ſ eu, VfR. blizei olizei FV. ieder ortv. TSC zblau en eim; tra⸗ der zum hlen⸗ Rück⸗ ale 1 8 N 5 Airde tger nach tten TT E 2 2 Samstag, 3. Januar 1931 Aus Baden Verdienter Schulmann geſtorben * Heidelberg, 2. Jan. Profeſſor Traugott Schmidt, früher Lehrer am Heidelberger Gym⸗ naſtum, iſt hier am Neujahrstag im Alter von 80 Jahren geſtorben. Schmidt ſtammte aus Gers⸗ bach bei Lörrach, ſtudierte in Straßburg und Heidel⸗ berg und lehrte dann mehr als vierzig Jahre am hieſigen Gymnaſium. Zahlreiche Schüler zweier Generationen haben ihm große Teile ihres Wiſſens zu verdanken. Vereitelter Raubüberfall * Karlsruhe, 3. Jan. Im Zentrum der Stadt wurde am Silveſterabend ein frecher Raubüber⸗ fall verſucht. In ein Juweliergeſchäft in der Wald⸗ ſtraße trat ein Unbekannter und hielt der Verkäu⸗ ferin mit dem RufHände hoch! einen Revolver entgegen. Zum Glück betraten in dieſem Augen⸗ blick zwei Käufer den Laden, ſo daß ſich der Räuber zu ſchleuniger Flucht veranlaßt ſah. Dem ſofort alarmierten Ueberfallkommando gelang es nicht, den frechen Räuber zu faſſen. Unruhige Neujahrsnacht Karlsruhe, 3. Jan. In der Neufahrsnacht muß⸗ ten mehrere Perſonen wegen Körperverletzung und groben Unfugs zur Anzeige gebracht werden. In zwei Fällen brachte man die Perſonen, da ihre Ver⸗ letzungen erheblicher Natur ſind, ins Krankenhaus. Bei einer Schlägerei in einem Wirtshaus mußte der Notruf eingreifen. Zur Verhinderung weiterer Tätlichkeiten wurden vier Perſonen vorläufig feſt⸗ genommen. Auch das Abbrennen von Feuerwerks⸗ körpern und unerlaubtes Schießen hatte gegen meh⸗ rere Perſonen polizeiliches Einſchreiten zur Folge. Durch Meſſerſtiche lebensgefährlich verletzt * Karlsruhe, 2. Jan. Nach vorausgegangenen Streitigkeiten in einer Wirtſchaft der Altſtadt wurde heute nacht der 24 Jahre alte Hilfsarbeiter Friedrich Stöſer beim Verlaſſen des Lokals auf der Straße von ſeinen Gegnern überfallen und durch Meſſer⸗ ſtiche in den Rücken, ins Geſicht und in die linke Hand ſchwer verletzt. Der Ueberfallene wurde ins Krankenhaus verbracht und ſchwebt in Lebens⸗ gefahr. Als Täter kommen ein 42 Jahre alter Händler, ein 20 Jahre alter Schneider und ein 16jähriger Taglühner in Betracht. Zwei der Roh⸗ linge konnten feſtgenommen werden. f Eigenartiger Unfall T Achern, 2. Jan. Unglück hatte ein z. Zt. im Mummelſee⸗Hotel ſich aufhaltender Karlsruher Herr. In der Neujahrsnacht ſtürzte er aus dem Bett und blieb mit einem Schädelbruch am Boden liegen. Man verbrachte den Bedauernswerten ins Krankenhaus, wo er bedenklich darniederliegt, Zichorienverſand * Jtitlingen, 2. Jan. Am hieſigen Bahnhof wur⸗ den im Jahre 1930 insgeſamt 66 Eiſenbahnwagen Zichortien wurzeln aus hieſiger Gemeinde und der Gemeinde Kirchardt verladen. Es ſind 18 503,20 Zentner. * 5 * Plankſtadt, 3. Jan. Die Neujahrsſtafette des ReiterringesBadiſche Pfalz traf zur feſtgeſetz⸗ ten Zeit in Plankſtadt, von Eppelheim kommend, ein. Am Rathaus fand ſodann der Stafettenwechſel ſtatt. Die hieſigen Reiter brachten unter Begleitung des Eppelheimer Reitervereins die Jahresbotſchaft nach Schwetzingen weiter. Selbſtmord auf den Schienen * Karlsruhe, 3. Jan. Am Mittwoch abend wurde von Angehörigen einer in Durlach bei Karlsruhe wohnenden Profeſſorenfamtlie der dortigen Polizei gemeldet, daß die ſeit längerer Zeit ſchon an Schwer⸗ mut leidende Tochter das elterliche Haus ſeit dem Nachmittag verlaſſen hatte und daß vermutet werde, daß ſie ſich in einem Anfall von Schwermut ein Leid angetan haben könnte, weil ſie noch nicht zurück⸗ gekehrt ſei. Bei ſeinem Streckengang in der Neujahrsnacht meldete der dienſttuende Bahnbeamte, daß er auf dem Bahnkörper zwiſchen Durlach und Weingarten eine Frauenleiche gefunden habe, die außer einigen Verletzungen am Körper gräßliche Kopfverletzungen aufweiſe. Nach dem ärzt⸗ lichen Gutachten liegt zweifellos Selbſtmord vor. Der Kopf der Selbſtmörderin war derart zugerichtet, daß der Tod augenblicklich eingetreten ſein muß. Fünfzig Meter von der Fundſtelle wurden der Man⸗ tel und die Handtaſche der Unglücklichen am Bahn⸗ damm gefunden. Die Beamten ſtellten daraufhin feſt, daß es ſich um die polizeilich als Vermißt gemeldete Tochter handelte, die bei ihrer noch lebenden Mutter wohnte und als Handarbeitslehrerin tätig war. Die Leiche wurde nach Feſtſtellung des Tatbeſtandes nach der Leichenhalle des Durlacher Friedhofs verbracht und die Angehörigen von dem tragiſchen Tod be⸗ nachrichtigt. Tägliche Berichte der Neuen Mannheimer Feitung Süd weſtöeutſche Uumſchau Betrunkene ſtören den Gottesdienſt * Engelsbrand(Amt Pforzheim), 2. Jaun. Am Silveſterabend drangen zwei fremde betrun⸗ kene Burſchen während des Gottesdienſtes in die Kirche ein und lärmten. Die Bitten der Kirchen⸗ beſucher, ruhig zu ſein, fruchteten wohl bei dem einen, der andere aber mußte gewaltſam aus der Kirche entfernt werden. Er rächte ſich nun dadurch, daß er mit Steinen die Kirchen⸗ fenſterein warf und die Kirchenbeſucher in Angſt und Aufregung verſetzte. Beherzte Männer rück⸗ ten jetzt dem Kirchenſchänder zu Leibe und ſchlu⸗ gen ihn windelweich. Er wurde feſtgenom⸗ men und in den Ortsarreſt verbracht. Es handelt ſich um einen 19jährigen Burſchen, Sohn achtbarer Eltern in Büchenbronn. * Schwetzingen, 2. Jan. Die Einwohnerzahl der Stadt Schwetzingen betrug am 1. Januar 1931 9962 Perſonen. * Gaiberg(Amt Heidelberg), 2. Jan. Der ſtärkſte Baum unſerer Gemeinde, ein Birnbaum, wurde jetzt umgelegt. Der ſtarke Novemberſturm hatte dem Rieſen den Stamm bis in die Wurzeln aufgeriſſen, ſo daß eine Gefahr für den öffentlichen Verkehr auf der Kreisſtraße GatbergGauangelloch beſtand. Der Stammdurchmeſſer betrug 1,40 Meter und die Kronenweite 25 Meter. Das Alter wird auf unge⸗ fähr 250 Jahre geſchätzt. Im Jahre 1917 war ſein höchſter Ertrag 35 Zentner Birnen. Speyer im Alltag * Speyer, 2. Januar. Die alte Kaiſerſtadt ſo nennt ſie ſich gern iſt in jüngſter Zeit faſt nur noch im Zuſammenhang mit großen Feſten und Feiern genannt worden, in deren Mittelpunkt meiſt der altehrwürdige Dom, das älteſte kirchliche Bauwerk romantiſchen Stils am Rhein, geſtanden iſt. Darin erſchöpft ſich oft auch die Kenntnis von der pfälziſchen Kreishauptſtadt. Wenn wir aber an eines Werktags Stille durch die Straßen und Gaſſen in Speyer gehen, dann zeigt ſich uns die Kleinſtadt in ihrem ganzen poetiſchen Zauber, die wunderlich verſchnörkelten Giebel der alten Häuſer erzählen aus der bewegten Vergangenheit des Bi⸗ ſchofsſitzes und der Reichsſtadt. Der Mittelpunkt, die Konzentration des ſtädtiſchen Lebens iſt die Maximiliansſtraße, jene breite, ge⸗ mütlicheAvenue zwiſchen Dom und Altpörtel. Laden