Mannheimer Arbeitsamt Mittwoch, 25. Februar 1931 Neue Maunheimer Zeitung Abend⸗Ausgabe — Ein Bericht über ſeine Tätigkeit im Jahre 1930 Der Bericht über die Arbeits vermittlung des Arbeitsamts Mannheim im Jahre 1930 hebt hervor, daß ſchon das Jahr 1929 dem Arbeitsmarkt in keiner Weiſe die Entlaſtung bringen konnte, die zu einem Ausgleich von Angebot und Nachfrage ge⸗ führte hätte. Die Wintermonate brachten große Entlaſſungen und damit Maſſen von Arbeitſuchen⸗ den, die ſich mit dem Einſetzen ſaiſonmäßiger Arbeit im Frühjahr 1930 kaum nennenswert verringerten. An einen Rückgang auf die Durchſchnittszahlen früherer Jahre konnte entfernt nicht gedacht werden. Im Gegenteil, ſelbſt die Sommermonate brachten neue Zugänge und ſteigende Zahlen, die ſich beinahe gleichmäßig auf alle Berufsgruppen verteilten, wäh⸗ tend gleichzeitig die Arbeitsvermittlung entſprechend zurückging. Das Arbeitsbeſchaffungsprogramm der Reichsregierung, das in dieſer Zeit zur Ausführung kam und auch Mannheim eine Reihe non Aufträgen brachte, konnte angeſichts dieſes Andranges nicht zur berhofften Auswirkung gelangen. Waren am 1. 1. 1930 dem Arbeitsamt insgeſamt es Arbeitſuchende, davon 5549 weibliche zur Ver⸗ r bei baus⸗ fügung geſtanden, ſo waren es am 31. 12. 1980: 81564 Arbeitſuchende, davon 5688 weibliche. Die Zahl derer, die 1930 das Arbeitsamt in Anſpruch nahmen, betrug 112 251 Arbeitſuchende, davon 35 678 weibliche. In dieſen Zahlen enthalten iſt ein monat⸗ licher Durchſchnitt von 14246 Hauptunter⸗ ſtützungsempfängern, auf die wieder 13 693 Zuſchlagsempfänger entfielen. In Zahlen gefaßt, gliederte ſich die Bewegung auf dem Arbeitsmarkt, ſoweit ſie von der öffentlichen Arbeitsvermittlung erfaßt wurde, in Arbe stſuchende offene Stellen Vermittl. Ausbilfen Rückrufe Jusgeſ. 112251 37 364 34 988 19 912 3711 männl. 76578 19 220 18 445 9206 3 109 weibl. 35678 18 144 16 543 10 706 602 Die geplanten Eigenbetriebe zum Neubau der Allg. Ortskrankenkaſſe Das Ortskartell des ſelbſtändigen Mittelſtandes Mannheim erſucht uns um Veröffentlichung des nachfolgenden Schreibens, das an das Reichs verſicherungsamt in Berlin gerichtet wurde: Die Allgemeine Ortskrankenkaſſe Mannheim be⸗ abſichtigt in ihrem Neubau die Errichtung von Eigen⸗ betrieben vorzunehmen und zwar ſoll ein eigenes Röntgeninſtitut, eine Zahnklinik, ein Inſtitut für Höhenſonne, Diathermie u. dergl., ſowte eine Abgabe⸗ ſtelle für optiſche und orthopädiſche Heilmittel errichtet werden. Wir richten an das Reichsverſicherungsamt bas dringende Erſuchen, die Genehmigung zur Errichtung dieſer Eigenbetriebe zu ver⸗ ſagen. Das Ortskartell des ſelbſtändigen Mittelſtandes vertritt die Anſicht, daß die Errichtung der geplanten Eigenbetriebe So zialiſierungsbeſtrebun⸗ gen darſtellt, die wir auf das entſchiedenſte be⸗ kämpfen. Nach unſerem Dafürhalten bewegt ſich die ſtaatliche Wirtſchaftspolitik an und für ſich ſchon ſeit eiwa 12 Jahren in einer vollkommen falſchen Rich⸗ tung. Es iſt unbedingt notwendig, daß die Exiſtenz⸗ möglichkeit des ſelbſtändigen Mittelſtandes und aller ſrelen Berufe wieder wie vor dem Kriege