ruheſtörenden Lärm verübt haben ſollte. Er beantragte richterliche Ent⸗ ſcheidung und hatte Erfolg, denn das Schöffen⸗ gericht ſprach ihn frei. Der Angeklagte wies nach, daß er in jener Nacht mit einer Anzahl von Gäſten ſeinen Geburtstag gefeiert hatte, wobei allerdings muſizirt und geſungen wor⸗ den ſei. Der dabei verurſachte unvermeidliche Lärm ſei aber nicht bis über die zunächſt ge⸗ legenen Wohnungen hinausgedrungen, denn man habe Thüren und Fenſter geſchloſſen ge⸗ halten. Das Schöffengericht konnte unter dieſen Umſtänden in der Handlunasweiſe des Angeklagten die Kriterien des ruheſtörenden Lärms nicht erblicken, der Amtsanwalt legte aber gegen das freiſprechende Erkenntniß die Berufung ein. In der heutigen zweiten In⸗ ſtanz kam es aber gar nicht erſt zu einer Be⸗ weisaufnahme, denn nach der Vernehmung des Angeklagten erklärte der Staatsanwalt Dr. Daude, die Berufung zurückziehen zu müſſen. Allerdings ſeien die unmittelbaren Nachbarn des Angeklagten durch das Geburts⸗ zagsfeſt in ihrer Ruhe geſtört worden, es rde aber entſchieden zu weit gehen, wenn bieſelben bei einer ſolchen Gelegenheit ſofort die Polizei in Anſpruch nehmen wollten: hier lich anzuzweifeln. Warum ſcheut man bei einer ſolchen Frage das Licht der Oeffentlichkeit? Das Land Baden genießt den Ruf eines liberalen Muſterſtaates. Wir müſſen dieſes Prädikat mit Recht beſtreiten. Hat doch ſelbſt die ſchneidigſte preußiſche, ſächſiſche und bayeriſche Bureaukratie Ver⸗ ſammlungen abgehalten, in denen wenig⸗ ſtens Arbeiter ebenfalls zum Wort kommen konnten. Man hat die Vorſtände von Fach⸗Vereinen, Krankenkaſſen u. ſ. w. befragt; iſt etwas derartiges im Muſter⸗ lande des Liberalismus in Baden und ſpeziell in Mannheim geſchehen 2 Einige aus⸗ und durchgeſiebte Arbeiter ſollen ja huldvollſt abgehört werden, wobei die Frag eſtellung allerdings eine ganz bedeutende Rolle in Bezug auf die Antwort ſpielen wird. Wir haben das Glück eine Behörde zu beſitzen, welche gegen alle ſelbſtſtändigen Regungen der Arbeiter mißtrauiſch iſt. Will man deren Antworten nicht hören? Faſt ſolle man das glauben. Wie äußerſt coulant und entgegenkommend iſt dagegen die Handelskammer von Chemnitz geweſen. Wir nennen gerade dieſe, weil Mannheim in commerzieller und induſtrieller Beziehung am beſten mit Chemnitz zu vergleichen iſt. Die Chemnitzer Handelskammer hat an den dortigen Arbeiter⸗Unterſtützungs⸗Verein die Fragebogen ausgetheilt. Dieſe Antworten liegen uns vor. Sie ſtehen im grellſten Gegenſatz zu den Ant⸗ worten der In duſtriellen Mann⸗ heims. Wer hat überhaupt dieſe Frage⸗ bogen von der hieſigen Handelskammer er⸗ halten? Unſeres Wiſſens ſind dieſe Fragen nicht einmal dem Publikum unter⸗ breitet bezw. veröffentlicht worden. Ein ſprechender Beweis dafür, daß ſelbſt in dieſe angeſehene Körperſchaft bereits der Geiſt der Bureaukratie eingedrungen iſt. Das protektioniſtiſche Syſtem, welches ſich in der Behandlung ſolcher eminent wichtiger die ganze Bevölkerung berührender Fragen breit macht, berührt uns wie eiſig kalter Wind vom Newaſtrand. Das Publikum iſt berechtigt eine ſolche Bevormundung von ſich zu weiſen, und vornehmlich die Preſſe hat die Pflicht ſich gegen ſolche Behandlungsweiſe aufzulehnen. Wie glück⸗ lich ſind doch die Heſſen! Dort gewahrt man von einer Polizeieinmiſchung nicht das Mindeſte. Man betraute eine Behörde mit den Erhebungen, welche weder an der einen noch an der anderen Antwort ein Intereſſe hat. Nun zu dem famoſen Reſultat der Handelskammer ſelbſt, das uns ſo ungereimt wie ein Erſtlingsgedicht vorkommt. Wir wiſſen aus eigener Erfahrung, daß ad J die Antwort der 144 nicht den That⸗ ſachen entſpricht. Thatſache iſt, daß in vielen Geſchäften und namentlich Maſchi⸗ nenfabriken Sonntags Arbeiten vorgenom⸗ men werden, welche in der Woche ebenſo gut bewerkſtelligt werden können. That⸗ ſache iſt, daß Arbeitern geſagt wurde, wenn ſich dieſelben über geringen Verdienſt beklagten, daß ſie Ueberſtunden und Sonn⸗ tags⸗Arbeiten machen könnten. Thatſache iſt auch, daß aus Geſchäfts⸗ hunger, ſelbſt wenn übermäßige Beſtel⸗ lungen vorhanden waren, dennoch Arbeiten angenommen wurden und mit Zuhilfe⸗ nahme der Sonntags⸗ und Nachtarbeit die Conkurrenz beſiegt werden ſollte. Thatſache iſt aber auch, daß die Sonn⸗ tagsarbeit aus wirthſchaftlichen und tech⸗ niſchen Gründen entbehrlich iſt, ſoweit ſie ſich nicht auf nothwendige Reparaturen der Betriebs⸗ und Geſchäfts⸗Maſchinen bezieht. Dieſe 144 Betriebsinhaber mögen nur ruhig zugeben, daß ſie doch einen ganz enormen wirthſchaftlichen Vortheil von der Sonntagsarbeit haben, ſonſt wäre ja jedes Wort gegen die Aufhebung derſelben über⸗ flüſſig. Trotz dieſer ſo offenkundigen Thatſache wird doch ad II. behauptet, daß„dem Unternehmer kein Vortheil aus der Sonn⸗ tagsarbeit erwachſe, weil ſie qualitativ und quantitativ hinter der Werktagarbeit zurüͤckbleibt.“ Uns dünkt man würde alsdann durch das Verbot der Sonntagsarbeit, dieſen „übervortheilten Unternehmern“ einen großen Gefallen thun, da ſie doch nur ſchlechte und theure Arbeit an Sonntagen bekommen. Daß ad III. behauptet wird„die Gründe für Beibehaltung der Sonntagsarbeit ſeien zwingender Natur“ bezweifeln wir natürlich nicht, indem ja jeder glaubt, das Richtige zu treffen. Wir bezweifeln aber mit Fug und Recht, daß dieſe Gründe, welche die 144 Betriebsinhaber„zwingen“, nicht für die Tauſende von Be⸗ amten, Gewerbetreibenden und Arbeiter vorhanden ſind und als erheblich angeſehen werden. Geradezu gigantiſch iſt jedoch der Schluß⸗ ſatz ad III.: daß„im Falle geſetzlicher Beſchränkung, man ſich durch allerlei Um⸗ gehungen der Controlle entziehen werde. Das iſt der ehrlichſte und wahrheitsgetreueſte Satz, welcher in dem ganzen Schrift⸗ ſtünck enthalten iſt. Von Allers her iſt man es gewohnt und jeder Arbeiter hat dies praktiſch erfahren, daß alle Schutz⸗ geſetzee für den Arbeiter von den Fabrikanten, als nicht vorhanden betrachtet werden, welche ſie umgehen wollen. ad. IV. ſind die Befürchtungen, nach allem Vorhergeſagten doch kaum mehr ernſt zu nehmen. Wir fragen: für wen fürchten denn die Herren, für ſich oder für die Arbeiter? Das befürchten auch wir, daß in den ganzen Antworten auf die von der Handelskammer geſtellten Fragen nicht eine einzige von aufrich⸗ tigem Wohlwollen für die Sonn⸗ tagsruhe durchweht iſt. Deßhalb iſt auch ad. V. vollſtändig überflüſſig. Die ganze Aufregung der 144, über die„muth⸗ maßlichen Folgen“, welche durch geſetz⸗ liche Regelung der Sonntagsruhe herauf⸗ beſchworen werden könnten, iſt umſonſt und ſchade iſt's um die 5 Minuten, welche ſie ihrer Ruhe geopfert haben, denn— die Sache geht ganz nach Wunſch, dafür ſorgt ſchon Herr von Bismarck mit ſeinen Leuten. Nun noch ein Wort über die Sache ſelbſt. Jeber Freund des Volkes muß ſich aufs tiefſte enttäuſcht ob ſolcher That⸗ ſachen fragen: Iſt das der geprieſene Rechtsboden auf dem Fürſt Bismarck eine Sozialreform aufbauen will? Iſt dies die unparteiiſche Unterſuchung, welche mit Hilfe der Arbeiterbevölterung vorgenom⸗ men werden ſollte? Wir müſſen geſtehen, daß es uns nicht wundert, wenn eine ſo tiefe Abneigung im Volke gegen alles herrſcht, was von„Amtswegen“ unter⸗ ——— ſei der Hauseigenthümer die nächſte Inſtanz, um Abhilfe zu ſchaffen, und könne derſelbe ja in ſeinen Miethskontrakten dergleichen ge⸗ räuſchvolle Feſtlichkeiten in ſeinem Hauſe verbieten. Schwere Funktiou. Aus Paris ſchreibt man der„W. A..“:„Der Zahnarzt Duncan, ein Amerikaner, der ſich vor Kurzem in der Rue Rivoli etablirte, klagte ſeinen Bedienten, Proſper Vaugan, weil derſelbe nach wenigen Tagen, ohne zu kündigen, ſeine Sachen ge⸗ packt und aus dem Hauſe entwichen war, an. Der Bediente, ein ziemlich pfiffig ausſehender Burſche aus der Bretagne, ſagte zu ſeiner Entſchuldigung Folgendes:„Herr Commiſſär, es iſt die ganze Zeit, die ich bei ihm ver⸗ brachte, kein Patient gekommen; mich aber nöthigte er, vom Morgen bis zum Abend beim Fenſter jämmerlich zu ſchreien, damit die Leute auf der Straße glauben ſollen, er reiße mindeſtens täglich tauſend Zähne. Wenn ich einen Augenblick ſchwieg, weil mir der Hals ſchon rauh war, rief er ſofort;„Schrei Kerl, oder du bekommſt ein paar Ohrfeigen 2 Dr. Duncan war ſichtlich beſchämt üher die Ausſage ſeines Dieners, und der Richter fe ihm noch ſpöttiſch:„Unter dieſen Um⸗ ſtänden kann ich die Flucht Ihres Dieners wohl begreifen, er mußte beſorgen, Sie könnten die Täuſchung noch weiter treiben, ihm in der That auch einige Zähne ziehen!“ Die Reihe der Monate ohne r iſt vorüber, die Saiſon der Auſtern gekommen. Der„gerechte und vollkommene“ Auſterneſſer greift zu Auſtermeſſer und Gabel. Bedeu⸗ tungsvoll ſind die Auſtern für die reiche Bankier⸗Familie Schalouchine in Rußland einſt geworden. Der Vater Schalouchine war Leibeigener des Grafen Scheremetef. Als reicher Kaufmann hatte er mehr als ein Mal dem Grafen bis zu 250,000 Francs für ſeine Freiheit geboten, der aber Nichts davon wiſſen wollte. Schalouchine war troſtlos. Als Leibeigner konnten ſeine Söhne weder ſein Vermögen erben noch ſich nach ihrer Neigung verheirathen. Eines Tages, es war im März, begab er ſich nach St. Petersburg, um einen letzten Verſuch zu machen. Er nahm ein Tönnchen Auſtern für den Grafen mit, der gerade an dieſem Tage ein Frühſtück gab, zu dem Nichts fehlte— als Auſtern. Der Graf ſchäumte vor Zorn und war im Be⸗ griff, ſeinen maitre dhotel wegzujagen, der unter Thränen verſicherte, es ſei für alles Geld der Welt im Augenblick nichts von den gewünſchten Mollusken in der Czarenſtadt aufzutreiben, als man ihm den Millionären ⸗Leibeigenen meldete. „Du fehlſt mir gerade noch!“ fuhr ihn der Graf an.„Du kommſt natürlich wieder wegen Deiner Freigabe. Du weißt, das iſt unnütz. Ich ſchere mich nicht um Deine Rubel. Wenn Du mir aber für mein Dejeuner einige Dutzend Auſtern verſchaffen kannſt, ſo ſollſt Du frei ſein.“ Die ſchon verſammelte Tiſchgeſellſchaft lachte über den Einfall des Grafen. Schalouchine, ein ſehr vorſichtiger Geſchäftsmann, nahm die Anweſenden zu Zeugen des Ver⸗ ſprechens dankte dem Grafen und holte die mitgebrachten Auſtern aus dem Vor⸗ zimmer. Der Graf ſoll im erſten Augen⸗ blicke etwas perplex geweſen ſein. Als aber der Deckel des Auſternfäßchens entfernt war, zeichnete er unter dem Jubel der Geſellſchaft die Freigabe⸗Akte. Dann wandte er ſich mit der den ſogenannten Großen dieſer Welt ſo gut ſtehenden Ritterlichkeit an Schalouchine mit den Worten:„Mein Herr, wollen Sie ———— Uns die Freude machen, mit uns zu früh⸗ ſtücken?“ * Höchſt. Auf Veranlaſſung der badiſchen Polizeibehörden wurde bei dem— 1 des Metall⸗Arbeiter⸗Jach⸗Vereins dahier eine Hausſuchung abgehalten. Der Verein war ſchon am 21. Aug. bei der hieſigen Behörde abgemeldet und waͤren Caſſa⸗ und Mitglieder⸗ bücher nicht mehr vorhanden. Um jedoch nicht leer auszugehen, nahm die Polizei die Nummer der„Metall⸗Arbeiter⸗Zeitung“(der geehrte Redakteur wird ſich wundern, daß auch er noch in einen ſo ſchmählichen Verdacht kommt, daß ſein Blatt des Mit⸗ nehmens werth erſcheint) vom 1. Januar bis 1. Sept,, ſowie die ſämmtlichen Ahrechnungen der Metall⸗Arbeiter⸗Kraukenkaſſe und die letzte Nummer des„Wahren Jakob“ mit. Beſondere Aufmerkſamkeit erregte jedoch eine Dampfmaſchine„en miniature“ bei den Pol zei⸗ beamten und beinahe wäre dieſelbe einer Confiskation zum Opfer gefallen. Erſt nach vielen Auskünften, daß dies eine Dampfma⸗ ſchine ſei und zur Gewerbeausſtellung in Höchſt beſtimmt war, blieb dieſelbe von der ihr zu⸗ gedachten Mitnahme verſchont. Jedenfalls Malten die Beamten etwas vonHöflenmaſchi⸗ nen“ gehört und betrachteten das Ding als ein ſolches Menſchen mordendes Inſtrument. Diesmal war es allerdings nichts und blieb unſere friedliche Bevölkerung von dem Schre⸗ cken, ein ſolches Ungeheuer in ſeinen Mauern beherbergt zu haben, verſchont. Eine kleine Bonquetiére, 12 Jahre alt, beläſtigt einen ihr hekannten Herrn mit ihren Blumen:„Laß mich in Ruhe!“ ruft ihr der Herr zu.„Komme nach London, wenn ich dort ſein werde.“„Nach London? Danke beſtens! Dort bin ich zu alt.“ —— er-ee 2. Seſle? nommen wird. hänger einer Sonntagsruhe in puritani⸗ ſchem Sinne; wir wiſſen auch, daß zahl⸗ reiche Fälle den Gewerbetreibenden zwingen einmal Sonntags zu arbeiten; uns iſt es ebenſowenig darum zu thun, dieſe Ge⸗ werbetreibenden noch mehr unter Polizei⸗ aufſicht ſtellen zu laſſen, aber nichts deſto weniger muß man auch derjenigen Klaſſe, welche keine Vertretung ihrer Intereſſen findet, zu Hilfe kom⸗ men. Wohlan, meine 144 Herren, wenn Sie dieſe Sonntagsarbeit nicht entbehren können, ſo gewähren Sie dem Arbeiter wenn er ſechs Tage gearbeitet hat, doch wenigſtens einen Ruhetag! Städtiſches. Maunheim, 7. September 1885. 