Abonnementspreis: Fr Wonat 50 Bfg.— Auswürts durch die Poſt 65 Pt Man abonnirt in Maunheim boi der Expebition E 67 2, ſowie be rinnen.— Auswürts bei allen oſt⸗Anftalten des deutſchen Reiches und den Briefträgern. Die Badiſche Volkszeitung erſchein täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ allen und Träge und Feiertage. Heransgeber Or. jur. Dermann DBaas in Mannheim, Der bayeriſche Landbote und der Jude Bamberger. Der bayeriſche Landbote von dem wir unſeren Leſern bereits erzählt haben, daß er dec Arbeiterſache untreu geworden und mit Sack und Pack in das Lager eines ſeichten Liberalismus übergegangen iſt, raucht ſich mit jedem Tage huͤbſcher an. Kürzlich machte er den Vorſchlag, daß für das aktive Wahlrecht zum Reichstage ein höheres Alter feſtgeſetzt werden möge, ſo⸗ dann will der„liberale“ Mann die Zu⸗ ſammenſetzung des Reichstages ſelbſt ab⸗ geändert und nur eine Vertretung der wirthſchaftlichen Intereſſentengruppen als geſetzgebende Körperſchaft über das Wohl und Wehe der deutſchen Nation berathen und beſchließen laſſen. Man ſieht, der „liberale“ bayeriſche Landbote iſt aus einem Arbeiterfreund ein ganz ſimpler Reaetionär geworden, wie es deren außer ihm zur Zeit noch manche andere gibt. Solange ein Herr v. Vollmar und Löbenberg noch die Redaktion handhabten iſt es ein Ver⸗ gnügen geweſen, die eine feltene geiſtige Friſche athmenden Artikel des Landboten zu leſen; jetzt iſt das allerdings kein Ver⸗ gnügen mehr. Denn zu den reaktionären Beſtrebungen des neuen Eigenthuͤmers des Landboten treten noch ausgeſprochene au⸗ tiſemitiſche Tendenzen hinzu. So ſchreibt er in ſeiner Nr. 56 vom 9. März wortlich folgendes: „Der Jude Bamberger, durch die Dummheit ſeiner Wähler Reichstagsabge⸗ ordneter, hat die Unver—frorenheit, dem⸗ ſelben deutſchen Philiſterthum, dem er ſeine Wahl als Abgeordneter verdankt, tüchtig die Leviten zu leſen.„Das politiſche Philiſterthum“, ſagt er in der füngſten Nummer der freihänbleriſchen Revue„die Nation“,„hat eben gar keinen Jnhalt mehr, keinerlei Ideen, keinerlei Ueberzeu⸗ ung“. Im Grunde genommen, hat der Sibe Bamberger allerdings ſo unrecht nicht. Es iſt wirklich weit gekommen in Deutſchland, wenn ein Menſch wie Bam⸗ berger, der in Berbindung mit ſeiner Par⸗ teiclique Deutſchland durch die von ihm in Scene geſetzte und durchgedrückte Wäh⸗ rungspolitik um Milliarden geſchädigt hat jetzt die Deutſchen auch noch höhnen darf.“ Und ein Mann, der ſo zu ſchreiben ſich Kleine Mittheilungen. — Ein tragiſcher Vorfall ereignete ſich am letzten Donnerſtag in Wien. Der Ar⸗ tillerie⸗Hauptmann Julius Gerſtel war wegen eines unerheblichen Vergehens vom Kriegs⸗ —— zur Verantwortung gezogen worden. befand ſich auf freiem Fuße und erſchien am genannten Tage vor dem Krieesgericht in voller Parade⸗Uniſorm mit ſeinen Dero⸗ ratiognen, um ſein Urtheil zu vernehmen. Dafſelbe ſiel für ihn ungünſtig aus, es lautete auf eine kurze Freiheitsſtrafe. Hauptmann Gerſtel, erſt 35 Jahre alt, konnte offenbar den Gedanken nicht ertragen, daß er verur⸗ theilt ſei, denn unmittelbar nach dem Spruche des Kriegsgerichts zog er einen ſechsläufigen Revolver aus der Taſche und erſchoß ſich vor den Augen ſeiner Richter. Der Fall macht großes und unliebſames Auffehen, — Das elektriſche Licht wirft auch ſeine Schatten. Die Firma Siemens und Halske hat auf Grund beſtehender Verträge gegen die Deutſche Ediſon⸗Gefellſchaft Klage erhoben wegen des von Letzterer in Awend⸗ ung gebrachken Bogenlichts. Darauf hat die Kammer für Handelsſachen des königl. Land⸗ gerichts I. in Berlin im Wege einſtweiliger Verfügung der Deutſchen Ediſon⸗Geſellſchaft unterſagt, Bogenlampen, welche nicht von der Firma Siemens und Halske b4f f find, zur Verwendung zu bringen und iſt für jeden Fall der Zuwiderhandlung gegen dieſe Ver⸗ fügung eine Strafe 50 Mark per Bogen⸗ worden. — f, 6. Mürz Die Thäter des Gold⸗ raubes in dem Bulikoer Goldbergwerke ſind bereits entdeckt. Wie aus Zalathna gemeldet wird, kraf daſelbſt der Rechtsanwalt— Kanzöſiſchen der Mine ein. derſelbe wahrnahm, daß die gerichtliche Unter⸗ Maunheiner Bolieblall und-Kandels-Beilung Organ für Jedermann. erdreiſtet, wagt es zu behaupten, daß er unter der Flagge des Liberalismus ſegle! Der neue Herr Redakteur des„Landboten“ dürfte ſich glücklich ſchätzen, wenn er in ſeinem ganzen Kopfe nur annähernd ſo viel Wiſſen und geiſtige Fähigkeit be⸗ ſitzen würde, wie