2 Seite Nummer 1 Neue Mannheimer Zeitung/ Morgen ⸗Ausgabe 4 Freitag, 2. Januar 1931 Die unvergeßlichen Letſtungen Deutſchlands im Weltkrieg, die zähe Ueberwindung der großen polt⸗ tiſchen und wirtſchaftlichen Erſchütterungen der Nach⸗ kriegszeit, das geduldige Ertragen fremder Beſat⸗ zung, die tapfere Abwehr der vielfachen Anſchläge auf deutſches Land und andere Ereigniſſe mehr ha⸗ ben uns ſelbſt wie der Welt gezeigt, daß trotz allem Gegenſätzlichen bei uns ſtarke uns innerlich verbindende Kräfte leben und mirken, die uns Geſundung und Aufſtieg verheißen. 5 * Um 12.50 Uhr empfing der Herr Reichspräſident den Reichstagspräſidenten Löbe, der ihm die Glückwünſche des Reichstages zum neuen Jahr überbrachte. Der Herr Reichspräſident dankte und erwiderte mit aufrichtigen Wünſchen für eine erſprießliche Arbeit des Reichstages im neuen Jahre. Der Herr Reichspräſident empfing ſodann eine A bord nung des Reichs rates, beſtehend aus dem preußiſchen Miniſter für Landwirtſchaft, Domä⸗ nen und Forſten, Dr. med. vet. h. e. Steiger dem braunſchweigiſchen Bevollmächtigten zum Reichs⸗ rat, außerordentlichen Geſandten und bevollmächtig⸗ ten Mintſter, Exz. Boden, dem württembergiſchen Bevollmächtigten zum Reichsrat, Geſandten Dr. Bosler, ſowie dem thüringiſchen Reichs ratsbevoll⸗ mächtigten, Miniſter Dr. Mu nzel, die ihm die Glückwünſche des Reichsrates übermittelten. Glückwünſche brachten ferner für die Hauptver⸗ waltung der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft Gene⸗ raldtrektor Dr. ing. Dorpmülle r, Dr. jur. We i⸗ rauch, ſowie Staatsſekretär z. D. Dr. ing, Kum bier und anſchließend für das Reichsbankdirek⸗ torium, Reichsbankpräſident Dr. L u ther. Vor dem Hauſe des Reichspräſidenten in der Wilhelmſtraße hatte ſich eine größere Menſchenmenge angeſammelt. Der Reichspräſident trat nach Be⸗ endigung der Empfänge auf den Balkon und wurde von der Menge mit ſtürmiſchen Hochrufen begrüßt. Der Reichskanzler an den Reichspräſidenten Telegraphiſche Meldung 8 Berlin, 1. Jan. Reichskanzler Dr. Brüning, der ſich zurzeit in Badenweiler aufhält, hat an den Reichspräſi⸗ denten zum Jahreswechſel folgendes Telegramm ge⸗ Fichtet: Zum Jahreswechſel darf ich Sie, hochgeehrter Herr Reichspräſident, bitten, meinen ehrerbietigſten Glück⸗ und Segenswunſch entgegenzunehmen. Ich weiß mich eins mit dem deutſchen Volke, das Ihrer am Neujahrstage in Verehrung gedenkt. Möge es Ihnen vergönnt ſein, auch im neuen Jahre als Vorbild treueſter Pflichterfüllung dem deutſchen Volke in ſchwerer Zeit auf dem Wege zur Einigkeit und zum Aufſtieg voranzuſchreiten. gez. Dr. Brüning, Reichskanzler. Neujahrsaufruf Adolf Hitlers Meldung des Wolffbüros 70 a Berlin, 1. Jan. DerVölkiſche Beobachter veröffentlicht einen Neujahrsaufruf Hitlers an die Nationalſozialiſten, der überſchrieben iſt:Ein neues Kampfjahr beginnt. In dem Aufruf heißt es: Heute am Beginn dieſes Jahres richte ich an Euch zum erſten Mal den Appell: Steht nunmehr treu hinter mir, ich verlange bon Euch nichts Ungeſetzliches, fordere nichts, was Euer Gewiſſen in Konflikt mit dem Ge⸗ fetze bringt, verlange aber, daß Ihr mirauf dem Wege, den das Geſetz genehmigt und mir mein Gewiſſen und meine Einſicht vorſchreibt, in Treue folgt und Euer Schickſal mit dem meinen verbindet. Wenn wir die Kraft der Treue in dieſem Jahr zum Fundament unſerer Gemeinſchaft erheben, wird nach weiteren 12 Monaten der Weg zur deutſchen Freiheit offen ſein! In der gleichen Nummer desV.. wird mit⸗ geteilt, daß der frühere Hauptmann Röhm, der ſeinerzeit am Hitler⸗Putſch beteiligt war und jetzt nach zweijährigem Aufenthalt in Bolivien nach Deutſchland zurückgekehrt iſt, den Dienſt als Chef des Stabes übernimmt. 