Srtfermonspveun; Die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pig. Reklamen 80 Pe Autrigen werden von allen Aunoncen⸗Expeditionen, von uuſeten Agenturen und Trägerinnen, ſowie im Berſag entgegengenommenz Bei größeren Aufträgen Rabatt. Potatleusdruck der Or. B. Baas'ſchon Buchdruckevei, E6,2 neben der katholiſchen Spitalkirche in WMunnheim⸗ Abonnementspreis: Sr Wionat 50 Bfg.— Auswäris durch die Poſt 65 fs Pan tirt in Mannheim bei der Expebition k 6, 2, ſowie be allen Ppedikionen und Trägerinnen.— Auswürts bei allen 5 ten des deutſchen Reiches und den Brieſträgern. olkszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ Die Badiſche V und Feiertage. Herausgeber Dr. jur. Hormaun Baas in Maunheim, Lannhe ime r Volk —— W 64. ———. ————— Organ für Je —— dermann. Aus der badiſchen Schulwelt. A Rück⸗ und Vorblick. III. Sehr gegen meine Abſicht und Nei⸗ gung muß ich heute nochmals auf die leidige Petitionsangelegenheit der badiſchen Behrerſchaft zurückkommen. Meine Vor⸗ ausſicht, daß die Petition nun für immer begraben ſei, har ſich nicht beſtätigt. Faſt möchte man mit dem Dichter ausrufen: „Das iſt der Fluch der böſen That, daß ſie fortzeugend Böſes muß gebären.“ Die bekannte Petition hat nämlich wider alles Erwarten Nachkommenſchaft erhalten. Dieſelbe ſcheint übrigens nur ein Fötus bleiben zu ſollen. Diesmal kam der Segen von„Ob en“, nämlich vom Ober⸗ lande. Den Vorſitzenden einer freien Lehrerkonferenz am Kaiſerſtuhl ließen die Lorbeeren der Kollegen vom Hinterlande nicht ruhen; er und ein Theil der Kon⸗ ferenzmitglieder fühlten ebenfalls das Be⸗ dürfniß ſich zu verewigen und ſiehe da! es erſchien von denſelben ein neuer Pe⸗ kitionsentwurf, der diesmal nur drei Forberungen enthält, nämlich: 1. Er⸗ höhung der Ruhegehalte der Lehrer, 2. Feſtſtellung des Witt⸗ wengehaltes auf 450 M. und 3. Beſolbung der Lehrer nach dem Dienſtalter oder nach einem kom⸗ binirten Syſtem. Wenn nicht alle Zeichen trügen, ſo bleibt dieſer Entwurf, was er iſt, nämlich ein unausgeborener Fötus, der nie das Licht der Welt er⸗ blicken wird. Und das wäre ihm nach dem traurigen Looſe, das ſeine Vorgänger traf, von Herzen zu wünſchen. Warum ich ihm das wünſche, obſchon ich dieſe Forderungen der Lehrer als durchaus berechtigt anerkenne, habe ich in meinen früheren Ausführungen bereits angedeutet. Der Hauptgrund, warum man im Inte⸗ reſſe des Staates nicht wünſchen kann, daß die jetzige Kammer nochmals mit einer neuen Petition der Lehrer behelligt werde, liegt nach dem Tone, der bei der denkwürdigen Verhandlung der Zweiten Kammer am 22. Jan., gegen die Lehrer⸗ ſchaft herrſchte, ſehr nahe. Jeder Ein⸗ ſichtsvolle wird zugeben müſſen, daß eine, Kleine Mittheilungen. — Aberglauben der Seelente, Ein ſehr aufregender Anblick bot ſich Mittwoch Nachmiitag zwiſchen 4 und 5 Uhr den Paſ⸗ ſanten des Hafens von Hamburg dar⸗ Man bemerkte, wie ein an einem Tau hängender Mann vön einer Raae des Schiffes aus ins Waſſer hinabgelaſſen und wiederholt ins Waſſer getaucht wurde, Sodaun do, man ihn auf Deck und ſchlug mit Knütteln auf den armen Menſchen los, obgleich er an⸗ ſcheinend ſchon keinen Laut mehr von ſich geben konnte. Sodann wurde er wieder hoch gewunden und an der Rage befeſtigt. Entrüſtet über dieſe entſetzliche Behandlungs⸗ weiſe eines Menſchen, machten mehrere Per ſogen Anzeige davon bei der Hafenpolizei, erhielten hier jedoch eine gan unerwartete, beruhigende Aufklärung. Die Beſatzung des Schiffes, eine ranzofſche Bark, beſteht aus frrenggläubigen Katholiken. Auf ſolchen Schif⸗ ſen iſt es Sitte, während dieſelben in einem Hafen liegen, eine Puppe in Lebensgröße, den Gudas darſtellend, an der Raae zu be⸗ feſtigen, denſelben zur eit der Vesper, zwi⸗ ſchen 4 und 5 Uhr kachmittags, in das Waſſer hinabzulaſſen, ein Paar Mal unter⸗ zutauchen und dann nach Herzensluſt durch⸗ zuprügeln. Während der übrigen Tageszeit und während der Nacht darf der Judas friedlich am Maſt hängen. — Madrid iſt in einer gewiſſen Aufregung, aber es ſind nicht Pronunciamentos, nicht, Mili⸗ kärerhebungen, die Spaniens Hauptſtadt be⸗ unruhigen, ſondern— Toiletten⸗Angelegen⸗ heiten. Wer hätte nach dem Tode Alfenſo's ſo friedliche Emotionen für möglich gehalten. Aus Madrid. 