der„Jude Bamberger“ in der Spitze ſeines kleinen Fingers. Mit dieſer Probe von der Geſinnungstüchtig⸗ keit des wackeren„Landboten“ nehmen wir Abſchied von dem edlen Organ un⸗ ſichtbarer Dunkelmänner, denn es hat für uns von nun an jedes Intereſſe verloren. Wir können der Arbeiterpartei der ſchö⸗ nen Iſarſtadt nur dazu Glück wünſchen, daß ſie von dieſem Uebel erlöſt iſt. Soziales und Arbeiterbewegung. — Jüngſt war in dieſem Blatt davon ge⸗ ſprochen worden, daß das Unfallverſicherungs⸗ geſetz nicht erkennen laſſe, ob die Beſtimmungen des genannten Geſetzes, welche die Arbeiter be⸗ treffen, auch auf die Arbeiterinnen Anwen⸗ dung zu finden haben. Wir hörten vor einigen Tagen ein Geſpräch zwiſchen Hand⸗ werkern mit an, das ſich um die Frage drehte, wer denn den Kleingewerbsmann entſchädigt, welcher im Glſo e wie ein Geſelle mit⸗ arbeitet, der alſo gleichſam Arbeitgeber und Arbeitnehmer in einer Perſon iſt— wenn dieſer ſchaffende Arbeitgeber ſelbſt verunglückt oder krank wird, wer denſelben unterſtützt und ſchazlos hält? Der Mann darf forgen und zahlen für ſeine Arbeiter, für ihn ſelbſt ſoll nichts 8 wenn ein Unfall den⸗ ſelben betrifft. Thatſächlich ſtellt ſich in manchem kleingewerblichen Geſchäfte der Geſelle beſſer als der Meiſter. enn frag⸗ liche Lücke im Unfallverſicherungsgeſetze be⸗ ſteht, ſollte der erwähnten Frage Rechnung getragen werden. — Aufgaben der Fabrikinſpektoren. In einem Erlaß des Bundesraths heißt es: „Es muß den Fabrikinſpektoren zur Ausübung ihres Amtes das Recht zuſtehen, und es iſt ihnen in ihren Dienſtinſtruktionen auch aus⸗ drücklich gewahrt, den Arbeiter über Dinge, welche die Ausführung der geſetzlichen Vor⸗ ſchriften über Fabriken betreſſen, zu befragen, und ſie haben nicht nur das Recht, ſondern auch die Pflicht, in ſolchen Fällen, wo ſie ihn in ſeinen Rechten verkürzt glauben, ſich ſeiner anzunehmen, ihn f0 belehren und ihm zu demſelben zu verhelſen, wobei es nicht darauf ankommt, ob ſie, ihren guten Glauben vor⸗ ausgeſetzt, richtig oder unrichtig dachten, da hierüber einzig die kompetente Behhrde zu entſcheiden hat... Es iſt den Fabrikinſpek⸗ toren unbenommen, außer beim Arbeitgeber auch bei Arbeitern Erkundigung einzuziehen, und ſie müſſen ſogar im Zweifelsfall beide Parteien hören, da ſie nicht an der Seite der ſuchung einer wohlorganiſirten Bande der einheimiſchen Bevölkerung gegenüberſtehe und daher ſchwerlich etwas ausrichten werde, ſetzte er einen Preis von 2000 fl. auf die Eruirung der Thäter aus. Heute Nacht er⸗ ſchien wie der„Nemzet“ meldet, ein alter rumäniſcher Bauer bei dem Ortsrichter und dem Popen von Bueſum. Auf Grund ſeiner Mittheilung wurde der angeſehene Bueſumer Grundbeſitzer Georg Bemte, der als der Nabob der ganzen Gegend gilt, verhaftet, Bei der Durchſuchung wurde das ganze ge⸗ raubte Gold und Geld, ſowie die goldene Uhr des Direktor Stellvertreters Dieterlin aufgefunden. Bisher wurden 36 Perſonen verhaftet, und noch gegen mehrere, zumeiſt angeſehene und wohlhabende ucfumer In⸗ aſſen iſt der Verdacht gerichtet. Es ſcheint, ba die ganze Gegend über den Vorfall in großer Aufregung iſt, denn es mußte Militär requirirt werden, und die Behörden wünſchen, daß daſſelbe dort verbleibe. Direktor⸗Stell⸗ vertreter— iſt—— die ihm zugefügt wurden, geſtern erlegen. ———— 9. März. Die N. H. Vollsbl.“ erzählen: Wie man Magen haben kann, beweiſt ein Vorfall aus den letzten Tagen. Die Gemeinde L. hatte ein weſent⸗ liches Stück ihres Inventars Faſel c müſſen und einen neuen prächtigen Fafel⸗Ochſen an⸗ geſchafft. Derſelbe war die Zierde⸗ des Stalles und eines Tages von einem Gemeinderath jener Stadt ſachverſtändig beaugenſcheinigt. Alles war zur größten Zufriedenheit, beſon⸗ ders aber erregte der außergewöhnlich pracht⸗ volle Schweif die Aufmerkſamkeit des Be⸗ ſchauers, ſo daß er ihn in die Hand nahm und fiehe da, es genügte ein kleiner Ruck und der Schweif ügtte ſich ganz aben, wo er au⸗ einen oder der andern, ſondern über beiden ſtehen ſollen.