Abonnementspreis: rr Monat 50 Pg.— Auswärts durch die Paßt 65 Pfg⸗ unnheim bei der Expedition E 8, 2, ſowie bei allen Fwei ⸗Expebitionen und Trägerinnen.— Auswärts bei allen Poſt⸗Anfkalten des deutſchen Reiches und den Briefträgern. Die Badiſche Volkszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ Man abonnirt in und Feiertage. Herausgeber Or, jur. Bermann Daas in Mannheim. Geſchichts⸗Kalender. Am 10. Oktober. 1791. Der Dichter C. F. D. Schubert zu „Stuttgart geſtorben. 1795. Die Oeſterreicher unter Clairfait gehen bei Offenbach üher den Main, um bei Nidde die Franzoſen unten General Jour⸗ dan e Dieſe zogen ſich eilends gegen Mainz, welches noch im Beſitz der Deutſchen und von den Franzoſen belagert 1 zurück. bei Saalſelb Treffen bei Saalfeld zwiſchen Fran⸗ oſen Preußen, in welchem Palnz ouis Ferdinand den Heldentod findet. 4863. Der deutſche Bundestag beſchließt die Exekution gegen den däniſchen König und beauftragt damit die Regierungen von Sachſen und Hannover, denen Oeſterreich und Preußen helfen ſollten. 1870. Die Bayern ſchlagen die Loire⸗Armee bei Arteney. Die diesbezügliche offizielle Depeſche meldet, daß hierbei 3 Geſchütze erobert und 2000 Gefangene gemacht wurden. An demſelben Tage trieb die Cavallerie⸗ Diviſion Rheinbaben, 4000 Mobilgarden bei Chariſy über die Eure zurück, wobei letztere erhebliche Verluſte erlitten. Die Erbſchaft Gambetta's. Das Liſtenſkrutinium, nach welchem am vorigen Sonntag zum erſten Male die franzöſiſchen Deputirtenwahlen vollzogen ſind, darf als die einzige große und muth⸗ maßlich dauernde politiſche Erbſchaft Gambetta's gelten. An dieſen Plan hat er die Geiſtesarbeit ſeiner letzten Jahre verwendet. Und wenn die Parze ſeinen Lebensfaden raſch abſchnitt, ehe das Liſten⸗ ſkrutinium Geſetzeskraft hatte, wenn daſ⸗ ſelbe erſt nach ſeinem Tode in die öffent⸗ lichen Inſtitutionen Frankreichs eingeführt wurde, ſo iſt doch er der Vater dieſes Wahlmodus, den Ferry dem franzöſiſchen Volke nicht mehr vorenthallen konnte, ſo gern er es wollte. Wenn Gambetta noch lebte! rufen heute betrübt, beſtürzt und niedergeſchlagen die Gambettiſten oder— wie ſie ſich ge⸗ wohnlich nennen— die Opportuniſten. Auf ihn, auf ſeine hervorragende Perſon war das Liſtenſkrutinium zugeſchnitten. Seine Name würde am Sonntag eine Zugkraft geübt haben, die ſtark genug geweſen wäre, den Opportuniſten zu einem gewaltigen Siege zu verhelfen. Jetzt ſind ſie bedenklich klein geworden, von PFEFP———————————————————— Kleine Mittheilungen. Eine höchſt unliebſame Ueberraſchung wurde jüngſt den der Stutz⸗ chen Geſellſchaft zu Theil, einer kleinen merikaniſchen Trüppe, die gegenwärtig in Galveſton in Texas gaſtirt, und während dieſer Zeit in dem Saal eines dortigen Gaſt⸗ hofes, des Montgomery Hotel, gemeinſam logirt.— Die Vorſtellung war vorüber, die Leute, die den Abend ſchwer am Thespis⸗ karren gezogen, lagen in tieſem Schlummer. Da öffnete ſich leiſe die Thür zu ihrem Schlafzimmer, und eine Anzahl Spitzbuben, ſelle aus dem Zuchthauſe entſprungene Ge⸗ ellen, ſchlüpfte in den Saal, Unhörbar entledigten ſie ſich ihrer Bucht⸗ häuslerkleider, legten dieſe den ſchlafenden Jüngern Thaliens vor's Bett und zogen da⸗ für die„beſten Anzüge“ der Schauſpieler an, nahmen auch die tickenden Uhren von den Nachttiſchchen— es waren„glücklicherweiſe“ nur zwei unter der Truppe, die ſolche be⸗ ſaßen— hießen natürlich auch die mehr oder weniger leeren Portemonnaies der Aermſten mitgehen und neu equipirt, die Spitzbuben ſo ungehört, wie ſie gekommen waren. Als die Beraubten am andern Mor⸗ en erwachten und nach ihren Kleidern grei ⸗ 65 wollten, ſahen zu ihrem Schrecken, aß dieſe ſich über Nacht in„Coſtüme“ ver⸗ wandelt hatten. Böswillige 0 8 erzäh⸗ len, daß manch' einer der alſo Beſtohlenen den Tag über im Bett verbringen mußte, weil er nur— weil ihm der Schreck ein Unwohlſein zugezogen. Die Räuber wurden noch am nämlichen Tage von zahlreich auf⸗ ebotenen Mannſchaften in einem nahen Ge⸗ 8015 ausfindig gemacht. Vier von ihnen ſind bereits dingfeſt gemacht worden, und es iſt Hoffnung vorhanden, Stadt-Anzeig Organ für Jedermann. der Rechten wie von der Linken bricht der Sturm auf ſie herein und es iſt nicht unmöglich, daß ſie durch Gambetta's Hin⸗ terlaſſenſchaft aus ihrer einflußreichen Stellung völlig verdrängt werden. Noch ſind lange nicht alle Wahlreſul⸗ tate bekannt. Wenn man bedenkt, daß jeder Pariſer Wähler— ſoweit er ſich überhaupt an der Wahl betheiligt hat, und die Theilnahme war eine ſehr große — 38 Kandidaten auf ſeinen Zettel ge⸗ ſchrieben hat, ſo kann man ſich einen