31 — n 5 . *. 2 . — . iſteuer⸗ ich be⸗ und los im Neue Bezugspreiſe: Durch Träger frei Haus monatlich RM..—, in unſeren Geſchäftsſtellen abgeholt RM..50, durch die Poſt RM. 3. Walodͤhofſtraße 6, zuzüglich Zuſtellgebühr. Abholſtellen: Kronprinzenſtraße 42, Schwetzingerſtraße 19/20, Meerfeldſtraße 13, Ne Friedrichſtraße 4, Fe Hauptſtraße 63, W Oppauer Straße 8, wöchentlich 12 mal. Se Luiſenſtraße 1.— Erſcheinungsweiſe Verlag, Redaktion und Hauptgeſchäftsſtelle: R 1,—6.— Fernſprecher: Sammel⸗Nummer 249 51 Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe Nummer 175 90.— Telegramm⸗Adreſſe: Nemazeit Mannheim eimer Seitu Mannheimer General-Anzeiger Anzeigenpreiſe: Im Anzeigenteil RM.— 40 die 32 mm breite Colonelzeile; im Reklameteil RM..— die 79 mm breite Zeile. Für im voraus zu bezahlende Familien⸗ u. Gelegenheits⸗Anzeigen beſondere Preiſe.— Rabatt nach Tarif.— Für das Erſcheinen von Anzeigen in beſtimmten Ausgaben, an beſonderen Plätzen und für telephoniſche Aufträge keine Gewähr.— Gerichtsſtand Mannheim. Mittag⸗Ausgabe Samstag, 3. Januar 1031 142. Jahrgang— Nr. 3 Der Lohnſtreit im Ruhrbergbau Kommuniſtiſche Hetze— Wilde Teilausſtände— Ausſchreitungen gegen Arbeitswillige— Blutige Juſammenſtöße mit der Polizei Amſturz in Panama Aufruf der Vergarbeiterverbünde an die Ruhrbergleute Meldung des Wolffbüros Eſſen, 2. Jan. Die Bergarbeitergewerkſchaften des Ruhrgebiets wenden ſich heute in Form eines Flugblattes mit einem beſonderen Aufruf an die Ruhrbergarbeiter, in dem es wie folgt heißt: ö Kameraden! Die Unternehmer des Ruhrberg⸗ baues haben die Kündigung aller Arbeitsverträge bis zum 15. Januar ausgeſprochen. Mit brutaler Gewalt ſoll die Lohnkürzung, die bei den Schlich⸗ tungsverhandlungen nicht erreicht werden konnte, durchgeſetzt werden. Die Not der Bergarbeiter ſoll moch vergrößert werden. Sie ſollen die Schäden der Kriſe allein tragen. Kameraden, macht die Abſicht der Bergwerksbeſitzer zu Schanden, zeigt, daß Ihr nicht gewillt ſeid, Euch dem Diktat der Unternehmer zu beugen, lehnt den Abſchluß von neuen Arbeits⸗ berträgen ab, weigert Euch, die Bedingungen der Arbeitgeber anzunehmen. Von Eurem Verhalten hängt der Ausgang des Lohnkonfliktes ab, deshalb ſchließt keine neuen Arbeitsverträge ab, vertraut Euch der Führung der vier Bergarbeiter⸗ verbände an. Kameraden, weiſt die kommu⸗ niſtiſchen Parolen zurück. Sie haben nur den Zweck, Euch in einen ausſichtsloſen Putſch hineinzutreiben, ſie dienen nur der Reak⸗ tivn und fördern nehmer. Lehnt dieſe Parolen ab, folgt den Wei⸗ ſungen der vier Bergarbeiterverbände. Verband der Bergbau⸗Induſtrie⸗Arbeiter Deutſch⸗ Lands, Gewerk verein Chriſtlicher Bergarbeiter Deutſch⸗ lands, a Gewerkverein Hirſch⸗Duncker, Polniſche Berufsvereinigung. Anzufriedenheit auch der Zechenbeſitzer Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 3. Jan. Der frühere preußiſche Landtagsabg. Pinker⸗ neil, der zum induſtriellen Flügel der Deutſchen Volkspartei zählt, nimmt im„Berliner Börſen⸗ courier“ zu den Vorgängen an der Ruhr Stellung und richtet in dieſem Zuſammenhang eine„ernſte Mahnung an die Regierung, es nicht zum Streik kommen zu laſſen. Pinkerneil betont, daß die ſchwebenden Verhandlungen eine Folge der Kohlenpreisſenkung ſeien, die unter Hintanſetzung kaufmänniſcher Grund⸗ ſätz e erfolgt ſei, um das Programm der Regierung zu ermöglichen, alſo die Regierung zu ſtützen. Wie aus Pinkerneils Ausführungen hervorgeht, iſt die Zuſage der Kohlenpreisſenkung durch die Induſtriel⸗ len der Regierung gegeben worden, nachdem in vor⸗ ausgegangenen Verhandlungen mit dem Reichswirt⸗ ſchaftsminiſterium unter Zuſtimmung des Kanzlers eine 8prozentige Lohnſenkung als not⸗ wendig anerkannt worden ſei.