8. ds., berichtet man: Wo die uhe Politit ſchweigt, erhalten kleine Fragen dem Lehrerſtande günſtige Erledigung ihrer —————— hohe Wichtigkeit. Zwei Kleiderfragen beſchäf⸗ 2— Nnliegen von Seiten der 2ten Kammer jetzt nicht zu erwarten iſt und würde die Petition heute noch einmal zur Verhand⸗ lung kommen und ein Theil der Forde⸗ rungen des Lehrerſtandes erfüllt werden, ſo würde ſich dadurch der Lehrerſtand auf Jahrzehnte hinaus die Möglichkeit begeben, für ſich noch etwas zu erreichen. Hat man in der betreffenden Kammerverhand⸗ lung nicht hauptſächlich betont, was man durch das vor ungefähr 20 Jahren er⸗ laſſene Schulgeſetz für die Lehrer gethar habe und daß der Dank der Lehrer darin beſtehe, daß die Herren ſagen, das iſt ein Bettel, das iſt gar nichts, wir wollen noch mehr„haben?“ Wenn heute— ich will eine der dringendſten Forderungen herausnehmen— auch der Witlwengehalt von 300 auf etwa 400 oder 450 M.(weiter gehen ſelbſt die Wünſche der Petenten in Bezug darauf nicht) erhöht würde, was wäre damit erreicht? Glaubt ein Menſch, daß eine Frau mit Kindern davon wird leben können? Die Kinder erhalten, und zwar Knaben bis zum 18., Mädchen bis zum 16. Le⸗ bensjahre noch einen Erziehungsbeitrag von ſechszig Mark jährlich. Was wird das Loos der Hinterbliebenen eines Lehrers auch dann noch ſein, wenn der Wilt⸗ wengehalt die erbetene Erhöhung erhalten würde? Sie würden etwas lang⸗ ſamer verhungern; aber immerhin verhungern, wenn ihnen Fortuna nicht in anderer Weiſe unter die Arme greift. Gewöhnlich aber leben Lehrerfamilien mit dieſer Göttin auf etwas geſpanntem Fuße, Warum? Die Beantwortung dieſer Frage würde mich vom Thema zu weit abführen und darum will ich ſie auf eine andere Zeit und beſſere Gelegenheit auf⸗ ſparen. Eine gründliche Abhilfe iſt unter den obwaltenden Verhältniſſen alſo nicht zu erwarten; denn es fehlt hauptſächlich am nervus rerum, obgleich der Herr Ab⸗ geordnete, der den Mangel dieſes einzigen Mittels zur durchgreifenden Aenderung der beſtehenden Nothlage der Lehrerelikten ſo markant hervorkehrte, bei Gelegenheit der Verhandlung über das Pfarrer⸗ dotationsgeſetz, den Herren, die ſich gegen das ihnen zugedachte S tigen gegenwärtig unſere Politiker. Der Herzog von Montpenſier wünſchte die nationale Arbeit zu begünſtigen und beſtellte den Brautſchleier für Donna Eulalia bei einer hieſigen Firma. Der ſpaniſche Händler weiß nichts eiligeres zu thun, als ſpornſtreichs nach Brüſſel zu eilen, daſelbſt ein prachtvolles Gewebe für 20,000 Frks. zu kaufen und dasſelbe, kaum am Ujer des Manzanares angekommen, dem Her⸗ zog mit einer Rechnung von nicht weniger als 115,000 Frks. zu überreichen. Selbſtver⸗ ſtändlich weigerk ſich dieſer, die unverſchämte Forderung zu erfüllen. Eine andere Kleidungs, angelegenheit hat, dem Berichte der„Kölu. B“ zufolge, einen mehr politiſchen Anſtrich; es überraſcht nämlich, daß der Juſtizminiſter Montero Rios ſich noch immer keinen Miniſterrock angeſchafft hat; der ſeltſame Grund, weshalb er noch niemals bei Hoſe erſchienen ſei, ſelbſt nicht bei der Hochzeits⸗ feier der Inf utin Eulalia. Demokratiſche Gewiſſens können den Mann nicht ſo gegen das Holdgeſtickte Kleidungsſtückeinnehmen, da ſich ſonſt demokratiſche Miniſter gegen ſolche Auszeichnung nicht zu ſträuben pflegen, und er ſelbſt ſeiner Zeit als Miniſter Don Amadeos die Uniform getragen hat. Die Gegner des Cabinets fragen ſich, ob der ſpar⸗ ſame Montero Rios die Schneiderrechnung ſcheut, weil er vorausſehe, daß er den Rock nur ſehr kurze Zeit zu tragen hätte. — Auf dem Urbock am Tempelhofer Berg in Berlin erſchienen am vergangenen Mitt⸗ woch plötzlich 20 Männer, ſämimtlich tiefſchwar⸗ ekleidet, mit altmodiſchen, ſchwarz umflorten Cylinderhüten, jeder mit einem Geſangbuch unter dem Arm und gefalteten Händen eynſt und gravitätiſch, im Gänſemarſch durch den aroßen Bockſaal ſchreitend, um ſpäter unmit⸗ taatsgeſchenkte was renitent verhielten, ſagte: Die 400,000 Mark(die Summe die der Staat zur Aufbeſſerung zu niedrig dotirter Pfarr⸗ ſtellen jährlich aufzuwenden hat) könne der Staat ſehr wohl leiſten, und das Geld, was der Staat oder die Kirche brauche, fließe immer aus derſelben Taſche der Steuer⸗ zahler. Ich mißgönne den Beſchenkten dieſe„Staatshilfe“ keineswegs; aber ſelt⸗ ſam klingt doch ganz ſicher dieſe zuverſicht⸗ liche Sprache gegenüber der Jeremiade, die derſelbe Herr darüber anſtimmte, daß durch