Beilage 
140 (19.10.1929) Festausgabe zum Einzug ins Bassermannhaus - 140 Jahre Neue Mannheimer Zeitung [Beilage]
 
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten
 

140 JahreNeue Mannheimer Zeitung 4 Festau n 20000 Umdrehungen- 56 Kilometer bedrucktes Papier Im Zeitungsgewerbe ſind Menſchenwille und Maſchinentat ganz eng aneinander gerückt, ſind beide zu einer tätigen Arbeitsgemein⸗ ſchaft verwachſen, die wohl kaum in irgend einem anderen Gewerbe auch nur annähernd erreicht iſt. Gewiß, jeder moderne Geſchäftsbetrieb iſt heute ma⸗ ſchiniſiert. Telephon, Diktaphon, Schreibmaſchine, Rohrpoſt, Signalklingel und ſchließlich auch da und dort Radivempfangsgerät oder noch das eine und das andere kennt und nützt man je nach Aufgabe und Zweckmäßigkeit. Aber der Journalismus, die Preſſe bleibt nicht in der äußerlichen mechaniſchen Anwendung befangen. Ohne die Maſchine, ohne die Anwendung ihrer neueſten Konſtruktionsformen iſt es undenkbar, dem Leſer die Nachrichtenübermittlung und Nachrichten verbreitung ſo ſchnell und zuverläſſig zu bieten, wie er es heute fordert. Von all den tech⸗ niſchen Einrichtungen, die uns umgeben, mit denen wir arbeiten und durch die wir leben, empfinden wir die Setzmaſchine und die Rotationsmaſchine noch am unmittelbarſten mit unſerem Schaffen verbunden, ſo ſehr, daß hier und gerade hier einmal Philo⸗ ſophie und Pſychologie der Maſchine als eines leben⸗ den Organous angegriffen werden müßte. Ste ſind uns unentbehrliche Bundesgenoſſen und ihre Ge⸗ räuſche die Begleitmuſik unſeres Schaffens. Vor allem anderen aber gilt unſere Liebe dem Koloß unter ihnen, der Krönung jeglicher techniſcher Einrichtung eines Zeitungshauſes: der Rotati⸗ ons maſchine! War uns ſchon unſere alte Ro⸗ tation lieb und wert, jetzt ſind wir ſtolz auf das zum Druck der vergrößerten NM. beſtimmte, mit uns in unſer neues Heim eingezogene techniſche Wun⸗ der werk. Hier findet der Gang der Arbeit vom Aufnehmen zur Wiedergabe ſeinen Abſchluß. Das was die feinſten Aufnahmeorgane, die inneren Span⸗ nungsweiten des Journaliſten durchzog, zu ſubjek⸗ tivem Ganzen, zum Abbild der objektiven Welt ſich ballte, hier rollt es über kilometerlange Papierſtrei⸗ fen, bohrt ſich in abertauſend Seiten. Unwiderruflich! Was geſchrieben, floß zur Setzmaſchine, wo auf rätſelhafte Weiſe Bleiklumpen zur heißflüſſigen Maſſe erweicht, die Nachricht und die Artikel zu Let⸗ tern in endloſen aber ſinnvoll geordneten Zeilen⸗ reihen gehärtet über den Mettagetiſch ſchließlich nach einigen Metamorphoſen zur Rotation wandern. Hier vollendet ſich das Werk. Voll ſtarker Spannung wartet der Koloß, daß ein Fingerdruck ihn zu raſen⸗ der, endlos fließender Arbeit erwecke. Die von der weltbekannten Schnellpreſſenfabrik Fran⸗ kenthal für uns gebaute Rotationsmaſchine geht durch zwei Etagen; was aber noch vom jeweili⸗ gen Betrachtungspunkte aus zu ſehen iſt, iſt immer noch imponierend genug. Grandios, dieſes