letzten ehr⸗ urger gericht 1960 Han⸗ burg), he, in egtin rläht⸗ eg ju gen ⸗ lauds 1 bis oder⸗ e der dels⸗ teges allen Emp⸗ ochen niale zu igkeit ere eee die allgemein gültige Feſtſtellung ſein. Neue Mannheimer Zeitung/ Morgen⸗Ausgabe 8. Seite/ Nummer 4 Freitag, 2. Januar 1931 zilveſter und Mit Regen hat das alte Jahr Abſchied genommen. mit Regen hat das neue begonnen. Viele ſind zweifellos durch das miſerable, ſo gar nicht winter⸗ liche Wetter veranlaßt worden, in letzter Stunde um⸗ zudisponieren und daheim zu bleiben. Aber trotzdem waren die Vergnügungslokale durchweg ſtark beſetzt. Die Stimmung entſprach, ſoweit wir feſtſtellen konnten, den Zeitverhältniſſen. Aus⸗ gelaſſene Luſtigkeit iſt auch im neuen Jahre nicht am Platze. Sie kam denn auch ſelbſt dort nicht zum Durchbruch, wo mit Bällchen, Konfetti und Luft⸗ ſchlangen geworfen wurde. Der Vormittag des Neujahrstages ließ ſich nach der regneriſchen Nacht beſſer an. Der Himmel blieb zwar bedeckt, aber er hielt wenigſtens ſeine Schleuſen geſchloſſen. Umſo ergiebiger hat es wieder nachmit⸗ tags geregnet. Es war ein Tag, ſo recht zum Aus⸗ ſchlafen für die geeignet, die in der Silveſternacht ſehr ſpät ins Bett gekommen waren. Eindrücke eines Rundganges Der Straßenverkehr bewegte ſich am letzten Jahrestage in mäßigen Grenzen, erreichte zum Teil nicht einmal die Stärke eines normalen Sams⸗ tagnachmittagsverkehrs. Obwohl die frühlingsmäßige Temperatur zu einem Spaziergang in die Stadt Anreiz geboten hätte, ſo ſchreckten viele doch durch die unbeſtändige Witterung zurück. Bei Anbruch der Dunkelheit wurde es in den Straßen ſehr lebendig. Hauptſächlich die Jugend war es, die mit ihren Feuerwerkskörpern zur Generalprobe antrat und in einzelnen Straßenzügen einen hölliſchen Lärm ver⸗ übten. Allerſeits war bekannt, daß die Polizei ein wachſames Auge hatte. Deshalb waren durch die Jugend Sicherungspoſten aufgeſtellt, auf deren Zei⸗ chen hin beim Auftauchen eines Schutzmanns die ganze Geſellſchaft rechtzeitig die Flucht ergreifen konnte. Nach 8 Uhr wurde es überall ſehr ruhig. Nur noch ganz vereinzelt knallte es. Das Straßen⸗ bild erinnerte in der Innenſtadt nicht an einen Silveſterabend. Noch in keinem Jahre ging es ſo ruhig zu. Die Jahresabſchluß⸗Gottesdienſte waren in faſt allen Kirchen überfüllt. Ein erfreuliches Heichen, denn dieſer von Jahr zu Jahr ſteigende HBeſuch zeigt doch, wie ſehr in Bevölkerung das Bedürfnis zu innerer Einkehr vor⸗ weiten Kreiſen der handen iſt. Es war ein erhebender Augenblick, als nach Beendigung des Gottesdienſtes in der Chriſtus⸗ kirche vom Turme ein vom Bläſerchor geſpielter Choral erklang und die Menge nicht nur andächtig ſtehen blieb, ſondern auch aus vollem Herzen mit⸗ ſang. Recht intereſſant geſtaltete ſich ein Bummel durch die Straßen. Natürlich ließ es ſich nicht vermeiden, daß man unentwegt Vergleiche mit frü⸗ heren und ganz beſonders mit dem letztjährigen Sil⸗ veſter⸗Abend zog. Es iſt alles beim gleichen blieben, nur iſt es ruhiger geworden! ge⸗ Ausnahmen beſtätigen die Regel und ſo ging es im Jungbuſch⸗ viertel lebhafter denn je zu. Es iſt ganz eigenartig, daß auch in den unteren Straßen der Neckarſtadt und in den meiſtens von