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140 (19.10.1929) Festausgabe zum Einzug ins Bassermannhaus - 140 Jahre Neue Mannheimer Zeitung [Beilage]
 
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. 5 8 e Ein Rundgang Das neue Heim derN. M.. gliedert ſich in zwei große bauliche Teile. Verlag und Redak⸗ tion befinden ſich im Baſſermannhaus, deſſen Neugeſtaltung bereits auf dieſen Blättern be⸗ trachtet wurde; es bleibt der eigentliche Kern der Geſamtanlage. Sein Gegenſtück findet es in dem großen Betriebsgebäude, von dem lediglich die Straßenfront auf der Rückſeite des Quadrates R 1 nach außen hin ſichtbar iſt. Seine eigentliche Front liegt jedoch nach der Seite des Hofes, deſſen Architektur einen beſonders harmoniſchen Eindruck erweckt. Dieſer wird erreicht durch eine ſinnvolle Steigerung der Motive, die dem Architekten an der Hoffront des Baſſermannhauſes gegeben waren. Die Bundſandſtein⸗Säulen des Laubenganges ſetzen ſich in den Pilaſtern des Verbindungsbaues fort und werden motiviſch zu lapidaren architektoniſchen Trägern des hoch aufragenden Druckereigebäudes. Durch dieſe Geſamtanlage erhält der Hof das Ge⸗ präge harmoniſcher Einheitlichkeit, die bei dem reiz⸗ vollen Wechſel des Geſamtbildes nirgends monoton wirkt. Dieſer Eindruck wird erhöht durch das Pflaſter des Hofes, deſſen Moſaikbildung im Ein⸗ klang mit den Grundfarben der Gebäude ſteht. In dem Faſſadenſyſtem konnte die vierte Front lediglich als Brandmauer zur Verdeckung der dahinterliegen⸗ den Giebel errichtet werden, doch iſt auch hier durch das Hervortreten der Garagenbaues dem architek⸗ toniſch Einheitlichen Rechnung getragen, * Wer von der Hofſeite aus das große Druckereigebäude betrachtet, wird noch mehr als von der Straßenſeite her den Eindruck einer lichten und luftigen Arbeitsſtätte gewinnen. Dabei iſt es dem Architekten, Profeſſor Alfred Bres⸗ lauer, mit beſonderem Geſchick gelungen, die klaſ⸗ ſiſche Grundform zu wahren, und ſie mit den Erfor⸗ derniſſen eines neuzeitlichen Baues in Uebereinſtim⸗ mung zu bringen. Die Anordnung der Fenſter⸗ bögen zeigt am beſten, wie der Architekt das Auf⸗ ſtrebende dieſes Baues mit ſeinen klaſſiſchen Grund⸗ formen zu vereinigen wußte. In dieſem Gebäude iſt eine Heimſtätte moderner Zeitungstechnik ge⸗ ſchaffen, die zeigt, wie ſich eine harmoniſch bauliche Anordnung mit den Erforderniſſen der Neuzeit ver⸗ binden läßt. Der Anordnung der Flächen und Pro⸗ portionen an der Außenwand ſoll im Innern die 5 Organiſation des Betriebes entſprechen. N Von dem Eindrucksvollen moderner Technik bietet ſich dem Betrachter ein beſonders markantes Beiſpiel im Erdgeſchoß des Gebäudes, in das aus dem Keller, wo ſie auf Erdfundamenten ruht, die große Ro 1 ationsmaſchine emporwächſt, die nachſtehend eine beſondere Beſchreibung findet. Im darüberliegenden Stockwerk befinden ſich die großen Schnellpreſſen der Buchdruckerei. Im zweiten Stockwerk, auf gleicher Höhe mit den Nedaktionsräumen des Baſſermannhauſes hat die Maſchinenſetzerei im Verein mit der An⸗ dzeigenſetzerei ihre Räume, bezw. ihren Raum; denn