Mecha⸗ niſch⸗Reale! Breit und gewichtig und im Innern doch von unbeſchreiblicher Kompliziertheit bietet die neue Maſchine durch ihre ſachliche und ruhige Linien⸗ führung einen Anblick von äſthetiſchem Reize. Wenn jemals eine ſchöne Form einer Maſchine, oder über⸗ haupt eines Ingenieur⸗Bauwerkes der Ausdruck höchſter Zweckmäßigkeit war, ſo iſt dies bei unſerer neuen Rotationsmaſchine der Fall. Wie ſchwere maſſive Blöcke ſo ſtehen die drei Druckwerkeinheiten der Maſchine da, die jederzeit noch um eine Einheit vermehrt werden kann. Jede Druckwerkeinheit beſteht jedesmal aus 2 einzelnen Druckwerken, von denen immer das eine die Vorderſeite eines Zeitungsblat⸗ tes, das andere die Rückſeite bedruckt. Das Druck⸗ werk ſelbſt beſteht aus einem Zylinder, der die Druckplatten aufnimmt in dieſem Falle 8 Stück, für jede Zeitungsſeite eine Platte und einem Druckzylinder. Die Farbwerke mit ihren Kall u. Friedrich Fritz Malermeisſer Tel 52008 Gegrundef 188 ERIEDRICHSFEIDERSTR. 60 Ausführung von Malerarbeiten vielen Walzen, zwiſchen denen die Druckfarbe ſorg⸗ fältig verrieben wird, äußerlich kenntlich an den vielen blanken Handgriffen, tragen die Farbe auf die Platten auf, und der zwiſchen Druck⸗ und Platten⸗ zylinder durchlaufende Papierſtrang bekommt ſo ſeinenDruck. Eine zentrale Farbpumpenan⸗ lage ſpeiſt unabhängig von der eigentlichen Druck⸗ maſchine aus einem großen Sammelbehälter alle Farbkäſten. So entſtehen in jeder Einheit 16 Seiten, in der geſamten Maſchine alſo 48 Seiten. Ueber je 2 Einheiten liegt jeweils noch ein drittes Druck⸗ werk, das heute, wo die Reklame ſich in zunehmen⸗ dem Maße der Farbe bedient, ſehr wichtig iſt. Mit dieſem dritten Druckwerk wird zur Hervorhebung von Anzeigen eine zweite Farbe in oder um dieſe aufgetragen werden können und außerdem unſer eee wechſel kann ſo ohne Anhalten der Me a⸗ ſchine vor ſich gehen, was bei eiligem Betrieb recht erwünſcht iſt. Der leere Arm des Rollenſternes iſt mit der Drehung gleichzeitig nach unten gekommen, ſodaß ſofort eine neue Rolle dort eingeſetzt werden kann. Die Verſorgung der Maſchine mit Püpier⸗ rollen erfolgt alſo unten im Keller, und dadurch iſt der Raum, in dem die eigentliche Maſchine ſteht, ganz frei von Papierrollen, was zur Erleichterung der Be⸗ dienung nicht unweſentlich beiträgt. Nun ſteht dieſer gleißende Rieſe mit ſeinen 75000 kg da, und doch genügt ein einziger Finger⸗ druck, um ihn in raſende Bewegung zu verſetzen. Den Antrieb beſorgen 2 Motoren von je 55 Ps. Steuerung iſt ſo eingerichtet, daß die von verſchiedenen Stellen aus durch Die Maſchine Die neue Rotationsmaſchine neues Bildverfahren zu beſonderer Wirkung kommen. Wer ſchon einmal eine Rotationsmaſchine geſehen hat, der wird bei unſerer Maſchine die ſonſt an den Enden angeordneten Papierrollen vermiſſen. Es iſt eine beſondere Eigentümlichkeit der Maſchinen dieſer Bauart, daß die Papierrollen unter der Ma⸗ ſchine im