S—— ih — 2 0 1„ S S tet at Abonnementspreis: b Monant 50 ufg.— Auswürts durch die Poſt 65 Pfg Man abonnſpt in Mannheim boi der Expedition E 6, 2 owie be allen Zweig Expeditionen und Trägerinnen.— Auswärts ſp alteh Poſt⸗Auſtalten des deutſchen Reiches und ben Briefträgern. Die Badiſche Volkszeitung erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Herausheber Dr. jur. Hermann Daas in Maunheim. — ——————3 W 67. Ein Rückblick auf den XIV. deutſchen Handelstag mpfiehlt ſich dieſes Mal aus mehrfachen Hründen; zunächſt ſchon von dem hiſtori⸗ chen Geſichtäpunkte, denn vor 25 Jahren, im 13. Tage des Wonnemonats, iſt der zeutſche Handelstag, wie Herr Miniſter Bötticher in ber Begrüßungsrede bemerkte, zin dem ſchönen Süddeutſchland“ zum rſten Male zuſammengetreten, aus dem ief empfundenen Bedürfniß heraus, daß an⸗ zgeſichts der damaligen Zerſplitterung Deutſch⸗ ands wenigſteus die Intereſſen von Handel, Induſtrie und Verkehr zuſammengefaßt verden müßten.“ Dieſes Organ zum Austauſch der Meinungen, zur Herſtellung ſer Einheit auf dieſem Gebiete war eben ſer Handelstag. Aber, fügte der eben er⸗ vähnte Staatsmann bei: Bei dieſer Aufgabe ließ es ſich der junge Ver⸗ zand keineswegs genügen. Ueber das Verkehrs⸗ und Handelsgebiet hinaus for⸗ berte er auch die politiſche Einheit des beutſchen Vaterlandes, war dem Streben aach der Einheit des Vaterlandes eine Pflanz⸗ und Pflegeſtätte. Und eben des⸗ halb, weil der deutſche Handelstag von hieſem Geiſte patriotiſchen Strebens, pa⸗ triotiſcher Selbſtwerläugnung ſich hat alle Zeit leiten laſſen, glaubt der mehr er⸗ wähnte Miniſter ſeine Glückwünſche als beſonders herzlich und beſonders warm empfunden bezeichnen zu müſſen. Derſelbe kühmte auch noch— eine Anerkennung, auf bie der Handelstag ſtolz zu ſein alle Urſache hat— daß in ihm alle Zeit der weite Blick über die lokalen Verhält⸗ niſſe hinaus eine reichliche und ausgiebige Vertretung gefunden habe. Mit einer äußerſt zarten Anſpielung, daß auch bei der bevorſtehenden Tagesordnung die zur Berathung ſtehenden Fragen nicht nur nach dem Standpunkt der Berufsgenoſſen, ſondern auch mit dem Blicke auf die weiter entfernt liegenden Geſichtspunkte beurtheilt werden muͤchten, ſchloß Herr v. Bötticher ſeine Anrede, welche dieſes Mal, obwohl ſie im Gegenſatz zu früheren Jahren ſich ängſtlich über einzelne Berathungs⸗ zegenſtände ausſchweigen zu wollen ſchien, doch eben mit der letzhen Bemerkung deut⸗ lich genug redete. Wir kommen damit 2— Kleine Mittlheilungen. — Eine„Witz⸗Concurrenz iſt das neueſte auf dem Gebiete der Preis⸗Ausſchrei⸗ ungen. Die Münchener„Neueſten Nachrich⸗ erbffnen ſie. Bedingung iſt, daß die Einſendungen original, noch nirgends gedruckt, oder im Volksmund gaug und gäbe ſind⸗ Alles Indecente iſt ſelbſtnerſtändlich ausge⸗ ſchloſſen. Sie erbitten die Beiträge, bei wel⸗ chen allein der Grad der Wirkung auf die Lachmuskeln, keineswegs aber der Umfang maßgebend ſein ſoll, unter der Adreſſe der Redaction der„N. Nachr.“ mit dem Ver⸗ merk;„Witz⸗Concurrenz“ und einem Motto verſehen, welches letztere ebenfalls das beige⸗ legte verſchloſſene Couvert mit der Adreſſe des Einſenders trägt. Als Preiſe für die beſten Beiträge ſetzen ſie nachiſtehende Sum⸗ men aus: 1 Preis 150 Mk. 3 7 Mk. 2 Preiſe zu je 100 5 20 17 SS 5 9„% e 30 7* 150 „ 1 200 1 15 2— 10—— 4 Sd 36„im Geſammtbetrage von 1000 Mk. Die prälniirten„Witze“ gelangen ſämmtlich zum Abdruck in den„Neueſten Michrichten“; non den nicht mit Preiſen bedachzen Einſen⸗ dungen behalten ſie ſich vor, die ihnen paſſend erſcheinenden gegen die bei ihne Honorarſätze eu ver'ffentlichen, Sämmt 15 äbrigen Beiträge werden den Autoren zurü geſandt⸗ 5 Der letzte Einlieferungstermin iſt der ſ April, die Eliſcheidang der Conentaand ech Zahl Münchener am 1. Mai fallen; ſie wird getroffkn dur ein Preisgericht, zu welchem Verlaß und 5 daction der„Neueſten Nachrichten eſne An Mannheimer Volksblatt und Organ für Jedermann. aber ſelbſt zum materiellen Theil der Be⸗ rathungen und können das um ſo leichter, als das hiſtoriſche Moment noch in reich⸗ lichem Maße zur Darſtellung kommen wird, wenn wie geplant am 13. Mai 1886 in„Alt⸗Heidelberg der Feinen“ ein ſolenner Feſtact die Erinnerungen an die glückliche volkswirthſchaftliche und nationale Gründung wach rufen wird. Aus der diesmaligen Tagesordnung