ungefähren Begriff von der Mühſeligkeit des Zähler⸗Amtes machen. Dazu kommt, daß unendlich viele Liſten aufgeſtellt und dadurch eine Zerſplitterung der Stimmen herbeigeführt iſt, die bei jedem anderen Wahlmodus undenkbar ſein würde. Damit aber hatten die Wähler noch nicht genug. Vielen genügten die gedruckten Liſten nicht. Der hatte gegen jenen, der gegen dieſen Kandidaten Etwas einzuwenden, wieder die Anderen wollten einen Mann, dem es trotz aller Intriguen nicht gelungen war, einen Platz auf einer Liſte zu erobern, zur Berühmtheit verhelfen— und ſo kam es, daß außer den gedruckten Liſten noch zahlreiche geſchriebene abgegeben wurden, die das Zählen noch mehr er⸗ ſchwerten. Wahrſcheinlich wird im Augen⸗ blick, in dem wir dieſes ſchreiben, das Reſultat in Paris noch nicht feſtge⸗ ſtellt ſein. In den Departements, namentlich in den dünn bevölkerten mit vorwiegend ländlicher Bevölkerung, iſt dies Zählge⸗ ſchäft freilich ein weit leichteres. Nicht allein, daß viel weniger Liſten zu zählen ſind, die Liſten ſind auch weniger umfang⸗ reich, umfaſſen vielfach nur 10, 12 Stim⸗ men. Dieſem Umſtande iſt es zuzuſchrei⸗ ben, daß die erſten definitiven Wahlſiege, welche gemeldet wurden, von Monarchiſten errungen waren, die in den dünn bevöl⸗ kerten Departements auch vorher ſchon Majoritäten beſaßen. Dieſe erſten Nach⸗ richten riefen alſo keine Erregung hervor. Jede neue Meldung aber wußte von wei⸗ teren Siegen der Monarchiſten zu melden und zwar nicht mehr allein in ihren alten Domainen, ſondern auch in Departements, die bisher als unbeſtritten republikaniſch galten und in deren ien Arrondiſſe⸗ er— Schauſpieler wieder 11 ihren Klei⸗ ern kommen. Es braucht wo l kaum hinzu⸗ gefügt zu werden, daß in Galveſton viel auf Unkoſten der„unfreiwilligen Zuchthäusler“ gelacht wird, Daß die Großen bei den Kleinen in die Schule gehen, dieſes ſeltene Schauſpiel vollzieht ſich zur Zeit in Berlin. Der Stern der liliputaniſchen Schauſpielergeſellſchaft, die egenwärtig mit ſenſationellem Erfolge im Königſtädtiſchen hegter gaſtirt,— Ghrner, iſt nämlich unter die dramatiſchen Lehrerinnen gegangen. Frl. v. St, die älteſte Tochter eines angeſehenen Mannes in Berlin., hatte bislang ihrem Papa ch in den Ohren gelegen, daß er ihrem durch augen⸗ ſcheinliches Talent unterſtützten Bühnendrange nachgebe. Nach einem Beſuche der v. St ſchen Familie bei den Liliputanern, unter denen namentlich die kleine Soubrette Frl. Görner den alten Herrn v. St. begeiſterte, ließ ſich dieſer erweſchen, zu einem Unterrichtskurſus einer Tochter bei der kleinſten aller Sou⸗ retten ſeine Zuſtimmung zu geben. Die Zwergin war über dieſen Antrag nicht wenig erſtaunt, nahm ihn aber na 0 0 Be⸗ ſinnen an,— und jetzt entwickeln ſich in der fielir„dramatiſchen Stunde“ ebenſo poſ⸗ irliche wie intereſſante Unterrichtsſeenen. ie ine Lehrerin iſt furchtbar energiſch, lauter„große“ Bewegungen und exerzie mit wahrem Feuereiſer mit, ihrer großen Schülerin. Frl v. St. aber iſt überaus anſtellig und gleichzeilig galant ge⸗ nug, ihre kleine Lehrerin häufig durch Bou⸗ quets und andere Angebinde zu erfreuen. Wer weiß, ob aus 99299 merkwürdigen Lehr⸗ und Freundſchaftsverhältniß nicht eine Sou⸗ bretten⸗Spezies entſpringt, die die künſtleriſche verlan eeeeeeeeeeeeeee. auch die übri⸗ ments bei dem ſeither beſtandenen Modus der Arrondiſſementswahl zweifelsohne re⸗ publikaniſch gewählt worden wäre. Die Monarchiſten werden moͤglich erweiſe in Stärke von mehr als 200 Mann in die Deputirtenkammer eintreten, d. h. die 5 ihrer Sitze wird nahezu verdoppelt ein, Auf der anderen Seite iſt es ſehr wahr⸗ ſcheinlich, daß die radikalen Parteien trotz ihrer Uneinigkeit unter ſich keine Einbuße erleiden werden, ja man rechnet allgemein darauf, daß auch ihnen ein Stimmenzu⸗ wachs zu Theil werden wird. Und das Alles auf Koſten der Oppor⸗ tuniſten! Wie konnte dieſer überraſchende Aus⸗ gang der Wahlen eintreten? Es wird darauf hingewieſen, und mit großem Rechte, daß die verſchiedenen Gruppen der Monarchiſten, geeint durch das ultramon⸗ tane Band, das ſie bis auf einen kleinen Theil der Bonapartiſten umſchlingt, über⸗ all nur mit einer Liſte hervorgetreten ſind. Das mußte ihnen gegenüber den Republi⸗ kanern einen Vorſprung ſichern. Aber allein erklärt dieſe geſunde Taktik noch nicht die überralchenden Erfolge. Man wird vielmehr anzunehmen haben, daß ſich die Republikaner durch ihre inneren Zwiſtigkeiten, die gelegentlich des Sturzes Ferry's den häßlichſten Charakter annah⸗ men, die Gunſt weiter Kreiſe verſcherzt haben. Dazu kommt das Zurücktreten der durch ihre