Abonnententspreis: o Monat 80 Ußs.— Auswärts durch die Noßt 68 Pfg. 2, ſowie bei zan abonnirt in Mannhoim bei der Expedition E ſen Zwei ⸗Expeditionen und—*— Auen Poſt⸗Anſtalten des deutſchen E Badiſche Volkszeitung und Feiertage. ——— eiches und den Briefträgern. erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ Herausgeber Or. ſun. Dermaun Daas in Mannheim, bei alle (Mannheimer Bolksblatt) Nannheimer Skadt.Anzeige r und Handels⸗ Irtſerklortsprets 8 Me einſpalkige Petitzeile oder deren Raum 10 Pfg⸗— Wt Anzeigen 20 Pfg.— Reklamen 30 Pfg.— Anzeigen werden von allen Annoncen⸗Expeditionen, von unſerer Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Verlag entgegengenommen Bei größeren Aufträgen Rabatt. Votationsdruck der Ur. B. Haasbſchen Kuchdernckerei, Es, 2 neben der latholiſchen Spitalkirche in Maunheim, 2 8 Zeitung. Donnerſtag, 22. Oktober 1835. Organ für Jedermann. AUnſere heutige Num⸗ mer umfaßt 12 Seiten. Abounementsbeſiellungen auf die Badiſche Volks⸗Zeitung werden von dem Verlage, von unſeren fämmtlichen Trägerinnen und Zweigerpe⸗ ditionen, ſowie auswärts von allen Poſt⸗ anſtalten und Briefträger gerne entgegen⸗ genommen. Abonnementspreis in Mannheim und bei unſeren Agenturen in Feudenheim, Neckarau, Ilvesheim, Sandhofen, Wall⸗ ſtadt, Käferthal, Waldhof, Seckenheim, (Heddesheim, Ladenburg, Schriesheim, Leu⸗ lershauſen, Großſachſen, Hohenſachſen, Lützelſachſen, Weinheim, Sulzbach, Hems⸗ bach, Laudenbach, Viernheim, Birkenau, Ludwigshafen, Hemshof, Frieſenheim, Og⸗ ersheim, Frankenthal, Mutterſtadt, Mau⸗ 8, 14 — am: Konz. t. Reitz Kühnle nkewitz Glaſer iffer 9 Becker Wend öln. „Brück Bähner nerich. jeim Emſtg eim?“ L. Klee⸗ Veibler Page. Schiff Schiſſe „ H enobel rmolet dach ꝛe. 50 Pfg. nebſt 10 Pfg. Tragge⸗ bühr pro Monat. Im Verlag und bei AAunſeren Zweigexpeditionen abgeholt 50 Pfg. Bei den Poſtanſtalten 65 Pfg. pro Monat. Neu eintretende Abonnenten erhalten die„Badiſche Volks⸗Zeitung“ täglich gratis bis 1. November geliefert. Nach Auswärts gegen Einſendung der Poſtquittung. Zu ehlreichem Abonnement ladet er⸗ Reben⸗ ein Verlag der„Bad. Volkszeitung“ Geſchichts⸗Kalender. Am 22. Oktober. 1792. Der franzöſiſche General Cüſtine, durch die ſchnellen Erfolge in Mainz er⸗ muthigt, wendet ſich nach Frankfurt a. M. welches er einnimmt. 1811. Franz Liszt, berühmter Klavierſpieler und Componiſt, geboren. 1870. Sieg der badiſchen Truppen über die franzöſiſche Oſtarmee bei Rioz und Etuz. — Die Franzoſen erlitten bedeutende Ver⸗ luſte, und zogen ſich in größter Unordnung und fluchtartig zurück. Politiſche Ueberſicht. Deutſches Reich. * Kaum hat ſich der Hporſichtige“ Staatsrechtslehrer Gneiſt in Kreuznach eine— ſagen wir unvorſichtige Aeußerung beikommen laſſen, daß das Sozialiſten⸗ geſetz, wenn auch nicht aufgeho⸗ ben, ſo doch„gemildert“ werde, ſo kommt der ganze Chor der„Viel⸗ wiſſer“,„Halboffiziellen“ und der„poli⸗ tiſchen Waſchweiber“ mit ihrem Gehörten, Erfahrenen u. ſ. w. aus den„bekannten guten Quellen“, und prophezeien die Auf⸗ hebung des Sozialiſtengeſetzes. Wer ſich noch der Vorgänge in der Frühjahrs⸗ Seſſion von 1884 erinnert, wird für alle Zeiten von dem„frommen Wahn“ einer Aufhebung kurirt ſein. Solche Gerüchte werden allzu gefliſſentlich und ſchnell ver⸗ breitet, um nicht die„ſogenannte“ gute Quelle zu ahnen und es hat den Anſchein, daß die„Andeutungen“ nur zu dem Zweck gemacht werden, um die Stimmung zu prüfen. Wir wollen nicht annehmen, daß ſich der Herr Profeſſor der Staatsweisheit zu einem ſolchen Humbug hergegeben hat. Wir glauben ihm auch, daß ihm, dem ſonſt ſo vorſichtigen und rechtsdenkenden Mann, ein gelindes Grauen über die Tragweite des Sozialiſtengeſetzes nachgerade überkommt, wir ſchätzen dieſe Regung ſogar ſehr hoch indem ſie beweiſt, daß ſelbſt die Hebamme des Geſetzes ſich ihrer Arbeit nicht mehr erfreut, aber Schlüſſe daraus zu ziehen, daß das Geſetz gemildert oder gar beſeitigt würde, das iſt mindeſtens Naivität. Wir wollen gerne die Worte Gneiſt's als„Rarität“ regiſtriren und für jenen Tag aufbewahren, welcher ja nicht mehr ferne iſt, an dem alle Gegner des Sozialiſtengeſetzes wieder als„Reichsfeinde“ an den Pranger geſtellt werden. Der Zweck dieſer„verdächtigen Geſtalten“, welche ſich an die Ferſen Gneiſt's heften, iſt ledig⸗ lich der, das Rechtsbewußtſein im Volke zu korumpiren. Man denke nur an die Jahre 1881 und 1884. Man ging Monate lang wie die Katze um den heißen Brei herum. Welche Hoffnungen, Wünſche und Vermuthungen wurden damals gehegt und mit wel⸗ chem Glanz wurde die Verlän⸗ gerung durchgeſetzt. Welch' grünb⸗ lichen Defekt erlitten nicht durch die be⸗ kannten Manipulationen die„Partei der Mitte“ und der Freiſinn? Der Zweck der„Allwiſſer“ damals war der, das Rechtsgefühl einzuſchläfern, die Preſſe die„Gott ſei's geklagt“ nicht mehr den Muth hat, das Schwarze ſchwarz zu nen⸗ nen, ſie ließ ſich vollſtändig einlullen mit den„ſimplen Vermuthungen“ der gut und beſtorientirten, bis Herr v. Puttkamer in der zwölften Stunde, mit der denkbar wichtigſten Miene der Staatsklugheit, wohl verſorgt und ausſtaffirt mit den inkriminirten Stellen des„Central⸗Or⸗ gans“ die Verlängerung beantragte. Wie Schuppen fiel es von den Augen der Verblüfften, welche wirklich naiv ge⸗ nug waren zu glauben, das Oktobergeſetz vom Jahre 1878 werde aufgehoben. Man vergeſſe nicht, daß Herr von Puttkamer das Sozialiſtengeſetz als den„Eck⸗ und Grundſtein einer geſunden Regierungskunſt“ bezeichnete. Wahrlich, es iſt ſchwer, über jene„hoffnungsvollen“ keine Satyre zu ſchreiben, aber eben ſo ſchwer iſt es den gerechten Zorn zu unterdrücken, daß auf ſo„durchſichtige“ Weiſe die Kritik ſolcher Geſetze umgangen werden ſoll. Es wird ja aufgehoben oder doch gemildert, ſagt ſich dieſer und jener, da muß man ſchweigen und zufrieden ſein. Gibt es doch wirklich leichtgläubige Thoren, welche jetzt nochmals auf die Leimruthe gehen könnten? Wenig⸗ ſtens daß ſie ſich, ſei es auch nur in ver⸗ einzelten Exemplaren, noch links von der nationalliberalen Partei finden könnten, möchten wir nicht ernſtlich bezweifeln. Man muß nicht Feigen von den Diſteln pflücken wollen, und man muß nicht von dem Syſtem Bismarck⸗Puttkamer eine Beſei⸗ tigung des Ausnahmegeſetzes erwarten. „Milderungen“ könnte dies Syſtem freilich ſchon eher leiſten, aber„Milderungen“, welche die anſcheinend unlösliche Aufgabe, das Sozialiſtengeſetz noch zu verſchlechtern dennoch löſen würden. Dieſe„Milderungen“ würden einfach darin beſtehen, daß die Regierung fakultative Vollmachten bean⸗ ſpruchte, nach ihrem Ermeſſen das Sozia⸗ liſtengeſetz in den einzelnen Bezirken und Städten auszuführen oder auch nicht aus⸗ zuführen. Ueber den Dogmatismus in der Volkswirthſchaft ſpricht ſich ein Sozialpolitiker in der„M. A..“ recht unſanft aus. Indem er der einen wie der anderen Anſicht, den extremen Schutzzöllner ————————— Kleine Mittheilungen. Der erſte Schneefall. Der Vorſteher der meteorologiſchen Centralanſtalt in Zürich macht anläßlich des diesjährigen erſten Schneefalls in der Schweiz ſolgende intereſ⸗ ſante Mittheilungen: Aus den letzten 35 9 d. h. von 1835 an gerechnet, ergibt ich als mittleres Datum für den erſten Schneefall in Zürich der 8. November. Der fgüt Schneefall kam um volle 42 Tage zu rüh und war überhaupt der früheſte und einzige im September während der ganzen 35jährigen Reihe. Am nächſten kommen demſelben der Schneefall vom 4. Oktober 1867, dann derjenige vom 9. Oktober 1877, diejenigen vom 12. Oktober 1860 und vom ſelben Datum des Jahres 1884; dann folgt der 16. Oktober 1879 2c. In 10 Jahren fiel der erſte Schnee im Oktober, in 30 anderen Jahren im November, in 3 Jahren(1850, 1863, 1845) erſt im Dezember. Der Winter 1852—53 endlich erhielt ſeinen erſten Schnee erſt am 19. Januar. Der diesjährige erſte Schneefall zeichnete ſich, abgeſehen von ſeinem frühzeitigen Auftreten, noch durch die beſon⸗ dere Intenſität und dadurch aus, daß er wenigſtens einen vollen Tag liegen blieb, was beim erſten Schneefall ſelten iſt. Be⸗ merkenswerth iſt ferner die außerordentlich niedrige Temperatur des diesjährigen 28. September. Es ſtellt ſich das Tagesmittel nämlich nur auf 1½ Grad über Null. Ein ſo niedriges Tagesmittel wurde, ſo lange genaue Temperaturmeſſungen in Bürich ge⸗ macht wurden, im Monat September noch nicht beobgchtet. „Die Eingeſeiſten. In einem Gaſthauſe einer kleinen Stadt Kurheſſens kehrten im Laufe des letzten Samſtag fünf Reiſende ein, ————— Unter welchen ſich ein ſtets zu guten oder ſchlechten Witzen geneigter Frankfurter be⸗ Als die Herren Abends am runden iſch beiſammen ſaßen und ſich über die haunoſen Geſchäfte unterhielten, frug ſie der Wirth, welcher der Herren morgen früh ra⸗ ſirt zu werden wünſche. Es meldeten ſich alle fünf und die Sache war erledigt. An⸗ dern Morgens, es hatte kaum ſechs geſchla⸗ gen, wurde der Erſte ſchon von dem Barbier herausgeklopft und gehörig eingeſeift. Nach⸗ dem dies geſchehen, erklärte derſelbe, er habe ſein Meſſer vergeſſen; der Herr möge ſich einen Augenblick gedulden, bis er es geholt habe. Der Barbier, welcher Niemand an⸗ ders war, als unſer zu ſchlechten Witzen aufgelegter, wohlverkleideter Frankfurter, machte es den drei übrigen Commis voyageurs wie dem erſten, ſeiſte ſich dann ſelbſt ein, nachdem er ſeine Verkleidung abgelegt, er⸗ ſchien auf der Schwelle ſeines Zimmers und erhob einen ſolchen Lärm, daß die vier An⸗ geſeiften in den Unterhoſen an den Thüren erſchienen.„Der Strolch von Barbier hat mich eingeſeift und kommt nicht wieder!“ rief er und auch die Andern. Unglücklicherweiſe kam in dieſem Augenblicke der wirkliche Bar⸗ bier, und da man glaubte, er habe ſich einen Witz machen wollen, ſo fielen die Vier über ihn her und prügelten ihn durch. Nur mit Mühe befreite ſich der arme Teufel aus den Händen ſeiner Widerſacher, während der bos⸗ hafte Urheber dieſes Ulks dabei ſtand und beinahe ſterben wollte vor Lachen. Bei der Tabie'héte gab er ſich zu erkennen, worüber ſich die geuzten Kollegen ſo ſehr ärgerten, daß ſie das Eſſen ſchlecht und den Wein nicht genießbar fanden. „Von einem Sonderling weiß eine Ber⸗ liner Lokal⸗Korreſpondenz Folgendes zu be⸗ richteu: Zu einem auf dem Moritzplatz ſtehen⸗ den Dienſtmanne kommt ſeit längerer Zeit an jedem Morgen ein älterer Herr und läßt ſich von jenem ſeine Taſchenuhr aufziehen. Als nämlich der betreffende Herr vor mehre⸗ ren Monaten ſeinen Uhrſchlüſſel verloren hatte, fragte er den ihm gerade in den Weg kommenden Dienſtmann, oh er vielleicht einen aſſenden Uhrſchlüſſel beſäße. Der Uhrſchlüſ⸗ des Dienſtmanns paßte zufällig, und ſeit ieſer Zeit zieht derſelbe dem Herrn täglich die Uhr auf, wofür er monatlich ein feſtes „Gehalt“ von 1 Mark bezieht. Der Bart in der franzöſiſchen Armee. Wer erinnert ſich nicht noch der großen Er⸗ regung, welche der nach dem Kriege von 1866 erlaſſene Befehl erregte, wonach im preußiſchen Heere geſtattet wurde, den Vollbart unter ge⸗ höriger Schonung der Uniform zu tragen. Auch in Frankreich ſteht das Unerhörte, die Zulaſſung des Vollbartes, bevor. Im Lande der Tradition par excellence kann man ſich nur ſchwer einen Begriff von dem zukünftigen Ausſehen der franzöſiſchen Armee machen. Man gelangt hierzu nur mühſam, wenn man ſich alle Sapeurs, denen der Vollbart he⸗ kanntlich ſeit Alters her ausſchließlich geſtattet iſt, vereinigt denkt. Entbehrlich werden zum Theil die extra