die Erfüllung der Wünſche des Lehrerſtandes, ſich dem Staate die Aus⸗ ſicht eröffne, ſo und ſoviel jährlich leiſten zu müſſen. Und doch würde auch der für die Lehrerſchaft nöthig werdende Be⸗ trag auch nur aus der Taſche der Steuer⸗ zahler fließen. Wo bleibt die Konſequenz? Uebrigens iſt zur Aufklärung des Publi⸗ kums nöthig zu ſagen, daß die zur Ver⸗ ſorgung der Lehrerrelikten nöthigen Sum⸗ men zum allergrößten Theile von den Lehrern ſelbſt aufgebracht werden müſſen und daß ſie in ſehr fühlbarer Weiſe zur Erhaltung des Allgemeinen Schul⸗ lehrer⸗Wittwen⸗ und Waiſenfonds herangezogen werden. Müſſen doch neu angeſtellte Lehrer(ijetzt ſogar unſtändige Lehrer nach Abſolvirung ihres Dienſt⸗ examens) 15 Proz. ihres Jahreseinkommens als Eintrittstaxe und jährlich 3 Proz. dieſes Einkommens als jährlichen Beitrag leiſten, ſo daß ein Lehrer mit einem Jah⸗ reseinkommens von 1200 Mark im erſten Jahre ſeiner Anſtellung nicht weniger als 216 Mark an Eintrittstaxe und Beitrag, ſomit mehr als ſein zweimonatlicher Ge⸗ halt beträgt, an dieſe Kaſſe zu zahlen hat. Darum ſollten die Lehrer mit ihren Forderungen, ſoweit ſie ſich auf eine materielle Beſſerſtellung beziehen, ſo lange zuwarten, bis die Gelegenheit eine günſti⸗ gere wird, ſo daß ſie nicht durch Er⸗ reichung einer Abſchlagszahlung auf viele Jahre hinaus gezwan⸗ gen werden, auf die volle Ge⸗ währung ihrer Wünſche zu ver⸗ zichten. Aber auch hinſichtlich der andern Punkte, beren Aenderung in den betr. Petitionen gewünſcht wird, ſcheinen mir die Verhält⸗ telbar vor dem Orcheſter an einer langen Tafel Platz zu nehmen. Der älteſte von ihnen beſtellte bei dem bereits mit Bockbier anſtür⸗ menden Kellner zum größten Erſtaunen der Anweſenden 20 Flaſchen Selterwaſſer und eben ſo viele trockene Semmeln, die von ihnen ſodann mit einem Appetit verzehrt wurden, als wäre es Bockbier mit„Hefter'ſchen.“ Die Unbekannten waren, wie man ſpäter erfuhr, ſämmtlich Mitglieder eines humoriſtiſchen Vereins, die den Erlaß des Polizeipräſidiums möglichſt wortgetreu befolgten. Nachdem alle ſtill und in ſich gekehrt mehrere Seiten in den mitgebrachten Büchern geleſen hatten, verließen ſie in demſelben Gänſemarſch, mit dem ſie gekommen waren, den Bock. — Aufgefundenes Gemälde. An der Via Appia antica, längs deren, die alten Römer ihre Todten zu begraben pftegten, hat man kürzlich ein 9 Fuß langes und 6 Fuß breites ſehr gut erhaltenes zu einem Colom⸗ barium gehöriges Moſaikgemälde, den Raub der Proſerpina“ darſtellend, aufgeſunden, in deſſen vier Ecken ſich allegoriſche, die vier Jahreszeiten verſinnbildlichende Figuren be⸗ ſinden. Das ganze Moſaitbild iſt von einer Blumenguirlande umgeben. — In dem Dorſe Hinderberg bei Granſee wurde vorgeſtern eine fröhliche Hoch⸗ zeit gefeiert. Man war heiter und guter Dinge bis zum grauenden Morgen und an⸗ ſcheinend eine der Vergnügteſten unter den Hochzeitsgäſten war ein mit dem Bräutigam zuſammen aufgewachſenes junges Mädchen aus demſelben Dorfe, das vielleicht bisher im Stillen die Hoffnung genährt hatte, die Auserwählte des jungen Mannes zu ſein. Gegen Morgen wurde ſie vermißt und nach längerem Suchen fand man ſie in einem Nachbargebäude erhänat, und Handels⸗Zeitung. Telephonguſchluß Nr. 2¹6, —— zittwoch, 17. März 1886. niſſe ähulich zu liegen. Zur Aenderung einiger Beſtimmungen des Schulgeſetzes un freiheitlichen Sinne ſcheint mir die letzige Zeit weniger denn je angethan zu ſein. Eine andere Regelung der Schulauſſicht, Beſoldung nach dem Dienſtalter u. ſ. w. iſt jetzt nicht zu erreichen. Wenn heute die Hand an die Umgeſtaltung des Schul⸗ geſetzes vom Jahre 1868 gelegt würde, ſo würde es kaum in beſſerer Geſtalt her⸗ vorgehen. Es ſtände im Gegentheil zu befürchten, daß bei Umänderung jenes Geſetzes die retrograden Elemente der geſetzgebenden Faktoren die Gelegenheit nicht paſſiren lleßen, Beſtimmungen in ihrem Sinne hineinzuflicken! und dem Ganzen eine Geſtalt zu geben, in der der Geiſt der Finſterniß weit eher zum Aus⸗ druck käme, als der der Aufklärung und des Fortſchritts und daß ſomit dem In⸗ tereſſe des Lehrerſtandes wenig genützt würde. Abwarten wäre alſo das Richtige geweſenz abwarten bis beſſere Zeiten kommen, die den Wünſchen der Lehrer gerecht zu werden mehr geeignet ſind, wie die heutigen. Das badiſche Schulgeſetz iſt in der That, ſo ſehr