Autorität in den Arron⸗ diſſements bisher ſiegreichen Lokalgrößen hinter die von den Zentralkomites aufge⸗ ſtellten Kandidaten, die oft keine Fühlung mit der Bevölkerung haben. Dazu kom⸗ men endlich die ſchweren Mißgriffe, die das Intriguenſpiel zeitigte. Die Zuſammenſetzung der nächſten Deputirtenkammer läßt ſich auch jetzt noch nicht überſehen. Doch iſt es ſehr wahr⸗ ſcheinlich, daß die Monarchiſten mit den Radikalen eine Majorität erreichen werden. Wenn nun dieſe beiden Gruppen auch gar keine Berührungspunkte mit einander haben, ſo geſchah es doch jetzt ſchon zu⸗ weilen, daß ſie, nur um der Regierung Schwierigkeiten zu verurſachen, mit ein⸗ ander Hand in Hand gingen und ſo ein Kabinet ſtürzten. Das dürfte doch in Erbſchaft der unvergeßlichen Wegner anzu⸗ treten vermag? Brauchen könnten wir es ſehr nöthig! Morphiumgeſäße mit tung. Traurige Fälle, in denen in Apo⸗ theken bei Zubereitung von Arzneien Ver⸗ wechſelungen von mehr oder minder ſchäd⸗ lichen Medikamenten vorkommen, ereignen ſich leider immer 19 Kürzlich berichteten wir in unſerem Feuilleton von einem derartigen Falle, der ſich in Hoboken in Amerila exeig⸗ nete und dem zwei blühende Menſchenleben zum Opfer ſielen. Die hei uns erlaſſenen eſetzlichen Vorſchriften, die ſich auf verſchieden⸗ ſ und getrennte Aufſtellung er Haß en beſchränken, ſcheinen nicht zu ge⸗ nügen. Die Danziger Zeitung macht daher auf eine von Herrn Apotheker Hildebrand in Danzig erfundene patentirte Einrichtung auf⸗ mertfam, welche wohl Mi erſcheint, ſo chen verhängnißvollen Mißgriffen für die Zu⸗ kunft vorzubeugen. Die Morphiumgläſer ind unten mit einer Metallumhüllungs verſehen, in der ſich eiue Glockenläutevorrichtung befindet, die bei der leiſeſten Berührung der Flaſche hell ertönt; es iſt kaum denkbar, daß ein Menſch, ſelbſt im ſchlaftrunkenen 18 ande, dieſes Warnungsſignal überhören ſollte, Dieſe Morphiumgläſer bereits in zwei Danziger Apotheken im Gebrauch. Reiche Fagdaründe. Auf dem Jagd⸗ terrain des Freiherrn von Falkenhauſen zu Bielau bei Neiſſe hat nach einer Mitheilun des„Sporn“ am 14. Sept. d. J. eeinzel⸗ ner Schütze ohne jeden Hund in eer Zeit von J0½ Uhr Vormittags bis 4 Uhr Näch⸗ mittags 136 Rebhühner geſchoſſen, Es wur⸗ den an dieſem Tage von 5 Schützen ca. 450 Rebhühner, am daxauf folgenden von 8 Schützen gegen 470 Hühner und einige Wach⸗ Roiationsdruck der Or. H. Haus'ſchen uchdruckeroi, Eh, neben der katholiſchen Spitalkirche in Mannmimn. er und Handels-Zeilung. Samſtag, 10. Oktober 1685. Anfertionspreis: Die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 10 Pfg. Audbürkids Anzeigen 20 Pfg.— Reklamen 30 Pfg. Anzeigen werden von gllen Annoncen⸗Expeditionen, von unſeren Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Verlag entgegengenowmen Bei größeren Aufträgen Rabatt, * Zukunft noch häufiger der Fall ſein, die parlamentariſchen Kämpfe werden ohne Frage noch heftiger und erbitterter, die Stabilität der Regierung wird noch ſchwankender werden, als bisher. Die Republikaner, und gerade die am meiſten geſchädigten Opportuniſten haben die Liſtenwahl geſchaffen. Sie dürfen ſich nicht beſchweren, wenn ſich dieſelbe als ein zweiſchneidiges Schwert erweiſt. werden vielmehr lernen müſſen, ſich in den neuen Wahlmodus zu finden, ſie werden ſich darüber klar werden müſſen, daß nur ein feſtes Zuſammengehen bei den Liſten⸗ wahlen den Sieg ſichert. Ob ſie dieſe Erfahrung beherzigen werden, das wird ſich bereits bei den zahlreichen— gegen 200— Stichwahlen herausſtellen, die er⸗ forderlich ſein werden. Wenn ſie bei dieſen noch weitere unliebſame Ueber⸗ raſchungen erfahren müſſen, dann kann es leicht kommen, daß noch im Verlauf der nächſten Legislaturperiode die Republit ernſtlich in Gefahr kommt⸗ Pariſer Wahlen⸗ In der ganzen vergangenen Woche war in Paris nicht ein Mauerfleckchen zu ſehen vor der ungeheuren Maſſe von Wahlprogrammen, Manifeſten und Deputirtenliſten der verſchie⸗ denen Parteien; bis zum Freilag waren nicht weniger als 150,000 große und 300,000 Kei⸗ nere Wahlplakate an den verſchiedenſten Orten affichirt. Die Hochfluth kam aber erſt am Sonnabend; an dieſem 90 wurden nicht weniger als 13 Millionen Plakate an den Mauern, Zäunen, Säulen, Thoren, Gerüſten und wo' nur immer ſich ein Fleckchen Jus Beklebung bot, angeſchlagen, während an 3 Millionen Programme und Liſten 179 Ver⸗ theilung Her chr— Die Wahl ſelbſt ver⸗ lief trotz der ſehr ſtarken Betheiligung dur aus ruhig; während bei dem Wahlkampfe die heftigſten Leidenſchaften getobt, welche die unerquicklichſten Scenen ee rt hatten, ſchienen bei dem Wa