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nach links in zu kurzem Bogen gefahren iſt. Dilenstag, den 21. Oktober 1924 Neue Mannheimer Jeitung[Abend⸗Nusgabe) 5. Selle. Nr. 40 gerichtet iſt. Die beteiliaten Stellen nehmen an, daß dieſe Ver⸗ beſſerung den Bedürfniſſen des Fernſprechverkehrs zwiſchen den bei⸗ den Städten genügen wird. 5*Rechnungsmäßige Erübrigungen im Haushaltsjahre 1923. Der Bürgerausſchuß hält ſeine nächſte Sitzung am Freitaa, 31. Oktober ab. Auf der Tagesordnuna ſteben acht Punkte. Davon ſind zwei in die nichtöffentliche Sitzung verwieſen. U. a. hat das Kollegium über die Verwendunag des Ueberſchuſſes des Rechnungsiahres 1923 Beſchluß zu faſſen. Nach dem Vorſchlaa des Stadtrates werden die rund 3 Millionen Goldmark wie folat aufgeteilt: 400 000 Mk. für er⸗ gänzende Fürſorge an Bedürftige, 300 000 Mk. zur Förderung des Wohnungsbaues. 100 000 Mk. zur Inſtandhaltung beſtehender Woy⸗ nungen. 500 000 Mk. zur Verbeſſerung der Brückenverhältniſſe(ſoll⸗ ten hierfür Anleihemittel verfüabar werden, ſo wird der Betrag zur Förderung des Wohnunasbaues verwendet), 70 000 Mk. für einen Fußaängerwea auf der Riedbahnbrücke, 500 000 Mk. für Erſchließung von Induſtriegelände(ſollten hierfür Anleihemittel verfüabar ſein ſo wird dieſer Betraa den erſten drei Zwecken zugefüprt), 300 000 Mk. für Straßenpflaſterungen. 100 000 Mk. für Erſtellung von Spiel⸗ plätzen, 100 000 Mk. für Beſchaffuna von Kunſtwerken, 70000 Mk. zur Ausaeſtaltung der Kriegerfriedhöfe, 30 000 Mk. zur Beſchaffung einer Motorſpritze für die Feuerwehr. 25 000 Mk. zur Beſchaffung einer Notwohnbaracke für Obdachloſe und 45 000 Mk. zur Verſtär⸗ kuna der Rücklage. Schuß gegen Einbruch und Diebſtahl. Die heutigen unſicheren Verhältniſſe und die jetzt eintretenden langen Nächte machen einen beſonderen Schutz für Wohnungen. Keller, Speicher, Geſchäfts⸗ und Lagerräume doppelt notwendig. Es ſei deshalb erneut auf die amtliche Beratunasſtelle zum Schutze gegen Ein⸗ bruch und Diebſtahl bei der hieſigen Polizeidirektion hin⸗ dewieſen. Sie erteilt unentaeltlich und unvarteiiſch Auskunft über Tür⸗ und Fenſterſicherungen und ſonſtige Schutzmaßnahmen, an Hand ihrer Muſter und Modelle. jeweils Montags. Dienstags und Mittwochs von12 Uhr vormittaas. Donnerstaas und Freitags von6 Uhr nachmittaas auf Zimmer 63. *Anfall. Im Betriebe der Rhenania⸗Speditionsgeſellſchaft im Induſtriehafen fiel einem 38 Jahre alten Taglöhner beim Ausladen von Getreide ein eiſerner Gebindeträger auf den Rücken, ſodaß er einen Oberſchenkelbruch davontrua. Mit dem Sanitätswagen wurde er nach dem Krankenhaus verbracht. * Jufammenſtoßf. Beim Ueberaueren der Friedrichsbrücke fuhr geſtern vormittag ein Perſonenkraftwagen einen 44 Jahre alten Rei⸗ ſenden, der ſein Fahrrad ſchob, an. wobei aber nur das Fahrrad be⸗ ſchädigt wurde. Die Schuld ſoll den Radfahrer treffen. da er voll⸗ ſtändig kopflos dem Kraftwagen in die Fahrbahn lief. 2 Fahrläſſige Körperverlekung. Geſtern vormittaa fuhr im Friedrichsrina vor U 5 ein Perſonenwagen eine Frau an und ſchleifte ſie ungefähr 10 Meter weit. Das Vorderrad aina ihr über Bruſt und