2 Ankauf und LAusban eines Hau⸗ es für die hieſige Sparkaſſe, ſo lautet unkt 4 der Tagesordnung der am Montag den 14. September ſtattſindenden Bürgeraus⸗ Krem und iſt dem Antrag, der hierfür Summe von M. 115,000 fordert, die ein⸗ gehende Begründung beigegeben. r haben uns ſchon früher ablehnend — dieſes Projekt ausgeſprochen und auch unſere Anſicht begründet. Wir ſind auch heute noch nicht mit dem Projekt einverſtanden und ſind es noch weniger geworden, nachdem wir die ſtadträthliche Vor age geprüft. Zunächſt wird in derſelben anerkannt, daß ſich die Geſchäfte der Sparkaſſe in den ſeither eingehaltenen Bureguſtunden nicht mehr ab⸗ wickeln laſſen, weil die Zahl der Einleger und Rückempfänger ſich in ſolcher Weiſe ver⸗ mehrt hat, daß ſich dieſelbe innerhalb 14 Jah⸗ ren mehr wie verdoppelte. Es wurde weiter rg ob nicht durch Vermehrung der Zahl⸗ lage Abhilfe getroffen werden könnte was die Commiſſion jedoch verneinte, da man der An⸗ ſicht war, daß bei Schluß des Monats die Einlagen und bei Beginn des neuen Monats die Auszahlungen in der gleichen Stärke wie ſeither erfolgen werden, es würden ſich alſo an dieſen Tagen die Geſchäfte in gleicher eiſe drängen, So weit es hier bei dem alten Syſtem bleibt, daß die am 31. eines Monats eingelegten Gelder vom 1. des fol⸗ enden Monats Zinſen tragen, während die bei Beginn eines Monats eingelegten einen vollen Monat zinslos ſind, mag das ja auch ſeine Richtigkeit haben; allein unſerer Anſicht nach, wäre hier leicht Abhilfe zu ſchaffen, wenn im Statut eine Aenderung dahin ge⸗ troffen würde, daß die Einlagen etwa nach 10 Tagen vom Tage der Einlage an, Zinſen tragen. Es würde dies in der Berechnung kaum Schwierigkeiten machen und die Ein⸗ lagen würden ſich auf den ganzen Monat nahezu gleichmäßig vertheilen. Ebenſo könnte es mit den Rückzahlungen gehalten werden. Es wird geſagt, daß die Stadt⸗ kaſſe gleichfalls räumlich beſchränkt ſei und daß die freiwerdenden Lokale dieſer ſehr zu ſtatten kommen. Wir geben dies gerne zu, ſind aber nicht damit einverſtanden, daß es gerade die Sparkaſſe iſt, die aus dem Rath⸗ haus entfernt werden ſoll. Die Sparkaſſe iſt ſo eng mit der ſtädtiſchen Verwaltung verbunden und die Einleger ſind ſo ſehr mit dem Gedanken vertraut, daß es nur zum Nachtheil des Inſtituts wäre, wollte man die Sparkaſſe in einen ganz andern Stadttheil verlegen, es würde das Vertrauen Noth leiden; dagegen könnte unbeſchadet der Ge⸗ ſchäfte das Stadtbauamt verlegé werden und dürften ſich die von dieſem bisher inne ge⸗ habten Räume für die Sparkaſſe eignen. Wohl hörten wir von unſerm Herrn Ober⸗ bürgermeiſter ſagen, daß er mit dem Stadt⸗ bauamt ſtets in enger Verbindung bleiben müſſe, daher eine Verlegung unthunlich ſei. Wir unſererſeits ſind nun weder von der Nothwendigkeit dieſer engen Verbindung, noch von deren Vortheil überzeugt, denn wir haben trotz der able Verbindung ganz rieſige unverzeihliche Fehler geſehen, über die man allerdings den Mantel der chriſtlichen Seipzis, 3. Sept. Ein ſchreckliches Er eigniß iſt geſtern Abend Währent 85 Fahrt des um 6 Uhr aus Dresden nach Rieſa ab⸗ — 5 Zuges vorgefallen. Ein Menagerie⸗ eſitzer, welcher nach dem Städtchen Lom⸗ Matſch fahren wollte, hatte in Dresden ſeinen —— auf eine offene Lowry laden Laſſen. Er ſelbſt war alsdann mit ſeinem Sohne in den Menageriewagen eingeſtiegen und hatte ſich, da er kränklich iſt, in das in dieſem Wagen ſtehende Bett gelegt. Die Fahrt 201 anfaugs ruhig von ſtatten, da awi und Prieſtewitz macht ſi ein uſch bemerkbar. Kaum, daß man es hört, ſo ſtürzt 10 auch ſchon ein Wolf, welcher aus einem Käfig des Wagens ausge⸗ bro war, auf den ſchlafenden Mann los und 10 ihm die Kehle durch. Der Sohn vettete ſich gerade noch auf die Lowry, ein Schaffner bemerkt es, läßt augenblicklich den Zug halten und man bemerkt mit Entſetzen, daß ſich die wüthende Beſtie feſt derhiſſen hat. Ein Zufall fügte es, daß ein Gendarm in der Nähe war, welcher das Thier erſchoß. In ZIrankfurt hat ſich ein neuer Verein „Junggeſellen⸗Club“ gebildet. Die Mitglieder 9— einen wöchentlichen Beitrag von zwei ark, wofür Looſe gekauft werden. Kein Mitglied darf heirathen. Sollte eines trotz⸗ dem dermaleinſt den Wunſch hegen, ſich zu verheirathen, ſo iſt es laut Statut und Unter⸗ ſchrift verpflichtet, an die Clubkaſſe 1000 Mk. zu zahlen, worauf ſeine Rechte an Kaſſe und Ge winn erlöſchen. München, 2. Sept. Einer der„Südd. Pr.“ in Betreſf der geplauten Aufhebung der Brauereien in den Franziskanerklöſtern zuge⸗ gangenen Mittheilung zufolge iſt die Initia⸗ tive für die Caſſirung der Brauereien von Rom ausgegangen. Man ſoll es dort unan⸗ Wir ſind keineswegs An⸗ 2 Liebe hing. Wir würden ſogar für vortheil⸗ hafter halten, wenn das ſtädtiſche Bauamt ſelbſtſtändiger geſtellt wäre. Kein Menſch wird dem Oberbürgermeiſter zumuthen überall ſelbſt zu ſein und es ſind ja in allen Geſchäfts⸗ zweigen ſelbſtſtändige Beamten nöthig, die allerdings in ihrem Fach tüchtig ſein müſ⸗ ſen und glauben wir, daß ſich die Thätigkeit des Oberbürgermeiſters darauf beſchränken ſolle, wie dies auch in andern Reſſorts, 3. B. heim Spital, bei der Abfuhranſtalt und Gas⸗ fabrik ꝛc. der Fall iſt, hierſiber nur die Ober⸗ aufſicht zu üben. Dieſe letztgenannten Reſſorts beſinden ſich ſchon gußerhalb des Rathhauſes und jedes an einem glidern Ort. Würde man, und wir glauben für die perlangte Summe von 115,000 Mark wäre dies möglich, ſtatt des Ankaufs und Umbques jenes Magazins einen entſprechenden Neubau auf die Ring⸗ ſtraße nach U 2 ſtelleu, ſo ließe ſich Gas⸗ und Waſſeranſtalt, Abführanſtalt und Stadt⸗ bauamt dortſelbſt' vereinigen und wäre da⸗ mit nicht nicht nur einer abermaligen Zer⸗ ſplitterung der ſtädtiſchen Bureaus vorgebeugt, auch den berechtigten Intereſſen er Sparkaſſeneinleger Rechnung getragen, indem die Sparkaſſe da bleibt, wohin ſie naturgemäß gehört, im Rathhaus. Daß hiermit gleichzeitig der Anfang zum Ausbau der nordöſtlichen und öſtlichen Ringſtraße gemacht wäre, wollen wir nur nebenbei be⸗ merken. Was ſpeziell das Bohrmanwſche Magazin betrifft, ſo iſt dasſelbe entſchieden viel zu theuer. 75,000 M. für ein leeres Magazin würde ein Privatmann kaum ausgeben, wenn er nochmals 40,000 M. anwenden müßte um ſchließlich neben den Bureaus nur noch eine Wohnung und eine Dienerwohnung herzu⸗ ſtellen. Solche Pläne kann man nur machen, wenn man die Mittel aus einem großen ge⸗ meinſchaftlichen Portemonaie ſchöpft. Im Intereſſe der Steuerzahler liegt es aber zu ſparen und wo man Gelder ausgibt, auch die praktiſche Seite in Erwägung zu ziehen. Deß⸗ halb hoffen wir, der Bürgerausſchuß werde, ſelbſt auf die Gefahr hin, daß eine nochmalige Verzögerung eintritt, den Antrag ablehnen und dem Stadtrath Auftrag zu einer neuen Vorlage, etwa in oben angeführtem Sinne zu geben. Des Dankes der Bürgerſchaft dürfte er dann ſicher ſein. Ueber Ausarbeitung von Plänen und die diesbezügliche Rechnung in der Vorlage ein anderes Mal. Eine Brieſmarkengeſchichte. Es gibt Menſchen, denen eine gewiſſe Sammel⸗ manie inne wohnt, die aber je nach ihrer ſoziglen Stellung auf verſchiedenartige Ge⸗ geuſtände ihren Sammeleifer erſtrecken. Wer das nöthige Kleingeld hat, ſammelt Aktien, Conſols, Staatspapiere ꝛc., Naturforſcher ſammeln Käfer, Schmetterlinge, Mineralien ꝛc., andere wieder ſammeln Alterthümer, wo⸗ bei es gar nicht ſo genau darauf ankommt, ob ſie echt ſind oder in einer Nürnberger Alterthumsfabrik verfertigt wurden, Haupt⸗ ſache bleibt, daß das Ausſehen alt iſt. Es gibt aber noch eine weitere Species von Sammlern, die es in Bezug auf Echtheit ſehr genau nehmen und gegen alles, was ihnen in ihrem Genre nicht echt ſcheint, eine wahre Zerſtörungswuth haben. Es ſind dies die Briefmarkenſammler, auch„Philateliſten“ ge⸗ nannt. Nachſtehende Geſchichte dürfte dies beweiſen. In einer Stadt Süddeutſchlauds, die einen ausgedehnten Handel betreibt, lebt ein großer Briefmarkenſammler, der aber beſagtes Ge⸗ ſchäft nur ſo nebenbei betreibt, ſein eigent⸗ licher Beruf iſt eine Privatbeamtung. Man ſagt ſich, daß derſelbe die reichſte Briefmar⸗ kenſammlung beſitzt; aber verſchiedene ſeltene Exemplare nennt er doch noch nicht ſein eigen, weshalb dieſer Mann manchmal großen Kulnmer hat, oft ſogar Nachts nicht ſchläft und keine Mühe und Koſten ſcheut, um ſeine Sammlung zu vervollſtändigen. Zu dieſem zwe beauftragte er einen Agenten einer deutſchen Seeſtadt, ihm zur Vervollſtändigun behilflich zu ſein. Dieſer machte nun au einen Herrn ausfindig, der im Beſitz ſeltener Exemplare iſt. Eine Correſpondenz wurde eingeleitet und beſagter Seeſtädter ſchickte ſeine ſeltenen Briefmarken nicht direkt an unſern Privatbeamten, denn dazu iſt er zu mißtrauiſch, wie überhaupt Mißtrauen die ein Privatmann ſolche Bedingungen, ſo genehm aufgenommen haben, daß die Fran⸗ ziskauer in Bayern 97 Ueberſchüſſe in den einzelnen Klöſtern meiſt zu Brauzwecken„per⸗ bauen“. Deshalb hat auch der von Rom nach Bayern geſchickte Generaldefinitor die Aufhebung der Brauereien beantragt, Es drängt ſich— bemerkt die„Südd. Pr.“ hier⸗ u— hierbei die Frage auf, wie ein Orden, er ſeinerzeit der Aufhebung deshalb entging, weil man angab, der oberſte Leiter befinde ſich in der Perſon des Provinzials in Mün⸗ chen, gegenwärtig durch römiſche Einflüſſe ſo beherrſcht werden ſoll in einer Sache, die man in Italien nicht verſteht und abſolut nicht verſtehen kann. Wir 5 en dieſen Worten die Mittheilung hinzu, aß die Durchführung dieſes Verbotes namentlich auch von der ärmeren Bevölkerung der Städte und Märkte, in welchen fich Franziskanerklöſter befinden, empfunden werden wird. Der Ertrag es Bieres iſt wohl meiſtens zu eigenen Zwecken gebraucht worden; aber das ſtets gut gerathene Getränk iſt vielfach zu wohlthätigen Zwecken verwendet, d. h. in entſprechenden Partien an würdige Bedürftige unentgeldlich abgegeben worden. Dieſe Spende dürfte in Zukunft nicht mehr ſo reichlich wie bisher ausfallen. Als Karl U. von England nach der verlorenen Schlacht von Worceſter floy, kam er auch in die kleine Stadt Badmiſh(Devon⸗ ſhire), die ihn höchſt loyal aufnahm. Als Karl neun Jahre ſpäter zurückkehrte, bat die Stabt um ſeinen abermaligen Beſuch, den Karl aber ablehnen mußte, dafür aber Rocheſter, ſeine rechte Hand, ſandte. Dieſem kam die Miſſion ſehr ungelcgen, und um den Bürgermeiſter, bei welchem er einen neuen, ſehr theueren Caſtorhut bemerkt hatte, zu ärgern, brachte er bei Taſel folgenden Toaſt aus:„Jeder. ————————————— der heute ſeinen Hut auf das Wohl de Badiſche Volks⸗Zeitung 83 R 8. Seplember ⸗ Eigenſchaft aller Briefmarken⸗Sammler zu ſein ſcheint, ſondern an einen perſönlichen Freund, der in der gleichen ſüddeutſchen Handelsſtadt wohnt, mit dem Auftrag ſich mit dem Liebhaber ins Benehmen zu ſetzen. Die Preiſe für jede einzelne Marke waren beigeſetzt und ſchwankten dieſe zwiſchen 19 und 200 Mk. per Stück, gewiß anſtändige Preiſe für Papierreſte von 1 QOzoll Fläche und nur Sammlern verſtändlich. Beſagter Freund kam dem Auftrag nach und übergab zar beſtimmten Zeit dem Liebhaber die Marken. Um nun nicht getäuſcht zu werden, hatte ſich der Privat⸗ beamte noch einen Freund beigezogen, der Staatsbeamter und nebenbei großer Kenner von Briefmarken iſt. Der Freund des See⸗ ſtädters, welcher der Sammelwuth nicht fröhnt, und ſich bei der von den beiden Sammlern vorgenommenen langweiligen Inſpektion der Briefmarken langweilte und die Rückſicht auf die erhabene Stellung der Sammler jede widerrechtliche Handlung, Zerſtörung de. für ausgeſchloſſen hielt, räumke das Feld und überließ die augenehme Beſchäftigung der Ausleſe dem Herrn Sachverſtändigen, und dem Liebhaber allein. Nun geſchah es, daß der Privatbeamte verreiſen mußte; er übergab deßhalb den fremden Schatz ſeinem Freund dem Staatsbeamten, der die äußerſt wichtige Entdeckung machte, daß verſchiedene der ſel⸗ tenen Briefmarken Falſificate ſeien. Ihm dünkte nun das Vaterland in Gefahr und da er ſich zur Rettung desſelben, in Folge ſeiner amtlichen Stellung mit berufen fühlte, ſo annullirte er die, dem Seeſtädter gehörenden Briefmarken. Die nächſte Folge davon waren; diplomatiſcher Depeſchen, und Notenwechſel zwiſchen Handelsſtadt und Seeſtadt, worin ſich die Herrn mit Titeln belesten, die in leinem deutſchen Complimentirbuch verzeichnet ſtehen. Schließlich klagte der Seeſtädter auf Entſchädigung. Ein Sachverſtändiger wurde ernannt und laut Urtheil wurde der Kläger mit ſeiner Klage abgewieſen, noch bevor auch ihm das Recht, einen Sachverſtändigen zu ernennen, eingeräumt worden war. Zufälliger, weiſe wurde dem Seeſtädter das Urtheil zu⸗ geſtellt, als er abweſend war und als er, von ſeiner Reiſe zurückgekehrt Berufung gegen das erſtinſtanzliche Urtheil einlegen wollte, wurde ihm bedeutet, daß die Einſpruchsſriſt verjährt ſei. Da aber unſer Seeſtädter ſein Recht nicht ſo billig vergeben will, er glaubt nämlich ebenſo beſtimmt an die Echtheit ſeiner Marken, wie verſchiedene andere Leute an das Evangelium, ſo wurde von ihm die Wiederherſtellung des Verfahrens beantragt und ſoll, wie wir vernehmen, ſtrafrechtliches Verfahren wegen Sachbeſchädigung beantragt werden. Der Ausgang dürfte für Sammler äußerſt intereſſant werden und werden wir unſern Leſern ſeiner Zeit Nachricht davon geben, gleichzeitig auch zu ſuchen, wwas eine ſolche Briefmarke koſtet, wenn ſie Gegenſtand eines Prozeſſes in mehreren Inſtanzen war. Marktläden. Wegen den 7, an der unteren Pfarrkirche angehängten ſog. Läden circulirt gegenwärtig eine Beſchwerde der Ladeninhaber wegen der Concurrenz, die ihnen durch jene Läden erwächſt, anderſeits aber auch wegen der Störung des Marktverkehrs, die die Inhaber dieſer Läden dadurch verur⸗ ſachen, daß dieſelben ihre Waaren an Markt⸗ tagen zu weit in die Straßen auslegen. Be⸗ kanutlich ſind dieſe Lädchen ein geſuchter Artikel und werden hiefür, trotzdem ſie kaum 2 Quadratmeter groß ſind, bis zu 400 M. pro Jahr bezahlt, und zwar unter Bedingungen, wie ſie ein Privatmann kaum ſtellen darf. Es muß nämlich die halbjährige Miethe vorausbezahlt werden, außerdem iſt eine Caution in Höhe einer Jahresmiethe zu leiſten und für den Reſt der Miethe,(in der Regel werden ſie auf 6 Jahre verpachtet,) iſt ein guter Bürge beizubringen. Stellte würde man Zeter und Mordio ſchreien: aber bei der Kirche, ja, das iſt was anders. Da nun dieſe Lädchen außerordentlich klein und wie wir geſehen auch außerordentlich theuer ſind, ſo müſſen ſich die Beſitzer auch außer⸗ ordentliche Mühe geben, dieſelben rentabel zu machen, was dann zu oben erwähnter Be⸗ g hie Veranlaſſung gab. Man darf auf 233 Reſultat der Beſchwerde ſehr geſpannt Ein. Sountagsfeier, Man beſchäftigt ſich jetzt aller Orten mit dieſem Thema und iſt man beſtrebt, beſonders den Straßen der Stadt ein möglichſt ſonntägliches Ausſehen zu geben. Dazu ſtimmt aber nicht, da geſtern vor einem Gaſthaus in der Markt⸗ ſtraße von Früh 10 Uhr bis Nachmittags gegen 3 Uhr zwei mit Steingut beladene Wagen unbedeckt ſtanden. Hieſige Geſchäfts⸗ leute werden ſofort mit Strafzetteln bedacht, wenn während des Gottesdienſtes die Waare in den Läden ſichtbar wird, dort läßt man den ganzen Sonntag über die Waare zur Schau offen ausgeſtellt, ohne daß man ſie nur zu ſehen ſcheint. 