erhalten und berückſichtigt werden muß, damit die Steuerkraft dieſer großen und wertvollen Schichten nicht zum Schaden des Staates erliegt. Der Mittelſtand muß es läglich erleben, daß anſtatt der regierungsſeitig in Ausſicht geſtellten Erleichterungen weitere Erſchwe⸗ kungen des Fortkommens der von uns vertretenen ſelbſtändigen und freien Berufe eintreten. Die Abgabe optiſcher und orthopädiſcher Heilmittel in den Eigenbetrieben der Allg. Ortskrankenkaſſe be⸗ deutet den wirtſchaftlichen Untergang einer ganzen Reihe bisher noch ſelbſtändiger Berufe. Auch die Uebernahme ärztlicher und zahnärztlicher Leiſtungen in den Eigenbetrieben der Krankenkaſſe bedeutet einen ſchweren Eingriff in die Tätigkeit dieſer freien Berufe. Wenn wir gegen die Errichtung ärztlicher und zahnärztlicher Eigenbetriebe uns mit aller Ent⸗ ſchiebdenheit wehren, ſo geſchieht es nur deshalb, weil durch die Errichtung dieſer Eigenbetriebe die Exiſtenz der freien Berufe ſehr gefährdet und ihre Kaufkraft damit ſehr ſtark verringert wird. Bir bitten daher das Reichsverſicherungsamt nach⸗ brücklichſt, unter richtiger Würdigung der angeführ⸗ ten Gründe und der ſicher eintretenden wirtſchaftlichen Schädigungen, den geplanten Eigenbetrieben die Ge⸗ nehmigung zu verſagen. * Die Verhandlungen in der Rheinſchiffahrt ge⸗ ceitert. Die Verhandlungen, die in Eſſen zwiſchen den Arbeitnehmer⸗ und Arbeitgebervertretern der Aheinſchiffahrt über die Neuregelung des Lohn⸗ und Rahmentarifs geführt wurden, mußten ohne Er⸗ gebnis abgebrochen werden. * Todesfall. Nach langer ſchwerer Krankheit iſt geſtern Herr Johann Schmid, der Inhaber der be⸗ kannten Gaſtſtätte„zur Domſchenke“, P 2, 4/8, ge⸗ ſtorben. Uaruhige Nacht. In vergangener Nacht wurden 15 Perſonen, darunter 24 Oberrealſchüler(Abi⸗ zurlenten),, wegen Ruheſtörung protokolliert. Die Schulbehörde ſollte die jungen Leute als Straf⸗ dubeit einen Aufſatz mit dem Titel:„Wie verhält ſich ein Abiturient auf der Straße?“ ſchreiben laſſen. Schliſſe durch die Glastür. Geſtern nachmittag kartrümmerte ein betrunkener 25 Jahre alter . einem in der Ackerſtraße wohnenden 1 Jahre alten Eiſengießer die zu deſſen Woh⸗ 15 führende Glastüre, wobei er ſich am 2 binaterarm eine ſtark blutende Wunde zuzog. 97 Eiſengießer, der ſich in ſeiner Wohnung auf⸗ zelt, gab durch die verſchloſſene Glastüre aus einem Wan en border drei Schüſſe auf den Be⸗ 70 Nee ab, ohne ihn zu verletzen. Der betrunkene al hner wurde bis zur Erlangung der Nüchtern⸗ elt vorläufig feſtgenommen. Jamilienchronik dien Fein tstas. Eine bekannte Alt⸗Mannheimerin, feierte. Wwe., wohnhaft Luiſenring 21; N ern im engſten Familienkreiſe in geiſtiger und ſcher Rüſtigkeit ihren achtzigſten Geburtstag. 