Aus Baden Spargelbau⸗ und Abſatzgenoſſenſchaft Schwetzingen, 30. Dez. Nach einem einleiten⸗ den Vortrag des Obſtbauoberinſpektors Martin Ladenburg wurde hier die ſchon lange vorbereitete Spargelbau⸗ und Abſatzgenoſſenſchaft für das Anbaugebiet Schwetzingen gegründet. Ein Vertreter des Verbands badiſcher landwirtſchaft⸗ licher Genoſſenſchaften aus Karlsruhe erläuterte die wichtigſten Geſetzesvorſchriften über das Genoſſen⸗ ſchaftsweſen. Bürgermeiſter Dr. Trautmann ſtellte die Be⸗ teiligung der Stadtgemeinde mit einer angemeſſenen Zahl von Anteilen in Ausſicht. 5 Aus den zur Verleſung gebrachten Satzungen iſt bemerkenswert, daß die Haftſumme 100 Mark und der Geſchäftsanteil 10 Mark beträgt. Im übrigen entſpricht die Satzung dem Normalent⸗ wurf für ſämtliche badiſchen landwirtſchaftlichen Ge⸗ moſſenſchaften. In den Vorſtand wurden gewählt: Jakob Dehouſt, Vorſitzender, Phil. Heinr. Ueltzhöffer, Stellvertreter, Karl Georg Koppert(Oftersheim) Rechner, Dr. Heinr. Baſſermann und Adolf Gieſer(Oftersheim). In den Aufſichtsrat wurden gewählt: Dr. Otto Kleinſchmitt, Vorſitzender, Bürgermeiſter Dr. Trautmann, Georg Schuh, Jakob Hoffmann und Jakob Mühling von Schwetzingen, Hermann Seitz und Georg Ritter von Oftersheim. Es wird damit gerechnet, daß ſämt⸗ liche Spargelproduzenten des Schwetzinger Anbau⸗ gehtets der Genoſſenſchaft als Mitglieder beitreten. Richtfeſt am Neubau der evang. Diakoniſſen⸗Anſtalt Karlsruhe, 30. Dez. Eine Feierſtunde beſon⸗ derer Art durfte die Evangel. Diakoniſſenanſtalt in der Weihnachtswoche begehen. Konnte ſie doch mehr als 200 Arbeiter zu einem Richtfeſt ihres Neu⸗ Haues in Karlsruhe⸗Rüppurr einladen. Mit ihnen kam die ganze Schweſternſchaft aus Karlsruhe, der Verwaltungsrat der Anſtalt nebſt der Bankommiſ⸗ ſton, die Bauleitung und die ausführenden Fir⸗ men. Der Poſaunenchor Rüppurr ſchmetterte von der Zinne des Daches ein Freudenlied, worauf der Zimmermeiſter den Richtſpruch herabrief. Mit drei Schlägen hatte er den letzten Nagel in die Giebel⸗ balken am Weſtflügel des Mutterhauſes getrieben und leerte ſein Glas auf des Hauſes Wohl. Alsbald ſtrömten alle Verſammelten in die ſtim⸗ mungsvoll eingedunkelten Räume des Kapellenbaues dort grüßte ſie der Chriſtbaum und ein fröhlicher Geſang des Schweſternchors. Pfarrer Kayſer er⸗ griff das Wort zur Richtfeſtanſprache im Namen der Anſtalts⸗Bauherrin. Gemeinſam ward dann ein Weihnachtslied angeſtimmt. Jeder Teilnehmer er⸗ hielt mit dem von Schweſternhänden zubereiteten Päcklein ein ſchönes Geldgeſchenk. Als Vertreter der Arbeiterſchaft dankte der Maurerpolier der Firma Walder herzlich für dieſe Richtfeſtſtunde. Lieder der Schweſtern und Poſaunenklänge gaben den hoch⸗ befriedigt Heimziehenden das Geleite. Am Weihnachtsabend flammte dann auf dem Krankenhausbau ein Chriſtbaum im Schmuck elek⸗ triſcher Lichter auf. ö * Dudwefler(Saar), 29. Dez. Nach 17jähriger Abweſenheit iſt der Schaukelbeſitzer Fritz Lank zu ſeiner Frau zurückgekehrt. L. geriet