honorirten Compagnie⸗Friſeure in Zukunft werden, wenn dieſelben auch nicht ganz wegfallen können, denn hier, wie bei uns, wird man die Stoppelfeldwirthſchaft im Geſicht nicht dulden. Kommandiren läßt ſich aber der Bart trotz aller Haarerzeugnißmittel nicht. Wie dem nun auch ſein mag, die fran⸗ zöſiſche Armee wird— wenigſtens in dieſem einen Punkt— der deutſchen ähnlicher werden, als bisher. Türkiſche Weisheit. Ein Kaufmann in eiuer Stadt des Orients hinterließ u. A. eine wie den Freihändler, recht beachtenswerthe Wahrheiten ſagt, fährt er ſort. „Was iſt das Reſultat unſerer bis⸗ herigen Erörterungen? Sowohl die Schutz. zöllnerei als der Freihandel haben Un⸗ recht, wenn ſie ſich für halten, auf denen man ein„Syſtem“ er⸗ richten könnte. Ein Prinzip muß unter allen Umſtänden feſtſtehen; daran darf niemals gerüttelt werden, weil ein ſchwan⸗ kendes Prinzip kein Prinzip mehr iſt. Die beiden antagoniſtiſchen Auffaſſungen der Volkswirthſchaft können höchſtens den Werth von Maximen in Anſpruch nehmen, d. h. von Regeln, die je nach Bedarf und Umſtänden zur Anwendung kommen mögen. Oberſtes und wirkliches Prinzip der Oeko⸗ nomie iſt, das Wohl des Volkes im Ganzen wie im Einzelnen, die progreſſive Beſei⸗ tigung der entſetzlichen Mißſtände, welche bald durch die eine, bald durch die andere falſch angewendete Maxime hervorgerufen werden, die Anbahnung und Förderung einer, im hiſtoriſchen Schutt noch kaum erkennbaren Reform der Erwerbsverhält⸗ niſſe überhaupt, mithin der Intervention geſetzgebender Vernunft in die durch den Egoismus Aller bewirkte und ſtets ſich ſteigernde Anarchie. Vor allen Dingen ſtände es den beiden ſogenannten„Syſtemen“ und ihren Ver⸗ tretern wohl an, wenn ſie ſich bei theore⸗ tiſchen Verhandlungen einiger Beſcheiden⸗ heit befleißigen und ſich vorher etwas um die wahre kritiſche Wiſſenſchaft bekümmern wollten. Sie würden dann nicht, wie Hr. Frankenburger zu Nürnberg, die Theilnehmer am(freihändleriſchen) Volks⸗ wirthſchaftlichen Kongreß mit den Worten begrüßen:„Der Volkswirthſchaftliche Kon⸗ greß ſei die einzige Stätte, an welcher die wahren Sätze dieſer Wiſſenſchaft in freier Meinungsäußerung, ohne Rückſicht auf Sonderintereſſen und politiſchen Richtungen und Wandlungen, überzeugungsgemäß feſt⸗ geſetzt werben.“„Wahre Sätze“— feſt⸗ geſetzt werden:„Das lautet ja ganz wie Ex cathedra und extra ecclesiam nulla salus. So apodiktiſch verfährt wahre „Wiſſenſchaft“ nicht; das thut nur eine Maxime, die des Glaubens lebt, ſie ſei unter allen Umſtänden und auf jede Ge⸗ fahr hin ins Werk zu ſetzen.“— ——————————— Anzahl Pferde und hatte in ſeinem Teſta⸗ ment über dieſen Vermögenstheil folgende Be⸗ ſtimmungen getroffen. Meine Pferde ſollen unter meine drei Söhne ſo vertheilt werden, daß der Aelteſte die Hälfte, der Nächſte ein Drittel und der Füngſte ein Neuntel des Ganzen bekommt. Aber als die Söhne dem Wunſche des Vaters gemäß verfahren wollten, war das nicht möglich, ohne daß eines oder mehrere der Thiere geopfert wurden, denn die Zahl der nachgelaſſenen Pferde war 17. In ihrer Verlegenheit wendeten ſie ſich an den Kadi, der nachdem er die Beſtimmung vernommen, erklärte, daß ſolch' eine ſchwierige Aufgabe Ueberlegung erfordere, und in zwei Tagen wiederzukommen. Als ſi dann wieder erſchienen, ſagte der Richter; „Ich habe Euren Fall überlegt und finde, Haß ich eine ſolche Theilung vornehmen kann, die Jedem mehr noch als den ihm zukommen⸗ den Theil gewähren kann und dabei ſoll den⸗ noch keins der Thiere vertetzt werden. Seid Ihr damit zufrieden?“„Wir ſind es, o Kadi“, war die Antwort.—„Bringt die 17 Pferde in meinen Hof“, ſagte ber Kadi. Die Thiere wurden gebracht und der Kadi befahl ſeinem Reitknecht, ſein eigenes Roß dazu zu ſtellen. Dann ließ er den älteſten Bruder die Pferde zählen.„Es ſind 18, o Kadi,“ ſagte er. Jetzt werde ich die Theilung vornehmen; Du, der Aelteſte, haſt ein Recht auf die Hälfte, nimm 9 Pferde; Du, der Zweite, ſollſt ein Drittel haben, nimm daher 6, während Dir, dem Jüngſten, der neunte Theil zukommt, nämlich 2 Solchergeſtalt ſind die 17 Pferde unter „Prinzipien“ 5 len Theil, und ſo kann ich mein eigenes Pferd ugte Euch getheilt. Ein jeder hat mehr als 5 wieder zurücknehmen.“ Und das geſch türlich denn auch. na⸗ leus Ar⸗ 2. Seite. Badiſche Volks⸗Zeitung. Ein Muſter⸗Politiker iſt der Ritter⸗ gutsbeſitzer Kennemann auf Klenka im Kreiſe Pleſchen. Er iſt im Wahlbe⸗ zirke Kröben⸗Frauſtadt als deutſcher Kompromiß⸗Kandibat aufgeſtellt worden und hat ſich in Rawitſch den Wählern nach einem Berichte der„Schleſ. Ztg.“ folgendermaßen empfohlen: Er iſt früher Fortſchrittsmann geweſen, weil er in dem Programm der Partei den Weg zur Her⸗ beiführung der Einigung Deutſchlands krblickte. Als aber die Regierung das⸗ ſelbe Ziel auf anderem Wege erreichte, hielt er es in Folge der veränderten Ver⸗ Hältniſſe nicht für angemeſſen, auf ſeinem tandpunkte einſeitig zu verharren, und ſchloß ſich den Nationalliberalen und nach deren Spaltung den Freikonſervativen an. Der bisherige Vertreter des Kreiſes, Landrath Graf Poſadowsky⸗Wehner, em⸗ pfahl Herrn Kennemann ſehr warm, und obwohl man von anderer Seite für einen Herrn von Langendorff, der früher ſchon mehrfach den Kreis vertreten hatte und den Vorzug beſitzt, immer konſervativ ge⸗ weſen zu ſein, eintrat, ſo gefielen die feltenen Charaktereigenſchaften des Herrn Kennemann den Wählern doch ſo gut, daß ſie ihn mit großer Mehrheit als Kandidaten in Ausſicht nahmen.(Solche komiſche Käuze gibt es übrigens noch viele. D..) Zu den Ausweiſungen. Viele Aus⸗ gewieſene ſind dadurch in überaus miß⸗ liche Lage gekommen, daß die ruſſiſchen Behörden ihnen wegen nicht genügender Legitimation den Eintritt nicht gewähren wollen. Dieſe Bedauernswerthen haben ihre bisherigen Arbeitsſtellen in Preußen aufgeben müſſen und können, da ihre Stellen zum großen Theil bereits ander⸗ weitig beſetzt ſind, jetzt zum Winter keine anderen Stellen bekommen, zumal Nie⸗ mand gern einen ſolchen Arbeiter an⸗ nimmt, welcher binnen wenigen Tagen wieder ausgewieſen werden kann. Dabei ſind dieſe Aermſten zum Theil verheira⸗ thet, ſo daß ſie ſammt ihren Familien zum Winter der bitterſten Noth ausgeſetzt ſind. Dieſe Verhältniſſe werden ſich noch zu Martini(11. November) beſonders in Weſtpreußen verſchlimmern, da dort an dieſem Tage in üblicher Weiſe die länd⸗ lichen Dienſtkontrakte ablaufen und nun zu befürchten iſt, daß viele Arbeitgeber zu dieſem Termine an Stelle der mit der Ausweiſung bedrohten Dienſtleute andere Leute einſtellen werden. Die Ausweiſungen nehmen jetzt auch im Namslauer Kreiſe(Schleſien) größere Dimenſionen an. Städtiſches. Maunheim, 21. Oktober 1885. *Zur Landtagswahl. Herr Stadt⸗ rath Kahn, welcher, ohne daß er zuvor überhaupt gefragt worden wäre, von Sei⸗ ten des demokratiſchen Wahlkomite's als „Handtags⸗Kandidat aufgeſtellt worden iſt und die erſte Nachricht von ſeiner Kandi⸗ datur aus der„Frankſurter Zeitung“ erhielt, hat dieſelbe abgelehnt. Wir ſind ermächtigt, dieſe aus zuverläſſiger Quelle ſſtammende Mittheilung zur allgemeinen Kenntniß zu bringen und haben, offen und ehrlich geſtanden, keinen Augenblick daran gezweifelt, daß ſich Herr Stadtrath Kahn höflichſt dafür bedanken werde, ein Mandat von Bensheimer's Gnaden anzu⸗ nehmen. Für dieſen Letzteren iſt nun die Bahn frei, auf welcher er jetzt allein ſtar⸗ ten kann. Die Villa des Freiherrn. Wir haben kürzlich mit der Aufzählung der Sehenswürdigkeiten Mannheims begonnen, mußten aber, weil ſich politiſche und comu⸗ nale Angelegenheiten drängten, eine längere Pauſe eintreten 98 und ſind wir erſt Laſten in der Lage, die Fortſetzung folgen zu aſſen. Wir beginnen mit der Beſchreibung der Billa des Freiherrn. Da bin ich doch neugierig, wo die ſtehen mag? höre ich ſo manchen Leſer ſagen. Nun die ſoll auf keine harte Probe geſtellt werden. Macht man einen Spaziergang die Wald⸗ hofſtraße entlang nach dem 8 ſo fin⸗ det man vereinzelt zu rechter Hand einige Häuſer da, wo die Wolff ſche Seilerbahn 5 Dicht neben dem letzten Haus befindet ich eine Mauer, etwa.80 Mtr. das Ter⸗ rain überragend von gehauenen Neckärſteinen nach allen Regeln der Baukunſt erbaut. Zu beiden Seiten dieſer dicht an der Straße ge⸗ legenen Mauern ſind Giebelmauern von alten Backſteinen von Laienhand höchſt primitiv zuſammengeſetzt, die Rückſeite konnten wir nicht ſehen. Das Ganze iſt überdeckt mit Brettern, alter Dachpappe, alten Tüchern und Kartoffelkraut. Zm Hintergrunde gewahren wir noch einen Schuppen, Stall, Wagen⸗ remiſe oder ſo was ähnliches. Dies iſt die Villa des Freiherrn. Wir hätten nicht geglaubt, daß die alſo be⸗ ſchriebene Villa bewohnt ſei, allein an der Pforte befindet ſich ein Briefkaſten, auf welchem der ſtolze Name Emil von Neu⸗ mann prangt. Auf unſere Anfrage bei Nachbarn hörten wir, daß gedachte Villa von dem Freiherrn, ſeiner erlauchten Gemahlin (Sprößlinge ſollen keine vorhanden ſein), di⸗ verſen Schweinen von diverſem Alter, meh⸗ reren Ziegen, Hunden und anderem Haus⸗ gethier bewohnt ſei und zwar ſchon ſeit etwa 1½ Fahren. Auf unſere weitere Erkundigung erfahren wir, daß Herr von Neumann vor einigen Jahren den Bau begann, dann aber aus uns unbekannten Gründen am Weiter⸗ bau gehindert wurde. Vorher war das Ge⸗ bäude ein Sumpfloch, in dem Maurerrohr das Haupterträgniß bildete.„Der Freiherr wußte ſich aber zu helfen. Mit eigener Hand baute er ſeine Villa mit dem vorhandenen Material ſo weit aus, daß er ſie nun mit ſeiner erlauchten Gemahlin bewohnen kann. Der Freiherr ſelbſt, der nebenbei bemerkt, ein Sohn des Regierungspräſidenten von Erfurt ſein ſoll, hat gegenwärtig Winter⸗ quartier in der Stadt und zwar in einem ſehr großen Haus des Quadrats 0 6 bezo⸗ gen und nur die Freifrau befindet ſich allein in der Villa. Wir unterließen es deshalb auch, unſere Viſite zu machen, ſo gerne wir uns das Innere des intereſſanten Baues auch angeſehen hätten, denn es wurde uns m daß in beſagter Villa außer ſtädtiſchn und Staatsbeamten nur wenige Fremde empfangen werden. Jedenfalls gehört aber auch ſchon in ihrem Aeußern die Villg des Freiherrn zu einer ber intereſſanteſten Sehenswürdigkeiten Mann⸗ eims. Da wir gerade an den Villa's ſind, ſo machen wir auf eine ſolche am diesſeitigen Neckarufer nächſt der Kettenbrücke von der Familie Arnold und eine dritte beim Exer⸗ zierplatz von der Familie Kurz bewohnt, aufmerkſam. Dieſe und andere Wohnungen empfehlen wir zur eingehenden Beſichtigung der hieſigen Sanitätspolizei, als werthvolles Material zu einer Enquete über die Woh⸗ nungsfrage in Mannheim. Da wir gerade noch ein ſenig Platz haben, ſo wollen wir noch auf eine weitere Sehenswürdigkeit auf⸗ merkſam machen und wäre es auch nur, um unſere Leſer davor zu bewahren, daß ſie 22. Oktohet auf andere Art darauf aufmerkſam gemacht werden. Wer z. B. die Kettenbrücke vom linken zum rechten Ufer paſſirt, wobei man bekannt⸗ lich rechts gehen muß, bemerkt an beiden Ufern zwei Schachte, die zum Fundament der Kettenbrücke führen, die jedoch mit ſchweren Steinen bedeckt ſind. Dieſe Steine liegen wieder in ſteinernen Rahmen, die ihrerſeits mit ſtarken eiſernen Klammern zuſammenge⸗ halten werden. Nun haben ſich dieſe Steine im Laufe der Jahre ſtark abgetreten, denn die Schachte liegen direkt in der Paſſage, was an und für ſich ſchon intereſſant iſt; das Eiſen iſt bekanntlich widerſtandsfähiger als Steine und ſo kommt es, daß das Eiſen