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Anzeigen in beſtimmten Ausgaben, an beſonderen Plätzen und für fernmündlich erteilte Aufträge. Für Familien und Bei Zwangsvergleichen oder Keine Gewähr für Gerichtsſtand Mannheim, Oſter⸗Ausgabe A u. B Samstag, 27. März/ Sonntag. 28. März 1037 148. Jahrgang Nr. 142 Verbreiterung der Achſe Rom-Verlin Abſchluß der Belgrader Verträge Eintritt Velgrads in die Belgrad, 25. März. Zwiſchen dem jugoſlawiſchen Miniſterpräſidenten Dr. Stofadinowitſch und dem italieniſchen Außen⸗ miniſter Graf Ciando wurde in Belgrad am Donners⸗ tagabend ein Abkommen unterfertigt, das den Titel Politiſcher Vertrag trägt. In der Einleitung heißt es zur Begründung, die Vertragsſchließenden ſeien der Anſicht, daß es im Intereſſe ihrer Staaten ſowie des allgemeinen Frie⸗ dens ſei, wenn ſie unter ſich die Beziehungen einer aufrichtigen und dauernden Freundſchaft befeſtigen. Daher hätten ſie beſchloſſen, ein Abkommen agozu⸗ ſchließen. Artikef 1: Die hohen Vertragsteile verpflichten ſich, ihre gemeinſamen Grenzen ſowie auch die Seegrenzen der beiden Staaten an der Adria zu achten. Für den Fall, daß einer von ihnen Gegen⸗ ſtand eines nichtprovozierten Angriffes ſeitens einer oder mehrerer Mächte wird, verpflichtet ſich der an⸗ dere Teil, ſich jeder Aktion zu enthalten, die dem An⸗ greifer von Nutzen ſein könnte. Artikel 2: Die Vertragsſchließenden verpflichten ſich, im Falle internationaler Komplika⸗ ihnen und wenn ſie darin übereinſtimmen, daß ihre gemeinſamen Intereſſen bedroht ſind oder daß ie bebroht werden könnten, ſich über die Maßnahmen ins Einvernehmen zu ſetzen, die ſie unternehmen werden, um dieſe Intereſſen zu wahren. Nach Artikel 3 beſtätigen beide Vertragsteile er⸗ neut ihren Willen, in ihren gegenſeitigen Beziehun⸗ gen nicht zum Krieg als Inſtrument ihrer nationalen Politik Zuflucht zu nehmen und alle Stpeitigkeiten ſowie Konflikte, die zwiſchen ihnen entſtehen könnten, durch friedliche Mittel zu regeln. In Artikel 4 verpflichten ſich die Vertragsteile, auf ihren Gebieten keinerlei Tätigkeit zu dulden, noch irgendwie zu unterſtützen, die gegen die terri⸗ toriale Unverletzlichkeit oder gegen die beſtehende Ordnung des anderen Vertragsteiles gerichtet oder die ſolcher Natur wäre, daß ſie den freundſchaftlichen Beziehungen zwiſchen den beiden Staaten ſchaden würde. Artikel 5 beſagt: Um ihren beſtehenden Handels⸗ beziehungen einen neuen Aufſchwung zu geben, der den freundſchaftlichen Beziehungen zwiſchen beiden Staaten entſpricht, kommen beide Teile überein, ihren jetzigen Handelsaustauſch zu verſtärken und zu erweitern und die Vorausſetzungen für eine um⸗ faſſendere wirtſchaftliche Zuſammenarbeit zu prüfen. In Artikel 6 ſtimmen beide Teile darin überein, daß nichts in dieſem Vertrag als den beſtehen⸗ den internationalen Verpflichtungen der beiden Staaten widerſprechend angeſehen wird, welche Verpflichtungen übrigens öffentlich ſind. Nach Artikel 7 hat dieſes Abkommen eine Gel⸗ tungsdauer von fünf Jahren. Kündigung muß ſechs Monate vor Ablauf erfolgen, andern⸗ 1 gilt es als ſtillſchweigend auf je ein Jahr ver⸗ fängert. Die politiſche Vedentung des Abkommens Rom, 26. März. Die lebhafte Genugtuung, mit der man in ganz Italien die Ergebniſſe der italieniſch⸗ſugoflawiſchen Beſprechungen aufgenommen hat, kommt deutlich in den Kommentaren der italieniſchen Preſſe zum Aus⸗ druck. 