(Die Regie⸗ rung beſtreitet bekanntlich, daß ſie eine ſolche Zuſage gemacht habe.) Der Bergbau, für den Pinkerneil hier doch wohl nicht ohne Autoriſierung ſpricht, pocht nun auf dieſen Schein und beſchwert ſich, daß der Schlichter ſich nicht habe verſtehen können, einen dahingehenden Schieds⸗ ſpruch zu fällen. Man fühle ſich von der Regierung im Stich gelaſſen. Gewiß habe, wer im Oktober ein Intereſſe an der Stützung der Regierung hatte, kein Intereſſe an ihrem Sturz im Januar. Aber, ſo heißt es zum Schluß, es gibt keine Wirkungsmöglich⸗ keit für dieſe Regierung mehr, wenn ſie das Ver⸗ trauen bei denen verliert, die ihr die Exiſtenz er⸗ möglicht haben. Schwere Streikunruhen in Moers Telegraphiſche Meldung — Moers, 3. Januar. Beim Einfahren der Nachtſchicht kam es vor Schacht W der Zeche„Rhein⸗Preußen“ wieder zu gro⸗ ßen Menſchenanſammlungen. Als die Polizei die Streikenden zurückdrängte, wurde plötzlich aus der Menge geſchoſſen. Die Polizei erwiderte das Feuer und es kam zu einem regelrechten Feuer⸗ gefecht, das mehrere Minuten andauerte. Ein Unbeteiligter, der Bahnarbeiter Hackſtein, wurde von mehreren Kugeln getroffen. Um mitter⸗ nacht iſt er im Krankenhaus ſeinen ſchweren Ver⸗ letzungen erlegen. Wie verlautet, ſollen mehrere Perſonen leichte Verletzungen bei der Schießerei er⸗ litten haben. i a 5 die Diktaturgelüſte der Unter⸗ Telegraphiſche Meldung Newyork, 2. Jan. Wie Aſſociated Preß aus Waſhington meldet, hat der dortige Geſandte von Panama, Alfaro, die Nachricht erhalten, daß die Regierung des Präſi⸗ denten Aroſemena geſtürzt worden ſei. Wie das dem Geſandten von Panama in Waſhing⸗ ton aus Panama zugegangene Telegramm weiter beſagt, wird die revolutionäre Bewegung von Dr. Amoria Arias geführt. Weiter wird gemeldet, daß Präſident Aroſemena im Präſidentſchaftspalais feſt⸗ gehalten werde. Der Geſandte erklärte, Arias ſei ein Anwalt, der bisher ſeine hervorragenden Dienſte friedlichen Zwecken gewidmet habe. Zu der Zeit, als der Ge⸗ ſandte ſein Telegramm aus Panama bekannt gab, hatten weder das Staatsdepartement noch das Kriegs⸗ und Marineamt eine Meldung vom Sturz der Regierung in Panama erhalten. Briefliche Mit⸗ teilungen der amerikaniſchen Geſandtſchaft in Panama an das Staatsdepartement hatten wohl eine gewiſſe Unruhe in Panama, infolge der dor⸗ tigen Wirtſchaftsdepreſſion angedeutet, aber nicht erkennen laſſen, daß eine ſo ernſte Be⸗ wegung— Revolution und Sturz der Regierung— Nähere Einzelheiten a Panama, 2. Jan. Der Aufſtand, durch den die Regierung des Prä⸗ ſidenten Aroſemena geſtürzt wurde, brach unerwartet aus. Die Hauptſtadt wurde von einem revolutio⸗ nären Ausſchuß unter Führung Harmadio drohten. Aräas übernommen. Der Aufſtand wurde von der Accion Comunal gefördert, einer patriotiſchen Or⸗ ganiſation, die die angebliche Korruption der Regierung unter dem Präſidenten Aroſe⸗ mena ſcharf angegriffen hatte. Heute