die einzelnen Stockwerke des Betriebsbaues ſind hallenartig eingerichtet, ſodaß das Licht von beiden Seiten her ungehindert eindringen kann. Die einzelnen Abteilungen ſind lediglich durch Glasfenſter voneinander getrennt. Erſt in dieſen Räumen ſelbſt erkennt man die ganze Weite der bau⸗ lichen Anlage. Im dritten Stockwerk iſt die Setzerei für den Buchdruck und die Buchbinderei untergebracht, Die einzelnen Stockwerke ſind durch einen Aufzug verbunden, der ſowohl der Perſonen⸗, wie der Druck⸗ materialbeförderung dient. Er führt vom oberſten, für Betriebswohnungen vorgeſehenen vierten Stock⸗ werk bis in die große Kelleranlage, wo ſich die Papiervorräte befinden und der Rollenſtern der Rotatiosmaſchine ſeine eindrucksvolle Wucht er⸗ kennen läßt. Die rieſigen Kellerräume, die ſich unter dem Baſſermannhaus ausdehnen und zum Teil unter der Hoffläche liegen, bilden zudem noch eine ſteinerne Erinnerung an die Zeiten, in denen ſich der Wohlſtand der Mannheimer auch im tiefen Die Jaſſade des Druckereigebäudes R I, 1215 2 ſchreit: Keller eine Lagerſtätte ſchuf. Der Seitenflügel, der Verbindungsbau zwiſchen Baſſermannhaus und Be⸗ triebsgebäude, enthält Büro⸗ und Zweckräume. Ueberblickt man die Geſamtanlage, man, daß auch in dem Betriebsgebäude, wie in den Seitenanlagen des Baues, das Grundmotiv des Baſſermannhauſes gewahrt bleibt, Form und Zweck miteinander in harmoniſchen Einklang zu bringen. Der Schornſteinfeger auf dem Baſſermann⸗Haus Anno 1834; ein grimmig kalter Januarmorgen. Die Marktweiber auf dem Mannheimer Marktplatz in dicke Tücher und Hauben gehüllt, frierend hinter den Körben hin⸗ und hertrippelnd. Plötzlich lacht eine laut hinaus und kreiſcht:Guckt e mol dol Den närriſche Kerll giebt's da zu ſehen? Oben auf beglänzten Schieferdach feger marſchiert luſtig auf und ab; er exerziert, macht Wendungen linksum, rechtsum, er präſentiert das Gewehr, d. h. den Beſen, tänzelt hin und her und treibt allerhand Schnickſchnack. Großes Gau⸗ dium der Marktweiber, Publikum ſammelt ſich an, alles lacht, rings um den den Markt öffnen ſich die 35 Fenſter, drüben im Rathaus werden die Stadt⸗ väter ſichtbar, immer mehr Volk ſtrömt herbet, Schon kommt die Polizei. luſtigen Bruder auf, ſchleunigſt herunterzuſteigen. Endlich erſcheint er mit Leiter und Beſen. Wie man aber Anſtalt macht, ihn feſtzunehmen, ſagt er im ſchönſten Mecklenburgeriſch:Oho! nicht zu befehlen in der Luft, hat die Polizei voch niſcht zu ſuchen, und da kann ich tanzen für mir. Die Polizei hat niſcht in der zu befehlen. 5 Ungeheurer Jubel der Menge. Die Bärw aber verſteht keinen Spaß, und der gute Mecklen⸗ burger wird trotz allem Raiſonieren und Sträuben hinübergeführt in denhoorigen Ranzen(Haupt⸗ wache); vor ihm her und hinter ihm drein t und 1 die Mannemer Jugend. Sie fordert den Recht hot er! Loßt'n laafe! Die Polizei ſo erkennt Was iſt denn los, Bär⸗ wel? Sie krümmt ſich vor Lachen und deutet hinüber auf das Baſſermannſche Haus. Was dem ſonnen⸗ ein Schornſtein⸗ Sie haben mich 3 Die Luft geht die Politzei jar niſcht an, die iſt meene. Und uf ut Dach i