den ärmeren Kreiſen der Be⸗ völkerung bewohnten Straßen der Schwetzingerſtadt eine Verſchwendung mit Feuerwerks⸗ körpern getrieben wurde, die in keinem Ver⸗ hältnis zu der gerade hier herrſchenden Not ſtand. Wie immer waren es natürlich in der Hauptſache halbwüchſige Burſchen, die ſich gegenſeitig nicht genug . überbieten konnten. Die bekannten Mannheimer Gaſtſtätten wieſen bdurchſchnittlich einen ſehr guten Beſuch auf. Die Stimmung war überall den Zeitverhältniſſen angepaßt. In allen Lokalen war natürlich Konzert und zum Teil auch Gelegenheit zum Tanzen ge⸗ boten. Nur die kleineren Gaſthäuſer boten ihren Gäſten Grammophon⸗ oder Radiokonzert, während man überall dort, wo man den guten Ruf des Hauſes wahren wollte, erfreulicherweiſe ein Orcheſter ſpie⸗ len ließ. Ueberhaupt macht es ſich immer mehr be⸗ merkbar, daß ein Orcheſter eine viel größere An⸗ ziehungskraft ausübt, da große Teile des Publikums auf die Lautſprecherkonzerte keinen Wert legen. Dicht beſetzt waren auch die Mannheimer Kaf⸗ feehäuſer, in denen nicht nur die bewährten Ka⸗ pellen konzertierten, ſondern auch in einigen Fällen zum Tanze aufſpielten. Papierſchlangen und Luft⸗ ballons ſchufen äußerlich ſchon eine etwas gehobenere Stimmung. Im Kaffee Wellenreuther ſorgte außerdem der Bellemer Heiner für Stimmung. Die Libelle war überfüllt. Hier mußte zum Tanz außer der Tanzfläche im Parkett die Bühne in Anſpruch genommen werden. Gegen 12 Uhr ballte ſich der ganze Straßen⸗ verkehr auf dem Marktplatz zuſammen. In der Hauptſache waren es aber Neugierige, die ſich das alljährlich dort ſtattfindende allgemeine Feuer⸗ werk nicht entgehen laſſen wollten. Zuerſt hatte es den Anſchein, als ob es ſehr ruhig zugehen ſollte. In den letzten Minuten des alten Jahres gab es aber einen ungeheuren Zuſtrom aus der Unter⸗ ſtadt.⸗Die zahlreich poſtierten Schutzleute, die anfangs der Knallerei Einhalt geboten hatten, mußten beide Augen zudrücken und die Menge gewähren laſſen. Das hinderte die Beamten aber nicht, die ſchulpflich⸗ tigen Kinder zu verwarnen und ſie zum Nachhauſe⸗ gehen aufzufordern. Die Mitternachtsſtunde wurde ſelbſtverſtändlich mit großem„Proſt⸗Neujahr“⸗Ge⸗ ſchrei und mit unerhörter Knallerei begrüßt. Das Läuten der Kirchenglocken konnte dieſen Lärm nicht durchdringen. Wie in jedem Jahre machten ſich viele Burſchen ein Vergnügen daraus, die angezündeten Feuerwerkskörper unter die verſammelte Menge zu ſchleudern. Es dürfte gar nicht ſo ausgeſchloſſen ſein, daß manches Kleidungsſtück verſengt worden iſt. Der r Dies dürfte Lärm am Maratz konnte ſich auffallend lange be⸗ haupten. Erſt einſetzende Regen ließ die Ruhe⸗ ſtörer von derldfläche verſchwinden. Die Lokale bekamen durch, neuen Zuſtrom. Es gab auch einige überfüllſtäume. Die zahlreichen Rufe aus den geöffnetenenſtern ließen erkennen, daß auch die, die zu Haüns neue Jahr hinübergeſegelt ſind, Anteil an demfentlichen Neujahrstreiben nahmen. Wer aber zu zſe war, ließ die Lichter des Ehriſt⸗ baumes ausbrien. Als es in den Straßen immer ruhiger wurdennte ſich das feſtliche Glockengeläute durchſetzen. n Roſengarten wurde es erſebhaft, als gegen 11 Uhr die Ab⸗ ſchiedsvorſtellr der Revue„Hols der Teufel“ im