5 m. Verkehrsſtörung. In einer der ver⸗ t Straßen, B 1 an den Planken wurde heute die Durchfahrt der Fuhrwerke durch eine dort quer über die Straße ſtehende mit zwei Pferden beſpannte Rolle faſt den halben Morgen aufgehalten. Dieſelbe war nämlich mit eichenen Dielen ſo ſchwer und Palch Hue geladen, daß ein doppelter ruch der hinteren Axe erfolgte. Es blieb nichts übrig als die Diele auf ein anderes Fuhrwerk zu überladen, welches Geſchäft längere Zeit erforderte. Der Fuhrmann, welcher durch die übermäßige Belaſtung ſeines Fuhrwerks zwei Fliegen mit einem Schlage treffen wollke, kann nun den Profit an Re⸗ 9 hängen und am Ende noch darauf⸗ egen. Neuer Briefkaſten. An dem Hauſe H 1. 8 iſt nunmehr der neue Briefkaſten an⸗ gebracht, nachdem ſich die Preſſe wiederholt damit beſchäftigte. Schwurgericht. Die Sitzungen, des Schwurgerichts für das 3. Quarkal 1885 be⸗ ginnen unter dem Vorſitz des Großh. Land⸗ v. Boul am 23. Sept. Vorm⸗ K. m. Das Volksfeſt auf dem 9 hatte am Sonntag abermals einen wäſſerigen Berlauf. Trotz unſeres Wunſches konute ſich der Himmel nicht dazu verſtehen eine ſtändig Wörhe Phyſiognomie beizubehalten. Alle Vorbereikungen zu einem gelungenen Feſte waren getroffen. Wir bedauern die wieder⸗ holte Vereitlung des Feſtes, um deſſen Zu⸗ ſtandekommen Herr Gilbert ſich ſo ſehr be⸗ mühte. * Pfälzer Beſuch. Ein reicher Guts⸗ beſitzer zu Wachenheim hat ſeiner Vaterſtadt eine reiche Stiftung zum Zwecke der Er⸗ bauung eines Waiſenhauſes daſelbſt zum Ge⸗ ſchenk gemacht. Die dieſes letzteren fand unter der Betheiligung der ganzen Ge⸗ meinde ſtatt und zeichneten ſich hierbei ganz beſonders die jungen Damen der Stadt aus. Um nun denſelben gleichfalls eine Freude zu bereiten, hat der großmüthige Bürger Wachen⸗ heims die ſämmtlichen jungen Damen, welche ſich bei der Feier betheiliat hatten,— es mögen deren etwa 40 geweſen ſein— auf geſtern Mittag zum Diner im Pfälzer Hof“ fei eingeladen und die Glücklie en ſodann auf ſeine Koſten unſer Theater, in welchem „Robert der Teufel“ gegeben wurde, beſuchen laſſen. In freudig gehobener Stimmung trat die fröhliche Karawane Abends die Heimkehr an in die„fröhliche Pfalz, Gott erhalt'“. m. Kohlendiebſtähle. In letzter Zeit mehren ſich wieder die Diebſtähle an dem Neckarvorlande. Dieſe werden hauptſächlich durch Kinder perübt und ſind es allen andern greifbaren Objekten voraus die 1 welche ihnen begehrenswerth erſcheinen. Nicht allein von den Fuhren und Eiſenbahnwaggons wer⸗ den ſie herabgeholt, ſondern auch von den Lagerplätzen felbt weggenommen. Das Stehlen von Privatfuhren weg iſt aber für den liefernden Kohlenhändler um 0 unangenehmer, wenn ſich bei dem nochmaligen Abwägen durch den Empfänger ein nicht unbeträcht⸗ liches Manco ergibt, wie dies jüngſt der Fall war. Ein Schutzmann ertappte kürzlich einen kräftigen der nahezu einen halben Centner Kohlen in einem Sacke heimzu⸗ R im Begriffe war. Es kann deshalb en Eltern, welche 910 Kinder zum Holz⸗ und Kohlenſuchen ausſenden, nicht dringend genug an das Herz gelegt werden, denſelben einzuſchärfen, das Einſammeln an unerlaubten Orten zu unterlaſſen. Die Nichtbefolgung dieſes gutgemeinten Rathes kann das Nach⸗ ſpiel einer Gerichtsverhandlung zur Folge haben, wie dies ſchon öfters vorgekommen iſt. 55 5———— eeee Königs geſchwenkt, werfe ihn jetzt ins Kamin⸗ feuer!““ Ruhig und ohne Beſinnen geſchah dies allerſeits; auch der theure Caſtor des Bürgermeiſters wurde von den Flammen ver⸗ zehrt. Der Bürgermeiſter, der an dieſem Tage an Zahnſchmerzen litt, erhob ſich bald darauf und ſprach:„Wenn wir vorhin durch unſer gemeinſames Hutopfer ſymboliſch an⸗ deuteten, daß wir unſer Gut für unſern König gern opfern, ſo laßt uns 611 beweiſen, daß wir auch mit Fleiſch und Blut für ihn ein⸗ ſtehen und jeden Schmerz für ihn erdulden. Zu dieſem Zwecke ſchlage ich vor, daß Jeder von uns, bevor er ſeinen Becher leert, ſich einen Zahn ziehen läßt!“ Und 1 geſchah es. Ein eigenthümliches Seetreſfen fand dieſer Tage an der ſchottiſchen Küſte ſtatt. Da faſt die ganze männliche Bevölkerung von Lewis von der Heimath abweſend iſt und dem Härinasfange an der Oſtküſte obliegt, be⸗ die Männer von Uig, ſich wiederum er ſtrittigen Uig⸗ Inſeln zu bemächtigen, welche die Crofters als die ihrigen bean⸗ ſpruchen. Zu dieſem Zwecke fand in voriger Woche eine große Verſammlung von Grund⸗ beamten, Gillies und Schäfern aus dem um⸗ liegenden Diſtrikt ſtatt. Nachdem die zurück⸗ gebliebenen Weiber und Töchter der Crofters von der beabſichtigten Invaſion Wind be⸗ kommen hatten, wurde ſchleunigſt ein Kriegs⸗ rath einberufen, und man beſchloß, auf iede Gefahr hin den Eindrinalingen zu Waſſer und zu Lande Widerſtand zu leiſten. Es wurde eine große Flotte von Segelbooten in Bereitſchaft geſetzt, und als die Angreifer in Sicht kamen, waren die Weiber zur Aktion bereitet. Eine jede war mit einem derhen vom Lande und dauerte volle vier Stunden; aber die Weiber blieben Sieger und trieben die Eindringlinge die daran verhindert wurden, ihre Schafe zu landen. Dann hielten die Weiber einen neuen Kriegsrath in welchem man übereinkam, bis zur Rückkehr der Männer vom Häringsfange die Inſel mit Wachtpoſten zu beſetzen. Selbſtverſtändlich haben mehrere der Heldinnen Verletzungen davongetragen, Diſteit ſind indeß nicht erheblich. In dem Diſtrikt Uig herrſcht große Aufregung. „Sie, Ruderer, meinen Sie nicht, daß wir umtkehren ſollten? Der See ſcheint mir heute für ein ſo kleines Boot zu bewegt!“ rief un⸗ längſt auf einem der Kärnthner Seen ein ängſtlicher Reiſender zu ſeinem Schiffer. Dieſer aber verſicherte, daß gar kein Grund zu irgend welcher Befürchtung vorliege.— „Iſt Ihnen noch nie das Unglück paſſirt, einen Fahrgaſt zu verlieren?“ fragte der Furchtſame wieder. „Niemals! mein Herr!“ erwiderte der Schiffer beruhigend.„Ein Ausländer⸗ den ich hinausruderte, iſt zwar im vorigen Jahre in den See geſtürzt, wir haben ihn aber am folgenden Tage wiebergefunden“ Als man im däniſchen Bolksthing das ſpäter abgelehnte interimiſtiſche Finanzgeſetz behandelte, machte der der Rechten angehörende P Hauptmann Jagd die Bemerkung an en ihm zunächſt ſitzenden, als das Wort von einem Mitgliede der Linken begehrt wurde: „Heute werden wohl alle Idioten das Wort ſate— Der alte 000 Monrad, der be⸗ annte Konſeilpräſident während des Krieges 1863—64, der die Worte gehört hatte, ſagte ihm:„Sie haben ja nicht das Wort begehrt. err Hauptmann.“—„Nein, aber ich habe Knüttel und einer Schürze voll Steinen be⸗ waffnet. Der Kampf begann etwa 1 Meile die Abſicht, es zu begehren“, antwortete der keinen Hintergedanken ahnenhe Gutsbeſitzer. r SoSSnSSSnnreerne nr W*V S. September⸗ * Badiſche Volks⸗Zkltung. 8. Seite⸗ Der Ortsverein Ul der Fabrik⸗ und Handarbeiter feierte geſtern Nachmittag deu, Jahrestag ſeiner Stiftung in feierlicher Weiſe. In den ſtattlichen Räumlichkeiten des in praktiſcher Weiſe und geſchmackvoll umge⸗ bauten Gaſthauſes„zum Grünen Haus“ hatte ſich eine ſehr große Anzahl von Mitgliedern und Gäſten eingefunden. Eingeleitet wurde das Feſt durch Muſikvorträge der trefflichen und erprobten Kapelle des Herrn Pelliſſier und durch Geſangsvorträge, in welchen die Sänger⸗Club's der verſchiedenen Ortsvereine mit einander abwechſelten und wetteiferten. Von mächtiger Gewalt waren die vom Ge⸗ ſammtchor vorgetragenen Lieder. Der pflicht⸗ eifrige Vorſtand des Ortsvereins U der Fabrik- und Handarbeiter, Herr Waldecker, begrüßte mit herzlichen Worten die Verſamm⸗ lung und leitete überhaupt mit Umſicht die Feierlichkeit. Die Feſtrede hatte Dr. Haas übernommen, welcher in längerer Rede der Begründer des Vereins gedachte, über die Segnungen des friedlichen Zuſammenwirkens der Arbeiter in der Verfolgung ihrer Inte⸗ reſſen ſprach und namentlich hervorhob, daß die Arbeiterbewegung, welche auf dem Rechts⸗ boden der Ordnung ſuße und von der Liebe zum Baterlande durchdrungen ſei, in ihren idealen und materiellen Beſtrebungen als Siegerin ihre Ziele erreichen werde. An⸗ haltender Beifall gab dem Redner zu er⸗ ennen, daß er im Sinne der Verſammlung geſprochen habe. Herr Gleichauf gedachte mmit markigen Worten der deutſchen Arbeiter⸗ frauen, ihnen galt ſein Hoch. In ſchönſter Harmonie unter Muſik⸗ und Geſangs⸗Vor⸗ trägen und bei trefflicher aufmerkſamer Be⸗ wirthung— ein künſtleriſch vorgetragenes Piſton⸗Solo fand rauſchenden Beifall— ver⸗ lief der Abend, dem ſich dann ein ſolenner Ball anſchloß. Mit Befriedigung werden die Feſtgenoſſen der gemeinſam und gemüthlich verlebten Stunden noch lange gedenken. Edentheater. Die Vorſtellungen des Herrn Schenk ziehen ſtets das Publikum wieder an und waren die Vorſtellungen der letzten Wochentage recht anſtändig, die Sonntagsvorſtellungen ſehr gut beſucht. Herr Schenk verſteht es auch, durch Vorführung von ſtets neuen Senſationsſtücken das Pub⸗ likum auf's Beſte zu unterhalten. Der Aufent⸗ halt des Herrn Schenk wurde um 8 Tage verlängert und dürfte auch in dieſer Woche ein gleich guter Beſuch erwartet werden dürfen. 10, Berſammlung. Die auf geſtern Nicch⸗ mittag im Lokale des Schnokenbuckel einbe⸗ mlung der Central⸗Kranzen⸗ der Metallarbeiter, beſchäf⸗ Wahl eines Caſſiers und ten erſtere fiel auf Herrn tere auf Herrn Eberhardt Es wurden zu Gunſten verſchiedene Aenderungen in hrung. vorgeſchlagen und zur Vorſtande anheimgectollt. e Zahlſtellein der Schwetzinger⸗ u, wurde nicht entiprochen. der Gewählten iſt bis zum chuen Jahres diſche Nachtichten. jweihfeſt in Ilvesheim, Aus ften ſtrömten Geſtern NRaunheim half haupt⸗ rt 3 ölkern, was an Zügen der Straßenbahn zu merlen war, deren jeder Ueberſetzung hatte. Wenn Ilves⸗ heim auch im Großen und Ganzen das Ge⸗ Präge der ländlichen Kirmeſſen zeigt, ſo zählt die ſeinige doch zu den beſſeren des Umkreiſes. ätigt ſich auch heuer wieder, Speiſen und Getränke ſtanden d rthe denen von größeren Orten oder Landſtädten nicht nach. In vielen Lokalen war Tanzmuſik und drehte ſich die tanzluſtige junge Welt zu deren luſtigen Weiſen bis in die tieſe Nacht hinein. Aus Anlaß der Kirch⸗ *= Slerbek ſich 1 denn in veihe in Ilvesheim hat die Direction der mpfſtra⸗ ahn noch einen Zug um 12 Uhr des Nächts abgehen laſſen, was Vielen ſicher ſehr willkommen war. Karlsruhe, 6. Sept. Anläßlich der Ver⸗ mählungsfeierlichkeiten des Erbgroßherzogs ſind ſolgende Feſtlichkeiten in Ausſicht genom⸗ —— poird am 20. September Nachmittags ſtattfin⸗ den. Demſelben wird eine Feſtaufführung im großherzoglichen Hoftheater und eine Serenade der hieſigen Geſangvereine folgen. Am 27. iſt feierlicher Kirchgang, Nachmittags nehmen die Herrſchaften die Huldigung des Landes durch Abgeſandte aller Berufsklaſſen, die Land⸗ bevölkerung in Landestrachten, in einem auf dem Platz neben der Feſthalle errichteten Ge⸗ bäude entgegen, der ſich ein großer Ball in der Feſthalle anſchließt, während am Hofe von Abends 6 Uhr an die Gratulationscour mit Vorſtellung aller hoffähigen Herren und Da⸗ men und hierauf Hofkonzert ſtattſindet. Am 28. wird bei einbrechender Dunkelheit ein großartiges Feuerwerk unter Leitung des Hof⸗ kunſtfeuerwerkers auf dem Schloßplatze abge⸗ brannt werden. Abends 9 Uhr folgt der Hof einer Einladung der Muſeumsgeſellſchaft zu einem Feſtball, welchen ein von Hoftheater⸗ direktor Hancke gedichteter, von jungen Damen der Geſellſchaft geſprochener ſzeniſcher Prolog