1841. ng Lapelle n des rſucht, ud. 6, 7. erſucht Lokal *5 ohne in de mer de 1862 18b8 1863 it. ſeinem r hat n be⸗ erden. rund denn Nähe e den , wie allein „ ein ) oder alton. tiether „ und Ferry nnette uszu⸗ m im agling Der ſein. ühren Gele⸗ ihnen enden angen enden des ltram einer ſein d da läden ſteren cuen —— * — N— Abonnementspreis 2 vro Monat 50 ſg.— Auswärts durch dir Poß 65 Fs Man abonnig in Rannheim bei der Expedition E 6, 2, ſowie be allen Zweig⸗Expeditionen und Trägerinnen.— Auswärts dei allen oſi⸗Anſtalten des deutſchen Keiches und den Briefträgern. Die Badiſche Vollszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Herausgeber Ur. ſur. Hermunn Paas in Mannhoim. Mann — 47. —————— Die Affaire Hellwig und die „Neue Badiſche Landes⸗ Zeitung.“ Die„Neue Badiſche Landes⸗Zeitung“ ſchreibt unter dem 22. Febr. 1886: —„Das Urtheil in der Afſgire Hellwig⸗Sachs iſt, wie uns aus Freiburg zugeht endlich geſprochen. Dasſelbe lautet für Lieutenant Hellwig auf 3½ Jahre Feſungshaft und Dienſtentlaſſung. Da nur auf die Dienſtentlaſſung er⸗ kaunt worden iſt und nicht auf ſchlichten Abſchied oder gar Aus⸗ oßung aus der Armee, ſo kann em Offizier, entgegen früher fälſchlich verbreiteten Gerüchten nichts Unehrenhaftes vorgeworfen werden.“ Das geht denn doch über das Bohnen⸗ lied! Alſo dem Lieutenant, der die ihm geſpendete Gaſtfreundſchaft im Hauſe ſeines Kameraden und deſſen Vertrauen dazu benützt, um den Frieden ſeines Hauſes und ſeiner Familie zu ſtören, der die Frau ſeines Freundes verführt und ent⸗ führen will, dem„kann nichts Unehren⸗ haftes vorgeworfen werden!“ Natürlich er hat ja ſeine Ehre dadurch gereinigt, heim daß er den aufs Tiefſte beleidigten und gekränkten Freund über den Haufen geſchoſſen hat. Vielleicht de⸗ kretirt ihm die in Ehrenhändeln ſo be⸗ wanderte Landeszeitung noch einen Orden für dieſe Heldenthat zu. Nach unſeren Begriffen iſt der Lieutenant Hellwig nicht blos aus der Armee ausgeſtoßen, ſondern auch aus der geſitteten Geſellſchaft. Das gegen ihn erkannte auf„Dienſtentlaſſuna“ lautende Urtheil des Kriegsgerichts trifft ihn empfindlicher, als ihn etwa nur eine Entlaſſung mit ſchlichtem Abſchiede ge⸗ troffen hätte. Er iſt aus der Armee entfernt, denn eine Entlaſſung cum infa⸗ mia, wie ſie jede ſtudentiſche Corporation kennt, wird in militäriſchen Kreiſen ein⸗ ſach nicht verhängt. Dieſes beſorgt die öffentliche Meinung, wie das der geſunde Sinn der Conſtanzer Bevölkerung bereits zur Genüge bewieſen hat. Wir fuͤr unſeren Theil halten aller⸗ dings dieſe Strafe nebſt den 3/ Jah en Feſtungshaft für ſehr gelind; für viel zu gelind als Sühne für ein zerſtörtes Fami⸗ lienglück, und ein vernichtetes junges, hoffnungsvolles Leben, das der Stolz Kleine Mittheilungen. — Folgendes Kurioſum wird der Volks⸗Ztg.“ mitgetheilt: Der Commis eines Berliner Geſchäftshauſes war beauftragt wor⸗ den, dem Abgeordneten Windthorſt ein Schreiben zu überbringen. Der junge Mann begibt ſich in das Haus Alte Jakohſtraße 172 und ſtellt an die Portiersfrau die 2 „Wohnt hier Se. Excellenz der Abg. Windt⸗ horſt 9“ Die Antwort lautet:„Nre, kenn ick nich.“— Der Ueberbringer des Briefes wen⸗ det ſich verwundert ab und fragt einen Schutz⸗ mann nach dem Adreſſaten. Jener antwortet, daß der Geſuchte ganz beſtimmt im Hauſe Nr. 172 wohne. Wieder wendet ſich der junge Mann an die Portiersfrau und erhält folgende klaſſiſche wort:„Meenen Sie ſo'n kleenen aiten Herrn, der wohnt hier als Chambregarniſt und um die Chambregar⸗ niſten kümmre ich mir gar nich. Jehn Se man ruff zwee Treppen bei Pilartzen, da wohnt der Herr“— Windthorſt, deſſen Ruf als Führer des Cen rums weit über die Grenzen des eigenen Vaterlandes hinaus ge⸗ drungen iſt, bleibt unbekannt in dem Hauſe, das er ſeit vie en Seſſionen bewohnt. — Ein Sonderling, wie es ſelbſt in der Millionenſtadt kaum Zweiten geben einen dürſte, iſt türzlich in Berlin verſtorben. Der⸗ ſelbe hatte in der Kaiſerſtraße ein werthvolles Grundſtück und galt mit Recht für ſehr wohl⸗ habend. Und doch war er von einem Geize, der teine Grenzen kannte. Selbſt in ſeiner letzten Krankheit hielt er die Ausgabe für eine Flaſche Rothwein, den ihm der Arzt ver⸗ ordncte, für eine Verſchwendung und, wie er ſelbſt ſägte, geradezu für„Wahnfinn.