EaE lllee ein ines zang um jörte nicht ihre ent⸗ rere leich eppe ener auch die agte und ehen ade⸗ imer es nzen die hür/ und eine Iten ches ondd Abonnementspreis: S% Monat 50 Pis.— Answärte durch die Poß 69 Pyg Man abonnirt in Saneheir bei der Expebition E allen 0.-Expeditionen und Trägerinnen.— Auswärts bei allen eiches und den Brieſträgern. Die Babiſche Volkszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ oſt⸗Anſtalten des deutſchen und Feiertage. Herausgeber Or. jur, Hermaun Saas in Mannheim. W 60. 2, ſowie be Die Neue Bad. Landes⸗Ztg. und ihre Inconſequenz oder richtiger ihre Opportunitäts⸗Politik⸗ Treiberei ſind ſo ſehr zur Genüge bekannt, daß es eigentlich keines einzigen Wortes zu deren näheren Begründung bedürfte. Dieſes Organ, welches von ſich einſt mit dem Bruſtton der eigenen Ueberzeugung glaubte behaupten zu dürfen, daß es das leiten de Organ der demokratiſchen Sache im Großherzogthum Baden ſei, begnügt ſich jetzt mit der Rolle eines leid enden Organes. Uns kann es durchaus gleich⸗ gültig ſein, auf welche Fagon es ſelig werden will und wir haben hier nur die höchſt undankbare Pflicht und Aufgabe zu erfüllen, die nicht ſehr vereinzelten und gar nicht ſeltenen Fälle zu regiſtriren, in welchen ſich dieſe, dem Formate nach „größte“ Zeitung in einen allzu eraſſen Contraſt und Widerſpruch mit ſich ſelbſt zu ſetzen pflegt. Etwas Phänomenales hat die„Neue Badiſche“ wieder in ihrer Nr. 124 geleiſtet. Bekanntlich verſorgt ſie ſich mit ihren Leitartikeln aus der „Demokratiſchen Correſpondenz“ und wenn deren Vorrath erſchöpft iſt, aus der„Ber⸗ liner Volks⸗Zeitung“. Ob dieſe Leit⸗ artikel aber geleſen werden, ehe ſie in die Spalten des leidenden Organes der demo⸗ kratiſchen Partei Badens liebevoll adoptirt werden, iſt eine Frage, die wir offen laſſen wollen und die wir nicht glauben, unbedingt bejahen zu dürfen. Jedenfalls wird es manchem dieſer Leitartikel auch nicht beſſer ergehen, wie dem bekannten und ſprichwörtlich gewordenen Handels⸗ bericht über die„Tabaks⸗Wucherer.“ Ein Leitartikel, den auch wir ſelbſt allerdings unter vollſtändiger Quellenangabe von der Berliner Volks⸗Zeitung übernommen haben, weil er ſich durchaus mit unſeren eigenen Anſichten deckt, hat zugleich aber ohne Quellenangabe und mit veränderter Ueber⸗ ſchrift Gefallen vor den ſchönen Augen der „Neuen Badiſchen“ gefunden. Soweit hat die Sache noch nichts Auffälliges. Aber das, was in dieſem Artikel ſteht, eontraſtirt allerdings in der grellſten und ſchärfſten Weiſe mit den Anſichten, welche bisher die Neue Badiſche oſtentativ zur Schau trug oder vielmehr zur Schau zu Kleine Mittheilungen. Der Frankf. Ztg. wird aus Stuttgart geſchrieben: Die„Silvana“ in der Pasqué⸗Langerſchen Neubearbeitung hat als Feſtoper an Könics⸗Geburtstag einen 8 ünſtleriſchen Erfolg gehabt, als faſt ämmtliche An die des letzten Jahrzehnts. Waltete doch auf dieſem Gebiete ein geradezu tragikomiſches Mißgeſchick, Werke, wie„Die Geiſterhraut,“„Der Gott und die Bajadere, Der Bergkönig“ ꝛc. 2c. wurden zu einem lurzen Repertoir⸗Scheinleben zurückgerufen.— Hofkapellmeiſter Langer aus Mannheim war hier Zeuge eines entſchiedenen Triumphes der „Stilvana.“ Seine pietätvolle Arbeit wurde allſeitig anerkannt, die Bühnenwirkung der retouchirten oder eigentlich ganz neu über⸗ malten Weber'ſchen Hper hat ſich hier glän⸗ zend hewährt, wozu allerdings die ſehr ſchönen, don Ouaglio und Sohn in München gemalten Dekorationen das Ihrige beitrugen. Frl. Mördes, die Opernſoubrette, gab die Silvana; ſie ſah reizend aus, für den dritten Akt, die Kerkerſcene, reichte die Stimme nicht aus. Herr Balluff— den Gerold ſehr verdienſt⸗ voll, Frl. Hieſer die Dryadg, Herr Schütky den Ratto, Here Pockh den Rheingrafen. Es ſcheint Ausſicht vorhanden zu ſein, daß das Werk eine dauernde An e He ausüben wird, und zwar ebenſo feier ekorativen, wie ſeiner muſikaliſchen Reize wegen. — Das Wunder des Ankyüpfend an den Wiener Waſſermangel ezählt Ludwig Heveſi folgende Anekdote in einem Feuilleton der„Bresl. Stg.