5 Fern-Oſt 1931 Von Prof. Dr. Wir ſind heute glücklich ſoweit, das Uebermaß des Expreſſionismus in der Kunſt, die immer voran⸗ ſchreitet und jedenfalls dichteriſch ſogar den Weltkrieg vorausgefühlt hatte, zur Vergangenheit rechnen zu dürfen. Die Geiſteswiſſenſchaft dagegen kämpft noch immer mit myſtiſchen Geſichten. Jetzt ſcheint die Politik, ſofern ſie in wiſſenſchaftlichem Gewande erſcheint, von Philoſophen und Hiſtorkkern die Viſion übernommen zu haben. Eine ſolche wurde kürzlich auf dem internationalen Kongreß für Philo⸗ ſophie an der britiſchen Univerſität Oxford für den Fernen Oſten von dem Profeſſor Lutoflawfki ofſen⸗ bart. In Zukunft werde es auf der Welt nur noch wenige große Staaten geben, als übergeordnete Ver⸗ bände, und einer von ihnen werde das aus China, Japan und Anhang gebildete Vereinigte Oſt⸗ aſien ſein. Schon mehrere Monate iſt ja China in der Tat ohne Bürgerkrieg; weil infolge der Welt⸗ kriſe kein einziger General mehr Geld hat, das doch immer noch zum Kriegführen gehören ſoll. Ebenſo⸗ wenig kann Japan die chineſiſche Sache in Bewe⸗ gung bringen, aus demſelben Grunde. Dieſer iſt es denn auch, der viel beſſer als Viſionen den Ausblick auf Fern⸗Oſt 1931 klärt, nicht ſo hübſch wie ein ſchwungvoller Vortrag, aber glaubwürdiger, weil jeder Menſch des Univerſums ihn aus ſich ſelbſt her⸗ aus beſtätigen kann. Ob das Wortkataſtrophal z. Zt. häufiger in, der oſtaſiatiſchen als in der europäiſchen Preſſe auftritt, iſt heute reine Sache der Statiſtik man lieſt ſchon darüber hinweg. Die letzte Kataſtrophe war wohl die der chineſiſchen Seiden ſpinne⸗ reien, die wegen völliger Abſatzſtockung zumal in Schanghai, wo es allein 106 gibt ſchließen und wieder 7 Million Arbeiter brotlos machen mußten. Und wenn dieſe Kataſtrophe im Druck geſchildert wird, iſt eine andere bereits unterwegs. Ginge es alſo danach, ſo würde der Ferne Oſten 1931 zum mindeſten von teuren Bürgerkriegen verſchont bleiben. Daß das aber eine Brücke zum Einheits⸗ ſtaat China⸗Japan werden ſollte, iſt mehr, als ſelbſt eine Viſion vertragen kann. Ganz im Gegenteil, die einzelnen Mächte, Parteien und Marſchälle ſammeln in der Stille gegeneinander, was ſie an Kraft und vor allem an Münze nur auftreiben können. Und wenn Nanking auch das alte Neufahrsfeſt abgeſchafft zu haben glaubt: den überlieferten chineſiſchen Früh⸗ lingskrieg kann es auch für 1931 nicht amtlich ver⸗ bieten. Jeder fragt ſich da unten ja auch nur, wer denn dieſesmal mit dem Losſchlagen dem andern zu⸗ vorkommen könnte, und erklärt ſich im voraus ſchein⸗ bar zum Rücktritt bereit, wie das noch ſoeben von dem mandſchuriſchen Marſchall Tſchang Hfueh Liang gemeldet wurde. Ein Geſichtspunkt aber ergibt ſich aus alledem für Fern⸗Oſt 1931: der einer gewiſſen Mäßig ung nicht aus gutem Willen, ſondern aus Not, foweit das Volk ſelbſt in Frage kommt. In China ſind