Kopf und verurſachtemehrere ſtark blutende Wunden. Mit dem Sanitätsauto wurde die Verunglückte in das Krankenhaus verbracht. Lebensgefahr beſteht nicht. Beim Einbiegen von der Jean Beckerſtraße in die Mittelſtraße ſtieß geſtern nachmittag ein Laſtkraftwagen mit Anhänger mit einem Straßenbahnwagen der Linje 5 zuſammen. Die vordere Plattform des Motor⸗ wagens wurde vollſtändig zertrümmert. Der Wagen⸗ führer erlitt mehrere Verletzungen und der Bealeiter des Anhängewagens wurde zu Boden geſchleudert. Die Schuld an dem Zuſammenſtoß ſoll den Lenker des Laſtkraftwagens treffen, da er Feſigenommen wurden 27 Perſonen wegen verſchiedener ſtraf⸗ barer Handlungen, darunter ein Kraftfahrer, der vom Unterſuchunas⸗ richter in Frankfurt a. M. wegen ſchweren Diebſtahls ſteckbrieflich perfolgt wird, ein Dekorateur, den die Kriminalpoltzei Hamburg ſucht, eine Frau wegen Abtreibung u. zwei Perſonen wegen Bettels. veranſtaltungen Sonaten-⸗Abend. Eugen Ehret interpretiert hervorragende Werke von Haydn, Mozart, Bevthoven, Schumann, Brahms für Klavier bezw Klavier und Violine, deren Part ein ehemaliger Schüler des Konzertgebers, K. Bretkun, übernimmt.(Siehe Anzeige). der Ortsverein Mannheim der kirchſich⸗liberalen Veremnigung hält Mittwoch, 22. Oktober im Saale des Durlaches Hofes(P 5, 20) eine Mitgliederverſammlung ab, um den Bericht der Ver⸗ treter in der Landesſynode über die Umbildung in der oberſten Kirchenbehörde in Karlsruhe entgegenzunehmen. Die Mitglieder ſo⸗ wie deren Frauen werden zu dieſem intereſſanten Abend beſonders eingeladen. Eingeführte Gäſte ſind willkommen. Bom gewerblichen Anterrichtsweſen. In den letzten Jahren hat das Unkerrichtsminiſterium zeichneriſch⸗pädagogiſche Lehrmittel für den Fachzeichenunterricht an den Gewerbeſchulen und gewerb⸗ lichen Fortbildungsſchulen, die zum Teil von Gewerbelehrern bear⸗ beitet wurden und hervorragendes Intereſſe beanſpruchen, heraus⸗ detben. Der in den muſtergültigen Werken dargebotene Lehrſtoff ringt die Schule in engſte Beziehung zum praktiſchen Leben. Sie wurde im laufenden Jahre ein Vorlagewerk für den Fachzeichen⸗ und Modellierunterricht der Bauhandwerker insbe⸗ ſondere der Maurer nebſt Anleitung den einzelnen Schulen über⸗ geben. Für den Fachzeichenunterricht der Schneider iſt in letzter Zeit ein weiteres Werk mit 25 Tafeln nebſt Erläute⸗ rungen ſowie Anleitungen für den unterrichtlichen Gebrauch fertig⸗ geſtellt worden. Der Landesverband badiſcher Schneidermeiſtr hat über die Auswahl und Zuſammenſtellung ſowie Darbietung des Staffes in dieſem letzten Werke ſeine große Befriedigung dem Unter⸗ Inhaftierung wurde entſprochen. richtsminiſterium gegenüber ausgeſprochen und zum Ausdruck ge⸗ bracht, daß durch das außerordentlich wichtige Material ein erſprieß⸗ licher Fachunterricht gewährleiſtet wird. Die 1 und Her⸗ ſtellung weiterer Vorlagenwerke und ſonſtiger Lehrmittel für den gewerblichen Unterricht durch das Unterrichtsminiſterium im Benehmen mit den gewerblichen und induſtriellen Fachverbänden ſo⸗ wie den Schulen iſt im Gange. * 100jähriges Jubiläum des Loreleiliedes. Das altbekannte Volkslied von