2 Was iſt Radium? Zur Radiumſpende in der Woche vom 1. bis 8. März Von Dr. J. Kintz, Geſchäftsführer des Radium⸗, Sol⸗ und Thermalbades Heidelberg Die Sammlung für eine Radiumſpende in der Woche vom 1. bis 8. März legte es nahe, einmal in gemeinverſtändlicher Form über Weſen und Wert des Radiume zu ſprechen. Radium iſt einer der Grundſtoffe des Weltalls. Die Chemie zählt deren bis heute 90. Als Grundſtoffe bezeichnet die Chemie ſolche Stoffe, die auf chemiſchem Wege nicht mehr weiter zerlegbar ſind. Das Radium nimmt in dieſer Reihe eine Sonderſtellung ein. Während nämlich die anderen Grundſtoffe ſich nicht mehr ver⸗ ändern, iſt das Radium aus ſich heraus in dauernder Veränderung begriffen. Es zerfällt dauernd in andere Grundſtoffe, die ihrerſeits wieder zerfallen. Die Zerfallzeiten ſchwanken zwiſchen Bruchteilen von Sekunden und Milliarden von Jahren. Das ſichtbare Strahlung, die zur Entdeckung des Radiums geführt und ihm ſeinen Namen(das Strahlende) ge⸗ geben hat. Im Jahre 1896 machte der franzöſiſche Phyſtker Becquerel die Begachtung, daß der ſchwerſte der bekannten Grundſtoffe, das Uran, Strahlen ausſendet. Das Ehepaar P. und M. Curie, das damals mit Becquerel zuſammen⸗ arbeitete, machte ſich an die Erforſchung der Urſache diefer Strahlung. Dabei ergab ſich, daß dem Uran ein bisher Unbekanntes beigemengt ſein müſſe, das die Strahlung des Urans um ein Vielfaches über⸗ traf. Sie ließen ſich aus Jvachimstal in Böhmen, wo beim Silberbergbau ſtark uranhaltige Pechblende als Abfallprodukt weggeworfen wurde, einige Wag⸗ gons hiervon kommen. Unter ungeheuren Schwie⸗ rigkeiten gelang es, aus der Rieſenmenge von einigen Tonnen einige Zehntelgramm des bisher unbekannten Stoffes zu erhalten. Dieſes war das Radium. Es wurde im Anſchluß daran auch bei anderen Grundſtoffen Strahlung feſtgeſtellt, die wegen der Gleichartigkeit der Strahlen mit dem Namen radio⸗ aktiy(S ſtrahlenſendend) bezeichnet wurde. Die nähere Unterſuchung der radioaktiven Strahlen er⸗ gab das Vorhandenſein von drei Arten von Strah⸗ len, die man, da ſie ja noch keinen Namen hatten, mit den drei erſten Buchſtaben des griechiſchen Alphabets bezeichnete und ſie Alpha⸗, Beta⸗ und Gamma⸗Strahlen nannte. Die Alphaſtrahlen ſind poſitiy geladene Heliumteilchen, die die Luft elektriſch leitend machen und mit einer Geſchwindig⸗ keit von 13 700 Kilometer in der Sekunde fort⸗ Zeichen des Zerfalls iſt eine geſchleudert werden. Die Betaſtrahlen ſind negativ geladene Elektrizitätsteilchen, die nahezu Lichtgeſchwindigkeit(300 000 Kilometer in der Goloͤene Unſer Mitbürger Heinrich Klein, Schlepp⸗ und Befrachtungsgeſchäft, Jungbuſchſtraße 18, feiert am morgigen Donnerstag mit ſeiner Ehefrau Maria geb. Abt das Feſt der goldenen Hochzeit. Das be⸗ tagte Ehepaar, das zuſammen 156 Jahre zählt und noch ſehr rüſtig iſt, erfreut ſich bei der Bürgerſchaft, insbeſondere aber in Schiffahrtskreiſen größter Be⸗ liebtheit. Aus dem Lebenslauf des Jubilars iſt fol⸗ gendes zu erwähnen: Heinrich Klein wurde am 27. September 1851 als Sohn des Schiffsbeſitzers Kaſpar Klein J. in Rhein⸗Dürkheim, am ſog.