“ Sein Schlafron befand ſich in einem unbeſchreiblich dlenden Zuſtande, io daß ihm ſein Dottor er S (Mannheimer einer aug ſchenen und trefflichen Famili geweſen iſt. Die„Neue Badiſche Landeszeitung“ wird mit ihrem ſachverſtändigen Urtheile, daß dem geweſenen Offizier„Hellwig“„nichts Unehrenhaftes“ vorgeworfen werden kann, ganz allein daſtehen und wird der öͤffentlichen Meinung wohl geſtatten müſſen, ſie gründlich Lügen zu ſtrafen. Wenn wir an dieſem ganzen Vorfalle, der das allgemeinſte Bedauern und die ausnahmloſe Entrüſtung Aller hervorgerufen hat, noch etwas ganz beſonders bedauern dürfen, ſo iſt es der Umſtand, daß dem Herrn Hellwig Seitens des unglücklichen Premierlieutenants Sachs nicht jene Be⸗ handlung zu Theil geworden iſt, welche man gemeinhin unter gründlichſter Anwen⸗ dung des Hausrechts zu verſtehen pflegt. Leider hat dieſer durch und durch ehren⸗ hafte und makelloſe Mann geglaubt, in dieſem Falle ſelbſt den ſtarren Geſetzen ſeines Standes betreffs des Begriffs der Ehre Rechnung, zu ſeinem Unglück, tragen zu müſſen, während er gewiß um nichts weniger ehrenhaft daſtehen würde, wenn er ſich darauf beſchränkt hätte, ſeinen „ehrenhaften“ Freund Hellwig nach ganz ſpießbürgerlicher Methode und rein menſch⸗ lichen Begriffen zu— behandeln. Soziales und Arbeiterbewegung. München, 12. Febr.(Mittheilung von Fr. Rohleders Bürean.) Bis Anfang Februar ſind bei Rohleders Bureau für Arbeiterange⸗ legenheiten und Statiſtik im Ganzen 1021 Fachvereine bekannt geworden, mit einer Mit⸗ gliederzahl von ca. 58000— nach mäßiger Schätzung. Auf die einzelnen größeren Ver⸗ waltungebezirke und Staaten vertheilen ſich dieſe Vereine folgendermaßen: Oſtpreußen 8, Weſtpreußen 5, Brandenburg 72, Berlin 47, Pommern 10, Poſen 2, Schleſien 76, Sachſen 91, Hannover 78, Weſtphalen 44, Heſſen⸗Naſſau 37, Rheinprovinz 43, Schleswig⸗Holſtein 53, Elſaß Lothringen 2, Bayern 73, Kar-Sachſen 98, Württemberg 42, Baden 38, Gr, Heſſen 37, übrige Kleinſtaaten 105, Lübeck9, Bremen 13 und 46 auf Hamburg mit ſeinen Vororten. — Der Unterſtützungsverein deutſcher Schuh⸗ macher zählt nach dem letzten Ausweis 93 Filialen, der der deutſchen Hutmacher 39, die Organiſation der deutſchen Maurer zählt 59 Fachvereine, die der Töpfer 32 und die der Steinmetze 28 Fachvereme, für die deutſchen Metallarbeiter ſind 54 Fachvereine vorhanden. — Die Mitalieder der Allgemeinen ——— ———————— ſchon im Int reſſe der Reinlichteit den Rath gab, ein anderes Kleidungsſtück ſich anzu⸗ ſchaffen. Aber der Patient verlachte ihn ob ſolcher Zumuthung, und erſt als ihn der Arzt an die noch mehr lachenden Erben erinnerte, wurde der Sonderling plöglich ernſt und aing auf den Vorſchlag ein. Am ſolgenden Tage paradirte er in einem nagelneuen Hausrock, aber es war wohl der billiaſte, den man in Berlin aufzutreiben vermag Die böchſte Wonne war es für ihn, wenn er, natürlich nur bei wohlverſchloſſenen Thüren, an ſeinen Werthpapieren und Goldſtücken ſich ergötzte. Nach ſeinem Tode fand man in ſeinem Geld⸗ ſchranke das baare Kapital von 75,000 Mark. Im Hausbeſitzerverein wettete er einmal mit einem„Kollegen,“ daß er einen Kontrakt fertig brächte, kraft deſſen er jeden Miether binnen 24 Stunden an die Luft ſetzen könnte. Auf dieſes wunderbare Problem, das als„achtes Welträthſel“ zu den ſieben von DuboisRy⸗ mond aufgeſtellten hin ukommt, war zuletzt ſein ganzes Sinnen und Denken gerichtet⸗ Trier. Vor einigen Tagen erlegte die 2liährige Tochter des Hege meiſters Luben au Forſthaus Failz bei Wiitlich(Bezirk Triet) ein wildes Schwein im Gewicht⸗ von 140 Pfund. Nicht allein, daß ſie den Keiler mit einem gut angebrachten Schuß zur Strecke brachte, ſondern ſie kreiſte denſelben auch ein Luben machte nämlich dem Oberförſter die Meldung von dem Wildſchwein, derſelbe war aber bereits, wie auch die meiſten Schützen der Stadt, zur Jagd ausgerückt. Infolge deſſen blieb dem Hegemeiſter nichts Anderes übrig, als mit ſeiner Tochter alleen dem Thiere zu Leibe zu rücken. Er ſt.llte ſeine Tochter auf den Hauptwechſel und ging mit kadt. Anzeiger und ————————— Organ für Jedermann. voltsblatt) —————— Nauten- and Sterbekaſſe der Merall⸗ arbeiter, weſche gezwungen waren, in die Ortskrankenkaſſe zu Dresden einzutreten, hahen am Mittwoch mit ihrer Klage gegen dieſe Ortskaſſe beim Dresdener Landgericht den Erfolg gehabt, daß nicht nur der Zwangs⸗ eintritt wieder aufgehoben wird, ſondern die gezahlten Beiträge wieder herausgegeben werden ſollen, unter gleichzeitiger Verurthei⸗ lung der Ortskrankenkaſſe in die Koſten. Die betreffenden Dresdener Behörden ſollen außer ſich ſein vor Vergnügen. Die unglückliche Ortskrankenkaſſe hat