man auch manches darin anders wünſchen mag, ein vom Geiſte der Aufklärung durch⸗ wehtes. Die Trennung der Schule von der Kirche, die Errichtung der znerſt fakultativen, ſpäter obligatoriſchen ge⸗ miſchten Schule, die mit dem Schulgeſetze zuſammenhängenden landesherrlichen und miniſteriellen Verordnungen wie z. B. über die eigentliche didaktiſche Aufgabe der Schule— der Normallehrplan, ſind Er⸗ rungenſchaften, die von jedem freiſinnigen Lehrer nicht mehr gerne geopfert werden möchten, obgleich dieſes Schulgeſetz auch wieder unverkennbar das Gepräge jenes zaghaft vorwärts taſtenden Geiſtes trägt, der aus Furcht zu weit zu gehen, auf halbem Wege ſtehen bleibt, der mit dem als ſchlecht und unbrauchbar Erkannten nicht energiſch aufzuräumen wagt und da⸗ durch dem von ihm Geſchaffenen den Charakter der Halbheit aufdrückt. Ich brauche nur an die Beſtimmungen über die Zuſammenſetzung der Lokalſchulbehörde, an die Bedingungen, an welche die Er⸗ richtung der gemiſchten Schule(d. h. der zuſammengelegten Confeſſionsſchulen, die Nus dem Großherzogtdum Heſſen, 12. März. Von den heſſiſchen Rechtsanwälten haben der Alteſte und der—den Sa nach — jüngſte ihre Rechtsanwaltſchaft au gegeben; Carl Vollhard in Darmſtadt, der Neſtor der Rechtsanwälte und der Exparlamentarier in Heſſen, mit Rückſicht auf ſein hohes Lebens⸗ alter. Seinen langjährigen Sitz in der II. Kammer, wo er der nationalliberalen artei angehörte, hat er ſchon ſeit Fahren verlaſſen Der jüngſte iſt Rechtsanwalt Dr. Sommer⸗ igd in Alsfeld, welcher das Buregu mit der Wachtſtube vertauſchen ſollte, um fenem en, jährigen Militärdienſt zu genügen, diatt deſſen es aber vorzog, ſich ſtillſchweigend in das Land zurückzuziehen, deſſen Berfaſſung Flücht⸗ lingen jeglicher Art ein glei freundliches Aſyl gewährt. — Falſche Zätue, Bei der Ausgrabung einer etruskiſchen Grabſtätte in der Nähe von Bolſena, die ſicher dem 6. Jahrhundert an⸗ gehört, wurde ein Skelett aufgefunden wel⸗ ches in ſeinem Oberkiefer drei mit Golddecht umwundene Zahne hatte, wohl das älteſte falſche Gebiß, das bekannt geworden iſt. Von anderen bei der Ausgrabung zum Vorſchein gekommenen Gegenſtäuden verdienen die aus Schmelz und Glas gefertigten beſondere Auf⸗ merkſamkeit, weil ſie auf einen Handel ſchlie⸗ ßen laſſen, der zwiſchen Etruskern einerſeits und Pböniciern oder Egyptern andererſeits betrieben wurde. — Impromptu. In wurde der Dichter Bürmann die Silben:„BDie, do, dumm!“ einen Vers zu improviſiren. Sofort ſprach er; Frau Dido lebte ſroh;— Doch brachte ſie ſich um, — Sobald Aeneas flob:— „Dido dumm!“ einer Geſellſchafk erſucht, auf Das war vow, —** —.— Badiſche Bolks⸗Zeitung. 17. Maͤrz. talſchule wenig zu erinnern, Behauptung zu Baden zu Recht beſtehende 6 ben ein Kind ſeiner Zeit demgemäß unverkeunbar die Züge dieſe it an ſich. Es erſchien in einer äußerſt fruchtbaren geſetzgeberiſchen Periode, der wir viele wirklich freiſinnige Einrich⸗ kungen verdanken die dem Lande Baden von Seiten der ſcheelſüchtigen Reaktion el einer Verſuchsſtation des Libera⸗ 1s eintrug. Es bildete nur ein Glied, zwar eines der letzten in jener Reihe on geſetzgeberiſchen Akten, die unter dem ſreiſinnigen Miniſterium Lamey⸗Stabel⸗ Roggenbach ihren Anfang nahmen und die mit ihm gerade ihren Abſchluß gefunden zu haben ſcheinen. Jene Männer waren im März 68 allerdings nicht mehr am Ruder. Sie waren zum Theil den Ereigniſſen vom Hahre 66 zum Opfer gefallen. Sie gaben aber jener Zeit die Signatur, darum habe ich ſie genannt. Das Geſetz ſelbſt trägt den Namen Jollg und ſo iſt manches zu perſtehen. Mit dem Weſen des heutigen Schulge⸗ etzes und mit dem, was für die Schule erreicht werden muß, ſoll ein weiterer Arxtikek ſich befaſſen. Heute möchte ich nur eiue Berechtigung zur Veröfſentlichung dieſer Schulartikel darthun, da von Seiten des Vehrerſtandes ſelbſt Bedenkliches darin ge⸗ funden werden will, die Verhältniſſe des Standes ſo vor Aller Augen darzulegen, für die Einſichtsvollen iſt dieſe Berechtigung Kar. Das Volk darf und muß wiſſen, wie es mit der Schule ſtehe. Wenn je eine Einrichtung, ſei ſie die des Staates oder der Gemeinde, mit dem Intereſſe des Volkes eng verbunden iſt, ſo iſt es die Anſtalt, der man die heranwachſende Ju⸗ gend anvertraut. Wenn von der Schule auch keineswegs einzig und allein die Er⸗ klehung