zur Begrüßung des jungen Ehepaars eröffnet. Am 29. werden die Herrſchaſten nach Baden abreiſen, wo ebenfalls zu deren Empfaug um⸗ faſſende Vorbereitungen getroffen werden. O Reckargerach, 6. Sept. Eine intereſ⸗ ſante Hirſchjagd trug ſich heute dahier zu. Zohannes und Adam Gröhl gingen auf Neckargeracher Gemarkung pürſchen, als ihnen ein Hirſch flüchtig über den Weg zog. Eben ſo flüchtig waren aber auch die Jäger ſchuß⸗ bereit und gab jeder Schütze einen Schuß auf das Thier ab, der eine mit Schrot, der andere mit Poſten. Am Nachmitkag ſuchten die Schützen nach dem Thier und fanden dasſelbe kaum 200 Meter von der Schußſtelle entfernt im Kampfe mit dem Hetzhund. Der Hirſch, der, wie ſich ſpäter heyqusſtellte, in die Lunge getroffen war, flüchteke nun nach dem Neckar zu, pobei er das Dorf Necſar⸗ gerach durchziehen wollte. Hier erreichte ähn jedoch ſein Schickſal. Waidmann Afton Benkert, ein Maun von 62 Jahren, ſtellte ſich dem Thier in den Weg, erfaßte es am Geweih und riß es mit Hilfe hinzuge⸗ kommener Bürger zu Boden und gab ihm den Gnadenſtoß. Das Gewicht des ausge⸗ weideten Thieres betrug 105 Kilo. Neunkirchen, Amt Wiesloch, 2. Septbr. Zwiſchen der hieſigen E meinde und einem Herxn Sttmann, der eine Filigle der Cgarren⸗ fabrik Jakoby go kannheim ſelbſtſtändig führt, wurde auf fünf Jahre einen Vertrag abgeſchloſſen, daß beſagte Fitiale von Dielheim bei Wiesloch hierher verlegt werden ſoll, vor⸗ behaltlich ſtaatlicher Genehmigung Die hieſige Gemeinde will dem Unternehmeſ Hurch ver⸗ ſchiedene Vergünſtigungen wie Umlagefreiheit und Miethsentſchädigungen entgegenkommen. Ein paſſendes Lokak für den Fabrikbetrieb iſt in dem geräumigen Tauzſaal der Brauerei 0 Roſe gefunden. Vierzehn Tage nach der taatlichen Geuehmigung des Vertrags hat die Fabrik ihre Arbeit zu beglusen. Die Nach⸗ richt von dem Abſchluß dieſes Vertrags wurde in hieſiger Gemeinde allſeits mit großer Freude aufgenommen, denn man hofft, in dieſer Fabrik eine willkommene Verdienſtquelle für den nicht unbeträchtlichen Theil unſerer armeu Bevölkerung zu ſinden. Oferburken, 4 Seyt. In unſerer Aus⸗ ſtellung beſindet ſich u. A. auch eine bereits zum Patent angemeldete Erfindung der Herren Gebrüder Seher in Wertheim und Gercachs⸗ heim, welche epochemachend werden dürſte. Es iſt dies ein Blitzableiterumſchalter. Wäh⸗ rend bisher beim Probiren einer neu ange⸗ legten Leitung der galvaniſche Strom anſtatt ſeinen Weg nach oben durch die ganze Leitung und zurück in den Galvanometer, auch nach unten burch die Erde und durch dieſe wieder in die Leitung nehmen konnte, iſt durch die vorſtehende Erfindung letzterer Uebelſtand vollſtändig beſeitigt. Der Umſchalter bedingt es, daß der galvaniſche Strom ſeinen Weg nach oben nimmt und durch die ganze Länge der Leitung geht, mithin die Probe eine ſichere iſt. Die cheperbegusſtelluns in Oſterburken. Original⸗Bericht der Bädiſchen Volks⸗Zeitung. (Fortſetzung.) Mit Muſikwerken iſt die Ausſtellung nur beſchickt und von dieſen rührt aus em Kreiſe nur ein Harmonium her, aus⸗ der in der dorigen Orgelfabrik von F. Dörr beſchäftigt iſt. Letzterer ſteht nach dem Cata⸗ log noch mit einer größeren Orgel aus. Ver⸗ treter ſind noch 2 Pianofortefabriken aus Heilbronn, C. F Glaß u. Co. und V. Berdux mit 5 ſchönen Pianiho, darunter ein Pracht⸗ inſtrument von erſtgeſtanntem Fabrikanten. Ferner iſt ein ſehr anſprechendes Orcheſtrion von F. K. Heine in Vöhrenhach zur Unter⸗ haltung der Beſucher aufgeſtellt. In der nächſten Gruppe(3) welche fich in der vorderen Ecke der linken Seite der Halle be⸗ findet, begegnen wir einer reichhaltigen Col⸗ lection von mineraliſch gegerbtem Leder und Riemenwerk aus der Fabrik von H. A. Gut⸗ ſchow in Eberbach, gegenüber von derſelhen eine ſolche von der Lohgerberei Robert Eck in Oſterburken. Während der erſtgenannte Fabrikant an ſeiner Waare ganz beſonders die kurze Gerbzeit erwähnt, hreißt der Letztgenannte dem entgegen an ſeiner Waare eine recht lange Gerbung. Schöne Pferdsgeſchirre ſind ausgeſtellt von Saltler Bucher in Oſterburken, Sattler Seybolt in Unterſchefflenz und Eduard Bleſch, Sattler u. Tapezier in Oberwittſtadt u. zeichnen ſich die Ge⸗ ſchirre des Letztern durch ſchöue Ausführung und billigen Preis beſonders aus Reiſekoffer und Taſchen ſolid gearbeitet u. mit ſchöner bequemer Einrichtung verſehen, brachte Sattler Schubert in Wertheim und J. Wolf in Mosbach zur Ausſtellung. Erſterer in großer reichhaltiger Auswahl. Von den Schuh⸗ und Schäfte⸗ fabrikanten B. Reinhard in Oſterburken iſt eine ſchöne Collection ſauber gearbeiteter Le⸗ derſchäſte und von Carl Weber in, Oſterburken eine ſolche von verſchiedenen fekilgen Schuh⸗ waaren in guter Ausführung, hiebeingereiht. In der 4. Gruppe Eiſen⸗ u. Metallwaaren ziehen die Eberbacher Werkzeuge und Draht⸗ geflechte die beſondere Beachtung der Beſuther auf ſich. Erſtere in ſehr großer Auswe meiſtens Schmiedwerkzeuge ſind ausgeſtellt von Heinrich Backfiſch und Letztere von den feinſten bis gröbſten Geflechte, ſowie in fer⸗ tigen Waaren als Sieben, Fliegenſchränken, Wurfgifter ꝛc. von H. Weihrauch ſinden viel⸗ ſeitig Käufer. Nicht minder gefallen und finden Liebhaber die von J. Wörner und Andreas Schlaich Kupferſchmiede in Mosbach ausgeſtellten Kupferformen und Geräthen. Einen ſehr ſchön gearbeiteten Branntwein⸗ brennappaxat und eine Bierabfüllpreſſion ſtellte der Kupfer⸗ und Keſſelſchmied W. Weber in Schillingſtadt aus. Dieſen Porgenannten reihen ſich die Meſſer⸗ waaren Fon Anton Salch und Joſeph Volk in Oſterburken, welche letzterer beſonders ſchön und reichhältig ausgeſtellt und auch ſchü manches Stück verkauft hat. Emaillirte Küchengeſchirre brachte Ferd. Gumbel in Adelsteim, weſches Geſchäſt eine ziemliche Anzahk Arbeiter beſchäftigt und be⸗ deutenden Abſatz hat; ſolide Blechgeſchirre fertigte Speugler Vogt in Oſterburken, Franz Weber, Schloſſer in Krautheim zeigt einen ſchönen Faſſenſchrank, 2 Caſſetten und 1 Spar⸗ kochherd, G. Lenßer. E ſer in Oberwitt⸗ ſtadt brachte 1 Caſſenſchrank, 1 Herd und 1 Thütbeſchlag, alles in guter ſolider Arbeit. Ein weiterer Caſſenſchrank in Förm eines Schreibpultes, welcher ſehr gefällt von Albert Dieſenbacher in Dallau und 1 größerer ſehr praktiſch eingerichteter Kochherd von Schloſſer A. Strauch verdienen beſonders erwähnt zu werden.— Schloſſer Schenk in Oſterburken zeigt zwei, ſowohl in Beichnung wie Arbeit gleich ge⸗ ſchmäckbolle Blumenſtänder. Blumentiſche ſtellen Spengler Speckner in Merchingen und Schloſſer Neuninger in Oſterbürken aus. Erſterer und J, Hettinger in Bofsheim auch ganz nette Vogelkäfige. Gut ausgeſtellt hat Spengler Kreß in Wert⸗ heim, nämlich verſchiedene Badewannen, da⸗ runter eine mit Ofen, Duſchapparate, Waſſer⸗ ſtänder, Aquarien u. ſ. w. Spengler Muhlen⸗ berg in Korb brachte 1 Badewanne, Bütten, Ständer und Schapfen ꝛe. Hufbeſchläge ſtellten aus: Schmied Nonnen⸗ macher in Oſterburken und Bartholme in Königheim; Letztere wirklich ſchöne Muſter⸗ hufbeſchläge, Hufeiſen für alle erdenklichen Fehler der Pferdehufe, welche vielſach das Intereſſe und die Bewunderung der Pferde⸗ Beſitzer erregen. men. Der Einzug des neuvermählten Paares Theater, Kunſt u. Wiſſenſchaft. Gr. bad. Hof⸗ und National⸗Theater n Mauhheim, Sonulag, 6. September 1885. Rebert der Teufel. Große Over in 5 Abtheilungen von Scribe und Delavigne. Muſik von Meyerbeer. Mit ſeinem„Robert der Teufel“ hat Jakob Meyerbeer die italieniſche Manier, welche ihm bis dahin ein leuchtendes und leitendes Vorbild in ſeinem künſtleriſchen Schaffen ge⸗ weſen iſt verlaſſen und ſich als ſelbſtſtäudiger Componiſt auf die eigenen Füße geſtellt. Indem er ſeinen Mentor Roſſini verabſchiedete, der ihn bis dahin inſpirirt hatte, und in Norm und Form alles abſtreifte was er von dieſem angenommen, wuchſenſeine eigenen Intentionen und Gedanken und geſtalteten ſich charakter⸗ voller und bedeutſamer und die Ausführungen derſelben wuchſen an Kraft und Reichthum. Den Zenith ſeines künſtleriſchen Schaffens ſollte Meyerbeer aber erſt mit den Hugenotten erreichen, welche(1836) fünf Jahre nach „Robert dem Teuſel“ zum erſten Male die Welt entzücken ſollten. Die vopulärſte ſeiner Opern iſt aber doch ſein Robert geblieben, welcher gleich bei ſeinem Eintritte in das Leben einen beiſpielloſen Erſolg errungen und einen durch nichts unterbrechenen rauſchenden Siegeszug durch die ganze gebildete Welt an⸗ getrelen bat,— trotz des widerſinnigen manckma“ aus Unſinn'ge grenzenden Librettos. Die vikante, ſelrſt den Faumen des größten Gourmands reizende Sauce, welche dieſe Schuhſorl⸗ eßber und genjesbur macht. das iſt geſtellt vou Wilhelm Bader in Hardheim, des muſtkaliſchen Effektes in der Compoſition dieſer Oper.— Die geſtrige Aufführung der Oper vor einem ausverkauſten Hauſe mag als eine verhältnißmäßig gute gelten Unſer tüchtiges Orcheſter that in vollſtem Maße ſeine Schul⸗ digkeit; die Soliſten hatten unter der Größe der ihnen zugefallenen Arbeit theilweiſe zu leiden. Herr Götjes(Robert), der am An⸗ ſang ſeine ſchönen Stimmmittel zu ſtark ent⸗ ſaltete, ermattete gegen den Schluß hin in ſichtlicher Weiſe. Der Bertram des Herrn Mödlinger iſt eine Leiſtung, welche unſere ungetheilte Anerkennung verdient, ein fehler⸗ loſer ſchöner Vortrag verbindet ſich bei ihm mit einem dämoniſchen und doch edlen Spiele in dieſer Rolle. Auch Fräulein Prohaska (Prinzeſſin) löſte ihre ſchwierige Aufgabe in Ufriedenſtellender Weiſe. Für Fräulein Wagner. welche zu unſerem großen Be⸗ dauern noch immer leidend iſt und deren Stimme, wie wir das ſchon bei ihrem jüngſten Auſtreten als Micaöla ausſprachen, noch immer der Schonung bedarf, ſprang kurz entſchloſſen Fräul. Meyer ein, um die Vorſtellung zu er⸗ möglichen. Es muß dieſes um ſo mehr an⸗ erkannt werden, als die junge und talentvolle Künſtlerin diejenige Beſchäftigung hier nicht findet, welche ihr eigentlich von Rechtswegen zuläme und dieſelbe alſo durchaus keinen Grund gehabt hätte, ſich beſonders liebens⸗ wil⸗din in dieſem Falle zu zeigen. So viel wir wiſſen, ſang und ſpielte Fräul. Meyer die Alice geſtern zum erſten Male urd entledigte ſich dieſer Uufaabe auch in Durchaus correeter und entſvrechender Weice. Daß in den beiden nahme dieſer Rolle und der ungenügenden Proben; bei einer Wiederholung würde dieſer Fehler vermieden werden. Die Rolle des Raimbaud, welche nicht bloß Spiel oder Komik, ſondern auch eine kräftige 1 0 Stimme vorausſetzt, ſollte das nächſte Mal dem Herrn Gum übertragen werden, Dem Herrn Grahl, der ſich nicht in N Elemente fühlte, vaßt ſie nicht. Beſondere Anerkennung und uf⸗ merkſamkeit, welche ſich in reicher Blumen⸗ ſpende zu erkennen gab, wurde, und mit Recht unſerer verdienten Balletmeiſterin Frau Gutenthal zu Theil; wir ſagen„imit Recht“, denn die von ihr arrangirte, volkendet ſchöne und gut getanzte Kloſterſcene verdient den ihr gewordenen Beifallsſturm mit vollſtem Rechte. Wit ſehen aber in dieſem äußeren Zeichen ſympathiſcher und ſpontaner nd⸗ gebungen Seitens des Publikums Zugleich die Anerkennung für die unermüdliche und erfolgreiche Thätigkeit dieſer an pruchsloſen Künſtlerin ſelbſt, die von jeher me und Energie zu entwickeln verſtand, dils mancher gut bezahlte Regiſſeur. Bekanntlich wird an unſerer Bühne nicht immer mit dem gleichen Maße gemeſſen und auch das Pflicht⸗ gefühl, daß man ein übernommenes Amt mit Freudigkeit und Aufopferung auch voll und Gang ausfüllen muß, beſitzt nicht jeder im gleichen Maße. Wo weilt zum Beiſpiel unſer erſter Kapellmeiſter Hr. Paur ſo lange? Warum hört man denn nichts über ſein Ausbleiben? Will er uns etwa ad oeulos vordemonſtriren, daß man an unſerer Bühne mit einem ein⸗ zigen Dirigenten auch auskommen könnte, ſwenn man den Verſuch wagen wollte? Faſt ſieht es aus, als ob der verlängerte Urlaub des Herrn Paur die Gratification bilden Trios mauchres“ kleine Unebenheiten vorkamen, eben die ise melodifth⸗ Erite dung und Bie Meisterſchair in der Bandkaeung aller Mütel ſetzen wir auf Nechnung der raſchen Ueber⸗ ſolle dafür, daß wir zweimal, ganze zwei Make, dos Berauügen gehabt haben, die Pfälziſche Nachrichten. Ludwigshafen, 6. Sept. zwar feierte erſt beute und Unſere Stadt im reichſten Flaggenſchmuck ihr offizielles Sedanfeſt. Glo⸗ ckengeläute und Böllerſchüſſe verkündeten am vorhergehenden Abend und heute Morgen den feſtlichen Ta der Feſtgottesdienſt Vormittags halb 10 Uhr fand in der proteſtantiſchen Kirche ſtatt, wobei Geſangsvorträge durch den Verein für klaſſ kirchen erhöhten. Sodann für die iſche Kirchenmuſit die Feier Kriegervereine Kirchenparade und an die Schuljugend Bre⸗ tzelvertheilung durch die Herren Lehrer in den Volksſchulen.— Nachmittags war großer Feſtzug der Kxiegervereine aus nach dem Fried ofe an Kriegergräber b Pfarrer Keim“ Sodann vom Marktplatze die geſchmückten elbſt Anſprache durch Herrn bewegte ſich der Feſtzug durch einige Straßen der Stadt nach dem Feſtlokal, dem Geſellſchaftshaus, unteren Räume alsbald derart überfüll ren, daß kein Platz mehr konzertirte eine patriotiſche geſungen. ſellige Stimmung bis lan nacht.