etwa 3 Centimeter über die Steine heraus⸗ ſteht und gerade dieſer Umſtand iſt ſehr be⸗ merkenswerth und wer ihn nicht bemerkt, der läuft, Gefahr darüber zu ſtolzern, was ſo ziemlich 20 PCt. der Vorübergehenden paſſirt, die dann zum Schaden, beſtehend, in ahge⸗ riſſenen Ahſätzen auch noch den Spott haben. Da dieſer Zuſtand ſchon ziemlich lange dauert, Und ſeitens der Behörde keine Anſtalten zur Beſeitigung getroffen werden, ſo glauben wir verpflichtet zu ſein, die Paſſanten darauf aufmerkſam zu machen. Nächſtens weitere Sehenswürdigkeiten. Geſtern Vormittag wurde auf der Ringſtraße nahe dem neuen Schulhauſe K 5 eine Frau von einem Metzgerfuhrwerk, das in ſtarkem Trabe daher fuhr, überfahren und mußte ſie von Paſſanten nach ihrer Wohnung gebracht werden. Als ein Eurioſum wurde uns geſtern ein Brief gezeigt, der die Aufſchrift trug: An die Aufſichtsbehörde für Kranken⸗ Verſicherung Hier. Dieſe Adreſſe ſchien nun ſowohl bei der Poſt, wie bei der Polizei unbekannt zu ſein, denn er wurde nach Karlsxuhe geſchickt und dort zur Ermittelung des Abſenders geöffnet. Ein Curioſum iſt dies jedenfalls auch, denn eine Aufſichtsbehörde, die unter ſtaatlicher Kontrole ſtehend, bereits ſeit einem Jahr in Funktion, weder der Poſt noch der Polizei bekannt, das iſt ſtarker Tabak, denn abgeſehen von der gerühmten Findigkeit der Jünger Stephans ſcheint man auf der Polizei gar nicht zu wiſſen, welche Funktionen eigentlich dem Bezirksamt übertragen ſind. o% Der Winterfabrplan der Mann⸗ heim⸗Fendenheimer Dampfſtraßenbahn, welcher am 15. beginnen ſollte, der Kirch⸗ weihe wegen aber verlegt wurde, nimmt heute ſeinen Anfang und wird der erſte Frühzug von Feudenheim um 5 Uhr, der letzte von Mann heim um 8 Uhr Abends abgehen. Die Sonntage machen betreffs des letzten Nacht⸗ ugs eine Ausnahme, an welchen Tagen der⸗ ſelde um 9 Uhr abgelaſſen wird. Ein Extra⸗ zug koſtet 8 M. Anläßlich der Kirchweihe erhielt ein jeder der Bahnbedienſteten dieſe Tage eine Zulage von M. 5, welche wir denſelben als eine wohlverdiente Grati⸗ fikation von Herzen gönnen. Im Muſikverlag von K. Ferd. Heckel iſt ein Tyroler⸗Männerquartett von Carl Fittig„Zither u. Diand'l“ erſchienen, welches im hieſigen Hof⸗Theater als Einlage im„Nullerl“ mit günſtigem Erfolg geſungen wurde. Dasſelbe kann als eines der gedie⸗ genſten der humoriſtiſchen Quartette des be⸗ liebten Componiſten allen Männergeſangver⸗ einen empfohlen werden. * Damit der Humor nicht ausgeht. An eine große Anzahl hieſiger Sozial⸗ demokraten werden ſoeben hektographirte Zettel verſandt, worin denſelben vorläufig mitgetheilt wird, daß Herr Unterſuchungs⸗ richter Walz eine Unterſuchung eingeleitet habe, wegen Uebertretung des 5 13 des badiſchen Vereinsgeſetzes. Die Urſache dieſer Auklage iſt kurz folgende. Im Sommer dieſes Jahres war der Reichstagsabgeordnete Bebel hier auf einer Geſchäftsreiſe, und fand ſich wie jeder für ſelbſtverſtändlich hält mit einer An⸗ zahl ſeiner Geſinnungsgenoſſen zuſammen, um einen Spaziergang zu machen. Dieſer Spa⸗ ziergang dehnte ſich aus bis zur Neckarſpitze, wo man der Hitze wegen Halt machte. Dieſe harmloſe und durchaus nicht heimliche Zu⸗ ſammenkunft, zu der ſich die Leute zufällig zuſammenfanden, ſoll als— Volksverſamm⸗ lung von der Polizei betrachten worden ſein, weßhalb Anzeige bei der Stgatsanwal erſtattet wurde, welcher nach Vernehn der Hauptſozialdemokraten die Sache dem Unterſuchungsrichter übergab. Badiſche Nachrichten. Heidelberg, 20. Okt. Wie aus amklichen Bekanntmachung hervorgehl, die Stadtfernſprecheinrichtung dahier Heutigen dem Verkehr übergebe ſelbe gleichzeitig mit dem Stad netze in Mannheim in telephonif dung gebracht werden. Die Benitzu letzteren Verbindung iſt— außer den nehmern an derſelben— allen an der S Fernſprechanlage Ane gegen Erlegung einer Gebü je ein Geſpräch bis zur Dau geſtattet. Das übrige Publit von der Benützung der Telephonverbin mit Mannheim ausgeſchlöſſen. G Weinheim, 20. Okt. Die heimer Kirchweihe hat ein ſchlimmes erhalten. Maſchinenhändler Karl Sck von hier war mit ſeiner Frau und Schwägerin auf die Kirchweihe gefahren. Beim nach Hauſe fahren, zwiſchen Großſachſen u. Hoch⸗ ſachſen ging das Pferd durch. Herr Schneider, welcher über das Fuhrwerk ſprang, um das Pferd zu beruhigen, ſtürzte ſo unglücklich, daß er alsbald bewußtlos liegen blieb, dieſem nach ſtürzte auch die Schwägerin und zwar 1 zweifelt wird. Die Verunglückten wurden in die nahe gelegene Ziegelhütte verbracht, wo alsbald ärztliche Hilfe geleiſtet wurde. Karlsruhe, 20. Okt. Die ſtädt. Waſſer⸗ und Gasarbeiter Stephan Kohner und Uhr in der Adlerſtraße beim Spital mit Be⸗ ſeitigung eines in Folge der Kanaliſirung überflüſſig gewordenen Hydranten beſchäftigt, Als Kohner zu dem Behuf das Waſſer des benachbarten, vor dem ſtädt. Krankenhauſe befindlichen Hydranten abſtellen wollte und mit einer Laterne in den Schacht hinabge⸗ ſtiegen war, entzündeten ſich die darin angeſammelten Gaſe, worauf der andere Arbeiter ſofort den Schacht zudeckte und das Feuex erſtickte. Als er aber nach kurzer Zeit den Deckel wieder abnahm und den noch im Schacht befindlichen Arbeiter Kohner heraus⸗ laſſen wollte, wax dieſer bewußtlos geworden, welches Schickſal auch den Winkler ereilte, als er denſelben herausziehen wollte. Bemühungen des Nachtwächters Weidelich bei Kroher u. Cie. und des hinzugekommenen Kaufmanns Anſel iſt es zu danken, daß beide Verunglückten noch rechtzeitig aus dem Schacht 0 oben werden konnten, worauf ſie in das 0 tiſche Krankenhaus verbracht wurden, Den emühungen des Aſſiſtenz⸗ arztes Dr. Morſtadt gelang es auch bald, beide Verunglückten wieder Bohe zu bringen, ſo daß der eine in ſeine Wohnung gebracht werden konnte, während der andere im Spi⸗ tal zurückblieb. Der Zuſtand Beider iſt heute ein guter und keine Gefahr mehr vor⸗ handen..⸗Z. Oſterburken, 18. Okt. Die Halle der hieſigen Ausſtellung iſt von dem Erzbiſchöf⸗ lichen Bauamte Mosbach käuflich erworben worden, um aus dem Material derſelben in Rittersbach, während des Abbruchs der dor⸗ tigen alten und der Erbauung der neuen Kirche, eine Nothkirche herzuſtellen. Zu die⸗ ſem Zwecke hat das Erzbiſchöfliche Bauamt die Halle um den, übrigens 0 Preis von 1250 Mark an ſich gebracht. Dem Ver⸗ nehmen nach wird in Rittersbach ſchon in der nächſten Woche mit der Aufſtellung des roviſoriſchen begonnen und oll alsdaun der Abbruch der alten Kirche und der Neubau mit möglichſter Beſchleu⸗ nigung betrieben werden. Aus Stockach, 20. Oktober, ſchreibt man uns: Man glaubt, über uns und un⸗ ſere Umgebung ſei der Belagerungszuſtand verhängt. Die Polizeiorgane, beſonders aber die Gendarmerie, tritt hier in einer Weiſe auf, wie wir dies in ganz Baden nicht ge⸗ wöhnt ſind. Die Bürger werden mit Ge⸗ wehrkolben traktirt, ohne Grund und Urſache in Ortsaxreſt verbracht. Friedliche Landleute auf der Straße angehalten und wie Gauner examinirt. An öffentlichen Orten, an Wirths⸗ tiſchen ꝛce. machen die Gendarmen Erhebun⸗ Theater, Runſt u. Wiſſenſchaft. Vortrag. Bon geſchätzter Zeite geht uns folgender 5 2— Bericht über einen Vortrag des Herrn Pfarrer . Seydewitz aus Frankfurt a. M. zu, den wir glauben unſern Leſern nicht vorenthalten zu dürfen: Am Sonntag Abend hielt Herr Pfarrer v. Seydewitz aus Frankfurt a. M. im evan⸗ geliſchen Vereinshauſe einen Vortrag über Chriſtus“. Da zu dem Vortrage Jedermann freundlichſt eingeladen war, glaub⸗ ten auch wir hingehen zu dürfen, in der Vor⸗ ausſetzung, daß in einem öffentlichen Vor⸗ trage auch der Oeffentlichkeit würde Rechnung 0 werden. Wie der Vortrag indeſſen urchblicken ließ, betrachtete Herr Pfarrer v. S. nur die orthodoxen Anhänger evangeliſcher Hehre als die Oeffentlichkeit. Sollte der Herr Pfarrer aber andrer Meinung ſein, ſo 55 ten wir denſelben um etwas mehr Rückſicht gegenüber der Oeffentlichkeit hiermit höflichſt erſucht hahen. Der Herr Pfarrer ſollte wiſſen, daß die große Oeffentlichkeit denn doch andrer Meinung bezüglich der Perſon Jeſu iſt, als der Herr Pfarrer und dieſe Meinung saus Fagçon als„offenbaren Unſinn“ hinzuſtellen einen bedeutenden Mangel an Tactgefühl bei dem Vortragenden vorausſetzt. Doch zur Sache. Der Zweck des Vortrages wurde von dem Herrn Pfarrer klar und deutlich dahin ange⸗ geben,„zu verſuchen, alle die Pfeile zurück⸗ zuweiſe auf die Perſon Jeſu von Seiten der geſ i werden“. Wir können ſchon hier dem Herrn Pfarrer die Verſicher⸗ ung geben, daß der Verſuch vollſtändig mis⸗ des Redners, Ankuüpfend an Jeſu eigenſtes Wort: Was meinen die Leute, daß ich ſei“(Marc. 8. 27.) ibt Redner viele Antworten hibliſcher Per⸗ onen— auch die des Paulus„kräftiglich er⸗ wieſen als ein Sohn Gottes nach dem Geiſt“— und einiger Rationaliſten. Die Ausſagen der Letzteren, daß er„ein Vorbild ſei, dem man nachzuſtreben habe“, ein „Schwärmer“, ein„Romanheld. der die Licht⸗ ünd Schattenſeiten eines ſolchen habe“, ein „Genius der Menſchheit“,„einer, der den Himmel ſtreifte“ u. ſ.., beſagen für den Vortragenden nur, daß„man ſich“ von dem Bilde der Schrift entfernt habe und„Jeſus nur das ſein ſolle, was die Menſchen aus iem machen wollten“. Die Revolution habe ihn aus den Herzen geriſſen und gerufen: „Jeſus iſt todt, es lebe Laſſalle“. Auch das Krtheil Napoleon's auf St. Helena führt Red⸗ ner an:„ich kenne die Menſchen und ſage ihnen, daß Jeſus kein Menſch war“. Grund, weil er ſein Reich nicht auf Gewalt, ſondern auf Liebe gegründet habe. Doch hören wir des Redners eigene An⸗ ſuch„Jeſus und ſein Reich iſt eine That⸗ ache; Harüber läßt ſich nicht diſputiren.“ Es war charakteriſtiſch an dem Vortrage, daß der Herr Pfarrer dem Auditorium vorzu⸗ reden ſuchte, es gäbe wirklich Menſchen, die an der Geſchichtlichkeit der Perſon Jeſu zwei⸗ felten. Doch weiter.„In ſeinen Wirkungen iſt Jeſus das Vollkommenſte; die ganze Welt muß ſich nach ihm richten. Nehmen wir das Bild aus dem Hauſe, aus der Familie, aus der Wiſſenſchaft(siel), ſo kommt es zu nichts; aus der Kunſt, ſo bleibt nur ein Staub. Das Schönſte, was die Kunſt ge⸗ leiſtet hat, iſt die Mater delorosa und der ſind um einen Himmel niedriger als beide.“ Wir brauchen dieſen Auslaſſungen nichts hinzuzufügen, ſie ſprechen zur Genüge für den Pfarrer oder Oberpfarrer der ehemaligen freien Reichs⸗ und Handelsſtadt Frankfurt. Kunſt und Wiſſenſchaft wird dem Herrn Vor⸗ tragenden den Dank ſchuldig bleiben und G. F. Leſſing ſich hoffentlich ſeine Grabesruhe nicht rauben laſſen. Nach weiteren Beweiſen für das„Geweſen⸗ ſein“ Jeſu— als ob es deren überhaupt noch bedürfte— verſucht Redner das„Sein“ Jeſu darzuthun und zu zeigen, daß er wahrer Gottesſohn und wahrer Menſchenſohn ſei. Daß darin„eine große Reihe von Räthſeln liege“ giebt der Vortragende zu; doch er löſt die Räthſel und begründet in ſeiner Weiſe „Möglichkeit, Nothwendigkeit und Wirklichkeit des Gottmenſchen“, Die Möglichkeit, meint der Herr Pfarrer, iſt ausgeſchloſſen, wenn Gott und Menſch Gegenſätze wären und die Darwin'ſche Theorie Recht hätte; aber weil der Menſch, ſo beweiſe die Schrift, vom gött⸗ lichen Weſen in ſich habe, könne Gottheit und Menſchheit ſich vereinen. Ferner, wäre Gott nur Allmacht, ſo könnte er ſich nicht be⸗ ſchränken; aber er iſt auch Liebe und der Liebe Höchſtes iſt ſich zu beſchränken. „Damit glaubt Redner die Möglichkeit des Gottmenſchen erwieſen und folgt nun der Beweis für die Nothwendigkeit deſſelben. „Redner glaubt hier gelegentlich eine Lanze für die Miſſion brechen zu müſſen. Er ſollte wiſſen, das nach der bedeutungsſchweren Rede des Prof, Pfleiderer über die Miſſion, hier in Maunheim ſeine Lanze zurückprallen müßte. Ein Gottmenſch, den kein Verſtand der Ver⸗ ſtändigen ſieht, paßt nicht für Heiden.