früh ſtürmte eine Gruppe von etwa 100 Mann das Hauptquartier der Staatspolizei, die Panamas einzige ſtehende Armee bildet, und beſetzte nach Abgabe einiger Schüſſe die Polizeiſtation. Präſident Aroſemena und mehrere andere Regierungsbeamte wurden ver⸗ haftet. Nach bisher allerdings unbeſtätigten Ge⸗ rüchten iſt Präſident Aroſemena zurückgetreten. Nach den erſten Meldungen ſind 10 Perſonen getötet und etwa 20 verwundet worden. Der Platz um das Präſidentſchaftspalais zeigt Blut⸗ ſpuren. Der Aufſtand verlief jedoch verhältnis⸗ mäßig ruhig. Außer in der unmittelbaren Umgebung der Polizeiſtation und des Palais erfuhren die Ein⸗ wohner erſt von dem Aufſtand, als ſie morgens er⸗ wachten. * Meldungen aus Colon beſagen, daß der dortige Gouverneur Galindo verſucht habe, mit einer Abteilung Polizei und bewaffneter Ziviliſten nach Panama zu marſchieren, daß der Gouverneur der Kanalzone aber abgelehnt habe, der bewaffneten Truppe den Durchzug durch die Kanalzone zu ge⸗ ſtatten. Telephon und Telegraph arbei⸗ ten nicht; deshalb iſt es nicht bekannt, wie das Innere des Landes die Bewegung aufgenommen hat. Die proviſoriſche Regierung verbot vorläufig alle Zeitungen, jedoch werden die nach dem Ausland gehenden Berichte keiner Zenſur unterworfen. Neuer Bericht von der Londoner Indienkonferenz Drahtung unſ. Londoner Vertreters § London, 3. Jan. Der geſtrige Tag war einer der bedeutungs⸗ vollſten, die die anglo⸗indiſche Konferenz am runden Tiſch bisher erlebt hat. In dem Unterausſchuß zur Unterſuchung der föderativen Struktur, wohl dem wichtigſten aller Ausſchüſſe— liegt doch in ſeinem Diskuſſionsbereich die dornige Frage des„Dominien⸗ ſtatus“— wurden geſtern zwei äußerſt wichtige Reden gehalten. Zunächſt gab der den Vorſitz füh⸗ rende Lordkanzler San key eine grundſätzliche Er⸗ klärung ab. Er betonte, es hätte keinen Zweck, daß Großbritannien Indien etwas vorſchlüge, was für Indien wertlos ſei. Andererſeits hätte es auch keinen Zweck, wenn Indien Forderungen erhöbe, die Groß⸗ britannien nicht erfüllen könne. Er würde jedoch in der Befriedigung der indiſchen Wünſche ſo weit gehen, wie es nur irgend mit der Sicher⸗ heit Großbritanniens vereinbar ſei. Zur Frage der kommunalen Zwiſtigkeiten er⸗ blärte er: „Ich hoffe, wenn Hindus und Mohammedaner das Gebäude(die Verfaſſung) ſehen werden, ſie bereit ſein werden, darin gemeinſchaftlich zu leben“. Nach ühm hielt der liberale Delegierte Sir T. B. Sapru eine Rede, die von einigen Morgen⸗ blättern als vielleicht die wichtigſte aller bisher auf der Konferenz gehaltenen bezeichnet wird. Die gegenwärtige Situation, ſo führte er aus, daß die Regierung Indiens gegen den Willen einer über⸗ wältigenden Majorität im Parlament und ohne Preſtige im Lande ihre Maßnahmen durchſetzen könne, ſei untragbar. ö Er forderte für Indien ein von der Mehrheit des Parlaments gewähltes Kabinett mit einem Premierminiſter an der Spitze und voller Verantwortlichkeit der geſetzgebenden Körperſchaft gegenüber. Er erkannte ferner an, daß für eine Uebergaugs⸗ periode gewiſſe Regierungsobliegenheiten, wie Ver⸗ teidigung und Beziehungen zum Ausland, von dieſer Regelung ausgenommen ſein müſſen. Dieſe Reſſorts ſollen vom Generalgouverneur ernannten Miniſtern vorbehalten werden, die nur dieſem verantwortlich ſein müßten. Es kei jedoch