Muſenſaal beſigt war. Vorher ließ ſich im Nibe⸗ lungenſaal ke Silveſterſtimmung feſtſtellen. Die einzigen Kngfekte gingen von der Schieß⸗ bude aus, dſich im Rundgang unter der Empore etabliert hatt Als die Beſucher der Revue in den Saal ſtrömte füllte ſich ſchnell die Tanzfläche, in deren Mitte Kapelle Homann⸗Webau platz⸗ genommen he. Direktor Thomas hatte ſich dar⸗ auf beſchräuldie Brüſtungen der Empore mit den ſo überaus orativ wirkenden Teppichen ſchmük⸗ ken zu laſſen n der Mittelloge ragte ein brennen⸗ der Weihnacbaum empor. Wer ſich photographieren Empore Ggenheit. Daneben war ein Sekt⸗ ausſchank eierichtet. Einige Minuten vor 12 Uhr wurde es alder Bühne lebendig. Direktor Nor⸗ den von defkevue widmete dem ſcheidenden Jahre einige treffe Worte, die in der Aufforderung an acht reizend birls ausklangen, das alte Jahr, das durch einenlten Mann verkörpert wurde, hinaus⸗ zubeförderndas ließen ſich die acht jungen Mädchen nicht zwein ſagen. Im Nu war das alte Jahr hinter demuliſſen verſchwunden. Die Theater⸗ glocken beggen zu läuten. Die Kapelle ſtimmte das Deutſchlandd an, worüber wir uns deshalb am meiſten gefut haben, weil wir der Anſicht ſind, daß wir auch i Jahre 1931 mehr denn je in all un⸗ ſeren Handugen zuerſt an das Vaterland denken müſſen. 10 dann begann ein allgemeines Glück⸗ wünſchen. kan ſchüttelte ſich die Hände, küßte ſich, die Gläſer angen aneinander, aber auch hier war die Freude gedämpft, genau temperiert. Einige Fröſche hüten durch den Saal. Aber als die jun⸗ gen Leute, die dieſen Unfug verübten, darauf auf⸗ merkſam giacht wurden, daß ſie den Nibelungen⸗ ſaal mit d Straße verwechſelt hatten, konnte un⸗ geſtört weir dem Tanze gehuldigt werden. In der Wandelhal war das elektriſche Karuſſel aufgeſtellt worden, di man ſonſt im Bierkeller vorfindet. Eine große Zugaft vermochte es nicht auszuüben. Umſo mehr wal an der Bierausgabe die Stelle um⸗ drängt, waman heiße Würſtchen bekam. Auch ein Zeichen d Zeit! Da aus dem Nibelungenſaal ei⸗ nige Muſer in die Wandelhalle beordert wurden, konnte ſic auch hier die Jugend, die in der Haupt⸗ ſache die ilveſterballbeſucher ſtellte, den Freuden des Tanz hingeben. Die haſtwirte⸗ Vereinigung Mann⸗ heim ht, ſo wird uns geſchrieben, am Dienstag im überfllten Saal des„Großen Mayerhofes“ eine Innuns⸗Proteſtverſammlung ab, um wiederur gegen die Sonderbelaſtungen dieſes Ge⸗ werbes it proteſtieren. Die Erhöhung der Ge⸗ meindbierſteuer beträgt bei einfachem und Spezialler vom 1. 1. 31 ab 275 v. H. und bei Stark⸗ bier 413 v. H. Es wurde als eine Irreführung der Oeßfntlichkeit bezeichnet, wenn der hieſigen Preſſe le Mitteilung zuging, daß die Bierſteuer lediglichto v. H. betrage. die ſteuerliche Belaſtung des Bieres beträgt tunmehr für Lager⸗ und Spezialbier 12% an Reicsbierſteuer und 10/ an Gemeindebierſteuer, zuſammn 22 /, während in Friedenszeiten der Ein⸗ ſtandspeis des Bieres lediglich 17„ betrug, ſo daß alſo hete auf dem Bier mehr Steuer ruht, als in Friedeszeiten das Bier gekoſtet hat. Bei den Starkberen iſt die Belaſtung noch größer. Sie be⸗ trägt n Reichsbierſteuer 17.50/ und Gemeinde⸗ bierſteer 15 J, zuſammen 32,50/ je Hl. Das iſt der Peisabbau. Abe dem nicht genug, auch die Schankverzehrſtener ſoll mt Wirkung vom 1. 