.—— 58—eEin RundgangDas neue Heim der„N. M..“ gliedert ſich inzwei große bauliche Teile. Verlag und Redak⸗tion befinden ſich im Baſſermannhaus,deſſen Neugeſtaltung bereits auf dieſen Blättern be⸗trachtet wurde; es bleibt der eigentliche Kern derGeſamtanlage. Sein Gegenſtück findet es in demgroßen Betriebsgebäude, von dem lediglichdie Straßenfront auf der Rückſeite des QuadratesR 1 nach außen hin ſichtbar iſt. Seine eigentlicheFront liegt jedoch nach der Seite des Hofes, deſſenArchitektur einen beſonders harmoniſchen Eindruckerweckt. Dieſer wird erreicht durch eine ſinnvolleSteigerung der Motive, die dem Architekten an derHoffront des Baſſermannhauſes gegeben waren.Die Bundſandſtein⸗Säulen des Laubenganges ſetzenſich in den Pilaſtern des Verbindungsbaues fortund werden motiviſch zu lapidaren architektoniſchenTrägern des hoch aufragenden Druckereigebäudes.Durch dieſe Geſamtanlage erhält der Hof das Ge⸗präge harmoniſcher Einheitlichkeit, die bei dem reiz⸗vollen Wechſel des Geſamtbildes nirgends monotonwirkt. Dieſer Eindruck wird erhöht durch dasPflaſter des Hofes, deſſen Moſaikbildung im Ein⸗klang mit den Grundfarben der Gebäude ſteht. Indem Faſſadenſyſtem konnte die vierte Front lediglichals Brandmauer zur Verdeckung der dahinterliegen⸗den Giebel errichtet werden, doch iſt auch hier durchdas Hervortreten der Garagenbaues dem architek⸗toniſch Einheitlichen Rechnung getragen,*Wer von der Hofſeite aus das großeDruckereigebäude betrachtet, wird noch mehrals von der Straßenſeite her den Eindruck einerlichten und luftigen Arbeitsſtätte gewinnen. Dabeiiſt es dem Architekten, Profeſſor Alfred Bres⸗lauer, mit beſonderem Geſchick gelungen, die klaſ⸗ſiſche Grundform zu wahren, und ſie mit den Erfor⸗derniſſen eines neuzeitlichen Baues in Uebereinſtim⸗mung zu bringen. Die Anordnung der Fenſter⸗bögen zeigt am beſten, wie der Architekt das Auf⸗ſtrebende dieſes Baues mit ſeinen klaſſiſchen Grund⸗formen zu vereinigen wußte. In dieſem Gebäudeiſt eine Heimſtätte moderner Zeitungstechnik ge⸗ſchaffen, die zeigt, wie ſich eine harmoniſch baulicheAnordnung mit den Erforderniſſen der Neuzeit ver⸗binden läßt. Der Anordnung der Flächen und Pro⸗portionen an der Außenwand ſoll im Innern die5 Organiſation des Betriebes entſprechen.NVon dem Eindrucksvollen moderner Technikbietet ſich dem Betrachter ein beſonders markantesBeiſpiel im Erdgeſchoß des Gebäudes, in das ausdem Keller, wo ſie auf Erdfundamenten ruht, diegroße Ro 1 ationsmaſchine emporwächſt, dienachſtehend eine beſondere Beſchreibung findet. Imdarüberliegenden Stockwerk befinden ſich die großenSchnellpreſſen der Buchdruckerei.Im zweiten Stockwerk, auf gleicher Höhe mit denNedaktionsräumen des Baſſermannhauſes hat dieMaſchinenſetzerei im Verein mit der An⸗dzeigenſetzerei ihre Räume, bezw. ihren Raum;denn die einzelnen Stockwerke des Betriebsbauesſind hallenartig eingerichtet, ſodaß das Licht vonbeiden Seiten