dafür zwei neue Momente ſicht⸗ bar geworden. Einmal die Rückbildung der überall und namentlich im Süden organiſierten Arbeits⸗ und Handwerks⸗Unionen zu den Gilden und ver⸗ wandten Sondervereinen alten Stils, die in den Jahren 1925 bis 1929 jenen faſt völlig gewichen waren, wobei das Jahr 1927 beinahe genau auch den Mittelpunkt der ſozialiſtiſchen Vorwärts⸗ bewegung bezeichnete, wenigſtens in den hauptſäch⸗ lichſten Handels⸗ und Induſtrieſtädten: Schanghai, Canton, Futſchu, Nanking, Hankau, Trientſin und Peking. In Zahlen läßt ſich die Rückbildung infolge innenpolitiſcher Beſorgniſſe noch nicht faſſen, er⸗ klären aber läßt ſie ſich durch die leerenUnions Kaſſen, in die nichts hineinfließt, aus Gründen der Arbeitsloſigkeit. Da kommt denn die immer⸗ hin noch etwas beſitzende und alteingeſeſſene Minder⸗ heit wieder zu Recht und Anſehen. Das zweite Moment wird deutlich bei einem Blick in dieneuechineſiſche Preſſe, vor allem etwa in denWachſenden Mond, eine Zeit⸗ ſchrift, die von einer gleichnamigen Geſellſchaft als Verlag in Schanghai herausgegeben wird und deren Waldemar Oehlke Führer der politiſch gemäßigte Dr. Hu Schi iſt, Be⸗ gründer der neuchineſiſchen Schriftſprache. Auch da iſt der Einfluß der Radikalen unter Führung des Marxiſten Tſchen Tu Hſin im Schwinden be⸗ griffen. Das deutſche Wort Weltanſchau⸗ ung, das demWachſenden Mond von Anfang an den Charakter gab und eine Front gegen alles Sowjetruſſiſche zeigte, hat ſich immer ſtärker durch⸗ geſetzt, je ſchwächer ſich die kommuniſtiſchen Glücks⸗ theorien bei den Verſuchen ihrer Anwendung zeig⸗ ten. Wo Pietät und Familie betont werden, kann der radikale Sozialismus nicht Kraft zu neuen An⸗ griffen auf das Bürgertum gewinnen. Hält man ſolche Anzeichen mit den Folgen der Weltkriſis zu⸗ ſammen, ſo verſpricht China ein ruhigeres 1931, ob⸗ wohl es bekanntlich in Aſien nicht weniger als in Afrika erſtens anders kommen ſoll und zweitens als man denkt, wie der Volksmund ſagk. In Japan ſteht es ähnlich. Nur äußert ſich das ganz anders, nämlich außenpolitiſch. Die fremden⸗ feindliche Größenwahns⸗Welle ſcheint zurückzugehen. Man ſieht dort ein, daß man das Ausland zum min⸗ deſten als Käufer braucht, wenn man nicht ſamt ſeinem Ueberjapanismus verhungern will. Eine ſchlimme Selbſterkenntnis verliert durch ihre Bitter⸗ keit nichts an Wahrheit. Darum das Werben um die Vereinigten Staaten eine Erſcheinung, die allein bereits für Fern⸗Oſt 1931 beruhigende Ausſichten er⸗ öffnet und jetzt auch um England, trotz der weiter⸗ gehenden Kriegsanlagen von Singapore! Die bri⸗ tiſche Handelsmiſſion, die gerade zur rechten Zeit nach Japan gegangen iſt, hat im voraus denn auch herzlichſte Begrüßung und weitgehendes Ent⸗ gegenkommen gefunden. Nicht aus internationaler Brüderliebe freilich, ſondern aus derſelben nationa⸗ len Beklemmung heraus, mit der ſie von London ab⸗ gereiſt iſt: weil auch das britiſche Weltgeſchäft ſo ſchlecht geht. Die japaniſche Handelsmiſſion, die unter Baron Takuma Dan 1921 nach England gegan⸗ gen war, hatte es leichter gehabt. Immerhin erkennt man, daß Japan ſich alle Mühe geben wird, 1931 an der Aufrechterhaltung einer gewiſſen Weltruhe mit⸗ zuarbeiten. Weltnot Weltmäßigung, während das ſonſt in der Geſchichte entgegengeſetzt wirkſam wurde. Ob