wünſchenswert, wenn man Inder dazu auserſehen würde. Alle übrigen Reſſorts müßten dem Parlament gegenüber verant⸗ wortlichen Miniſtern vorbehalten werden. Dazu ge⸗ hörten auch Finanzen. Befürchtungen, daß ſich irgend eine indiſche Regierung zur Streichung der öffentlichen Schulden entſchließen würden, ſeien vollkommen unbegründet. Was die Aufrecht⸗ erhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit anlangt, ſo ſagte er in leicht ſarkaſtiſchem Tone, daß dazu keine Regierung ſo gut imſtande ſei wie die gegenwärtige.. Etwa 50. 60 000 Männer und Frauen be⸗ fänden ſich wegen politiſcher Vergehen im Gefängnis, a darunter ſolche, die eigentlich an dieſem Tiſch ſitzen ſollten. Die Kommentare der heutigen Morgenblätter ſind bezüglich des Ausganges der Konferenz wieder er⸗ heblich optimiſtiſcher geſtimmt. Beſonders wird ver⸗ ſchiedentlich hervorgehoben, daß die Spannung zwiſchen Hindus und Mohammedanern ſeit Donners⸗ tag nacht erheblich ſchwächer geworden ſei. — Auch auf der Zeche Niederrhein in Neu⸗ kirchen kam es geſtern nachmittag zu Unruhen. In roher und unflätiger Weiſe wurden de arbeitswilligen Bergleute, die einfahren wollten, von etwa 500 Streikenden be⸗ läſtig t. Die Arbeitswilligen wurden geſchlagen und mit Steinen beworfen. Auch riß man ihnen die Kaffeekannen weg. Neue Verhandlungen am 7. Januar Wie das„Berliner Tageblatt“ berichtet, haben ſich die Parteien im Ruhrgebiet gegenüber dem Schiedsrichter bereit erklärt, zu den neuen Ver⸗ handlungen am Mittwoch, den 7. Januar zuſammen⸗ zutreten... 5 Vorläufig keine Eiſenpreisſenkung Telegraphiſche Meldung Dütſſeldorf, 2. Jan. Nachdem am 30. Dezember v. J. die Verhand⸗ lungen über die Neuregelung der Bergarbeiterlöhne geſcheitert ſind und neue Verhandlungen nach den vorliegenden Nachrichten früheſtens erſt am 17. Januar ſtattfinden ſollen, können die zum 9. Januar anberaumten Sitzungen der Eiſen verbände, in denen über die Eiſenpreisſenkung durch die In⸗ duſtrie verhandelt werden ſollte, nicht ſtattfinden. Die Rohſtahlgemeinſchaft hat mitgeteilt, daß drahtliche Benachrichtigung der Mitglieder erfolgt, ſobald der neue Termin der Sitzung feſtſteht. 7 7 5 5 ** 8 4 N 225 8. a N* N 1 4 2 0 2 1 Deuljchland und Sowjetrußland Gin Jahresrückblick N Von unſerm Moskauer Vertreter Jede Kulturnation wird durch nichts beſſer gegen Sowjetiſierungseinflüſſe geſchützt als wenn ſie weiß, genau weiß, was Sowjetiſierung iſt, wie ein Sowjetregime in Wahrheit ausſieht. Ohne irgendein Dazutun, nur genau wie es iſt. Gleich⸗ falls lebenswichtig für Deutſchland aber iſt— dies gegen die Ultras!— daß es ſeine Schickſals⸗ ſtellung zwiſchen Oſt und Weſt würdigt. Treffend hat unlängſt ein deutſcher Rußlandpubliziſt hervorgehoben, daß das Menſchenalter der Entfrem⸗ dung zwiſchen Deutſchland und Rußland nach 1890 bei uns den Eindruck hinterlaſſen mußte: Nie wieder! Was Rußland heute durchlebt, iſtſein Schickſal, wie der verlorene Krieg und der ſogenannte Friede das unſrige ſind. Die innere politiſche Entwicklung Rußlands können wir nur ſtudieren, nicht beein⸗ fluſſen. Aber wenn der deutſche Gelehrte, der deutſche „Spez“, der deutſche qualifizierte Arbeiter, wenn die deutſche Technik und die deutſche Wirtſchaft den Auf⸗ bau Rußlands fördern, ſo werden damit Verbin⸗ dungen von Volk zu Volk, von Werkſtatt