. Neue Mannheimer Zeitung/ Abend⸗Ausgabe Volksbegehren für Hindenburg? Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 25. Febr. Herr Arthur Mahraun hat dieſer Tage bei einer Zuſammenkuuft desJungdeutſchen Ordens erneut für den Gedanken geworben, die Reichspräfi⸗ dentſchaft Hindenburgs auf Lebens⸗ zeit zu verlängern. Er wünſcht zu dieſem Ende ein Volksbegehren, dasvor allen an⸗ deren Volksbegehren den nationalen Willen des deutſchen Volkes zuſammenzufaſſen hätte. Mahraun ſieht in einer ſolchen Volksabſtimmungdie einzige große Möglichkeit, durch die noch einmal eine ganz große einheitliche Front geſchaffen werden könne. Mancher Haß würde zerbrechen, der heute das deutſche Volk zerſplittert. Bei den Radikalen wie in den Reihen der Linken würde es zu einer Schei⸗ dung der Geiſter kommen. Wenn man's ſo hört, möcht's leidlich ſcheinen. Zuvor wäre aber doch wohl die Frage zu klären, ob der Reichspräſident Hindenburg ſelber willens iſt, die für ſeine Jahre doppelt ſchwere Bürde noch länger zu tragen, und ſelbſt, wenn er zuſtimmte, bliebe dem Bürgertum die Pflicht, ſich beizeiten um⸗ zuſchauen, wer den greiſen Reichspräſidenten ein⸗ mal erſetzen könnte. Man kann das Geſchick eines Reiches und eines Volkes nicht auf zwei Augen ſtützen. Volksbegehren des Stahlhelms Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 25. Febr. Das Volksbegehren in Preußen, das vom Stahl⸗ helm beantragt worden iſt, wird keinesfalls vor Oſtern durchgeführt werden. Zur Zeit, ſo berichtet der demokratiſche Zeitungsdienſt, würde der Antrag noch im preußiſchen Innenminiſterium geprüft. Wenn dem Antrag ſtattgegeben würde, hätte der Miniſter des Innern die Zulaſſung der Ziſtenauslegung zu beſtimmen. Dann ſei es die Aufgabe des Stahlhelms, die Eintragungsliſten zu heſchaffen und ſie zu verſenden. Auf den Gemeinde⸗ behörden laſtet die Verpflichtung, die Liſten auszu⸗ legen und während der fünf bis ſechs Wochen nach der Veröffentlichung die Eintragungsberechtigten zur Eintragung in die Liſten zuzulaſſen. Nach Ablauf der Eintragungsfriſt haben die Vertrauensperſonen die Liſten dem Landeswahlleiter einzureichen. Der Landeswahlausſchuß ſtellt die Geſamtſumme der rechtlich vollzogenen und gültigen Eintragungen feſt And ſchließlich tritt das Staatsminiſterium noch ein⸗ mal in Aktion, um zu prüfen, ob das Volksbegehren rechtswirkſam zuſtande gekommen iſt. Man ſieht, es iſt noch ein langer Weg. Curtius reiſt ohne Brüning nach Wien Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 25. Febr. Wie wir hören, ſieht ſich der Reichskanzler mit Rückſicht auf die zugeſpitzte parlamentariſche Lage zu ſeinem lebhaften Bedauern nicht imſtande, an dem für den 3. bis 5. März vorgeſehenen Beſuch in Wien teilzunehmen. Die Reichsregierung wird daher durch den Außenminiſter Dr. Curtius vertreten werden, den der Staatsſekretär Pünder von deer Reichs⸗ kanzlei begleiten ſoll. Die Herren fahren am 2. März abends nach Wien und kehren am Abend des 5. März nach Berlin zurück. Der Delegation gehören