die Hiſtoriker von Grund aus umzulernen haben, ſteht dahin. Iſt mit Gewalt nichts mehr zu holen, ſondern nur noch zu zerſtören, dann iſt die halbe Mil⸗ liarde Oſtaſiaten jedenfalls für Unruhen nicht mehr zu haben. Und dann iſt auch den Chineſen der neue Funkverkehr Schanghai Nauen wichtiger als aus⸗ ländiſches Kriegsmaterial und inländiſche Parteikon⸗ flikte. Friedliche Arbeit und ihre inter⸗ nationale Verwertung iſt auf dem ſorgen⸗ vollen Antlitz von Fern⸗Oſt für 1931 zu leſen. Die ſozialen Kämpfe Schiedsspruch im ſächſiſchen Steinkohlenbergbau Leipzig, 1. Jauuar. Die unter dem Vorſitz des Schlichters für Sachſen, Miniſterialrat Dr. Hauſchild, geſtern in Leipzig ſtattgehabten Verhandlungen der Schlichterkammer im ſächſiſchen Steinkohlenbergbau haben zu folgendem Schiedsſpruch geführt: Die Lohnordnung für den ſächſiſchen Steinkohlen⸗ bergbau vom 1. Juni 1929 wird über den 31. Dezbr. 1930 hinaus mit der Maßgabe verlängert, daß die Grundlöhne um 6 Prozent herabgeſetzt wer⸗ den. In demſelben Ausmaß verringert ſich auch der Durchſchnittslohn des Vollhauers. Die Lohnregelung tritt mit dem 1. Jauuar 1931 in Kraft und gilt bis auf weiteres. Sie kann mit ein⸗ monatiger Kündigungsfriſt erſtmalig zum 31. März 1931 gekündigt werden. Die Erklärungsfriſt läuft am 5. Januar 1931 ab. Tarifkündigung in der Aachener Textilinduſtrie Aachen, 1. Jan. Der Arbeitgeberverband der hieſigen Textilinduſtrie hat die Geſamtvereinbarung mit den Textilarbeitergewerkſchaften und den dazu gehörigen Lohntarif vom 20. Dezember 1928 gekün⸗ digt. Er verlangt einen Abbau der Lohnſätze um etwa 15 Prozent. kammer ſein, nach den Auswirkungen des Krieges Fahresverſammlung eines ehrbaren Kaufmanns Telegraphiſche Meldung Hamburg, 1. Jan. Wie alljährlich, fand auch geſtern, am letzten Tage des Jahres, die Verſammlung eines ehr⸗ baren Kaufmanns in den Räumen der Hamburger Börſe ſtatt. Der Verſammlung wurde der Bericht der Handelskammer Hamburg über das Jahr 1900 zur Beratung vorgelegt. Der Vorſttzende der Han⸗ delskammer, Bankdirektor Huebbe(Hamburg), eröffnete die Verſammlung mit einer Anſprache, in der er die im Handelskammerbericht niedergelegtin Ausführungen nach verſchiedenen Richtungen erlän⸗ terte. Zwei Dinge, ſagte er u. a, ſeien vorweg iu unterſtreichen: ü 1. Die Unverletzlichkeit tums im Kriege. auf Kolonien. Die Unverletzlichkeit des Privateigentums ſei bis zum Weltkriege elementarſter Grundſatz des moder⸗ nen Völkerrechtes geweſen und es müſſe eine der vornehmſten Aufgaben der internationalen Handels⸗ N des Pravateigen⸗ 2. Das Anrecht Deutſchlauds eine internationale Regelung dieſer Frage bei allen Regierungen durchzuſetzen ohne Rückſicht auf Emp⸗ findlichkeit derfenigen, die das Recht durchbrochen hätten. Der Auſpruch Deutſchlands auf kolonjale Betätigung brauche nicht eingehend begründet 1 werden. Der Reoͤner verwies ferner auf die Notwendigkeit einer Reviſion der Tributverpflichtung, der die Ordnung im Innern auf dem Geblete der Sozial⸗ und Finanzpolitik voranzugehen habe. b Schneeſtürme im Schwarzwald Eigener Drahtbericht r. Aus dem Schwarzwald, 1. Jan. Der Jahreswechſel hat im Schwarzwald nach dem ungewöhnlich warmen Silveſtertag in den frühen Morgenſtunden des Neufahrstages heftige Schneeſtürme infolge plötzlicher