2 SS ——————————— N 23 rn eee ee o 2* ——— —4. Abonnementspreis: B WMonat 50 Pſg.— Auswürts durch die Poſt 65 Pfg Man abonnirt in Mannheim bri der Expebition E 61 25 allen Zweig⸗Expeditionen und Trägerinnen.— Auswäris bei allen Poſt⸗Anſtalten des deutſchen Reiches und den Briefträgern. Se Badiſche Volkszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Herausgeber br. jur. Dermann Daas in Mannheim. Mannheimer ſowie be Volksblat W 62. umfaßt mit der Gratisbei⸗ ſage des General⸗Anzeiger 16 Seiten. Täglich zwei Gratis⸗Blätter bis zum 1. April erhan jeder neu eintretende Abonnent, welcher auf die„Badiſche Volkszeitung“ für das I. Quartal 1886 abonnirt. Die„Badiſche Volkszeitung“, welche in ganz kurzer Zeit alle Mannheimer Blätter weit überflügelt hat, erſcheint täglich 8 bis 16 Seiten groß und koſtet monatlich nur 50 Pfg., mit Bringerlohn 60 Pfg. und durch die Poſt bezogen monatlich 65 Pfg. Die„Badiſche Volkszeitung“ hat neuer⸗ bings ihren redaktionellen Theil auch für Schifffahrt, Handel und Verkehr erweitert, was ſeitens des Handelsſtandes großen Anklang gefunden hat und iſt für ſpäter loch eine beſſere Cultivirung des Handels⸗ theils in Ausſicht genommen. Der„General⸗Anzeiger“ der Stadt Mannheim und Umgebung wird den Abonnenten der„Badiſ chen Volkszeitung“( ohne Preisaufſchlag gratis beigegeben; beide Blätter zuſam⸗ men koſten alſo ohne Zuſtellgebühr monatlich nur 50 Pfg. Wer ſich für Politik nicht intereſſtrt und nur die neueſten Lokal⸗Nachrichten aus Mannheim und allen umliegenden Ortſchaften leſen will, der abonnire allein auf den General⸗Anzeiger lunpolitiſches und unparteiiſches Anzeigeblatt), beſſen ſchnelle und zuverläſſige Mittheil⸗ ungen aller ſtädtiſchen und ſonſtigen Angelegenheiten von keinem anderen hie⸗ ſigen Blatte erreicht werden. Abonne⸗ mentspreis monatlich nur 30 Pfg. nebſt 5 Pfg. Bringerlohn. Zu zahlreichem Abonnement ladet er⸗ gebenſt ein Verlag der„Bad. Volkszeitung“ Unſere akademiſche Jugend. „Möge die Hand verdorren, welche es wagen ſollte, das Leben unſerer akademiſchen Jugend zu beſchmutzen!“ Kleine Mittheilungen. — Schickſals-Fügungen. Ein Berliner Rechtsanwalt, welcher ſich aus ärmlichen Verhältniſſen herausgearbeitet hat und ſich Lt einer bedeutenden Praxis erfreut, ver⸗ langte vor kurzer Zeit durch eine Annonce in einem hieſigen Blatte einen Schreiber. Die auf das Inſerat bezüglichen Offerten waren unter einer 6 el abzugeben. Unter den ſehr zahlreichen Meldungen befand ſich auch die eines ehemaligen Studenten der Me⸗ dizin. Der Rechtsanwalt erinnerte ſich beim Leſen des betreffenden Namens ſofort an eine Familie gleichen Namens, bei welcher er während ſeiner Stuvienzeit Hauslehrer war. ie Familie war ſehr wohlhabend und be⸗ dachte den jungen gewiſſenbaften und ſtreb⸗ ſamen Banslehrer, der dem Sohn des Hauſes einen gediegenen Unterricht ertheilte, mit reich⸗ licher Unterſtützung, ja nur mit Hilfe dieſer Unterſtützungen war der jetzige Rechtsanwalt in der Lage, ſein Studium zu beenden. Als er nun das Ofericchreiben las, mag ihm wohl eine Ahnung aufgeſtiegen ſein, daß der frühere Student zu jener Familie in Beziehungen ſtehe; er Srſechte daher den Bewerber, ihn ſo⸗ fort zu beſuchen. Den Rechtsanwalt hatte die Vermuthung nicht getäuſcht, denn als ſich ihm der junge Mann vorſtellte, erkannte er in ihm ſogleich den Sohn jener Familie, deren Wohl⸗ thaten er einſt empfangen— ſeinen ehemali⸗ gen Schüler. Natürlich war er ſehr betrübt, ſeinen Zögling, der früher in Wohlſtand ge⸗ lebt, in ſo dürftigen Verhältniſſen wiederzu⸗ ſehen. Er erfuhr, daß die Familie ſeines früheren Zbalings durch den plötzlichen Tod des Oberhauptes in große Noth geratben war; der Sohn hatte ſeine Studium auio“ üſſen. das er damals aus Neiaaa 9 Unſere heutige Nummer So ſchrieb einſt der Derühmle Börne, aber er ſchrieb es vor langer Zeit. Er hatte eine andere akademiſche Jugend vor Augen, als die von heute. Es war jene Jugend, die auf den Schlachtfeldern von Leipzig und Waterloo ihr Blut vergoſſen hatte, um den Sturz des korſiſchen Unter⸗ drückers herbeiführen zu helfen. Vom Strudel jener großartigen Erhebung Deutſchlands mit fortgeriſſen, haben ſich jene Jünglinge ihre eigenen politiſchen Ideale geſchaffen. Sie hofften, aus dem großen Kampfe werde ein großes, einiges und freies Deutſchland hervorgehen und als ſie ſich in dieſer Hoffnung getäuſcht ſahen, erhoben ſie dahin zielende Forderung. Aber das damals wie ein Alp auf Europa laſtende