Untergeſchoß liegen. Jedesmal 3 Papierrollen ſitzen auf einem der 3 ſogenannten Rollendrehſterne. Eine Rolle davon wird durch ein breites Gummiband angetrieben und för⸗ dert das Papier in die Druckwerke. Iſt dann dieſe eine Papierrolle abgelaufen, ſo wird einfach der Rollenſtern ſo weit gedreht, daß die nächſte Rolle an das Gummiband kommt. Dann wird die neue Rolle an das ablaufende Papierband der alten geklebt und der alte Papierſtrang abgetrennt. Der Rollen⸗ Druckknöpfe auf laugſamen oder ſchnellen Lauf geſchaltet und ebenſo wieder ſtillgeſetzt werden kann. Auch alle Bewegungen der oben beſchriebenen Rol⸗ lenſterne werden durch Druckknöpfe geſteuert. Seit⸗ lich von der Maſchine ſtehen Schaltſchränke, zu denen von den verſchiedenen Druckknöpfen Leitungen füh⸗ ren. Durch die Betätigung der Druckknöpfe werden dort die Schalter ferngeſteuert und jede ge⸗ wünſchte Drehzahl kann ſo eingeſchaltet werden. Iſt ſchon das Klappern der Setzmaſchine dem Mann vom Bau unentbehrlich geworden, hier, vor der rotierenden Rotation erleben wir den einzig⸗ artigen Rhythmus, das Finale unſerer Arbeit. Un⸗ abläſſig fließt die weiße Fläche von unten über die Druckzylinder. Bis zu 20000 Umdrehungen machen die Druckzylinder in der Stunde, das ſind Die Stadt deutscher Romantik, älteste Universitätsstadt des Reiches in wunderbarer Lage am Neckar, ge- krönt von der weltberühmten Schloß- ruine, durch sechs Jahrhunderte die Residenz der Kurfürsten der Pfalz. HEIDELBERG der Fremdenplatz I. Ranges von inter- nationaler Bedeutung, mit jeder Be- quemlichkelt, das ideale Standquartier HEIDELBERG die Bäderstadt mit der stärksten bis jetzt bekannten typischen Radium- quelle, die in erster Linie in Frage kommt zur Heilung von Arterioskle- rose, rheumatischen und gichtischen Erkrankungen, Modernstes Badehaus, ganzzührige Kurzeit HEIDELBERG die bevorzugte Wohnstadt in her- vorragend mildem Klima mit seinen 3600 ha großen Stadtwald ungen. Neuzeitliche Villenviertel, ausgezeichnete Schulen, Theater, 7 lebhafte Sportbetätigung 7 5 Ausführung von f Augus Schimperstraſte 30-42 5 N Wand- und sodenbelsgen 1 i 8 Fernspr. 519 87 u. 51988 Lieferuriq Von gabe zum Einzug ins Basserrnannhaus 2 272... cccbcbPfPpccbcccccee rund 335 Umdrehungen in der Minute oder Um⸗ drehungen in der Sekunde. Bei dieſen Umdrehungs⸗ zahlen wirft die Maſchine ſtündlich bis zu 20000 Zeitungen von 48 Seiten Umfang fertig gedruckt und gefalzt heraus. Unter dieſem Geſchwindigkeitsdruck ſauſt der Papierſtrang durch ein außerordentlich ſinnreich konſtruiertes Aggregat von Schneid-, Sammel⸗ und Falzzylindern, die die einzelnen Zeitungen vom Papierſtrang abſchneiden, erforderlichenfalls zwei ſolcher vorgefalzten Teile aufeinanderſammeln und zum zweiten Male falzen. Der Mechanismus dieſes zweiten Falzes iſt ein be⸗ ſonderes Patent der Schnellpreſſenfabrik Franken⸗ thal. Der Sammelzylinder läuft mit etwa 770 Umdrehungen in der Minute und