2. Popolo di Roma unterſtreicht in ſeinem Leit⸗ artikel, Italien beweiſe der ganzen Welt, daß es aufrichtig und entſchloſſen die Auswirkung der Achſe RomBerlin zu verbreitern ge⸗ willt ſei. Muſſolini habe bereits erklärt, daß dieſe e ſei, ſondern alle diejenigen ölker anziehen und ſammeln ſolle, die den auf⸗ richtigen Willen beſitzen, am europäiſchen Friedens⸗ ſhen mitzuarbeiten und Europa von der bolſchewiſti⸗ n u befreien. 5 8 5 e nennt die italieniſch⸗jugoſlawiſche Adriaverſtändigung einen unſchätzbaren Beitrag für den europäiſchen Frieden, der beſtimmt wichtige Ent⸗ wicklungen in der Einflußzone der beiden Länder mit ſich bringen wer ö rde. Tevere polemiſtert bereits ſcharf gegen die Reaktion, die die Belgrader Zuſammenkunft in der franzöſiſchen Preſſe. 1 Die en Illuſtonen, halb Europa in Alen der 1 des Quai d' Orſay einzuſan⸗ gen und einen Kontinent nach den Befehlen des franzöſiſchen Generalſtabes zu mobiliſieren, ſeien unnmehr endgültig zerſtört. ö Frankreich habe die Freundſchaft der Kleinen Entente durch ſein Bündnis mit Sowjetrußland verſcherzt, da es die Intervention Sowjetrußlands in Europa be⸗ günſtige. Der franzöſiſche Hegemonieplan und die engliſchen Kombinationen ſind im Begriff, in ſich zuſammenzubrechen. Im halbamtlichenGiornale'Italia unterzieht Gayda das italieniſch⸗jugoſlawiſche Abkommen einer ausführlichen Würdigung. Dieſes politiſche Abkom⸗ men ſei ohne jede Bezugnahme auf den Völkerbund abgeſchloſſen worden, ſtehe alſo außerhalb des Völ⸗ lerbundes. Die Belgrader Verträge würden auch die Stellung der Nachbarſtaaten des Donauraumes und des Balkans feſtigen. Tribuna unterſtreicht die Tatſache, daß, obwohl die Verhandlungen ſtreng geheim gehalten wurden, das Deutſche Reich, Oeſterreich, Ungarn und Alba⸗ nien ſtets über ihren Verlauf unterrichtet worden ſeien. Frankreich beglückwünſcht ſich 2! Paris, 26. März. Abgeſehen von den beiden linksradikalen Blättern Populaire undHumanits begrüßt die franzöſiſche Preſſe das Zuſtandekommen des itälieniſch⸗jügv⸗ flawiſchen Abkommens, in dem man einen neuen Sicherheitsfaktor in Europa im allgemeinen und auf dem Balkan im beſonderen erblicken will. Die Pariſer Preſſe unterſtreicht insbeſondere, Ein übereifriger Senator: antiſowjetiſtiſche Front? daß dieſes Abkommen in keiner Weiſe die frau⸗ zöſiſch⸗jugoflawiſchen Abmachungen oder die Zu⸗ ſammenarbeit der Länder der Kleinen Entente behindere, und daß im Gegenteil eine ſeit 18 Jahren beſtehende Reibung nunmehr geglättet ſei. Petit Pariſien bezeichnet das Abkommen als einen Akt der Feſtigung des Friedens in Europa. Vor allem Artikel 6, wonach nichts in dieſem Ab⸗ kommen als im Widerſpruch zu anderen internatio⸗ nalen Verpflichtungen der beiden Parteien ſtehend angeſehen werden könne, ſei für Frankreich von größter Bedeutung. Es