— für Späterkommende thä u gewinnen war. tüchtige Kapelle, wurden Reden gehalten und Lieder Es herrſchte eine äußerſt Auf dem H emshof im deſſen t wa⸗ ätſächlich Hier ge⸗ nach Mitter⸗ 'ſchen Lokal fand dagegen eine mehr kirchliche, ernſtere Feier ſtatt, eine Verſammlung, zahlreich beſucht war, und in der welche äußerſt Herr J. Werner aus Halle a. d. S. einen Vortrag über das Thema:„Wie ſtehſt du als Baterlands⸗ zu den freund und Chriſt hielt, der Gegenwart“, ſozialen Aufgahen der eine beifällige Aufnahme ſand. Die Verſammluug war durch den„Stadtmiſſionsverein Ludwigshafen“ ver⸗ anſtaltet worden. ( Mundenbeim, 6. Sept. Aehnlich wie in Mutterſtadt erhielten auch mehrere hieſige angeſehene Bürger Drohbriefe, wonach ihnen Haus und Hof angezündet werden ſoll. Da ſich dieſe Drohungen in Mutterſtadt ſo prompt erfüllten, ſo iſ t man hier außerordentlich be⸗ ſorgt, es könnten auch dieſe Drohungen wahr werden. Frankenthal, 5. Septbr. „Fr..“ mittheilt, wurden in mittagsſtunde, zwiſchen—5 17 junge Bäume, die an Mörſch haben, von 1 Hacke, an Stücke de 5 eine ſolche Ftevelt lebhafter S 4 Felde arbeiten, geſchehen kann, unbe ic Geſter Abend perſuchte ſich ein Atigter Wörmiſer Arbeiter(Schloſſer) wurde jedoch von einem hinzu u Poliziſten von ſeinem Vorhaben greiflich. hier beſché zu erſck gekon abgehalten. der Straße 1 ſtehen und ſich prächtig entwickelt oher Hand, wohl vermittelſt einer Wie man dem geſtriger Nach⸗ Uhr etwa 14 nach hrer Rinde beſchädigt, daß ganze dem Wege lagen, hat am hellen Tage an Wie raße und wo ſtets Leute auf dem iſt uns unbe⸗ Heſſiſche Nachrichten. Hephenheim, 4. Sept. Heute wurde ein Müllerburſche wegen Br gebracht. In der Tugert ſchen Brandſtiftune in Haft Mühle brannte es ſchon zum vierten Male, das Feuer wurde jedoch immer Schaden anrichten konnte. wird die Schuld oder Unſchuld ergeben. Heppenheim, 4. Sept. hak die Hopfenernte hier b Wenige haben eine Mißernte; iſt man mit der Qualität und zufrieden. entdeckt, bevor 1 Die Unterſuchung es größeren des Inhaftirten In letzter Woche egonnen. Nur im Allgemeinen Quantität recht Mainz, 5. Sept. Die Taucherarbeiten an der Hafenmündung werden eifrig fortgeſetzt, doch bis jetzt ohne den geringſ der Mordthat. Durch das die Aufhellung ten Erfolg für ſteigende Waſſer ſind die Taucherarbeiten ſehr erſchwert worden, da das Waſſer ſich immer mehr trüht und die Sehfläche unter Waſſer kaum noch zwei Meter im Umkreis beträgt⸗ Sept. Mainz, 5. Soziales Elend. In der verfloſſenen Nacht wurden in der Anlage unter einer He cke eine verheirathete Frau mit einem 8 Monat alten und einem 7jährigen Kinde ſchlafend aufgefunden. Die Frau, deren Mann verſtorben iſt, wurde von der Polizei der Armenkommiſſion überwieſen und werden die Kinder wahrſcheinlich der fallen; die Frau ſo Stadt zur Laſt angehalten werden, ent⸗ weder ihren Lebensunterhalt zu erwerben, andernfalls ſie dem Arbeitshauſe überwieſen General pflegt ein Heer bereits im Kampfe „Götterdämmerung“ zu hören. Ein braver ich an die Sp Truppen zu ſtellen, wenn die Schlacht fin und nicht einCapua aufzu e ſeiner uchen, währen? ich befindet. N. Unſer Recenſent macht uns darauf auf⸗ milen, Baßzn hm bel Gelegenheit der B— ſprechung der Aufführung des Sommernachts⸗ traums“(in Nr. 209 Erſtes liebſame Blatt) eine un, Verwechslung vorgekommen ſei, welche er zu entſchuldigen bittet. Es ſo am Schluſſe des erichts heißen: „Hümor entfalteten eigentlich nur Herr Bauer und Herr Herz.“ Der Name des Herrn Werner iſt d in Verſehen hier genannt worden. iſt durch ein Verſ 0 8 Gertrud Giers hat das Theaterpublikum im Sturm ankfurter erobert. Die geniale Künſtlerin mußte ihre Meiſterleiſtungen als„Meſſalina“ in der Wilbrandt'ſchen Tragbdie und„Fedora“ an je drei Abenden vor aus⸗ verkauftem Hauſe wiederholen und wurde ſofort engagirt. Bei ihrer vorgeſtrigen An⸗ trittsrolle als„Orſina“ war geräumt und der und am Schluß das Orcheſter Beifall bei offener Szene wollte nicht enden. Fräu⸗ ſein Giers wurde wiederholt hervorgerufen und durch reiche zeichnet. Blumenſpenden ausge⸗ Tereſina Tua geht nach Amerika; ſie hat einen Vertrag abgeſchloſſen, welcher der Künſt⸗ lerin für die Saiſon 1886—87 die Summe von 250,000 Francs zuſichert. Konzerten bei Kroll wird ſich In den drei die Künſtlerin von dem Berliner Publilum verabſchieden⸗ —— los- * 1 O Babiſche Bolks-Zeikung. — 8. Septender. wird. Faft unglaublich üt e8, daß bie Fran mit ihren beiden Kindern ſchon 4 Monate ein ſolches Nomadenleben führt! Mainz, 5. Sept. Mit der Ludwigsbahn ſind vorgeſtern etwa 30 Perſonen zumeiſt Bade Leute aus der Pfalz und Baden, aus Amerika kommend, wieder hier eingetroffen, um ſich zurück nach ihrer Heimath zu begeben. Die Leute waren fämmtlich etwa—3 Jahre in Amerika und klagen f0 über die daſelbſt herrſchende Arbeits⸗ loſigkeit und wie ſchwer es den Neuange⸗ kommenen falle, Arbeit zu finden, zumal wenn ſie der engliſchen Sprache noch gar nicht mächtig ſeien. Tanſende litten die hitterſte Noth und kehrten gerne nach der Heimath zurück, wenn ſie nur das noth⸗ wendige Reiſegeld wieder zuſammen hätten. Aus Rbeinheſſen, Das Großh. Mini⸗ ſterium der Finanzen, Abtheilung für Bau⸗ weſen, hat dem Geometer Blodt zu Alzey die enerellen Vorarbeiten für die beantragten von Alsheim nach Odernheim und von Nierſtein nach Undenheim übertragen. ie erforderlichen Vermeſſungen und Nivellements erſtrecken ſich über Theile der Gemarkungen Alsheim, Dorn⸗Dürkheim, Hil⸗ lesheim, Frettenheim, Heßloch, Dittelsheim, dernheim, Bechtolsheim, Undenheim, Frieſen⸗ eim, Köngernheim, E elzen, Derheim Schwabs⸗ 87 und Nierſtein. Sicherſtem Vernehmen nach ſoll dann im nächſten Jahre eine Strecke — und für weitere Projekte die erforder⸗ ichen Vorarbeiten in Angriff genommen werden. Gerichtszeitung. m. Mannheim, 5. Sept.(Schöffengericht) Borſitzender Herr Oberamtsrichter Schweikart. Vertreter der Großh. Staatsanwaltſchaft: ſrei Rechtspraktikant Dr. Reichert. Gerichts⸗ reiher: Herr Rechtspraktikant Tileſſen. Schöffen die Herren Kaufmann Friedrich Sun horn und Tapezier Carl Cronberger on hier. 1. Philipp Mulay, lediger Taglöhner von Neckarau, übernachtete mit dem Maurer Jo⸗ hann Braun in einer hieſigen Wirthſchaft in einem Zimmer und ſtahl demſelben aus ſeiner Hoſentaſche das Portemonnaie mit M. 65 Inhalt. Pochen erhält er unter Abzug einer Woche 7 Wochen Gefängniß. 2. Wilhelm Muzenhardt, led. Taglöhner von Offenbach, z Zt. in Feudenheim, war mit dem Taglöhner Valentin Grab von Virnheim in der chem. Fabrik Wohlgelegen beſchäftigt und entwendete deſſen Portemonnaie mit M. 1 90 Pf. Inhalt, welches derſelbe auf eine hinter dem Schmelzofen ſtehende Kiſte gelegt hatte. Er erhält eine als verbüßt er⸗ achtete Gefängnißſtrafe von 1 Woche. 3. Jakob Wahl, led. Schirmmacher von Dornaßenheim und Anna Simon, ledige Näherin von Ingolſtadt 3. Z. hier gingen in den Laden des Kleiderhändlers Max Iſaac, woſelbſt ſie deſſen Geſchäftsführer Leopold Heymann vorſpiegelten, ſie ſeien verheirathet und denſelben dadurch zur Hingabe eines Ueberziehers im Werthe von 22 Mark und eines Regenmantels in einem ſolchen von 20 Mark, ſowie zur Creditirung der reſtlichen 34 Mark noch Anzahlung von 8 Mark be⸗ ſtimmten. Da das Gericht annahm, daß durch die Behauptung, verheirathet zu ſein, für den Commis keine Veranlaſſung zum Ereditgeben vorhanden war, wurden die. Angeklagten freigeſprochen. Eine weitere Betrugshandlung der Anna Simon mußte ausgeſetzt werden. 4. Peter Kirſch, verh. Gypſer von Frieſen⸗ heim iſt beſchuldigt ein Taſchenmeſſer im Werthe von M. 2 entwendet zu haben. Er wird zu einer Gefängnißſtrafe von 2 Wochen verurtheilt. 5) Lora Biereth, Taglöhners Ehefrau von Wallſtadt beſtimmte den 12jährigen Carl Müller ſeiner Mutter 2 Fragenhemden im Werthe von Mk. 1 wegzunehmen und ihr zu übergeben. Die ſchon wegen Diebſtahls be⸗ ſtrafte Angeklagte erhält wegen Anſtiftung W06 Diebſtahl eine Gefängnißſtrafe von 6 ochen. 6) Karolina Beukert, led. von Eu⸗ higheim iſt angeklagt, dem Cigarrenmacher üller hier ein Unterbett im Werthe don Mk. 10 vom Speicher entwendet zu haben. Sie wurde jedoch freigeſprochen. D) Albert Lewiſon, verh. Fabrikant von —59 Tobigs Maier, Jakob Rutz, Philipp mstag, Peter Wernz und Jakob Kühnle, Eumtlich verheirathete Cigarrenmacher von Sandhofen wurden vom Gr. Amtsgericht Dund zwar die erſten fünf Angeklagten in je eine Geldſtrafe von M. 30 epent. 6 Tagen, ob hnle in eine ſolche von M. 20 kvent. 3 Tage Haft genommen, weil ſie der vom Großh. Bezirksamt erlaſſenen Anord⸗ Kung binnen zer Monate Ventilationsher⸗ fic Erneuerung der Luft in ihren rikräumlichkeiten vorzunehmen, nicht nach⸗ zekommen ſind, die fünf letzten Angeklagten erſchienen nur als Geſchäftsführer und aicht als Gewerbeunternehmer im Sinne des 420 der Gewerbeordnung, ebenſo wird Le⸗ wiſon als entſchuldigt angeſehen und daher ſämmtliche e rochen. 8) Joſeph verh. Oberlehrer, z. Z. hier, begegnete Nachts 12 Uhr dem durch mehrere Schutzleute bewirkten Transporte eines Frauenzimmers von der Wachtſtube nach dem Amtsgefängniß. Er will durch die Art des Transports aufgeregt worden und in— in die Worte ausge⸗ brochen ſein: Sacramento di Dio. Die Schutz⸗ leute ſagen indeſſen aus, daß er noch die Worte gebrauchte: Jetzt habe ich genug, ich will einmal ſehen, ob man ſo die Leute be⸗ elt und dabei mit dem Fuße auf den oden ſtampfte, ſowie daß er ihnen nachge⸗ folgt ſei Das Gericht verurtheilte ihn, die —4 7 Tage Haft lautende Straſverfügung des Bezirksamts abändernd, zu 40 M. Geld⸗ ſtraſe event. 4 Tage Haft. 9. Karl Hagner, lediger Arbeiter, deſſen Bruder Adolf Hagner lediger Eiſendreher von Carl Wolf, led. Arbeiter von Dallau und Auton Baierlein, led. Taglöhner von Lichtenbach verübten in der Wirthſchaft Iür„Raiſerhie Thätlichkten, indem ſie mit Stühlen auf das Publikum einſchlugen und mit Gläſer um ſich warfen. Wolf und Baier⸗ lein erhielten je 5 Tage, Adolf Hagner 8 Tage Haft vom Bezirksamt. Carl Hagner unter⸗ warf ſich vor 90 1 der Sitzung der Straf⸗ verfügung. Nach dem Ergebniß der heutigen Wohän wurde Baierlein freigeſprochen, ebenſo Hagner bezüglich der Uebertretung des .360..⸗Str.⸗G. B. Dagegen mit Wolf der Thätlichkeiten für ſchuldig hefunden und jeder zu 5 Tagen Haft verurtheilt. Handelszeitung. aa Karlsruhe, 3. Sept. Heute wurde die X. Sitzung des badiſchen Eiſenbahnraths unter dem Vorſitz des Herrn Geheime⸗Rath Eiſenlohr abgehalten, da ſeine Excellenz Hr. Finanzminiſter Ellſtätter z. Zt. noch in Ur⸗ laub iſt. Zunächſt wird Bericht erſtattet über einige Wünſche, welche in der letzten Sitzung vorgebracht wurde. Einmal enen nach Einführung direkter Billete von len, nach Berlin, der jetzt erfüllt iſt, ebenſo jenen, daß die Billete von Mannheim nach Stutt⸗ gart, ſowohl über Jagſtfeld wie über Bretten und über Bietigheim benutzt werden können. „Es iſt in dieſer Beziehung verfügt, daß die über Jagſtfeld laufenden Billete Heidelberg und Mannheim, ſowie Stationen nördlich und weſtlich davon nach und von Bietigheim, Ludwigsburg, Stuttgart und darüber hinaus⸗ gelegenen Skationen ohne weiteres auch über Bretten gültig ſind, ebenſo können die über Bretten laufenden bezüglichen Billete auf der württemb. Bahn ohne beſondere Vormerkung, 25 ohne Nachzahlung auf der Strecke Fagſt⸗ eld⸗Bietigheim u. ſ. w. benutzt werden, wäh⸗ rend in dieſem Fall für die bad. Bahnſtrecke Jagſtfeld⸗Eberbach oder Mannheim⸗Heidelberg beſondere Zuſatzbillete gelöſt werden müſſen In Folge der von beiden Ständekammern gefaßten Beſchlüſſe iſt die Großherzogliche Generaldixektion der Frage näher getreten, in welcher Weiſe für den Abſatz landwirthſchaftlicher Erzeugniſſe nach den bedeutenderen Konſum⸗ plätzen Erleichterungen geſchaffen werden könnten. Es wurde darnach in Ausſicht genommen in ähnlicher Weiſe wie dieſes bereits für Milch⸗Transporte der Fall, auch für Gartengewächſe, Feld⸗ früchte aller Art, Obſt, Eier, Butter, und Käſe⸗Beſörderung im Abonnement ein⸗ Dasſelbe ſoll am 1. Oktober in's eben treten; der Centralausſchuß des land⸗ wirthſchaftlichen Vereins hat die diesbezüg⸗ liche Vorlage gebilligt. Dieſelbe unterliegt nunmehr auch der Berathung des badiſchen Eiſenbahnraths. Die Abonnements werden zwiſchen je zwei Stationen für die Beförde⸗ rung der genannten Erzeugniſſe und für die Rückbeförderung leerer Emballagen auf je einen Monat gewährt, welches an jedem Tag innerhalb eines ſolchen beginnen kann. Das Mindeſtgewicht beträgt 10 Kgr., das Höchſt⸗ gewicht 75 Kgr. Das Abonnement muß mindeſtens 8 Tage vorher genommen werden. An Stelle der Klebezettel werden Blechmar⸗ ken benutzt, welche den Namen des Verſen⸗ ders und Empfängers und der Verſandt⸗ und Empfaneſtation enthalten. Die Ein⸗ und Ausladung beſorgt das Eiſenbahnperſonal. Es können bei einem und demſelben Abonne⸗ ment an verſchiedene Perſonen Sendungen gemacht werden. Immerhin hat der Abon, nent in dieſem Falle an der Empfangſtation einen Bevollmächtigten aufzuſtellen, an den die Ablieferung der ganzen Sendung zu er⸗ folgen hat. Die Sendungen müſſen minde⸗ ſtens eine Stunde vor Abgang des betreffen⸗ den Zuges übergeben es werden ver⸗ ſchiedene Züge ſpeziell für dieſen Verkehr beſtimmt und bekannt gegeben werden und die Ab- und Auflieferung an der Empfang⸗ ſtation können nicht eher als eine Stunde nach Ankunft des betr. Zuges geſchehen. Gleiches gilt von den Emballagen. Die Taxe beträgt für 100 Kgr. auf 1 Kilom. 