r, r⸗ eis d. X. hen die nix * ine lfs⸗ ufs —— * Abonnementepreis: eo Monat 50 Pfg. allen Zweig⸗Expeditionen ünd Trägerinnen.— Aus Und Feiertage Herausgeber or. jur. Hermann Daas in Mannheim. Nannheimer r t 5 Auswürts durch die Poſt 65 Pfg Män abonnirt in Mannheim bei der Expedition E 6, 2, ſowie be ris bei allen Poſt⸗Anſtalten des beulſchen Reiches und den Briefträgern. Die Badiſche Volszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Soun⸗ (Mannheimer Skadt. Anzei W 46. Organ Aus der badiſchen Schulwelt. Rück⸗ und Vorblick. II. Der weſentlichſte Vortheil, den die Erörterungen in der 2. Kammer gebracht haben, beſteht wohl darin, daß ſie den Lehrern über ſo mänches die Augen öff⸗ neten. Der könſerbatiye Hauch iſt in dem Rondell in der Ritterſtraße der Reſidenz zu einem recht ſchneidenden Luft⸗ 10 geworden, der die Hoffnungen der badiſchen Lehrer ſchon im Keime zu er⸗ ſticen droht. Merkwürdig wär dabei das Vethalten der ultramontanen Mit⸗ glieder des Hauſes, die ſich bei dieſen Del ſtien theils ſehr keſervirt verhielten, zum Theil auch wie der Abgeordnete Föhrenbach, für die Lehrer eintraten. Es war dies, wenn auch nicht das Inteteſſe für den Lehrerſtand, das man übrigens vom letztgenannten Abgeordneten, einem Lehrersſohn, vorausſetzen darf, welches ihnen dieſe Haltung gebot, ſo doch ein ſehr geſchickter Schachzug, deſſen Folgen bei den nächſten Wahlen erſt ans Tages⸗ licht treten werden; nicht in dem Sinne, als ob das Gros der badiſchen Lehrer⸗ ſchaft durch die bei jener Verhandlung zu Tage getretene Abneigung gegen dieſelbe in ihrer politiſchen Geſinnung wankend gemacht werden könnte; aber ausgenützt werden die über die Lehrer gemachten Bemerkungen in einem für die jetzige Kammermajorität wenig günſtigen Sinte oft genug werden. Jene Verhandlung hat auch inſofern hohen Nutzen gebracht, als ſie den Lehrern gezeigt hät, wie wenig die oberſte Schulbehörde geneigt iſt, ſich von einer Mißſtimmung der jetzigen Kam⸗ mermitglieder gegen die Lehrer beeinfluſſen zu laſſen. Eine hohe Befriedigung muß es den Lehrern gewähten, in ihrer oberſten Behörde auch dann einen Schutz zu finden, wenn die Angriffe gegen den Stand auch von ſolcher Seite kommen, auf die aus naheliegenden Gründen die Behörde Rück⸗ ſicht zu nehmen hat. Was ſollte daraus werden, wenn die Behörde der Aufmunterung zum Einſchrei⸗ ten auf diseiplinarem Wege Gehör ſchenken wollte. Wer weiß, was unter Vorgehen auf diseiplinarem Wege zu verſtehen iſt, wird ſich um ſo mehr wündern, daß ——— dieſe Aüfförderüng von einer Seite kom⸗ men konnte, die ſich liberal neunt. In einer Kammerverhandlung wären An⸗ fragen über Diseiplinarvorgehen eher zu erwärten, als eine Aufmunterung zu ſol⸗ chem. NMit andern Worten heißt ein ſol⸗ cher Auflrag nicht anders als der Regie⸗ rung plein pouvoir zum Einſchreiten gegen mißliebige Elemente geben, d. h. auch gegen ſolche Untersebene, die aus ganz andern als dienſtlichen Gründen, ſich die Umufriedenheit der Vorgeſetzten zugezogen hätten. Wohl dem Lehrerſtande, daß die Re⸗ gierung in Bezug auf die Schule liberaler iſt als ein Theil der Herren Abgeord⸗ neten, die ſich ſo nennen. Es ſtünde heute beſſer um die Schule und die Leh⸗ rer, wenn die Regierung durch verſchie⸗ dene Momente nicht gehinbert wäre, nach ihrem Ermeſſen zu verfahren. Da iſt vor allem die ſtereotype Geld⸗ noth, die ſie hindert, zu Gunſten der Lehrer und ihrer Hinterlaſſenen mehr zu thun. Daß Herr Fieſer gerade dieſen Punkt ſo ſcharf betont, geſchah wohl mehr aus Rückſicht auf Bevölkerungsklaſſen, die man füt die Wahlen gewinnen muß und die ohnehin genug helaſtet und von jeher kein beſonderes Verſtändniß für Bildungszwecke beſitzend, Jedem geneig⸗ tes Ohr zu ſchenken bereit ſind, der ihnen ſagt: Haltet den Beutel zu! Merkwürdig iſt es, daß der liberale Fieſer ſich dieſes Schlagwort ſeiner ultra⸗ montänen Kollegen und der ultramon⸗ tauen„Preſſe“, das da heißt:„Die Neu⸗Schule koſtet zu vielGeld“ zu eigen gemacht hat, Wie länge ſchon iſt eine beliebte Taktik derſelben, der Landbevölkerung zuzurufen: Seht, die Schulpaläſte! Seht, wie der Aufwand für die Schule, Eure Gemeinde⸗ umlagen mehrt u. ſ..! Heute ſpricht ſo der liberale Fieſer, der den Wählern zum Fenſter hinaus vordemonſtrirt, was die Schule dem Staate und den Gemein⸗ den koſtet. Was aber die Juriſterei dem ganzen Lande koſtet, hat er verſchwiegen. Und jene iſt ſo nothwendig wie dieſe. Es iſt übrigens ein einfaches Rechen⸗ exempel, wenn