“ Treffliche Grundſätze und dop⸗ pelt trefflich, wenn ſie in einem des Bundesraths ausgeſprochen werden. Schade nur, daß es der Bundesrath der„mancheſter⸗ lichen Schweiz iſt, welcher ſie verkündet; im Bundesrath des„ſtaatsſozialiſtiſchen“ Deutſch⸗ lands herrſchen hekanntlich und leider ganz andere Anſichten über die Pflichten und Rechte der Fabrikinſpektoren. — Der Streik in Decazeville nimmt immer größere Dimenſionen an. Es iſt aber Ruhe eingetreten. Die Streikenden warten den Ausgang der Anſtrengungen ab, die von ihren Freunden in der Kammer unb bei der Regierung gemacht werden. — Die amerikaniſche Eiſeninduſtrie erfreut ſich noch immer nicht des gewünſchten Aufſchwungs. Die nehmen von Tag zu Tag zu; die Löhne ſind gedrückt. Zahlreiche Eiſenarbeiter ſind ohne Verdienſt, Die deutſchen Metallarbeiter ſind dringend vor Auswanderung zu warnen. — Rückgaug der Löhne. Das offiziöſe „Deutſche Tageblatt“ ſchreibt:„Sollten die ungünſtigen Verhältniſſe noch lange anhalten— und es iſt noch nicht abzu⸗ ſehen, wann eine Beſſerung eintreten wird ⸗ ſo wird eine Maßregel auf die Dauer nicht zu vermeiden ſein, welche jeder ſo lange als nur irgend möglich hinauszuſchieben wünſcht, weil die Folgen unter allen Umſtänden hekla⸗ genswerth und zuweilen von ſehr bedenklicher Art ſind. Der Rückgang aller Preiſe und die theilweiſe Stockung des Abſatzes muß früher oder ſpäter eine Herabſetzung der Löhne zur Folge haben, denn dieſelben bieten alsbann das einzige wirkſame Mittel, um eine Rew Rentabilität zu erhalten und um den ain der Unternehmer abzuwenden.“— Wenn offizibſe Organe den unvermeidlichen Rück⸗ gang der Löhne zugeſtehen, dann kann derſelbe ſicherlich nicht mehr geleugnet werden, da jene Blätter bis 5 im Jntereſſe der deutſchen Schutzzoll⸗ und Wirthſchaftspolitik die Ober⸗ leugner ſolchen Rückganges geweſen ſind. Politiſche Ueberſicht. Deutſches Reich. — Den Verlauf der Verhandlungen in der Sozialiſtengeſetzlommiſſion kann man jetzt ziemlich genau vorausſagen, ſchreibt das„Berliner Volksblatt“. Die Windthorſt'ſchen Abänderungsanträge wer⸗ den ſämmtlich von dem Centrum, den Deutſchfreifinnigen und der Volkspartei und zwar bei voller Beſetzung der Kom⸗ miſſion mit 12 gegen 9 Stimmen ange⸗ nommen. Dann wird über das ganze Geſetz abgeſtimmt und dieſes nach den Windthorſt'ſchen Anträgen umgeänderte Geſetz wird gegen die Stimmen des Cen⸗ gewachſen war von ſeinem Eigenthümer ge⸗ trennt, ſo daß das ſtolze Thier kläglich mit kahlem Hintertheil daſtand und der Beſich⸗ tiger den Farrenſchwanz in der Hand hatte. Unſere Leſer können ſch leicht die Ueber⸗ raſchung denken, welche ein ſolches Ereigniß herbeiführen mußte. — Ein erſticktes Kind. Tyroler Blät⸗ ter berichten: Letzter Tage überſiedelte eine Familie, Graziadei mit Namen, von Nons⸗ berg nach dem Sarnthale, woſelbſt der Er⸗ nährer der Familie Beſchäftigung erhielt. Am Montag ſollte der Vater mit ſeiner Fa⸗ milie in Bozen zuſammentreffen und von dort aus wollte er mit derſelben die Weiter⸗ fahrt nach ſeinem neuen Beſtimmungsorte fortſetzen. Als die Mutter von Nonsberg fortreißen wollte, herrſchte eine grimmige Kälte. Die beſorgte Mutter bettete die fünf Kinder ſorgfältig in eine große Kiſte und deckte dieſelbe, damit ſich die Kinder nicht er⸗ kälteten, mit einer Decke zu. Während der Fahrt blickte die Mutter wiederholt in die Kiſte und ſcherzte mit den Kindern. Als ſie aber in St. Michael ankamen, fand ſie zu u ihrem Entſetzen eines der Kinder todt. In Bozen angekommen, wurde das todte Kind in Folge Verfügung des Bezirksarztes in die Leichenhalle gebracht und von dem Vorfalle der Staatsanwaltſchaft die Anzeige erſtattet. Zur Konſtatirung der Todesurſa e wurde die Obduktion der Leiche angeordnet. Dieſelbe ergab, daß das Kind erſtickt ſei⸗ Die Mutter wurde in Folge deſſen gerichtlich vernommen. — In bei Büchau in Böhmen wurde am 9. d. M. eine ſchauderhafte That verübt. Der blödſinnige, aber rieſig ſtarke Sohn eines dortigen Wirthſchaftsbeſitzers wuürde van einem anderen Ortsimaſſen ins Die einſpallige Petitzeile oder deren Raum 20 P Anieigen werben von allen Annoncen⸗Expeditionen, Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Notationsdrum der br. B. Haas ſchen neben der katholiſchen Spitalkirch Ifernonsprers: Nello r S BR von unſeres g entgegengenommen Bei größeren Aufträgen Na uckerei, 66,2 n Mannhein. Telephongnſchluß Nr. 218. Samſtag, 13. März 1886, trums überhaupt verworſen werden. Bie Linke ſtimmt dagegen, weil ſie überhaupt kein Sozialiſtengeſetz will, die Rechte ſtimmt dagegen, weil das umgeänderte Geſetz ihr zu wenig ſcharf iſt, oder beſſer geſagt, weil die Regierung daſſelbe nicht acceptirt. Dann wird die Regierungs⸗ vorlage, da das Centrum dieſelben Vor⸗ ſchläge im Pleuum wieder machen wird, wie in der Kommiſſion, als Grundlage der zweiten Berathung im