außerdem die Herren von Kauffmann, Ritter, Reinebeck, Heeren und Lank von der Reichskanzlei an. Botſchafter von Hoeſch in Berlin Berlin, 25. Febr. Der deutſche Botſchafter in Paris von Hoeſch iſt heute Vormittag zu Be⸗ ſprechungen mit der Regierung in Berlin eingetrof⸗ fen. 5 Kleine Berliner Kunſtausſtellungen Von Oscar Bie Nicht immer bloß durch die großen Ausſtellungen wandern, die ihre Zugkraft in ſich haben, auch wieder einmal durch die kleinen Salons gehen, wo unbekann⸗ tere Künſtler um ihre Exiſtenz ringen. Da iſt bei Mierendorf Franz Lenk, früher Dresden, jetzt Ber⸗ lin. Er iſt ein Muſter der neuen Sachlichkeit. Er iſt von einer geradezu pedantiſchen Präziſion und eifrigſt bemüht, die wirkliche Materie in ihrer Realität ohne jede andere Phantaſiezutat wiederzugeben, als die, die wir dem Gegenſtand ſelbſt entgegenbringen. Seine Landſchaften, Stilleben, die Häuſer, die Bäume, be⸗ ſonders die kahlen Stämme, die faſt an die Arbeit alter deutſcher Meiſter erinnern, ſind von der ſauber⸗ ſten Anordnung und fleißigſten Ausführung. Auch in ſeinen Aquarellen und Zeichnungen ſpricht dieſe Welt⸗ anſchauung. Man wird ihm zugeben, daß er feine Sache nicht etwa mit photographiſcher Mechanik, ſon⸗ dern mit abſolut künſtleriſchem Beſtreben macht. Es iſt ſogar ſehr wohltuend, einmal einer ſolchen Natur⸗ ſchilderung zu folgen, die ohne Poſe und Schön⸗ geiſteret die Wahrheit ſucht und findet. Genau das Gegenteil iſt der Maler Kanelba, der bei Hartberg ausſtellt. Ein echtes Pariſer Tem⸗ perament. Leicht, bunt, ein bißchen flitterig und alles aus der Atmoſphäre des Ateliers heraus, die ihn ſelbſt vor der Natur nicht verläßt. Seine Stoffe ſind franzöſiſche Straßen, franzöſiſche Mädchen, fran⸗ göſiſche Akte, franzöſiſche Waſſerſtimmungen. Alles iſt angenehm und ohne Bedeutung. Es iſt aus einer allgemeinen, weltſtädtiſchen Kultur geſchaffen ohne spezielle Nachahmung, aber auch ohne ſtarke Perſön⸗ lichkeit. Es iſt ein guter Maler des Durchſchnitts. Man hat ihn vor vier Jahren, als er das erſte Mal hier ausſtellte, ſehr gelobt, und man kann es heute erſt recht tun. Bei Moeller zeigt ſich Chriſtof Drexel. Es iſt schwer, ihn einen Maler zu nennen. Eigentlich treibt er mehr den Stil des Plakats oder der Weberei, oder der Glasbilder. Die Wirklichkeit iſt ihm nur ein Vorwand, um große Flächen hinzuſtreichen, die die Form von Menſchen oder Landſchaften haben. Nur die Form, nicht mehr. Dabei ſind es maſuriſche Bauern und Naturſzenen. Sie ſind aus ihrer ſla⸗ wiſchen Raſfe hinaudderückt zu monumentalen Typen, in der großen, weiten Linie der Felder, in den derben Parteipolitiſcher Streit um ein Blilow⸗Vild Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin. 25. Febr. Der Haushaltsausſchuß des Reichs tages ging im weiteren Verlauf ſeiner Etatsbera⸗ tungen zum Haushalt des Reichstages über. Abg. Dr. Strathmann(Chriſtl. Soz. Arb. Gem.) be⸗ antragte, das Bild des früheren Reichs⸗ kanzlers von Bülow aus dem kleinen Reichsratszimmer zu entfernen, weil er durch