in der erſten Kriegszeit in ruſſiſche Gefangenſchaft und lebte bis⸗ her in Sibirien. in dem großen Katechiſationsbuche nach. Er ſah nach, was da über ihn vermerkt ſtand, und dann wies er, ohne eine einzige Frage zu ſtellen auf die Salontüre. Bitte ſehr, ſagte er zu dem Manne, der Tage⸗ löhner bei Dobberichſen geweſen war. Der Mann näherte ſich ganz gemächlich der Türe, aber nun konnte ich nicht länger an mich halten. Es wird doch wohl kein Irrtum ſein, ſagte ich gerade im ſelben Augenblick, in dem der Tage⸗ löhner die Hand auf die Türklinke legte. Wie das? ſagte der liebe Gott und blinzelte mit den Augen. Genau ſo pflegte Propſt Werner dazu⸗ ſitzen und zu blinzeln, wenn er darauf wartete, daß man ihm mit einer dummen Frage kommen würde. Nun ja, ſagte ich,ich meine nur, ob er ſich denn die Seligkeit recht verdient hat. Ach du llebe Zeit, ſagte unſer Herrgott,er ſollte ſich die Seligkeit nicht verdient haben? Hat er doch den ganzen Tag gearbeitet von der früheſten Kindheit bis ins hohe Alter. i Aber darf man denn das zählen? frage ich, denn das war mir nie eingefallen. Gewiß darf man das zählen, fagte der liebe Gott. Das zählt mehr als alles andere. Und damit ſtand er ſelbſt auf und öffnete dem Manne, der Tagelöhner beim Gutsherrn Dobberich⸗ ſen geweſen war, die Türe. Aber ich, ich wurde ſo froh, daß ich erwachte. Während ich ſo halbwach dalag, ſpürte ich, wie eine große Freude mein ganzes Weſen erfüllte, und ein⸗ mal ums andere ſagte ich zu mir ſelbſt: Nein, daß das zählen darf! Nein, daß dies, daß man gearbeitet hat, einem die Pforten der Seligkeit aufſchließt. Daß war etwas ſo Großes, das eröffnete unend⸗ liche Weiten der Hoffnung.Nein, daß es etwas Heiliges war, zu arbeiten! Richtige Grobarbeit⸗ wurde bei unſerem Herrgott in Ehren gehalten, und andere Arbeit vielleicht auch. N 5 5 Im ſelben Augenblick fiel mir ein, daß es Neu⸗ jahrsmorgen war. 85 Jetzt habe ich ſo geträumt daß ich den ganzen Tag oh ſein kann, ja das ganze Jahr, flüſterte ich für mich ſelbſt, während das Glück, das unbeſchreibliche lück, eine Arbeit zu haben, die ich vollbringen und Viele, viele Mannheimer ſind ſchon nahe am Kö⸗ nigſtuhl um die Landesſternwarte mit ihren ſelt⸗ ſamen Kuppeldächern herumſpaziert, ohne einmal einen Blick in dieſes Reich der Sterne zu tun. Und doch hat man an jedem Freitag mittag Gelegenheit hierzu. Wer aber einmal einer Führung beigewohnt und von den mancherlei Arbeiten, die hier geleiſtet werden, erzählt bekommen hat, iſt nicht erſtaunt, wenn ich verrate, daß bei den verſchiedenen Stern⸗ warten des Reichs eine Art Arbeitsteilung herrſcht. Die einen arbeiten nur an der Ortsbeſtim⸗ mung, andere erledigen hauptſächlich rechneriſche Ar⸗ beiten, wieder andere ſtellen nur Unterſuchungen über die phyſikaliſche und chemiſche Beſchaffenheit der Himmelskörper an. Bei allen aſtronomiſchen Beobachtungen aber iſt immer eines nötig: genaue Kenntnis der Zeit. Gleich zu Beginn der Führung treten