Die kurfürstliche Gemäldegalerie war eine Schöpfung des Kurfürsten Carl Philipp gewesen. Er nahm in seinem Sam- meleifer die Bestrebungen seines Heidelberger Ahnen Otto Heinrich auf, der aus der Beschäftigung mit der Kunst ein Hauptziel seines Lebens gemacht hatte. Unter Carl Philipps Nachfolger, dem Kurfürsten Carl Theodor, wuchs die Sammeltätigkeit ins Große. Er fügte dem Bestand bedeu- tende Erwerbungen hinzu, so daß die Galerie bald 758 Ge- mälde zählte. Geht man den Spuren dieser Kostbarkeiten nach, so standen die holländischen Maler an erster Stelle. Unter ihren Schöpfungen fand man die beiden großen Gemälde von Rembrandt, die„Heilige Familie“ aus den ersten Amsterdamer Jahren des Meisters und„Isaaks Opferung“ aus dem Jahre 1636. Neben diesem großen Meister standen die bescheideneren Begabungen, welche die holländische Kunst bereicherten, etwa die Gemälde eines Adriaen Ostade, Jan Steen, Gerhard Terborch. Weniger zahlreich waren die Vlamen vertreten. Doch ragten auch hier einige Werke besonders hervor:„Die Aussöhnung der Römer und Sabiner“,„Schäfer und Schäferin“ und„Junger Mann mit Barett“ von Peter Paul Rubens, das„Martyrium des heiligen Sebastian“, ein großartiges Jugendwerk des Anthonis van Dydk. Unter den spanischen Meistern begeg-
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nete man Bildern von hohem Rang: Der heilige Sebastian des Jusepe de Ribera, die ergreifende Darstellung des hl. Franz von Assisi, ein Spätwerk des Francesco Zurbaran, endlich das späte Sittenbild der„Pastetenesser“ aus der Folge der Straßenjungenszenen des Sevillaner Malers Murillo. Zu der altdeutschen Sammlung gehörte u. a. das Bildnis des Derich Born, gemalt von Hans Holbein d. J. Dies sind nur einige hervorragende Beispiele aus dem Schatz an Bildern, die heute zu den Perlen der Bayerischen Staats- gemäldesammlung in München zählen. Dem umfangreichen Kunstgut dieser Galerie können wir hier nicht weiter nach- gehen, ebensowenig den vielfältigen Beständen des Kupfer- stich- und Handzeichnungskabinetts, des Antiquariums und des Naturalienkabinetts, der Schatzkammer und der Biblio- theca Palatina.
In jenen glücklichen Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts, in denen Mannheim einen ungewöhnlichen Aufschwung nahm, erlebte nicht nur die Architektur in monumentalen Bau- werken— Schloß, Jesuitenkirche, Kaufhaus, Rathaus, Zeug- haus— eine einzigartige Blüte, auch für die Malerei und Skulptur ergaben sich neue Aufgaben. Von überall her, aus Deutschland, Frankreich, Belgien, Italien kamen die Künst- ler nach Mannheim, so etwa die Schloßbaumeister Glemens