Metternich'ſche Syſtem ſchlug die jungen Freiheitsträume nieder und ihnen folgten die ſogenannten Demagogen⸗ verfolgungen, von denen wir die Alten oft ſo bewegt erzählen hoͤren. Heute würde Börne das akademiſche Leben wohl mit anderen Gefühlen betrach⸗ ten. Es iſt zwar nicht leicht, mit wenigen Worten zu ſagen, was das akademiſche Leben von heute bedeutet, im Verhältniß zum früheren. Der Hauptzug, welcher dem heutigen Studententhum anhaftet, iſt die Thatſache, daß ein gewiſſes Streberthum, das ſpäter nach beſtandener Staatsprüfung auf wohldotirte Staatsſtellen losſteuert, ſich in Geſtalt von flaumbärtigen Jünglingen ſchon in der Studentenwelt bemerkbar macht. Wir ſehen da eine Reihe von ſehr jugendlichen „Staatsmännern“ erſtehen, die es für ihre welthiſtoriſche Miſſion zu erachten ſcheinen, den politiſchen Parteien und namentlich auch den parlamentariſchen Körperſchaften ihren mit großer Würde vorgetragenen Tadel zu widmen oder ihnen aus dem tiefen Born ihrer Weisheit geſchöpfte Rathſchläge zu ertheilen. Namentlich bei Gelegenheit der letzten Polendebatten hatte man Gelegen⸗ heit von den erleuchteten Muſenſöhnen über die Miſſethaten der„undeutſchen“ Reichs⸗ tagsmajorität belehrt zu werden. Außer den konſervativen und offiziöſen Blättern nimmt dieſe Dinge freilich Niemand ernſt. Die regktionären Kundgebungen der akade⸗ miſchen Jugend werden von jenen Blät⸗ tern in demagogiſchen Leitartikeln gefeiert und zu bedeutſamen Ereigniſſen aufgebauſcht, Jetzt war er gerade beſchäftigungslos und der Zufall hatie ihn zu ſeinem früheren Lehrer geführt. Selbſtverſtändlich nahm ſich der Rechtsanwalt ſofort des Bedürftigen an und ſeine Schritte, dem einſtigen Zögling die Möglichkeit zur Fortſetzung ſeines Studiums zu verſchaffen, ſind von Erfolg begleitet ge⸗ weſen. Auf dieſe Weiſe bezeugt der ehe⸗ malige Hauslehrer dem Sohne den Dank für alle Wohlthaten, die er einſt von deſſen amilie erhalten. 195 Darum keine Feindſchaft nicht! Beim Stiftungsfeſt des Lehr⸗Infanterie⸗ Bataillons in Potsdam geht es immer ſehr gemüthlich zu; namentlich der Kronprinz ſcherzt mit den Soldaten auf das Zwang⸗ loſeſte. Zwei Potsdamer Kaufleute ſtanden dabei dicht hinter dem Kronprinzen und der eine bemerkte zu dem andern:„Der Kron⸗ prinz iſt doch ein gemüthlicher Kerl.“ Da drehte ſich der Kronprinz plötzlich um und ſagte verbeſſernd:„Mann, aber nicht Kerl. In demſelben Augenblick präſentirte er aber auch ſchon dem verblüfften Potsdamer als Symbol der Verſöhnung ſeine Cigarrentaſche. — Bezüglich der 40,000 Mark An⸗ waltsgebühren, die, wie gemeldet, jüngſt ein Berliner Rechtsanwalt in einer Prozeß⸗ ſache liquidirt hat, erfahren wir folgendes Nähere: Der Rechtsanwalt Dr. Katz hatte von einer engliſchen Geſellſchaft den Auftrag erhalten, gegen eine der bedeutendſten deut⸗ ſchen Bankgeſellſchaften eine Klage zu erheben, bei der es ſich um nicht weniger als achtund⸗ zwanzig Millionen Mark handelte Die Klage wurde jedoch, ehe es zu einem Termine ge⸗ kommen, zurückgezogen und dennoch belaufen ſich die für den Anwalt entfallenden Ge⸗ bühren, wie oben angegeben, auf 40000 M B1 engliſche Geſellſchaft weigert ſich indeß. erfolgen aber aus ſtudentiſchen Kreiſen einmal Kundgebungen im Sinne der Oppo⸗ ſition— was allerdings ſelten der Fall— ſo erklären dieſelben Blätter das für unaus⸗ gegohrene Ideen unreifer Leute“. Eine große Anzahl von ſtudentiſchen Korporationen haben ſich die Gewohnheit zugelegt, politiſche Kommerſe abzuhalten und bei vielen Gelegenheiten politiſch zu demonſtriren. Nicht als ob wir ſo eng⸗ herzig wären, ihnen das Recht dazu be⸗ ſtreiten zu wollen! Wir reden in ſolchen Dingen nicht leicht einer Beſchränkung das Wort. Merkwürdig iſt nur, daß alle dieſe Demonſtrationen, mit ganz ver⸗ ſchwindend geringen Ausnahmen, ſich in derſelben Richtung bewegen! Unbedingte Verherrlichung der jeweils herrſchenden Regierungspolitik und unbedingte Ver⸗ dammung Aller, die in dies Hoſiannah nicht einſtimmen wollen— das iſt regel⸗ mäßig der Inhalt dieſer Kundgebungen. Mit Umwandlung ſind auch manche guten Eigenſchaften die früher im ſtuden⸗ tiſchen Leben bemerkbar waren, verſchwunden. Die Studentenſchaft war früher im all⸗ gemeinen ein harmloſes Völkchen, das viel „Ulk“ trieb und manchen originellen Scherz machte. Der zuſchauende„Philiſter“ ſöhnte ſich deshalb mit den immer neben⸗ herr gehenden unmäßigen Trinkgelagen und den Paukereien einigermaßen aus, während dieſe Dinge vor einer geſunden