4. Seite/ Nummer 96 Neue Mannheimer Zeitung Abend⸗Ausgabe Aus Baden Heidelbergs neuer Stadtoberſchulrat kr. Heidelberg, 26. Febr.(Eigener Drahtbericht.) VLandtagsabg. Oskar 5 ofheinz iſt vom Unter⸗ richtsminiſterium zum Stadtoberſ chulrat in Heidelberg ernannt worden. Damit iſt das ſeit dem vor ſechs Monaten erfolgten Tod Dr. Muckles freiſtehende Amt wieder beſetzt. Hofheinz iſt ſeit vielen Jahren Obmann des Badiſchen Lehrervereins, hat dem Stadtrat angehört und iſt zur Zeit noch Stadtverordneter. Er iſt am 8. Okober 1873 in Spoek bei Karlsruhe geboren und ſei 1921 Mitglied des badiſchen Landtags. Selbſtmord von Dr. Vogel Kr. Heidelberg, 26. Febr.(Eig. Drahtber.) In der vergangenen Nacht hat ſich in Ziegelhauſen der praktiſche Arzt Dr. Hermann Vo gel k erſchoſſen. Vor wenigen Tagen hat er noch in Ziegelhauſen als Kandidat der Nationalſozialiſten für den Bürger⸗ meiſterpoſten gegolten. Er iſt aber ſeinem ſozial⸗ demokratiſchen Gegner unterlegen. Vor einigen Jah⸗ ren iſt Dr. Vogel auf der Rückfahrt von einer Weih⸗ nachtsfeier mit dem Auto in das Hoch wa ſſer des Neckars geraten und hat dabei ſeine Frau nherloren, während er ſich mit großer Mühe noch retten konnte. Man vermutet, daß der Freitod Dr. Vogels auf finanzielle Gründe zurückzuführen iſt. Aus der Zigarreninduſtrie Waghurſt(Amt Bühl), 26. Febr. Die hieſige Zigarrenfabrik hat ihren Betrieb wieder aufgenom⸗ men. Das Hauptgeſchäft der Firma Franz Kratzer befindet ſich in Offenburg. * Endingen a.., 26. Febr. Die Zigarrenfabrik Odenheimer hat mit etwa der Hälfte der bis⸗ herigen Belegſchaft zu Beginn der Woche die Arbeit wieder aufgenommen. * Schopfheim, 26. Febr. Die Stumpenfabrik Veit u. Co. wird vorausſichtlich in der nächſten Woche ihren Betrieb teilweiſe wieder aufnehmen. Das bedeutet eine erfreuliche Entlaſtung des Schopfheimer Arbeitsmarktes, Verhaftung von Rauſchgiftſchmugglern * Freiburg i. Br., 24. Febr. Nach dem Polizei⸗ bericht wurden hier vier Perſonen wegen Ver⸗ dachts des Rauſchgifthandels feſtgenommen. Wie wir dazu erfahren, erfolgte die Feſtnahme auf Ver⸗ anlaſſung des Polizeipräſidiums Stuttgart, das an die badiſchen Behörden ein Fahndungsausſchreiben gerichtet hat. Bekanntlich bietet Baden infolge ſeiner langgeſtreckten Grenzen im Süden und Weſten den Rauſchgiftſchmugglern mancherlei Einfallgelegenheit in das Reichsgebiet. Die deutſchen Schmuggler unterhalten erfahrungsgemäß enge Beziehungen zu ſchweizeriſchen und franzöſiſchen Rauſchgiftliefe⸗ ranten, wobei ſich dieſe in Baden mit den deutſchen Abnehmern zu treffen pflegen. In den letzten Jahren iſt es deshalb ſchon mehrfach geglückt, Rauſchgift⸗ ſchmuggler und Händler im entſcheidenden Augen⸗ blick abzufaſſen. Schweres Brandunglück * Kembs, 26. Febr. Auf der Arbeitsſtätte des Rheinkraftwerkes kam der 21 Jahre alte Joſef Friſch aus Niffer mit ſeinen öldurchtränkten Ar⸗ beitskleidern dem überheizten Ofen zu nahe, ſodaß die Kleider Feuer fingen. Im Nu ſtand der Mann in Flammen. Arbeitskollegen riſſen ihm die bren⸗ nenden Kleider vom Leibe, doch hat er ſo ſchwere Brandwunden erlitten, daß an ſeinem