— Der Heide iſt unglücklich, ſagt der Redner, — ———— lungen iſt; aber folgen wir den Ausführungen exucifixus. Die Niobe und die Laokoon⸗Gruppe ſ weil er keinen Gott hat, ja auch der moderne Heide müſſe mit Schopenhauer ſagen:„das ganze Leben iſt Leiden“; Er aber ſage, das ganze Leben ſei Sünde und das beweiſt die Nothwendigkeit des Gottmenſchen. Alle Achtung vor dem Peſſimismus als der wiſſenſchaftlicheren Weltanſchauung, wie der edle Biſchof Martenſen ihn nennt, aber gar keine Achtung vor der Anſicht„das ganze Leben ſei Sünde“, denn ſie ſchlägt der Barm⸗ herzigkeit, der Opferwilligkeit, mit einem Wort der Humanität, die auch in dieſem Leben zu finden ſind, geradezu ins Geſicht. Die Sünde, ſagt Redner, fordere Sühne; ohne Sünde brauchten wir keinen Sünden⸗ Heiland.„Der Grundſatz von Urſache und Wirkung finde hier ſeine tiefſte Verwendung.“ Wenden wir uns nun zur Wirklichkeit des Gottmenſchen. Redner hat dafür keinen andern als den Schriftbeweis; er beklagt es tief, daß die ſcharfen Meſſer der Kritit die Schrift zerſchnitten haben und damit auch die Perſon Jeſu, ſo daß nur ein Torſo übrig geblieben ſei. Da⸗ für, daß die Schrift wirklich zuverläſſig ſei, beruft ſich Redner auf Schleiermacher,„den Jeſu wieder als geſchichtliche Perſon“(alſo nicht als Gottmenſch, nicht als wahrer Gott und wahren Menſchen in einer Perſon 1h) hingeſtellt habe und auf die poſitive Theolo⸗ gie,„die die Schrift 6 und nachge⸗ wieſen habe, daß ſie authentiſch ſe.“„Wer ein vernünftiger Menſch ſein will, darf nicht ſagen, daß die heilige Schrift zu bezweifeln wäre“. Den Beweis ſeiner Ausſagen giebt Redner durch Anführung der mangelnden Ueberein⸗ ſtimmung der 4 Evangelien. Dieſe beweiſe die Authenticität der Schrift; bei völliger ſo unglücklich, daß an ihrem Aufkommen ge⸗ Winkler waren geſtern Abend 11 Den. rung ftigt. des hauſe und ibge⸗ arin dere das Zeit im aus⸗ den, enen eide hgach das den. enz⸗ ald, gen, acht Spi⸗ iſt er ll, en ch N⸗ iſe 22. Oktober. und werden, um die Leute einzuſchüch⸗ inglaubliche Mittel angewendet. Wir u, daß dies alles in Folge neuer 1 geſchieht, ſondern ſind der An⸗ h Unſere Polizeiorgane Uebergriffe hie, wenn ſie zur Kenntniß der vor⸗ rde kommen, ſicher gerügt wer⸗ t wird durch dieſe Zeilen der lziſche Nachrichten. intern, 20. Okt. Geſtern Morgen 6 te der Maurer Ludwig zonntagsſtraße wohnhaft, im Theaterbleiche ein kleines igefähr 5 Jahren im Waſſer hinein und holte daſſelbe Ein hinzugekommener Herr en, das auf Befragen nach wahrſcheinlich in Folge des 9 N— 9 1 e Antwort zu geben vermochte, 8, 19. Oktober. Vergangenen d wurde dem hieſigen Kloſter hes Geſchenk überreicht. Als war, wurde die Glocke ge⸗ nerin öffnete die Thür, da n einer Frauensperſon ein ang geſchoben, während die ſt entfloh. Der Inhalt heſ in einem neugeborenen Bis jetzt konnte die Mutter des 3 noch nicht ermittelt werden. SS2 + 2 Heſſiſche Nachrichten. Mainz, 20. Okt. Heute Mittag wurde in oem Abort des Brauhauſes zum„Taunen⸗ baum“, in welch' letzterem der muthmaßliche er Herbſt am Tage nach der Ermordung e geſehen worden iſt, ein menſch⸗ de raſch vo b in den G ſicher Kopf und ein linker Oberſchenkel ge⸗ funden— ein wichtiger Fund! Von Per⸗ ſonen, die Wothe gekannt hatten, wurde der Kopf ſofort als derjenige des eben Genannten erkannt. Obgleich der Kopf ſtark angeſchwollen war, ließen ſich die Züge noch ſehr gut er⸗ keunen; dieſe Naſe iſt platt zuſammengedrückt, offenbar durch die Schnur, mit welcher das Tuch, beſtehend aus Theilen von Hoſen, um den Kopf feſtgebunden war. Die Zunge war zwiſchen den Zähnen zuſammengeklemmt, wo⸗ urch nach Angabe des Hru. Dr. Hellwig konſtatirt wird, daß der Ermordete erwürgt worden iſt. Die vollſtändige Entleerung des Abortes brachte von den nun noch fehlenden heiden Armen und Füßen uichts mehr zu Tage. Die heute gefundenen Körpertheile wurden auf den Friedhof gebracht, wohin alsbald auch Herbſt geführt wurde, dem man dieſelben dort zeigte. Der Anblick derſelben brachte auf Herbſt nicht den geringſten Ein⸗ druck hervor, vielmehr beharrte dieſer nach wie vor bei ſeinem Leugnen. Gerichtszeitung. . Mannheim, 20. Oktober.(Strafkammer.) Vorſitzender der Herr Landgerichts⸗Direktor Baſſermann Vertreter der Großh. Staats⸗ behörde die Herren Staatsanwälte v. Dietz und Duffner. 1. Der 16jährige Taglöhner Joſeph Wie⸗ gand von hier machte ſich des erſchwerten Diebſtahls ſchuldig, indem er am 13, Sep⸗ tember über eine 2 Meter hohe Bordwand in das Magazin des Agenten Fakob Creange einſtieg und einen Asphaltroſt im Werthe von M. 3 ſtahl. Er wird zu 2 Monaten Gefäugniß verurtheilt. 2. Am 14. Juli ſtürzte anläßlich des Ab⸗ bruchs eines Schuppens der Dachſtuhl des⸗ ſelben ein, wodurch der auf demſelben be⸗ ſchäftigte Maurer Adam Dörner mit herab⸗ fiel und Verletzungen erlitt, welche ihn eirca Tage arbeitsunfähig machten. Hierwegen hatte ſich der Zimmermeiſter Leonhard Schmitt zu berantworten und wurde er wegen fahr⸗ ſiger Körperverletzung zu einer Geldſtrafe M. 40 verurtheilt. Vertheidiger Herr Dr. Dührvaheimer. Jak. Sohn und Heinr. Bühler Taglöhner ldenheim, machten ſich des unerlaubten eleus einer ſilbernen Cylinderuhr ſchul⸗ Sohn erhält 6 Mark Geldſtrafe event. 7 8 2 Ileiſchderlaration von der Steuerbehörde einen Strafbeſcheid von je M. 10, ſowie Nachzah⸗ lung der Steuer von 7 Mark. Gegen das auf ihre Einſprache erlaſſene freiſprechende ſchöffengerichtliche Erkenntniß legte die Staats⸗ anwaltſchaft Berufung ein, in Folge derſelben genqunter Strafbeſcheid wieder hergeſtellt ſwürde. Ein Fall wurde vertagt, § Mainz, 19. Okt. Ein Gründer⸗ proze ß, eine etwas verſpäteie Erſcheinung in unſeren Tagen, der geeignet iſt in weiteren Kreiſen Jntereſſe zu erregen, beſchäftigte von Freitag bis heute die Strafkammer des Großh⸗ Landgerichtes. Der Beklagte Carl Friedrich Sander aus Sprendlingen bei Direktor der fallülen 2 Fabrikation von Thonwaaren, Ludwigshütte und der Darlehenskaſſe zu Sprendlingen, hatte augenſcheinlich beide Unternehmungen in's Leben gerufen um ſeinen, oder vielmehr ſeiner Familie, mit Hypothekarſchulden ſtark belaſteten Hausbeſitz“ zu erleichtern. Die Gründung der Darlehenskaſſe fällt in den März, die der Aktiengeſellſchaft in den Dez. 1881. Als Direktor der erſteren nahm An⸗ geklagter von der landwirthſchaftlichen Credit⸗ kaſſe in Frankfurt Gelder auf, ohne die ſta⸗ tuariſchen Beſtimmungen reſpektirt zu haben, woraus die Staatsanwaltſchaft die Criteri des Betrugs herzuleiten verſuchte. Der Ver⸗ trieb der Altien der Ludwigshütte in hieſiger Gegend gelang nur in beſchränktem Maße, dagegen trat auf eine Annonee in der Köl⸗ niſchen und Düſſeldorfer Zeitung, daß ein Poſten von 100 Stück Aktien erbtheilungs⸗ halber billig abzugeben ſei, ein anderer Grün⸗ der, Rentner Paul Müller in Düſſeldorf mit ihm in Verbindung, an den er unächt 60, ſpäter noch 40 Stück Aktien verkaufte zum Courſe von 67 PCt., welche dieſer zum grö⸗ ßeren Theil zu 80 pt. weiter veräußerte. Da der wirkliche Geſchäftsbetrieb keineswegs einen Gewinn abwarf, ſo fälſchte Sander die Bilanz und bewirkte auf Grund dieſer nach Ablauf des erſten Geſchäftsjahres die Ver⸗ theilung von 6 pCtiger Dividende Mittel zur Deckung der hierdurch verurſach⸗ ten Ausgaben entnahm er den durch Verk von Aktien gewonnenen Geldern. Müller eröffnet Sander durch Beziehungen zu dem Baukhaus Von der Heidt und Kerſten in Düſſeldorf, das denſelben gegen Deponirung von 200 Stück Aktien einen Credit von zu⸗ mächſt 50000 ſpäter nach Vermehrung des Depots bis zu 6100 Mark eröffnet, der vollſtändig erſchöpft wird. Da ferner der Aufſichtsrath einen für den Geſchäftsbetrieb unverhältn ß mäßig hohen Kaſſenbeſtand konſtatirt, ſo wiro der Direktor Sander beauftragt, 1 5,000 Mk. Hypothekarſchulden an Sales in Kreuznach zu tilgen. Er zahlt baar nur 10,000 M. und gibt für den Betrag von 5000 faule Wechſel. Bei der zweiten Bilanzirung entdeckt Müller, daß die Baubank in Stuttgart ſtärker mit Wechſeln belaſtet iſt, als ſie ſchuldet und das führt nachgenauer Prüfüng der Bücher zurEnthüllung des ganzen Syſtems von Fälſchungen. Die Verhaftung des Direktors veranlaßte natür⸗ lich den Zuſammenbruch beider Unterneh⸗ mungen. Nach Geſtellung einer Caution von 10,000 Mark war der Verhaftete ſ. Z auf freien Fuß geſetzt worden, da aber die Caution am Freitag zurückgezogen wurde, ordnete das Gericht ſeine wiederholte Inhaftirung an. Das Verhalten Sanders, der ehedem Apo⸗ theker war, zeugt von bedeutenden geiſtigen Fähigkeiten, thatſächlich gelang es der Staats⸗ auwaltſchaft auch erſt die Anklage auf Betrug in überzeugender Weiſe zu begründen. Letztere war formulirt in 7 Punkten. 1. Betrügereien gegen die Frankfurter Geldinſtitute, 2. Betrug gegen Paul Müller, der 43,000 Mark einge⸗ büßt haben ſoll, 3. Betrug gegen die Firma Van der Heidt und Kerſten, die ca. 67,000 Mark verliert, 4. Betrug gegen die Aktien⸗ geſellſchaft Ludwigshütte, begangen durch Auf⸗ ſtellung falſcher Bilanzen, 5. Unterſchlagung 155 Nachtheil der Geſellſchaft durch Nicht⸗ uchung eines vereiunahmten Poſtens von 3184 Mark, 6. Unterſchlagung von 5000 M. zum Nachtheil der Firma Saler, 7. Einfacher Badiſche Volks⸗Zeitung. des Verfahrens. Die Vertheidigung durch die Rechtsanwälte Dr. Wolfskehl und Zuckmever, zwei der bedeutendſten Mitglieder der hieſigen Anwaltſchaft geführt, gibt nur die falſche Bilan⸗ zirung und den einfachen Bankerott zu und weiſt nach, daß alle übrigen Punkle der for⸗ mellen Begründung entbehren, beſonders könne von einem Betrug gegen die Firma Van der Heidt nicht die Rede ſein, da dieſe zeugeneid⸗ lich erklärt, nicht die Deponirung der Aktien, ſondern die moraliſche Garantie des Zeugen Müller habe ſie zur Creditgewährung be⸗ ſtimmt, dieſem Zeugen ſelbſt auf deſſen Aus⸗ ſage die ganze Anklage baſire, ſei aber, wenn nicht Mitſchuld, ſo doch mindeſtens grobe Fahrläſſigkeit zur Laſt zu legen. Gravirend für ihn iſt ein Brief deſſelben an Sander, worin er mit dürren Worten erklärt, van der Heidt habe mit Recht bei der Gründung ver⸗ dient, er(Müller) wolle auch verdienen Nach der üblichen Duplik und Replik ſchließt die Verhandlung, Urtheilsverkündi⸗ gung nächſten Samſtag. 5 Die Vertheidigung beantragt Freiſprechung eventuell Compenſation der Strafe durch Er⸗ duldung der Unterſuchungshaft. Handelszeitung. Nürnberg, 20. Okt. Hopfenbericht von Andr. Geng, Hopfen⸗Commiſſionsgeſchäft. Das Geſchäft war geſtern ſowohl wie heute gleichſchleppend und ſind nur Grünfarbige, wenn auch leicht, zu verkaufen, währene Ge⸗ ringe nicht anzubringen ſind, weil Export vollſtändig unthätig iſt. Daß unter ſolchen Umſtänden Preiſe nachgeben müſſen iſt ſelbſt⸗ redend und wird daher heute von Mk. 20—40 und ſelbſt zu dieſen Preiſen wenig gehandelt. Die geſtrigen Umſätze betrugen ca. 700, die heutigen, bis jetzt 11 Uhr, ca. 500 Ballen. Das Geſchäft iſt im allgemeinen un⸗ verändert; Flau. aa. Maunheim, 20. Oktober. Zu⸗ und Ab⸗ fuhren von Geireide und anderen land⸗ wirthſchaftlichen Produkten am hieſigen in Kilozentnern, verglichen mit dem Mehr oder Weniger(in Parentheſe) mit den Zu⸗ oder Abfuhren in der gleichen Zeit des Vor⸗ jahres: A. Von Seite des Großh. Hauptzoll⸗ amtes Maunheim wurden vom 1. Okt⸗ bis 15. Okt. d. J. abgefertiat: 1. Zufuhr: Weizen 27750(— 105978 Roggen 8420(4 8219) Gerſte 700(+ 7000 Mais 11139(+ 2892) Hülſeufrüchte 450 (— 33) Sümereien 347(— 6139). Mehl 6100 (+ 4655) zuſammen 54933 gegen 150617 im Jahre 1884 demnach weniger 95684. II. Abfuhr: Weizen 17043(— 21146) Roggen 200(3. 