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Geſchichtlichen.
wiſchen Rhein und Neckar, nicht weit von des Letzteren Ausmündung, auf dem Gebiet des Pfalzgrafen bei Rhein, des heiligen römiſchen Reichs Erz⸗ truchſeß und Churfürſt, lag ein von Fiſchern und Bauern bewohntes, nur als churpfälziſche Rheinzollerhebung ausgezeichnetes Dorf„Mannenh eim“ oder„Manninheim“, bis Churfürſt Friedrich IV. beſchloß, an Stelle des Dorfs eine befeſtigte Stadt mit Citadelle zu erbauen, die Bauern expropriirte, zund am 17. März 1606 unter Sturm und Regen den Grundſtein zur Friedrichs⸗ burg legte, der Cidatelle der neuen Stadt Mannheim.. Die mit großen Privilegien ausgeſtattete, als Handels⸗ wie als Waffenplatz gleich günſtig gelegene in Quadraten veranlagte Stadt, deren Umwallung ſchon in den nächſten Jahren vollendet war, erhielt Zuzug von überall her, und wuchs, wenn auch im Innern noch unfertig, raſch empor. Schon in der erſten Zeit nach der Gründung betrug die Einwohnerzahl 1200 in 207 Häuſern. 1„Die bei Beginn des 30jährigen Krieges ſo unglückliche Entwicklung der Dinge in Böhmen für den Churfürſten Friedrich V., welcher die böhmiſche Königskrone an⸗ genommen hatte, ſollte wie für die ganze Pfalz ſo auch für das aufblühende Mannheim, deſſen Kriegstüchtigkeit ſehr bald auf die Probe geſtellt wurde, verhängnisvoll werden, denn nach dem Fall Heidelbergs rückte Tilly mit ſeinen Baiern vor daſſelbe und nahm trotz tapferer Gegenwehr die Stadt, welche mit ihren Werken von Grund aus zerſtört wurde. Die Citadelle, unter dem Engländer Horatius de Veere, konnte laut Accord am 23. Oktober 1622 in fehrenvollſter Weiſe capituliren.
Abwechſelnd verblieb der Platz, welchen im December 1631 durch einen kühnen Handſtreich mit 300 Reitern Bernhard von Weimar für die Schweden genommen hatte, in den Händen der Baiern, Spanier, Schweden und Kaiſerlichen, bis der Weſt⸗ fäliſche Friede ihn ſeinem eigentlichen Herrn, dem Churfürſten von der Pfalz zurückgab.
Für die aus den Trümmern erſtehende Stadt, deren Privilegien unter den nachfolgenden Churfürſten wiederholt beſtätigt und beträchtlich erweitert wurden, be⸗ gann zunter Carl Ludwig, dem Sohne des unterdeß in der Verbannung verſtorbenen Böhmenkönigs, ein neuer durch kirchliche Duldung, communale Selbſtſtändigkeit, Frei⸗ heit des Verkehrs, ſowie Freiheit von Laſten und Beſchränkungen, getragener Aufſchwung. Die Bauluſt wurde geweckt, die geſchleiften Werke und die Friedrichsburg mit einem ſchurfürſtlichen Schloß hergeſtellt, und wiederum Anſiedler aus allen Landen herbeige⸗ zogen, die ein buntes Gemiſch von Nationen und Confeſſionen bildeten. Als glän⸗ zendes Zeugniß für die hohe Toleranz dieſes auch der deutſche Salomo genannten reformirten Fürſten ſteht die Einweihung der von ihm gegründeten Eintrachts⸗ oder Concordienkirche in der Friedrichsburg da, bei welcher nach Beendigung der eigentlichen Feier ein lutheriſcher Prediger das Schlußgebet ablas, ein katholiſcher Prieſter einen Sermon zum Lobe der Eintracht hielt, und der reformirte Hofprediger den Segen ſprach. Unter ihm erreichte Mannheim für das 17. Jahrhundert ſeinen Höhepunkt zund wies trotz des Ungemachs durch den franzöſiſchen Krieg und einer im Jahr 1666 aufgetretenen Peſt eine Bevölkerung von mindeſtens 12000 Seelen auf.