gange ſelbſt die eſch nen Parteien an Anſtand und Ruhe⸗ 00 überbieten zu wollen. Es ſind übrigens in Paris außer den 6 Liſten der verſchiedenen größeren Parteien uoch ungefähr W andere von den verſchiedenartigſten 515 ur Vertheilung gelangt. Da waren Fiſten er„Freidenker“, der„Temperenzler“, 5 ſogar der„Heilsarmee“ in Umlauf gebras t. Ein Anarchiſt Jacgues Bonhemme hatte einige zehntauſend Hettel mif dem ſtrikten Befehl: „Enthaltet Euch der Wahleu, denn jede Regie, f 1 5 eken 5 1186 ießlich doch“ vertheilen laſſen. naiv 15 die„Erklärungen“ eines Me. lbert teln erlegt. Das Geſammtreſulfat der au tägigen 50 überſtieg demnach 920 Slüc ederwild. Von Hunden war an beiden agen nur einer eine kurze Zeit in Thätio⸗ keit, wurde aber bald wieder an die Leine genobmmen, während nunmehr frei geſucht wurde mit Treibern, welche zwiſchen den Schützen gingen und die geſchoſſenen Hühner auflaſen.— it der Trockenſegung der Zuider ſee ſcheint man es jetzt eruſt nehmen zu wollen, Die Provinzialſtaaten von Utrecht, Gelderland und Groningen, wie auch eine Reihe von Städten, welche an der Zuiderſee liegen, haben ſich für das Unternehmen gün, tig ausgeſprochen, und ein Ingenieur iſt amit beauftragt, die Koſtenberechnung zu machen, Schon im Jahre 1874, als Heeniskeik ebenfalls Mniſtef, war, kam der Plan zur Sprache, und Erſterer war nicht abgeneigt, die nöthigen Summen für die Unterſuchung des Bodens auszuwerfen; allein die Sache kam über das Stadium S Beſpre⸗ chungen nicht hinaus und gerieth bald in vollſtändige Vergeſſenheit. Dürch die Trogen⸗ legung würde das Königreich um eine Pro, vinz xeicher werden, für welche man bereits den Namen„Wilhelmsland' gefunden hat, und deren Flächeninhalt eiwa zweimal groß ſein würde als der Utrechts. Sollte den Plan wirklich zur erhebditer kommen, dan.. wäre für die Arbeiter auf Jahrs 3 75 geſorgt, und vielleicht wird dieſer Um⸗⸗ tand gerade dazu beitragen, um die Nan⸗ griffnahme nicht nur zu ermöglichen, ſondern zu beſchleunigen. Dagegen haben g Plätze gegen das Vorhaben proteſtirt, die Stadt Monnikandam z. B. kann in der Aus⸗ führung deſſelben nur ihren vollfländigen Untergang erblicken, entgegnete Ele 2, Seite. Al Bädiſche Bolks⸗Zeitung. de Neuviſſe, welche dieſer in ungezählten Mengen den Vorübergehenden einhändigen hieß. Dieſelhen haben nämlich folgenden Ortlaut:„Ich hatte bis zum letzten Augen⸗ blick gehofft, auf die konſervative Viſte geſetzt zu werden. Man hat dies aber ungerechter und undankbarer Weiſe unterlaſſen. Trotz⸗ em bin ich nicht entmuthigt; ich habe auf den 4. Oktober gewartet mit dem feſten Ver⸗ Kauen auf meine Mitbürger und Wähler. h ſage auch deßhalb nicht Adien, ſondern guf Wiederſehen beim Scrutinium!“ Nach den bis 909 vorliegenden Wahlnachrichten ſcheint ſich aber Mr. de Neuville in dieſer Hoffnung auf die Dankbarkeit ſeiner Mit⸗ bürger doch getäuſcht zu haben obgleich ſeine Sanſervativen Geſinnungsgenoſſen mit dem Ausfall der Wahlen gerade nicht unzufrieden ich zeigen dürſten. Man hat ihm gerade eine Stimme gegeben. Nun, er wird ch wohl mit Touchatout tröſten können, er trotz 05,ſeines heiteren Wahlmanifeſtes auch e, Wähler nicht für ſich gewinnen konnte. s würde mir ein großes Vergnügen ma⸗ en, liebe Mitbürger, wenn Ihr mich in die ammer wähltet“, hatte der in Paris ſehr kannte Wahlwitzbold auf ſeinem Programm verkündet,„denn ich würde mich köſtlich amüſiren, Leuten, welche ſchlafen, mit Stroh⸗ 500 die Naſe 90 9 5 ren zu ziehen!“ Die franzöſiſchen De⸗ Putirten dürfen beruhigt ſein, dieſer muth⸗ willige Puck wird ſie nicht bei ihren Bera⸗ thungen ſtören können.— Ebenſo hat man braven Mr. Bertron, des„candidat Mumain? Wahlmanifeſt nicht genügend ge⸗ ürbigt; immerhin hat der Brave dies al einen„Stimmenzuwachs“ zu kon⸗ ſtatiren, er hat in Paris wohl an 30 Stim⸗ mien erhalten. Man muß doch bei der Wahl auch ein kleines Vergnügen haben. Die Herren Weinhändler, gegen die bekanntlich die Pariſer Präſeftur ſo rigoroſe Maßregeln erlaſſen hatte, haben in der Perſon des Mr. 95 1 5 inenr Noytrot 17 1 8 1 Buvergier einen Vertreter für ihre Spezial⸗ intereſſen aufgeſtellt; dieſer erklärt, die„wahre Freiheit“ vertreten zu wollen, worunter der würdige Herr ſehr wahrſcheinlich die unein⸗ geſchränkte„Miſchfreiheit“ verſteht! Das Frei⸗ Heitsgefühl ſcheint ſich aber in Paris doch noch nicht zu einer ſolchen Höhe entwickelt zu Haben, denn, ſoweit bis jetzt erſichtlich, wird Mr. Duvergier kaum 5 bis 600 Stimmen ie ſeiner ehrenwerthen Weinhändler⸗Collegen auf igt haben! Die„Rep. Fran⸗ Saiſe“ erzäl rigens eine recht nette Wahl⸗ Anekdote. Als Elemenceau eben ein Wahl⸗ lokal im F Montmartre betrat, um ſich von ang der Wahlen und ihrem eventuel Sgange ein Bild zu machen, . Wähler zu:„Ah, Mr. Clemen⸗ au, ich habe ſoeben eine Liſte mit ihrem Namen abgegeben, hoffentlich zürnen Sie Uicht, daß ich auch die Namen Allain Targé und Briſſon auf dieſelbe geſetzt habe!