ragen zwei Fragen weit über das Ge⸗ wöhnliche hinaus: Einmal die Stel⸗ lungnahme gegenüber der agra⸗ riſchen Bewegung der aller⸗ neueſten Zeit, am ſchärfſten formu⸗ lirt durch die pommer'ſche⸗ökonomiſche Geſellſchaft., datirt von Regenwalde am 22. November v.., unterzeichnet vom Hauptdirektorium: von Below⸗Saleske. Dieſes reichhaltige Bouquet von Forder⸗ ungen auf allen Gebieten des wirthſchaft⸗ lichen Lebens bildete nun für den Han⸗ delstag nicht etwa den Gegenſtand der Beſprechung in allen ſeinen einzelnen Punkten, ſondern lediglich in ſeiner prin⸗ zipiellen Bedeutung. Um eines hervor zu heben, iſt beiſpielsweiſe die Währungs⸗ frage, welche allerdings gleich an der Spitze des ganzen Wunſchzettels prangte zweifellos eine Materie, über die man ganz verſchiedener Anſicht ſein kann; da⸗ gegen aber, ſo führte Generalkonſul Ruſſel, welcher dieſen Gegenſtand der Tagesord⸗ nung in glücklicher Weiſe einzuleiten berufen war, aus, ſollte man glau⸗ ben, daß Handel und Induſtrie darü⸗ ber einig ſeien, daß unſere Münzen nie dem Zwecke verſchlechtert werden dürften, damit zum Vortheile des gegenwärtigen Grundbeſitzes deſſen Schulden zum halben Werthe abgeſtoßen werden können; einzig und allein von dieſem letzteren Geſichts⸗ punkte aus käme alſo bei dieſer Frage die Währungsangelegenheit zur Betrach⸗ tung. Mit Recht konnte deshalb auch der Vorſitzende des Handelstages die Debatte mit der Bemerkung eröfſnen, daß mit die⸗ ſen agrariſchen Forderungen für den deut⸗ ſchen Handelstag ein vollſtändig neues Programm geſtellt ſei, deſſen Erfüllung eine der vornehmſten Aufgaben ſeiner näch⸗ ſten Zukunft ſei; das ſei für den Han⸗ delstag um ſo wichtiger, des S und Feinſchmecker des Witzes berufen haben. 8 Seltene Seſtlichkeit. In Sprend⸗ lingen(Rheinheſſen) wurde geſtern, 18. März eine dreiſache Hochzeit gefeiert, wie ſie wohl ſelten im Leben in einer Jamilie gefeiert werden wird. Herr Diegel von Pfaffen⸗ ſchwabenheim, geweſener Bürgermeiſter und Landtagsabgeordneter feierte ſeine Dia⸗ mantne Hochzeit, während gleichzeitig eine ſeiner Töchter, die an den Gaſtwirth Friedrich Machener in Sprendlingen verheirathet iſt, mit dieſem die filberne Hochzeit feierte, und ein Sohn Machemers, um das Trio voll zu machen an dieſem Tage Hochzeit hielt. Das alte Paar iſt noch rüſtig und konnte daher die Feier vecht gut vereinigt werden. — Ein folgenſchwerer Achſenbruch. Daß Fürſt Bismarck auch einmal Miniſter⸗ Candidat des ehemaligen Herzogthums An; halt⸗Bernburg geweſen, dürfte vielleicht nur Wenigen bekannt ſein. Es war zu Au⸗ fang der 1850er Jahre, als die damalige Re⸗ gentin dieſes Landes genöthigt wax, ſich nach einem neuen Miniſter umzuſehen. Sie wandte ſich an die preußiſche Regierung mit der Bitte, ihr aus dem preußiſchen Beamtenkreiſe einen oder einige qualifizirte Perſbnlichkeiten vorzuſchlagen; dies geſchah, und es wurde ihr außer einem Königlichen Oberförſter 3. Auch der damalige Deichhauptmann Otto v Bis⸗ marck zu Schönhanſen in Vorſchlag gebracht. — Beide Herren hatten auch die Einladung zur Vorſtellung an einem beſtimmten Tage angenommen. Auf der Reiſe Ben jedoch dem Deichbauptmann v. B. en Halber⸗ ſtadt und Quedlinburg das nglück, daß eine Wagenachſe brach, durch deren Repargtur er genötgigt wurde, bis zum anderen Tage in dem Orte M. zu verweilen. Dieſer Umſtand als er ohnedies in dem letzten Jahrfünft angeſichts der gegebenen Verhältniſſe mehr oder minder genöthigt war, eine etwas paſſive Stellung einzunehmen, um ſo zu ſagen, ſich über Waſſer zu halten. Nun dieſe Periode ſcheint mit dem XIV. Handelstag nahezu abgeſchloſſen. Das beſte Zeugniß dafür lieferten die Auslaſſungen des ſchon erwähnten Herrn Ruſſel, aus deſſen Mund als einem der einflußreichſten Angehörigen des Central⸗ verbandes deutſcher Induſtrieller, als einem der mächtigſten bisherigen Kämpen für den Schutz der nationalen Arbeit ſolche Erklärungen eine ganz beſonders ſymptomatiſche Bedeutung gewinnen müſſen: Er fühle ſehr wohl, daß nur auf Grundlage eines blühenden Ackerbaues Handel und Induſtrie wohl zu gedeihen vermöchten; nicht minder ſei er ganz davon durchdrungen, daß das Intereſſe der Landwirthſchaft die Pflege des Staates mit Recht im höchſten Maße in Anſpruch nehmen müſſe, wenn auch über die Art und Weiſe dieſer Pflege die Anſichten weit auseinander