11 Pfg., 1 10 Kg. 0,21, auf 20: 0,32, auf 40: 0,64, auf 60: 0,86, auf 80: 1,08, auf 100:.30. „Herr Betriebsdirektor Schupp referirt über dieſe Frage und betont beſonders, daß zunächſt nicht nach allen Stationen dieſe landwirth⸗ ſchaftliche Transporte gemacht werden können, ſondern zunächſt nur nach den größeren Kon⸗ ſumplätzen; vorderhand Würzburg, Heidelberg, Maunheim, Karlsruhe, Pforzheim, Baden, Freiburg, Konſtanz. Doch iſt vorbehalten, den Verkehr noch weiter auszudehnen. Wöneh der Taxe wird bemerkt, daß der gewöhnliche Stückguttaxſatz angewendet wird, dagegen das Gut wie Eilgut behandelt wird. An der Debatte betheiligten ſich Herr Klein von Wertheim, welcher der neuen Einrichtung keine allzugroßen entgegenbringt und leider die Einführung einer zweiten Stück⸗ gutklaſſe wünſcht; ferner Herr Dr. Landgraf, welcher ſich wundernd darüber, daß die Land⸗ wirthe ſelbſt der Sache gegenüber noch ſo kühl ſind, darauf hinweiſt, daß die Frage heute nicht mehr ſei, ob eine zweite Stückgut⸗ klaſſe oder nicht, ſondern daß gewiſſe Artikel darunter gerade die künſtlichen Dünger billigere Stückgutſätze erhalten ſollen. So lange die Eiſenbahn die zweite Stückgutklaſſe nur ein⸗ führen will, wenn ſie auf anderen Gebieten des Transportweſens ein Aquivalent erhalte, ſei ſchlechterdings nicht vorwärts zu kommen, ohne einſeitige Wirkungen zu erzeugen. Redner hält den vorgeſchlagenen Verſuch der General⸗ direktion für ſehr beachtlich und der weiteren Ausbildun 9 Freiherr v. Bodmann wünſcht daß nicht hlos den im Abonnement geſahrenen Gütern, ſondern den landwirthſchaftlichen Gütern im Allgemeinen die vorwürfige Ein⸗ richtung zu Theil würde Herr Betriebsdirek⸗ tor Schupp erklärt, daß Baden in der Frage der II. Stückgutklaſſe nicht entſcheidet, ſondern der preuß. Verkehrsminiſter. Auch er iſt der Meinung, daß die II. Stückgutklaſſe zum Schlagwort geworden iſt; die wenigſten hät⸗ ten ſich noch die Mühe gegeben, au unter⸗ ſuchen, welches denn der Unterſchied für land⸗ wirthſchaftliche Produkte iſt. Redner beweiſt an einem Beiſpiel, daß, wenn man von 11 Pfg. auf 8 Pfg. per Kilometer und Meter⸗ Zeutner heruntergehe,— und feſer konnte man nicht gehen,— ſo werde auf eine Ent⸗ fernung von 200 Kilometer höchſtens eine Er⸗ mäßigung um 3 pCt. des Werths herbeige⸗ führt. Herr Friedrich von Durlach, einer Stadt, die wohl den bedeutendſten landwirth⸗ ſcheftchen Harbenben des Landes hat, erklärt, aß dort ſchon heute Vereinigangen einzelner Landwirthe 55 welche mit gemeinſamen Fuhren fremde Märkte beſuchen; er ſieht des⸗ halb in der neuen Einrichtung eine ſehr wohl⸗ thätige, welche den Landwirthen und der ſtädtiſchen Lieferung Nutzen bringen könnte, wenn er auch nicht glaube, daß der einzelne Landwirth davon zu viel Gebrauch machen wird. Herr Heilig erinnert daran, daß es auch ein anderes Gewerbe giebt, welches mit der Landwirthſchaft in Zuſammenhang ſtehe, die Fiſcherei, die beſonders am Bodenſee um⸗ faſſend wird, was aber von Seite der Verwaltung die Bemerkung herruft, daß, da nur Güterzüge benutzt werden können, damit den Fiſchern wie den Konſumenten nicht ge⸗ dient ſein könnte.— Hierauf Piot die Ver⸗ ſammlung zur Berathung des dieſesmal auf en 1. Oktober zur Einführung geplanten Winterfahrplans über, wobei wieder eine Reihe von Wünſchen zur Erörterung kommen. Unter Anderm wünſcht der Vertreter von Mannheim, daß der.20 nach Stuttgart ab⸗ gehende Zug, der früher um.35 und.40 abging, entweder 5 gelegt würde, oder doch der um 5 Uhr über die Rheinthalbahn gehende Zug zum Anſchluß an den erſten Zug benutzbar gemacht würde. Dem gegenüber wird erwidert, daß dieſe Sachlage durch den Orientzug geſchaffen ſei. Ferner wird von dem Mannheimer Vertreter bedauert, daß Mannheim bezügl. der direkten Billete nicht ſo wohl bedacht ſei, wie andere Städte; ganz beſonders gelte das von den, nach rheinab⸗ wärts gelegenen Städten laufenden Billete 69 8 Mainz, Köln u. ſ..) während umge⸗ ehrt aus jenen Städten die Billete rheinauf⸗ wärts auf drei Routen benutzt werden können, obwohl in Heidelberg gelöſte Billete für alle drei Routen rheinabwärts Geltung habeu. Endlich bedauert derſelbe Vertreter noch, daß noch immer nicht die Beſchaffung kombinirbarer Billete in Mannheim möglich gemacht wird, ob⸗ wohl Mannheim nach ſeiner Lage im Verkehrs⸗ netze einen beträchtlich größeren Perſonenverkehr habe als Karlsruhe. In letzterer Beziehung wird von Seite der Generaldirektion erklärt, daß in Bezug auf den Rheinverkehr die badiſche Bahn, wie die heſſiſche Ludwigsbahn ſich bereit erklärt hat, nur die dabei bethei⸗ ligte Verwaltung der Pfalzbahn gehe nicht darauf ein. Was aber die Ausgabeſtelle für kombinirte Billete betrifft, ſo habe der Bezirk der Königl. Eiſenbahndirektion Köln rechts und links des Rheins nur eine Ausgabeſtelle, ebenſo ganz Württemberg, die bayer. Staats⸗ bahn nur je eine ſolche Stelle, wenn das in Heſſen anders ſei, ſo komme das davon, daß eben dort auch 3 Eiſenbahnverwaltungen ſeien, welche in drei Städten ſolche Bureau einrich⸗ teten. Immerhin wird die Generaldirektion der Sache ihre Aufmerkſamkeit zu ſchenken nicht unterlaſſen. Für die von Herrn Baum vorgetragenen Wünſche der Stadt Ladenburg, Main⸗Neckarbahn betreffend, wurde theilweiſe Berückſichtigung in Ausſicht geſtellt. Zur Zahlungseinſtellung v. Born in Dortmund wird uns von geſchätzter Seite geſchrieben: Wenn Herr Commerzienrath v. Born in ſeiner Einladung zur Gläubiger⸗ verſammlung vom 20. Auguſt d. J. hervor⸗ hob, daß durch eine außergerichtliche Liquida⸗ tion die großen immobilen Activa ſeines Vermögens nicht allzu tief unter innern Werth xealiſirt, die ſchwebenden aber ganz zu retten ſein und ſolchergeſtalt das Feuer auf ſeinen Herd beſchränkt und verhindert würde, aß ſein Unglück nicht auch in andere Kreiſe verderbenbringend hinüberſchlage, ſo hat der Bericht des Gläubiger⸗Ausſchuſſes, deſſen Mitglieder zum größten Theil ihm befreundet oder verpflichtet und jedenfalls ihm nicht un⸗ günſtig geſinnt waren, jene Hoffnungen nicht beſtätigt, vielmehr dargethan, daß Herr 9. Born in der Schätzung ſeiner Activa ſich einer argen Täuſchung hingegeben hat, da die von ihm auf 609,000 M. berechnete Unter⸗ bilanz von dem Gläubiger⸗Ausſchuß auf 3,183,478 M. erhöht wird und die unbevor⸗ rechtigten, nicht durch Pfand oder Hypothek geſicherten Gläubiger höchſtens mit 42 PCt. Ausſicht auf Befriedigung aus der Maſſe er⸗ halten werden, ſoſern nicht, wie der Bericht lautet, die vorhandenen vielſeitigen und ver⸗ wickklten Engagements und Complicationen aller Art ſowie ſonſtige Zwiſchenfälle dennoch die Eröffnung des Concurſes als unvermeid⸗ lich erſcheinen laſſen. Bei dieſer reſervirten Beurtheilung der Chancen, die ſich an eine außergerichtliche Liquidation knüpfen, dürfte der gerichtliche Concurs durch die richterliche Aufſicht, die einheitliche Leitung unter dem gerichtlich ernannten Concursverwalter und durch den aus der Zahl der Gläubiger ge⸗ wählten Ausſchuß die beſte Sicherheit für eine unparteiiſche, zweckmäßige und raſche Abwicklung der Vermögensmaße des Herrn v. Born gewähren und dem außergerichtlichen Liquidationsverfahren entſchieden vorzuziehen ſein, zumal alsdann, wenn ſich die einzelnen Rechtsverhältniſſe zwiſchen den Gläubigern und dem Schuldner genügend erklärt haben und die Vermögensmaſſe mit Sicherheit feſt⸗ geſtellt werden kann, dem Herrn v. Born immerhin vorbehalten bleibt, durch An⸗ gebot einer angemeſſenen Theilzahlung einen gerichtlichen Zwangsvergleich mit ſeinen Gläu⸗ bigern herbeizuführen. Insbeſondere würde auch eine gußergerichtliche Liquidation inſo⸗ fern ihren Zweck verfehlen, als bei der gegen⸗ wärtigen Lage der Induſtrie keine Ausſicht beſteht, daß innerhalb der nächſten 2 oder 3 Jahre die zur Maſſe gehörigen Montan⸗ werthe, welche außerdem zum größten Theil einzelnen Gläubigern verpfändet ſind, eine Werthſteigerung erfahren werden, vielmehr zum Theil bedeutende Zubuße, zu deren ſhahlung die Maſſe keine Mittel hat, erfordern oder neue Anleihen nöthig machen werden. 68 deren Sicherheſt gering bleibt Die in der Maſſe vorhandenen Montan⸗ und Boden⸗ werthe laſſen ſich daher in jetziger Hand nicht längere Zeit erhalten, vielmehr erheiſcht es das Jutereſſe ſowohl der Maſſegläubiger als auch der zahlreichen mitbetheiligten Werke, in deren Vorſtänden Herr von Born zum Theil noch jetzt fungirt, daß der Concurs er⸗ öffnet und hier v. Borns Einfluß überall be⸗ ſeitigt werde. Mannheimer Börſe.(Originalbericht.) Das Geſchäft an unſerer Börſe bewegt ſich anhaltend in den engſten Grenzen, wenngleich in der abgelaufenen Woche ſich für einzelne Papiere etwas Intereſſe eiote Es fanden ſogar mehrfach bedeutende Coursverände⸗ rungen ſtatt, die jedoch keineswegs das Re⸗ ſultat größerer Abſchlüſſe ſind, ſondern ledig⸗ lich durch Perz unbedeutende Kauf⸗ oder Ver⸗ kauflimite hervorgebracht wurden. Relatzd am lebhafteſten wurden Mann⸗ heimer Gerſicherungs,Actien und Mannheimer Rückverſicherungs⸗Actien gehandelt, die in Erwartung eines günſtigen Jahresabſchluſſes in kleinen Pöſtchen gekauft wurden und mit 2 PCt. reſp. 3½ pCt. Avance aus dem Ver⸗ kehr gehen. Das Bekanntwerden der Divi⸗ dende für das verfloſſene Geſchäftsjahr(20 pEt. für Verſicherungsactien, 15 PCt. für Rückverſicherungsactien) machte keinen Ein⸗ druck mehr. Nächſt dieſen ſind Amerik. Gummi⸗ und Cellulbidfabrikations⸗Actien hervorzuheben, die etwa 9 pCt. gewannen, ſich aber nicht ganz auf dem höchſten Cours zu behaupten vermochten. Der Grund hierfür dürfte wohl in der bereits von uns gemeldeten, unent⸗ geltlichen Ueberlaſſung eines Poſtens Actien an die Geſellſchaft behufs Reducirung des Grundkapitals zu ſuchen ſein. Die Umſätze in dieſem Papier waren aber ganz unbe⸗ deutend. Mannheimer Dampfſchleppſchiffs ⸗Actien wurden heute volle 6 PCt. herabgeſetzt(108), ohne irgend welchen ſachlichen Grund; dieſe Actien waren ſeit Monaten total umſatzlos bei 114 B. Für Bad. Anilin⸗ und Sodafabrik⸗Actien herrſchte abſolute Geſchäftsſtille und in dieſen Actien, die früher an unſerer Börſe eine ſo große Rolle ſpielten, finden kaum noch Ab⸗ ſchlüſſe ſtatt. Die Tendenz dafür iſt als recht matt zu bezeichnen; es beſteht nur ſehr ge⸗ ringe Nachfrage bei ziemlich bedeutendem Angebot. Der Cours blieb unverändert auf 180¼. Die übrigen hier notirten chemiſchen Aetien bieten nichts Erwähnenswerthes. Brauerei⸗Actien ſind ſtagnirend ohne Leben, eher angeboten, insbeſondere Eichbaum Brau⸗ exei⸗Actien bei 121¾ B. Hingegen liegen Spinnerei⸗Actien feſt; Ettlinger gewannen 2//6, Oggersheimer und Hüttenheimer ge⸗ ſchäftslos. Mannheimer Lagerhaus⸗Actien konnten ſich nicht behaupten und gingen bis 103 zurück. Die Mannheimer Rückverſicherungs⸗ Geſellſchaft erzielte in 6 Monaten an Rein⸗ gewinn ca. Mk. 90,000. Der beſchloß heute der Generalverſammlung vor⸗ zuſchlagen, 15 pCt. Dividende p. r. t. zu ver⸗ theilen und Mk. 30,000 dem Reſerveſond zu⸗ zuſchreiben. Die Prämien⸗ und Schaden⸗ reſerven betragen ca. Mk. 233,000. Die Mannheimer Verſicherungsge⸗ ſellſchaft in Mannheim erzielte pro 1884/85 einen Nettogewinn von ca. M. 340000. — Der Aufſichtsrath beſchloß heute der Ge⸗ neralverſammlung 1. 000 20 PCt. Di⸗ vidende zu vertheilen, M. 60000 dem Reſerve⸗ fond zu überweiſen, Mk. 60000 dem Im⸗ mobilienconto abzuſchreiben. Die Prämien⸗ und Schadenreſerven betragen ca. Mk. 1,150000. aa. Maunheim, 4. Auguſt. Zu⸗ und Ab⸗ fuhren von, Getreide und anderen land⸗ wirthſchaftlichen Produkten am hieſigen Plahe in Kilozentnern, verglichen mit dem Mehr oder Weniger(in Parentheſe) mit den Zu⸗ oder Abfuhren in den Parallelwochen des vorhergehenden Jahres: A. Von Seite des Großh. Hauptzoll⸗ amtes Mannheim wurden vom 16. Aug. bis 31. Anguſt d. J. abgefertigt: I. Zufuhr: Weizen 34145(— 126002) Gerſte 2500(+ 2500) Mais 10⁰⁰— 4663) Hülſenfrüchte 2402( 937) Slümereien 143 (— 2397) Mehl 5200(. 929) zuſammen 45390 gegen 174086 im Jahre 1884, demnach weniger 128696. II. Abfuhr: Weizen 22813(— 17902) Gerſte 6693( 6693) Hülſenfrüchte 560( 40) zuſammen 30066 gegen 41235 im Jahre 1884, demnach weniger 11169. B. Bahnverkehr: Nach Mittheilung der Güterverwaltungen gelangten vom 16. bis 29. Auguft d. J. I. Zum Verſandt: Weizen 62779 (557554) Roggen 2514( 1710 Hafer 1236(— 68), Gerſte 451(. 401), Hülſen⸗ früchte 6566(C 5) Mais 8241(+ 3533), Oelſaat 3307(½ 541). Zuſammen 79184 gegen 130612 im Jahre 1884, demnach weniger 51128. Von dem Verſandt im Sahre 1885 gingen 23263 nach dem Auslande, gegen 35004 im Jahre 1884. II. Empfang: Weizen 4816( 3331), Hafer 564(. 276), Gerſte 1211( 56), Hülſenfrüchte 1653(4. 1243), Kleeſaat 150 (— 304) Oelſaat 405(— 1211). Zuſammen 8799 gegen 5408 im Jahre 1884, demnach mehr 3391. Von der Zufuhr im Jahre 1885 kamen 1411 vom Auslande gegen 2571 im Jahre 1884. eim, 6. Septbr.(Submiſſionen, Sne E. Banccheiten 28700 M. Termin 9.