Aufkommen gezweifelt wird. * Bad Rappenau, 26. Febr. Im hohen Greiſen⸗ alter von 90 Jahren iſt vergangene Nacht der zweit⸗ älteſte hieſige Einwohner, Wilhelm Rothenhö er, Metzgermeiſter, geſtorben. Bis in ſein hohes Alter erfreute er ſich noch verhältnismäßig großer geiſtiger und körperlicher Friſche. FARBEN FABRIK MAC HAEI ROMAN VON HEINR. ZECKEN DORF. NAOHDRUCK VERBOTEN 34 Benting winkte ab. Sie fühlen es, weiß ſchon. Ihr Gefühl in Ehren, aber wir wollen hier doch keine Spitzfindig⸗ keiten treiben. Wenn ich wiſſen will, ob Ihr Herr Vater auch der Erzeuger des zweiten Kindes war, dann frage ich nicht mein Gefühl, ſondern die Hart⸗ wig und zeige ihr eine Photographie. Wir wollen uns nur im klaren ſein, Herr von Teltzſch, ſelbſt im Falle der Richtigkeit iſt das alles noch kein Beweis, daß der Tauſch nicht doch ſtattgefunden hat. Ich gebe allerdings zu, daß es eine verblüffende Tatſache wäre, mit der ſich unter günſtigen Umſtänden etwas anfangen läßt. Das ſoll vorläufig unſere Reſerve ſein. Und wie ſteht es nun mit den Tagebüchern Profeſſor Vitalis? Sie haben mich doch vor Ihrer Reiſe deshalb angerufen. Das entſcheidende Heft fehlt. Aber Juſtizrat Trendelenburg weiß es natürlich nicht, er glaubt vermutlich ſogar, daß das Tagebuch für uns etwas Günſtiges enthält. Der Rechtsanwalt griff nach dem Bleiſtift und klopfte mit der Spitze nervös auf den Tiſch. Trotzdem faul, geehrter Herr, oberfaul. Die An⸗ gelegenheit ſteht doch kurz ſo, daß die beiden wich⸗ tigſten Leute, Profeſſor Vitali und Schweſter Karo⸗ la, tot ſind und daß ausgerechnet das einzige Doku⸗ ment, das Aufklärung ſchaffen könnte, fehlt. Das kann unſer Pech oder unſer Glück ſein. Merk⸗ würdig ſieht es jedenfalls aus. Und da ſind noch zwei Dutzend anderer Tatſachen, die leider Gottes auch recht merkwürdig ausſehen. Sagen Sie, Ben⸗ ting machte eine Pauſe,wäre es nicht möglich, daß Ihre Frau Mutter in ihrer Aufregung vielleicht den Kopf verloren und irgendeine Dummheit gemacht hat. Bitte, ich will die arme Frau nicht beſchuldi⸗ gen, man muß nur mit allem rechnen. Lutz erhob ſich und ſagte mit eiſiger Stimme: Herr Doktor, wenn Sie auch nur den leiſeſten Verdacht hegen, daß meine Mutter ſich etwas Un⸗ Donnerstag, 26. Februar 1931 Heidelberger Erinnerungen M. Heidelberg, 25. Febr. Im Sauſeſchritt eilt, ſagt Wilhelm Buſch, der lachende Philoſoph, die Zeit dahin. So iſt es in der Tat und über dieſem Dahinrauſchen vergißt der Menſch gar raſch. 100 Jahre Diſtanz nur genügen. um die Erinnerungen aller Art verſinken zu laſſen. Menſchenzungen von heute reden nicht mehr von dem, was geſtern und vorgeſtern war. Dafür reden und zeugen aber die Steine. Bald, am 1. Mai 196, werden es 100 Jahre, daß von der Familie Spitz derHolländer Hof in Heidelberg, an der Alten Brücke als Hotel erſten Ranges eröffnet wurde. Er war entſtanden durch Umbau eines Teiles des HotelsHecht und einem Hauſe, in dem wahrſcheinlich ein Ladengeſchäft betrieben wurde. Da⸗ mals ſtand die Neckarſchiffahrt noch in hoher Blüte und ging über die Alte Brücke ein lebhafter Wagenfrachtverkehr, der auch durch den ſtrengſten