der ganze Falzvorgang verläuft innerhalb ein Hundertſtel Sekunde bei vollem Lauf der Maſchine. Selbſt dieſe enorm kurze Zeit, die man nur von den photographiſchen Appa⸗ raten her kennt, beeinträchtigt in keiner Weiſe die Exaktheit des Falzens, die vielmehr bei dem un⸗ glaublich ſchnellen Auswurf Ve rausſetzung iſt. Be⸗ merkenswert von den N ll. gen an unſerer Ma⸗ ſchine ſind noch die auto zatiſchen Brem⸗ ſen, die in der Anordzunz und Wirkung etwa Vierradbremſen gleichkom n. Die Bremſen er⸗ möglichen es, die Maſchine a em Lauf heraus in 15 Sekunden vollkommen ſtilznſeken. Von dem Augenblick an, wo der Maſchin nine ſter auf den DruckknopfHalt! drückt, lauſen die Zylinder nur noch 80 Umdrehungen, um dann ſtellzuſtehen. Wenn vorſtehend die Stundenproduktion der neuen Rota⸗ tion bei einer 48ſeitigen Zeitung mit 20 000 Evem⸗ plaren angegeben wurde, ſo wird unſer Leſer erſt dann einen rechten Begriff von der er⸗ ſtaunlichen Leiſtungsfähigkeit der Maſchine bekom⸗ men, wenn wir ſie am Umfang der ihm mehr ge⸗ läufigen Tagesauſgabe demonſtrieren. Von einer 12ſeitigen Ausgabe der Nigz. kann die aſthine ſtündlich 80 000 Exemplare in die Expedition werfen und von einer Gſeitigen nicht weniger als 160000 Exemplare. Mit einer Geſchwindigkeit von etwa 310 Meter in der Minute ſchiebt ſich die Papierbahn durch Rollen und Geſtänge, mit 20000 Umdrehungen drückt ſich das einmal gegoſſene Satzbild immer und immer wieder auf dieſes Band. Ununterbrochen läuft die⸗ ſer Strom von etwa 4500 Kg Papierver⸗ brauch in der Stunde, immer wieder wird das gleiche Satzbild auf ein Papierband von 1,43 Meter Breite und etwa 56 km Länge mit der ſo beliebten Druckerſchwärze aufgetragen. Wür⸗ den wir alſo den ſtündlichen Papierverbrauch unſe⸗ rer neuen Rotattonsmaſchine auseinanderrollen, dann würde ein Papterweg von Mannheim bis Darmſtadt gelegt werden können. Iſt es angeſichts dieſer nur mit einigen Zahlen belegten Leiſtung der Maſchine verwunderlich, wenn wir Zeitungsmenſchen behaupten, in einem beſonders engen Verhältnis zur Maſchine zu ſtehen. Einer der unſern, A. H. Kober, hat das Verhältnis von Jour⸗ naliſt und Maſchine einmal treffend dahingehend charakteriſiert,daß Menſch und Maſchine irgend⸗ wann und irgendwo einmal zuſammentreffen müſſen. Aus ihrer Harmonie erſt, allein, klingt Jour⸗ nalismus auf. Hier der Menſch, dort der Leſer, dazwiſchen die Maſchine: Und wir ſind ſtolz auf unſere Maſchine, die ein getreues Abbild der Lei⸗ ſtungsfähigkeit der liefernden Firma, ganz allgemein aber auch des ganzen deutſchen Druckmaſchinenbaues iſt, der den Vorſprung, den das glücklichere Amerika während Kriegs⸗ und Nachkriegsjahren gewonnen hatte, heute wieder eingeholt hat. e. 11 dakob Obuunb G..7. Hieitedadde 1 Feine Papier- U. Schreib weren SeSscherK-Arfikel Spezialifsf: Foto-Alben Alle Neuheifen eingeirolfen * Moderrie Privef- Drucksache Aufo- Reifen Ir UN AUsl Sd. Fabrikefe Auto-Zubehör 3 2