Abkühlung mit gleichzeitig weiterem Barometerſturz gebracht. Dir Luftdruck iſt in mittleren Lagen unter 690 Millimeter geſunken und ſteht ſomit abnorm tief. In Verbin⸗ dung mit der Abkühlung und den Niederſchlägen hatte das Gebirge am Neufahrsmorgen bis gegen die Mittagsſtunden von 700 Meter aufwärts ein Kleid von Neuſchnee, der in den höheren Lagew enen di wachs von 10 Zentimeter durchſchnittlich gebraht hatte, ſodaß in den Hochlagen am Feldberg wee⸗ der eine Höhe von 30 Zentimeter durchſchnittlich er⸗ reicht iſt. Die Temperaturen, die anfänglich von etwa 800 Meter ab über Null lagen, ſind im Laufe des Tages aber wiederum geſtiegen und be⸗ wegten ſich heute abend auch in den Höhen des Feld⸗ bergs(Poſtſtation) 1280 Meter bei 1 Grad. Der Schneefall hat im Hochſchwarzwald faſt den ganzen Tag über angehalten, iſt aber durch die ge⸗ ſtiegene Temperatur noch feucht. 5 In den mittleren Lagen haben, beſonders am Spätnachmittag und am Abend, wieder Regen fälle eingeſetzt, ſodaß der Neuſchnee dort wieder abgeſchmolzen iſt, bis auf Reſtteile. Das Wekter iſt bei tiefbleibendem Luftdruck andauernd noch unbeſtän⸗ dig. Im allgemeinen war der Silveſterverkehr, was den Sport anbelangt, in Verbindung mit dieſen Wei terverhältniſſen, nicht ſehr ſtark und blieb auch ſonſt, örtlich geſprochen in mäßigen Grenzen. 13 Opfer der Berge 8 Innsbruck, 1. Jau. Das Föhnwetter hat in den Stubaier Bergen zwei Todesopfer gefordert. Beim Aufſtieg mehrerer Reichsdeutſcher zu den Finſtertaler Seen trat der Apotheker Kreuſch aug 7 . Finn Köln ein Schneebrett los, das b fre une 5 Herren in die Tiefe riß. Während letztere unverletz blieben, konnte Krenſch nur als Leiche geborgen wel den. Unweit dieſer Unfallſtelle verunglückte ein Handelsſchüler in ähnlicher Weiſe tödlich. Grubenunglück in Afrika Johannesburg, 1. Jan. Bei einem Stollenein⸗ ſturz in einer Mine wurden fünf Eingeborene ge⸗ tötet und 11 verletzt. Man fürchtet jedoch, daß ſieben weitere Eingeborene, die von den Steinmaſſen nverſchüttet wurden, ebenfalls tot ſind. Fledermaus mit Beilagen Silveſter im Nationaltheater Ein hübſcher Abſchied vom alten Jahr im ſehr be⸗ ſetzten Haus. Die Fledermaus muß wieder helfen, ius neue Jahr zu flattern.(Wohin fliegſt du, Fleder⸗ mäuschen?) Sie hat mit dem Knallen auf den Stra⸗ ßen den Froſch im dritten Akt gemeinſam. Aber ſie bleibt nicht kalt wie ein ſolcher, und wenn ſie knallt, dann tut ſie es nicht mit Pulver, ſondern mit Sektpropfen. Und man vergißt ſich in dieſer Ball⸗ nacht⸗Operette für ein paar Stunden * 75 Das Natjonaltheater hatte die Fledermaus für dieſen Abend aufgewärmt. Und eine Maiſchonnäſe dazu gemacht. Darin ſchwammen recht hübſche Bei⸗ lagen. In den Vorſpeiſen des erſten Akts kündigten ſie ſich an; kleine Vorgeſchmäcker konnte man dem ühlichen Schweinskopf(diesmal aus dem Palaſthotel) entnehmen, den Guſſa Heiken als launige Adele eizend auftiſchte. Walther Jooß umgab als neuer, lebensfriſcher enſtein auf der einen Seite die neu montierte, ſa gesfreudige Roſalinde von Sophie Karſt, Willy Byrgel als Falke auf der andern. Solch hoch⸗ gewachſene Partner wirkten votrefflich, und Birgels Bonvivant hatte auch noch einen ſtimmlichen Erfolg durch ſein friſch fröhliches Markieren des Geſanges. Ein Erſatz⸗Alfred aus Köln goß helle Töne in das Ebenfalls durchaus ſilveſterliche Lied:Glücklich iſt, wer vergißt, was boch nicht zu ändern iſt.