Winter nicht unterbrochen wurde. Dieſem Wagen⸗ verkehr machte die Giſenbahn ein Ende. Und mit dieſem und anderem Wechſel, auch mit dem Wettbewerb anderer gleichartiger Gaſtſtätten, kam der Holländer Hof in Schwierigkeiten. Das An⸗ weſen geriet in Konkurs und wurde am 27. Januar 1888 verſteigert. Damals bildete ſich derVerein Herberge zur Heimat und dieſer ſteigerte es für 65000 Mark. Heute iſt der ſpäter auch durch Umbauten erweiterteHolländer Hof Chriſtliches Hoſpiz mit angegliederter, aber völlig davon ge⸗ trennterHerberge zur Heimat. Wer weiß heute noch etwas von der Geſellſchaft derEngern? In dem Eckzimmer desHollän⸗ der Hofes an deſſen Nordoſtecke jetzt in drei Zimmer abgeteilt hatte dieſe Geſellſchaft ihren Sitz. Ein hervorragendes Mitglied derEngern war Joſef Viktor von Scheffel, der regelmäßig dort Einkehr hielt und mit Freunden angenehme und wohl auch feuchtfröhliche Stunden verlebte. Wie⸗ viele von denEngern mögen noch am Leben ſein? Scheffels Harfe iſt längſt verſtummt, aber nicht ver⸗ klungen. Aber wer gedenkt noch derEngern? Weſtlich vom Turm der Alten Brücke, faſt an ihn heranreichend, ſtand ein einzelnes altes Haus. Ende des letzten Jahrhunderts wollte die Stadt das ſchon längſt beſtehende Projekt der Herſtellung eines Neckarſtadens zur Ausführung bringen. ſem Projekt mußte auch das Haus zum Opfer fallen. Es wurde daher von der Stadt im Jahre 1897 der Familie Breitwieſer abgekauft und abgebrochen. Das Verſchwinden dieſes Hauſes erregte bei der ſogen. Gemeinde Steingaſſe großen Jubel, weil dadurch die Ausſicht auf den Neckar freigelegt wurde. Die ganze Nachbarſchaft gab ihrer Freude durch ein ge⸗ meinſames Abendeſſen imHolländer Hof Ausdruck. Feurige Reden ſtiegen und kräftig wurde pokuliert. Das war im Jahre 1897. Weiß heute jemand noch etwas davon? Ja, die Zeit eilt im Sauſeſchritt. * In wenigen Minuten befördert heute das Auto den Fremden zum Schloß und zur Molkenkur. Aber ganz in Vergeſſenheit geraten iſt, wie man früher bequem da hinauf gelangte, wenn man nicht laufen wollte. Reihenweiſe ſtanden vor etwa 60 Jahren unten Eſel, auf denen man ſich bergauf tragen ließ, gemächlich, ſanft, mitunter aber auch nicht ſanft, wenn nämlich das Grautier ſeine Nücken bekam und bockte. Da flog einmal eine Miß im eleganten Schwung auf den Burgweg zum Schrecken des Eſel⸗ treibers. Aber wie ein Stehaufmäunchen ſtand ſie gleich wieder auf den Pedalen. Uaben Sie meinen Geiſtesgegenwart bewundert? fragte ſie den Trei⸗ ber, der mit einem anerkennenden Ja antwortete. Ja, und da gab es auch kleine, ſamtgepolſterte, nied⸗ liche Wägelchen, auf denen man ſich von zwei kräf⸗ tigen Geisböcken bergwärts befördern laſſen konnte. Den Duft dieſes gehörnten Geſpanns be⸗ kam man drein. Wer weiß noch etwas von jener guten alten Zeit? Der lachende Philoſoph hat Recht. Sie iſt im Sauſe⸗ ſchritt dahingeeilt. Und ſie will heute dahin wie ehemals und wir eilen mit. Die⸗ Jahresverſammlung der Badijchen Anwaltskammer * Karlsruhe, 26. Febr. Die Badiſche Auwaltskammer hielt hier ihre Jahresverſammlung ab. Der Vorſitzende, R. A. Dir. Dietz, knüpfte