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807 Nummer 597 Neue Maunheimer Zeitung/ Weihnachts⸗Ausgabe Dezember 1931 Donnerstag, 24. Die Baſeler Sachverſtändigen haben ſich in ihrer Schlußſitzung auf ein gemeinſames Gutachten verſtändigt, das im Endeffekt für uns nicht ungünſtig zu ſein ſcheint Letzte Entſcheidung liegt bei der Regierungslkonferenz Kritiſcher Aeberblick Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 24. Dez. Nach ben Vorgängen, die ſich während der letzten Verhandlungsphaſe abſpielten, mußte man dem Er⸗ gebnis der Bafler Sachverſtändigenkonferenz mit einiger Unruhe entgegenſehen. Es ſchten am Ende beinahe, als drohe der franzöſiſche Standpunkt ſich in einem Grade durchzuſetzen, der es dem deutſchen Vertreter unmöglich gemacht hätte, ſeine Zuſtimmung zu dem Gutachten zu geben. t ſind erfreulicherweiſe nicht eingetroffen. Der volle Wortlaut des Berichtes liegt zwar noch nicht vor, aber der noch in der Nacht verbreitete amt⸗ liche Auszug läßt erkennen, daß in Baſel wohl ein Kompromiß, indes ein für Deutſchland durchaus annehmbares, zuſtande gekommen iſt. Daß man an den Berliner maßgebenden Stellen mit einem direktetz Vorſchlag des Bafler Sonderaus⸗ ſchuſſes an die Regierungskonferenz nicht mehr rech⸗ nete, iſt hier bereits angedeutet worden. Immerhin ſind die Empfehlungen des Berichts eindringlich ge⸗ mug, um den vorausſichtlich Mitte Januar zuſammen⸗ tretenden Regierungen den furchtbaren Ernſt der Lage mit allem Nachdruck zu Gemüte zu führen. Die von den Franzoſen bis zuletzt wütend bekämpfte Theſe, daß die Reparationen das Grund⸗ übel und die eigentliche Urſache öder Weltkriſe ſeien, iſt in dem Bericht nicht mit der Klarheit und Offenheit, wie wir ſie uns wohl ge⸗ wünſcht hätten, ausgeſprochen, aber bei aller Rückſicht auf die franzöſiſche Empfindlichkeit doch ſo deutlich umriſſen worden, daß über die Auffaſſung der überwiegenden Mehrheit der Sachver⸗ ſtändigen in dieſem Punkt gar kein Zweifel be⸗ ſtehen kann. Um Frankreich bei der Stange zu hal⸗ ten, iſt man auf den Ausweg verfallen, den Zuſam⸗ menhang von Reparationen und Kriſe in die außer⸗ ordentlich wichtigen Schlußfolgerungen des Kapitels 4 zu verweiſen. Die franzöſiſchen Verſuche, in das Gutachten eine Kritik der deutſchen Finanzwirtſchaft hineinzuſchmuggeln, ſind gleichfalls geſcheitert. Man wird nach alledem anerkennen müſſen, daß die deut⸗ ſchen Delegierten mit Geſchick und Umſicht die deut⸗ ſche Sache vertreten und in einer gewiß nicht leichten Poſition ſich tapfer geſchlagen haben. So hat deun die Reichsregierung, die von Herrn Melchior über den Inhalt des Berichtes telephoniſch unter⸗ richtet wurde, nach einer kurzen Kabinettsberatung mit gutem Gewiſſen die Ermächtigung zur Unter⸗ zeichnung erteilen können. In der Berliner Preſſe findet das Baſler Gut⸗ achten nach den erſten Eindrücken eine verhält nis mäßig günſtige Beurteilung. Es iſt nach ziemlich eindeutiger Auffaſſung doch weſentlich poſttiver ausgefallen, als man nach dem Verlauf, namentlich der Schlußberatungen, zu