unſerer Jugend abhängt, ſo iſt ſie und beſonders die Volksſchule doch der allerwicht tigſte Faktor der Volks⸗ g. und durchaus nicht etwa eine t, in die man eben ſtaatlich gezwun⸗ ird, die Kinder zu ſchicken, damit jekt abgeben, um das Unterrichts⸗ und Erziehungstalent der Lehrer zu üben. Und wenn dem ſo iſt, ſo iſt es für die Eltern von unbeſtrittenem Intereſſe, über Schulangelegenheiten, ſoweit ſie nicht ledig⸗ lich divaktiſch— methodiſcher Natur ſind, hrientirt zu werden. Die Schulblätter, die nur in Fachkreiſen geleſen werden, können das tändniß für die Schule nicht in AndernKreiſen vermitteln oder dasIntereſſe ——— r, Kunſt u. Wiſſenſchaft. bad. Hof⸗ und National⸗Theater in Mannheim. Montag, den 15. März 1886. Arria und Meſſalina. Trauerſpiel in 5 Acten von A. Willbrandt. Or. H. Zwei fruchtbare poetiſche Naturen unſerer Zeit und die Lieblinge unſerer Ge⸗ Fergtion wandeln Paul Heyſe und Adolph Billbrandt neben einander. Ein ähnlicher Bildungsgang und die gleichen Eindrücke, die ſie auf ihre empfängliche Fantaſie wirken ſießen, derſelbe Sinn auch für das Schöne und die Vollendung der claſſiſchen Form Zrägt ihren Dichtungen das Zeichen geiſtiger Berwandtſchaft auf. Und bei beiden zugleich ſich die Neigung, den verführeriſchen erlockungen zu folgen, welche aus dem Be⸗ wußtſein einer ungewöhnlichen Sicherheit in der Beherrſchung der poetiſchen Sprache und der vollendeten Reiſe ſo leicht entſtehen: dieſe ſeltenen Gaben an dem gefährlichen Wage⸗ —— ce eines bedenklichen Problems zu ver⸗ n. Jener ſeltene, nicht leicht zu deſini⸗ keube Reiz, der den waghalügen Seiltänzer Pagt, immer von Neuem den ſchwindelnden Tanz über den Ahgrund zu wagen, in wel⸗ chem der alles verſchlingende Strudel rauſcht, lockt auch den Dichter auf den ſchmalen Steg, welchen nur der ſtraflos überſchreitet, deſſen Juß nicht ſtrauchelt, weil das Auge furchtlos in die Tiefe zu ſchauen gewohnt iſt. Der eine aber wandelt ſo leichten und ſicheren Schrittes hinüber, daß der Zuſchauer kaum zum Bewußtſein von zer Gefahr gelangt, in welche jener ſich begik; des Andern ſchwer⸗ fälliger Gang aber läßt ihn jeden Augenblick dus Schlimmſte befürchten. Darum auch ver⸗ keiten wir der anmuthigen Grazie eines Paul Heyſe manches, an das wir bei einem Will⸗ hrandt nicht denſelben Maßſtab der nachſich⸗ kigen Beurtheilung legen können. Beide ſind ſie die Sänger einer auf Sinnlichkeit ge⸗ gpündeten Lebensanſchauung, allein während Päul Heyſe um ſeine in klaſſiſcher Formvol⸗ Eendung gebildete Geſtalten jenen egyptiſchen Schleier wirft, der zwar durchſich i aber doch wenigſtens ein Gewand iſt, ſtellt Will⸗ Prand ſeine Frau Vernuſin mitten in das Sehfeld der Betrachtung mit jenem modernen Realismus, welcher dann mit der antiken Elaſſieität eines durch ſeine Reize beſtricken⸗ den Benusbildes, nur die Nacktheit und eben⸗ 5 55 oder— wie G as ominöſe ärchen rofeſſor Gr it einer aus dem Schuite eenler Erde des Volkes für dieſelbe anregen, des Volkes, aus dem unſere Abgeordneten, die über das Wohl und Wehe der Schule zu be⸗ rathen haben, hervorgehen. — Politiſche Ueberſicht. — In Frankfurt a. M. begannen am 15. d. M. die Verhandlungen der Straf⸗ kammer in der bekannten Friedhofs⸗ Affaire vom 16. April v. Ihs. Es ſind nicht weniger als 88 Zeugen ge⸗ laden, mit deren Einvernahme die Ge⸗ richtsbehörde auch heute noch beſchäftigt iſt. So viel ſich aus den eidlichen Aus⸗ ſagen derſelben bis jetzt entnehmen läßt, wird der Polizei⸗Commiſſär Meyer, wel⸗ cher auf dem Friedhofe das Commando geführt hat, von dem Vorwurf, eiwas allzuraſch das Commando zum„Einhauen“ gegeben zu haben, ſich nicht leicht entlaſten können, während die angeklagten Schutz⸗ leute im blinden Gehorſam allzu pünkt⸗ lich und raſch daſſelbe vollzogen haben. Auffallender Weiſe zeigt ſich kein Zudrang zu den Verhandlungen, wie es ſonſt üb⸗ lich iſt. Dem preußiſchen Abgeord⸗ netenhauſe ging Seitens des Reichskanz⸗ lers die Kanalvorlage zu. Für den Bau eines Schiffahrtskanals von Dortmund über Münſter nach der unteren Ems verlangt die Regierung einen Credit von 58,400,000 Mark und für eine Verbeſſerung der Verbindung von der unteren Oder nach der Oberſpree bei Berlin ſowie für einen Kanal von Fich⸗ tenwalde nach dem Saddinſee 12,600,000. — Die Heranziehung der Officiere zur Communalbeſteuerung wird von den preußiſchen, ſächſiſchen und thüringiſchen Regierungen nach einem für alle Städte gleichem Maßſtabe herbeigeführt werden; dabei ſoll das Heirathsgut der Officiere, welches bei Lieutenants 1500., bei den Hauptleuten 2400 M. zinsgemäß betragen muß, ſteuerfrei bleiben.