an den gedruckt vorliegenden Jahres⸗ bericht an. Die Zahl der Rechtsanwälte in Baden belief ſich am 31. Dezember 1930 auf 596 und iſt in⸗ zwiſchen auf 601 geſtiegen(ſtärker wie in Württem⸗ berg). Die wirtſchaftliche N otlage auch der badiſchen Anwaltſchaft erhellt daraus, daß die Hilfs⸗ kaſſe für deutſche Rechtsanwälte an Unterſtützungen ftr badiſche Rechtsanwälte oder deren Hinterblie⸗ benen im Berichtsjahre 21680 Mk. überwieſen hat und daß daneben die vom Vorſtand von der vorjüäh⸗ rigen Kammerverſammlung für Unterſtützungszwecke bewilligten 6000 Mk. voll aufgebraucht wurden. Der Vorſtand hat daher aus den Einnahmen des Jahres 1330 weiter einen Sterbegeldfond von 6000 Mark zur Bewilligung von Sterbegeldern in Not⸗ fällen abgezweigt. Wie der Vorſitzende weiter mitteilte, wird die von der geſamten badiſchen Rechtsanwaltſchaft beſchloſſene Abwälzung der neu eingeführten, ſie ſchwer be⸗ drückenden Gewerbeſteuer mit gutem Erfolge durchgeführt. Die aufgetretenen Schwierigkeiten werden allmählich immer mehr behoben. Eingehend berichtete der Vorſitzende über die zur Milderung der Notlage der deutſchen Anwaltſchaft von deren Organen ausgearbeiteten Geſetzesvorſchläge über die Einführung eines numerus elausus der Referendare und einer dreijährigen Vorbereitungszeit nach be⸗ ſtandener zweiter Staatsprüfung. Nachdem die Verſammlung die Regularien ge⸗ nehmigt hatte, referierte Dr. Für ſt⸗ Dr. Heidelberg und Ebertsheim⸗ Mannheim ausführlich über den ſeit Jahren bei den Vertretungen der deutſchen Rechtsanwaltſchaft in Bearbeitung befindlichen Ent⸗ wurf einer durchgreifenden Abänderung der ſeit 1879 beſtehenden Rechtsanwaltsordnung, durch welche deren zutage getretenen Mängel verbeſſert werden ſollen. ů * Frankfurt, 26. Febr. Ein Kaufmann aus Dör⸗ nigheim unternahm dieſer Tage mit einigen Freun⸗ den eine Autofahrt nach dem Frankfurter Sta⸗ dion. Während die Autofahrer ſich in einem Gaſt⸗ hof am Roßmarkt ſtärkten, fand das vor dem Gaſt⸗ hof ſtehende Auto einen Liebhaber. Am Dienstag wurde dem Beſitzer von der Polizei mitgeteilt, daß man in Rödelheim ein herrenloſes Auto entdeckt habe. Der Kaufmann begab ſich ſofort dorthin und war erſtaunt, als ihm ſein Auto unbeſchädigt über⸗ geben wurde. Noch mehr aber erſtaunte er, als er im Auto einen Zehumarkſchein mit der Mitteilung vorfand:Bezahlung für verbrauchtes Benzin. Frankfurt, 26. Febr. Wie gemeldet, war die Tochter der ermordeten Witwe Trauth in Oberurſel in Gewahrſam genommen und im Rathaus feſtge⸗ halten worden. In einem ſtundenlangen Verhör beſtritt die Tochter entſchieden, mit der Tat irgend etwas zu tun zu haben oder auch nur zu wiſſen, wer der Täter ſein könnte. Trotzdem iſt gegen ſie Haftbefehl erlaſſen worden; ſie wurde in das Preungesheimer Zentralgefängnis überführt. Bis jetzt iſt die Mordaffäre noch völlig ungeklärt. Die beiden beobachteten Männer, die nach Ausſagen eines Zeugen in der Mordnacht aus dem Trauth⸗ ſchen Anweſen gekommen ſein ſollen, ſind noch nicht ermittelt worden. Gerichtszeitung Ein Waren ⸗Schwindler Mannheimer Schöffengericht 5 Der 26 Jahre alte