2. Selte⸗ General⸗Anzeiger. Maftnheim, 16, Dezember. Ferner waren anweſend: Prinz Eitel Friedrich und Polizei⸗ direktor Graf Bernſtorff. Beim Eintreffen des Zuges ſpielte das Muſikkorps die ruſſiſche Nationalhymne. Der Kaiſer und der Großfürſt⸗Thronfolger ſchritten die Front der Ehrenkompagnie ab. Sodann folgte Parademarſch. Alsdann beſtiegen Beide einen offenen Vierſpänner und fuhren zum Neuen Palais. An der Allee von der Eiſenbahn bis zum Palais bildeten Mannſchaf⸗ ten des Lehrinfanteriebataillons mit brennenden Fackeln Spalier. Präſident Rooſevelt lehnte endgiltig das Anerbieten Caregies, 10 Millionen Dollars zur Förderung des Unterrichtsweſens auszuſetzen, ab. Die Summe ſollte in Obligationen des Stahltruſts ent⸗ richtet werden und die Regierung ſollte ſich verpflichten, die Obligationen während einer beſtimmten Zeit in ihrem Beſitz zu bdehalten. Soweit geht alſo Rooſevelts Vorliebe für die Truſts noch nicht. Deutſches Reich. Karlsruhe, 15. Dez.(Der Landtag) geht am nächſten Samstag in die Weihnachtsferien. Der Geſetzentwurf bekr. die Kolonie Königsfeld, den die Sonderkommiſſion mit einer kleinen redaktionellen Abänderung angenommen hat, dürfte vorher doch noch erledigt werden. B. N. Karlsruhe, 15. Dez.(Der Abg. Markus Pflüger) iſt, wie wir von zuperläſſiger Seite hören, a us der demokratiſchen Lantagsfraktion aus⸗ en Engen, 15. Dez.(Beider Wahl in Möhringen) haben von 245 Wählern 219 abgeſtimmt. Auf die liberale Liſte fielen 147 Stimmen, auf die Centrumsliſte 96. Bei der letzten Wahl erhielten die Liberalen 163, das Centrum 64 Stimmen. BVerlin, 15. Dez.(Der Kaiſer) richtete geſtern an hen Vorſitzenden des Vorſtandes der Shantung⸗Eiſen⸗ hahn⸗Geſellſchaft, Wirklichen Geheimen Rath Fiſcher, folgendes Telegramm:„Ich habe aus dem Vortrage des Staats⸗ ſekretärs des Reichs⸗Marine⸗Amts anläßlich der Eröffnung des Eiſenbahnbetriebes auf der Strecke Tſingtau⸗Tſchangling am erſten dieſes Monats mit Intereſſe erſehen, daß die Shantung⸗ Eiſenbahn⸗Geſellſchaft, nicht beirrt durch die aufgetretenen Schwierigkeiten der letzten beiden Jahre, den Bau der Shan⸗ tung⸗Bahn in energiſcher und umſichtiger Weiſe planmäßig ge⸗ fördert hat. Ich ſpreche Ihnen als Vorſitzenden des Vorſtandes der Shantung⸗Eiſenbahn⸗Geſellſchaft hierzu meinen Glückwunſch und meine Anerkennung aus. Behrings Tuberkuloſe⸗Serum. Ueber den Vortrag, den Profeſſor Behring gemäß den Be⸗ ſtimmungen der Nobelſtiftung in der Akademie der Wiſſenſchaften zu Stockholm gehalten hat, geht uns in Ergänzung des kurzen Telegramms nachſtehender Bericht zu: Nachdem die Möglichkeit ber Tuberkuloſe⸗Immuniſtrung von Rindern durch meine Mar⸗ burger Verſuche bewieſen iſt, tritt jetzt die Aufgabe an uns heran, durch beſondere Verſuche zu erforſchen, in welcher kürzeſten Zeit, mit welchem Mindeſtmaß von Schädigung für das zu immuni⸗ ſtrende Thier und mit welchem Mindeſtmaß an finanziellen Opfern der Tuberkuloſe⸗Schutz von Rindern in der Praxis zu kreichen iſt. Ich habe zur Erforſchung dieſer Verhältniſſe Unter⸗ kunftsräume und Weideplätze für eine