“: Als Wagner ſelbft noch nicht Wagnerianer und auch nicht Antiſemit war, ſchrieb er die Oper„Moſes, deren Held der Hochguellnoth in der Wüſte auf die be⸗ kannte Weiſe ein Ende macht. Und zwar mit tragen für gut befunden hat. Denn dieſer von der Wahl des 25. Sozialdemokraten im 19. ſächſiſchen Reichstagswahlkreis handelnde Leitartikel äußert ſeine Genug⸗ thuung und Befriedigung über dieſen Wahlausfall und über die Niederlage des Deutſch⸗Conſervativen und verbreitet ſich in eingehender Weiſe über die Nothwen⸗ digkeit des ſolidariſchen Zͤͤſammenhaltens zwiſchen ächten Liberalen und Sozial⸗ demokraten da, wo es gilt, der Sache des Rechts und der Freiheit zu dienen. Und nun halte man mit dieſem Gedankengange, welchen die Neue badiſche Landeszeitung zu dem ihrigen gemacht hat, ihre eigenen Betrachtungen und Aeußerungen zuſammen, mit welchen ſie den Ausfall der letzten Mannheimer Landtagswahl begleitet hat. Da⸗ mals haben wir uns auf den einzigrichtigen und logiſchen Standpunkt liberaler Anſchau⸗ ung ſtellen zu müſſen für Recht gefunden und offen und unumwunden zugeſtanden, daß wir keine Thränen geweint haben würden, wenn der von den Demokraten an die Nationalliberalen verlorene Wahl⸗ bezirk nach links verloren gegangen und einem Sozialdemokraten zugefallen wäre. Und wie eine Harpye fiel damals das edle Bensheimer'ſche Organ über uns her, weil eia ſolches Wort dem Zaum unſerer Zähne entflohen war und hätte uns am allerliebſten gleich ohne Weiteres dem Staatsanwalt denunzirt. Jetzt aber thut die„Neue Badiſche“ ſelbſt, als ob ſie nie anders gedacht hätte als wir und ſie, die pomphaft ankündigt, daß ſie nur in den beſten Kreiſen geleſen werde, wo die Kaufluſt und die Kaufkraft zu Hauſe ſind und Annoncen einen unfehlbaren Erfolg haben müſſen, liebäugelt plötzlich mit den von ihr bisher ſo gut gehaßten böſen Sozialdemokraten. Das läßt tief blicken und diejenigen, auf die es berech⸗ net iſt, werden wohl daran thun, auch dieſes neueſte Clown⸗Kunſtſtück der„Neuen Badiſchen“ nicht eruſt zu nehmen. Beiträge zur Lehre von der 1 Man kann aus dem merkwürdigen Falle nur die Lehre ziehen, daß es keine Strafe geben ſollte, welche die Wiederherſtellung glänzendem Erfolge, wie mir einſt ein Mann erzählte, der es genau wiſſen muß, denn er ſelbſt dirigirte die Oper, als er in Dresden Kapellmeiſter war. Es iſt Direktor Jahn. Bei einer der damaligen Vorſtellungen, unter ſeinem Taktſtock, erwies ſich dies auf folgende augenfällige Weiſe: Die Hauptſcene der Oper 6 natürlich die, in welcher der heidenmäßige urſt der Wüſtenwanderer geſchildert wird. Die Zunge klebt ihnen merklich am Gaumen und ſie ſchreien immer verzweifelter nach Waſſer. Ein eigener„Chor der Durſtigen beſorgt dieſes Geſchrei und der Proyphet ſieht ſich endlich bewogen, nach einem Stoßgebet mit ſeinem Stabe auf einen Felſen zu ſchlagen, worauf in Folge vorhergegangener Verabre⸗ dung mit dem Theatermaſchiniſten ein Waſſer⸗ ſtrahl hervorſprüht. Schon manches Mal war dieſes Wunder immer ganz glatt vor ſich gegangen, als ſich eines Abends plbtzlich ein noch größeres Wunder ereianete. Der Chor hatte den Propheten ſtürmiſch Hauſes ſordert, Waſſer herbeizuſchaffen, und Moſes hatte mit gewohnter ramatiſcher Kraft an den Felſen geſchlagen, aber, welcher Schreck, es zeigte ſich kein Tropfen Waſſer. Moſes ſtand in einiger Verlegenheit da, umſomehr, als der gleichfalls verlegene Chor, um die Unvorhergeſehene Pauſe auszufüllen, ſeinen Geſang um Waſſer noch lauter und dringen⸗ der wiederholte. Abermals ſchwang Moſes einen Stab und ſchlug ſ0 gewaltig an den Halſen, daß er beinahe deſſen Leinwand durch⸗ riß. Aber Waſſer kam trotzdem nicht es war rein, als hätten die Bauern von Reichenau das Pumpen aus der Schwarza mit Gewalt verhindert. Der Chor, nun ganz außer ſich, ſchrie zum dritten Mal um Waſſer und zum dritten Male erhob Moſes mit krampfhaftem Schwunge ſeinen Stab. Aber ebe der⸗ Felſen traf, war diesmal das Waſ⸗ Organ für Jedermann. nicht mehr oder nur mit ſo großen Schwierigkeiten zuläßt. Sobald die Todesſtrafe ſelbſt aus der Geſetzgebung verbannt iſt, fällt auch jede Anklage dahin, welche man aus dem öſterreichiſchen Prozeſſe gegen die Inſtitution der Jury zu ziehen verſucht ſein möchte. Auch die Wiener Blätter behandeln dieſe Frage und machen darauf aufmerkſam, daß die Krakauer Geſchwornen mit ihrem Wahrſpruch nur den Anträgen der Staats⸗ anwälte, alſo gelehrter Juriſten, folgten. Wenn die Geſchwornen als Laien zu der Ueberzeugung kamen, welche ihnen der Vertreter der Staatsgewalt beizubringen wußte, ſo erſcheinen ſie damit für ihr Gewiſſen und ihre Verantwortlichkeit ge⸗ rechtfertigt. Der Staatsbehörde ſtehen die gewaltigſten Machtmittel zur Schaffung ihrer Ueberzeugung zu Gebote: Inquirir⸗ ung der Angeklagten, die Zeugen, Augen⸗ ſcheins⸗Aufnahme, Sachverſtändigen⸗Be⸗ funde und die juriſtiſche Schulung und Denkweiſe. Wenn aber dieſe mit ihren Anträgen auftritt und auf das rieſige Material geſtützt, im Namen des Staates die Angeklagten des Mordes be⸗ ſchuldigt, dann iſt die Jury der letzte Fak⸗ tor, an den man ſich wegen Juſtizverirrun⸗ gen halten kann. Uns fällt bei ſolchen Anläſſen immer wieder jener Fall Leſurques ein, von welchem die Kompendien des Strafrechts berichten. Der Franzoſe Leſurques, iſt nach allen Regeln der Juſtiz zum Tode verurtheilt worden und nicht der geringſte Vorwurf war ſeinen Anklägern und Richtern zu machen. Nach Jahren aber ſtellte ſich her⸗ aus, daß eine körperliche Aehnlichkeit Alle getäuſcht hatte und der Hingerichtete nicht der Verbrecher war. 5 1*. Ferner liegt es nahe, hiebei die Orga⸗ niſation der Strafjuſtiz überhaupt zu prüfen und wir finden zu dem Thema im Wiener„Fremden Blatt“ einige Be⸗ merkungen, die nicht blos auf öſterreichi⸗ ſche Verhältniſſe paſſen. Wir können uns nicht enthalten, ſie mitzutheilen. „Nach dem Anklageprozeſſe“— leſen wir—„ruht die ganze Nacht über das Schickſal der Menſchen bis zum Urtheils⸗ ſpruche in den Händen der Staatsan⸗ er zur Hand. Ener der Choriſten, der, ein Neuling, ſich ungeſchickterweiſe auf das Aus⸗ laufrohr des Waſſers geſetzt und dem Andrang der emporgepumpten Fluth zweimal mit der ganzen Laſt ſeines Ichs entgegengewirkt hatte, konnte der Waſſergewalt, die ihn förmlich hob, jetzt nicht mehr trotzen, ſondern ſprang plötz⸗ lich auf und rief, alle Selbſtbeherrichung ver⸗ lierend, im reinſten Sächſiſch:„Ach nee, für zwee gute Groſchen werd' ich mir nich meine neuen Hoſen durch und durch naß machen laſſen!““ Das Waſſer kam, aber um ſeine dramatiſche Wirkung war es geſchehen. —. Jolai über den Hervorruf zu hören, iſt ſicherlich nicht unintereſſant. In ſeinem Feuilleton des„Nemzet“ beſchreibt der be⸗ rühmte Romancier ſeinen letzten Aufenthalt in Wien, wohin er ſich zur 100. Vorſtellung des „Bigennerbarons“ begeben hatte. Es ſoll dies ugleich eine Entgegnung ſein auf den heftigen ngriff eines ungar'ſchen Blattes, welches die Fahrt Jokai's nach Wien als eine Beleidigung der ungariſchen Nation hingeſtellt hatte. Jokai ſagt u..; Es hat mich nicht verdroſſen, daß von den vielen Ovationen ein Theil auch mir zufiel. Ich glaube, daß der Schriftſteller, wenn er von dem Publikum ſeinen Namen rufen hört, die verfluchte Schuldigkeit hat, vor ſeinem Herrn und Meiſter zu erſcheinen und daß er, mit dem Hut in der Hand ſich vorneigend, das entgegennehmen muß, was deſſelbe ſpendet, ſei dies ein Lorbeer⸗ oder Zwiebelkranz; in meinen Augen iſt es lächerlich, wenn der Schriftſteller in ſolchen Fällen prüde thut. Dem Platzregen Pend fielen die Blumen auf unſern Kopf. en armen Strauß hätten ſie bald aus dem Gleichgewicht gebracht, glücklicherweiſe ergriff ich ihn bei der Hand und entriß ihn der Ge⸗ Inlerttansprers: Die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg. Reklamen 0 bſg Antrigen werden von allen Annoncen⸗Erpeditionen, von unſeren Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Verlag entgegengenommen, Bei größeren Aufträgen Rabatt. Rotationsdruck der Dr. B. Daas'ſchen Kuchdruckersi, 66,2 neben ber katboliſchen Spitalkirche in Maunheim. Telephonanſchluß Nr. 218. Maunheimer Vollsblatt und Handele Zeitung. Freitag, 12. März 1886. wälte. Jeder Appell iſt an dieſe zu richten. Kein Menſch im Staate hat an⸗ nähernd ihre Gewalt. Die im Geſetze ihnen zugeſprochenen Machtverhältniſſe werden durch die Wechſelverhältniſſe zwi⸗ ſchen ihnen und dem Gerichte noch über⸗ dies vermehrt und durch die durchwegs geheime Vorunterſuchung noch ferner ge⸗ ſchützt. Das Verbrechen zu verfolgen es, unnachſichtig aufzudecken iſt eine hohe und auch für die Geſellſchaft unerläßliche Aufgabe, aber dieſe muß eine Grenze dort finden, wo das Aufdecken der Uebelthat, das Nachforſchen nach einer ſolchen mit ſolchen Opfern verbunden ſein kann, daß das ſchließliche Recht nur noch mit gro⸗ ßem Unrecht verfolgt wird. Die Staats⸗ anwälte im Prozeß Ritter waren gewiß von der Abſicht erfüllt, ein blutiges Ver⸗ brechen der entſprechenden Sühne zuzu⸗ führen. Wenn aber eine Ingquiſition ſich durch Jahre hinzieht, ohne zur vollen Klarheit zu kommen, dann entſteht die Frage, wie lange denn der Menſch als Unterſuchungsobjekt dienen