200) Mais 3609(— 188) Hülſenfrüchte 1290 hre 1134) zuſammen 22142 92865 44410 im Jahre 1884 demnach weniger 22268. B. Bahnverkehr: Nach Mittheilung der Güterverwaltungen gelanaten in der Zeit vom 27. September bis 10. Oktober l. J. I. Zum Verſandt: Weizen 57717 +'53782) Roggen 3165( 2235) Gerſte 62( 740) Hülſenfrüchte 1304( 433) Mais 6881(41351.) Oelſaat 2809(— 1293.) Hafer 100(— 200) Kleeſaat 50(J- 50) Zu⸗ ſammen 72088 gegen 124034 im Jahre 1884, demnach weniger 51946. Von dem Verſandt im Jahre 1885 gingen 11353 nach dem Aus⸗ lande gegen 25464 im vorhergegangenen Jahre. Hl. Empfang: Weizen 4407(. 3743) Roggen 500( 500). Hafer 1213( 584) Gerſte 5531(-1280) Hülſenfrüchte 711(1 361) Mais 200(— 1200) Kleeſaat 501(4⸗351) Oel⸗ ſaat 253(— 407,) Zuſammen 13316 gegen 8094 im vorhergegangenen Jahre, demnach mehr 5222. Von der Zufuhr im Jahre 1885 kamen 3421 vom Auslande gegen 4487 im Jahre 1884. Manuheim, 16. Oktober. Submiſſton, Karlsrnhe. Waſſerleitungs⸗ und Pflä⸗ ſtexerarbeiten. 8473 Mark. Termin 24. Ok⸗ tober. Bedingungen einzuſehen im Bureau der Garniſonsverwaltung. 3. Seſte. Termin 27 Dftober Bedingungen duich die Großh. Haupt⸗Verwaltung der Eiſenbahn⸗ Magazine. Muſterſtücke im Verſteigerungs⸗ Lokal der genannten Verwaltung einzuſehen. Seidelberg. Feſthallebau. Termin 1. No⸗ vember. Näheres durch Oberbaurath F. Durm in Karlsruhe. Effectensocietät. Frankfurt, 20. Oet. Umsütze bis 640 Uur Abends. Oredit 228/½.8/-1½% bez., Staatsbahn 226½•9224- 23½ bz., Lombarden 104½.51/-4% ba., Galizier 177. 66½ bz., Disconto-Commandit 1903/6/16%-KUa- J10 PB., Böhmen 217¼ bz. u.., Franz-Josef-Aetien 169½ bz., Elbthal 1201½.119/ Pz.; Mittelmeer 108% ba-, Raab⸗ Oedenburg 74 bz., Mecklenburger 198 bz., Werra⸗ pahn 87%/ bz., Gotthard-Kctien 104, /I beu, Schweizer Nordost 51½5 bz., Union 64/%6½ be Aproc. ungar. Goldrente 7815/16 bZ., Egypter 64½8- 1, 1/16 bz., Türken 14½/ bz. G6ſe Uhr: Credit 228½ Galizier 1770, Elbthal 118¼, Gem. Russen 94¾i6. 8 Der Eindruck gebesserter Fariser Course Wurde von Realisationen paralysirt, Nach betestigter Rr- öffnung trat theilweise Ermattung ein, und hotirten namenklich einzelne österr. Bahnwerthe schwächer⸗ Renten blieben behauptet, Privat-Disconto 22% do. — Berlin, 20. Oetb. Weizen October. 69.— Apri Mal 170.50, Roggen Oetbr.-Novbr. 160,20 Apri Mi 144.—, Rüböl 1000 45.00, April-Mai 46.70, Spiritug 1000 89.20, April-Mai 40.40, Häfer Octbr.-Nov. 126.59 April-Mai 133.50 Weizenmehl o 100 19.50, dto. 00 20.20, Roggenmehl o 10% 19.00. öin, 20. Oethr. Weizen hiesiger 17.00, Roggen hiesiger 15.00, Hafer 1000 18.40, Rüböl 1000 24.50. Paris, 20. Oét. Zucker per Oet. 47.50 per Jan:- April 50,00. MehlSeptbr. 48.50 Januar-Aprul 51.— Tälg 65 00 Magdeburg, 20. Oct. Zucker Rend. 88P0t. 22.80— 23.10. Santos per Ootob.. 805 Nov. 49.25 per April 48.75. Per Juni 51.25.— Schmalz ruhig. per Okt. 42.50. Bremen, 20. Oet. Petroleum Antwerpen, 20. Oct. Petroleum 1000 19.62, Novb.⸗ Dezbr. 19.50, Rübenzucker 100% 36.—, Schmalz 80,50. Pest, 20. Cetober. Weigen 100 behauptet per London, 19. Oet. Zucker. Roher Rohrzucker trüge; Rübenzucker 14 sh 7½ d. für prompte Lieferung. Caffee fest. Scwarzer Pfeffer, Singapore Havre, 20. Oet. Kaffee 100.60, Schmah (Wilcos( loco unverzollt 33.50. Herbst—G.— B. Frühjahr.25 G.—.7 B. 8. Reis-Ladungen schleppend, Bangon 6 Sh. 711 Gewürznelken ruhiger. Jute 2 sh. 6 d. theurer. Geldsorten Mk. Pf. Goldsorten Br.Gid Dukaten...60—55 Holl. Silber.— 1168 dto. al marco..63—59 Oest. fl. 1 St. 165 20 Franken al m. Pfd. 1397 1398 dto. in 16.15—11G. f. Scheideg. Sovereigns.. 20.50—26 Pex Pfd. in M. 14021— R. Imperials.. 16.72—68 Papler-Beld Fehm. Goiddollar...19—16[Oest. Bankn..—162,15 Silber hochfein Fr. Bankn Mk. 140.10—138.10 Russ. Bankn.— Amer. Bankn.—14.16 Wasserstands-Nachrichten. Mannheim, 21. Oet. Rheinhöhe Mittags 4,54, gefallen 0,06, gestiegen 60.0 Kohl, 20. Odt. Rheinhöhe Uhr Morgens 2,95, Sel 0,11, gestiegen 0,00. 0 Konstanz, 90 0 6 Uhr Morgens, Bodenseehöhe 402 gefallen 000 gestiegen 0,/03. Malnz, 20 GrR Morgen 8 Uhr. Rheinhöhe 172 gefallen 000, Sestiegen.09. Köln, 20. Oetbr, Mittags Rheinhöhe 3,21,— gefallen 0,00, gesiegen%42. Caub, 20, Oétb., 6 Uhr Morgens. 0,01. gestiegen.00. 2 Coblenz, 20. Rheinhéhe 2,58, gef. eus. Rheinhöhe 3,94 04. jur Mittags 1,28 gef. Rheinhöhe 2,75, Trior, 20. Oeth. 0,0. gestiegen.002. Ruhrort, 20, Oetb., 8 Uhr Morgens. gefallen 0,13, gestiegen 0,00. Neueſte Nachrichten. Mannheim, 21. Okt. Der„Beobach⸗ ter“ in Stuttgart, das offtzielle Organ der württembergiſchen Volkspartei publicirt ſoeben einen offenen Brief des Reichs⸗ tags⸗Abgeordneten Payer an den engeren Ausſchuß der deutſchen Volkspartei in Frankfurt a.., in welchem mitgetheilt wird, daß die württembergiſchen Demokra⸗ ten an der außerordentlichen Generalver⸗ ſammlung des Vereins der deutſchen Volks⸗ partei zu Hanau am 25. l. Mts. nicht Theil nehmen werden. Braunſchweig, 20. Oktbr. Graf Görtz⸗Wrisberg erklärte, Regentſchaftsrath ſtets Rechtsſtandpunkte und dem (Landtag.) daß der Boden deß ge, Bühler 3 Mark event. 1 Tag Ge⸗ Bankerott. Beantragt wird unter Ausſchluß Karlsruhe. Werkſtätte⸗ und Betriebs⸗ 16. Februar 1879 eſtanden 5 3 Wie⸗ Geſetzes vom 16. N 9 mildernder Umſtände die Verurtheilung zur materialien: Peſe Se Putzmaterialien, habe und ſtehen werde. Graf Gört heiden verh. Metzger Anton Siegel] Morimalſrafe von 10 Jahren Gefängniß, 5 Bürſten und Beſen, Seilerwaaren, Leder⸗ iffe der Blälter wegen 1Leitz hier, erhielten wegen falſcher][ Fahren Ehrverluſt und Tragung der Koſten] waaren, Gewebe⸗ und Poſamentierwaaren.] weiſt die Angriffe der Blätte umung würde man ſagen, die] Wir können dazu nur das ſagen, Wieſ So bezeichnet er die Fabel von den drei richten. en hätten von einander abgeſchrieben. erfreulich es auch it, daß auch die Ringen als eine„abgedroſchene, die ſo unwahr 8 55 iſt wie jede Andere und zu dem Satze führe:„Daniela“, das neueſte Schauſpiel von u nicht umhin dem Hern Pfarrer der Schriſten von Bernh. Weiß, Rofeſſor der Theologie in Berlin zu em⸗ pfehlen, der mit wiſſenſchaftlicher Genauig⸗ zeit nachgewieſen hat, daß ſämmtliche 4 geliſten abgeſchrieben haben ſogar Mar⸗ Doch was weiß das Volk davon? Darum ſoll man ihm aber auch vorreden. weiter.„Wie wird der Gottmenſch eſch t“ fragt nun Redner und antwortet mit häus 11, 27.„Hier ſeien die Pr en ſeines ganzen Weſens, ein Geheimuiß für unſern Verſtaud, für unſer Herz aber das ſüßeſte Bewußtſein.“ Wie ſüß, zeigt die weitere Beurtheilung der en Geburt Jeſu. Jeſus, ſo führt zer ungefähr aus, trat nicht unvermittelt e Welt; Alles war vorbereitet bis aufs iſte, aber ſein Eintritt mußte wie ie ganze Perſon ein Wunder ſein. Wunderbare Keuſchheit! der Schrift daß Jeſus aus der Kraft des Geiſtes ge⸗ boren“(Luc. 1, 35). Wir müſſen dahei einen Widerſpruch der Bibel mit ſich ſelbſt hervorheben, indem wir den Herrn Pfarrer guf folgende Steb der Bibel verweiſen. 1 Moß 19. 1 Moſ. 38, Richter 19. 2 Sam. 1I. 2 Sam. 13. Hoſ. 1, 3. 3 Moſ. 15. 18. 20. u. A. m. Auch der Mariencultus der katholiſchen erfährt hi i ei 1* 2 73 ſrt hierbei eine kurze Berührung. 9 e mittelalterliche Ppeſie kranke, wenn ſie die fündloſe Himmelskönigin preiſe und die ungenleta conceptio der Maria ſei Läſterung. iungfräuliche Geburt Jeſu iſt für uns Forderuna der Vernunft.“ Vernunft einmal zu Rathe gezogen wird, ſo wenig vermögen wir einzugehen, was die Vernunft mit dem Uebervernünftigen und Widervernünftigen ſolle zu thun hahen. Zur Weſentlichen Charakteriſirung des Gottesſolnes führt Redner dann die Selbſtzeugniſſe Jeſu an und kommt ſchließlich zu dem Urtheil, Jeſus ſei die Zuſammenfaſſung der Menſch⸗ heit, die Löſung aller Widerſprüche und als Gottes Sohn ein weſentlich anderes Weſen als wir, wenn wir auch alle Gottes Kinder ſind, gieichwie wir Alle des Landesvaters Kinder ſeien, aber doch nur einer Kronprinz. Wir haben uns bei dieſer Aeußerung un⸗ willkürlich jener Ausführungen eines Paſtors Mühe erinnern müſſen, der die Organiſation im Himmelreich auf den Militärſtaat zurück⸗ führk, Schwadronen, Bataillone ausrücken läßt und dergleichen mehr. Nachdem der Herr Vortragende noch das Gebet zu Jeſu als Beweis einer Gottheit hervorgehoben, verurtheilt er die Spötter und Zweifler mit mehr als Entſchiedenheit, z. B. wenn er ſagt:„Die Auferſtehung Jeſu von den Todten kann kein vernünftiger Menſch mehr leugnen. Warum wollen ſie keinen Heiland, weil ſie ſich ſelbſt Heiland ſind. Unſer Herr⸗ gott muß noch eine beſondere Verbeugung machen, wenn ſolche in den Himmel kommen.“ Alſo doch! Bezüglich der Ausführung, daß Jeſus die Erfüllung des alten Bundes ſei als Prophet, als Prieſter und König ſei es uns geſtattet, nur einige Redewendungen des Herrn Pfar⸗ rers hervorzuheben. Sie beleuchten den Stand⸗ punkt deſſelben, ſowie die Art ſeiner Arbeit im Weinberge des Herrn am beſten⸗ „wir glauben alle an einen Gott.“„Wer das ſagt, über die Wunder ſind wir hinaus, der iſt noch nicht bis zum ABc der Erkenntniß gekommen:“„Die Wunder ſind nothwendig; „Wenn Gott ſo arm iſt, daß er keine Wunder thun kann, dann wäre es keine Ehre für mich, ſein Diener zu ſein;!“„Daß Chriſtus Mär⸗ tyrer geworden iſt, das hat nicht viel zu ſagen, das ſind hundert vor ihm geweſen.“ Dem Einwurf, daß Gott, als die ewige Barmherzigkeit das Opfer Jeſu hätte vermei⸗ den können, indem er einfach einen Strich durch alle Sünde machte, begegnet Redner mit dem geiſtreichen Worte:„einen ſolchen ſentimentalen Papa haben wir nicht im Him⸗ mel zu erwarten.