— Die deut⸗ ſchen Afrikareiſenden Schnitzler und Junker befinden ſich nach einem Bericht des Konſulates zu Sanſibar in Unjaro, nordöſtlich von Unganda.— Der Reichs⸗ tag nahm den Geſetzentwurf betreffend die Einführung der Berufung an, ebenſo in dritter Leſung den Geſetzentwurf be⸗ treffend die Entſchädigung für unſchuldig erlittene Strafe. In der zweiten Berathung des Arbeiterſchutzgeſetzes beantragt die Commiſſion die Ablehnung des Antrags Auer.(Reichs⸗Arbeits⸗Amt, Arbeitskammer, Schiedsgerichte); die An⸗ nahme zweier auf die Vermehrung der Fabrikinſpektoren und die hervorgezogenen Paul Heyſe iſt auch als Menſch der empfind⸗ ſamere und empfindlichere, der die zarte Ge⸗ ſtalten ſeiner Fantaſie vor einer rauhen Be⸗ rührung zu ſchützen weiß, während Willbrandt als der bei weitem gegen ſich wie die anderen Rückſichtsloſere ſich wenig darüber gegrämt hat, wenn die Kinder ſeiner Muſe auch einmal waidlich zerzauſt wurden. An ſeiner„Arria und Meſſalina,“ dieſem Meiſter⸗ werke wohlberechneter und abgezirkelter Büh⸗ neneffekte hat er das wenigſtens genugſam bewieſen, denn an Vorwürfen ob des in die⸗ ſem Drama dem modernen Realismus ge⸗ ſungenen Hoheliedes hat es ihm bislang nicht gefehlt. Mir aber ſcheint es, als wäre jene fieberhafte, glühende Genußſucht und das Zer⸗ würfniß, der Hader mit der beſtehenden Ord⸗ nung, die ſich auf dem wechſelvollen Hinter⸗ runde der ſinkenden Kaiſerzeit Roms in dieſer Tragödie abſpielen, nicht blos die Eigen⸗ thümlichkeit einer längſt vergangenen Zeit ge⸗ weſen. Faſt könnte man glauben, als ſpiegle ſich auf dieſem antiken Hintergrunde ein Stück des modernen, vielfach entarteten Lebens ab. Eine gewaltige Dichtung, einerlei ob ſie ſich nun in den höheren Spähren idealer Welt⸗ anſchauung, oder in den tieferen Regionen einer realiſtiſchen nüchternen Lebensrichtung abſpinne, verlangt auch von den Darſtellern, daß ſie ſich üher das Niveau der Alltäglich⸗ keit und durchſchnittlichen Mittelmäßigkeit zu erheben vermögen, Ueber dieſes Maß gelangte nun allein Frau Keller hinaus, die ſich als Mefſaling ihren alten Freunden nach lang⸗ jähriger Trennung wieder vorſtellte, ſelbſtver⸗ ſtändlich in herzlichſter Weiſe empfangen und in der Erinnerung an die Bande der Freund⸗ ſchaft, welche die verehrte Künſtlerin mit dem Publikum verbanden, glänzend gefeiert. Ver⸗ mögen wir auch ihrer geſtrigen Leiſtung nicht das Zeugniß einer ganz tadelloſen und form⸗ vollendeten Vollkommenheit auszuſtellen, ſo überragte ſie doch alles, was uns von ihrenNach⸗ folgerinnen ſeit ihrem Scheiden geboten worden iſt, ſo ſehr um Haupteslänge, daß die Mängel und Lücken in unſerem eigenen hbar Perſonale allen denjenigen doppelt fühlbar und ſichtbar werden mußten, welche nicht durch einen blinden Lokalpatriotismus, der ſich ſehr häufig mit einem unverzeihlichen Indiſferentismus paaxt, dazu verleitet wer⸗ den, ſich in fantaſtiſche Hallucinationen üher die Vortrefflichkeit unſeres Schauſpiels hinein⸗ zuträumen. Der mächtigen Anſpannung aller ihrer Kräfte in dem erſten Akte folgte in der letzten Hälfte eine ſichtbare Reaktion und leicht begreifliche Ermattung der Künſtlerin. Die Arria ſollte an dramatiſcher Kraft einer Mefialina iich ebenbürtig zzeigen; da das obligatoriſche Statue einer Aphrodite⸗ Einführung der Gewerbegerichte gerichteter Reſolutionen wird beantragt. Der Reichs⸗ tags⸗Abgeordnete Kaiſer ſpricht für den Antrag Auer, der den Arbeitern eine Ver⸗ tretung geben ſolle, wie ſie die anderen Stände ſchon beſäßen und der ain poſitiver Schritt auf dem ſozialreformatoriſchen Wege ſei. Er bedauert, daß die Sozialreform ſo wenig gefördert werde.