Anſchauung nicht beſtehen können. Aber aus dem Studententhum von früher mit ſeiner mehr harmloſen Fröhlichkeit iſt eine ſteife Geſellſchaft geworden, in der der Bier⸗Komment wie eine Militärſtraf⸗ prozeßordnung gehandhabt wird. Daß unter der akademiſchen Jugend Re⸗ formbeſtrebungen vorhanden ſind, iſt uns wohl bekannt; indeſſen beziehen ſich dieſe Beſtrebungen faſt nur auf das Duell und den Bier⸗Komment. In politiſcher Bezie⸗ hung ſind ſie bedeutungslos. Aber es gibt Elemente unter den Muſen⸗ ſöhnen, die nicht nur in politiſcher Weisheit, ſondern auch in Bezug auf Moralität dem deutſchen Volke voranzuleuchten beſtrebt ſind. So haben ſich 200 Greifswalder Studirende zu einer Petition an den Kultus⸗ miniſter vereinigt, um Maßregeln zu ver⸗ langen gegen die Verderbniß, welche die die Summe zu zahlen und will nur 20,000 Mark bewilligen, ſo daß Hexr Dr. Katz ſich genöthigt ſieht, wegen ſeiner Gebühren gegen die Engländer klagbar zu werden. Wäre der Prozeß mit Beweisaufnahme zur Durchfüh⸗ rung gelangt, ſo hätten ſich die Gebühren des Anwalts auf mindeſtens das Dreifache, alſo auf etwa 120,000 Mark geſteigert. In der That ein fetter Prozeß. für das Ge⸗ richt und die Advokaten. — Darmſtadt, 10. März. Dem Mainz. Tagbl.“ wird von hier geſchrieben: Ein ſelt⸗ ſames Berhängniß traf drei Theilnehmer am hieſigen Faſtnachtszug. Einer derſelben kam mit ſeinem Werg⸗Anzuge am Montag Abend in einer Wirthſchaft dem Lichte zu nahe und ſtarb des andern Morgens an den Folgen der erhaltenen Brandwunden, ein Anderer ſtarb geſtern und ein Dritter, der im Zuge einen der Laubfröſche bei der Gruppe„Ohlys Ruhe“ darſtellte, erſchoß ſich geſtern Abend, — Döhlen, 9. 18 Eine kurze, aber traurige Geſchichte erzählt ein hieſiges Lokgl⸗ blatt: Vor einigen Tagen ſchickte hierſelbſt eine Frau ihren gjährigen Knaben mit dem Mittageſſen zu ihrem auf Arbeit befindlichen Manne. Unterwegs betheiligte ſich der Knabe an einer Schneebataille, und als er endlich ſeinen Topf wieder aufnehmen wollte, war derſelbe geſtohlen. Heulend kommt der Knabe nach Hauſe zur Mutter, dieſe aber droht ihm, ihn nicht eher in die Wohnung zu laſſen, bis der Topf zur Stelle ſei. Darauf geht der Kuabe fort und— kommt nicht wieder. Am Abend wird er geſucht, aber nirgends gefun⸗ den. Endlich, am Sonntag Morgen findet man ihn, ſtill und ſtarr— erfroren unter der Burgker Brücke, — Kaufmänniſche Vorſicht. Ein reicher Banquier ſetzte ſeinem Teſtamente folgendes Inlertiansprets: Die einſpaltige Petitzeile ober deren Raum 20 Pfg. Keklamen 30 Pfg Aufsigen werden von allen Aunoneen⸗Expeditionen, von unſeren Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Verlag entgegengenommen; Bei größeren Uufträgen Rabatt. BPotationsdruck der Ir. H. Daas'ſchon Huchdruckervsi, 86,2 neben der katholiſchen Spitalkirche in Mannheim. Telephonanſchluß Nr. 218. t und Handels⸗Zeitung. Organ für Jedermann. Sonntag, 14. März 1886. Proſtitution dem ſtudentiſchen Leben bereitet⸗ Es wird ausdrücklich hinzugefügt, daß die Petition von Studirenden aller Fakul⸗ täten unterſchrieben ſei. Wir glauben das gern. Im Uebrigen nimmt ſich ſolches großväterliches Auftreten ſtudirender Jünglinge recht intereſſant auß, Wir rathen ihnen, die moderne Sozial⸗ und Moral⸗Statiſtik zur Hand zu nehmen. Dort werden ſie äußerſt reichhaltiges Mate⸗ rial für weitere Petitionen finden: über die Verminderung der Eheſchließungen, Ver⸗ mehrung der unehelichen Geburten und Ver⸗ mehrung der Eheſcheidungen. Wir beſtreilen nicht den verderblichen Einfluß der Pioſtitution und wollen ſehr vergnügt ſein, wenn man ihn beſeitigen wird. Nur erwarten wir das von anderen Inſtanzen, als von der Initiative jener Greifswalder Studenten. Da ſehen wir in dieſem ganzen heutigen Studentenleben nichts von den igeuen Ideen, die unſer Jahrhundert in Bewegung geſetzt haben. Das Alte wird faſt ge⸗ waltſam aufrecht erhalten und jeder friſche Luftzug ſorgfältig abgeſperrt. Man übt ſich in der Liebedienerei ſchon bei Zeiten und die künftigen großen und kleinen Buregu⸗ kraten wachſen in Schaaren heran. Uns kann's im Grunde gleichgiltig ſein, denn die Zukunft Deutſchlands hängt wahrlich nicht von der ſtudirenden Jugend ab. Aber es giebt Leute, die von der ſtudirenden Jugend große Dinge erwar⸗ ten. Und zu dieſen wollten wir ſprechen. Soziales und Arbeiterbewegung. — Gewerbeſtatiſtik. Im Anſchluß an die bisherigen Veröffentlichungen des kaiſerl. Statiſtiſchen Amts über die Ergebniſſe der Berufszählung