„Fahrt“, geboren. In ſeiner früheſten Jugend kam er ſchon auf das Schiff zu ſeinen Eltern, und zwar auf den Kahn„Kunigunde“, der Reiſen zwiſchen Straßburg, Ruhrort und Holland ausführte, Mit dem 6. Lebens⸗ jahre mußte er wieder nach Rhein⸗Dürkheim zurück zum Beſuch der Volksſchule. Nach der Schulentlaſſung kam er auf das Schiff„Loreley“, das im Jahre 1865 bei der erſten Reiſe des lajährigen Schiffsfungen einen ſchweren Unfall erlitt und bei Stürzelberg u n⸗ terging, ohne daß die Familie Klein in der Lage war, noch etwas zu retten. Sie war genötigt, an Land ſich ein notdürftiges Lager zu errichten, in dem ſie mehrere Wochen wohnte. Es wurde Weihnachten 1865, bis die Familie wieder in ihre Heimat Rhein⸗ Dürkheim zurückkehrte. In den Jahren 186670 fuhr Heinrich Klein als Schiffsjunge auf dem Kahn „Eliſe“ und von 187073 auf dem neuerbauten Schiff „Hoffnung“, das ebenfalls ſeinen Eltern gehörte. Im Jahre 1873 erhielt er mit 22 Jahren das Schiffer⸗ patent. Am 28. Februar 1881 verheiratete er ſich mit Maria geb. Abt aus Zwingenberg an der Bergſtraße. 1885 übernahm der Jubilar den neuerbauten Kahn „Frieda Maria“ mit 670 To. Ladefähigkeit und fuhr bis zum Jahr 1899. Nachdem Herr Klein all die Jahre hindurch ſowohl die Schiffe ſeiner Eltern als auch ſein eigenes Schiff mit ſicherer Hand an vielen Fährniſſen vorbei und durch Sturm und Regen und Hochwaſſer geſteuert hatte, ging er ausgangs des Jahrhunderts feſt an Land. Er hielt ſich zunächſt ein Jahr in der Heimat feiner Frau, in Zwingenberg a. d.., auf und ſiedelte dann im Jahre 1900 nach Mannheim über, wo er die zweite Heimat fand. Im Verein mit dem verſtorbenen Reichstagsabg. Ernſt Baſſermann und dem kürzlich verſtorbenen Sekunde) erreichen. Die Gammaſtrahlen haben die Eigenſchaft der durchdringendſten Röntgen⸗ ſtrahlen, d. h. ſie gehen auch durch feſte, für andere Strahlen undurchläſſige Körper hindurch. Auf der Durchdringungsfähigkeit bieſer radio⸗ aktiven Strahlung beruht ihre einzigartige Heilwirkung. Sie erlaubt in der Form von Beſtrahlung eine un⸗ blutige Heilung von kranken Geweben, z. B. Krebs. Unterſtützt wird die Heilungsmöglichkeit durch die Tatſache, daß, während die werdenden Zellen ſich bildender krankhafter Geſchwülſte von dieſen Strah⸗ len beſonders geſchädigt werden, die normalen Ge⸗ webe einen gewiſſen Widerſtand entgegenſetzen. Dieſen Unterſchied hat die ärztliche Wiſſenſchaft ge⸗ ſucht und gefunden und geht an die Erwerbung der Grundſtoffe. Nun beträgt aber die geſamte Menge des bis heute gewonnenen Radiums nur einige Gramm auf der ganzen Welt. Die jährliche Erzeu⸗ gung von Radium beträgt etwa 10 Gramm. So kommt es, daß dieſes Gut ſo koſtbar iſt und der Welt⸗ handelspreis für ein Gramm Radium heute etwa 60 000 Dollar gleich 240000 Mark beträgt. Für die Heilverwendung iſt die radivaktive Subſtantz in kleinen Metallröhrchen im Handel, die in der Regel etwa 10 Tauſendſtel Gramm enthalten. Ein beſonderes Geſchenk der Natur iſt ein wei⸗ teres Vorkommen dieſes hochwertigen belebenden Heilſtoffes in Geſtalt radivaktiver Heilquellen. Die radibaktiven Heilquellen zerfallen in Radium⸗ quellen und Emanationsquellen. Radiumquellen ſind ſolche Quellen, die das Radium als Grundſtoff ſelbſt enthalten: Emanationsquellen ſind ſolche Quellen, die nur das erſte Zerfallprodukt des Grund⸗ ſtoffes Radium, nämlich die Emanation enthalten. Während Radiumquellen ſehr ſelten ſind, trifft man Emanationsquellen häufiger an. Spuren von Emanation enthalten ſogar die meiſten