gegen dies anaſoge Er⸗ kenntniß deſſelben Gerichtes in Sachen der Tiſchlerkaſſe Berufung beim ſächſiſchen Ober⸗ landesgericht eingelegt. Dieſelbe kommt m nächſten Mittwoch zur Erledigung. Man iſt beiderſeits natürlich ſehr geſpannt auf das Reſultat. — Zum Rückgange der Arbeitglöhne enthält der aufgeſtellte Verwoltungsbericht, welchen der Magiſtrat der Stadt Wattenſcheid für das Jahr 1884/85 erſtattet hat, recht intereſſante Thatſachen. Die Einbuße, welche die Arbeiter erfahren haben, ſtellt ſich in ein⸗ zelnen Fällen ſehr hoch Es wird geſagt, daß auf den beiden in nächſter Nähe von Watten⸗ ſcheid belegenen Zechen Zentrum und Holland in dieſer Zeit ein viel größerer Rückgang ſtattgefunden hat, als der von der amtlichen Statiſtik angegebene Durchſchnittsſatz. Auf der Zeche Zentrum betrug die Verminderung der Arbeitslöhne gegen das Vorjahr bei einer Belegſchaft von 1241 Arbeitern 70,288 Mark oder 6,40 pCt.; auf der Zeche Holland bei einer Belegſchaft von 1348 Arbeitern 117,814 Mark ober 9,45 pCt. Dabei wird ſogar noch bemerkt, daß zwar auf Zeche Holland eine Verminderung der Zahl der Arbeiter und der Höhe der Förderung gegen das Jahr 1883/84 eingetreten ſei, auf Zeche Zentrum aber eine Zunahme der Arbeiterzahl und eine Vermehrung der Förderung tattgeſunden hat. Der Rückgang der Löhne iſt alſo bei Zeche Zentrum in Wirklichkeit viel ſtärker, als ſich aus den obigen Zahlen direkt ergibt. Irgend welche Gründe dafür, daß auf dieſen beiden Zchen außergewöhnlich ungünſtige Verhält ⸗ niſſe vorliegen ſollten, ſind nicht bekannt. Politiſche Ueberſicht. Deutſches Reich. — Aus der ſezeſſtoniſtiſchen Fehde gegen die Gemäßigten in den von der Fraktions⸗ mehrheit abgefallenen kathol. Blättern ent⸗ nehmen wir dem neueſten kathol. Volks⸗ boten folgende intereſſante Anklage gegen den Abg. Birkenmeyer, Landgerichts⸗ rath und Mitglied der Fraktionsmehrheit: „Der Abg Birkenmeyer, weicher heutzu⸗ tage das große Wort führt, hat früher offen erklärt, daß er ſeiner Ueberzeugung hach mehr zur demokratiſchen Partei kommen und der Keiler ging a ähr dreißig Schritte flüchtig über die Schneiſe. In demſelben Moment ſt derſelbe mit ſicherem Schuſſe von der Förſterstochter empfangen und geſtreckt worden. — Chemnitz, 20. Febr. Die Eiferſucht, jene verzehrendſte der menſchlichen Leiden⸗ ſchaften, welche unter Umſtänden den Harm⸗ loſeſten zur Beſtie macht, hat wiederum den Kopf eines Menſchen unter das Henkerbeil gebracht. Geſtern wurde der Schuhmacher⸗ geſelle Loos aus Zwönitz vom, hieſigen Schwurgericht zum Tode vecurtheilt, weil er im September des vorigen Jahres ſeine Braut, die er ohne Grund für treulos hielt, erſchoſſen hat. Es war ein gutes, ehrliches Mädchen, das ihm in Liebe zugethan war und er ſelbſt wird als ein nüchterner, fried⸗ fertiger Burſch geſchildert— aber, die Eifer⸗ jucht! Kamen da eines Tages etliche ſchlechte Freunde zu ihm und erlaubten ſich den Dummenjungenſtreich, ihm vorzureden, ſeine Braut ſei treulos. Von dem Tage an war's um ihn geichehen, der ward zum Teufel, der ganz ernſtlich den Gedanken er⸗ wog, erſt das Mädchen und dann ſich zu thdten. Zeitwellig erhielten wohl beſſere Gefühle in ihm die Oberhand und es erfolgte dann eine Ausſöhnung mit dem Mädchen, aber er hatte ſich doch ſo feſt in den unglück⸗ ſeligen Gedanken verbiſſen, daß er n mmer von ihm loskommen konnte und aus einem rechtſchaffenen Handwerksgeſellen ein Mörder wurde. An jeuem verhängnißvollen Sep⸗ temberabend lud er ſeine Braut zu einem Konzert, er tanzte mt dem Mädchen ur war guter Dinge, doch als ſie ſpäter in ein⸗ ſamer Siraß Ab hied von ihm nehmen wollte, ſchoß er ihr hinterrücks eine Kual in ſeinem Hunde vor, der den Kiſer ſoſort an nahm. Luben konnte nicht zum Schuſſe den Rücken, die— allerdings erſt nach Mo⸗ Anſertionepreis: Die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pig. Reklamen 30 Pfg Anfeigen werden von allen Annoncen-Expebitionen, von unſeren Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Berlag entgegengenommen, Bei größeren Aufträgen Nabatt. Notatiensdruck der Ur. J. Haas'ſchen Zuchdruckerei 66,2 neben der katboliſchen Spitalkirche in Maunheim⸗ Telephenanſchluß Nr. 218. Zeitung. Donnerſtag, 25. Februar 1866. neige, als zur kathol. Volkspartei, und einmal nach einer Wahlniederlage ſchrieb er ſogar einen Artikel in die„Germania“, worin er ganz offen den Plan ausſprach, die katholiſche Volkspartei ganz aufzulöſen.