reiht ſich an Laden. Kein Kino in der ganzen Hauptſtraße der Stadt. Wo gibt es das noch? Ueber einem Ladeneingang ſteht treu und bieder die In⸗ ſchriftGrüß Gott!, nicht etwa aufgemalt, ſondern in ſtabiler Schmiedearbeit. Die Apotheke mag vor hundert Jahren ſchon ſo ausgeſehen haben, die typi⸗ ſche Offizin. Wir finden auch noch das Geſchäft eines Strumpfwirkers, aber die Inſchrift ſcheint recht alt zu ſein und der Mann, der ehedem mit Strumpf⸗ wirken ſein Brot verdiente, weilt vielleicht längſt nicht mehr unter den Lebenden, die jetzt maſchinengeſtrickte Strümpfe tragen. Behäbig erhebt ſich, ebenfalls an der Hauptſtraße, das Gebäude der Kreis regierung, wo ſich die, bekannten Ereigniſſe der Separatiſtenzeit abſpielten. Etwas abſeits zeigt das hiſtoriſche Muſeu m ſeine Schätze aus der römiſchen Zeit des Rheintals und aus vorgeſchichtlichen Tagen. Für den Beſuch des Weinmuſeums aber ſollte man einen beſonderen Tag vorbehalten, vorher und naher eine Flaſche Wein ſich einverleiben und mit Ehrfurcht die uralte Glas⸗ flaſche betrachten, in der unter einer Schicht Olivenöl noch Pfälzer Wein aus römiſcher Zeit bewahrt wird. Ueber den Dom und die vielen anderen Kirchen Speyers etwas zu ſagen, iſt hier nicht am Platze. Alljährlich in der ſchönen Jahreszeit gehen gern die Touriſten nach Speyer. 5 Wir wollten ja das Speyer des Alltags ſchildern. Nun ja, es iſt eine geruhſame, aber fleißige Beamten⸗ ſtadt, die offenbar nur noch deshalb exiſtiert, weil ſie den Dom und die Kreisregierung ihr eigen nennt. Das iſt nun nicht ſo ganz richtig, denn an der Peri⸗ pherie reiht ſich Fabrik an Fabrik, ſei es Baumwoll⸗ ſpinnerei, Tabakfabrik oder Metallwerk. Jedenfalls blüht hier eine rege Induſtrie, in der auch Arbeiter aus der ganzen Umgebung Beſchäftigung finden. enn erſt einmal die wacklige Schiffsbrücke über den Rhein durch eine feſte Rheinbrücke ö erſetzt iſt, dann werden Handel und Wandel ein neues Hinterland im benachbarten Baden finden und die badiſchen Nachbarn werden auch öfters und lieber in der gaſtfreundlichen Pfalz weilen. Am Altpörtel, dem ſtattlichen Ueberreſt der einſtigen Stadtumfaſſung, nehmen wir Abſchied von Speyer. Der Bahnhof liegt weiter etwas außerhalb. Eine aus einem Wagen beſtehende Omnisbuslinie bringt uns in wenigen Minuten hin.* Ruhig und ohne Aufregung vergeht ſo Tag um Tag in der pfälziſchen Metropole, die es gar nicht ist und gar keinen Anſpruch auf dieſen Titel erhebt. Denn es gibt größere, lebendigere und betriebſamere Städte in der Pfalz. Nur das Vorhandenſein der Kreisregierung und der Biſchöflichen Reſidenz be⸗ wahrt Speyer von der Bedeutungsloſigkeit einer ge⸗ wöhnlichen Kleinſtadt. Aber es gibt kaum eine Stadt in der Pfalz, die in ihrer Art ſchöner und wenig- ſtens in ihrem Kern ſtilvoller wäre als das alte Speyer. 5 ah. 142. Jahrgang/ Nummer * Aus der fal 17 000 Mark Weihnachtsgaben * Speyer, 1. Jan. Das Pfälziſche Lehrerwaiſen⸗ ſtift brachte an Weihnachten an 237 Waiſen den Betrag von 13195 Mark zur Verteilung. Aus der Krebs⸗Stiftung konnten weitere 4200 Mark ver⸗ teilt werden. Diebſtahl im Gotteshaus * Bellheim, 2. Jan. Ein unbekannter etwa 20 Jahre alter Mann brach in der hieſigen katholiſchen Kirche einen Opferſtock auf und beraubte ihn ſeines Inhalts, der auf etwa zwei Mark geſchätzt wird. Der Täter konnte