1. 31 eingeführt werden, trotzden man heute von behördlicher Seite noch nicht weiß, iuf welche Art und Weiſe die techniſche Durch⸗ führuig zu erfolgen hat. Dieſe Gemeindegetränke⸗ ſteuer(Schankverzehrſteuer) iſt die abnormſte aller Steuen, die bis jetzt in Deutſchland fabriziert wor⸗ den it. Man hat gar keine Zeit mehr, genaue Richtlnien herauszugeben. Die Anwendung berei⸗ terlieſen der Steuer. Eine Fleiſchbrühe, die nur aus Fleiſch und Knochen hergeſtellt iſt, iſt ſomit ſteuerfrei. Wird ein Selleriekopf oder Suppen⸗ grünes jedoch bei der Zubereitung mitverwendet, ſo ſind pflanzliche Stoffe mitverwendet. Unter Um⸗ ſtänden kann dies als ſteuerpflichttg angeſehen werden. Wie ſtellt ſich der Gaſtwirt ein, wenn ſich die Gäſte weigern, die Steuer zu bezahlen? Das Gaſtwirts⸗ gewerbe bedankt ſich dafür, bei den zuſtändigen In⸗ ſtanzen den Steuerbüttel ohne Gehalt und Penſion zu machen. Man wird es ſoweit bringen, daß durch dieſe Steuermaßnahmen der Konſum noch me hr zurückgeht und dadurch die anderen Steuern ebenfalls einen Rückgang er⸗ fahren müſſen, d. h. auf deutſch, man läßt die Kuh, von der man möglichſt viel Milch erhalten will, Altnewährt hei Störungen der Verdauungs- und lölcht, Diabetes!. 8 3 8 laſſen wollteatte hierzu auf der Oſtſeite unter der eujahr in Mannheim Im Palaſthotel gab ſich die elegante Welt ein Stelldichein. Sämtliche Geſellſchaftsräume waren ſtark beſetzt. Die Damen waren in großer Toilette, die Herren faſt durchweg im Smoking erſchienen. An Unterhaltung fehlte es nicht. Köche in blendend weißer Tracht trugen lebende Glücksſchweinchen durch die Feſträume. Eine Negertruppe ſang und jonglierte. Auch zum Tanz war hinreichend Gelegenheit. Im Weihenſtep han konnte man zwiſchen 1 und 2 Uhr nur ſchwer Platz bekommen. Wer um dieſe Zeit ſich hier niederlaſſen wollte, mußte ſich durch den langen Gang zum Ver⸗ einslokal der heimiſchen luftſportlichen Vereinigung begeben. 5 Am Nachmittag des Neufahrstages nahm ein zahl⸗ reiches Publikum Gelegenheit, bei einem Tanztee das erfolgreiche Mannheimer Turnier⸗Tanzpaar Kurt Rudolf Weinlein und Partnerin zu be⸗ wundern, die moderne Tänze mit der bekannten Ele⸗ ganz und techniſchen Routine vorführten und damit rauſchenden Beifall fanden. Das Parkhotel wies ebenfalls einen ſehr guten Beſuch aus den erſten Geſellſchaftskreiſen auf. Das gleiche iſt von den übrigen Hotels zu ſagen. Aber überall machte ſich denn doch die ſchwere Wirt⸗ ſchaftsnot bemerkbar, die ſelbſt die zur Zurückhaltung nötigt, die ſonſt in der Silveſternacht nicht engherzig im Geldausgeben waren. Der Konſum iſt ſicher⸗ lich, von wenigen Ausnahmen abgeſehen, hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Im Apollo-Theater Mit einer außergewöhnlich blendenden Aufführung der an ſich ſchon erfolgreichen Operette„Jim und Jill“ warteten die Mitglieder des Hans Bartſch⸗ Enſembles auf. JTrene von Palaſty und Fritz Fiſcher waren in ſprühender Laune, die ſich ohne weiteres auf das zahlreich erſchienene Publikum übertrug. Zum Schluß gab es nicht nur rauſchenden Beifall und ungezählte Hervorrufe, ſondern auch bereitwillige Dacapos. Der nachfolgende Jim