— einzu⸗ i ezirkspräſidium. hStkaßhung 10 E. Bauarbeiten. 6800 M. Termin 14. September. Bedingungen gegen 1 M. durch die K Eiſenbahnbetriebs⸗ Straßburg U. üllheim. Termin. 10. September. Näheres durch die Kultur⸗ inſpektion Freiburg i. 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Mit einem ſtrengen Blick ſtreifte er ſie, dann ſprach er langſam und in feierlicher Weiſe zu Herrn Imhof und den übrigen Anweſenden: Herr von Rambert— iſt todt, ſchon ſeit einigen Stunden todt. Was ich befürchtete, iſt eingetroffen: eine Verblutung hat ſtattgefunden. Der vom Wundfieber befallene muß in einem Paroxysmus die Hand an den Verband ge⸗ legt und dieſen herabgeriſſen haben— anders kann es nicht möglich ſein! Frau von Rambert müßte es wiſſen— wenn ſie nicht geſchlafen hätte. Was ich auch hier befürchtete, iſt leider geſchehen: ihre Aufgabe ging über ihre ge⸗ ſchwächten Kräfte. Da ertönte ein leiſer weher Seufzer und alle wandten ſich nach dem Divan. Margot, die den Ausſprach des Arztes bis zum Schluß mit angehört, hatte ihn ausgeſtoßen und diesmal waren ihr die Sinne wirklich vergangen, ohnmächtig und leblos lag ſie auf dem Divan. Jetzt näherte ſich der Medizinalrath ſich ihr, unterſuchte ihren Puls, ihren Herzſchlag, dann ſprach er gelaſſen: Bringt ſie zu Bette, der Anfall iſt ein ganz natürlicher und nicht von Bedeutung, bald wird er vorüber ſein. Während einige Frauen die Ohnmächtige in deren Zimmer ſchafften, wandte Doktor Wenkheim ſich an Herrn Imhof und ſagte mit beſorgter Theilnahme: Auch Sie, Herr Kommerzienrath, erſuche ſich wieder zur Ruhe zu be⸗ Kben, deren Sie, ich fürchte dringend benöthigt ſind: der unglückliche Vorfall käin nicht anders als tief und ſchmerzlich auf Sie gewirkt haben. Was hier noch zu thun iſt, fügte er leiſer hinzu, indeß die übrigen Anweſenden ſich ent⸗ ferien, werde ich beſorgen, nur muß ich bedingen, daß Niemand das Gemach Bor heiner Rückkehr betritt. Hoffentlich vermag ich ein Einſchreiten des Staats⸗ anwale zu verhüten— ein höherer Richter wirb hier richten— wenn ich auch nicht üre das Schickſal des jungen Menſchen beruhigt bin, deſſen Kugel das Unglück eranlaßt. Ich kenne ſeine Großmutter, eine hochachtbare Frau, und werde mi Beiden reden. Nun hedeckte er mit Hülfe des Kammerdieners Gottfried die blutige Leiche mit einem Bche, verriegelte die Verbindungsthür und verließ dann mit dem Kommerzienea) und dem alten Diener das Zimmer. Auch von der Ein⸗ gangsthür zoger den Schlüſſel ab, den er Herrn Imhof reichte, und erſuchte nun um Schreiraterial, ſeinen Bericht über den Todesfall an die Behörde, ſowie das nöthi Atteſt für die Beerdigung ohne Zeitverluſt niederzuſchreiben. Herr Inihoy führte den Medizinalrath auf dem kürzeſten Weg durch ſein Schlafzimmer und ſher die ſchmale Verbindungstreppe hinab in ſein Arbeits⸗ kabinet. Hier ſich af ſeinen Brehſtuhl niederlaſſend, öffnete er ſein Pult, das Verlangte herauszunenen. Während Doktor Wenkheim an dem Nebentiſch ſaß und emſig ſchrieb, bezin der Kommerzienrath maſchinenmäßig Verſchiedenes in ſeinem Pult zu Plötzlich fuhr ſeine Geſtalt zuſammen und eine neue Ai 8 243 8 i— ober 5 SS 7 3 Hlagen, E— in ben neueſten Muſtern 8 Agentüt 8—7 e 95 em, breit und boppell⸗ E Koſchinen empfiehlt ſelbſtfürbende gentur in Mannheim: beitis emwftehlt Pr. Mir. M. 275 W. Hänster, Mannheim Etempel⸗ Cigarren⸗Handlung A. St. Schmidt, D. 1, 4 8. Oppenheimer, Mannheim K 3, 11 Abparate.. 1 2 E E 3, 1 6831 B Conſtruktion. E 3, 11. 99 neben dem Pfälzer Hof Gunmmi⸗Waäreu⸗Bazar.El.— Biligſte Berechnung. 6280— ———————— ſtempelpreſſen. 4 670 Taſchen⸗, 3 Fp ct, gr, Smr- um Metall⸗& Para⸗Kautſchuktenpel oa⸗ Wuſerdicte Betki Rarl⸗uutſculteupel.“ — ———— ———— Roman Beilage Badiſchen Volks⸗Beitung Maunheimtr Siadt⸗Auzeigerx und Hendelszeitung. —— Drei Frauenherzen. Ein Roman in drei Bänden von Ernſt Pasqué. (25. Fortſetzung.) In dem öden, tiefdunklen Gange angelangt, athmete das arme Mädchen auf, denn hier glaubte ſie ſich in Sicherheit, doch fühlte ſie auch ihre Kräfte ſchwinden. Was ſie während den Stunden des Wartens erduldet, war auch unſagbar, nicht mehr zu ertragen geweſen, ſie hätte verzweifeln— oder bleiben müſſen, würde die Pein der Erwartung noch länger gedauert haben. Ihre letzte Kraft nahm ſie zuſammen und eilte den Gang dahin, ſo raſch als es ihr in dieſer tiefen nächtlichen Dunkelheit möglich wurde. Eudlich hatte ſie das Ende, den Speicherraum des Hintergebäudes erreicht und zwei Arme umfingen ſie, während ein leiſer, zitternder Freudenruf an ihr Ohr drang, Hier bin ich!— Nimm mich hin, Geliebter, als Dein eigen für jetzt und ewig! vermochte ſie noch zu hauchen, dann war es, als ob die Sinne ihr vergingen. Glühende Küſſe, Worte und Schwüre einer innigen, ewigen Liebe riefen Ilſe ins Leben zurück und wie in einem Blitzesleuchten erkannte ſie wieder alles, was ſie gethan, noch thun mußte, ihr geträumtes Glück zu ſichern, und ſie war es, die zur Flucht drängte. Von Volkers Arm umfangen, geſtützt und geleitet, gelangten Beide glücklich die ſteile Bodentreppe hinab bis in den untern leeren Hausflur. Sich an der Seitenmauer haltend, ihr entlang ſich fort⸗ bewegend, trafen ſie endlich auf die Thür, welche nach der Hellſtedt führte. Der von Margot erhaltene Schlüſſel that ſeine Schuldigkeit, die Thür wurde geöffnet, geſchloſſen und die Flüchtlinge waren in Freiheit. Beide athmeten auf, doch fäumten ſie keinen Augenblick, dort, an der Ecke der Straße harrte der Wagen mit dem Freunde. Ein letzter raſcher, doch inniger Abſchiedsgruß, an dem auch Ilſe ohne Scheu theilnahm, dann ſchloß ſich der Schlag des Gefährtes hinter ihnen und während Malten langſam, von ſchwerwiegenden Gedanken erfüllt, ſeinem eigenen Heim zuſchritt, fuhr das junge Paar dahin, dem Schiffe zu, einem neuen Leben entgegen. Wird es dem Ende jenes Märchens gleichen? wird es dauerndes Glück oder Noth und Elend bringen? Wir haben das Märchen von der ſchönen Prinzeſſin Ilſe nur zur Hälfte kennen gelernt. Nur einer, der alte Mann mit dem weißen Haar kennt ſeinen eigentlichen Schluß. Hoffen wir, daß eine gute Fee— oder ein guter Engel ihn zu einem verſöhnlichen geſtalten und daß er lauten wird: „Was Liebe geſündigt, kann Liebe vergeben!“ Fränlein Bontemps hatte ſich nach ihrem Abſchied von Ilſe wohl beruhlgt Belte gelegt, doch nahm ſie ſich vor, wachſam zu ſein und auf jeden noch Borgang im Hauſe zu achten. Bei ihrem ruhigen Tempera⸗ ment war ihr Schlaf ein leichter und jedes Geräuſch in ihrer Nähe mußte ſi —— —— —— ——— e 8. September. Reisehoffer Garantie für Solidität. Detailverkauf zn Eugros⸗Preiſen. Kauſhaus. P. Lieberling, Kunfhaus. Geſchäftsprinzip: Billige Preiſe, großer Umſatz. Reiſekoffer Nr. 12, Cim, 35 40 45 50 Preis.60.25.—.60 Reiſekoffer Etm, 40 45 50 55 eee 3 Kinderſtiefel von,„ Hpelſohlen von„ Damenzugſtiefel von Herrenzugſtiefel, Dop⸗ belſohlen von 5 öybr. Kalbleder⸗Damen⸗ 55 ſtiefel fämmitliches iſt ſelbſtgemachte Waare I, Baumann, Schuhmachtr,( 4. 20. Herrenzugstiefel S—————————————— 44—32 Neue Erſindung! 0 „ 80 103 1 X 3 4 14 2 9NaJ 8 929 Nenterhze und 2 8 5„—[Bichtig für jede Haushaltung, für Handel, Gewerbe und Induſtrie. N —19 len Neggron e aerig 8 e„ e ee Srögückie, Colcläale, Makeria- und by 6„— 91 Aeare 4 75 2 82 18366 6— 9 Eiſenwearen⸗Hendlm LEn iſt zu haben: 85—— * ——. 6213— 1* 64 „Boppelt geschlemmtes Silielüln. 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Einige Stunden hatte ſie geſchlafen, als ſie plötzlich erwachte und die Augen weit aufriß. Es war ihr als ob im Nebenzimmer eine Thür geöffnet worden ſei. Angeſtrengt horchte ſie, ſich im Bette aufrichtend und bereits voll⸗ ſtändig wach. Sie hatte ſich nicht geirrt, denn jetzt wurde die Thür wieder ebenſo leiſe geſchloſſen— es war die von Ilſens Schlafzimmer, welche auf den Korridor hinausging. Schon im nächſten Augenblicke war Fräulein Bontemps aus dem Bette und horchte an dem Eingange des Nebenraumes. Nichts war zu vernehmen, tiefe Stille herrſchte dort. Schnell warf ſich Lucie ein Kleid über und verſuchte nun ſo vorſichtig als möglich ihr Zimmer zu verlaſſen. Es gelang und horchend trat ſie auf den Korridor hinaus. Nichts war mehr zu hören. Sie kann nur zur Frau von Rambert geſchlüpft ſein, ſagte ſich die Bon⸗ temps und bewegte ſich leiſe nach der Zimmerreihe hin. Jetzt hielt ſie vor der Thür des Gemachs, in dem der verwundete Hauptmann lag; ſie wußte, daß hier Margot wachend weilte, und nur hier konnte Ilſe ſein. Horchend neigte ſie das Ohr dem Schlüſſelloche zu. 3 8 Sie vernahm eine Stimme, doch war es nicht die Ilſens— es war der Verwundete, der ſprach. 8 Was thuſt Du Margot? klang es matt, doch deutlich durch die tiefe nächtliche Stille an Lucie's Ohr. Laß ab— laß ab. Ein ſchwacher, weher Seufzer folgte, dann hörte Lucie nichts mehr. Nur war es ihr, als ob ſich Jemand ſchwer in einen Sitz niederlaſſe. Was war hier vorgegangen? Die Bontemps vermochte nicht es zu ent⸗ räthſeln. Dafür überkam ſie ein gleich unerklärliches Grauen. Eines nur glaubte ſie beſtimmt zu wiſſen: Ilſe war nicht bei ihrer Couſine. Sie ſelbſt hatte ſich wohl in ihrer Wahrnehmung getäuſcht. Da vernahm ſie nochmals einen wehen, langhinzitternden, dann leiſe erſterbenden Seufzer, den nur der Verwundete ausgeſtoßen haben konnte und von Furcht und Entſetzen erfaßt, eilte die Bontemps wieder ihrem Zimmer zu. Bevor ſie daſſelbe betrat, näherte ſie ſich der Gangthür von Ilſens Schlafzimmer. Ein leiſer Druck auf den Griff des Schloſſes ſagte ihr, daß auch dieſe Thür verſchloſſen ſei, natürlich— nur von innen. Ilſe ſchlief und die Bontemps konnte ſich nur getäuſcht haben. Wie wäre der Zufall auch anders zu erklären geweſen? Mit ſolchen Gedanken beruhigte ſie ſich und ſuchte ihr Lager wieder auf dem Morgen entgegenzuſchlafen, der wohl die Erlebniſſe dieſer bangen und un⸗ heimlichen Nacht aufklären wuͤrde. Zehntes Kapitel. Ein Morgen ſchlimmer als die Nacht. Fräulein Bontemps' Vorausſetzungen ſollten ſich in einer Weiſe erfüllen, wie die wackere Gouvernante es nimmer hätte ahnen können. Schon die erſten Morgenſtunden brachten Schlag auf Schlag die Löſung des nächtlichen Räthſels. Das Licht des jungen ſonnigen Tages, war kaum in das Innere der Wohn⸗ räume des Imhof'ſchen Hauſes gedrungen, der größte Theil ihrer Bewohner überließ ſich noch immer mehr oder minder tiefem Schlaf, als plötzÜich in dem von Rambert'ſchen Appartement Schreckensrufe weiblicher Stimmen laut wurden, die bald das ganze Haus in Bewegung brachten, ſeine Inſaſſen aus den Betten und in ängſtlicher Haſt nach dem oberen Stockwerk trieben. Auch Herr Imhof hatte ſo raſch als möglich ſein Lager verlaſſen und ſich aukleidend, klingelte er M. Lichtenberger, 7 Die Encre Japonaise hat ſpeziell eine große Copirfähigkeit und iſt ſomit Ich bringe mein bei den erſten Bank⸗ und Handelshänſern des In⸗ und Auzlandes Lager in 6491 beſtens eingeführt, Zu beziehen in Maunheim bei der Expedition d. Bl., E 6, 2, fertigen in Mauugenm neben der katholiſchen Spitallirche. Wa 8 n Preiſe für Copirtinte:) 2 ½e Liter Mk. 2..25 75 Pfg. 50 Pfg. 25 Pfg. 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Frau von Nambert's Kammerfrau, ſo erzählte Gottfried, indem er dem alten Herrn beim Ankleiden behülflich zu ſein ſuchte, ſei mit Be⸗ ginn des Tages aufgeſtanden, um nach ihrer Herrin zu ſehen, die ja die ganze Nacht am Bette des Verwundeten gewacht, doch habe ſie dieſe in ihrem Lehnſtuhle in tiefem Schlaf verſunken gefunden,— die Aufgabe ſei wohl über deren durch die Aufregung bereits geſchwächten Kräfte gegangen. Nach⸗ dem ſie Frau von Rambert ſchonend geweckt, ſei ihr Blick auf den Verwun⸗ deten gefallen und ein entſetzlicher Anblick habe ſich ihren Augen geboten. Von Blut überſtrömt, habe der Hauptmann dagelegen, ohne Bewegung, ohne ein Zeichen des Lebens, ſo laut und lamentabel die beiden Frauen ihn auch gerufen, und auf andere Weiſe zu wecken verſucht hätten. Der Ver⸗ band ſei von der Wunde gewichen und nur der Verwundete ſelbſt hätte dies thun können, da ſeine Hand die Binde noch immer krampfhaft gehalten habe. Eine Verblutung ſei ſomit unvermeidlich geweſen und Herr von Rambert müſſe wohl ſchon ſeit mehreren Stunden todt ſein; ſein Körper ſei bereits ſtarr und kalt, wovon er ſich ſelbſt überzeugt. Er habe ſofort einen Bedienten zu dem in der Nähe wohnenden Arzt des Hauſes, Medizinalrath Wenkheim, geſandt, der in kürzeſter Zeit eintreffen und, wenn noch zu helfen, gewiß auch helfen werde. Herr Imhof hatte ſich niederlaſſen müſſen, ſeine Kräfte waren ihm bef dieſem entſetzlichen Bericht, deſſen Zuſammenhang er ſofort zu erkennen glaube, wie abhanden gekommen und nur durch Laute des Schreckens begleitete er Yn. Nur langſam erholte er ſich und vermochte er ſich ſoweit fertig anzukleden, daß er auf ſeinen Kammerdiener geſtützt, den Gang nach Margot's A ments antreten konnte. Hier fand er die Ausſage des alten G 1 beſtätigt, doch neues Weh geſellte ſich zu dem bereits zu erduldenden. Flößte ihm der Anblick des mit Blut überſtrömten Todten Schrecken und Grtten ein, ſo bot Margot ein Bild des Jammers