hoffen gewagt hatte. Selbſt ein ſo weit rechtsſtehendes Blatt, wie dieBerliner Börſen⸗ Zeitung, gibt un⸗ umwunden zu, daß bei allen Halbheiten der Bericht doch zu Ergebniſſen komme, die dem deutſchen Stand⸗ punkt, wenn auch nicht voll, doch recht weitgehend entſprechen. DieGermania beſchränkt ſich zu⸗ nächſt auf die Feſtſtellung, daß in den entſcheidenden Ueberlegungen die zerſtörende Wirkung der deutſchen Reparationslaſt auf die Weltwirtſchaft und insbeſon⸗ dere auf die deutſche Wirtſchaft deutlich gekenn⸗ zeichnet ſei. DasB.. nennt den Bericht ein Kompromiß,zu dem man auch vom deutſchen Stand⸗ punkt unbedenklich Ja ſagen kann Natürlich wäre es völlig verfehlt, die großen Gefahren zu verkennen, die hinter einer ganzen Reihe von auf den erſten Blick vielleicht harmlos erſcheinenden Formu⸗ lierungen lauern. So iſt der Hinweis auf die Mög⸗ lichkeit, daß die jetzige Kriſe einer neuen Konjunktur weichen könne, inſofern äußerſt zweideutig, als er den Franzoſen die Tür offen läßt, um zu einem ſpäteren Zeitpunkt auf eine Wiederauf⸗ nahme der Reparationsleiſtungen zu dringen. Nur der HugenbergſcheTag unterſtreicht dieſeVor⸗ behalter franzöſiſcher Provenienz. Auch das ſoßialdemokratiſche Hauptor⸗ gan, das in dem Baſler Dokument an ſich einen Schritt nach vorwärts ſieht, vermutet hinter dieſer Sache die Abſicht, den Regierungen, die ſich noch immer gegen die völlige Abſchaffung der Reparatio⸗ nen und gegen die völlige Streichung der interalli⸗ ierten Schulden ſtemmen, die Möglichkeit zu geben, eine Wiederaufnahme des verderblichen Zahlungs⸗ ſyſtems zu fordern. Anſcheinend verfolge man mit der Betonung, daß die Reichsbahn ein ge⸗ fundes Unternehmen ſei, das ſpäter wieder 9 35 Ueberſchüſſe ergeben würde, die gleiche Ab⸗ icht. In Zweckpeſſimismus macht wie gewöhnlich die Deutſche Zeitung, indem ſie erklärt, der Bafler Bericht werde Deutſchland ebenſowenig helfen wie das unentwegte Feſthalten an einem Syſtem, deſſen Widerſinn das Ausland nunmehr ſchwarz auf weiß feſtgenagelt habe.Solange Deutſchland nicht endlich den Entſchluß zur Selbſt⸗ hilfe ſaſſen wird, ſo erklärt das alldeutſche Blatt orakelhaft,werden wir den in dem Bafler Bericht angekündigten neuen Kataſtrophen nicht entgehen. DieDa bezeichnet die Bafler Konferenz lediglich als ein Vorgefecht und appelliert an die Regierung, ſich für den bevorſtehenden Haupt⸗ kampf auf der Regierungskonferenz ſtark zu machen. Alles müſſe aufgeboten werden, um zunächſt die innerpolitiſchen Vorausſetzungen zu ſchaffen, die für eine erfolgreiche Durchführung des Endkampfes gegen die Tribute erforderlich ſeien. Das könne freilich nur geſchehen in einer Zuſammenfaſſung derjenigen Kräfte, die mit dem Mute der Verzweif⸗ lung entſchloſſen ſeien, das Aeußerſte zu wagen. Deshalb könne die Regierung eine ſehr breite Front in geeinigtem Willan in der Jibutfrage Dieſe Befürchtungen Auszug aus dem Schlußberich So außergewöhnlich jetzt auch die Kriſe iſt, ſo ſei doch nach jeder Kriſe ein Aufſchwung gefolgt! 