“„In Ihnen ſteckt alſo immer noch der Bourgois“, ceau demſelben mit dem Finger Herr Clemenceau“, rief der Andere erſtaunt aus,„ſind Sie denn wirklich ein ſolcher Sozialiſt?“— Dieſe heweiſt, wie man in den Kreiſen der ſchen Radikalen nicht ſo recht an die ngstreue der Führer der radikalen ppoſition glaubt guten Gründen! Städtiſches. Maunheim, 9. Oktober 1885. Ein Bote des—„Winters.“ Es lich allerlei Boten, welche das drohend. Geſit Oppe gibt bekannfi des holden Lenzes verkünden und die Redaftionen gerne geleſener Blätter ſind meiſt die Stätten, in welchen glückliche Finder ſolcher Vorboten dieſelben zu allgemeinem Nutzen und Frommen derzulegen pflegen, damit der Leſerwelt ver Lenz, der lächeſ Sand!“ Bald iſ Gewande, der all ein Maikäfer im braunen zunaſeweis dem bergenden Schooße der Mutter Erde entfloh, bald iſt es ein bunter Falter, welchen die warmen Sonnenſtrahlen zu frühzeitig aus ſeinem Häuschen hervorgelockt haben oder endlich gar kin Beilchen, das keck die ſchirmende Schnee⸗ hülle durchbrach. Von den Vorboten des — und dies wohl aus det werde:„Der holde de Knabe zieht wiederum ins — Und doch iſt heute von befreundeter Seite ein ſolches kleines Ding auf unſerem Rebaktions⸗ tiſche niedergelegt worden, ein allerliebſter, pausbäckiger kleiner Kerl, der uns mit ſeinen dicken Wangen freundlich anlächelt und dem wir die paſſende Geſellſchaft ſchon ſchaffen wollen, indem wir ihn zu den Liliputanen nach Berlin ſenden, wohin er eigentlich von Rechtswegen gehört. Der freundliche Leſer iſt wohl ſchon neugierig, was das für ein kleines Ding iſt? Nun wir wollen ſeine Neu⸗ gierde nicht allzu lange auf die Folter ſpannen, es iſt ein— Milchbrödchen, paniculum dome⸗ sticum commune(Linne). Wir legten daſſelbe, um das Körpergewicht des Kleinen zu er⸗ mitteln, auf die Briefwaage, welche ganze 35 Gramm anzeigte und da ein Milchbrödchen ſelbſtverſtändlich nach poſtaliſcher Definition den„Druckſachen“ zuzurechnen wäre, ſo kann das Zwerglein ſeine Reiſe nach Berlin unter Kreuzband für nur 3 Pfennig zurücklegen. An das zierliche Milchbrödchen könnte man eine lange und breite volkswirthſchaftliche Abhandlung anknüpfen unter der Ueberſchrift: „Wer trägt den Zoll?“ denn auf das Kilo würden 28½ ſolcher Brödchen gehen und dieſe würden ſich zuſammen auf 85½ Pfg. ſtellen. Das Kilo Mehl koſtet aber einſchließlich des Zolls 32 Pfennig, ſomit kann man ohne große Mühe ausrechnen, wer den Zoll zahlt. Und ſollte einer unſerer werthen Leſer nach dieſem Beiſpiel es immer noch nicht wiſſen, ſo ſind wir gerne erbötig es ihm zu ſagen. Bon der Herbſtmeſſe. Geſchäftsleute, ſeien ſie nun als Verkäufer auf dem Paradeplatz, oder als Beſitzer von überm Neckar, ſind dies⸗ mal nicht zu beneiden. Das Geſchäft iſt in Folge des fortdauernden Regenwetters ein außergewöhnlich ſchwaches, während die Ko⸗ ſten die gleichen ſind, weßhalb manches Ge⸗ ſchäft diesmal nicht auf die Koſten kommt und wenn nicht noch die letzten Tage die Witterung umſchlägt, wozu man geſtern Nach⸗ mittag berechtigte Hoffnung hatte, die aber am Abend wieder zu Waſſer wurde, ſo dürfte maucher Geſchäftsmann in die Lage verſetzt werden, einen tiefen Griff in ſeine Sparkaſſe thun zu müſſen, um nur wieder fort zu kom⸗ men. Und doch iſt dieſes Jahr die Schau⸗ budenmeſſe ſo gut befahren wie noch ſelten, Außer den bekannten Waffelwagen, Süßig⸗ keitenbuden und Schießbuden, Carouſſels und Velociyeden⸗Circus iſt eine ganze Reihe neuer Geſchäfte hier, die eines Beſuches werth ſind.— Im Hypodrom iſt Großen und Kleinen Gelegenheit geboten, einmal einen Spazierritt auf 0 lebenden Pferden zu machen und zwar, da die Thiere ſehr fromm ſind, und die Stallmeiſter aufmerkſam, ohne jede Gefahr.—Im Flohthegter bewundern lichkeit dieſer kleinen Hathiſchen Thierchen. In andern Buden fin⸗ den wir wilde Thiere und fremde Völker⸗ raſſen.—Doermanns Reptilienausſtellung bringt uns Crocodils, Schlangen, Schildkrö⸗ ten und anderes Gewürm in ſchönen großen Exemplaren, wie ſolche noch nie bei uͤns zu ſehen waren. Speciell dieſe Ausſtellung eig⸗ net ſich ganz beſonders für Schulen und waren auch bereits mehrere Lehrer mit ihren Schülern dort und ſind dieſe mit dem Ge⸗ ſehenen wohl zuſrieden.