dar. Auf den Knieen lag ſie vor dem Lager ihres todten Gatten, ſchluchzend und die Hände ringend, Eden Troſt mit wilder, verzweiflungsvoller Geberde abwehrend. Dieſes Zuſpechen ſchien ſogar einen verſtärkten Anfall ihrer Aufregung zur Folge zu hahe, denn bald geberdete ſie ſich wie eine Wahnſinnige. Unter gellendem Ammern wollte ſie ſich über die blutige Leiche werfen und nur mt Müß bermochten die Anweſenden ſie zurückzuhalten und zu bändigen. Sole) exſezliches Ringen dauerte eine ganze Weile, bis ſie plotzlich keuchend zuſamenbrach und von ihrer Umgebung gefaßt und gehalten nach dem Divan chracht und darauf gebettet wurde. In dieſem Augenblick trat der Medizinglrach Doyr Wenkheim in das Zimmer. Er halte auf der Treppe, auf dem Korkidor% Jammern und Weh⸗ klagen Margot's gehört und ein Blick auf das Leie, ſagte ihm, was ge⸗ ſchehen. Ohne ſich mit Frau v. Rambert zu heſche die in einem beiam⸗ Verautwortiich iür den rebaltioneſſen Theil L. Srey für den Relſmen⸗ und Inſeraten⸗Lheil F. A. Wenle, beide in Mg * ———902 22—— S SP— SSS000000000 7 8. September. Original⸗Telegramme und Neueſte Nachrichten Kaſſel, 5. Sept. Geſtern wurde dem in Wehlheiden befindlichen Julius Lieske von Zoſſen das Urtheil des Reichsgerichts zugeſtellt, welches die von ihm eingelegte Reviſion verwirft. Eine beſondere Er⸗ regung des nunmehr rechtskräftig verur⸗ theilten Mörders des Polizeiraths Dr. Rumpff ſoll nicht wahrnehmbar geweſen ſein. Die Entſcheidung, ob der Kaiſer von ſeinem Begnadigungsrechte Gebrauch machen wird, ſelbſt wenn der Verurtheilte kein Gnadengeſuch einreichen ſollte, wird erſt in einigen Wochen erfolgen. Falls es zur Vollſtreckung des Urtheils kommt, wird die Enthauptung in dem neuen Wehlheidener Gefängniſſe erfolgen. Den Vollzug leitet der erſte Staatsanwalt in Gegenwart von zwei Richtern des Land⸗ gerichts und des Vorſtehers und von 12 an⸗ geſehenen Einwohnern des Ortes der Exeku⸗ tion. Ueber die Zulaſſung weiterer Perſonen und Vertreter der Preſſe entſcheidet der betreffende Staatsanwalt. Königsberg. Schlimmer als die Karolinenfrage iſt, ſind für die Oſt⸗ und Weſtprovinzen die Maſſenausweiſungen. Nach den neueſten Berichten ſind cirka 3000 Perſonen bereits des Landes ver⸗ wieſen. Danziger Blätter beklagen den Ruin Danzigs, der unbedingt als eine Folge der Ausweiſungen eintrete. Das nennt man ſchneidig. Paris, 6, Septbr. Die Pariſer Zei⸗ tungen bezeichnen eine Einigung Deutſch⸗ lands und Spaniens als wünſchenswerih, glauben aber vorausſehen zu ſollen, daß die Sache ſchwierig ſei. Das„Journal des Debats“ betrachtet die ſpaniſche Re⸗ gierung als vor die Alternative eines diplomatiſchen Bruches oder einer inneren Kriſis geſtellt. Ein offtziöſes Telegramm aus Paris meldet:„Der General Courcy iſt aus Quin⸗Hon nach Hue zurückgekehrt. In der Provinz Quin⸗Hon ſind erhebliche Un⸗ ruhen ausgebrochen. Eine große Anzahl Chriſten ſind niedergemetzelt, mehrere Dörfer wurden eingeäſchert. General Prudhomme iſt beauftragt, die Ordnung wieder herzuſtellen und beſetzte deßhalb die Eitabelle. Es ſind energiſche Maßregeln getroffen worden. Thuong iſt aus der Regierung entfernt worden.“ tadrid, 5. Sept., Abends. Das Ge⸗ bäude der deutſchen Geſandtſchaft wird von 50 Gensdarmen bewacht, Militäriſche und politiſche Clubs verlangen Revanche gegen Deutſchland. Die liberalen Blätter fordern einſtimmig die Kriegserklärung an Deutſchland. Madrid, 7. Sept. Benomar hatte eine Unterredung mit den Vertretern im aus⸗ wärtigen Amte. Eine geſtern abgegebene Erklärung des Geſandten Grafen Solms beſagt, daß durch den Zwiſchenfall von Badiſche Volks⸗Zeitung. Map weder der Gang der Unterhand⸗ lungen noch das friedliche Ergebniß in Frage geſtellt ſei. Die Rechtsfrage würde jedoch in keiner Weiſe dadurch präfudizirt. Deutſch land hätte, wenn die Anſprüche Spaniens aufrecht erhalten werden könnten, die In⸗ ſel bis nach erfolgter Verſtändigung zu beſetzen unterlaſſen.(Während dem Druck des Blattes eingetroffen.) Zum ſpaniſch⸗deutſchen Conflikt · 8+ Jedes Intereſſe am öffentlichen Lehen wird in dieſer Stunde zurückgedrängt von der athemloſen Spannung, mit welcher alle Vorgänge, die ſich jetzt in Madrid und zum Theile auch in Paris vollziehen, be⸗ obachtet werden. Die hiſpaniſche Halbinſel, welche einſt die unſchuldige Urſache geweſen iſt an dem männermordenden Kriege, der vor fünfzehn Jahren mit dem Siege der deutſchen Waffen auf der ganzen Linie ſeinen Abſchluß ge⸗ funden hat, gleicht in dieſem Augenblicke einem Vulkan, deſſen unterirdiſches Toſen und Donnern den nahen Aushruch ver⸗ kündet. Bereits züngeln die erſten blutig⸗ rothen Flammen auf der Mündung des Kraters, düſteres graues Rauchgewölk ballt ſich zuſammen und jede Minute kann uns die Nachricht von einer gewaltigen Eruption verkünden. Sollte es wirklich ſo weit kommen, daß ver⸗ heerende Lavaſtröme zu Thale ſich ergießen ſollten, ſo drohen ſie ſicherlich in erſter Linie Vernichtung der nächſten Umgebung, aber der Aſchenregen kann auch ſehr leicht das ruhige Haus treffen in dem wir ſelbſt wohnen, ſo daß wir dann zum Schutze unſeres Heims die von den Geſetzen der Selbſterhaltung und der Nothwehr diktir⸗ ten Maßregeln ergreifen müßten. Faſſen wir den Thatbeſtand zuſammen 1 10 * und reihen wir in eine chroniſtiſche Reihenfolge den Sturm der Depe⸗ ſcheu zuſammen, mit welchem uns der vom elektriſchen Funken durchzuckte Draht ſeit Sonnabend überſchüttet hat, ſo gelangen wir zum folgenden Thatbeſtand. Schon die Beſetzung von Inſeln in der Karoline⸗Gruppe durſch Deutſchland hat das leicht erregbare ſpaniſche Blut in fieberhafte Wallung gebracht. Nicht edler Patriotismus allein erfüllte hiebei des ſtolzen Hiſpaniers Herz, und nicht blos der Wunſch, eine vermeintliche Schmach die man erfahren mit Blut abzuwaſchen, ſon⸗ dern die Verwirrung, welche dadurch für die Regieruug des Königs Alfonſo ge⸗ ſchaffen word, wollten andere politiſche Parteien begützen, um ſelbſt ans Ruder zu gelanger. Die Polksaufläufe, welche in der vorigen Woche die Gemüther beun⸗ ruhigten, ſüld ſicherlich zum Theile auch von dieſen Parheiſtrebungen inſcenirt worden. Bereits fingen aber unter dem Einfluſſe der Beſonnenheit der Regierung die Ge⸗ 5. Seite- Blitz aus heiterem Himmel in Spanien am Freitag Abend die Nachricht eintraf, daß die unweit der eigentlichen Karolinen gelegene Inſel Vaß zu deren Beſetzung der ſpaniſche Dam⸗fer Manila am 24. Auguſt die nöthigen Anſtalten traf, von einem deutſchen Kanonenboote angelaufen worden ſei, daß dieſes raſch Mannſchaften ausgeſchifft habe, welche die deutſche Flagge aufhißten und im Namen des Deutſchen Reiches Beſitz von der Inſel ergriffen, obwohl der Kommandant der vor dieſem Eiland liegenden Schiffe gegen dieſe Beſetzung Proteſt erhobeu. Sofort ſammelte ſich auf dieſe Nachricht hin in Madrid eine gewaltige Menſchen⸗ menge an, welche vor das Gel deutſchen Geſandtſchaft zog, die Fenſter in demſelben einwarf und das deutſche Wappen herunterriß. Die Polizei wurde nicht Herrin der Bewegung, zwar gelang es ihr, einige Verhaftungen vorzunehmen, allein ſie mußte dem Anſturme der Menge weichen u. die Gefan⸗ genen herausgeben. Das eroberte Wappen wurde nach der Paerta del Sol geſchleppt und vor der Wohnung des Miniſters verbrannt, unter dem tauſendſtimmigen Rufe:„Nieder mit Deutſchland!“ Von hier aus begab ſich der nach Tauſenden zählende Zug zum franzöſiſchen Geſandt⸗ ſchaftshotel und brachte dem Franzöſiſchen Botſchafter in demonſtrativer Weiſe eine rauſchende Ovation dar. Dann ging es vor das Palais des Miniſter⸗Präſidenten, von dem die Menge verlangte, daß er ſofort an Neutſchland den Krieg er⸗ klären ſolle. An aufrege den Nachrichten fehlte es gleichfalls nickt. Man verſicherte, der König werde ofort ein Miniſterium der Nationalvertheihigung ernennen; die Re⸗ gierung habe Fiſchloſſen, den Gouverneur von Yap uné die Kommandanten der beiden Schiffe, welche die deutſchen Trup⸗ pen ſich ausſcheffen ließen, ohne ſie daran zu hindern, alguſetzen; auch das deutſche Geſdsvader von Zanzibar habe Befehl erhaln, nach den Karolinen zu ſegeln; ein fändlicher Zuſammenſtoß der Schiffe ſei umittelbar bevorſtehend u. ſ. w. Gaſtern endlich meldete noch der Tele⸗ grapſ, daß die beiderſeitigen Botſchafter — Fer ſpaniſche aus Berlin, der deutſche aus Madrid heimbeordert worden ſeien, da ein längerer Depeſchenwechſel ein befriebigendes Ergebniß nicht zur Folge gehabt habe. Dieſe Nachricht von dem Abbruche der diplomatiſchen Beziehungen hat ſich aber bisher noch nicht beſtätigt. Der deutſche Geſandte, welcher ſich in La Granja aufhielt, iſt Samſtag Morgens nach Madrid zurückgekehrt; er wurde von der Civilbehörde mit ſtarker militäriſcher Eskorte zum Botſchaftshotel geleitet, Volks⸗ demonſtrationen fanden nicht ſtatt, aber von ſeiner Abreiſe verlautete bisher auch noch nichts. Das iſt der eigentliche Thatbeſtand. Wir wollen nicht vergeſſen, daß wir es mit müther an ſich zu beruhigen, als wie ein ◻ ———— Reichshank%. Coursblatt der Frankfurter Börse vom 5. September 1685. dem romaniſchen Völkerftamme und einer heißblütigen Nation zu thun haben, deren Volkscharakter in ſich etwas vom ritter⸗ lichen Cid aber auch etwas vom nicht ganz ernſthaft zu nehmenden Don Quiſote ver⸗ einigt. Die Spanier ſind noch nicht ganz im Stande, der plötzlich veränderten Ver⸗ ſchiebung des Weltmacht⸗Schwerpunktes gebührend Rechnung zu tragen, da ſie jetzt plötzlich vor die Karolinen⸗ Frage geſtellt, an Errungenſchaften in ihrem Kolonialbeſitze gemahnt werden, welche ſie an die glorreichſten Tage der hiſtoriſchen Geſchichte erinnern. Während die Spanier in leidenſchaftlichen Wuthaus⸗ brüchen gegen uns toben, verlieren wir kei⸗ nen Augenblick die Ruhe und Beſonnenheit, deren Vorhandenſein ſtets ein unleugbares Uebergewicht über einen zornſprühenden Widerſacher verleiht. Und je kälteres Blut wir bewahren, deſto leichter werden wir merken können, wie man ſich bei unſeren Nachbarn in Frankreich kaum die Mühe gibt, ſeine Schadenfreude über den drohenden Kon⸗ flikt, in den wirmit Spanien verwickelt werden, zu verbergen. Beinahe ſcheint es, als wolle Frankreich ſich mit dieſen Hetzereien einen Bundesgenoſſen für ſpätere Fälle gegen den deutſchen Erbfeind ſichern, einen Bundesgenoſſen, den man die Kaſtanien auch allein aus dem Feuer holen laſſen würde.— Wie es weiter geht und wie die Sache endigt? Es handelt ſich für uns um die Austragung von zwei Dingen. Einmal um die Beſetzung der Karolinen; in dieſer Sache wird die deutſche Regierung, wie ſie dieſes ſelbſt erklärt hat, ſich gerne dem Schiedsſpruche einer dritten unparteiiſchen Macht fügen. Sodann aber kommt eine bedeutend heicklere und ungleich ernſtere Frage an die Reihe und das iſt die Ge⸗ nugthuung für die dem deutſchen Schilde widerfahrene Schmach. Eine Genugthuung dafür bleibt unbedingt an die Fortdauer der Dynaſtie Königs Alfons XII. ge⸗ bunden. Und dieſe Frage iſt die allerwichtigſte und intereſſanteſte, ob dieſe Dynaſtie auszudauern im Stande ſein und von der Sturmfluth, die gegen ſie anſchwillt, nicht hinweggeriſſen werden wird. Ein republikaniſches Re⸗ giment in Spanien, das ſein Vertrauen auf das verbündete und befreundete Frank⸗ reich ſetzt, wird ſich ſchwerlich ſo raſch zu einem ſolchen Akte der Genugthuung herbei⸗ laſſen, der doch einer Verleugnung des Urſprungs dieſer republikaniſchen Regie⸗ rung gleich käme. Dieſe Erwägung wird denn auch unſeres Erachtens die un⸗ ausbleibliche Genugthnungsforderung des Herrn von Bismarck ſehr ſtark mäßigen, wir ſind ſogar überzeugt, daß er lieber den ganzen Conflikt vermieben haben würde, als eine Stärkung des republi⸗ kaniſchen Gedankens durch ſein Vorgehen gefördert zu ſehen. —————————— Präm.-Erklärung 28. Sept. Uitimo 29. Sept. Privat-Disc. 2¾8. 15 510 52 apf Mari* 173%/ 52. Bank-Aktien. 4 Gest. Staats.ſ99/16 C. 4 Bayer. Prämien 132— F. 5 Frbfb. vrm. Brönnerſel 2 4 l. 104½ G. WckIb. Pien. Pr. 4½ Dtsch. Reichsbk. 142/ bz. ſ Oest..-VIII. E. Fr. S0/ G. 44 Bad. Pri lien 180½% bz 4 Erkf. Brauerei Ges. F 4 Preuss. 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Wohl nirgends iſt die Zeit nützlicher und fröhlicher angewendet, wie auf dem Turnplatze. Die Leitung der Uebungen iſt bewährten Händen anvertraut, unſere Turn⸗ halle iſ mit den beſten Geräthen ausgeſtattet und es findet der Unterricht zu folgender Zeit ſtatt: Montag Abends—10 Riegenturnen, Dienſtag„—10 Männerturnen, 75 Mittwoch„—10 Riegenturnen, Freitag—10 Kürturnen, Samſtag„—10 Männerturnen, Wir laden zur Betheiligung an dieſer gefündeſten aller Leibezübungen ganz beſonders ein. Anmeldungen werden entweder in der Turnhalle während der Uebungs⸗ ſtunden entgegengenommen, oder können ſchriftlich bei dem unterzeichneten Bor⸗ ſtande eingereicht werden. 5 87⁰⁸ Der Porſtand des Kurnvereius Mannheim: Stephan Rüttger, Ehrenvorſitzender. Hugo Flöſſel, Vorſitzender. Wilhelm Rub, Turnwart. Carl Stiefel, Schriftwart. Emil Ayfel, Zeugwart. Rud. Graab, Caſſenwart. Carl Schweikert, Beiſitzender. Gg. Roos, Beiſitzender. Tanz⸗Inſtitut Kühnle. 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