3 Dez. Baſel, 23. Auslandsſchulden 7 2 und der Reparationszahlungen Der Beratende Sonderausſchuß hat ſeine B vor dem Hooverplan verwendet werden müſſe. tungen heute durch Unterzeichnung ein Berichtes Deutſchland habe eine überlegte Preis⸗ beendet. Der Bericht wurde den beteiligten Regie- und Lohnſenkungpolitik verfolgt, um rungen und der B33 von dem Vorſitzenden des Aus⸗ feine wirtſchaftliche Lage gegenüber dem Auslande ſchuſſes, Beneduce, übermittelt. Er beſteht aus ſoweit wie möglich zu ſchützen. vier Kapiteln und verſchiedenen Anlagen, die die Ergebniſſe der Arbeiten der Unterausſchüſſe für die Auslandsverſchuldung Auslandsgut⸗ Deutſchlands, für den Reichshaushalt und die umd 94 die haben 2 Reichsbahn enthalten. Der Ausſchuß ſtellt im Kapitel vier Schlußfolgerungen zunächſt einmal feſt, daß Deutſchland den aufſchiebbaren Teil der Annuitäten nach Ablauf des Hooverjahres nicht zu transferieren vermag. Er weiſt indeſſen auf die beiſpielloſe Schwere der Kriſe hin, deren Ausmaß unzweifelhaft dieverhält⸗ nismäßig kurze Depreſſion überſteigt, die der Neue Plan ins Auge faßt. Der Neue Plan ging von der ſtändigen Ausdehnung des Welthandels aus, inner⸗ halb deren die Reparationszahlungen ein Faktor von abnehmender Bedeutung werden würden. Tat⸗ ſächlich iſt das Gegenteil eingetreten. Nicht nur iſt der Umfang des Welthandels zuſammenge⸗ ſchrumpft, ſondern auch das außerordentliche Fallen des Golödpreiſes hat die tatſäch⸗ lichen Laſten der deutſchen Annuitäten wie alle in Gold feſtgeſetzten Zahlungen um 40 v. H. erhöht. 5 Das deutſche Problem, das in weitem Maße die Urſache für die ſteigende finanzielle Läh⸗ mung der Welt iſt, erheiſcht daher ein ge⸗ meinſames Handeln, das nur von den Regie⸗ rungen ausgehen kann. Das Problem hat weltweite Bedeutung, und es muß in viel weiterem Maßſtabe als dem durch Deutſch⸗ lands Lage allein gegebenen behandelt werden. Der Wiggin⸗Ausſchuß hat bereits eine außer⸗ ordentlich ernſte Warnung ausgeſprochen. Die Er⸗ eigniſſe warteten nicht. Die Kriſe hat gewaltige Dimenſtionen angenommen. Wenn nichts geſchieht, werden die eingetretenen Schwierigkeiten Vor⸗ boten weiterer Kataſtroöphen ſein. Durch die Rückwirkungen des Wirtſchaftslebens auf die politiſche Lage und umgekehrt wird die allgemeine Lage noch mehr verwirrt. Bei dieſem verwickelten Problem müſſen von den Regierungen die Tat⸗ ſachen berückſichtigt werden, die der wirklichen Lage entſprechend nur nach wirtſchaftlichen Geſetzen behandelt werden können. Gewiſſe Betrachtungen erſcheinen dem Ausſchuß von größter Wichtigkeit: Transferierungen von einem Lande in einem Umfange, der die Zahlungs⸗ bilanz erſchüttert, müſſen das augenblickliche Chaos noch verſchärfen. Die Befreiung eines Landes von nur unerträg⸗ lichen Laſten würde möglicherweiſe die Laſt auf ein Gläubigerland abwälzen, das in ſeiner Eigenſchaft als Schuldner ſeinerſeits nicht in der Lage iſt, die Laſt zu tragen. Der einzige Schritt von Dauer, der das Ver⸗ trauen wieder herſtellen kann, iſt die An⸗ paſſung aller zwiſchenſtaatlichen Schulden [Reparationen und andere Kriegsſchulden) an die