gewöhnlichen Trinkwaſſerquellen. Der Hauptunterſchied zwiſchen Nadiumquelle und Emanationsquelle liegt darin, daß, während die Gegenwart von Radium ſelbſt in einer Quelle eine ſtändige Nachentwicklung der Emanation und damit dauernd radioaktive Wirkung garantiert, in Emanationsquellen die radioaktive Wirkung mit dem Fortſchreiten des Zerfalles des Gaſes Emanation zeitlich in ziemlich kurzer Zeit er⸗ liſcht. Praktiſch bedeutet dies, daß die genannte Heil⸗ wirkung einer Radiumquelle zeitlich unbegrenzt iſt, während die einer Emanationsquelle mäßig kurz iſt. Die ſtärkſte bis fetzt bekannte typiſche Radiumquelle liegt in unſerer badiſchen Heimat und zwar in Heidelberg. Hochzeit Emil Glaſer gründete er den Partikulierſchiffer⸗ Verband„Jus et Justitia, der früher ſeinen Sitz in Mannheim hatte, dann aber nach Duisburg—Ruhr⸗ ort verlegt wurde. Außerdem war Herr Klein Mit⸗ begründer der Vereinigten Spediteure und Schiffer G. m. b.., der er über 25 Jahre als Geſellſchafter angehörte. Aus dem Internationalen Schifferver⸗ ein Mannheim, dem Herr Klein ebenfalls als Mit⸗ glied angehörte, bildete ſich der Mannheimer Schif⸗ ferverein E.., an deſſen Gründung Herr Klein hervorragenden Anteil hatte. Als Gründungsmit⸗ glied der Schiffs verſicherungsgeſellſchaft„Harmo⸗ nie“ in Koblenz iſt er noch heute als deren Ver⸗ treter im Bezirk Mannheim tätig. Unter dem Vorſitz von Reichstagsabg. Ernſt Baſſermann wurde im Jahre 1903 das Schleppbüro„Jus et Justitia“ in Mannheim gegründet und Heinrich Klein zu deſſen Geſchäftsführer ernannt. Im Jahre 1915 er⸗ richtete er ſein eigenes Schlepp⸗ und Befrachtungs⸗ geſchäft, das er in Gemeinſchaft mit ſeinem Sohne Heinrich Klein zu großem Anſehen brachte. Erwähnt ſei noch, daß Herr Klein auf dem letzten Familien⸗ abend des Mannheimer Schiffervereins in Anerken⸗ nung ſeiner vielſeitigen Verdienſte um die Förde⸗ rung der Rheinſchiffahrt und als Gründungsmit⸗ glied zum Ehrenmitglied des Vereins er⸗ nannt worden iſt. Wir wünſchen Herrn Klein in Gemeinſchaft mit ſeiner Ehefrau und im Kreiſe ſeiner Kinder noch einen recht ſchönen Lebensabend.* Veranſtaltungen Stimmung im Stammhaus„Durlacher Hof“ Man muß unumwunden zugeben, daß geſtern abend Stimmung in dem Stammhaus des„Durlacher Hofes“ herrſchte. Seppl Stainet, der Kapellmeiſter der ſchon fett örei Monaten gaſtierenden Kapelle, feierte ſein zehn⸗ fähriges Bühnen⸗Jubiläu m. Seine Popularität, die er in Mannheim beſitzt, wurde am beſten dadurch be⸗ wieſen, daß ihm von Gäſten verſchledene Blumenſträuße, Tabakwaren und trinkbare Sachen überreicht wurden. Auch der Inhaber dieſes gern beſuchten Lokales, Herr Maffinger, ließ es ſich nicht nehmen, dem Jubilar einen Jubiläumskranz unb biverſe„Steine“ zu überreichen. Seppl Stainer mußte auß ſeiner Heimat Südtirol aus einer gutbürgerlichen Stellung fliehen, wie er uns ver⸗ ſicherte. Er muß von Zeit zu Zeit den Brenner ſehen, um nicht an Heimweh zu ſterben. Der Mann mit ſeinem ſen⸗ timentalen Herzen, ſeinem urwüchſigen, kernigen Humor, iſt, trotzdem er auf ſeinen Gaſtſpielreiſen Nord⸗ und Süsd⸗ amerika kennengelernt hat, das Rheinland