der Lorelei:Ich weiß nicht, was ſoll es bedeuten, kann jetzt ſein hundertjähriges Jubiläum feiern. DasBuchhändler⸗ Börſenblatt ſchreibt darüber: Der Stoff vomMärchen aus alten Zeiten iſt dichteriſch wiederholt behandelt worden. Unterhalb Ober⸗ weſels, im Kreiſe St. Goar, erhebt ſich bekanntlich aus dem Rhein ſenkrecht ein hoher, nackter Felſen, der den Namen Lorelei(Schiffer⸗ felswacht) führt und wegen ſeines merkwürdigen Echos ſchon in alter Zeit bekannt war. In einem lateiniſchen Gedicht eines gewiſſen Bernhard Möller vom Jahre 1570 wird davon bereits erzählt. 1799 ſchrieb Klemens Brentano als Mitherausgeber der ſchönen Volks⸗ liederſammlungDes Knaben Wunderhorn bekannt, ſein Gedicht Lore⸗Ley. Darin berichtet er nicht von einer Zauberin, ſondern von einer ſchönen Bacharacherin, die, nachdem ſie durch ihre ver⸗ führeriſchen Augen die Männer berückt, ſelbſt unalücklich geworden ſei, von dieſem Felſen ſich herabſtürzte und den Tod in den Wellen ſuchte. Später ſetzte man hinzu, das Echo ſei ihre Stimme. Am alücklichſten geſtaltete Heinrich Heine den Stoff in dem Liede:Ich weiß nicht. was ſoll es bedeuten! Es iſt eines ſeiner Gedichte, die im Volke weiterleben, vielleicht ſein bekannteſtes. Rommunale Chronik Kreisverſammlung des pfälziſchen Landgemeindenverbandes 0 Kaiſerslaukern, 20. Okt. Mit der Notlage der Ge⸗ meindefinanzen beſchäftigte ſich eine Kreisverſamm⸗ lung des Pfälziſchen Landgemeindenverbandes, bei der 500 pfälziſche Gemeinden vertreten waren. Es wurde darauf hingewieſen, daß die Reichs⸗ und Staatsbehörden zwar alles»er⸗ ſucht haben, den Gemeinden hinſichtlich der Finanzunor Rechnung zu tragen, daß aber die Verhältniſſe im beſetzten Gebiet viel ſchlimmer lägen, als im unbeſetzten Gebiet, weil die Umlagenerhebung im be⸗ ſetzten Gebiet zum größten Teil nicht durchgeführt werden konnte, da die Steuergeſetze von der beſetzenden Macht nicht genehmigt waren. Zur Behebung der Finanznot wurden eine Anzahl Anträge ange⸗ nommen, die u. a. die Eröffnung ausreichender Betriebskredite für Gemeinden und Bezirke ſowie Kredite für gemeindliche Notſtands⸗ arbeiten zu mäßigem Zinsfuße fordern, mik der Begründung, daß die Gemeindekaſſen in der Pfalz völlig erſchöpft, die Steuereingänge gleich Null ſind, die Aufbringung ſonſtiger Kredite unmöglich, die Durchführung von Notſtandsarbeiten aber ſchon aus politiſchen Gründen unumgänglich notwendig iſt. Weiter wird verlangt, die e pon Mitteln zur Gewährung von Krediten an Ge⸗ werbe und Induſtrie zur Aufrechterhaltung ihrer Betriebe, Zuwei⸗ ſung des 100prozentigen Zuſchlages zu den Real⸗Steuern und des geſamten Anfalles der Mietzinsſteuer an die Gemeinden voxrerſt auf drei Monate, weil die pfälziſchen Gemeinden durch den Nichtanfall der Wohnungsabgabe aufs ſchwerſte geſchädigt ſeien, ferner Zuwei⸗ ſung des geſamten Anfalles der Einkommen⸗ und Körperſchafts⸗ ſteuer. Die Erhebung der aus dem Jahre 1923 noch rückſtändigen Steuern durch die Gemeinden wird nicht befürwortet, da es jetzt ſchon ſchwer falle, ſelbſt die Umlagen hereinzubekommen. Begründet wird dieſe Haltung damit, daß die Landgemeinden keineswegs