ſei ausgezeichnet, daß dieſe Vorſichtsmaßnahme getroffen worden ſei. Das neue Abkommen enthalte nichts, was ſich zum Schaden für die alten Freunde Jugoſlawiens auswirken könne. Es enthalte aber für Jugoflawien ſelbſt weſentliche Vorteile. Italienfeindliche Demonſtrationen Belgrad, 26. März. verſuchte am Freitagabend in den Hauptſtraßen Bel⸗ grads anttitalieniſche Demonſtrationen zu organi ſieren. Die Demonſtranten zerſtörtent einige Ge⸗ ſchäftsauslagen, die mit italieniſchen Fahnen ge⸗ ſchmückt waren. Die Polizei griff ſofort energiſch durch, trieb die Demonſtranten nach einigen Minuten auseinander und nahm zahlreiche Verhaftungen vor. Deulſchland is Jlalien als, Kriegführende Merkwürdige Anfrage in Washington und eine ſelbſtverſtändliche Antwort Waſhington, 26. März. Senator Gerald P. Nye brachte eine Entſchließung ein, in der von der Regierung der Vereinigten Staa⸗ ten eine Erklärung gefordert wird, ob nicht nach ihrer Anſicht Italien und das Deutſche Reich ſich im Kriegszuſtande mit der ſpaniſch⸗bolſchewiſtiſchenRegierung be⸗ fänden. Wenn ja, müßten nämlich die Waffenlieferungen an beide Länder grundſätzlich eingeſtellt werden. Senator Pittmann, der Vorſitzende des Senats⸗ ausſchuſſes für Auswärtige Angelegenheiten, er⸗ klärte, daß keinerlei Beweiſe für einen ſolchen Kriegszuſtand vorlägen. Ob Freiwillige dieſer Nationen in Spanien kämpften, ſei nicht An⸗ gelegenheit der Vereinigten Staaten, da auch Ameri⸗ kaner auf beiden Seiten an den Kämpfen beteiligt ſeien. Staatsſekretär Hull verweigerte eine Stellung⸗ nahme zu dem Antrage. Davon weiß Herr Nye wohl nichts? Neuyork, 25. März. Ein Sonderkorreſpondent derNew Pork Times meldet aus Le Havre, daß nach wie vorFreiwillige aus den Vereinigten Staaten in Frankreich ein⸗ treffen. DieFreiwilligen werden hier mit falſchen ſpaniſchen Päſſen verſehen und trotz des Nichtein⸗ miſchungsabkommens über die ſpaniſche Grenze geſchafft. Ein Beamter einer amerikaniſchen Schiffahrts⸗ linie habe erklärt, daß allein an Bord des amerika⸗ niſchen DampfersPreſident Rooſevelt 30 Frei⸗ willige aus den Vereinigten Staaten in Le Havre eingetroffen ſeien. Eine Gruppe von über 100 Mann, hauptſächlich Fliegerperſonal, ſei am 17. März an⸗ gekommen. Der Korreſpondent derNew York Times er⸗ klärt weiter, daß ſich in Frankreich mehrere Geheim⸗ agenturen befänden, die ſich mit der Herſtellung von falſchen Päſſen für Spanien befaßten. Seit Beginn der ſpaniſchen Grenzkontrolle ſeien ſchätzungsweiſe 500Freiwillige in Le Havre eingetroffen und dort zwei Tage geblieben, ehe ſie weiterbefördert wurden. Franzöſiſcher Dampfer beſchoſſen f Paris, 26. Mürz. Savas meldet aus Valencia, daß nach einer Mel⸗ dung aus Alicante angeblich der national⸗ſpaniſche KreuzerBalearen, nördlich von Kap Sau Antonio, den franzöſiſchen DampferImeretie 11 beſchoſſen haben ſoll, um ihn zur Kursänderung zu veranlaſ⸗ ſen. Unter dem Schutz des franzöſiſchen Kreuzers Suffren habe die Imeretie 11 nach Alicante fah⸗ ren können. 