vom 5. Juni 1882 iſt jetzk als 7. Ban neuer Folge der Statiſtik des Deutſchen Reichs die Gewerbeſtatiſtik der der deutſchen Staaten und ihrer größeren Verwaltungsbezirke erſchienen. Die mit der Berufszählung verbundene gewerbeſtatiſtiſche Aufnahme erſtreckte ſich bekanntlich auf die Betriebsſtätten der Induſtrie, einſchließlich des eigentlichen Handwerks, ferner der Handels⸗, Verſicherungs⸗ und Verkehrsge⸗ werbe(mit Ausnahme der Eiſenbahnen) und war auch auf die Betriebe vom kleinſten Umfang, ſelbſt auf diejenigen, in denen nur eine Perſon nebenſächlich thätig war. Für alle dieſe Betriebsſtätten wurde ermittelt; die Zahl der in denſelben thätigen Perſonen, deren Arbeitsſtellung, ob und welche Art von Codicill bei: ch⸗ Mein Erbe hat die Verpflich, tung, 20,000 Mark in mein Grab zu legen. Der Erbe erwies zwar dem letzten Willen des Verblichenen die Ehre, doch er begnügte ſich damit, einen Check von 20,000 M. in das Grab zu legen. Der Sicherheit wegen ſtellte er obendrein den Check auf den Namen des G aus. in aus Kuonan gebürtiger Herr§. Syz, früher Beſitzer der Papierfabrik zu Gratwein in Stermark, hat ſeiner Heimath⸗ gemeinde 20,000 Fr. zugeſtellt, mit der Be⸗ ſtimmung, daß das Kapital gegen genügende Sicherheit und mäßige Verzinſung an ärmere Gemeindebürger dargeliehen werde und die Zinſen dem Armen⸗ ünd Schulhaus zufließen. — Das neueſte Münchener Epigramm lautet „A Liedl, das von Herza kimmt, Bo gibt's der gar nix Feiners Dhs is grad wie wennt eſſa thätſt A Sauerkraut mit Schweiners!“ „„Zierlich gedacht“ im Goethe'ſchen Sinn iſt das gerade nicht, aber die Kraft läßt wenig zu wünſchen. — Der Engliſche Lordkanzler hat dem Pfarrer Harry Drew, der jüngſt eine Tochter des Premier⸗Miniſters Gladſtone geheirathet, die durch die Ernennung des Canonieus Elwyn zum Direktor des Charterhouſe er⸗ ledigt gewordene Pfarre von Eaſt Farleigh in Kent verliehen. Es iſt damit ein Jahres⸗ einkoumen von 941 Lſtrl. und freie Wohnung verknüpft, das heißt die Kleinigkeit von rund 20,000 Mark! Tout comme chez nous, — Boshaft.„Ich ſage Ihnen, gnädiges Fräulein, in unſerer Familie iſt der Eſprit a Ni „Wirklich? Bringen Sie ihn noch nächſtens einwal mit.“ —— 2. Seite. Badiſche Volks⸗Zeitung. I4. Prurz. Motoren im Betrieb Perwendung fanden ob und inwieweit Hausinduſtrie dabei vorkam, endlich in welchem Beſitzverhältniß fie ſtanden. Alle dieſe Momente ſind in den Nachwei⸗ ſungen berückſichtigt, die ſowohl für die Ge⸗ werbe im Ganzen, als auch mit Unterſchei⸗ dung von 20 Gewerbegruppen und von 248 Gewerbearten geboten werden. Was die Hauptreſultate der Aufnahme anbetrifft, ſo ſind im Ganzen 3,609,801 Gewerbebetriebe im Deutſchen Reiche gezählt worden; davon waren 3,005,457 Haupt⸗ und 604.344 Neben⸗ hetriebe, d. h. ſolche, in welchen keine Perſon, weder als Leiter, noch als Gehilfe, mit ihrer Hauptbeſchäftigung thätig war, die vielmehr nur eine oder mehrere Perſonen lediglich nebenſächlich beſchäftigten. In den Haupt⸗ betrieben waren im Jahresdurchſchnitt 7,430,789 Perſonen thätig. An der Bevölke⸗ rung gemeſſen, gibt das auf 1000 Einwohner 798 Gewerbebetriebe und 162,3 gewerb⸗ thätige, d. i. in Induſtrie, Handel und Ver⸗ kehr beſchäftigte Perſonen. Der durchſchnitt⸗ liche Umfang eines Hauptbetriebes, nach der beſchäftigten Kopfzahl bemeſſen, ſtellt lich auf 2,44 Perſonen.“— Nach dem Ver⸗ hältniß der gewerbthätigen Perſonen zur Be⸗ Völkerung ragen unter den einzelnen Staaten und Provinzen mit einer mehr als 200 be⸗ tragenden Ziffer hervor: Stadtkreis Berlin 97) Aheinland(205), Königreich Sachſen 263), Sachſen⸗Meiningen(213), Sachſen⸗ ltenburg(201), Reuß⸗Greiz(277), Reuß⸗ Gera(238), Lübeck(256), Bremen(309), Ham⸗ hurg(319). Erklärt ſich für die drei Hanſe⸗ ſtädte die ausgedehnte Gewerbthätigkeit ſchon aus dem Vorwiegen des ſtädtiſchen Elements unter ihrer Bepölkerung, ſo haben ſie doch als Seeſtädte hinſichtlich des Gewerbes des Waſſerverkehrs noch eine beſondere Bedeutung; Hamburg insbeſondere zeichnet ſich überdies durch die ſtarke Entwickelung ſeines Handels aus, in welchem allein 100,4 Perſonen, auf 1000 der Geſammtbevölkerung berechnet, thätig ſind. Berlin verdankt ſeine hohe Ziffer der Entwickelung einer größeren Anzahl von Ge⸗ werbszweigen, für welche die Großſtadt den geeigneten Boden abgibt. Den beſonderen gewerblichen Charakter der übrigen hier nam⸗ haft gemachten Gebietstheile anlangend, ſo ind im Rheinlande die Gewerbegruppen des Bergbaues und Hüttenweſens, ſowie der Texlilinduſtrie vergleichsweiſe ſtark vertreten, im Königreich Sachſen die Textil⸗ und die Papierinduſtrie, ſowie die polygraphiſchen Gewerbe, in den beiden ſächſiſchen Herzog⸗ thümern die Induſtrie der Steine und Erden und die der Holz⸗ und Schnitzſtoffe, in den beiden Reuß die Textilinduſtrie, insbeſondere in Reuß j. L. auch die Maſchinen⸗ und die Lederinduſtrie.