(Und es muß ſich doch ſo vieles ändern!! * Ja, und nun der zweite Akt. Er war in einen luftigen Garten verlegt; ein echter Wunſchtraum bei dieſem Jahreswechſel⸗Wetter! Vor dem Garten blühte am Pult ein Roſenſtock; er flocht mit dem Orcheſter aus Meiſter Johanns Melodien einen an⸗ mutigen Strauß. Und nun taucht auch ſchon der Gärtner, Pfleger und Hüter auf, zugleich der Feſt⸗ ordner, Vorbereiter und Arrangeur, Intendant Ma iſch im Kreiſe all ſeiner Getreuen. Großer Bei⸗ fall, ehrenvolles Verneigen. Dem Prinzen Orlofsky (endlich einmal eine richtige Vertreterin dieſer Rolle in Nora Lauderich!) wird die Vorſtandſchaft vom Intendanten vorgeſtellt. Dann windet ſich dieſe theatraliſche Abendgeſell⸗ ſchaft zum feſtlichen Kranz. Bei geſtiftetem Cham⸗ pagner, der ja im Werk beſungen wird. An Hugo Voiſin war diesmal die Aufforderung zum Kuß⸗ walzer übergegangen. Man kam ihr allerſeits nach. Intendant Maiſch gab das Beiſpiel; ſeine Tiſch⸗ und Tanzdame war die treffliche Julie Sanden. So viel Takt verpflichtet! Auf Fledermaus reimt ſich vortrefflich der Titel Totenhaus. Damit iſt es bekanntlich nach Noten aus, und dieſes Gefühl dokumentierte ſich in einem von Landorys vorzeitig aufgetauchtem(im letzten Akt völlig neu inſtrumentiertem) Froſch hereinge⸗ führten Terzett. Drei Gefangene(die Herren Bart⸗ ling, Friedmann und Weig) ließen Verſe aus dem Streit um den Sergeanten Janacek vernehmen, wobei ſie in den Masken höchſt perſönliche Beziehun⸗ gen nicht nur zum Komponiſten desTotenhauſes, ſondern auch zum hieſigen Intendanten und zum Generalmuſikdirektor aufnahmen. Warum dieſen Beiden nicht auch noch bei ihrem abendfüllenden Be⸗ ſtreben Vollbärte umgehängt wurden, bleibt Regie⸗ geheimnis, nachdem der bartloſe Jauacek doch auch eine würdige Roßhaargarnitur umgehängt bekam. * Dieſe Hauptſpeiſe unter den Betlagen war um⸗ geben von einem erneuten Schokoladenaufguß der Niggerſongs und Steps von Sidney de Vries und der Ueberſetzung ins wunderſchön klingendeAlt Backene eines berühmten Couplets der Cläre Wal⸗ doff von ihrer Landsmännin Margarethe Kloſe. DerKaiſerwalzer von Johann Strauß, wohl der ſchönſte des Meiſters, wurde offenbar zum politi⸗ chſen Ausgleich die ganze bisherige Theaterkom⸗ miſſion war anweſend! von den Damen des Bal⸗ letts in roten Koſtümen getanzt. Als Soliſtin ragte Annie Heuſer beträchtlich daraus hervor.(Aus dem Ballett natürlich; nicht aus der Theater⸗ kommiſſion.) 8 Und ſo verbrachte man im Theater ſeine kurzen Stunden des alten Jahres. Es herrſchte Stimmung. Das Fledermausgeflatter ins Reich der Vergeſſen⸗ heit hielt auch bei dem die Operette ſinnig beſchließen⸗ den Katzenjammer⸗Akt an. Alte Scherze waren neu angeleuchtet. Das Publikum lachte, als ob ſie ganz neu wären. Aber alles neu macht bekanntlich der Maiſch. Und ſo wurde er ſogar noch am Schluß des Abends in dem ſehr reichen Beifall vom Publikum gerufen. So heimeriſch iſt er hier ſchon. Im übrigen: Proſt Neujahr! K. Das Frankfurter Opernhaus ſoll durch Ton⸗ film ſaniert werden. Der Frankfurter Theaterdezer⸗ nent, der Stadtrat Dr. Michel, ſchlug bei einer dieſer Tage ſtattgehabten Konferenz, in der über die Finanzlage der