man den von dem Herrn Abgeordneten genannten Betrag durch die Kleine Mittheilungen. — Aus Sſegen, 19. Febr., wird geſchrie⸗ ben: Gelegentlich einer unweit Irmgarteichen abgehaltenen Wildſchweinjagd feuerte der För⸗ ſter Sch. auf einen vorüber laufenden Keiler mehrere Schüſſe ab; das Thier verſtand je⸗ doch keinen Spaß, machte kehrt und rannte auf den Förſter zu. Es kam nun zum direk⸗ ten Kampfe Keiler und Förſter, da dieſer ſein Gewehr nicht mehr laden konnte; dahei gerieth der Förſter in einen Graben und wäre wohl verloren geweſen, wenn nicht auf ſeinen Hilferuf ein kleiner Teckel herbei⸗ geeilt wäre und die Beſtie von hinten gefaßt hätte. Nun behielt der Förſter Heit, ſich hin⸗ ter einen Baum zu retten, bald kam äuch ein anderer Jäger herbei und vurch einige wohl⸗ gezielte Schüſſe wurde der Keiler, der cirea 10—12 Jahre alt geweſen ſein ſoll—zu Bo⸗ deit geſtreckt. Der brave Teckel aber wird in hohen Ehren gehalten. Salle a.., 20. Febr. Das hieſige Land⸗ gericht, Civilkammer, verhandelte folgenden Haftpflichtyrozez: Ein am 7. Oetober 1884 hei einem Kürſchnermeiſter in Schkeuditz in Atbeit gekretener Arbeiter hatte vom erſten Tage an das Trocknen von Boaſchweifen und zu beſorgen and insbeſondere nach dem baksfeuer zu ſehen, welches in dem betreff. Raume ſich in einem offenen Eiſenkorbe be⸗ fand, wo die Schweiſe und Felle an der Decke aufgehängt waren. Am folgenden Morgen fand man den Mann in dem Raume todt und die ärztliche Feſtſtellung lautete auf Kohlenoxydgasvergiftung Die Wintwe und der Vormund der ſechs Kinder derſelben lag⸗ ten gegen den auf Gewährung von Unterhalt, da der Beklagte ſich habe eines geſchioſſenen Ofens bedienen, und dem Ver⸗ ſtörbenen, der nicht ſelbſt Kürſchner ge⸗ weſen, wenigſtens habe Verhaltungsmaß⸗ regein geben, reſp. denſelben warnen müſſen. Näch einer umfänglichen Beweisgufnahme, Herbeiführung mehrerer Sachverſtändigen⸗ Gutachten u.. w. verurtheilte das Landgericht den Beklagten nach dem Antrage und legte demſelben auf, der Wittwe wöchentlich 5, jedem der Kinder 1 M.(bis zu eventueller Wiederverheirathung reſp. Volljährigkeit) zu gewähren. Die rückſtändigen Beträge vom 18. Oktober 1884 an ſind ſofort, die weiter fälligen monatlich im Voraus zu zahlen. Der Gerichtshof erachtete, daß der Beklagte es an der gewöhnlichen Aufmerkſamkett habe fehlen laſſen. — Bom Unglück verfolgt. Eine junge, aus einer füddeutſchen Stadt geburtige Dame, welche 91 Zeit in einer Frankfurter Familie eine Skelle als Hauslehrerin gefün⸗ den, iſt vom Schickſal wirklich in herbſter Weiſe verfolgt worden. Kurz hinter einander ſtarben ihr die Eltern, bald folgte dieſen die einzige Schweſter und als das arme Nädehen im Begriſſe ſtand, einem jungen Beamten die Hand zu reichen, erkrankte derſelbe vor der Hochzeit und ſtarb. Fürwahr ein trau⸗ riges Loos. — Eine Schreckeneſcene nach der audern ſpielte ſich, wie die Allg Fleiſcher⸗ Ztg.“ ſchreibt, bei dem Brande ab, der in der Nacht zum Sonnabend in Weißenſee bei Berlin ſtattfand. Ein hochtragiſcher Moment bot ſich den entſetzten Augenzeugen, als eine Mutter zu ihrem Schrecken bemerkte, daß ihr Füngſtes ſich noch in dem brennenden Hauſe befände. Herzzerreißend klang ihr Jammern und Wehklagen. Da ſtürzte ſich ein beherzter Mann, der Schlächtermeiſter Ernſt Wichert ger und für Jed ———————— Bolksblati. ermann. ———————— Anzahl der Lehrer, die 3400 beträgt, di⸗ vidirt. Es kommt dann durchſchnittlich der Aufwand für einen Lehrer auf unge⸗ fähr Mark 1470 und dabei iſt der Aufwand für Schulräunie nicht eingerech⸗ net, ebenſo nicht die Stiftungen, aus wel⸗ chen ei' großer Theil der Schullaſten be⸗ ſtritten werden. Eine andere beachtungs⸗ werthe Erſcheinung iſt das jetzt zur Sitte gewordene Liebäugeln mit den früher als Feinde der Schule oft genug bezeichneter Elementen, die man lange dem Lehrer als Wau wau vorgeführt hat.