Hauſe dienen. Hier werden wahrſcheinlich wiederum die Anträge des Centrums angenommen wer⸗ den. Die Regierung erklärt dann das ſo veränderte Geſetz wiederum für unannehm⸗ bar und droht mit Auflöſung, wenn die Vorlage der Regierung bei der dritten, entſcheidenden Berathung nicht wieder hergeſtellt werde. Die Konſervativen und Nationalliberalen, d. h. die vereinigte Regierungspartei im Reichstage bringt nun zur dritten Berathung Anträge ein auf Wiederherſtellung der Regierungs⸗ vorlage. Auf Kommando erſcheinen dann die Mitglieder dieſer Partei vollzählig, während von den Mitgliedern der deutſch⸗ freiſinnigen Partei eine kleinere Anzahl, wahrſcheinlich wohlentſchuldigt, von dem Centrum aber eine größere Anzahl, wahrſcheinlich kaum entſchuldigt, fehlen wird. Außerdem erklärt ein Theil des Centrums, daß es allerdings gehofft habe, die Regierung werde auf die Windthorſt ſchen Amendements eingehen, daß es auch eine Sünde von der Regierung ſei, dies nicht gethan zu haben aber— da nun einmal die Regierung auf dem vollen Sozialiſtengeſetz beharre, ſo könne man nicht Nein ſagen, wenn auch das Ja mit ſchwerem Herzen geſprochen werde. Die Todfeinde der Kirche dürfe man nicht ganz ohne Feſſeln laſſen. Und Dr. Windthorſt ſchiebt ſeine Brille in die Höhe und blin⸗ zelt verſtändnißvoll mit den Augen. Das Sozialiſtengeſetz aber wird mit Ausnahme der beantragten Verlängerung von 5 Jahren, die auf 2 oder 3 Jahre ermäßigt werden, mit 10 bis 15 Stimmen Majo⸗ rität verlängert werden. — Im Diäten⸗Prozeß Fiskus wider Kräcker findet, wie wir hören, die Ver⸗ nehmung der Zeugen Bebel, Liebknecht und Singer am 19, März vor dem Amis Gaſthaus mitgenommen und zum FTrinken aufgefordert, Plötzlich ſprang der Blödſinnige auf, packte das zweijährige des Wirthes und ſetzte es auf die heiße Ofen⸗ platte. Auf das jämmerliche Geſchrei des Kindes lief deſſen Großmutter, eine Tajährige Greifin, herbei, welche das Kind aus der B5 100 Situation befreien wollte. Der rre gab ihr jedoch einen ſo wuchtigen Hieh über den Kopf, daß ſie bewußtlos zuſammen⸗ brach, worauf er ihr mit einem Hammer die vollends zertrümmerte. Rach voll⸗ rachter That verbarrikadirte er die Wirths⸗ tube, ließ Niemanden ein und zertrümmerte ie ganze Einrichtung. Erſt als zwei Gens⸗ darmen kamen, öffnete er und ließ ſich ver⸗ haften. Der Bauer, welcher den Blödſinnigen — verleidete, wurde ebenfalls ver⸗ afte — Ein fürſtlicher Geißhals. Um die enormen Spiegel zu erwerben, welche den Herkules⸗Saal des Torloniag'ſchen Palaſtes ſchmücken, reiſte der Fürſt Torlonia ſelber nach Paris, ſteckte ſich in dürftige Kleider, nahm das Ausſehen eines heruntergekomme⸗ nen Trödlers an und ſtellte ſich den Spiegel⸗ fabrikanten mit der lärung vor, daß er durch den Erzgeizh Torlonia in Rom heauftragt ſei, in Paris oder London billige Einkäufe zu machen.„Mittelſt dieſer Liſt“, erzählte der Alte, ſich die Hände reibend, „habe ich einen Rabatt von 50 PCt erzielt den man mir nie gewährt hätte, i unter eigenem Namen aufgetreten wäre — Aus Verugia ſchreibt man über eine aufregende Szene im Theater: Die Sängerin Miliacci hatte vor einigen Tagen ihr 0 03 Ein Enthuſiaſt traf die V ſtaltung, da nach einer großen Arie de madonna von der letzten Galerie zwei weine Tauben aus⸗ Badiſche Votks⸗Zeitung. 18. Maͤrz b0 Die Hauptfrage hier⸗ ch die, ob die Abgeordneten, 1 bekommen, ſich verpflichten Intereſſe zu ſtimmen. Ebeiterſchutz Commiſſion hat der freiſinnige Abge⸗ folgende neue Anträge be⸗ tr Frauenarbeit eingebracht: 8 chnerinnen dürfen während ei 18 von vier Wochen nach erkunft in Fabriken nicht be⸗ Auf ärztliche Anord⸗ 9 6 dieſer Ausſchluß bereits 14 vor dem vorausſichtlichen Termin ederkunft eintreten und bis auf 6 derſelben erſtreckt werden. ung oder Entlaſſung aus der während diefer Zeit nicht ge⸗ § 136. Arbeiterinnen, welche Den. ſtattet. ein Hausweſen zu beſorgen haben, dürfen iu Fabriken nicht länger als 8 Stunden Aglich beſchäftigt werden. Arbeiterinnen, deren Kinder das 14. Lebensjahr noch Richt vollendet haben, ſind zur Arbeit in Pobriken ner dann zugelaſſen, wenn ſie der Ortsbehörde den Nachweis liefern, daß dieſe Kinder während der Arbeitszeit ber Mutter unter der Aufſicht erwachſener Perſonen ſtehen.