wir in einen Raum mit verſchiedenartigen Uhren, deren äußerſt ſinnreich ausgedachte Einrichtung eine Schwankung in der Zeitangabe kaum zuläßt. Eine präzis gearbeitete Uhr geht ja nur dann vor oder nach, wenn ein Temperaturwechſel vornehmlich das Pendel beeinflußt und dieſes länger oder kürzer werden läßt. All dieſe zufälligen Einflüſſe hat man auf der Sternwarte durch beſonders konſtruterte Uhren beſeitigt. Aber trotzdem dieſe ſehr genau gehen, iſt doch dauernd eine ganz genaue Kontrolle nötig, damit die Uhren ſtets die genaueſte Zeit angeben, die zu beſtimmten Stunden automatiſch der Poſt, der Bahn uſw. mitgeteilt wird. Die Kontrolle der Uhren auf der Sternwarte wird mit Hilfe der Geſtirne vorgenommen. Durch die Umdrehung der Erde in der Weſt⸗Oſtrich⸗ tung gehen uns die Sterne im Oſten auf, ſie ſteigen immer höher, bis ſie im Süden, im Meridian, ihren höchſten Stand erreicht haben, um dann wieder ihrem Untergang am weſtlichen Himmel zuzueilen. Wie die Orte auf der Erde in dem gedachten Gradnetz ihre genaue Fixierung bekommen haben, ſo haben die Aſtronomen auch jeden Stern am Himmel in einem Koordinatenſyſtem feſtgelegt und den Eintritt des betreffenden Sternes in den Meridian auf die Sekunde genau beobachtet und berechnet als Grund⸗ lage zur Feſtſetzung unſerer Erdenzeit im bürger⸗ lichen Leben. Dieſe Beobachtungen finden im Meridian⸗ ſaal der Sternwarte ſtatt. Hier iſt das Meri⸗ dian⸗Fernrohr aufgebaut, drehbar um eine in, der Oſt⸗Weſtrichtung laufende Achſe, ſodaß das auf dieſer Achſe ſenkrecht aufgebaute aber bewegliche Feunrohr, die Nord⸗Südrichtung beſtreicht. Die Achſenenden liegen auf maſſiven Steinpfeilern, die unabhängig vom Gebäude aufgemauert ſind, da⸗ mit etwelche Erſchütterungen im Gebäude nicht auf das Inſtrument übertragen werden. Dieſes ſelbſt könnte man in ſeinem Aufbau mit 8 einer kleinen Kauone vergleichen, deren Geſchützrohr auf der Stern⸗ warte das Meridian⸗Fernrohr auf⸗ und abbe⸗ wegt werden kann, doch nie nach links oder rechts. Ein leichter Ruck mit dem Finger, und das Inſtru⸗ ment mit ſeinen hundert feinen Schräubchen, ſeinen ſcharf ausprobierten Achſendrehungen folgt willig dem Druck der Hand. Von der großen Zahl der Sterne kennt der Aſtronom genau den Lauf und den Zeitteil der Sekunde, wenn dieſe den Meridian eines beſtimmten Ortes paſſieren. Mit peinlicher Genauigkeit haben das die Gelehrten berechnet und in beſonderen Büchern vermerkt. Mit Hilfe dieſer Tabellen kann nun der Heidelberger Aſtronom unterſuchen, ob die Uhrzeit ſeiner Station mit der wirklichen Sternen⸗ zeit übereinſtimmt. Schon vor der dort angegebenen Zeit ſtellt er das Fernrohr mit den auf dem beider⸗ ſeits angebrachten feinen Gradmeſſern auf die Grade, Minuten und Sekunden eines Grades ein, in deren Himmelshöhe der Stern erſcheinen wird. Zugleich läßt er einen ſogen. Morſeapparat laufen, wie man ihn im Dienſtgebäude der Bahn und Poſt ſehen kann. Die Zeit des Sternendurchgangs iſt gekommen, und