große Rinderzahl mir berſchafft und ich gedenke den mir durch die Nobelſtiftung zu⸗ gefloſſenen großen Geldpreis dazu zu verwenden, um in umfang⸗ teicheter Weiſe als bis jetzt den Beweis für die Möglichkeit und praktiſche Durchführbarkeit einer Bekämpfung ber Rindertuberkuloſe auf dem Wege der Paſteurſchen Schutzimpfung zu führen. Ich brauche wohl nicht erſt noch beſonders hinzuzufügen, daß die Bekämpfung der Rindertuberkuloſe nur eine Etappe bedeutet auf dem Wege, welcher ſchließlich zur wirkſamen Verhütung der Menſchentuberkuloſe führen ſoll. Ich wollte aber hier nicht Hoffnungen, ſondern Thatſächliches berichten. Und als Thatſache glaube ich Ihnen die Rindertuberkuloſe⸗ Immuniſtrung berichten zu dürfen. Aus Stadt und Cand. Manunheim, 14. Dezember 1901. Aus der Stadtrathsſitzung vom 13. Dezember 1901. (Mitgetbeilt vom Bürgermeiſteramt.) Der Gr. Oberbetriebsinſpektor Herr Regierungsrath Scheyrer hat mitgetheilt, daß er am 15. l. Mts. einen längeren dienſtlichen Urlaub antreten werde und anſchließend daran ſeine Zuruheſetzung erbeten habe. Die Stadtverwaltung ergreift dieſe Gelegenheit, um eeeeeeeeeee Herrn Regierungsrath Scheyrer für das den Wünſchen und Bedürf⸗ niſſen des Mannheimer Publikums ſtets bewieſene wohlwollende Ent⸗ gegenkommen, ſowie für die vielfachen Verdienſte um die Ausgeſtal⸗ tung des Verkehrs in hieſiger Stadt die volle Anerkennung und den wärmſten Dank auszuſprechen. Dem f Profeſſor Dr. W. Fuchs, welcher einer der älteſten Mannheimer Familien entſtammt und ſ. Zt. durch ein teſtamen⸗ tariſches Vermächtniß von M. 20,000 den Grundſtock für die Mittel gur Herſtellung des Luiſenparks ſtiftete, ſoll an einer Wegkreuzung dieſer Parkanlage ein Gedenkſtein in Form eines Granitfindlings, welcher mit einem Porträtrelief des Todten zu verſehen und mit einer geigneten Pflanzung zu umgeben iſt, errichtet werden. Das vom Kunſtverlage Preuß' Inſtitut Graphik in Berlin 8. Urbanſtraße 180 herausgegebene Prachtalbum„An den Ufern des Rheins“, woran ſich auch die hieſige Stadtgemeinde mit einem illuſtrirten Artikel über Mannheim betheiligt hat, iſt in jüngſter Zeit erſchienen. Einladungen liegen vor: 1. von dem Lehrerturnverein zu den am 14. d. Mts. Abends ſtattfindenden turneriſchen Vorführungen in der Doppelturnhalle K 6 und dem nachfolgenden Bankett im Bern⸗ hardushof; 2. von Fräulein Roſa und Victoria Grünbaum, Vor⸗ ſteherinnen des Fröbel ſchen Kindergartens F 1, 11 zu dem Spiel⸗ feſte am 15. d. Mts. in der Turnhalle U 2. Im Prinzipe wird die Anſchaffung eines Klaviers für das Real⸗ ahmnaſium zur Verwendung beim Geſangsunterricht und bei Schul⸗ feiern beſchloſſen. Dem Geſuche der Direktion des Landesgefängniſſes hier um vorübergehende Ueberlaſſung von Räumlichkeiten für Anſtaltszwecke ſoll nähergetreten werden. Wegen Erwerbung des für die Schmutzwaſſerableitung erfor⸗ derlichen domänenärariſchen Geländes auf der Frieſenheimer Inſel erfolgt Vorlage an die Gr. Domänendirektion. Bäckermeiſter Jakob Burkardt hat ſein in die Mittelſtraße vorſtehendes Haus Nr. 95 zwecks Niederlegung