darf, auf die Gefahr hin, hinterher als ſchuldlos ent⸗ laſſen zu werden. Nicht die Wahl kann überall das Ziel der Juſtiz ſein, ſondern die Gerechtigkeit. Die Wahrheit iſt oft nicht zu finden. Der Inquiſitionsprozeß ging von dieſem Wahne aus, die Wahr⸗ heit müſſe erforſcht werden und die Menſchen brachten oft, damit durch ſie die Wahrheit gefunden werde, viele Jahre in den Kerkern zu. Der mo⸗ derne Staat will die Gerechligkeit. Dieſe hört auf, wenn in dem Forſchen nach der Wahrheit auf das Exiſtenzrecht des Individuums keine Rückſicht mehr genommen wird. Es iſt nicht mehr ge⸗ recht, wegen der allfälligen Möglichkeit oder der Hoffnung, zur Aufdeckung eines Verbrechens zu kommen, Menſchen Jahre lang in Unterſuchungshaft zu halten, ihnen das Leben im Kerker zur Gewohn⸗ heit zu machen. Im richtigen Augenblick müſſen Rechtsanwälte und Gerichte ihr non liquet ſprechen. Die menſchliche Freiheit und die Geſundheit ſelbſt des auf der unterſten ſozialen Stellung befindlichen Individuums iſt ein Einſatz, mit dem die Behörden ſparſam umgehen müſſen, ſchon deßhalb, weil bei dieſem Spiel immer nur beſet umzuſtürzen. Nie in meinem Leben befand ich mich in einer ſolchen Aktagne⸗ — Bühne und Leben. In Paris ward vor einigen Tagen Sardou's„Georgette“ aufgeführt, ein Stück, deſſen Inhalt bekannt⸗ lich darin beſteht, daß ein junger Mann, der die Tochter einer reichen ehemaligen Courtiſane heirathen ſoll, auf Wunſch ſeiner Familie zu⸗ rücktritt. In einer Loge erſten Ranges ſaß Baron Preſont, ein junger Mann der Aniſto⸗ kratie, der vor einigen Tagen ſein alies Wap⸗ en— ſeine Vermählung mit Fräulein lanche Vautier, Tochter einer der bekannt⸗ ſten pariſer Halbweltdamen, neu vergoldet. Tobten⸗ bleich folgte die junge Frau, die ſelbſt einen tadelloſen Ruf beſitzt, dem Gange der Hand⸗ lung, und als ſie die unerbit liche Logik der alten auf der Bühne hörte, er⸗ hob ſie ſich halb ohnmächtig und erſuchte ihren Gatten, ſie heimzubegleiten. Noch in derſelben Nacht hat ſich die Baronin miftelſt Morphin veraiftet; auf dem Tiſche lag ein Bettel, auf welchen ſie geſchrieben!„Ich muß ſterben, denn ich will meine Mutter, meinen Gatten nicht verachten lernen.“ —,Amerikaniſcher Humor. Eine ganz hübſche Münchhauſiade erzählt die Zeitung Alta California“ in San Franeisco.„Eiß kleiner Junge in Quinzy in Kalifornien erkſet⸗ terte den benachbarten Berg, als eben der erſte Schnee gefallen war. Am Gipfel glitt er aus, rollte den Berg hinab und wurde dabei der Mittelpunkt eines rieſigen Schnee⸗ balles. Der Kleine wurde vermiſſt, man folgte ſeinen Fußſpuren und ſah ſchließlich den roßen Schneeball in dem Wipfel eines Rie⸗ enbaumes in einer Schlucht. Der Baum wurde umgehauen, der Schneeball auseina der geſtochen und heraus kroch der kleiye Burſche⸗⸗ —— ſehr erkältet — Selie. iduum verlieren kann! Nicht die zerbikte der Ju. 9 ſind vas allein betrü⸗ bende Moment, ſondern auch die Möͤglich⸗ keit einer langjährigen Unterſuchungshaft, die Möglichkeit einer geiſtigen Folter, einer totalen Zerſtörung des Gemüthes. Aber wie oft ſoll es wiederholt, um end⸗ lich doch geglaubt zu werden— nichi in den geſchriebenen Geſetzen, ſondern in der kenſchlichen Auffaſſung ihrer Aufgaben ſeitens der Staatsfunktionäre liegen die Garantien für Recht und Humanität.“ Politiſche Ueberſicht. Deutſches Reich. — Das Branntweinmonopol wird in der Kommiſſion ſein vorläufiges Grab finden. Wirkliche Befreiung von demſel⸗ ben iſt kaum anzunehmen. Die liberale Bourgeoiſie hat ſich mit dem Aufgebote aller erdenklichen Einwürſe gegen deſſen Einführung geſtemmt; namentlich wurde die Zerſtörungen vieler Exiſtenzen vorge⸗ führt. Das iſt gewiß löblich, ebenſo, daß man reichliche Entſchädigung im Falle der Einführung des Monopols verlangte. Bei der Einführung der Gewerbefreiheit hat die liberale Bourgeoiſie anders gehandelt. Bort war man gleichgiltig gegen den Un⸗ tergang der Exiſtenzen und von Entſchä⸗ digung für die aufzuhebenden perſönlichen Gewerbskonzeſſionen und Realrechte, worauf Tauſende von Exiſtenzen gegründet waren, wollte man gar nichts wiſſen. In der bayeriſchen Kammer wurde der Antrag auf gerechte Entſchädigung verworfen. Die Konzeſſionen und Realrechte ſtellten Fa⸗ milienvermögen dar, die mit einem Feder⸗ ſtriche vernichtet wurden. — Das am Biſchofsſitze unſeres Lan⸗ des erſcheinende ultram. Blatt der„Freib. Bote“ iſt kürzlich jämmerlich hereingefallen durch Wiedergabe einer Tendenzlüge, welche von Karlsruhe aus in die Köln. Volks⸗ zeitung befördert worden war und dahin lautete: Das Staatsminiſterium habe auf die kirchenpolitiſchen Vorſtellungen des Erz⸗ biſchofs einen abſchlägigen Beſcheid ertheilt. Das Blättlein wies triumphirend auf den Holzweg hin, den die Herren Lender und Genoſſen gingen, mußte aber in der Num⸗ mer des folgenden Tages erklären, daß die aus der K..