— Mittwoch Fortſetzung. Ein neues großes Schiffs⸗Unglück wird gemeldet. Der Cunarddampfer„Ore⸗ gon“ iſt Sonntag Nachmittag in der Nähe von Fire Island in Folge eines Zuſam⸗ menſtoßes mit einem Schiffe Schooner untergegangen. Alle Paſſagiere ſind ge⸗ rettet durch den Norddeutſchen Lloydampfers „Fulda“; welcher 800 Perſonen(Paſſa⸗ giere und Mannſchaften) nach New⸗Hork brachte. Das Gepäck iſt ſämmtlich ver⸗ loren und von 600 Poſtbeuteln ſind nur 69 gerettet. dem„Oregon“ kollidirte, iſt unbekannt; derſelbe iſt geſunken und man befürchtet, daß alle an Bord des Schooners befind⸗ lichen Perſonen umgekommen ſind. — Das preußiſche Herrenhaus hält am 20. d. M. ſeine nächſte Sitzung ab. Der Präſident hat die Mitglieder durch beſonderes Schreiben zu zahlreichem Er⸗ ſcheinen aufgefordert mit Rückſicht auf die Wichtigkeit der zur Berathung kommenden Vorlagen. Die Tagesordnung für die erſte Sitzung iſt noch nicht bekannt, doch wird die kirchenpolitiſche Vorlage nicht vor dem 23. er. zur Berathung kommen. — In Oeſterreich hat der Handels⸗ miniſter Baron Pino etwas plötzlich ſeine Entlaſſung genommen. Man wird ſich erinnern, daß ihm bei Gelegenheit der Berathung über die Prag⸗Duxer Bahn etwas ſtark am Zeuge geflickt worden iſt, weil er kein Cato geweſen ſein ſoll. Er benützte eine günſtige Gelegenheit, um der Wiederholung erneuter Angriffe, die gegen ihn vorbereitet wurden, aus dem Wege zu gehen. Ein Nachfolger iſt noch nicht ernannt. Zu einer Märzfeier hatten ſich in Wien bei dem Obeliske der März⸗ gefallenen 400 Arbeiter verſammelt, welche durch Hochrufe demonſtrirten, auf die Aufforderung des Polizeikommiſſar hin jedoch ruhig ſich zerſtreuten. Eine Sicher⸗ heitswache war aufgeboten worden. — In der franzöſiſchen Kammer wurde die Tagesordnung der 3 Führer der republikaniſchen Grupppen: Barodel, Remoiville und Steeg mit großer Ma⸗ jorität angenommen, eine Tagesordnung in welcher die Kammer ihr Vertrauen zu * Fräulein von Rothenberg wieder einmal eine paſſende Gelegenheit verſäumt, um ſich von ihrer vortheilhafteren Seite zu zeigen und dagegen der Frau Schlüter reichlich Anlaß gegeben, durch die Bethätigung eines rühmlichen Hleißes ſich wacker hervorzuthun. Frau Schlüter iſt ſich deſſen wohl bewußt geweſen, daß die „Arria“ weit hinter jenen Grenzen liegt, welche ihrem ſchauſpieleriſchen Können und ihrer Eigenart geſteckt ſind. Wenn ſich dies geſtern nicht noch mehr fühlbar gemacht hat, als es in Wirklichkeit geſchehen iſt, ſo mag Frau Schlüter eben hierin den Lohn für ihre Bemühungen und ihren Fleiß erblicken. Die ſehr ſchwierige Mimik und Geſtikulation an der Bahre des Marcus gelang ihr ſogar beſſer, als man dies erhoffen durfte. Die ge⸗ waltige Rolle ſetzt aber eine ſtimmliche Kraft und eine Energie des Spieles voraus, die wir bei unſeren einheimiſchen Kräften vergeblich ſuchen würden. Die Einfbrmigkeit, welche durch die mit ganz beſonderer Schärfe poin⸗ tirte und accentuirte Ausſprache des Dyph⸗ tongen as im Worte Paetus zu entſtehen drohte hat Herr Stury höchſt angenehm dadur unterbrochen, daß er möglichſt oft den Vo⸗ kal a da anbrachte, wo derſelbe nicht ſteht, wenn er nämlich nicht zu ſprechen, ſondern nur das Spiel ſeiner Partnerinnen mit der Geberde hätte begleiten ſollen. Am beſten gelang ihm ſein letzter Auftritt mit ſeiner Mutter Arria, während er in ſeinen Begegnungen mit Meſſalina das Maß des an ihm Gewohnten nicht zu überſchreiten verſuchte. Daß Herr Stury einem Hervor⸗ vufe nach ſeiner Sterbeſcene Folge leiſtete, wollen wir ſeiner Jugend und der Duldſam⸗ keit unſerer, der Handhabung ſtrenger Disci⸗ plin abholden Theaterleitung zuſchreiben. Hr. Ditt deklamirte etwas ſtark und begleitete— ganz gegen ſeine ſeitherige Uebung— die Schlußſcene nicht mit dem wünſchenswerthen Spiele. Der Narziß des Silius, der Pätus (mit der hreiten ae⸗Sylbe) der Herren Eich⸗ rodt, Rodius und Neumonn geben ebenſo⸗ wenig wie der Valens des Fräulein De Lank zu einem ernſtlichen Tadel Anlaß, während Herr Tandar als Calpurnianus ſich min⸗ dens ebenſo unbehaglich auf der Bühne fühlte, wie das Publikum vor derſelben. Im Uebrigen fehlte es an dem obligaten ſtörenden Lärm weder im Zuſchauerraum noch hinter den Couliſſen und auf der Bühne trat zu wieder⸗ holten Malen jene beklemmende Todtenſtille ein, welche eher hinter derſelben am Platze wäre. Der Schooner, welcher mit heroinenhafte in der Rolle vorwiegt, ſo hat des Stadttheaters in aewähft worden und hat der Regierung ausſpricht, daß dieſelbe die Minengeſetze verbeſſern und die Rechte des Staates wie die Intereſſen der Arbeit zu ſchützen wiſſen werde. — Die Araber in Egypten machen der Engländer unaufhörlich zu ſchaffen. Neuer⸗ dings iſt es wieder an der nächſten Nähe von Suakin zu einem blutigen Zuſammen⸗ ſtoß gekommen. De Engländer ſuchen ſich dadurch aus der Mauſefalle mit Anſtand zu retten, daß ſie den Egyptern den Vor⸗ ſchlag machen, an ihrer Stelle hineinzu⸗ gehen.