gegenwärtige zerrüttete Lage der Welt. Endlich ſind Schritte notwendig, um den energiſchen Maßnahmen, mit denen die deutſche Regierung die Stabilität ihrer Währung verteidigt, dauernde Wir⸗ kung zu ſichern. Der Ausſchuß richtet an die Regierungen den Appell, ohne Verzug zu Enkſtheidungen zu kommen und damit neue Hoffnung auf eine Beſſerung der ſchweren Kriſe zu erwecken, die gleichermaßen auf allen laſtet. Das erſte Kapitel gibt einen Ueberblick über die gegenwärtige Lage. Der Bericht hebt die beſondere Empfindlichkeit der deutſchen Wirtſchaft gegen⸗ über der Kreditkriſe hervor. Er weiſt auf die hohe kurzfriſtige Verſchuldung hin. Die Ausfuhrüber⸗ ſchüſſe der letzten Zeit hätten ein gewiſſes Gegen⸗ gewicht gegen die jüngſten Kreditabzüge geſchaffen. Es erſcheine aber zweifelhaft, ob die wirtſchaftlichen Be⸗ dingungen Ausfuhrüberſchüſſe in der bisherigen Höhe geſtatteten. Jedenfalls ſeien die Ausfuhrüberſchüſſe nicht ſofort realiſterbar, um damit kurzfriſtige Schul⸗ den ſofort zurückzuzahlen. Eine Schätzung der deutſchen Zahlungsbilanz für das Jahr 1931 zeige den hohen Anteil der von dem Ausfuhrüber⸗ ſchuß für den Zinſen⸗ und Tilgungsdienſt der in ſeinen Preiſe und Löhne ſeien durch die letzte Notverordnung weiter geſenkt. Der Produktionsindex ſtehe(bei 100 v. H. im Jahre 1928) im September dieſes Jahres auf 66 v. H. Ein Drittel des wirtſchaftlichen Lebens Deutſchlands habe aufgehört. Die Ar⸗ beitsloſigkeit ſei weiter geſtiegen. Die Lage der Landwirtſchaft ſei durch dieſe Entwicklung ebenfalls betroffen. Die Stenuerlaſt ſei nach Auffaſſung deg Aus⸗ ſchuſſes ſo hoch geſtiegen, daß für eine weitere Erhöhung kein Raum mehr ſei. Die Wirtſchaftsſchrumpfung zeige ſich auch in den Einnahmerückgängen der Reichsbahn. Was die künftige Lage der Reichsbahn angehe, ſo ſei der hierfür eingeſetzte Unterausſchuß zu der Schlußfol⸗ gerung gekommen, daß die Reichsbahn im Grunde ein geſundes Unternehmen und bei Beobachtung kaufmänniſcher Grundſätze künftig einen Betriebs⸗ überſchuß zu erarbeiten in der Lage ſei, und zwar einen Ueberſchuß, wie ihn die übrigen großen Aus⸗ landsbahnen erzielen, vorausgeſetzt, da ß Deutſchland und die Welt das Gleich⸗ gewicht wieder gewonnen haben und normale wirtſchaftliche Verhältniſſe eintreten. Die größten Schwierigkeiten bei der Abfaſ⸗ ſung bes Berichtes hat bekanntlich das zweite Kapitel verurſacht, das die Umſtände und Verhältniſſe, die zu der gegen⸗ wärtigen Lage geführt hatten, ſchildert. Der Rück⸗ gang in der Konſumkraft Deutſchlands habe eine Verminderung oder ſogar ein vollſtändiges Verſchwinden der Rentabilität, ſchwere Arbeitsloſig⸗ keit und einen Niederbruch in den Börſenwerten her⸗ beigeführt. Die Erhöhung der Zollmauern mehren die bereits von dem Wiggin⸗Komitee geſchil⸗ derten Schwierigkeiten in den Beziehungen zwiſchen Gläubiger und Schuldnerländern, da Zahlungen von einem Lande an das andere ſchließlich nur in Form von Waren gemacht werden könnten Deutſchland habe einen ſtarken Kapital⸗Bedarf gehabt, um die durch den Krieg, ſeine Nachwirkungen