und Jill⸗Ball erreichte beſonders im Trocadero ſeinen Höhepunkt. Hier hatten ſich die Bühnendar⸗ ſteller niedergelaſſen, um durch ausgezeichnete Dar⸗ bietungen ſich und den Manuheimern einen fröh⸗ lichen Uebergang ins neue Jahr zu ſchaffen. Irene von Palaſty und Fritz Fiſcher, denen es vorbehalten war, das erſte„Proſt Neujahr“ zu ſchmettern, bilde⸗ ten natürlich den Mittelpunkt der Geſellſchaft. Im Rundfunk Wer ſich zu Hauſe hinter ſeinen Radiokaſten ſetzte, hatte die größte Auswahl, in welcher Stimmung er ſich in das neue Jahr hinübergeleiten laſſen konnte. Die einzelnen Sender hatten Unterhaltungspro⸗ gramme vom feinſinnigſten Humor bis zur ausge⸗ laſſenſten Luſtigkeit zuſammengeſtellt. Wer aber be⸗ ſinnlich vom alten Jahr Abſchied nehmen wollte, konnte ſich über den Deutſchlandſender Beethovens IX. Sinfonie anhören. Mit Glockengeläute hielt das neue Jahr faſt überall auch im Rundfunk ſeinen tet ſoſar den Behörden die größten Schwierigkeiten. Ein Jeiſpiel: Auszüge aus pflanzlichen Stoffen un⸗ 5 gerüin in W, Wilhelmstr. 25. krhalt 1 anheim bel beter Rteiüs G. m. p. Hl. Telefon btn. 207 96 und 207 97 r bet Einzug. Ernater Protest der Caftwwirte gegen die Sonderſteuern verhungern und vernichtet damit ein Gewerbe, das an vierter Stelle der deutſchen Volkswirtſchaft ſteht und als bedeutendes Schlüſſelgewerbe anzuſehen iſt. Die Verſammlung empfahl den Behörden, in jedes Lokal einen Steuerbeamten zu poſtieren, der dann die Steuer einziehen kann. Die Verſammlung hat in Erkennung der kata⸗ ſtrophalen Notlage der geſamten deutſchen Wirtſchaft beſchloſſen, den Bierpreis um kaum den nackten Steuerbetrag zu erhöhen. Er bleibt ſogar bei dem gangbarſten drei Zehntel⸗ Glas noch darunter, da die Steuer bei Lager⸗ und Spezialbier jetzt 10/ beträgt gegen vorher.67 l, ſich ſomit ein Mehr von.33/ ergibt. Hierzu kom⸗ men noch 0,85 Prozent Umſatzſteuer, ſo daß die Gaſt⸗ wirte in dieſem Fall einen Teil der Steuer ſelbſt auf ſich nehmen, da für das drei Zehntel⸗Glas nur eine Erhöhung von 2 Pf. eintritt. Die Gaſtwirte beweiſen hiermit, daß ſie mehr volkswirtſchaftliches Verſtändnis haben als die, die unſerem Gewerbe dieſe Steuer aufgehalſt haben. Es iſt geplant, eine Proteſtaktion größten Stils in ganz Deutſchland gegen dieſe ſteuerlichen Maßnahmen zu entfalten und nicht zu ruhen, bis man höheren Orts einſteht, daß dieſe das Gaſtwirts⸗ gewerbe vollkommen ruinierenden und exiſtenzver⸗ nichtenden Sonderſteuern ein Unding ſind und wieder aufgehoben werden müſſen. Die Verſammlung gipfelte in der Annahme folgender Eutſchließung: Das Mannheimer Gaſtſtättengewerbe erhebt wieder⸗ i holt ſchärfſten Proteſt gegen die erneute ſchwere Be⸗ laſtung des Getränkekonſums durch die ab 1. 1. 