“ Das iſt wirklich nicht mehr fern von der Poeſie des Oberpfarrers von Cremmen, der Kinder Frömmigkeit ſpre⸗ chen läßt: Dann will ich ihn(Gott) recht beweglich Bitten, daß er mir ſoll Chocolade kochen täglich Eine ganze Kanne voll. Was die Barmherzigkeit Gottes nicht kann, hat ſeine Gerechtigkeit zu verantworten. Der Unſchuldige muß leiden:„Wie wunderbarlich iſt doch dieſe Strafe“ Wir können dem alten Heermann dieſe Verwunderung recht gut nachfühlen. Wir ſchließen hiermit unſern Bericht. Wir glauben nicht, daß derartige Vorträge der evangeliſchen Kirche Vortheil hringen; daß ſie ihr aber ſchaden, davon ſind wir über⸗ zeugt. elix Philippi, deſſen Titel ſchon wiederholt 5 die Blätter ging und deſſen Inhalt in der Theaterwelt nicht geringes Aufſehen ge⸗ macht hat, iſt ſoeben vom Stadt⸗Theater in Leipzig zur Aufführung angenommen worden. Herr Dfrektor Stägemann brachte der genann⸗ ten Novität gleich ein ſolche⸗ Intereſſe entge⸗ gen, daß die Premieére derſelben ſchon Anfang Dezember am Stadt⸗Theater in Leipzig ſtatt⸗ finden ſoll. Im Bremer Stadttheater gaſtirt in den nächſten Tagen Friedrich Mitterwurzer als Karl Moor, Bolz(Zournaliſten) und Shylock. Der Künſtler begibt 5 dann auf einem Salondampfer des Lloyd nach New⸗ Hork— um von dort aus ſeine große ameri⸗ kaniſche Tournée zu unternehmen. Von einem peinlichen Theaterſcandal berichten römiſche Blätter. Vor einion Ta⸗ gen ſollte die Aufführung des„Jauſt“ eben ihren Anfang nehmen, aber der prächtige Vorhang, den die Direction erſt kürzlich hat malen laſſen, wollte nicht in die Höhe gehen. Das Publikum rumorte ſchließlich, ziſchte, 5 und trampelte, aber der Vorhang bewegte ich nicht. Was ging vor? Hinter den Couliſſen pielte ſich eine erregte Scene ah. Sämmt, liche Coriſtinnen erklärten nämlich dem zu Tode erſchrockenen Impreſario: o ei paets, o non Cantiamol“(Entweder Sie hezahlen uus, oder wir ſingen nicht Der Bebrängte mußte nach mancherlei Ausflüchten nolens volens die Kaſſe öffnen und die Honorar⸗ Forderungen regeln. Der ganze Scandal dauerte vitrzia Minuten⸗ ſtreng auf dem —(Laufe der Woche in Liſte. + Selle ——————3 Nichimittheilung des Brieſes des Herzogs von Cumberland vom 14. Januar 1879 an ben Herzog Wilhelm zurück. In dieſem Schreiben ſeien die Anſprüche des Herzogs Wilhelm auf Hannover nicht erwähnt, ſo daß daſſelbe den Glauben er⸗ wecken konnte, Cumberland gebe dieſelben auf. In einer gleichzeitig überſandten Abſchrift eines Schreibens des Herzogs von Cumberland an die Königin von England, ſeien die Anſprüche ausdrücklich aufrecht erhalten. Da letzteres Schreiben ausdrüchich als vertraulich bezeichnet ſei, ſo ſei auf höchſte Anordnung von der Mittheilung beider Schreiben an ſdie Landesverſammlung Abſtand ge⸗ nommen worden, Das erſte Schreiben konnte nicht allein mitgetheilt werden, um nicht die Landesverſammlung irre zu füh⸗ ren. Der Herzog Wilhelm habe bei dieſer Gelegenheit den Ausſpruch gethan, daß es bei Ordnung der Thronfolgefrage in erſter Linie auf die Intereſſen des Landes ankomme. Badiſche Volks⸗Zertung 4———— mit dem Regentſchaftsrath, dem Landtag und der überwiegenden Majorität der Bevölkerung von vornherein bewußt ge⸗ weſen, daß Cumberland nicht zur fak⸗ tiſchen Ausübung der Rechte im Herzog⸗ thum gelangen könne, wenn er nicht zuvor unter völliger rückhaltloſer Aufgabe ſeiner Anſprüche auf Hannover ſeinen Frieden mit der Krone Preußen zu machen in der Lage wäre. Braunſchweig, 20. Oktbr.(Landtag.) Staatsminiſter Graf Görtz⸗Wrisberg ſchläͤgt Namens des Regentſchaftsrathes den Prin⸗ zen Albrecht von Preußen zum Regenten vor. Die Wahl ſelbſt wird morgen ſtatt⸗ finden, Rom, 20. Okt. Geſtern zaͤhlte man in der Provinz Parlermo 32, davon in der Stadt 21 Choleratodte. Wien, 20. Oktober. Die„Politiſche Korreſp.“ meldet aus Athen: Die Regie⸗ rung überſandte den Kabinetten in Be⸗ worin es heißt: Die Union von Bul⸗ garien und Oſtrumelien würde den status quo auf der Balkanhalb⸗ inſel und das darauf beruhende Gleichgewicht der Kräfte zerſtören und die griechiſche und nichtbulgariſche Bevöl⸗ kerung Oſtrumeliens der Gefahr der Ver⸗ nichtung ausſetzen. Griechenland wünſche aufrichtig den Frieden. Man könne aber nicht von ihm verlangen, daß es ſolchen, ſeine vitalſten Intereſſen berührenden Er⸗ eigniſſen gegenüber theilnahmslos bleibe. Konſtaninopel, 20. Oktober. Dem Vernehmen nach beſchloſſen die Botſchafter, ihren Regierungen zu empfehlen, in Athen und Belgrad ebenſo wie in Soſta vor⸗ zugehen.— Drumond Wolff reiſt am 22. d. M. ab. Es heißt, der Sultan werde unverzüglich die Ernennung eines Kommiſſars für Egypten ſanktioniren. Sofia, 20. Okt. Ueber die beabſichtigt geweſene Miſſion Grekow's an den König angezeigt, daß Erekow ſich uis eig Brieſe des Fürſten zum Könige nach N begeben werde. Der König Milan habe darauf geantwortet, er bebauere, die Miſe⸗ ſion Grekows ablehnen zu müſſen. Fu dem Briefe des Fürſten Alexander habees geheißen: Die bulgariſche Bevölkerung be) unruhige ſich über die aus Serbien ein⸗ treffenden Nachrichten. Sie könne nicht den Gerüchten Glauben ſchenken, welche darauf abzielten, die Bande der Freundſchaft zwiſchen den beiden Bruderländern zu zer⸗ reißen. Der Fürſt wende ſich an den König mit der Bitte, ihn zu ermächtigen dieſe beunruhigenden Gerüchte zu zerſtreuen. Die Ereigniſſe in Rumelien und die Ver⸗ einigung beider Bulgarien hätten keine feindliche Tendenz gegen Serbien. Gre⸗ kow habe den Auftrag, den Empfindungen der Freundſchaft Bulgariens für Serbien den wärmſten Ausdruck zu geben. Athen, 20. Oktober. Der Kultusmini⸗ Samſtag 8½—9½ Schönſchreiben,(Auf⸗ 1 ſatz), 9½—10½ Geſang. antwortung des letzten abmahnenden von Serbien wird hier bekannt gegeben, ſter demiſſionirte. Es laufen Gerüchte — Lahrniſ⸗Herſteigerung. Er, der Miniſter, ſei ſich im Einklang Der Erbtheilung wegen 0 werben aus dem Nachlaſſe des 4 Peni. Kaufmann in H 7, 5, 2. Stock Ponmerſtag, den 22. Oktober, Uachmittags 2 Uhr öffentlich gegen baare Zahlung ver⸗. ſteigert: Küchengeſchirr, Bettung mit Matratzen Tiſche und Stühle, Spiegel und Bil.⸗ Bettladen, Nachttiſche und Waſchtiſche, Küchen⸗ ſchränke, Anrichte und verſchiedener 10826/5 det, Schränke, Conſol, Hausrath. E.. Schwenzke, Waiſenrichter. Fahrüüſ⸗Berſeigernnu- Bunnerſtag, 22. Hktober“ Nachmittags 2 Uhr werden wegen Sterbefall in 8 . 3, 10, 8. Stock, folgende Gegen ſtände gegen Baar verſteigert: 2 vollſtändige Betten, Frauenkleider, Weißzeug, Tiſche, Stühle, 1 große Kiſte, 1 Schrank, 1 Küchenſchrank, Anricht, Küchengeſchirr und ver⸗ ſchiedener Haußrath, wozu einladet 10860 J. Brodbeck, Auctionator. Freitag, den 23. d.., Nach⸗ mittags von—4 Uhr werden im hieſigen ſtäbt. Leihhauſe Gold⸗ und Silberwaaren, Uhren ꝛc. gegen Baarzahlung öffentlich verſteigert. Mannheim, den 18. Oktober 1885. 10853 Die Leihhausverwaltung. Arbeiter⸗Fortb.⸗Verein. R 3, 14. Mitgliedern den Stundenplan mit dem 9 en zur Kenntgiß, daß die Stun⸗ en werden, Allfallſige Ahänderungen be⸗ halten wir uns nach Rückſprache vor. Montag 8½—9½ Spar⸗ und Hilfs⸗ kaſſen⸗Einleger, 9½—10½ Verſamm⸗ ng. Dienſtag 8½—9½ Rechnen, 9½—10½ Zuſchneiden für Schneider u. Buch⸗ führung. Mittwoch 8½—9½ Schönſchreiben, 9/½—10½ Uhr Beklamention. Donnerſtag 8½—9½ Franzöſtſch, 9½ —10½ Geſang. Freitag 8½—9½ Rechnen, 9½—20½ Vorſtandsſitzung u. Hilfskaſſenſitzung. Wir bitien um Einzeichnung im die auffliegende 10862 Der Vorſtand. Gesellschaft Venus. Dounerſtag Abend 8 Uhr Zuſammenkunft im Lokale„zum Morgenſtern“, wozu Anſere verehrl. Mitglieder freundlichſt einladet 8276 Der Vorſtand. Vltal Kranken⸗ 1. Vierbe⸗Baſſe er Maler und verw. Perufs⸗ geuoſſen Heutſchlands.(E. H. 4l.) Filiale Maunheim. Samſtag, den 31. Oktober 1885, Abends 8 Uhr Mitglieder⸗Verſammlung im Lokale Schillerpalle(Nebenzimmer) 0 4, 21. Um zahlreiches Erſcheinen bittet 10855 Babelsb. Stenografen⸗Verein. Loxal:„Prinz Friedrich“, B 6, 6. Unſern Micgliebern zur Nachricht,—— baß eben ein neuer Curſus in der Satzkürzung(Debattenſchrift) beginnt unb laden wir zu zahlreicher Beſheilig⸗ ung an bemſelhen ein. Wir machen dabei darauf aufmerkſas daß Herren, welche der Stenograſte be⸗ reits mächtig ſind, ſich aber vielleicht in derſelben zu befeſtigen oder zu vervoll⸗ kommnen gebenken, an dieſem Curſus unentgeltlich theilnehmen können, wenn ſie unſerm ein als Mitglieber bei⸗ treten. 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Mauer FS — grilage ur 9adͤ Donnerſtag, 2 Des alten Schmied's Bermächtniß. Original⸗Erzählung von Carl Zaſtrow. (30, Fortſetzung.) Mit der Vollendung der Eiſenbahn waren auch die Häuſer im Werthe ge⸗ ſtiegen und die Wohnungen rar geworden. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten oder die Gegend gänzlich zu verlaſſen. Zu dieſem letzteren Ausweg aber konnte Haflinger ſich nicht entſchließen. Sein Herz war mit allen Faſern an die Heimath ge⸗ feſſelt, und die ſtillen grünen Thäler, die prächtigen Berge und Schluchten des Thü⸗ ringerwaldes konnte er nicht entbehren. So faßte er endlich den Entſchluß, in einem zwei Meilen entfernten Dorfe eine neue Schmiede zu bauen und dort den Reſt ſeiner Tage in einfacher ſtiller Thätigkeit zu vollbringen. Bis das neue Haus fertig war, mußte er freilich noch in der alten Wohnung verbleiben.— Robert Junker hatte nicht verfehlt, ſeinen ehemaligen Meiſter noch einen letzten Beſuch abzuſtatten.„Da habt Ihr's ja,“ hatte er im höhnenden Tone gerufen,„der Verſifex iſt's, der den Schatz hebt, ohn' den Hammer Eures Vaters dabei in Bewegung zu ſetzen. Und Ihr ſeht das ruhig mit an? Ihr duldet's daß der Elende Euer gutes ſolides Haus in Trümmer ſtürzt und die Prophezeihung und den letzten Willen Eures würdigen Vaters zu Schanden macht?“ „Ich kann's nicht ändern,“ hatte Haf⸗ flinger geantwortet,„es iſt alles mit Macht über mich gekommen und ohn' mein Zuthun. Das iſt auch mein einziger Troſt!“ „Wohl habt Ihr Schuld, daß der Geiſt Eures Vaters zornig und unverſöhnt auf den Trümmern Eures Hauſes umher irrt,“ grollte Robert.„Warum habt Ihr nicht zur rechten Zeit dahin gewirkt, datz Frieda mein Weib ward? Wär' das geſchehen, ſo wär's dem Fortſchrittsmanne nimmer eingefallen, hierher zu kommen und Eure Heimſtätte zu vernichten!“ Der Meiſter ſchwieg hierauf. Gab er in dieſem Punkte dem Geſellen heimlich Recht, oder hatte er noch andere Gedanken, die er vor jenem geheim halten zu müſſen glauble, genug, er lehnte ſich in ſeinen Seſſel zurück und ſchloß die Augen, ſein gewöhnliches Manöver, wenn er eine Un⸗ terredung für beendet anſah. Robert war aber anderer Meinug. Er trat auf den Meiſter zu, legte ihm vertrau⸗ lich die Rechte auf die Schulter und flüſterte: „Ihr brauchtet darob aber den Kopf nicht hängen zu laſſen. Noch iſt nichts verloren. Die Sach' kann noch geändert werden. Ihr ſollt nur wollen!“ Und als der Meiſter die matten Augen⸗ lider erhob und ihn fragend anſah, raunte er ihm ins Ohr: „Wenn der rothe Hahn auf ſeinem Dache ſitzt, iſt er verloren mit ſammt ſeinem Dampfſchwindel. Im Kohlenſchoppen lagern große Vorräthe an Brennmaterial. Man braucht nur ein' brennenden Kien⸗ globen'neinzuſchieben an einem Tag, an dem der Nordſturm im Kalender ſteht, und Fluge Pianinos Harmoniums von Steinway& Sons Pelonbet, Pelton& Co. ſtey& Comp. Bechſtein (Schiedmayer Blüthner Schwechten Berdur Küather& Söhne Lockingen Nagel 5P 10618 Jolka⸗Zeitung 2. Oktober 1885. der geſammt' Unſinn auf!“ Ein Zucken lief über das bleiche Antlitz des Meiſters. Unwillkürlich ballte er die ſchwieligen Fäuſte. Aber da ſich die müden Augen wieder ſchloſſen, verkannte der Ge⸗ ſell die Bedeutung dieſer Erregtheit. „Daraus braucht man ſich ein Gewiſſen nicht zu machen,“ fuhr er fort,„denn was der baut und projektirt, iſt doch ohn' Sinn und Verſtand, und über kurz oder lang wird's doch in Rauch aufgeh'n. Alſo iſt's einerlei ob ſo oder ſo. Wenn man ein ſchlecht' Werk verhindern kann, 6 geht im Rauch ſo muß man's thun, und die Mittel dazu ſind egal.“ Jetzt ſchnellte der Meiſter aus ſeinem Seſſel empor. Die Augenlider ſträubten ſich. Ein wüthender Blitz zuckte auf das erbleichende Geſicht des Verſuchers. Ge⸗ bieteriſch ſtreckte er die Rechte nach der Thüre aus und rief mit donnender Stimme: „Hinaus mit dir aus meinem ehrlichen Haus. Du biſt ein Schuft! Und nun weiß ich, daß mit dir allein das Unglück über meine Schwell' gekommen war. Hin⸗ aus! Der Börner iſt nur ein Verblendeter, aber Du biſt ein Nichtswürdiger!