gehen möch⸗ ten. Endlich trage er auch kein Bedenken, zu erklären, daß er für ſeine Perſon gegen die der Landwirthſchaft gewährten Schutz⸗ zölle keine Einſprüche zu erheben geboten erachte. Allein mit allen dieſen Bemerkungen glaube er auch nicht im Geringſten die für die vorliegende Frage vorgeſchlagene Reſolution abzuſchwächen. Denn, ſo verſchieden auch die Meinungen darüber ſeien, auf welchem beſten Wege man zur volkswirthſchaftlichen Wohlfahrt, von Handel und Induſtrie im Staate gelangt, ob Schutzzöllner, ob Frei⸗ händler, darüber ſollen und müſſen wir, wandte er ſich zum deutſchen Handelstag, einig ſein, daß wir zu weit gehende For⸗ derüngen der Landwirthſchaft, welche ge⸗ eignet ſind, die produktive Thätigkeit des Volkes zu unterbinden, lediglich im In⸗ tereſſe einer einzelnen Beyölkerungsgruppe, mit vereinten Kräften abwehren müſſen. Es ſoll ja nicht verkannt werden, daß unſere Landwirthſchaft in Deutſchland heute nicht gerade angenehm gebettet iſt. Welche große Umwälzung hat nur die Entwickelung unſerer Maſchineninduſtrie und unſeres Verkehrsweſens auch in die weiteſten landwirthſchaftlichen Kreiſe ge⸗ tragen. kam ſeinem Rivalen zu Gute; denn als Herr v. B in Bernburg eintraf, war jenem bereits der Miniſterpoſten zugeſagt. — Ein intereſſanter Prozeß wird dem⸗ nächſt bei dem Berliner Landgericht I. zur Verhandlung gelangen, Nachdem nämlich der Strafprozeß gegen den Bankier Herrn Nico⸗ demus Auguſt Sternberg, Präſidenten der hieſigen Vereinsbank, mit einer Verurtheilung des letzteren zu einer Gefängnißſtrafe von 4 Wochen wegen Vergehens gegen Artikel 249 des Aktiengeſetzes geendet, hat ſich aus den Verhandlungen und ſpeziell den Gründen des betyeffenden Erkenntniſſes, ſowie anderweit noch derartig gewichtiges Meterial für die Oelheimer Petroleum⸗Induſtrie⸗Geſellſchaft ergeben, daß gemäß des Generalverſammlungs⸗ Beſchluſſes der Aktionäre die Klage gegen den Vorgenannten eingeleitet iſt. Nach eingehol⸗ tem Rechtsgutachten iſt, wie uns mitgetheilt wird, der durch die Hergänge bei der Grün⸗ dung erwachſene Schaden auf 1½ Millionen Mark zu beziffern. Die ſenſationelle Verhaftung von 65 Zahlmeiſtern der preußiſchen Armee, welche vor einiger Zeit ſogar eine Interpella⸗ tion im Reichstage hervorrief und den Kriegsminiſter zu der Erklärung veranlaßte, wenn man ſchon in ein Wespenneſt ſteche, müſſe man energiſch wird nun demnächſt ihren Abſchluß durch eine Ver⸗ handlung vor der zweiten Straffammer des Berliner Landgerichts 1 finden. Von den 65 urſprünglich verhaftet geweſenen Zahlmeiſtern ſind zur Zeit nur noch zwei in Haft und zwar in einer weſtfäliſchen Kreisſtadt. Die beiden Hauptangeklagten, weſche ſich im hieſi⸗ gen Unterſuchungsgefängniß befinden, ſind der ehemglige Intendanturſekretär Hagemann und der Armeelieferant Wollank aus Hildesbeim. Handels-Zeikung Atlertionsprers: Die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg. Reklamen 30 Pyr Aufeigen werden von allen Annoncen⸗Expeditionen, von unſeren Ageuturen und Trägerinnen, ſowie im Verlag entgegengenommen Bei größeren Aufträgen Rabatt. Botationsdruck der br. H. Daas ſchen Huchdvuckersi, E6,2 neben ber katholiſchen Spitalkirche in Mannheim, Telephongnſchluß Nr. 218. Samſtag, 20. März 1886. ——————— Dieſe Vortheile hat die deutſche Land⸗ wirthſchaft zu einer Zeit genoſſen, als Nordamerika, Indien, Rußland der mo⸗ dernen techniſchen Hilfsmittel noch bar, noch nicht unſere Konkurrenten waren. Seitdem aber dieſe Länder auf dem Welt⸗ markte immer dominirender aufgetreten ſind, ſeitdem zugleich unſere Landwirth⸗ ſchaft immer mehr auch größeren land⸗ wirthſchaftlichen Gewerben(Zuckererzeu⸗ gung, Branntweinfabrikation u. ſ..) ſich zugewandt hat, ſeitdem endlich das mobile Kapital immer mächtiger werden mußte, ſei allerdings unſere Landwirthſchaft ebenſo ſehr wie andere Erwerbskategorien von den allgemeinen wirthſchaftlichen Verhält⸗ niſſen lebhaft ungünſtig beeinflußt worden. Angeſichts dieſer Verhältniſſe hätte ſich nun die Anſchauung heraus entwickelt, daß die Landwirthſchaft viel zu wenig berückſichtigt ſei: darin aber liege eben das, was man agrariſche Beſtrebungen heiße, die ſämmtlich bei uns etwas ganz anderes ſind, als zur Zeit in Irland und Schottland oder wie im Alterthum, Ruſſel wieß aber auch darauf hin, welche Ge⸗ fahren das Agrarierthum