8 Volſchewiſtiſche Angriffe zurückgeſchlagen (Funkmeldung der NM.) Salamanca, 27. März. Der Heeresbericht des Oberſten Befehlshabers in Salamanca vom Freitag meldet, daß vereinzelte bolſchewiſtiſche Flugzeuge die Städte Huesca und Saragoſſa bombardiert haben, wodurch mehrere Per⸗ ſonen getötet und verwundet wurden. Ein bolſch e⸗ wiſtiſcher Angriff an der Madrider Front im Abſchnitt Majadahonda wurde abgewieſen, wobei die Bolſchewiſten einige Tote und zahlreiche Verwun⸗ dete zurückließen. Auch ein Angriffsverſuch der Vol⸗ 1 bei Aravaca konnte zurückgeſchlagen werden. Die Südarmee meldet Infanterie⸗ und Artillerie⸗ feuer an der Cordoba⸗Front. Flieger über den gegneriſchen Stellungen an ber Madrider Front. Die Flieger belegten größere An⸗ ſammlungen der Bolſchewiſten bei El Pardo und Be⸗ feſtigungsanlagen nördlich von Madrid. Weitere Bombenangriffe erfolgten im Laufe des Freitag auf bolſchewiſtiſche Anlagen von Aleazar de San Juan, einer größeren Bahnſtation, über die bisher Traus⸗ porte bolſchewiſtiſcher Söldner und Munition von Alicante und Valencia an die Front gingen. Die Bomben richteten ſo großen Schaden an, daß der Bahnverkehr eingeſtellt werden mußte. N ö Schießereien um Lebensmittel (Funkmeldung de r N M.) 8 5 Paris, 27. März. Nach einer hier eingetroffenen Meldung ſind an halb der bolſchewiſtiſchen Banden ausgebrochen. Bei Taracena ſei es wegen der Verteilung ber Lebens⸗ mittel zu einem Feuergefecht zwiſchen ſpaniſchen Milizmännern und Angehörigen der Internationa⸗ len Brigade gekommen, bei dem 14 Milizmänner ge⸗ tötet und 37 verletzt worden ſeien. Auf ſeiten der Internationalen Brigade ſeien im Verlauf des Ge⸗ fechtes, bei dem die Milizmänner ſich ſchließlich ſo⸗ gar eines Tanks bedienten, 31 Mann ums Leben gekommmen. Eine größere Gruppe kommuniſtiſcher Studenten In der Nacht zum Freitag erſchienen nationale der Guadalajara⸗Front ſchwere Zwiſtigkeiten inner⸗ Nom und Belgrad schließen neue Freundschaft Das Recht auf Optimismus * Mannheim, 27. März. Optimismus iſt eine Münze, die in verſchieden⸗ ſter Ausprägung in Umlauf geſetzt wird. Es gibt einen hemmungsloſen Optimismus, der die Leug⸗ nung jeder Sachlichkeit iſt und den Feigheit und Trägheit gleichermaßen beſtimmen. Er iſt kein Aus⸗ druck einer Weltbetrachtung oder einer Welt⸗ anſchauung, lediglich Ausdruck eines Charakters und einer Geſinnung: der Geſinnung eines verantwor⸗ tungsloſen Opportunismus. Sein Gegenſtück iſt der Optimismus der Angſt, der glaubt, er könne mit Coué⸗Beſchwörungen: Es wird ſchon immer beſſer und beſſer werden! ſeine Angſt und das Bewußtſein ſeiner Unfähigkeit be⸗ ſchwichtigen. Er iſt falſche Faſſade und eine freilich ſehr leicht zu durchſchauende Täuſchung: er verzerrt das Geſicht noch zur Grimaſſe, wenn ihm die Zähne ſchon klappern, Er iſt ebenſo verantwortungslos wie der andere: denn er täuſcht und belügt nicht nur ſich, ſondern auch die anderen. Es gibt aber auch einen anderen Optimismus: einen der Ehrlichkeit und der Sachlichkeit, der Nüch⸗ ternheit und der Ueberlegung, der ſorgfältigen Ver⸗ antwortung und der tapferen Entſchloſſenheit. Er leugnet nicht die Wirklichkeit, ſondern er liebt ſie: weil er weiß, daß er nur an ihr ſich