“ Bezüglich des Abg. Lauck, Oberamts⸗ richter, ſchreibt daſſelbe Blatt:„Herr Lauck ſelbſt iſt doch zu un bedeutend und zählt nur hinter Lender etwas. Aas dem ſüdl. heſſ. Odenwald. In volitiſcher Beziehung ſcheint ſich auch in unſerer Gegend, deren loyale Bevölkerung ſich von jeher allem Parteigetriebe fern⸗ hielt, ein Umſchwung zu vollziehen, der zum Nachdenken Veranlaſſung gibt und es iſt dieß, wir ſagen es fret heraus, zu Gunſten des Sozialismus. Bis zur letzten Reichstagswahl war dieſe Partei bei uns nicht eingeführt. Dieſes wird ſich jedoch für die Folge in andrer Form geſtalten und der Boden zu Gunſten dieſer Partei ſcheint trotz aller Ausnahniegeſetze beſſer geebnet zu ſein, als gan anzunehmen glauben könnte. Der Gru bieſer Ere ſcheinung iſt wohl in der allgemeinen Un⸗ zufriedenheit mit den herrſchenden Zuſtänden, über die nicht allein der Arbeiter, ſondern auch der Kleinhandwerker, der Landwirth laut Klage führen zu ſuchen und nicht allein der geringe Stand neigt ſich deß⸗ halb dieſer Partei zu, ſondern auch der beſſer Situlrte. Hohe Gemeindelaſten, allgemeine Geſchäftsſtille, Ber⸗ kehrsloſigkeit, die niedrigen Preiſe der landwirthſchaftlichen Pro⸗ dukte, die theueren Gerichtskoſten, das häufige Erſcheinen das ſeines ſchweren Amtes waltenden Gerichtsvollziehers, der Kulturkampf ꝛc. ſind Umſtände, die unſere ſonſt ſo loyalen Bewohner zum weit größeren Theil in die Arme der ſozialiſtiſchen Partei zuführen müſſen. Hierzu kommt noch die Niedergeſchlagenheit über das Verhalten der heſſ. Regierung über Herſtellung reſp. Erbauung der aller⸗ nothwendigſten Verkehrsſtraßen und Eiſen⸗ bahnen in unſerer Gegend. Es hat faſt den Anſchein, als hielte man an maßgebender Stelle die Augen verſchloſſen für die hochwichtigen Intereſſen unſerer ſeither ſo ſtiefmütterlich behandelten Gegend, die für gewiſſe Leute auf naten— einen ſchmerzhaſten Tob herbei⸗ führte. Der Mörder war vor Gericht 19190 och wird er nichtsdeſtoweniger ſeine ruchloſe That mit dem ſ010 flichſten Tode zu bußen haben, wenn nicht König Albert, wie ſchon geſagt, Gnade walten läßt. — Eine 5 7 auf Schneeſch Einem amerikaniſchen Blatt, dem;„ rado Beacon“, entnehmen wir die folgende Be⸗ ſchreibung einer Hochzeit, welche ſelbſt im Far Weſt nicht ihres Gleichen haben dürfte, Hheu. Miß Nellie Connors nämlich, aus der Lake Eity, wurde dem Oscar Olſon, aus Lnimas Forks, auf dem Gofel der Wäſſerſchelde, einem 13.000 Fuß hohen Bergrücken auge⸗ traut. Miß Connors hatte ſich bereit erklürt, ihrem Zukünftigen auf der Berg und nirgends anders, die Hand zum Ehohh reichen. Die Braut, von zwei Brübern he⸗ leitet, verließ die Lake City zu einer be⸗ ioumken Tagesſtunde, und von der egen⸗ Eſeroi Seite ſetzte ſich Mr. Olſon, von dem hrwürden Pater Ley und einigen Freunden begleitet, von Animas Forks in Bewegung. Die Höbe konnte nur auf Schneeſchuſen er⸗ ſtiegen werden und die Reiſe war ſehr er, müdend. Der Bräutigam und der Pater erreichten die Spitze zuerſt, aber ſie b nicht lange zu warten, denn bald ke die Braut und ihre Brüder die hinauf. Merkwürdigerwelſ, zeigte M lors weniger Zeichen der Ermüdung als die Andern. Nach kurzer Ruhe ſchritt der Geiſt⸗ ſiche zur Einſegnung der Ehe mit ſo viel Nächdruck, als wäre die G ſellſchaſt in einet + Kirche im Thal, ſtatt auf dem Beragipfel; die einzige Schwierigleit beſtand n, daß wegen der langen Shneeſchihe die Leule nicht in mer einander konnten Kahe genug kommen! Doch gings! der 2. Seite. Badiſche Volks⸗Zeitung. 25. Februar. Landkarte nicht zu exiſtiren ſcheint, da⸗ gegen aber beim Steuerzahlen leicht ge⸗ funden wird. Die Folgen dieſer nicht hinweg zu leugnenden Thatſachen werden ſich in ni zu ferner Zeit, vielleicht fühlbar machen, ſie werden dann zu h der Gemeinde⸗, Landtags⸗ und swahlen ſcharf zu Tage treten. dieſes, der die Gegend und kerung genau kennt und voll⸗ ſtändig informirt iſt, darf kühn behaupten, daß trotz Sozialiſtengeſetz der Umſchwung zu Gunſten des Sozialismus täglich und zwar ohne Agitation an Boden gewinnt und die Spatzen pfeifen es auf den Dächern, daß in allernächſter Zeit in einem Orte unſeres Bezirks eine große Verſammlung ſtattfinden ſoll, zum Zwecke Beſprechung der allgemeinen Nothlage und Abhilfe, wozu hervorragende Männer der ſozialen Partei gemäßigter Richtung als Rebner berufen werden ſollen. — Die Branntweinmonopol⸗Vorlage bürfte in dieſen Tagen dem Reichstage zugehen. Die Abänderungen, welche die Ausſchüſſe des Bundesraths an dem ur⸗ ſprünglichen Entwurfe vorgenommen haben, bebingten mehrfache Umarbeitungen der Vorlage und der Rentabilitätsberechnung, welche eben fertig geſtellt worden. — In welcher Weiſe für Herrn Dr. Schweninger Reklame gemacht wird, ſchreibt die„Freie Ztg.