angeſichts der ſozial⸗demokratiſchen Beſtrebungen zu er⸗ zeugen vermöge. Deshalb ſei es eine gebieteriſche Aufgabe des deutſchen Handels⸗ tages gegen dieſe Auswüchſe einer viel⸗ fach mißverſtandenen Intereſſenvertretung ſich zu wenden, die Intereſſen der pro⸗ duktiven Erwerbsthätigkeit gegen ein ein⸗ ſeitiges Indenvordergrundſchieben des Grund⸗ beſitzes zu ſchützen. Es kann und ſoll nicht die Aufgabe dieſer Bemerkungen ſein, Herrn Ruſſel und den übrigen Rednern weiter in die Details der Frage zu fol⸗ gen, Reiz dazu läge genug vor, wenn beiſpielsweiſe darauf hingewieſen wird, wie gerade die Landwirtſchaft in erſter Linie vom gegenwärtigen Sinken des Zins⸗ fußes Nutzen gezogen und ihre Anlehen faſt alle konvertirt habe, oder wenn auf die irrige Meinung in vielen land⸗ wirthſchaftlichen Kreiſen exempliſtzirt wird, als ob mit einer Verſchlechterung der Währung nur die Preiſe der Nah⸗ rungsmittel ſteigen, dagegen die Arbeits⸗ löhne der Landwirthſchaft die alten blieben, was, wenn es überhaupt möglich, nur mit grenzenloſem Elend in dieſer Bevölkerung —————————— 2 2 55——————— Sie ſind beide der wiederholten vollendeten und verſuchten Begmtenbeſtechung, erſterer außerdem noch des Betrugs angeklagt, Eine neue Erſindung, die gax nich ſo übel ſcheint, wird demnächſt im Handel erſcheinen. Ein Theaterdirektor von außer⸗ halb hatte vox einigen Tagen das Unglück, ſeinen werthvollen Paletot in einem hieſtgen großen Café durch einen ſogenannten„Marx⸗ der“ einzubüßen und einen alten, bereits ſehr „getragenen“ dafür einzutauſchen. Die Noth macht ja bekanntlich erfinderiſch und ſo hat denn, wie das„Fr.Bl.“ herichtet, der Ge⸗ ſchädigte ſich mit einem unſerer renomirteſten Hof⸗ und Kunſtſchloſſer, Herun Ade, Friebrich⸗ ſtraße, in Verbindung geſetzt und folgende Vorkehrungsmittel angegeben, um künfligen derartigen Fällen vorzubeugeu. Am Ende des Rockkragens nämlich befinden ſich zwei eiſerne Ringe(beim Tragen des Kleidungs⸗ ſtückes nicht zu ſehen, weil ſie innen ange⸗ bracht ſind), welche durch ein Schlößchen, das man bei ſich führt, einfach zugeſchloſſen wer⸗ den, um ſodann auf den Haken ghängt zu werden, ſo daß dem Dieb die Roglichteit genommen wird, das Kleidungsſtück auzu⸗ iehen, Dieſe Erfindung hat der Fabrikant eréit? beim Patentamt iu Berlin angem ldet. —Die Geheimgiſſe der Haushaltung. Ein Wiener Junggeſelle, der einige Wochen verreiſt war, prüft das ihm von ſeiner Wirth⸗ ſchafterin vorgelegte Hausha tungsbuch, Der Junggeſelle:„Ja, was ſoll denn das heißen, Frau Schwammerl, Sie haben ja gerade ſo viel Geld verbraucht, als ob ich die ganze Zeit über im Hauſe geweſen wäre!“— Die Wirthſchafterin?„Aber ich bitt', guä' Herr, eine Perſon mehr oder weniger im Haus das 96 in einer Wirthſchaft gar kein Un⸗ terſchied 0 —* 1 Badiſche Volls⸗Zeitung. 20. Maͤrz Heutſch Haudelstag, ber diesmal ſo ſtatt⸗ lich ſie nur je erſummelt war zu dieſem neues Progranm ſein feierliches Ja und chaltlos gah gewährt unbedingt eime tröſtl Zukuſift für die Weiterent⸗ wicktung dec Kutſchen Handelstages ſelbſt. Die kleine Diskuſſion, welche von einigen Senigen wegen der Währungsfrage mit⸗ ſpielte und wobei nattrlich auch Herr Or. Arend nicht fehlte— es hatte ſich wieder eine Handelskammer gefunden, welche ihn zu ihrem Mandator erkor— ändert an Ver vorſtehenden Auffaſſung um ſo weniger eiwas, als gerade dieſe Didkuſſion die Hauptſache unberührt ließ, die agr a⸗ iſche Seite der Währungsfrage, und nur um dieſe handelte es ſich ja. Ein zweiter Kardinalpunkt der dies⸗ Uhrigen Verhandlungen, der ſogar in enem gewiſſen Zuſammenhang mit der Sorſtehenden Frage ſtand— denn das Below⸗Saleske'ſche Programm enthäͤlt, auch mehr oder minder verſchleiert, das Branntweinmonopol— war die Behand⸗ kung der Brann tweinſteuergeſetz⸗ gebung ſeitens des Handestages. Aber nicht eiwa blos und vorwiegend kommt Habei die Thatſache der einmüthigen Ab⸗ lehnung des Branntweinmonopoles in Betracht oder etwa die dabei maßgebenden Erwägungen, die ja nach den manchfachen Denkſchriften deutſcher Handelskammern, nach der reichen Literatur über dieſe Frage in jüngſter Zeit, nach den dreitägigen Verhandlungen des deutſchen Reichstages darüber wenig neues zu bieten vermochten. Weit ſchwerer wiegt wenigſtens nach dem Ermeſſen des Verfaſſers dieſer Bemerkungen die Thatſache, daß