Kaufmann E. H. hat eine ga gute Erziehung genoſſen. Aus der Oberſekundg trat er in eine kaufmänniſche Lehre. Später war er in verſchiedenen großen Firmen als kaufmänniſcher An⸗ geſtellter tätig und arbeitete immer zur Zufrieden⸗ heit ſeiner Arbeitgeber. Eines Tages gefiel es ihm nicht mehr in feſter Stellung und er machte ſich als Vertreter ſelbſtändig, natürlich mit negativem Er⸗ folg. Bei einem Abzahlungsgeſchäft war er noch einige hundert Mark ſchuldig. Auf Drängen des Gläubigers brachte er eine Bürgſchaſts⸗ urkunde ſeiner Mutter bei, die er ſelbſt mit dem Namen ſeiner Mutter unterſchrieben hatte. Auf⸗ grund dieſerneuen Sicherheit erhielt er bei Ueber⸗ gabe der Bürgſchaftsurkunde am 22. Januar 1939 ein Paar Schuhe und 4 Meter Kleiderſtoff im Werte von 50.75 Mark auf Kredit. Dieſen Betrag iſt H. heute noch ſchuldig. Der Inhaber des Abzahlungs⸗ geſchäftes ſtellte ſpäter die Fälſchung feſt und er⸗ ſtattete Anzeige. Am 6. Juni 1930 vertreter, bei dem einer früheren Lie⸗ ferung noch 56,35 Mk. Schulden hatte, 10 Pfund Kaffee im Werte von 32 Mk. ab. Er erzählte dieſem, daß er den Betrag der alten Rechnung von Karls⸗ ruhe aus einbezahlt hätte, was in Wirklichkeit nicht ſtimmte. H. will bei der Bürgſchaftsurkunde das Einver⸗ ſtändnis ſeiner Mutter vorausgeſetzt haben. Bei dem Kaffeevertreter habe er erklärt, er bekomme von Kaulsruhe Geld und werde daun bezahlen. Die Mutter gab nachträglich zur Bürgſchaftsurkunde ihre Zuſtimmung. Staatsanwalt Jäger beantragte wegen Urkandenfälſchung und Betrug 3 Mongte Ge⸗ fängnis. Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Weindel er aus ging auf die perſönlichen Verhältniſſe des H. ein, Bei der Bürgſchaftsurkunde könne keine Urkunden⸗ fälſchung vorliegen, da H. das Einverſtändnis ſeiner Das Gericht verurteilte Monaten Gefängnis. Mutter annehmen konnte. H. zu 2 Fortdauer des meiſt bedeckten und milden Wetters bei zeitweiſe ſtürmiſchen Weſtwinden. Niederſchläge nur in höheren Lagen als Schnee. * Welter⸗Nachrichten der Vadiſchen Landeswellerwarie Karlsruhe Beobachtungen der Landeswetterſtellen.36 Uhr vormittags Wetter 14 4 2 bedeckt 1 93 Nebel 5 5 4 3 hedeckt 2 35 4 Regen 2 5 ö bedeckt S ien 2 1 ö NV 5 5 Badenweil. 422 768,44 w 5 2 SW- mäßig 5 Feldbg. Hof 1275 638,8 0 22 88 /,. Regen Bad. Burrb. 701 1 14 8 beicht 5 1 1 1 1 1 Der Umſchlag zu Weſtwetter iſt ziemlich raſch er⸗ folgt. Auch in unſerem Gebiet haben die Winde ſchon geſtern abend aufgefriſcht. Gleichzeitig ſind leichte Niederſchläge gefallen. Unter dem Einfluß ozeaniſcher Luftzufuhr ſtieg außerdem die Tempe⸗ ratur etwas an und liegt heute früh in der Ghene 5 Grad über Null, im Gebirge nur wenig unter Null. Eine weſentliche Aenderung des eingetretenen Witterungscharakters iſt morgen nicht zu erwarten, rechtes hat zuſchulden kommen laſſen, dann können Sie unſere Sache nicht führen. Benting antwortete ebenſo kalt: Ich wäre unfähig, Ihre Sache zu führen, wenn ich nicht ſämtliche Möglichkeiten ins Auge faſſen würde. Wollen Sie mir jetzt Vollmacht geben? Unentſchloſſen ſtand Lutz am Tiſch und trom⸗ melte hart mit den Fingern auf die