„In den Armen liegen ſich Beide ꝛc. und den Schaden hat die Schule und den Verdruß der Lehrer. Nach dem Erſcheinen des neuen Schul⸗ geſetzes, beſonders bei Errichtung der ge⸗ miſchten Schule ſah ſich der Lehrer zu ſeinem Schaden zwiſchen zwei feindliche Gewalten geſtellt. Hie Staat, hie Kirche, war die Loſung. Hier wollte man von der langen innegehebien Hrrſchaft ſich nicht trennen, dort ſorderte man ſein Recht. Trotz mitunter großer Drangſale hat ſich der Lehrer von ſeiner Pflicht nicht abhal⸗ ten laſſen; er hielt treu zur neuen Aera, auf die alle ſeine Hoffnungen auf eine ge⸗ ſunde Entwickelung der Schule ſich grün⸗ deten. Oft genug nahm man auf dem Lände die Sache perſönlich und ließ den Lehrer entgelten, was an der neuen tief einſchneidenden Neuordnung der Dinge nicht gefiel. Jene Zeiten ſind vorüber, die Nach⸗ wehen äber noch nicht ganz beſeitigt und heute— läßt man den Lehrer fallen. Höhere Intereſſen verlangen dies. Ich fürchte, für Schule und Lehrer werden trübe Zeiten herauſkommen. Der Mant, der ſich nicht dem anempfohlenen Disciplinarverfahren ausſetzen will, wird ſich fügen miſſen. „Sehe jeder, wo er bleibe“, wird die Loſung der nächſten Zukunft auf det ganzen Linie werden. Ob zur Feſtigung des Mannescharakters und zum Heile der Schule, iſt eine andere Frage. Ein Hoffnungsſtern iſt geblieben. Der Mann, der zur Zeit, als die erſten An⸗ zeichen der ſchwarzen Wolken, die nun den Horizont ganz zu verhüllen drohen, ſich zeigten, das erföſende Wort ſprach: 5 Handels⸗Zeitung. öſrd da 33 —— Anlertionspreis: Die einſpalsige Petiizeile oder deren Raum 20 Pfg. Reklamen 30 Pfs Anzeigen werden von allen Aunoncen⸗Expebitionen, von unſeren Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Verlag entgegengenommen] Bei größeren Auſträgen Rabatt. Rotafionsdruch der ör. B. Haas'ſchon Suchdruckerei, 85,2 neben der kätholiſchen Spitalkirche in Manſiheim, Telephonanſchluß Nr. 219, Freitag, 26. Februar 1836“ für geſorgt werden, daß die Bäume nicht in den Himmel wachſen“, lobt noch zum Troſte aller Derjenigen, deren Loſung e8 iſt und bleiben wird: Eine freie Schule im freien Stante. Unter ihm iſt nicht zu befürchten, daß in dem Rückwärtstaͤumel, der jetzt alles mit ſich reißen mochte, die Schule ſo hineingezerrt werde, daß ihr Wiederauf⸗ kommen unmöglich werde. Die freie Fortentwickelung der Menſch⸗ heit kann auf kurze Zeit gehemmt, aben auf die Dauer kann ihr kein Einhalt ge⸗ boten werden, trotz aller geheimen und offenen Feinde. Dieſe mögen verſuchen, was ſie wollen! Und ſie bewegt ſich doch. Soziales und Arbeiterbewegung — Die„Bresl. Ztg.“ regt die Frage wegen der Stellung der ausgewieſenen ruſ⸗ ſiſch volniſchen und galziſchen Berg⸗ lente zu den oberſchieſiſchen Kuahp⸗ ſchäftskaſſen an: „Je näher der als Schlußtermin für die vollſtändige Erledigung der Ausweiſungen von den Verwaltungsbehörden angenommene 1. April heranrückt, deſto mehr erſcheint die juriſtiſche Erl⸗digung des Vechältniſſes der ausgewieſenen Bergleute zu den oberſchle⸗ ſiſchen Knappſchaftskaſſen als brennende Frage. Nach der Beſtimmung der Knapp⸗ ſchaftskaſſen ſind Mitglieder der Kaſſen, welche das We Landesgebiet verlaſſen, verpflichtet, den doppelten Betrag des Jah⸗ resbeitrags zu zahlen, widrigenfalls ſie der Anrechte auf die Beneftzien aus den betref⸗ fenden Kaſſen bei Krankheit, Arbeitsunfähig⸗ keit, eintretendem Alter ꝛc. verluſtig gehen. Dieſe Beſtimmung der Statuten iſt doch augenſcheinlich nach der Intention der Auto⸗ ren derſelben nur für ſolche Fülle vorgeſehen, in denen Kaſſenmitglieder aus eigenem An⸗ triebe das preußiſche Landesgebiet verlaſſen⸗ Es wird nunmehr mit Rlckſicht darauf, daß viele der Ausgewieſenen ſchon namhafte Beiträge in die Kaſſen eingezahlt hahen, rechtlich darüber entſchieden werden müſſen, in wie fern bei dem hier vorliegenden, durch die Regierungsbehörden angeordneten zwangsweiſen Verlaſſen des Landes die Be⸗ ſtimmung des Statuts noch Geltung haben kann, reſp. ob die Ausgewieſenen nicht guf Zürückerſtattüng der bereits einhezahlten Bei⸗ träge mit entſprechender Wa berech⸗ tigte Anſprüche erheben dürfen. Augenſchein⸗ lich dürfen die Ausgelpieſenen käum ver⸗ pflichtet werden, fernerhin aus eigenen Mit⸗ teln vom Auslände aus doppelte Jahresbei⸗ träge zu leiſten, ebenſo wenig wird man ſie einfach öhne Entſchädigung aus dem Kaſſen⸗ ————— des erſtickenden Qualms und der über und unter ihm züngelnden Flammen eilte er die Treppe hinauf. Es waren bange, qualvolle Minuten, bis der Tapfere wieder zum Vor⸗ ſchein kam; endlich erſchien er, in den Armen das gerettete Kind haltend. Kaum hatte er aber das Freie gewonnen, als die brennende Treppe hinter ihm zuſammenbrach.„Hoch klingt das Lied vom braben Mann!