— Uhlmanns Panorama iſt wohl das reichhal⸗ tigſte und in Bezug auf Reinheit und Naturwahrheit der Gemälde auch das ſchönſte ſchäft dieſer Art, das wir bis jetzt kennen Das Wallenda⸗Theater et uns bei jedem Beſuch ein neues Pro⸗ gramm und neue Ueberraſchungen. Wir finden da 6 ler, die in jedem großem Eircus ore machen würden. Trapezkünſtler, Jong⸗ 8 ngenmenſchen ꝛc. ſieht man in eiſterſchaft wohl ſelten und dann ten des Direktors als Zauberer ideur, ſowie mit ſeinen 16 wohl⸗ den, das alles ſind Sachen, die haben muß. Möchten die letzten günſtigere Witterung bringen, an der Schauhudenmeſſe dürfte es zublikum bei dem Gebotenen dann wohl nicht fehlen laſſen. in ihrem Atelier ein äußerſt geſchmackvolles Geſchenk, welches dieſelbe für die Frau Erb⸗ großherzogin beſtimmt hat, fertig geſtellt, Die fremden wir die außerordenkliche Kraft und Geſchick. des „ ſonſt nicht allzu ſym⸗ nämlich eine beinahe müunsee Staffelei mit einem Golbroro, S mit künſtlichen Blumen von ſeltener Schönheit und Vollen⸗ dung: auf rothen und gelben Roſen glitzern Thautropfen, dazwiſchen wiegen ſich zierliche Farrenkräuter und weiße Syringen auf dem dunkleren Grunde zarter Begoinen. Der mächtige Strauß ſieht ſo natürlich aus, als ob die Kinder Floras ſoeben erſt gepflückt worden wären und bildet ein wahrhaft fürſt⸗ liches Geſchenk, das dem Atelier des Spen⸗ ders zur höchſten Ehre gereicht. Die Frau Erbgroßherzogin hat, nach einem heute an die Firma O.& V. Loeb eingetroffenen Tele⸗ gramm des Geheimen Cabinets das prächtige Geſchenk gern angenommen, welches nur noch kurze Zeit zur allgemeinen Anſicht und Be⸗ wunderung im Laden der Firma aufge⸗ ſtellt iſt. Kunſtſtickerei. In dem Schaufenſter des Herrn Sohler iſt gegenwärtig eine aus dem Kunſtſtickereigeſchäft des Herrn A. Mül⸗ ler in Speier hervorgegangene Vereinsfahne den Emblemen nach für einen Gärtnerverein beſtimmt, ausgeſtellt, die ſo ſchön ausgeführt iſt, daß ſie die beſte Empfehlung für die Lei⸗ ſtungsfähigkeit dieſes Geſchäfts iſt. Das zum Vortheile der Wittwe des verſtorbenen Hoſſchauſpielers Iu⸗ lins Werner veranſtaltete Concert hat eine Einnahme von ca. 2200 Mark er⸗ geben, was als ein gewiß günſtiges Ergebniß bezeichnet werden muß. Maunheimer Viedertafel. Die Lie⸗ dertafel verſendet ihr Programm für die Winter⸗Saiſon 1885—1886. Es ſind vorge⸗ ſehen: Sonntag, 25. Oktober 1885 Tanzunter⸗ haltung im Lokal. Samſtag, 28. November 1885 Concert im Theaterſagle. Sonntag, 29. November 1885 Beginn der Sonntags⸗ proben für Herren im Lokal. Samſtag, 26. Dezember 1885 Abendunterhaltung mit Tanz im Ballhaus. Samſtag, 6. Februar 1886 Abendunterhaltung mit Tanz im Ballhaus. Samſtag, 6. März 1886 Maskenkränzchen im Saalbau. Sonntag, 7. März 1886 Maskirte Sonntags⸗Schluß⸗Probe. Dienſtag, 9. Mär 1886 Kinder⸗Masken⸗Kränzchen im Cokal. Samſtag, 27. März 1886 Abendunterhaltung mit Tanz im Badner Hof. Sonntagsproben ſind im., 13., 20. Dez,.„, Jan,., 14, 21., 28. Febr. I Vorträge im Kaufmänniſchen Ver⸗ ein. Mit Rückſicht auf den am Samſtag, den 10. Oktober ſtattfindenden Vortrag des Herrn Legationsrath Prof. Dr. H. Brugſch⸗ Paſcha aus Charlottenburg über:„Reiſe nach und in Perſien“ machen wir noch beſonders darauf aufmerkſam, daß dieſer ſowohl als auch die folgenden Vorträge nicht mehr im Theaterſaale, ſondern im großen Saale Saalbaues ſtattfinden werden. Badiſche Nachrichten. Heidelberg, 8. Okt. Einem Dienſtknecht, der noch mit Andern geſtern mit Dreſchen dahier beſchäftigt war und ſich dabei mit Branntwein betrunken hatte, wurde ſeine Uhr aus der Taſche entwendet. Derſelbe äußerte Verdacht auf ſeine Mitarbeiter, hauptſächlich auf einen, der noch eine kleine Forderung an ihn zu machen hatte und ſich muthmaßlich durch Wegnahme der Uhr bezahlt machen wollte. Derſelbe wurde verhaftet. Heidelberg, 7. Oet. Der Anſchlag für die neu zu erbauende Feſthalle nennt die Summe von 110,000 Mk. Die Regierung will ſich nur dazu verſtehen, einen Beitrag von 15,000 Mk. zu leiſten. Wenn die Stadt die dann noch verbleibende, nicht unbeträcht⸗ liche Ausgabe leiſten ſoll, ſo dürften ſich doch gegenüber der Höhe unſerer Gemeindelaſten vielfache Bedenken geltend machen; insbeſon⸗ dere würden es die Gegner Unſerer ſtädtiſchen Verwaltung nicht an Vorwürfen mangeln laſſen, wenn man eine verhältnißmäßig ſo hohe Summe hewilligen wollte für die kurze Dauer des Feſtes. Karlsruhe, 7, Okt. In der Klageſache der Frau Aceiſor Schoch Wwe. in Mühlburg, Ortsvereins Karlsruhe, gegen die Hauptver⸗ waltung des Veteranenſterbekaſſenvereins in 0 0 Raſtatt wegen Auszahlung des Sterbbenefi⸗ * Die Firma O.