unerkannt entkommen. Einbrecher am Werk 4 * Weyher bei Landau, 1. Jan. In der Nacht zum Dienstag hat in unſerem Ort eine Diebes ban de verſchiedene Einbrüche verübt. Die Burſchen drangen von außen in die Keller ein und entwendeten vornehmlich Schweinefleiſch, das aber gleich in ſolcher Menge, daß die Betroffenen erheblichen Scha⸗ den erleiden. In einem Falle erbeuteten die Diebe zwei erſt kürzlich geſchlachtete Schweine. Eine Witwe ſtahlen ſie aus dem Salzfaß das Fleiſch eines Schweines. Ein Landwirt hatte glücklicherweiſe am Tage vorher das Fleiſch zum Räuchern aus dem Keller geholt, ſodaß die ungebetenen Gäſte nur eine geringe Menge vorfanden. Einem Bäckermeiſter ent⸗ wendeten ſie in Ermangelung eines Beſſeren ein Ge⸗ fäß mit Handkäſe. Die Ermittlungen ſind im Gang u. a. wurde ſofort ein Polizeihund auf die Spu geſetzt.. 75 Schlägereien und Freitod in der Neujahrsnacht * Kaiſerslautern, 1. Jan. Die Neufahrsnacht iſt in der Stadt im allgemeinen ruhig verlaufen. 3 beſonderen Störungen, die befürchtet worden waren kam es nirgends Im allgemeinen war auch infolge des Regens der Verkehr um Mitternacht nicht ſo ſtark gegenüber früheren Jahren. Lediglich in der Mainzer Straße wurde in einer Wirtſchaft ein Gaſt bei einem Streit durch einen Wurf verletzt. In de Eiſenbahnſtraße erhielt ein Mann einen Meſſerſt Beide wurden ins Krankenhaus gebracht. In d Fröbelſtraße verübte der Händler Strehl du Einatmen von Leuchtgas Selbſtmord. * * Gommersheim, 1. Jan. Heute beging der älteſt Bürger unſerer Gemeinde, Andreas Lauer, in körperlicher und geiſtiger Friſche ſeinen 93. Ge burtstag. 5 * Otterbach, 1. Jan. Im nahen Schneckenhauſt drang ein wildernder Hund in eine Schafhe ein und zerfleiſchte vier Schafe. Mehrere and wurden ſo ſchwer verletzt, daß ſie notgeſchlachtet w den mußten. Der Schäfer erleidet erheblich Schaden. MACENSAUR- Dix UnsSAcHE VoÜW VERDAUUNCSSTORUNCE I 1 alle Verdauungsſtörungen werden verurſacht durch übermäßige Säurebildung im Magen, wodurch die Nah rung in Gärung gerät und die Magenwände angreif Ein natürliches Mittel gegen Säurebildung iſt Bif Magneſia, die ſofort überflüſſige Säure neutraliſiert, wei tere Gärung verhindert und beruhigend auf die Magen wände wirkt. Biſerirte Magneſio ſchafft unmittelbare Er leichterung und führt eine normale und ſchmerzlof dauung herbei. Sie iſt in allen Apotheken in Pulver⸗ od Tablettenform erhältlich. Schon nach einmaligem Elnn men merken Sie die Erleichterung. Iſabolle und der Herr im mittleren Alter Skizze von Arthur Koetz Iſabelle hatte eine halbe Stunde auf dem Witten⸗ bergplatz vergeblich gewartet. Weder das Auto noch der Freund bitte ſehr, die Reihenfolge dieſer Auf⸗ zählung iſt für eine mondäne Frau weſentlich waren gekommen oder hatten ſich entſchuldigt. Drei⸗ mal mußte der Lippenſtift nervös über die fein⸗ geſchwungene Linie des Mundes gleiten, weil Iſa⸗ belle fühlte, daß er immer dünner und ärgerlicher wurde. Ihre kleinen Zähne knirſchten Rache. Wü⸗ tend ſtieg ſte zur Untergrundbahn hinab, um nach Hauſe zu fahren, weil ihre Börſe, die gewohnt war, der Großzügigkeit des Freundes zu vertrauen, einen anderen Ausweg nicht ließ.: Der Wagen war überfüllt. Iſabelle haßte dieſe arbeitsgeſchwängerte Atmosphäre, die jeden zarten Duft plebejiſch und achtlos aufſog. Der Zug fuhr an, und