⸗Z. entnommene Nach⸗ richt total falſch ſei. Gleich arg iſt auch die ſonſt ſehr fürſichtige Redaktion der Köln..⸗Z. hereingefallen, indem ſie die in Karlsruhe aufgeflogene Ente auf Treue und Glauben einfing. Die Denkſchrift des Erzbiſchofs, ſagen die Extremen, ſei vor 4 Monaten bei der Staatsregierung ingereicht worden, das wäre alſo kurze Zeit nach den letzten Landtagswahlen ge⸗ weſen, die das Uebergewicht der national⸗ liberalen Partei in noch vermehrter Stärke zurückführten; ein nicht glücklich gewählter Zeitpunkt, denn die Nationalliberalen be⸗ ſtimmen zu wollen, daß ſie ihre eigenen Kinder abſchlachten, wird das Miniſterium fein bleiben laſſen. — Die„Bad. Volksztg.“ erwähnte kürzlich die Auslaſſungen eines von Je⸗ ſuiten geleiteten italieniſchen Blattes über die Politik Bismarcks, der ſich mit Hilfe der Kirche der Sozialdemokratie erwehren wolle. Es iſt im ultramontanen Lager zu einer Art Dogma geſchnitzelt, daß nur die römiſche Kirche im Beſitze der Mittel Ver — Eine Seuſatiousgeſchichte aller⸗ ſchwerſten Kalihers wurde am Sonntag vom „Berliner Tagblatt“ aufgetiſcht und brühwarm von der„Neuen Badiſchen Landeszeitung“ abgedruckt und von dieſer wieder als fach⸗ Beitrag in das ſo genannte Schiff⸗ blatt den„Rhein“ eingehoben. Selbſtver⸗ — ſie„in den höchſten Kreiſen er Berliner Geſellſchaft“ und gipfelt darin, daß ein Brillantſchmuck in Form einer Taube, welchen die Gräfin K. auf einem hochariſto⸗ krgtiſchen Ballfeſt getragen und mit dem ſie alle Konkurrentinnen ſiegreich aus dem Felde eſchlagen, ihr von einer Nebenbuhlerin, der Frau von N, geſtohlen worden ſei. Motiv Richt etwa gemeine Habſucht, ſondern der Neid der Modedame, die es nicht ertragen konnte, daß eine andere einen glänzenderen Schmuck in der Coiffure trüge, als ſe ſelbſt. Ein findiger Kriminalkommiſſarius nimmt ſich der Sache an, beſucht Frau von., hebenbei„die Gattin eines unſerer höchſten Beamten“, und holt die verſchwundene Dia⸗ manttaube aus dem rechten oberen Fach von deren Sekretär. Soweit die Geſchichte, die ja paſfirt ſein mag. Man weiß daß gelegent⸗ lich ſelbſt Großfürſten im Punkt der Brillan⸗ ken nicht zuverläſſig geweſen ſind— Warum ſoll es nicht auch einmal eine Ariſto⸗ kratin darin fehlen laſſen,—— wenn es aus einem pſychologiſch ſo erklärlichen Motiv geſchieht. Doch weit intereſſanter als die Geſchichte ſelbſt, iſt ihre— angebliche Schlußwendung. Da heißt es: Der Gatte der Frau 9. Y. iſt inzwiſchen von ſeiner Reiſe zurückgekehrt. Er hat die That ſeiner Frau und deren ſchreckliche Folgen erfahren. Er Hörte auch weiter, daß die Akten geſchloſſen zud der Stagtsauwaltſchaft übergeben ſeien. Wein eriter Gaua war m einem. Kian Badiſche Volks⸗Zeitung⸗ —— ſei, den Sozialismus zu überwinden. Auch der verſtorbene Profeſſor Bluntſchli ſprach von dieſer Idee der Ultramontanen, die darauf rechneten, gerufen zu werden, wenn die ſozialiſtiſche Bewegung ſich bis zur Gefährdung des Beſtehenden entwickelt haben würde; er meinte, daß dies die einzige Eventualität wäre, durch die der Liberalismus, den Bluntſchli vertrat, ſeine Macht wieder verlieren könnte. Nach unſerer Anſchauung beſinden ſich die Ultramontanen mit ihrer genannten Perſpektive in einer groben Täuſchung, denn mit den Grund⸗ ſätzen, welche ſie als Kurmittel anpreiſen, iſt bei dem aufgeklärten Theile des Voltes nicht anzukommen. Die Kirche verkennt ihre Stellung in der heutigen Zeit; ihr Einfluß bei den breiten Maſſen der frei⸗ ſinnig geſchulten Bevölkerung kann unter Null herabſinken, wenn ſie verſucht, in den irdiſchen Verhältniſſen auf dem ſozia⸗ len und ökonomiſchen Gebiete, mit theolo⸗ giſchen Schulmeinungen die Zeitbewegung rückſchrittlich umdrehen zu wollen. Wenn die Kirche in den zeitlichen Angelegenheiten ſo viel vermag, wie die Ultramontanen annehmen, warum hat ſie denn dem Volke in Irland, das ihr ſo treu anhängt, und ſchon über dreihundert Jahre unter dem Drucke der engliſchen Lords ſeufzt, die ihm ſeinen Grund und Boden genom⸗ men, noch nicht die Freiheit und das angeſtammte Eigenthum zurückge⸗ bracht?