§ 139a. Werden Arbeiter und Arbeiterinnen gleichzeitig zur Nachtarbeit in Fabriken verwendet, ſe iſt dafür Sorge zu tragen, daß der Wechſel der Arbeitsſchicht für die Ar⸗ beiterinnen mindeſtens zwei Stunden früher oder ſpäter erfolgt, als für die Arbeiter. Dresden, 8. März. Enblich iſt ſeitens der ſächſiſchen Regierung ein Akt geſchehen, um den bisher beſtandenen Widerſpruch ghwiſchen Reichs⸗ und Landesrecht in Bezug guf die Ausübung des Reichstagswahlrech⸗ zu beſeitigen. Nach§ 50 der Armenord⸗ Jahre 1840 hatten die Orts⸗ n0 neuverbände die Verpflichtung für ihige Kinder armer Eltern dort, Wo 1 befondere Armenſchulen beſtanden, ulgeld nach der Hälfte des gewöhn⸗ atzes aus der Armenkaſſe beziehent⸗ aus den Mitteln des Landarmenfonds ten, und wurde in Folge deſſen der Bater, weil dieſe Unterſtützung als Armenunterſtützung angeſehen wurde, rechts verluſtig. Damit trat das Recht in Widerſpruch mit dem t und dem Recht in den meiſten chen Staaten, wo die Gewäh⸗ Freiſchule nirgends als Armen⸗ g aus öffentlichen Mitteln an⸗ Außerdem hatte die ſächſiſche die Wirkung, daß für Den⸗ Kinder dieſe Schulgeldunter⸗ ioſſen, während der Dauer der⸗ Ruhen des Laufes der Zeit für die Gewinnung des Unterſtützungswohn⸗ ſitzes eintrat, was ehenfalls im Widerſpruch mit der Praxis in andern deutſchen Staa⸗ ten ſtand. Bieſer Umſtand, wie die Thatſache, daß der Verluſt des Wahlrechts bei den Reichs⸗ kagswahlen aus dem angeführten Grunde h zu Wahlproteſten Veranlaſſung gab, und, daß die ſächſiſche Regierung ammern einen Geſetzentwurf zugehen die erwähnte Beſtimmung in§ 50 Armenordnung aufhebt. Es iſt aber bezeichnend für den Geiſt, der unſere Regierungsmänner beherrſcht, daß dieſe Beſchränkung, die auf Drängen des Reichstages und des anerkannten Wi⸗ e chen und ängſtlich umher, bis ſie unglück⸗ icherweiſe in die Gasflammen geriethen. Die vexſengten Flügel der armen Tauben fielen glimmend in's Parterre, wo das Pub⸗ Kkum entſetzt floh; die Tauben zu fangen, War eine Unmöglichkeit, denn, vor Schmerz Zitternd, flatterten ſie wild umher. Die Vor⸗ Bellung konnte nicht zu Ende geführt werden. — Voſtkarten an Solbaten. Nach Enem Beſcheid des Reichspoſtamtes genießen Poſtkarten an Soldaten ebenſo wie die ſog. Soldatenbriefe“ Portofreiheit, ſobald ſie auf er Adreßſeite mit dem Vermerk„Soldaten, Prief, eigene Angelegenheiten des Empfängers“ verſehen ſind. — Die geküßte Prinzeſſin. Am ver⸗ gangenen Sonntag wurde, wie man der Zig.“ aus Baden⸗Baden ſchreibt, ort ein Maskenzug abgehalten, welchen ſich auch die Kaiſerin von Oeſterreich anſah. Dieſelbe ging mit ihren Verwandten, der n Trani und deren Tochter, Prinzeſſin 8 die Sophienallee entlang. Vor dem Großh. Amtsgebäude ereignete ſich nun das Folgende: der den Zug eröffnende geſchwärzte Harlekin ging nämlich auf die Prinzeſſin zu, umarmte dieſelbe herzlich und Berabreichte ihr zwei ſaftige Küſſe, nicht ohne Spuren ſeines imitirten Mohrenthums auf gerbtheten Wangen zurückzulaſſen. Der e Attentäter, der keine Ahnung davon haß er einer Prinzeſſin ſeine Zärtlich⸗ ein lewies, ward andern Tags, nachdem Rlichkeit war, vor die e zitirt, die ihn indeß wieder laufen Rit kaum glaublichem Raffinement am Sountag ein in der Linienſtraße woh⸗ Kauimam. r T. ſeinem Leben Einige der Thiere flogen derſpruchs mit der Reichsgeſetzgebung für das Reichswahlrecht aufgehoben wird, für das ſächſiſche Landtags⸗ und Gemeindewahl⸗ recht hingegen beſtehen bleiben ſoll. Man ignorirt, daß die Unterſtützungen, welche Staat und Kommune den höheren Bildungs⸗ anſtalten zu Theil werden laſſen, das ſehr Vielfache deſſen überragen, was den Kin⸗ dern armer Leute als Almoſen in Anrech⸗ nung kommt und ohne jede Schmälerung der Rechte der Wohlhabenden. Das iſt eben Klaſſengeſetzgebung. — Von unſerem Erbfreund im Oſten berichtet die„K. Allgem. Ztg.“:„Die Ausweiſungen ruſſiſcher Juden aus Preu⸗ ßen ſind jetzt von Seiten Rußlands da⸗ mit beantwortet, daß die ſtrengſte An⸗ weiſung an die ruſſiſchen Konſulate ergangen iſt, eine alte, längſt vergeſſene und unbeachtet gebliebene Beſtimmung fortan zur Ausführung zu bringen, wonach die Päſſe deutſcher Juden nicht viſirt werden dürfen, wenn nicht von Peters⸗ burg aus vom Miniſter des Innern die ſpezielle Genehmigung dazu ertheilt wor⸗ den, das heißt alſo, daß deutſche Juden hinfort nicht nach Rußland hinein dürfen. Ausgenommen hiervon ſind nur die Di⸗ rektoren erſter Banken und die Chefs erſter Bankhäuſer, welche ſich wegen Finanzoperationen nach Petersburg be⸗ geben.