ſeineErinnerungen ſich als ein Charak⸗ ter von ſolcher Peinlichkeit erwieſen habe, daß man ſich in Deutſchland eines ſolchen Kanzlers nur ſchämen könne. Abg. Erſing(Ztr.) meinte, daß man mit einem Beſchluß nach dem Antrag des Abg. Dr. Strath⸗ mann Herrn von Bülow zuviel Ehre antue. Reichstagspräſident Löbe erklärte, Herr von Bülow habe 1913 für den Fall ſeines Todes ein Lenbachbild von ſich dem Reichstag vermacht, mit der Bitte, daß dann das im Reichstag hängende der Univerſität Königsberg überwieſen werden ſoll. Das Lenbachbild ſei aber dem Reichstag noch nicht über⸗ wieſen worden. Wenn dies der Fall ſein werde, ſet die Frage der vom Abg. Dr. Strathmann beantrag⸗ ten Entfernung akut. Abg. Dr. Rauch(Bayer. Vpt.) meinte, man hätte wohl das Bild ſtillſchweigend entfernen können, aber es zum Mittelpunkt einer großen Staatsaktion zu machen, ſei nicht ratſam. Abg. Graf Weſtarp(Kons.) war der Mei⸗ nung, daß insbeſondere im dritten Band ſeiner Er⸗ innerungen Bülow ein auf Unwahrheit und Ober⸗ flächlichkeit beruhendes falſches Bild über die Kriegsſchuld gegeben habe. Er lieferte damit den Feinden Deutſchlands Material in die Hand, das ſie als Kriegsſchuldargument ſicher noch gegen uns gebrauchen werden. Es empfehle ſich eine rechtzeitige Propaganda gegen dieſe lediglich den Zwecken der Reinwaſchung dienende Legende. Eine ſolche Gegenpropaganda würde ſehr wirkſam unter⸗ ſtützt werden, wenn jetzt der Reichstag den Beſchluß faſſen würde, das Bülowbild zu entfernen. Abg. Dr. Strathmann betonte noch einmal die Minderwertigkeit des politiſchen Charakters Büloms. Er hoffte, daß die Nachlaßverwaltung des Bülowſchen Erbes nicht den Mut haben werden, dem Reichstag noch ein Bild Bülows und ſei es auch von Lenbach, anzubieten. Abg. Müller⸗Franken(Soz.) erklärte, dem Antrag des Abg. Strathmann nicht zuſtimmen zu Zwei 73 jährige N Abmiral Eduard von Capelle, bts 1918 als Nachfolger des Großabmirals von Tirpitz Staatsſekretär im Reichsmarineamt, iſt 7blährig in Wiesbaden geſtorben. können. Er wolle damit natürlich nicht in den Ver⸗ det.enmen, die Politik des Herrn v. Bülow zu verteidigen, doch ſei er der Meinung, daß man dieſe Frage nicht aus dem Zuſammenhang herauslöſen und beim Etat des Reichstages ein Urteil fällen könne. Wenn er der Abg. ithmann wäre, wür, er ſich vor das Bild Bülows ſtellen und ſich freuen, daß er hängt. Abg. Dr. Schreiber(Ztr.) hält es für richtig, erſt abzuwarten, ob das Lenbachbild überhaupt eintrifft. Abg. Dr. Cremer(D. Bpt.) meinte, die Frage der moraliſchen Würdigung ausſcheiden müſſe. Man käme ſonſt zu der Kon⸗ ſequenz, daß ein Gericht über ſämtliche Perſön⸗ lichkeiten entſcheidet, deren Bilder im Reichstag und anderen öffentlichen Gebäuden hängen. Abg. Dr. Strathmann zog ſchließlich ſeinen Antrag auf Entfernung des Bülowbildes zurück, mit dem Bemerken, daß er ihn an den Präſidenten des Reichstages leiten wolle, mit der Bitte, die Frage im Aelteſtenrat zu entſcheiden. Hindenburgs Bild im Klaſſenzimmer Telegraphiſche Meldung Kaſſel, 