den guten Willen der zuſtändigen Behörde verkennen, daß ſie aber, ſo notwendig ſie das Geld brauchent der großen Schwierigkeiten wegen, die daraus entſtehen, die Einziehung ablehnen müſſen. Kleine Mitteilungen Der Abſchluß eines Vertrages mit dem badiſchen Staat, wonach für den Neubau an der Grotherſtraße in Lörrach, der ſeinerzeit für die bad. Eiſenbahner in Baſel gebaut wurde, ein Arbeitgeber⸗ darlehen von 20 000 Mk. und ein Kommunal⸗Sonderdarlehen von 20000 Mark an die Stadt gegeben wird, gob Anlaß zu einer Ent⸗ ſchließung, in der zum Ausdruck kommt, daß der Bürgerausſchuß ſchärſſten Proteſt gegen die maßlos harten Beſtimmungen erhebt, die in dem Verlangen auf Vereitſtellung von 8 Beamtenwohnungen auf die Dauer von 30 Jahren liegen. Der Bürgerausſchuß pro⸗ teſtzert dogegen, daß die Finanzen des Landes, die aus allgemeinen Mitteln der Staatsbürger aufgebracht werden, zu Gunſten von Staatsbeamten ſtatt für die Allgemeinheit Verwendung finden. * 3 Heddesheim, 19. Okt. Aus der letzten Gemeinderats⸗ ſitzung iſt folgendes mitzuteilen: Von der Verfügung des bad. Anktsgerichts Weinheim vom 2. Okt., den Beiſitzerdienſt beim Pacht⸗ einigungsamt in Weinheim betr. wurde Kenntnis genommen und die erforderlichen Beiſitzer und Stellvertreter ernannt. Den Ge⸗ ſuchen der Joh. Nikl. Karg Ww. und der Joh. Gölz Ww. um Spe⸗ zialrentnerunterſtützung wurde nicht entſprochen. Mit den Schul⸗ ärzten Dr. Jebe und Dr. Maas hier ſoll alsbald ein Vertrag abge⸗ ſchloſſen werden. Dem Geſuch des Adam Klemm und Franz Schneider J hier um Zuteilung eines Erſatzgrundſtückes für ihre Almendgrundſtücke in GEewann Altneuwaid wurde entſprochen. Als Erſatzgelände wird je ein Grundſtück von dem Gemeindegrundſtück Egb. Nr. 972 in Gewann Straußröder zugeteilt. Dem Geſuch der Frau Wilhelm Schubach F. S. um Uebernahme der monatl. Haus⸗ miete mit.50 Mark auf die Gemeindekaſſe während der Dauer der Miit hundertundſechzig Wagen kam der Zirkus Krone an, jetzt ſpielt er in ſeinem hundert Meter langen Zelt mit den vier hohen Maſten gleichzeitig in drei Manegen, hat Platz für zehn⸗ tauſend Menſchen und iſt in jeder Beziehung und in allen ſeinen 5 usmaßen verblüffend. Das Programm hat fünfundachtzig Rummern. Dürfte ich ſie alle abdrucken, mein Feuilleton wäre rei Seiten weiter. Soweit das Tatſächliche. Jetzt kommt noch ein Hymnus auf den Zirkus, irgendwo in meinem Schreibtiſch friſtete der ſein bisläng beſcheidenes Leben. Jetzt ſoll er geboren werden. Alſo bitte. Schon wenn es nach Pferden riecht, nach Pelzen, nach elegan⸗ ten Frauen und den anderen eingeſperrten Katzen Und dann. Man kann ſein Publikum haben wie man will. Unten in den Logen ſitzt di vornehme Geſellſchaft und läßt ſich für teures Geld den Manegendreck ins Geſicht ſpritzen. Ein Stück⸗ chen weiter ſitzt das ſolide Bürgertum und genehmigt ſich Weiß⸗ würſtchen und Bier um die Aufregungen der in Lüften turnenden Renſchen und das Geknurr der wilden Tiere beſſer vertragen zu önnen. Weiter oben ſitzt Nachbars Dienſtmädchen mit ſeinem Schatz, der den Schnurrbart hochzwirbelt und von eigenen Helden⸗ taten redet, um neben den Artiſten