— Es iſt eine chimäriſche Idee, wenn die Ultramontanen ſagen, man laſſe die Kirche frei, und ſie wird dem Beſtehenden die kräftigſte Stütze ſein. Aus dieſer falſchen Idee erklären wir uns, daß die katholiſche Preſſe ſich ſo fremd hält gegenüber den ſozialen Mißverhältniſſen und dem Maſſenelende, daß ſie die Be⸗ ſtrebungen, den„Enterbten“ das Loos materiell zu verbeſſern, als ein noli me tangere behandelt und höchſtens nach be⸗ ſonderem Schritte auf eine Sozialreform eingehen will, welche in die Luft gebaut iſt, und von der Niemand ſich ſatt eſſen kann. Uns will es ſehr verfehlt erſcheinen, wenn man ſelbſt ſeit hundert Jahren ge⸗ knechtet und ausgeplündert wird, den Be⸗ kämpfern des Prinzips und der Elemente, die dies thun, feindlich in den Weg treten zu wollen. Kicl, 10. März. Die Drahtſeilbahn Magglingen iſt geſichert. Ausland. Wien, 10. März. Der Unierrichts⸗ miniſter unterſagte dem altlatholiſchen Pfarrer Nittel in Warnsdorf, altkatho⸗ liſchen Religions⸗Unterricht an den Mittel⸗ ſchulen in Leitmeritz und Leipa zu er⸗ theilen.— Ueber das nachgelaſſene Ver⸗ mögen des verſtorbenen Fürſten Ypſilanti wurde heute über Anſuchen der Witt⸗ we von dem Wiener Landesgerichte Kon⸗ kurs eröffnet. Wien, 10. März. Eine Petersburger Meldung der„Polit. Corr.“ dementirt entſchieden die Abſicht des ruſſiſchen Cabi⸗ netes, die diplomatiſche Agentie in Sofia in nächſter Zeit wieder zu beſetzen. Deutſcher Reichstag. Berlin, 10. März, Hänel bedauert, daß die konſervative Partei ſo wenig Intereſſe für die Rechte der Polksvertreter habe, ſpricht ſich im Uebrigen im Sinne des Antrages aus und hält es e nicht die Sache niederſchlagen?“ —„Unmöglich““—„Oder der Kaiſer?“— „Undenkbar!— Es gibt nur die eine Hoff⸗ nung, daß die Staatsanwaltſchaft auf Grund der Annahme, daß ein eigentlicher Diebſtahl nicht vorläge, von der Erhebung der Anklage Abſtand nähme Wir wiſſen wirklich nicht, ob dieſe ganze Erzählung eine Satyre ſein ſoll, oder was ſonſt. Denn wenn der von dem„Rechtsan⸗ walt“ angedeutete Ausweg möglich wäre oder beliebt würde, ſo hätten wir einen Fall, der an die Interpretation erinnern würde, kraft derer z. B. Herr Stöcker um eine Erörterung ſeines ſogengunten 125 ſch“⸗Eides herumgekommen ſein ſoll. Wir ſagen abſicht⸗ lich„ſoll“, denn wir können im Ernſt nicht lauben, daß ſich eine Staatsanwalt⸗ chaft der Welt eine derartige Interpretation wirklich zu eigen machen könnte. Wäre indeß jene Erzählung eine Satyre, ſo käme ſie doch gar zu ſehr oost festum und ſo bleibt anzu⸗ nehmen, daß ſie trotz des Bruſttons der Ueberzeugung, mit welcher ſie vorgetragen wird, einſach eine nicht eben glückliche Er⸗ findung müßiger Köpfe iſt. Eine in dieſem Augenblick einlaufende Nachricht, wonach die Kriminalpolizei von der ganzen Geſchichte nichts weiß und ganz dieſelbe Geſchichte ſchon vor zehn Jahren von einzelnen Blättern er⸗ zählt worden iſt beſtätigt die letztere Auf⸗ faſſung. Schade! Die ſchöne Geſchichte war jogar geſperrt gedruckt! Vielleicht iſt die nächſte richtiger— — Nichk weniger als ſieben Selſtmorde bezw. Selbſtmordverſuche an einem einzigen Tage meldet der Polizeibericht der Stadt Berlin am 8. lid. Mts — Italieniſcher Euihuſiasmus, Sann⸗ walt, um Rath, um— Hilſe.„Könnte der für dringend nothwendig, daß der Reichskag ſeine Rechtsauffaſſung ausſpreche und Alles ihue, ſie zur Geltung zu bringen, denn die Konſtituirung einer ſolchen eugnißpflicht für Abgeordnete würde die ſchwerſte Bedroh⸗ ung der Redefreiheit ſein. Er empfiehlt ſchließlich ſorgfältige Kommiſſionsberathung. Staatsſeliretär Bötticher glaubt, die Fräge könne eine ira et studio ſtaatsrechtlich geprüft werden; warum aber ziele der An⸗ trag auf eine einſeitige Erklärung des Reichs⸗ tags und nicht auf eine Aenderung der Ver⸗ faſſung ab? Der Bundesrath habe die Fiſche noch nicht geprüft, wohl aber 5 die preußiſche Regierung einſtimmig der Meinung, daß der Zeugnißzwang gegen Abgeordnete 0 ſei. er Richter habe die Pflicht, das Geſetz nach ſeiner Ueberzeugung auszulegen, uneinbeflußt von der einſeitigen Deklgration des Reichs⸗ tages. Ein Beſchluß im Sinne des Antrages werde wirkungslos bleiben. Rheinbaben und Maltza hn⸗Gültz erklären 5 gegen den Antrag Windthorſt und halten den Zeugnißzwang gegen Abgeord⸗ nete für zuläſſig. Pfafferotk weiſt die