— Bei Unterſcheidung der Provinzen bezw. Staaten nach Bezirken treten als induſtriell ſtark entwickelt zu den eben genannten Diſtrikten noch hinzu der Regie⸗ Tungsbezirk Arnsberg mit 226,9 und der Bezirk Ober⸗Elſaß mit 229,0 gewerbthätigen Perſonen auf je 1000 Einwohner, und zwar Arnsberg wegen der hier ſehr verbreiteten Gewerbe des Bergbaues und Hüttenweſens wie auch der Metallverarbeitung, Ober⸗Elſa in Folge ſeiner bedeutenden Textilinduſtrie, die nicht weniger als 115,3 unter je 1000 ſeiner Bewohner beſchäftigt. Politiſche Ueberſicht. Deutſches Reich. Karlsruhe, 12. März. Das Befinden des Erbgroßherzogs am geſtrigen Tage war befriebigend; auch folgte eine gute Nacht. Heute zeigt das Fieber den gleichen mäßi⸗ gen Grad und Charakter der beiden vor⸗ hergehenden Tage. In den übrigen Krank⸗ heitserſcheinungen iſt keine weſentliche Ver⸗ änderung eingetreten. Berlin, 12. März. Der Sitzung der Branntweinmonopolkommiſſion, in welcher Theater, Kunſt u. Wiſſenſchaft. Gr. bad. Hof⸗ und National⸗Theater in Mannheim. Freitag, 12. März 1886. „Der fliegende Holländer.“ Romantiſche Oper in drei Akten von —— Wagner. .B. Trotz allen, für uns heute Lebenden, wohl erkennbaren Familienüherlieferungen, Wie ſie dieſer erſte Schritt auf der Bahn der Opernreformation noch mit ſich ſchleppt, wird doch gerade uns Heutigen der immenſe Um⸗ wung, den die dichteriſche und muſikaliſche timmung in dieſem Werke genommen, ſo Zecht klar die ſchon früher hervorgetretene Bebeutſamkeit des künſtleriſchen Willens die⸗ 2 einzigen Genius vor Augen führen. ie das geſammte Kunſtſchaffen Wagners Durchdrungen iſt von dem Erlöſungsgedanken, 8 muß gerade die Heilsſehnſucht, die dieſen uchbeladenen beſeelt, uns Modernen immer wieder als Wunſch der Errettung von der nackten, widerlichen Lebensrealität und der Gewinnung eines höheren, idealeren Daſeins erſcheinen. Und weil wir das ſo vergeblich mit inbrünſtiger Hoffnung ſuchen, weil wir uns immer wieder dem troſtloſen Kampfe um jene reinlichſte Zelle preisgegeben ſehen, darum muß uns dſe in dieſem Wagner'ſchen Erſtlingswerke comprimirte Philoſophie ſtets von neuem im Tiefſten ergreifen.— J vermöchte nun gerade nicht zu ſagen, daß ich geſtern die geſammte Zuhörerſchaft unter dem Banne dieſes Eindrucks gefunden hätte, dazu war es erſtens zu kalt im Hörerraum— es war geradezu unverantwortlich kalt— und zweitens war das Intereſſe der Opernbeſucher nahezu von dem als Senta gaſtixenden Frl. Förſter geſangen genommen. Ich habe Rur das Günſtigſte über die Fähigkeiten die⸗ ſer Sängerin zu berichten und geſtehe offen ſchon jetzt, daß ich die Gewinnung dieſer iugendlichen Kraft für unſer Opernemſemble recht lebhaft wünſche. Deun, wenn ich auch die darſtelleriſche Unbeholfenbeit, die allzu fühlbare Abhängigkeit von dem Taktſtock, wie die§§ 1 und 2 mit 19 gegen 6 Stimmen abgelehnt wurden, wohnte der Reichskanzler nicht bei, wohl aber Scholz und Burchard mit Kommiſſarien. Die Freiſinnigen und das Gentrum betheiligten ſich an der Dis⸗ kuſſion faſt gar nicht. Buhl erklärte die Bereitwilligkeit der Nationalliberalen zu einer anderen Form der Branntweinſteuer, wurde aber von Scholz auffallend ſcharf und höhniſch zurückgewieſen, der ihm zu verſtehen gab, daß es der Regierung nur um das Monopol zu thun ſei. Etwas bereitwilliger zeigten ſich die Regierungs⸗ vertreter, ein Projekt Kardorff's zur erör⸗ tern, das auf eine Konſumſteuer hinaus⸗ lief. Inzwiſchen beantragte Frege Nieder⸗ ſetzung einer Subkommiſſion zur Prüfung der finanziellen Seite des Monopols. Darüber wurde debattirt und der Antrag mit 17 gegen 8 Stimmen abgelehnt. Stuttgart, 12. März. Die Thronrede, mit welcher Prinz Wllhelm heute den Landtag eröffnete, bezeichnet die Ergeb⸗ niſſe des jüngſt geſchloſſenen Landtags als befriedigend. Das Gleichgewicht im Etat ſei hergeſtellt, eine Reihe nutzbringender Geſetze ſei geſchaffen. Der Ertrag einer geſegneten Ernte ſei allerdings durch das Sinken der Preiſe empfindlich geſchmälert. Die Lage des Handels und des Gewer⸗ bes ſei, obſchon ſich Wünſche nach einem beſſeren Geſchäftsgang