“ Es war ein erſchütternder Anblick, als die Mut⸗ ter des geretteten Kindes ihm ſchluchzend um den Hals fiel. Außer Herrn Wichert bethei⸗ ligten ſich auch der Schlächtermeiſter Emil Spillner, ſowie der Geſelle des Schlächter⸗ meiſters Köhler zu Weißenſee hervorragend an dem Rettungswerke. — Ueber einen verkeochten Eireus⸗ Deſitzer wird aus Solingen geſchrieben: Der Cireus Wulff, welcher eine Reihe pekuniärer Mißerfolge zu verzeichnen hatte, hat hier den Todesſtoß erhalten. Seine Ein⸗ nahme war hier ſo gering und ſeine Schul⸗ denlaſt ſtieg derartig, daß die Gläubiger ihn nicht ziehen laſſen wollten, und es war Wulff ſelbſt nicht einmal möglich, ein ihm angebo⸗ tenes Engagement im Ausland anzunehmen, weil ihm nicht geſtattet wurde, ſeine Tra⸗ kehterhengſte mit ſich zu nehmen. Jetzt end⸗ lich hat Wulff für ſein geſammtes Inventa⸗ rium einen Käufer gefunden. Wenn der gebotene Preis auch weit hinter dem reellen Werthe zurückblieb, ſo hat er ſich doch ge⸗ zwungen geſehen, in den Verkauf zu willigen, und nachdem die Gläubiger nunntehr beſrie⸗ digt worden ſind, hat ſich dieſer Tage die Geſellſchaft aufgelöſt. — Ueber einen Füſilier als„Näu⸗ berbauptmann“ wird der„Altenh. Landes⸗ zu Weißenſee, mit wahrer Todesverachtung zeitung“ aus Erfurt berichtet: Donnerſtaa ————————————————————— in das brennende Häus und nicht achtend J Mittag würde ein Füſitter des 36. Infan terie Regiments aus Halle, an den Händen geſchloſſen, von zwei Trausporteuren, welche mit ſcharfceladenen Waffen und aufgepflanzem Seitengewehr verſehen waren, durch unſere Stadt nach der Citadelle Petersburg träns⸗ portirt. Beſagter Soldat iſt vor Jahresfriſt aus ſeiner Gärniſon Halle deſertirt und hat, wie es heißt, als Anführer einer Räuber⸗ bande() die Wege des Härzes und Uigegend unſicher machen helfen. — Sie ſind ein ſo geſchickter Auatom“ ſagt Semand einem namhaften Arzt, 108 Sie zweifellos mit der Urſache aller Krank⸗ heiten vertraut ſein dürften.“—„Ihr He⸗ hauptung klingt richtig,“ erwiderte der Ge⸗ lehrte beſcheiden,„in Wirklichkeit aber gleichen wir Aerzte den Koömmiſſionären der Groß⸗ ſtadt, die alle Straßen genau kennen und 5 nicht wiſſen, was in den Häuſern vor⸗ geht. —,Bei einem Diell zwiſchen einem Reutier und einem Garde⸗Lieutenant erhält Erſterer einen Schuß in die Btüſt. Der Arzt, der den Getroffenen unterſucht, ſindei zu ſeinem Erſtaunen, daß die Verletzung ganz unbedeutend, da die Kugel an einem in der Weſtentaſche befindlichenn Goldſtück ab⸗ geglitten. Indem er dem Rentier auf die Schulter klopft, ruft er lächelnd aus„Hören Sie mein Lieber, Sie verſtehen eß abet ganz vorzüglich Ihr Geld zu placiren.“ — Kaum war die Notiz von dem projek⸗ tirten Gottha dtmonument für Luzern durch die letzten Zeitungen gewandert, empfand man auch in Appenzell das Bedürfniß nach einem ſolchen öffentlichen Hausrathſtück Nach dem Recht auf Arbeit und dem Recht äuf Faulheit wird man nun nachgerade auch das „Recht auf Denkmäler vroklamiren! 2. Selte. Baviſche Bolks⸗Zeitüng verbände weiſen dürfen. Unzweifelhaft ſtehen auf dieſem Gebiete Ratereſſanke juriſtiſche Entſcheidungen in Ausſicht“— Und ſicherlich kwird man dieſe Ferech in dem Sinne von Humanität und Gerechtigkeit löſen, der das neue Deutſchland in ehrenvoller Weiſe aus⸗ zeichnet, —— Badiſcher Landtag. Karlsrube, 24. Febr. Die Verſammlung Derjenigen, welche eine gegneriſche Stellung zu der Mehrheit der atholiſchen Kammerfraktion vertreten, hat im Vereinshauſe zu Freihurg am Dienſtag, 23. d. M, mit etwa 250 Theilnehmern, darunter 250 Geiſtliche ſtatigefunden. Nach dem im „Bad. Beob.“ vorliegenden Berichte, haben die Delegirten aus allen Theilen des Landes ſich eine neue Auflage der kirchen⸗ 70 ktion zum Zweck geſetzt. Der Reichstagsabgeordnete Dr. Marbe, Anwalt in Freiburg, hielt die Hauptrede zur Begrün⸗ dung. Derſelbe ſprach ſich in friedliebender Weiſe den Getrennten gegenüber, die keines⸗ wegs vom Centrum abgefalleit, nur keine Männer der That ſeien, gemäßigt und rück⸗ ichtsvoll aus, tpie üherhaupt ſeme geyße Rede en, pelche die Nächſtenliebe verleugnen, ſonderheit den Complicen der Lenderhetze, Welche außer der Nächſtenliebe auch noch die Gehote der Wahrheit verletzen, eihe ſcharfe Hektion ertheilt. Die Verſammlunig ſtellte Reſolutionen auf, die nichts Neues enthalten. Es ſpfachen er: Buchhändler Hutter, Kaufmann Fiſcher, beide 0 Kauf⸗ Kann Jakob Lindau von Heidelbekg, der Pfarrer Gerber, früher Rebakteur des Bad. Beobachters und noch ein Pfarrer Jäger. Marbe erklärte, nicht gegen die Regierung, ſondern gegen bie„Kulturkämpfer“ operiren zu wollen. Pfarrer Gerber machte Vorſchläge, welche von Marbe bekämpft wurden. Gerher ſprach auch von ſchleichender Proteſtantirung des Landes und deren Erfolge. Marbe meinte U.., es würde eine