mit Intereſſe beobachtet der Aſtronom den Ein⸗ tritt des Geſtirns in ſein Fernrohr. Schon zeigt ein heller Schein die Ankunft des Erwarteten an. Immer heller wird der Lichtſtreifen, langſam iſt der leuchtende Punkt in die Meſſingtube eingetreten. Welch reines Licht! Welch heller Strahl! Das klare Firmament iſt zur Beobachtung ſehr günſtig. Langſam wandert das Sternlein an der feingearbei⸗ teten Linſe unſeres Fernrohrs vorüber. Doch wir ſind ja nicht da, um den Stern zu betrachten, ſondern um die genaue Zeit feſtzuſtellen. Welches iſt hierfür der richtige Augenblick? Zur Durchführung der Kontrolle präparieren die Gelehrten die aus dem Kokon einer Spinne ge⸗ zogenen feinen Fäden und ſpannen einen ſo präpa⸗ rierten Faden in das Rohr des metallenen Fern⸗ rohrs vor die weggeſchraubte Linſe. Eine in das Metallſtück eingeſchnittene leichte Kerbe zeigt den Platz hiefür genau an. Ein Tröpfchen Schellack auf den Spinnfaden und er iſt quer geſpannt. Auf dieſe Weiſe haben wir einen künſtlichen Meridian in das Fernrohr geſchoben. Sobald der Stern ſo weit in das Fernrohr eingetreten iſt, daß ihn unſer Faden gleichſam in zwei Hälften teilt, iſt der. richtige Augenblick zur Zeitkontrolle gekommen. Ein Druck auf den Taſter des Morſe⸗ apparates und der Zeitpunkt des Sternendurchgangs iſt fixiert auf dem Papierſtreifen des Apparats, nicht aber auf der Uhr. Und doch können wir auf dem Morſeſtreifen die genaue Zeit der Uhr ableſen. Er läuft nämlich ununterbrochen und ſteht mit der Hauptuhr in Verbindung. Durch dieſe wird in jeder Sekunde ein elektriſcher Strom geſchloſſen; gleich⸗ zeitig erfolgt dadurch ein Nadelſtich in den ſchmalen Papierſtreifen. Betrachten wir die lange unterbrochene Reihe von Stichpunkten auf dem Papier, ſo entſpricht jede Ent⸗ fernung zweier Punkte der Dauer einer Sekunde. Um aber nicht eine endlos fortlaufende Linie von Sekundenſtichen zu erhalten, die die Zeitableſung erſchweren würde, ſetzt der elektriſche Strom und die Uhr bei jeder 60. Sekunde aus und ſticht keinen Punkt in den Streifen. Mit dieſem Schreibapparat ſteht auch das Me⸗ ridian⸗Fernrohr in Verbindung. Sobald der Stern genau in der Mitte des vorhin erwähnten Spinn⸗ fadens ſteht, genügt ein kurzer Druck des Beobach⸗ ters auf einen elektriſchen Knopf, und dieſer zweite Schreibarm ſticht ebenfalls einen Punkt in den Papierſtreifen, irgendwo zwiſchen die Sekunden⸗ markierungen der Uhr Nehmen wir an, der Stich wäre etwa in der Mitte zwiſchen der 35. und 36. Prophezeiungen für 1932 Januar. Der Sklarekprozeß geht weiter. In Baden wird die Gemeindeordnung von 1811 auf⸗ gehoben und durch den Entwurf von 1851 erſetzt. Im Nibelungenſaal des Mannheimer Roſengartens entſteht eine Panik, weil das Weiße Rößl durch Er⸗ laß des Badiſchen Kultusminiſteriums in ein Schwarzes Rößl verwandelt werden ſoll. Der Mühlacker Groß⸗Sender wird nach Wiesloch verlegt. Eugen d' Albert heiratet zum zehnten Mal. Februar. Die Berliner und Frankfurter