Platte. Er war überempfindlich geworden, fühlte er. So kam man nicht vorwärts. Er griff nach der Feder und ſetzte ſeine Unterſchrift mit haſtigen Zügen unter die vorgedruckte Vollmacht, die Benting ihm hinge⸗ ſchoben hatte. Nachdem Lutz das Zimmer verlaſſen hatte, diktierte Benting ſeinem kleinen Schreibfräulein an Tren⸗ delenburg einen Brief, in dem er mitteilte, daß Lutz ihn mit der Wahrnehmung ſeiner Intereſſen betraut habe. Mitteilungen in der bewußten Sache bitte er nicht mehr an ſeinen Mandanten, ſondern direkt an ihn zu leiten. Und Verhandlungen nur noch mit ihm zu führen. Alles in ſehr verbindlichem Ton, um dem Gegner die Wiederaufnahme der Verhandlungen zu erleichtern. Den nächſten Schritt müßte die Gegen⸗ ſeite tun wenn, wenn ſie ihn noch tun wollte. Lutz riß auf der Straße den Hut vom Kopf. Nein, nicht mehr in die Fabrik zurück. Er warf ſich mit einem Ruck in den Wagen und lenkte nach Heidelberg hinüber. Er fuhr langſam, ſeine, Augen ſuchten die Straße ab. Er wollte es ſich nicht eingeſtehen, daß er ein beſtimmtes Geſicht ſuchte zwiſchen all den vielen, die rechts und links auftauchten und verſchwanden. Bis ſein Fahrzeug, unwillkürlich gebremſt, vor der Stirnſeite des Hotels de'Europe ſtand und ſein Blick über die ſpiegelnden Fenſterreihen huſchte. Er hatte im Augenblick Streit und Stolz vergeſſen und nur einen Wunſch: hinter dem Feuſter im erſten Stock einen blonden, ſchmalen Mädchenkopf auftauchen zu ſehen. Ganz offen und weich war ſein Herz in dieſer Sekunde, Arbeit und Werk waren nebenſächlich, kein Gedanke gehörte dem Kampf, den er führte. Nichts als Sehnſucht hatte Platz und Macht. Er gab Gas und hielt an der nächſten Konditorei, um zu tele⸗ phonieren. Der Portier des Hotels antwortete, Fräu⸗ lein von Teltzſch ſei vorgeſtern abgereiſt. Nach Ber⸗ lin. Aber Herr von Teltzſch ſei zugegen. Ob der Herr ihn zu ſprechen wünſche. Nein, danke. Er ließ die Finger vom eingehängten Hörer glei⸗ ten. Gefühl endloſer Einſamkeit überfiel ihn mit unbekannter Schwere. Auch Klaus hatte ihn ver⸗ laſſen, aber doch nicht ohne eine Abſchiedszeile, aus der noch Wärme und Anhänglichkeit ſprach. Hilde hatte kein Wort gefunden. Scham floß in hitziger Welle über ſeinen ganzen Körper, daß er den erſten Schritt getan hate und wandelte ſich unmittelbar in verbiſſene Wut. Ohne jemand zu beachten, ging er zwiſchen den Tiſchen hindurch. Dicht beim Ausgang ſtand plötzlich, wie aus der Piſtole geſchoſſen, ein baumlanger, hagerer Kerl mit zerhacktem Geſicht, das Couleurband quer über der Weſte, von einem der Rundtiſche auf und vertrat ihm den Weg. Eine mächtige, knochige Fechterpratze ſtreckte ſich Lutz ent⸗ gegen, eine rauhe Stimme krächzte theatraliſch: Seid vielmals mir gegrüßt, hochedler Ritter! Mein Herz jubelt, Eure Herrlichkeit zu ſehen. Das warLackl, ewiger cand. phil., deſſen Dok⸗ torarbeit mehr Semeſter verſchlang, als andere Men⸗ ſchen zum ganzen Studium brauchten, wildeſter Kämpe des Paukbodens, überzeugter Alkoholiker, voll frechem, derbem Witz, ſolange er nüchtern, zu allem zu brauchen, ſofern es nicht gerade etwas Vernünf⸗ tiges