und die In⸗ flation geſchaffenen Lücken auszufüllen. Von dem ſeit 1924 eingeſtrömten Auslands⸗ kapital in Höhe von 18 Milliarden N. ſeien 10,3 Milliarden durch Reparationen aufge⸗ zehrt. Insgeſamt habe Deutſchland von 1924 bis 1929 rund 33 Milliarden Kapital inve⸗ ſtiert, davon 22 Milliarden in öffentlichen An⸗ lagen, Wohnungsbau, Gas, Waſſer uſw. Dieſe Summen ſtammten zum Teil aus Eigenkapital, zum Teil aus Auslandskapital. Der hohe Anteil des kurzfriſtigen Auslands⸗ kapitals habe Deutſchland beſonders verwundbar gemacht. In der Zeit von 1926 bis 1930 ſeien ebenſo wie die Steuereinnahmen auch die Ausgaben in Reich, Ländern und Gemeinden ſtark geſtiegen, und zwar von 17,2 auf 20,8 Milliarden. Die Aus⸗ gaben für Wohnungsbau, Bildungsweſen und Wohl⸗ fahrtsweſen machten hiervon 43 v. H. aus. Stark geſtiegen waren ferner die öffentlichen Schulden, die 1931 insgeſamt 24 Milliarden betrugen. Die ſteigende Ausgabenpolitik ſei oft revidiert worden, ebenſo wie das Syſtem des Finanzausgleichs zwiſchen Reich, Ländern und Gemeinden, das die Kontrolle über die Ausgaben von der Verantwor⸗ tung für die Erhebung mindeſtens eines beträcht⸗ lichen Teiles der Einnahmen trenne. Am Schluß dieſes Kapitels wird eine allge⸗ meine Betrachtung angeſtellt. So außer⸗ gewöhnlich jetzt auch die Kriſe ſei, ſo ſei doch noch jeder Kriſe ein Aufſchwung gefolgt. Die ſtarke wirtſchaftliche Ausrüſtung Deutſchlands könne jetzt zwar nicht voll ausgenützt werden, aber wenn man auch den Zeitpunkt der wirtſchaftlichen Stabilität nicht vorausſehen könne, ſo ſei es doch nicht weniger ſicher, daß dieſe Stabili⸗ tät erſt mit Hilfe der in Kapitel 4 gemachten Vor⸗ ſchläge erreicht werden könne. Das Kapitel drei ſchildert die deutſchen Son⸗ dermaßnahmen zur Bekämpfung der Kriſe. Es wird hervorgehoben, daß dieſe zur Verteidigung und Aufrechterhaltung der Stabilität der Währung und des Haushaltes getroffenen Maßnahmen den ent⸗ ſchloſſenen Willen der Reichsregierung zu erkennen geben, der Lage gerecht zu werden. J. ũꝑ.. dd ß tiſchen Konferenz im Januar ein unerſchütterliches Nein ausſpricht undſie wird, wenn ſie feſt bleibt, aber nur dann auch im Ausland Unterſtützung und Freunde finden. Unterzeichnung um 10 Ahr abends Drahtbericht unſeres Berliner Büros Baſel, 24. Dez. Der Bericht des Beratenden Sonderausſchuſſes der B33 wurde geſtern abend gegen 10 Uhr in einer nichtöffentlichen Vollſitzung des Ausſchuſſes unter Vorſitz von Profeſſor Beneduce(Italien), von ſämtlichen Mitgliedern des Ausſchuſſes unkeor⸗ zeichnet, Bevor die Mitglieder ihre Unterſchrift Hinter ſich bringen wenn ſie jetz! und auß der poli⸗ l unter das umfangreiche Dokument ſetzten, wurde der Bericht, der bis ſetzt nur in engliſcher Sprache vorliegt, von dem Chef⸗Dolmetſcher des Ausſchuſſes, Oberregierungsrat Dr. Michaelis⸗ Berlin, Abſchnitt für Abſchnitt vorgeleſen. Die Verabſchiedung des Berichtes erfolgte debattelos. Einwendungen wurden von keinem Mütglied erhoben. Der Bericht trägt nunmehr die Unterſchriften folgender Perſönlichkeiten: Beneduce(Italien), Melchior(Deutſch⸗ land), Layton(England), Riſt(Frankreich), Francquis(Belgien), Colin(Holland), Ry d⸗ beck(Schweden), Bin dſchedler(Schweiz), Diu⸗ ritſch(Jugoflawien), Nogara(Japan). Die Mitglieder des Ausſchuſſes haben größten⸗ teils ſofort nach Beendigung der geſtrigen Sitzung Baſel wieder verlaſſen. g Politiſche Weihnachten Im allgemeinen pflegen Politik und Kriſen weder auf die Jahreszeiten noch auf die hohen chriſtlichen Feſte Rückſicht zu nehmen. Daß es aber auch Aus. nahmen von dieſer Regel gibt, ermöglicht erfreuliche Feſtſtellungen, für die der Ablauf der Dinge in Baſel diesmal beſonders beweiskräftig iſt. Nach faſt dreiwöchigen Beratungen waren am [Dienstag die Verhandlungen derart feſtgefahren, daß die Abfaſſung eines Schlußprotokolls faſt un⸗ möglich erſchien. Erſt die Drohung einiger Delegier⸗ ter, daß ſie am Mittwoch unter allen Umſtänden ab⸗ reiſen würden, ermöglichte die letzte Annäherung ſelbſt der Standpunkte, die vorher in keiner Weiſe ſich kompromißbereit zeigten. Der Zwang des Weihnachtsfeſtes hat zu einer Einigung geführt, die vom deutſchen Standpunkt aus geſehen gewiß keine vollendete Löſung darſtellt, die aber doch annehmbarer ausgefallen iſt, als man nach den vorhergegangenen Bruchwahrſcheinlichkeiten anneh⸗ men durfte. So wichtig naturgemäß die Einzelheiten ſind, ſy bedeutſam iſt vor allem der politiſche Effekt des Baſeler Beſchluſſes. Es war zunächſt die Aufgabe des Sonderausſchuſſes der Baſeler Bank für inter nationale Zahlungen, Maßnahmen vorzuſchlagen, dis zur Löſung der aus dem Poungplan erwachſenen Schwierigkeiten zu treffen wären. Gewiß, dieſe Auf⸗ gabe hat der Ausſchuß nicht gelöſt, andern er hat ſich damit begnügt, ſtatiſtiſches Material zuſammenzu⸗ tragen, das die finanzielle und wirtſchaftliche Lage Deutſchlands charakteriſiert, und die aus dieſen Sta⸗ tiſtiken ſich ergebenden Folgen zu einem einheitlichen Geſamtbild abzurunden. Die daraus zu ziehenden praktiſchen Folgerungen ſind in Form einer Empfehlung an die beteilſgten Regierungen wel⸗ tergeleitet worden, deren Sache es nun ſein wird, die endgültige Konſequenz zu ziehen. Mit Reſer Löſung iſt eigentlich nur eines er⸗ reicht: Die Reparationskonferenz, die nun⸗ mehr im Januar erfolgen wird, iſt keine theoretiſche Erwägung mehr, ſondern eine Tatſache, die aus dem politiſchen Kalkül nicht mehr herausgelaſſen werden fahrenebene auf, in die ſie gebracht wird. Auch bei ihren Verhandlungen wird das politiſche Mo⸗ ment die wirtſchaftliche Vernunft ein zunebeln verſuchen, ſo daß die Reparationskon⸗ ferenz vorausſichtlich Kämpfe erleben wird, die an Schärfe denen der Haager Beratungen vor dem Ab⸗ ſchluß des Voungplans nicht nachſtehen dürften. Um das Bafſler Kompromiß richtig zu beurteilen, darf man vor allem das eine nicht aus dem Auge laſſen, daß die Urſache der Schwierigkeiten nicht etwa nur in der Unüberbrückbarkeit der deutſchen und franzöſiſchen Anſichten zu ſuchen iſt, ſondern in einem vielleicht noch betonterem Maße in dem franzöſiſch⸗engliſchen Gegenſatz. Wenn man die