und Dompteuren nicht ganz zu verblaſſen, opfert ſeiner Liebe eine Tafel Schokolode und ſie ſchwelgt in Seeligkeit. Am luſtigſten aber iſt es ganz oben im uchhe, wo ausgekniffene Schulfratzen und ſchmutzige Jungens baufen. Da iſt das Publikum am dankbarſten, am verſtändnis⸗ vollſten und wirft mit kritiſchen Fachausdrücken um ſich, daß ſelbſt unſereinem die Augen übergehen. Es wird pauſenlos durchgeſpielt, eine Kapelle löſt die andere ab, läßt ihr kaum Zeit zum letzten, ſchmiſſigen Schlußakkord. rone bringt wieder den guten alten Zirkus, ohne die ſchlechten itze und Mätzchen, die ein Hymnus an den Fortſchritt der Kultur lein ſollen. Menſch und Tier iſt hier wieder im Vordergrund des Intereſſes und. unter den Tieren iſt es billigerweiſe wieder das 5 erd. Hier herrſcht der Trieb zum Spiel und der Trieb zur dunſt, der nicht weit davon entfernt iſt, wieder rein und unver⸗ ſälſcht im Naturzuſtande. Das iſt es, was uns an dieſe Welt edekinds immer noch feſſeln muß. Der Zirkus iſt die einzige Keußerung eines künſtleriſchen Triebes, den alle Zweige möalicher unnſtbetätigung in den Bereich ſeiner Manege zieht. Er iſt zmiverſal, er bringt allen etwas, weil er alles bringt. Das beweiſen ie Scharen derer, die allabendlich in das große Zelt ziehen, das ſe eiſen die Scharen der Kinder, die vor ſeinen Toren harren, ob 5 nicht doch noch da oder dort einen Abglanz, einen Schatten gieſer Welt erſpähen. übrigen ſteht alles im Zeichen des Rundfunks. Die Leute auen ſich einen Tee, wenn es üppiger iſt einen Punſch, ſparen Kohlen und diverſe andere Gelder, legen ſich ſpäteſtens um acht Uhr ins Bett und ſchnallen den Kopfhörer um. Höchſtens, daß man hin und wieder ins Kino geht, da ja die Lichtbildübertragung noch nicht ſo weit iſt, daß jedermann ſchon ſein Kopfkiſſen als Flimmer⸗ wand verwenden kann. Wenn das erſt kommt! Dann können alle Straßen abgeſchafft werden. Vorläufig müſſen ſie noch dableiben, denn auch in Frankfurt dienen ſie dazu, daß auf ihr mit Hilfe der ausgezeichneten Regie der Verkehrspolizei Zuſammenſtöße arrangiert werden.. Aber das iſt ja nicht mein Reſſort, ich wollte von den Kinos reden. Mary Pickford ſtellte ſich im Schumanntheater als Straßen⸗ ſängerinRoſita vor in einem Film, der Lubitſchs große Regie⸗ kunſt zeigt, die ſich auch in dem ebenfalls in Amerika gedrehten FilmRund um die Ehe zeigt, der wirklich einmal ein guter und humorvoller Film. in U. T. die Leute aufs köſtlichſte ſchon mehrere Wochen unterhält, manchem Ehemann einige peinliche Augenblicke und manchem lächelnden einen guten Typ vorſetzt. Mittels eines guten Frühſtücks habe iſt alles noch einmal genau überdacht, aber es gibt wirklich nichts Neues mehr in Frankfurt. Selbſt die Witze, die man ſich erzählt, ſind alt. Man pumpt ſich ſo durch, freut ſich, daß man noch keine Kohlen braucht und liest mit Vergnügen, daß die Anleihe ſo gut gezeichnet wird. Verehrter Leſer, können wir nicht auch eine auflegen? Preis⸗ rätſel aufzugeben iſt doch nicht mehr originell und bringt auch nichts ein. So eine Anleihe zieht immer. Ueberlegen Sie ſich es noch mal. Ich würde ganz gerne die Einnahmen