desſelben und Ver⸗ breiterung der Straße gegen eine Entſchädigung von 38,000 Mark der Stadtgemeinde zum Kauf angeboten. Der Stadtrath beſchließt, von dem Angebote keinen Gebrauch zu machen. Die Villenbauplätze Viktoriaſtraße Nr. 5, 7, 9 und 11 ſollen am Montag den 30. Dezember l. J. verſteigert werden. Der Anſchlagspreis beträgt 35 Mk. pro Quadratmeter. Es werden je 2 Plätze(Nr. 5/7 und 9/11) zuſammen verſteigert, unter der Be⸗ dingung, daß die Steigerer verpflichtet ſind, je eine Doppelbilla zu erbauen. Die neue Straße zwiſchen Meerfeldſtraße und Rheindammſtraße ſoll ſtatt 23 Meter nur 17 Meter breit in Plan gelegt werden und zwar: 6 Meter Fahrbahn, 2,50 Meter beiderſeitige Gehwege und 6 Meter Vorgarten auf der öſt⸗ lichen Straßenſeite. Es wird zur Kenntniß gebracht, daß mit den Steigerern der Arkaden⸗Bauplätze Nr. 6, 8, 10, 12, 14, 16, 9, 11 und 13 am Friedrichsplatz wegen gleichzeitiger Ausführung der Bauten ꝛc. beſondere Vereinbarungen abgeſchloſſen wurden. Die Steigerer der Plätze haben ſich darin verpflichtet, die Bebauung blockweiſe nach den jetzt vorliegenden Plänen des Herrn Profeſſors Schmitz ſo rechtzeitig zu beginnen und ſo energiſch zu fördern, daß die Faſſaden der Bauten Nr. 9, 11, 13, 12, 14, 16 ſpäteſtens bis zum 1. Juli 1903 und jene von Nr. 6, 8, 10 ſpäteſtens bis zum 1. Nopember 1903 fertiggeſtellt ſind. Das Geſuch der Firma C. F. Böhr inger& Söhne in Waldhof um Erbauniß zur Lagerung von Aether wird nicht beanſtandet. Der vom Tiefbauamt ausgearbeitete Bebauungsplan für die Verlängerung der Angelſtraße und deren weſtliche Um⸗ gebung in Neckarau wird genehmigt und dem Gr. Bezirksamt zur Einleitung des Planlegungsverfahrens vorgelegt. Die Lieferung der Turngeräthe für die Turnhalle des Lindenhofſchulhauſes wird der Firma C. H. Pfeifer in Frankenthal übertragen. Die Armenkommiſſion hat im Monat Oktober l. J. folgende Unterſtützungen abgegeben: 1. Baarunterſtützung an 821 Perſonen 13,020 M. 40 Pfg.; 2. Geldgeſchenke an 50 Perſonen 689 M. 26 Pfg.; 3. Pfleggeld für arme Kinder: a) in Familien 186 M. 95 Pfg., b) in Anſtalten 1950 M. 30 Pfg., zuſammten 2187 M. 25 Pfg.; 4. Brod an 387 Perſonen 7580 Kilo; 5. Suppe an 897 Perſonen 30,317 Portionen; 6. Schulmaterialien an 54 Kinder. Ferner wurden an eine Anzahl Stadtarme, Lehr⸗ und Pfleglinge Schuhe und Kleidungsſtücke abgegeben. Hinſichtlich 48 zur Landesbrandkaſſe neu eingeſchätzten Gebäu⸗ den wird der Kaufwerth feſtgeſetzt. Zum Vollzug der am 1. Januar k. Is. in Kraft tretenden neuen Wochenmarktordnung werden nachſtehende Beſtim⸗ mungen erlaſſen: 1. Von der beabſichtigten Aufſtellung einer die Verkaufsplätze abſchließenden Bankreihe wird vorerſt abgefehen und nur eine für je 2 Verkäuferreihen gemeinſame Sitzbank aufgeſtellt. Demgemäß unterbleibt vorerſt auch die Erhebung einer Leihgebühr. 2. Die Aufſtellung und Wegſchaffung der Marktböcke und Dielen wird zunächſt für das nächſte Vierteljahr dem bisherigen Pächter Philipp Dubs übertragen. 8. Der Zuſchlag bezüglich der verſteigerten und nachträglich über⸗ nommenen Fleiſch⸗ und Brodverkaufsplätze wird genehmigt. 