& V. Loeb hier hat ziums, hat heute das Gr. Landesgericht Ci⸗ vilkammer II. folgendes Urtheil erlaſſen: „Der beklagte Sterbkaſſeverein ſei ſchuldig unter Verfällung in die Koſten, der Wittwe Winters aber hört man nicht ſo viel reden. ———————————— Theater, Kunſt u. Wiſſenſchaft. Donnerſtag, 8. Oktober. Großes Künſtler⸗Concert. (Dyna Beumer⸗Concert.) ——4. Das heute Abend ſtattgefundene Künſt⸗ N Concert begann unter beiderſeitiger Er⸗ Hartung erſt 20 Minuten nach feſtgeſetzter Beit. Das Publikum harrte in der Erwar⸗ kung der Dinge, die da kommen ſollten und die Künſtler in der Erwartung des Publi⸗ zums, welches ſich erſt nach und nach ein⸗ and. Wer mit der Erwartung, etwas wahr⸗ aft künſtleriſches zu hören, den Saal he⸗ kreten hatte, wurde darin keineswegs getäuſcht, Denn, um es gleich zu ſagen, übertraf das Gebotene noch alle Erwartungen. Herr Jules de Swert eröffnete das Con⸗ cert mit einer Sonate von Rubinſtein, welche uns jedoch nicht glücklich als Anfangspiece und— könnte man ſagen— Eello⸗Bravour⸗ ſtück gewählt ſchien. Ein Concert hätte uns beſſer convenirt und hätten wir dann auch Behr Genuß von Celloſpiel gehabt, als bei Rubinſteins Clavier⸗Sonate. Die darauf Mnoch folgenden Stücke wurden, wie auch das Erſte— mit großer Technik und Virtuoſität Borgetragen, doch vermißten wir das zu gerzen gehende und innige, für welches das Cello das geeignetſte Inſtrument iſt und das bei keinem Concert fehlen ſollte. Die Nocturne von Chopin diente hierzu nicht und auch de Swert's ſchön erfundene Romanze konnte hierin nicht befriedigen. In Fräulein Zälie Moriams lernten wir eine Virtuoſin erſten Ranges kennen und weiß man eigentlich nicht, was man mehr bewundern ſoll, das ſchöne ausdrucksvolle Spiel oder die Schönheit des Spiels. Mit ————— einer ſichtharen Leichtigkeit und Grazie üher⸗ wand Fräulein Moriamé auch die größten Schwierigkeiten, deren die Ballade in As⸗dur von Chopin, das Preſto von Scarlatti und die Rhapſodie von Liszt nicht wenige hatten. Fräuſein Moriamé würdig zur Seite ſteht Fräulein Dyna Beumer, für welche oben ge⸗ ſagtes ebenfalls, jedoch in Bezug auf ihren Geſang gilt. Dieſe Reinheit, das ſchöne Staccato, die Oktavengänge, kurz alle die großen und kleinen Schwierigkeiten hörten wir noch nie beſſer und leichter überwinden, als von Fräulein Beumer. Dieſe Perlen von Tönen reihen ſich eine an die andere, ohne daß auch nur eine trübe dabei zu finden wäre. Ueberaus befriedigt verließen wir den Saal mit dem einzigen Wunſche beſeelt, daß uns baldigſt Gelegenheit gegeben würde, uns wie⸗ derum an ſolch echt künſtleriſche Leiſtungen zu erfreuen. Cäſar Hochſtetter aus Mannheim, der gegenwärtig noch am Leipziger Conſerva⸗ torium zur Vollendung ſeiner Studien weilt und über deſſen jüngſt erſchienenen Compoſi⸗ tion„Nottano“ wir vor wenigen Tagen in dieſen Spalten berichteten, trat am 1. d. Mts. als Pianiſt in einem dort ſtattgehabten Concerte auf, worüber wir der Leipziger Bürger⸗Zeitung folgende Mittheilung ent⸗ nehmen. Ungern vermißten wir diesmal die Pianiſtin Fräul. Mary Douffet, doch war die vortreffliche Künſtlerin durch ſchweren Krank⸗ heitsfall an der Mitwirkung verhindert. Gegenüber einer ſolchen Vorgängerin hatte nun natürlich der die genannte junge Dame vertretende Pianiſt Cäſar Hoch⸗ ſtetter einen ſchweren Stand, doch ent⸗ ——— ledigte ſich derſelbe Aufgabe als Soloſpieler und Begleiter und führte ſich auch zugleich als Componiſt ein, durch 2 Compoſitionen für Pianoforte„Ga⸗ votte“ u.„Notturno“, deßgleichen durch 2 Lieder für Bariton„Bitte“ u.„Der ſchwere Abend“ geſungen von Hru. Hofmann. Der nuige Componiſt erntete dafür reichſten Bei⸗ fall, den er auch in vollem Maaße verdiente, denn die Compoſitionen zeugen von echt künſt⸗ leriſchem Gefühle und iſt zumal das zuletzt⸗ genannte Lied, als eine Perle zu bezeichnen, es darf daher Herr C. Hochſtetter mit ſeinem Erfolge wohl zufrieden ſein und ſind wir feſt davon überzeugt, daß der jugendliche Künſtler auf ſeiner glücktich begonnenen Bahn auch das hohe Ziel erreichen wird, das er ſich ge⸗ ſteckt hat, zur Zierde ſeiner Vaterſtadt. Theater⸗Nachrichten, Im Frautſurter Schauſpielhauſe ga⸗ ſtirt Sonnabend als Lucie“ in Bauernfeld's „Tagebuch“ Fräul. Marie Schleſinger, die Tochter des Wiener Luſtſpieldichters, welche die Stelle von Fräul. Pettera einnehmen ſoll. — Da die beiden Tenoriſten Stritt und Can⸗ didus am 1. October reſp. November uach Amerika gehen, ſo wird zunächſt das Künſtler⸗ paar Malten und Gudehus aus Dresden in einem Wagner⸗Cyklus(vorausſichtlich im De⸗ zember) in Frankfurt gaſtiren und vorzugs⸗ weiſe dabei die„Walküre“, ſowie„Triſtan und