Börſen werden zu Filmateliers umgebaut. Zahlreiche ar⸗ beitsloſe Bankiers und Makler finden dort Beſchäf⸗ tigung als Mitwirkende in dem von Fritz Langkurz inſzenierten Tonfilm:Die zinsloſe Straße. Dem Reichsſparkommiſſar gelingt die Senkung der Preiſe für Kaviar. Im Mannheimer Schloß⸗ muſeum beginnt die Ausſtellung:Unentbaerliches Porzellan. N März. Der Favag⸗Prozeß geht weiter. Am Berliner Schleſiſchen Bahnhof wird ein Propagan⸗ daturm für den Fremdenverkehr errichtet mit der Aufſchrift: Jeder einmal in Berlin geneppt. In Ludwigshafen wird eine neue Parfümeriefabrik gebaut. April. Der Sklarekprozeß geht weiter. Die Reichsregierung erläßt eine neue Notverordnung, wonach es im Intereſſe eines gefahrloſen Eiſenbahn⸗ verkehrs verboten iſt, jemanden in den laufenden Monat zu ſchicken. Die Mannheimer Kunſthalle veranſtaltet eine Ausſtellung mit Benutzung von Schallplatten: Wie die Fiſche die Muſik ſehen. Durch den Aprilregen iſt der nur mit einem Glas⸗ dach verſehene Mannheimer Bürgerausſchuß⸗Sit⸗ zungsſgal völlig unter Waſſer geſetzt, wodurch je⸗ doch keine weiteren Mittel flüſſig gemacht werden können. a f a Mai. Aufgrund der neuen Notverordnungen dürfen aus Sparſamkeitsgründen keine Säuberun⸗ gen der Rathäuſer bis auf weiteres vorgenommen werden. Eugen d' Albert beantragt ſeine Schei⸗ dung. Durch die Maſſenflucht aus dem Berliner Kurfürſtendamm beginent dort wieder Gras zu wachſen. In der Mannheimer Schloßgalerie wer⸗ eben konnte, mich erfüllte. die von einem Bilderdieb durch deſſen ſchleunige den Gemälde von Rembrandt und Tizian entdeckt, Flucht aufgrund des automattſchen Sicherheitsap⸗ parats(MarkeCarl Theodor) zurückgelaſſen wer⸗ den mußten. Juni. Der Favag⸗Prozeß geht weiter. In Berlin ſiegt die Fußballmannſchaft des Mannheimer Nationaltheaters über die dortigeOaſe mit 1010, worauf im Sportpalast ein Wohltätigkeitskabarett ſtattfindet, in dem die Mannheimer Mannſchaft frei⸗ willig auf das Kabarett zugunſten der Wohltätig⸗ keit verzichtet. Zu Ehren der Anweſenheit des Reichswehrminiſters wird eine Szene aus dem Hauptmann von Köpenick in der Don Carlos⸗ Bearbeitung der gekürzten Tell⸗Inſzenierung von Herbert Maiſch vorgeführt, wobei als einzige Deko⸗ ration ein Roſenſtock dient. Der badiſche Teil des Bodenſees wird aus Mangel an Mitteln trocken ge⸗ legt; ein Verſuch, dafür von der Schweiz weitere Kredite an das Schluchſeewerk zu erhalten, endet erfolglos. Juli. Der Sklarek⸗Prozeß geht weiter. Der Reichswetterdienſt erhält den Auftrag, mit Hilfe der Julihitze die eingefrorenen Kredite aufzutauen. Im Mannheimer Strandbad wird eine kleine Ab⸗ teilung für Schwimmer eingerichtet. In Karls⸗ ruhe führt die neue Verordnung des Innenminiſte⸗ riums zur Hebung der dortigen Langeweile zur Schließung mehrerer öffentlicher Lokale. In Hei⸗ delberg wird die Mannheimer Eingemeindung Friedrichsfelds allmählich bekannt. Auguſt. Im Berliner Ufa⸗Palaſt am Zoo erregt ein neuer Tonfilm ungeheures Aufſehen, weil darin ausſchließlich Zivilperfonen vorkommen Eine neue neue Blutdruckſteuer wird eingeführt. Aus Be⸗ ſchluß des Stillhalteausſchuſſes werden ſämtliche Au⸗ tos und Motorräder ſtillgelegt, wodurch auch der Be⸗ völkerungsrückgang verringert wird. Der Mann⸗ heimer Intendant Herbert Maiſch wird bei ſeiner An⸗ weſenheit im Salzkammergut zum Ehrenbürger von St. Wolfgang ernannt. 