Frankfurter Städtiſchen Bühnen Verhandlungen geführt wurden, als ein Mittel zur Sanierung der Oper die Aufnahme von Kurzton⸗ filmen in den Spielplan der Oper vor. Der neuer⸗ lich vorgelegte Haushaltsplan für die ſtädtiſchen Bühnen ſieht wiederum eine Subvention von 2 700 000 Mark vor, wobei bereits zur Verminderung des Etats mit dem Abſchluß einer Sologemeinſchaft mit Wiesbaden gerechnet wird. Die Stellungnahme der zuſtändigen Behörden zu der Anregung Dr. Michels ſteht noch aus. Der Deutſche Bühnenverein, die Vereinigung der Theaterdirektoren wird fetzt über die Frage der Aufführung von Kritiker⸗Stücken prinzipielle Beſchlüſſe faſſen. Der Antrag des internationalen Kritiker⸗Kongreſſes, wonach ein Autor, der in einer Stadt das Kritiker⸗Amt ausübt, in eben dieſer Stadt mit einem Werk nicht zur Ur⸗ aufführung kommen darf, ſoll angenom⸗ men und gebilligt werden. Ferner beſchließt der Deutſche Bühnenverein, um zu verhindern, daß einzelne Bühnenautoren ſich außerhalb der von der eigenen Standesorganiſation vorgeſchriebenen Richt⸗ linie ſtellen, daß die Bühnenleiter ſich verpflichten müſſen, ein Werk in einer betreffenden Stadt zur Uraufführung nicht anzunehmen, wenn der Autor in dieſer Stadt das Amt des Kritikers ausſtbt. einaktige OperSpiel oder Ern ſt Der unhöfliche Dumas Eine Pariſer Sängerin, mehr durch ihr großes Haus als durch ihr großes Organ bekannt, machte ihre Freunde dadurch unglücklich, daß ſie allwöchent⸗ lich muſikaliſche Abende veranſtaltete, deren Mittel⸗ punkt ſelbſtverſtändlich der nie enden wollende Ge⸗ ſangsvortrag der eitlen Hausfrau bildete. Das Schlimme bei der ganzen Angelegenheit war, daß der Gatte der ſtimmtollen Schönen eine überaus an⸗ geſehene Stellung bekleidete, ſodaß man nicht gut ab⸗ ſagen konnte. Dumas Vater wurde es aber einmal doch zu bunt, alle acht Tage eine ſchlechte Sängerin treten und gebührend zu entſchuldigen. Natürlich empfing Madame den jüngeren Dumas mit der Frage, wo er ſeinen Vater gelaſſen habe.Wir haben leider ſo viel zu arbeiten, lautete die Antwort,daß nur einer von uns beiden ausgehen kann. Da haben wir eben geloſt, wer heute kommen ſollIch verſtehe, lächelte die Gnädigſte,und Se haben ge⸗ wonnen.Sie irren, Madame, verbeugte ſich der Schriftſteller,ich habe verloren! anhören zu müſſen; er bat ſeinen Sohn, ihn zu ver⸗** F neee Ein neuer Reznicek. E. N. von Rezuiceks fand bei ihrer Berliner Erſtaufführung zu Sil⸗ neſter im Staatlichen Schauſpielhaus freundliche Aufnahme. Die zweite Premiere des Abends, ein TanzſpielSkilveſterſpuk, wurde dagegen abgelehnt. Die Stimmung riß dann Offen⸗ bachsVerlobung bei der Laterne wieder heraus. Die Verpachtung ſtädtiſcher Theater. Das Stadttheater in Koblenz ſoll zum 1. September 1931 an einen Privatunternehmer verpachtet werden. Nach den neueſten Beſchlüſſen der zuſtän⸗ digen Behörden iſt eine Erhaltung des Theaters alß Städtiſche Bühne nach dieſer Zeit nicht länger möge lich. Auch für die ſtädtiſchen Bühnen Wuppertal iſt die Exiſtenzfrage von einer Verpachtung e 1 5 eee e ee 1 4 13 4 * 10 ere GE ö. 1 * D Jah Tei tag: Ten Anz die Du Hau Feu ein? übt. wace Jug chen gan kon Nut bild Sil; Die in Zei Beſ Ber han nack kird Cho ſteh ſan, d u ver! here veſt blte die beſt vier daß in völ! eine F 5 hält Wie Hall übe 5 4 Die