ſie ſtand noch, ohne daß man aufgeſprungen wäre und ihr einen Platz geboten hätte. Unver⸗ ſchümt wollte ſie murmeln, als ein Herr im mittleren Alter ſeinen graumelierten Kopf hob und mit leiſem Lächeln ſeine Zeitung zuſammenfaltete. Er bot Iſabelle ſeinen Platz an. Sie ſetzte ſich leicht und nachläſſig, wie ſie es in einem vornehmen Lokal gewohnt war. Ihre Augen ſtarrten quer durch einen Herrn im mittleren Alter mit graumelierten Haaren, ohne von ihm Notiz zu nehmen. Er lächelte wiederum leiſe und verbeugte ſich dann ſpöttiſch. Jſabelle biß ſich auf die Lippen und ſagte ruhig: Sie erwarten doch nicht etwa, mein Herr, daß ich mich bedanken ſoll? Höflichkeit gegen Damen iſt ſelbſtverſtändlich! Der Herr im mittleren Alter zuckte mit der Schulter und ſaltete ſeine Zeitung wieder aus⸗ Linander. Iſabelle ſaß im Schatten der Bogen. Das Papier roch nach Druckerſchwärze. Sie war empört. Unverſchämt ſagte ſie ſcharf. Der Herr im mitt⸗ leren Alter ſah quer durch eine mondäne Dame, die vergeblich auf ein Auto und einen Freund gewartet, ohne Notiz von ihr zu nehmen. Dann faltete er die Zeitung zuſammen. Plötzlich ſah er ſich ſuchend um. Verzeihung, meine Dame, ſagte er endlich, indem er leicht auf ſeinen Handſchuh wies,habe ich viel⸗ leicht meinen Handſchuh liegen laſſen?Hier iſt kein Handſchuh, erwiderte Iſabelle und ſah flüchtig zur Seite.. Geſtatten Sie, meine Dame, Sie ſitzen auf meinem Handſchuh. Darf ich Sie bitten, ſich zu er⸗ heben? Iſabelles Naſenflügel bebten. Zornig erhob ſie ſich und trat zur Seite. Als ſie wieder Platz nehmen wollte, ſaß der Herr im mittleren Alter mit den graumelierten Haaren ruhig auf ſeinem alten Platz und faltete die Zeitung auseinander. Iſabelle zitterte und wurde bleich bis unters Rouge ihrer Wangen. Der Herr lächelte leiſe und ſagte milde:Sie er⸗ warten doch nicht etwa, meine Dame, daß ich mich bedanken ſoll! Höflichkeit gegen ältere Herren iſt ſelbſtverſtändlich. Ruhig las er in ſeiner Zeitung. 6 Iſabelle ſtürzte nach der Tür. Durch eine Gaſſe hämiſcher Geſtalten, unter einem Strahlenkegel höh⸗ niſcher Blicke. Der Zug hielt. Endlich ſtand ſie auf dem Bahnſteig und roch wieder den Duft ihres Par⸗ füms. Das Taſchentuch lag zerknüllt in ihrer kleinen Fauſt. Als ſie mit dem nächſten Zuge weiterfuhr, tat es ihr leid. Ich hätte ſeine Bekanntſchaft machen ſollen, dachte ſie. Es iſt ſowieſo Zeit, dem unverſchämten Egon eine Lektion zu erteilen, wenn er ſich kein Auto mehr halten kann. 5 5 Maunheim im Rundfunk. Am Freitag Mittag wurde zum erſten Male aus dem Gloria⸗ Palaſt ein Orgelkonzert auf der Oskalyd⸗Orgel übertragen, das von Organiſt W. Locks ausgeführt wurde. Die einzelnen Darbietungen, Muſik aus Tonfilmen, kamen außerordentlich wirkungsvoll und in beſonderer Klangfülle durch. Die Aus⸗ arbeitung der Stücke ließ erkennen, daß W. Locks ein Organiſt mit ganz beſonderen Fähigkeiten und muſikaliſchem Feingefühl iſt. Als Zugabe ſpendete er u. a. zwei eigene Kompoſitionen: einen modernenWalzer und eine Serenade. Zwei anſprechende Werke, die von melodiöſer Einfallskraft zeugen und leicht ins Ohr gehen. Im Rahmen der berufskundlichen Vorträge referierte Berufsbera⸗ terin Frau Dr. Edelmann überDie Be⸗ rufswahl der Mädchen unter dem Ge⸗ ſcchts punkt der körperlichen Eig⸗ nung. Die Rednerin ſprach über die Wechſel⸗ beziehungen der Berufsanforderungen zur körper⸗ lichen Leiſtungsfähigkeit und über die Sonderſchutz⸗ geſetze für die Frau. Die Feſtſtellung der körper⸗ lichen Eignung für einen beſonderen Beruf iſt Sache des Arztes. Wenn beſondere Veranlagung für einen beſtimmten Beruf vorhanden iſt und nicht ganz ſchwerwiegende geſundheitliche Bedenken norliegen, iſt es nicht unbedingt notwendig, ſelbſt in Fällen, in denen eine Schädigung zu erwarten iſt, die Be⸗ werberin abzuweiſen. Es wird in den meiſten Fällen innerhalb der Berufsart eine ausgleichende Tätigkeit zu finden ſein. Durch Doppelarbeit treten oft ge⸗ ſundheitliche Schwierigkeiten auf und im Intereſſe der Volksgeſundheit iſt es unbedingt notwendig, daß der Arzt häufiger als ſeither zu Rate gezogen wird. Das Nationaltheater teilt mit: Auf die heu⸗ tige Außermiete⸗Vorſtellung der OperetteVik⸗ toria und ihr Huſar, für die eine kleine tech⸗ niſche Neuerung als Sonderüberraſchung vorgeſehen iſt, wird nochmals hingewieſen. Für die am Mon⸗ tag für den Bühnenvolksbund erfolgende Wieder⸗ holung derHeimlichen Ehe in den Kammer⸗ ſpielen iſt auch eine Anzahl Karten im freien Ver⸗ kauf erhältlich. Im Nationaltheater wird am Mon⸗ tag das LuſtſpielVater ſein dagegen ſehr zum letzten Male gegeben. Der Badiſche Muſiklehrerverein wird am Montag, den 5. Januar 1931, in der Aula der Lehrerbildungsanſtalt Karlsruhe, Bismarckſtr. 10, ſeine Jahresverſammlung abhalten, die eine Kundgebung für die badiſche Schulmuſikpflege bilden ſoll. Als Redner hat in freundlicher Weiſe Herr Univerſitätsprofeſſor Dr. Williba t. Frei⸗ burg, zugeſagt, der über das. findet eine allgemeine Ausſprache ſtatt. Zu d Verſammlung werden das Unterrichtsminiſter die ſtaatlichen, kirchlichen und ſtädtiſchen Behörd die Muſikprofeſſoren der beiden Univerſitäten, N. ſachverſtändige des Landes, der Vorſtand des P logenvereins, Direktoren der höheren Lehranſte und die Preſſe eingeladen. Die Tagung findet ihr Abſchluß durch Ausführungen des 1. Vorſitzende Studienrat Otto Autenrieth, Heidelberg. Wilhelm Bölſches 70. Geburtstag. Wil Bölſche wurden zu ſeinem 70. Geburtstag in Sch berhau zahlreiche Ehrungen bereitet. erſchien eine Abordnung des Schreiberhauern meindevorſtandes, die Bölſche die Ernennun Ehrenbürger von Schreiberhau mitteilte und eine Photographie des Ehren bürgerbri überreichte, deſſen Original bei der öffentlichen am kommenden Sonntag übergeben werden w Weiter ſprachen perſönlich vor: Landrat Dr. Schi ſer⸗Hirſchberg, Rektor Klemmer⸗Schreiberhau Vertreter des Rieſengebirgsvereins, Prof dell tonio⸗Bad Warmbrunn als Vorſitzender des V bildender Künſtler. Unter den Gratulanten war w ter noch Hermann Stehr zu ſehen. Einen te graphiſchen Glückwunſch hatte der preußiſche K miniſter Dr. Grimme geſandt. Schließlich gra ten u. a. Regierungspräſident Dr. Pöſchel⸗Li die Dichter Herzog, Stenzel, Paul Keller, Maler Ludwig Hofmann, Reichstagspräſident Lo der frühere badiſche Staatsminſſter Prof. Dr. He pach uſw. Zu der öffentlichen Ehrung Bölf 1 kommenden Sonntag haben ſich bereits viele namh Blätter melden, daß Muſſolini 0 autoren des bisherigen SchauſpielsC Maggio iſt, das dieſer Tage in Rom zur führung gelangt. Das Stück behandelt di Napoleons von der Inſel Elba. In der Per ches werden bittere Bosheiten franzöſiſche Parlament und G 8