5 September. Der Favag⸗Prozeß geht weiter. Der neue Zeppelin unternimmt ſeine erſte For⸗ ſchungsreiſe, die der Suche nach dem Verbleib des Reichstags gilt. Durch weitere Sparmaßnahmen des Reichskommiſſars ſenken ſich alle Brücken um 10 v. H. In Mannheim wird ein unterirdiſcher Gang entdeckt, der von der Pfalzſtube im dortigen Palaſt⸗ hotel hinter die Kuliſſen des Nationaltheaters führt. * er 605 7 142. Jahrgang/ Numm Die Heidelberger Sternwarte in der Silveſternacht Sekunde nach zwei Uhr nachts erfolgt, ſo iſt dies die genaue Zeit des Sternendurchgangs durch den Meridian des Orts und den Ort ſelbſt. Mit einem feinen Maßſtab wird auf dem Papier⸗ ſtreifen der kleinſte Bruchteil einer Sekunde ausge⸗ meſſen und darnach die Zeit genau berechnet. Stimmt die Uhr mit der ſo kontrollierten Zeit überein, um ſo beſſer. Iſt eine kleine Differenz zu verzeichnen, ſo erfolgt vielleicht eine zweite Sternenzeitkontrolle oder gar eine dritte, und erſt dann die Regulierung der Uhr. Es liegt im eigenen Intereſſe der Sternwarten, die möglichſt genaueſte Zeit zu haben. Auch die Ver⸗ kehrsinſtitute müſſen einheitliche Zeit beſitzen, die ſie zu feſtgelegten Stunden von der Hauptzentrale durch die Sternwarten mitgeteilt erhalten. Heute beſorgt der Rundfunk die Verbreitung richtiger Zeit für die in Betracht kom⸗ menden Orte der mitteleuropäiſchen Zeit. Den Faden der Spinne braucht der Aſtronom, weil kein anderer Faden ſo dauerhaft und ſo unempfind⸗ lich iſt gegen Temperaturſchwankungen. Um die Wende des Jahres ſtehen die Gelehrten als Wächter der Zeit auf ihrem Poſten. Wie ſchon erwähnt, wurde für die Länder Mitteleuropas eine einheitliche Verkehrszeit geſchaffen, die richtig ge⸗ nommen der Zeit des 15. Grads entſpricht, während Mannheim etwa 67 Grad weiter weſtlich liegt, alſo faſt eine halbe Stunde zu früh Neufahr feiert. Aſtronomen nicht drüben in Heidelberg in ſeinem Reich mit den morgenländiſchen Kuppeldächern. Er vergißt ſeine Sternenzeit nicht und ruft mit uns nach M. E. Z. nach alter SitteProſit Neujahr! Aus der Ffala Ueberwachung der Höchſthelaſtung bei Kraftfahrzeugen * Speyer, 31. Dez. Das Staatsminiſterium hat nunmehr die öffentlichen Verkehrsſtreifen der Gen⸗ darmerieabteilungen jetzt mit hydraulichen Bela⸗ ſtungsmeſſern ausgerüſtet. Mit Hilfe dieſes Apparates ſind die Verkehrsüberwachungsbeamten in die Lage verſetzt, jedes Fahrzeug, insbeſondere aber ſchwere Laſtkraftwagen, auf öffentlicher Verkehrs⸗ ſtraße hinſichtlich ihrer zuläſſigen Höchſtbelaſtung nachzuprüfen. belaſtung der Kraftfahrzeuge Doch das ſtört uns nicht, auch den