der deutſche Handelstag mit einer ſehr bedeutenden Majsrität, aber freilich nicht ohne langen und ſchweren Kampf, ſich dahin ausgeſprochen hat, daß Branntwein ein Objekt iſt, welches eine, wie der Referent an dem betreffenden Ab⸗ ſatz der Reſolution eingehend motivirte, ſogar erhehlich höhere Beſteuerung ertra⸗ gen könnte. Motivirt war dieſe Ausführ⸗ ung damit, daß ein weſentliches Intereſſe des deutſchen Handels und der deutſchen Induſtrie beſtände, dagegen aufzutreten, daß die Berſuche fortgeſetzt würden einen Gegenſtand nach dem andern, eine In⸗ duſtrie nach der andern daraufhin zu un⸗ lerſuchen, ob vielleicht bedeutende Reichs⸗ einnahmen durch irgend welche Steuerform erzielt werden könnten oder nicht Die wenigen(8) Handelskammern, welche ſich in der Minorität zu dieſem Standpunkt ſahen, waren Berlin, Bracke und Bremen auf der einen Seite, Kob⸗ lenz. Gießen, Hanau, Poſen und Sorau auf der andern Seite. Die Letzteren waren, wie es ſcheint, zumeiſt ſolche Kammern, welche Angehörige des bedroh⸗ ten Induſtriezweiges als Delegirte ent⸗ ſandt hatten, die Erſteren ſchienen mehr aus politiſchen wie aus wirthſchaftlichen Gründen die einfache Ablehnung des Monopols für das einzig richtige zu halten. Daß mit bem erwähnten Majoritätsbeſchluſſe(66 Handelskammern und Vereine) keineswegs etwa jedes künftige Steuerprojekt der ver⸗ bündeten Regierungen für Branntwein ganz und gar gebilligt ſein ſoll, daß da⸗ mit auch keineswegs ungezählt Steuerſum⸗ men der Reichsregierung ohne alle weitere Garantie für die Verwendung angeboten — Jur Frage der Fenerbeſtattung. Der Kuſer von Braſilien, Dom Pedro, hat Ein Deeret erlaſſen, in dem er anordnet, daß die Leichen der am gelben Fieber Verſtorbenen brannt werden. Die Auslagen für den der Crematorien und die Verbrennung Leichen haben die betreffenden Gemeinden tragen. Auch in den beiden Städten Rericg und Matamoros haben ſich jetzt Ver⸗ behufs Verbrennung der Leichen gebildet. letzterer Stadt ſind dem Vereine auch Mehrere Frauen beigetreten. — Für jedes Alter. Ein Seelſorger, der es recht gut meinte mit ſeiner Gemeinde, hat, nach den verſchiedenen Altersklaſſen ge⸗ Irdnet, folgende Choräle für die Jungfrauen ſeiner Parochie anempfohlen. Bis zum zu⸗ rückgelegten 16, Lebensjahre:„Vom Himmel hoch, da komm ich her; vom 17.—25. Jahre: Viebſter Jeſu, wir ſind hier;“ vom 25.—35. Hahre:„Es iſt gewißlich an der Zeit? vom vom 35.—45. Jahre:„Straf mich nicht mit Deinem Zorn;“ vom 45.—55. Jahre:„Aus Keſer Noth ſchrei ich zu Dir;“ vom 55.—65. Jahre:„Nun ruhen alle Wälder.“ Von da ab hat der Paſtor das Singen überhaupt nicht mehr anempfehlen zu ſollen geglaubt, — Italieniſchen Blättern zuſolge hat ver Papſt alle italieniſchen und ſehr viele gusländiſche Biſchöfe ad audiendum verbum nach Rom berufen, um für ſein fünfzigjährt⸗ Prieſterſubiläum eine Univerſal⸗Wall⸗ ahrt zu organiſtren. Letztere ſoll einen poli⸗ liſchen Charakter tragen. Jede Nation wird ihre eigene Pilger⸗Karawane ſchicken. — Der Stoff zu der Ballade:„Der chuh von Schiller ſfindet ſich in: „Hes des damies galantes par le seigneur do Brantome“, woſelbſt der Vorfall in ſchönem, altem Sranzimich, delſen Reiz in der Ueber⸗ werden ſollen, ganz Duor abgeſehen, daß die Frage die Verweydung ſolcher Mitiel Sache des Parlaments, nicht des deutſchen Handelstages i, hoite der Ant ragſteller bei ſeine. Begründung ipp und klar dargelegt Die übrigen Gegenſtände der Tages⸗ ordnung gaben wenig Anlaß zu Bemer⸗ kungen. Dii Frage der Anſagt von Kanälen war in der Hauptſache nur cine Wieder⸗ holung der im Jahre 1882 uf dem Handelstage geſchehenen Verhandlungen, die heute des falb ungleich mehr In⸗ tereſſe boten, weil inzwiſchen die deutſche Reichsregierun durch Horlage eines Entwurfes betreffend den Bau eines Nord⸗ und Oſtſeekanals, ſowie eines Kanals von Dortmund nach den Emshäͤfen anſchließlich der Verbindung der Oder mit Herlin bewieſen hat, daß ſie die Wünſche des deutſchen Handelsſtandes in dieſer Beziehung theilt. Dieſen beiden Vorlagen das volle In⸗ tereſſe der geſetzgebenden Faktoren zu ſichern, ſcheint daher auch weit mehr die Aufgabe der geſtellten und von der Majorität(jedoch ohne die übliche Abſtimmung nach Kammern) angenommene Reſolution geweſen zu ſein, als einer ungeahnten Fülle weiterer Waſſer⸗ ſtraßen der nächſten Zukunft die