“ das ergibt ſich aus fol⸗ gender Notiz, die uns in einem mit dem Stempel der„Königl. Preuß. Charité⸗ Direktion, Berlin“ verſehenen Couvert ſoeben von einem uniformirten Boten über⸗ reicht wurde: Die Poliklinik für Hautkrank⸗ heiten in der Charité unter der Leitung des Profeſſors Dr. Schweninger erfreut ſich ſowohl Seitens des Publikums, wie Seitens der Studirenden großen Zuſpruchs. Sie wird Dienſtags und Freitags von 12 bis 1 Uhr abgehalten; der Eingang iſt beim Portier im Hauptportal der alten Charité. Die Behandlung iſt unentgeldlich; auch er⸗ halten Unbemittelte freie Arznei. Die Behandlung iſt natürlich nicht un⸗ entgeldlich, ſondern unentgeltlich. Abge⸗ geſehen davon aber iſt es uns unfaßbar, welchen Grund die Charité⸗Direktion haben kann, gerade für Herrn Schweninger Re⸗ kame zu machen, während ſie es doch für keinen wirklich berühmten Arzt thut. Sollte der Grund dafür vielleicht in einem Knopfploch liegen, das ſich noch zu leer vorkommt? d. Heidelberg, 23. Febr. Geſtern Nach⸗ mittgg wurde in Ziegelhauſen der lang⸗ jährige Procuriſt des Hauſes Pauli& Comp., Herr Eckert, beerdigt; obwohl der Verſtorbene bei der Reſtaurirung und Umbauung der kathol. Kirche nicht unbe⸗ deutende Geldmittel hergab und ſogar den großen Saal ſeines Hauſes zur Abhaltung des kathol. Gottesdienſtes zur Verfügung ſtellte, verweigerte der kath. Ortspfarrer daſelbſt, weil der Verſtorbene hie und da den alt⸗kathol. Gottesdienſt in Heidelberg beſuchte, die Beerdigung. Man war ſo⸗ mit genöthigt, ſich an Herrn Pfarrer Rieks in Heidelberg zu wenden, welcher die Beerdigung vornahm, während der proteſtantiſche Ortspfarrer in der freund⸗ lichſten Weiſe das Geläute zur Verfügung ſtellte. Freiburg, 23. Febr. Die Vertrauens⸗ trumspartei war aus allen Theilen des Landes von etwa 300 Perſonen, darunter 150 Geiſtlichen beſucht. Dieſelbe nahm eine Reſolution an für eine entſchiedene Politik der Centrumspartei, tadelte die läſſige Haltung der Fraktionsmehrheit, votirte eine Reſolution für die Preſſe in anerkennendem Sinne und forderte auf, fortzufahren auf dem bisherigen Wege. Ein Komite wurde mit der Aufgabe be⸗ traut, eventuell die Neuorganiſation der Partei vorzunehmen. Alle Beſchlüſſe wurden einſtimmig gefaßt. Die Ver⸗ ſammlung brachte Hochs auf das Cen⸗ trum, Windthorſt und zum Schluß auf den Erzbiſchof aus. Diez a. d.., 20. Febr. In der am 31. Januar zu Limburg ſtattgehabten Volksverſammlung ſoll der deutſchfreiſin⸗ nige Reichstagsabgeordnete Münch von hier geſagt haben:„Mit dem Vorſchlage des Branntweinmonopols könnten die großen Branntweinbrenner wohl einver⸗ ſtanden ſein, denn ſie füllen ihre Taſchen. Der Fürſt Reichskanzler ſei ſelbſt dabei betheiligt, denn er fabrizire jährlich über eine Million Liter, würde folglich 80,000 Mark jährlich mehr einnehmen.“ Fürſt Bismarck ſoll deshalb, wie der„Rh..“ mittheilt, Beleidigunsgklage gegen Herrn Münch erhoben haben. Ausland. Wien, 23. Febr. Die Situation in Bukareſt zeigt entſchiedene Wendung zum Beſſern. Garaſchanin hat nach der„Po⸗ litiſchen Correſp.“ geſtern den Vertretern der Mächte mitgetheilt, Myatovic ſei be⸗ auftragt, den ſerbiſchen Friedensvorſchlag auf einen einzigen Punkt zu reduziren, der ausſpricht, der Kriegszuſtand hört auf und der Frieden iſt geſchloſſen vom Tage des Austauſches der Ratifikationen in Bukareſt. Madjid und Geſchow wur⸗ den dadurch ſehr überraſcht und erklärten, Inſtruktionen einholen zu müſſen. Die Ausſichten für das türkiſch⸗bulgariſche Uebereinkommen ſind andauernd gut. Wien, 23. Febr. Meldungen aus Philippopel konſtatiren eine große Mani⸗ feſtation für den Fürſten anläßlich des geſtrigen von der Stadt zu Ehren Alexan⸗ ders veranſtalteten Konzertes. Peſt, 23. Febr. Der Fürſt von Mon⸗ tenegro hat ſeinen Aufenthalt in Paris zur Vorbereitung einer Anleihe benutzt. Es iſt möglich, daß derſelbe ſich deßhalb nochmals nach Paris begibt.— Der deutſche Geſandte in Belgrad, Graf Bray, forderte die ſerbiſche Regierung auf, den deutſchen Firmen bei der Waaren⸗Einfuhr dieſelben Vorrechte einzuräumen wie den Firmen in Fiume und Trieſt. Garaſchanin lehnte die Forderung ab mit einem Hin⸗ weiſe auf die Begünſtigungen, welche Oeſterreich⸗Ungarn und Serbien im Grenz⸗ verkehr eingeräumt ſind.