25. Febr. Ein peinlicher Vorfall am Kaſſeler Realgymna⸗ ſium IU beſchäftigt augenblicklich das Provinzialſchul⸗ kollegium in Kaſſel. Der ſchon ſeit Jahren an dem Gymnaſium unterrichtende Studienrat Aſkevold ließ in einer Unterrichtsſtunde in der Unterſekunda von einem Schüler das an der Wand hängende Bild des Reichspräſidenten in der feldgrauen Uniform des Generalfeldmarſchalls entfernen, da ihn der An⸗ blick der Uniform aufrege z er könne ſo nicht weiter unterrichten. Ein Teil der Sekundaner erhob erregt Widerſpruch gegen die Entfernung des Bildes und verließ ſchließlich das Klaſſenzimmer. Aſkevold ſoll überzeugter Pazifiſt und Mitglied der S. P. D. ſein. Wie Vizepräſident Dr. Son dag vom Provinzial⸗ ſchulkollegium bei einer Preſſebeſprechung mitteilte, haben ſowohl der Leiter des Gymnaſiums, Ober⸗ ſtudiendirektor Dr. Fricke, wie auch das Provin⸗ zialſchulkollegium dem Studienrat deutlich zum Aus⸗ druck gebracht, daß ſie ſein Verhalten mißbilligen, und daß das Hindenburg⸗Bild im Klaſſenzimmer der Unterſekunda hängen bleibt. Sr geſtorben Großherzog Friedrich Auguſt von Oldenburg Im Alter von 75 Jahren ſtarb Großherzog Friedrich Auguſt von Oldenburg, Sohn des Großherzogs Peter und ſeiner Gemahlin Eliſabeth von Sachſen⸗ Altenburg. Er regierte von 1900 bis 1918. und kräftigen Zügen der Geſichter. Ob die Geſichter rot oder weiß oder blau oder grün ſind, beſtimmt nicht die Natur, ſondern der Stilwille des Künſtlers. Manchmal ſpringen ein paar Akrobaten oder Clowns dazwiſchen, die ſich aber demſelben Prinzip unter⸗ werfen. Gern vereinigen ſich die Bauern und Fiſcher zu einem Triptychon, damit ihre formale, faſt reli⸗ giöſe Bedeutung noch klarer ſich einpräge. Wohl iſt es eine Anſchauung, aus der der Künſtler ſchafft, aber als Malerei iſt es zu billig. OProfeſſor Paul Grümmer wurde zur Mitwir⸗ kung für das Muſikfeſt der National⸗Bibliothek zu Waſhington eingeladen und begibt ſich im April wieder nach Amerika. Fritz von Ühde ſtarb vor 20 Jahren, am 25. Februar 1911, in München. Uhde, ein Schüler Munkageſys und einer der erſten Vertreter der Freilichtmolerel in Deutſch⸗ land, gelangte in ſeinen religibſen Gemälden zu einem freien Impreſſionismus mit kraftvollen Licht⸗ wirkungen, wie er die WerkeLaſſetk die Kindlein zu mir kommen.Heilige Nocht u. a. auszeichnet. Baby! Wegweiſer für Schlagerdichter Suchſt Du zu einem Schlager den Text? Baby! Das iſt das Wort, das alle behext. Baby! Fange mit folgendem Unſinn an: Mondſchein über dem Ozean Füge dann nur das Wort daran: Babyl * Denke Dir nur die Wirkung aus: Baby! Baby allein verbürgt Applaus! Baby! Wonnig ſich jedes Herze wiegt. Wohlig ſich jedes Mädel ſchmiegt. Ich bin ſein Baby! Baby ſiegt! Baby! * Schreibe den tollſten Blödſinn hin, Baby! Aber im Baby liegt was drin! Baby! Großmutter ſelbſt im Pagenſchnitt, wenn ſie auch viel Enttäuſchung erlitt, ſummt verſonnen den Kehrreim mit: Baby! * Darum, Dichter, nutze die Zeit: Baby! 5 Schreibe bei jeder Gelegenheit Baby! Quietſchend aus jedem Grammophon, ſtotternd