geltend machten, nicht unbefriedigend. Die Thronrede kün⸗ digt(außer den ſchon namhaft gemachten Entwürfen) noch an: die Vorlage des Hauptfinanzetats, ein Gemeindeſteuergeſetz, ein Geſetz betr. Regelung der Verhältniſſe der evangeliſchen und katholiſchen Kirchen⸗ gemeinde, Geſetze über Zwangsenteignung und Waſſerrecht. Am Schluſſe dankt die Thronrede in wärmſter Weiſe für die Be⸗ weiſe treuer Anhänglichkeit, welche dem König und dem Prinzen Wilhelm anläß⸗ lich der Verlobung des letzteren aus allen Landestheilen zugegangen ſeien. Straßburg, 12. März. Die Seſſion des Landesausſchuſſes wurde nach Erledi⸗ gung ſämmtlicher Geſchäfte und nach Ver⸗ leſung des den Schluß anordnenden Erlaſ⸗ ſes geſchloſſen. Ausland. Paris, 12. März. Nach einer Mel⸗ dung aus Buenos Ayres ſind die Zollge⸗ bäude in Las Catalinas abgebrannt und eine Menge Waaren zerſtört. Der Feu⸗ erſchaden wird auf drei Millionen Piaſter geſchätzt. Neueſte Nachrichten. Berlin, 12. März. Der hier verſam⸗ melte deutſche Handelstag hat unter dem Vorſitz Delbrück's heute eine Reſolu⸗ tion angenommen, die ſich gegen die agrariſchen Beſtrebungen, insbeſondere gegen eine Aenderung des jetzigen Wäh⸗ rungsſyſtems, gegen die Erhöhung be⸗ ſtehender oder Einführung neuer landwirth⸗ ſchaftlicher Zölle auf nothwendige Lebens⸗ mittel oder Rohſtoffe für die Induſtrie, ſowie gegen eine Einſchränkung der Pri⸗ vatthätigkeit im Feuer⸗ und Hagelver⸗ ſie noch jetzt zu beobachten war, als im höch⸗ ſten Grade der Veränderung bedürftig anſehe, ſo werde ich doch in keinem Augenblick ver⸗ geſſen, daß die offenkundige Bildungsfähigkeit dieſer Kunſtnovize ein viel intereſſanterer Vorgang iſt, als die ſich vor unſeren Augen und Ohren abſpinnende Decadence einer rou⸗ tinirten Provinzialgröße. Zu der außerordent⸗ lich gewinnenden Bühnenerſcheinung, die Frl. örſter beſitzt— ein mit Ausnahme der Naſe, klaſſiſch nennendes Geſicht— tritt als nothwendigſtes Utenſil ein beſonders in der höheren Lage ungemein ausgiebiges Stimmorgan, deſſen Mittellage allerdings der Klangſchönheit entbehrt, ja faſt etwas dünn und heiſer klingt, aher deſſen Höhe, nach meinem Urtheil unbedingt das dramatiſche Timbre beſitzt. Herr Kraze ließ im erſten Akt relativ utes leider ließ ihn in den beiden olgenden Akten, das hier allerdings ſehr nothwendige Stimmmaterial faſt gänzlich im Stich, wie ſich auch ſeine Leiſtung während des zweiten Aufzugs darſtelleriſch mehr und mehr verflachte. Das war kein Holländer, der ſieben Jahre lang den Meeresſtürmen preisgegeben iſt, dazu fehlte die ſtürmiſche Energie, wie auch die Gewalt der Darſtel⸗ lung, wie ſie einſt den Holländer unſeres unvergeßlichen Fritz Plank in ſo hohem Maße auszeichnete, daß Herr Kraze übrigens die beſten Abſichten in Bezug auf ſtimmliche Leiſtung und Auffaſſung gezeigt hat, will ich gerne anerkennen. Muſikaliſche Aufführung des Muſik⸗ Vereins. I. .B. Es waren eng gezogene, beſcheidene Grenzen, innerhalb deren ſich die neueſten Darbietungen unſeres erſten und einzigen ge⸗ miſchten Chorpereins bewegten. Mögen auch Erwägungen finanzieller Natur den Vereins⸗ vorſtand bis zur äußerſten Enthaltſamkeit ge⸗ drängt haben, ſo dürfte doch in keinem Augen⸗ blick vergeſſen werden, daß in ſolchen Con⸗ zertaufführungen abſolut nicht die Miſſion ſicherungsweſen ausſpricht. In einer be⸗ ſonderen Abſtimmung wurde konſtatirt, daß 71 Handelskamm'rn entſchieden für Auferhaltung der Gewährung und nur 4 (Münſter, Dresden, Bochum und Chem⸗ niß( dagegen ſind. Eine ſehr entſchiedene Reſolution, die ſich kurz gegen das Brannt⸗ weinmonopol in jeder Form ausſpricht, blieb mit 9 gegen 64 Stimmen in der Minorität und es fand eine Reſolution des Ausſchuſſes Annahme, deren erſter Theil das Branntweinmonopol für ſchädlich erklärt und in deren zweitem Theile der Branntwein als ein geeignetes Objekt höherer Beſteuerung bezeichnet, die Frage nach dem Beſteuerungsmodus aber von der vorherigen Berufung einer Enquete abhängig gemacht wird. Bielefeld, 12. März. Der Stöckerpro⸗ zeß gegen die„Mindener Zeitung“ kommt am 7. April vor der hieſigen Strafkam⸗ mer zur Verhandlung. Stöcker wird als Nebenkläger auftreten. Leipzig, 12. März. Die Stelle des Oberreichsanwalts iſt dem Senatspräſiden⸗ ten Teſſendorf vom Berliner Kammerge⸗ richt übertragen worden. Wien, 12. März. In Belgrad tagt eine außerordentliche Skuptſchina. Die Seſfion wird ſich nur mit dem Budget von 1386, dem Rechenſchaftsbericht, den Kriegskoſten und einer