her ungehindert eindringen kann.Die einzelnen Abteilungen ſind lediglich durchGlasfenſter voneinander getrennt. Erſt in dieſenRäumen ſelbſt erkennt man die ganze Weite der bau⸗lichen Anlage.Im dritten Stockwerk iſt die Setzerei für denBuchdruck und die Buchbinderei untergebracht,Die einzelnen Stockwerke ſind durch einen Aufzugverbunden, der ſowohl der Perſonen⸗, wie der Druck⸗materialbeförderung dient. Er führt vom oberſten,für Betriebswohnungen vorgeſehenen vierten Stock⸗werk bis in die große Kelleranlage, wo ſich diePapiervorräte befinden und der Rollenſtern derRotatiosmaſchine ſeine eindrucksvolle Wucht er⸗kennen läßt.Die rieſigen Kellerräume, die ſich unter demBaſſermannhaus ausdehnen und zum Teil unterder Hoffläche liegen, bilden zudem noch eineſteinerne Erinnerung an die Zeiten, in denen ſichder Wohlſtand der Mannheimer auch im tiefenDie Jaſſade des Druckereigebäudes R I,12152ſchreit:Keller eine Lagerſtätte ſchuf. Der Seitenflügel, derVerbindungsbau zwiſchen Baſſermannhaus und Be⸗triebsgebäude, enthält Büro⸗ und Zweckräume.Ueberblickt man die Geſamtanlage,man, daß auch in dem Betriebsgebäude, wie in denSeitenanlagen des Baues, das Grundmotiv desBaſſermannhauſes gewahrt bleibt, Form und Zweckmiteinander in harmoniſchen Einklang zu bringen.Der Schornſteinfegerauf dem Baſſermann⸗HausAnno 1834; ein grimmig kalter Januarmorgen.Die Marktweiber auf dem Mannheimer Marktplatzin dicke Tücher und Hauben gehüllt, frierend hinterden Körben hin⸗ und hertrippelnd. Plötzlich lachteine laut hinaus und kreiſcht:„Guckt e mol dolDen närriſche Kerll“giebt's da zu ſehen?— Oben aufbeglänzten Schieferdach—feger marſchiert luſtig auf und ab; er exerziert,macht Wendungen linksum, rechtsum, er präſentiertdas Gewehr, d. h. den Beſen, tänzelt hin und herund treibt allerhand Schnickſchnack. Großes Gau⸗dium der Marktweiber, Publikum ſammelt ſich an,alles lacht, rings um den den Markt öffnen ſich die 35Fenſter, drüben im Rathaus werden die Stadt⸗väter ſichtbar, immer mehr Volk ſtrömt herbet,Schon kommt die Polizei.luſtigen Bruder auf, ſchleunigſt herunterzuſteigen.Endlich erſcheint er mit Leiter und Beſen. Wie manaber Anſtalt macht, ihn feſtzunehmen, ſagt er imſchönſten Mecklenburgeriſch:„Oho!nicht zu befehlen in der Luft,hat die Polizei voch niſcht zu ſuchen, und da kann ichtanzen für mir. Die Polizei hat niſcht in derzu befehlen.“ 5„Ungeheurer Jubel der Menge. Die Bärwaber verſteht keinen Spaß, und der gute Mecklen⸗burger wird trotz allem Raiſonieren und Sträubenhinübergeführt in den„hoorigen Ranzen“(Haupt⸗wache); vor ihm her und hinter ihm drein t und1 die Mannemer Jugend.Sie fordert den„Recht hot er! Loßt'n laafe!“ Die Polizeiſo erkennt—„Was iſt denn los, Bär⸗wel?“— Sie krümmt ſich vor Lachen und deutethinüber auf das Baſſermannſche Haus. Wasdem ſonnen⸗ein Schornſtein⸗Sie haben mich 3Die Luft geht diePolitzei jar niſcht an, die iſt meene. Und uf ut Dach i