Wege zu bahnen; einige kleine Verſuche dazu erſticken daher ſchon bei der Diskuſſion im Han⸗ delstage ſelbſt. Die Aenderungen am Statute des deut⸗ ſchen Handelstages aber bezeichnete der Präſident Herr Geh. Commerzienrath Del⸗ brück ſelbſt, als etwas nichts weniger als Weſentliches. Der Schwerpunkt des Han⸗ delstages läge darin, daß deſſen Mitglie⸗ der geſchloſſen zuſammenhalten, dazu be⸗ dürfte man keines Statutes, bezw. genüge aber jedes Statut. Nur ſo iſt es verſtändlich, daß man auch zum Theil ſehr ſchwere Bedenken gegen eben dieſe Vorlage unterdrückt hat und zwar nur in dem Wunſche die Einheit des deutſchen Handelstages, dem wie zu hoffen, gerade von dieſer Verſammlung neues Leben und neuen Inhalt zu erwachſen ſcheint, aufrecht zu erhalten. Badiſcher Landtag. Karlsruhe, 17. März. Die heutige Hibeng der Zweiten Kammer währte von 3 bis 8 Uhr und galt den Nach⸗ weiſungen über den Eiſenbahnbau in 1884 und 1885, welche für unbeanſtandet erklärt wurden und das Eiſenbahnbau⸗Budget für 1886 und 1887. Ueberraſchendes geſchah. Der Vorſitz wurde dem 2. Vizepräſidenten über⸗ laſſen. Präſident Lamey nahm ſeinen Abge⸗ ordnetenſitz ein, um die Verhältniſſe des Eiſenbahn⸗Finanzweſens und die Verwaltung des Eiſenbahn⸗Reſſorts einer Beſprechung zu unterziehen, die ſehr in das Ausführliche ging. Hauptgedanke der großen Rede war, daß es ſo, wie in den letzten 10 Fahren ge⸗ wirthſchaftet worden, nicht fortgeführt werden dürfe, wenn das Land von einer unheilvollen Zukunft bewahrt werden ſoll.— Abg. Fried⸗ rich, Vorſtand der Budgetkommiſſion, folgte als nächſter Redner, dem Abg. Lamey im Allgemeinen zuſtimmend, dann erhob ſich der Finanzminiſter zur Vertheidigung gegen die von Lamey gemachten Ausſtellungen an der Führung des Eiſenbahndepartements. Die Si⸗ tung wurde um 8 Uhr aufgehoben, und die Wei⸗ terberathung auf morgen Vorm. 10 Uhr beſtimmt. Die Kammer gab die Ermächtigung zum Ankauf der Bahnſtrecke Denzlingen⸗Wald⸗ kirch mit Bewilligung eines Kredits von 700,000 M. ſetzung leider verloren geht, wie folgt darge⸗ ſtellt wird: „Ich ließ mir einſt eine Geſchichte er⸗ zählen, die ſich an einem der früheren Höfe mit einer Dame zutrug, welche die Gebie⸗ terin des ſeligen Herrn von Lorge(de Lorge) war, eines trefflichen Herrn und in ſeinen jungen Jahren bekannt als einer der tapferſten Führer von Fußtruppen. Da ſie von ſeiner Tapferkeit viel hatte reden hören, o wollte ſie eines Tages als der König Franz J. in ſeinem Hof Löwen kämpfen ließ, erproben, ob er wirklich der ſei, den man ihr geſchildert; ſie ließ deßhalb einen ihrer Handſchuhe in den Löwenzwinger fallen als die Löwen gerade in der höchſten Wuth ſich befanden; und bat alsdann Hrn. von Lorge ihn wieder heraufzuholen, wenn er ſie wirklich ſo liebe wie er ſage. Er, ohne ſich zu beſinnen, geht ſicheren Schritts, die Fauſt in den Mantel gewickelt und in der anderen Hand den Degen, 9— den Löwen hindurch, um den Handſchuh wieder u gewinnen. Hierbei war ihm das Glück o günſtig, daß die Löwen, gegen die er wohlgemuth und mit ruhiger Sicherheit die Spitze ſeines Degens gerichtet hielt, ihn Aicht anzugreifen wagten. Nachdem er den Handſchuh erobert hatte, kehrte er zu ſeiner Gebieterin zurück und übergab ihr denſelben; von da an ſchätzten ſie und alle Zuſchauer ihn noch Man ſagt aber, Herr von Lorge, entrüſtet, daß man ihn und ſeine Tapferkeit in ſolcher Weiſe zum Zeitver⸗ treib nehme, habe ſie verlaſſen. Man ſagt noch weiter, daß; im Born ihr den Hand⸗ ſchuh in das Geſi ht(au nez wörtlich an die Naſc) geworfen hätte, denn hundertmal lieber würde er dem Befehl Folge geleiſtet Haben, ein Bataillon Fußvoll zu durch⸗ Karlsruhe, 18. Mär⸗ Die Zweite Kammer genehmigte heute da Eiſenbahnbaubudget für 1886 und 1887 im Geſammtbetrage von 16,989,985 M. Auf Mannheim entfallen: Erhöhung der pro 1884/85 für die Brück am Neckgrauer Straßenübergang bewilligten 236,000 M. ge⸗ mäß den Wünſchen der Intereſſente und der in Ausſicht genommenen Bahnboferweiterung um 130,000 M. Für verſchiedene Geh“ude im Rangirbahnhof 52,000 M. Zur Erweite⸗ rung und Verbeſſerung der Rangirgeleiſe im Perſonen⸗ und Rangirbahnhef 580,000»f. Für Umbau der hölzernen Bohlenwand im Neckarufer in eine Kaimauer 40,000 M. Her⸗ ſtellung weiterer Geleiſe im Zentralaüter⸗ bahnhof 22,000 M. Für die Horſtellung wei⸗ terer Hafenanlagen und Lagerplätze auf dem E ntralgüterbahnhof 610,000 M. Die nächſte Sitzung findet Samſtag, 20. d. Permittags 9 Uhr ſtatt. Eine längere lebhafte Debatte wurde ge⸗ führt über die Poſition für den Bau eines Fußg ingertunnels an der Ettlinger Straße in Karlsruhe, einſchließlich eines Reſtkredites betragend 88,469 M. Die Dringlichkeit ines vorhandenen Bedürfniſſes wurde beſtritten, da an beſagtem Uebergangspunkte ſich ein bequemer Steg befinde. Die Oppoſition drang nicht durch; es erfolgte die Bewilligung mit erdrückender Mehrheit. —— Politiſche Ueberſicht. Deutſches Reich. Berlin.