31 in unerhörter Weiſe erhöhte Gemeindebierſteuer, die bei Lager⸗ und Spezialbier 275 v. H. und bei Starkbier 412% v. H. beträgt, ferner gegen die Einführung einer 10proz. Gemeindegetränkeſteuer. Es ſteht einwanofrei feſt, daß das hieſige Gaſtwirtsgewerbe, weil es zu den Ständen gehört, die die meiſten Steuern gufzubringen haben, eine ſolche Mehrbelaſtung unmöglich ertragen kann und hierdurch ſeinem ſicheren Untergang entgegen geht. Die Gemeindegetränkeſteuer iſt eine 10proz. Strafe für alle Gäſte, die Wein, Branntwein, Kaffee, Tee, felbſt Waſſer, Limonade und dergl. in einer Gaſtſtätte verzehren, während ſie den Luxusverbrauch in Privat⸗ häuſern nicht trifft. Durch dieſe ſchreiende Ungerech⸗ tigkeit wird noch der letzte Reſt der Gäſte aus den Lo⸗ kalen vertrieben und damit ein großes Schlüſſelgewerbe zum Erliegen gebracht. Mindereinnahmen der Funda⸗ mentsſteuern, wie Umſatz⸗, Einkommen⸗ und Gewerbe⸗ ſteuer, ferner erhöhte Arbeitsloſigkeit werden die un⸗ ausbleibliche Folge ſein. Das Mannheimer Gaſtſtätten⸗ gewerbe fordert nach wie vor die ſofortige Be⸗ ſeitigung dieſer Steuern, die nichts onde⸗ res find, als eine brutale Sonderbeſteuerung des werk⸗ tétigen Volkes und der armen Bevölkerung. — Der Schwärmer in der Hand Bekanntlich reizt ein Verbot zur Uebertretung. Daß die Feuerwerksverbote des Bezirksamtes ſehr oft an Silveſter und Neujahr übertreten worden ſind, davon ſind wohl alle unſere Mitbürger hinreichend unterrichtet worden. Schon ſeit Tagen machte es der Jugend beſondere Freude, möglichſt viel und mög⸗ lichſt oft zu knallen. Unangenehm wurde die Ge⸗ ſchichte nur dann, wenn ein Schutzmann unvermutet auftauchte und die Sünder ſich vornahm. Nicht immer gelang es den Burſchen, auszurücken, denn nicht jeder verfügte über einen ſchnellen Orientierungs⸗ ſinn. Wer fliehen wollte, der mußte ſich im klaren über die Fluchtrichtung ſein. Das war aber der Junge nicht, der gerade die Zündſchnur eines Froſches in Brand geſetzt hatte, als ein Schutz⸗ mann drohend ſich vor ihm aufpflanzte. Aus Angſt vor dem Beamten verſteckte er den Froſch hinter ſich, ohne ſich bewußt zu werden, daß es das Vernünftigſte geweſen wäre, ihn recht weit wegzuwerfen. So konnte es nicht ausbleiben, daß der Froſch in den Händen des Jungen zur Exploſion kam, Zum Glück waren die Verbrennungen an den Hän⸗ den ganz geringer Natur. Der Beamte hatte jedoch ſo viel Einſicht und ließ den Jungen mit einer Ver⸗ warnung laufen, denn der Miſſetäter war durch die Hautverbrennungen genug geſtraft. So viel iſt aber auch ſicher, daß dieſer Junge nicht mehr mit Feuer⸗ werkskörpern geſpielt hat und daß er es ſich wohl überlegen wird, ehe er ſich wieder mit verbotenen Dingen beſchäftigt. D A „Ernannt wurde Staatsanwalt Dr. Hans St al l⸗ mann in Mannheim zum Amtsgerichtsrat in Kehl. * Verſetzt wurden Oberaufſeher Eduard Bürkle beim Landesgefängnis Mannheim zum Landes⸗ gefängnis Freiburg und Aufſeher Heinrich Bender beim Bezirksgefängnis Schopfheim zum Landes⸗ gefängnis Mannheim. * Die Gutſcheine für Eſſensmarken in der Volks⸗ küche haben ſich erfreulicherweiſe ſchon gut eingeführt. Es werden täglich in den beiden Volksküchen eine größere Anzahl Mittageſſen auf Grund der an Be⸗ dürftige abgegebenen Gutſcheine verabreicht. Als er⸗ freuliche Begleiterſcheinung dieſer Gutſcheine hat ſich gezeigt, daß ſog. Gewohnheits b eittler den Häuſern und Geſchäften fernbleiben, in denen dieſe Gutſcheine verabreicht werden. Es tritt hiermit eine fühlbare Entlaſtung für Geſchäft und Haus ein, wobei gleichzeitig den wirklich Bedürftigen durch erwieſen wird. Die Gutſcheine ſind in allen größeren Geſchäften der Innenſtadt zu haben. Wir bitten die Hausfrauen, nach ihnen zu fragen und ſie dort zu er⸗ werben. 