verwalten Mario Mohr 7 Theater und Muſik Wiesbadener Theater. Mit zwei Neuinſzenierungen klaſſi⸗ ſcher Werke ſuchte das Staatstheater eiwen in 920 erſten eneen der Spielzeit wenig ergiebigen Spielplan zu beleben. DasGroße Haus brachte LeſſingsNathan, der unter Dr. v. Gordons Leitung ſtarke Eindrücke vermittelte: die ſzeniſchen Entwürfe des neuverpflichteten Bühnenbiſdners Gerhard Buchholz waren bei korger Beſchränkung auf das Weſentliche doch von bedeutendem Stimmungsreiz und ließen das orientaliſche Kolorit in ſüd'ich⸗ſatten Farben überzeugend zur Wirkung kommen. Der Nathan Dr. Gerhards der Tempelherr Langpoffs ein welchem dem Staalsth aber ein ſehr biſdungsfähiges Talent gewonnen ſcheint) und vor allem der prachtvoll charakteriſierte Kloſterbruder Andrianos boten die ſtärkſten ſchauſpieleriſchen Leiſtungen des Abends. Weniger glück⸗ Tagungen Ein Heimatkurs derBadiſchen heimat Sch. Heidelberg, 20. Okt. Am Samsdag wurde die Reihe der Vorträge und damit der von ſchönſtem Erfolg begleitete Kurſus beendet. Am Nachmittag ſprach Dr. Hünnerkopf über dieGeſchichte des Kaſperle⸗ theaters. Während wir über das Marionettenſpiel, bei dem die Figuren künſtlich durch Drähte oder Fäden bewegt werden, eine Menge geſchichtlichen Materials haben iſt das Kaſperletheater, wo Witz und Handfertigkeit des Vorführenden in erſter Linie in Be⸗ tracht kommen, bisher recht vernachläſſigt worden. Und doch reprä⸗ ſentiert gerade das Kaſperle ein Stück wertvollen Kulturgutes. Eine aus Flandern ſtammende Handſchrift von 1888 zeigt die wohl früheſte Abbildung eines Kaſperletheaters, aber das Kaſperle iſt vielleicht noch ſehr viel älter, wenigſtens ſoll das Puppenſpiel in China ſchon ſeit Jahrtauſenden bekannt ſein. Man geht wohl nicht fehl, wenn man den Ausgangspunkt des Kaſperletheaters für Deutſchland in Italien ſucht und ſein Alter auf etwa600 Jahre feſtſetzt. Ueber die Art der alten Stücke wiſſen wir nichts, neuer⸗ dings ſind die Kaſperletheater wieder ſehr in Mode gekommen und damit auch eine Menge neuer Stücke entſtanden. Der italieniſche Kaſpar hieß Pulcinelli, woraus unſer Putſchonelle wurde, und be⸗ deutet einfach eine luſtige Figur. Er iſt ein kleines Männchen mit Buckel, langer Naſe, dickem Bauch, Halskrauſe und ſpitzem Hur. Daß wir dieſe Figur Kaſpar nennen hängt wohl mit dem Myſte⸗ rienſpiel zuſammen, in dem der ſchwarze König Kaſpar die Rolle der komiſchen Figur hatte und beſonders für die Unterhaltung der Zuſchauer zu ſorgen hatte. Der Kaſper, der früher liederlich war, iſt jetzt, ſeitdem er ein Freund der Kinder wurde, ein guter, an⸗ ſtändiger Kerl, der über den dummen Teufel und den Tod triumphiert. Bei den mündlich überlieferten Kaſperleſtücken hat ſich Altes mit Neuem gemiſcht. Seit etwa 20 Jahren hat der Nie⸗ dergang des Kaſperleſpieles raſche Fortſchritte gemacht, das Kino hat es verdrängt. Aber es iſt nötig, dem Verfall dieſes Volks⸗ gutes energiſch Einhalt zu gebieten und die mündlich überlieferten alten Dialoge der Kaſperleſtücke zu ſammeln und zu erhalten. Wie ſtark das Kaſperletheater zu den Kindern ſpricht, das konnte man ſehen, als im Anſchluß