aus jedem Saxophon, dröhnt Dir entgegen der goldene Lohn: Baby! Puck. Wiſſen Sie 2 3 daß jeder Deutſche über 18 Jahren durchſchnittlich elf Mal fährlich ins Kino geht, dagegen aber nur ein Mal ins Theater, und daß es dementſprechend in Deutſch⸗ land rund 5000 Lichtſpieltheater aber nur 400 Theaterbühnen gibt? daß hier ittwoch, 25. Februar 1991 154505 8 2 Polizeiliche Giftgasübung Drahtbericht unſeres Berliner Büroz Berlin, 25. Fehr. Ein kommuniſtiſches Morgenblatt hat über eine angebliche Giſtgasübung der Berliner Polizei he⸗ richtet, die am 15. April fortgeſetzt werden ſoll. Wie wir aus dem Polizeipräſidium erfahren, hat ez ſich um ein theoretiſches Planſpiel über Maßnahmen der Polizei und Feuerwehr im Falle einer Explo⸗ ſion gehandelt, das am Montag in einer Polizei⸗ unterkunft vor ſich ging und an dem Vertreter der beteiligten Behörden und zahlreicher Verbände, ſomie des Roten Kreuzes und der Arbeiterſamariter belei⸗ ligt waren. Der Beſprechung lag der Plan zugrunbe daß aus einem Gasbehälter infolge Ez⸗ ploſion Giftgaſe über die Stadt ziehen. Schon aus der Tatſache, daß die Veranſtaltung in voller Oeffentlichkeit vor ſich ging, ergibt ſich ohne weiteres daß die tendenziöſe Darſtellung des Kommunſſten⸗ blattes dem Sachverhalt vollkommen ins Geſicht Letzte Meloͤungen Hausſuchungen bei Nationalſozialiſten Freiburg, 25. Febr. vier nationalſozialiſtiſchen Funktionären Haus⸗ ſuchungen ſtatt. Es wurden dabei Papiere beſchlag⸗ nahmt. Ob ſie für die Unterſuchung von Bedeutung ſind, muß die nähere Nachforſchung ergeben. Erwerbsloſe Plünderer im Schlächterladen Berlin, 25. Febr. Gegen 12 Uhr mittags dran⸗ gen etwa 15 junge Burſchen in einen Schlächterladen in der Lindenſtraße mit dem RufeWir haben Hunger! ein und ſtahlen für etwa 200%, Würſte, mit denen ſie die Flucht ergriffen. Das inzwiſchen herbeigerufene Ueberfallkommando verfolgte die Täter und nahm fünf von ihnen feſt. Straßenbahnerſtreik im Wuppertal Wuppertal, 25. Febr. Die Belegſchaftsver⸗ ſammlung der Barmer Straßen⸗ und Bergbahnen hat heute nacht beſchloſſen, in den Streik zu treten. Der Streik hat heute begonnen. Die Straßen⸗ bahner lehnen den Dortmunder Schiedsſpruch ab, der eine 6proz. Lohnkürzung vorſieht und verlangen dafür Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich unß Wiedereinſtellung von Arbeitsloſen.. Bankier wegen Vergehens gegen das Depot⸗ geſetz zu Gefängnis verurteilt Hirſchberg, 25. Febr. Der Bankier Babel it geſtern vom hieſigen Schöffengericht wegen Vergehens gegen das Depotgeſetz zu 8 Monaten Gefäng⸗ nis verurteilt worden. Das Gericht hielt ihn für ſchuldig in mehreren Fällen Wertpapiere, die er von Kunden zur Aufbewahrung erhalten hatte, ohne die Bezeichnung als fremdes Eigentum bei Großbanken in Verwahrung gegeben zu haben, ſodaß die Groß⸗ banken dann in der Lage waren, dieſe fremden Wert⸗ papiere als Haftung für die Babel gewährten Krebite zu beſchlagnahmen. Fünf Monate der erkannten Strafe wurden Babel auf die erlittene Unterſuchungs⸗ haft