4. Die mit den Reflektanten auf die ſieben ſtändigen Obſtver⸗ kaufsplätze abgeſchloſſenen Verträge, wonach dieſe für den Platz pro 1902 einen Miethzins von 250 Mark entrichten, werden genehmigt, eeeeeeeee 5. Eine öffentliche Verſteigerung der übrigen Verkaufsplätze auf den Wochenmärkten unterbleibt vorerſt. Vormerkungen auf Ver⸗ kaufsplätze werden mit der Maßgabe entgegengenommen, daß die Vormerkgebühr in Vierteljahrsraten zum Voraus, das Marktgeld dagegen am jeweiligen Markttag, zu zahlen iſt. Daneben werden Verkaufsplätze für das 1. Halbjahr 1902 gegen ein vorauszahlbare Averſalvergi 9 v laufenden Meter vergeben. Sonderbergütung für Waſſerv entrichten. 6. Die Begriff näher erläutert. r Verkauf von rkerwaaren durch Mann⸗ heimer Einwohner iſt fernerhin auch zuläſſig, wenn die Waaren durch Dritte verfertigt ſind. 7. Eine von Herrn Chriſtian Roth Vereins zur Wahrung der Jutereſſen der 1 vom Ortsverein Mannheim des Verbands und Gewerbetreibender des Großherzogthums Baden eingereichte Vorſtellung bezüglich verſchiedener Fragen des Wochenmarktes werden verbeſchieden. 8. Die Waaggelderhebung auf den Wochenmärkten wird für 1902 dem Herrn Andreas Burkard übertragen. Die Allmendrenten für das zum Rangirbahnhof in der Neckarauer Gewann„Neurott“ verwendete Allmendgelände gelangten für 1900 und 1901 ſoweit noch rückſtändig zur Anweiſung. Gleich⸗ zeitig erfolgt die Feſtſtellung der künftig zu entrichtenden Rente. Die Reparaturen an den ſtädtiſchen Uhren werden dem Feuermeldebureau, das Aufziehen der Thurmuhren am Kaufhaus und Schloß demſelben, der Schulhausuhren den Schuldienern, der Rath⸗ hausthurmuhr dem Thurmwächter übertragen. Die mit einem Privatuhrmacher beſtehende Vertrag wird demgemäß nicht mehr er⸗ neuert. Für Anbringung von Hausnummerſchildern im Stadt⸗ theil Käferthal iſt die Gebühr von 1 Mark pro Stück zu erheben. Maurer Georg Chriſtof Orth in Mannheim⸗Neckarau wird zum Antritt des angeborenen Bürgerrechtes zugelaſſen. Dem Leichenträger Johann Fieger in Waldhof wird die Stellg des Leichenmannes für dieſen Stadttheil übertragen. Für den Weihnachtsmarkt wurden an Platzgeldern 2920 Mf. 80 Pfg. und an Budenmiethe 2032 Mk. exlöſt. Das Auf⸗und Abſchlagen der Meßbuden zum Weih⸗ nachtsmarkt wird dem Zimmermeiſter Ludwig Kalmbacher über⸗ tragen. on jäl haben 2 eiler„im Auftrage des karktverkäufer“ ſowie eine ſelbſtſtändiger Kaufleute Die zweite juriſtiſche Staatsprüfung findet im nächſten Jahre mit Rückſicht auf die große Anzahl der Rechtspraktikanten, welche ſich der Prüfung unterziehen können, zweimal ſtatt. Die Frühjahrsprüfung iſt auf Anfang April, die Spätjahrsprüfung für den Mongt September in Ausſicht genommen. Die Spätjahrsprüfung iſt nur für diezenigen Rechtspraktikanten beſtimmt, welche ſich der Frühjahrsprüfung deshalb nicht unterziehen können, weil ſie bei deren Beginn die vorgeſchriebene dreijährige Mindeſtdauer des Vor⸗ bereitungsdienſtes noch abgeleiſtet haben. Die Anmeldung zu beiden Prüfungen hat wie bisher im Monat Frebruar zu