— In Kronſtadt (Siebenbürgen) fand geſtern ein Erdbeben mit zwei ſtarken Stößen ſtatt. Paris, 20. Febr. Morgen hält der Pariſer Handelsſtand im Theater des Chateau'Eau unter dem Ehrenvorſitze des Handesminiſters Lockroy eine große Verſammlung, deren Tagesordnung lautet:„Ausführung der geplanten Ar⸗ beiten, Reform des Handelsgeſetzbuchs, Handelserzeugniſſe und Abſatzwege.“ Zu gleicher Zeit ſollen zwei Verſammlungen unter freiem Himmel von den unbeſchäf⸗ tigten Arbeitern abgehalten werden, die geſtern in den Arbeitervereinen beſchloſſen wurden. Die eine Verſammlung ſoll auf dem Republikplatze, die andere auf der Esplanade der Invaliden abgehalten wer⸗ den. Die Polizei hat umfaſſende Vor⸗ ſichtsmaßregeln, darunter Bereitſtellung der Pariſer Beſatzung, getroffen. Paris, 23. Febr.„France“ und„Na⸗ tional“ verlangen von der Regierung die ſofortige Ausweiſung des Prinzen Napo⸗ leon wegen ſeines Briefes an die Kammer und den Senat, den der„Figaro“ heute veröffentlicht hat.„Paris“ meint, der In⸗ halt des Briefes ſei bedeutungslos und die Ausweiſung unnöthig. — Die franzöſiſche Regierung hat ſich nunmehr ſchlüſſig gemacht, daß die für das Jahr 1889 zur hundertjährigen Feier der Revolution projektirte Ausſtellung eine univerſelle ſein ſoll, an welcher ſich alle Nationen betheiligen können.— Frankreich beharrt ſomit, wie wir das nicht anders vorausgeſehen haben, bei ſeinem urſprünglichen Entſchluß. Belgrad, 23. Febr. Serbien beantragt einen einzigen Friedensartikel, nämlich die Wiederherſtellung des Zuſtandes vor der Kriegserklärung. — Der Herzog von Edinburg iſt auf dem Transportſchiff„Tamar“ von London nach Malta abgereiſt, um den Oberbefeh“ über das Mittelmeergeſchwader zu über⸗ nehmen; viele Lorbeeren wird er wohl nicht pflücken. — Polniſche Blätter melden die Bil⸗ dung einer Geſellſchaft in Galizien behufs Ankaufs der zur Lieitation gelangenden polniſchen Güter in Poſen, damit dieſel⸗ ben nicht in die Hände der preußiſchen Regierung gelangen. —— Badiſcher Landtag. Karlsruhe, 23. Febr⸗ Die zweite Kammer berieth heute das Eiſen⸗ bahnbudget für 1886 und 1887. Die Bubget⸗ kommiſſion hat, wie der Berichterſtatter Abg. Hoffmann ſagte, keinen Anlaß gefunden zu weſentlichen Abänderungen und ſchlägt die unveränderte Annahme der Regierungsvorlage vor. Abg. Hoffmann erläuterte auf Grund des Kommiſſionsberichtes die finanzielle Lage und die Verhältniſſe des Verkehrs. Der Per⸗ ſonenverkehr hat zugenommen, im Güterver⸗ kehr dagegen iſt Schwächerwerden eingetreten. Die Einnahmen ſind geſtiegen, auf der an⸗ deren Seite wurden aber auch die Ausgaben noch darüber hinaus höher; die Rente ging zurück. Gleichwohl wird der Beſtand des Eiſenbahnweſens als kein beſorgnißerwecken⸗ der angeſehen, da alle Bedingungen zu erhöh⸗ ter Proſperität vorhanden ſind, wenn die allgemeine Conſtellation in Handel und Ver⸗ kehr wieder eine beſſere wird. Generaldirektor Eiſenlohr und Finanzpräſident Geh. Rath Ellſtätter ſprechen der Budgelkommiſſion An⸗ erkennung und Dank aus für die ſorgſame Prüfung des Budgets und für den Antrag auf unveränderte Annahme des Budgets. Beide gaben eingehende Dorlegungen über ſämmtliche das Eiſenbahnweſen betr. Fragen. Abg. v. Feder ſprach der Verwaltung ſeine Anerkennung aus über die zur größeren Sicher⸗ heit des Fahrbetriebes getroffenen neuen Ein⸗ richtungen und Anordnungen, und übte außer⸗ dem in der ihm eigenen Manier eine heitere Kritik an einigen kleineren Gepflogenheiten der Verwaltung. Der Abg. Krausmann ſtellte die Bitte um Einſtellung von Local⸗ zügen an den Tagen des Univerſitatsiubiläums in Heidelberg. Generaldirektor Eiſenlohr dankt dem Abg. Feder wegen der Anerkennung und geht erläuternd auf die Bemängelungen ein. Es ſprachen no lüge, Schneider, Jaeger, Däublin, Kiefer, Fieſer, Berichterſtatter Ränner⸗Verſammlung der Badiſchen Cen⸗ — Aus Kalau. Zarte Aufmerkſamkeit. In der Kirche zu n bei Berlin wird vor ſeder vorzunehmenden Trauung aus Rückiicht gegen das Brautpaar die Ueberſchrift des Altarbildes bedeckt. Dort ſtehet geſchrieben: Herr vergib) ihnen, denn ſie wiſſen nicht, Was ſie thun.“ Theater, Kunſt u. Wiſſenſchaft. Benvennto Cellini. Dem letzten Berichte unſeres Herrn Muſik⸗ keferenten und ſeinen maßgebenden Aus⸗ führungen möchten wir für heute nur h eine kürze Betrachtung anfügen, welche ſi auf das zur Zeit bei uns übliche Verfahren in der Vorführung neuer Stücke bezieht, bei deren Auswahl weniger das Beiſpiel oder Vorbild der an anderen Bühnen gemachten Erfahrungen maßgebend zu ſein ſcheint, als vielmehr die Bethätigung eines höchſt einſei⸗ zigen wenig Nachahmung findenden Geſchmacks. Wir haben ſeiner Zeit unumwunden zuge⸗ ſtanden, daß zum Beiſpiel das Drama„Kaiſer Otto III.