“ — Die NeuGuinea⸗Kompagnie hat den Vize⸗Admiral a. D. Freiherrn von Schleinitz als Landeshauptmann für die deutſchen Schutzgebiete im Kaiſer Wil⸗ helms⸗Land und im Bismarcks⸗Archipel gewählt. Derſelbe hat die Wahl ange⸗ nommen, und die Erenennung iſt,wie die „Nordd. Allg. Ztg.“ mittheilt, vom Reichs⸗ kanzler genehmigt worden. Früher war bekanntlich für dieſelbe Stellung Kontre⸗ abmiral Werner in Ausſicht genommen; aus unbekannten Gründen jedoch haben ſich ſeiner Zeit die mit demſelben ange⸗ knüpften Unterhandlungen zerſchlagen. Badiſcher Landtag. Karlsruhe, 11. März. In der Sitzung der Zweiten Kammer vom Freitag, 5. März wurde unter Anderem auch berathen über zwei Petitionen des Frauen⸗ vereins zu Konſtanz und jenes zu Pforzheim betr. einen Staatszuſchuß zum Unterhalt der gegründeten Frauenarbeitsſchulen. Der Kam⸗ merbeſchluß erging auf Ueberweiſung an die Großh. Regierung zur Kenntnißnahme. Be⸗ richterſtatter der Kommiſſion war der Abg. Strübe. Befürwortet wurde die Bitte der beiden Vereine, außerdem von den Abgg. Winterer und Kiefer, während der Regierungsverkreter Geh. Referendär Joos verſicherte, daß die Regierung ein warmes Intereſſe an dem Gegenſtand nehme und nur durch die ungünſtige Finanzlage ſich von der Einſtellung bedeutenderer Mittel in das neue Budget habe zurückhalten laſſen. Man er⸗ fuhr bei der Diskuſſion, daß im Lande der⸗ mal ſieben ſolcher Frauenarbeitsſchulen be⸗ ſtehen. Wir hahen bereits erwähnt, daß die Rede des Abg. Kiefer geſpannte Aufmerkſam⸗ keit auf ſich gezogen. Er ſprach mit unge⸗ wöhnlicher Gehobenheit, im Eingange er⸗ klärend, daß die Erwerbsfähigkeit der Frauen eine der ernſteſten und wichtigſten Zeitfragen ei. Für, Frauensperſonen, welche durch ie Umſtände aus dem Familienleben herausgezogen würden, die nicht das Glück haben, im häuslichen Berufe ihre Lebensaufgabe zu genießen, ſei es nöthig, dieſelben durch Ausbildung in Kenntniſſen und Geſchicklichkeiten zu befähigen, in ihrer Iſolirtheit ſich im Erwerwerbsleben auf eigene Füße ſtellen und zu können.— Durch die Induſtrie, das ein Ende gemacht. Derſelbe, der ſchon ſeit längerer Zeit an einem alten Bruſtleiden litt, ſcheint dadurch veranlaßt worden zu ſein, ſich das Leben zu nehmen und bewerkſtelligte dies, wie ein Berichterſtatter meldet, auf fol ende Weiſe. Er befeſtigte zunächſt an der Decke einen Hacken und an dieſem einen zu einer Bugſchlinge geformten Strick, ſodann ſchraubte er in die Dielen zwei eiſerne Oeſen und band ſeine beiden Füße daran an, nachdem er noch vorher, um ſeinen Körper geradezuhalten, ſich am Rücken eine ſtarke Holzſtange mit 2 von vorn feſt verſchloſſenen eiſernen Ketten angebracht hatte. So vorbereitet, legte er ſeinen Kopf in die Schlinge und bewirkte nun durch ein geringes Heben der Füße, daß ſich die Schlinge zuzog, und ihn auf dieſe Weiſe erdroſſelte. Das mit der Execution verbun⸗ dene Geräuſch hatte die Aufmerkſamkeit der Hausbewohner erregt, doch war Th. beim Eintritt derſelben bereits eine Leiche Auf Anordnung der Revier⸗Polizei wurde die Leiche nach dem Leichenſchauhauſe geſchafft. à Berlin. Der Krefelder Ruderclub hatte bei Tellier in Paris ein Boot beſtellt. Da⸗ rauf antwortete Herr Tellier, wie der„Waſ⸗ ſerſport“ mittheilt, Folgendes; Paris, 20. Juni 1884. Gemäß der Gewohnheit Ihres Landes, ſuchen Sie ſich auf jede Weiſe Zeichnungen von franzöſiſchen Arbeiten zu verſchaffen, um dieſelben, ſo gut Sie können, nachzu⸗ ahmen; wir Franzoſen kopiren Nieman⸗ den. Durch unabläſſiges Arbeiten bin ich zu einem europäiſchen Rufe gelangt, ich fürchte auf den Weltausſtellungen Niemanden; überdies ſehe ich nur Einen Weg, uns zu verſtändigen; ich habe bei der Artillerie gedient, hoffe bei der Ein⸗ nahme Berlins mitzuhelſen und Ibnen Maſchi⸗ nenweſen und die Maſſenproduktion habe man in den Induſtrieſtaaten, nun auch in Deutſch⸗ land, angefangen, in immer größerer Aus⸗ dehnung Frauen und Mädchen bei der Fabrik⸗ thätigkeit zu verwenden, zu dem Zwecke, dadurch die Löhne herabzudrücken; was keine Uebertrei⸗ bung, ſondern Thatſache ſei bei vielen Induſtrie⸗ weigen, Redner führt an, ſchon vor Jahren habe Lorenz von Stein über die Frauenfrage in kalter Verſtandes⸗Arbeit ernſte Betrach⸗ tungen angeſtellt; deßgleichen auch Auguſt Bebel eine Schrift veröffentlicht, welche be⸗ zeuge, daß dieſer Mann ſeine Anſchauungen über die Frauenfrage durch tiefgründendes Studium der Verhältniſſe gewonnen habe. Wenn man auch deſſen ſozialdemokratiſchen Standpunkt nicht theile, ſo müſſe