(Reichstag.) Der Reichstag genehmigte in ſeiner Sitzung vom 18. März den Gefetzentwurf über Erhebung der Schifffahrtsabgabe auf der Unterweſer in zweiter Leſung unverändert.— Bei der alsdann folgenden zweiten Leſung der Zuckerſteuervorlage erklärt Staats⸗ ſekretär Burchard, auf die Melaſſcver⸗ ſteuerung würden die Regierungen nicht eingehen, er bitte deshalb von dem Kom⸗ miſſionsantrage, der formell und materiell unanehmbar, abzuſehen. Die Regierungen hätten für die Reform der Zuckerſteuer ſowohl die Erhöhung der Rübenſteuer und Ausfuhrvergütung, wie die von Solberg vorgeſchlagene Erhöhung der Rübenſteuer und die Herabſetzung der Ausfuhrvergütung erwogen und ſich für erſteren Weg ent⸗ ſchieden. Die Fabrikatſteuer ſei finanziell zwar vorzuziehen, für die deutſchen Ver⸗ hältniſſe aber nicht geeignet. Mainz, 18. März. An dem alten Münſterthore prangten heute Morgen hoch oben auf einem Baume eine rothe Fahne, welche die Aufſchrift trug: Hoch lebe die Sozialdemokratie! Die Fahne wurde als⸗ bald von der Polizei enkfernt.(F..) Ausland. Paris, 17. März. Dem„Temps“ wird aus Decazeville telegraphirt:„Zwei Arbeiter von Firmy, aus dem Bergwerk kommend, wurden von anderen Bergleuten angegriffen und einer von den erſteren wurde verwundet. Mehrere Individuen wurden verhaftet und unter ſtarker mili⸗ täriſcher Begleitung nach Decazeville be⸗ fördert.“— In Montlucon wurde geſtern ein Arbeiter⸗Meeting gehalten, welchem die Abgg. Camélinat und Boyer präſi⸗ dirten. Sie ernteten ungeheueren Beifall mit der Erklärung, ſie wollten die„Hand⸗ lungs⸗Reiſenden der Sozial⸗Revolution“ ſein. Jules Guesde ſtellt der Leiche Watrin's, die man jetzt immer und überall herumzerre, diejenige des Volks vertreters Milliere gegenüber, der unter der Commune„gemordet“ wurde, und „verbot“ den Bourgeois, die ſchon ſo viel auf dem Gewiſſen haben, überhaupt von brechen, als mit Beſtien einen Kampf auf⸗ zunehmen, der nicht einmal viel Ehre ein⸗ bringt. Sicherlich ſind ſolche Proben weder ſchön noch ehrenhaft, und Perſonen, die ſich ihrer bedienen, ſehr zu verdammen.“ Dieſe Schlußbemerkung des tugendſamen Seigneurs, Peter von Bourdeille oder Bour deilles, wird auf Widerſpruch nicht ſtoßen. — Man ſchreibt aus New⸗Bork: Ein Mitglied der Geſellſchaft für den Schutz der Kinder hat in der Nähe von Pittsburg einen Böttcher, Namens Freéderic Keller, deſſen Frau, ſowie ein Indwiduum, Namens John Blanz, verhaften laſſen, deſſen Metier das Tättowiren iſt. Das Mitglied der philan⸗ thropiſchen Geſellſchaft war vor kurzer Zeit informirt worden, daß die Eheleute Keller ihre ſechs Kinder hätten tättowiren laſſen, um ſie nacker in irgend einem Curioſitäten⸗ Muſeum a tszuſtellen. Als die Mutter arre⸗ tirt wurde, gab ſie ihrem großen Erſtaunen hierüber Ausdruck. Sie geſtand ein, daß Blanz die Kinder mit ihrer Erlaubniß tät⸗ towirt hatte, aber ſie fügte hinzu, daß ſie ſich ſelber früher hätte tättowiren laſſen und daß ihr dieſe Operation nicht nur keine Schmerzen, ſondern im Gegentheil ein ge⸗ wiſſes Wohlbehagen bereitet habe. Zur gleichen Zeit entblößte ſie ihre Arme und man ſah, daß dieſelben über und über mit kabbaliſtiſchen Figuren bedeckt und tättowirt waren. Sie meinte, das Tättowiren hätte den Kleinen ungeheuren Spaß gemacht. Als der Agent aber zu einer Unterſuchung des Zuſtandes der Kinder ſchritt, ſtellte es ſich heraus, daß ſie an faſt allen Gliedern des Körpers über ſchmerzhafte Entzündungen klagten. Die beiden Jüngſten waren glück⸗ licherweiſe noch nicht tättowirt worden, aber bei den vier älteren. Annie. ſechszehn Jahr vergoſſenem Blute zu ſprechen. Die Ver⸗ ſammlung, über die bis zur Stunde nur telegraphiſche Berichte vorliegen, beglück⸗ wünſchte die Arbeiter⸗Deputieten wegen chrer wackeren Haltung und liaß an den Gemeinderath von Montlucon die Aup⸗ forderung ergehen, die Strikenden von Decazeville zu unterſtützen.