“, deſſen feierlicher Beilegung wir Kürzlich anzuwohnen die Gelegenheit gehabt haben, zweifellos über einige Momente von kohem poetiſchen Werthe verfügt, allein dieſe Haſen in einen immerhin wenig fruchtharen eintönigen Haideland lohnen die lange Reiſe durch die langweilige Ebene nicht. Zwiſchen dieſem Drama und der uns als Nobität vorgeführten alten Berlioz'ſchen Oper Benvennto Cellini“ ließe ſich unſchwer eine arallele ziehen, wenn nan den Eindruck ſo Rennen darf, der den unbefangenen Beobach⸗ ſer dieſer beiden heterogenen Stücke beſchleicht, Wäl hüber den Dichter des„Kaiſer Otto III. Die Urtheile nicht ſehr weit aus einander eke. iich dei Balion als Tondichter die Au⸗ ſichten aufs ſchroffſte gegenüber. Die einen rühmen ihn als ein modernes muſikaliſches Genie erſten Ranges, während andere nur den feinen Kopf loben, der es meiſterlich verſtanden habe, die eigentliche Schwäche ſeines Talentes— der muſikaliſchen Erfin⸗ deing und den Mangel an tonwiſſenſchaftlicher Bildung hinter muſikaliſchen Künſteleien und und ſtupanten orcheſtralen Combinationen zu verbergen. 55 Die Wahrheit wird wohl in der Mitte lie⸗ gen und wenn wir ſpeziell auf Berlioz'„Ben⸗ venuto Cellini“ zurückkommen, ſo müſſen wir demſelben, wie das anch unſer Hr. Muſikreferent in objetivſter Weiſe gethan hat, eine muſika⸗ liſche Bedeutung bedingungslos zuerkennen. Allein dieſes muſikaliſche Intereſſe, welches für dieſe alte„neue Oper vindizirt wird, berechtigt ebenſowenig zu einer Aufführung derſelben an unſerem Theater, wie die wenigen effektvollen Szenen in dem letzten uns al⸗ neu aufgetiſchten Drama„Kaiſer Otto III.“ ſeine mit großen Ausſtattungskoſten verknüpfte Aufführung gerechtfertigt hahen. Das Letztere gehört vielleicht in die Bibliothek eines Sammlers moderner Dramen, die„neue Oper“ aber in den Concertſaal, in welchem wir auch den übrigen Werken und Compoſi⸗ tionen des franzöſiſchen Meiſters nit Ver⸗ gnügen begegnen. Wenn Richard Wagner auch kein anderes Verdienſt gehabt haben würde als dasjenige eines vom feinſten Ge⸗ fühle für das wahrhaft Schöne und Poeſie⸗ volle durchdrungenen Libretto Dichters, ſo würde er ſeinen Namen allein ſchon da⸗ durch unſterblich gemacht haben. Der gute Geſchmack wendet ſich mit Wider⸗ willen und Unluſt von den gekünſtelten, verſchnörkelten und bei den Haaren herbei⸗ grzogenen Terthüchern einer gewiſſen Opern⸗ ego Wenn man ſagt, daß unſere Zeit in ihrem muſikaliſchen Geſchmack weniger anſpruchsvoll geworden ſei, ja ſogar von einer gewiſſen Oberflächlichkeit ſich beherrſchen laſſen, ſo wird man jedenfalls aber auch zu⸗ geben müſſen, daß dieſer Geſchmack bezüglich der dramatiſchen Unterlagen der modernen Oper feinfühliger und raffinirter geworden iſt. Das Geheimniß der Zugkraft eines „Trompeter“ und„Rattenfänger“ von Neßler liegt in dem Zauber, der dieſer höchſt ober⸗ flächlichen aber leichtflüſſigen Muſik zu Grunde gelegten Gedichte. Man könnte dieſen Zug als die„Romantik im Textbuche“ bezeichnen. Von dieſer„Romantik“ oder Poeſie iſt aber in Berlioz Benvenuto Cellini keine Spur zu finden. Eine äußerſt ärmliche und höchſt un⸗ wahrſcheinliche Handlung ſpinnt ſich in drei kategorie ab. 1 langen Akten ab; mit einigen wenigen Worxten iſt dieſelbe ſkizzirt: Benvenuto Cellini, der florentiniſche Meiſter am Hofe des Papſtes zu Rom liebt Tereſa, die Tochter Balducci's, des römiſchen Schatz⸗ meiſters. Er wird von Fireamosca ſeinem Nebenbuhler in der Gunſt der Muſen und in der Liebe zu Tereſa belauſcht, wie er mit der Geliebten ein Stelldichein und eine Entführung im Geräuſche des Carnevals plant. iea⸗ mosca aber, der Lauſcher, wird von dem heim⸗ kehrenden Balducci überraſcht und von den herheigerufenen Waſchweibern weidlich durch⸗ gebläut. Im folgenden Akte ſchleppt ſich der Carneval zuRtom, den wir gur als die kollſteAus⸗ geburt heißblütigſter Lebhaftigkeit u. übermütig⸗ ſter Laune kennen, ſo ſchwerfällig u. melancholiſch dahin, daß wir es höchſt begreiflich finden, wenn Benvenuto aus Wuth darüber den Raufbold Pompeo todtſticht, der ſeinem Spieß⸗ Mhres, Fieramoska die ſchöne Tereſa ent hren wollte. Im letzten Akte endlich ſoll Hoffmann und