Redner doch ihm beipflichten in dem mit Lorenz von Stein übereinſtimmenden Ausſpruche, daß die Frauenfrage das kommende Jahrhundert her⸗ voxragend beſchäftigen werde. In der That ſei dieſe Frage auch eine ſo große und wichtige, daß die Wiſſenſchaft, der Gelehrte in ſeiner Studirſtube, der Staats⸗ mann, die Publiziſtik, ſich unausgeſetzt mit derſelben beſchäftigten. Die Erhaltung un⸗ ſerer Geſellſchaftsordnung erheiſche, daß Re⸗ gierung und Volksvertretung gemeinſam den Anforderungen willig entgegenkommen, welche mit der Beſtimmung auftreten, den Frauens⸗ perſonen, welche in der Vereinzelung darauf angewieſen ſind, mit eigener Kraft den Kampf ums Daſein zu führen, durch Ausrüſtung mit Fertigkeiten und Kenntniſſen behülflich zu ſein. In dieſer Beziehung nun ſeien ge⸗ rade die Frauenarbeitsſchulen am geeignetſten, in den weiblichen Geſchicklichen aller Zweige für den ſelbſtſtändigen Erwerbsbetrieb die Zöglinge auszuſtatten, auf daß ſie ihr Brod nicht in den Fabriken ſuchen müſſen. Man habe in neuerer Zeit in richtiger Erkenntniß das weibliche Geſchlecht zum Lehrfache her⸗ angezogen, bezw. ugeläſſer(Wie auch zu ſonſtigen Berufsfächern, z. B. zur Telegra⸗ phie). Die Zulaſſung zur Unterrichtsertheil⸗ ung ſei Anſangs auf Schwierigkeiten und mehrſeitiges Widerſtrehen geſtoßen, nunmehr jedoch ſchwiegen die Anfechtungen, Redner ſchwöre auch auf die deutſche Frau, aber deren Tugenden würden erſt dann ſich recht geltend machen können, wenn man für deren Ausbildung und nützliche Verwerthung Sorge trage. Andere Länder ſeien uns hierin zuvorge⸗ kommen; Frankreich und Oeſterreich hätten lange vor uns Arbeitsſchulen und Lehrwerk⸗ ſtätten eingeführt. Redner will nicht gerade verlangen, daß überſchwängliche Mittel für den bezeichneten Zweck verwendet werden ſol⸗ len, aber damit wir unſere Geſellſchaftsord⸗ nung aufrecht erhalten, iſt es erforderlich, daß anhaltend eine ſorgſame Pflege geübt werde; der Bedarf an größeren Mitteln als bisher wird ſich ſucceſſive einſtellen. Redner meint nicht, daß der Staat die Sache aus⸗ ſchließlich in die Hand nehmen ſolle; er möge nur den Frauenvereinen fördernd zur Seite ſtehen und in den Gemeinden erheben, ob und inwieweit mit Staatshilfe aufzu⸗ Gel nöthig erſcheint. eine Herren! Es handelt ſich hier um eine höchſt wichtige Anfgabe, um die Unter⸗ ſtützung eines großen Werkes für die Zu⸗ kunft, wozu Geld, viel Geld erforderlich iſt, das man wird aufwenden müſſen— ich rede nicht vom Monopol.— Der Zeitpunkt wird kommen, welcher die Nöthigung bringt, für die Pflicht der Erhaltung Finanzquellen zu erſchließen.—(Die Erwäh⸗ nung des Monopols warf einen Anflug von Heiterkeit in die ernſte Stimmung des Haufes.) Neueſte Nachrichten. Karlsruhe, 11. März. Der Finanz⸗ miniſter Ellſtätter legt einen Geſetzent⸗ wurf betr. den Bau einer Lokalbahn Zell⸗ Todnau vor. Berlin, 11. März. Das Verhalten des Fürſten Bismark zu der Kommiſſionsbera⸗ thung des Branntweinmonopols wird all⸗ mälig räthſelhaft. In Bundesrathskreiſen wollte man heute wiſſen, daß er morgen in die erſte Sitzung der Kommiſſion kommen werde. In ſeiner Plenarſitzung hat der dann die gewünſchten Zeichnungen per⸗ ſönlich zu überbringen. Empfangen Sie meine Grüße. Tellier. Ob dieſe Revanchehelden denn gar kein Gefühl haben, wie lächerlich ſie ſich mit ſol⸗ cher Renommage machen? — Ein Dünzerball. Ein ſpekulativer Bürger in Radtersburg, ſo erzählt das„Graz. Volksbl.“, ladet die Landleute aus der Um⸗ gebung zu einem Balle in ſein Weingarten⸗ haus ein. Dort kredenzt er ſeinen Gäſten Wein in Hülle und Fülle; ſie können bei den Klängen der Muſik tanzen und ſich unter⸗ halten nach Herzensluſt; Brot und Fleiſch muß ein Jeder ſelbſt mitbringen und als Entree— eine gediegene Fuhre Miſt für den Weingarten des Feſtgebers. Da es nun Leute genug gibt, welche für einen Rauſch eine Führe Dünger leiſten, ſo ſoll, wie man verſichert, der Düngerball ſehr rentabel ſein. — Amerikaniſcher Humor. Ein naiver in New⸗Hampſhire, welcher einen echtsbeiſtand brauchte, ließ ſich von dem Poſt⸗ meiſter der nächſten Stadt eine Liſte der dor⸗ tigen Advokaten ſchicken, um einen davon aus⸗ zuwählen. Als er auf der Liſte begen hun⸗ dertundfünfzig Namen fand, von denen er nicht einen kannte, verfiel er auf den Ausweg, ſein legales Anliegen niederzuſchreiben, und mit der einfachen Adreſſe:„Bei irgend einem achtbaren Rechtsanwalt abzugeben“ verſehen, der Poſt auf gut Glück zur Beſorgung zu übergeben. Wie erſtaunte er, als er den Brief nach zehn Tagen mit der Bemerkung: „Keiner—— zurück bekam.