geſchehen. * Jubilaums⸗Ausſtellung in Baden⸗Baden. Zur Feſer des 50jährigen Regierungs⸗Jubiläums des Großherzogs Friedrich von Baden wird die Stadt Baden⸗Baden in den Monaten Mai bis Oktober 1902 in den Räumen des Palais Hamilton eine Jubiläums⸗ Ausſtellung veranſtalten, die in weiteſten Kreiſen Intereſſe erregen dürfte. Zur Ausſtellung gelangen lediglich Werke alter und moderer Kunſt aus dem an gediegenen und hervorragenden Kunſtſchätzen reichen hieſigen Privatbeſitz; auch der Umſtand, daß die hier zu einer reichhaltigen Expoſition vereinigten Kunſtwerke nur ausnahms⸗ weiſe der Beſichtigung zugänglich gemacht werden, verleiht dem künſtleriſchen Unternehmen erhöhtes Intereſſe. “ Deutſche Glasmalereiausſtellung. Die vom 5. Mai bis 30. September d. Is. in Karlsruhe unter dem Protektorate Sr. Kgl. Hoheit des Großherzogs ſtattgehabte Deutſche Glasmalerei⸗lusſtellung ergab einen Ueberſchuß von Mk. 2596 Mk. 36 Pfg. Beſucht wurde die Ausſtellung von 1325 Perſonen, wofür eine Einnahme von 8316 Mk. 35 Pf. erzielt wurde. * Truppenübungsplatz für das 14. Armeekorps. Mit großer Beſtimmtheit tritt jetzt die Meldung auf, daß in der Gegend von Villingen bis Thannheim ein Truppenübungs⸗ und ein Artillerie⸗ ſchießplatz errichtet werden ſoll. Die Gemeinden Pfaffenweiler(448 Einwohner), Herzogenweiler(121) und Thannheim(693) werden angeblich dem Schießplatz zum Opfer fallen. Die Koſten werden auf 16 Mill. Mk. angegeben. Die Thatſache, daß im Herbſt einige Offiziere vom großen Generalſtab das fragliche Terrain beſichligten und die Herren Miniſter Schenkel und Miniſterialrath Schluſſer in den letzten Tagen in Villingen weilten, wird mit dieſer Angelegenheit in Verbindung gebracht. n Der Odenwald⸗Club feierte am Samſtag Abend im kleinen Saale des Saalbaues ſein alljährliches Stiftungs⸗ und Dekorirungs⸗ feſt in der Form eines großen Herrenabends. Aeußerſt zahlreich hatten ſich die Mitglieder und Freunde des Clubs zu dem Feſte einge⸗ funden, ſo daß der mit friſchem Tannengrün geſchmückte Saal bald dicht beſetzt war. Nachdem die Kapelle Petermann den Abend durch Vortrag einiger Muſilſtücke eröffnet, ergriff Herr Mrörder das Wort, um den Gäſten und Freunden den Willkommensgruß zu entbieten, dabei führte der Redner des Weiteren aus, daß der Club während ſeines nun 9jährigen Beſtehens die reſpektable Mitglieder⸗ zahl von 1000 Perſonen aufweiſe, gewiß ein gutes Zeichen dafür, daß die Beſtrebungen des Vereins in immer weiteren Kreiſen der Bevölkerung von Mannheim⸗Ludwigshafen Anklang fänden. In dem gleichen Maße, wie die Mitgliederzahl fortgeſchritten, habe aber auch FCCCCCCCcccccc Appell die Corporalſchaftsführer auf, ihm Leute zu nennen, die im Beſitz einer guten und deutlichen Handſchrift und zugleich in bedürf⸗ tiger Lage wären, für ihn in ihrer freien Zeit Abſchriften herzu⸗ ſtellen. Paul Horn war der Glückliche, der unter den ſich Meldenden don dem Leutnant gewählt wurde. Mit allem Eifer widmete er ſich dieſer privaten Beſchäftigung. Es handelte ſich um die Copie eines Kkriegsgeſchichtlichen Werkes, das der