Berechtigung der im Antrage niedergelegten Auffaſſung an der Entſtehungsgeſchichte des Artikel 30 der Ver⸗ faſſung nach. Nach längerer Debatte, an welcher ſich noc) die Abgg. Windt horſt, Hänel, Hammer⸗ ſtein und Staatsſekretär Böttiche r be⸗ theiligen, wird der Antrag der Geſchäftsord⸗ nungskommiſſion überwieſen. Es folgt die Berathang des Antrags Moltke betreffend die Abänderung des Militärpen⸗ ſionsgeſetzes. Moltke befürwortet eingehend den Ent⸗ wurf und glaubt, daß durch Vorlegung des Geſetzentwurfs über die Kommunalbeſteuerung der Offiziere der Stein des Anſtoßes für den Antrag beſeitigt ſei. Wenn möglich, ſei dem Geſetze rückwirkende Kraft zu geben. Das Fundament des Friedens und der diploma⸗ tiſchen Wirkſamkeit zur Erhaltung desſelben ſei die Armee. Wolle man dieſe kräftig er⸗ halten, ſo gebe man ihr das Penſionsgeſetz. Benda: Die Nationalliberalen ſtimmen dem Antrag im Allgemeinen zu und bean⸗ tragen Kommiſſionsberathung. Baumbgch(freiſ.) äußert ſich ſympathiſch zu dem Prinzip der Vorlage hält aber alle Steine des Anſtoßes noch nicht für beſeitigt. Auch die Finanzlage ſei bei Berathung des Antrages zu berückſichtigen. Das neue Offi⸗ zierkommunalſteuergeſetz entſpreche nicht den gehegten Erwartungen, namentlich ſei es be⸗ denklich, daß die Materie vom Reich auf die Einzelſtaaten übertragen werde. Windthorſt ſtellt die Hülfe des Cen⸗ trums an dem Zuſtandekommen des Geſetz⸗ entwurfs als Dank für die geleiſteten Dienſte der Armee in Ausſicht. Eine hindende Er⸗ klärung über ſeine Stellung könne er aber nicht geben, bevor er die Grundlagen der vorgeſchlagenen Kommunalbeſteuerung der Ofſiziere kenne er hofft eine Verſtändigung in der Kommiſſion. Kriegsminiſter v. Bronſart: Die ver⸗ bündeten Regierungen ſtänden auch jetzt noch auf dem Standpunkte, daß die Kommunal⸗ beſteuerung der Ofſiziere mit dem Penſtons⸗ geſetz nicht in Verbindung zu bringen ſei; er bittet um Annahme des Antrags. Freiherr v. Manteuffel: Die Konſer⸗ vativen ſtimmen dem Antrag zu und würden rückwirkende Kraft beantragen. Meyer ⸗Jena iſt mit dem Antrag einver⸗ ſtanden, hat auch keine Bedenken dagegen, daß die Kommunalbeſteuerung der Ofſiziere durch die Geſetzgebung der Einzelſtaaten ge⸗ regelt werde. Kardorff wünſcht ein ſchnelles Zuſtande⸗ kommen des Geſetzes. Richter macht finanzielle Bedenken gegen die Erhöhung der Offiziers⸗Penſionen geltend. Der Antrag geht an eine Kommiſſion von 21 Mitgliedern. Morgen: Berufung und Arbeiterſchutz. Neueſte Nachrichten. Köln, 10. März' Die„Köln. Volksztg.“ veröffentlicht die Antwort der preußiſchen Biſchöfe auf das Schreiben des Papſtes vom 6. Januar, worin dieſelben danken tag Abends fand im Opernhauſe zu Padua die Beneſiz Vorſtellung der dort allſeitig be⸗ liebten und gefeierten Primadonng Signorina Emilia Leonardi ſtatt. Schon ſeit Wochen hatten die zahlreichen Verehrer der Künſtlerin Vorbereitungen getroffen, der Sängerin einen feſtlichen Empfang zu bereiten. Das ganze Theater, der Zuſchauerraum und die Bühne waren mit prächtigen Blumen geſchmückt, und 8 hunderten die Kränze, welche der Künſtlerin in die Garderobe geſchickt wurden. Aber die ausdrucksvollſte Anerkennung der Ver⸗ dienſte der Sängerm war in einem kleinen anſpruchsloſen Veilchenbouquet ausgeſprochen, welches offener Scene der Signorina Leonardi überreicht wurde. Die Hülle, die das Beilchen, die Lieblingsblume der Prima⸗ donna, umgab, beſtand in einer Anweiſung auf eine lährliche Rente von 1000 Lire für die ganze Lebensdauer, welche immer am Jahrestage der Benefiz⸗Vorſtellung behoben werden darf, um wie es in dem beigefügten anonymen Schreiben ausgeſprochen war, der Künſtlerin die Möglichkeit zu geben, hiermit ihren täglichen Veilchenbedarf zu decken.— Der Spender dieſes Bouguets iſt bis jetzt wie der„Corriere della Sera“ meldet, no immer nicht bekannt. — Ein poetiſches Rezept für Haus⸗ ſrauen bringt die Zeitſchrift: Für's Haus“. Es lautet:„Nicht, Poeſie, nicht Sentiment Verlangt das Küchen⸗Regiment. Die Naſe ſpricht⸗„Die Hunſe braucht' Und habe überall das Aug'“ Sobald am Feuer ſteht der Topf Schlag alles andere aus dem Kopf, Hüt' ihn vor Rauche und vor Brand Und ſalze Alles mit Verſtand! Iſt ſo das Gericht, So bring's mit fröhlichen Geſicht, Würz es zugleich mit heitrem Schers. Dann ſchmeckt es köhlich, liebes Herzk⸗ . 