an den Vortrag Dr. Hünnerkopf ein Kaſperletheater vorführte. Der Jubel der Kinder, die ſich zu die⸗ ſer Vorführung in hellen Scharen eingefunden hatten, wollte kein Ende nehmnn. Den abſchließenden Vortrag hielt Prof. Dr. Pa nzer⸗Heidel⸗ berg über‚das deutſche Volkslied. Die Bezeichnung Volkslied für das aus dem echten Volkstum entſproſſene Lied wurde 1773 von Herder zuerſt litera-iſch verwendet Während man ſich vorher als wirklich Gebildeter in Vers und Proſa an die Vorbilder der Antike und Renaiſſance halten mußte, erkannte man erſt im ausgehenden 18. Jahrhundert den hohen Wert, der in der Volkspoeſie ruhte. Hamann, Herder und ſeine Zeitgenoſſen waren die Wegbereiter. Goethe ſelbſt dichtete im Heidenröslein ein echtes Volkslied.Des Knaben Wunderhorn fand bereits einen wohl⸗ vorbereiteten Boden und deutſche Dichter nahmen ſich nunmehr des Volksliedes an(Uhland, von Fallerslsben). Jetzt ſammelte man die alten Volkslieder und die Wiſſenſchaft des 19. Jahrhunderts deckte die engen Beziehungen des Volksliedes zur Kunſt auf. Der Redner ging dann auf die verſchiedenen Arten des Volksliedes ein, deſſen älteſte Art wohl das Arbeitslied iſt. Zu ibm gehort auch das Marſchlied. Skandinavien hat noch das heidniſch⸗religtöſe Lied. Deutſchland nicht, wo vielmehr auf chriſtlich⸗religiöſer Baſts eine Fülle herrlichſter Volkslieder entſtanden. Im hiſtoriſchen Volkslied, das allerdings ungenau wie jede mündliche Ueberkiefe⸗ rung iſt, wird beſonders der Krieg beſungen. Heute noch ſind Lieder, die den 30jährigen Krieg zum Inhalt haben, im Volks⸗ munde. Bei dieſen Liedern kommt es nicht auf das Hiſtoriſche, ſondern auf das rein Menſchliche an. Das Volk hat eine große Vorliebe für das Phantaſtiſche, Unwirkliche und hier findet man do⸗ aar noch heidniſche Reſte. Jeder Stand hat die ihm eigenen Lie⸗ der, beſonders der Soldat. Unſer Heer war vor dem Kriege eine beſondere Pflegeſtätte des Volksliedes. In die iyhriſchen Lieder, die ebenfalls nicht ſelten ſind, wir die Natur einbezogen ſie in Ver⸗ bindung mit menſchlichen Stimmungen gebracht. Die Liabe wird viel beſungen, die Ehe ſehr ſelten! Das echte Volkslied kennt keinen Verfaſſernamen. Freilich gibt es daneben eine Menge von Liedern, die zum Volksgut geworden ſind, bei denen der Verfaſſer bekannt iſt. Da ſich das Volkslied von Mund zu Mund fort⸗ pflanzt, wird die urſprüngliche Faſſung oft vom Volke umgeformt, bisweilen auch nur auf Grund von Hörfehlern. So wurde aus manchem Kunſtlied ſchon ein Volkslied. Wir brauchen nicht in Sorge zu ſein um unſer deutſches Volkslied, es lebt fort und er⸗ lebt gerade jetzt eine Wiedergeburt. Der hochintereſſante Vortrag fand den ſtärkſten Beifall und wurde von Prof. Fehrle als die Krone des ganzen Kurſus be⸗ zeichnet. Eine überaus anſchauliche Ergänzung erhielt der Vor⸗ Ein milde und ſicher wrlendes Abführmiktel ſind Jau.⸗Rat dr. Slrahl's Hauspillen, ſeit dem Jahre 1851 weltbekannt. Auch bei Haemorrhoidals⸗, Leber⸗ und Gallenſteinleiden vorzügl. bewährt. Von Aerzten und Patienten glänzend begutachtet. In Orig. Schacht. 3. und.