war. Du biſt's, Lackl, was gibt'? Es gibt noch Schnaps, gebraut von frommen Brüdern des heiligen Benediktus, traute Seele, es gibt noch Rebenſaft, vom lieben Herrgott höchſtper⸗ ſönlich zu ſüßer Reife gebracht, es gibt noch Met, wo⸗ von wir aber jetzt nicht ſprechen wollen, weil es der Feierlichkeit der Stunde nichtsentſpricht. Darf ich Euch bitten, hohes Knäblein, mit Eurem allerunter⸗ tänigſten Sumpfhuhn ein Gläschen Wein zu inha⸗ lieren? Lutz mußte lächeln. Er haßte das Saufen, aber heute kam ihm Lackl gerade zupaß. Hier nicht, wenn du willſt, fahren wir nach Neckar⸗ gemünd. Mein Wagen ſteht draußen. Führe mich, Herz, fahre mich, Herz! Dein Roller wiehert ſchon ungeduldig. Ich wittre Rebenſaft. Ste lehnten im Wagen. Lackl fuchtelte wild mit ſeinem Stock und ſchlug mächtige Hiebe gegen einen eingebildeten Gegner. Was treibſt du eigentlich, Lackll O Herr, ich treibe frommes Tun. Ich habe die Feueranbeter mit den Waſſeranbetern verſöhnt und die Vereinigte Feuerwaſſeranbeter⸗Religtonsgeſell⸗ ſchaft m. b. H. gegründet. Ich bin ihr Oberprieſter, Dieſen Weg war Lutz mit Hilde gefahren. Er ſteuerte zum ſelben Wirtshaus, denſelben Tiſch ſuchte er aus, an dem er mit ihr geſeſſen hatte. So war es damals wie heute. So gegen Abend mit erſten Lich⸗ tern in der Dämmerung, ſo klangen die Gläſer, so ſchmeckte der Wein, herb und erregend. Sollſt leben, Farbiger, proſt! Proſt, Lackl, ich komme mit. Lackl ſchlug ſtatt des Schlägers den Spazterſtock knallend auf den Tiſch. Silentium! Der ſchöne Kantus ſteigt: Deleoctat Variatio ſagte ſchon Horatio. Schließe die Klappe, Lackl, ich bin Gröhlen geſtimmt. Der lange Student faßte ſein Gegenüber aus ſchmalen, grünen Augen aufs Korn. Er war noch nüchtern genug, um zu bemerken, daß mit Lutz etwas nicht in Ordnung war. Der Herr hat Kummer. Da ich annehme, daß die Philiſter ihre Rechnungen brav bezahlen, ſo ſteckt das Weib dahinter, des Höllenfürſten teufliſche Erfindung, Patent in allen Staaten angemeldet. 1 Wenn's dich viel angeht, Lackl, geht's dich einen Schmarren an. Proſt. Proſt, Farbiger, du weißt dein Glück nicht zu ſchätzen. Eine unglückliche Liebe iſt eine herliche, reelle Sache, dauerhaft wie Doppelſohlen, ſehnſuchts⸗ voll wie ein Maienabend. Sauf ruhig. ſaufe ruhig mein Kind, in dürren Aeſten ſäuſelt der Wind. Ein Proſit allen unglücklich Liebenden. Proſt. a Sie tranken in langen Zügen, tranken Glas um Glas, Flaſche um Flaſche, der erzbraune, unbeweg⸗ liche Römerkopf mit den ſteilen, langen Falten auf der Stirne gegenüber dem ſchmalen, glattraſierten Studentenſchädel, auf dem die Narben rötlich leuchteten. Lackl bekam ſchwimmende Augen. Proſt, Farbiger, laß es dich nicht anfechten. Liebe iſt eine Menſur, heißt Kampf bis zur Abfuhr. Haſt einen Blutigen, was iſt dabei? Es geht weiter, mein Sohn. Auf die Menſur! Bindet die Klingen. Sind gebunden. 55 nicht aufs Los! Lutz antwortete nicht. Er blickte mit klaren, ſtarren Zupillen auf den Fluß, der abendliche Feuchte atmete, Der Garten wurde dunkel. (Fortſetzung folgt) 0 ſchwindelte er einem Kaffee . 10 1 einz ſchle Bad dere Unſt übli hege