hauptſächlich in einem ausführ⸗ lichen Expoſe der Finanzminiſter Ellſtätter Gegen 1 Uhr war die Generaldebatte zu Ende und wurde in die Spezialdebatte eingetreten RNeueſte Nachrichten. Berlin, 23. Febr. Das Herrenhaud wird morgen noch nicht die kirchenpolitiſche Vorlage berathen, wie vielfach angenommen worden iſt, ſondern ſich nur über die ge⸗ ſchäftliche Behandlung derſelben ſchlüſſig machen. Die Vorlage wird wahrſcheinlich, wie es im Herrenhauſe üblich iſt, ohne ſachliche Debatte einer Kommiſſion zur Vocberathung überwieſen werden. In die⸗ ſer Kommiſſion werden dann vermuthlich die Aenderungen, welche in Rom gewünſcht werden, vorgenommen werden. Daß fort⸗ geſetzte Verhandlungen ſtattfindeu, unter⸗ liegt gar keinem Zweifel. Biſchof Kopp, der ſeit einiger Zeit ſich hier aufhält, hat ſchon mehrfach mit dem Kultusminiſter konferirt. Bis jetzt iſt der Biſchof noch nicht in das Herrenhaus eingetreten; er wird ſich wohl aber morgen melden und gewiß Mitglied der Kommiſſion zur Vor⸗ berathung des kirchenpolitiſchen Geſetzes werden. Berlin, 23. Febr. In den heutigen Stadtoerordnetenerſatzwahlen wurden in der dritten Abtheilung an Stelle der ver⸗ ſtorbenen Dr. Straßmann und Bohm zwei Liberale gewählt. Peſt, 23. Febr. Graf Khevenhueller erzählte einem Interviewer über ſeine Miſſion beim Fürſten Alexander, es ſei ihm nur ſchwer gelungen, Letzterem dir Einwilligung zum Waffenſtillſtand abzu⸗ ringen. Der Kriegsrath hatte ſogar den Vormarſch der Bulgaren beſchloſſen. Erſt nachdem Khevenhueller betont habe, daß ihm dies Unannehmlichkeiten Seitens Oeſterreich⸗Ungarns zuziehen würde, habe Fürſt Alexander eingewilligt. Die Mel⸗ dungen, daß Graf Khevenhueller mit einem Einmarſch öſterreichiſcher Regimen⸗ ter gedroht habe, ſeien unwahr. London, 23. Febr. Unterhaus. Bryce erklärte, die Regierung halte den gegen⸗ wärtigen Augenblick nicht für günſtig, um beim Sultan eine WWebietsabtretung an Griechenland zu bewirken. London, 24. Febr. Lord Chamberlaiy empfing heute eine Arbeiterdeputation, welche ſofortige Inangriffnahme eines größeren Auswanderungsprojektes nach⸗ ſuchte. Chamberlain antwortete, er habe ſein Amt mit der Abſicht übernommen, die Lage der Arbeiter zu verbeſſern. Die ſozialiſtiſchen Führer ſeien die ſchlimmſten Feinde der Arbeiter. Der Miniſter rieth den Arbeitern von jeder Gewaltthätigkeit ab und erklärte weiter, der Auswanderung ſtänden Schwierigkeiten entgegen. Er habe ein lebhaftes Intereſſe an der Ein⸗ ſetzung der Arbeiier in den Beſitz des Bodens, falls Ausſicht dafür vorhanden ſei. Er werde ſein beſtes thun, dieſen Gedanken auszuführen. Chamberlain ſprach ſich weiterhin gegen öffentliche Bauten auf Staatskoſten aus, wie die Anlegung von Rettungshäfen ꝛc., weil dieſelden nur an Ort und Stelle eine Linderung der Nothlage bewirkten und befürwortete dagegen die Ausführung von Bauten Seitens der Lokalbehörden in ihren Bezirken. Benvenuto nach Recht und Geſetz dieſes Mor⸗ des beſtraft werden, allein vermöge der ihm angeborenen Unverfrorenheit machte er es möglich, anſtatt des Todes die Hand Tereſa's und Ehre und Ruhm 8 empfangen, indem er ſein Wort einlöſt und die Staſue des Per⸗ ſeus gießt, nach welcher der Cardinal Salviati ſo lüſtern iſt. Dieſe Statue, wie ſie auf unſerer Bühne in huncekleßten Pappdeckel dargeſtellt iſt, ent⸗ pricht übrigens, beiläufig geſagt, ſo wenig en Erwartungen, welche man ſich von dem Kunſtwerk macht, über das in endlos langen Tirade 1 Helun en wird, daß wir wenigſtens es nicht Soreiſlich finden konnten, wie um dieſes Scheuſals willen der Cardinal, den wir ſchon von der„Jüdin“ her kennen, in gewaltige Extaſe gerathen konnte. nwillkürlich mußten wir hiebei an den„Ring des Nibelungen“ denken, den man mit allem und mit allen Fineſſen ausgeſtattet atte, um das Schlußtableau der Götter⸗ dämmerung deſto ärmlicher, nackter und un⸗ 3— zu geſtalten. Auch beim„Benvenuto“ atte man es an fehlen laſſen, aber Saslech in üblicher Weiſe dafür geſorgt, daß er un K und verpfuſchte Eindruck der Schlußſcene die zuvor empfangene Illuſion cecht waidlich vernichte. Um zum Libretto zurückzukehren, ſo wollen wir zur eigenen Erbauung und Rekreation unſerer Leſer im— einige Pröbchen desſelben zum Beſten geben. Gleich in der erſten Scene ſingt Balducei: 3iſt wahrlich, um davon zu laufen, an möcht dem Satan ſich verkaufen, Nicht ein Stündchen zum Verſchnaufen, ür Cellini, o Schimpf und Hohn, em florentiniſchen Cujon“ 111 (Schluß folgt.) —