3 „ In der Wohnung überfallen und verletzt. In der Silveſternacht drangen vier Männer im. Alter von 20, 24, 25 und 26 Jahren in eine Wohnung Schlägern und einer Kohlenſchaufel über eine 30 Jahre alte Frau und einen 34 Jahre alten Schnekder her. Die Frau erhielt Stiche in den rechten Arm und in den Kopf. Der Schneider erlitt Schnittwunden an einer Hand und Kopfverletzungen. Die Verletzten mußten ins ſtädt. Krankenhaus über⸗ führt werden. N * Wegen Ruheſtörung wurden in der Silveſter⸗ nacht 25 Perſonen protokolliert. „ Freiwillig aus dem Leben geſchieden iſt in der Silveſternacht in der Hafenſtraße ein 60 Jahre alter Maſchiniſt. Der Mann hat ſich in ſeiner Woh⸗ nung an der Zimmertür erhängt. f Familienchronik „ Das Feſt der ſilbernen Hochzeit begeht am Samstag Herr Wilhelm Boßmann, Schiffsbeſitzer und Direktor der Stellenvermittlung für Schiffer mit ſeiner Frau Mar geb. Brand, E 4, 12 wohnhaft. 0 f —— 8 Kommunale Chronik Oberbürgermeiſter, Bürgermeiſter und Beamte der Stadt Bruchſal ſind für Gehaltsabbau s. Bruchſal, 31. Dez. In der letzten Stadtrats fätzung machte der Oberbürgermeiſter 5 Mitteilung, daß die Gemeindebeamten ohne Aner⸗ kennung einer rechtlichen Verpflichtung mit Wirkung vom 1. Februar 1931 ab bis auf Widerruf auf den gleichen Prozentſatz ihres Gehalts, wie ihn die badiſchen Staatsbeamten abgezogen erhalten, ver⸗ zichten. Dieſem Beſchluß ſchließen ſich Oberbürger⸗ meiſter Dr. Meiſter und Bürgermeiſter Mehner an. Kreiswahlen im Kreis Karlsruhe Bei den am 23. Dezember im Bürgerſaale Rathauſes zu Karlsruhe ſtattgefundenen Kreiswal len wurde der ſeitherige Kreisvorſitzende, Ob landesgerichtsrat i. R. Karl Stritt(Karlsru wiedergewählt. Die Wahl des Stellvertreters auf Kaufmann und Stadtrat Friedrich Töpper (Karlsruhe).. Kleine Mitteilungen Der Gemeinderat Kehl entſprach den kommu⸗ niſtiſchen Anträgen auf Gewährung einer einmalige Weihnachts beihilfe an Arheitsloſe, Ausgeſteuer uſw. nur inſoweit, daß einſchließlich der Nothilfe ein trag von 4000 Mark für dieſen Zweck zur Verfügung ſtellt wird. Die alljährlich gewährte Altveter ane beihilfe mußte eingeſchränkt werden. Statt der bewilligten und verbrauchten 1000, wurden für J Zweck nur noch 300 Mark bewilligt, die an die Bed! ligſten der Altveteranen verteilt werden ſollen. Die ſchädigung der Gemeinderäte wurde von 30 auf 1 herabgeſetzt. Den Gemeinderäten wurde freigeſtellt, ü die Verwendung dieſes Betrages zu Wohlfahrtszwe ſelbſt zu verfügen. 1 Der Stadtrat Freiburg hat die Dur des vorgeſehenen außerordentlichen ſchlages im Hochwald mit 30 000 Feſtmetern be Der Bürgerausſchuß wird um Zuſtimmung erſu außerordentliche Holzſchlag in den ſtästiſchen ſoll aber erſt dann begonnen werden, wenn der einen angemeſſenen Erlös erwarten läßt. 5 Harnorgane und hei Stoftwechselkrankheiten grunnenschriften dureh das Fachinger Zentralbüro rhendlungen Apotheken, D 0 gerlen us, Verabreichung des Mittageſſens eine große Wohltat in der Ulmenſtraße ein und fielen mit Stühlen,.
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142 (2.1.1931) 1. Morgenblatt
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