zu Werk⸗ ſtatt geknüpft, für die Rußlands derzeitiges Regime nicht die wichtigſte Frage iſt. f Andrerſeits hat es freilich unſere praktiſche Tagespolitik ja eben mit die ſe m Regime zu tun und mit keinem andern. Die Beſchwerden unſerer in Rußland lebenden Staatsbürger, die Rei⸗ bungen im Wirtſchaftsverkehr, die unzulängliche Wirkung der außenpolitiſchen Zuſammenarbeit hän⸗ gen damit aufs engſte zuſammen. Es hängt damit zuſammen, daß, mag die Verbindung Berlin⸗Moskau auch als ein Gebot der Tatſachen beiderſeits aner⸗ kannt werden, eine mehr als zehnjährige Erfahrung uns gelehrt hat, von dieſer Verbindung auch nicht zu viel zu erwarten, da ihre Nutzleiſtung begrenzt bleibt. Davon, was das Einvernehmen mit Sowjet⸗ rußland, das die heutige Erſcheinungs form Rußlands iſt, außenpolitiſch für uns bedeuten könnte, iſt tatſächlich ſtets ein Abzug zu machen. Um genau ſoviel wird nämlich dieſes Einvernehmen ſelbſttätig für uns entwertet, als Sowjetrußlaud zu⸗ gleich als Schutzmacht des internationalen Kommunismus auftritt. Die Rechnung gibt zwar immer noch einen Reſt, kein Zweifel. Aber was bleibt, iſt eben nicht mehr als— ein Reſt, Wir unterſchätzen ihn nicht. Die deutſch⸗ruſſiſche Zuſammenarbeit in der Abrüſtungsfrage, eine der beſten Leiſtungen des erwähnten Einvernehmens, beweiſt es. Uebereinſtimmende regionale Intereſſen, die z. B. gewiſſe Oſt probleme betreffen, wären gleichfalls anzuführen. Wir unterſtützen die UdSSR. ferner bei jeder vertretbaren Abwehr der Inter ventionsgefahr; untaugliche methoden wie den Ramſinprozeß müſſen wir dabei natürlich ablehnen. Auch die ruſſiſ ch⸗italieni⸗ ſche Annäherung, letzthin betont durch Litwinoms Mailänder Beſuch bei Grandi, die das franzöſiſche Hegemonieſtreben in Oſteuropa eindämmen will, darf von der deutſchen Politik nicht unbeachtet bleiben, mag die weſtwärtige Wirkung dieſer antifranzöſiſchen Ver⸗ ſtändigung auch nur abgeleitet und nicht ſehr bedeu⸗ tend ſein. Im übrigen aber nehmen wir vom Bei⸗ ſpiel Muſſolinis in dem Sinne Kenntnis, daß anki⸗ kommuniſtiſche Ordnung im eigenen Hauſe kein Hin⸗ dernis dafür iſt, um mit Moskau Politik zu machen, Was nun die ruſſiſchen Beziehungen anlangt, ſo brachte das vergangene Jahr als eine neue Form zur Rege⸗ lung angeſammelter Streitfragen die Anwendung des Schlichtungsabkommens von 1929. Sehr ertragreich kann dieſes Verfahren ſeiner Natur nach nicht ſein. Es bewegt ſich in den Grenzen der be⸗ ſtehenden Verträge und kann früher begangene grundſätzlicher Fehler daher nicht ändern. Aber einige Einzelfälle hauptſächlich auf dem Gebiet des Konſu⸗ larſchutzes unſerer Staatsangehörigen ließen ſich doch beilegen, und eine Wiederholung der als alljährlich gedachten Prozedur ſcheint berechtigt. 5 Die Weltwirtſchaftskriſe, von der ſowjetkommu⸗ niſtiſchen Propaganda als Niedergangszeichen des Kapitalismus jubelnd begrüßt, machte ſich— aus⸗ gleichende Gerechtigkeit!— auch für die Sowjetinter⸗ eſſen bald empfindlich fühlbar. Der ruſſiſche Export begegnete international Schwierigkeiten; automatiſch wurde davon die Zahlungsfähigkeit der UdSSR. betroffen, ſo daß ſich das Drängen auf Propaganda⸗ unmittelbaren deutſch n
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142 (3.1.1931) 3. Mittagsblatt
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