Iſolde“ zur Aufführung gelangen. Der Tenoriſt v. Sigelli kann erſt im Frühjahr in das Engagement eintreten. Vom Berliner Opernhauſe wird be⸗ richtet: Das Auftreten des früheren Premier⸗ Lieutenants Mühlfeld findet in der zweiten S0 lbe in exakteſter Weiſe ſeiner Oouiſe Schoch in Mühlburg für ſick Tochter den Betrag von 100 PEt., Verzugszinſen vom Klagezuſtellungstage— an a1 ſei dieſes Urtheil gegen für vorläufig vollſtreckbar z Aus Baden, 7, Okt. Js. an iſt auf den ba landwirthſchaftliche Er Gartengewächſe und§ bſt, Eier, Butter u! von ſämmtlichen badi welche für den Stückgu nach den Stationen 2 Heidelberg Hauptbahnhof, heim, Pforzheim und Würz Weiſe wie für Milch bere Beförderung im Abon Nähere Auskunft ertheilen die durch welche auch der bezügliche geldlich zu beziehen iſt. Ibringen, 8. Oet. Am 5. d. M verun⸗ glückke der hieſige Bürger E. M. Hauſefahren dadurch, daß ſeines Wagens über Hals u die Verletzungen ſollen le 22922* Pfälziſche Na Laudan, 6. Oet. Wetterdaches ſtürzte heute Maurer Johannes Schweſinger von 2 heim von dem Gerüſte in einer Höhe von beinahe 5 Meter ſo unglücklich herab, daß er ſich ſchwere Verletzungen am Kopfe zuzog, vom Platze getragen und in das Hoſpital da⸗ hier verbracht werden mußte. 0 Un⸗ vorſichtigkeit war die Urſache dieſes Falles. Anuweiler, 8. Okt. Geſtern Abend kurz nach 11 Uhr brach in der Scheune des Ger⸗ bereibeſitzers Jakob Foltz hier, die von unten bis oben mit Eichenlöhrinde gefüllt war, ei 2 — ein Brand aus, der ſo raſch um ſich griff, daß, bis die Feuerwehr zur Stelle war, das ganze Ge⸗ bäude in hellen Flammen ſtand. Leider hat der Geſchädigte nicht verſichert und ſind etwa 1000 bis 1200 Centner Eichenlohrinden ver⸗ brannt, ſo daß derſelbe einen Schaden von mindeſtens—7000 M. erleidet. Ueber die eigentliche Entſtehung des Feuers iſt man ſich nicht klar, man vermuthet, dem„L..“ zu⸗ folge Brandſtiftung. Deidesheim, 7. Oct. Ein gewiſſer Fuhr⸗ mann Faih aus Hochſpeyer brachte in letzter Zeit etliche Wagen buchen Holz in unſere Stadt, die er als ſein ſelbſterſteigertes an hieſige Bürger verkaufte. Vor einigen Tagen fand ſich nun ein Gendarm in Begleitung eines Polizeidieners bei einigen Holzabneh⸗ mern, darunter auch Schreiber dieſer Zeilen, ein, um über das von obengenanntem F. verkaufte Holz Erkundigungen einzuziehen. Wie wir erfahren, ſoll dieſes nicht Eigenthu des F. geweſen ſein und ſind die Käufer vorausſichtlich in der unangenehmen Lage, als Zeugen vor Gericht ſtehen zu müſſen.— Der Kaufmann Guſtav Hirſch von hier iſt 6 5 ſeit Samſtag von hier weg, ohne bei einen Angehörigen zu hinterlaſſen, gehe und iſt bis heute noch nicht hierh rückgekehrt. Alle telegraphiſchen bei entfernten und nahen Verwandten 6 bis jetzt erfolglos. Deſſen ter leben darob in größter Hirſch und ſeine Mutter anläßlich des Bau⸗ kerottes eines Verwandten, für welchen ſie Bürge ſtanden, große Summen zu zahler haben ſollen. Heſſiſche Nachrichten. Darmſtadt, 6. Okt. Di Schallleitung vom Orcheſter nach dem neuen Palais ge Aufführung des„Rigoletto“ zur in Anwendung gebracht wo⸗ mehr der Großherzog den mehr beizuwohnen hraucht, Frankfurt, 6. Okt. Ein( mann am Roßmarkt ließ i impfen; das eine iſt das andere noch nicht ein erſteren wurde die erwünſchte bei dem anderen nicht, das dritten Tage traten die Pu Kind erkrankte, bekam zuer Fieber und liegt nun n des Arztes an Blutvergi es wieder geneſen wird ———— — Dekade des lauſenden Genannte wird als„L Gegenwärtig ſchweben 1 dem Impre Gaſtſpiel des Sät Saiſon anſtreben. In Moskan werden im kommenden Win⸗ ter zwei Gäſte auftreten, Frau Claar⸗De lio unſt Poſſar,. und Herr E Man klagt beſtändig ü Production auf dem Gehiete Und doch wird gerade jet von neuen Opern ſignal führung in verſchiedenen bevorſteht. So hat Capellmeiſter der Dirigent der Leipziger Geward Concerte, eine komiſche Oper:„Anf hohet Befehl“, vollendet, die in Leipzig zur Auf⸗ führung gelangen wirfd.— Im Weimarer Hoftheater wird demnächſt eine O Novi⸗ tät zur Aufführung gelangen, w iungen in Leipzig lebenden Comvoniſſen, gen Lindner, zum Autor hat, Dieſelbe heiß Ramiro“.— Von Felix Weingarten hat die Intendanz des Münchener Hoſtheaters ein Oper,„Malawika und Agnimitra“, deren Text nach Caliſada frei bearbeitet iſt, zui Aufführung angenommen.— Die romantiſche Oper„Der Schmied von Ruhla“ von 5 rich Lux gelangt in Kürze auch am 8 zu Augsburg zur Aufführung. Endlich deſſelben Componiſten neueſte komiſche O „Die Fürſten von Athen“, Text von Wilheln Jacobh, im Laufe des October ihrer exüme ligen Aufführung im Theater zu Salzburg entgegen, ———————