Vereinigung mit der Lenderpartei zu erzielen ſein, was nach Ge⸗ ſtalt der 9 ſchwerlich eintreffen wird. Wenn es den Veranſtaltern der Verſammlung, der Sezeſſionspartei, nicht gelingt, das Volk mit ſich zu ziehen, wird der Aulauf geringe Fortſchritte machen. —— In der zweiten Kammer wurde heute das Eiſenbahnbudget ſammt dem der Bodenſee⸗ Dampfſchifffahrt im Einzelnen zu Ende he⸗ rathen und ſchließlich einſtimmig ohne Ab⸗ ünderung angenommen. Bei verſchiedenen Ausgabepoſten wurden Mißſtände und Wünſche vorgebracht, auf welche bezüglich die Regie⸗ krungsvertreter Auſſchlüſſe und Erläuterungen des Regierungsſtandpunktes zur Sache gaben, 3B. wegen eines neuen Bahnhofes(Stations⸗ gebäudes ꝛc.) in Baden⸗Baden deßaleichen in Halfingen, Verlegung der Reſtauration zu Bruchſal in das Stationsgebäude, Beſoldungs⸗ fragen; die Bahnmeiſter betr. gab der Herr Generaldirektor ausſichtsvolle Verſprechung. Die nächſte Sitzung iſt auf Freitag den 26. 9. M. Vorm. 9 Uhr anberaumt. Deutſcher Reichstag. Berlin, 24. Februar. Anweſend ſind kaum 100 Mitglieder. v. Balleſtröm bittet, den erſten Gegen⸗ ſtand, den Antrag v. Helldorff auf Verlänger⸗ ung der Legislaturperiode, abzuſetzen, da Fahlreiche Mitglieder durch die Verhandlungen um Abgeordnetenhauſe abgehalten ſeien. Nach kurzer Geſchäftsordnungsdebatte wird abge⸗ ſtimmt. Es kommt zur Auszählung; dieſelbe Ergibt die Beſchlußunfähigkeit. Nordoſtſee⸗Kanal, Viehſeuchen⸗ eſetz. Theater, Kunſt u. Wiſſenſchaft. Gr. bad. Hof⸗ und National⸗Theater in Maunheim. hereſe Krones, Das ſo genannte Genrebild von der ſchönen blauen Donau, ein Sitten⸗ oder Unſittenſtück aus einer anderen Zeit gab unſerer Wiener Gaſtin Gelegenheit, ihr chamäleonartiges ſchauſpieleriſches Talent von einer anderen Seite zu zeigen. Das an ſich völlig werth⸗ loſe Stück im Fluge einſtudirt, um ebenſo Taſch vergeſſen zu werden, empfängt ſeine Würze ausſchließlich durch die eingelegten, häufig an beſſere Tingel⸗Tangeleien erinnern⸗ der Couplets, in denen ſich Frau Geiſtinger auf dem ihr am meiſten vertrauten Boden hefand. Der rauſchende Apßlaus, welcher ihre trefflich vorgetragenen Chanſonetten lohnte und das ausverkaufte Haus berechtigen zu den ſchönſten Hoffnungen auf gewaltige Kaſſen⸗ exfolge, welche die Operette bei uns erzielen muß, wenn man den vorerſt nur ſchüchtern auftretenden Vorboten die leichtgeſchür te Göt⸗ kin ſelbſt nachfolgen wird. Daß Frau Gei⸗ Kinger ein nicht gewöhnliches Maß ſchauſpie⸗ leriſchen Könnens beſitzt, beweiſt ſie am beſten dadurch, daß ſie es meiſterlich ve leht, die Jahre ſelbſt zu täuſchen, oder vielmehr— Vielleicht entſchließt ſich das Theater⸗Comite, um die phänomenale Vielſeitigkeit der Künſtlexin ins rechte Licht Zu ſetzen, noch dazu, derſelben etwa auch ein Auſtreten als„Boccaccio“ oder als„ſchöne Helena“ zu geſtatten! Sonſt bot der geſtrige Abend nichts erwähnenswerthes; die eingelegten ſehr hübſch ausgeführten Balletnummern ver⸗ dienen unſer vollſtes Lob Ceterum censeo, daß es wohl thut auf der Bühne ſchöne Mädchenge⸗ ſtalten zu 5 und namentlich die Jugend, deun das Alter iſt im bürgerlichen alltäg⸗ lichen Leben zur Genüge vertreten. Benvenuto Cellini. (Schluß.) Am„großartigſten“ nimmt ſich das Trio im Finale des zweiten Aktes aus: Finale. (Der Colonno⸗Platz und ein Theil der Korſo Straße) Sprache und Geſittung zu erhalten. ektwa 115 Orten von mehr als 2000 Ein⸗ Politiſche Ueberſicht. Deutſches Reich. München, 24. Febr. Die von Berlin hier eingetroffenen Nachrichten über Klug's Reiſe lauten nicht ungünſtig. Klug geht von Berlin nach Hamburg, dann nach Frankfurt. In Berlin hat Klug mit einer maßgebenden Perſönlichkeit konferirt. Berlin, 24. Febr. Die Kommiſſion des Reichstags für das Sozialiſtengeſetz hat ſich konſtituirt. Vorſitzender iſt Graf Hompeſch(Centrum), Stellvertreter v. Köller, Schriftführer Fritzen und Grohe. Berlin, 24. Febr. Die Wahlprüfungs⸗ Kommiſſion des Reichstags beſchloß heute die Wahlen der Abgg. v. Putkamer (Plauth) für Elbing⸗Marienburg und Hellwig(konſ.) für Hanau⸗Gelſenkicchen zu beanſtanden und Erhebungen über die angeblich ſtattgefundenen amtlichen Wahl⸗ beeinfluſſungen zu veranlaſſen. Berlin, 24. Febr. Dem Abgeordneten⸗ hauſe ging als fünfte Polenvorlage ein Geſetz betreffend die Errichtung und Unter⸗ haltung von Fortbildungsſchulen in Weſt⸗ preußen und Poſen zu. Paragraph 1 be⸗ ſtimmt, daß dem Handelsminiſter zu dieſem Zwwecke jährlich 200,000 Mk. zur Verfü⸗ gung geſtellt werden. Paragraph 2 er⸗ mächtigt ihn, Arbeitern unter 18 Jahren die Verpflichtung zum Beſuch der Fort⸗ bildungsſchule aufzuerlegen. Die Ausga⸗ ben ſollen vom 1. April 1887 an im Etat aufgenommen werden. In der Be⸗ gründung wird geſagt, der Zweck ſei, deutſchen jungen Arbeitern auch nach dem ſchulpflichtigen Alter die Grundlage deutſcher In wohnern und einer Reihe kleinerer Ge⸗ meinden ſollen Fortbildungsſchulen errichtet werden. Die jährlichen Mindeſtkoſten pro Schule ſind auf 1200 Mk. veranſchlagt. Berlin, 23. Febr. Einem Telegramm der„Köln. Ztg.