Leutnant verfaßt hatte. Die Arbeit wurde für den armen Freiwilligen nicht nur zu einer kleinen Einnahmequelle, die ihm manche Anſchaffung und manches Ver⸗ gnügen erlaubte, ſondern ſie brachte ihn auch in eine häufige Be⸗ krührung mit ſeinem Vorgeſetzten, den alle Leute in der Compagnie verehrten, und für den jeder Soldat gern durchs Feuer gegangen wäre. Schon die Art und Weiſe, wie Leutnant b. Bünau die Grüße der Soldaten erwiderte, gewann ihm die Herzen derſelben. Das war kein ſtummes, kurzes an die Mütze Greifen, ſondern Jedem nickte der Leutnant mit freundlicher Miene zu und die Leute, die ihm per⸗ ſönlich bekannt waren, pflegte er im Vorübergehen mit dem Namen zu nennen, während er ihnen die Tageszeit bot. (Fortſetzung folgt.) Vom Büchermarkt. Richard Heuberger: Im JFoyer. Geſammelte Eſſays Aber das Opernrepertoir der Gegenwart.(Verlag Hermann Seemann, Leipzig.) Eine ſehr verdienſtliche Samm⸗ Lung muſikaliſcher Eſſayhs! Der Autor hat ſich, trotzdem er ſelbſt als Komponiſt thätig iſt, einen freien Blick erhalten; er weiß zu ſchätzen und abzuwägen sine ira et studio. Die böllige Unparteilichkeit des Buches, das einem Siegfried Wagner ebenſo gerecht wird wie Mas⸗ ſLbagni oder Smetana, iſt ſein ſchönſter Schmuck. Bedeutendes, Epoche⸗machendes hat Heuberger nicht zu ſagen; wer aber Freude daran hat, eines bedächtigen Mannes bedächtiges Urtheil über die muſikaliſchen Zeitereigniſſe zu leſen, der wird ſtets mit Vergnügen auf Heubergers Auffſätze zurückgreifen, zumal ſie allgemeinverſtänd⸗ lich und in leicht lesbarem Stil geſchrieben ſind und ſich aller Geiſt⸗ reichelei, aller faden Witzelei prinzipiell enthalten. Dr. Georg Biedenkapp: Kleine Geſchichten und Plaudereien. (Verlag Hermann Seemann, Leipzig.) Es ſteht manch gutes Wort in dieſen Skigzen, namentlich unter denen pädagogiſchen In⸗ halts. Auch manches unnütze, namentlich unter den kleinen Er⸗ zählungen. Zwiſchenhin tauſend andere, die weder gut noch unnütz ſind und uns einigermaßen indifferent erſcheinen. Einige Gedanken ziehen ſich, dem berüchtigten„rothen Faden“ gleich, durch das Buch; man könnte vielleicht von Leitmotiven ſprechen. Das eine, am klar⸗ ſten Herausſpringende, beſteht in der Feſtſtellung Biedenkapps,„daß er die Grundlagen des einzigen Gebietes, auf dem die Neuzeit dem griechiſchen und römiſchen Heidenthum voraus iſt, die Grundlagen der Technik, nämlich Mathematik und Phyſik, liebt und gar nicht hoch genug ſchätzen kann.“ Was er im Anſchluß daran über Erzieh⸗ ung, Schule u. ſ. w. ſagt, iſt intereſſant und anregend. Ueberhaupt ein Buch der Anregungen, dem vielleicht nur ein ſchwerer Fehler anhaftet— das iſt der Mangel an Selbſtkritik. Spreu und Weizen iſt noch ungeſchieden; und Publikum und Kritik lebt noch immer in dem berechtigten Glauben, daß der Autor ihm dieſe Sichtungsarbeit abnehmen ſollte. Carl Emil Döpler der Aeltere: 75 Jahre Leben, Streben. Gines Malermannes letzte Skizze. genöſſiſche Selbſtbiographieen, Band III. Schuſter u. Löffler, Berlin.) Schaffen, Zeit⸗ (Verlag Es iſt immer ein gewagtes Ding, eine