Jahrgang 
1957
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten
 

720 Jahre Mannheimer Adreßbuch

Der Zeitenlauf bringt es mit sich, daß im Jahré des Stadtjubiläums 1957 auch das Mannheéeimer Adreßbuch mit einer Gedenkzahl aufwarten und seinen 120. fahrgang präsentiéeren kann. Fraglos handelt es sich vom Standpunht strenger historischer Maßstäbeée aus betrachtet in beiden Fällen nur um sogenanntéeRleine fubiläens, die keineswegs Gewicht und Würdeée voller Jahrhundert- feiern für sich in Anspruch nehmen dürfen. Aber wenn man bedenhlt, wie gar so schnellebig wir allesamt geworden sind, wieé die Ereignissé sich drängen und innerhalb verhältnismäßig küurzer Epochen geradezu überschlagen, dann erscheint es wohl verständlich, daß der Werlag nicht zuléetzt aquch wogen des auf langée Sicht einmaligen Zusammentreſfens eines Stadtjubiläums mit vollen Dehaden des Adréeßbuch-Geburtstages einen besonderen Anlaß zu Rückschau und Ausblich sieht.

Das erste fahrhundert seit Erscheinen des 64 Seiten starkenAlphabetischen Einwohnerver- zeichnisses von 1836 ist in der fuübiläumsausgabée von 1936/37 nach allen Richtungen hin durch- lcuchtet worden. Nur zwanzig Zahré sind seitdem vergangen. Aber vielen Mannhéeiméern mag es so vorhkommen, als habe die Stadt samt allen ihren Bewohnern géerade in diesen beiden letzten fahrzehnten mindestens ebensoviel erlebt und durchlitten wie in ihrer ganzen vorangegangeneéen Geschichte zusammeéen. Das Adreßbuch ist dafür ein untrüglicher Spiegel, der das Auf und Ab des S'adtgeschehens auf seine Weisée getreulich nachzeichnet.

Vor zwamnzig Zahren hatte Mannhéeim 279 345 Einwohnéer. Die letzté Kriegsausgabée von 1943 umfaßtée beréeits rund 100 000 Seelen weniger. Der tiefste Stand vom Abpril 1945 mit nur noch 106 310 Ortsansässigen steht freilich in Keinem Adreßbuch vermerht, denn erst 1947, noch mitten in schwersten Nachkriegsproblemen, konnté der sichtlich magere und den damaligen Normalver- brauchorrationen angéepaßte II0. Fahrgang aufgelegt werden. Zwar hattée sich der Einwohnerstand bereits wieder auf 224 112 gehoben, aber Handel und Wandel waren zahllosen Hemmnissen unter- worfen, und noch immer lagen ganze Straßenzügée in Prümmern. Auch der Verlag Dr. Haas hatte den größten Feil seiner Betriebsrüumée am Marht und dadurch das gesamteé, fast umersétzliche Adreßhbuch-Archww neobst allen sonstigen Unterlagen verloren. So mußte man mit der Material- boschaffung ganz von vorn anfangen, und allein schon aus diesem Grunde hatte es seinen tieferen sinn, wenn der damalige Oberbürgermeister osef Braun in seinem Geleitwort zu der Ausgabe 1947 ahschließend sagteé:

Die Mannhéeimer sind nach Kriegsende wiedéer auf ihrem Heimatboden zusammen- gehkommen, und dem VWerlag gebührt Dank für das schwierige Werh, sié alleé in ihren Häusern und Behausungen wieder namhaft zu machen.

Es schien damals wahrhafltig mehrBehausungen Notuntéerkünfte als regulär bewohmnte Häuser im Sinnée gutbürgerlich-geruhsamer Zeiten zu geben. Deshalb war diese Namhaftmachung der verschicdenen Einwohnergruppen vom Hauséeigentümer über Haupt- und Untermieter, Geschäftsinhaher, Industricbetriobe, Beoehörden, Verwaltungen und sonstige Organisationen auch nach I947 weit schwiéeriger als je zuvwor. Die Zeiten und damit auch die Lebensumständeée der Bevölherung hatten sich grundlegend gcändert. Eine Adressenermittlung im Sinneé der altbewährten Hauslisten honnte den Anfordéerungen der aufbauenden Stadt nicht mehr genügéen, so daß die Kckreßbuchfachleuteé in enger Zusammenarbéeit mit der Stadtverwaltung zu neouen, diesem soziolo- gischen Strukturwandel angéepaßten Erfassungsmethoden übergingen. Amtliche Unterlagen bilden vun schon seit einigen fahren das Rücegrat unséeres Adreßbuches, um dessen Wollständigkeit und Zuvwerlässigheit nach neuestem Stand ein großer Stab geschulter Mitarbeiter bemüht ist. So konnte zum Beispiel für die fubiläumsausgabe 1957 dank der bereitwilligen Unterstützung des Fern- meldeamtes wieder eine Klippée überwunden und die für das gesamte Wirtschaflsleben so wichtige Anderung zahlreicher Telefonanschlüsse vom Februur reochtzeitig eingeblant werden. Nebenbei wenerde diée alphabetische Anordnung der Namen den modernen Gepflogenhéeiten angebaßt und manchée, uuf den ersten Blich kaum wesentlich erscheinende Neuéeérung verwirhlicht, deren Gesamtheit sich für die Benutzer eines so maßgéeblichen Nachschlageweéerhées dann aber doch dls spürhare Verbéesserung erweist.

Mannheims Bevölkéerung hat mit 291 309 Einwohznern ihrren seither höchsten Stand erreicht. Nicht lange mehr, dann wird das dritte Hunderttausend voll sein, und entsprechend dem Wachs- veim der Stadt in géesunder, friedlicher Entwichlung wird hoſfentlich auch das Adreéeßbuch von Zahr zu ahr, von fahrzehnt zu fahrzehnt, seine Stetig wachsenden Aufgaben erfüllen. In absehbarer Zeit wird dann auch wieder einmal einRleines fubiläum' fällig sein, wenn nämlich im Zahrée 1969 Hder Verlag Dr. Haaus zum fünfundsiebzigsten Malé als Héerausgeoeber des Mann- heimer Adreßbuches verantwortlich zeichnet...

Mannheéeim, im Mai 1957 Werlag Dr. Haas KG