“ Seidem war Robert aus der Gegend verſchwunden. Niemand wußte, wohin er ſich gewandt hatte. Börner kam täglich in der Frühe von ſeinem Zimmer, das er im Gaſthofe ge⸗ miethet, nach dem Neubau. Wohl hatte er hin und wiederGelegenheit, Frieda zu ſehen und einige Worte mit ihr zu wechſeln. Zu einem ausführlicheren Austauſch der Ge⸗ danken aber kam er nicht, weil der eigen⸗ ſinnige Meiſter die Tochter mit Argus⸗ augen überwachte. Bald ſtellten ſich auch die kalten Tage ein. Der Froſt zwang die Bauleute zum Feiern und die der Vollendung nahe Ham⸗ merſchmiede bot ein Bild regelloſer Unord⸗ nung. An den Tannen hingen die glitzernden Reifperlen. Schneeflocken ſchloſſen ſich ſchmeichelnd an das weiche Waldmoos und rieſige Nebelwolken ſpannten die einförmige Winterlandſchaft in ihren grauen Rahmen. Das heilige Weihnachtsfeſt rückte heran, Hinter den gefrorenen Fenſterſcheiben nickten blondlockige Kinderköpfe. Die weichen warmen Lippen legten ſich auf die Eisblu⸗ men und erwartungsfrohe Augen lugten durch das aufgethaute Guckloch nach dem Knecht Ruprecht aus, der mit ſeinen köſt⸗ lichen Geſchenken durch den Wald ſchreiten, und bald hier, bald dort Einkehr nehmen ſollte, wo artige Kinder ſich aufhielten. Auch Frieda ſaß in dem alten liebge⸗ wonnenen Stübchen am Fenſter. Wenn ſie es öffnete und in den winterlichen Garten hinausſah' fiel ihr umflortes Auge auf die mafſiven Fabrikgebäude, welche zur Auf⸗ nahme des Rohmaterials beſtimmt waren, ferner auf Baugeräth und Eiſenröhren und Räderwerke. Die Beete waren zerſtampft. Zerſplittertes Geäſt und geknicktes Strauch⸗ werk ragte aus der Schneedecke empor. Eine Thräne trat in ihr Auge, Es war ihr oft, als habe man ihr ein ſüßes Hei⸗ ligthum ihres Herzens zerſtört, die Heimath, iu welcher alle Erinnerungen ihres jungen Lebens wurzelten. Und doch vermochte ſie dem Zerſtörer all' der alten traulichen Bilder nicht zu zürnen. Sie liebte ihn ja mit aller Gluth der erſten Liebe und dieſer Liebe war ein neues Leben mit allen Knospen und Blüthen entſproſſen. In dieſer Liebe lag ihr wirkliches wahres Heim und was das Schickſal auch Schweres über ſie ver⸗ hängen mochte, ſie war feſt überzeugt, das ſie es leicht tragen würde, wenn dies an Rudolfs Seite geſchehen konnte. Der Vater war nach jenem Dorfe hin⸗ übergefahren, in welchem das neue Wohn⸗ haus bereits in Angriff genommen war. Das junge Mädchen war mit einer Stickerei beſchäftigt, welche die Beſtimmung hatte, den Weihnachtstiſch zu zieren. Die Mutter hatte in der Küche zu thun, und Frieda war ſomit allein im Stübchen. Darin hatte ſich freilich nichts verändert. Nur die Sonne ſchien nicht mehr ſo blendend hinein, weil die neu errichteten Gebäude ihre langen Schatten hinüber warfen, und die Wein⸗ ranken fehlten, welche Sommers ein dichtes Blätternetz um das Fenſter flochten. Frieda war dermaßen in ihre Arbeit vertieft daß ſie das leiſe Oeffnen der Thür und das Kniſtern der Tritte hinter ihr nicht vernahm, Erſt als eine Hand ſich leiſe auf ihre Schultern legte, ſchreckte ſie empor. „Du biſt's Rudolf! ſagte ſie, zärtlich in die treueu Augen des Geliebten blickend, „warum ſuchſt Du mich auf? Du weißt doch, es ſoll nicht ſein.“ „Es ſoll nicht ſein, daß wir uns ſehen und ſprechen!“ verſetzte er,„aber es ſoll ſein, daß wir uns lieb haben, Frieda!“ „Was haſt mir zu ſag'n, Rudolf, fragte ſie ſchüchtern, als er ihre Hand ergriff und an ſeine Lippen führte. „Frieda! ſo lang' ich hier bin, haft Du noch nicht einmal Gelegenheit genommen, Dir anzuſeh'n, was ich alles eingericht't hab'!“ „Ich durft' nicht, beſter Rudolf!“ gab ſie zurück,„ſoll Fried' und Ruh' im Haus ſein muß ich thun, wie der Vater will!“ „Ich mach' Dir auch kein'n Vorwurf, Frieda! aber heut, wo der Vater nicht daheim, ſollteſt Du mir den Gefallen er⸗ zeigen und mich durch die Räum' begleiten. Ich laß zu Neujahr die Bauten richten und wenn ein' fromm' und tugendhaft' Jungfrau das erſte Menſchenkind iſt, das durch die jungfräulichen Hallen ſchreitet, ſo muß der Segen einkehren und darxin wohnen immerdar.“ „Wenn Du dieſer Anſicht biſt, Rudolf, da kann und mag ich Dir's nicht abſchla⸗ gen,“ ſagte ſie, aufſtehend und den Arm des jungen Mannes ergreifend, worauf Beide in's Freie traten und auf die Fa⸗ brikgebäude zuſchritten. Mit leuchtenden Augen erklärte Börner der ſtill zuhörenden Geliebten die Einrich⸗ tung der von ihm ins Leben gerufenen Fabrikräume. Da erhoben ſich die rieſigen Gluthöfen, welche die Beſtimmung hatten, das ſtürmiſch fließende Waſſer des Baches in noch ſtürmiſchere Dampfwellen zu ver⸗ wandeln. SSSSese neben dem Kaiſerhof 3, 1, Sämmtliche Neuheiten sind eingetroffen. fi WaaüuCAsssfälon Vorjährige Jamen⸗ und Mädchenfilzyüte werden nach den neueſten Formen zu Mk..20 umgebügelt. Für Putzmacherinnen bedeutend billiger 3, 1. Mannheim. 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Wenn auch die alte Schmied' in Trümmern Ae iſt, das Herz iſt geblieben; denn und Hammer bilden das Herz einer Schmie⸗ dewerkſtatt, nicht wahr?“ „Und Du biſt das Haupt und der Geiſt,“ lächelte Frieda. „Und nun bitt' ich Dich, Friedal ſag' dem Vater nichts davon. Ich will ihn überraſ chen auf'm Johannistag im nächſten Jahr. Ein Hohngelächter tönte aus einer der düſteren Wölbungen, und im nächſten Augenblick tauchte die Geſtalt des ehemali⸗ gen Geſellen an dem Ausgangsportal auf⸗ Noch einmal wandte der Unheimliche ſich den finſteren Tannenſchatten zu und ver⸗ ſchwand in dem winterlichen Walde. „Es iſt der Robert!“ flüſterte dit Meiſterstochter, ſich an den Geltebten ſchmiegend,„Du glaubſt gar nicht, wie ich mich vor dem Menſchen fürchten thu', geliebter Rudolf!“ „Das ſollteſt Du nicht, theure Frieda, biſt Du nicht bei mir und bin ich nicht ſtark genug, Dich ſchützen zu können?“ „In dieſem Augenblick wohl, Rudolf! aber wenn ich allein in unſerm Haus bin, da faßt mich oft die Angſt, der Vater könnt' wieder gut mit dem Robert wer⸗ den. Ach! das wär' ein großes Unglück, beſter Rudolf!“ „Er ſchwärmt noch immer in der Ge⸗ gend umher,“ verſetzte Börner,„die Ban⸗ Aeut' haben ihn verſchiedene Mal beobach⸗ tet, wie er verſtohlen hinter den Baum⸗ ſtämmen ſtand und grimmig ihrem Hau⸗ tiren zuſah. Wenn ich nur wuͤßt', er im Schild führt, um ihm entgegen beiten zu können!“ „Rudolf, mir iſt ſo angſt, ſo entfeh⸗ lich angſt! Ich hab' einmal in einem alten Buch geleſen, es ſei in jedem in jedem Familienkreis ein guter und böſer Engel. Und die beiden ſeien im Kampf begriffen und manchmal trag' der gute Engel den Sieg davon, öfter aber und viel häuſiger ſei's der böſe, der Alles niederwirft, was ihm in den Weg tritt und ſich dann auf den Siegesſtuhl ſetzt, um zu herrſchen!“(Fortſetzung folgt.) empfiehlt in enormer Auswahl zu den billigſten feſten Preiſen⸗ [PTricot-Taillen in tadelloſeſter Ausführung, vorzüglichſtem Schnitte und in den eleganteſten neueſten Macharten. .— an, hauptſächlich 1 6 Lager in feineren Saiſon⸗Neuheiten Qualitäten von Mk..50 bis zu den ausgeſucht von Mk. 30—40, Taillen mit farbigem Tricot⸗Sammt⸗ und Peluche⸗Weſtenein ſätzen, ab 4 Seheen und Bruſtfalten, doppeltrelhig, ſchräg geknöpft. Blonſentaillen ꝛc. 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Schon wollte ſie an Gott und Menſchen verzweifeln, als ihr von Malten die frohe Botſchaft wurde, und als endlich die bezeichnete Stunde herangenaht war, machte ſie ſich mit einem freu⸗ digen Hoffen in Begleitung ihres treuen Eckart's Malten und mit den Kindern auf den Weg zu ihrer ehemaligen Freundin und Erzieherin. 5 Malten hatte ihr mitgetheilt, daß Fräulein Bontemps allein mit ihr zu ſprechen wünſche; er werde deshalb mit den Kindern einen Spaziergang machen und nach etwa zwei Stunden wieder mit ihr in dem Penſionat zuſammentreffen Er hatte dabei noch Anderes im Sinne und in Gedanken daran lächelte der Muſiker recht ſchlau vor ſich hin. Gelang ſein heimlicher Plan, ſo konnte der heutige Tag vielleicht ſogar die Verſöhnung zwiſchen Vater und Tochter herbeiführen. Drei Uhr war es, als der Fiaker die kleine Geſellſchaft vor dem Pen⸗ ſionat Bontemps, das draußen vor der Stadt in herrlicher Gegend und mitten unter den Villen der reichen Kaufherren lag, abſetzte. Ilſe betrat allein das Haus und Malten ſchritt mit den Kindern, fröhlich plaudernd den bewaldeten Höhen, welche die Ufer des Fluſſes einſäumten, entgegen. Nachdem Frau Didier einer ältern und wichtig dreinſchauenden Die⸗ nerin ihren Namen genannt hatte, wurde ſie in einen Salon geführt, deſſen ernſte Pracht im vollen Einklang mit dem Weſen und Charakter ſeiner nun mehrigen Beſitzerin ſtand. Viel Zeit, ſich umzuſchauen, blieb Ilſe nicht, denn einige Augenblicke nach ihrem Eintritt öffnete ſich eine innere Thür des großen Gemachs und Fräulein Bontemps trat in ihrer gewohnten ernſtſtolzen Haltung ein. Das Herz der armen, muthloſen Frau zog ſich beim Anblick ihrer ehe⸗ maligen Erzieherin ſchmerzhaft zuſammen. Die ſchönen, doch faſt kalten Züge, die ſtrenge gebietende Miene Lucie's wollten ihr weder Vertrauen noch Hoff⸗ nung einflößen, und das Wort des Grußes erſtarb auf ihren Lippen. Da mußte ein tiefes Mitleid den Reſt des Widerſtrebens in dem Herzen der Bontemps beſiegen und naſſen Blickes, die Hand der Armen entgegen⸗ ſchritt ſie vollends auf Ilſe zu und ſprach mit weicher, liebevoller imme: So müſſen wir uns wiederſehen, arme, beklagenswerthe Frau! doch will ich zu Gott hoffen, daß unſer Scheiden ein treſtvolleres ſein wird. Sei mir willkommen und ſprich zu mir wie in früheren glücklicheren Zeiten, als wenn Du noch imwer meine gute Ilſe wäreſt. Oeffne mir Dein Herz — Deine alte treue Bontemps wird gewiß Troſt für ſein Leiden finden nnen. Von der Erinnerung überwältigt brach ſie jetzt wirklich in Thränen aus und öffnete weit ihre Arme. Wie Himmelsbotſchaft eines guten Engels hatten die liebevollen Worte der armen Ilſe geklungen; Thränen des Dankes und der Freude erſtickten ihre Stimme und nur die Kraft fand ſie noch, ſich in die Arme, an die Bruſt der wiedergewonnenen Freundin zu werfen und dort auszuweinen. „Wie eine Mutter ihr Kind, ſo hielt Lucie Ilſe umfangen, ſie leiſe zu beruhigen verſachend. Dann geleitete ſie die Erregte zu einem Sopha und ſich mit ihr niederlaſſend, wartete ſie die wiederkehrende Faſſung der Armen ab, die nach und nach auch die Sprache wiederfaud. Gortſetzung folgt.) 7. K 7 B. Thürſchilder ſchon von 8860 Bettladen, bauerhaft gearbeitet, wer⸗ M. 1. an, Bierdeckel u. Pfeifenköpfe bei billigſter u. raſcher Bebienung, ſowie den zu den billigſten Preiſen abgegeben. für Vereine mit allen nur denkbaren Dr. Wappen und Chiffern. 3 5555 4,.] Trockenſubſtauz— 12868385 Oie Milch iſt demnach als eine ganz vorzügliche zu bezeichnen. Achtungsvoll Bissinger& Henking. 