und insbeſon⸗ dere Mannheim mit ſeinem„Durlacher Hof“ zur zweiten Heimat geworden, dankte aus bewegtem Herzen. Seine ſiebenköpfige Kapelle ſteht ihm treu zur Seite. Einige von ihnen entpuppten ſich als gute Sänger, ein anderer als ſicherer Eylrphonſpieler, der ſehr viel Beifall erntete. Mit ihrer Stimmungsmuſik fand die Kapelle geſtern gleich den Kontakt mit dem Publikum. Sie konnte ſich aber auch mit ihrer klaſſiſchen Muſik hören laſſen. Ein Potpourri aus der Oper„Wilhelm Tell“ brachte ſie tadellos zu Gehör. Die zahlreſchen Beſucher, kamen voll auf ihre Koſten. Es bleibt noch zu erwähnen, daß Seppl Stainer, der am 28. Februar Mannheim verläßt, ſchon dreimal im„Durlacher Hof“ ga⸗ ſtierte. Ex iſt auch für dieſen Sommer wieder ee e Zum fünften Male Bürgermeiſter * Kiechlinsbergen(bei Freiburg), 24 Febr. Bür⸗ germeiſter Joſef Vogel, der ſeit 36 Jahren an der Spitze der Gemeinde ſteht, wurde mit 18 Stim⸗ men Mehrheit bei der letzten Bürgermeiſterwahl zum fünften Male für dieſes Amt auserkoren. verhältnis⸗ 3. Seite Nummer 94 Jilm⸗Runoſchau Capitol: Suſanne macht Ordnung Ein Luſtſpielfilmchen mit erfreulich wenig Geſangsein⸗ lagen läuft da über die Leinwand, das den Vorzug hat, eine beſcheidene Idee mit den filmiſchen und akuſtiſchen Bediugt⸗ heiten genau Rechnung tragenden Mitteln zu einer netten runden Sache zu machen. Man hat hier mit Erfolg Belb und Ton derart verkoppelt, daß dem optiſchen Ele⸗ ment der Vorrang gegeben und der Dialog auf ein Mindeſtmaß beſchränkt wurde. Dadurch iſt eine Einheit erzielt, die das ſpezifiſch Filmiſche wieder mehr in den Vordergrund rückt. Dabei wird die beabſichtigte Wirkung auf den Zuſchauer erreicht, der wieder mehr Anteil an der Bildhandlung erhält und den Ton als Unterſtützer unt Mittler für die Komik der Geſte oder der Bewegung ſchlecht⸗ hin mehr unterbewußt empfindet. Vorausſetzung für das Gelingen eines ſolchen, an eſich doch nur zu natürlichen Unterfangens iſt neben der Photo⸗ graphie ſelbſtverſtändlich die richtige Beſetzung der Haupt⸗ rollen. Truus von Agalten gibt einen köſtlich empfun⸗ denen Penſtonsbackfiſch, der voll Neugier mit ſeinen Kugel⸗ augen in das Leben ſchaut und mit einer zwingenden Naivität ſich auf den Weg macht— von der Schweiz nach Berlin— um Ordnung in ſeine dunklen Familienverhält⸗ niſſe zu bringen. Die allem Gekünſtelten abholde Natür⸗ lichkeit dieſer Suſanne macht den eigentlichen Erfolg des Luſtſpieles aus, weil aus ihr erſt die Gegenſätzlichkett und die Komik entſpringen, die aus der gewollten Ordnung Un⸗ ordnung in menſchliche Beztehungen bringt, überall da, wo die uneheliche Suſanne ihren leiblichen Vater zu finden hofft. Daß dabei mit ben bewährten Mitteln ber Verwechſ⸗ lungskomik gearbeitet wird, iſt ſelbſtverſtändlich, beachtens⸗ wert iſt aber die Muſterkarte von Typen von Berliner Spießern, die bieſer Film in den Gegenpartnern der Truns von Aalten bietet. Eine wundervolle Leiſtung zeigt Szö ke Szakall als geplagter und eigentlich von Vaterſorgen unbeſchwerter Notar, deſſen Ehe trotzdem durch das Er⸗ ſcheinen Suſannes durcheinander kommt. Eine Glanzlet⸗ ſtung iſt aber der Klingenberg von Kurt Lillen, der eine unſfbertreffliche Charakteriſierung eines Pantoffel⸗ helden gibt. Dann iſt noch zu nennen Albert Paul ig als von der Pleite befallener, aber nichts deſto weniger rechtmäßiger Vater ber Suſanne und dann der ſympthiſche junge Mann Franz Lederers, der ſchließlich im Happy end doch noch Ordnung in die Famflienwünſche der kleinen Suſanne ſchafft. Faſſen wir zuſammen, ſo iſt zu ſagen, daß hier ein Luſtſpielfilmchen verſucht nach der techniſchen Seite neue Wege zu gehen und durch das Mittel ſchärfſter Typi⸗ ſterung einen gewiſſen Erfolg zu verzeichen hat. Der zweite Film„Die goldene Peitſche“ behan⸗ gelt eine engliſche Turfangelegenheit, die in der Handlung und im Spiel der Darſteller nicht uneben iſt, die aber eigent⸗ lich nur deshalb Beachtung verdient, weil Vorwurf und Geſtaltung des Films ſpezifiſch engliſche Züge aufweiſen u. die deshalb für den Deutſchen eine gute Milieuſchilderung der engliſchen Geſellſchaft geben. Die babiſchen Bezirksrais- und Kreisgbgeordnelenwahlen Für die am 16. November 1930 vorgenommenen Bezirksratswahlen wurden im ganzen 865 265 gültige Stimmen abgegeben; ungültig waren 71905 Stimmen, d. f. 7,7 v. H. Der Grund für die verhältnismäßig große Zahl ungültiger Stim⸗ men(Reichstagswahl nur 1,2 v..) iſt darin zu ſuchen, daß viele Wähler ſich wohl für die Ge⸗ meindewahl, nicht aber für die Bezirks⸗ und Kreis⸗ wahlen intereſſierten und deshalb leere Zettel ab⸗ gaben. Vielleicht ſpielte auch die Umſtändlichkeit des Wahlverfahrens(Ausfüllung von 3 bis 4 Stimm⸗ zetteln) bei der Stimmenthaltung eine Rolle. Von den abgegebenen 865 265 gültigen Stimmen entfielen auf die Vorſchlagsliſten der nachſtehenden Parteien: Stimmenzahl v. H. Babiſche Zentrumspartei 250 596 209,0 Nationalſozialiſtiſche Deutſche Arbeiterpartei 178 028 20,8 Soztaldemokratiſche Partei 161 158 18.6 Kommuniſttſche Partei 68 351 7,9 Evangeliſcher Volksdienſt 32 829 9,8 Deutſche Staatspartei 27 375 8,2 Reichsp. des deutſchen Mittelſtandes(Wpt.) 21 408.5 Deutſche Volkspartei 17 050 2,0 Deutſchnationale Volkspartei 19 811 175 Badiſche Bauernpartei 2228.2 Außerdem wurden auf gemeinſame und ſonſtige Wahlvorſchlagsliſten 92 942, d. ſ. 10,7 v. H. Stimmen abgegeben. Hiernach iſt das Zentrum aufgrund der ihm aus eigenen Liſten zugefallenen 250 596 Stimmen die ſtärkſte Partei des Landes, Es folgen die Nationalſozialiſten, Sozialdemokraten Kommuntſten, Evangeliſcher Volksdienſt uſw. Das Zentrum hat in 28 Amtsbezirken, die National⸗ ſozialiſtiſche Deutſche Arbeiterpartei in 0, die So⸗ zialdemokratiſche Partei in 2 Bezirken, die Kommp⸗ niſtiſche Partei in einem Bezirk die höchſte Stim⸗ menzahl erreicht. ROlIGE „lt TüRKIScE ZIdARET TE. Wer ins Ausland reist, wird sich freuen, seine gewohnte Zigarette in fremden Ländern wiederzu- finden. In den meisten Staaten von Europa werden Sie„Ihre“ Zigarette antreffen, wenn Sie Turmac- rouge rauchen. eko 6 092. 5 5. 5 5 2 1 5 8 2 —
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142 (25.2.1931) 94. Abendblatt
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