Anleihe und deren Verwendung beſchäftigen, worauf die Auf⸗ löſung und dann Neuwahlen erfolgen. — In Athen herrſcht in Folge der un⸗ entſchloſſenen Regierungs⸗Politik und der durch die Kriegsrüſtungen hervorgerufenen ſchlimmen Finanzlage große Muthloſigkeit vor. Die Regierung ſoll mit epirotiſchen Albaneſen Verbindungen angeknüpft haben. Paris, 12. März. Brouſſe(äußerſte Linke) wird morgen eine Tagesordnung beantragen, wonach die Kammer die Noth⸗ wendigkeit einer Reform der Minengeſetz⸗ gebung anerkennt und der Regierung die Initiative überläßt. Die Regierung wird dieſelbe acceptiren. Der Bautenminiſter wird der Kammer ein neues Projekt der Pariſer Stadtbahn vorlegen, wonach zwei Fünftel des Netzes unterirdiſch, zwei in der Luft und eins auf dem Erdboden aus⸗ geführt werden ſollen. Paris, 12. März. Nach Meldungen aus Decazeville iſt das Gerücht von der Ausdehnung der Arbeiterſtriles auf die benachbarten Gruben von Firmy unbe⸗ gründet. In Firmy werde fortgearbeitet und täglich 150 Tonnen gefördert. London, 12. März. Unterhaus. Dawſon beantragt angeſichts des Nothſtandes der Arbeiterklaſſe die Ausführung von öffent⸗ lichen Bauten, insbeſondere Anlage von Nothhäfen. Chamberlain bekämpft dieſen Antrag und bezeichnet die Behauptungen über den Nothſtand der gewöhnlichen Ar⸗ beiter als übertrieben. Unter den beſſeren Arbeiterklaſſen herrſche allerdings ein gro⸗ ßer Nothſtand, welcher, wenn er fort⸗ dauere, Staatshilfe erheiſche. —— des Vereins zum Ausdruck kommt, daß nur in der ſtrengſtens feſtgehaltenen Vorbereitung und Vorführung bedeutender älterer und neuerer Ehorwerke die nothwendige Lebens⸗ luft beſteht, die dem ſcheintodtgleichen Ge⸗ bahren eben dieſes Vereins zur Gewinnung neuer Lebenskraft verhelfen kann. Denn ge⸗ radezu betrübend muß die nun klar gewordene Impotenz des Muſikvereins erſcheinen, gegen deſſen ſtrahlende Hecrlichkeit. Wel⸗ cher hohen und wahrhaftigen Genüſſe wurde man zu jener Zeit theilhaftig; es iſt kaum eine Novität von Belang erſchienen, die nicht zu hören geweſen wäre und auch die Quali⸗ tät der damaligen Aufführungen konnte ſich dreiſt neben den beſten Chorleiſtungen frem⸗ der Städte ſehen und hören laſſen. Jetzt ſtockt die Maſchine ſchon bei dem zweiten dieswinterlichen Conzerte, denn nur als Noth⸗ behelf faſſe ich das geſtrige auf, nur als ſol⸗ chen anerkennend finde ich den nothwendigen Standpunkt zur gerechtſamen Beurtheilung. Worin die Noth beſteht, die dieſen Verzweif⸗ lungsſchritt rechtfertigt, ob es nur eine Kriſis iſt, die der Verein durchzuringen hat, ob es ein an ſeinem Herzen freſſender Geier, ein unabwendbares Unheil iſt, ich vermag es nicht anzugeben. Ich vermag für heute nur dieſen Eindruck des Unbehaglichen als mit dieſen muſik vereinlichen Ereigniſſen im causal nexus ſtehend zu conſtatiren, werde aber nicht ver⸗ fehlen, dieſen Zuſtand der Ereignißloſigkeit mit Rückſicht auf deſſen allgemeine, das muſi⸗ kaliſche Leben unſerer Stadt intenſiv be⸗ rührende Folgen, in ſattſamer Weiſe zu be⸗ leuchten. Nur das eine ſoll hier noch geſagt ſein, nie und nimmermehr wird man dem muſikaliſchen Leiter des Vereins einen Vor⸗ wurf an dieſer thatſächlichen Unfruchtbarkeit zu Theil werden laſſen; die künſtleriſche Vor⸗ nehmheit und hohe Leiſtungsfähigkeit dieſes Mannes müßte gerade aus dieſem todten Fetſen Waſſer zu ſchlagen verſtehen, gerade dieſer Mann mit aller muſikaliſchen Macht⸗ vollkommenheit ausgerüſtet, müßte dieſer Vereinsmumie den ſcharjen Lebensodem in's J Geſicht blaſen können! Vom Tage. Repertoire des Großh. Hof⸗ und National⸗ Theaters in Manaheim vom 13.—22. März. Sonntag, den 14.() „Die Hugenotten.“ Valentine: Frl Förſter d. G.— Montag, den 15.):„Arria und Meſſalina.“ Meſſalina: Frau Keller a. G. Mittwoch, den 17.():„Die Geier⸗Wally. Walburga: Frau Keller a. G.— Donnerſtag, den 18.():„Der Troubadour.“— Freitag, den 19.(): Neu einſt.:„Die Geſchwiſter. „Im Vorzimmer pr. Ex.“„Die wilde Toni, — Sonntag, den 21.(): Neu einſtudirt: „Guido und Ginevra“.— Montag, den 22. ): Feſtvorſtellung. Kaiſermarſch v. Wagner. eu einſtudirt:„Colberg“. „ Arbeiter⸗Wahlverein Mannbeim. Am Montag, den 15. März, Abends halb 9 Uhr findet wieder eine Verſammlung dieſes Bereins und zwar im Lokal„Zum engliſchen Garten“, Schnokenbuckel, tatt. Auf der Tages, ordnung ſteht: 1) Das Gewerbeſchiedsg richt der Stadt Mannheim und diverſe Vereins⸗ angelegenheiten. Der Fels'ſche Neuban an den Planken iſt bereits ſo weit vorgeſchritten, daß geſtern die rieſigen Spiegelſcheiben bereits eingeſetzt werden konnten. Der Transport und die Einſetzung der von den Herren Lehmann und Schmitt gelieferten außergewöhnlich großen Scheiben erregte Aufſehen und war der Bau während der Arbeit, die ohne jeden Unfall von ſtatten ging, ſtets von Neugierigen um⸗ ſtellt. 