— Desgleichen fand geſtern, wie Duc⸗Quercy dem„Cri du peuple“ aus Decazeville telegraphirt, eine zahlreich beſuchte Verſamrnlung von Grubenleuten ſtatt, in welcher er ſelbſt, der Abg Baßly und Roche Kvom„In⸗ tranſigeant“) das Wort ergriffen, um zum Widerſtande aufzumuntern. Die Fork⸗ ſetzung des Strikes üurde unter wildem Zuruf beſchloſſen:„Wir werden“, hieß es, Hausharven bis zum letzten Stück Brod.“(F..) Paris, 17. März. Der General de Negrier iſt heute in Toulon aus dem Tonkin eingetroffen. Gleichzeitig wird ge⸗ meldet, daß Paul Bert, der neme Gouver⸗ neur des Tonkin, in Saigon gelandet iſt. — In Nizza machten geſtern 500 beſchäf⸗ tigungsloſe Arbeiter eine Kundgebung vos den Stadthauſe. Einige derſelben wurden vom Bürgermeiſter empfangen, der ihnen verſprach, demnächſt einige öffentliche Bau⸗ ten zu vergeben, um dadurch Arbeitsge⸗ legenheit zu verſchaffen.— Nuf Vorſchlag des Generals de Courcy iſt der barmher⸗ zigen Schweſter Marie Lauoche wegen ihrer im Lazareth von Haiphong geleiſte⸗ ten Dienſte der Orden der Ehrenlegion verliehen worden.(F..) Belgrad, 18. Mäͤrz. Eine Proklama⸗ tion des Königs theilt der Bevölkerung den erfolgten Austauſch der Friedens⸗ ratifikationen mit und dankt für den bewieſenen Patriotismus ſowie für die Opferwilligkeit zur Verwirklichung der ſerhiſche Itaatsidee. London, 18. März. Die„Times“ unterzieht die Haltung Griechenlands einer ſcharfen Kritik unb fügt hinzu, wenn Griechenland noch länger verharre, den Krieg zu verlangen, würde es höchſt wahrſcheinlich beim Wort genommen wer⸗ den. Da der Frieden anderwärts ge⸗ ſichert ſei, ſo dürfe Europa einen lokali⸗ ſirten Krieg mit der Türkei und Grie⸗ chenland mit ziemlichem Gleichmuth er⸗ warten.— Die„Daily News“ erfährt, Gladſtone unterhandle perſönlich mit Chamberlain und Trevelyan. Eine Ber⸗ ſtändigung ſcheint nicht ausgeſchloſſen. Andere Blätter glauben, daß keine Aus⸗ ſicht auf ein Compromiß vorhanden ſei. Es verlautet, falls Chamberlain und Trevelyan zurücktreten, bürften noch 5 oder 7 untergeordnete Mitglieder der Regierung ebenfalls demiſſtoniren.(F. 3) Berliner Getreide⸗ Kümmel 195 A. Gilka in Berlin, per Original⸗Flaſche à M. 1. 60 100⁵ Vorräthig bei Johannes Meier, C 1. 14. Beſchwerden über unregel⸗ 5 mäßige Zuſtellung unſeres Blattes ſeitens unſerer Trä⸗ gerinnen und Agenturen, bitten wir ſtets als⸗ ald an den Verlag direkt gelangen zu laſſen, wo für ſofortige Abhilße geſorgt werden wird. Unſere verehrl. Poſtabonnenten wollen feh⸗ lende Nummern ſtets bei der betreffenden Poſtanſtalt, wo ſolche abonnirt ſind, rekla⸗ miren. Die Nachlieſerung geſchieht dann koſtenlos. alt, Harry, dreizehn Jahr alt, Roſie, neun Jahr alt und Joſephine, acht Fahr alt, fand man die Arme, Beine und die Bruſt mit allerhand myſtiſchen Zeichnungen bedeckt und bei der geringſten Berührung der Wunden ſchrieen die armen Kinder vor Schmers laut auf. Keller und ſeine Frau, ebenſo wie Blanz, der„Tättowir⸗Doctor“, wurden vor⸗ läufig in's Gefängniß geſperrt, während die bemitleidenswerthen Kinder durch Vermitte⸗ lung der Geſellſchaft bei anſtändigen Bürgers⸗ leuten in Pflege gegeben wurden. — Die gröſete Sendung Robſeive, welche jeweils in Newyork einſraf, kam da⸗ ſelbſt am 3. d. M. an. Deeſelbe wog 326,621 Pfund und hatte einen Werth von Dollar 1,250,000. Die Sendung kam am 14. d M. mit dem Dampfer„Belgic“ in San Fran⸗ cisco an und beſtand aus 25 verſchiedenen Partien, welche von Yokohama, Hong Koug und Shanghgi verſandt wurden Dieſelben waren an hieſige Bankfirmen konſignirt. Die ganze Sendung füllte 16 Eiſenbahn⸗Waggons. Um ihre ſofortige Weiterſendung nach New⸗ gork zu ermöglichen, mußte im Zollamt zu San Francisco Kaution im Betrage von Doll. 1,500/00 hinterlegt werden. — Höflichkeit. Sarah Bernhardt mußte in der Zeit erfahren, daß ſie getadelt wurde. In welcher Weiſe ſie das auffaßt, davon der folgende Brief, den die Dame an Bernard Derosne, den Kritiker des „Gil Blas“, richtete: Monsieur. Votre cri⸗ tique est de mauvaise foi. Done, vous stes un ———— 9 15'un imbécile, 1886. 8 Bernhardt.(Mein Herr, Ihre Kritik iſt unehrlich. Danach ſind Sie ein gewiſſen⸗ loſer Menſch und ein Dummkopf.) —————— 2