“ zufolge iſt General von Werder auf ſeinem Gute Grüſſow ſchwer erkrankt. Halle, 24. Febr. In dem benachbarten Zöſchen iſt eine Ackerfläche von 10 Mor⸗ gen mit mehreren Arbeiterhäuſern und drei Menſchen plötzlich verſunken. Der niedergegangene Acker war ein alter Schacht, der jetzt zuſammengebrochen iſt. Ausland. Wien, 24. Febr. In einer Unter⸗ redung des Wiener Korreſpondenten eines ungariſchen Blattes erklärte Khevenhüller, die Serben hätten fehlerhafte öſterreichi⸗ ſche, die Bulgaren vorzügliche ruſſiſche Generalſtabskarten benutzt. Paris, 24. Febr. Die„Rep. Franc.“ ſagt, die Kammer ſolle den Vertrag mit Madagaskar nur dann ratifizieren, wenn aus den Erklärungen, die Freyeinet mor⸗ gen auf der Tribüne geben werde, hervor⸗ gehe, daß das Protektorat Frankreichs effektiv ſei, obſchon der Ausdruck im Ver⸗ trag fehle, daß die Regierung der Hovas Balducet. Kind, du magſt's erwägen, Viel Gewicht darauf legen, Einzig deinetwegen Folg' ich dieſer Spur. Was ſie ſpielen mögen, 's iſt nichts dran gelegen. Weiß man doch, ſie pflegen Schlechter Poſſen nur⸗ Tereſa Ach, wie durft' ich hegen Jeder Pflicht entgegen Liebeswunſch verwegen! Zürne nicht, Natur! Ascanio und Cellini. Liſtig und verwegen, Degen wider Degen, Wenn ſich Schlangen regen Auf der Liebe Flur, Dann Florenz entgegen Auf geheimen Stegen. Amor! gönne Segen Treuem Liebesſchiwur. Das iſt nur eine ſehr kleine Blüthenleſe, die wir ins Unendliche ausdehnen könnten, Wir haben ſchon oben erwähnt, daß die Muſik ſelbſt eines bedeutſamen nicht ermangele, das Tonwerk an ſich aber nicht auf die Bühne, ſondern in den Coneert⸗ ſaal gehöre. Wenn man ſich aber die Mühe gibt, das Textbuch ſelbſt einer kritiſchen Ana⸗ lhſe zu unterwerſen, ſo wird man zu dem Schluſſe kommen: Die Muſik in den Coneertſaal, den Text in die Rumpelkammer, in welcher bereits ſchon ſo mauche Leidensgenoſſen ihres neuen Gefährten harren; man iſt ja eifrig heſorgt und bemüht, dem zuletzt an dieſer Stätte des Friedens angelangten Vorgänger ſtets einen Rachſolger zu verſchaffen, ſo daß es an paſſender Geſellſchaft nicht fehlt. Wir wollen übrigens gerecht ſein. Man hat ſeit Otto III. etwas bei uns gelernt, nämlich das, daß es nicht immer praktiſch und rathſam iſt, eine offizibſe Reklame zu veranſtalten. Die Ablehnung der neuen„alten Oper“ geſchah diesmal ohne vorausgegangenen Trommel⸗ wirbel und trotz des beinahe in allzu auf⸗ fälliger Weiſe an den Tag gelegten Beifalls einiger ächter oder unächter Entbuſiaſten, die 26. Februar⸗ nur franzöſiſche Ingenieuré und Offiziere anſtellen dürfe. Der„Figaro“ räth, den Vertrag unbedingt zu ratiſiziren. Athen, 24. Febr. Der neue türkiſche Geſandte Feridon Bey überreichte geſtern dem Könige ſein Beglaubigungsſchreiben und drückte bei dieſer Gelegenheit die Werthſchätzung des Sultans für den König und den Wunſch des Sultans aus, die guten Beziehungen mit Griechenland auf⸗ rechtzuerhalten. Der König erwiderte, in⸗ dem er die gleichen Geſinnungen und Wünſche ausſprach. Badiſche Nachrichten. UAus Hemsbach wird uns geſchrieben: Eine ausgezeichnete Illuſtration zu der Theorie des echten Chriſtenthums wird gegenwärtig ſehr ſtark beſprochen. Dieſe Thatſache beweiſt wieder einmal wie thöricht es iſt, Liebe zu predigen und— Hader zu ſäen. Wir haben das Glück oder Unglück— wie mans gerade nehmen will— eine paritätiſche Kirche d h⸗ alſo eine Kirche, welche Katholiken und Pro⸗ teſtanten gemeinſam gehört, zu beſitzen Dieſe Kirche wurde altersſchwach nicht grau, ſondern ſchwarz, weßwegen das Gefühl der Sauber⸗ keit unſerer ſehr beleidigt wurde durch den Anblick des ſchwarzen Got⸗ teshauſes. Es wurde, um den Schönheits⸗ ſinn unſexer Bergſträßler und nebenhei auch den der Fremden nicht ſo ſehr zu beleidigen, beſchloſſen,„unſere Kirche wird ge⸗ weißt“] Geſagt, gethan. Die Unterhand⸗ lungen begannen und nun aber auch die Schwierigkeiten. Es wird ſich vielleicht nicht