% in den Apotheken. Sicher erhältlich: Mannheim: Hof⸗, Schwan⸗, Mohren⸗ Löwen⸗, Pelikan⸗ und Einhorn Apotheke. S91 Hier wußten die Darſteller mit einziger Ausnahme der jungen Friedel Nowak(Leonore Sanvitale) nicht recht zur Innerlichkeit der Geſtaltung vorzudringen und vermochten für die weſentlich lyriſchen Stunmungswerbe des Werkes nicht den Ton poſenloſer, menſchlich⸗ echter Beſeelung zu finden. So ermangelte die Aufführung uner⸗ achtet einiger feinabgetönter Epiſodenſzenen im W der über⸗ zeugenden inneren Notwendigkeit, die gerade hier auf die Ausdeu⸗ tung unwägbar ſeeſcher Veziehungen gegründet ſein müßte. 9 995 Heinrich Leis Literatur » Zeitſchrift für Muſik. Kampfblatt für jede deutſche Muſik und Muſikpflege. Septemberheft. Hauptſchriftleiter Dr. Alfred Heuß. Steingräber⸗Verlag, Leipzig. Der Leitartikel dieſes, dem Anden⸗ ken Anton Bruckners gewidmeten Heftes ſtammt aus der Feder des ausgezeichneten Bruckner⸗Biographen Mar Auer. Es iſt eine mit warmer Liebe und Vertrautheit mit allen Einzelheiten geſchrie⸗ bene Würdigung des Lebensganges und Werkes dieſes ſo lange ver⸗ kannten Großmeiſters der Sinfonie. Sieafried Kallenberg widmet gerade dieſer Verkennung, dieſemUnrecht an Bruckner, einige Worte, die nachdenklich ſtimmen künnen. Nicht nur mit der Vergangenheit rechnet Kallenberg ab, ſondern ſieht auch in der ge⸗ genwärtigen Kunſt mit ihrer Abkehr vom Ethiſchen, vom Exlebnis und dem Einſetzen des Colcüls und des bloß Techniſchen an die Stelle des Weſentlichen in der Muſik, des Gefühls, ein Verhängnis, welches die Wege zum Verſtändnis der Bruckner'ſchen Kunſt aufs Neue verſchüttet hat. Mit allerlei Brucknerfragen, ſo vor allem mit moderner Bruckner⸗Auslegung. beſchäftigt ſich der Hauptſchrift⸗ leiter des Blattes, Dr. Alfred Heuß, in einem Aufſatz, der u. g. zu einer ſcharfen Stellungnahme gegen jene Richtung führt, die Bruckner lediglich zu einem göttlichen Gefäß im Sinne mittelalterli⸗ cher ekſtatiſcher Muſik machen will. In einem Bericht über die Händel⸗Feſtſpiele in Göttingen unterzieht Dr. Rudolf Steglich die Hagenſche Textbearbeitung desKerxes einer energiſchen Kritik. Ebenſo energiſch geht Dr. Peter Epſtein gegen die Verballhornung von Purcell'sDido durch Bodanskyu vor. Weitere intereſſante Be⸗ richte: Bayreuther Feſtſpiele von Dr. Max Unger, Kammerkonzerte im Salzburger Mozarteum von Dr. Bernhard Paumgartner, Do⸗ naueſchinger Kammermuſikaufführung 1924 von Joſef Loßen⸗Freytag, Auſtrioca von Emil Petſchnig(Bericht über die Rieſenvorſtellung von VerdisAida unter Mascagni in Wien] beſchließen die Auf⸗ ſatzreihe. Eine Fülle von Beſprechungen(Bruckner⸗Literatur!). Be⸗ richten und Einzelheiten aller Art, von denen wir eine geiſtreiche Plauderei über moderne engliſche Muſik und ihre Komponiſten von S. K. Kordy hervorheben, vervollſtändigen den beſonders mannig⸗ faltigen Inhalt des Septemberheftes. Einen beſonderen Hinweis verdienen auch noch die beiden Bruckner⸗Bildniſſe, von denen das eine noch ganz unbekannt iſt, ſowie die dem Heft beiliegende wert⸗ lich gelang trotz Intendant Dr. Hagemanns perſönlicher Leitun die imKleinen Haus erfolgte Neuinſzenerung de Taff 9 volle Potenbejlage.n.