— Der Fürſt Alexander von Bulgarien weigert ſich, das bulgariſch⸗ türkiſche Uebereinkommen anzuerkennen, weil ihm dasſelbe nur auf die Dauer von fünf Jahren die Würde und Rechte eines Generalgouverneurs von Oſtrumelien über⸗ trägt. Dadurch wird auch die Unterzeich⸗ nung des Konferenzprotokolles durch die Großmächte verzögert. Doch hofft man auf die verſtändige Nachgiebigkeit des Fürſten, welcher in ſeiner Weigerung durch England diesmal nicht unterſtützt wird.— In Griechenland will der Druck, den die Großmächte auszuüben behaupten, ſeine gewünſchte Wirkung durchaus nicht thun. Die tapferen Hellenen raſſeln immer wieder mit dem Säbel, ſobald ſie ſich nicht beobachtet glauben. Sie möchten eben gar zu gerne auch ein Stückchen der Türkei annektiren, weun es ohne Gefahr geſchehen könnte. Vom Tage. a. Ruheſtörung. Ein obdachloſes Indi⸗ viduum machte in der verfloſſenen Nacht Morgens 2 Uhr an dem Kreuzungspunkte der Lit. G und H 5 und G und K 6 einen ſolchen Spektakel, daß die Bewohner der zunächſt liegenden Häuſer, ein Unglück ahnend, aus dem Schlafe fuhren und zu den Fenſtern eilten. Derſelbe verurſachte deßhalb dieſen Exzeß, um im hieſigen Amtsgefäugniß Unter⸗ ſchlupf zu finden, was jedoch nicht gelang. — Fraukfurt a.., 15. März. Am Samſtag Abend ſpät hörte man am Zollhof aus dem Waſſer Hülferufe. Bei der herr⸗ ſchenden Dunkelheit konnte man, da plötzlich Alles ſtill war, nichts wahrnehmen. Zwei Perſonen, welche auf den Hülferuf hinzueilten, konnten don dem Verunglückten nichts ſehen, machten aber bei der Polizei Anzeige. Dieſe ließ geſtern die im Main bezeichnete Gegend abſuchen; gegen Mittag wurde die Leiche ge⸗ funden und in derſelben der 28jährige, in der kleinen Bockenheimer Gaſſe wohnende Ausläufer Jakob erkannt. Die zwei Perſonen, welche den Hülferuf vernommen, ſahen(wie ſie glauben verſichern zu können) die 40jährige Frau Schieber, geborne Winkelfeld, ein unter dem Spitznamen„Ful⸗ dermurie“ bekanntes Frauenzinmet und ihren Zuhälter Schelber davon eilen. Dieſe beiden ſind verhaftet worden. ———————— —— Theater⸗Nachrichten. — Schweighoſer aus München hat als „Nullerl“ im Belle⸗Alliance⸗Theater in Berlin ſehr gut gefallen. Weniger aber ſprach das Stück ſelbſt an, weil das ſpeziſiſch ſteiriſche Emlegeweſen für uns Deutſche mit unſerer geordneten Armengeſetzgebung nicht recht ver⸗ ſtändlich ſei.— Die Aufführung einer neuen Operette: „Der Günſtling“ von Sternheim und Grau, hat in Hannover einen durchſchſagenden Erfolg erzielt.— Frau Carlotte Groſſi⸗ in Bremen, neu engagirt, hat als Conſtanze in der„Entführung aus dem Seraint ſtürmi⸗ ſchen Beifall gefunden. — Im Victoria⸗Theater zu Berlin iſt Herr Hettore Coppini, der erſte Balleim iſter der Scala bereits eingetroffen, hat ſeine En⸗ theilungen und Vorarbeiten beendet und be⸗ ginnt nun die eigentlichen Balletproben, damit die Premisre von„Amor“ am 24. April ſtattfindet. Um dies Koloſſal⸗Ballet zu ermög⸗ lichen, ſind zu der mächtigen Bühne des „Victoria Theaters“, der tieſſten Deutſchlands, vom Sommer⸗Zuſchauerraum noch fünfzig Fuß Tiefe hinzugenommen und zur Bühne eingerichtet, ſo daß der Schauplatz bei drei eine Tiefe von hundertfünfzig Fuß at. — Das„Deutſche Theater“ in Berlin bringt bekanntlich heute Dienſtag, 16 d., die„Antigone“ vin Sophokles in der Ueber⸗ ſetzung von Donner und mit der Muſik von Medelsſohn Bartholdy, zum erſten Male zur Aufführung. Das Orcheſter iſt zu dieſem Zweck bedeutend verſtärkt und zur Aueführ⸗ ung der Chöre neben dem Chorperſonal des Theaters ein geſchulter Geſangverein gewon⸗ nen worden. — Geſtern, am 15. März, feierte Guſtav von Moſer, der fruchtbare Lußſpieldichter, das Juhiläum ſeiner dreißigjährigen theatra⸗ liſchen Wirkſamkeit. — Das Dresdener Hoftheater will demnächſt mit der franzöſiſchen Op⸗rette einen Verſuch machen. R. Planquette's„Glocken von Corneville“ ſollen mit Frau Schuch und den Herren Bulß, alſo mit erſten Opernkräffen in den Hauptrollen, Ende dieſes oder Anfang nächſten Monats in Scene gehen. — Herr Director Rahn, derzeit Leiter Barmen, iſt einſtimmi 2 9— zum Director des Stadtt eaters in nommen. die Wahl ange⸗