82 12. Mürz. für das den preußiſchen Katholiken ertheilte Lob und die Nothwendigkeit der biſchöflichen Freiheit in der Kirchenverwaltung und Prieſtererziehung betonen. Wien, 10. März. Aus Philippopel wird berichtet, daß eine Ordre des Kriegs⸗ miniſters alle Reſerviſten vom 29. Alters⸗ jahre aufwärts bis auf Weiteres beurlaubt. — Der Finanzminiſter hat die Zollerhe⸗ bung von aus Stambul über Dedeagatſch eingeführten Waaren aufgehoben. Der Zoll für Waaren, die nach Bulgarien be⸗ ſtimmt ſind, wird in Pazardjik und Schip⸗ ka erhoben. Haag, 10. März. Die Zweite Kam⸗ mer wird in der nächſten Woche den Ver⸗ trag, betreffend die Lachsfiſcherei, berathen. Die Verhandlungen über die Verfaſſungs⸗ reviſion werden am 17. März hegin⸗ nen, und zwar wird zuerſt ein An⸗ trag der Anti⸗Revolutionären vorgenom⸗ men, in welchem erklärt wird, daß die gegenwärtige Kammer zur Verfaſſungsre⸗ viſion nicht kompetent ſei und daß zuerſt die Schulfrage gelöſt werden müſſe, bevor man zur Reviſion der Verfaſſung ſchreiten könne. Paris, 10. März. Die„Agence Ha⸗ vas“ dementirt das Gerücht von der De⸗ miſſion des Finanzminiſters Carnot.— In Decazeville iſt die Lage unverändert. Belgrad, 10. März. Mijatovie trifft heute Abend mit dem Friedensinſtrument aus Bukareſt ein. Sämmtliche Miniſter begeben ſich in den nächſten Tagen nach Niſch zu einnm Miniſterrathe. Der öſter⸗ reichiſche Geſandte, Graf Khevenhüller, wird heute Abend hier erwartet. Der König ſtiftete eine„Königin Natalie⸗ Erinnerungsmedaille“ für Frauen, welche ſich in der Pflege der Verwundeten aus⸗ gezeichnet haben. Petersburg, 10. März. Gutem Ver⸗ nehmen nach ſollen zunächſt ſämmtliche in Metallvaluta im Auslande emittirten ruſ⸗ ſiſchen Anlehen und zwar in nachſtehender Reihenfolge konvertirt werden: Auswärtige Anleihe von 1877; Sproc. Conſols von 1870, 1871, 1872, 1873, 1884; ſiebente öproc. Anleihe von 1862, wahrſcheinlich auch beide engliſch⸗holländiſchen Anleihen. Nachher ſollen drei innere Orientanleihen konvertirt werden. Venedig, 10. März. Geſtern Nacht iſt hier ein Arbeiter der Stazione Mari⸗ tima an der Cholera geſtorben. Vom Tage. — Mannheim, 9. März. Als die N B..⸗Ztg.“ neulich mittheilte, die Urheber der Soldatenmißhandlungen in hieſiger Infanterie⸗ kaſerne ſeien ſtraflos ausgegangen, während die Mißhandelten obendrein beſtraft ſeien, haben wir dieſe ſofort als unglaub⸗ gehalten. Jetzt(heilt denn das erwähnte Blatt mit, daß die Unteroffiziere, welche ſich verſchiedener Mißhandlungen an Soldaten ſchuldig gemacht haben, nunmehr auch ihre Strafe erhalten haben, bezw. noch erhalten werden. Unterofftzier Schmidt wurde zu 4 Wochen Arreſt und Unteroſſizier Ludwig zu 3 Wochen Arreſt verurtheilt, Sergeant Maſ⸗ ſow iſt vor 14 Tagen nach Karlsruhe ver⸗ bracht worden und kommt vors Kriegsgericht. Bofffne werden dieſe Beſtrafungen die günſtige Wirkung haben, daß die Herren Unter⸗ offiziere für die Folge ihr Benehmen den Rekruten gegenüber ſo einrichten, wie es die militäriſche Würde und die Humanität erfordert.(F. 3) — Herr Paſteur erhielt vor einigen Ta⸗ gen aus Smolensk in Rußland folgende De⸗ peſche:„Vierundzwanzig Perſonen von einem wüthenden() Wolf gebiſſen. Stadtvertretung von Smolensk fragt biermit an, ob Sie die Kur der Patienten übernehmen wollen. Pro⸗ feſſor Paſteur erwiederte ſofort telegraphiſch, daß er bereit ſei, die Kur zu übernehmen. Die Kranken ſind bereits nach Paris abgereiſt. Vom Kater. Frei nach Scheffel's„Trompeter“) Das iſt im Leben häßlich eingerichtet, Daß nach dem Kneipen ſtets der Kater kommt; Und was das arme Hers auch 8965 und ichtet, Kein Hering und kein Selterswaſſer frommt. O, wäre man doch ſchnell davon geneſen, O, bliebe nur der Kopf uns klar und rein— Behüt Dich Gott! Es wär zu ſchön geweſen! Behüt Dich Gott, es hat nicht ſollen ſein! Ja, ja, auch ich hab oftmals ihn empfunden, Auch ich war öfter davon inftzirt. Schwer war und trüb mein Kopf in manchen S unden Und innerliches Rühren hab ich oft geſpürt. Wie gern wär ich ihn dann nur los geweſen, Wie manches Mittel nahm ich ein- Behat Dich Gott! Es wär zu ſchön geweſen! Behüt Dich Gott, es hat nicht ſollen ſein! Fürwahr, was gäb das nicht ein luſtig Saufen, Wenn ging der Kater aus der Welt. ur Kneipe würde man tagtäglich laufen Das Wirde es dürfte fehlen nicht an Geld. Nie würde man— von dieſem Böſen Man tränk ſtatt Selterswaſſer Wein— Behüt Dich GottJ Es wär zu ſchön geweſen! Behüt 0 Gott, es hat nicht ſollen ſein! —rreeereeeeeeeeeeeeee