Autobiographie von nahezu 500 Seiten in die Welt hinauszuſenden. Wenn Döpler nicht ſo liebenswürdig erzählte, wenn es ihm nicht ſo prächtig gelungen wäre, ſeinem Buche den Stempel ſeiner Perſönlichkeit aufzuprägen, wir würden ihm gewiß nicht ſo willig auf dem Wege folgen, den er uns führt. Trotzdem dabei— bei einem Künſtler wie Döpler iſt das natürlich— auch des Intereſſanten, des hiſtoriſch Intereſſanten genug abfällt. Nament⸗ lich iſt es hier das Kapitel über Döplers Verkehr mit Rich. Wagner, das auf eine allgemeine Beachtung und Würdigung Anſpruch erheben darf. Bekanntlich hat Döpler für die erſte Ring⸗Aufführung in Bahreuth bdie geſammten Koſtüme entworfen und ihre Herſtellung Aberpacht, zur vollen Zufriedenheit Wagners Berichter Döpler auch von mancherlei Streit und Hader mit dem großen Meiſter und noch mehr mit deſſen Gattin, Frau Coſima, ſo gehen doch alle dieſe Diſ⸗ ſonanzen für ihn unter„in dem Hochgefühl, von einem gewaltigen Genius zur Mitarbeit an ſeinem großen, unſterblichen Werke be⸗ rufen worden zu ſein.“ Aber mehr als über Alles, was Döpler ſagt, freut man ſich darüber, wie er es ſagt. In reizender Harm⸗ loſigkeit plauderk er, ſtets unbefangen, ſtets beſcheiden, manchmal vielleicht, namentlich im Stil, die theilweiſe recht werthvoller Art ſind, verwebt er in ſeine Erx⸗ zählung. Freilich findet ſich auch mancher Witz darunter, der ſich ſchon eines ehrwürdigen Alters rühmen kann. So ſtimmt die Ge⸗ ſchichte von Bonifacius Stiegele, die als wahre Begebenheit und mit dem Vermerk, daß ſie einzig in ihrer Art ſein dürfte, von Döpler borgetragen wird, genau mit der ſich ihrerſeits auf einen der Romane von Alexis ſtützenden köſtlichen Erzählung Hartlebens bom„Gaſt⸗ freien Paſtor“ überein. Das nur nebenbei. Das Buch verdient ge⸗ leſen und geliebt zu werden. Adolf Thiele: Hinauf zur bildenden Kunſt. Daie n⸗ gedanken.(Verlag H. Seemann, Leipzig.) Thiele iſt ein Mann, der von heiligem Kunſtenthuſiasmus durchglüht iſt; ehr⸗ lich in jedem Wort, das er ſpricht. Freilich ſpricht er etwas zu viel. Auf jedem Gedanken, den er ſich erobert hat, ruht er ſich ein Weilchen aus, beleuchtet ihn von dieſer und von jener Seite, und wenn die Leſer längſt bei den Konſequenzen angelangt ſind, verweilt ſeine Redſeligkeit noch immer bei der Prämiſſe. Das ſchadet dem Dach⸗ lein, das im Uebrigen dazu berufen ſcheint, in breiteren Volksſchichten das Intereſſe an allgemeinen und an aktuellen künſtleriſchen Fragen zu wecken und zu ſtärken. Thiele ſtammt aus dem Kreis der engeren Kunſtwart⸗Gemeinde; etwas von der Warmherzigkeit, die Ferdinand Abenarius, dem Leiter und, unſeres Wiſſens, Begründer des„Kunſt⸗ wart“, eigen iſt, liegt auch in ſeinen Ausführungen. Dieſes Schatzes wegen ſei das Buch freudig begrüßt und anerkannt. Karl Mayer: Proſit. Gedichte.(Verlag Georg Weiß, Kaſſel.) Ein„humoriſtiſches Rezeptbuch wider den Weltſchmerz“ nennt Mager ſein Werk. Wer es nöthig zu haben allzu läſſig. Zahlreiche Anekdoten,
Ausgabe
(16.12.1901) 584. Mittagblatt
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