jeder in die Lage denken können, in der unſere beiden Vertreter der Hemsbacher Chriſtenheit — proteſtantiſcher und katholiſcher Obſervanz — wären. Es wurde parlirt, debattirt, dis⸗ putirt, und wie ſich Fama erzählt, auch 93 zänkkt. Wir glauben dies allerdings nicht, denn es iſt nicht gut möglich, daß zwei Chriſtenlehrer ſich über eine ſolche„Kirchen⸗ Weißheit“ zanken ſollten. Es kann eben nur möglich ſein, daß der finanzielle Standpunkt das gegeben hat. Aus dem Pro⸗ jekt wurde nun nichts, das heißt, die Kirche wurde nicht geweißt. Darüber ſpalteten ſich nun die große paritätiſche Partei in eine conſervative, d. h. in eine ſolche, welche es beim Alten beläßt und— o fürchterlicher Ge⸗ danke— in eine revolutionäre, welche„Um⸗ ſturz des Beſtehenden“ vorſchlägt. Ein Glück für unſere guten Hemsbacher, daß ſolche verflixte Ideen keinen großen Kreis erfaſſen konnten denn man lenkte zur Kahotiſch und beſchlo auf der einen Seite(atholiſchen) die Hälfte der Kirche tünchen zu laſſen. Der Giebel der Kirche iſt halb proteſtantiſch oder wie jene ehrſame Matrone anno 1866 ſagte, preußiſch und halb katholiſches Eigenthum. Die Katbo⸗ lſten ließen gun kunſtgerecht die Mitte des iebels ablothen und genau bis auf den Strich weißen. Einige Schwierigkeiten verurſuchte nur der alte Heilige, welcher in einer Niſche des Giebels ſchon lange ein ſicheres Plätzchen fand. Der Meiſter hatte die Kunſt noch nicht gelernt, einen Heiligen zur Hälfte zu weißen, ſomit entging derſelbe dem Schickſal zur Hälfte unſern neuen und zur Hälfte den alten Lands⸗ leuten ähnlich ſehen zu müſſen. Nun haben wir eine Kirche, welche als Unicum daſteht, einzig im lieben Vaterland, hoffentlich wird die Zeit auch die chriſtlichen Gemüther der proteſtan⸗ tiſchen Einwohner erleuchten, und dann wird nicht nur die eine ſondern auch die andre Hälfte des Giebels mit ihrer Weißheit prunken können. Böſe Zungen behaupten ſchon ge⸗ ſehen zu hahen, daß der Heilige ganz grimmi ob der„Halbweißheit“ des Giebels oder au der Hemsbacher drein geſchaut hätte. Wir aber erinnern an die alte Wahrheit: Es nocht immer zur richtigen Beit eingefallen d. Auch die Vorführung dieſer neueſten„Novi⸗ tät“ paßt in das beliebte Syſtem unſerer der⸗ zeitigen Theater⸗Aera, das wir mit dem Namen des„Syſtems der nicht beſonders glücklichen Ausgrabungen“ bezeichnen möchten. Dieſes Syſtem beſteht weſentlich darin, daß man anter Aaßerachtlaſſung der herrſchenden Ge⸗ ſchmacksrichtung es verſucht, den individuellen Geſchmack einer Geſammtheit aufzunöthigen. Dieſe verſuchte Zwangsausübung pflegt ſich ſtets bitter zu rächen und die rührendſten Bitten in den allerſchönſten„Theaterbriefen“ ſind leider nicht im Stande, den ſtarren Sinn des Publikums zu erweichen, das eben auch ſeinen eigenen Willen und ſeinen eigenen, ſneiſt gar nicht ſchlechten Geſchmack beſitzt Wenn jedoch dieſe verunglückten„Ausgra⸗ bungen“ die Bethätigung eigener Initiative und eines ſelbſtſtändigen Willens bekunden ſollen, ſo würde man beſſer daran thun, den ſelben entweder auf die Erhaltung jener Dis⸗ ziplin im Inneren zu verwenden, von deren Lockerung durch die Anariffe der Preſſe man ſich zu ſprechen erlaubte oder aber lieber ganz darauf zu verzichten. Das Letztere wäre um ſo weniger ein Unglück zu nennen, als man reichliche Gelegenheit beſitzt, aus dem Vorbilde an derer Bühnen die geeignete Belehrung zu ſchöpfen. Sticke, die an anderen Theatern ſenſationelle Erfolge erzielen, ſcheinen für unſer Comité einfach nicht zu exiſtiren und wenn man ſich endlich zu ihrer Aufführung emporſchwingt, dann ſind ſie veraltet, abge⸗ droſchen und baben den Reiz der Neuheit und ihre Zugkraft verloren. So iſt es allein verſtändlich, daß man lieber gleich direkt und aufs Geradewohl etwas Altes„ausgräbt“. So müſſen wir es gerade jetzt in dieſen Tagen erleben, daß einige alte Rühr⸗ und Effekt⸗ ſtücke wieder„ausgegraben“ werden, nur um einer Künſtlerin aus derſelben Epoche.