angerechnet. b 585 Schon wieder ein Anſchlag auf den Präſidenten von Cuba Havanna, 25. Febr. Präſident Machado, auf den, wie gemeldet, vor zwei Tagen ein Bomben⸗ attentat verſucht wurde, iſt ſoeben einem neuen An⸗ ſchlage glücklich entronnen. Im neuen Capitol ver⸗ ſuchte ein junger Mann den Präſidenten, als dkeſer gerade eine Rede hielt, zu erſchießen. Es ge⸗ lang der Polizei im letzten Augenblick, den jungen Mann mit dem Revolver in der Hand feſtzunehmen Der Vorfall verurſachte bei den Anweſenden große Erregung. Der Präſident, der ſeine Ruhe voll⸗ kommen bewahrt hatte, führte ſeine Rede jedoch ohne Unterbrechung zu Ende. Wegen des Bombenattentates vor zwei Tagen ſind 20 Perſonen, die im Verdacht ſtehen, irgendwie an der Tat beteiligt zu ſein, verhaftet worden. licher Forſchungsarbeit 2 e Das Spielzeug Ihrer Majeſtät im Frauk⸗ furter Opernhaus. Muſik von Joſef Königs berger faſt möchte man ſagengeſammelt. Es gibt für Kinder Legeſpiele, bei welchen man, wie hier der Komponiſt vorgegangen, aus vorhandenen Figuren eine neue zuſammenſetzt. Text von Oskar Felix und Fritz Holders. EineLiebesparabe nur ohne Maurice Chevalier und dementſprechend ohne die vom Publikum dann gern am Schluß ge⸗ ſehene aufblühende Energie desSpielzeugs. Wirk⸗ lich man kann Chöre, wie den der Ruſſen und immer wiederkehrende Geſangsſtücke alter verkalkter Polizeipräſidenten, daß es im alten ſchönen Rußland nun mal ſo ſei, nicht mehr ertragen. Mitwirkende; Trude Collin als Majeſtät, ja, wenn es mit guten Toiletten getan wäre! Auch ſtimmlich mag die neue Soubrette zuweilen nicht übel ſein, aber man erwartet heute eine andere Geſtalt, ein andere Auftreten, Spiel, Temperament es iſt eben nicht das, was einen ſolchen, ſchon ſo etwas ſchwierigen Abend rettet. Dann ſchon ſehr viel lieber Ly Juſtus, die zu halten ſcheint, was ſie verſpricht und ihren Poſten bis jetzt mit Stimme und Beinen tapfer ausfüllt. Karl Piſtorius und Emil Seiden⸗ ſpinner hatten keine ſehr dankbaren Rollen. Benn Ziegler und Joſeph Gareis' Mühe wären eines Beſſeren Wert geweſen. Ma. Der Einfluß der Wiſſenſchaft auf die Jnduſtrie war in den letzten Jahren in ſtändigem Steigen begriffen. Der hohe wirtſchaftliche Wert wiſſenſchaft⸗ wird in immer größerem Maße zur Mitarbeit im induſtriellen Unternehmen herangezogen. So war im Jahre 1908 in den Che⸗ miſchen Werken, die heute in der J. G. Farbeninbu⸗ ſtrie zuſammengefaßt ſind, kein Phyſiker beſchäftigt. Die Badiſche Anil in⸗ und Sodafabri Ludwigshafen gründete 1909 ein phyſika⸗ liſches Laboratorium mit zwei Phyſikern, einem phyſikaliſchen Chemiker und einem Elektro⸗ techniker. Am Ende des Jahres 1929 waren bei der J. G. Farben in duſtrie 70 akademiſche Phyſiker angeſtellt und in der Osram⸗G. m. b. He arbeiten heute ungefähr 60 Phyſiker. 8 S FJoſef Kainz⸗Ehrung in Wien. Die Gemeinde Wien hat beſchloſſen, das Grabmal des großen Wiener Schauſpielers Joſef Kainz auf dem Döblinger Friedhof künftighin euf Gemeindekoſten in Pflege zu nehmen. Geſtern fanden hier bel e