5 g Wilddiebe. Zwei berüchtigte Wilddiebe aus der bairiſchen Rheinpfalz verſuchten in der Frühe des heutigen Tages ein gewildertes Reh an zwe hieſige Wildbrethändler zu ver⸗ kaufen; da ihnen dies nicht gelang, verſuchten ſie ihr Heil auf dem heutigen Wochenmarkt. Alsbald bekam die Lolizei Wind von der Sache, worauf die Wilderer unter Zurück⸗ laſſung ihres Rehes die Flucht ergriffen; ſie wurden jedoch ergriffen und zur Haft gebracht. g. Der hieſige Kellnerverein feierte geſtern Abend in ſeinem Lokal einen äußerſt elungenen Kappenabend; es herrſchte die heiterſte und animirteſte Stimmung bis zur frühen Morgenſtunde, um ſich ſodann in die Arme Morpheus zu werfen. g. Stiſtungsfeſt. Der hieſige Athleten⸗ Elub Germania, unter bewährter Leitung ihres Präſidenten Herrn Holländer, feiert am 28. März in den Lokalitäten des„Badner Hofes“ ſein 5. Stiftungsfeſt. Mit dieſer Feier iſt ein Preis⸗Wettringen und Preisſtemmen verbunden und haben eingeladene Vereine ihr zahlreiches Erſcheinen bereits zugeſagt. Die umfaſſendſten Borbereitungen Beie bereits etroffen und verſpricht dieſe Feier eine äußerſt glänzende zu werden. B. Feudenheim, 13. März. Abermals verſammelte 105 am letzten Mittwoch Nach⸗ mittag der bieſige Bauernverein im Gaſthaus „Zum Adler“ hier, wozu ſich auch Abgeord⸗ nete aus einigen umliegenden Orten einge⸗ funden und viele Nichtmitglieder von hier erſchienen waren. Der Zweck der Verſamm⸗ lung war eine Berathung und Beſchlußfaſſung in Bezug ouf die Malztrebererwerbung von den größere Brauereien in Mannheim. Es wurde feſtgeſetzt, die Brauereien zu verſtändigen, daß ein annehmbarer Preis feſtgeſetzt werden müſſe, andernfalls die Malsfütterung einge⸗ ſtellt und anderſeitig erſetzt werden müſſe, da der Bauernſtand in ſeinen jetzigen Verhält⸗ niſſen nicht mehr in der Lage ſei, beſtehen u können. Die betr. Herren Bierbrauer wer⸗ en wohl unterdeſſen ſchriftliche Offerten er⸗ halten, und iſt man neugierig, welchen Ent⸗ ſchluß ſie faſſen. Farbige und ſchwarfzſei⸗ dene Grenadines Mk..55 per bis M. 14.80 Bf.(in 10 verſchied. Qual.) Meter verſ. in einzelnen Roben und Etücken zoll⸗ frei in's Haus das Seidenfahrik⸗ depot G. konneborh 8 u. K. Hoflief.) Zürion. Muſter umgehend. Brief oſten 20 Pf. Porto. Dat dem nicht ſo iſt, mag als Beweis dienen, wie tief das Ulbel ſitzt und wie dringend nothwendig das Auf⸗ raffen den Hütern der musica sacra erſchei⸗ nen ſollte.„Careant consules“ u. ſ. w. Ich mußte ſchon bei Gelegenheit des Schumann⸗ ſchen Fauſt min Erſtaunen über die geuinge Anzahl der mitwirkenden Sänger und Sänge⸗ rinnen ausdrücken. Geſtern hatte ich Gelegen⸗ heit, dieſelbe Erſcheinung womöglich noch verſtärkt, in dieſ m Falle verringert zu beobachten. Wo ſind die unzähligen muſik⸗ treibenden Elemente? Iſt denn alles und jedes Gefühl für wahrhaft klaſſiſches Muſik⸗ treiben, für ein rächtiges Zuſamme wirken zu einem hohen, idealen Ziele in dem end oſen Sumpf der Vereinsunterhaltungen unt rge⸗ gangen? Daß a capella ſchwierig zu ſingen iſt, brauche ich wohl Niemand als Neaigkeit mitzutheilen, daß unſer reduzirter Muſiko rein ſich auf dem Podium ohne unterſtützende Geigen, Fagotte und Poſaunen, recht einſam vorkam, dürfte auch einleuchtend erſcheinen. Die Gelegenheit ſich zu„erniedrigen“ wurde denn auch weidlich wahrgenommen, der Chor ſank regelmäßig in einer, einen halben Ton betragenden Degradation demuthsovoll auf die Knie und flehte die weiſen Lenker ſeiner Wohlfahrt um ſtimmunggebenden Hunter⸗ grund an. Im übrigen wurden die Chorſachen, die aus Madrigale's von Hasler, Haupfmoun'⸗ ſchen und Brahms'ſchen Liedern beſtanden, recht hübſch geſungen, bis auf einige zu rauhe Einſätze und eine im ganzen nicht immer korrekte Ausſprache der Diphtonge und ein⸗ zelner Conſonanten. Herr Kller aus Lud⸗ wigshafen war der Vocaſſoliſt, dem recht wohlthuende Stimmmittel nachgerühmt wer⸗ den können, das Ehepaar Paur konnte ſeine menſchliche und künſtleriſche Harmonte nicht ſchöner bethätigen, als durch den Doppel⸗ Clavier⸗Vortrag der-dur Sonate von Mozart und eines nachgelaſſenen Ronvos von Chopin, von denen das letztere Stück eine beſondere Wirkung äußerte.