Herrn Es wird hiermit einem dringenden Bedürfnis Rechnung getragen, da die Ueber⸗ in letztern Zeit auffallend viel anzutreffen war und dadurch die Verkehrsſtraßen und die empfindlich in Mitleidenſchaft gezogen werden. Ueberſchwemmungen im Weſtrich * Einöd, 30. Dez. Wie faſt alljährlich, ſtehen auch heuer das Bliestal, das Schwarz⸗ und Hornbachtal infolge der ſtarken Regen und Schneefälle ſtrecken⸗ weiſe unter Waſſer, eine Plage für die Weſt⸗ und Saarpfalz, die immer non großen Schä⸗ digungen begleitet iſt. Die Ueberflutungen reichen angrenzenden Häuſer zum Teil an Bahnkörper und Landſtraßen heran. Durch den neu eingetretenen Froſt ſind die Waſſer⸗ oberflächen gefroren, ſodaß ſich die Täler durch den niederrieſelnden Schnee in weit geſtreckte Flächen verwandelten. Seit heute iſt die Flut wieder im Fallen. f Oktober. Eine Nachſchau in Weimar ergibt, daß ſich Goethe angeſichts der Wiedergabe ſeiner Werke durch den Rundfunk aus Anlaß des Goethejahres im Grabe umgedreht hat. Im Grunewald wird ein Mann aufgefunden, der alle Notverordnungen ge⸗ leſen und verſtanden hat. Seine Porträtbüſte wird im Pergamonmuſeum aufgeſtellt. Auf der Münch⸗ ner Oktoberwieſe findet eine Verſammlung der Rund⸗ funkgegner ſtatt, die ſich unter dem WahlſpruchZu⸗ ſchaun kann i net zuſammenſchließt. Der Mann⸗ heimer Oberbürgermeiſter iſt von ſeinem Februar⸗ Urlaub zuückgekehrt. 5 November. Zu Schillers Geburtstag findet als Goethefeier in Mannheim eine Stadtratsſitzung ſtatt, in der Stellen aus derBraut von Meſſina, oder die feindlichen Brüder in pfälzer Mundart zum Vor⸗ trag kommen. Es wird beſchloſſen, den Bürgeraus⸗ ſchußſitzungsſaal bei dem durch die Aprilſchäden not⸗ wendig gewordenen Umbau in eine Schule für Lei⸗ besübungen umzuwandeln, Zwei badiſche Mini⸗ ſter werden als Schwarzſeher irrtümlich im Ober⸗ land in Schutzhaft genommen. In Ludwigsburg wird bemerkt, daß das dortige Schloß bereits vor zwei Monaten abgebrannt ſein muß. 5 Dezember. Der Sklarek⸗ und Favag⸗Prozeß gehen zu Ende. Dafür beginnen die Verhandlungen in den Lahuſen⸗Katzenellenbogen⸗Uralzeff⸗ und an⸗ deren Senſationsprozeſſen. Eugen d Albert hei⸗ ratet zum elftenmal. Die Reichspoſt ſchließt ſich den Preisſenkungsbeſtrebungen durch Beibehaltung ihrer bisherigen Tarife an. In Mannheim wird ein freiwilliger Steuerzahler entdeckt und in die pſychiatriſche Klinik der Heidelberger Univerſität eingeliefert. Eines Nachts wird am Mannheimer Schillerplatz eine Fledermaus aufgefunden. Auf dieſes deutliche Zeichen wird vom Stadtrat die Zu⸗ laſſung eines neuen Jahres mit der Aktennummer 1933 genehmigt. Die Muſeen als Berater. Ein Rundfunk vortrag. Am Sonntag, 3. Januar, 18.30 Uhr, ſpricht im Rundfunk der Direktor der Man n⸗ heimer Kunſthalle, Dr. G. F. Hartlau b, über die Tätigkeit der Muſeen als Berater in künſt⸗ leriſchen Qualitätsfragen, Talentbegutachtung und Berufswahl unter beſonderer Berückſichtigung der Mannheimer Verhältniſſe. 5 7 2 5 De ſten Gr paf ein W