ſtärken, ſich erneltern und ſich durchſetzen kann. Er verkennt nicht die Schwierigkeiten, ſondern er rechnet mit ihnen; weil er weiß, daß er nup ſo ihrer Herr wer⸗ den kann. Er überſieht auch nicht die eigenen Schwächen, ſondern er beachtet ſie ſehr wohl: weil er weiß, daß aus ihnen größere Gefahr droht, als von den äußeren Umſtänden Er iſt tapfer, abey nicht verwegen; gläubig, aber nicht blind; ſtark, aber nicht protzig; voll Willen, aber auch voll Geduld. Dieſer Optimismus iſt es, der nicht nur Menſchen⸗, der auch Völkerſchickſale geſtaltet. Am anderen Optimismus ſind Welten zerbrochen und Reiche zugrundegegangen. Die glänzende Zeit oͤes ancien regime war unter⸗ gangs reif geworden, als ſie alle politiſche und geſell⸗ ſchaftliche Ethik an die Haltloſigkeit des Grund⸗ ſatzes: apres nous les deluges! Nach uns die Sintflut! preisgegeben hatte, und, um nicht ſo weit zu rückzugehen in der Geſchichte, der allmähliche Zu⸗ ſammenbruch des zweiten deutſchen Kaiſerreiches kündigte ſich an, als man im Kriege glaubte, das deutſche Volk mit einem inhaltsloſen Optimismus über die Schwere ſeiner Lage hinwegführen zu müſ⸗ ſen und ihm nur vom nahe bevorſtehenden Endſieg erzählte, ſtatt ihm die volle Wahrheit zu ſagen. Optimismus iſt ja in erſter Linie eine Sache des Vertrauens: eines Vertrauens nicht zu den Dingen außerhalb des eigenen Seins, ſondern zu den Werten innerhalb dieſes Seins. Er iſt wirklich die Erfüllung jenes ſchönen Wortes eines amerikaniſchen Philoſophen, daßder Menſch reich und ſicher iſt, der von ſich ſagen bann, daß er mehr in ſich als außer ſich hat. i Auf dieſes Mehr in ſich als außer ſich haben, kommt es auch heute an. Der Optimismus als Weltutopie iſt verflogen. Er hat hier einem ſchrankenloſen Peſſimismus Platz gemacht. Die Völker glauben ſich nicht mehr und trauen ſcch nicht mehr. Die Grundſätze, auf die ſie einmal geſchworen haben, ſind verloren und vergeſſen. Die Aufgabe, die ſie ſich einmal geſtellt hatten, gemeinſam eine ſchönere Welt zu bauen, iſt ihnen aus dem Ge⸗ dächtnis geſchwunden. Statt deſſen iſt Furcht und Angſt bei ihnen eingekehrt. Statt deſſen werden ſie vom Mißtrauen und Feindſchaft regiert. Statt deſſen rüſten ſie auf die ſchrecklichſte Kataſtrophe eines all⸗ gemeinen Weltpeſſimismus: auf einen neuen Krieg. Und wer noch Optimismus predigt in den weiten Bezirken der Weltpolitik, der wird beiſeitegeſchoben als phantaſtiſcher Illuſionspolitiker. Die Realpolitik und die Realpolitiker haben dem Optimismus ab⸗ geſchworen. Und ſie ſind noch ſtolz darauf! Welch eine Wandlung gegenüber den Tagen, da die gleichen Staatsmänner in Genf enthuſtamiert arf⸗ ſprangen, als der immer in optimiſtiſchen Ueber⸗ ſchwänglichkeiten lebende Briand auf der Tribüne des Völkerbundes den Völkern die optimiſtiſche Zu⸗ kunftsparole gab: Nieder mit den Waffen! Nieder mit den Maſchinengewehren! Nieder mit den Draht⸗ verhauen! 9 f In solcher geit betet nur das Mehr in ſcch haben übrig! Mehr in ſich haben an Treue gegenüber ſeiner Beſtimmung, am Glauben an n ſeine Zukunft, an Willen zu ſeiner Arbeit, an Dienſt gegenüber