— Der Papa hatte ſeinem* 9 Sprößlina eben eine lanae urede gebal⸗ Bundesrath heute den Geſetzentwurf über Abänderung des§ 22 des Preßgeſetzes angenommen, wonach die Verjährung von Preßdelikten gegen den unermittelten oder im Auslande weilenden Thäter ruhen ſoll, falls innerhalb der ſech-monatlichen Verjäh⸗ rungsfriſt eine richt. rliche Handlung gege⸗ ihn vorgenommen wird. Berlin, 11. März. Der Bundesratl, ertheilte dem Geſetzentwurf betreffend die Abänderung des Paragraphen 22 des Preß jeſetzes ſeine Zuſtimmung. Naumburg, 12. März. Der dritte Civilſenat, Vorſitzender Oberlandesgerichts⸗ rath Heſſe, verurtheilte nach einſtündiger Berathung den Reichstags⸗Abgeordneten Heine im Diätenprozeß koſtenpflichtig dem Klage⸗Antrage gemäß. Die Höhe der rückzuzahlenden Diäten iſt in einem be⸗ ſonderen Verfahren zu ermitteln. Die Aktivlegitimation des Fiskus wurde an⸗ erkannt und angenommen, daß das Landrecht hier anzuwenden und nach Paragraph 172,205 und 206 die Rückforderung be⸗ rechtigt ſei. Wien, 11. März. Die Eiſenbahn⸗Kom⸗ miſſion des Herrenhauſes genehmigte mit allen gegen eine Stimme(Baron Königs⸗ Wor die Vorlage über die Prag⸗Dux⸗ Bodenbacher Bahn. Das Herrenhaus ge⸗ nehmigte heute die Congoakte. Wien, 11. März. Der Schuldenſtand des in Concurs gerathenen Fürſten Byſt⸗ lanti, wofür die Fürſtin(geborene Sina) mit haftbar iſt, beträgt 1,600,000 fl. der nur durch den Fruchtgenuß zweier Güter gedeckt iſt, da die Fürſtin kein Vermögen beſitzt. Der Fürſt und ſeine Gemahlin haben es fertig gebracht, im Verlaufe von nur wenigen Jahren mehrere Millionen zu verſchleudern. Kairo, 11. März. Ueber die Beſetzung der Offtziersſtellen bei den für die Gar⸗ niſon von Suakin beſtimmten egyptiſchen Bataillone entſtanden Schwierigkeiten. Mukhtar Paſcha beſteht in Folge neuer Inſtruktionen darauf, daß die Bataillone muſelmänniſche Offiziere erhalten, während Sir Drummond Wolff die Beſetzung der oberen Offizierſtellen durch Engländer verlangt. Die hieſigen General⸗Konſuln ſollen den Plan Mukhtars für die Armee⸗ Organiſation billigen. Marſeille, 11. März. Ein Zuſammenſtoß zweier Eiſenbahnzüge fand geſtern Abend zwiſchen Roquebrune u. Monte Carlo ſtatt; es wurden vier Perſonen getödtet und zwan⸗ zig verwundet. Die angebliche Urſache iſt ein falſches Signal. Newyork, 11. März. Einem Telegramm aus Valparaiſo zufolge iſt daſelbſt das Quartier, in welchem ſich die größten Hand⸗ lungshäuſer befinden, durch eine Feuers⸗ brunſt zerſtört worden. Der Schaden wird auf 1 Mill. Doll. geſchätzt. Privat⸗Telegramm. Amſterdam, 12. März. Das dem Schiffer Friedrich Roth gehörende Schiff „Anna“ mit Petroleum geladen, iſt heute früh geſunken. Dasſelbe iſt ein Holzſchiff und im Jahre 1868 in Ruhrort erbaut, hatte im Jahre 1884 eine Hauptreparatur, ſegelte unter heſſiſcher Flagge. Der Werth des Schiffes iſt Mk. 9180. Weitere Nach⸗ richten folgen. ten und auf die Nachthelle des Nachtſchwär⸗ des Spätaufſtehens aufmerkſam gemacht. „Du wirſt es nie im Leben zu eiwas bringen,“ ſchloß er ſeinen Sermon„es ſei denn, Du fingeſt ein völlig neues Leben an. Bedenke, nur der Vogel, der früh aufſteht, fängt die Raupe.“ „Wie ſteht es aber mit der Raupe, Papa, die muß doch noch viel früher aufgeſtanden ſein, wenn ſie ſich ſchon im Freien herum⸗ treibt?“ „Mein Sohn,“ entgegnete der alte Herr würdevoll,„die Ranpe iſt noch gar nicht zu Bett geweſen, die befand ſich eben auf dem Heimwege.“— Zu den energiſchſten Frauen am ganzen Pacific gehört Mrs. Athanaſia Clogham die in der ganzen Gegend berühmte und gefürchtete Frau des Farmers Clogham von Shaſta County in Kalifornien. Das letzte Aben teuer, deſſen Heldin die Dame war, wird vom„Shaſta Enquirer“ wie folgt erzählt: Vor ſechs Wochen brach ein Bär mitten in der Nacht in das Wohnhaus von Clogham's S ein, in dem Mrs Clogbam allein ſchlief. ie Frau glaubte, es ſei ihr Mann, der wie⸗ der einmal betrunken nach Hauſe kame, und hielt es nicht erſt der Mühe werth, zu ſeinem Empfang Licht zu machen, ſondern empfing ihn im Dunkeln. Seitdem iſt durch Nachbarn feſbe worden. daß der Bär noch in der⸗ elben Nacht elf Meilen gelaufen und, unter ſeinen Kameraden angekommen, wegen ſeines gräßlichen Ausſehens von dieſen während der nächſten Tage auf's Aengſtlichſte gemieden wurde, ——— —————