10107 E Roman Beilage Badiſchen Volks-Zeitung Ranuheimer Stadt⸗Auzeiger und Handelszeitung. Drei Frauenherzen. Ein Roman in drei Bänden von Eruſt Pasaus. (63. Fortſetzung.) mre Fräulein Bontemps, die jetzt eine Dame von ſeltener, imponirender Schoͤnhelt und wahrhaft königlicher Haltung geworden war, empfing den Zurückgekehrten wie einen alten lieben Bekannten mit einer ſo herzlichen Freude einer ſolchen gewinnenden Freundlichkeit, daß der Muſiker ſich davon in angenehmer Weiſe berührt fühlte. Sein Herz pochte ſogar lauter und lebendiger, hatte er doch bis jetzt durch ein weibliches Weſen einen ſolchen Eindruck noch nicht empfangen. Ungehindert gab er dieſem wohlthuenden belebenden Gefühl ſich hin und ſeine Rede erhielt eine Friſche, ſein Blick einen Ausdruck feuriger Begeiſterung, daß auch Fräuleiu Bontemps dadurch angeregt, ſich immer natürlicher gab und nun erſt recht liebens⸗ würdig erſchien. Doch als Malten, ſeines zweiten Vorhabens gedenkend, aus ſeinem Sin⸗ nenrauſch erwachte und nun beginnen wollte von der armen Ilſe zu reden da wurde Fräulein Bontemps plötzlich eine andere. Sie war mit einem Male wieder die ernſte und ſtrenge Hüterin des Geiſtes und der Moral ihrer jungen Zöglinge und felbſt Malten empfand nun etwas wie eine ſcheue Ehrfurcht vor ihr. Die Gründe, welche es ihr unmoͤglich machten, ſich je wieder der Er⸗ wähnten zu nähern, erſchienen Malten im erſten Augenblick ſo zutreffend, daß er den Kopf ſenkte und verſtummte. Taktvoll wußte Fräulein Bontemps aus dieſer verfänglichen Generalpauſe ein anderes Geſpräch hervorgehen zu laſſen: ſie erkundigte ſich angelegentlich nach dem Verlauf und etwaigen Erfolg ſeiner Pariſer muſikaliſchen Miſſion und Bekehrungsverſuche. Obgleich dies ein Thema war, das Malten ungemein intereſſirte und das er mit beſonderer Freude vor einer ſolchen Zuhörerin abgehandelt haben würde, ſo floſſen ihm die Worte doch nicht mehr ſo frei und fröhlich von den Lippen wie früher. Ein Mißklaug hatte die ſchöne Harmonie ihres Geſpräches zerſtört. Fräulein Bontemps fühlte dies und fand es deshalb für nützlich die Unterhaltung für heute abzubrechen. Leichthin und ſcheinbar unabſichtlich erwähnte ſie ihrer Thätigkeit als Lehrerin und Malten erhob ſich. Der Abſchied war ein gleich herzlicher wie der Will⸗ komm und mit dem Verſprechen, doch auch mit dem feſten Vorſatz morgen, jeben Tag wiederzukehren und ſeine Angriffe zu erneuern, bis er ſein Ziel erreicht haben würde, verließ Malten ſeine ſchöne Freundin. So hoch Malten auf dem Rückweg den Kopf auch trug, ſo froh belebt auch ſein Auge in der Runde blickte, ſo zaghaft und wehmuthsvoll fühlte er ſich, als er wieder bei Frau Ilſe angekommen war. Die arme Dulderin wagte kaum auf einen günſtigen Erfolg der Bemühungen ihres Freundes, deren Na⸗ tur ſie nicht einmal kannte, zu hoffen, und als Malten eine Ausrede, ſogar eine Lüge verſuchen wollte, unterbrach ſie ihn und ſagte mit ihrer milden Stimme in demuths voller Ergebenheit: Sie weinen es aut mit mir, Malten, und ich danke Ihnen dafür. 2 hotographie Zur vorläufigen Kenntnissnahme zeigen wir hiermit einem geehrten hiesigen und auswärtigen Publikum ergebenst an, dass wir an hiesigem Platze Kunst⸗ strasse N 4, I11 eine Ph 0 f 9 29 otographische Anstalt im Moutag, den 26. dieſez 5——— 2 105 2 1 9 denl Wei 1 Da an dieſem Tage mein Ladenlokal and 60 3 S EiII[Hände übergeht, bis dahin Ausverkau g8 November eröffnen werden. äußer 9 1 7 ange Vort — Langjährige Thätigkeit in den ersten Geschäften des In- und Auslandes 88 ſzerſten Preiſen, lauge Setzen uns in den Stand, den höchsten Anforderungen zu genügen. 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Oppenheimer, Mannheim 2 3, 1. 8831 Waaren⸗Bazar. 22 22 — Gummi⸗ 68 86 0— Doch Erlöſung kann mir nur durch Margot werden. Morgen gehe ich wieder zu ihr. Malten hätte vor Grimm und Entrüſtung, daß man eine ſolche Heilige ſo verkennen und ungerecht dulden laſſen konnte, wüthend werden können. Nur mit Mühe bezähmte er ſeine Erregung und nahm ſich jetzt erſt recht vor, morgen Fräulein Bontemps zur Vernunft, zur Nachgiebigkeit und beſſeren Er⸗ kenntniß zu bringen. Doch weder Ilſe noch Malten ſahen ihr Wünſchen und Hoffen erfüllt. Als am anderen Morgen erſtere im Hauſe des Vaters nach Frau von Ram⸗ bert fragte, fertigte der Portier ſie höflich und recht gewandt, genau den er⸗ haltenen Inſtruktionen gemäß, ab und die arme Ilſe entfernte ſich mit den Gedanken: es wird für morgen ſein! Als Malten am Nachmittage Fräulein Bontemps beſuchte und ſeinen Angriff abermals recht energiſch erneuern wollte, wurde dieſer wie das erſte Mal gründlich abgeſchlagen. Dafür durfte er mit der Dame des Hauſes muſiziren und in ſeinem Aerger ſpielte er— noch ein⸗ mal ſo hinreißend als gewöhnlich und zum ganz beſonderen Entzücken der heimlich lauſchenden jungen Penſionärinnen. Am folgenden Tage wiederholte ſich daſſelbe. Ilſe fragte vergeblich nach Margot und tröſtete ſich in ihrer demuthvollen Ergebenheit mit der Hoffnung am andern Tage glücklicher zu ſein. Dahingegen trat Malten ſeiner Gegnerin, die er jetzt aus Neigung täglich beſuchte, immer kühner entgegen. Er war ver⸗ trauter mit Fräulein Bontemps geworden und dieſe hatte ihn bereits als ehe⸗ maligen Profeſſor des Inſtituts anderen Lehrerinnen vorgeſtellt, wobei auch mancher jungen Penſionärin das außerordentliche Glück wurde, den eleganten Pianforte⸗Virtuoſen, der direkt aus Paris komme und ſo wunderherrlich ſpiele, ſehen zu dürfen. Schon ließ Fräulein Bontemps Andeutungen fallen über ein abermaliges Eintreten Malten's als Lehrer in ihr Inſtitut, Andeutungen, die endlich zu einem beſtimmten Vorſchlag wurden, und der ſich bereits an die junge ſchöne Penſionats⸗Vorſteherin ganz ungewöhnlich gefeſſelt fühlende Muſiker war natürlich mit Freuden dazu bereit. Wie hätte er auch ſeine freie, koſtbare Zeit— es wäre zudringlich, läſtig und ſtörend geweſen, würde er den ganzen Tag ſich bei Frau Ilſe aufgehalten haben— beſſer verwerthen, in welch' ſchönerer, angenehmerer Geſellſchaft und Umgebung zubringen können! Den⸗ noch ſagte er nicht ſofort zu, ſondern ſtellte mit einer recht kühnen Wendung und feinem Lächeln ſeine Bedingungen: Wollen Sie Frau Ilſe Volker, ge⸗ nannt Didier, nicht hören, ſagte er, ſo müſſen Sie mir geſtatten, deren Ver⸗ theidigung zu übernehmen, indem ich Ihnen ſämmtliche Erlebniſſe der armen Frau mittheile. Außer ihr ſelbſt vermag auch Niemand dies beſſer als ich, da ich der Vertraute des jungen Paares, und ihm bei der Flucht behülflich war. Stets bin ich mit ihnen in direktem Verkehr geblieben, anfänglich freilich nur brieflich, dann aber perſönlich, und wie ich Frau Didier aus der Vaterſtadt geleitete, ſo durfte ich ſie auch wieder heimführen, immerfort überzeugt, daß wohl eine Schuld ſie treffe, doch nimmer eine ſo große, nicht zu vergebende, wie einer ſolchen Sie die Arme anzuklagen ſcheinen. Ich fürchte nach Allem was ich erfahren und hören mußte, daß Ihre ehemalige Schülerin das Opfer einer Intrigue eines entſetzlichen Weibes geworden iſt! Lächelnd hatte Malten ſeine Rede begonnen, doch war er bald tiefernſt geworden, mit einem heiligen Eifer redend, dabei mit blitzenden Augen in die Ferne ſchauend, als ob er der angedeuteten Feindin Ilſen's, die ihm ein Dämon ſein mußte, entgegentreten wollte. Er hatte dabei nicht auf Fräulein Bontemps geachtet und als er ſich nun nach ihr umſchaute, erfaßte ihn ein — 251— jäher Schreck, denn Lucie lag todtenbleich in einem Seſſel und ſtarrte Maller mit entſetzten Blicken an. Was fehlt Ihnen? ſchrie der Muſiker auf ſie zuſtürzend und ihre Hand zu erfaſſen ſuchend. Was iſt Ihnen widerfahren? O, reden Sie, um Gottes⸗ willen beruhigen Sie mich. Fräulein Bontemps wehrte ihn ab und ohne ihm die Hand zu reichen fragte ſie langſam und mit ungewöhnlichem Ernſt: Wie— Sie waren damals Fräulein Ilſe zur Flucht behülflich! O warum haben Sie mir dies geſagt! Damit Sie mindeſtens mich hören ſollen— und ich weiß, daß ich mich und die arme Dulderin ſogar vor Ihrem ſtrengen Richterſtuhl rechtfertigen werde!— und jetzt müſſen Sie mich hören. Allerdings— muß ich Sie jetzt hören, entgegnete die Bontemps fafl tonlos und wie mit ſchmerzlichen Gedanken ringend zu Boden ſchauend, ſoll ich Sie länger bei mir empfangen dürfen!— Auch muß ich Aufklärung über Ihre letzten Worte haben, rief ſie energiſcher und Malten anſchauend, Worte, die ein— Weib einer furchtbaren Sünde anzuklagen ſchienen. Reden Sie, Herr Malten, und wenn meine Freundſchaft Ihnen im Geringſten etwas gilt, ſo bitte— beſchwöre ich Sie: ſprechen Sie die Wahrheit und nur das aus, was Sie vor Ihrem Gewiſſen verantworten können, nöthigenfalls mit einem Eide zu beſchwören im Stande ſein würden. Sie vermögen es nicht zu ermeſſen, wie wichtig Ihre Ausſage für mich ſein wird! Malten war nicht wenig erſtaunt über den ernſten, feierlichen Ton der Worte Lucie's; er fühlte ſich wie einem Richter gegenüber und die Hand auf das Herz legend, gelobte er mit feſter Stimme nur die Wahrheit, die ganze volle Wahrheit zu berichten. Ohne Säumen begann er ſeine Schilderungen, von dem Augenblicke an, wo nach dem Duell Felix ihn in das Geheimniß ſeiner Liebe eingeweiht hatte, bis zu deſſem plötzlichen Verſchwinden in Paris. Margot's Autheil an der Flucht, ihr Drängen dazu, die Hoffnungen, welche ſie Ilſe gemacht und die heute noch nicht in Erfüllung gehen wollten, dies alles verſchwieg er nicht, und hier war es, wo Fräulein Bontemps mit heſon⸗ derer Aufmerkſamkeit horchte. Als Malten geendet hatte, ſprach ſie gedankenvoll vor ſich hin: Entſetzlich, wenn ſich mein Ahnen bewahrheiten ſollte! Nun reichte ſie dem Muſiker die Hand und ſagte mit einer milden Freundlichkeit zu ihm: Wohl Ihnen, mein Freund— und mir, daß Sie nichts weiter mitzutheilen haben! denn ich glaube Ihnen, ich weiß es, daß Sie mir Alles ſagten. Nun darf ich auch die arme Frau hören, und Ihnen verdanke ich es, daß mein Gewiſſen wohl von einem Unrecht befreit bleibt, daß ich in meinem ſtarren, blinden Rechtsgefühl im Begriff ſtand, an einer Bemitleidenswerthen zu begehen. Führen Sie mir morgen Ilſe zu, ich will mit ihr reden, doch allein, und hoffentlich wird es von guten Folgen für ſie ſein. Dank, Dank Ihnen! im Namen der Armen, Guten! rief Malten hoch⸗ erfreut, in ſeinem Enthuſiasmus einen heißen Kuß auf Fräulein Bontemps Hand drückend, die wohl als Dank die ſeinige leicht preßte. Bald darauf eilte er hinweg. An dieſem Abend hatte Malten der armen Ilſe, die er trauriger denn je bei ihren Kindern fand, die erſte frohe Botſchaft ſeit ihrer Wiederkehr in die Vaterſtadt, zu verkünden. Mit einer ſtillen Freude nahm Ilſe ſie ent⸗ gegen und ihre Blicke ſprachen mehr von ihrem dankbaren Herzen als die Lippen. 8* 0 aſt ſoll ing d, den 8 8 nit zu —— ——9— — —— SGSSGSsSsssssesssss 239 K0 lich— vorzüglichſter Bäckerei und 10177 19 9, N 3,10. 7 len 8 le EB, 55 8 5 Pre eSchwämme in mehreren Sorten ſind vorräthig und auf Beſtellung zu haben. 10035 L 4, 10 Wegen Aufgabe eines Porzellan⸗ geſchäftes keſp. Uebernahme dieſes berkaufe ich ſäwmtliche Porzeliauwaaren unter d kbrikkoſtenpreis, ſowie die Ladene ig nebſt einer Decimal⸗ wage mit Gewicht un d ſon i9 Maaß. 10762 Fr. Aeckerlin, K 3, 18 Das Marthahaus beabſichtigt vom 1. an einen Mittag⸗ und Mberät tiſch um billigen Preis für Damen zu er⸗ richten. Anmeldungen werden jederzeit angenommen. 10789 Mat U 1, 14. R 4 63 3. St., g. Mittag⸗ u. 5619 Abendehhch 10328 Für einen kräftigen Mittagstiſch zu 50 Pf. werden 86 einige Theil⸗ nehmer geſucht. 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Weſtenburger, Schiff „Mannheim XIX.“ von Rotierdam, von Duisburg: P. Giefen, Schiff„Su⸗ ſanna,, W. Hergenhahn, Schiff 10105 mann“, H. Reinders, Schiff;„ Maria“ H Hegm ann, Schiff„Nepiun“; von Ruhrort: H. Briel, Schiff, Karl“, G. Korthäuer, Schiff„Bbönir“, H. Hemm⸗ ſcheidt, Schiff„Molkke“. ie führts⸗Heſellſchaft. In Ladung in Rotterdam: Schleppk,„Mannh. 2“ Sch. S. Konz⸗ Schleppk,„Mannh. 20* Sch. Pet. Reitz Schleppk.„Mannh. 22“ Sch. L. Kühnle⸗ Schleppk.„Mannh. 23“ Sch. J Linkewitz Schleppk.„Mannh. 28“ 58 Pei. Glaſe Schleypk.„Mannh. 3“ Sch. Peter Gerws In Amſterdam täglich via Rotter dam vermittelſt Schraubendampfer⸗ In Mannheim: Schleppk.„Mannheim 19.“ Schiſſer J Weſtenburger, Unterwegs: Schleppk.„Mannh. 7“ Sch. F. Jung, paſſirte am 19. Oktober Cöln. Müteneene, in Mannheim; am 20. Oktober Schleppk., Joh. Wilhelm“ Sch. J Wendt. Schleppk.„Wilhelm.“ Sch. H. Becker Verantwortlich 5 85—— Theil S. Freh, ſic den Peflamen⸗ uud Irſerctcuihell F. A. Werle, beide in Mannheim. 10752 Cap. Schmitz,