franzöſiſche Preſſe der letzten Tage aufmerk⸗ ſam verfolgte, konnte man mit Recht über die Offen⸗ heit erſtaunt ſein, mit der die Franzoſen die eng⸗ liſchn Vermittlungsvorſchläge und Ratſchläge ab⸗ lehnten und kritiſterten. Man ſprach ſogar offen von einer Störung der unmittelbaren Verſtändigung zwiſchen Deutſchland und Frankreich und behaup⸗ tete, daß dies geradezu das Ziel der engliſchen Polttik ſei. Die engliſche Preſſe hat ſich gegen dieſe Behauptung mit begretflicher Energie gewehrt und bisweilen nahm der Streit ſolche Formen an, daß es den Anſchein hatte, als hätten die beiden Parteien Deutſchland ganz vergeſſen und ihre Aufmerkſam⸗ keit ausſchließlich ihren eigenen Angelegenheiten zu⸗ gewandt. Ziehen wir die Querſumme ſo ergibt ſich, eben⸗ falls als Baſler Ergebnis, daß um die deutſchen Reparationszahlungen der Intereſſenkampf unter den Mächten der früheren Entente aus⸗ gebrochen iſt. Dieſer Kampf wird auf der kommen⸗ den Reparationskonferenz ſeine Fortſetzung finden, Gerade nach der Theſe des franzöſiſchen Delegiertn Riſt, der die deutſch Wirtſchaftskriſe nicht als eine Folge der Tributzahlungen, ſondern alszuſätzliche Belaſtung aus der allgemeinen Weltwirtſchaftskriſe anſieht, läßt ſich der Schluß ziehen, daß Frankreich auch auf der Reparationskonferenz jeder durch⸗ greifenden wirtſchaftlich vernünftigen Löſung der Reparationsfrage als Hindernis im Wege ſtehen wird. GewiſſeVorbereitungen dazu ſind unver⸗ kennbar. Laval hat ſich am letzten Sonntag noch einmal in öffentlicher Rede auf die franzöſiſche Parole feſtgelegt: keine Vorzugsbehandlung für die kurzfriſtigen privaten Schulden Deutſchlands, keine Antaſtung des Poungplans. Es kann nach Laval nicht die Rede davon ſein, daß die Kriegs⸗ ſchulden und die Reparationen geſtrichen werden müſſen. Der franzöſiſche Miniſterpräſident hat da⸗ mit das zweite Hindernis berührt, daß ſich auf der Tributkonferenz einer durchgreifenden, end⸗ gülaigen Löſung in den Weg ſtellen wird. Die Amerikaner wollen die Kriegsſchulden ebenſo wenig antaſten laſſen wie die Franzoſen die Repara⸗ tionen. Gerade dies wird auf der Tributkonferenz ſchwer ins Gewicht fallen. Denn wenn auch kein unmittelbarer Zuſammenhang zwiſchen den Kriegs⸗ ſchulden unſerer ehemaligen Kriegsgegner und den deutſchen Tributzahlungen beſteht, ſo iſt doch eine grundlegende Aenderung und eine Beſeitigung des Tributſyſtems nicht denkbar, ſolange Frankreich, England und die anderen in Betracht kommenden Staaten noch zur Rückzahlung ihrer Kriegsſchulden an die Vereinigten Staaten verpflichtet ſind.. Auch in den Vereinigten Staaten ſtemmen ſich kurzſichtiger Egoismus und Rückſicht auf die Wäß⸗ S8. x. xx Die vorliegende Ausgabe umfasst ZZ Seiten 1 hauſes kann. Dieſe Feſtſtellung zeigt aber zugleich die Ge⸗ lermaf tat ha die M eindeu ſchweig ſch ſch ſchlage. lage Die nicht f. 1 . halb d Joch d men. 7 iſt ſo ſe abe ſcheiden und g ben Je meln Ne den neuen lenken Die Da Sitzun kung ſch, u. Betras auf zn [Ferr 88. De poſt ve! 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