⸗ legenheit zu einem Gaſtſpiele zu geben, wäh⸗ rend man mit demſelben Aufwand von Ar⸗ heit, Zeit und Geld etwas Neues hätte bieten können. Wir ſind bisher der Anſicht ge⸗ weſen, daß unſere Theaterleitung nur in Bezug auf das Drama und Schauſpiel reac⸗ ſſt leichter daß ein Kamel durchs Nadelbht geht, als daß diejenigen die riſtlich predigen auch gleichzeitig chriſtlich handeln. Neueſte Nachrichten. Karlsruhe, 24. Febr. Zufolge guter Information ſoll ſeitens des Erzbiſchofs der Geiſtliche Rath Kraut zum Domka⸗ pitular ernannt ſein. Paris, 24. Febr. Meldungen, die über franzöſiſch⸗chineſtſche Schwierigkeiten ver⸗ lauten, werden von der„Ag. Havas“ dementirt. Die Grenzregulirungsarbeiter wären lediglich durch ein Mißverſtändniß verzögert. Die Union der Gruppe der Linken in der Kammer beſchloß für den Vertrag von Madagaskar zu ſtimmen. London, 24. Febr. Vor dem Polizei⸗ gericht erſchienen heute wiederum die Sozialiſtenführer. Die Vernehmung der vom Staatsanwalt geladenen Zeugen wurde fortgeſetzt und die weitere Verhandlung auf Sonnabend vertagt. Konſtantinopel, 23. Februar. Fürſt Alexander hat hier durch Zanow erklären laſſen, er könne die ruſſiſcherſeits vorge⸗ ſchlagenen Modifikationen nicht annehmen, zumal das Verhalten Serbiens ihn mög⸗ licherweiſe ſchon bald zwinge, türkiſche Truppen zu Hilfe zu rufen. Er betrachte daher das Arrangement als bereits Geſetzes⸗ kraft habend. Indeß beſtätigt es ſich, daß die Pforte die Streichung der Klauſel der Militärkonvention bereits bewilligt hat; auch glaubt man, Alexander werde ſchließ⸗ lich einwilligen und das Arrangement Namens des Fürſten von Bulgarien mit Hinweglaſſung ſeines Namens gutheißen. Größere Schwierigkeiten bereitet der dritte Punkt. Als modus vivendi wird vor⸗ geſchlagen, die Mächte ſollen das Arran⸗ gement jetzt prinzipiell genehmigen, die formelle Weihung desſelben aber verſchieben bis nach Reviſion des organiſchen Statuts. — Die plötzliche Rückkehr Gadban Effendis nach Sofia iſt dahin zu interpretiren, daß deſſen allerdings bloß akademiſche Beſprech⸗ ung mit dem grichiſchen Vertreter das größte Mißfallen der Militärpartei im Gerüchtweiſe Palais hervorgerufen hat. verlautet, der ſerbiſch⸗bulgariſche Waffen⸗ ſtillſtand ſei bis zum 15. März verlängert worden. Soſta, 24. Febr. Gutem Vernehmen nach iſt die Regierung mit dem Vorſchlage, nur die Wiederherſtellung des Verhält⸗ niſſes vor dem 14. November in den Friedensvertrag aufzunehmen, nicht ein⸗ verſtanden, da bereits vor dieſem Tage die diplomatiſchen Beziehungen abgebrochen waren und die ſerbiſche Armee mobil ge⸗ macht und die Grenze beſetzt hatte. Die Regierung beauftragte deshalb ihren De legirten, zu verlangen, daß ausdrücklich Beſtimmungen über Wiederaufnahme de diplomatiſchen Beziehungen und Demobili ſirung in den Friedensvertrag aufgenom men werden. tionären Beſtrebungen huldige, Opernrepertoire auf dem Standpunkte des N Fortſchrittes ſtehe. Mit dem„Benvenuto“ aber hat man unſtreitig wieder einen Rückſchritt gemacht, der um ſo empfindlichen iſt, als man gerade mit un⸗ ſerer Oper im Allgemeinen ſeither wohl zufrieden ſein konnte, einige Ausnahmen dagegen im welche berechtigten Grund—5 Klage—— 11 und die wie bereits zu wiederholte alen beleuchtet haben, wollen wir heute nicht ſchon wieder tadelnd hervorheben. Wir reſumiren vielmehr unſere heutige Betrachtung, zu welcher wir die Anregung aus den ſattſam bekannten Theaterbriefen belt W haben, dahin, daß wir nochmals dem 900 Ausdruck ver⸗ leihen: man möchte Weß endlich auch einmal bei uns von den Erfahrungen profitiren, welche andere maßgebenden Bühnen zuvor auf ihre Koſten bereits gemacht haben und nicht rückwärts ſondern vorwärts ſchreiten Wenn anſtatt des Thegterkomite's, welches an dem Rhalt hei Stadtſäckel einen ewi getreuen Rückhalt beſitzt, ein Unternehmer eigenes Riſiko wirthſchaften müßte, ſo würde derſelhe durch ſeinen eigenen Schaden ſehr bald klug werden, hei uns aber herrſcht leider die Anſicht vor, daß man den Herrn, die bei uns, die Theatervorſehung ſpielen wollen, nichts anderes ſchuldig ſei, als Dank für das immenſe Opfer, welches ſie der Allgemeinheit zu bringen glauben. Wir ſiehen bekanntlich auf einem total veränderten Standpunkt, denn wir begehren keinerlei Opfer, ſondern finden jede Arbeit 19 80 Lohnes werth, möchten dafür aber auch die Sicherheit haben, daß dieſe Arbeit in der richtigen und rechten Weiſe gethan werde. Glaubt man aber ohne„Aus⸗ grabung“ nicht leben zu können, ſo überlaſſe man dieſes Geſchäft erfahreneren Alterthums⸗ forſchern, die dieſes Handwerk gelernt haben und zu betreiben 10 5 So macht zur Zeit eine bisher vernachläſſigte Oper:„Die Fol⸗ kunger“ von Edmund Kretſchmer die Runde an anderen großen deutſchen Bühnen und iſt ſo viel wir wiſſen auch hier ſeiner Zeit auf⸗ geführt worden. Dramatiſche Handlung und ein ſtattlicher mufikaliſcher Aufbau ſichern dieſer Oper einen Erfolg, den„Benvenuto Cellini“ ſicherlich niemals finden wird⸗ ——